Vorbei von PinkLady18 ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Hey!^^ Hier präsentiere ich euch also meine neueste FF, ich bin noch am Überlegen, ob ich den einzelnen Kapiteln Überschriften gebe, auf jeden Fall bin ich gespannt auf eure Reaktionen dazu. Es wird wieder aus Sakuras Perspektive beschrieben und die Handlung baut sich anfänglich nur langsam auf, allerdings ist das alles beabsichtigt und gewünscht, ihr sollt euch Stück für Stück in Sakuras Leben einfinden können, damit ihr sie besser versteh könnt. Ich habe lange überlegt, ob ich dieses Kapitel jetzt schon hochstelle oder damit warte, bis ich die FF für mich bereits beendet habe, damit ich nicht solche Fehler wie bei "Der Trank der wahren Gefühle" mache aber ich denke, die Zeit ist reif, ihr dürft sehen, was ich da zustande gebracht habe, immerhin bin ich euch auch noch drei Kapitel im Voraus ;-) Also, lasst es auf euch wirken und sagt mir eure Meinung, ich freue mich riesig.^^ *Pizza und Getränke hinstell* Viel Spaß^^ 1 Müde tastete ich mit einer Hand über meine Bettdecke, zu meinem Nachttisch, griff nach dem Verursacher dieses penetranten Klingelns und sorgte mit einem Knopfdruck für Ruhe. Als wäre nichts geschehen, drehte ich mich wieder auf die andere Seite, klopfte das Kissen zurecht und gab mich wieder dem Schlaf hin. Schlaf… Ein geräuschvolles Poltern vor meiner Zimmertür, wie konnte es anders sein, das machte sie jeden Morgen. Also legte ich mir, auch wie jeden Morgen, das Kissen über den Kopf, bemüht, nicht alles mitzuhören. Es half nicht. Mürrisch zog ich das Kissen fester über die Ohren aber sie war einfach zu laut. Ich hatte schon länger das Gefühl, sie tat das mit Absicht, obwohl sie jedes Mal, wenn ich auch nur einen kleinen Verdacht in diese Richtung äußerte, alles abstritt und mir ein schlechtes Gewissen machte, weil ich ihr so etwas zutraute. Und jetzt fing sie an zu singen, das tat sie regelmäßig wenn sie ihre Zahnbürste in der Hand hatte und nach der Zahnpasta suchte. Wie sie die andauernd verlegen konnte, war mir ein Rätsel, allerdings gehörte sie ja auch zu diesen Menschen, die während sie ihre Zähne putzen mit der Zahnbürste durch die Gegend laufen. Ich kniff die Augen zusammen aber sie hatte schon wieder gewonnen, ich war wach, obwohl ich am liebsten noch drei Stunden geschlafen hätte. Einen Moment blieb ich so liegen, unternahm den hoffnungslosen Versuch, einfach alles zu ignorieren und weiterzuschlafen, dann seufzte ich laut und riss das Kissen vom Kopf. Stärker als nötig, warf ich es auf mein Bett und rieb mir die Augen. Ich war ein Morgenmuffel, durch und durch und dadurch, dass sie so ein furchtbar glücklicher Morgenfreund war, überlegte ich nicht das erste Mal, ob wir vielleicht doch getrennte Wohnungen haben sollten… Meine Tür wurde aufgerissen. Das Grauen. „Guten Morgen, Sakuraaaa-chan!“ Meinen Namen betonte sie besonders gut gelaunt. Oh man. Jetzt blieb sie stehen und legte den Kopf schief. „Was ist denn mit dir los? Du siehst irgendwie…ein bisschen erschöpft aus.“ Meine Augenbrauen senkten sich bedrohlich. „Das, meine liebe Ino, hast du erstaunlich gut erkannt und noch viel besser ausgedrückt, meinen Glückwunsch, wir machen Fortschritte.“ Ohne ein weiteres Wort, ließ ich sie stehen und schlurfte zum Bad, allerdings war sie nach wenigen Schritten schon wieder hinter mir. „Saku, wie oft müssen wir denn noch darüber sprechen, dass du endlich was für dich tun sollst? Du bist total überlastet, arbeitest viel zu viel, du musst mal wieder etwas ausspannen, dich erholen, all diese Dinge.