Drachenprinz von jancker ================================================================================ Kapitel 44: Gefahr ist überall ------------------------------ Gefahr ist überall Die Wochen vergingen, doch Professor Lupin hatte es nicht leicht. Es war nicht so, als würde er nicht mit den Schülern klar kommen, nein, im Gegenteil, unter diesen gehörte er zu den beliebtesten Lehrern. Allerdings gab es nach wie vor irgendeine Person, die ihn aus der Schule schaffen wollte, jedenfalls sah es so aus. Unterrichtsmaterialien verschwanden, Türen zu Räumen waren verschlossen, ohne dass man sie leicht wieder öffnen konnte und Remus bekam häufiger Drohbriefe von diesem Unbekannten. Dumbledore wurde von dem Verteidigungsprofessor über alles informiert und fand das auch äußerst befremdlich. Er konnte sich nicht vorstellen, dass einer der Schüler so einen Groll auf den Werwolf hatte, dass er zu solchen Mitteln greifen würde. Nach zwei Wochen hatte der Direktor sogar Severus darauf angesprochen, ob er etwas damit zu tun hatte, obwohl der Weißhaarige es selber bezweifelte. Aber ansonsten war ihm niemand eingefallen, der so etwas tun würde. Nun ja, die Reaktion des Tränkemeisters konnten man Ruhigengewissens als Explosion beschreiben. Er schrie Dumbledore an, was ihm einfiele ihn zu verdächtigen. Solche Kinderstreiche wären unter seinem Niveau und wenn er Lupin wirklich loswerden wollte, dann würde er es auch schaffen. Der Tränkeprofessor hatte sich gar nicht beruhigen können und das sollte schon etwas heißen, denn normalerweise ließ er sich nicht anmerken, was er von Bemerkungen anderer Personen hielt. Es hatte wohl hauptsächlich damit zu tun, weil Harry und sein eigener Patensohn ihn auch darauf angesprochen hatten. Beide hatten zwar sofort bekundet, dass sie einfach nur hatten fragen wollen und ihm glaubten, wenn er sagte, dass er es nicht war. Trotzdem hatte ihr Misstrauen dem Älteren einen kleinen Stich versetzt. Und nun war auch der Schwarzhaarige versessen darauf den Übeltäter zu schnappen, um seine völlige Unschuld zu beweisen. Vor allem vor Harry wollte er nicht als so bösartig gelten, dass er so Rache an seinem ehemaligen Schulfeind vollzog. Doch bis jetzt hatte noch keiner irgendwelche Hinweise auf den Täter gefunden und das konnte sehr frustrierend sein. Es war Mittwoch und die letzten beiden Stunden Pflege magischer Geschöpfe mit den Slytherins und den Gryffindors hatten begonnen. Wie immer wurde dieses Fach draußen in der Nähe der Hütte des Wildhüters abgehalten. Diesmal schien Hagrid völlig aus dem Häuschen vor Freude über das heutige Unterrichtsthema. „Heute haben wir ein ganz interessantes Tier, über das wir reden werden. Es gehört zu meinen Lieblingen, also freut euch“, fing er an zu sprechen. Darauf konnte man allerdings vereinzelnde Stöhngeräusche von Schülern hören, denn sie wussten ja, was für Tiere der Halbriese mochte. Alle fragten sich schon, was jetzt auf sie zukommen würde. „Heute reden wir über Hippogreife! Kann mir jemand etwas über sie erzählen?“, erkundigte sich der Größere. Sofort schoss Hermines Hand in die Luft und wollte sich auch nicht sobald wieder senken. Sie wartete, bis sie aufgerufen wurde und ratterte dann ihr Wissen herunter. „Unter dem Namen Hippogryph ist der Hippogreif schon aus der griechischen Mythologie bekannt. Der Sage nach soll er der ungleichen Liebesbeziehung eines Adlers und eines Pferdefohlens entstammen. Das eigenartige Mischwesen hat den Schwanz, die Hinterbeine und den Körper eines Pferdes, geht aber vorn in einen riesigen Adler über. Seine Vorderbeine enden in langen gefährlich aussehenden Vogelkrallen. Er hat Flügel mit einer Spannweite von knapp 4 Metern, einen Vogelkopf mit scharf blickenden orangenen Augen und einem stählern blitzenden Schnabel. Das Fell von Hippogreifen wird vorne entsprechend zu einem Gefieder, das je nach der Farbe des Fells mal tief schwarz, mal kupferfarben, mal weiß und mal kastanienbraun schimmert.