Highland Affairs 5 von collie ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Highland Affairs 5 Sabers Gedanken hingen irgendwo in den Highlands fest. Genau genommen bei seiner Kicho. Dass er sie vermisste, war schon beinahe ein vertrautes Gefühl. Seinem Teamkameraden Colt ging es kaum anders. Nur nahm der die Nachricht, dass sie fünf Tage Urlaub hätten, wesentlich freudiger auf, als Saber. Dem graute beinahe davor heim zu gehen, weil er nicht wusste, was ihn erwartete. Fireball testete die Höchstgeschwindigkeit des GE aus und brachte die Crew noch am späten Nachmittag zum Hause MacCloud. Sie landeten auf einer Wiese in der Nähe und stiegen aus. Schon von weitem sah Robin sie und lief auf ihren Cowboy zu. Den hielt es nicht mehr auf gleicher Höhe mit seinen Kollegen. Der legte einen Blitzstart erster Güte hin, direkt in ihre Arme. Er bedachte sie mit stürmischen Küssen, als wolle er ihr jetzt gleich hier auf dieser Wiese zeigen, wie sehr er sie vermisst hatte. Es bedurfte einiger Mühe ihrerseits und den Weg zurück zum Hof um ihn wieder zu beruhigen. Die Kinder halfen Darla und Cat irgendwo in der Nähe auf der Weide. Stella war zum Stützpunkt gerufen worden, so dass sie vorerst allein waren. „Ihr solltet Kicho Hallo sagen“, meinte Robin, nachdem sie das Haus betreten hatten. „Sie ist oben auf ihrem Zimmer. Ich muss mich noch ums Abendessen kümmern.“ – „Aber nur, wenn es heute was ganz besonders gutes gibt“, gestattete Colt ihr. Dann trabten die vier die Treppe hinauf. Oben angekommen, klopfte Saber an die Tür. „Ist ja schon komisch, dass sie uns alle vier raufschickt“, flüsterte April. „Wer weiß, irgendwas wird sie sich schon dabei gedacht haben“, erwiderte Colt leichthin. Es dauerte eine Weile, die ihnen seltsam lang vorkam, dann öffnete Kicho die Tür. Sie stieß einen erschrockenen Schrei aus und schloss sie augenblicklich wieder. Trotzdem hatte jeder gesehen, warum. Sie trug eine schlichte, schwarze Bluse, die zwei Knöpfe zu weit offen gewesen war und den BH hatte blitzen lassen. Colt, Fire und April erinnerten sich an die Befürchtung ihres Vorgesetzten und auch der fühlte diese bestätigt. Es war also doch ein anderer Mann. Saber hatte das Gefühl, sein Herz würde in sehr viele, kleine Stücke zerspringen. Gerade wollte er sich umdrehen und sein Freunde nach unten schicken, als Kicho die Tür wieder öffnete und zu ihnen hinaustrat. Die Bluse jetzt geschlossen. Sichtlich verlegen und durcheinander sagte sie: „Entschuldigung, ich war grad beschäftigt. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ihr schon zurückkommt.“ ‚Mensch, das tut weh, ‘ dachte Saber. Aussprechen konnte er es jedoch nicht. Es hatte ihm schlichtweg die Sprache verschlagen. April wetzte gedanklich die Krallen. ‚Dem kratz ich die Augen aus. ‘ Auch Colts und Fireballs Gedanken gingen in dieselbe Richtung. Da hatte sich doch tatsächlich einer getraut, in die Beziehung zwischen ihrem hochgeschätzten Boss und seiner Liebsten rein zu funken. „Können wir mal sehen, was dich so beschäftigt hat?“ fragte der Cowboy scheinheilig. Kicho schluckte unwillkürlich. Sie war ganz offensichtlich nervös. „Ich glaube, es ist besser, wenn ich die beiden erstmal nur mit Saber bekannt mache“, meinte sie vorsichtig. Der wünschte sich sehr akut tot umzufallen. Seine Kollegen fiel buchstäblich der Kiefer hinunter. Man konnte förmlich den Aufschlag hören. Mit einem ganz miesen Gefühl trat Saber nun in Kichos Zimmer und ließ drei völlig Verwirrte im Flur zurück. Als er Kicho musterte, schien sie ihm irgendwie rundlicher zu sein. Zumindest obenherum, dass war schließlich vorhin sehr deutlich zu sehen gewesen. Das Zimmer hatte sich ein wenig verändert. An der Wand rechts von der Tür war ein Durchbruch gemacht und eine Tür eingesetzt worden. So war Kichos Zimmer mit dem angrenzenden Gästezimmer verbunden worden. Diese Tür öffnete sie jetzt weit und blieb dagegen gelehnt stehen. Die Klinke in der Hand, als wäre sie der einzige Halt. Saber war noch nicht ganz eingetreten, da sah er auch schon das Kinderbett unter dem Fenster. Zwei Paar großer, grüner Augen schauten ihn lieb und doch neugierig an. Sein Gehirn setzte aus, ehe seine Phantasie ihm noch schlimmer Vorstellungen liefern konnte. Es schaltete sich erst ein, als er ihre Stimme hörte. „Darf ich vorstellen? Jonathan Alexander und Matthew Dominique – deine Söhne.“ Saber schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. Söhne? Hatte er richtig gehört? Konnte das …? Noch einmal sah er in das Bettchen. Es war, als hätte er zwei Spiegel vor dem Gesicht. Seine Söhne, ganz eindeutig. Er wand sich zu Kicho um, die immer noch an der Tür stand und ihn gespannt beobachtete. Alles was ihr im Kopf herumgeisterte, war die Frage: „Bleibt er oder geht er jetzt?“ Saber hätte nicht sagen können, was er alles dachte. Ihn durchfluteten die unterschiedlichsten Gefühle Freude, Stolz, Liebe und Erleichterung. Er brauchte einen kurzen Augenblick, bis er fragen konnte: „Darf ich sie halten?“ Erfreut ließ Kicho die Klinke los und näherte sich dem Kinderbett. Ihr Weg führte sie an Saber vorbei, aber er ließ sie nicht weiter gehen. Er zog sie stürmisch, ja ungestüm, in seine Arme und wollte sie nicht mehr loslassen. Die ganzen Sorgen waren unnütz gewesen. Er war unsagbar glücklich über das alles hier. Er presste sie so eng an sich, dass sie schließlich zaghaft flüsterte: „Du erdrückst mich gleich.“ Da lockerte er die Umarmung ein wenig und sah ihr ins Gesicht. Mit glänzenden Augen fragte er: „Warum hast du mir nichts davon gesagt?“ – „Ich hatte Angst, du willst uns nicht“, erwiderte sie leise. „Wer könnte euch nicht wollen?“ fragte er zurück. Bevor sie auf die Idee kam, diese Frage tatsächlich zu beantworten, küsste er sie genauso leidenschaftlich, wie er sie umarmt hatte. War das wirklich zu fassen? Er war Vater geworden. Vater. Weder Kicho noch er dachten an die drei Verblüfften, die da draußen noch vor der Tür standen. Kaum hatte sich die hinter Saber geschlossen, knurrte Colt: „Ich bring ihn um.“ Fireball schob ihn von der Tür weg. „Das geht uns erstmal nichts an. Der Boss wird schon rufen, wenn er uns braucht.“ – „Rufen“, schnaubte der Cowboy. „Hast du ihn dir angesehen? Der kann ja grad nicht mal piep sagen.“ Fireball schob den Wütenden unablässig in Richtung Treppe. „Mit piep-sagen gewinnt man eh keine Auseinandersetzung, “ erklärte er dabei. Colt machte sich von ihm los. „Aber deshalb sag ich doch: Lass uns reingehen und sehen, wem die Stunde schlägt, “ brauste er auf. Bevor die zwei sich ernsthaft in die Wolle kriegen konnten, fuhr April dazwischen: „Ruhe im Stall.“ Sofort bekam sie von beiden gleichzeitig zur Antwort: „Dich hat keiner gefragt.“ Colt und Fireball ernteten dafür postwendend eine Kopfnuss. Entgeistert sah der Cowboy seine Frau neben sich stehen. Sie hatte die Stimmen gehört und war aus der Küche zu ihnen gekommen. Sie brauchte nicht lang um zu begreifen, dass Kicho nicht das glücklichste Händchen bei der Überbringung der guten Nachrichten gehabt hatte. Offenbar hatte ihre Wortwahl für Missverständnisse gesorgt. „Was soll denn die Aufregung?“ fragte sie dann, wobei ihr Blick den drei Aufgebrachten verriet, dass sie Bescheid wusste. Ihr Mann packte sie um die Hüfte. „Du weißt doch was, was ich nicht weiß“, stellte er dann fest. „Für gewöhnlich“, entgegnete sie leichthin. „Was?“ entgeistert blickte er sie an. „So einiges“, fuhr sie fort ihn zu necken. „Oh, mach mich nicht wahnsinnig, Weib.“ Theatralisch warf er die Arme in die Luft. Sie lächelte leicht. „Da hab ich offensichtlich nicht viel zu tun.“ Colt erreichte die Grenzen seiner Geduld. „Ich will jetzt wissen, was hier los ist.“ April schaltete sich nun ebenfalls ein. „Ja, Robin, die Wahrheit. Raus damit.“ Robin konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Also raus ist ja tatsächlich was.“ – „Wenn du nicht so fort mit der Sprache rausrückst, spring ich aus dem Fenster“, drohte der Scharfschütze und im Moment konnte man getrost davon ausgehen, dass er es wirklich machen würde. Deshalb fragte Fireball schnell: „Wer sind denn nun die neuen Männer in Kichos Leben?“ Immer noch grinsend erwiderte die Gefragte: „Also Männer ist etwas übertrieben. Männchen trifft es eher.“ Den drei Starsheriffs prangten nun gut sichtbar viele, kleine Fragezeichen auf der Stirn. „Ich kenn nur Hunde, die Männchen machen“, brachte Fireball schließlich einigermaßen perplex hervor. „Na, aber das wäre schon sehr ungewöhnlich, wenn eine Frau Hundebabies zur Welt bringt“, lachte die junge Lehrerin. „Babies“, riefen ihre drei Gegenüber nun endgültig aus dem Häuschen. „Wie ist das denn passiert?“ fragte Colt dämlich. „Na du weißt schon. Die Bienchen und die Blümchen. Ich kann dir auch ein Bild malen.“ – „Herrgott noch mal“, parierte der sofort. „Das weiß ich selber. Aber wann.“ Robin schüttelte den Kopf. „Rechne einfach mal zurück, mein Lieber. Wann war Saber denn das letzte Mal hier?“ April beantwortete die Frage. „Die Hochzeit.“ Ihr Angetrauter lachte nun. „Das nenn ich Teamarbeit. Wir haben den Spaß und er die Kinder. Er hat wohl gedacht, dass wäre seine Hochzeit.“ Dann legte er Colt die Hand auf die Schulter und grinste breit: „Jetzt stehst du aber ganz schön unter Zugzwang.“ – „Genau wie du, Niki Lauda“, gab der zurück. Der Rennfahrer hob die Arme: „Ich hab mehr Zeit. Ich bin ja schließlich ein paar Takte jünger und nicht so ein alter Mann, wie du.“ Der Cowboy schob ihm die Faust unter Kinn, schlug natürlich nicht zu. „Noch so ein Spruch und du wirst nie erfahren, was das Alter für dich bereitgehalten hätte.“ – „Ihr beide nicht, “ schalteten sich Robin und April ein. Ihre Blicke machten den Ehemännern klar, dass sie beide unter der Erde landen würden, wenn sie diesen Schlagabtausch nicht augenblicklich beendeten. Vor allem April wollte nun unbedingt ein Auge auf Sabers Nachwuchs werfen und betrat als erste Kichos Zimmer. Die Tür zum Kinderzimmer war noch immer weit geöffnet und bot einen reizenden Anblick. Saber hielt auf einem Arm einen Sohn. Den anderen Arm hatte er um Kicho gelegt. Ihr Kopf ruhte an seiner Schulter, auf dem Arm hatte sie den anderen Knirps. Saber strahlte förmlich vor Stolz und Vaterfreude. Als Fireball die Szenerie erblickte, begann er zu lachen. „Die Vaterschaft kannst du jedenfalls nicht abstreiten.“ April stieß ihn leicht an. „Du wieder.