Drachenprinz von jancker ================================================================================ Kapitel 64: Heiligabend ----------------------- Heiligabend Es war Heiligabend und damit Zeit für Geschenke. Dieses Jahr war Alex noch aufgeregter als sonst, denn erstmals waren nicht nur seine Väter da, um mit ihm zu feiern, sondern noch andere Freunde. Bereits am Morgen war der Silberdrache früh aufgestanden und dann runter zum Wohnzimmer gelaufen, wo er seine Geschenke für die anderen unter den Tannenbaum gelegt hatte. Natürlich lagen dort bereits die Präsente seiner Eltern, die diese schon am Abend vorher dorthin gebracht hatten. Der Silberhaarige freute sich darauf, sie zu öffnen und zu sehen, was er bekommen würde. Doch erstmal war es Zeit fürs Frühstück, erst danach würde es Bescherung geben. Das fand der Drittklässler zwar nicht so schön, allerdings hatten es seine Väter so eingerichtet, damit der Jüngere ein wenig Geduld lernte. Das Essen selber verlief sehr ruhig, denn die meisten waren noch etwas müde, weil sie von Alex aus den Betten geschmissen wurden. Der Kleinere hatte einfach nicht mehr warten wollen, bis jeder ausgeschlafen war. Er fand, dass das gerade heute nicht nötig war. Und da wurde eben auch ein dunkler Lord, der ein wahrer Morgenmuffel war, mit einem Eimer kalten Wasser aus dem Schlaf gerissen. Allerdings hatte der Silberdrache in diesem Fall Glück gehabt, dass Tom zurzeit keinen Zauberstab hatte, denn ansonsten wäre der Drittklässler wohl nicht lebend davon gekommen. So saß nun ein wirklich, wirklich sehr übelgelaunter Voldemort am Frühstückstisch und aß sein Frühstücksei. Nachdem alle fertig waren, was durch das leichte Gequengel des Jüngsten in der Runde noch beschleunigt worden war, begaben sich alle ins Wohnzimmer. Kanan allerdings ermahnte seinen Sohn sofort, als dieser sich regelrecht auf die Geschenke stürzen wollte. „Alex, nun beruhig dich erstmal und setz dich. Es ist ja gar nicht auszuhalten mit deinem Gehetze und deiner Nörgelei über unsere Langsamkeit. Was hab ich dir beigebracht…? Du sollst ruhig und beherrscht handeln, oder…? Heute hast du aber mal wieder bewiesen, dass das noch ein längerer Weg für dich sein wird, bis du das verinnerlicht hast“, brummte er, denn auch er und sein Ehemann waren aus dem erholsamen Schlaf von ihrem Kind gerissen worden. „Auf der anderen Seite allerdings hätte ich nichts anderes von dir erwarten sollen, am Heiligabend passiert das ja regelmäßig“, schmunzelte er nun doch ein wenig. „Aber Vater…es gibt doch Geschenke und ich will doch wissen, was ich bekomme. Was kann ich denn dafür, dass ihr so langsam seid und einfach nicht rechtzeitig von alleine aufwacht“, erwiderte der Silberhaarige beleidigt. „Alex, du willst mir doch nicht sagen, dass du jeden Tag um sieben Uhr morgens wach bist und dich fertig machst“, warf nun Sirius ein, der einen äußerst verschlafenden Fenrir an seiner Schulter lehnend hatte. Es war nur wenige Tage vor Vollmond und damit alles andere als eine christliche Zeit für Werwölfe, denn die wurden um diese Zeit nachtaktiv und zu regelrechten Langschläfern. „Es hätte doch gereicht uns noch wenigstens bis 9 oder gar 10 schlafen zu lassen, oder, Welpe?