Bitter-Süß von Celest_Camui (Retro 1~) ================================================================================ Kapitel 1: Ein ganz normaler Tag? --------------------------------- Bitter-Süß Kennt ihr das? Das Gefühl mit allem so ziemlich unzufrieden zu sein? Das beißende Gefühl allein und einfach nur von Schmerz erfüllt zu sein? Wenn ihr es kennt, dann lauscht meiner Geschichte. Ihr werdet sie dann verstehen können. Doch, wenn ihr von sensiblen Gemüt seid, dann solltet zwei mal darüber nachdenken, ob ihr das hier wirklich lesen wollt... Kapitel 1 Ein ganz normaler Tag? Der Schulgong riss mich aus meinen Gedanken. Die Mathestunde bei Miwa-sensei war somit beendet und läutete unsere Pause ein. Der Schmerz der Gedanken hing noch in meinem Kopf, als auch schon Mikako auf mich zukam. Mikako war ein liebes Mädchen, witzig, nett und immer zu einem Scherz aufgelegt. Sie war sich für nichts zu Schade und mochte es wenn sie sich selbst als verrückt und abnormal bezeichnen konnte. Ich kann zwar nicht sagen woran das lag, aber ich gehe mal davon aus, das es ihre Art war sich von der Menge abzuheben. Sie wollte einfach nicht so sein wie alle anderen. Ein Rebell. Ich für meinen Teil mochte sie recht gern. Nach außen hin muss es wohl so gewirkt haben, als seien wir die besten Freundinnen, doch in Wahrheit wusste ich nicht was ich von ihr hielt. Natürlich hatte ich sie gern, das stand ohne Zweifel fest, doch genauso hätte ich auch auf sie verzichten können. Sie war so was wie eine willkommene Kollegin. Jedenfalls ist es das was ich denke, doch wie sich Freundschaft tatsächlich anfühlt kann ich nicht wirklich sagen. Ich weiß es einfach nicht. Tja jedenfalls war alles wie immer. In der Schule fiel ich nicht gerade auf, außer das mich alle als lustiges, lebensfrohes, zutrauliches, ehrliches und offenherziges Mädchen betrachteten. Doch niemand konnte hinter meine schon so undurchschaubar gewordene Fassade blicken. Mein „Ich“ in der Schule und gegenüber anderen Menschen war jedoch nichts weiter als das Pokerface einer wohl recht talentierten jungen Schauspielerin. Denn keiner dieser 30 Menschen hier, oder der anderen, die etwas mit mir zu tun hatten, konnten sehen wie ich wirklich bin. Das auch ich mich ab und zu durch meine Einsamkeit quälte und das auch ich mehr als einmal an Selbstmord gedacht hatte. Und auch, das manchmal wenn ich mein Handgelenk „gezerrt“ hatte und einen Verband tragen musste, es nicht wirklich bei dem Gedanken allein geblieben war. Oh Gott, wie naiv ihr doch alle seid. Ihr seht nur euren eigenen begrenzten Horizont und nicht darüber hinaus. Wie beschränkt ihr doch seid. Tatsache war jedoch, dass ich nicht mehr nur aus reinem Selbstschutz diese Rolle spielte, sondern, dass das nun tatsächlich Teil meines Lebens geworden war. Wenn nun jemand einen mittelmäßigen Witz riss, musste ich schon automatisch, ohne dass ich es merkte, darüber lachen, selbst wenn mir eigentlich nicht danach zumute war. Obwohl mir eigentlich nie danach zu Mute war. Und so auch heute, wie in allen Jahren davor. „Sana-chan?“ „Was gibt’s denn, Mika-chan?“ „Hast du schon mit Kei-kun gesprochen?“ „Oh, sorry. Ich hab’s echt verpeilt. Tut mir Leid, wo’s dir doch so wichtig ist. Aber keine Sorge, ich werd’s sicher nächste Pause nachholen.“ Kei Hatoru, von mir auch Kei-kun genannt, war einer meiner „Freunde“ die ich in der Schule hatte. Ich unterhielt mich gerne mit ihm über gemeinsame Hobbys, wie meine Mangas, Bücher und Videospiele. Ja, das war meine kleine Traumwelt. Dort wo ich hin ging wenn ich las oder meine Spiele spielte konnte mich niemand verletzen. Dort konnte ich mitfühlen, mich identifizieren und weinen. Dort würde mich niemand auslachen. Das war mein Traum und das einzige was mir niemand nehmen konnte, das einzige, dass mich nie verletzen oder im Stich lassen würde, meine Fantasie. Denn, um in der Realität existieren zu können, musste man in der Fantasie leben. Jaja, Kei-kun, das war die derzeitige Flamme von Mikako, oder auch Mika-chan genannt. Und da ich ja mit ihm „befreundet“ war, wurde natürlich angenommen, dass ich nun alles für sie regeln würde. Warum musste so was zu den sogenannten Selbstverständlichkeiten gehören? Denn eigentlich, so egoistisch das auch sein mag, wollte ich gar nicht, dass sie zusammenkamen. Denn so würde ich sie beide in gewisser Weise verlieren. Ich wäre bei ihnen nicht mehr die Nummer eins. Doch was soll’s? Das waren nicht die ersten Menschen die sich von mir abwenden würden, und bestimmt auch nicht die letzten. Und sehr lange würde ich wohl auch nicht brauchen um darüber hinwegzukommen, denn allein war ich so oder so. Kurz nach dem zweiten Schulgong begann auch die zweite Stunde bei Miwa-sensei. Er war echt lieb und noch ganz jung, und manchmal, wenn kein anderer Lehrer da war nannten wir ihn Mi-chan. Aber nun war es soweit, er drehte sich zur Tafel um und ich warf dem verdutzten Kei-kun einen Zettel zu. Als dieser ihn bemerkte grinste er mir entgegen. Irgendwie machte mich das verlegen, aber ich bildete mir nichts darauf ein. Denn was sollte schon irgendein Mensch für mich empfinden? Ich hatte nie gelernt was Liebe war, und wie sollte ich da auch schon das Gefühl bekommen mich in jemanden zu verlieben, oder gar geliebt zu werden? Auf dem Zettel war folgendes vermerkt: ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Hey Kei-kuuuuuuunnnnn!!!!! Wie geht’s uns heute denn so? Hast du das Buch das ich dir geliehen habe schon weitergelesen? Ist doch genial, oder? Tjjjjjjaaaa wie auch immer.... kann ich später mal unter vier Augen mit dir sprechen???? Nicht vergessen: HDSMDL Sana-chan^^ ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Kurze Zeit darauf bekam ich einen Zettel direkt an den Kopf geschossen. Verdutzt blickte ich von ihm zu Kei-kun. Was sollte das denn? ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Morgen Sana-chan^^ Hast recht! Das Buch ist echt mega genial und die Stelle auf der zweiten Seite erst!!! Bin echt froh das ich ne Freundin wie dich habe, sonst würd ich an so geniales Zeug gar nicht erst ran kommen. Du fragst mich echt ob ich Zeit für dich habe?? Soll das ein Scherz sein? Natürlich, immer doch, ich dachte das weißt du... Um was geht’s denn? Tja, ich hab dich jedenfalls auch mehr lieb als du dir denken kannst. Kei^^ ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass dieser Zettelverkehr nicht so schnell aufhören würde. Auch egal. Ist immer noch spannender als der todlangweilige Unterricht. Aber es gab etwas äußerst seltsames, der letzte Satz. Es ging zwar schon seit einer Weile das Gerücht um, das Kei-kun vielleicht in mich verliebt war, doch ich hab das immer nur als blöd empfunden, und dachte. dass es nur deswegen ein solches Gerücht gab, weil wir uns so gut verstanden. ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Tja, das ist so ne Sache die ich mit dir unter vier Augen besprechen muss. Freut mich das es dir gefällt. Ist aber auch gut. Was soll hier heißen du hast mich mehr lieb als ich mir denken kann, hä....?^^ Ok, so sieht’s zumindest aus. Wo und wann? ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Irgendwie betrübte mich der Gedanke das Kei-kun nun schon bald eine Freundin haben sollte auf eine Art und Weise der tiefen Trauer. Ich meine damit nicht das ich in ihn verliebt wäre, oder so. Doch er sah gut aus und war lieb, witzig, und interessierte sich auch für Sachen die ich tat. Und somit tat mir das tatsächlich in gewisser Weise leid. Na ja, so langsam sollte ich mich eventuell wieder auf den Unterricht aufpassen. Natürlich erst nachdem ich die Antwort, die gerade eintraf, gelesen hatte. ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Hm.... Okay, gleiche Zeit, gleicher Ort. Bis dannen!^^ ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Gleicher Ort, gleiche Zeit. Das bedeutete in der Mittagspause an einem abgelegenen Ort, der irgendwie an einen Park erinnerte, aber nur wenig benutzt wurde, da er hinter einer Hecke lag und fast niemand davon weiß, aber trotzdem noch, laut Schulordnung, zum Schulhof gehörte. Dort Fachsimpelten wir gerne über unsere eigene kleine Welt in die wir flüchteten, wenn wir genug von der, manchmal zu grausamen, Realität hatten. Ich liebte diesen Ort, und die Stunden die ich dort mit Kei-kun im Gespräch verbrachte. Dort war ich frei, konnte so sein wie ich bin, ohne mit der Angst vor Verlusten sprechen zu müssen. Das würde ich bestimmt vermissen. Denn selbst wenn ich keine Freunde hatte, war er doch derjenige der am meisten an diesen Begriff herankam. Oh! Nun ertönte der Schulgong ohne das ich auch nur wirklich nur eine Sekunde der Stunde aufgepasst hatte. Na ja, was soll’s. Dann musste ich halt ein bisschen mehr lernen. Mittagspause. Mika-chan hatte ich gesagt, dass ich jetzt mit ihm reden würde. Langsam und mit ständigen kleinen Seufzern machte ich mich auf den Weg. Wie erwartet stand Kei-kun nun schon da und wartete auf mich. Er hatte sein fröhliches, freches Grinsen aufgelegt, das mir verriet, dass er sich über etwas freute. Ich fragte mich, wie er wohl erst Lachen würde wenn ich ihm von Mika erzählte. Sicher würde er sich riesig darüber freuen. ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- „Soooooo, Sana-chan. Was gibt’s den so wichtiges?“ Oha, heute kam er aber schnell auf den Punkt. Na ja, was soll’s? Zeit schinden würde doch nichts an dem Ergebnis ändern. Ich seufzte. „Ok~, es geht um Mikako Takawara. Die kennst du doch, oder?“ Das war eigentlich eine blöde Frage. Mika war mit Abstand das schönste Mädchen unseres Jahrgangs und noch dazu war sie in unserer Klasse. Wäre wahrscheinlich ziemlich schwer, ein paar Jahre mit ihr in eine Klasse zu gehen, ohne sie zu bemerken. Deswegen sprach ich einfach weiter ohne eine Antwort abzuwarten. „Besagtes Mädchen ist in dich verliebt und bat mich dir die frohe Botschaft zu überbringen.“ Gespannt beobachtete ich sein Gesicht, um die freudige Veränderung darin feststellen zu können, doch besagte blieb aus. Ganz im Gegenteil. Leicht betrübt senkte er den Kopf. Was sollte den das nun? Jeder andere hätte vor Freude einen riesigen Luftsprung gemacht. Aber etwas an der Art wie er reagierte bereitete mir ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Starr blickte er den Boden an. Nach einigen Sekunden stammelte er: „Tut mir Leid, ich kann nicht mit ihr gehen.“ Dann blickte er mir plötzlich starr und offen in die Augen. „Ich bin in eine andere verliebt.“ Mit einem Schlag war ich nervös. Und deshalb grinste ich nur blöd und drehte mich um. Blickte ihn noch mal kurz über die Schulter hinweg an und sagte: „Tja, kann man wohl nichts machen.“ Nun aber nichts wie weg. „Halt! Willst du den nicht wissen wer es ist? In wen ich verliebt bin?“ Wie angewurzelt blieb ich stehen. Ohne mich umzudrehen stammelte ich mit nervös-heiserer Stimme: „Nee, wieso sollte ich? Geht mich ja wohl nichts an, oder?“ „Und ob es dich was angeht.“ Irgendwie klang er empört. „Wie lange willst du mich eigentlich noch hinhalten? Oder willst du mir sagen, dass du meine eindeutigen Hinweise nicht verstanden hast? Mann, ich sterbe fast an meinem Liebeskummer, der mich seit über einem halben Jahr nicht mehr richtig schlafen lässt und du hast das noch nicht mal bemerkt? Wie gefühllos kann man denn eigentlich sein?“ Das war ein schlechter Traum. Der Junge der von so ziemlich jedem Mädchen schon mal einen Liebesbrief bekommen hatte, wegen dem jedes Mädchen das zu ihren Gefühlen ihm gegenüber stand, von seinen „Fanclubs“ gemobbt wurde, sollte sich in mich verliebt haben? Was für einen kranken Traum hatte ich denn jetzt? Wach auf! Doch ich wachte nicht auf, stattdessen stand ich noch immer da. Doch als ich bemerkte wie durcheinander ich war, fing ich an zu laufen. Wohin war mir egal, nur einfach weg hier. Allerdings war ich im Gegensatz zu ihm nicht besonders sportlich, weswegen er mich sofort einholte. Er hielt mich fest und nahm mich von hinten in den Arm. Er flüsterte: „Nicht weglaufen. Bin ich so schlimm, dass man vor mir flüchten muss? Du herzloses Ding. Schon wieder wolltest du mich einfach im Ungewissen lassen. Ich lass dich erst wieder los, wenn du mir versprichst nicht noch mal wegzulaufen, und wir darüber reden.