“ Dann trat sie zu der jungen Familie, betrachtete die Kleinen und meinte verzückt. „Die sind ja goldig. Ich gratuliere.“ – „Ja, kein Wunder bei der Mutter“, meinte Colt und fügte schnell hinzu. „Die gleichen schönen Augen.“ Saber sah ihn an. „Hast du meinen guten Geschmack in Frage gestellt?“ Colt grinste frech: „Na ja, wenn ich so an früher denke … aber das gehört hier nicht her.“ Prompt versetzte Robin ihm eine Kopfnuss. Fireball ergänzte: „Ich sag nur Dudelsack“ und bekam von April eine gewischt. Saber zog seine Kicho noch ein Stück näher zu sich. Für Fireball hatte er einen erstaunten Blick. „Was hast du gegen meinen Dudelsack?“ Der Gefragte hob skeptisch die Brauen. „Hast du schon mal gehört, wie das klingt, wenn du drauf spielst?“ Seine Frau und die junge Lehrerin sahen sich entgeistert an. „Bitte sagt, dass ihr über das Musikinstrument redet“, flehte April. „Nur“, erwiderte Fireball unschuldig. „Alles andere gehört an einen Männerstammtisch.“ Alle brachen in schallendes Gelächter aus. Das war jetzt doch zu komisch gekommen. „Und jetzt?“ Clarkson stand neben Jesse vor den Phantomkammern, in denen die aufständischen Outrider eingeschlossen waren. Jesses Blick glitt grimmig über die Meuterer und blieb bei deren Anführerinnen Lilly und Annabell hängen. „Zieh den Stecker“, befahl er knapp. „Sie werden sterben“, meinte der Professor. „Eben.“ Jesses Antwort war kühl und teilnahmslos. „Ich weiß nicht, ob wir uns einen solchen Verlust erlauben können“, wand sein Kompagnon ein. „Wir können uns keine weiteren Aufstände leisten, wenn wir diesen Krieg nicht verlieren wollen. Wir haben genügend Phantomwesen um unsere Stellung auf Alamo zurückzuerobern und Yuma einzunehmen. Dazu verfügen wir außerdem noch über die Kampfkraft der CanEs. Diese Boykottierenden da brauchen wir nicht. Die würden uns nur aufhalten. Also zieh den verdammten Stecker und stelle nie wieder meine Entscheidungen in Frage.“ Die Drohung in den letzten Worten war beinahe greifbar. Ergeben tat Clarkson, was ihm gesagt worden war. Dann folgte er Jesse den Flur entlang. „Wie soll es jetzt weitergehen?“ fragte er nach. „Du musst den Badlander GX reparieren. So bald wie möglich. Ich will Alamo zurück und diesmal ganz, “ antwortete Jesse. Dann zweigte der Gang ab und Clarkson folgte ihm in Richtung Werkstatt. Jesse ging den Korridor gerade weiter zum Fahrstuhl, der ihn auf die obere Etage des Towers brachte. In seinem Büro setzte er sich an seinen Schreibtisch auf dem ihn ihr Foto entgegen lächelte. April. Sie hatte ihm gehört. Einen Kuss lang hatte sie ihm gehört. Ihm gefielen die Erinnerung daran und die Vorstellung, dass er mehr von ihr hätte haben können. Er hätte es nur anders anstellen müssen. Aber der Krieg war ja eben noch nicht zu Ende. Also war noch alles offen. Wenn er noch eine Chance bekam, würde er sie nutzen. Nach dem Abendessen fanden Colt und Robin sich gar nicht schnell genug auf ihrem Zimmer ein. Der Ansicht waren beide. Kaum war die Tür hinter beiden geschlossen, schloss Colt seine Arme um seine Frau und bedeckte ihr Gesicht und ihren Hals mit stürmischen Küssen. Sie erhob keinerlei Einwände. Im Gegenteil. So leidenschaftlich hatte er seine Lehrerin noch nie erlebt. Beinahe ungeduldig drängte sie sich an ihn. Colt hatte sich eigentlich mehr Zeit dafür lassen wollen, aber nun ließ er schließlich seine Hemmungen, so fern die überhaupt noch existierten, komplett fahren. Man, konnte Kleidung störend sein. Sie schafften es im ersten Anlauf nicht mal ins Bett. Dafür bedurfte es einen weiteren Versuch. Aber Nächte konnten ja bekanntlich lang sein. Wie sie genauso erfahrungsgemäß nicht nur zum Schlafen da waren. Außerdem gab es im Moment nichts schöneres, als die Art, wie sie immer wieder seinen Namen flüsterte, so nah an seinem Ohr. Zur gleichen Zeit lag Saber auf dem Bett in Kichos Zimmer. Jonathan auf seinem Arm segelte gerade sanft ins Reich der Träume. Er hob den Blick von seinem Sohn und betrachtete das schöne Bild, welches sich ihm auf der anderen Seite des Bettes bot. Matthew, der friedlich an Kichos Brust nuckelt und offenbar nichts anderes brauchte. Noch immer konnte der Starsheriff nicht recht begreifen, dass die beiden kleinen Wesen seine waren, dass er wirklich Vater geworden war. Wieder betrachtete er seinen Erstgeborenen, der gerade endgültig einschlief. Der Vater erhob sich und legte ihn behutsam ins Bettchen. Er stand dort und beobachtete den kleinen Schläfer, bis seine Liebste den zweiten dazu legte und beide zu deckte. Saber richtete sich auf und sah sie an. Die zwei Knöpfe ihrer Bluse hatte sie noch nicht geschlossen. Einen Moment lang spielte er mit dem Gedanken, dies für sie zu tun. Dann entschied er sich dagegen und begann, die restlichen Knöpfe zu öffnen. „Hast du keine Angst, dass uns das noch mal passiert?“ fragte sie neckend und lächelte ihn an. Er schüttelte den Kopf. „Nein“, erwiderte er und strich ihr das Kleidungsstück über die Schultern. Es glitt zu Boden. „Aber ich hab dich vermisst“, fügte er dann hinzu. „Ich weiß“, entgegnete sie. „Mir ging es genauso.“ Damit legte sie ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn sanft. Mit einem sehnsüchtigen Seufzer hob er sie auf seine Arme und trug sie zum Bett. „Sieht er denn noch gut aus?“ Fireball legte sich aufs Bett, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sah zur Decke. „Wer?“ Seine Frage war so unvermittelt gestellt, dass April ihm nicht folgen konnte. Beim besten Willen nicht. „Na, Jesse Blue, “ erwiderte er, wobei er die Decke unverändert anstarrte, als gäbe es nichts Interessanteres auf der Welt. „Fang bitte nicht davon an.“ April warf die Arme in die Luft. „Das gibt es doch nicht. Ich dachte, wir hätten das geklärt.“ Jetzt wand Fire seinen Kopf zu ihr. „Haben wir ja auch. Ich frag nur aus Neugier …“ versuchte er sich zu rechtfertigen. Seine Angetraute krabbelte zu ihm aufs Bett und gab ihm einen neckischen Kuss auf die Nasenspitze. „Er sah noch nie besser aus …“ erklärte sie grinsend. Ihr Mann riss entsetzt die Augen auf. „… als du“, fügte sie lachend hinzu. „Oh du …“ Er schlang die Arme um sie und drückte sie mit viel Schwung in die Kissen. „Du findest das wohl lustig.“ Sie nickte kichernd. „Ich bin nun mal nicht der, der gerne teilt“, erklärte er ernst. „Na, dann hast du ja gewaltig Glück, dass du das nicht musst.“ Mit diesen Worten verschlang sie ihre Finger mit seinem Kragen und zog ihn zu sich herunter. „Ich teile übrigens sehr gern“, meinte sie zwischen zwei Küssen. „Vor allem meine Gefühle mit dir“, ergänzte sie, als er auffahren wollte. „Du weißt wirklich, wie du mich reizen kannst“, antwortete er und beschloss, ihr das auszutreiben. Schließlich provozierte sie es ja gerade und in diesem speziellen Fall, ließ er sich gern provozieren. Und wenn es nach ihm ginge, auch gern jede Nacht. Fast war es so, als hätten sie den Krieg vergessen. Sie genossen ihre freien Tage ausgiebig und in vollen Zügen. Fireball und April ließen einfach nur die Seele baumeln. Sie ritten aus, gingen spazieren und bummelten durch die Stadt. Colt wich seiner Robin kaum eine Minute von der Seite. Wo sie war, war er auch. Er half ihr bei den Arbeiten im Haus, die sie wie selbstverständlich übernahm, da Kicho sich in erster Linie um ihre Kinder kümmern musste. In den Momenten, in denen sie allein und ungestört waren, saßen sie irgendwo zusammen und sprachen über Gott und die Welt. Colt hatte dann seinen Kopf in ihren Schoss gebettet, während sie ihn streichelte. Dann wieder er umsorgte sie, indem er ihr die Füße massierte oder ihr das Haar kämmte. Dinge dieser Art, die er unter andern Umständen so vielleicht getan, aber ganz sicher nie zugegeben hätte. Währenddessen lebte Saber in seiner Rolle als Vater regelrecht auf. Wenn Kicho einen ihrer Söhne stillte, trug er den anderen auf dem Arm und wiegte ihn in den Schlaf. Er half ihr beim Windelwechsel und beim Baden der Sprösslinge. Wenn der Nachwuchs schlief, kümmerte er sich fürsorglich um seine Liebste. Dann saßen die beiden mit ihren Kindern unter einem Baum, auf dem Sofa oder dem Bett und las sich gegenseitig aus Büchern vor. Es war für jeden, der im vorbeigehen einen Blick auf sie warf, deutlich, wie sehr sie einander liebten. Leider neigte sich der Urlaub schneller dem Ende, als allen lieb war. Es blieb ihnen nur noch eine Nacht, dann mussten sich zumindest Colt und Saber wieder von ihren Herzdamen trennen. Spätestens in diesem Punkt beneideten sie Fireball und April um ihr Glück. Saber keuchte und hielt einen Moment lang inne, während der wollige Schauer durch seinen Körper jagte. Dann beugte er sich hinab und gab ihr einen behutsamen Kuss. „Sag was“, flüsterte er. „Was?“ raunte Kicho zurück. „Sag, dass ich dich nicht zerdrückt hab.“ Sie lachte leise auf. „Hast du aber nicht“, antwortete sie und erwiderte seinen Kuss. Danach glitt er vorsichtig von ihr und zog sie nah zu sich heran. „Ich wünschte, ich könnte bleiben“, meinte er leise. „Ich wünschte es auch“, gestand sie. „Ich werde verpassen, wie die Jungs Zähnchen bekommen, oder zu krabbeln anfangen.“ Er bedauerte dies aufrichtig. „Nein, wirst du nicht“, gab sie sanft aber bestimmt zurück. „Ich werde es dich immer wissen lassen. Es sind doch schließlich unsere Söhne.“ Er drückte ihr einen innigen Kuss auf die Lippen. „Ich liebe dich so sehr“, murmelte er dabei. „Ich liebe dich auch, mein Engel.“ „Halt dich zurück Colt, sonst gibt es eine Überraschung.“ Aber dieser Versuch ihn abzuwehren war so halbherzig, dass er genau daran scheiterte. Colt dachte nicht im Traum daran, diese letzte Nacht mit Schlafen zu vertrödeln. Wer wusste denn schon, wann er sie wieder in den Armen halten konnte? Nein, dass kam ja gar nicht in Frage. Heute Nacht würde er sie nicht loslassen, ganz sicher nicht. Als der Morgen graute, krochen Saber und Colt widerwillig aus den Betten, gaben ihren schlafenden Liebsten einen letzten Kuss. So wohl Robin als auch Kicho erwachten erst, als der GE schon in der Luft war. Sie trafen sich auf dem Hof und sahen ihm nach. Als der Himmel ihn endgültig verschluckte, tauschten die beiden Frauen traurige Blicke und nahmen einander in die Arme. „Es wird ihnen nichts geschehen“, sagte Robin. „Ja,“ bestätigte Kicho. „Sie kommen zu uns zurück.