Der Weg zur Liebe oder in den Tod von Finia ================================================================================ Kapitel 2: II. -------------- II. (RPOV) Als der Wecker ertönte sah ich noch immer an die Decke meines Zimmers. Ich hatte kein Auge zu gemacht. Die ganze Nacht hatte ich mich von einer Seite auf die andere gewälzt. Es wollte mir einfach nicht in den Kopf gehen, warum es ausgerechnet Nathan treffen musste. Jedoch im selben Gedankengang war es mir wieder egal was mit diesen blonden Jungen geschah. Noch immer schrillte es nervig neben mir, eh ich den Knopf drückte, um ihn zum Verstummen zu bringen. Langsam raffte ich mich auf. Ich sagte mir, dass es schon werden würde und vertrieb die trüben Gedanken. Weshalb hatte ich nur nicht geschlafen? Wegen ihm? Wieder nur er! Wieso ging es nur um ihn? Da kam etwas kleines Stechendes in meinen Inneren auf. Etwas nagte an mir. Was war ich für ein Mensch? Das mir das Leben eines anderen so egal werden kann. War ich wirklich schlecht, oder nur glücklich, dass ich ihn vielleicht nicht mehr lange ertragen musste? Wenn man bedachte wer Nathan schon war? Ein blonder Schönling der sich anmaßte mir ebenbürtig zu sein, tse. Ein erneuter Blick zur Uhr zeigte, dass ich mal in die Gänge kommen und das Thema irgendwie abhacken sollte. Seufzend schlenderte ich ins Bad und duschte erstmal kalt um wach zu werden, eh ich mich dann mit warmem Wasser wusch. Das duschen tat gut. Wie das Wasser auf meinen Körper traf und die Gedanken mit sich in den Abfluss zog. Gerade noch rechtzeitig kam ich zur Uni und der nächsten schriftlichen Prüfung, an der Nathan nicht teilnahm. Dieser lag ja im Krankenhaus. Ich sah Yukiko und die anderen wie sie sich noch unterhielten und schnappte auch Nathans Namen auf. //Schon wieder er…dreht sich denn alles nur um ihn?// fragte ich mich und wurde dann von Nolan angesprochen. „Mensch…wo warst du gestern plötzlich? Hast mich mit dieser Horde Weiber alleine gelassen! Und auf Anrufe hast du nicht reagiert…ist irgendwas passiert wovon ich nichts weiß?“, fragte er neugierig und gleichzeitig besorgt. Leicht genüsslich beobachtete ich wie er mich musterte und an meinen tiefen, dunklen Augenringen hängen blieb. „Du siehst echt Scheiße aus, kann ich dir das sagen?“ „Ja darfst du und es tut mir leid, dass ich dich alleine gelassen habe. Es kommt nicht wieder vor. Aber irgendwie war ich voll durch den Wind. Sorry, Alter…“, murmelte ich vor mich hin und war ganz erleichtert das Nolan dann nur abwinkte und wir unsere Plätze einnahmen. Die nächste Prüfung stand ja nun an. Angestrengt versuchte ich mich zu konzentrieren und bei der Sache zu bleiben, die jetzt wichtig war und vor allem für meine Zukunft. Im ersten Moment klappte es ganz gut. Wie immer wusste ich alles in gewisser Hinsicht, doch je länger oder je öfter ich eine Frage lesen musste um sie zu verstehen, desto schlimmer wurde es. Innerlich ohrfeigte ich mich für diese Abgelenktheit, wegen dieser Nichtigkeit namens Nathan Kincaid. Allein der Name brachte mich zur Weißglut. „Mistkerl!