“ Was für eine Wahl hatte ich? Er war um einiges stärker als ich und so hätte ich mich nicht von seiner Umarmung lösen können. Also nickte ich stumm… Kapitel 2: Beweise ------------------ Ein leichter, kühler Wind wehte durch meine Haare und den, hier, etwas hochgewachsenen Rasen. Trotz allem wärmte die Sonne recht gut. Die Luft war klar und angenehm. Eigentlich hätte ich dieses Wetter an diesem Ort bestimmt genossen, doch unter diesen Umständen war das leider nicht möglich. Denn so verkrampft wie ich der Dinge, die dort kommen sollten, harrte, konnte ich mich unmöglich entspannen. Ich kam mir vor wie in einem schlechten Traum und wusste noch nicht wie er enden sollte. Was sollte ich sagen? Verletzen wollte ich ihn auf keinen Fall, doch das, was er mir sagte war bestimmt gelogen. Wer sollte jemanden leiden können, der sich selbst nicht leiden konnte. Wer sollte jemanden lieben, der sich selbst nicht lieben konnte? Der Rasen, auf dem ich saß, duftete ein bisschen, durch die starke Luftfeuchtigkeit. Und obwohl Kei schräg neben mir saß, konnte ich ihn nicht ansehen. Deshalb drehte ich den Kopf auch verlegen zur anderen Seite. Das hatte zwei Gründe. Erstens, dass ich durch sein Verhalten verlegen und rot wurde, und zweitens, dass ich nicht unbedingt wissen wollte was er für einen Gesichtsausdruck hatte. Allerdings schwiegen wir nun schon über zwei Minuten und ich wusste, das es nicht mehr lange dauern konnte, bis einer von uns etwas sagen musste, wenn die Situation nicht noch schlimmer werden sollte, als sie sowieso schon war. Und ich wusste, das ich nicht die erste sein würde die etwas sagen würde. „So! Jetzt ist es also endlich raus. Aber bist du tatsächlich so naiv das du nicht bemerkt hast, was mit mir los ist?“ Ich schüttelte den Kopf. Als mir auffiel dass das eine Antwort war die man sowohl als das eine als auch das andere werten konnte fügte ich hinzu: „Nein, ich habe überhaupt nichts mitbekommen.“ „Na ja, was soll man machen? Irgendwie liebe ich selbst diese Naivität an dir..... Und wie geht es jetzt weiter?“ Oh Gott, was sollte ich jetzt tun? Er wollte, dass ich mich für etwas entschied, dass alles zwischen uns veränderte. Was war nun wohl das Beste, das ich antworten konnte? Und da ich keinen klaren Gedanken fassen konnte, entschied ich mich zum ersten mal seit Jahren dazu, einfach das zu sagen was mir gerade in den Sinn kam, was direkt von meinem Herzen kam, ohne vorher meine Möglichkeiten auszuwerten und auszukalkulieren welches wohl die beste wäre. „Okay... erst mal: ich kann dir das beim besten Willen nicht glauben. Wie kann man jemanden lieben, der sich selbst so sehr hasst, dass er manchmal seine eigene Existenz auslöschen würde. Versteh das jetzt nicht falsch. Natürlich denke ich auch nicht das du mich anlügst... ach, eigentlich weiß ich gar nicht was ich denken soll. Und dann ist da auch noch Mikako...“ Nun sah ich ihn zum ersten Mal ins Gesicht. Er sah aus als würde er jeden Moment anfangen zu weinen. Diese Seite von ihm war mir völlig fremd. Dieser Junge der von jedem wegen seiner Coolness und seinem ruhigen, starken auftreten respektiert wird, sollte doch jetzt nicht weinen wie ein kleiner Junge. Sollten seine Gefühle tatsächlich echt sein? „Das heißt, du gibst mir einen Korb und verlangst das ich dich mal eben so mir nichts dir nichts vergessen soll und mich stattdessen mit deiner Freundin vergnügen soll, nur weil sie gut aussieht und etwas in mich verknallt ist, genauso wie all die anderen oberflächlichen Schnepfen dieser Schule? Meinst du echt ich bin genauso wie die? Ein oberflächliches, leicht beeinflussbares Etwas, dass nicht fähig ist etwas Wahres für jemanden zu fühlen und das nach zwei Stunden seine Gefühle schon mal wieder vergessen hat? Wenn du mich tatsächlich für so jemanden hältst, dann weiß ich nicht wie ich dir jemals wieder unter die Augen treten kann.“ Ich weiß nicht genau woran es lag, oder was es war, doch etwas an dem was er sagte und wie er es sagte berührte mich so tief, dass ich auf einmal ein seltsames Gefühl spürte. Es kribbelte und mir wurde übel. Und plötzlich hatte ich die Meinung, dass ich ihm schon mehr von mir preisgeben sollte, bevor ich ihm tatsächlich einen Korb geben musste. „Nein, glaub mir das ist es nicht, wirklich, ich könnte so etwas nie von dir denken. Aber weißt du...“ ich merkte wie ich zunehmend verletzter und verletzbarer wurde, genauso wie wütend und traurig. „Weißt du ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass irgendjemand auch nur irgendwas für mich fühlen kann. Das musste ich schon als kleines Kind feststellen, als meine Mutter uns einfach sitzen gelassen hatte, und mein Vater dann die Flasche mir vorgezogen hatte. Irgendwann stellte ich dann auch noch fest, dass meine Freunde mich allesamt betrogen und belogen und hielt es dann vor einem Jahr, an meinem 16. Geburtstag, nicht mehr aus. Daraufhin bin ich alleine in diese Stadt gezogen. Seit dem versuche ich mich irgendwie alleine mit dem durchzuschlagen was mein Vater und meine Großeltern mir monatlich schicken, was aber ab und zu hinten und vorne nicht reicht, weshalb ich ab und zu auch noch neben der Schule her jobben muss. Versteh doch, wie soll ich Liebe empfinden können, wenn ich nie gelernt habe, was Liebe ist.