An Angels Passion von collie (News) ================================================================================ Kapitel 4: Neugier ------------------ April beobachtete die Schwestern so genau und unauffällig wie möglich. Seit Faith ihr am ersten Abend so harsch über den Mund gefahren war, war ihre Neugier erwacht. Weibliche Intuition – anders war das wohl nicht zu erklären, aber April war sich sicher, dass es ein Geheimnis um die Schwestern gab. Was für eines wollte sie herausfinden. Das nächste, was sie stutzig machte, war der liebvolle Umgang, den ganz besonders Faith und Love miteinander hatten. Unter dem Gesichtspunkt der Blutsverwandtschaft, war das vollkommen abwegig, sonst hätte April Stein und Bein geschworen, dass die beiden Frauen ein Paar waren. Ein Liebespaar. So aber schloss die Blondine, dass ihr Instinkt sie hier belog. Also, welches Geheimnis hüteten die Vier? Als hätte sie die Frage ausgesprochen und in der Breitschaft ihr eine Antwort darauf zu geben, setzte sich Passion zu ihr an den Tisch. Verwundert blickte April die Rothaarige an, die eben die Post geholt hatte und die Briefe nun auf den Tisch legte. Die Blondine las die Namen. An: Search Wisdom. An: Faith Mallory. An: Love Hodges. An: Passion Sumatra. Komisch. „Ihr seid alle schon verheiratet?“ fragte sie verblüfft, wegen der verschiedenen Nachnamen. Passion musste lachen. „Himmel, nein. Das sind unsere Geburtsnamen, “ erklärte sie. Das ging dem weiblichen Starsheriff nicht ganz auf. „Entschuldige, aber was verbindet euch dann als Schwestern? Ihr seht so unterschiedlich aus und vier unterschiedliche Geburtsnamen? Das kann kein übertrieben treuer Vater gewesen sein.“ Passion nickte. „Ich weiß, wir könnten kaum unterschiedlicher sein. Aber Papa war treu. Wir vier sind allesamt adoptiert. Love und ich haben am gleichen Tag Geburtstag und liegen genau 12 Monate auseinander, vom Alter her. Das funktioniert biologisch gar nicht. Unsere Eltern haben unsere Geburtsnamen so belassen, damit wir, wenn wir alt genug sind, unsere leiblichen Eltern ausfindig machen können.“ April wurde rot vor Verlegenheit. „Heute löse ich Colt mit dem Fettnäpfchen erwischen offenbar ab, “ stammelte sie. „Das wusste ich nicht. Verzeih, ich hab mich, wie gesagt, so gewundert, weil ihr vier so unterschiedlich seid.“ Doch Passion war in keinster Weise eingeschnappt oder verletzt. „Schon okay“, grinste sie munter. „Steht uns ja nicht auf der Stirn geschrieben.“ – „Aber wenigstens versteht ihr euch alle gut. Ist ja nicht mal bei blutsverwandten Geschwistern garantiert, dass sie sich mögen, “ meinte die Blondine darauf. Passion spielte mit einer Strähne ihres Haares und antwortete unbestimmt. „Was wir durchgemacht haben, verbindet ...“ Seltsam. Man konnte glatt den Eindruck gewinnen, dass sie einen auf was hinweisen wollte. Oder doch nicht? Vorsichtig hakte Ramrods Navigatorin nach. „Ich stell mir das wahnsinnig schwierig vor, herauszufinden, dass man adoptiert wurde.“ Die Angesprochene lehnte sich im Sitz zurück. „Hm, ich war 12, als uns es unsere Eltern gesagt haben. Wir waren alle vier auf einem Internat. Der gleiche, der gezahlt hat. Vier unterschiedliche Mädchen. Das war ein interessantes Gesprächsthema und sorgte für viel Wirbel. Zwangsläufig mussten sie es uns sagen. Aber das hat halt auch sehr verbunden. Wir waren viel Spott und Hohn ausgesetzt, aber wir leben noch, “ informierte sie. April nickte langsam und verstehend. Das erklärte wohl auch ihre Abneigung gegen Adlige und Reiche, die Passion Saber gegenüber an den Tag legte. „Das glaub ich dir aufs Wort. Aber ich bin fasziniert davon, wie gut ihr euch versteht. Das ist schön zu sehen, wenn ich ehrlich bin, “ gab sie zurück und dachte lächelnd daran, dass es fast wie bei der Ramrodbesatzung war. Auch der Rotschopf lächelte versonnen. „Im Internat hatten sie es ganz besonders auf Love abgesehen. Sie war nicht die schlankste und sportlichste. Ich hatte da mehr Glück. Mich haben sie bald in Ruhe gelassen.“ April lachte vergnügt. „Ich hab schon von Saber gehört, dass du ziemlich schlagkräftig bist.“ Sofort verzog Passion den Mund. Das passte zu einem Snob, wie dem. „Tratscht der alles breit?“ fragte sie verstimmt und schüttelte den Kopf. Das musste sie klar stellen. „Ich war in der Sportgruppe für rhythmische Gymnastik und nicht beim Kampfsport.