ONLY- the lost world (chapter 14) von Aerith ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Chapter 14 Konfrontation (Teil 1) Prinzessin Airin saß im Thronsaal des Onyxpalastes und hielt ihre schlanken zarten Hände gefaltet. Ihr langes welliges Haar wurde durch zwei seidige geflochtene Strähnen an den Schläfen verziert, die wirkten wie ein Kranz aus gesponnener Bronze. Sie betete für das Schicksal des Planeten. Sie flehte, dass es der Kaiserin Kamikaze nicht gelänge, den heiligen Onlykristall zu finden und sich ihm zu bemächtigen. West und East, zwei der personifizierten Winde hielten auf dem Balkon des schwebenden Palastes Wache, um das Kind des Planeten vor möglichen Angriffen zu schützen. Der Südwind South befand sich hoch über den Wolken, die Umgebung beobachtend, und der Nordwind kundschaftete inzwischen WestShadow, die Stadt der Schattenkaiserin aus, um in Erfahrung zu bringen, welche Streitmächte ihr die Treue geschworen hatten. Die Prinzessin kniete auf dem blanken, schwarzen Steinfußboden und hatte die Augen fest geschlossen. Ihre Gesichtszüge zeigten, wie sehr sie sich bei diesem Gebet konzentrierte. "Nein", flüsterte sie innig, "es darf sich nicht wiederholen. Die Tragödie darf sich nicht wiederholen..." Mit einem Krachen flog die meterhohe Doppeltür auf und der große North kam hereingestürmt. "Prinzessin!" rief der junge Mann mit den langen eisblauen Haaren, die wie ein Mantel hinter ihm herflogen. Das Mädchen schreckte auf. "Es tut mir Leid, das ich Euch gestört habe, Prinzessin", begann der Nordwind außer Atem, "aber Ihr seid in großer Gefahr!" Airins Augenbrauen zuckten. "Was ist geschehen...?!" "Kamikaze scheint den Gerüchten, die von Eurem Erwachen sprechen noch nicht ganz Glauben zu schenken, aber...", er stockte, "Der Lord ist auf dem Weg hierher." Airin schien nicht ganz verstehen zu wollen. "--- Lord...?" North nickte. "Lord Tylor Blackstone." Airin zuckte entsetzt zusammen. "Tylor!?" Sie schnappte nach Luft, "Aber Tylor ist tot!" North schüttelte den Kopf. "Er lebt." * Erstaunt oder eher skeptisch liefen die sieben jungen Abenteurer den schmalen Sandstreifen auf dem Meeresgrund entlang, umgeben von meterhohem Wasser, das aber nicht auf sie hinabzustürzen drohte. Schweigend gingen sie ihren vorherbestimmten Weg, einige Krebse, Muscheln und Seesterne betrachtend. Silver blickte in die Ferne. "Schaut, die Küste vor Diamond-City." Ein grasbewachsener Hügel, über den Wolkenkratzer hinüberragten erschien am Horizont. "Diamond-City?", Rahel war entzückt, "Die fortschrittliche hightech Stadt!?" "Ja.", brummte Cosmo, "Von Diamond-City geht die Hauptbahnverbindung nach Onyx aus. Wir werden wohl den Zug nehmen, nicht wahr?" Silver nickte. Uranus und auch Will blickten abwesend ins Nirgendwo, ihre Gedanken hatten sich frei gemacht und waren anderswo, bei Aerith. Rainbow war begeistert. "Wir fahren Zug!? Jaa?!" Sie flatterte abwechselnd von Rahels auf Silvers Schulter. Die Rothaarige legte die Stirn in Falten und sah Rainbow auf eine 68 überlegene Art an. Sofort verstummte die kleine Elfe und errötete. Kiwiko deutete Uranus' ausdrucksloses Gesicht als sorgenvoll, löste sich von Cosmos Arm und holte den Blonden ein. Sie legte ihm tröstend die Hand auf die Schulter. "Keine Panik!", lächelte