“ Besorgt schwatzte sie mir das alles ins Ohr, ging dabei neben mir her und schaffte es irgendwie, selbst dabei noch munter zu klingen. Ich hasste frühe Morgen… „Ino.“ Irgendwo dazwischen zu kommen war viel zu schwer, also fuhr man bei Ino am besten damit, sie einfach zu unterbrechen, auch wenn das nur bei wenigen Leuten effektiv war. Bei mir war das glücklicherweise der Fall, bei Shikamaru, Inos Freund, ganz und gar nicht. Ich blieb stehen und wendete mich meiner besten Freundin zu. „Hör gut zu, ich weiß, dass du dir Sorgen machst und dass du mich am liebsten irgendwo auf einer einsamen Insel beim Nichtstun sehen würdest aber es geht mir gut. Ich arbeite gern und ich mache nicht zu viel, ich bin ein Morgenmuffel, das weißt du und deine verflucht gute Laune ist dabei einfach nicht besonders hilfreich. In einer Stunde, nach einer Dusche und einem starken Kaffee, bin ich in der Lage, mit deiner Stimmung umzugehen aber nicht jetzt.“ Einen Moment war sie still und ich seufzte noch einmal. Das war nicht mein Tag. Sie holte tief Luft und ich stellte Prognosen auf, dass es sicher noch schlimmer ging. „Ich weiß.“ Nichts weiter? Verwirrt starrte ich sie an und bei ihrem breiten Grinsen kehrte mein mürrischer Gesichtsausdruck zurück. „Na dann.“ Mit einem weiteren Schritt machte ich die Tür hinter mir zu und genoss die friedliche Ruhe. Das war es, was ich benötigte, um in den Tag zu kommen. Nach einer kurzen Dusche, die mich allerdings umso mehr wach machte, zog ich mich an, band meine Haare zusammen und griff nach meinem Kajal. Ein kritischer Blick in den Spiegel zeigte mir, dass meine Haare schon wieder zu lang geworden waren, ich mochte meinen Kurzhaarschnitt aber ich hasste Frisörbesuche. Wenn Ino mich nicht von ihren Fähigkeiten mit einer Schere umzugehen unterrichtet hätte, hätte ich auch darauf verzichten können, allerdings hatte ich mit dieser Frisur, die sie mir als „modern“ verkaufen wollte, wie eine Vogelscheuche ausgesehen und seitdem musste ich wie alle anderen auch dorthin gehen. Tja und weil ich diese Tage hasste, waren meine Haare schon wieder über die Schultern hinaus gewachsen. So konnte ich mir zumindest einen normalen Zopf machen… Nach einer halben Stunde kam ich aus dem Bad und war bereit, mich Ino ein zweites Mal auszusetzen. Langsam ging ich in die Küche und fand sie erstaunlicherweise an einem voll gedeckten Tisch wieder, während sie mich fröhlich anlächelte. Sie war natürlich auch schon wieder fertig angezogen, war ja klar, sie stand immer um Vier auf und weckte mich um Zehn nach Fünf, wenn mein Wecker bereits von mir zum Schweigen gebracht worden war. Ich strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und setzte mich mit hochgezogenen Augenbrauen dazu. Fragend wanderte mein Blick von den frischen Brötchen, über den gepressten Orangensaft zu ihrem strahlenden Gesicht und ich zog die Augenbrauen noch höher. „Äh. Was ist hier los?“, fragte ich unsicher. Sie freute sich diebisch über meinen Blick. „Saku. Ich sagte doch schon, du musst dich entspannen und dazu gehört vor allem und an erster Stelle ein gutes Frühstück. Ich habe mir lange genug angesehen, wie du jeden Morgen Reste vom Vortag verschlingst, bloß weil du keine Zeit mehr hast und länger schlafen willst. Also hast du hier jetzt mal was Vernünftiges zum Essen.“ Meine Augenbrauen sanken herab und bildeten eine Falte über meiner Nase. „Die Reste vom Vortag reichen mir vollkommen und es liegt nicht daran, dass ich zu wenig Zeit habe oder länger schlafen will. Gut, sagen wir eher, dass ich es nicht kann, weil eine Freundin von mir, ich nenne besser nicht ihren Namen, mir jeden Morgen, pünktlich um Zehn nach Fünf meine Tür eintritt und mich mit ihrer wundervollen Laune überfällt.