“ Die Vier marschierten im Büro von General Whitehawk auf und empfingen ihre Befehle. Die Kämpfe um die Befreiung des Neuen Grenzlandes hatten begonnen. Nach dem Alamo zurückerobert worden war, hatten die Streitkräfte genügend Motivation um gleiches mit weitern Planeten zu tun. Nach all der Zeit unter Jesses Diktatur sehnten sich die Menschen doch beträchtlich nach Frieden, Freiheit und Sicherheit. Niemand wollte mehr auf der Flucht sein oder in Furcht, vor der Ergreifung durch die Handlanger Mr. Blues, leben, welche all jenen blühte, die dem KOK gedient hatten. Der momentane Zustand war allen nicht nur zu wider, sie waren dieser Situation überdrüssig. Schon lange hatte es vereinzelte kleinere Auseinandersetzungen auf verschiedenen Planten gegeben. Nicht immer waren sie erfolgreich gewesen, aber dennoch gab es mancher Orts Gebiete, die nicht mehr unter der Kontrolle der Outrider standen. An diesen Punkten wurde nun begonnen, die Bürger zu unterstützen und mit der willkommenen Hilfe der Starsheriffs die befreiten Zonen auszudehnen. Der Urwaldplanet und der Regenbogenplanet wurden als erste befreit. Dabei gelang es Colt eine der CanEs auszuschalten. April bestand darauf, die Kampfmaschine zu bergen um sie untersuchen zu können. Sie saß zwei Wochen daran und forschte nach Schwachstellen an dem Gerät. Jesse tobte, als er von den Niederlagen erfuhr. Er wütete unter seiner Besatzung wie die sprichwörtliche Axt im Walde. Es lief nichts mehr nach Plan und wenn er ehrlich sich selbst gegenüber gewesen wäre, hätte er zugegeben, dass es seine eigene Schuld war. Er hatte April in seiner Gewalt gehabt und sie weder an ihrer Flucht gehindert noch getötet. Eines von beiden wäre erforderlich gewesen um seine Position zu sichern. Dieses Versäumnis bedeutete nun zweierlei. Das KOK hatte aufrüsten, den GE bauen können und nun würde die junge Ingenieurin auch bald die Fehler an den CanEs finden. Jesse war nun nicht mehr unschlagbar und sein Gegner war auch nicht mehr demoralisiert. Langsam aber sicher waren die Fronten ausgeglichen. Das einzige, was Jesse wieder zur Fasson brachte, war der Umstand, dass Clarkson den blauen Kobaltblaster verbessert hatte. Die Kanone brauchte nun nicht mehr solange um nachgeladen zu werden. Jetzt wurde sie mit Alkalit betrieben, was die Zeit zum aufladen halbierte. Das gab Jesse die nötige Sicherheit, anzunehmen, er könne doch noch gewinnen. „Okay, wie können wir die Dinger ausschalten?“ fragte Saber. Sie standen in der Werkanlage. Auf dem Tisch lag die auseinander montierte CanE und April steckte mit dem Kopf noch halb in dessen Rumpf. Ihre Kollegen standen um ihren Arbeitsplatz herum und warteten. „Na ja, “ ließ sich die Blondine vernehmen. „Dieser Professor ist echtes Genie. Schade, dass er auf der falschen Seite steht. Diese Kampfmaschinen hier sind nicht zu zerstören, so lange das Laserschutzschild sie umgibt.“ Sie hob den Kopf und legte das Werkzeug aus der Hand. „Das Schild ist ihre große Stärke,“ fuhr sie mit der Erklärung fort. „Es ist aber auch gleichzeitig ihre Schwäche. Wenn man, wie Colt es geschafft hat, die Platte hier …“ Damit nahm sie das entsprechende Maschinenteil in die Hand und deutete auf einen bestimmten Punkt. „… trifft, schmelzen die Schaltkreise und das Schutzschild wird deaktiviert. Dann kann man sie ohne Probleme ausschalten.“ – „Also“, schlussfolgerte der Scharfschütze. „Brauchen wir zwei gute Treffer um sie loszuwerden.“ Sie nickte: „Erfasst.“ Robin saß neben Kicho am Tisch in deren Zimmer. Auf dem lagen in einer, für Robin seltsamen, Formation Tarot-Karten. Kicho hatte sie aus Sorge um Saber und seine Freunde gelegt. Neugierig warf die junge Lehrerin einen Blick darauf. „Und?“ fragte sie. „Was sagen die Karten?“ Die angesprochene wiegte grüblerisch den Kopf. „Es ist nicht sehr deutlich“, antwortete sie dann. „Sie sagen, dass der, der sechs von sieben hat, von diesen Dämonen abfällt und dafür zwei von sieben findet.“ Das war zu hoch für Robin. Sie verstand ohnehin nichts vom Karten legen um Blicke in die Zukunft zu werfen. Wohl hatte sie schon davon gehört, aber sich noch nie selbst die Karten legen lassen. „Was soll das jetzt heißen?“ wollte sie deshalb wissen. Die junge Mutter hob die Schultern. „Ich kann nur raten“, gab sie zu, „dass es etwas mit ihrem Gegner zu tun hat. Denn in der Konstellation bedeutet diese Wendung für die vier einen Glücksfall.“ – „Mit Jesse Blue?“ Robin runzelte die Stirn. „Ich weiß nichts über ihn. Saber hat nicht über ihn gesprochen, “ entgegnete Kicho. „Dafür Colt umso mehr.“ Damit setzte die Angetraute des Scharfschützen ihre Freundin ins Bild und berichtete ihr alles, was sie von Colt über Jesse wusste. Mit einem Blick auf die Karten meinte Kicho dann: „ Dann ist es wohl so zu verstehen, dass Jesse Blue sechs von sieben Todsünden begeht. Es gibt nämlich für jede dieser Sünden einen Dämon. So wie das klingt, was du mir erzählt hast, ist es nicht Acedia, die Faulheit. Aber sicher Suberia, also Hochmut und Stolz. Avaritia – Geiz und Habsucht – wäre noch eine, denn er will April haben. Inviadia – der Neid. Neid auf Fireball, weil er April geheiratet hat. Ira, der Zorn, auf das KOK, weil er sich von denen verschmäht fühlt. Luxuria, die Wollust, was auch wieder mit April zu tun haben dürfte. Nicht zu vergessen Gula, die Völlerei oder auch Selbstsucht, denn er scheint nur an sich zu denken.“ Robin nickte zustimmend. „Aber“, wand sie dann ein. „Die Karten sagen, er fände zwei von sieben.“ Kicho warf einen weiteren Blick auf die Karten und fuhr fort zu erklären: „Na ja, den sieben Todsünden stehen natürlich die sieben Gaben des Heiligen Geistes gegenüber. Diese Gaben wären Weisheit, Rat, Stärke, Frömmigkeit, Gottesfurcht, Verstand oder Einsicht und Erkenntnis. Vielleicht meinen die Karten die letzten beiden Eigenschaften. Alles andere ergibt wenig Sinn.“ Eine Weile schwiegen die beiden gedankenverloren. Die Bedeutung des Tarots würde sich wohl erst in der Zukunft verdeutlichen. Schließlich fragte Robin: „Legst du mir auch die Karten?“ Die Gefragte grinste. „Was willst du denn wissen? Dass du freudiger Erwartung bist?“ Überrascht fuhr Robin auf. „Wie kommst du denn darauf?“ Kichos Grinsen wurde breiter. „Ich sehe es in deinen Augen. Außerdem übergibst du dich neuerdings, wenn du Kaffee riechst.“ – „Vor dir kann man wirklich nichts geheim halten.“ Damit begann Robin im Zimmer auf und ab zu laufen. Sie war nicht nervös, deswegen. Die Aufregung, die sie empfand, war eher eine positive, ein Traum, der sich hoffentlich erfüllte. „Ich bin mir nicht sicher“, gestand sie bei ihrer Wanderung durch den Raum. „Ich weiß, dass ich überfällig bin, aber ich habe keinen Test gemacht.“ Kicho erhob sich ebenfalls. „Na, dass kann man ja nachholen, “ lächelte sie. Dann fing im Kinderzimmer einer ihrer Söhne zu brüllen an und sie sah nach ihm. Robin folgte ihr und hob den Bruder des Schreihalses auf den Arm, da er ihn geweckt hatte. „Schon okay, Matt. Mama ist da.“ Mit diesen Worten knöpfte Kicho die Bluse auf, schob den BH von ihrem Busen und begann den Kleinen zu stillen. Die Lehrerin wiegte Jon und murmelte vor sich hin. „Dies ist sicher das Schönste, was einer Frau passieren kann.“ Sie fing den verständnisvollen Blick ihrer Freundin auf. Kommandant Panta, ehemaliger Befehlshaber der Sektion Nord des KOK, war an Führungsqualitäten Commander Eagle ebenbürtig, obgleich er ein wenig jünger war. Genau wie viele andere, hatte er den Verlust Eagles als sehr herb empfunden und mit Unbehagen dessen Position übernommen. Es war ihm respektlos gegenüber dem Verstorbenen erschienen, aber Befehl war Befehl. Nun hatte er die GE-Besatzung in sein Besprechungszimmer gerufen. Sie traten ein und salutierten vorschriftsmäßig. Es fühlte sich schon seltsam an, die Befehle von nun an von ihm und nicht mehr von Eagle entgegen zu nehmen. General Whitehawk hatte anderweitig im Königreich Jarr zu tun und Team GE in Pantas Obhut übergeben. „Wir haben Grund zu der Annahme, dass Jesse Blue noch ein Ass im Ärmel hat. Etwas, worauf wir so womöglich nicht vorbereitet sind. Daher ist es erforderlich, dass ihr der Sache nach geht. Die Vermutung besteht, dass er auf Pekos noch eine Waffe haben könnte, die eine erhebliche Bedrohung für uns darstellt, “ teilte Panta ihnen sachlich mit. Die vier nickten knapp. „Wie zuverlässig sind diese Informationen?“ wollte Saber noch wissen, bevor sie aufbrachen. „Wir haben einen guten Scout losgeschickt. So weit ich weiß, kennen sie sie. Stella MacCloud. Sie ist von ihrer Mission jedoch noch nicht zurückgekehrt. Unsere letzte Nachricht von ihr besagte lediglich, dass es ihr vielleicht gelänge, etwas zu sabotieren. Wir wissen jedoch nicht, was sie damit meint, “ erwiderte er. Damit waren sie aus der kurzen Unterredung auch schon wieder entlassen. „Jaja, sabotieren. Wer weiß, was sie noch zu stören versucht. Ich meine, ausgenommen der Beziehung zwischen unserem Superschwert und seiner Lady, “ knurrte Colt. „Reiß dich bitte zusammen, “ mahnte der ihn. „Erstens ist dies ja wohl eine Sache zwischen Stella, Kicho und mir. Und zweitens erfüllt sie ihre Pflichten im Dienste des KOK dennoch zuverlässig und gewissenhaft. Die privaten Probleme bedeuten schließlich nicht, dass sie kein guter Starsheriff ist.“ Colt schüttelte unwillig den Kopf, erwiderte aber nichts darauf. Sie landeten den GE so nahe Pekos, wie es der Radar erlaubte ohne dass er sie erfassen konnte. Dann schnappten sie sich die Jet Packs um den Planeten auszukundschaften. Saber nahm sich den Bereich der Werkstätten westlich des Hauptquartiers vor. Colt überprüfte den südlichen Außenstützpunkt, während Fireball und April den nördlichen und östlichen Sektor durchkämmten. Auf diese Weise wollten sie sich dem Hauptstützpunkt von allen Seiten nähern. Doch sie unterschätzten die Sensoren, die Clarkson verfeinert hatte. Jean Claude, wachhabender Oberbefehlshaber des südlichen Außenpostens bemerkte Colts Anflug. Er ließ ihn das Gebiet überfliegen und schlug zu, als der Scharfschütze sich auf den Weg zum Hauptquartier machte. Der Hyperjumper war zu schnell für Colts Jet Pack und so hatte Jean ihn bald ein geholt. Als dem Cowboy auffiel, dass er verfolgt wurde, war es beinahe zu spät. Sein Jäger feuerte auf ihn und er konnte im letzten Augenblick ausweichen und in einem Gebüsch in Deckung gehen. Colt harrte eine Weile aus, dann schnellte er hervor und schoss auf den vorbeiziehenden Jumper. Claude sprang von seinem Gefährt direkt auf den Starsheriff und riss ihn schwungvoll zu Boden. Der Blaster glitt dem Kuhhirten aus der Hand. Sein Gegner verschwendete keine Zeit und nutzte das Überraschungsmoment um ihn mit einem gezielten Schlag das Bewusstsein zu nehmen. Dann funkte er Verstärkung an und brachte Colt ins Hauptquartier. Auch Saber war das Glück nicht hold. Zwar gelang es ihm unbemerkt in eine der Fertigungsanlagen zu kommen und sich dort ein bisschen um zu sehen, aber dann hielt ihm jemand einen Blaster an den Hinterkopf. „Lass deine Waffe fallen, Blechstern“, forderte ihn Professor Clarkson auf. Saber schalt sich innerlich so unvorsichtig gewesen zu sein und tat, wie ihm geheißen. „Ihr habt euch doch nicht allen Ernsts eingebildet, ihr könntet hier durch die Gegend spazieren und niemandem würde es auffallen“, schnaubte der verächtlich. Saber antwortete nicht. Er hoffte durch sein Schweigen, seinen Gegner wütend genug für einen Fehler zu machen und hatte Erfolg. Clarksons Stolz frustrierte es ungemein, dass er ihn nicht beeindrucken konnte. „Ihr habt ja doch keine Chance, diesen Krieg zu gewinnen“, schrie er wütend. „Wir haben da nämlich noch einen Kobaltblaster, der euch einheizen wird.