Der Weg zur Liebe oder in den Tod von Finia ================================================================================ Kapitel 7: VII. --------------- VII. (RPOV) Ich hatte den ganzen nächsten Tag geschlafen und auch am übernächsten Tag im Bett gelegen und mich auf grippalen Effekt hin mich für krank befinden lassen. Es war einfach so ermüdend, wenn ich mich bewegte oder versuchte mich länger auf etwas zu konzentrieren. Am dritten Tag ging es mir endlich besser und ich konnte raus aus meinen Zimmer. Als erstes traf ich mich mit Nolan und klönte wie immer mit ihm. Nichts Bewegendes oder so. Jedoch mal was anderes als Krankenhäuser, krank sein oder Nathan hier und Nathan da. Ich musste Abstand gewinnen. Denn ich wollte nicht, dass er so einen Gewalt oder Kontrolle über mich hatte. Wo er es noch nicht einmal wusste. Nolan war eine gute und positive Abwechslung. Nach langem konnte ich mal wieder rauchen. Jeden einzelnen Zug genoss ich und kostete ich aus. Es war sicher ungesund und nach Nathans Krebserkrankung sollten wir es aufgeben, aber was für Freuden blieben dann denn noch im Leben, wenn nicht so was Simples? Die nächsten Tage blieb ich noch immer dem Krankenhaus fern. Lauschte nur Gesprächsfetzen von Yukiko und den anderen, die es erlaubt bekommen hatten, Nathan zu besuchen. Ich konnte mir vorstellen, wie blöd es für ihn war. Wie so ein Ausstellungsstück behandelt zu werden. Nur nicht anfassen und anpusten schon gar nicht. Nur gucken und gut. Ich grinste bei diesem Vergleich, der wie die Faust aufs Auge passte. Nach gut einer Woche rang ich mich durch ihn zu besuchen. Äußerlich sah man mir nichts mehr an und im Grunde war ich auch nur im Krankenhaus zur eigenen Nachkontrolle. Doktor Wolf hatte mich darum gebeten, schließlich war es auch kein Pappenstil für mich gewesen. Doch alles war bestens verlaufen. Ich erkundigte mich direkt bei ihm, ob meine Aktion was gebracht hatte. Der Arzt lächelte mich an und klopfte mir auf die Schulter. Dann sah er mir tief in die Augen und zwinkerte. „Eigentlich hast du einen Orden verdient. Es scheint zu helfen. Seine Leukozytenzahl ist rapide gesunken und auch die Chemo schlägt an. Wenn nächste Woche die Ergebnisse weiter sinken, denke ich, dass er auch nach Hause kann und nur zu den Therapiesitzungen hier her muss. Er ist so tapfer und er hat so hart gekämpft. Und es ist dein Verdienst, dass es nicht umsonst war. Dennoch versteh ich nicht warum du dich nicht dazu bekennst? Du bist sein persönlicher Held und so wie ich es mitbekommen habe seid ihr doch beste Freunde….“ „Nein, wir waren!“, korrigierte ich ihn gleich und wich seinem prüfenden Blick aus. „Ich kann und will meine Beweggründe nicht erklären, warum ich es so wollte. Es hilft, das ist alles was zählt!“, nein mehr wollte ich ihm nicht sagen. Mehr wollte ich mir auch nicht wirklich eingestehen. Es war schon schlimm genug einzusehen, dass ich diesen Bengel liebte. Sein Held sein, das musste nicht sein. Denn ich wollte auf keinen Fall, dass er sich schuldig fühlte und dann wenn ich es zulassen würde, wenn auch er solche Gefühle haben sollte. Ja wenn. Dann möchte ich keine Beziehung auf Dankbarkeit. Es sollte ehrlich sein. Aber nur wenn. Verdammt warum war meine Leben so plötzlich kompliziert geworden? „Schon gut, Raven wir sind soweit fertig. Meld dich in einen Monat noch mal, dann will ich noch mal Blut abnehmen und einschicken, falls wir etwas brauchen für Nathan.“ „Ja ist gut, ich geh dann Mal. Bis dann Doktor, passen sie mir gut auf ihn auf!“, sagte ich streng und grinste. Dann verließ ich den Raum und schlenderte durch die Flure. Hielt vor Nathans Zimmer und betrat es. Man brauchte jetzt keine Schutzkleidung mehr. Aus der kritischen Phase war er zum Glück raus. Nach dem Anklopfen ging ich rein und sah schon dieses lieb grinsende Gesicht des blassen Jungen, dem ich das Leben gerettet hatte. Er trug ein Tuch auf dem Kopf. Seine Haare waren nicht mehr als ein Flaum aus blonder Wolle. Der konnte einem wirklich Leid tun. Er liebte seine langen blonden Haare, das wusste ich. Naja, mir ging es mit meinen nicht anders. Sie machten mich wilder. Ich hob damit gleich aus der Masse ab. Oft hab ich mal gehört, dass wir wie Magneten waren. Wir zogen uns an. Auch wenn wir stritten, so waren wir immer zusammen. Wir ähnelten uns so sehr. Da ich schwarze und er blonde lange Haare hatte. Den modischen Stil mal außer Acht gelassen, waren wir uns ähnlich. Was ich ändern wollte. Daher hab ich mich stilmäßig geändert. Bin nicht mehr so brav, sondern eher auffällig. Trage Ledermäntel und alles was zum Biker-Sein dazu gehört. Rauche und rede etwas vulgärer. Mittlerweile hab ich die Fassade ganz gut im Griff. Aber nicht jetzt. Nicht, wenn ich ihn so sehe und wir alleine sind. Dann bin ich hilflos, schwach und versuche meinen zu großen Pulli zu finden, den ich früher gerne trug und versuche mich darin zu verkriechen. „Hey!