“ Das daraufhin erst mal ein langes Schweigen herrschte war mir durchaus klar. Das was ich ihm hier gerade gesagt hatte, wusste niemand außer den Lehrern an dieser Schule. Das war sowieso das erste Mal das ich mich auf dieses schmerzhafte Thema einließ, mich öffnete. Als ich ihn nun ein zweites Mal ansah, nahm er mich behutsam in den Arm: „Du musst sehr einsam gewesen sein. Doch ich kann das ändern, wenn du mich nur lässt.“ Er ließ mich los und fuhr fort: „Glaub mir, natürlich ist mir klar das ich das Ausmaß deiner Schmerzen nicht nachvollziehen kann, da ich so etwas noch nie erlebt habe, doch kann ich mir in etwa vorstellen wie das ist, denn in gewisser Weiße geht es mir nun ähnlich, wo mich der Mensch verlassen will, den ich am meisten von allen liebe. Darum bitte ich dich noch einmal mehr. Gib mir eine Chance.“ Nun war ich an einem Punkt angekommen an dem ich nicht ablehnen konnte, entweder weil ich merkte wie er litt, oder vielleicht, weil ich in meinem tiefsten Unterbewusstsein, auch nicht wollte. Nach kurzem Überlegen kam mir dann ein Einfall, der mir rettend erschien. „Gut. Ich glaube ich habe da eine Idee die uns beiden weiterhelfen könnte. Wenn du mir beweisen kannst das du mich aus ganzem Herzen und bedingungslos liebst, werde ich mit dir gehen, denn wenn ich tatsächlich durch dich das Gefühl geliebt zu werden kennen lernen sollte, werde ich dir bestimmt nicht mehr widerstehen können. Denn ich habe nie gelernt wie es ist geliebt zu werden, deshalb konnte ich auch nie sagen, dass ich fähig war, jemanden zu lieben. Doch wenn du es mir tatsächlich beibringst, bist du bestimmt die einzige Person, für die ich das empfinden werde, da du jetzt schon die mir am nächsten stehende Person bist.“ Nun lachte er wieder so, wie er es immer tat, und plötzlich stand der 18 jährige Kei, den ich nun schon so gut kannte, und doch so gut wie nicht kannte, vor mir. „Wenn das wirklich so ist, dann werde ich mein bestes geben, denn der Zustand in dem ich jetzt gerade bin bringt mich sonst noch um den Verstand, oder vielleicht noch um.“ Somit hatte ich etwas ausgemacht, von dem ich selbst nicht wusste weshalb ich es getan hatte. Hätte ich ihm einfach gesagt, dass ich kein Interesse an ihm hatte, hätte ich einfach meine Ruhe und mein normales Schulleben, nur eben ohne Kei, gehabt. So könnte sich vieles ändern, und außerdem musste ich Mikako davon erzählen. Aber als ich ihn ansah, konnte ich einfach nicht mehr anders reagieren als ich es getan hatte. Was war nur los mit mir? Was nur? Kapitel 3: "Wahre" Freunde -------------------------- Kapitel 3 „ Wahre“ Freundschaft Das ganze Leben ist eine Geschichte. Und wenn diese Geschichte nur ein klein wenig verändert wird, ist es eine vollkommen andere. Doch jede Geschichte hat ihren Preis und manchmal verändern andere deine Geschichte und du zahlst ihn trotzdem… Das ich im Unterricht keinen klaren Gedanken fassen konnte war ich ja schon gewohnt, aber das ich so fassungslos sein konnte war mir neu. Irgendwie musste ich das ganze nachher Mika erklären, doch wie sollte ich das machen, wenn ich es doch selbst nicht wirklich verstanden hatte. Auf jeden Fall musste ich versuchen es ihr zu erzählen. Pause.... „Du, Mika.“ Ohje, kein guter Auftakt für ein Gespräch. „... Lass mich raten... er hat ne andere?“ Ups, sollte sich da etwas anbahnen? „Nicht direkt. Er ist nur in eine Andere verknallt... aber die weiß noch nicht ob sie mit ihm gehen soll...“ Ich merkte wie sich Zorn in ihren Augen wiederspiegelte. So hatte ich sie noch nie erlebt. „Wer ist es?“ versuchte sie in einem unterdrückten Ton zu sagen. „....Ich“ ich sah in ihr Gesicht und der Schock der darin zu lesen war, war so offensichtlich wie ein geöffnetes Buch. Warum musste ich immer nur alle Menschen verletzen die mir nahe stehen? Ich verstand mich langsam selbst nicht mehr. „Wie .... wie kannst du mir das antun? Warum... warum nur musst du so etwas machen?“ „Aber ich kann doch nichts dafür... es sind doch seine Gefühle....“ Doch wie es nun mal so ist suchen Menschen immer andere Menschen aus die schlecht sind. Sie selber, oder die, die sie lieben, sind niemals eine Option für den Übeltäter. Und so auch diesmal. Denn sie hörte mir schon nicht mehr zu. Der Rest des Tages zog wie nichts an mir vorbei. Die Nacht brach an. Ich sagte meinen Vater am Telefon gut Nacht und meinte zu ihm ich ginge jetzt ins Bett. Jedenfalls sagte ich das. Doch in Wirklichkeit zog ich mich an meinen Ort, den Eingang zu meiner Welt, zurück. Mein Fenster, des mir das einzige zeigte, dass sich in meinem Leben noch nie zum Schlechten gewand hatte, den Mond. Die Nacht beflügelte immer meine Fantasie. Das war auch der Grund, warum ich den meisten meiner Hobbys Nachts nachging. Ich schrieb. Schrieb Geschichten über Menschen denen es genauso ging wie mir, doch jede dieser Geschichten hatte ein Happy End. Meine wohl nicht. Deshalb träumte ich auch so gern, denn dann konnte ich mich völlig in etwas hineinversetzen, dass so gar nichts mit meiner grausamen Realität zu tun hatte. Allerdings war das was ich da heute Mittag erlebt hatte auch ein ziemlicher Schock gewesen, denn ehrlich gesagt hatte ich mir eine ähnliche Szene schon des öfteren hier an meinem Fenster vorgestellt. Und wie es mit allen Sachen ist die man gerne träumt, ist es dann in der Realität nicht so leicht zu verkraften, vor allem auch deswegen, weil es in der Fantasie kein wenn und aber gibt. Dort existierte keine Mikako die in Kei verliebt war, sondern nur er und ich. Doch weshalb stellte ich mir das immer vor? Verliebt war ich bestimmt nicht, denn das Wort Liebe ist für mich ein unverstandenes Fremdwort. Wie konnte es ein krankes Hirn nur fertig bringen einen Menschen, noch dazu einem wie Kei, vorzugaukeln er könnte mich lieben. Absurd. Und meine Gedanken waren nur ein Beweis dafür, das ich diese Einsamkeit nicht anders bewältigen konnte, sondern nur wenn mein Hirn nicht in aufnahmefähigem Zustand war. Mein Gott, bin ich schwach. Nun war es etwa schon 3 Uhr morgens und ich war müde, außerdem hatte