An Angels Passion von collie (News) ================================================================================ Kapitel 8: Unangenehme Erkenntnis --------------------------------- Am folgenden Morgen saßen die Starsheriffs in Colts und Sabers Zimmer zusammen und durchforsteten die Kataloge mit Various‘ Werken, die er fertiggestellt oder auch nur skizziert hatte. Nach was sie suchten, hatte Saber ihnen nicht gesagt. Nur, dass sie die Entwürfe nicht unberücksichtigt lassen sollten. Die Stimmung war einigermaßen gespannt, seit April ihnen ihre Theorie über Passion offen gelegt und Fireball das ganze mit seinen Vermutungen über Faith gewürzt hatte. Colt und Saber wollten sich nicht davon überzeugen lassen. Beide nur deshalb, weil sie gefühlsmäßig noch stärker an Passion gebunden waren, als Fire und April. Vor allem sah die Blondine es objektiver, als ihre Kollegen, da Faith ihre Skepsis gleich am ersten Tag erregt hatte. Saber war so vertief in seinen Katalog, dass er zunächst nicht mitbekam, wie sich ein Streit zwischen Colt und Fire und April entspann. Fireball legte seufzend sein Exemplar aus der Hand. „So geht das nicht“, meinte er. Colt hob den Kopf. „Was meinst du?“ Fireball lehnte sich gegen das Bett vor dem er saß. „Ich meine, dass du und der Recke ein Problem mit dem Kreis der Verdächtigen habt. Du ganz offenbar, weil vor dir eh kein Rock sicher ist und Saber, weil er Passion noch ein bisschen mehr mag, als er zugibt, “ erklärte er. Der Cowboy hob die Schultern. „Wie auch immer du darauf kommst, es stimmt nicht. Es ist einfach so, dass ihr keine Beweise für eure lustige Theorie habt, “ versetzte er lässig. Jetzt schaltete sich April ein. „Wäre die Theorie auch nur halb so lustig, wie du meinst, würde ich drüber lachen. Siehst du mich lachen? Nein, also. Streng deine grauen Zellen an, Cowboy, “ schlug sie sich auf Fireballs Seite. „Vielleicht bist du nur voreilig, Süße? Oder neidisch. Eine Art Zickenterror der besonderen Art, “ grinste der Angesprochene. „Neidisch? Worauf?“ Die Blondine runzelte die Stirn. „Search ist mit einem Polizisten zusammen. Der gibt ihr unabsichtlich die richtigen Infos und sie hat Zugang zu Museumsunterlagen. Faith bastelt nicht nur gerne mal an Autos sondern auch an Stromleitungen rum. Und unsere ehemalige Jugendmeisterin Passion ist verdammt gelenkig. Die Mädels wissen genau, was und wie sie es machen müssen. Sei doch nicht blauäugiger als du ohnehin bist, wenn es um Frauen geht, “ führte sie ihm noch einmal ihre Theorie vor Augen. Colt quittierte das mit einer wegwerfenden Handbewegung. „Und das Motiv?“ hakte er nach. „Keine von den Dreien hat auch nur im Ansatz ein Motiv für die Diebstähle. Geld kannst du streichen. Die sind ja so arm nun auch wieder nicht.“ Fireball legte seinen Arm um seine Freundin und unterstützte die gemeinsame Überzeugung. „Aber irgendwas verbindet sie. Das kannst du nicht abstreiten. Ich tippe da auf Valerius. Sie haben ein Motiv, ich weiß nur nicht, welches. .Die Schwestern sind ein eingespieltes Team, Colt. Egal, ob im Rasthof oder bei Diebstählen.“ Doch der Scharfschütze beharrte auf seinem Standpunkt wie die beiden ihm gegenüber. „Ich fass es nicht, wie sehr sie dir das Hirn damit vernebelt hat. Matchbox, ehrlich. Aber nicht immer hat die Frau Recht, mit der du durch die Laken turnst.