Last Leaves Falling von Riku (Piccohan / Vegoku) ================================================================================ Kapitel 2: Chapter 2 ≈ Teach Me War ----------------------------------- Thanks to xemsaixlike and -Goku- for commenting the 1st chapter. ;) This chapter is dedicated to: Totchi ♥ Chapter 2 ≈ Teach Me War Es war eine kalte Nacht. Als Son Gohan gegen halb vier erwachte, hatte er Piccolo nirgendwo entdecken können. Nur dessen Umhang, mit dem er zugedeckt war. Der Junge fuhr mit einer Hand über den schweren, weichen Stoff und lächelte sanft. Es war ganz egal, wie hart und unnahbar sich sein Mentor und Freund zeigte, in seiner Brust pochte eben doch ein Herz. Er sah sich noch einmal um. In der Ferne das Rauschen des Wasserfalls, das leise Zwitschern der ersten Vögel. Mehr war nicht zu hören und nichts war zu sehen außer dem sanften Glitzern auf der nicht allzu weit entfernten Wasseroberfläche. Son Gohan schmunzelte, völlig grundlos. Auch wenn Piccolo gerade nicht da war, hier draußen fühlte er sich, trotz der weiten Landschaft, unheimlich heimisch, ja, fast geborgen. Der schwere Stoff des Umhangs schmiegte sich an seinen Körper. Er seufzte wohlig und vergrub sein Gesicht darin. Es roch gut. Nach Piccolo. Er konnte nicht genau sagen, wonach es roch, so wie er nicht hätte sagen können, nach was die Bettwäsche seines Vaters roch. Doch er fühlte sich wohl zwischen diesen Gerüchen. Es war ein bekannter, angenehmer und unheimlich vertrauter Duft. Es roch einfach nach Piccolo und nach nichts anderem. Aber was, wenn Piccolo nun fror? Dieser Gedanke kam ganz unwillkürlich und ließ Son Gohan kurz aufschrecken. Wieder sah er sich um, doch Piccolo war nirgends zu sehen. Schnell schob er den Umhang von sich runter und wühlte nach dem Schlafsack, den er mitgenommen hatte. Piccolo sollte nicht wegen ihm frieren, es war wirklich frisch in dieser Nacht. Er öffnete den Reißverschluss des Schlafsacks, kroch hinein und schloss ihn wieder, robbte wie eine Raupe hinüber zu seiner Tasche und legte seinen Kopf darauf, als ob sie ein Kissen wäre. Er sah hinüber zu Piccolos Umhang, der nun etwa einen Meter von ihm entfernt lag. Nun konnte der Namekianer ihn nehmen und sich selbst damit zudecken, wenn ihm kalt war. Eigentlich trennte sich Son Gohan nur ungern von ihm. Der Schlafsack roch ein wenig nach Schweiß und nach… nach dem, wonach auch immer ihr Dachboden roch. Aber das war jetzt auch egal. Son Gohan gähnte müde. Piccolo konnte ihm ja am Morgen dafür danken. Er schloss die Augen und stellte sich einen zufriedenen Piccolo zu, der blau, oder eher dunkelgrün-lila gefroren zurück zu ihrem Schlafplatz kam und sich über den Umhang freute. Son Gohan musste grinsen. Dann, an seine Tasche geschmiegt, dämmerte er wieder langsam weg. Es hatte etwas militärähnliches, als Piccolo seinen neuen alten Schüler am nächsten Morgen weckte, denn von schonungsvollem Verhalten konnte hierbei nicht die Rede sein. Die Sonne war noch gar nicht richtig aufgegangen, als der Namekianer den Fuß seines Schlafsacks packte und in die Höhe riss, ehe er daran schüttelte und Son Gohan ungebremst und mit einem leisen Keuchen auf dem Boden aufkam. Im letzten Moment hatte er realisiert, was da vor sich ging und hatte sich so ein wenig mit seinen Händen abfangen können, um nicht mit dem Gesicht zuerst im feuchten Waldboden zu liegen. Er öffnete träge seine Augen und sah hinauf in Piccolos finsteres Gesicht. „Guten Morgen, Piccolo…“, nuschelte der Junge, doch von seinem Mentor empfing er nur ein leises Knurren. „Aufstehen und anziehen.“, befahl der Ältere und ging hinüber zum See, um sich das Gesicht zu waschen. „Aye aye, Sir!