ich am nächsten Tag Schule. Ja, dort würde ich ihn wieder sehen. Bei diesem Gedanken lief ich unwillkürlich rot an. Egal, schlaf jetzt endlich..... Pünktlich um 7 Uhr klingelte mein Wecker. Nun hatte ich 10 Minuten um mich anzuziehen und 5 um meine Schulsachen zu richten. Jeden Tag der gleiche Trott, wie ein programmierter Roboter, soll das Leben sein? Na schönen Dank auch. Schulweg. Draußen war es mir persönlich mal wieder zu warm. Hitze konnte ich absolut nicht ausstehen. Ich war ein sehr empfindlicher Mensch auf diesem Gebiet. Kälte hingegen mochte ich. Deshalb war auch schon immer der Winter meine Lieblingsjahreszeit gewesen. Egal wie lange ich schlafe, ich bin nach dem aufwachen niemals wirklich ausgeschlafen, sondern immer noch circa eine halbe Stunde total müde und aufnahmeunfähig, deshalb merkte ich auch nicht was vor sich ging als ich das Klassenzimmer betrat. Das einzige was ich bemerkte, war, das Kei wohl noch nicht im Klassenzimmer war. Das beruhigte mich auf gewisse Weise. Schnurstracks ging ich auf meinen Platz zu, den ich nun schon seit 3 Jahren hatte. Doch was war das? Über meinen gesamten Tisch und Stuhl hinweg war Müll verteilt. An meinem Stuhl klebte zudem ein Zettel mit der Aufschrift: „Müll zu Müll. Viel Spaß damit, du kleine Schlampe.“ Mit einem Ruck wurde mein Kopf nach hinten gezogen. Ich hatte das Gefühl als würden mir alle Haare einzeln aus der Kopfhaut gezogen. Ich unterdrückte den Schmerzschrei der aus meinem Körper dringen wollte. Diesen Gefallen würde ich demjenigen nicht tun, der mir das antat. Erst jetzt bemerkte ich die Gruppe der Mädchen die sich hinter mir versammelt hatten. Sie gehörten einer von Keis „Fanclubs“ an. Nämlich der radikalsten, der Siek Evol. Diese Idioten dachten echt, dass kein Schwein es merkt, dass das umgekehrt Keis Love heißt. Erkennen konnte man sie an ihren einheitlichen Armbändern. „Soso.. du kleines Miststück versuchst also deine beste Freundin zu hintergehen und dir Kei-san zu schnappen, hä?“ „Was soll das? Ich kann doch nichts für Kei-kuns...“ Schon wieder zog diese Verdammte Anführerin der Siek Evol, Taki Miko, an meinen Haaren. „Was fällt dir ein ihn so vertraut und ohne jeglichen Respekt anzusprechen? Ich verbitte mir so etwas.“ „Mach mal halblang, er nennt mich schließlich auch nur Sana. Ohne jeglicher Nachsilbe daran.“ Sie drückten mich zu Boden. „Jetzt auch noch frech werden, oder was? Na dann, lassen wir mal unser neustes Mitglied ran. Holt einen Eimer mit dem schmutzigsten Schlammwasser das ihr finden könnt... So dann darfst du nun beweisen, dass du zu uns gehörst.“ Mit einem Blick nach oben wuchs meine Verzweiflung. Das neue Mitglied war Mika. „Mika, aber ich... du...“ „Halt die Klappe. Du hast mich nach Strich und Faden betrogen. Nun wirst du dafür bezahlen!“ Waren die alle so beschränkt, oder taten die nur so? Konnte denn hier niemand sehen, dass ich damit eigentlich nichts zutun hatte? Er hatte sich doch in mich verliebt, oder behauptete es zu mindest. Was machten eigentlich die anderen? Die hatten soviel Angst, dass sie das einfach ignorierten, oder sogar mitmachten. Hilfe!! Ich brauche Hilfe!! Wie auf Knopfdruck öffnete sich die Tür. Kei betrat den Raum, bemerkte was los war und rannte auf uns zu. Nein, ich wollte nicht, dass er mich so sah. Takis Griff lockerte sich etwas, bevor er sie beiseite schob und mir auf die Füße half. Warum war es mir nur bei ihm so peinlich gewesen in so einer Lage gesehen zu werden? Er sah erst Taki, dann Mika in die Augen. Dann kniete er sich auf den schmutzigen Boden und verbeugte sich so tief, dass sein Kopf den Boden berührte. „Ihr wollt doch bestimmt, dass es mir gut geht. Ihr seid doch mein Fanclub, oder etwa nicht?“ Nein, bitte demütige dich nicht so wegen mir. Das kann ich nicht ertragen. „Also behandelt sie gut. Denn wenn sie leiden muss, leide ich 100 Mal so viel wie sie. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie sehr ich sie liebe.“ Nein, sag das nicht. Du kennst mein Leiden doch gar nicht. Demütige dich nicht vor der ganzen Klasse. Vor der halben Schule. Sag nicht, dass du mich liebst. Nicht vor ihnen, nicht wegen mir. Kei hatte Tränen in den Augen. Als Siek Evol das merkten, liefen sie heulend raus. Stumm half mir Kei dabei meinen Platz aufzuräumen. Vorerst würde ich Ruhe vor ihnen haben, doch das würde bestimmt nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich mit ihnen zutun hatte. Die Stunde begann, ohne dass jemand noch mal ein Wort über die ganze Sache verlor. Ungefähr die Hälfte der Stunde war vergangen, da traute ich mich erst Kei einen Zettel zukommen zu lassen. „Das hättest du nicht tun dürfen, du hättest dich nicht so für mich demütigen sollen, damit geht dein ganzer Ruf drauf.“ Es dauerte nicht lange bis ich die Antwort in meinen Händen hielt. „Na und? Du bist mir wichtiger als mein Ruf. Soviel zum Thema „ Wahre“ Freunde, nicht wahr? Wenn du mir das so hoch anrechnest, dann sieh es doch als einen Beweis an, hoffentlich bin ich jetzt auf deiner Wahrheitsskala gestiegen“ Und wie er das war. Erstens fand ich das echt nett und vor allem überzeugend was er vorhin getan hatte, und zweitens, wenn ich sowieso für etwas verurteilt wurde, das ich nicht tat, konnte ich es doch genauso gut auch tun, oder? Vielleicht hätte ich es dann sogar leichter? Außerdem träumt man doch nicht umsonst, oder? Ich sollte die ganze Sache noch mal überdenken. Kapitel 4: Veränderung ---------------------- Nach langer Zeit stelle ich dieses Kapi besonders für AngelOfDestiny online^^ Ich hoffe ihr habt Spaß, mal wieder was von mir zu lesen xD --------------------------------------------------------------------------------- So schwer es einem auch gehen mag, man muss sein Schicksal so hinnehmen wie es kommt. So ist es schon immer gewesen, und so wird es wohl auch immer sein. Es macht mir Angst in die Zukunft zu schauen, da ich meine