sie, "Wir werden deine Freundin schon wiederkriegen!" Uranus hob eine Augenbraue und Rahel, die Kiwiko fixierte, fauchte. "Aerith ist nicht seine Freundin!!!" Sofort klammerte sie sich demonstrierend an Uranus' Arm. Kiwiko war sichtlich überrascht und hielt sich eine Hand vor den Mund. "Da hab ich mich wohl geirrt!" "Ja!" Rahel nickte wild. "Seht!", Will erreichte den Hügel und zeigte nach Norden. "Diamond-City! Man kann von hier aus die ganze Stadt überblicken! Verdammter Wahnsinn!" Die anderen blickten auf. Rahels Augen leuchteten. "Die hightech Stadt... Sie ist es wahrhaftig!" Sie blieb für einen Moment stehen, begann dann aber aufzuholen. Auch die anderen verfielen in einen Laufschritt. Die Stadt Diamond-City war riesig. Große mechanische Plattformen, die sich nach belieben bewegen ließen, hunderte von Metern über dem Erdboden; große, metallene Gebäude. Unzählige Menschen überschwemmten die Fußgängerzonen und Straßen. Und jede einzelne von ihnen wurde videoüberwacht; in Leuchtschrift blinkte die Reklame an den Hochhäusern; Rahel war beeindruckt. "Eine hochtechnisierte und moderne Stadt..." flüsterte sie fassungslos. "Das Gegenteil von Adàmas." "Lasst uns schnellstens zum Bahnhof..." bemerkte Silver genervt und runzelte die Stirn. Sie hielt nicht viel von den Normalbürgern und ihrem angehäuften Reichtum. Sie verabscheute den Lärm und den Gestank, den diese zusammengepferchten Massen verursachten. "Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht verlieren." sagte Silver, während sie und die anderen sich durch die Menschenmassen der Fußgängerzone kämpften. "Kennst du dich hier aus, Silvi?" fragte Rainbow vorsichtig. Das rothaarige Mädchen nickte nur und bog in eine Seitenstraße ein. "Seht euch das an...", Rahel war entsetzt, "Was soll das?!" Die Gasse war mit Plakaten behängt, die an den Wänden der Wohnblöcke flatterten. Warnungen vor den Outlaws. "Wer diese Zettel wohl hat drucken lassen...?" Rainbow flog dicht an der Wand entlang und begutachte die Flugblätter, auf denen Schwarzweißfotos von Kiwiko, Cosmo und Dragon abgebildet waren. "Von uns haben sie noch keine Schnappschüsse!" bemerkte Will belustigt und sah zu Uranus. "Kamikaze scheint uns auf den Fersen... Sie ist klug. Und vorsichtig." murmelte der Blonde. "Kamikaze?!", fragte Rahel entsetzt, "Meinst du wirklich, sie hat von uns in HandCoast gehört und diese Papiere sind von ihr?!" "Es wär doch möglich..." murmelte Silver. Cosmo wandte sich an Kiwiko und flüsterte ihr etwas zu. Sie nickte. "Was ist..?" Will hatte die Rebellen beobachtet und legte die Stirn in Falten. Kiwiko schwieg. "Kamikaze steckt mit dem Konzern JA-DE unter einer Decke. Zusammen versuchen sie Ravenclaw zu vertuschen und die Bevölkerung im guten Glauben zu lassen, indem sie die Aufmerksamkeit auf unsere kleine Gruppe lenkt." Sagte Cosmo verbittert und senkte den Kopf. 69 Als er wieder aufsah, blickte ihm ein Haufen verwirrter Gesichter entgegen. Cosmo sah zu Kiwiko. "Ravenclaw?" selbst Silver wusste dieses Mal nicht, wovon der junge Mann sprach. "Ravenclaw ist der Name unserer Organisation! Die Rebellenorganisation gegen Kamikaze und JA-DE!", erklärte die Blonde, "Sie versuchen, die Menschen von unserem Tun abzulenken, damit die Bevölkerung nicht auf