Der Engelssohn von Jadelady (Entscheidung) ================================================================================ Kapitel 4: Finn, der Engelssohn ------------------------------- Warunung: Dieses Kapitel enthällt einen Suizitversuch und ist alles in allem seeeehr traurig... Dennoch viel spaß beim lesen! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ 4. Kapitel: Finn, der Sohn des Engels Es war ziemlich früh als sich ein Junge mit schwarzen Haaren und dunklen verschlafenen Augen in seinem Bett aufrichtete. Mit einem Blick durchs Zimmer bemerkte man sofort die Unordnung die hier herrschte, sah aber auch wie klein der Raum doch war und so durfte sich keiner Wundern das statt eines Kleiderschrankes nur Wäschekörbe mit Pullovern, Hosen, Unterwäsche und Socken in einer Ecke standen. Mit einem Blick auf die Uhr, deren kleiner Zeiger gerade die Fünf erreicht hatte, stand der Sechzehnjährige auf und verschwand mit frischen Klamotten im Badezimmer, immer darauf bedacht keine Geräusche zu machen. Doch das gestaltete sich schwierig, da er Schmerzen im Bauch und auch am Rücken hatte. Ein Blick in den Spiegel zeigte ein recht jung und feminin wirkendes Gesicht umrahmt von nachtschwarzen wild abstehenden Haaren. Mit einem resignierten Seufzer betrachtete der Junge den großen Bluterguss direkt unter seinem rechten Auge. Vorsichtig fuhr er mit einem Finger darüber, nur um daraufhin zusammen zu zucken. Doch dann begann er mit der restlichen Musterung seines Körpers. Um den Oberkörper hatte er einen weißen verband, den er mit viel mühe vor zwei Tagen selbst angeleckt hatte. Er wusste das er ihn wohl bald wechseln müsste, aber der Schwarzhaarige konnte sich dazu nicht aufraffen. Zu viel Arbeit und Schmerz wäre damit verbunden. Mit den Fingerspitzen streifte er danach die blau-grüne Haut seiner Seiten und erschauderte. Mit etwas mühe riss er sich von dem Anblick los und sah nach dem Verband seines rechten Unterarmes. Dieser war Blut durchdrängt und musste unbedingt gewechselt werden, genau so wie der Verband um den linken Unterarm. Nun war der Junge doch froh so früh aufgestanden zu sein, obwohl er vorhin die Uhr verteufelt hatte. Langsam löste er die Mullbinden auf der rechten Seite und beugte sich dabei tief über das Waschbecken. Schließlich bestand ja die Gefahr das Blut auf den Boden tropfen konnte und das wollte er nun mal nicht. Sein Name war Finn. Sachte tupfte er Blutreste von seinem Arm, an dem sich ein großer langer Schnitt befand der sich vom Handgelenk bis zur Armbeuge erstreckte. Es war nichts anderes als ein missglückter Selbstmord versuch, der gescheitert war. Dazu hatte Finn noch ein paar schnitte die quer über den Unterarm verliefen. Diese Wunden reinigte er vorsichtig mit Desinfektionsspray und biss sich auf die Lippen um nicht vor schmerz irgendeinen Laut von sich zu geben. Das die Wunden eigentlich genäht werden müssten war dem Jungen klar, doch wollte er damit nicht zu irgendwem gehen. Schließlich würde man fragen stellen und diese konnte und wollte er nicht beantworten also versteckte er es. Als er mit dem rechten Arm fertig war und diesen auch neu Verbunden hatte, begann er mit dem linken Arm die selbe Prozedur. Danach sah er auf die Uhr die fröhlich Tickend verkündete das es mittlerweile schon halb sechs war und höchste Zeit aus dem Haus zu gehen um den frühen Bus noch zu erwischen. Mit dem regulären Schulbus zu fahren hielt der Schwarzhaarige nicht aus und so schwer es ihm auch fiel und es eigentlich nur zwei Stationen war die er fahren musste, hatte er es für besser befunden früher zu fahren. Denn schon am Anfang des Tages gemobbt zu werden war auch für ihn ein wenig zu viel. Schnell streifte er sich also noch einen schwarzen Kapuzenpulli über und verließ nicht nur das Badezimmer sondern auch kurz darauf das Haus. So schnell er mit scherzendem Körper konnte ging er zur Bushaltestelle bei der gerade