eigene Vergangenheit kenne. Der Blick voraus wird meistens mit dem Blick zurück, der Vergangenheit, verglichen, mehr sogar als mit der Gegenwart. Und das ist es wovor ich zurückschrecke. Warum zweifle ich an anderen Menschen mindestens genauso wie an mir selbst? Angst davor erlebtes noch einmal zu durchleben? Oder einfach Selbstschutz? Verzweiflung baute sich in mir auf. Ich war allein und ich wurde gehasst. Das war seine Schuld. Warum musste er auch so mit mir spielen. Ich.... ich ..... hasse ihn dafür. Ich hasse die Menschheit. Warum existiert sie überhaupt? Nein, Menschen sind zu unperfekt. Jeder sucht nur nach eigenen Vorteilen und wenn es einem schlecht geht, versucht man jemanden zu finden dem es noch schlechter geht. Und sollte man in seiner Umgebung niemanden finden, so machte man sich jemanden. Zwar existiert in jedem Menschen ein wahres Ich, doch sucht selten jemand danach. Die meisten wissen nicht mal, dass es da ist, und sehen ihr falsches Gesicht, ihre schauspielerische Hülle, als echt an. Denn schon im Kindergarten wird uns beigebracht, dass man den Weg wählen sollte, der am einfachsten für das so perfekte System ist. Entweder man regiert, oder man ordnet sich unter, ohne Rücksicht auf den einzelnen. Dabei gehen wir verloren. Vorteil oder Nachteil ist das einzige das zählt. Die Welt ist eine große Bühne, und wir sind alle Schauspieler. Oft dachte ich mir, mein Schmerz sei das einzige Gefühl das man mir gelassen hatte und das mir niemand nehmen sollte. Ich wollte das einzige, das ich überhaupt noch fühlte nicht verlieren. Also beschloss ich alles in eine Kiste in meinem Inneren zu sperren, damit sie niemand erreichen konnte. Doch irgendwann merkte ich, das ich trotz allem meinen Schmerz den meisten offen legte, es ihnen erzählte, und kam einmal, nach langem überlegen, zu der Erkenntnis, dass ich es zwar geschlossen, aber nicht verschlossen hatte, sodass jeder der es öffnen wollte, auch konnte Doch da niemand, trotz meiner Erzählungen, auch nur die Oberfläche meines Inneren Kästchens streifte, wurde somit mein Schmerz nur noch größer. Wohl so was wie mein letzter Versuch, doch vergebens. Das einzige was dieser Versuch zustande brachte, war, meinen Schmerz noch mehr zu vergrößern. Es war nichts weiter als eine große Lüge, genau wie das Thema Liebe. 5 Uhr morgens. In einer Stunde würde mein Wecker klingeln. Natürlich hätte ich nicht schon so früh aufstehen müssen, doch, wenn ich morgens nicht etwas Ruhe hatte, würde ich den Tag unter Menschen nicht aushalten. Doch heute war es anders. Ich sah auf die Uhr und starrte sie ungefähr drei Minuten an. Doch es brachte nichts. Egal wie lange ich sie anstarrte, mein Gefühl in der Magengegend änderte sich kein Stück. Egal. Ich nahm meinen Wecker zur Hand und stellte ihn ab. Den einen Tag zu fehlen war ja wohl auch nicht der Weltuntergang, außerdem standen auch noch lange keine Prüfungen an. Ich würde einfach später in der Schule anrufen und bescheid geben das es mir nicht gut ginge. Ich würde zwar bestimmt keine andere Wahl haben, als mir von einem der Jungs die Sachen auszuleihen, doch wie sollte man das ändern. Keiner wusste wo ich wohnte, denn niemand sollte erfahren, dass ich allein wohnte, abgesehen von den Lehrern natürlich. Und die Mädchen hassten mich nun entweder alle, oder hielten sich aus Angst, auch gemobbt zu werden, von mir zurück. Keine andere Chance. Ich schlief bald darauf wieder ein. Als ich wieder erwachte merkte ich, wie ungewöhnlich ausgeschlafen ich war. Ein Blick auf den Wecker verriet mir, dass wir halb zehn hatten. Draußen schien herrliches Wetter zu sein. Ich öffnete das Fenster einen Spalt. Der Griff des Fensters war ungewöhnlich kühl und die frische Brise ließ mich kurz frösteln. Herrlich. An solchen Tagen konnte man fast vergessen, wie erbärmlich man als Mensch schon da stand. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und streckte meine Arme in die Höhe. Ein erlichtender Seufzer verließ meinen Körper. Wenn ich nicht die Dunkelheit meiner Seele so tief in mir gehabt hätte, wäre ich bestimmt in diesem Moment zufrieden gewesen. Langsam lief ich in meinem Nachthemd in die Küche. Der Boden war nun schon etwas zu kühl geworden. Kein Wunder, in meinem Zimmer war Teppichboden und keine Fliesen gewesen. Schnell griff ich nach dem Telefon und ergriff die Flucht in mein Zimmer zurück, machte einen Satz auf mein Bett und wickelte mich zurück in meine Decke. Zufrieden grinste ich, schon besser! Ich sah die abgenutzten Tasten meines kabellosen Telefons an. Auch die Kabel der Station waren schon mehr als einmal geflickt worden. Langsam würde es wohl Zeit werden sich irgendwie ein Neues zusammen zu sparen. Langsam fuhr ich über die weichen, gummiartigen Tasten. Wie in Trance, in Gedanken versunken. Plötzlich schreckte ich selbst aus diesem Zustand heraus. Ich wählte die Nummer meiner Schule, während meine Finger in gleichmäßigem Rhythmus über die Tasten glitten. Ja, ja, war doch jedes Mal das gleiche, wenn ich mich krank meldete. Ob ich denn alleine zu Recht komme und alles in Ordnung sei. Wie üblich. Sonst interessierte das doch auch niemanden, oder? Doch bloß nicht unfreundlich werden. „Machen sie sich bitte keine Sorgen, Frau Kühn, ich komme schon zurecht.“ „Hast ja Recht, du bist schon recht weit für dein Alter!“ Recht weit? Ging es denn noch weiter als ich schon war? Ich bezweifelte es. Doch vermied es, mein Kommentar auch preiszugeben. „Danke für das Kompliment. Aber machen sie sich bitte keine Sorgen, ich schaffe es wirklich.“ „Soll ich nicht jemanden aus deiner Klasse bei dir vorbeischicken um dir die Schulsachen zu bringen und nach dem rechten zu sehen?“ Da würde sie wohl niemanden finden. „Nein, nein. Das ist wirklich nicht nötig. Außerdem fände ich es angebrachter niemanden vorbei zu schicken. Schließlich möchte ich ja nicht, dass überall bekannt wird, dass ich alleine wohne. Von Gerüchten möchte ich nämlich gerne abstand halten, wenn sie verstehen was ich meine.