“ – „Ah, mit dem hatten wir schon zu tun. Der braucht ja ein halbes Leben, bis er überhaupt schussbereit ist, “ bemerkte der Blondschopf. Tiefer hätte er den Professor kaum treffen können. Er griff mit der freien Hand nach einem dünnen Eisenrohr und hieb es Saber gegen die Waden, so dass der unweigerlich auf die Knie fiel. „Nicht, so lange ich hier bin. Der Blaster wird nun mit Alkalit angetrieben. Er braucht nur noch die halbe Zeit um feuerbereit zu sein, “ brauste Clarkson auf. Dann schwieg er abrupt, weil ihm klar wurde, dass er dem Starsheriff gerade in die Hände gespielt hatte, in dem er eine solche Information preisgab. Zornig darüber holte er noch einmal mit der Stange aus. Bewusstlos stürzte Saber zu Boden. Etwas knackte kaum hörbar hinter ihm. Er wollte herumfahren, zögerte jedoch einen Moment. Einen Moment zulange, wie er erkannte, als er die Mündung einer Schusswaffe in seinem Nacken fühlte. „Ohne deine Rostbeule, bist du wirklich nur noch halb so gut.“ – „Jesse Blue“, stellte der Rennfahrer fest. „Genau“, erwiderte dieser. „ Ich frage mich wirklich, wie du es geschafft hast, April vor den Altar zu bewegen, da du ja schlecht dort mit deinem Schrotthaufen vorfahren konntest.“ Er spürte Zorn in sich aufsteigen. „Weißt du, Überläufer, sie wollte es.“ Der Angesprochene lachte boshaft. „So wie sie meinen Kuss gewollt hat. Oh ja, Fireball, den hat sie genossen.“ – „Ach, hat sie dich deshalb fast kastriert?“ konterte der Pilot des GE trocken. Die Mündung bewegte sich von seinem Nacken weg. Der dazugehörige Arm holte zum Schlag aus. Fireball duckte sich und wand sich blitzschnell seinem Gegner zu. Er fing mit der linken Hand den Arm ab, bevor er erneut zu schlagen konnte. Fires rechter Arm schoss hervor, doch Jesse wich aus und bekam dessen Handgelenk zu fassen. „Du bist weder gut genug für April noch für mich“, knurrte Blue. „Weißt du, letzteres liegt vor allem daran“, gab der Rennfahrer zurück, „dass du nicht mein Typ bist.“ Jesse trat fix auf ihn zu und zog ihm mit dem Bein den Fuß weg. Der Pilot verschaffte sich einen sicheren Stand und ließ daher überrascht dessen rechten Arm los. Ein Fehler, den er gleich darauf bereute. Der mechanische Arm griff in ihm an die Kehle und drückte sie schmerzhaft zusammen. Fireball schnappte nach Luft. „Du weißt, dass ich überhaupt kein Problem damit habe, dich endgültig kalt zu machen“, zischte Jesse ihm zu. „Dann tu es und rede nicht nur drüber, du Maulheld, “ keuchte dieser. „Das hättest du wohl gern. Nein, für dich hab ich etwas, dass noch schlimmer sein dürfte, als der Tod, “ entgegnete Blue eisig. Er ließ Fires Kehle los um ihn gleich darauf einen harten Schlag zu versetzen, der ihn ohnmächtig zu Boden sinken ließ. Das Ergebnis war eindeutig. Mit einem Jubelschrei warf Robin den Test in den Papierkorb, lief auf den Flur und in Kichos Arme. „Ich bin schwanger“, rief sie und drückte die Freundin stürmisch. „Ich freu mich für dich“, hauchte diese, weil die Umarmung ihr den Atem nahm. Dann umschlang sie die Glückliche ihrerseits. „Aber du jagst Colt damit nicht so einen Schreck ein, wie ich das bei Saber geschafft hab“, meinte sie dann. Robin lachte auf. „Wenn ich das täte, wäre entweder mein Mann tot, oder ich.“ Sabers Liebste stimmte in das Lachen der Lehrerin ein. „Weißt du, was wir jetzt machen?“ fragte sie dann und befreite sich aus der Umarmung. „Einkaufen gehen. Du glaubst ja gar nicht, was die Kleinen alles brauchen.“ – „Gute Idee“, stimmte Robin zu. „Zumal ich auch einen großen Appetit auf ein Eis hätte.“ Kicho lächelte sie an. Dann verfrachteten die beiden Frauen die Zwillinge in den Kinderwagen und machten sich auf den Weg. Colt und Saber erwachten in einer Gefängniszelle, welche sich in Jesse Blues Hauptquartier befand. Beide schüttelten die Benommenheit ab. „Mist“, fluchte der Cowboy. „Ja“, bestätigte sein Vorgesetzter und erhob sich von der Pritsche, auf die man ihn gelegt hatte. Sein Kollege setzte sich hin. „Du hättest Mutterschaftsurlaub beantragen sollen, Boss“ meinte er. Der grinste unwillkürlich. „Ich hätte nie gedacht, dass ausgerechnet du Vater wirst, bevor du verheiratet bist“, fuhr Colt fort. „Dabei haben wir dir doch vorgemacht, wie es geht. Du hättest es nur besser machen brauchen.“ – „Tja, Cowboy, was soll ich sagen.“ Saber sah ihn an. „Ich hab auch was vorgemacht. Jetzt ist es an dir, das besser zu machen.“ Mit einem frechen Grinsen erwiderte der angesprochene: „Mach es besser. Nach Zwillingen. Also Drillinge, ja?“ Auf Sabers Nicken fuhr er fort: „Okay, kein Problem. Dann sehen wir erstmal, wie wir hier wiederrauskommen.“ Damit trat er auf die Lichtschranken zu und besah sie genau. Im Wachraum lümmelte ein Outrider am Kontrollpult und schien sich nicht viel um seine Aufgabe zu kümmern. Ein kurzer Blickwechsel genügte um sich mit Saber abzusprechen. Auch Fireball war in einer Gefängniszelle einquartiert worden, wenn auch in einem anderen Trakt des Gefängnisses. Als er das Bewusstsein wieder erlangte, lag er bäuchlings auf dem Boden, die Hände auf dem Rücken mit Handschellen gefesselt. Er drehte sich auf die Seite und schaffte es sich aufzusetzen. Für einen Augenblick grübelte er, was er tun sollte und rüttelte an seinen Fesseln. Sie waren locker genug, dass er es sogar schaffen konnte, stelle er fest und begann seinen Körper durch den Ring aus Armen und Handschelle zu quetschen um sich so zu entfesseln. Es kostete ihn einige Anstrengung und er betete, dass niemand hereinkäme und ihn dabei störte. Als er es geschafft hatte und seine Arme nun vor seinem Körper hingen, ging die Tür auf. Ein Outrider führte April, ebenfalls die Arme hinter ihrem Körper zusammen gebunden, herein und legte ihren Blaster auf dem Kontrollpult ab. Damit beantwortete er Fires gedankliche Frage, wie es ihr wohl gehen würde. Sie war also auch in Gefangenschaft geraten. „Süße“, rief er. Sie wand sich zu ihm. „Fire.“ Doch ihr Bewacher hinderte sie daran, zu ihrem Mann zu eilen. Noch einmal öffnete sich die Tür. Jesse Blue trat herein. „Hallo, meine Liebe“, begrüßte er sie. „Ich wusste doch, du kommst zu mir zurück.“ Ein Zeichen hieß das Phantomwesen zu verschwinden. Gehorsam tat er es. Jesse trat auf die Blondine zu, doch die wich vor ihm zurück. „Nur keine falsche Scheu, bloß weil den Mann anwesend ist, “ meinte er. „Fass sie ja nicht an, “ brauste der sofort auf, wurde jedoch ignoriert. Der Versuch, so viel Abstand wie möglich zwischen sich und Jesse zu bringen, scheiterte an dem Kontrollpult, welches sie nun ihm Rücken fühlte. Für eine Flucht nach vorn war es nun auch zu spät. Jesse versperrt ihr den Weg. Also schien ihr nur noch der Gegenangriff zu helfen. Den Kick, zu dem sie ansetzte, sah Jesse jedoch voraus, sprang leicht zur Seite und bekam das Bein am Oberschenkel zu fassen. „Lass mich los, Jesse“, forderte sie. „Damit du das noch mal versuchen kannst?“ Er lächelte. „Hältst du mich wirklich für so dumm.“ Ohne ihr Bein loszulassen, trat er auf sie zu. Der Anblick brachte Fireball zur Raserei. Seine Frau stand gefesselt mit dem Rücken am Kontrollpult und konnte nicht mehr abrücken, weil Jesse sie fest hielt. Ihren Oberschenkel hielt er auf Höhe seiner Taille und stand viel zu dicht bei ihr. Was er als nächstes tat, ließ ihren hilflosen Ehemann rot sehen, denn Jesse umfasste sanft Aprils Kinn und drückte ihr einen drängenden Kuss auf die Lippen. „Du bist tot, du Ratte, “ tobte Fireball in seiner Zelle, wobei er an seinen Handschellen riss um so wenigstens die drei Kettenglieder zu zerreißen. Jedoch erfolglos. „Ich warne dich, lass deine Verräterpfoten von ihr, du XXX.“ April ihrerseits überlegte, wie sie Jesse abwehren konnte, doch in ihrer Position war das überhaupt nicht möglich. Wenn sie versuchte, ihren Kopf zurückzuziehen, hielt er sie nur noch fester. Aber dann machte er einen Fehler. Mit der Hand, mit der er ihren Oberschenkel hielt, umfasste er nun ihre Hüften und hob sie auf den Kontrollpult. Der Moment Beinfreiheit reichte ihr. Flink lehnte sie sich ein bisschen zurück, setzte sie ihren Fuß vor seine Brust und stieß ihn von sich. Er stürzte fast. Sie hatte selbst zu viel Schwung drauf und fiel rittlings vom Pult. „Alles okay, Süße, “ rief Fireball. Sie drehte sich auf die Seite und nickte ihm zu. Dann richtete sie sich wieder auf. Schon wieder stand Jesse vor ihr. „Das war aber nicht nett“, meinte er. „Wenn du das noch einmal machst, werde ich dich anders anfassen müssen.