“, begrüßte ich ihn leise, setzte mich auf den Stuhl und schmiss meine Füße auf sein Bett, so dass ich lässig cool da saß. (NPOV) Die Zeit hier im Krankenhaus schien langsamer als draußen zu vergehen. Tag ein und Tag aus, immer dasselbe. Nach den Schwestern konnte ich die Uhr stellen und versuchte mich daran zu erfreuen, wenn eine mal später kam und sie daran aufzuziehen. Ganz dringend musste ich hier raus. Raus an die frische Luft. Mich bewegen und das mehr als nur bis zum Klo oder mal eine Runde im Krankenhauspark. Ich musste wieder was anderes sehen. Doktor Wolf hatte mir vorgeschlagen dass ich zur Kur fahren sollte. An die See oder ans Meer. Das wünschte ich mir sehr. Mit Dad einfach die Seele baumeln zu lassen. Uns Sonnenuntergänge ansehen, irgendwas, aber nichts was mit Krankenhaus zu tun hat. Ich wollte kein Weiß mehr sehen, Keine Nadeln, die ich nicht mochte oder Schläuche die mir Medikamente zuschoben. Auch keine Bänke, wo drauf ich lag, damit ich die Chemo über mich ergehen lassen konnte. Seit gestern bin ich in Physiotherapie, da ich lange gelegen habe und meine Muskeln wieder gefordert werden sollen. Schließlich wollte ich zurück ins Leben. Leben, wie bin ich froh es zu haben, doch leider kann ich meinem Retter das nicht sagen. Auch dieses simple Wort kann es nicht deuten, erklären, nicht mal ansatzweise, was er mir geschenkt hat. Ich kann hier weiter leben. Mit meinem Dad und meinen Freunden. Immer dann muss ich weinen. Denn ich hatte eigentlich schon abgeschlossen mit dem Leben. Nachdem ich die frohe Kunde des vorhandenen Spenders bekam, war ich schwer erkrankt. Regelrecht musste ich kämpfen, auch wenn ich schon ein paar Mal aufgeben wollte. Immer wieder fragte ich mich warum ich das tat. Für wen. Mich vermisste doch keiner. Und dann waren sie da. Mein Dad und meine Freunde. Und auch Raven. Auch wenn ich ihn nie sah. Ich spürte ihn in meiner Nähe. Es konnte aber auch Einbildung sein. Und genau dieser besuchte mich nun. „Hey…na wie geht’s dir? Ich hab gehört du hattest ne Grippe.“, natürlich machte ich mir um ihn Sorgen. Auch, wenn er es nicht wollte. Ich wollte sein Freund sein, wie früher. „Ja, geht schon. Was einen nicht umbringt, macht einen stark, ne!“, antwortete er cool und grinste mich an. Irgendwie wurde ich den Gedanken nicht los, dass er litt. Und das was er mir zeigte nur ein Fake war. Nicht der Raven der er wirklich war. „Stimmt. Was führt dich zu mir? Ich darf nächste Woche vielleicht Heim! Das hoffe ich sehr, ich kann Weiß nicht mehr sehen!“ verkündete ich munter und heiter, wie ich seit langen nicht war. Seine Anwesenheit heiterte mich auf. Schon seltsam, wie wir zwei aufeinander reagierten. Doch seit dem letzten Mal, wo er mich geküsst und mich Engel genannt hatte, war er nicht mehr gekommen. Und ich hatte mich gefragt ob ich das geträumt hatte. Aber ihn fragen konnte ich nicht, klang ja sehr albern. Auch in meinen Ohren. „Kann ich gut verstehen, und zur Kur geht’s auch? Hat der Doc draußen erzählt. Naja ich wünsch dir, dass es klappt. Dann hört das Gerede vielleicht mal auf.“ „Gerede? Redet man über mich?“ „Klar, nichts anderes mehr. Jeder will wissen wie es dir geht, wann du wieder kommst ect. ... es nervt mich. Warum fragen die immer mich? Bin ich dein Sprecher, oder was?“ „Wer weiß. Die mögen dich halt und vielleicht sehen sie eben in uns die guten Freunde.“ „Tze, werd nicht albern. Wir zanken nur, was hat das mit Freunden zu tun?“ „Alles! Was sich neckt das liebt sich!“, ohje, das war falsch gesagt. Ich wollte eigentlich auf die Gegensätzlichkeiten ansprechen, aber mein Hirn war da irgendwie einen falschen Weg gegangen. Auch Raven sah mich etwas verblüfft an. „Bin ich schwul oder was?