Drachenprinz von jancker ================================================================================ Kapitel 47: Ein geschockter Werwolf ----------------------------------- Ein geschockter Werwolf Harry ging zur Tür und öffnete sie. Vor ihm stand, wie schon erwartet, der überraschte Remus. Dieser hatte wohl nicht mit dem Jüngeren gerechnet. „Guten Abend, Remus, komm doch rein, wir haben schon auf dich gewartet“, äußerte der Silberdrache lächelnd. Das wiederum ließ den Verteidigungslehrer noch mehr die Stirn runzeln. Warum war Harry hier? Eigentlich wollte der Ältere doch nur den monatlichen Wolfsbann abholen und trinken. „Guten Abend, Harry… Warum habt ihr auf mich gewartet? Gibt es etwas Wichtiges zu besprechen? Ist was passiert?“, fragte der Werwolf besorgt nach. „Nein, keine Sorge“, erwiderte der Grünäugige sofort. „Nun komm erstmal rein, du brauchst nicht vor der Tür stehen zu bleiben“, ermunterte er den anderen anschließend. Er selber ging nun auch zu den Sesseln, zauberte aber im Vorbeigehen noch einen Stuhl für den Lehrer herbei. Dann setzte er sich und wartete auf Remus. Severus hatte das alles stillschweigend beobachtet, setzte sich jetzt auch hin, würde aber den Drittklässler weiter die Konversation führen lassen. Der Werwolf hingegen kam nur vorsichtig näher, immer darauf bedacht vielleicht gleich wieder zu gehen. Er kannte den Tränkemeister viel zu gut, um die ganze Situation nicht seltsam zu finden. Der andere ließ normalerweise niemanden lange in seinen Räumen verweilen. Der Blonde durfte eigentlich immer nur das Zimmer kurz betreten, bekam dann seinen Trank und wurde danach sofort wieder hinausgeschmissen. Außerdem wusste er, dass Severus ihn hasste, aufgrund ihrer gemeinsamen Vergangenheit. Also noch mal, was war so wichtig, dass gerade dieser mürrische Mann ihm erlaubte zu bleiben. Und noch dazu verweilte der Sohn von dessen Erzfeind ebenso in den Räumen. ‚Merkwürdig, wirklich merkwürdig’, dachte der Verteidigungslehrer. Als nun alle saßen, wandte sich Harry an den Schwarzäugigen. „Wie gut sind deine Räume vor Lauschangriffen gesichert?“, erkundigte sich der Jüngere. Er wollte jetzt nicht extra seine Magie benutzen, um das selber zu überprüfen, denn der andere konnte es ihm ja erzählen. Und außerdem vertraute er diesem, dass er etwas gesagt hätte, falls es zu gefährlich in dessen Privaträumen wäre. Dementsprechend zog Severus auch eine Augenbraue hoch, um zu verdeutlichen, was er von dieser Frage hielt. „Was denkst du denn von mir…? Niemand, absolut niemand kann durch die Zauber dringen, die ich um meine Zimmer gelegt habe. Ich weiß sogar, dass der Direktor es schon einmal versucht hatte, aber es nicht geschafft hat“, erwiderte der Ältere etwas aufgebracht. Doch nach einem Blick auf den Kleineren korrigierte er sich. „Okay, niemand von hier gelangt durch meine Zauber“, murrte er, denn er wusste, dass Harry und bestimmt auch ein paar andere aus Esandra es schaffen könnten. Remus war ein wenig ratlos. Warum wollte Harry denn wissen, ob die Räume sicher waren? In Hogwarts drohte ihnen doch keine Gefahr? Warum duzte der Jüngere den Tränkeprofessor? Und was erzählte Severus da? Dumbledore hatte es versucht… Das kann nicht wahr sein…oder? „Was ist hier los? Kann mir das mal einer erklären?“, platzte es plötzlich aus dem Werwolf heraus. Der Drittklässler war beruhigt, als er die Antwort von dem Tränkeprofessor bekam und schaute dann zu Braunäugigen nach dessen Ausbruch. „Ganz ruhig, Remus, ich wollte bloß sicher gehen, dass niemand von unserem folgenden Gespräch etwas mitbekommt, vor allem der Direktor nicht“, erklärte er. Das Runzeln der Stirn seines Gegenübers überging er geflissentlich und ließ erstmal die Bombe platzen. „Ich weiß, dass du ein Werwolf bist!