“, erwiderte Son Gohan lächelnd und fuhr sich durch das krause, schwarze Haar. Das war es wirklich nicht, was er so an Piccolo vermisst hatte, aber er wusste, dass er seinen Mentor nur ganz oder gar nicht bekam. Also musste er auch dessen Macken akzeptieren. Son Gohan pellte sich aus den Sachen, die er zum Schlafen anhatte und legte sich den Schlafsack um den Unterkörper. Ein kühler Wind blies ihm durchs Haar und ließ ihn ein wenig frösteln. Er griff nach der CC-Sporttasche und öffnete sie. „Piccolo, lass uns in den Steinbruch fliegen, ich habe Papa erzählt, dass wir dort trainieren werden und er wird sicher einmal vorbeischauen.“, flötete der Junge, während er sich die orangefarbene Kampfkleidung zurechtlegte, die auch sein Vater immer trug. Son Goku hatte ihm extra Gewichte für die Arme und Beine mitgebracht und auch eines dieser schwarzen Hemden, die seine Mutter einmal versucht hatte zu waschen und sich dabei einen Bandscheibenvorfall zugezogen hatte, weil sie es kaum heben konnte. „Es ist vollkommen egal, wo wir trainieren. Dein Vater wird uns so oder so finden.“, knurrte Piccolo und betrachtete sein Spiegelbild im Wasser. Er wollte nicht über seine Schulter zurück schauen. Im Augenblick lag es nicht in seinem Interesse, Son Gohan beim Umziehen zu beobachten. Der Junge lachte verhalten. „Ja, da hast du wohl recht.“ Nun drehte sich Piccolo doch um und zuckte leicht zusammen. Schnell drehte er sich wieder der Wasseroberfläche zu. Son Gohan, der gerade seine Hose hochgezogen und den Gürtel zugeknotet hatte, sah ihn fragend an, verkniff sich jedoch die Frage, ob irgendetwas nicht stimmte. So viel wusste er schon über den Namekianer: Er war unberechenbar, aber Schwäche wollte er nicht zeigen. Das war so ziemlich das einzige, wovon man bei ihm wirklich ausgehen konnte. Piccolo war nur froh. Dass Son Gohan nicht bemerkt hatte, wie ihm plötzlich das Blut in den Kopf geschossen war. Er hatte nicht viel gesehen, eigentlich gar nichts, aber er wollte es auch nicht darauf anlegen. „Du brauchst ja wirklich ewig zum Umziehen. Bist du bald fertig oder willst du dir noch deine Beine rasieren?“, schnarrte der Namekianer und tauchte seine Hände in das kalte, klare Wasser des Sees. Ihre Umrisse verschwammen ein wenig. Kaum einen Meter entfernt schwamm ein kleiner Karpfen. Piccolo seufzte leise, als er Son Gohan lachen hörte und kippte sich noch eine Ladung Wasser ins Gesicht. „Ist nicht nötig, Piccolo. Ich bin ja schon fertig.“, pfiff Son Gohan und rieb seine Hände. „Ich lass die Sachen hier liegen. Heute Nacht kommen wir doch wieder hier her, oder?“ Er lächelte sanftmütig, als Piccolo sich zu ihm umdrehte und verhalten nickte. Dann erhob sich der Halbsaiyajin etwa einen Meter in die Luft und wartete auf seinen alten Freund, der ihn nur ein wenig grimmig ansah. Als er gestern Nacht den Umhang des anderen abgelegt hatte, hatte er nicht wirklich erwartet, dass er sich dafür bedanken würde aber ein wenig traf es ihn schon, dass Piccolo heute morgen so schlecht gelaunt war. Piccolo erhob sich nun auch in die Luft. Sein Umhang wehte um seine Beine, man konnte ihn deutlich im Wind flattern hören, als er, mit vor der Brust verschränkten Armen, hinauf in den Himmel schoss. Son Gohan folgte ihm, versuchte Piccolo sein Lächeln zu zeigen und drehte ein paar Schrauben in der Luft. Der Ältere schien sich davon kaum beeindrucken zu lassen. Piccolo versuchte sogar, so wenig wie möglich auf Son Gohans kleine Kindereien zu achten und das war auch gut so, denn hätte er sich ablenken lassen, hätte er es vielleicht gar nicht bemerkt. Es war nur ein Gefühl, für den Bruchteil einer Sekunde, aber es ließ ihn stutzen. Er sah hinauf in den Himmel und blieb in der Luft stehen. Das Gefühl war zu vergleichen mit einer Vollbremsung in der Achterbahn, wenn man das Gefühl hatte, dass einem das gesamte Innenleben einmal umgedreht wurde. „Was hast du, Piccolo?