Drachenprinz von jancker ================================================================================ Kapitel 61: Werwölfe und ihre Strafen ------------------------------------- Werwölfe und ihre Strafen Der Tag der Ankunft war relativ ruhig beendet worden, denn die Neuankömmlinge hatten die meiste Zeit in ihrem Zimmer verbracht. Man hatte sich nur noch mal zum Abendbrot getroffen, wo Sirius mit Hilfe von Harry seine Befreiung geschildert hatte. Natürlich wurden ein paar Details wie zum Beispiel der Flug mit Kanan in Drachenform aufgrund der Anwesenheit von Voldemort ausgelassen. Dieser hörte sich die ganze Geschichte interessiert an, wollte auch wissen, wie die drei es geschafft hatten, den Schutzschild von Askaban zu überwinden. Doch wie so oft, wenn er etwas von Alex wissen wollte, kam nur die Antwort, dass er sich noch nicht als vertrauensvoll bewiesen habe, um davon zu erfahren. Der dunkle Lord musste das jedes Mal Zähne knirschend hinnehmen, denn ändern konnte er es nicht. Er hatte ja nicht einmal einen Zauberstab, um vielleicht Legilimentik anzuwenden. Der Tränkeprofessor hingegen hielt sich aus den Gesprächen raus. Er wusste, wenn er sich einmischen oder gar Fragen stellen würde, dann würde der Black nur ausfallend werden. Daraufhin würde Severus mit Worten zurückschlagen und das konnte dann schnell in einem Wortgefecht zwischen den beiden enden, in dem eine Beleidigung der anderen folgen würde. Und das wollte der Schwarzäugige vermeiden, denn er wusste, wie sehr das dem Silberhaarigen bekümmern würde. Der Lehrer hatte bereits festgestellt, dass der Drittklässler sehr harmoniebedürftig war, Streitereien nicht leiden konnte und diese schnellstmöglich aus dem Weg räumen wollte. Aus diesem Grund hatte der Tränkemeister sich auch mit dem Werwolf arrangiert. Die beiden ehemaligen Schulfeinde konnten mittlerweile sogar recht zivilisierte Gespräche führen. Aber das lag höchstwahrscheinlich auch daran, dass Remus meistens nicht aktiv an den Scherzen mit Severus als Ziel beteiligt gewesen war. Die Hauptverantwortlichen waren fast immer James Potter und Sirius Black gewesen. Doch der Schwarzäugige wusste durchaus, er konnte dem ehemaligen Gefangenen nicht dauernd aus dem Weg gehen oder schweigen, wenn er sich in der Nähe von diesem befand, das würde mit der Zeit lächerlich werden. Am nächsten Morgen traf man sich dann wieder zum Frühstück, um die nächsten Tage zu besprechen. Allerdings war nun noch eine weitere Person anwesend, die die Neuankömmlinge wohl nicht erwartet hatten. Fenrir saß bereits neben Sirius am Tisch, als der Rest den Raum betrat. „Was macht der denn hier?“, fragte Remus vollkommen erschrocken. Er hatte nicht erwartet, den Werwolf je wieder zu sehen. Alex hatte dem Braunäugigen zwar erzählt, dass er den anderen nach Esandra geschickt hatte, damit dieser lernen würde, wie man sich richtig verhielt. Trotzdem hatte der Verteidigungslehrer geglaubt diesen niemals wieder zu Gesicht zu bekommen und sogar in einem verstecken Winkel seines Kopfes gehofft, dass der Ältere nicht belehrbar wäre und damit getötet werden müsste. Doch wie es aussah, war dem ‚leider’ nicht so gewesen. „Guten Morgen…“, murmelte Greyback ein wenig schüchtern, denn er hatte durchaus Angst vor der kommenden Konfrontation. Es hatte sich nämlich so einiges bei ihm in den letzten Monaten geändert. Remus, Severus, Regulus und Tom schauten den sitzenden Werwolf ziemlich verwirrt an, als sie dessen schüchternde Stimme hörten. Der dunkle Lord wandte sich sogleich an Harrys Eltern und sprach sie aufgebracht an. „Was habt ihr mit ihm angestellt? Wieso verhält er sich so? Habt ihr ihn einer Gehirnwäsche unterworfen?