“ April biss sich auf die Lippe. Das war fies. Sofort nahm der Rennfahrer sie in Schutz. „Dir vernebeln eher Frauen das Hirn, mit denen du durch die Laken turnen willst, Kuhtreiber. Ich bin nicht Aprils Meinung, weil ich auch heute noch meinen Spaß haben will, sondern weil sie Recht hat. Du willst es nur nicht sehen. Da hat sich wohl schon einiges nach oben hin zu stauen angefangen, “ konterte er ebenso unkameradschaftlich. Colt schnappte sofort. „Was soll denn das wieder heißen, du Turbopfeife? Mein Verstand ist völlig klar. Die Schwestern sind ein Haufen toller Mädels und sie haben ganz sicher nichts damit zu tun. Da kommen noch ganz andere Leute in Frage. Wir wissen nur noch nicht welche.“ Tatsächlich fiel dem Temperamentvollen die sachliche Debatte schwer, da er die kleine Rothaarige sehr ins Herz geschlossen hatte. „War ja klar, dass du wieder keine Gegenargumente hast“, griff Fireball augenblicklich die Schwachstelle an. „Ein Haufen toller Mädels sieht auch anders aus. Die benutzen den Rasthof nur als Tarnung, Partner! Und wie gut sie dabei sind, merkt man an Säbelschwinger hier. Der sieht gleich noch weniger als du!“ Der ließ den Katalog fallen, welchen er in der Hand hatte, und starrte mit aufgerissenen Augen darauf. Er hatte das Bild gefunden, von dem Passion gestern gesprochen hatte. „Was ist, Boss?“ Colt sah ihn erstaunt an. „Ich glaube, da ist grad ein Groschen gefallen.“ Mit diesen Worten angelte April sich das Nachschlagewerk. „Das sind die fünf Gründe zum leben, “ meinte Saber atemlos. Seine Kollegen starrten auf die offene Seite. Die Skizze zeigte eine Frau, die an einem Tisch in einem Raum saß. Sie trug eine Kette mit einem Kreuz um den Hals. Auf dem Tisch lag ein aufgeschlagenes Buch. Hinter ihr im Kamin brannte ein Feuer und an der Hand, auf der sie das Kinn stützte, steckte ein Ehering. „Das muss seine Familie sein“, vermutete April. „Da, das Kreuz, der Glaube – Faith. Das Buch auf dem Tisch – eine Metapher für Wissen und lernen – Search. Das Feuer im Kamin, ein Symbol für Leidenschaft – Passion. Und der Ring steht für die Liebe – Love. Die Frau auf dem Bild muss seine Ehefrau gewesen sein. …“ Bevor April das weiter ausführen konnte, und noch näher an unangenehme Wahrheiten kam, unterbrach Colt sie. „Und was sagt uns das?“ Saber antwortete sachlich: „Das sagt uns nur, dass sie eine Familie sind.“ Dabei versuchte er dieses unschöne Gefühl zu verdrängen, dass ihn beschlich. Woher hatte Passion davon gewusst? Sie hatte das Bild nicht ohne Grund erwähnt. Aber was war der Grund? Fireballs skeptische Frage war auch nicht erwünscht in Sabers Ohren. „Warum grade das Bild?“ Irritiert kam es zurück. „Was meinst du?“ Der wies auf die aufgeschlagenen Kataloge, die im Zimmer verstreut lagen. „ Wie kommst du grad auf das Bild da? Es gibt wohl mehr als tausend Bilder, die auch in Frage kommen könnten.“ Der Blondschopf wusste, dass dies eine Berechtigung hatte. „Passion hat es gestern erwähnt“, gestand er. Sein Pilot nickte nüchtern. „Ah ja! Sie hat sich verraten.“ Colt erhob Protest. „Das ist doch unlogisch. Warum sollte sie?“ Fire rollte die Augen. „Jemand zuhause?“ wollte er wissen und wies auf dessen Oberstübchen. „Weil sie es stehlen wird vielleicht“, meinte er dann. Colt versetzte hitzig. „ V-Angel kündigt ihre Raubzüge per Visitenkarte an. Das passt doch nicht ins Schema, “ brauste der Scharfschütze doch mit einer gewissen Logik auf, bevor er böse wurde. „Außerdem ist das eine Skizze und kein fertiges Bild. Siehst du das nicht? Was ist los mit dir? Hat April das letzte bisschen Hirn raus geblasen?“ Der Rennfahrer sprang auf und riss den Cowboy am Kragen auf die Füße. Das war ganz eindeutig zu viel des Guten. April und Saber sprangen ebenfalls auf. Energisch fuhr der Recke zwischen die beiden Streithähne. „Das reicht. Auseinander. Fireball, lass ihn los.