“, fragte der Black ein wenig nörgelnd nach, denn auch er gehörte nicht zu den Ausgeschlafensten, immerhin hatte er seinen Gefährten in der Nacht beschäftigen müssen, wie er mit einem sehr selbstzufriedenen Lächeln für sich feststellte. „Aber...aber…aber dann hätte ich ja noch länger warten müssen! Ich hab doch schon von 5 Uhr morgens an gewartet, weil ich wusste, dass Dad das nicht so gut aufgenommen hätte, hätte ich euch dann bereits aus euren Betten geschmissen. Ich hab ihn 1-mal um diese Uhrzeit geweckt, da hat er mich dann in mein Zimmer zurückgebracht und mich ans Bett gezaubert, so dass ich es nicht verlassen konnte, bis er dann endlich um die Mittagszeit kam und mich befreite“, erinnerte sich der Kleinere mit einem Schauder. Es war furchtbar gewesen, vor allem weil er keine Beschäftigung gehabt hatte. Er hatte sich stundenlang ausgemalt, was er für Geschenke bekommen würde und sich zwischendurch auch gefragt, ob er überhaupt noch welche bekam, weil sein Dad ja nicht wirklich glücklich gewesen war. „Und Sirius, du willst mir doch nicht etwa versuchen weiß zu machen, dass du dich nicht auch auf die Präsente freust? Du hast mich in den letzten Tagen auch gelöchert, ob ich wisse, was du bekommst! Also behaupte jetzt nicht, dass es noch hätte warten können, bis wir unsere Geschenke bekommen“, äußerte der Silberäugige anschließend herausfordernd. Jetzt wurde der ehemalige Sträfling doch ein wenig rot im Gesicht, denn es stimmte, er hatte es auch nicht abwarten können. Auch seinen Gefährten hatte er ausgefragt, was er von diesem geschenkt bekommen würde. Allerdings hatte Fenrir durchgehalten und ihm nichts verraten, obwohl Sirius es mit allen Mittel versucht hatte, sei es Bettelei, Drohungen oder gar mit Sex. Aber nichts hatte geholfen, in dieser Sache war Greyback hartnäckig geblieben. „Nun ja…ich bin auch neugierig…sehr sogar, ich gebe es ja zu, trotzdem bin ich noch müde“, entgegnete der Blauäugige eingeschnappt. „Dann hättest du eben früher schlafen müssen und keinen Bettsport mit deinem Freund tätigen dürfen“, fuhr nun auch Severus dazwischen. Er war einer der Wenigen, der keine Probleme mit der frühen Zeit hatte. Er war Lehrer und damit diese Zeit gewöhnt und das konnte er selbst in den Ferien nicht einfach ablegen, dafür war das zu sehr in seinem Unterbewusstsein verankert. Nun wurde auch Greyback rot, denn er erinnerte sich nur allzu gut an die vergangene Nacht und dass nun alle wussten, was die beiden da getrieben hatten, war ihm äußerst peinlich. „Schluss jetzt! Wir sollten nicht weiter darüber diskutieren, wie früh es ist und warum wir schon aufstehen mussten. Jetzt sind wir schon mal wach, da können wir auch endlich die Geschenke verteilen“, mischte sich Kanan ein, bevor es vielleicht noch zu einem Streit kommen würde. Und das war das Startsignal für Alex, er stürzte sich auf die Geschenke und verteilte eines nach dem anderen. Seine eigenen legte er auf einen Stapel an der Seite und die Geschenke für die Anwesenden, die von ihm kamen, hielt er auch noch zurück, die wollte er ganz am Ende verteilen. Schließlich wandte er sich seinem eigenen Stapel zu, als er alles soweit verteilt hatte. Das erste Geschenk kam von Regulus, wie ein Kärtchen anzeigte. Es handelte sich dabei um ein Buch über die Götterwelt in Griechenland und im Römischen Reich. „Ich habe zufällig gesehen, dass du nach so etwas in der Bücherei von Hogwarts gesucht und nicht wirklich etwas gefunden hast. Dann hast du wohl Remus gefragt, der dir auch nicht wirklich helfen konnte. Da dachte ich, das wäre das perfekte Geschenk für dich. In dem Buch sind die einzelnen Gottheiten aufgelistet und ihre jeweiligen Geschichten und dann noch jeweils ein Vergleich zwischen den beiden Ländern. Ich hoffe…“, erklärte