Just Two Puppets von Forest_soul (Mello x Near) ================================================================================ Prolog: -------- „Gib mir das!!“ ... „Nein- den kannst du nicht haben!!“ ... Near saß zusammengekauert am Boden und drückte einen weiß-grauen Spielzeugroboter an sich. Er würde ihn nicht loslassen, egal wie sehr Mello daran herumzerrte. Der Blonde musste endlich begreifen, dass er nicht Alles haben konnte. Dann packte der, damals noch Siebenjährige, Nears weißen Nachtpyjamaärmel und versuchte ihn daran wegzuziehen. Near igelte sich nur weiter ein, tat alles um sein Lieblingsspielzeug vor den gieren Pratzen des Älteren zu schützen. „Rück’ ihn raus!!!“, Mello ließ den Jungen los, stampfte dabei wütend auf. Near hob den Kopf, seine schwarzen Augen funkelten hoch und musterten den Blondschopf durchdringend. Dieser hob seine Oberlippe angewidert und verließ den Raum, knallte dabei wütend die Türe ins Schloss. .. Da saß Near nun wieder. Alleine in seinem viel zu großen Zimmer, umgeben von Spielzeug, das mehr oder weniger freundlich auf ihn herabstarrte. Er in der Mitte, ein kleiner, weißer in sich zusammengesunkener Haufen. Traurig sah er auf sein Lieblingsspielzeug, strich mit einem Finger zärtlich über dessen Kopf. Das weiße Plastik glänzte ihm schweigend entgegen. In letzter Zeit war es öfter vorgekommen, dass Mello einfach in das Zimmer des Sechsjährigen geplatzt war. Er hatte sich etwas in den Kopf gesetzt, das war Near in seinem Jungen Alter schon klar gewesen. Mello hatte ihn als seinen persönlichen Feind auserwählt. Und zwar genau deswegen, da er wusste, dass sie Beide klüger.. nein besser, als all die Anderen waren. Aus diesem Grund, war bloß Near ein Gegner. Er musste ihn in jedem Punkt überlegen sein. Noch waren sie unschuldige Kinder, deswegen reagierte Mello nur unbewusst auf dieses Gefühl und äußerte es dadurch, Near ständig dessen Besitz streitig zu machen. Egal, was Near zur Zeit am liebsten mochte – Mello mochte es viel mehr, das wusste er und deswegen musste er es auch besitzen. Letztes Jahr war es ein Stofftier gewesen – dieses Jahr war es ein Roboter. Near wurde von Versuch zu Versuch hartnäckiger und Mellos Hass auf den Jüngeren größer. .. Zwei Tage waren vergangen, seitdem Mello das letzte Mal mit ihm gestritten hatte. Doch heute gab es eindeutig Wichtigeres – heute war sein Tag! Der Blonde grinste glücklich vor sich hin. Er kringelte immer wieder eine Zahl auf dem kleinen Tischkalender ein. Das heutige Datum – der 13. Dezember. Es war noch morgen, doch die Schneemassen vor dem Zimmer ließen das Grau, das sich über „Wammys House“ gelegt hatte, beinahe weiß erscheinen. Kein ideales Wetter um Geburtstag zu feiern, wie er es sich gewünscht hätte, doch würde sich heute alles um IHN drehen. Er war beliebt – also hatte bestimmt niemand auf seinen Geburtstag vergessen. Zudem war ein Samstag, was zu bedeuten hatte, dass sie noch nicht mal in den Unterricht zu gehen brauchten. Mello freute sich auf seinen achten Geburtstag und sie feierten ihn ausgelassen. .. Bis sie nach dem gemeinsamen Abendessen in ihre Zimmer geschickt wurden. Mello war zufrieden. Er hatte viel bekommen. Spielzeug (vor allem Spielzeugwaffen, über die er sich besonders gefreut hatte) und jede Menge Schokolade. Müde brachte er seine neuen Besitztümer auf sein Zimmer, feiern war anstrengend, wenn man dabei so viel Spaß hatte. .. Plötzlich wurde sein Blick starr. Was lag da seltsam Weißes vor seiner Zimmertüre? Langsam ging der Blonde näher. Bei genauerem Hinsehen entpuppte sich der Gegenstand als Spielzeugroboter. Noch genauer, um NEARs Spielzeugroboter. .. Was hatte der hier verloren? Mello hob skeptisch eine Augenbraue. Sah nach links und rechts den Gang entlang, doch von dem weißen Nachtgespenst war keine Spur. Hatte er ihn ... verloren? .. Near und Gegenstände verlieren?.. Nein... da war etwas faul.. Noch immer etwas verwirrt hob er das Spielzeug auf und nahm es mit in sein Zimmer. Warum auch nicht. Wenn dieser Idiot nicht auf seine Sachen aufpassen