noch der Bus einfuhr. Etwas erschöpft ließ sich Finn auf einen Sitz sinken und versuchte krampfhaft nicht an die vergangene Nacht zu denken. Der Alptraum hatte ihm wieder einmal gezeigt, warum es besser war so schnell wie möglich zu verschwinden, am besten ganz von der Welt. Das war es zumindest was sich der sechzehnjährige einredete. Zu erzählen was in der kleinen Wohnung geschah, war er nicht bereit, aber so konnte es auf keinen Fall weiter gehen… ~~~ Flashback~~~ Finn war in dem kleinen Badezimmer das sich, dummerweise, nicht abschließen ließ. Bis sein Vater von der Arbeit kam hatte er noch mehrere Stunden zeit und so beschloss er sich das Leben zu nehmen. „Jetzt oder nie“, machte er sich selbst Mut, den er dringend brauchte. Schon seit einer halben stunde starrte er auf eine Rasierklinge welche metallisch funkelte, was ihn schon faszinierte. Denn in eben diesem Moment schien das vorhaben eine sehr gute Idee zu sein. Er hatte Zeit, zeit um mit dem Leben ab zu rechnen und keiner der ihn daran hindern konnte. Doch nun beschlichen Zweifel ihn. Was würde es denn bringen tot zu sein? *Alles*, gab er sich selbst die Antwort darauf. Alles war nun mal besser als so leben zu müssen. In der Schule wurde er verprügelt und gemobbt und zu hause hatte er auch keine Ruhe, denn sein Vater erwartete von ihm zu Kochen und sich um das Haus zu kümmern, und sollte etwas nicht zu der Zufriedenheit des Mannes sein, wurde Finn von ihm geschlagen. *Denn so kann es einfach nicht weiter gehen* Und während der Schwarzhaarige da so saß und grübelte verging die Zeit. Mit beträchtlichem Erschrecken stellte Finn nach ein paar Stunden fest, das sein Vater schon in einer halben Stunde von der Arbeit kommen würde. *Also jetzt!*, dachte er sich und hob die Klinge an. Fast sanft fuhr er damit über die weiche Haut auf der Innenseite seines Unterarms, zuerst links, dann rechts. Kaum war dies getan sah er auch schon das Blut aus seinen Adern über den Boden fließen. Irgendwie hatten die Schnitte gar nicht wehgetan und so wunderte sich der Junge ein wenig. Doch die Verwunderung verschwand bald darauf als ihm schwindelig wurde und er sich auf den zugeklappten Toilettendeckel setzten musste. *Bald, bald merke ich nichts mehr*, dachte er. Plötzlich sah er eine einzelne Träne auf den Boden tropfen. Er weinte. Um sich, um die Welt und darum wie grausam sie zu einem Kind sein konnte. Dennoch dauerte diese Phase nicht lange und Finn rutschte von seinem Sitzplatz zu Boden wo er liegen blieb. Sein Blut versickerte in seinen Kleidern, aber es störte ihn nicht. Was ihn allerdings störte war das Geräusch der Haustür. War sein Vater schon da? Doch dessen eintreten in das Badezimmer bekam er schon nicht mehr mit, da sich bleierne Schwärze um ihn legte. *Und nun werde ich sterben*, war sein letzter Gedanke. ~~~Flashback ende~~~ Was genau danach geschah wusste Finn nicht mehr. Das einzige an was er sich noch erinnerte war der Verband um seine Unterarme und sein Bett in dem er lag. Die Blutverklebten Kleider hatte er immer noch an. Doch nun musste er ein weiteres Mal zur Schule und so tun als ob alles in bester Ordnung wäre. Wieder so tun als ob ihm die Hänseleien und Schläge seiner Mitschüler nichts ausmachen würde. Darin hatte er ja mittlerweile genug Erfahrung gesammelt und so sollte es eigentlich kein großes Problem sein. Wie gesagt, eigentlich. Denn heute hatte er zwei Unterrichtsstunden Sport, und wie er diesen entkommen könnte, war ein Rätsel. Denn der Lehrer, Herr Herget, schien etwas gegen ihn zu haben und ließ ihn dabei nie aus den Augen. Schwänzen konnte Finn nicht einfach so, das hätte dann sein Vater erfahren und somit weitere Schmerzen verursacht. *Aber wie nur?*, fragte sich der Schwarzhaarige während den ersten beiden Unterrichtsstunden in denen er nur Mathematik hatte. In dieser Zeit überhörte er einfach die bösartigen Beschimpfungen der Anderen und versuchte so aus zu sehen, als ob er dem Unterricht folgen würde. Sprüche wie: „Hey du hässliche Missgeburt, versteckst du dich nachher wieder im Klo um uns nicht deine Hässlichkeit zeigen zu müssen?