An Angels Passion von collie (News) ================================================================================ Kapitel 15: Am Tag danach ------------------------- Passion war doch recht erstaunt, als Saber in dieser Nacht leise in ihr Zimmer kam und zu ihr ins Bett kroch. Nachdem er, genauso wie die anderen drei, sie runtergeputzt hatte, dachte sie, dass er zumindest für heute nichts mehr von ihr hören oder sehen wollte. Gerade wollte sie etwas sagen, da drückte er ihr einen heißen Kuss auf die Lippen. Erst überraschte es sie, dann schmiegte sie sich an ihn und hielt ihn fest. Saber presste sie seinerseits ebenfalls an sich. Er würde sie heute Nacht bestimmt nicht loslassen. Er war viel zu erleichtert darüber, dass die Ereignisse der Mission so glimpflich ausgegangen waren und wollte ganz sicher nicht daran denken, was passierte wäre, hätte er sie nicht aufgefangen. Dass sie ihm so blindlings vertraut hatte, machte ihn unsagbar glücklich und dieses Glück und seine Erleichterung ließ er sie deutlich spüren. „Hat sie dich aufgebaut oder fertig gemacht?“ fragte Colt anzüglich grinsend, als Saber am nächsten Morgen, mit einem leuchtenden Knutschfleck am Hals und gut eine halbe Stunde zu spät, das Büro in der Polizeistation betrat. „Für gewöhnlich tun Frauen des Nächtens beides“, kommentierte Fireball ebenfalls grinsend. „Mein Liebesleben geht euch gar nichts an“, entgegnete Saber. „Ein Gentleman schweigt und genießt.“ – „Oho“ ertönte es von seinen Kollegen. „Klingt so, als hättest du was zu beichten, “ versetzte der Cowboy munter. „Jungs, wir haben zu tun, “ schaltete sich April dazwischen. „Hast du denn schon was gefunden?“ Damit trat Saber um den Tisch herum an den Laptop der Blondine und schaute aufmerksam auf den Bildschirm. „Na ja, “ antwortete die. „Wo sie die Kontaktlinsen herhaben, wird schwer nachzuprüfen sein. Eine Zeitlang war das der Renner schlechthin Da kann wirklich jeder an die Dinger gekommen sein, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Jetzt läuft das nicht mehr so gut. Bis jetzt habe ich noch keine verwertbaren Daten gefunden.“ – „Bleib dran. Vielleicht kommt doch noch was, “ gab der Recke zurück. Fireball nahm die Füße vom Tisch und setzte sich richtig auf den Stuhl. „Und was tun wir so lange?“ fragte er. „Die Verbrecherdateien durchstöbern“, entgegnete sein Boss. „Ich bin sicher, wir graben eine Gruppe aus, die diese Kontaktlinsen als Markenzeichen benutzt.“ Colt rollte die Augen. „Ich hasse Computerarbeit“, bemerkte er. Nickend nahm Saber dies zur Kenntnis. „Deshalb wirst du dich ans Telefon hängen und versuchen rauszufinden, wo man Helikopter auftanken kann und wann dies in der vergangenen Woche passiert ist. Vielleicht auch heute. Den Tank hast du ja gestern getroffen. Sie müssen also sich also Treibstoff besorgen und den Heli reparieren. Prüf also noch, wo, im Umkreis von Yuma, man einen Hubschrauber wieder in Ordnung bringen oder sich das notwendige Material beschaffen kann.“ Der Angesprochene erhob sich, salutierte scherzhaft und war mit einem „Zu Befehl“ verschwunden. Während Saber, Fireball und April an der Recherche brüteten, bemerkten sie Search, die auf dem Revier auftauchte. Durch die Glaswand ihres Büros konnten sie sie mit Andrew Heart reden sehen. Das Gespräch schien nicht gut zu laufen. Andrews Körpersprache und Mimik waren kühl und abweisend. Augenscheinlich war er enttäuscht von ihr. Searchs Augen zeigten Verzweiflung, auch wenn sie sonst sehr beherrscht wirkte. Andrew kanzelte sie schließlich ab. Die Weißhaarige musste einsehen, dass dies Gespräch keinen Sinn machte. Als sie wieder an dem Büro der Freunde vorbeiging um das Gebäude zu verlassen, sahen die drei Tränen in ihren Augen glitzern. Sie hatte Andrew nicht benutzt. Nicht nur. Sie liebte ihn wirklich. Doch er konnte ihr nicht so schnell verzeihen. Immerhin hatte er genug Gefühle für sie um sie nicht zu verhaften, wie er es eigentlich sollte. Mit einem unterdrücken Seufzer stand Saber auf und trat aus dem Büro. Als er bald darauf zurückkam, war seine Miene genauso unergründlich, wie beim Rausgehen. Fire und April tauschten einen kurzen Blick und entschieden sich, nicht zu fragen. Passion hatte Mühe der Lesung zu folgen. Die Ereignisse der letzten Nacht lenkten sie immer wieder ab. Der Überfall war so daneben gegangen und noch immer schalt sie sich dafür. Wie hatte sie nur so unüberlegt handeln können? Thomas hatte ihr immer gesagt, sie solle