“ „Danke, Miss Granger, das ist vollkommen richtig. 10 Punkte für Gryffindor“, lächelte Hagrid glücklich. Er war froh, dass es Schüler gab, die sich allem Anschein nach genauso für magische Wesen interessierten wie er. Dass dem nicht so war, dass das Gryffindormädchen nur mit ihrem Intellekt angeben wollte, hatte er gar nicht bemerkt. Nun meldete sich auch Harry, denn er wusste noch ein paar mehr Details über dieses Wesen. Als er an der Reihe war, sprach er weiter. „Die Lebensgewohnheiten der Hippogreife vermischen ihre Adler- und ihre Pferdenatur. Das heißt zum einen, dass sie wie Pferde nur ein einziges Junges pro Wurf haben, das aber einem 24 Stunden lang bebrüteten Ei entschlüpft. Frischgeschlüpfte Hippogreifjunge lernen bereits innerhalb einer Woche zu fliegen, sind aber erst nach einigen Monaten zu größeren Flugunternehmungen in der Lage. Da diese magischen Wesen ihre Nester aber auf ebener Erde bauen, können sich die Jungen auch schon vorher zu Land fortbewegen. Zur Ernährung scharren sie einerseits auf der Erde nach Insekten, andererseits jagen sie fliegend kleine Säugetiere und Vögel. Ihren gefährlichen harten Schnabel und ihre Krallen setzen Hippogreife ein, um sich gegen Angreifer zu wehren. Solche aggressiven Reaktionen können bei diesen sehr stolzen und misstrauischen Wesen bereits durch eine vermeintliche Beleidigung wie beispielsweise eine unvorsichtige Annäherung provoziert werden.“ Insbesondere das Letzte sollten die Schüler berücksichtigen, wenn sie solch einem Wesen gegenüber stehen, denn es konnte durchaus sehr gefährlich werden es zu verärgern. „Das ist vollkommen korrekt, Harry, schön, dass du dich so gut auskennst“, lobte der Professor den Silberdrachen. Dann fuhr er selber fort mit den Erklärungen. „Um sich bei der Kontaktaufnahme mit einem Hippogreif nicht zu gefährden, muss ständiger Augenkontakt aufrechterhalten werden. Nach einer respektvollen Verbeugung muss man zunächst abwarten, wie der Hippogreif reagiert. Nur wenn er seinerseits eine Verbeugung andeutet, lässt er es zu, am Schnabel getätschelt und als Reit- bzw. Flugtier bestiegen zu werden. Anderenfalls sollte man sich vorsichtig zurückziehen.“ Er sah zu seinen Schülern und schaute, ob sie ihm genau zugehört hatten, denn das eben Gesagte war äußerst wichtig. „Wenn Hippogreife Menschen auf ihrem Rücken reiten lassen, sollten die Reiter sowohl beim Aufsteigen als auch während des Flugs sorgsam darauf achten, dass sie dem Hippogreif ja keine Schmerzen zufügen. Für die Reiter ist diese Art des Fliegens schon aus diesem Grund etwas beschwerlich. Außerdem kann der Reiter bei der Landung auf den ungleichen Füßen des Tierwesens leicht abstürzen. Heutzutage werden Hippogreife normalerweise nicht mehr als Flugtiere genutzt, während dies in früheren Jahrhunderten noch gebräuchlich war. Die in vielen Farben schillernden Hippogreife wurden früher in der magischen Gesellschaft gezüchtet. Bei der heutigen magischen Jugend scheint die Gattung dagegen wenig bekannt zu sein“, erzählte der Größere weiter. „Und da ihr nun alle Bescheid wisst, habe ich ein Überraschung für euch“, äußerte der Halbriese mit einem breiten Lächeln. Er ging kurz hinter seine Hütte und kam dann Augenblicke später mit einem Hippogreif an seiner Seite wieder. Als er sich vor die Schüler hingestellt hatte, deutete er mit seiner Hand auf seinen Begleiter. „Das ist Seidenschnabel, ein Hippogreif aus dem