“ „Du brauchtest mich nie wieder anfassen“, blaffte sie zurück und tastete so unauffällig wie möglich nach ihrem Blaster, der jetzt hinter ihr auf dem Pult lag. „Du wirst sie auch nie wieder anfassen, wenn ich mit dir fertig bin“, brüllte Fireball aus seiner Zelle. Amüsiert drehte Jesse sich zu ihm um. „Du gestattest, dass ich schwach grinse. Du entkommst diesmal nicht, “ entgegnete er gelassen. April nutzte den Augenblick der Ablenkung und schnappte sich ihre Waffe. Ehe Jesse reagieren konnte, hatte sie die Steuerung des Kontrollpultes zerschossen. Die Laserschranken vor Fireballs Zelle fuhren zurück. Der stürmte sofort heraus, auf Jesse zu und rammte dem Überraschten seine Schulter in den Unterleib. Dieser prallte gegen die Kontrollkonsole und stöhnte auf. Fireball richtete sich auf und warf seiner Frau einen kurzen Blick zu. Die hielt noch den Blaster in ihren Händen. Zwei Schritte, dann war sie bei ihm und zielte über die Schulter sehend auf seine Handfesseln, die er weit von sich hielt, so dass sie ihn kaum treffen konnte. Der Schuss sprengte die Kette. Fireball war frei. Doch Jesse war auch wieder auf den Beinen. Die wiedergewonnene Freiheit seines Rivalen beeindruckte ihn wenig. Erneut stürzte er sich auf ihn und riss ihn zu Boden. April wich den Kämpfenden aus. Sie versuchte auf Jesse zu zielen, doch es war sinnlos. So erbittert wie die beiden mit einander rangen, war es nicht möglich ihren Mann zu unterstützen. Wahrscheinlicher war, dass sie ihn verletzt hätte. Colts Darstellung eines sich Erbrechenden war ebenso ekelhaft wie überzeugend. Der Wachposten näherte sich irritiert der Zellen. Mit der Befürchtung, der Gefangene könne tatsächlich sterben ohne dass Jesse Blue mit ihm abgerechnet hatte, ließ ihn dichter an die Laserschranken treten, als erlaubt war. Er musste sich einfach überzeugen, dass der da drinnen nicht vorher das Handtuch warf, denn sonst würde sich Jesse stattdessen den Wachhabenden vorknöpfen. Darauf hatte dieser jedoch keine Lust. Mit solchen Gedanken im Hinterkopf erkannte er zu spät, dass auch Saber der Lichtschranken sehr nahe stand, und als das Phantomwesen dies begriff, hatte der Starsheriff ihn durch eine Lücke in der Absperrung gepackt und zog ihn in die Strahlen hinein. Kaum war dies geschehen, ließ er den Outrider los, denn der war nun die muntere und lautstarke Verbindung der Schaltkreise. Die schmorrten durch und verursachten das Zusammenbrechen des Stromkreises des Kerkertraktes. Colt war aufgestanden. „Dem ist wohl ein Licht aufgegangen“, meinte er, als nur noch der Outriderkampfanzug ihnen im Weg lag. „Los, wir suchen Fireball und April“, ordnete Saber an. Damit liefen er und der Cowboy aus dem Trakt. Der Stromausfall hatte glücklicherweise auch dafür gesorgt, dass der Alarm sich nicht eingeschaltet hatte. So konnten sie ohne größere Schwierigkeiten ihre Freunde suchen. Die zwei oder drei Phantomwesen, die sie dabei ausschalten mussten, hinderten sie nicht am Fortkommen. Trotz der physischen Stärke, die ihm sein mechanischer Arm gab, sah es nicht gut aus für Jesse. Fireballs Wut gab ihm ungeahnte Kraft. Dennoch schaffte Jesse es, ihn mit einem gezielten, fiesen Tritt in den Unterleib abzuwehren. Während der Rennfahrer nun die schmerzende Stelle hielt, sprang Jesse auf. Irgendetwas sagte ihm, dass er besser verschwände, als diese Auseinandersetzung fortzuführen und so tat er es. April sprang zu ihrem Mann. „Alles okay, Fire?“ fragte sie besorgt. „Ich bin noch ganz“, presst er hervor und richtete sich auf. „Und bei dir?“ Was eben noch in ihm gewütet hatte, war in Sorge um seine Angetraute um geschwungen. Zärtlich strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht. „Mir würde es besser gehen, wenn ich nicht mehr gefesselt wäre“, erinnerte sie ihn an ihre missliche Lage. Fire nahm ihr den Blaster aus der Hand und schoss die Handschellen durch. „Wir müssen Saber und Colt suchen.“ Damit flohen sie aus dem Flügel des Gefängnisses. Auf halben Weg fanden sie ihre Jet Packs wieder und wollten gerade in den Flur in Richtung des Zellenkomplexes abbiegen, in dem sie ihre Kollegen vermuteten, da rief jemand: „Keine Bewegung.“ Überrascht fuhren sie herum. „Ach ihr seid das“, stellte die Stimme fest, die zu Colt gehörte. Saber trat an seine Seite. „Boss, wir wollten euch grad suchen“, erwiderte Fireball überrascht. „Und wir euch, “ meinte der. „Lasst uns lieber ganz verschwinden, “ schlug April vor und schnallte ihr Jet Pack um. Wenig später glitten die Vier vom Gelände. Eine kleine Schwadron Phantomjäger wollte sie daran hindern, doch sie landeten schneller in der Phantomzone, als sie dachten. Stella MacCloud wischte sich den Schweiß von der Stirn. Das war knapp gewesen. Die hatten schon angefangen sich zu materialisieren. Aber ehe dieser Prozess abgeschlossen war, hatte sie die Kontrollmodule zerstört. Hier würde sich kein Phantomwesen mehr reproduzieren. Nein. Wer sie jetzt abschoss, tötete sie und dem General JB würden bald die Soldaten ausgehen. Wie wollte er jetzt noch den Krieg gewinnen? Manchmal war sie echt genial. Und ihre kleine Kicho daheim konnte jetzt auch nicht mehr behaupten, sich würde Saber nicht unterstützen. Mehr konnte sie ja erstmal wirklich nicht für ihn tun. Jetzt würde sie noch einige Feuerwerkskörper hier und da anbringen, sich eine kurze Verschnaufpause gönnen, dann die Knallfrösche zünden und zum Dimensionssprung ansetzten. Sie musste ja schließlich zurück und ein Auge darauf habe, dass dieser Oberheld Mr. Rider ihre beiden Neffen vernünftig erzog. Aber erst noch eine kurze Pause. Jesse lief in seinem Büro mit Professor J. Clarkson zusammen. Das hatte ihm noch gefehlt. Nicht nur, dass er eine Schlappe bei April hatte einstecken müssen, Fireball ihn fast zermalmt und die Starsheriffs geflohen waren, mal wieder, der Professor sah auch sehr grimmig aus. Für Jesses aufgebrachten Gemütszustand eine untragbare Situation. „Was willst du?“ fuhr er den ungeduldig Wartenden an. „Mit dir reden. Dich zur Vernunft bringen, denn du hast offensichtlich vergessen, was wichtig ist, “ parierte der sofort. „Du wagst es schon wieder, “ schnappte Jesse. „Du stellst schon wieder meine Entscheidungen in Frage.“ Auch der Geduldsfaden des Professors erreichte sein Ende. „Einer muss es ja tun. Du bist ja nicht mehr in der Lage, klar zu denken, weil deine Hormone wegen dieses blonden Miststücks völlig verrücktspielen, “ begehrte er auf. Doch er hätte besser geschwiegen. Jesse zuckte nicht mal mit der Wimper, als er Clarkson einen Schlag mit seinem mechanischen Arm versetzte. Der stieß getroffen gegen Jesses Schreibtisch. „Du bist nicht mehr bei Verstand. Du setzt alles aufs Spiel. Nicht das KOK hat eine Lektion verdient, auch du, “ rief der Professor entgeistert. Gefährlich ruhig schritt Jesse auf ihn zu und zog ihn mit der linken Hand am Kragen seines Kittels auf die Knie. „Du bettelst auch gerade zu nach einer Lehre, “ stellte er eisig fest. „Nun gut, “ fuhr er fort und klappte seine Armkanone aus. „Ich werde sie dir erteilen.“ „Du bist ja verrückt. Du bist wahnsinnig. Ich war der Einzige, der dir geholfen hat. Ohne mich wärst du nicht so weit gekommen. Ohne mich wärst du abgekratzt. Krepiert, wie ein jämmerlicher Köter, “ flüsterte Clarkson panisch. Er begriff, dass er zu weit gegangen war und er würde Jesse nicht milde stimmen können. Der steckte den Lauf der Kanone in den Mund seines einstigen Verbündeten und brachte ihn so zum schweigen. „Niemand stellt mich in Frage. Ganz egal, was er getan hat. Und niemand nennt April ein Miststück. Sie ist die Frau, die ich liebe.“ Damit feuerte er seine Waffe ab. Dann lächelte er finster. ‚Hättest du gedacht, Professor, dass ich dich mit der Waffe töten werde, die du für mich gebaut hast? Das nennt man wohl Ironie. ‘ Sie wussten, dass sie keine Zeit mehr verlieren durften. Jesse hatte mit dem blauen Kobaltblaster eine sehr gefährliche Waffe und sie hatten noch gut in Erinnerung, wie gewissenlos er im Stande war diese einzusetzen. Außerdem hatte Clarkson die Kanone verbessert und Blue hatte immer noch die schwer schlagbaren CanEs. Nein, sie hatten keine Zeit mehr. Sie mobilisierten binnen weniger Stunden sämtliche Streitkräfte, die das KOK und das Königreich Jarr zu bieten hatte. Eine große Zahl freiwilliger Kämpfer kam ebenfalls um diesen Krieg ein für alle Mal zu beenden und Jesse Blue endgültig zu bezwingen. Auf dem Mond von Pekos entbrannten erbitterte Kämpfe um die dortigen Stützpunkte. Ebenso in den Gebieten, welche immer noch ihn den Händen der Outrider waren. Es war die wohl dunkelste Stunde für das Neue Grenzland und umso leuchtender schienen die Helden, die für dessen Freiheit stritten. Der GE flog begleitet von der Sternenflotte, kommandiert von König Jared, einen hoffentlich entscheidenden und letzten Angriff auf Jesse Blues Hauptquartier auf Pekos. Während die Geschwader den Hyperjumpern der Phantomwesen einen gebührenden Empfang bereiteten, setzte sich der Guardian Eagle ab und nahm den Tower des zentralen Stützpunktes aufs Korn. Die von dort aus angreifenden Jumper stellten für die aufgerüstete Kampfeinheit keine größeren Schwierigkeiten dar. Die Starsheriffs flogen diese Attacke einzig aus dem Grund ihren Widersacher aus seiner Deckung zu locken. Der Plan ging auf. Wie schon einmal tauchte der Badlander GX aus dem Boden des Hangars auf. Nur jetzt war seine Erscheinung und Wirkung weniger beeindruckend, als damals. Der Badlander schwang seine Laserpeitsche, verfehlte den GE jedoch jedes Mal. „Wir sollten ihm zeigen, was wir alles zu bieten haben“, schlug Fireball vor. „Dann los.“ Saber nickte seinem Piloten zu. Es war spät in der Nacht, als sie spürte, dass die finale Schlacht stattfand. Das Gefühl hatte sie aus dem Schlaf gerissen. Sie nahm nicht nur die Bedrängnis und ihre eigenen Sorgen wahr, sondern auch die Gefahr. Es galt zu tun, was sie tun konnte. Auch wenn es nicht viel war und mancher sie deshalb wohl belächeln würde, sie konnte nicht anders. Mit einem Satz sprang sie aus dem Bett und öffnete die Tür zum Balkon. Der Vollmond erleuchtete die Dunkelheit. Die Sterne prangten hell und klar. Dies waren gute Zeichen. Also, los. Nicht trödeln, beginnen. Der transformierte GE erschien ihm seltsamerweise viel eher ein Schutzengel, als ein Adler oder Racheengel. Diese Erkenntnis verwirrte ihn schon ein wenig. Doch er schüttelte dieses Durcheinander in seinem Kopf ab und konzentrierte sich auf den Kampf. Er wich einem Schlag aus und schnellte zu Seite. Seine Laserpeitsche umwickelte den Arm des Eagles und setzte ihm mit Energieschüben zu. „Der sollte sich mal was neues einfallen lassen“, ließ sich Colt vernehmen. Er drückte einen Knopf und aktivierte eine Hitzespürrakte. Sie hätte auch ihr Ziel gefunden, doch Jesse gelang es, sie vorher zu vernichten. Das Pentagramm war auf den, mit Weihwasser gereinigten, Boden des Balkons gezeichnet. Es bot die Grundlage, den Schutz vor bösen Geistern. An jeder Spitze des Sterns stand eine geweihte Kerze und in der Mitte, wo die Linien der Zacken ein Fünfeck bildeten, stand eine Schale mit der gesegneten Flüssigkeit. Sie entzündete die Lichter. In jeder Ecke des Sternes lag ein Sinnbild, welches sie für das Ritual benötigte. In