“, fragte Son Gohan, der nach ein paar weiteren Schrauben nun doch stehen geblieben war und vor Piccolo in der Luft hing. „Hast du das gespürt?“, fragte Piccolo und ballte seine Hände zu Fäusten. Son Gohan runzelte die Stirn und folgte Piccolos Blick in den wolkenlosen Himmel. „Nein.“, gab er zu. „Was denn?“ Piccolo dachte einen Augenblick nach. Er hatte ein sehr sensibles Gespür aber konnte es sein, dass er sich einfach getäuscht hatte? Ja, vielleicht hatte er es sich doch nur eingebildet, denn das Gefühl war genauso schnell verflogen, wie es aufgetaucht war. Er biss sich auf der Unterlippe herum und ignorierte Son Gohans besorgte Blicke. „Nichts, hat sich erledigt.“, knurrte der Namekianer schließlich, brauchte jedoch noch ein wenig, ehe er seinen Blick vom makellos blauen Himmel abwenden konnte. Langsam entspannte sich sein Körper wieder. Es war nur Einbildung, sagte er sich selbst. Er hatte sich geirrt. Da war nichts. Wortlos flog er weiter, legte nun einen Zahn zu, dass er einen bläulichen Energieschweif hinter sich herzog, was vollkommen nach Son Gohans Geschmack zu sein schien, denn dieser setzte schon nach kurzer Zeit wieder sein verspieltes Lächeln auf und rauschte an Piccolo vorbei. Er schien Piccolos kurzes Abschweifen nicht besonders ernst zu nehmen, dieser war ja ohnehin so eine Art Sonderling, ein wenig unwirsch, von Haus aus ein wenig sadistisch veranlagt und außerdem nahm er vieles einfach um einiges zu wichtig. Sie flogen über ein paar Felder mit belebten Höfen und über Pferdekoppeln. Hier konnten sie nicht trainieren. Son Gohan wusste nun genau, welchen Ort sie ansteuerten. Für Piccolo war der verlassene Steinbruch wohl zu klein doch nur ein paar Kilometer Luftlinie von diesem entfernt befand sich eine vollkommen unbelebte Gerölllandschaft. Auf die Idee hätte er auch kommen können, dachte er und drehte sich ein paar mal um ich selbst, bremste seinen Flug, wartete auf Piccolo und drehte sich dann auf den Rücken, um ein paar Meter unter ihm fliegen und ihm dabei eins Gesicht grinsen zu können. „Hey, Piccolo!“, rief er fröhlich und winkte ihm zu. Piccolo sah hinab zu Son Gohan und schnaubte leicht. Wenn Son Gohan der Meinung war, Piccolo würde zu viel ernst nehmen, dann war Piccolo der Meinung, der Jüngere nahm viel zu wenig ernst. Sie waren schließlich nicht zum Spielen verabredet. Wenn das Son Gohans Begehr gewesen wäre, hätte er es auch sagen und dann einen Korb von Piccolo kassieren können. Der Namekianer wand seinen Blick von dem Jungen ab und sah wieder nach vorne, ehe er sich mit einem kleinen Energieschub von ihm absetzte. Son Gohan sah ihm ein wenig verdattert nach, folgte ihm dann jedoch, ohne irgendwelche Faxen zu machen. Piccolo sah hinab auf die Landschaft, die nun in einer ziemlichen Geschwindigkeit unter ihm wegzurauschen schien. Langsam war immer weniger Grün zu sehen und bald entdeckte er zwei Dinosaurier, die sich um das Fleisch eines riesigen Wildschweins stritten. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie am Ziel waren. Er warf einen Blick zurück. Son Gohan folgte ihm nun mit einem kleinen Abstand und schien sich mit der Aussicht auf die Landschaft ein wenig abzulenken. Dass er ihn gestern Nacht mit seinem Umhang zugedeckt hatte, hatte Piccolo nur gut gemeint. Er konnte Son Gohan wirklich nicht verstehen. Warum suchte er nun so plötzlich die Nähe zu ihm, lachte ihn an und bettelte mit diesen Kindereien um Aufmerksamkeit, wenn er es sogar ablehnte, nur unter seinem Umhang zu schlafen? Als er am Morgen wiedergekommen war, hatte er seinen Umhang auf dem Boden und Son Gohan in diesem Schlafsack aufgefunden. Er würde es niemals zugeben, doch verletzt hatte es ihn. Schließlich war der Umhang warm genug gewesen. Aber es war eben doch nur eine Zwecksgemeinschaft. Das war es schon immer gewesen, ganz egal was Piccolo sehen oder sich einreden wollte. Oder war es mal anders gewesen? Er erinnerte sich zurück an den Tag, als Chichi sie dazu verdonnert hatte, einen Führerschein zu machen. Son Goku und sein Sohn hatten gerade ins Wasser springen wollen. Wie wär’s wenn Piccolo auch mit uns badet?, hatte Son Gohan gefragt. Sie waren nicht mehr dazu gekommen, aber hätte Piccolo sich überreden lassen? Hatte Son Gohan wirklich mit ihm baden wollen? Er fragte sich, ob so ein kleines Kind überhaupt verstehen konnte, wie sich ein Mann in so einer Situation fühlen musste. Oder wie Piccolo sich allein bei dieser Frage hatte fühlen müssen. Es waren diese kleinen Gesten, diese Blicke, diese sanften, vielleicht auch ungewollten Berührungen, die Piccolo eine Gänsehaut über den ganzen Körper jagten. Ja, das alles hatte mit Son Gohan begonnen. Aber er wollte doch nicht mehr daran denken… Son Gohans Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. „Wir sind da!“, rief der junge Halbsaiyajin und hielt an. Piccolo tat es ihm gleich. Beide schwebten nun über einem massigen, nur spärlich mit Gras bewachsenen Felsen. „Gut.“, brummte der Namekianer und verschränkte die Arme vor der Brust, ehe er sich langsam auf dem Felsen niederließ. Son Gohan folgte ihm, schirmte das Licht mit seiner Hand von den Augen ab, indem er seine Handkante an seine Stirn legte und überblickte die Landschaft. Wer hier lebte war… lebensmüde. Diese Gegend wimmelte nur so vor Riesenechsen und außerdem gedieh hier kaum ein Baum. Die Gegend kam ihm seltsam vertraut vor. „Schön hier.“, witzelte Son Gohan und stemmte die Fäuste in die Hüften. „Also, womit beginnen wir? Konzentrationsübung? Meditieren wir ein bisschen? Oder wollen wir uns gegenseitig ein bisschen die Schädel einschlagen, hm?“ Piccolo antwortete nicht. Er sah auf den Boden unter ihm. Der Wind fuhr durch seinen Umhang und knickte ein paar Grashalme, sang durch die Felsspalten und starb in der nächsten Windböe. Es war eine Nacht gewesen wie die letzte. Erbarmungslos kalt, Nordwind, ein klarer Sternenhimmel. Es war nicht so, als ob Piccolo den kleinen Son Gohan damals wirklich allein und auf sich gestellt in der Wildnis gelassen hatte. Zugegeben, er hatte es vorgehabt, denn genau so hatte auch er sich selbst damals abhärten können. Piccolo war als kleines Kind immer allein gewesen, musste sich irgendwie selbst durchschlagen und genau das war es, was ihn am Leben gehalten hatte. Warum hätte er Son Gohan nicht dieselbe Behandlung zukommen lassen sollen? Den ganzen Tag war der kleine vor einer dieser Riesenechsen geflüchtet, hatte sich die Augen ausgeweint und nach seinem Papa geschrieen. Erbärmlich. Das sollte der Sohn eines der größten Krieger im Universum sein? Arme dünn wie Streichhölzer. Testosteron war wohl ein Fremdwort. Er war der Sohn seines Erzfeindes, nicht mehr und nicht weniger und wenn da nicht noch eine viel größere Bedrohung wäre, hätte er diesen kleinen Feigling einfach zum Frühstück verputzt. Doch dann kam diese Nacht. Piccolo schwebte hoch über dem zitternden und vor Hunger geplagten Son Gohan, den das Heimweh und die Sehnsucht nach seinem Vater beinahe zerrissen und für einen Moment hätte man fast behaupten können, dass