der jüngere Black, wurde dann unterbrochen, als er schwungvoll von Alex zu Boden gerissen wurde. „Danke, danke, danke, Regulus! Ich habe so lange nach so etwas gesucht, weil ich das Thema ganz interessant finde. Ich habe durch Zufall davon erfahren, als einer der Muggel-Schüler aus Ravenclaw darüber geredet hatte. Doch dieser konnte mir auch nicht viel weiter helfen, weil er sich nicht damit beschäftigt hatte. Und in der Bibliothek war nichts zu finden, ich wollte schon alleine losziehen und in der Winkelgasse nach Büchern über das Thema suchen. Das muss ich ja nun nicht mehr, danke“, meinte der Jüngere glücklich. Das war wirklich ein schönes Geschenk. Regulus freute sich auch, dass das Buch den Geschmack des Drittklässlers entsprach und er keinen Fehlgriff gemacht hatte. Nur Severus beobachtete die Szene nicht gerade fröhlich, denn er konnte es gar nicht leiden, wenn jemand ‚seinem’ Kleinen zu nahe kam. Dass in diesem Fall der Drittklässler den anderen angesprungen hatte, übersah er geflissentlich. Das nächste Präsent kam von Sirius und Fenrir zusammen. Dabei handelte es sich um ein Stück Pergament, das man auseinanderfalten konnte. Doch es stand nichts drauf, die ganze Seite war leer. Stirn runzelnd schaute der Jüngere die beiden fragend an. Was sollte er denn damit anfangen? „Das ist eine Karte, die du nur mit einem bestimmten Spruch aktivieren kannst, damit auch kein anderer sie benutzen kann. Ich habe so etwas schon mal mit deinem Vater, Remus und ‚der Ratte’ entwickelt. Doch leider wurde sie uns von Filch kurz vor Ende unserer Schulzeit weggenommen. Höchstwahrscheinlich liegt sie noch heute bei ihm im Regal der konfiszierten Sachen. Wir haben die Karte auf den Namen ‚Karte des Rumtreibers’ getauft. Auf ihr ist das Schlossgebäude und das gesamte Schulgelände von Hogwarts verzeichnet. Sie enthält sämtliche bekannten Geheimgänge und zwar mehr als diejenigen, die Filch kennt. Darüber hinaus zeigt sie aber auch noch alle Personen an, die sich dort befinden. Sie werden als bewegliche kleine beschriftete Punkte sichtbar, so dass ein Blick auf diese Karte zeigt, ob sich jemand nähert und wer dies ist. Dabei lässt sich die Karte keine falsche Identität vormachen: Sie gibt die richtigen Namen auch dann an, wenn jemand unter einem Tarnumhang verborgen oder in eine andere Gestalt verwandelt ist“, begann er zu erklären. Und erinnerte sich im Stillen an die ganzen Abenteuer, die sie zu viert mit dieser Karte erlebt hatten. „Sie hat uns auch manches mal davor bewahrt, erwischt und deshalb bestraft zu werden“, fügte nun auch Remus lächelnd dazu. „Ja, das waren noch Zeiten“, murmelte der ehemalige Gefangene vor sich hin. „Aber ist ja auch egal, auf jeden Fall ist das die verbesserte Version und ich habe sie zusammen mit Fenrir hergestellt“, berichtete er, wurde aber durch ein „Ach ja?“ von Dillon unterbrochen. „Okay, okay, deine Väter haben auch geholfen bei dem einen oder anderen Zauber. Natürlich haben wir ihr auch einen anderen Namen gegeben, wir tauften sie ‚Karte der Drachengeheimnisse’! Sie zeigt nicht nur die Gänge und Stellen in Hogwarts, die bereits bekannt sind, sondern wirklich das ganze Schloss, ohne Ausnahme, selbst die Kammer von Salazar. Du musst nur sagen: ‚Ich bin ein Drache und will wissen, wo ich meine Schätze verstecken kann!’ und schon zeigt sie dir das Schloss. Zum Schließen der Karte sagst du einfach: ‚Der Drache ist gegangen!’