den Gedanken kommen könnte, an der Organisation sei was Sinnvolles dran!" Cosmo nickte. "Was habt ihr gegen JA-DE?!", fragte Rahel halb gereizt, halb verwundert, "Der Konzern ist sehr fortschrittlich! Sie produzieren technische Geräte und versuchen alles, um Only zu modernisieren und allen ein einfaches Leben zu ermöglichen! Sie sind Entwicklungshelfer! Außerdem versorgen sie durch ihre Kristallenergie fast den ganzen Planeten mit Strom!" "Das ist nur die Oberfläche", Kiwiko blieb ruhig, "darunter brodelt es gewaltig --- Sie stellen Waffen her, die Präsidentin unterstützt Kamikaze von hintenrum und ihre Kristallenergie zerstört den Planeten!" "Only wird untergehen, wenn er weiter ausgebeutet wird." Sagte Cosmo besorgt, "Diese ständigen Erd- und Seebeben sind der Beweis für die Störung des Gleichgewichts! Auch der Vulkan in Hephaistos-City wird erneut ausbrechen! Das alles ist die Schuld des Kristallabbaus. Diese Kristalle sind die Seele des Planeten! Wird er seine Seele verlieren, zerbricht er daran!" "Ich verstehe." Uranus nickte. "Das habe ich nicht gewusst..." Rahel klang beklommen. "Quaid, Lee!! Bleiben Sie stehen!" brüllte eine Stimme. Cosmo und Kiwiko schreckten zusammen. "JA-DE-Soldaten!" rief Rainbow entsetzt. Fünf Soldaten in roten Uniformen stürmten in die Gasse, in den Händen Maschinengewehre. "Bleiben Sie stehen und werfen Sie ihre Waffen auf den Boden!!" Sie kamen von beiden Seiten. Die kleine Gruppe wurde zusammengedrängt. "Diese Videoüberwachung scheint nicht sinnlos!" bemerkte Will ironisch grinsend. Es schien aussichtslos. "Luft anhalten!" befahl mit einem Male eine Mädchenstimme, die aus dem Nirgendwo zu kommen schien. Gleich darauf verfärbte sich die Luft hellgrün. Die Soldaten husteten und stürzten röchelnd zu Boden. So schnell, wie das Gas gekommen war, verschwand es wieder. Kiwiko lächelte. "Gas!", grinste sie, "Das kann nur von einer Person kommen." Eine Strickleiter fiel augenblicklich an der Wand des Gebäudes herunter. Immer noch grinste Kiwiko. Sie und Cosmo kletterten als erste die Leiter hinauf. Ohne ein Wort folgte der Rest, sie waren sich sicher, noch früh genug ihre Fragen stellen zu können. Zwei dunkelhaarige Personen standen auf dem Flachdach des Gebäudes. Ein Mädchen und ein junger Mann. "Ich wusste es!" lächelte Kiwiko. "Hi Kiwi-Chan!", sagte das Mädchen freundlich, "Hi Cosmo-Kun!" Sie verbeugte sich höflich. Die Dunkelhaarige mit den scharf geschnittenen hellblauen Augen, die vor Freundlichkeit strahlten, sprach mit einem leicht südlichen Akzent. Der Zweite lächelte kein bisschen, betrachtete die Fremden mit arrogantem Blick. "Hallo Yodugimi!" schmunzelte Cosmo. 70 "Und ebenfalls hallo, Yatsuro..." sagte Kiwiko mit einem leicht gleichgültigen Unterton. "Und das--", Yodugimi lächelte noch immer, "Das scheinen die Outlaws zu sein!" Sie wandte sich an die restliche Truppe. Will lief zornesrot an. "Nein!", keifte er, "Wir haben uns niemalsnie so genannt! Das waren die! Die diese Zettelchen in Auftrag geben!" Leicht überrascht wich Yodugimi zurück. Doch schnell kehrte ihr Lächeln wieder. Der unbekannte, junge Mann schaute zu Kiwiko. "Was führt euch hierher, Kiwiko, Cosmo? Solltet ihr nicht in HandCoast sein?" "Wir sind auf dem Weg nach Onyx. Die Mission HandCoast ist