Verbotenen Wald. Ich wollte, dass ihr mal seht, wie diese Wesen aussehen. Also, wer traut sich Seidenschnabel zu streicheln“, hakte Hagrid nach. Alle Schüler machten sofort einen Schritt zurück, keiner wollte einem der Lieblinge des Wildhüters zu nahe kommen, denn sie fürchteten sich davor, was alles passieren konnte. Immerhin wussten sie über dessen Leidenschaft für gefährliche Tiere genau Bescheid. Allerdings hatte einer unter den Jüngeren einen anderen Grund, warum er nicht nach vorne wollte. Doch leider war das Glück nicht auf seiner Seite, denn der Professor rief ihn auf. „Komm, Harry, du schaffst das schon“, wollte der Größere ihn aufmuntern. Er wusste ja nicht, was diese magischen Wesen in der Gegenwart von dem Schwarzhaarigen taten. Dieser jedoch hatte eine ganz genaue Vorstellung, denn er hatte das schon des Öfteren in Esandra erlebt. Mit einem ergebenen Seufzer und resigniertem Gesicht ging der Grünäugige nach vorne und wurde nochmals an die respektvolle Verbeugung erinnert, bevor er weiter oder im Notfall wieder zurückgehen sollte. Allerdings kam es gar nicht zu einer Verbeugung, denn bevor Harry das tun konnte, tat bereits der Hippogreif etwas. Dieser hatte nur einen Blick auf die sich nähernde Person geworfen und dann sah es fast so aus, als würde Seidenschnabel die Augen aufreißen, bevor er in die Knie ging. Es schien, als wollte er sich vor dem Drittklässler ganz tief verbeugen. Nebenbei gab er noch Gurrlaute von sich, die wohl keiner außer dem Schwarzhaarigen verstand. „Willkommen, eure Hoheit, es freut mich, dass ich euch kennen lernen darf!“ Die anderen Anwesenden allen voran Hagrid schauten sich die Szene völlig verblüfft an. ‚Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Seidenschnabel! Mein Name ist Alexander Dracien und ich besuche Hogwarts, um diese Welt kennen zu lernen’, erwiderte Harry auf die Worte des Hippogreifen in dessen Gedanken. Er konnte nicht laut mit dem magischen Wesen reden, denn dann würden vielleicht einige bemerken, dass er dessen Sprache verstand. Und das sollte so lange wie möglich geheim bleiben. Nun ging der Grünäugige auf das Wesen zu und begann ihn zu streicheln. Nebenbei überlegte er, was er sagen sollte, denn dass etwas komisch war, das sahen alle. Immerhin hatte er sich nicht mal verbeugt, bevor er zu dem Hippogreif gegangen war. Doch er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als plötzlich der Halbriese anfing zu reden. „Das ist ja interessant, Seidenschnabel hat dich sofort und ohne vorherige Respektsbekundung akzeptiert. Normalerweise ist er ziemlich eitel und arrogant, lässt nicht viele an sich ran. Du bist echt ein Glückspilz, Harry. Und wenn du ihn schon mal streichelst, kannst du auch gleich eine Runde auf ihn fliegen. Was hältst du davon?“, fragte Hagrid ganz begeistert. Dass etwas an der Reaktion des Tieres seltsam war, übersah er einfach. Er war viel zu glücklich, dass Seidenschnabel auch andere an sich heran ließ. Der Silberdrache dachte ein paar Minuten nach, ob er es wirklich wagen sollte. Doch letztlich stimmte er zu, denn er vermisste es durch die Luft zu fliegen. Zwar liebte er es nach wie vor am meisten dies mit seinen eigenen Flügel zu tun, jedoch sah er darüber erstmal hinweg. Er schaute kurz zu Raziel hinunter, der wie immer an seiner Seite war, um ihn mitzuteilen, dass er in diesem Fall hier unten bleiben und zu Draco gehen sollte. Denn auch wenn der Hippogreif den Lichttiger wegen ihm in seiner Nähe duldete, so war ein Flug auf seinem Rücken doch eine andere Sache. Außerdem war ja Nasaku nach wie vor an seiner Seite und Basaku, der Roch, würde ihn auch nicht allein lassen. Raziel akzeptierte die Entscheidung, wenn auch nur