“, waren längst Normalität geworden und auch Schimpfwörter wie „Hurensohn“ oder „Du lässt dich doch von deinem Vater ficken“. Somit konnte fast gar nichts mehr den Jungen aufregen. Doch dann konzentrierte er sich auf den Unterricht, denn das Grübeln half ja doch nichts und so ging der Sechzehnjährige nach der ersten Pause gehorsam zum Sportunterricht. Umziehen tat er sich in einer der Toilettenkabinen, was er eigentlich schon immer getan hatte. Wie auch am Morgen tat ihm jede noch so kleine Bewegung weh, also beschloss Finn eine weitere Schmerztablette zu sich zu nehmen bevor er sich zum Unterrichtsanfang in die Halle begab. Sport war grausam. Nicht nur, weil ihm alles weh tat, sondern auch weil Kai, sein Lieblings Hassmitschüler, ihm extra das Bein stellte und er daraufhin sehr schmerzhaft mit dem Rücken gegen eine Holzbank fiel. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hoffte er, das die Wunde auf seinem Rücken nicht wieder aufgeplatzt war und das Blut ihn nicht verriet, doch es schien zu seinem Glück nichts dergleichen passiert zu sein, also rappelte er sich hoch und tat so als ob nichts gewesen wäre. Dass ihm trotz dem der Rücken höllisch schmerzte bemerkte daher kaum jemand. Der Einzige der sich leicht wunderte war Dan, der neu in ihre Klasse gekommen war. Ihm waren die Geflogenheiten des Unterrichts und der Schulrangordnung noch nicht sonderlich gut bekannt, so dass er manches Mal aneckte, doch das wurde ihm immer recht schnell verziehen. Und so kämpfte sich Finn durch die zwei Schulstunden Sportunterricht und schaffte es am Schluss noch so lange zu trödeln das er alleine in die Gemeinschaftsdusche konnte. Dass er dafür seine Pause opferte war ihm egal. Neues Verbandszeug hatte er schon mitgebracht und nun beschloss er auch noch die Bandagen um seinen Oberkörper zu erneuern, nur zur Sicherheit… Die Pause war schon seit zwanzig Minuten zu Ende als Finn in sein Klassenzimmer trat. Die Englischlehrerin, Frau Black, eine echte Amerikanerin, sah ihn böse an. In letzter Zeit kam er immer zu spät zu ihrem Unterricht. „Wo warst du?“, verlangte sie empört zu wissen. „Duschen“, antwortete Finn neutral. Ob sie ihm das glaubte oder nicht war egal. Immerhin hatte er sich überhaupt noch die Mühe gemacht zu ihrem Unterricht zu kommen. Denn eigentlich war es ein großes Wunder das der Schwarzhaarige mit den Scherzen die er hatte überhaupt noch laufen konnte, da die Schmerzen in seinem Rücken bei jeder kleinen Bewegung stärker wurden. Noch eine Tablette dagegen konnte er in der kurzen Zeit unmöglich nehmen. Und so setzte er sich wieder auf seinen Platz, die dummen Sprüche von Kai und seinen Leuten überhörend. Lange würde der Schultag ohnehin nicht mehr dauern, da sie an diesem Tag nur sechs Schulstunden hatten und somit schon ziemlich Zeitig aus. Danach machte sich der Sechzehnjährige direkt auf den Weg nach Hause und legte sich sofort ins Bett. Doch zuerst stellte er seinen Wecker. Denn wenn sein Vater in die Wohnung kam und das Essen stand nicht bereit, war Schule Finns kleinstes Problem. Trotz der vielen Sorgen die der Junge hatte schlief er schnell ein. Sein Körper brauchte unbedingt Ruhe, doch es schein nicht so aus zu sehen, als ob dieser mehr davon bekommen würde. Pünktlich, eine Stunde bevor der Vater des Schwarzhaarigen nach Hause kommen würde, stand dieser auf um Spagetti zu kochen. Zwar war dies nicht gerade das Lieblingsessen seines Erzeugers, aber es war wenigstens etwas. Anschließend aß er zusammen mit seinem Vater und machte die Hausaufgaben, die dann später kontrolliert werden würden. Immerhin sollte alles so normal wie möglich in dieser Wohnung erscheinen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)