“ Der gehorchte mit düsterer Miene dem Befehl. „Dass dir mal deine Gefühle im Weg stehen, hätte ich nicht gedacht.“ Enttäuscht blickte der Rennfahrer auf seinen Vorgesetzten. „Nein“, wies der den Vorwurf so gut er konnte von sich. „Ich halte mich nur an die Fakten. Und Fakt ist wohl nur, dass dieses Bild auf eine Verbindung zwischen Various und den Schwestern hinweist. Das müssen wir prüfen. Aber noch hat keiner V-Angel gesehen. Wir wissen noch nicht, wer sie ist. So lange wir nichts als Indizien haben, sind weder Search noch Faith noch Passion schuldig an den Verbrechen. Können wir uns darauf einigen?“ Was für eine Gradwanderung. Saber staunte über sich selbst. Er wollte noch nicht glauben, dass Passion in diese Angelegenheit involviert war. April schob ihren noch brodelnden Freund in Richtung Tür. „Ja“, sagte sie. „Ich hoffe für dich, Saber, dass wir Unrecht haben.“ Damit verschwanden die Beiden aus dem Raum. Wenn die Gefühle ihres Vorgesetzten das waren, wofür April sie hielt, konnte sie nur zu gut verstehen, was in ihm vorging. Er hatte sich womöglich in eine Diebin verliebt. Wenn sich das bewahrheiten würde, musste es ihm gewaltig den Boden unter den Füßen wegziehen, vor allem da er ein sehr aufrichtiger Mensch war. Es musste ihn in Gewissenskonflikte bringen. Dass ihm die Vorstellung nicht behagte, musste selbst der größte Idiot verstehen. „Madonnas Freude“ ist mein – V-A „Heute Nacht erwischen wir sie. Dann werden wir sehen, wer sie ist, “ meinte Saber. Die Falle war ausgeklügelt und sie alle hofften, sie würde zuschnappen. Ähnlich wie beim Diebstahl des „Schatz der Prärie“ glitt eine Gestalt von der Decke hinab. Die elektrischen Sicherheitsvorkehrungen überwand die Erscheinung behände und ohne Probleme. Ebenso fachkundig und lautlos wurde das Gemälde aus dem Rahmen genommen und in die Bildrolle verstaut. Die Wachen in der Dunkelheit erwarteten, dass der Rückzug über das Dach erfolgte, da auf dem Weg zum Eingangsbereich zwei verschiedenen Fallen aufgestellt waren. Tatsächlich spannte sich ein Drahtseil durch den Raum zur Glasdecke, wo es im Rahmen zwischen zwei Glasscheiben verankert war. Geräuschlos trafen die Füße auf der Scheibe auf. Dann wurde das Stück nach außen gedrückt und der Dieb schlüpfte hin durch. Darauf hatten sie gewartet. Kaum erhob sich die Gestalt in der Dunkelheit, gewahrte sie drei Männer mit Jetpacks um sich herum. Das Zögern machte deutlich, dass V-Angel darauf nicht gefasst war. Aber … das waren doch Männer. Bis eben hatte die Diebin einen unförmigen Umhang umgehabt, jetzt fiel der auf die Kuppe. Im Mondlicht zeichnete sich ihre schöne, weibliche Figur ab. Sie würden nicht wagen, eine Frau anzugreifen. Einen Momentlang belauerten sie sich gegenseitig. Dann schlug V-Angel einen Salto durch die Lücke zwischen Saber und Colt. Im blendenden Licht eines Scheinwerfers verloren sie sie aus den Augen. Aber sie kannten den Plan und flogen in die Richtung, in der sie die Diebin vermuteten. Der kleine Vorsprung und die Dunkelheit gaben der Flüchtigen einen Vorteil. Jedoch verrieten Kampfgeräusche ihnen, dass sie April in die Arme gelaufen war. Als Colt, Fireball und Saber ihre Kollegin erreichten, war von der Kriminellen nichts zu sehen. „Folgt mir“, rief die Blondine. Je näher sie dem Rasthof kamen, desto unbehaglicher fühlte sich Saber. Er betete um einen Irrtum von April und Fireball. Mit Schwung traten sie in die Küche der Gaststätte, die als einziger Raum noch erleuchtet war. „Habt ihr sie noch alle.