widerwillig und trabte zu dem jungen Malfoy, um dort auf die Rückkehr seines Schützlings zu warten. „Okay, Professor, ich werde mit ihm fliegen“, äußerte er und schwang sich auf dem Rücken des magischen Wesens. Seidenschnabel trabte an und setzte dann ab. Er schlug ein paar Mal kräftig mit den Flügeln, um an Höhe zu gewinnen, bevor er sich erstmal gleiten ließ. Er selber genoss es auch durch die Lüfte zu fliegen. Dann wandte er sich erneut an seinen Reiter und gurrte, „Gefällt es euch denn hier, eure Hoheit? Ich selber mag die Menschen nicht so sehr, außer vielleicht diesen Halbriesen, denn er füttert mich immer.“ Harry fühlte sich auch ziemlich befreit auf dem Rücken des magischen Wesens und lächelte ein wenig vor sich hin, dachte an all seine Ausflüge, die er selber in seiner Drachengestalt im Himmel gemacht hatte. Doch dann besann er sich und antwortete Seidenschnabel. „Es ist okay, aber ich vermisse meine Heimat schon ein wenig. Dessen ungeachtet habe ich in Hogwarts auch neue Freunde gefunden, auf die ich mich verlassen kann, und alleine dafür hatte es sich gelohnt hierher zu kommen.“ Plötzlich zog Nebel auf, so schnell, dass es im ersten Moment noch klarer Himmel und im nächsten nur noch eine graue Masse zu sehen war. Man konnte kaum die Hand vor Augen erkennen. Also bat der Silberdrache Seidenschnabel zurück zu Hagrid zu fliegen, damit nichts passierte. Doch soweit sollte es nicht kommen, denn unerwartet erschienen gleich drei Dementoren auf einmal. Harry hatte nicht einmal Zeit genug gehabt ihre kalte Präsenz, die sie ausstrahlten, zu spüren zu bekommen. Sie waren einfach da…und bewegten sich auf ihn zu. Da der Drittklässler aber nun darauf achtete, spürte er die Eiseskälte um sich herum, die darauf hindeuteten, dass mehr als drei von diesem Kreaturen in der nähernden Umgebung waren. Es war gespenstig ruhig geworden, kein Laut der Natur war mehr zu hören. Die Dementoren hatten alle Lebewesen verscheucht. Der Hippogreif begann ein wenig zu straucheln, denn auch wenn er als Tier kaum von diesen Wesen beeinflusst wurde, so konnte doch die geballte Macht von so vielen ihn beeinträchtigen. Harry wollte seinen Patronus hervorrufen, besann sich aber rechtzeitig, bevor er vielleicht entlarvt wurde. Und dann passierte es! Vor Seidenschnabel tauchte plötzlich ein Dementor auf und in dem Versuch ihm auszuweichen, drehte sich der Hippogreif. Der Schwarzhaarige konnte sich nicht mehr festhalten und fiel von dessen Rücken. Er stürzte dem Boden entgegen! Angestrengt dachte der Grünäugige nach, wie er den Aufprall verlangsamen oder gar stoppen konnte, ohne in seine Drachengestalt zu wechseln, denn das wäre wirklich keine gute Idee. Allerdings hielt ihn die Präsenz der Dementoren davon ab, einen klaren Gedanken zu machen. Harrys Sinne schwanden nach und nach, er kam einer Ohnmacht immer näher. Doch bevor er völlig in Dunkelheit gehüllt wurde, erschien Basaku in seiner Vogelform. Er griff sich den Kleineren mit seinen Krallen, bevor dieser auf dem Boden aufschlug und flog erneut höher. Der Nebel hatte sich mittlerweile genauso schnell wieder verzogen, wie er erschienen war und mit ihm verschwanden auch die Dementoren. Hoch am Himmel suchte der Roch den Platz, wo die anderen Schüler und der Professor nach wie vor standen und mit entsetzten Augen zu ihnen herüberschauten. Er flog mit ein paar Flügelschlägen zu dieser Stelle, landete, legte seinen Schützling auf den Boden, dann hob er wieder ab und flog davon, bis er nicht mehr gesehen werden konnte. Zurück ließ er eine geschockte Menge und einen schwarzhaarigen Jungen, der mit einem Lächeln nun endgültig in Ohnmacht fiel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)