Piccolo mit ihm fühlte. Dass er ihn verstand. Als Son Gohan die Augen aufschlug lagen ein paar rotwangige Äpfel neben ihm. Äpfel! Die sind vom Baum gefallen! So ein Glück!, hatte er ihn sagen hören und nur stumm den Kopf geschüttelt. Auch heute stand hier nirgendwo ein Baum. Er fragte sich, ob Son Gohan irgendwann begriffen hatte, dass Piccolo ihm den Apfel gebracht hatte. Wohl um sein Jammern zu unterbinden. Ob Son Gohan überhaupt noch an diese Zeit zurückdachte? Ob er es vergessen hatte? Ja, wahrscheinlich hatte er das. War ja auch wirklich zu dumm, überhaupt an so unwichtige Situationen zu denken. Als ob sie ausschlaggebend gewesen wäre. Es war eben nur dieser Felsen, der ihn daran erinnert hatte. An ihre Anfangszeit. „Piccolo?“ Son Gohan sah seinen Mentor fragend an und legte den Kopf schief. Für einen Moment hatte er geglaubt, ein kleines bisschen Sehnsucht in Piccolos Blick entdecken zu können, doch als der Namekianer seinen Namen hörte, schien er sich wieder zu fangen und sah hinüber zu Son Gohan. „Ich möchte erstmal sehen, was du noch so drauf hast.“, sagte der Ältere, als ob kein Moment des Schweigens ihre Unterhaltung unterbrochen hätte. Als wäre alles in Ordnung. „Du siehst aus, als hättest du ewig nicht mehr trainiert. Das sagen mir zumindest deine Puddingarme und diese kümmerlichen Waden. Hat dir niemand gesagt, dass Muskelmasse sich bei wenig Beanspruchung auch wieder abbaut?“ Son Gohan errötete ein wenig. „I-ich hatte viel zu tun…“, nuschelte er verlegen und kratzte sich am Hinterkopf. „Gut, aber jetzt sind alle Frauen und Hausaufgaben weit weg. Glaubst du, du schaffst es dich zu konzentrieren oder wird uns die Pubertät auch dieses Mal einen Strich durch die Rechnung machen?“ In Piccolos Stimme schien pures Gift zu liegen und Son Gohan zuckte ein wenig zusammen. Jetzt wusste er auch, warum sein Vater unbedingt wollte, dass er wieder mit Piccolo trainierte. Einen strengeren Mentor konnte es wohl kaum geben. „Ich bin voll dabei!“, versprach Son Gohan und stellte sich gerade hin, um Piccolo zu signalisieren, dass er bereit war. Der andere schmunzelte leicht. Er genoss den Respekt, den der Jüngere ihm entgegenbrachte. Dann war die Rangordnung ja klargestellt. Es distanzierte ihn ein wenig von seinem Schüler, was nur positiv sein konnte. Was Piccolo wollte, oder besser, was er sich wünschte, war zweitrangig. Kein einziges Wort, das diese zweckgegebene Beziehung ins Wanken bringen könnte, würde über seine Lippen kommen. Er wollte dem Jungen nicht mehr so nahe kommen – egal, wie sehr er es sich eigentlich wünschte. „Du wirst meine Angriffe erst einmal nur parieren. Ich möchte sehen, wie es mit deiner Defensive aussieht.“, knurrte Piccolo und erhob sich in die Luft. Son Gohan tat es ihm gleich. „Welche Art von Angriff?“, fragte Son Gohan und hob beide Augenbrauen. „Fragst du das deinen Gegner auch und erwartest du eine Antwort, wenn er angreift?“, spottete der Namekianer. Noch ehe Son Gohan begriff, dass es schon losging, verschwand Piccolo und tauchte nur einen Meter über Son Gohan fast zeitgleich wieder auf. Piccolos Bein surrte durch die Luft und traf Son Gohan mitten im Gesicht, dass er ein wenig zurücktaumelte. „Ah!“, rief er aus und hielt seine Wange. „Dummkopf.