“ Der Jüngere wollte nicht lange um den heißen Brei herumreden. Schock! Der Ältere war geschockt, er war erstarrt und bewegte sich nicht mehr. „Was hast du gesagt?“, fragte er dann schließlich mit zitternder Stimme nach. Und als der andere seine Aussage wiederholte, dachte der Verteidigungsprofessor nur noch, ‚Jetzt ist es aus! Harry wird mich hassen!’ „Remus…Remus…sieh mich an und hör mir zu“, sprach der Drittklässler den Größeren an. Doch er musste das noch einige Male wiederholen, bis der andere reagierte und ihn schließlich anschaute. „Jetzt beruhig dich erstmal, es ist doch nichts dabei ein Werwolf zu sein. Sie sind sehr liebe und beschützerische Wesen. Wer zu ihrer Familie gehört, den lassen sie niemals im Stich“, erzählte der Silberdrache. „Und du bist sicher nicht der erste, den ich sehe“, fügte er noch hinzu. Das wiederum schockte den Blonden erneut. „Wie…wie meinst du das…ich wäre nicht der erste? Wo hast du denn schon mal welche gesehen? Haben sie dir etwas getan? Geht es dir gut? Fehlt dir was?“, hakte der Ältere fast hysterisch nach. Severus war zuerst still geblieben, hatte sogar innerlich etwas gelacht, als er die Reaktion von Lupin verfolgt hatte. Doch nun stand er auf und ging zu seinem Vorratsschrank. Daraus entnahm er einen Beruhigungstrank, ging wieder zurück zu den anderen und überreichte ihn dem geschockten Mann. „Trink!“, befahl er einfach und setzte sich erneut. Remus trank die Flüssigkeit in einem Zug und bemerkte sofort die Wirkung. Er beruhigte sich, wurde wieder ausgeglichener, sah aber weiter Harry an und wartete auf die Beantwortung seiner Fragen. Der Grünäugige schaute dankbar zu dem Tränkeprofessor und wandte sich danach erneut seinem Gesprächspartner zu. „Nun, der erste Werwolf, den ich getroffen habe, hieß Raul. Er hat mich davor gerettet zu ertrinken“, begann er zu berichten. Er hörte nur ein Schnauben von Raziel, der sich sicher auch noch sehr gut daran erinnern konnte. „Ich glaube, ich war damals gerade sieben und hab mich heimlich davongeschlichen, selbst Raziel und Nasaku hatten mich aus den Augen verloren. Ich bin durch einen Wald gelaufen und dann habe ich ein Nest auf einem Baum entdeckt. Neugierig, wie ich nun mal bin, bin ich hinaufgeklettert, ohne dabei auf die Gefahren zu achten. Der Ast, auf dem das Nest lag, befand sich über einem See. Und es kam, wie es kommen musste, ich verlor den Halt und stürzte ab. Doch Raul kam wie aus dem Nichts und rettete mich. Später hat er mir dann erklärt, dass er gerade sein morgendliches Training in der Nähe absolviert und meine Schreie durch sein gutes Gehör bemerkt hatte. Anschließend wäre er sofort losgerannt und hätte mich vor dem Ertrinken bewahrt“, erzählte der Grünäugige von seinem Erlebnis. Remus und auch Severus konnten nur den Kopf schütteln über so viel kindlichen Leichtsinn. „Nun ja, um die Wahrheit zu sagen, gibt es einige Werwölfe, die sich in der Nähe meiner Eltern befinden. Ich habe auch schon bei dem einen oder anderen übernachtet, wenn dieser sich in seiner Wolfsgestalt befand, dann sind sie so schön kuschelig. Außerdem bin ich bereits einige Male auf ihnen geritten, wenn sie verwandelt waren. Und verletzt und mir wehgetan hat bis jetzt noch keiner“, äußerte der Kleinere mit ernster Stimme. Der Braunäugige war sprachlos. Wie war so etwas möglich? Werwölfe waren gemeingefährlich, erst recht für ein Kind. Sie sahen in anderen Lebewesen nur Nahrung und töteten ohne schlechtes Gewissen. „Nehmen sie alle den Banntrank?