“, informierte der Black sein Patenkind. Tom runzelte die Stirn. Warum hatten der Name der Karte und die Sprüche etwas mit Drachen zu tun? Wieder mal ein Puzzelteil, das hinzukam, aber wohl noch nicht an der richtigen Stelle war. Aber der Blauäugige, würde das Rätsel schon lösen, ganz sicher. Alex hingegen hatte ganz erstaunt zugehört und natürlich den Spruch zum Öffnen sofort ausprobiert. Als er diesen beendet hatte, bildeten sich nach und nach Linien, bis letztendlich die ganze Schule zu sehen war und die Personen, die sich in ihr befanden. Dabei handelte es sich um den Direktor, ein paar Lehrer und 13 Schüler, die nicht nach Hause gefahren waren. „Das ist ja klasse, so kann ich auch die Leute beobachten, auch wenn ich nicht sehe, was sie tun. Danke, Fenrir, danke, Sirius und auch euch danke ich, Dad und Pa“, äußerte der Jüngere freudig. In Gedanken formten sich schon Pläne, wofür er die Karte alles nutzen würde, wenn er nach den Ferien wieder zurück nach Hogwarts kam. „Und was ist, wenn jemand versucht hinter ihr Geheimnis zu kommen, ich meine, wenn jemand die Zauber lösen will?“, erkundigte er sich schließlich noch. „Keine Sorge, deine Eltern haben mit dafür gesorgt, dass niemand…na gut, vielleicht du, aber sonst niemand die Zauber brechen kann und wenn jemand es versucht, wird er sein Blaues Wunder erleben. Mehr will ich nicht verraten“, erwiderte der Black hinterlistig. Ein eindeutiges Zeichen, dass wer auch immer es versuchen würde, nicht glimpflich davonkommen würde. „Ach, bevor ich es vergesse, die Passwörter zum Öffnen von Türen oder Geheimgängen gibt die Karte auch an, du musst nur die Stelle berühren, die du öffnen willst und dann erscheint der jeweilige Spruch zum Öffnen“, fügte der Ältere dann noch an. „Ich hoffe, du bist erwachsen genug, um das nicht auszunutzen, Alex“, warf plötzlich Severus schmunzelnd ein. „Bestimmt nicht, Herr Professor, ich bin ein braver, anständiger Junge, der so etwas niemals missbrauchen würde“, entgegnete Alex mit seiner besten Unschuldsmine, die er besaß. „Klar, so etwas würdest du niemals tun, Kleiner, wer’s glaubt wird selig“, murmelte der Tränkemeister lächelnd vor sich hin. Dann ging es weiter mit den Geschenken. Von Remus bekam der Silberdrachen ein Buch über die gesamte magische Welt auf der Erde. Es handelte sich dabei zwar um einen ziemlich dicken Wälzer, doch der Jüngere freute sich trotzdem, denn er las sehr gerne und das Thema interessierte ihn genauso wie die Götterwelt. Von seinen Vätern bekam der Drittklässler einen Elementstab, was diesen jubelnd aufschreien und seine Eltern wieder mal freudestrahlend umwerfen ließ. Der Stab war in vier Abschnitte aufgeteilt, die man einzeln abtrennen konnte, und innen drinnen war er hohl. Wenn man nun ein einzelnes Stück abtrennte und es um sich selber drehte, kam ein Element aus dem Inneren raus geschossen. Das hieß, man konnte Erde, Feuer, Wasser und Luft erzeugen. Die Stärke und Menge des Elements hing davon ab, wie schnell und in welcher Art und Weise man die einzelnen Stücke bewegte. Das musste Alex erst üben, aber das war ihm egal. So ein Stab war nicht leicht herzustellen und er hatte sich schon lange einen gewünscht, doch jedes Mal hatten seine Väter gesagt, er wäre zu jung und noch längst nicht bereit dafür. Aber allem Anschein nach hatte er sie nun überzeugt, dass er alt genug war, um einen Elementstab zu bekommen. Ein Vorteil war außerdem, dass der Stab genau auf den Besitzer abgestimmt war wie bei einem Zauberstab und kein anderer konnte ihn benutzen. Nun war noch ein letztes