nicht so viel aus dem Bauch heraus agieren. Es sei denn, es ginge um Kunst. Da wäre es wichtig. Aber Passion hatte sich stets mehr von ihren Gefühlen leiten lassen, als von ihrem Verstand. Das war genauso oft gut gegangen, wie es schief gelaufen war. In letzterem Fall hatte ihr Verstand sie dann vor einer Bruchlandung bewahrt. Gestern hatte Saber das getan. Ohne ihn wäre sie jetzt platt wie ein Pfannkuchen. Saber. So nah wie ihm, hatte sie sich noch nie einem Menschen, außerhalb ihres Familienkreises, gefühlt. Er war ihr Gegenstück und ergänzte sie. Da, wo sie an die Decke ging und unbedacht vorgehen würde, behielt er einen kühlen Kopf und bremste sie aus. Obwohl, der kühle Kopf war gestern Nacht nicht benutzt worden. Versonnen lächelte sie vor sich hin. „Miss Sumatra. Was ist so lustig?“ Mit diesen Worten riss der Professor sie aus ihren Gedanken. „Ich meine, er erfreut mich sehr, dass sie sich ihre Unterbrechungen heute ersparen, aber komisch kann ich das nicht finden“, erklärte er. Einige Studenten kicherten leise, als Passion zerstreut ihre Mitschriften zusammen schob, während sie verlegen nach einer Antwort suchte. Dass sich der Dozent jetzt auch noch neben ihrem Tisch aufbaute, machte es ihr nicht leichter. „Also, Miss Sumatra. Welcher Tatsache verdanken wir Ihre Wortkargheit in der letzten Zeit?“ bohrte er weiter. „Der Tatsache, dass Schweigen manchmal mehr sagt, als tausend Worte“, gab sie zurück. Der Professor musterte sie skeptisch. Solche Töne war er von ihr nicht gewohnt. Zwar war sie eine gute Studentin, doch zeichnete sie sich vor allem durch Unterbrechungen, die in herzhaften Diskussionen endeten, aus, als dafür ruhig und unauffällig in einer Lesung zu sitzen. Er entschied sich, erstmal fortzufahren. „Kommen wir nun zurück dazu, Gefühle in Widersprüchen auszudrücken. Sie sollten sich für heute darauf vorbereiten.“ Bei diesen Worten kehrte er zu seinem Pult zurück. „Wer ist mutig genug, sein Werk vorzutragen?“ Schweigen. Niemand wollte. „Kommen Sie. Nur ein Gedicht, bevor die Stunde zu Ende ist, “ drängte er. Passion suchte in ihren Unterlagen. „Miss Sumatra“, hörte sie ihn rufen. „Wie wäre es mit Ihnen? Damit wir Sie nach so langer Zeit mal wieder reden hören, “ schlug er vor, würde aber keinen Widerspruch dulden. Das folgende unterdrückte Gelächter zeichnete ihr die Schamesröte ins Gesicht und ihre berüchtigte, unwillige Falte auf die Stirn, derweil sie hastig in ihrem Block nach dem geforderten Werk suchte. Da war es ja. Eilig hatte sie es heut morgen hin gekritzelt. Kaum hatte sie den Stift angesetzt, war es regelrecht aus ihr herausgeströmt. Sie trat an den Pult. Der Professor machte ihr Platz. „Trotz mir Wer hat die Wahl Irgendjemand sagte jeder Aber wer kann schon die Gefühle kontrollieren, die man hat Ich weiß, du bist jemand besonderes und das Verrückte daran ist Du bist in der Lage mich zu lieben trotz mir und meiner Art Ich bin nicht hier um zu sein wie andere mich gern hätten Ich lebe, wie ich mich fühle Ich sage, was ich denke ohne Rücksicht zu nehmen Manchmal in dieser bestimmten Laune geht mein Mundwerk mit mir durch und ich sage dir unschöne Dinge Wenn ich sauer werde weißt du, dass du besser gehst bevor dich irgendwas am Kopf trifft Du bist dennoch in der Lage bist mich zu lieben trotz mir Ich bin jedesmal überrascht wenn du mich anlächelst Du veränderst mich Du zeigst mir Dinge welche ich nur in meinen Träumen gesehen hatte Du legst Tränen in meine Augen von denen ich glaubte sie waren verloren Du gibst mir Wärme welche ich vor langer Zeit fühlte Du malst Bilder in Farben deren Existenz ich schon vergessen hatte Du veränderst mich zu jemand den ich schon begraben hatte Danke dafür Danke für dich und deine Art zu du zu sein“ Als Passion geendet hatte, herrschte Stille im Raum. Niemand war in der Lage, etwas zu sagen. Gespannt blickte sie sich um. So schlecht war sie? Dann hörte sie den Professor applaudieren. „Sehr schön. Auch, wenn Sie das Thema nicht ganz getroffen haben, “ sagte er. „Wer auch immer es war, der diese Veränderung in Ihnen hervorgerufen hat, geben Sie nur nicht wieder her.“ Dann entließ er die Studenten aus der Stunde. Bevor Passion ebenfalls ging, hielt er sie kurz zurück. „Miss Sumatra. Das war mein Ernst. Sie haben viele gute Arbeiten geliefert, seit Sie hier sind. Aber dieses Gedicht war das Beste.“ Überrascht sah sie ihn an und nickte verlegen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)