“ Sie sah mich an, als ob ich noch nicht fertig war. „Ich mag diese Freundin.“, fügte ich mit einem verständnisvollen, allerdings noch etwas halbherzigen Lächeln hinzu. „Aber-es-ist-einfach-zu-früh.“, betonte ich jede Silbe einzeln. Es schien sie kein bisschen zu kümmern, überhaupt nicht. „Fertig?“ Ich nickte schwach. „Gut, hier vorne steht der O-Saft und ganz nebenbei, den wirst du auch trinken, da ich ihn eine Viertelstunde lang abgeschmeckt und gepresst habe, hier ist Marmelade, hier Käse, hier Wurst…“ Sie unterstrich ihre Worte mit Handbewegungen, die sehr stark denen einer übereifrigen Verkäuferin ähnelten, die ihre Ware bestmöglich präsentieren wollte. „Diese Brötchen…“ Sie nahm eins hoch und wog es in ihrer Hand. „…habe ich um halb Fünf, sechs Straßen von hier gekauft, weil es dort die allerbesten gibt und sie sogar mit Tüchern umwickelt, damit sie warm bleiben. Diesen speziellen Kaffee habe ich auch extra gekauft und dafür Milchschaum gemacht, weil diese widerliche, schwarze Brühe, dir nicht gut tut und außerdem war ich noch kurz im Laden und habe dir einen Zweig Kirschblüten mitgebracht, weil du die so gern hast und jetzt, meine liebe Sakura…“ Ihre Augen funkelten mich herausfordernd an, nach dem Motto: Versuch es nur, du hast keine Chance. „…wirst du all das essen und trinken, damit du nicht mehr so furchtbar ausgemergelt und erschöpft aussiehst. Ich werde daneben sitzen und schön darauf achten, dass auch alles weg kommt, außerdem leiste ich dir Gesellschaft. Lass es dir schmecken.“ Ich hatte echt nicht die Kraft, so früh am Morgen vor allem, gegen ihre furchtbare Autoritätsstimme anzureden und auch nicht, mich ihr zu wiedersetzen, also griff ich nach einem Brötchen und bat sie stumm um das Messer dazu. Mit einem noch viel größeren Lächeln reichte sie es mir und schenkte sich selbst noch etwas Kaffee ein. Warum gewann sie eigentlich jedes Mal? „Also jetzt sag mal Sakura, wie lange warst du gestern wieder im Krankenhaus?“, fragte Ino nach einer Weile und ich schluckte erstmal den Bissen Brötchen herunter. Abwiegeln war die beste Methode um gegen ihre vorwurfsvollen Blicke anzukommen. „Ach, gar nicht so lange, wirklich nicht, Tsunade hat mich früh weggeschickt, ich war danach noch mit ein paar Leuten unterwegs und dann bin ich müde ins Bett gefallen.“, berichtete ich artig. Jetzt runzelte sie die Stirn und obwohl ich nun nicht mehr ihrer wundervollen Laune ausgesetzt war, hatte ich das Gefühl, dass das doch besser war als dieser Moment. „Noch weggegangen also? Mit wem denn?“ Sie beugte sich etwas vor und sah mir direkt in die Augen, das tat sie immer, wenn sie herausfinden wollte, ob ich log und leider bekam ich meine Tarnung bisher noch nicht besonders gut hin. Ich wendete mich wieder meinem Essen zu und trank nebenbei einen Schluck O-Saft, nur um dann beiläufig zu sagen: „Ach, ein paar Leute halt, die kennst du bestimmt noch nicht, wir haben doch gerade wieder einige Anfänger im Krankenhaus, da sind viele dabei, die ich hier noch nie gesehen habe.“ „Lüge.“, sagte sie bloß und ich verschluckte mich halb. „W…was?“ Sie zuckte mit den Achseln. „Du lügst, Sakura, ich frage mich echt, wieso du das immer wieder bei mir versuchst, ich kenne dich schon ewig, ich weiß, was du gestern gemacht hast.“ Ich ahnte Böses… „Du hast gearbeitet und wenn ich im Halbschlaf richtig auf die Uhr geschaut habe, dann bis um halb Eins.