“ Die Navigatorin nahm ihren Boss in Schutz. „Saber hat keine Geheimnisse vor seinen Freunden. Und auch, wenn es ihm peinlich ist, dass es eine Frau geschafft hat, ihm eins überzuziehen, erzählt er es,“ sagte sie. „Kein Kampfsport also? Ich hab Karate gelernt, ist bei den dreien manchmal ziemlich hilfreich.“ Das berichtete sie, damit Passion nicht den Eindruck gewann, sie befände sich im Verhör. „Na, wenigstens war es ihm peinlich,“ grinste die und wechselte in Aprils eingeschlagene Richtung. „Hast du Titel gewonnen, mit Karate?“ Die Gefragte schüttelte den Kopf. „ Titel hab ich keinen. Ich hab nie an Wettkämpfen teil genommen.“ Verlegen lächelnd fuhr sie fort. „Trotz meines schwarzen Gürtels, legt mich Fire spielend auf die Matte.“ Spitzbübisch grinste Passion. „Auf welche?“ Ihr war nicht entgangen, dass da etwas zwischen der Blondine und dem erwähnten jungen Mann lief. Sie zwinkerte heiter. „Ich hab an Wettkämpfen teilgenommen, vom Internat aus“, meinte sie dann, als sie die tiefere Röte im Gesicht der Frau ihr gegenüber sah. „Auf die Sportmatte.“ Das musste April einfach noch dazusagen bevor sie sich erkundigte: „Warst du gut?“ Passion wiegte den Kopf und schob beiläufig die Briefe zu einem Stapel zusammen. „Ich denke schon. Ich war Jugendmeisterin der rhythmische Gymnastik.“ Es sollte nicht so eingebildet klingen. Anerkennend pfiff April leise. „Wow. Wieso findet man dich heute als Kellnerin in einer Raststätte? Wo du doch so gut warst?“ Bei der folgenden Antwort spürte sie beinahe körperlich das Ausweichen der anderen und runzelte innerlich die Stirn. Hier gab es eindeutig etwas zu verbergen. „Da gab es viele Gründe. Der Ruhm beim Sport kann schnell verblassen, wenn man Pech hat. Ich wollte ein zweites Standbein. Also habe ich angefangen zu studieren und ich liebe Literatur. So ein Studium bezahlt sich nicht von allein, wie du dir ja denken kannst, darum jobbe ich hier. Der Rasthof gehört eigentlich Faith und Love und die waren gern bereit, mir einen Job zu geben.“ Gut, das klang plausibel. Trotzdem manifestierte sich in April der Verdacht, dass unter den Schwester etwas nicht stimmte. „Der geht eigentlich ganz gut, was ich bis jetzt so mitbekommen hab.“ Sie hoffte, dass sie bei Passion keinen Verdacht erregte, der ihre Tarnung gefährden würde. „Wir können nicht klagen. Na ja, die beiden hätten manchmal gern mehr Freizeit, aber sonst, “ Passion seufzte bei dem Gedanken an die Klagen der Schwestern, was diesen Punkt betraf. Dann fragte sie: „Was arbeitest du?“ Beinahe wäre April vor Schreck zusammen gezuckt. Mist, warum war sie auf eine solch selbstverständliche Frage nicht vorbereitet gewesen? Die universale Antwort „Ich bin Wissenschaftlerin“ reichte Passion nicht. Sie wunderte sich, weshalb eine Wissenschaftlerin, die ganz sicher ein vernünftiges Einkommen hatte, länger als nötig auf einem Rasthof blieb, wenn sie in einem weit bequemeren Hotel bleiben konnte. Doch ehe sie April deshalb empfindlich in die Mangel nehmen konnte, wurde sie von Love gerufen und verschwand. Unweigerlich atmete die Blondine auf. Das war knapp gewesen. Und interessant. Sie bemerkte die Briefe, die Passion hatte liegen lassen, und einen Block, mit Aufzeichnungen aus der Uni, wie sie beim durchblättern feststellte. Eine Seite erregte ihre Aufmerksamkeit besonders. „Worte an einen Angehörigen“ – so lautete das Thema. Dein Ich bin dein Engel Anders hast du mich nie genannt Ich gleite durch Tag und Nacht Um bei dir zu sein Ich finde dich nicht Dein Engel leidet Hörst du mich? Dein Engel Leidet Dein Engel ist stark Dein Engel wird gleiten Durch Tag und Nacht Um bei dir zu sein Ich bin dein Ohne darüber nach zu denken, riss April das Blatt aus dem Block und blätterte die Seite um. Dort stand ein weiterer Vers. Er fiel ihr auf, weil er hastig geschrieben und kaum zu entziffern war. Ich will dich nicht mögen Du gehörst zu denen, die meist lügen Wir stehen auf Augenhöhe Aber du bist nicht wie ich Dass gestatte ich dir nicht Also lächle mich nicht an Und bring mich nicht dazu Zu handeln und zu sprechen Wie ich es in deiner Gegenwart tu Ich will dich nicht mögen Ich hasse dich Leider nicht Gut, dass war nicht ausgereift und fertig, aber grinsend wurde April klar, dass diese Zeilen wohl Saber galten. Auch dieses Blatt riss sie raus. Das würde sie ihm bei Gelegenheit zeigen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)