“, wollte er mit rot glühenden Augen wissen. „Nein, Mr. Slytherin- Gryffindor, so etwas würden wir niemals tun. Bei uns kann sich jeder so entfalten, wie er will. Das einzige, was wir oder, besser gesagt, die Schule für Werwölfe mit ihren Professoren getan hat, ist, dass wir ihm beigebracht haben, wie ein echter Werwolf sich verhält, was dessen Pflichten sind, wie man sich untereinander und gegenüber anderen richtig benimmt. Dabei hat sich allerdings zur allgemeinen Überraschung herausgestellt, dass Fenrir eigentlich gar kein Alphawolf ist“, erklärte Kanan dem überraschten Voldemort. „Das kann nicht sein“, unterbrach nun Remus die Unterhaltung. „Er war immer aggressiv, hat jeden angefallen und versucht ihn zu unterwerfen. Greyback hat gemordet und wahllos Menschen gewandelt, ohne sich irgendwelche Gedanken darüber zu machen. Er ist ein skrupelloses Monster“, äußerte der Braunäugige und schaute den Beschuldigten wütend an. Dieser versuchte sich daraufhin zur allgemeinen Überraschung hinter Sirius zu verstecken, der das ohne Kommentar auch zuließ. Noch interessanter wurde es allerdings, als der Blauäugige dem Werwolf auch noch beruhigend über den Rücken streichelte. Doch bevor einer der anderen darüber Fragen stellen konnte, gab Kanan erstmal eine Erklärung zu seiner vorherigen Behauptung und Remus Einwurf. „Diese Fehleinschätzung über Fenrir konnte nur geschehen, weil sich niemand wirklich mit den Verhalten und der Lebensweise von Werwölfen auseinander gesetzt hat. Entgegen der allgemeinen Vermutung sind submissive Werwölfe erst zurückhaltend und unterwürfig, wenn sie ihren Partner, ihren Maten getroffen haben, der sie beschützen kann. Vorher sind sie im Grunde das genaue Gegenteil. Sie sind aggressiv und greifen alles und jeden an, damit ihnen niemand zu nahe kommt und vielleicht sogar Anspruch auf sie erhebt, obwohl derjenige gar nicht der passende Partner ist. Auch die häufigen Attacken auf Menschen, um sie zu wandeln, sind mit der wirklichen Stellung von Greyback erklärt. Submissive sind nun mal die ‚Mütter’ in der Partnerschaft zweier Werwölfe. Sie kümmern sich um den Nachwuchs und da ist es egal, ob sie männlich oder weiblich sind, denn beide Geschlechter können Kinder bekommen. Fenrir hat so lange auf seinen Maten warten müssen, dass er die Zeit ohne eigene Kinder kompensieren musste. Dafür hat er Menschen gewandelt, meistens Kinder, um seine innere Unruhe zu befriedigen, auch wenn er nichts von den Gründen für diese wusste. Dass er sich im Anschluss so gut wie nie um die Gewandelten gekümmert hat, ist damit zu erklären, dass sie im Endeffekt nicht wirklich seine eigenen Kinder waren und normalerweise kümmern sich in solchen Fällen die Alphas um diese“, erläuterte der schwarze Drache. „Ich will sein früheres Verhalten nicht entschuldigen. Das meiste, was er getan hat, war unmenschlich und grauenhaft. Aber man darf auch nicht vergessen, dass Werwölfe nun mal keine Menschen sind und sich demzufolge auch anders verhalten“, fügte er dann noch hinzu. „Männliche Werwölfe können Kinder bekommen?“, hakte Remus geschockt nach. Davon hatte er noch nie etwas gehört und auch Moony hatte ihm nichts davon erzählt. Das konnte aber auch daran liegen, dass in Britannien den Werwölfen verboten wurde, Nachwuchs zu zeugen, und damit war diese Eigenschaft sowieso irrelevant. Severus hingegen hatte sofort seine eigenen Schlussfolgerungen gezogen, die ihm das Bild von Greyback, der sich hinter Sirius versteckte, vermittelt hatte. „Black ist sein Partner, nicht wahr…? Sonst würde Fenrir sich nicht so verhalten, wie er es jetzt tut, oder?“, wollte er ruhig wissen. Er konnte es immer noch nicht wirklich glauben, ausgerechnet Fenrir Greyback, der gefährlichste Werwolf, den es zurzeit in England gab, ausgerechnet dieser war ein Submissive…? „WAS? Stimmt das, Sirius? Bist du der Mate von Greyback?“, fragte der Verteidigungsprofessor entsetzt nach. „Wie konnte das passieren? Du weißt doch, was er getan hat. Er hat mich gebissen und zu dem gemacht, was ich nun bin. Wie konntest du ihm einfach verzeihen, WIE KONNTEST DU NUR?“, äußerte der Blonde und steigerte sich immer weiter in seine Wut hinein. „Moony… Moony… Remus… REMUS…“, versuchte der ehemalige Gefangene seinen Freund anzusprechen. Doch dieser reagierte erst, als Sirius ein wenig lauter wurde, dann fuhr dieser fort. „Ich weiß, was er getan hat! Ich weiß, was er dir angetan hat, glaub mir, ich weiß das ganz genau. Und du musst mir auch glauben, wenn ich dir sage, dass es mir nicht leicht gefallen ist, auf seine Avancen einzugehen. Aber ich habe hier gelernt, dass man vergeben kann und dass man hinter die Fassade gucken muss, bevor man sich ein Urteil erlaubt. Das müsstest gerade du wissen. Wie oft hat man dir keinen Job gegeben oder dich gefeuert, sobald man von deinem inneren Wesen erfuhr? Das waren auch alles Vorurteile…!