“ „Natürlich... aber wenn etwas sein sollte, melde dich wieder und geh bitte zum Arzt!“ „Werde ich...“ ...nicht. „Na dann ist ja gut.“ Damit beendeten wir dieses, zugegeben, unnötige Gespräch. Ich atmete noch mal tief durch. Jeder Atemzug in meiner Lunge erinnerte mich schmerzhaft daran, dass das Leben trotz allem immer noch weiter ging. Und auch nicht so schnell von alleine beendet sein würde. Wie ein Horrorspiel bei dem der nächste Schreck nicht der letzte sein würde. Nun hatte ich jedenfalls Zeit mich etwas auszuruhen und mich auf die Dinge die da kommen würden vorzubereiten. Doch egal wie viel Zeit mir blieb, schrecklich war schrecklich und würde auch nie etwas anderes sein. Ich weiß ich bin kindisch wenn ich einen Wusch äußere, doch wenn ich es dürfte, wünschte ich mir, einmal, nur einmal, wie andere in meinem Alter zu sein. Nur einmal wie andere Mädchen geliebt zu werden, von Eltern ebenso wie von einem Jungen. Ich merkte wie durch die schwere meiner Seele plötzlich auch mein Körper schwerer wurde. Meine Gedanken schweiften ab in eine andere Welt. Eine Welt, in der ich glücklich war, weil mich die Menschen so liebten wie ich war. Eine Welt, in der ich Kei zum Abendessen bei mir und meinen Eltern einladen konnte. In der mein Vater ihn genau unter die Lupe nahm, während meine Mutter versuchte ihn zu beruhigen. In der ich mein eigenes neues Telefon in meinem Zimmer stehen hatte und damit jeden Abend mit meiner besten Freundin über meinen Liebsten reden konnte. Diese kleine Welt schwebte um mich wie eine Seifenblase, zerbrechlich bei jeder Berührung. Zerbrechlich wie ich. Zeit verging, Menschen veränderten sich, nur ich konnte es nicht. Wenn alle liefen blieb ich stehen. Wenn ich nach ihnen schrie hörten sie mich nicht. Und wenn ich weinte, sah keiner meine Tränen. Das war sie, die einzig wahre Realität, das einzige, das tatsächlich existierte. Doch um in der Realität existieren zu können, musste ich in meiner Fantasie leben. Meine eigene Welt war so etwas wie ein schöner Traum, wenn diese Welt zum Alptraum wurde. Ich legte das Telefon aus der Hand und lies mich zurück in mein Bett fallen. Die Brise, die durch das geöffnete Fenster drang, blies mir direkt ins Ohr. Wenn ich nicht aufpasste würde ich wieder eine Ohrenentzündung bekommen. Wäre nicht die erste dieses Jahr gewesen. Mit einem Seufzer drehte ich mich auf die Seite, während der Wind nun mit den Haaren, die in mein Gesicht gefallen waren, spielte. Langsam umklammerte ich die Decke und knüllte sie etwas zusammen, sodass sie mir warm gab. Ein wunderbares Gefühl Wärme zu spüren. Genauso warm hätte sich sein Körper wohl anfühlen müssen, wenn nicht die Decke, sondern Kei neben mir gelegen wäre. Doch da lag nur die Decke. Nicht mehr und nicht weniger. Nichts und niemand. Genauso wie es den Rest des Tages auch sein würde. Ich konnte nicht mit und nicht ohne Gesellschaft. Wenn ich nicht so viel zu tun hätte, hätte ich mir wahrscheinlich ein Haustier angeschafft, doch warum sollte ich ein Tier den halben Tag die Einsamkeit spüren lassen, die ich jetzt auch spürte. Das wäre doch absurd. Tatsächlich fand ich diesen Vergleich leicht grotesk, doch wahr. Wie lang werde ich wohl noch aufrecht gegen meine Gedanken ankommen können. Gegen die dunkelsten, geheimsten Gedanken? Gegen den Hass. Für die Existenz. Ich merkte langsam, dass mir warm wurde, schloss kurz die Augen und betrachtete dann eingängig das Telefon. Für was besaß ich es überhaupt? Ich hatte gerade mal die Telefonnummern der Schule, meines Vaters und die meiner Oma. Und mich rief sowieso niemand an. Ich konnte mich nicht mal mehr an die Melodie des Klingeltons erinnern. Moment. Hatte ich nicht letztens die Telefonliste von meiner Klasse bekommen? Ich zwang mich, meinen warmen Platz kurz zu verlassen um in meinen Unterlagen nach besagter zu suchen. Was lag hier in meinem Unterlagenstapel nicht alles rum? An manche der Blätter konnte ich mich nicht mal mehr erinnern. Allerdings konnte ich durchaus sagen, dass ich den Geruch von Papier mochte, ebenso wie die Farben der Stifte mit denen ich immer schrieb. Da. Ich hatte mich also nicht geirrt. Man hatte mir also wirklich die Telefonliste gegeben. Na gut, das war aber auch schon eine ganze Weile her gewesen. Ohne sie wirklich anzusehen nahm ich sie in die Hand und trat den Weg zurück in mein Zufluchtsbett an. Eingewickelt in alles weiche, was hier so rumlag, machte ich mich daran, zu lesen was nun so alles darauf stand. Taki Miko. Ich bezweifelte das ich diese Nummer jemals gebrauchen könnte. Kei Hatoru. Ihn könnte ich doch anrufen. Er war schließlich der einzigste der wusste, dass ich allein lebte. Damit er mir die Schulunterlagen bringen konnte? Aber, warum sollte er das für mich tun? Weil er mich liebte? Mit diesem Thema wollte ich nicht gerade konfrontiert werden. Genaugenommen hatte er mir schließlich diesen ganzen Ärger eingebrockt. Doch andererseits hatte er auch versucht mir da rauszuhelfen und bestimmt war das auch nicht das Ergebnis, dass er sich auf sein Geständnis gewünscht hatte. Aber, ich wollte auch nicht dass er sich wegen mir so fertig machte. Kein Mensch sollte wegen mir leiden. Denn ich war es einfach nicht wert. Nein, ich würde ihn bestimmt nicht anrufen. Gedankenversunken glitt mein Blick weiter über die Liste. Mikako Takawara. Ich zog kurz die Luft ein und konnte beim besten Willen die Tränen nicht zurückhalten. Ich lies das Blatt sinken und weinte bitterlich wie ein kleines Kind. Den Kopf in die Hände stützend merkte ich wie meine Haare an meinem Gesicht festklebten. Doch das störte mich nicht weiter. Wie konnte ich ihr das nur antun? Eigentlich hatte sie doch Recht gehabt. Dieser Blick den ich in ihren Augen sah. Ich würde ihn wohl nie vergessen. So verletzt, ohne jegliche