“, erkundigte er sich schließlich, denn anders konnte er sich das nicht erklären. Harry schüttelte sofort angewidert den Kopf. „Nein, niemals würden sie dieses gefährliche Zeug zu sich nehmen, damit würden sie sich nur selber wehtun“, erwiderte der Jüngere. „Ich glaube, du hast überhaupt keine Ahnung, was dieser Trank anrichten kann. Ich musste auch Severus erstmal erklären, was die Konsequenzen der Einnahme von diesem Gebräu sind“, fügte der Silberdrache hinzu. Und dann erläuterte er das, was er auch schon dem Schwarzäugigen gesagt hatte. Er berichtete von den unterdrückten Instinkten und davon, dass der Werwolf davon zugrunde gerichtet wurde und sterben würde. Remus hörte sich alles an und war doch ziemlich geschockt, als der andere endete. Aber letztendlich dachte er nur, ‚Umso besser, dann bin ich keine Gefahr mehr für andere! Ich bin nur ein abscheuliches Monster, das es nicht verdient zu leben.’ Das sagte er dann auch dem Grünäugigen. Dieser war fassungslos, im ersten Moment wusste er gar nicht, wie er reagieren sollte… Dann jedoch stand er auf, ging zu dem Werwolf und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige. Anschließend schrie er ihn an. „Wie kann es sein, dass du dich für verabscheuungswürdig hältst. Du hast noch niemals einem anderen absichtlich wehgetan. Du bist stark, hast es geschafft ohne Hilfe als Werwolf zu überleben, obwohl du bereits im Kindesalter verwandelt wurdest. So etwas ist bewundernswert…und nun hör auf in Selbstmitleid zu zerfließen! Ich werde nicht erlauben, dass dir was geschieht, hörst du? Was würde Sirius dazu sagen, wenn er erfahren würde, dass du lieber sterben würdest als zu kämpfen?“ Severus hatte die ganze Aktion nur mit hochgezogener Augenbraue verfolgt, blieb aber weiterhin still. Und wieder einmal war Remus geschockt. Er fragte sich nun schon, ob das heute noch mal ein Ende haben würde. Der Braunäugige hätte niemals damit gerechnet, dass Harry ihm so energisch seine Meinung sagen würde. Und vor allem überraschte es ihn, dass der andere Sirius erwähnte. „Ich…ich…wie…willst du mir denn helfen?“, wollte er letztendlich zögerlich wissen. „Was kann ein Drittklässler schon ausrichten? Und wie, denkst du denn, soll ich die Vollmondnächte ohne Wolfsbann überstehen. Ich wäre eine Gefahr für die Schüler, das würde der Direktor niemals erlauben“, äußerte der Verteidigungslehrer ein wenig resigniert. Eines wurde dem Silberdrachen nun klar, er musste erstmal wieder das Selbstwertgefühl des Älteren steigern und ihm die Angst vor seinem Wesen nehmen. Der Rest müsste dann ein Kinderspiel sein, hoffte er jedenfalls. Er hatte zuerst überlegt, auch einen Werwolf herzubitten, um dem anderen alles zu erklären. Doch die Angst vor den Werwölfen wäre zu groß für Remus, um ruhig zu bleiben, wenn er auf einen anderen seiner Art treffen würde. Dementsprechend musste er anders an die Sache herangehen. Obwohl der Kleinere es schon traurig fand, dass jemand Angst vor seinem inneren Wesen und anderen Werwölfen hatte. Aber das lag höchstwahrscheinlich auch daran, dass gerade dieser alleine ohne ein Rudel mit allem klarkommen hatte müssen. „Ich bin zwar noch jung, aber ich weiß, wovon ich spreche. Ich habe viel mehr Erfahrung mit deiner Art als du selber, deshalb kann ich dir helfen. Ich kann es schaffen, dass du keine Schmerzen mehr bei der Umwandlung hast und ich kann dir helfen ungefährlich zu bleiben, wenn du nicht gerade gegen einen Feind kämpfen musst“, entgegnete der Jüngere. „Und was den Direktor angeht, nun, ich will ehrlich sein, ich vertraue ihm nicht. Er hat zu viele Fehler begannen, um wirklich so gut zu sein, wie er behauptet. Ich weiß allerdings auch, dass du ihm viel zu verdanken hast und deshalb nicht an ihm zweifelst. Aber ich gebe dir einen