Präsent übrig und das kam von Severus. Als der Kleinere es ausgepackt hatte, hatte er eine Kette mit einer Kugel als Anhänger in der Hand. Jetzt schaute er fragend zu dem Tränkemeister, damit dieser erklärte, was es damit auf sich hatte. „Es ist ein Familienerbstück der Familie Prince. Es ist seit Generationen in unserem Besitz und bevor du gleich sagst, dass das viel zu wertvoll ist, um es zu verschenken, so erwidere ich hiermit, dass ich will, dass du die Kette bekommst. Ich weiß, dass du sehr vorsichtig damit umgehen und die Kugel auch nicht missbrauchen wirst“, begann der Professor zu erklären. Der Silberhaarige wurde ein wenig rot, denn er hatte wirklich vorgehabt zu protestieren. Das zeigte mal wieder, wie gut der andere ihn mittlerweile kannte. „Diese Kugel wird ‚Die Kugel des Sehens genannt“, fuhr Severus vor, wurde allerdings von einem Luftschnappen seitens Toms, der die ganze Zeit bis jetzt äußerst ruhig gewesen war, unterbrochen. „Ah, wie ich sehe, kennt noch jemand ihre Eigenschaft. Aber ich habe auch nichts anderes von dir erwartet, Tom, du hast dich schon immer mit seltenen Artefakten beschäftigt“, äußerte der Schwarzäugige ruhig. „Wieso hast du nicht gesagt, dass sich so etwas Wertvolles in deinem Besitz befindet? Die Möglichkeiten, die wir gehabt hätten… Vielleicht hätten wir den Krieg schon für uns entschieden“, meinte der dunkle Lord nun aufgebracht. Wie hatte sein Untergebener ihn einfach so hintergehen können. Da sah man es mal wieder, man sollte niemanden vertrauen, nicht mal denen, die einem unterstanden und normalerweise zu einem hielten. „Ganz einfach, die Familie Prince war der Hüter der Kugel und musste dafür sorgen, dass sie nicht missbraucht wurde. Es stimmt schon, sie wäre eine große Hilfe gewesen, doch du hättest sie für deine eigenen Zwecke verwendet und nur Schaden mit ihr angerichtet. Und in diesem Fall war ich meiner Familie mehr verpflichtet als dir als meinen Meister. Das musst du einfach akzeptieren, Tom“, entgegnete der Tränkeprofessor ohne Regung. Die anderen Anwesenden hatten diesen kurzen Disput nur neugierig verfolgt. Aber nun hielt Sirius es nicht mehr aus. „Um was handelte es sich nun bei dieser Kugel? Ich habe noch nie was von ihr gehört“, wollte er interessiert wissen. „Eigentlich sagt man ja, die Neugier ist der Katze Tod, aber vielleicht trifft das auch auf Köter wie dich zu“, erwiderte sein Gegenüber noch immer ein wenig verärgert wegen Tom. Augenblicklich sah man dem ehemaligen Sträfling an, dass er sich am liebsten auf den anderen gestürzt oder ihn vielleicht auch nur sehr gerne selbst beleidigt hätte, allerdings riss er sich Zähne knirschend zusammen. Er konnte nicht mal irgendetwas erwidern, weil es bestimmt nichts Freundliches gewesen wäre. Und schließlich versuchte Sirius den Tränkemeister davon zu überzeugen, dass er sich geändert hatte und nicht mehr so aufbrausend war. Aber manchmal war das einfacher als gesagt. „Severus, hör auf, bitte, es ist Heiligabend, da müsst ihr beide euch doch nicht streiten“, ging Alex nun dazwischen. „Ich würde auch gerne wissen, was es mit meinem Geschenk von dir auf sich hat“, erkundigte sich der Jüngere. „Mit ihr kannst du die Menschen sehen, die du sehen willst, vorausgesetzt natürlich du kennst sie. Du musst nur ganz stark an sie denken und ihr Bild erscheint in der Kugel. Du kannst sehen, was sie gerade machen und mit wem sie möglicherweise reden. Das einzige Problem ist, dass die Person in einem Umkreis von 50 