An Angels Passion von collie (News) ================================================================================ Kapitel 12: Geplänkel --------------------- Ähnlich wie Passion musste auch Search erkennen, wie zerbrechlich Vertrauen war. Zwar hatte Andrew Hearth geahnt, was los war, doch darauf gewartet, dass sie es von sich aus beichtete. Die Beziehung zwischen ihm und Search hatte mit V-Angels auftauchen begonnen. So fühlte sich Andrew erst recht betrogen und benutzt. Als Search zum Rasthof zurückkehrte, sah sie sehr unglücklich aus und verzog sich für den Rest des Abends in ihr Zimmer. Faith folgte ihr. So blieb die Arbeit im Lokal an Love und Passion hängen. Es gab viel zu tun. In der Hektik fiel Passion erst auf, dass Team Ramrod eingetreten war, als sie an deren Tisch stand und die Bestellung aufnahm. Trotz des Stresses riss Passion ihre gewohnten Sprüche. Nichts von den Vorfällen war ihr anzumerken. Das war bei ihrem Job hinderlich. Als sie die leeren Teller vom Tisch der Freunde abräumte und zu Love in die Küche schob, verließ diese den Arbeitsplatz. Mit zwei Küchenschürzen in der Hand trat sie zu den Starsheriffs und schob April und Fireball je eine zu. Verwundert blickten die beiden sie an. „Ich könnte etwas Hilfe in der Küche gebrauchen“, meinte sie grinsend. „Es sind heut nämlich schon Teller zu Bruch gegangen und jetzt geht mir das Geschirr aus.“ Ihr Zwinkern verriet, dass sie Bescheid wusste. Mit hochroten Köpfen und ohne einen Mucks erhoben sich die beiden und traten zum Küchendienst an. In der Küche fragte April: „Wieso wir?“ Grinsend hielt Love ihr den BH vor die Nase. „Keine meiner Schwestern trägt so etwas. Ihr vier seid die einzigen Gäste, die hier rein und raus spazieren, als wären sie zu Hause. Außerdem glaube ich nicht, dass Colt oder Saber das tragen. Wer bleibt da noch?“ Rasch und verlegen steckte April das verräterische Kleidungsstück weg und begann mit der Arbeit. „Wer weiß das noch?“ wollte Fireball wissen, während er sich die Schürz umband. „Außer mir und Faith? Niemand. Und so wird es auch bleiben. Komm, hilf mir mit den Beilagen.“ Love wies auf die Friteuse. Der Typ an der Bar starrte Passion unentwegt nach. Egal, wo sie war, seine Blicke klebten an ihr. Sie war es gewöhnt, aber bei Saber und Colt löste es Unbehagen aus. Männer, die dermaßen gierig hinter einer Frau herschauten, hegten meist gewisse Gedanken. Passion kanzelte seine Sprüche überlegen ab und hatte die Lacher auf ihrer Seite. Aus ihren grünen Augen blitzte der Schalk. Sie nahm den Mann nicht eine Sekunde ernst. Irgendwann blieben nur noch er und die beiden Freunde übrig. Alle anderen Gäste waren gegangen. Passion begann die Tische abzuräumen und zu säubern. Der Barhocker erhob sich, nahm sein Glas und schlenderte ihr hinterdrein. Saber und Colt rutschten auf ihrer Bank vor und beobachteten die Szene. „Subtrahier dich“, meinte Passion gelangweilt, als der Typ sein Glas auf die eben gereinigte Tischplatte stellte. Auf seinen irritierten Blick hin grinste sie „Zieh ab. Ich hab zu tun“ und wollte sich an ihm vorbeischieben, doch er griff nach ihrem Arm und hielt sie fest. Da sie in der anderen Hand das Tablett hielt, hatte sie jetzt ein Problem. Ihren so gefürchteten EKG konnte sie nicht anwenden. „Was soll das?“ Sie versuchte sich zu befreien. „Stell dich nicht so an, Puppe“, grinste er dreckig und legte seinen anderen Arm um sie. Er roch nach Bier. Angewidert verzog sie das Gesicht. „Du bis ja dicht“, stellte sie fest und versuchte sich von ihm abzuwenden. Er hielt sie jedoch umklammert. Colt und Saber erhoben sich und kamen auf die beiden zu. Passion hob ihr Knie, doch trotz seiner Trunkenheit reagierte der Mann schnell genug, fing ihr Bein ab und hielt es fest. „Du kleine Wildkatze.