“ Ich sagte ihr besser nicht, dass ich ihre Uhr, bevor ich gegangen war, um eine Stunde zurückgestellt hatte, nur um sie wieder richtig einzustellen, als ich sicher war, dass sie schlief… Ein schwerer Seufzer ihrerseits holte mich aus meinen Gedanken. „Saku, ich will nicht, dass du so viel arbeitest, du machst schon viel mehr, als das Krankenhaus von dir erwarten darf und trotzdem, es scheint dir nie genug zu sein. Ist ja schön und gut, wenn du deine Arbeit so gern machst, ich mag sie ja auch aber du brauchst mehr Schlaf, das kommt nicht nur dir sondern auch deinen Patienten zugute.“ Empört mischte ich mich ein. „Meine Patienten leiden kein bisschen darunter, ich tue alles, was wichtig für sie ist und überprüfe alles mindestens zweimal.“ Sie lächelte halbherzig. „Ich weiß. Das habe ich ja auch nicht gemeint. Es geht vielmehr darum, dass sie alle dich so gern haben und auch bemerken, wie erschöpft du aussiehst und wie viel Arbeit du hast. Sie machen sich Sorgen und dabei kennen sie dich kaum.“ Was sollte ich dazu sagen? „Okay, lassen wir das für heute Morgen, in einer halben Stunde müssen wir los und du hast noch nicht genug gegessen. Beeil dich, ich sammele währenddessen schon mal unsere Sachen zusammen.“ Sie stand auf und ließ mich am Tisch zurück. Im Flur konnte ich schon wieder hören, wie sie herumtrampelte und keine Rücksicht auf die Nachbarn nahm, die sicher nicht so früh aufstehen mussten wie wir und so oft zwangsweise geweckt wurden… Mit einem Kopfschütteln aß ich den letzten Rest und räumte den Tisch ab. Ohne Ino wäre ich vermutlich niemals pünktlich aber seit wir zusammen wohnten, war ich kein einziges Mal mehr zu spät gekommen. Mit einem Lächeln betrachtete ich den Kirschblütenzweig in der Vase auf dem Tisch. Ino mochte eine furchtbare Frohnatur und viel zu scharfsinnig und dabei genauso nervig sein aber ihre Ideen waren die liebevollsten, die ich kannte… Nach nur zwanzig Minuten waren wir beide schon fertig und standen etwas ratlos im Flur. Wir waren zwar nie zu spät dran aber zu früh eigentlich auch nicht, das war eine Premiere für uns beide und so schenkten wir uns gegenseitig fragende Blicke. „Sollen wir einfach schon los gehen?“, fragte sie mich achselzuckend. Ich nickte nur und so nahmen wir unsere Taschen und ich schloss hinter uns ab. Wir hatten Sommer, es war also schon früh morgens hell aber immer wieder war ich erstaunt, wie wenige Leute uns begegneten, wenn wir uns auf den Weg zur Arbeit machten. Ich hatte immer die Vermutung, dass die meisten ihre Läden bereits um diese Zeit vorbereiteten aber anscheinend nahmen viele das nicht so eng… Ino lachte leise neben mir und ich sah mich fragend zu ihr um. Anscheinend waren wir doch nicht die einzigen, die schon wach waren, denn vor uns, auf einer Mauer, die normalerweise vollkommen in der Sonne und etwas abseits lag, fanden wir Shikamaru, der wie immer abwesend die Wolken betrachtete. Kopfschüttelnd blieben wir vor ihm stehen, er schien uns noch nicht bemerkt zu haben und als Ino mir verschwörerisch zuzwinkerte, konnte ich mir schon denken, was sie vorhatte. Sie lehnte sich zu ihm vor, hielt ihm die Augen zu und gab ihm einen sanften Kuss auf die Lippen. Er erschreckte sich dabei so sehr, dass er beinah von der Mauer gefallen wäre, konnte sich dabei nach einigem Schwanken doch noch halten und schaute nun verwirrt und gleichzeitig leicht verärgert zu uns herauf. Ich konnte mir ein Lachen wirklich nicht mehr verkneifen und während Ino ihn löcherte, warum er so früh morgens auf einer Mauer lag um die Wolken „anzustarren“, wie sie es nannte, stellte er mal wieder auf Durchzug und wartete geduldig, bis er auch mal