“, zischte Piccolo, verschwand erneut und tauchte vor Son Gohan wieder auf, um ihn mit blitzschnellen Faustschlägen zu attackieren. Dieses Mal jedoch war Son Gohan vorbereitet und hob seine Arme, um Piccolos Angriffe abzuwehren. Ein ungewohntes Kribbeln schoss durch Son Gohans Körper. Mit jedem Schlag, den er parierte, spürte er, wie seine Adern mehr pulsierten. Er hatte ganz vergessen, in welches Element er geboren worden war und für einen Moment hatte er fast das Bedürfnis, Piccolo einfach um den Hals zu fallen und ihm zu danken, dass er ihm das – etwas schmerzhaft – wieder ins Gedächtnis gerüttelt hatte. Dann traf ihn eine Faust im Magen, die nächste im Gesicht, fast zeitgleich spürte er erneut eine Faust in seinem Sodaplexus. Er keuchte auf, beugte sich reflexartig nach vorne und empfing damit einen harten Schlag von Piccolos Ellenbogen, direkt in den Nacken. Er taumelte durch die Luft, fiel ein Stück nach unten, ehe er sich wieder fing. Er keuchte leise auf und sah hinauf zu Piccolo, der jedoch schon wieder verschwunden war. Er erahnte ihn hinter sich und fing im letzten Moment einen Schlag mit seiner Hand ab, als er sich halb um sich selbst gedreht hatte. „Ich hab dich erwischt.“, knurrte Piccolo mit streng verschmälerten Augen. „Hab mich ablenken lassen…“, keuchte Son Gohan und lächelte leicht. „Kommt nicht wieder vor.“ „Das will ich doch wohl hoffen.“, entgegnete Piccolo und zu Son Gohans Verwunderung zauberte auch er ein Lächeln auf seine Lippen. Für einen Moment wirkte der Halbsaiyajin recht verdutzt, ehe sein Gesicht sich erneut vor Schmerz verkrampfte, da er statt auf Piccolos Bewegungen eben doch nur auf dessen Lächeln geachtet hatte. Nun hatte er sein Knie in der Magengrube. „Du wolltest dich nicht mehr ablenken lassen? Du bist aus der Übung, Son Gohan!“, tadelte Piccolo mit lauter Stimme und stieß seinen Schüler von sich weg. Son Gohan rieb seinen Bauch und zog seinen Kopf schuldbewusst zwischen seine Schultern. „Tut mir Leid, ich…“ – „Was kommt jetzt? Eine Entschuldigung? Erklärung? Ausrede?“, bellte der Namekianer dazwischen und verschränkte die Arme vor der Brust. Son Gohan schluckte schwer und strich sich durch sein schwarzes Haar. Auf seinen Wangen tauchte ein leichter Rotschimmer auf. „Es war nur so schön… dich mal wieder lächeln zu sehen, Piccolo…“, murmelte er leise und sah hinab auf den weit entfernten Boden. Nun schwieg er. Auch Piccolo schwieg. Keiner sah den anderen an. Son Gohan spielte an dem Gürtel seiner Hose herum und versuchte irgendwie die Röte in seinem Gesicht zu beeinflussen. Piccolo hatte ja Recht. Er war aus der Übung und sicher enttäuschte ihn das schrecklich. Dass er sich von einem Lächeln ablenken ließ, das war wirklich nicht seine Absicht gewesen. Sicher war sein Mentor nun enttäuscht. Er war unkonzentriert und zerstreut, hatte das alles viel zu sehr auf die leichte Schulter genommen. Wenn er sich nur ein bisschen mehr anstrengte, würde Piccolo ihn ja vielleicht loben. Oder zumindest nicht mit ihm schimpfen. „Wir können weiter machen.“, murmelte Son Gohan und hörte endlich damit auf, an seinem Gürtel zu hantieren doch nun schien auch Piccolo abgelenkt zu sein. Son Gohan sah auf, dann folgte er dem Blick des Älteren in die Ferne. Am Horizont war ein kleiner Punkt zu sehen, der stetig näher kam. Beide kannten diese Aura, doch Son Gohan war es, der es zuerst aussprach. „Papa kommt!“, rief er und wieder lag ein fröhliches Lächeln auf seinen Lippen. „Ich hab ja gesagt, er würde vorbeikommen!“ Piccolo sah zu Son Gohan und nickte dann hinüber zu dem Felsen, auf dem sie eben schon gestanden hatten. Son Gohan verstand und folgte Piccolo zu dem Felsen, auf dem sich dann beide niederließen. Sie blickten in die Ferne, hatten den kleinen Punkt fixiert, der beim näher kommen immer mehr die Form von Son Goku annahm. Piccolos Blick wirkte ernst, fast ein wenig finster. Es kam ihm ganz gelegen, dass Son Goku schon so früh bei ihnen vorbeikam, denn er hatte ohnehin mit ihm sprechen wollen. Son Gohan winkte ihm zu, als Son Goku zur Landung ansetzte und kam dann über den Felsen auf ihn zugelaufen. „Hey, da seid ihr ja.