“, grummelte ich vor mich hin und wurde gleich vom Lehrer verwarnt. Die Prüfung hatte ich dann doch irgendwie gemeistert, doch wie sie ausfiel konnte ich nicht sagen. Erschöpft fuhr ich mit Nolan heim, er war so nett mich mit seinem Motorrad zu fahren. Ich fühlte mich echt beschissen und übermüdet. Was ganz gut war. Zu Hause fiel ich nur noch auf die Matratze und schloss die Augen um in einen verwirrenden Traum zu fallen. ~*~ (NPOV) Der Besuch war sehr angenehm und lenkte mich von der grausigen Tatsache die über meinem Kopf schwebte ab. Sicher, eine Diopsie musste es noch einmal bestätigen, dass es wirklich Leukämie war, aber im Moment hatte ich keine Angst. Der Arzt hatte gesagt, dass das Blut eines Familienangehörigen einem helfen könnte. In gut 60% war das der Fall. Meine Mutter war ja nun leider schon gestorben, aber meinen Paps hatte ich noch. Nähere Verwandte hatte ich nicht. Irgendwie lag der Tod in dieser Familie. Dieser Gedanke ließ mich erschauern. Dennoch bemühte ich mich den ganzen Nachmittag hin gelassen zu wirken. Die anderen waren ja so süß, wie sie sich sorgten und mir immer wieder sagten, dass alles gut werden würde. Wie gerne würde ich das glauben. Am Abend als sie weg waren, kehrten auch die trüben Gedanken wieder zurück. Etwas mulmig war mir ja schon, auch wenn die Krankenschwestern mir versicherten, dass alles gut werden würde, bestand ein Gefühl in mir, das stark und fest das Gegenteil behauptete. Immer wieder versuchte ich mich dagegen aufzulehnen, aber es war nicht zu verdrängen. So war ich sehr mies gelaunt und deprimiert. Mein Vater war die Nacht nach Hause gefahren, im Krankenhaus war ich ja gut aufgehoben. ~*~ Sehr früh am Morgen, nach dieser sehr kurzen Nacht, hatte ich einen Termin für die Diopsie und dem endgültigen Ergebnis. Es war nicht weiter schlimm, da ich ja eine Betäubung bekommen hatte, aber wenn man wie ich, Angst vor Spritzen hatte, war es dann doch nicht so leicht wie erhofft. So musste ich in meinem Zimmer warten, bis jemand kam mit dem ich nach draußen in den Park des Krankenhauses gehen konnte. Alleine raus war mir verboten worden. Grausam. Dabei liebte ich es eigentlich draußen zu sein. Im Zimmer zu sein war nicht direkt schlimm, da ich einen Fernseher hatte. Aber meine Bücher waren noch daheim. Mein Vater würde sie gegen Abend bringen, wenn er von seiner Arbeit kam. Doch am meisten ärgerte mich, dass ich meine Prüfungen nicht schreiben konnte und Raven mich somit auf jeden Fall besiegt hatte. Das nagte wirklich hart an meinem Ego. Als dann am Nachmittag Yukiko und ein paar Freunde auftauchten, konnte ich dann meine Gedanken verdrängen und dieses weiße und sterile Zimmer verlassen. Im Park unterhielten wir uns frei und ungezwungen und spielten etwas Basketball. Es lenkte mich wirklich gut ab und bestärkte mich wieder die positiven Hoffnungen in mir zu schüren. Ich konnte lachen und einfach glücklich sein. Doch leider mussten sie wieder gehen als die Besuchszeit zu Ende war. Mein Vater durfte noch kommen, da er direkter Familienangehöriger war. Er brachte mir meine Sachen und zusammen warteten wir auf mein Testergebnis. Dr. Wolf kam gegen 19 Uhr in mein Zimmer und lächelte uns an. Er fragte eher belanglose Sachen, wie ich mich fühlte und wie es mit meiner 'Schwangerschaftsübelkeit' ging. Worauf ich nur müde lachte, während mein Vater und der Arzt sich leicht kugelten. Dennoch kehrte das ernste Gesicht des Arztes zurück. Ein paar mal schaute er sein Blatt Papier an, das er auf meiner Akte liegen hatte und atmete dann tief ein. „So, das Ergebnis ist leider eindeutig. Nathan, du hast Leukämie. Wir werden deinen Vater testen, ob er kompatibel ist mit deinem Knochenmark und werden gleichzeitig eine Suche in die Wege leiten. Da dein Blut seltene Merkmale aufweist. Wir hoffen, dass dein Vater ausreicht um dir zu helfen. Dann ist es nicht mehr schwer. Du bekommst das Knochenmark deines Vaters implantiert, während wir dein erkranktes entfernen. Du merkst nichts davon, da du schlafen wirst. Mach dir keinen Kopf Kleiner!