Kilometer um die Kugel sein muss. Bei allen, die weiter entfernt sind, funktioniert es nicht“, erklärte der Tränkemeister. Der Silberdrache machte große Augen, das war ein fantastisches Geschenk. „So etwas Wertvolles überlässt du mir…? Danke, Severus, danke…ich weiß…ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, äußerte er gerührt. „Dass dir mein Geschenk gefällt ist Dank genug“, erwiderte der Ältere lächelnd. Er war glücklich, dass dem Drittklässler sein Präsent zusagte. Er hatte lange überlegt, was er schenken sollte und hatte eine Idee nach der anderen verworfen, weil sie einerseits zu gewöhnlich oder andererseits einfach nicht passend gewesen wären. Aber ‚Die Kugel des Sehens’ war wohl die richtige Entscheidung gewesen. „So, jetzt fehlen nur noch meine Geschenke an euch. Ich habe mit ihnen bis zum Schluss gewartet, weil ich eure Reaktionen genau sehen wollte“, erklärte Alex schließlich und verteilte ein Präsent nach dem anderen. Sein Dad Dillon bekam Samen von seltenen Blumen, die nur in bestimmten Regionen auf der Erde wuchsen und in Esandra noch nicht vorkamen. Aber der Silberhaarige war sich sicher, dass der goldene Drache sie zum Wachsen bringen würde, dieser hatte nämlich in diesem Bereich einen grünen Daumen. Der Goldäugige war auch mehr als begeistert, sich so einer Herausforderung zu stellen und er war sich sicher, dass er es schaffen würde. Sein Vater Kanan bekam ein Katana, ein japanisches Langschwert, von der Familie Kanenobu, die berühmt für ihre Schmiedekunst war. Der schwarze Drache freute sich sehr, denn immerhin hatte er bereits eine große Sammlung verschiedener Schwerte, doch so etwas fehlte da noch. Fenrir bekam ein Fußkettchen, das mit Sirius verbunden war. Sollte der Werwolf in Gefahr geraten, würde der ehemalige Gefangene es sofort erfahren und auch wissen, wo der andere sich aufhielt. Das sollte Greyback mehr Sicherheit geben, so dass er auch mal alleine umherstreifen konnte. Als dieser erfuhr, was es mit der Kette auf sich hatte, strahlte er mit der Sonne um die Wette und bedankte sich immer wieder für das herrliche Geschenk. Sirius hingegen bekam eine extra große Tüte Süßigkeiten aus dem Honigtopf, denn immerhin hatte er so etwas seit 12 Jahren nicht mehr essen dürfen und in dieser Zeit waren auch neue Leckereien entwickelt worden. Außerdem gab es in Esandra kaum Süßigkeiten, weil man sie für nicht so wichtig hielt. Der Black hatte sich diesbezüglich schon einige Male bei Alex beschwert, weil er eben gerne Bonbons und Konfekt naschte. So war der Silberhaarige auf die Idee gekommen und als er sah, wie der andere ein Stück nach dem anderen in seinen Mund stopfte, wusste er, das war genau das Richtige gewesen. Regulus bekam ein Buch über Verteidigungssprüche, das er bereits mehrmals in Alex Quartier in Hogwarts zur Hand gehabt hatte. Der Drittklässler hatte es einfach kopiert und es ihm nun geschenkt. Und dem lächelnden ‚Danke’ zufolge war es nicht verkehrt gewesen. Remus bekam eine Kette mit einem Wolf als Anhänger. Mit diesem konnte der Professor ein Portal erschaffen, das ihn nach Esandra bringen würde. Als Sicherheitsmassnahme war der Durchgang so verzaubert, dass nur er allein hindurch treten konnte und nach ihm würde das Portal wieder verschwinden. Auf diese Weise konnte der Werwolf Sirius besuchen, wann immer er wollte. Auch der Blonde freute sich über das Geschenk und umarmte den Silberäugigen einmal glücklich. Severus bekam ein Tränkebuch aus Esandra, das viele Tränke