konnte, dann würde er ihn wohl behalten – er hatte dieses Teil so und so schon immer „begehrt“. Grinsend schloss er sein Zimmer ab. Triumph machte sich in dem bereits von Glück erfüllten Herzen breit. Der Tag verdiente nur ein Wort und zwar „gelungen“. .. Da der nächste Tag ein Sonntag war, hatten sie auch heute „freie Zeiteinteilung“, wie sie es so schön nennen durften. Mello saß schon seit geraumer Zeit in dem Gesellschaftsraum des Waisenhauses. Seine Beine hatte er lässig übereinander auf den Tisch gelegt. In einer Hand hielt er eine von den vielen Tafeln Schokolade, die er gestern geschenkt bekommen hatte, in der anderen den weiß-grauen Roboter. „Erkennt ihr den wieder?!“, er zeigte ihn seinen Freunden, nicht nur Matt machte große Augen. „Das ist doch dieses Ding, das Near immer mit sich rumschleppt...“, er zeigte mit einem Finger darauf und sah Mello entgeistert an. Sie alle wussten um den Konflikt zwischen Mello und Near. „Richtig..“, Mello grinste höhnisch. „Aber wie...“, Matts Mund wollte noch immer nicht zugehen. „Weggenommen... wie einem dummen Kleinkind... er sollte langsam verstehen, dass zu einer ausgeprägten Intelligenz nicht nur Logik.. sondern auch List gehört..“, er grinste wie ein Fuchs und wackelte verspielt mit dem Roboter hin und her. „Mello... er ist erst vor kurzem erst Sechs geworden..“, japste Matt ungläubig. „Na und... um so früher er kapiert, dass ich – ...“, er stockte, drehte seinen Kopf langsam zur Seite. .. In der Tür stand Near... Etwas in sich zusammengesunken. Sein Blick – ausdruckslos. Doch in seinen Augen spiegelte sich etwas... unglaublich... Verletztes. Dann verdunkelte sich sein Blick. Er sank seinen Kopf und verließ den Raum unhörbar, genau wie er gekommen war. .. „Ich glaube, du hast ihn verärgert... wenn er Roger davon- ...“ „Pah – das ist mir doch egal!!“, Mello sprang auf. In diesem Moment hatte sich alles geändert. Da war weder Stolz noch Freude in seinem Herzen übrig geblieben. Wie ein Klos drückte etwas in seinem Hals, schnürte ihm die Kehle zu. Verdammter Near, musste doch wirklich immer alles kaputt machen... .. Wütend stapfte der Blonde aus dem Zimmer. Matt und die Anderen sahen ihm missmutig nach. Near saß still in seinem Zimmer. Um ihn herum hatte er seine eigene Welt aufgebaut. Eine Stadt... seine Stadt. In einer Ecke saßen unzählige Stofftiere.. doch die waren nicht interessant.. nicht jetzt. In seinen schlanken Kinderhänden hielt er bloß zwei Figuren. Betrachtete sie eindringlich, als würde er in Gedanken mit ihnen sprechen. Etwas unsanft setzte er eine ab, zog dafür die andere näher an sich heran und drückte sie an seine Brust. Bloß ein unglückliches Seufzen hätte ahnen lassen, wie es in seinem Inneren jetzt aussah. .. Seine Zimmertüre wurde aufgerissen. Mello stand leicht keuchend in der Türe und trat ungehalten auf ihn zu. Near, geschockt, dass Mello einfach so – wie in letzter Zeit öfters – in sein Zimmer platze, drehte sich zu ihm um, blieb aber wie versteinert sitzen, blickte hoch in die dunklen Augen des Blonden und versuchte dabei so viel Verächtlichkeit wie möglich in seine Mimik zu setzen. Mello fletschte gereizt die Zähne. Mit einer eine Handbewegung, als wolle er etwas lästiges loswerden, schleuderte er den Spielzeugroboter, über den er sich gestern Abend noch so sehr gefreut hatte, vor Near auf den Boden. „Dann pass’ besser auf dein Zeug auf!!!“, schrie er beinahe. .. Der Roboter drehte sich kurz am Boden. Dann sprang etwas weg. Near und Mello folgten mit einer gleichen Kopfbewegung dem kleinen weißen Brocken, der sich schnell als linke Faust des Roboters herausstellte. Mello schluckte hart. Nears Augen wurden ansatzweise glasig. ... Da lag er nun, kaputt. Nears Lieblingsspielzeug – zerstört.. ... Mellos aufgerissenen Augen wanderten von der kleinen Faust zu dem Roboter. Tatsächlich, sie war nicht mehr dran. Dann suchten sie ihren Weg weiter und fanden schließlich Nears Gesicht. Man musste Near gut kennen um seinen Blick als „entrüstet“ zu definieren. Mello war wie gebannt. Starrte auf den Jüngeren und wartete dessen Reaktion ab. .. „Aber... den hatte ich dir doch... geschenkt...