“, konterte er barsch und setzte sich gerade hin. Nach außen zeigte er seine Coolness, doch gleichzeitig war er verkrampft und angespannt. Was hatte er nur? War da doch mehr? Nein, das bildete ich mir nur ein. Sicher…oder? „Nein, das hab ich auch nicht gemeint…aber wir streiten so oft, dass man auf gute Freunde schließen kann… ist doch so? Ich will mit dir befreundet sein. Auch wenn ich dich im Stich gelassen habe. Aber es war auch schwer für mich, damals. Wir waren so jung. Da sieht man Sachen anders. Heute ist es doch nicht so tragisch. Können wir nicht diesen Zwist beiseite legen? Bitte Raven! Ich möchte wieder mit dir befreundet sein. Keinen Streit oder Zank zwischen uns, ja?“ Sehr hoffte ich, dass Raven darauf einging. Es verfolgte mich sogar in die Träume, dass es zwischen uns so komisch war. Und noch verwirrter war es, seit er mich geküsst hatte. (RPOV) Innerlich zuckte ich regelrecht zusammen, als er diese Redewendung fallen ließ. „Liebt sich“ hatte er gesagt, Ja ich wusste es doch, aber er doch nicht, oder doch? Nein. Er konnte nicht. „Dann ist ja gut, mein Ruf wäre ja bei den Girls im Eimer!“, murrte ich vor mich hin. Dann fing er auch schon an, womit ich gerechnet hatte. Das letzte Mal hatte er schon versucht, die Wogen zu glätten die zwischen uns aufgetürmt waren. Ja eigentlich schon. Ich wollte auch keinen Streit. Jedes Mal wenn ich einen anfing, mit wem auch immer, hatte ich sofort dieses Bild vor Augen. Wie Nathan vor mir zusammenbricht. Das hatte er zweimal gemacht und ich war schuld. Eigentlich wollte ich nicht den Ruf kriegen, dass ich Auslöser für Herzinfarkte oder ähnliches war. Seither hab auch ich mich wieder geändert. Hab mich in mancher Hinsicht verschlossen und in anderer Hinsicht geöffnet. Wie so was einen verändern kann. Das Leben war so unberechenbar. Lange dachte ich nach, ob ich nachgeben sollte. Er hatte ja Recht. Heute sah ich es auch anders. Wer weiß, wie ich gewesen wäre, wäre meine Mutter verstorben und er hätte mich gebeten bei ihm zu sein, wegen so einer Sache. „Hrm….“, machte ich nur und sah ihm in die Augen. Er lächelte mich an und zeigte mir seine weißen Zähne. Ich hingen -gluckste nur und griff nach seine Hand. „Okay, aber nur unter Bedingungen!“ „Bedingungen? Was soll das? Ich will dich nicht heiraten, nur befreundet sein!“ „Lass diese Vergleiche! Ich will nicht, dass du mich wieder nachäffst! Geh deinen eigenen Weg, hast du mich verstanden? Mein Leben würde dich umbringen!“, das sagte ich so ernst wie ich es meinte. Er konnte nicht so ein Loderleben führen wie ich. Er war krank und geschwächt und wer weiß schon, was diese ganze Chemo-Sache noch bei ihm bewirkt. Nathan lachte herzlich und ausgelassen. Das sah ich gerne. Er wirkte wie früher. Ja ich liebte es sogar. Es war ein melodisches Lachen, ehrlich und rein. „Okay, ich bin ich und keine Kopie von dir!“, versprach er mir feierlich und begann den Handschlag, den wir als Kleinkinder ausgetüftelt hatten. „Sehr nett von dir. Nathan, darf ich ehrlich sein?“ „Sicher, was willst du?“ „Hrm, nein, das heb ich mir auf, bis der richtige Moment gekommen ist.“ „Wie, der richtige Moment? Sag es doch einfach. Ich verhau dich schon nicht!“ „Das bezweifle ich sogar, dass du in der Lage wärst, dennoch. Wenn ich und du dafür bereit sind sag ich dir was. Versprochen!“, das musste ihm reichen. Dann erhob ich mich und küsste seine Stirn. „Nun schlaf noch etwas. Vielleicht komm ich dich abholen, wenn du deinen Gnadenschein kriegst.“ Damit ging ich grinsend. Irgendwie fühlte ich mich um einige Kilo leichter. Nun waren wir einigermaßen quitt. Wir waren wieder Freunde. Und er hatte mein Versprechen, dass ich ihm noch sagen würde, dass ich ihn liebte. (NPOV) Das soll mal einer diesen Menschen verstehen. Raven war so, ja wie eigentlich? Unbeschreiblich. Da gibt es keine Worte für. In der einen Sekunde todernst, dann albern und dann so mysteriös. Was sollte das sein, was er mir sagen will? Verdammt ich war so neugierig. Doch egal wie sehr ich bettelte, er sagte es mir nicht. Stattdessen bekam ich einen Kuss auf die Stirn und ein Lachen, als er ging. „Du kommst, klar!“, forderte ich einfach mal ein und sah ihm nur noch nach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)