“ – „Pfoten weg“, fauchte sie böse. „Du hast sie gehört“, schaltete sich Saber ein. Der Kerl ließ Passion los und schob sie unsanft zur Seite. „Hast du `n Problem?“ fragte er angriffslustig. „Ja, wenn du dich an meiner Lady vergreifst“, erklärte der Blondschopf ruhig. Passion sah überrascht auf ihn. Hatte er Lady gesagt? Der Trunkenbold lachte dreckig. „Eine Lady? Die?“ Abfällig wies er auf Passion. „Und dann noch deine?“ Das schien ja noch viel lustiger zu sein. „Du hast doch nichts zu bieten, du Weichei.“ Er musterte Saber geringschätzig. Sie waren etwa gleich groß, doch er beinahe doppelt so bereit, wie der Schwertschwinger. Nicht alles an ihm waren Muskeln. Jetzt drehte er sich wieder zu Passion um. „Hör mal, Puppe, wenn der es nicht bringt, und das tut er sicher nicht, komm zu mir. Damit du weißt, was echte Männer leisten können.“ – „Nein, danke. Auf Rohrkrepierer keinen Bock, “ versetzte sie frech. „Das wirst du nicht mehr sagen, wenn du ihn erst mal hattest, “ grinste der Macho zurück. „Okay, das reicht.“ Saber wies auf die Tür. „Die Nacht ist noch jung. Such dir eine andere und hör auf, Passion zu belästigen, “ wies er den Bullen zurecht. „Oh, ich zittere schon.“ Verächtlich lachend verließ er das Lokal. „Er sollte mal der Stadtmatratze einen Besuch abstatten. Die nimmt jeden auf, “ bemerkte Passion bissig. „Wie bitte? Stadtmatratze?“ fragte Colt verwundert. „Ja. Sissi heißt sie. Auf der hat jeder schon gelegen.“ Sie brachte das Tablett hinter die Bar. „Eine bemerkenswerte Frau“, fuhr sie mit der Erklärung fort. Colt und Saber hoben fragend die Brauen. „Ich meine es ernst“, versicherte Passion. „Sie vereint vier Tiere in sich.“ Amüsiert grinsten die Freunde sich an. „Wie?“ fragte Colt und ahnte, dass er gleich lachen würde. „Na ja, “ begann Passion und räumte die Gläser in die Spülmaschine. „Sie treibt es wohl gern wie die Hunde. Hat Zähne wie ein Kaninchen, Höcker wie ein Kamel und einen Arsch, dass jedes Brauereipferd neidisch wird.“ Der Cowboy prustete los. Saber grinste unterdrückt und schüttelte, ihre Wortwahl tadelnd, den Kopf. „Ich hab nur zitiert, was die Leute sagen“, rechtfertigte sie sich munter, wohlwissend, was seine Geste bedeutete. Als Saber im Bett lag, wunderte er sich, dass Passion nichts zu seinem Eingreifen gesagt hatte, als der betrunkene Gast sie belästigt hatte. Er wunderte sich überhaupt, wie eine impulsive, vom Gefühl geleitete Frau es schaffte, so professionell vor der Kundschaft zu überspielen, dass sie Probleme hatte. Oder, so regte sich ein leiser Zweifel in ihm, hatte sie ihm was vorgespielt? Er hoffte nicht. Er wollte an die Echtheit ihrer Gefühle glauben. Er genoss ihre Nähe zu sehr. Colt fing, im Bett gegenüber, leise zu schnarchen an. Saber grinste. Der war ja schnell ins Reich der Träume gesegelt. Hoffentlich blieb der Schnarcher so leise, sonst würde das Einschlafen schwierig. Der Mond schien durch das Fenster und erleuchtete den Raum. Ein Geräusch an der Tür ließ Saber auffahren und aufhorchen. Stille. Nichts geschah. Er sank ins Kissen zurück. Doch dann öffnete jemand behutsam die Tür, schlüpfte hindurch und schloss sie rasch wieder. Im Schein des Mondes erkannte er: „Passion.“ Bekleidet mit Panties und einem hellen Shirt huschte sie zu ihm. „Was machst du hier?“ flüsterte er überrascht. „Ich konnte nicht schlafen. Darf ich zu dir?