gescheitert." Kiwiko schien wenig erfreut zu sein, dem Dunkelhaarigen zu begegnen, "Und du, Yatsuro? Wieder auf Weiberjagd?" Er verzog keine Miene. Silver und Will schwiegen und schielten sich gegenseitig an. Rahel hingegen war von Yatsuros Coolness beeindruckt. Er bemerkte ihren Ausdruck und zwinkerte ihr verschmitzt zu. Yodugimi sah Yatsuro einen Moment lang besorgt an, bevor sie das Wort an die Outlaws richtete. "Was ist in Onyx los? Wir beide haben von Joyce diesen Sektor zugeteilt bekommen um Informationen zu sammeln, doch bisher konnten wir nicht viel herausfinden. Alle wissen, dass etwas in der Hauptstadt nicht stimmt, aber das Thema wird totgeschwiegen. Vermutlich aus Angst. Auch vom Konzern sickert keine Neuigkeit durch. Es hat etwas mit der alten Legende zu tun, oder?" Uranus nickte. "Prinzessin Airin ist dort." * Dunkle, bedrohliche Wolken zogen sich über der Hauptstadt zusammen. Die Bewohner gerieten in Aufruhr, denn es hatte sich herumgesprochen. Die Prinzessin der alten Zeit, des Concordia Centauri war wiedererwacht. Der gläserne Onyxpalast schwebte hoch über der Stadt und machte die Menschen unruhig. Würde der Planet wieder vernichtet werden wie es in den Überlieferungen geschrieben stand? Vor etlichen Jahrhunderten war es geschehen und niemals wieder vergessen worden. Die Leute, die die Hauptstadt des Planeten bewohnten, standen in Massen an den Eingängen des Hauptgebäudes des JA-DE Konzerns. Sie baten die Präsidentin zu sprechen, um Schutz für sich und die Prinzessin zu fordern, doch die Türen blieben den Hilflosen verschlossen. Airin betete noch immer, ließ nicht von ihrer Hoffnung ab. Langsam spürte sie wie ein kleiner Teil ihrer alten Macht in sie überging. Doch nur ein geringes Bisschen. In ihrem Zustand hatte sie nicht die geringste Chance gegen Tylor oder gar Kamikaze, das wusste sie. Hier, hoch oben über den Wolken, war der Lärm, das Geschrei der Bewohner von Onyx nicht mehr zu hören. Doch die dunklen Wolken, die der Palast wie ein Magnet anzuziehen schien, bedeuteten Böses. Ein schlechtes Omen. Sie konnte jetzt spüren, wie ihr Tylor näherkam. Er kam langsam, begleitet von diesen düsteren Wolken. Ein eiskalter Wind blies durch die Gänge und Hallen. Sie fröstelte und rieb sich die nackten Arme. Der Palast war so still und leer. Sie konnte sich erinnern, dass es nicht immer so gewesen war. Vor sehr langer Zeit waren diese Gänge erfüllt gewesen, von dem Lachen und den Stimmen vieler Menschen und in den Hallen hatten wundervolle Lichter gebrannt und es war getanzt worden, zu den wohlen, vielfältigen Klängen der Musik. Airin sah sich um, die Vorstellungen verblassten. 71 Einen Tag vor seinem Tod hatte sie in genau diesem Saal mit Tylor getanzt. Die Erinnerung stürzte wie ein kalter Herbstregen auf sie hinab. Sie schluckte benommen. Er hatte ihr damals geschworen, sie zu beschützen, immer an ihrer Seite zu stehen. Für immer. Sie kniete auf dem Boden und fuhr mit den Fingerspitzen über den schwarzen Stein. Wie wundervoll glatt er war. Die Prinzessin merkte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen, doch sie kämpfte verzweifelt dagegen an. Sie durfte keine Schwäche zeigen. Nicht in einer Zeit wie dieser. ********** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)