“, meinte der ältere Black und klang ein wenig verzweifelt, denn es konnte durchaus passieren, dass er nun einen seiner besten Freunde verlor, nur weil er sich mittlerweile verliebt hatte. „Ich verlange ja nicht von dir, dass ihr beide beste Freunde werdet oder euch mögt. Das einzige, was ich möchte, ist, dass du ihn…vielleicht…ignorierst und dass ich dich als Freund nicht verliere, denn das würde mich sehr traurig machen“, äußerte er vorsichtig. „Es tut mir leid“, kam es dann auch noch schüchtern von Fenrir, der zögerlich hinter seinem Maten hervorlugte. „Ich habe viele Fehler gemacht und dich sehr verletzt, das weiß ich nun. Sirius hat mir auch berichtet, wie schlimm deine Kindheit und Schulzeit aufgrund meines Fehlers war… Ich weiß, eine Entschuldigung ist nicht genug, um alles wieder gut zu machen, aber…wenn es dir helfen würde…dann könntest du mich ja bestrafen“, schlug der Greyback vor. „Schatz, NEIN…!!!“, schrie Sirius sofort, denn er wusste, was dieses Angebot bei Werwölfen bedeutete, jedenfalls größtenteils. Remus sah zuerst seinem ehemaligen Peiniger überrascht an, denn er hätte niemals mit einer Entschuldigung gerechnet und erst recht mit keiner, die so ehrlich klang. Außerdem verblüffte ihn dessen Erlaubnis für eine Strafe, die der Jüngere selber durchführen durfte. Allerdings wurde der Verteidigungslehrer misstrauisch, als er den erschrockenen Ausruf seines Schulfreundes hörte. Auch die überraschten und leicht besorgten Gesichter von Alex und seinen Eltern zeigten dem Werwolf, dass dieser Vorschlag von Fenrir mehr bedeutete, als ihm wohl im Augenblick klar war. „Was meinst du damit, ich kann dich bestrafen?“, erkundigte er sich deshalb. „Du bist ein Alpha, das spüre ich deutlich“, begann der andere zu reden, wurde aber gleich wieder unterbrochen. „Was soll das heißen, ich bin ein Alpha?“, wollte der Lehrer aufgebracht wissen, das hatte bis jetzt noch nie jemand zu ihm gesagt. ‚Er hat recht, Remus, wir sind ein Alpha, wir sind stark und können ein Rudel aufbauen und beschützen’, meldete sich nun auch Moony in Gedanken zu Wort. ‚Wieso hast du mir das nicht schon vorher erzählt…? Und wusstest du, dass Fenrir ein Submissive ist und was das bedeutet’, fragte der Blonde dann seinen Wolf vorwurfsvoll. ‚Wir haben erst vor ein paar Monaten angefangen miteinander zu reden und du akzeptierst mich auch noch nicht solange. Ich hatte noch keine wirkliche Gelegenheit mich mit dir über solche Themen zu unterhalten… Und ja, ich wusste, was Greyback für ein Werwolf ist. Nur was hätte es mir gebracht, es dir zu sagen, du hättest mir nicht geglaubt und erst recht nicht mit ihm geredet, also habe ich geschwiegen’, erwiderte der Wolf ein wenig beleidigt. ‚Du hast vermutlich recht, trotzdem werden wir uns beide noch mal darüber unterhalten müssen, vor allem darüber, wie es mit uns weiter gehen soll’, entgegnete wiederum Remus. Doch bevor er mit Moony weiter reden konnte, wurde sein gedankliches Gespräch von Fenrir unterbrochen. „Jeder Werwolf hat seinen eigenen Geruch, der ihn identifizieren kann. In diesem Duft ist auch die Information über die Stellung innerhalb eines Rudels verborgen. Ich rieche nach Submissive, deshalb haben die Werwölfe auf der hiesigen Schule mich auch sofort isoliert, damit ich zur Ruhe kommen konnte, denn sie wussten ja nun, warum ich mich so verhielt, wie ich es getan habe. Du riechst nach Alpha und das wird jeder andere Werwolf wissen, wenn er weiß, worauf er achten muss... Und auf deine Frage zurückzukommen, was mit meinem Angebot mit der Strafe gemeint ist, das ist eine Art Absolution unter Unseresgleichen, auch wenn ich vor meinem Unterricht nichts davon gehört hatte. Wenn ein Werwolf etwas Schweres verbrochen hat, dann wird er von seinem Alpha oder, wenn er noch in keinem Rudel aufgenommen