“ gab sie leise zurück. „Aber…“ begann er, doch sie beugte sich zu ihm hinunter und legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen. „Bitte sag einfach Ja, “ wisperte sie. Er rutschte ein wenig zurück und hob die Decke, damit sie darunter schlüpfen konnte. „Ich bin nicht allein hier“, erinnerte er sie, damit sie nicht auf unanständige Ideen kam. „Das hör ich“, kicherte sie gedämpft und schmiegte sich an ihn. Er sog ihren Duft ein und seufzte leise. „Ich hab mich noch gar nicht für deine Hilfe bedankt“, flüsterte Passion. „Wegen dem Typ. Schon gut.“ Sie kuschelte sich noch näher an ihn. Unwillkürlich hielt er den Atem an. „Ich war beeindruckt. Du bist nicht gleich auf ihn los gegangen, wie die meisten anderen das getan hätten.“ – „Ich bin nicht wie die anderen, “ zitierte er sie „Hmhm.“ Er spürte ihren warmen Atem auf seiner Brust. „Hast du überhaupt was an?“ fragte sie sanft. „Shorts“, raunte er zurück. „Es sollte auch so bleiben“, fügte er hinzu, als sich ihre Hände tastend nach unten bewegten. „Hmhm“, kam es zurück. „Du bist so warm“, murmelte sie an seiner Brust. Er strich ihr mit einer Hand durch das Haar. „Du auch.“ Doch sie schlief schon. Er lächelte leicht. Es war schön, sie zu spüren. Wohlig schloss er die Augen. Als er die Augen am folgenden Morgen aufschlug, blickte er auf Passions ruhendes Gesicht. Noch schlief sie. Die Lippen waren leicht geöffnet. Saber schmunzelte, als er ihr leicht auf die Nase stupste und sie im Schlaf damit wackelte wie ein Häschen. Er richtete sich auf, stütze sich auf einen Arm und linste zu Colt rüber. Der schlief auch noch. Wenigstens schnarchte er nicht mehr, stellte Saber zufrieden fest und schaute wieder zu Passion. Sie lag auch auf der Seite, ihm zugewandt. Ihr linker Arm ruhte auf der Bettdecke. Behutsam und langsam fuhr er von ihre Hand über den Arm, die Schulter entlang zu ihrem Hals und in ihr Haar. Sie seufzte verschlafen, also wiederholte er das. Diesmal nicht nur mit den Fingerspitzen, sondern mit der Hand. Als er von ihrem Hals zum Hinterkopf strich, schlug sie die Augen auf. „Ich bin wach,“ verkündete sie leise. „Hab ich dich geweckt?“ fragte er naiv. „So lass ich mich gern wecken,“ lächelte sie und kuschelte sich näher an ihn. Es war schön, so bei einander zu liegen. Keiner von beiden hatte große Lust aufzustehen. So blieben sie, sich gegenseitig liebkosend, im Bett. „Gegen einen flotten Dreier hab ich nichts.“ Mit dieser Aussage machte Colt klar, dass er nun ebenfalls wach war und die beiden im Auge hatte. Die Schmusenden schauten ihn überrascht an. „Statt Saber wär mir ein Mädel lieber,“ fügte Colt munter hinzu. „Ich glaub, Robin hätte da was dagegen.“ Der Verschmähte hob die Augenbrauen. Passion drehte sich zu Colt herum. „Ich teile eh nicht gern,“ versetzte sie. „Vergiss den Dreier.“ Das Grinsen des Cowboys wurde breiter und zweideutiger. „Schade, wirklich schade,“ neckte er. Saber rollte die Augen. „Sieh zu das du Land gewinnst, Colt. So blöde Sprüche so früh am Morgen kann ich nicht brauchen.“ Der Angesprochene schnitt eine Grimasse. „Ich vertrag euer Gekuschle vorm Frühstück auch nur schlecht,“ gab er zurück und richtete sich auf. „Passion, Augen zu.“ Unschuldig fragte sie zurück. „Wieso?“ – „Weil du meinen Prachtkörper ohnehin nicht verkraften würdest,“ entgegnete er keck. „Saber, halt ihr die Augen zu.“ Passion grinste. „Schon gut.“ Sie schloss die Augen gehorsam. „Ich will mich ja nicht totlachen müssen.“ Colt stand auf und griff nach seiner Hose. „Wieso? Den mickrigsten Körper unserer Truppe kennst du doch schon,“ parierte er, als er die anzog. „Colt ich schwör, ich war nicht bei dir im Bett.