“, Drang es heiser von dem weißen Haufen zu ihm hinüber. Near zog sein Bein näher zu sich und neigte seinen Kopf um kleiner zu wirken, er wollte in diesem Moment nichts lieber, als weit von dieser Erde verschwinden. Von all diesem Schmerz der gerade seinen Brustkorb dehnte, nichts wissen. Er seufzte zittrig. .. Mellos wütender Blick veränderte sich rasch. Er war kurze Zeit leer und kalt. °Ein Geschenk... von NEAR???°, zuckte immer wieder durch seine Gedanken. Wie blöd war dieser verdammte Idiot eigentlich, ihm dieses grauenhafte Spielzeug zu schenken, obwohl er in den letzten Tagen immer versucht hatte, es ihm wegzunehmen?! Das war doch ein Eigentor... als Rivale hätte er alles daran setzen müssen, dass Mello das Spielzeug nicht einmal zu Gesicht bekommt... Ein Geschenk... .. Nears Blick ruhte auf seinem kaputten Lieblingsspielzeug. Die Entscheidung war schwer gewesen, sich davon zu trennen... und wurde nur mit Undankbarkeit belohnt... definitiv eine falsche Entscheidung. Nears Hirn... oder mehr sein Herz... sog diese Erfahrung auf wie ein trockener Schwamm. .. Mellos Wangen glühten und seine Augen brannten. Nun mehr als entsetzt biss er sich auf die Unterlippe, denn im ersten Moment hatte er gedacht, Zorn... Zorn auf Near.. würde diesen Schmerz auslösen. Aber es war unendlicher Scham, der sich in ihm ausbreitete. Ein Gefühl, dass er bis jetzt nicht kannte. Und es war heftig. Heftiger als die Freude gestern, heftiger als jede Wut, die er bis jetzt auf Near gehabt hatte. Es schien ihn zu zerreißen. Mit schnellen Bewegungen sammelte er die zwei Teile des Roboters auf und lief aus dem Zimmer. Lief so schnell er konnte – nur weit weg von Near und diesen Schmerzen. Seine Zimmertüre knallte zu, Near konnte es sogar von seinem aus hören. .. Near zupfte an seinen silbernen Locken. Rührte sich sonst noch eine Ewigkeit nicht. Was war das... Mellos Reaktion... seltsam... unerklärlich seltsam... Er schloss kurz die großen Knopfaugen, stand dann auf. Da in der Ecke lag noch immer die andere Figur, mit der er vorhin gespielt hatte und dann unsanft liegen hatte lassen. Bekümmert hob er sie auf, wischte ein kleines Staubkorn von deren Schulter und lächelte dann wieder, als wäre ein großer Stein von seinem Herzen gefallen. Mit beiden Puppen in den Händen schlurfte er in sein Bett. .. Wo war es?... Wo hatte er es hingetan?? Stürmisch riss Mello die Laden aus dem Schrank, kramte unermüdlich in dem Chaos, das darin herrschte. Da – endlich erblickte er die weiße Klebebandrolle am Grund. Schnell hatte er einen langen Streifen abgeschnitten. Seltsam... seine Hände zitterten und seine Wange fühlte sich nass an. Hatte er eben geweint? War ihm selbst nicht aufgefallen... Etwas verstört wischte er mit seinem Ärmel über die Wangen. Dann zog er den kleinen Roboter an sich heran und versuchte seinen Fehler wieder gutzumachen. Liebevoll verband er Arm mit Faust. Das Klebeband wirkte wie ein Verband. Nein, anwachsen würde sie natürlich nie. Aber er hatte sein bestes gegeben. Tief seufzend betrachtete er das Werk... es war immerhin jetzt... sein Roboter. Ein zufriedenes Lächeln breitete sich wieder auf seinen Lippen aus. Was dieser Near wohl damit bezwecken wollte... schenkte ihm einfach etwas, obwohl er Mello doch überhaupt nicht leiden konnte. Wahrscheinlich wollte er bloß Ruhe vor seinen andauernden Attacken haben.. Mello seufzte.. nun etwas bekümmert. .. Near sah interessiert auf, als Mello mit erhobenem Haupt an ihm vorbeistolzierte. Was hatte der Blonde denn da im Arm?.. Das war doch eindeutig... Er lächelte überrascht, als er den „Verband“ an seinem ehemaligen Spielzeug entdeckte. Da war wieder etwas. Eine seltsame Regung, die ihn leicht und zufrieden aufatmen ließ. Mello ließ das Spielzeug noch tagelang nicht aus den Augen. Und egal, ob Mellos Blicke die nächsten Tage noch immer finster und herablassend an ihm streiften. Es machte Near glücklich... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)