guten Rat, du solltest nicht immer alles glauben, was man dir sagt und auch versuchen hinter die Fassade eines Menschen zu blicken. Ein Beispiel für das falsche Spiel des Direktors sind doch die Dementoren. Was glaubst du denn, warum er erlaubt hat, dass sie hier stationiert sind. Erzähl mir jetzt nicht, dass du diese Entscheidung nicht auch ziemlich komisch fandest“, äußerte der Drittklässler. Remus ließ sich das Gesagte durch den Kopf gehen, erstrecht die Anmerkungen über den Direktor. Doch noch wollte er nicht glauben, dass dieser anders war, als er dachte. „Was erwartest du jetzt von mir?“, fragte er schließlich seufzend nach, denn eine Entscheidung über die ganze Sache konnte er jetzt noch nicht treffen. „Ich will, dass du dich bis Sonntagabend, der Vollmondnacht, entscheidest, ob du es wagen kannst mir zu vertrauen, wie du es bei meinem ersten Vater getan hast. Ich kenne einen Ort, an dem du diese Nächte verbringen kannst, ohne Gefahr zu laufen, jemanden zu beißen oder gar zu töten. Ich will, dass du mir erlaubst dir zu helfen, dass du ein richtiger Werwolf wirst. Und ich möchte dich bitten über Dumbledore nachzudenken und deine eigene Meinung über ihn zu treffen, ohne von irgendwem beeinflusst zu werden. Ich sage dir gleich, sobald du diese Räume verlässt, lege ich einen Zauber über dich, damit niemand von diesem Gespräch erfährt, erstrecht nicht der Direktor“, erwiderte der Grünäugige mit ernster Mine. Und als der Blonde antworten wollte, unterbrach er ihn nochmals. „Sag nichts, überdenke alles und entscheide dann. Wenn du am Sonntag um 7 Uhr vor dem Mädchenklo im ersten Stock bist, dann weiß ich, dass du es versuchen willst. Wenn nicht, dann wird alles so weiter laufen wie bisher…“ „Okay, ich werde es mir in Ruhe überlegen“, entgegnete der Größere und stand auf. Es wurde Zeit, dass er sich wieder in seine eigenen Räume begab und über alles nachdenken konnte, was er heute erfahren hatte. Allerdings hatte er noch eine Frage, bevor er sich verabschiedete. „Wieso hast du vorhin Sirius erwähnt, obwohl du ihn noch gar nicht kennst?“, erkundigte er sich neugierig. „Doch ich kenne ihn, ich habe ihn mit meinen Eltern am Anfang der Ferien besucht. Ich weiß, dass er unschuldig war, aber ohne Beweise konnten wir leider kein erneutes Verfahren beantragen. Allerdings hat sich die Sache ja nun erledigt“, lächelte der Drittklässler. „Und jetzt wünsche ich dir eine gute Nacht“, verabschiedete er sich etwas kurz angebunden und machte eine kurze Handbewegung, um den Zauber auf den anderen zu legen. Auch Remus verabschiedete sich nun endgültig, ohne noch weiter auf die Sache mit Sirius einzugehen, das wäre ihm vielleicht dann doch zu viel geworden für einen Abend. Er wünschte Harry und Severus eine geruhsame Nacht und verließ die Räume des Tränkemeisters mit reichlich nachdenklicher Mine. Auch der Schwarzhaarige verabschiedete sich von dem Werwolf und wandte sich dann wieder an den Kleineren. „Meinst du, es war so gut, ihm zu erzählen, dass du dem Direktor nicht vertraust?“, wollte er wissen. „Ja, denn nur so habe ich ihm zum Nachdenken bringen können. Außerdem kann er es ja niemanden erzählen, also was soll’s“, entgegnete der Silberdrache. „Allerdings muss ich unseren Schachabend nun leider ausfallen lassen. Es ist schon reichlich spät und ich äußerst müde. Mach es gut und schlaf schön, wir sehen uns ja morgen, bis dann“, äußerte er anschließend und verließ nun auch die Räume des Älteren, um ins Bett zu gelangen. Severus verabschiedete sich ebenfalls, sah dem anderen aber noch lange nach. In Gedanken fragte er sich, ob das alles wirklich gut gehen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)