“ Passion hob die rechte Hand zum Schwur und grinste munter, trotz der geschlossenen Augen. Hinter ihr lies Saber sich ins Kissen fallen. „Ich würd mit den Kopfschmerztabletten gerne noch eine halbe Stunde warten,“ informierte er. „Die soll man nicht auf nüchternen Magen nehmen. Könnt ihr euer Geplänkel auf Nachher verschieben.“ Dann richtete er sich auf, drehte Passions Kopf zu sich und raunte ihr zu. „Musst du wirklich dauernd Konter geben?“ Sie schlug die Augen auf und lächelte ihn an. „Ich kann auch was anderes geben, aber wir sind nicht allein.“ – „Bin schon weg, das will ich doch gar nicht sehen, will ich nicht.“ Im nächsten Moment fiel die Tür hinter Colt ins Schloss. Erstaunt schaute Passion ihm nach. „Ach, das war der Zauberspruch,“ grinste sie. „Das hat er schon nicht mehr gehört,“ entgegnete Saber ebenfalls grinsend. Passion wand sich wieder dem Recken zu. „Nur schade, das wir sein Schnarchen hören mussten,“ bemerkte sie und fuhr ihm mit den Fingern kraulend über die Brust. Er schloss genüsslich die Augen. „Das war vergangene Nacht noch harmlos. Der kann noch viel lauter,“ murmelte er zurück. „Dann schlage ich vor, dass du heute Nacht bei mir schläfst, damit du auch mal deine Ruhe hast,“ meinte Passion beiläufig. Saber nickte, öffnete die Augen und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Lippen. Sie erwiderte ihn. Wieder glitt seine Hand von ihrem Arm zur Schulter. Sanft aber bestimmt drückte er sie rittlings auf die Matratze. „Bist du sicher, dass ich dann wirklich zum Schlafen komme?“ fragte er dabei und ließ seine Finger über ihr Dekolleté wandern. „Nicht, wenn du so weitermachst,“ murmelte sie und umschlang seinen Hals. Erst hatte er geglaubt, er träume, als sie zu ihm ins Bett geschlichen war und auch, als er aufwachte und sie neben sich liegen sah. Er wollte das genießen. Aber im bevor er dazu kam, schrillte Faith‘ Stimme durch die Flure. „Passion, verdammt. Steh auf. Du kommst zu spät zur Uni.“ Die Gerufene riss die Augen auf, schob Saber leicht zurück und spähte zur Uhr. „Scheiße,“ fluchte sie entsetzt. „Ich komm echt zu spät.“ Damit sprang sie aus dem Bett, schoss durchs Zimmer und riss die Tür auf. „HÄ???“ Der entgeisterte Ruf kam gleichzeitig von Search, Faith und Love. Passion blieb irritiert im Türrahmen stehen und starrte verblüfft auf ihre Schwestern. Die standen vor ihr und realisierten nicht wenig fassungslos, dass ihre Jüngste eben aus dem Zimmer eines Mannes kam. Aufgescheucht durch den Schrei fanden sich auch April, Fireball und Colt ein um zu sehen, was so schockierend war. Saber schlüpfte in seine Hose und spähte hinter Passion hinaus. Keine der drei Schwester brachte einen Ton hervor. Der Rotfuchs wusste ebenfalls nicht, was sie sagen sollte. Die vier Starsheriffs schwiegen gebannt. Dann begann Faith‘ rechte Augenbraue zu zucken. Love flüsterte: „Ich hab euch doch gesagt, die ist verknallt.“ Faith quiekte irritiert zurück: „Ja, aber in den?“ Search fand als erste ihre komplette Fassung wieder. „Und? Was geht es dich an?“ Damit kehrte sie auf dem Absatz um und verschwand in ihrem Zimmer am Ende des Flures. Love grinste. „Lass uns gehen, Faith. Langsam wird das peinlich.“ Doch die stand da, als wäre sie zur Salzsäule erstarrt. „Sie kommt aus dem Zimmer eines Mannes…“ stammelte sie. „Ja,“ bestätigte Love die Feststellung. „… in ihrem Schlafzeug …“ – „Ja.“ – „ … mit zerzausten Haaren … - „Ja.“ – „… er hat auch nicht viel mehr an …“ – „Ja.“ Jetzt brauste Love auf. „Herrgott Faith. Jetzt stell dich nicht so an. Es wurde ja langsam mal Zeit, dass sie jemanden für sich findet.