“, somit versuchte er das ganze mehr positiv klingen zu lassen, als es wirklich war. Dennoch wurde es mir nicht leichter ums Herz, genau wie meinem Vater. Er schien bedrückt zu sein und fragte den Arzt um ein privates Gespräch. Ich hatte keine Ahnung worum es ging. Um mich war mir irgendwo klar, aber was genau wusste ich nicht. Im Endeffekt lag ich im Krankenbett und dachte wie letzte Nacht zu viel nach. Das merkwürdige war, wenn man weiß, dass man sterben wird oder kann, lagen die Prioritäten wo anders. Das einzige was mich jetzt beschäftigte, war, Sachen zu erledigen bevor es zu spät war. Daraufhin beschloss ich eine Liste anzufertigen und diese abzuarbeiten. An erster Stelle schrieb ich: 'mich mit Raven vertragen' ~*~ (RPOV) Als ich erwachte war ich verwirrt und depressiv. Das was ich geträumt hatte war so unrealistisch wie unmöglich in meinen Augen, andererseits, was sollte es bedeuten das ich davon träumte diesen widerlichen blonden Nervenbold zu küssen. Es schauderte mich schon bei dem Gedanken daran. Ganz schnell schüttelte ich den Kopf und verdrängte diese Erinnerung und ging duschen. Heute war kein Unterricht, weshalb ich dann nach unten ging um mit meiner Familie zu frühstücken. Das Telefon klingelte gegen Mittag und wie ich es fast vermutet war Yukiko am Apparat und drängte mich dazu mit ins Krankenhaus zu kommen. Sie überredete mich damit, da sie Nolan schon eingespannt hatte und ich wollte ihn nicht wieder alleine lassen und sagte schweren Herzens zu. Schnell legte ich auf, da ich das Gekreische nicht ertragen konnte. Wah…dass Mädchen immer so laut werden mussten, wenn sie sich freuten. ~*~ So fuhren wir mit dem Bus zur Besuchszeit ins Krankenhaus und besuchten Nathan. Mit Nolan zusammen hielten wir uns im Hintergrund und schlichen aus dem Zimmer, als die Aufmerksamkeit dem gehörte der hier lag und Abwechslung brauchte. Das galt für jeden in einem Krankenhaus. Ehrlich das muss doch furchtbar sein! Alles ist weiß und riecht nach Desinfektionsmittel. Im Park saß ich mit Nolan und unterhielt mich, als diese Horde von Mädchen und dem blonden Jungen in ihrer Mitte sich näherte. Schon seltsam, dass er mehr Frauen um sich scharte als Männer. Sicher, ich hatte auch Mädchen als Freunde und viele die mich anschmachteten, aber so viele….nein, alles hat irgendwo Grenzen. Diese Gruppe steuerte auf uns zu und ich konnte nur seufzen. Damit beschloss ich weg zu gehen und in die Cafeteria zu flüchten, doch Nathan sah mich an mit diesen blauen Augen und bat mich kurz zu warten, da er mit mir reden musste. Zwar verdrehte ich die Augen doch stimmte ich zu. Aber er wollte mehr. Er meinte dann noch: „Alleine, bitte Raven!“ „Ja gut, lass uns in die Cafeteria gehen und was zu trinken für alle besorgen.“, schlug ich vor, womit wir uns von den anderen abseilten. Ich fragte mich, was das sein sollte, das er mit mir alleine bereden musste. Eigentlich hasste ich ihn für das was er gemacht hatte und auch wenn ich Bescheid wusste und irgendwie Mitleid mit ihm hatte, wollte ich das nicht zeigen, das hatte ich beschlossen. Nathan sollte schön weiter schmoren, waren ja schließlich genug Damen da die sich um ihn sorgten. Er brauchte mich also nicht. In der Cafeteria angekommen kauften wir Säfte und Wasser für alle und er bat mich dann mich zu setzen. Ich schaute ihn genervt an und behielt hoffentlich auch einen so kalten Blick bei, den ich mir angeeignet hatte, über die Jahre. „Schieß los!