etwas sagen durfte. Ich gab Ino ein Zeichen, dass ich schon vorgehen wollte und ließ die beiden allein. Auch wenn es den Anschein machte, dass sie sich immer nur stritten und auf die Nerven gingen, waren sie bereits seit drei Jahren zusammen und wenn man sie gut kannte, wusste man, dass sie ein wirklich glückliches Paar waren. Ich gönnte es ihnen von Herzen, sie hatten wirklich lange genug dafür gebraucht und nach einer ganz und gar unschönen Geschichte mit Temari, die gar nichts dafür konnte und bei der Ino angenommen hatte, dass diese einen Verführungsversuch von Shikamaru gestartet hatte, war es tatsächlich die große Überraschung, dass die beiden doch ein Paar geworden waren. Mit einem Lächeln und wesentlich besserer Laune kam ich vor dem Krankenhauseingang an und traf auf eine beinah leere Eingangshalle. Die Cafeteria war noch zu und auch an der Rezeption saß niemand, allerdings stellte ich mal wieder fest, dass Shizune auf den Sitzbänken direkt daneben geschlafen hatte. Die Ärmste hatte in letzter Zeit auch wirklich alle Hände voll zu tun… Vorsichtig setzte ich mich neben sie und betrachtete einen Augenblick ihre Augenringe und ihre verstrubbelten Haare, dann legte ich eine Hand auf ihre Schulter. „Hat Tsunade dich also wieder die ganze Nacht arbeiten lassen.“ Sofort schreckte sie hoch, obwohl ich sehr leise gesprochen hatte und sah sich hektisch um. „Tsunade? Wo? Sie hat doch nicht nach mir gerufen, oder?“ Ich nahm meine Hand herunter und schaute sie mitleidig an. Die Hokage hatte sie echt unter ihrer Fuchtel… „Shizune, ich bin die Einzige, die momentan hier ist, Tsunade schläft sicher auch an ihrem Schreibtisch. Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe aber ich wollte dich nicht hier liegen lassen. Du solltest nach Hause gehen, dich erstmal richtig ausschlafen und dich von Tsunades Herumgescheuche erholen.“ Langsam beruhigte sie sich wieder und sah mich dann aus müden Augen an. „Ach, tut mir leid, Sakura, ich bin völlig kaputt, Tsunade hatte noch so viele Briefe und Dokumente zu verschicken und dann kommt doch bald der Kazekage, eine Menge muss vorbereitet werden und ich weiß gar nicht wo mir der Kopf steht…“ Sie seufzte schwer. „Nicht, dass ich nicht ohnehin schon genug zu tun hätte.“, zwinkerte sie mir zu. Ich lächelte zurück. „Also los Shizune, ich weiß in etwa Bescheid, was noch alles zu tun ist. Ino ist auch gleich hier und dann regeln wir das schon. Tsunade nimmt es dir sicher nicht übel, wenn du endlich mal wieder nach Hause kommst und außerdem muss ich ohnehin nochmal mit ihr sprechen, weil sie dir immer so viel aufhalst, du bist ihre Assistentin, nicht ihre Dienerin.“ „Tsunade halst eher dir zu viel Arbeit auf, ich sehe dich eigentlich auch nur noch hier, kommst du überhaupt noch zu etwas Privatleben?“ „Genug, mehr als mir lieb ist, Shizune.“, sagte ich lachend und schob sie zur Tür. Eigentlich wollte sie noch protestieren aber als Ino dazu kam und mir lautstark zustimmte, ergab sie sich und machte sich müde auf den Weg zu ihrer Wohnung. „Also echt, Tsunade ist eine Sklaventreiberin, sie jagt dich ständig herum und Shizune sowieso, wie gut, dass ich nicht auf eurer Station bin.