“ Immerhin war Faith jetzt in der Lage, den Kopf zu drehen. Sie schaute verwundert auf Love: „Aber den Stockfisch?“ fragte sie dann. „FAITH,“ schrie die Blondine. Die Grünhaarige griff sie bei den Schultern und schüttelte sie verzweifelt. „Du verstehst nicht, was dass bedeutet. Ich muss mir `nen neuen Spruch für Passions Grabstein einfallen lassen. ‚Ungeöffnet zurück‘ hat sich jetzt erledigt.“ Passion und Love ließen ihre Köpfe schlaff sinken. „Wenn du sonst keine Probleme hast …“ Passion löste sich endlich aus der Tür und trollte sich in ihr Zimmer. Love schüttelte den Kopf. „Ich hab grad Kopfschmerzen bekommen,“ erklärte sie. „Die kann man raufv…“ Loves Hand hinderte Faith am weitersprechen. „Nein, kann man nicht. Nicht heute. Du darfst auf dem Sofa schlafen,“ erklärte sie ungerührt und stapfte in die Küche. „Auf dem Sofa? Warum? He, Schatz, warte.“ Sie lief ihr nach. Erst jetzt brachen die vier Freunde in schallendes Gelächter aus. Sie sanken auf den Boden und rangen nach Atem. Passion kam aus ihrem Zimmer, bereit für die Uni. Saber rappelte sich auf, als er sie sah. Sie drückte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. „Ich muss. Der Professor wartete nur auf einen Grund, mir die Rübe endgültig runter zu reißen.“ Damit war sie auch schon raus. Gleich darauf hörte man Reifen quietschen. Search trat aus ihrem Zimmer. Sie trug einen dunkelgrünen Hosenanzug und weiße Absatzschuhe. „Wie sehe ich aus?“ wollte sie wissen. Saber blickte sie verständnislos an. „Professionell,“ erwiderte April. „Ist heute irgendwas besonderes?“ Die Weißhaarige nickte. „Zwei Vertreter kommen heute. Es geht um die Werke. Ihr wisst schon. Dass worüber wir geredet haben.“ Colt, Fire und April nickten. „Also dann.“ Search winkte kurz. „Ich muss“ und weg war auch sie. „Worüber habt ihr geredet?“fragte Saber und sah streng auf seine Kollegen. Wenn sie was besprochen hatte, warum wusste er, als ihr Vorgesetzter, nichts davon? „Weißt du, Saber,“ meinte Fireball mit einem schiefen Grinsen. „Es ist wirklich schwer, dich als Boss ernst zunehmen, wenn deine Hose noch offen ist.“ Saber schoss die Schamesröte ins Gesicht. Er wand sich ab und schloss die Hose. Seine Kameraden lachten vergnügt. „Das kann ja heiter werden,“ murmelte der Recke. „Ist es schon,“ krähte Colt munter. „Hat angefangen, als ich dich und deine Lady hab kuscheln sehen.“ – „Moment,“ schaltete sich Fireball ein. „Was treibt ihr eigentlich?“ fragte er grinsend. „Bin ich grad auf dem Beichtstuhl gelandet?“ fragte Saber zurück. „Noch nicht, aber das können wir ändern.“ Lachend schlug Fire ihm auf die Schulter. „Ich brauch was zu futtern,“ meldete April und erlöste so ihren Boss aus seiner unangenehmen Lage. Als Passion am späten Abend in den Rasthof zurückkehrte, registrierte die wenig begeistert die Frau an der Bar, die sie erst gestern Colt und Saber beschrieben hatte. Sissi trug wie gewohnt enge Jeans, aber diesmal eine helle Bluse unter der ein schwarzer BH hervorleuchtete. Ein sicheres Zeichen dafür, dass sie auf Beute aus war. Unterdrückt schnaufte Passion und taxierte den Raum. Faith bediente. April half ihr dabei. Es war relativ ruhig in dem Restaurant. Hauptsächlich waren Stammgäste anwesend. Es war nicht leicht für den Rotschopf sich darauf zu konzentrieren, denn ihr Hauptaugenmerk galt den drei Herren, die neben Sissi an der Bar saßen: Colt, Fireball und Saber. Vor allem aber störte sie, dass dieses Flittchen offensichtlich den Recken anbaggerte. Jetzt legte die ihm auch noch die Hand auf die Schulter. Höchste Zeit einzugreifen. „Hi, Sissi, “ grüßte sie freundlich lächelnd. Doch dieses Lächeln gefror auch gleich wieder. Passion presste zwischen den Zähnen hervor. „Was zur Hölle machst du denn hier?