“, bemerkte Son Goku und fuhr Son Gohan durch das rabenschwarze Haar, während er Piccolo zur Begrüßung zunickte. Dieser erwiderte das Nicken und kam nun auch näher. Son Goku hatte er in letzter Zeit öfter gesehen als dessen Sohn. Er war sogar ab und an bei ihm vorbeigekommen und hatte sich nach seinem Befinden erkundigt und ob er nicht mal wieder Lust habe, mit ihnen einen Tag am See zu verbringen aber Piccolo hatte immer nur dankend verneint. Es war wohl zu viel verlangt gewesen, darauf zu warten, dass Son Gohan mal von sich aus bei ihm vorbeischaute. Aber das hatte sich ja jetzt erledigt. Son Gohan war nun bei ihm, ob freiwillig oder nicht spielte eigentlich gar keine Rolle. „Habt ihr schon trainiert?“, fragte der Saiyajin und ließ nun endlich von Son Gohan ab. Sein Sohn nickte, Piccolo jedoch schüttelte den Kopf. „Trainiert? Ich habe deinen Sohn verprügelt…“, schnarrte der Namekianer und warf Son Gohan einen tadelnden Blick zu, der seinen Kopf daraufhin erneut ein wenig beschämt zwischen seine Schultern zog und prüfend hinüber zu seinem Vater liste. Dieser begann sehr amüsiert zu lachen und klopfte Son Gohan auf die Schulter. „Wenn sogar Piccolo es schafft, dich zu verprügeln, hast du das Training wirklich nötig!“, lachte Son Goku und kratzte sich am Hinterkopf. Piccolo schmunzelte leicht und verschränkte die Arme vor der Brust. „Sag das lieber nicht zu laut, ich könnte es hören.“, scherzte der Namekianer. „Schließlich habe ich dich auch mal ganz schön alt aussehen lassen, Son Goku.“ - „Schnee von gestern.“ Son Goku ging hinüber zu Piccolo und ließ seinen Sohn hinter sich stehen. „Ich muss mit dir reden, Piccolo, deshalb bin ich hier.“ Son Gokus anfängliches Grinsen war urplötzlich verschwunden und hatte mit einem ernsten Gesichtsausdruck getauscht. Piccolo nickte. „Ja, das muss ich auch mit dir.“ „Warte hier, Sohnemann, wir sind gleich wieder da.“, sagte Son Goku mit einem beruhigenden Lächeln an Son Gohan gewandt. Dieser nickte nur stumm und verschränkte nun selbst die Arme vor der Brust. Dann sprang sein Vater vom Felsen, gefolgt von Piccolo. War es Zufall? Bildete Son Gohan es sich nur ein oder wurde sein Vater von Piccolo plötzlich viel herzlicher behandelt als er selbst? Warum ging Piccolo auf die Späße seines Vaters ein und ignorierte oder belächelte die seinen spöttisch oder sogar abgeneigt? Er setzte sich im Schneidersitz auf den Boden und beobachtete einen Grasbüschel, der vom Wind zerzaust wurde. Das war einfach nicht fair. Er hatte sich richtig auf Piccolo gefreut und nun wurde er behandelt als ob… ja, als ob er nicht erwünscht wäre. Dabei waren sie doch Freunde. Beste Freunde…? Nun, sie waren es zumindest mal gewesen. Piccolo hatte ihm viel beigebracht und er war sich sicher, dass dieser auch eine Menge von ihm hatte lernen können. Viele Einzelheiten konnte er sich nicht mehr ins Gedächtnis zurückrufen, denn schließlich war er damals noch sehr jung gewesen aber er wusste, dass sie beide eine Menge verband. Er hatte das nicht vergessen… „Hier können wir reden.“, meinte Son Goku und lehnte sich gegen die Felswand. Piccolo stellte sich vor ihn hin und sah ihn abwartend an. Er wollte Son Goku zuerst reden lassen, schließlich hatte er den Weg hier her auf sich genommen. Wenn das jetzt nicht wichtig war, musste er wirklich an der Zurechnungsfähigkeit seines Kampfgefährten zweifeln. „Worum geht es?