der oberen Spitze lag die Tarot-Karte der Liebenden, als Darstellung der innigen Verbindung und dem Ausmaß höchster Liebe. In dem Winkel rechts davon lag ein Pentagramm graviert auf einem Hämatit. Diesen Blutstein gab man in alten Zeiten Kriegern mit auf den Weg um ihr Leben zu schützen. Er sollte den Mut für neue Herausforderungen begütigen. In Kombination mit dem Pentagramm sollte sein Schutz noch verstärkt werden. Ein weiterer Hämatit lag in der linke Sternenspitze des magischen Symbols. Ihm war der Irminsul eingeschliffen worden. Dieser einstmals freistehenden, mächtige Baum galt als Sinnbild des Kriegsgottes und der Weltesche, dem man früher Mut, Kraft und Sieg nachsagte. In die beiden Spitzen, auf denen das Pentagramm stand, hatte sie zwei Amulette gelegt. Das des Aon-Talismans, der die Bindung zwischen Mensch und Universum festigt und eines mit der Darstellung des Tierkreises und der dazugehörigen Planeten, welches für Schutz und Gesundheit stand. „Wie oben, so unten; wie innen, so außen; wie im Großen, so im Kleinen, “ murmelte sie unablässig während der Vorbereitung den Grundsatz, der besagte, dass alle Sphären mit einander verbunden und daher beeinflussbar waren. Die Abwehr war zu gut gewesen. Jesse missfiel, dass sie doch recht wendig der Umklammerung der Laserpeitsche entkommen waren. Schnell schickte der Badlander zwei Hiebe nach, doch nur einer traf und der GE fiel. Ehe er sich wieder erheben konnte, umschlang ihn die Peitsche erneut und jagte weitere Energiestöße durch die Schaltkreise der Kampfeinheit. Beinahe fürchtete die Crew, es würde doch nicht so gut enden, wie sie gehofft hatten, denn im Augenblick sah es nicht sonderlich positiv aus. Fireball versuchte das Haupttriebwerk zu starten, doch das stotterte vor sich hin um dann doch den Geist auf zu geben. Aprils Gedanken flogen zurück zu ihrem Vater. Er hatte sie geliebt und war stolz auf sie gewesen. Ihre Freundin Kicho hatte Recht behalten, als sie ihr gesagt hatte, er würde durch sie weiterleben. Sie führte sein Werk fort. Ihm zum Gedenken hatte sie den Guardian Eagle erschaffen, doch jetzt schien es einmal mehr, als hätten ihre Bemühungen nicht gereicht. Colts Gedanken kehrten zu seiner Robin zurück, wie wunderschön sie in ihrem Brautkleid ausgesehen hatte. Sie war vor den Altar und auf ihn zu geschritten, wie der Engel, der sie ganz einfach war. Er dachte an die Tage mit ihr und die Nächte. „Halt dich zurück Colt, sonst gibt es eine Überraschung.“ Vielleicht gab es ja eine? Das würde er schon gern erfahren. Er durfte nicht aufgeben. Fireball fragte sich, wie es seiner Angetrauten wohl gerade ginge. Sie zweifelte bestimmt. Aber er wusste, dass sie es diesmal schaffen konnten. Bloß nicht aufgeben. Colt hatte er damit erfolgreich aufgezogen, dass er noch sehr viel Zeit hatte um Vater zu werden, aber es bedeutete nicht, dass er endlos warten würde. Auch Sabers Gedanken verließen die Kampfszene. Er sah sie vor sich. Kicho und seine Söhne. Im Gegensatz zu seinen Freunden erwarteten drei Menschen, dass er wieder Heim kehrte. Er erinnerte sich, wie Matthew selig an der Brust seiner Mutter nuckelte und wie Jonathan auf seinem Arm ins Reich der Träume gesegelt war. Plötzlich hatte er wieder dieses seltsame Gefühl, dass er immer dann bekam, wenn Kicho in der Nähe war. Einen Augenblick lang glaubte er sie direkt vor sich zu sehen, wie sie ihm liebevoll zu lächelte. War das Einbildung, oder fühlte er tatsächlich ihre Gegenwart. „Wer kämpft kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“ Warum fielen ihm diese Worte gerade in diesen Sekunden ein? „Ich liebe dich, mein Engel.“Klar und deutlich, als stünde sie neben ihm, hörte er diese Worte. Saber riss die Augen auf. Sie saß im Schneidersitz vor dem Symbol. Ihre Hände ruhten auf den Knien. Für jemand, der nicht wusste, was sie tat, sah es aus, als meditiere sie. Aber sie murmelte immer wieder einen Zauberspruch. Ihr Ahnen aus der alten Zeit, mir zu helfen seid bereit, zum Schutze derer, die ich liebe zum Schutze derer, die für Friede und für Freiheit streiten in fernen, unendlichen Weiten durch die Macht der weißen Magie bitte ich euch, wacht über sie. „Fireball, schalt verdammt noch mal das zweite Triebwerk ein“, befahl der Blondschopf. Sein Pilot befolgte prompt die Anweisung. Die Triebwerke zündeten. „Lass ihn drehen“, rief Saber. „Oh, eine kleine Pirouette? Aber bitte doch.“ Der GE gewann an Auftrieb und wirbelte herum. Damit hatte der Badlander nicht gerechnete. Er bekam die volle Wirkung des metallenen Flügels zu spüren. Der Schlag der zweiten Schwinge warf ihn in den Staub. Die Laserpeitsche glitt ihm aus der Hand. Der Guardian Eagle löste sie von sich und schleuderte sie weit weg. „Jetzt puste ich Aladin sein Lampel aus“, meinte Colt beinahe fröhlich und zielte auf das Sichtfenster der gegnerischen Kampfeinheit. Eine der beiden Raketen, die auf ihn zu rasten, konnte Jesse auffangen, doch die Zweite beschädigte seine Sichtöffnung stark. Jetzt hatte er wieder das Problem der eingeschränkten Sicht. Aber so leicht ließ er sich nun nicht fertig machen. Wozu hatte er schließlich ein kybernetisches Auge. Es verschaffte ihm die notwendige Sicht, wenn er auch den Eindruck hatte, durch ein Nachtsichtgerät zu sehen. Doch da traf ihn auch schon einigermaßen unerwartet ein Stahlträger, den der GE sich aus den Trümmern eines nahen Gebäudes genommen hatte. Der Träger durchbohrte das Bein des Badlanders und nagelte ihn fast am Boden fest. „Na, wartet.“ Jesse feuerte eine Salve auf das Panoramafenster des Eagles ab. Colt fing die drohenden Treffer ab. „Nageln wir den Typen an die Wand“, schlug Fireball vor. „Wohl eher auf den Boden,“ berichtigte Colt. „Ist doch egal“, meinte der Pilot. „Hauptsache genagelt wird.“ Damit erfasste der Guardian Eagle zwei weitere Stahlträger, die augenscheinlich eine stützende Funktion in der Ruine des Gebäudes hatten, denn die brach nun endgültig zusammen, und warf beide wie Sperre auf den Badlander. Der fing den ersten auf und schickte sich an, das Ding zurück zuschleudern, als ihn der Zweite traf und sein anders Bein durchlochte. Der GX brach in die Knie und der Wurf verfehlte sein Ziel. „Colt, feuer alles ab, was du hast,“ befahl Saber. „Aber er wird es auf uns zurückwerfen,“ wand der Scharfschütze ein. „Ja, und wir auf ihn. Aber das wird er nicht aushalten,“ erwiderte Saber. Der Cowboy fuhr sämtliche Geschütze der Kampfeinheit aus und ballerte aus allen Rohren. Jesse riss entgeistert die Augen auf. Das war sein Ende. Ganz sicher. Der Badlander absorbierte tatsächlich die Feuerkraft und schleuderte sie auf den GE zurück. Von dort jedoch prallte sie wiederum ab und schlug erneut auf dem Badlander auf. Der hielt der Strahlungsenergie nicht stand und zerbarst in tausend Stücke. Als die Druckwelle verebbte und der Eagle wieder in ein Raumschiff zurücktransformiert war, stiegen die Vier aus. „Ist es nun endgültig vorbei?“ fragte April. Ihr Mann antwortete: „Das können wir erst sicher sagen, wenn wir Jesses Überreste gefunden haben.“ Colt nickte. „Suchen wir ihn.“ Sie teilten sich auf und durchforsteten das Gebiet über welches sich die Trümmer des Badlanders verstreut hatten. Die Gestalt dort am Boden war Jesse Blue. April hatte ihn kaum erkannt. Der mechanische Arm lag mindestens vier Meter von ihm entfernt. Dennoch kickte sie ihn noch ein Stück von ihm fort. Er musste sich vor der endgültigen Vernichtung des Badlanders, aus der Kampfmaschine herauskatapultier haben. Vorsichtig näherte sie sich dem Liegenden. Da Jesse auf dem Bauch lag, konnte sie nicht sehen, ob er lebendig und nur bewusstlos oder gar tot war. Als sie ihn erreichte, bewegte er sich jedoch leicht. Sie hockte sich neben ihn. Er war sehr schwer verletzt. Er hatte auf dem Rücken eine Austrittswunde in der Größe eines Eies. Nach ihrem Wissensstand dort, wo die Leber war. Er blutete stark und als sie ihn behutsam auf den Rücken drehte, wusste sie, dass jede Hilfe zu spät kommen würde. Sehr langsam öffnete er die Augen. „Alles nur, weil ich dich liebe“, flüsterte er matt. „Ich wusste nur nie, wie ich es dir beweisen soll.“ Eine Welle des Bedauerns durchflutete die Blondine. „Du hättest nie versuchen dürfen, mich zu besitzen“, erwiderte sie sanft. „Wirst wenigstens du mir meine Fehler je verzeihen können?“ Jesse wusste, dass er sterben würde. Er fühlte es deutlich. Sein Herz schlug immer schwächer und pumpte jeden Funken Leben aus ihm. Aber diese Frage musste er ihr stellen. Er brauchte die Antwort um abzuschließen. „Vielleicht“, antwortete April. „Irgendwann kann ich es dir sicher verzeihen. Aber vergessen werde ich es nie können.“ Er schloss die Augen wieder. „Das“, sagte er mit brechender Stimme, „ist schon mehr, als ich zu hoffen gewagt habe.“ Seine Hand suchte nach ihr. Sie ergriff sie und drückte sie warm. Egal, wie viel Leid er über das Neue Grenzland gebracht hatte, April brachte es nicht über sich ihn ohne diese kleine Geste der Zuneigung scheiden zu lassen. Nach und trotz allem sah sie den Menschen in ihm, der fehlbar war und auch nur Gefühle hatte. Und Ängste. Und Sehnsüchte. Über das, was gerade geschah, würde sie nie mit irgendwem sprechen. Dieser kleine Moment, der so seltsam vertraut und liebevoll war, würde auf ewig nur ihr und Jesse gehören. Er schien das zu spüren. Dankbar dafür erwiderte er den Druck ihrer Hand, wenige Atemzüge lang, die seine letzen wurden. Die Soldaten König Jareds stürmten den südlichen Außenposten auf Pekos. Jetzt, da sie um die Schwachstellen der CanEs wussten, hatten sie kaum Schwierigkeiten sie auszuschalten, als sie sich ihnen in den Weg stellten. So ebneten sie Prinz Roland den Weg zum Kobaltblaster. Einer der letzten Befehle, die Clarkson noch gegeben hatte, war der, mit der Waffe auf Alamo zu feuern. Jedoch hatten die schweren Gefechte dafür gesorgt, dass die Phantomwesen nicht so schnell dazu kamen, den Befehl auch auszuführen. Während der Vorbereitungsphase, waren sie immer wieder unterbrochen und aufgehalten worden. Die Schlachten hatten sie teilweise sogar völlig von ihrem Vorhaben abgelenkt. Gerade als der Blaster komplett aufgeladen und schussbereit war, gelangt es in den Raum, in welchem er stationiert war, einzudringen. Die CanEs und Outrider, die ihn verteidigen sollten, waren schnell ausgeschaltet, denn der Kronprinz des Königreiches Jarr war auch ein unerschrockener