wurde, von einem anderen Alpha stellvertretend bestraft. Nach der Bestrafung sind seine Fehler gesühnt und niemand darf ihn mehr dafür verurteilen. Da ich dir auch wehgetan habe, würde ich dir erlauben, die Bestrafung durchzuführen, damit du vielleicht ein wenig Genugtuung bekommst“, erklärte der Ältere. Es wäre gelogen, wenn er sagen würde, er hätte keine Angst, aber er wusste auch, dass diese Strafe sein musste, sonst würde er niemals mehr wirklich zur Ruhe kommen und sich selbst verzeihen können, das würde sein innerer Wolf nicht zulassen. Remus war überrascht, wenn nicht gar geschockt, dass ausgerechnet einer seiner schlimmsten Feinde ihm dessen Bestrafung überließ, obwohl dieser eigentlich genau wissen sollte, wie gefährlich das für diesen werden könnte. Doch konnte er das wirklich tun, fragte sich der Braunäugige auch gleichzeitig, konnte er einem anderen wehtun, sei es auch Fenrir Greyback und im Anschluss dessen Taten vergessen oder wenigstens ihn deswegen keine Schuld mehr einreden. ‚Tu es!’, bestimmte Moony. ‚Das wird uns beiden gut tun. Dir, um ein Teil deiner Rachelust zu besänftigen und mir, weil ein Submissive mich gedemütigt hat. Du wirst ihn ja nicht töten und ich kann dir auch versichern, dass dieser Vorschlag nicht ganz uneigennützig von Greyback ist, denn die Bestrafung wird ihm einen Großteil seines inneren Gleichgewichts zurückbringen, außerdem wird er jetzt, wo er Black als Maten hat, niemals wieder so etwas tun, das kann ich dir versichern’, erläuterte der Wolf. Remus dachte noch einen Augenblick nach, bevor er schließlich antwortete. „Okay, ich mach es. Aber du musst mir erklären, was ich zu tun habe!“, meinte er. Sirius sah so aus, als wenn er irgendetwas einwerfen wollte, das das ganze verhindern würde, doch als er den bittenden Blick seines Partners sah, verkniff er sich eine Einmischung. Er wusste schließlich, wie sehr sein ‚Kuschelwolf’, wie er ihn nannte, wenn sie unter sich waren, diese Bestrafung wollte…und auch brauchte. Fenrir hatte nachts oft genug Albträume von seinen Taten, die diesem vor Augen führten, wie falsch er sich verhalten hatte, auch wenn ein Großteil seiner Handlungsweise auf seinen Status als Submissive zurückzuführen war. Fenrir war dem ehemaligen Gefangenen dankbar, dass er sich nicht eingemischt hatte und für ihn war es auch ein großer Liebesbeweis, denn er wusste, dass der andere ihn am liebsten vor allem beschützen würde, auch vor dessen eigenen Freunden, wenn es sein musste. Aber diese Strafe war wichtig und auch notwendig, vor allem für sein Ansehen unter den Werwölfen. „Die Bestrafung ist mehr eine Art Jagd. Es wird ein Territorium festgelegt, in dem sich nur wir beide aufhalten werden, damit sich niemand einmischt. Ich bin sozusagen deine Beute und fliehe vor dir, darf das Gebiet aber nicht verlassen. Sobald du mich gefangen hast…“ Greyback sah sich im Raum um und wusste, dass zumindest die Familie Dracien wusste, was dann passieren würde, ihrem Blick nach zu urteilen. Der Rest war unwissend und das sollten sie auch bleiben, das war nämlich im Grunde ein Geheimnis unter Werwölfen und nur Wesen, die es wissen mussten, wussten davon. Auch Sirius war darüber nicht aufgeklärt worden, denn vielleicht wäre er dann doch eingeschritten. Der ehemalige Gefangene wusste nur, dass es zu Verletzungen kommen würde und so sollte es bleiben. „…das wirst du dann wissen, wenn es so weit ist. Dein Wolf wird dich leiten und dir sagen, was zu tun ist“, beendete er seine Erklärung. Doch bevor sich noch einer der Anwesenden beschweren konnte, dass sie nun genauso schlau wie vorher waren, mischte sich Dillon ein. „So, der Rest kann bis nach dem Frühstück warten, jetzt wird erstmal gegessen. Wir alle haben Hunger und schließlich sagt man ja, dass das Frühstück die wichtigste Mahlzeit am Tag ist! Also hopp, hopp, alle Mann hinsetzen“, befahl der goldene Drachen. Als alle seiner Aufforderung nachgekommen war, wünschte er einen ‚Guten Appetit’ und man verfiel in einträchtiges Schweigen, denn jeder wollte sein Essen in Ruhe genießen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)