“, fragte er und legte seine Stirn in Falten, denn auch Son Goku blickte erneut sehr ernsthaft. Der Schwarzhaarige atmete tief ein und sah dann in den hellblauen Himmel. Vereinzelte Schleierwolken zogen nun über ihn hinweg. „Ich frage mich, ob du es auch gespürt hast. Nun, ich spüre es schon seit einigen Tagen und, um ehrlich zu sein, beunruhigt es mich. Von Tag zu Tag wird es stärker. Als ob es sich nähert.“ Piccolos Augen weiteten sich. Ohne Zweifel, er wusste, was Son Goku meinte denn auch ihn hatte es beunruhigt. Er hatte es am heutigen Tag das erste Mal gespürt, doch er war sich sicher, dass Son Goku und er das gleiche meinten. „Du sprichst von dieser Energie.“, bemerkte Piccolo und senkte seinen Kopf ein wenig. „Ja. Eine enorme Kampfkraft. Jedes Mal, wenn ich sie spüre, scheint sie im nächsten Moment wieder zu verschwinden. Ich kann sie einfach nicht orten. Aber sie scheint von da draußen zu kommen und wenn meine Vermutungen stimmen sollten…“ – „…ist die Erde ihr Ziel.“, beendete Piccolo den Satz. „Und darum wolltest du, dass ich Son Gohan trainiere. Um ihn auf einen Kampf vorzubereiten.“ Son Goku nickte. „Ja. Das ist einer von zwei Gründen.“ Piccolo sah nun auch in den Himmel. Einen Moment schwiegen sie, schienen sich beide zu konzentrieren, als hofften sie, diese Energie noch einmal spüren zu können. Unwillkürlich ballte Piccolo seine Hände zu Fäusten. Wenn das so war, würde er nicht daran vorbeikommen können, Son Gohan zu trainieren. Er hatte es mehr als nötig, sich wieder an den Kampf zu gewöhnen. „Willst du es deinem Sohn nicht sagen?“, fragte Piccolo, seinen Blick noch immer gen Himmel gerichtet. „Wenn ich mir sicher bin. Ich werde nachher mal bei Bulma vorbeischauen und einen Blick durch das Teleskop werfen, vielleicht lässt sich ja was erkennen. Außerdem könnte ich dann auch mit Vegeta reden. Ich bin mir fast sicher, dass er es auch gespürt hat.“ Son Goku grinste leicht. „Er wird sich sicher dazu überreden lassen, mit mir zu trainieren.“ Piccolo sah hinüber zu Son Goku. „Verstehe. Und da ist dein Sohn wohl fehl am Platz. Das wäre dann Grund Nummer zwei, weshalb er mit mir trainiert.“ Son Goku nickte. Auch wenn er es nicht unbedingt in die Welt hinausposaunen würde, man sah Son Goku seine Vorfreude an und Piccolo war sich sicher, dass Son Goku fast ein bisschen enttäuscht wäre, wenn, was auch immer diese Kampfkraft ausströmte, nicht auf der Erde landete sondern daran vorbeizog, ohne sich mit den Kräften dieses ehrgeizigen Saiyajin gemessen zu haben. Das war so typisch für ihn. Er brauchte wirklich immer eine Herausforderung. „Piccolo.“ Son Gokus Stimme war weich und dennoch so direkt, dass er schnell die Aufmerksamkeit des anderen hatte. „Pass mir nur gut auf meinen Sohn auf. Und sei nicht zu hart zu ihm. Er ist eben noch ein Kind.“ Piccolo weitete seine Augen ein wenig. „Er ist siebzehn. Das hält er schon aus.“ Son Goku lächelte sanft und klopfte Piccolo auf das harte Schulterpolster. „Schon gut, ich vertraue dir. Das weißt du ja.“ Er zwinkerte ihm zu. Dann hob er seine Augenbrauen und sah Piccolo fragend an. „Und… warum wolltest du noch gleich mit mir reden?“ Der Namekianer winkte ab. „Hat sich schon erledigt…“, schnarrte er und zwang sich ein gequältes Lächeln auf. Er konnte Son Goku schlecht den Wunsch verwehren, seinen Sohn zu trainieren, wenn er selbst keine Zeit dazu hatte. Wenn der Saiyajin der Meinung war, mit Vegeta trainieren zu müssen, um sich mit der unbekannten Kraft messen zu können, musste es ernst aussehen und in diesem Fall wollte er lieber auf seinen erfahrenen Freund hören. Außerdem… vertraute er ihm. Das war doch ganz nett. -to be continued- I’m on the run from the past And I try to break free To throw off your spell from me To get back my soul from you at last… [by asp] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)