“ Ino hatte mal wieder ihr Lieblingsthema gefunden und während ich nach ein paar Akten und Klemmbrettern hinter dem Tresen griff, hackte sie munter noch immer darauf herum. Geistesabwesend drückte ich ihr die Hälfte in die Hand und sie lief schwatzend neben mir her, während ich mich zu den Plänen aufmachte, die die Schwestern schon sehr früh morgens aufhängten, noch wesentlich früher als wir aufstehen mussten. Für heute hatte ich offensichtlich wieder volles Programm und auch Ino musste sich nicht beschweren aber ich konnte es kaum erwarten, anzufangen, denn etwas Besseres als diese Arbeit konnte ich mir schon lange nicht mehr vorstellen. Der enge Kontakt zu den Patienten hier im Krankenhaus, immerzu andere Fälle und jeden Tag neue Dinge, die man lernen konnte – einen schöneren Job konnte ich mir nicht wünschen. Zwar war ich erst seit einem knappen halben Jahr fest angestellt, allerdings hatte ich diesen Moment schon lange herbeigesehnt und mit Aushilfsarbeiten und Praktika die Wartezeit verkürzt. Seit Tsunade mich das erste Mal hierher mitgenommen hatte, wusste ich, dass ich nichts anders wollte, als mit anderen Medical-Ninjas genau hier zu sein und Leben zu retten. Und Ino hatte glücklicherweise eine ähnliche Sichtweise, sodass ich meine beste Freundin nicht nur bei mir in der Wohnung hatte sondern auch sehr oft während der Arbeit traf und deshalb schon oft die Pausen verlängert und mir nur noch mehr Patienten und Akten aufgehalst hatte. Aber wie schon gesagt, ich konnte mir nichts anderes wünschen. „Halloho? Sakura, wo hast du deinen Kopf? Ich habe dich jetzt zum dritten Mal gefragt, wann du zu Tsunade gehen willst, um über eure Arbeitsbedingungen zu sprechen. Ich meine, so langsam sollte sich da mal etwas getan haben, sie hat es ja schon mehrere Male versprochen. Oder soll ich vielleicht zu ihr gehen? Ich bin sicher, ich kann sie dazu bringen, endlich etwas zu ändern…“ Ein eifriges Glitzern zeigte sich in Inos Augen und ich hob beschwichtigend die Hände. „Schon gut, schon gut, ich gehe, irgendjemand muss sie ja sowieso wecken…“ Sie brach in lautes Gelächter aus, ehe sie wieder anfing über diese „unfähige Trinkerin“ zu schimpfen. Wie wahr, wie wahr… Vor ihrer Bürotür zögerte ich einen Moment. Seit einiger Zeit hatte sie es umverlegt und hielt sich jetzt nur dann noch im Hokagebüro auf, wenn es wirklich wichtig war. Ansonsten fand man sie überwiegend hier, in ihrem geliebten Krankenhaus, in welchem sie sich wirklich mit Herz und Seele um alles kümmerte. Wenn sie uns hart arbeiten ließ, dann arbeitete sie doppelt so hart, ob sie überhaupt einmal nach Hause ging, bezweifelte ich, denn eigentlich fand man sie zu jeder Tages- und auch Nachtzeit nur in diesem Büro. Wen wunderte es da, wenn sie auf ihrem Tisch lag, die zuletzt gelesenen Akten und Briefe noch vor der Nase und vor Erschöpfung irgendwann eingeschlafen war? Als ich diesmal eintrat, schlief sie tatsächlich. Ich machte ein paar Schritte nach vorn, schloss die Tür leise hinter mir und stellte mich vor ihren Schreibtisch. Mit etwas Geschick zog ich einen Zettel unter ihrem Kopf hervor. Die aktuelle Missionseinteilung für die Genin, kein Wunder, dass sie dabei nicht hatte wach bleiben können… Bevor ich sie weckte, legte ich den Zettel zurück, nahm etwas Abstand ein und richtete meinen Blick auf ihren Kopf, der von ihrem blonden Haar vollkommen verdeckt war. Ich erhob die Stimme ganz leicht und versuchte einen freundlichen Ton anzuschlagen, was sogar ganz gut gelang, obwohl ich doch selbst noch müde war. „Tsunade? Aufstehen?“ Keine Reaktion. Wie immer, ich hatte es ja versucht… „TSUNADE!!! AUFSTEHEN, JIRAYA HAT MIT NARUTO DAS KRANKENHAUS DEMOLIERT!“ Und ja, sie war hellwach. Wie sonst auch kam ihr gleich die Erkenntnis, dass ich das Ganze erfunden hatte, allerdings hatte ich ihr mittlerweile oft genug erklärt, dass sie anders nicht zu sich kam und somit überging sie das wie jedes Mal. „Morgen, Sakura.“, sagte sie grimmig und ich wartete auf den nächsten Satz. „Kaffee, bitte.