“ Faith stellte sich ihnen in den Weg. Außer ihr waren noch Love, Passion und Search anwesend. Die kräftige Blondine drückte dem Rotfuchs ein Kühlkissen auf die Stirn. „Was ist los?“ wollte Fireball wissen und ignorierte Faith‘ Frage. „Ach“, erwiderte Love gedehnt. „Passion hat sich an der Arbeitsplatte den Schädel gestoßen.“ Die vier Starsheriffs sahen sich um. Kein Hinweis auf eine Diebin, ihre Ausrüstung oder ihre Beute. Sie setzten ihre Helme ab. April fixierte Passion. Warum trug sie nicht wie sonst, eines ihrer bauchfreien Tops? Sie trug ein ganz gewöhnliches Poloshirt, wie auch Love, wenn sie in der Küche arbeitete. „Wir haben gerade V-Angel verfolgt“, antwortete sie. „Ich hab die Diebin getreten. Ich hab sie am Bauch erwischt.“ Damit trat sie rasch auf Passion zu und schob deren Shirt nach oben. Allen Anwesenden klappte der Kiefer nach unten. Da prangte ein leuchtendes, und sicher schmerzhaftes, Hämatom leicht links von Passions Piercing zwischen der oberen und der linken Linie ihres Kreuz-Tatoos. Der Fleck hatte die Form vom Absatz des weiblichen Starsheriffs. „Sie hat sich am Wasserhahn gestoßen“, versuchte Faith das sofort zu erklären. „Das glaub ich nicht“, gab Fireball ruhig zurück. Nicht mal Colt und Saber konnten der Erklärung etwas Glaubhaftes abgewinnen und letzterer versuchte es wirklich sehr. Passion und Search tauschten einen Blick. „Du bist V-Angel“, stellte April schließlich fest. Passion sah zu Boden. „Ja.“ Dieses kleine Wort schlug ein wie eine Bombe. Jeder aus dem Team Ramrod hatte sich gewünscht, das alles ein Irrtum war. Doch Passion bestätigte den unangenehmsten Verdacht. Saber hatte das Gefühl den Halt zu verlieren. Jetzt ging ihm auf, was all diese Andeutungen bedeutet hatte. Jetzt musste er der Tatsache ins Gesicht sehen. Sie war wirklich die Diebin. Ihm lagen so viele Fragen auf der Zunge, die er stellen wollte, doch nicht ein Ton kam aus seinem Mund. Das konnte er nicht fassen. Die Enttäuschung in seiner Miene konnte er nicht verbergen. Der Rotschopf schaffte es nicht, ihm in die Augen zu sehen. Keiner der Starsheriffs brachte es fertig, dass zu tun, was getan werden musste. Es tat allen weh. Der Blondine gelang es als erstes, ihre Gedanken etwas zu ordnen. Leicht seufzend fragte sie. „Du weißt, dass ich dich verhaften muss?“ Passion nickte schlicht. April zückte ihre Handschellen. „Wo ist das Gemälde?“ Ihre Niedergeschlagenheit machte sie distanziert und sachlich. „Kein Wort ohne einen Anwalt.“ Passion hielt ihr die Arme hin. Die Fesseln klickten. April schob ihre Gefangene aus der Küche und damit an den Jungs vorbei. Verlegen sah die zu Saber, wand aber den Blick ab, als sie in seinem Gesicht nur Trauer und Bedrückung lesen konnte. Es war schwer zu sagen, wem von beiden das Herz mehr blutete. Auch April fühlte sich schlecht dabei. Sie schätzte ihren Boss, nicht nur als solchen, sondern auch als Freund. Sie wollte nicht, dass er verletzt wurde. Aber genau das, war eben passiert. Colt starrte fassungslos auf den Rotfuchs. Wie hatte er sich in ihr nur so täuschen können? Er war bereit gewesen sogar seinen Hombre zu verprügeln, hätte der weitere Verdächtigungen ausgesprochen. Unbewusst schüttelte der Scharfschütze den Kopf. Wieso? Faith im Hintergrund wollte Einspruch erheben, doch Search hielt ihr den Mund zu und schenkte ihr einen bedeutungsvollen Blick. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)