beinhaltete, die es auf der Erde nicht oder nicht mehr gab. Und dem strahlenden Lächeln zufolge freute der Tränkemeister sich sehr darüber. Nun blieb nur noch der letzte im Bunde, Tom! „Hier, das ist für dich. Sei aber vorsichtig, wenn du es auspackst, es ist äußerst zerbrechlich“, warnte der Drittklässler den dunklen Lord. Dieser war völlig überrascht, dass er von seinem eigentlichen Feind ein Geschenk bekam. Er bekam sowieso nicht viele Präsente zu Weihnachten, außer dem Obligatorischen von seinen Eltern und von den einen oder anderen Todesser, der nicht allzu große Angst vor ihm hatte. Aus diesem Grund fand er den Feiertag auch nutzlos. Doch die erste Überraschung war schon gewesen, als er nicht wie sonst ein Buch von seinen Eltern, sondern diesmal ein Haus bekommen hatte. Sie hatten in einem beilegenden Brief erklärt, dass es als Erholungsort für ihn gedacht war, so dass er mal vollkommen abschalten konnte. Sie fanden, dass der Stress mit dem Krieg langsam ein wenig viel für ihn wurde und da wäre ein Haus am Atlantik genau das Richtige. Es war unortbar und keine Menschenseele wohnte auch nur in der Nähe, also konnte er sich dorthin zurückziehen, wann immer er wollte. Nun allerdings packte er das Geschenk seines Kerkermeisters, wie er den Jüngeren ab und zu im Stillen nannte, aus. Als er fertig war, sah er auf ein Ei, das etwa die Größe eines Hühnereis hatte und vollkommen schwarz war. „Was ist das?“, fragte er nun, denn er hatte noch nie so ein Ei gesehen. „Das ist das Ei eines Schelllords. Das ist ein Singvogel, den es nur hier in meiner Heimat gibt“, erklärte Alex. „Ich habe von deinen Vätern gehört, dass du gerne Musik hörst und da dachte ich, das wäre genau das Richtige. Ein Schelllord kann jedes Lied und jede Art von Musik wiedergeben, die er einmal gehört hat. Und damit er auch auf deine Wünsche und Befehle hört, muss er sich an dich…gewöhnen ist vielleicht nicht das richtige Wort, aber es passt am besten. Du musst das Ei bis zum Schlüpfen bei dir behalten, so kann sich der Schelllord auf dich einstellen. Wenn er dann geboren ist, wird er auf deine Befehle hören und auf keine anderen. Allerdings solltest du nicht vergessen, dass der Vogel die Lieder oder die spezielle Musik, die du hören willst, erst selber hören muss, bevor er sie wiedergibt“, berichtete er weiter. Tom hatte genau zugehört und schaute nun völlig begeistert das Ei an. Das war einfach ein großartiges Geschenk, so musste er nicht dauern in Konzerte gehen oder Zauber anwenden, wenn er Musik hören wollte. Niemand außer seinen Eltern hatte bis jetzt gewusst, dass Musik seine größte Leidenschaft war. Umso dankbarer war er jetzt, dass sie es Alex verraten hatten, auch wenn normalerweise überhaupt nicht einverstanden gewesen wäre, seine Geheimnisse preiszugeben. Aber diesmal hatte es sich eindeutig gelohnt. „Ich muss mich wohl bedanken… Auch wenn ich es äußerst ungern zugebe, deine Entscheidung mir gerade so einen Vogel zu schenken, war genau richtig. Aber glaube bloß nicht, dass sich jetzt zwischen uns etwas ändert, ich will dich noch immer loswerden und alle Weißmagier töten“, äußerte der dunkle Lord widerstrebend und zum Schluss nicht unbedingt überzeugend. Das bemerkte auch der Silberdrache, deshalb sagte er nichts und nahm nur stillschweigend hin, dass er jetzt wohl einen größeren Schritt gemacht hatte, um Tom näher zu kommen und vielleicht eine leichte Freundschaft aufbauen zu können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)