“ Oder eher Worte. „Schon gut, ich habe schon welchen dabei.“ Sie schaute dankbar auf die Tasse mit dampfendem, schwarzem Kaffee auf ihrem Tisch und seufzte erleichtert. Meine Güte, sie war noch sehr viel abhängiger von dem Zeug als ich. Immerhin besser als der ganze Sake, den sie nun allerdings nur noch am Wochenende trank, mit wenigen Ausnahmen, weil sie ansonsten nicht länger im Krankenhaus arbeiten durfte. Von der Geschichte wollte ich lieber gar nicht anfangen… „Sag mal, Sakura…“ Tsunade sah kurz von ihrer Tasse auf und schaute sich um. „Wo ist Shizune und warum bringst du mir meinen Kaffee?“ Womit wir bei dem eigentlichen Thema waren. „Ich habe sie völlig überarbeitet und total erschöpft in der Eingangshalle gefunden und zusammen mit Ino dazu überredet nach Hause zu gehen. Sie muss sich ernsthaft ausschlafen, Tsunade, sie sah schlimm aus.“ „Ja, den Gedanken hatte ich gestern auch schon. Allerdings bin ich dann wohl eingeschlafen, ehe ich sie fort schicken konnte…“ „Das macht aber auch nichts, ich habe auf dem Plan nachgesehen, für heute war sie nur bei drei OPs eingeteilt, ich kann ihre Arbeit übernehmen. Ansonsten bin ich nur hier um dich zu wecken, dir Bescheid zu sagen, dass sie heute nicht hier ist und zu fragen, ob sonst noch etwas ansteht.“ Tsunade ging das Ganze wohl ein bisschen zu schnell, sie wirkte irgendwie leicht überrumpelt. Dann zeigte sich eine kleine Sorgenfalte zwischen ihren Augenbrauen. „Drei OPs? Drei OPs mehr? Hast du nicht schon genug zu tun? Ich meine, der Plan war schon die ganze Woche überfüllt, wie kannst du da noch mehr Platz freischaufeln?“ „Ach…“ Mit einer Handbewegung tat ich ihre Bedenken ab. „Du weißt doch, wie gern ich das alles mache, kein Problem.“ Noch immer nicht wirklich überzeugt, schaute sie mich an. „Überarbeite dich nicht, Sakura.“ Mehr sagte sie dazu nicht, ihr kritischer Blick reichte vollkommen aus. „Also wenn das so ist…mehr gibt es nicht zu tun. Ich muss das Treffen mit dem Kazekage noch zu Ende vorbereiten, weil er jetzt doch schon Morgen anreisen will und ansonsten nur die kleineren Dinge wie die Missionseinteilung für die Genin. Ich nehme an, du hast mein Krankenhaus im Griff?“ Ich erwiderte ihr breites Grinsen. „Aber natürlich.“ Vier Stunden später, also gegen Zehn, machten Ino und ich unsere erste Pause und ich stürzte mich auf meinen zweiten langersehnten Kaffee. Während ich genüsslich die Augen schloss, erzählte Ino von ihrer Lieblingspatientin, die dauernd darauf bestand, alles allein zu machen und überall zuzusehen. Damit konnte man ihre Nerven ausgesprochen gut strapazieren… Willkürlich blätterte ich durch ein paar andere Tagespläne, als ein lauter Knall neben der Eingangstür mich den Kaffee verschütten und Ino zusammenzucken ließ. Wir drehten uns um und suchten nach der Quelle des Lärms, wobei mir der Mund offen stehen blieb. In ihrer Eile hatten die hereinkommenden Ninja eine der großen, mächtigen Pflanzen neben der Tür mitsamt dem schweren Tontopf umgeworfen und waren gerade dabei, einen Kollegen über die Scherben hinweg zu tragen. Einen Moment konnte ich die Situation kaum realisieren. Dann sah ich Blut. Viel Blut. Und plötzlich brach das Chaos aus. Ino rief die anderen Stationen an und bedeutete mir, schnell nach den Verletzten zu sehen, von den Seiten strömten Schwestern und Arzthelfer herbei und die Männer brachen unter ihrer Last zusammen. Ich spürte kaum, wie sich meine Beine bewegten, merkte im nächsten Moment, wie ich bei den am Boden liegenden Ninja kniete und ihre Verletzungen untersuchte, ich unterteilte sie