“, verlangte ich dann gelassen uninteressiert. In diesem Moment fiel mir auf das Nathan nicht gut aussah, als er so da saß und versuchte seine Atmung unter Kontrolle zu bekommen. Blass, genau so ist er mir in die Arme gefallen und weggetreten vor zwei Tagen. Diese Erinnerung hatte mich zusammenfahren lassen. Zu viel kam dabei wieder hoch an Gefühlen, die ich schon ordentlich weggesperrt hatte und nicht wieder haben wollte. Schluckend holte ich noch mal tief Luft und sah ihn an. Gefasst und unnahbar. Wie gehabt und wie er es verdient hatte. (NPOV) Im Grunde war ich froh, dass Raven gekommen war und konnte somit etwas von meiner Liste streichen, oder zumindest versuchen, es zu streichen. Da ich wusste wie stur Raven war, wollte ich mir auch keine all zu großen Hoffnungen machen. So saß ich nun neben ihm und schaute auf meine Hände. Mir war ein wenig flau und schlecht. Denn dies war kein guter Tag für mich. Seit heute nahm ich Medikamente gegen meine Leukämie und auch so fühlte ich mich körperlich nicht sehr fit. Ravens Blick, welcher noch immer so kalt und abweisend war, ließ mich erschauern. Was hatte ich ihm bloß getan das er mich so hasste. „Na ja ..also weißt du ich wollte mit dir reden…wegen, na ja wegen uns…“ „Uns? Es gibt kein uns! Ich dachte das hättest du verstanden!“, keifte Raven mich an und verengte seine Augen etwas gefährlich. „Ich weiß, dass du dich von mir abgewendet hast, aber weißt du, ich finde es blöd. Wir waren Freunde, beste Freunde!“ „Ganz richtig! Wir WAREN Freunde und jetzt nerv mich nicht. Ich bin hier nur aus Zwang, also bilde dir nichts ein, dass das was daran ändert. Ich hasse dich Nathan, also sag mir was du wirklich willst oder ich gehe!“ Was hatte Raven? Ich hatte ihn doch nicht angegriffen oder sowas in der Art. Als er mitgehen drohte, griff ich nach seinem Arm und sah ihn flehend an. Warum gab er mir den keine Chance? „Lass mich sofort los!“, hörte ich ihn knurren und ließ ihn los. Womit er sich erhob und ging. //Verdammt// sollte es wirklich so schwer sein zu vergeben, was auch immer es war? Ich werde sterbe zu gut, weiß nicht, 30% und das ließ diesen Kotzbrocken so kalt, kalt wie Eis. Auch wenn er es nicht wusste, es verletzte mich sehr. Langsam erhob ich mich um ihm zu folgen, doch dann sah ich schwarz und stürzte zu Boden. (RPOV) Was bildete sich dieser Pimpf eigentlich ein? Als ob man so einen Verrat so mir nichts dir nichts vergeben konnte. Somit wollte ich weg. Weg von ihm und seinen geheuchelten Wiedergutmachungen. Als ich es auch hinter mir schon klatschen hörte. //Nein, oder?// Doch genau so war es. Zitternd und krampfend lag der Blonde auf dem Boden. Ich schrie laut nach einer Schwester und kniete mich zu ihm. Wie aus Reflex öffnete ich seinen Mund und sorgte dafür, dass er sich nicht auf die Zunge biss oder an ihr verschluckte. Dieser Anblick machte mir Angst. Warum passierte das Nathan? Warum er? Die Hilfe kam schnell und spritzte ihm etwas, das er ruhiger wurde und ins Zimmer zurück gebracht werden konnte. Ich ging den anderen Bescheid sagen und so warteten wir vor seinem Zimmer darauf, dass er wieder zu sich kam und wir zu ihm konnten. TBC……??? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)