“ Amüsiert hoben die drei Freunde die Augenbrauen. Da dürfte gleich ein hübscher Schlagabtausch zwischen einer eifersüchtigen Passion und ihrer erklärten Rivalin folgen. Zunächst klimperte Sissi süß mit den Augen. „Hi. Saber und ich haben uns gerade über Hemingway unterhalten. Er schreibt ja so schön romantisch, “ schmachtete sie. Passion hob missbilligend die Augenbrauen. „Hemingway?“ wiederholte sie. „Der Schwachkopf war ein Alkoholiker, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, bei Picasso abzuhängen und das zu poppen, was der nicht geschafft hat“, klärte sie dann auf und fügte spitz hinzu. „Würdest du dich nicht auf dem Rücken liegend durchs Studium ackern, wüsstest du das auch.“ Beleidigt riss Sissi die Augen auf und fuhr sich durch ihr feines, hellbraunes Haar. „Du tust ja gerade so, als hätte ich während des Studiums noch nie ein Buch gelesen“, entgegnete sie verstimmt und mimte die ungerecht Behandelte. „Lektüren wie ‚Die Braut des Highlanders‘, und ‚Die Geliebte des Highlanders‘ kann man wohl schlecht als literarisch wertvoll bezeichnen. Das ist Papierverschwendung und kein Buch. Da geht es ja doch nur um Clifforts pulsierendes Glied, “ erwiderte Passion sachlich. Prompt parierte die Brünette. „In dem Roman, den ich gerade lese, heißt die Hauptperson aber nicht Cliffort.“ Passion schenkte ihr einen vorwurfsvollen Blick, hob die rechte Augenbraue und fragte: „Wen interessiert der Name, wenn das Glied nur pulsiert?“ Colt, Fire und Saber glucksten erheitert. „Warum musst du mich immer fertig machen?“ wollte Sissi scheinbar tief verletzt wissen. „Ja, ich werde dafür in die Hölle kommen“, räumte Passion beiläufig ein. „Aber du wirst von Gott persönlich ein Paar großer, weißer Flügel bekommen.“ Die Angesprochene tappte ihr prompt in die Falle. „Nur gute Menschen werden Engel“, bestätigte sie. „Wer sagt, dass du ein Engel wirst?“ – „Na, du. Grad hast du doch gesagt, ich würde Flügel bekommen. Also werde ich deiner Auffassung nach ein Engel, “ erwiderte Sissi irritiert. „Nee,“ berichtigte Passion. „Eine dumme Gans. Wenn ich nämlich nur halb so viele Typen abschleppen würde, wie du, würde ich anfangen mich dafür bezahlen zu lassen, “ fügte sie hinzu. „Ich bin keine Hure, “ brauste die Brünette auf. „Stimmt. Du bist ein blödes Flittchen. Jede Hure ist clever genug fürs Kartenspielen auch abzukassieren.“ Empört warf Sissi den Kopf zurück. „Das hör ich mir nicht länger an.“ Sie hängte sich ihre Tasche über die Schulter und rauschte zur Tür. „Warte“, rief Passion ihr nach. „Du hast was verloren.“ Sie hob eine Packung mit Kapseln zur Nahrungsergänzung empor und las den Druck darauf. „Biotin? Für was soll das denn gut sein?“ hakte der Rotfuchs nach. „Für schönes Haar“, gab die Gefragte an der Tür herablassend zur Antwort. „Oh, dann solltest du es nehmen.“ Damit warf Passion ihr die Schachtel zu. Diese fing sie ungeschickt auf und verließ schnaubend das Restaurant. Faith schenkte ihrer Schwester einen belustigten Blick. „Ich hab einen tollen Spruch für ihren Grabstein. ALLZEIT BEREIT, “ verkündete die Punkerin. „Ich hab was besseres, “ grinste Passion. „SIE WAR GUT ZU VÖGELN.“ Alles lachte. „Also hör mal“, mahnte April. „Über Tote nur Gutes.“ Schulterzuckend entgegnete der Rotschopf. „Ach was. Abkratzen kann sogar Sissi.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)