in Gefahrenstufen und ließ die ersten auf ein paar Tragen heben. Dann gab ich das Kommando an einen anderen Medic-Nin ab und folgte den Schwerverletzten in die OP-Räume. Irgendwo hörte ich, dass Ino Tsunade informieren wollte und mir danach nachkommen würde, dann waren wir an unserem Ziel angekommen und ich machte mich steril. Was war da bloß passiert? Und woher kam das ganze Blut? Ich wusste nicht einmal, woher diese Gruppe kam, welche Mission sie hatte aber eins war klar. Es musste etwas Schreckliches passiert sein und einer der Verletzten sah mehr tot als lebendig aus… Stunden war ich hier oder waren es bereits Tage? Ich konnte es nicht sagen, hatte mein Zeitgefühl vollkommen verloren und dabei nur im Kopf, dass noch immer so viel Blut zu sehen war, nach und nach wurden alle behandelt und das Ausmaß dieser Mission immer deutlicher. Viele Verletzte, sehr viele Verletzte und keine Informationen, denn nicht einer vor ihnen war lange bei Bewusstsein geblieben. Ich wusste nicht, wo Ino war, geschweige denn Tsunade, vielleicht war ich noch gar nicht so lange hier aber es wurde immer offensichtlicher, dass dieser Patient vor mir allerschwerste Verletzungen hatte und nahe daran war, zu sterben. Ich tat mein Bestes und doch blutete er immer mehr, er hatte so viele offene Wunden, so viele langegezogene Abschürfungen, Kratzer, Blessuren und einige Frakturen, zunächst wusste ich überhaupt nicht wo ich beginnen sollte, zu viele Informationen auf einmal strömten in meinen Kopf und ohne Tsunade glaubte ich nicht daran, dass ich ihn noch lange am Leben erhalten konnte. Schon seit immenser Zeit hatte er sein Bewusstsein verloren, wie hatte er mit so vielen Wunden noch kämpfen können? Oder hatte sein Gegner etwa nicht… Ich wollte gar nicht weiter daran denken, sah noch immer keine Besserung, obwohl ich bereits die Hälfte meines Chakras eingesetzt hatte um die Blutungen zu stoppen. Die Schwestern und der zweite Medical-Nin neben mir waren noch sehr jung, ebenso wie ich, jedoch längst nicht so lange in der Praxis, wir hatten nicht genug erfahrene Medic-Nin, um sie überall einzusetzen, die Gruppe der Mission war groß, über 20 Leute und die Hälfte davon gehörte scheinbar zu den Anbu… „Verdammt!“ Wieder versanken meine Hände in Blut und ich schaffte es nicht, es aufzuhalten. Jemand betrat den Raum. Ino. „Ich kann seine Blutung nicht stoppen, er stirbt mir unter den Händen weg!“, rief ich ihr sofort entgegen. Sie war vollkommen geschockt von dem Bild, was sich ihr bot, trat dann neben mich, straffte ihre Schultern und schob mich zur Seite. „Spar dir dein Chakra für seine anderen Verletzungen, ich stoppe seine Blutung und du suchst schnell nach Tsunade.“ Hektisch drängte ich mich an den anderen Leuten im Raum vorbei und verließ den OP. Wo war Tsunade?? Ich hastete durch die Gänge, erntete erschrockene Blicke, weil ich voller Blut war und suchte einen OP nach dem anderen ab. Im dritten fand ich sie endlich. „Tsunade, mein Patient ist kurz davor zu sterben, er hat überall Verletzungen, ich kann seine Blutung nicht stoppen!“ Sie gab ihre Arbeit an eine andere Medical-Nin ab und folgte mir sofort. Nach mehr als drei Stunden hatten wir seine Wunden soweit behandelt, dass er nicht mehr blutete, nach weiteren zwei Stunden wurde er auf die Intensivstation gebracht und Tsunade schickte mich schlafen. Ich wollte mich zwar dagegen sträuben aber meine Nerven lagen blank und ich konnte mich kaum noch auf den Beinen halten. Als mein Rücken die Liege berührte, war ich bereits eingeschlafen… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)