Kämpfer, wenn auch nicht ein ganz so guter Schütze wie Colt. Nun schritt er auf den Steuerungspult des Blasters zu und deaktivierte die Kanone. Der Lauf wurde eingefahren. Erleichtert atmeten die Soldaten auf. Nur noch an wenigen Orten im Neuen Grenzland gab es kleine Auseinandersetzungen mit den letzten Phantomwesen. Deshalb wurde die Crew des GE und das Team, dem Stella MacCloud angehörte in das Büro von Kommandant Panta gerufen. Er gratulierte ihnen zum erfolgreichen Abschluss der Mission und fragte Stella, was genau sie eigentlich hatte lahmlegen wollen. Die Angesprochene grinste so dermaßen breit, dass das GE-Team sicher war, sie hätte einen richtig guten Coup gelandet. Es beeindruckte sie doch gewaltig, dass Stellas Team nicht nur die Phantomkammern vernichtet hatte sonder auch gleich noch den ganzen, völlig unbewachten Planeten in der Phantomzone. Jesse Blue war so damit beschäftigt gewesen, in Neuen Grenzland zu wüten, dass er vergessen hatte, sich eine Rückzugsmöglichkeit offen zu halten. Stellas Vorgesetzter Ian hatte sich dies zu Nutze gemacht und den einzig brauchbaren Fluchtweg abgeschnitten. Kein Phantomwesen würde je wieder zurückkehren und die Siedler bedrohen. Auch die späteren Nachrichten vom Ableben des Professors und Jesse Blue durchfluteten des Grenzland mit einer Welle der Erleichterung. Während die Leute zu ihren Heimatorten zurückkehrten um sie wieder aufzubauen, machten sich auch die Starsheriff und Stella auf den Wag nach Hause. Ehe sie jedoch das Büro Commander Pantas verließen, rief dieser April noch mal zurück. Verwundert betrachtete die Blondine ihren neuen Vorgesetzten. „Was gibt es, Commander?“ fragte sie. Der seufzte leicht. Er war kein sehr redegewandter Mensch, doch seid er ihr zum ersten Mal gegenüber gestanden hatte, brannte ihm unter den Nägel, was er ihr nun sagen wollte. „Wussten Sie, dass ich lange unter ihrem Vater gedient habe, ehe ich selbst die Kommandantur eines Sektors übernahm“, platzte er heraus. Überrascht schüttelte sie den Kopf. „Er war ein ausgezeichneter Vorgesetzter. Unabbringbar von seinen Idealen und seiner Aufgabe, “ fuhr Panta fort. „Dafür hatte er den Respekt vieler. Und auch meinen.“ Er hielt einen Moment inne. „Ich geriet kurz nach meiner Ausbildung in Schwierigkeiten. Es spielt keine Rolle welcher Art, es ist entscheidend, dass Commander Eagle es war, der sich für mich stark machte und mir den Hals rettete. Ich hatte nie die Möglichkeit mich bei ihm zu bedanken, dafür und für so viele Dinge, die er getan hat, “ sagte er dann. April schluckte schwer. Es tat ihr irgendwie weh, da sie ihren Vater sehr vermisste, aber es tat auch gut und machte sie stolz auf ihn. „Ich bin sicher“, sagte sie, als sie ihre Stimme wiederfand. „Es war ihm Dank genug, was Sie ihrerseits für das neue Grenzland getan haben“, entgegnete sie. „Madam.“ Er trat förmlich auf sie zu und straffte die Schultern. „Sie sind die Tochter des Mannes, dem ich sehr viel schulde. Bitte gestatten Sie mir Ihnen die Hand zu geben und Ihnen, stellvertretend für ihn, meine tiefempfundene Hochachtung auszusprechen.“ Sie spürte, welche Bedeutung dies für Panta haben musste und ergriff seine dargebotene Hand. Er salutierte noch vollendet und entließ sie dann in ihren wohlverdienten Urlaub. Es brach ein Trubel im Hause der MacCloud-Schwestern aus, der schier unglaublich war. Die Familie begrüßte sich stürmisch mit unzähligen Umarmungen. Auch Josh stürmte seinem Schwager entgegen. An der Art wie er das tat, war zu erkennen, wie stolz er auf ihn war. Als sich der erste Tumult gelegt hatte, hatte Colt endlich die Gelegenheit seine Robin in die Arme zu schließen. Erleichtert darüber, dass die Trennung diesmal nicht solang war, küsste er sie sanft. Stella hielt Kicho noch im Arm, als Saber zu ihnen trat. „Na, los.“ Damit schob MacClouds Älteste sie auf ihn zu. Es war ein bisschen ein Eingeständnis, dass sie nie aussprechen würde. Saber verstand die Geste, sagte aber nichts dazu, sondern umschlang seine Liebste innig. „Wie geht es den Jungs?“ fragte er. „Gut. Im Moment schlafen sie, “ erwiderte Kicho. „Willst du sie sehen?“ Er nickte und folgte ihr ins Haus. Seine Söhne schlummerten sanftmütig in ihrem Bettchen. Für sie war die Welt in Ordnung, stellte er lächelnd fest. Ihre Mutter drückte ihm einen Kuss auf die Schulter. „Ich weiß nicht warum“, meinte er und dreht sich zu ihr, „aber ich hatte da draußen das Gefühl, dass du bei mir bist.“ Behutsam fasste Saber ihr unters Kinn und streichelte mit dem Daumen ihre Wange. „Ich bin mit meinem Herzen immer bei dir“, entgegnete sie ein wenig verlegen. „Hat mich deshalb deine weiße Magie vor dem Schlimmsten bewahrt?“ wollte er wissen. Ihre Verlegenheit wuchs deutlich. „Ganz sicher hat sie das“, gab er daraufhin selbst die Antwort auf seine Frage. Nach dem Abendessen saßen alle noch im Wohnzimmer zusammen. Schließlich gab es viel zu berichten. Da durfte auch die Story von Jesses Annäherungsversuch nicht fehlen, wenn auch in der zensierten Form, da die Zwillinge anwesend und minderjährig waren. Cat lacht laut auf. „Ihr seid echt hart.“ Dabei sah sie Fireball und April an. „Ich meine, dass es für Handspiel im Strafraum einen Freistoß gibt, wusste ich ja. Aber musste es denn gleich ein Gnadenstoß werden.“ Darla stimmte ein den Lachanfall ihrer Schwester ein. Der Vergleich gefiel ihr, vor allem wegen der verständnislosen Blicke, die Maria und Luisa miteinander tauschten. Colt lehnte sich nun auf dem Sofa zurück und legte Robin seinen Arm um die Schulter. „Jedenfalls ist es schön, nach Hause zu kommen und alles ist so, wie es war“, meinte er. Jetzt konnte sich Kicho ein breites Grinsen nicht verkneifen. „Na ja, zumindest fast.“ Irritiert sah der Cowboy erst sie, dann seine Angetraute an, die nicht weniger wissend grinste. „Wieso?“ Robin strich ihm über den Oberschenkel und fragte: „Erinnerst du dich daran, als ich dir sagte: Halt dich zurück, sonst gibt es eine Überraschung?“ – „Äh ja.“ Aber der Ärmste machte nicht den Eindruck, als würde ihm dämmern, worum es ging. Im Gegensatz zu seinen Freunden, die sofort aufhorchten. „Tja, was soll ich sagen … Überraschung;“ gestand ihm seine Frau. Colt stand immer noch auf der Leitung. April fragte erfreut: „Ist das wahr?“ Robin nickte lächelnd. „Ist was wahr?“ Die Fragezeichen auf der Stirn des Scharfschützen hätte selbst ein Blinder gesehen. „Man, du Trottel“, rief Fire. „Deine Frau ist schwanger.“ Alles brüllte vor Lachen, als Colt perplex fragte: „Von was denn?“ – „Das wissen sogar wir“, krähte Maria fröhlich und Luisa nickte zustimmend. „Ja, die Teilchen von der Frau warten auf die Teilchen vom Mann“, erklärte sie und ihr Zwilling ergänzte: „Das passiert aber nur, wenn sich die beiden sehr lieb haben. So wie bei Kicho und Saber.“ Diese Aufklärung sorgte für noch mehr Lacher. „Wann hast du ihnen denn das beigebracht?“ fragte Stella glucksend. „Na, irgendwas musste ich ihnen doch sagen, als sie wissen wollten, wie die Babies in meinen Bauch gekommen sind“, rechtfertigte sich diese und versuchte sich zu beruhigen. Endlich ging auch Colt ein Lichtlein auf. „Ich werde Papa.“ – „Ja“, gab Robin fröhlich zurück. „Und offensichtlich hat das Kind deinen Verstand, da du ihn nicht mehr hast.“ Der Lachanfall hielt noch eine ganze Weile an. Er wurde erst unterbrochen, als Matthew feststellte, dass er Hunger hatte und dies seiner Mutter lautstark mitteilte. Colt war immer noch einigermaßen fassungslos. Er würde Vater werden. Das war unglaublich. Seine Robin lächelte ihn an, als er zu ihr ins Bett kam. „Weißt du denn schon, was es wird?“ fragte er und zog sie in seine Arme. „Nein“, antwortete sie. „Das ist noch nicht zu erkennen.“ Der Cowboy gab seiner Angetrauten einen Kuss. „Wenn es ein Mädchen wird, nennen wir sie Jade“, schlug er vor. Sie schmiegte sich an ihn. „Und wenn es ein Junge wird?“ wollte sie wissen. Ihr Gatte zögerte. „Ruben.“ Sie lachte leise. „Gefällt mir.“ Kicho war im Kinderzimmer dabei Jonathan zu stillen. Unterdessen saß Saber auf dem Bett in ihrem Zimmer und hielt Matthew auf dem Arm. Der kleine Fratz sah ihn an, als wüsste er, in wessen Arm er lag und warum es so lange gedauerte hatte, bis er wieder dort liegen konnte. Er hatte offenbar etwas von der kaum erklärbaren Intuition seiner Mutter abbekommen, dachte der Starsheriff. Dann hob er seinen Sohn in die Höhe. Der quickte vergnügt auf. Saber bewegte seinen Spross auf ausgestreckten Armen durch die Luft, als könne der fliegen. Der fühlte sich eindeutig wie Supermann und quietschte vor Begeisterung. „Du ahnst sicher, was dir blüht, wenn du meinen Neffen fallen lässt.“ Saber nahm den Zwerg wieder an seine Brust und sah Stella überrascht an. Er hatte sie nicht eintreten hören. „Du glaubst wirklich, ich würde mein eigen Fleisch und Blut einfach fallen lassen?“ gab er zurück. Sie hob die Schultern. „Ich hab auch geglaubt, du würdest verschwinden, wenn du von deiner Vaterschaft erfährst“, gestand sie, nahm sich einen Stuhl und setzte sich breitbeinig, die Lehne vor der Brust, darauf. „Aber glauben heißt nicht wissen“, meinte sie dann. Dieses Geständnis war so ehrlich wie hart. Saber strich dem Kind auf seinem Bauch über den Rücken und fragte: „Hab ich eigentlich eine Chance je in diese Familie aufgenommen zu werden?“ Ein wenig Frust schwang in seiner Stimme mit. „Sie haben dich schon lange akzeptiert. Alle. Aber ich muss gestehen, dass es für mich nicht so leicht ist, “ erwiderte sie. Er nickte: „Hab ich gemerkt.“ Stella stützte ihre Arme auf die Stuhllehne und musterte ihr Gegenüber. „Ich will vor allem“, sagte sie dann, „dass Kicho glücklich wird und sie niemand enttäuscht. Einfach, weil es genau das ist, was sie verdient … oder eben auch nicht. Du bist Starsheriff wie ich. Du wirst selten da sein, vielleicht auch sterben.“ Matthew hob sein Köpfchen und schaute seinen Vater mit großen Augen an, dann lächelte er. Saber lächelte zurück. „Genau wie du, oder euer Vater“, entgegnete er ohne Matthews Tante anzusehen. „Ich bin sicher, Kicho weiß genau, worauf sie sich einlässt.“ Widerwillen musste Stella zugeben, dass ihr das Bild von Vater und Sohn gefiel, das sich ihr bot. „Ja, tut sie.“ Auch das zu bekennen, war nicht leicht. „Deine Söhne scheinbar auch.“ Sie lachte leise. „Als wir Kicho nach der Entbindung im Krankenhaus besuchten, haben die beiden kleinen Racker angepinkelt. Hm, ich hätte wohl meine Worte über dich besser für mich behalten.“ Saber ahnte, was sie so alles vom Stapel gelassen hatte. Die Tatsache, dass sie ihm das so einfach erzählte, konnte nur eins bedeuten. „Soll ich das als Entschuldigung werten?“ fragte er. Stella erhob sich. „Mach was du willst. Aber vor allem: Sei gut zu Kicho …“ – „… sonst krieg ich es mit dir zu tun. Ich weiß.“ Es war ja schließlich nicht das erste Mal, dass sie ihm so was sagte. Stella öffnete zu frieden grinsend die Tür. „Schön, dass wir uns einig sind.“ Damit verließ sie das Zimmer. Matthew auf seiner Brust stieß einen quickenden Laut aus. Saber nahm ihn auf den Arm und setzte sich auf. „Soso. Nass gemacht habt ihr sie.“ Der Junge grinste, als wäre er unheimlich stolz auf diese Tat. „Auch wenn das nicht richtig war … danke.“ Saber konnte sich seinerseits ein Lächeln nicht verkneifen. Er brachte ihn ins Kinderzimmer zu Kicho, die gerade Jonathan in seinen Schlafanzug steckte. „Na, hast du Stellas Segen bekommen?“ fragte sie, aber ihr Blick verriet ihm, dass sie Bescheid wusste. Er nickte leicht. Kicho nahm ihren Erstgeborenen von der Wickelkommode und trug ihn ins Bett. Dann nahm sie Saber dessen Bruder vom Arm und legte ihn dazu. Matthew wollte laut zu quietschen beginnen, doch Jonathan stieß den Strampelnden an. Die Zwillinge sahen sich an und man hatte das Gefühl, als wäre Jonathan vernünftig genug um seinem Gegenstück klar zu machen, dass jetzt Schlafenszeit war. Der Jüngere wurde still. „Ich glaube, wir können sie schon allein lassen. Sie schlafen sicher bald, “ meinte Kicho und wollte das Zimmer verlassen. Aber Saber nahm ihre Hände und hielt sie fest. Überrascht sah sie ihn an. „Auch ohne Stellas Segen würde ich dich das fragen, was ich jetzt fragen will“, begann er. Kichos Herz setzte einige Sekundenlang aus um dann zu rasen. Er umschlang sie fest und verteilte Küsse von ihrem Hals zu ihrer Schulter. Seine Lippen noch an ihrem Körper, sie immer noch haltend, glitt er vor ihr auf die Knie. Sein Kopf ruhte an ihrem Schoss. Sie spürte seinen Atem durch den Stoff ihres Kleides. „Ich kann nicht mehr ohne dich sein. Ohne euch, “ brachte er schließlich gepresst hervor und sie fühlte, wie sehr ihn bewegte, was er sagte. „Als ich dich damals in der Bücherei zum ersten Mal gesehen hab, “ fuhr er fort. „Da wusste ich, ich wusste einfach, dass es entweder du bist, oder keine.“ Er hob den Blick und sah ihr in die Augen. „Ich bin schon jetzt sehr glücklich mit dir. Du warst für mich da, wenn ich dich gebraucht hab. Selbst dann, wenn uns die Entfernung getrennt hat. Du hast mir zwei wunderbare Söhne geschenkt, aber ich habe noch einen Wunsch. Bitte, werde meine Frau.“ Kicho kullerten Tränen der Freude über das Gesicht. Sie hatte immer gewusst, was er fühlte und hatte nie daran gezweifelt. Doch es zu hören, tat dennoch unglaublich gut. Manche Dinge mussten eben ausgesprochen werden. Aber sie war nicht fähig etwas zu sagen. Die Rührung schnürte ihr die Kehle zu. Stattdessen sank sie zu ihm auf den Boden und an seine Brust. Er hielt sie fest, strich ihr sanft übers Haar und ließ ihr Zeit, sich zu fassen. „Der schönste Ort im Neuen Grenzland“, brachte sie schließlich hervor. „Ist genau hier. Hier in deinen Armen. Ja, ich will deine Frau werden. Ich will es so sehr.“ Die letzten Worte waren kaum zu verstehen, weil Freudentränen ihre Stimme erstickten. Hätte er gekonnt, er hätte sie noch fester in den Arm genommen, aber dann hätte er sie auch erdrückt. Zwei Jahre später Die Sonne schien war und golden über die kleine Kapelle. Es war als wollten sie und der strahlend blaue Himmel, den Tag und den Anlass entsprechend würdigen und verschönen. Und es war ein wunderbarer Tag. Die Kapelle war festlich geschmückt und bis auf den letzten Platz gefüllt. Eine freudige, etwas verzauberte Atmosphäre erfüllte sie. In der ersten Reihe links vom Gang saßen die MacCloud-Schwestern allesamt mit Tränen in den Augen. Sogar Stella konnte die nicht unterdrücken, so sehr sie es auch versucht hatte. In der gleichen Reihe auf der anderen Seite erging es Robin und April kaum anders. Colt und Fireball drückten ihren Frauen liebevoll die Hand. Beide hätten aber abgestritten, dass sie ebenfalls gerührt waren und ihnen auch Wasser in die Augen gestiegen war. Edward und Mary stand die Glückseligkeit im Gesicht geschrieben, was für ihn eher ungewöhnlich war. General Whitehawk beobachtete das Geschehen mit einem väterlich warmen Lächeln. Am Altar verkündete der Geistliche: „Du darfst die Braut jetzt küssen.“ Das musste man Saber nicht zweimal sagen. Er wand sich zu seiner Kicho um, die ihm noch nie so schön erschienen war, wie heute, umfasste behutsam ihr Kinn und gab ihr einen langen, zärtlichen Kuss. Die zweifache Miniaturausgabe des Bräutigams hopste begeistert klatschend vor seinen Großeltern herum. Dann war die Zeremonie beendet und Saber führte seine Braut aus der Kirche. Ihnen folgten Jonathan Alexander und Matthew Dominique, die mit jedem Tag mehr ihrem Vater glichen. In ihrer Mitte lief, Jonathan an der linken und Matthew an der rechten Hand haltend, Jade. Die Tochter von Robin und Colt war mit etwa anderthalb Jahren doch noch etwas unsicher auf den Beinen. Ihre Eltern schritten hinter dem drolligen Trio her. Fireball und April schlossen sich ihnen an. Nach den Trauzeugen, Saber und Kicho hatten sich bewusst dazu entschieden beide Ehepaare um diese Aufgabe zu bitten, folgte die Schar der Brautjungfern, Kichos Schwestern, und die Eltern des Bräutigams. „Jetzt erklär mir noch mal“, flüsterte Maria Luisa zu. „warum Kicho in Rot geheiratet hat?“ Die Angesprochene schüttelte missbilligende den Kopf. „Du Dussel. Je dunkler das Rot, desto tiefer die Liebe. Hat sie doch schon tausendmal gesagt.“ – „Hört auf zu streiten“, schaltete sich Bianca ein. „Auf einer Hochzeit ist für sowas kein Platz. „Sie wirft übrigens gleich den Brautstrauß, “ versuchte Maria ihre ältere Schwester zu verscheuchen. Mit Erfolg, denn Kicho trat nun wirklich vor die Schar heiratswilliger Damen. Noch einmal warf Bianca einen bewundernden Blick auf die Braut. Die dunkelrote Korsage mit dem Carmenausschnitt war aus Satin und ohne weitere Verzierungen. Darunter breitete sich ein weiter Tüllrock aus, dessen leichte Raffungen den Eindruck erweckten, Kicho schwebe auf einer dunkelroten Wolke daher. Über die Musterung hätte Bianca beinahe nicht bemerkt, dass der Brautstrauß schon im Landeanflug auf sie war. Im letzten Moment reagierte sie und fing ihn auf. Einen Moment schwieg sie verblüfft, dann rief sie: „Wehe du nimmst ihn mir diesmal wieder weg. Ich bin jetzt alt genug.“ Alles lachte. Die ausgelassenen, fröhliche Stimmung ließ sich heute niemand nehmen. Schmunzelnd beobachteten Colt und Robin und die frisch vermählten, ihre Kinder auf der Tanzfläche. Die kleine Jade, die zwar Colts krauses Haar, aber das Blond ihrer Mutter hatte, hatte je einen kleinen Gentleman an einer Hand. Die Brüder schlossen den Kreis, in dem sie einander ebenfalls an der Hand nahmen. Das Trio wiegte und wackelte unbeholfen und nicht ganz im Takt zur Musik und sah dabei so goldig aus, dass es dem Brautpaar glatt die Show stahl. Später am Abend, Ed und Mary hatte sich mit ihren Enkeln und der kleinen Jade zurückgezogen, da lange Feiern Mary sehr ansträngend und es für die Kleinen Schlafenszeit war, hatten Colt und Fireball nichts besseres zu tun, als den kurzen Augenblick Sabers Unaufmerksamkeit zu nutzen um seine Angetraute zu entführen. April und Robin, die für diese Unaufmerksamkeit verantwortlich waren, gaben ihm natürlich auch keinen Hinweis, wo auf dem MacCloud-Anwesen er nach ihr suchen musste. Fröhlich lachend versuchten sie ihn immer wieder von der Fahndung nach Kicho abzuhalten. Dennoch näherte er sich unaufhaltsam der Scheune. Irgendwas sagte ihm deutlich, dass seine Kollegen ihm einen Streich spielen würden, den er noch lange in Erinnerung hätte. Er sollte recht behalten. „Der Ärmste“, flüsterte Robin April zu, als Saber den Schober betrat. Die Frauen folgten ihm nicht mehr, sie hatten ihre Aufgabe in dem Plan erfüllt. Dass sie ihm nicht mehr nachkamen, sagte Saber, dass er an der richtigen Stelle suchte. Das erste, was er fand, war Kichos voluminöser, roter Tüllschleier. Als er gleich darauf ihr Strumpfband fand, stutzte er, zumal es im Stroh auch noch sehr ominös raschelte. Kichos Kichern ließ sich vernehmen. Auf das Kichern folgen Stimmen, die er kannte. „Ich nehm sie.“ – „Nein, wir haben ausgemacht, dass ich zu erst dran bin.“ – „Quatsch, du machst das eh nicht gut.“ – „Von wegen. Besser, als gewisse andere.“ – „Also langsam solltet ihr euch mal einigen.“ Saber brauchte höchstens zwei Sekunden bis er die Leiter hinauf war und oben das Licht einschaltete. Doch bei dem Anblick wäre er beinahe rittlings die Leiter wieder hinunter gefallen. Vor ihm im Stroh saßen Colt und Fireball. Jeder von ihnen versuchte Kicho auf seinen Schoss zu ziehen. Als die drei ihn bemerkten, schauten sie ihn so unschuldig an, wie es ihr unterdrücktes Grinsen erlaubte. „Oh, ihr …“ Saber wusste nicht, mit wem er zu erst abrechnen sollte. Er entschied sich für Kicho, die um zu flüchten über den Strohballen musste und es im Brautkleid nicht schaffte. Er umfasste von hinten ihre Taille und zog die Lachende zu sich heran. Seine Trauzeugen nutzten die Gunst des Augenblicks und verzogen sich lachend aus der Scheune. „Das will ich dir nicht mal im Scherz raten.“ Mit diesen Worten drehte Saber seine Angetraute zu sich herum. Sein stürmischer Kuss hielt sie davon ab, etwas Freches zu antworten. Als er seinen Mund von ihrem löste, schaute sie ihm tief in die Augen. „Langsam solltest du wissen, wo ich am liebsten bin.“ – „Ja“, erwiderte er und gab ihr noch einen Kuss, diesmal liebevoll und zärtlich. Auf dem Hof fanden sich Colt und Fireball sofort in den Arme ihrer Frauen wieder. „Ich hoffe, ihr habt das genossen“, lachte April. Robin nickte bestätigend. „Noch mal werden wir auch das nicht erlauben.“ – „Wer braucht denn dazu eine Erlaubnis?“ gab Colt zurück, fing Robins Faust ab, mit der sie ihm eine Kopfnuss verpassen wollte und hauchte einen Kuss darauf. Dann gingen die beiden zur Feier zurück. April lehne sich an Fireball. „Ist es nicht schön, dass sich alles zum Guten gewendet hat?“ fragte sie. „Ja“, antwortete er und zog sie ganz nah zu sich heran. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)