Freude, die sie sonst immer gehabt hatte. Sie war verzweifelt. Und ich hatte sie verletzt. Ich hatte ihre fröhliche Art zerstört. Einen Teil ihres Lebens. Wie konnte ich mir so etwas einbilden. Wie konnte ich mir das Recht dazu nehmen. Und wieso fühlte ich mich trotz allem noch geschmeichelt von ihm? Warum war ich nur ein so schlechter Mensch? Hass. Selbst-Hass. Weshalb? Weil ich mich dabei, zu mindestens teilweiße, auch noch gut fühlte. Aber auch nur der Teil in mir, der sich offen und ehrlich nach Kei-kun sehnte. Doch ich war nicht geschaffen dafür mit irgendwem eine Art von Beziehung zu führen. Und ich würde immer wieder allein gelassen werden. Ich versuchte den Tränenstrom zu unterbrechen, doch da es sowieso nicht funktionieren würde, fragte ich mich weshalb ich ihn nicht gewähren lies. Schließlich war ich allein. Es gab niemanden der diese Tränen sehen konnte. Oder wollte. Ich hörte einen Ton, der mir den Schreck in die Glieder trieb. Der Schock über diesen Ton war so groß gewesen, dass ich sogar aufgehört hatte zu weinen. Dieser Ton. Er kam mir bekannt vor. War das die Klingel gewesen? Nein, das konnte doch nicht sein, oder? Wer sollte mich denn um diese Mittagszeit besuchen. Wer sollte mich überhaupt besuchen? Langsam erhob ich mich und ging in Richtung Tür. Der Weg war nicht gerade weit, da ich nur eine Einzimmerwohnung hatte. Und in besagtem standen ein Bett, ein alter Fernseher und ein Bücherregal. So gesehen war das mein Wohn- und Schlafzimmer. Da ich allerdings nie Besuch bekam, war das eigentlich auch egal. Die Mühe, mir etwas über mein Nachthemd zu ziehen, machte ich mir gar nicht erst. Der Postbote konnte es um diese Uhrzeit nicht sein und die einzigsten Menschen, die wussten wo ich wohne, würde ich sowieso nicht reinlassen. Meine Haare klebten noch immer in meinem Gesicht und hinterließen nun ein ekliges Gefühl. Ich wischte sie zur Seite und merkte wie die Wut schon in mir anstieg, bevor ich überhaupt wusste, wer dort geklingelt hatte. Der Luftzug war nun, dank meinem nassen Gesicht, unangenehm kalt und meine Augen brannten durch das weinen mindestens so sehr, wie die Wut in mir. Der Teppichboden allerdings war, wie ich schon so oft festgestellt hatte, eine gute Investition gewesen, denn dadurch wurden zumindest meine Füße nicht so kalt. Entschlossen griff ich zur Freisprechanlage. „Ja?“ fragte ich mit leicht genervter Stimme. „Sana?“ ich fing an zu zittern. „Ich bin’s Kei. Du warst heute nicht in der Schule, deswegen wollte ich mal nach dem Rechten sehen. Dann hab ich unseren Direktor nach deiner Adresse gefragt und als ich ihm sagte ich wüsste, dass du alleine wohnst, hat er so komisch gegrinst und sie herausgerückt. Soll dir gut Besserung wünschen und so. Ich hoffe ich komme nicht ungelegen.“ Ich konnte nicht antworten. Mir fehlten die Worte und die Kraft dazu. Wie in Trance drückte ich den Türöffner und machte die Haustür zum Gang auf. Als ich seine Schritte hörte, wie sie näher kamen, lauter wurden, wurde mir langsam bewusst, dass er wirklich hier war. Nur um mich zu sehen. Ein Cocktail aus Gefühlen übermannte mich. Verzweiflung, Einsamkeit, Angst, Verwunderung. Wusch und Realität verschmolzen miteinander. Ich verstand nicht, was hier gerade passierte. Weshalb zu diesen negativen Gefühlen plötzlich auch noch positive, wie Freude und Glück, dazu kamen. Und wie es möglich war das sowohl die negativen als auch die positiven zur gleichen Zeit, gleich stark waren. Und mit jedem Schritt, den er näher kam, füllten sich meine Augen erneut mit Tränen. Tränen der Trauer und Freudentränen. Es ging alles so schnell und doch kam es mir vor, als würde er eine Ewigkeit brauchen, bis er die Treppe erklommen hatte. Und als es dann doch so weit war, rannten mir auch schon die ersten Tränen, trotz des starren Blicks mit dem ich ihn ohne zu zwinkern ansah, hinunter. Ich wollte ihn umarmen. Ich wollte auf ihn zurennen und ihn nie wieder loslassen. Doch mein Körper reagierte nicht. Wie gelähmt stand ich so da. Sein Blick verriet mir, dass er meine Reaktion nicht verstand. Doch als die eben erwähnte Träne, die erste, aus meinem Augenwinkel trat, war er es der auf mich zurannte, der mich durch seine feste Umarmung aus meinem hilflosen Zustand riss. Ich konnte den Druck seiner Arme spüren, den Schlag seines Herzen. Alles, einfach alles brannte sich in mein Gedächtnis ein. Das Gefühl, die Farbe und der Stoffe seines Hemdes. Das Gefühl seiner Haare in meinem Gesicht. Die Wärme, die ich mir vorher noch vorgestellt hatte. Nun verstand ich endlich, was ich vermisste. Was ich brauchte. Nur ihn. Mehr nicht. Und auch wenn die ganze Welt gegen uns war und wenn ich leiden würde, ohne ihn würde ich es noch mehr. Es gab nichts, was ich in diesem Moment nicht getan hätte, um bei ihm zu sein. Wenn er mich jetzt loslassen würde, würde ich mit Sicherheit sterben. Das war es was ich immer gesucht hatte. Nachdem ich mich gesehnt hatte. Und auch wenn mich Selbstzweifel und der Hass meines Verrates auffressen würden, jetzt würde ich ihn bestimmt nicht loslassen. Egal was passierte. Selbst wenn die Welt unterginge. Nun war es da. Dieses Gefühl. Es schmerzte, wenn er nicht da war. Und es würde nicht mehr weggehen. Ich liebte ihn. Und es war mir egal was die anderen davon hielten. Doch anstatt mich durch seine Umarmung zu beruhigen wurde ich nur noch aufgewühlter. Durch eine Drehung zerrte ich ihn in die Wohnung, doch er wehrte sich nicht. Mit dem Fuß stieß ich die Tür hinter mir zu. Und selbst wenn ich es später bereuen sollte, konnte ich einfach nicht anders. Ich musste einfach tief in das Meer seiner Augen blicken. In die Augen, die das gleiche sagten wie mein Kopf. Die das gleiche empfanden. Ich ging durch den leichten Druck seines Körpers einen Schritt zurück, ohne dabei auch nur eine Sekunde meine Blickrichtung zu ändern. Ich konnte die Kälte der Tür an meinem Rücken spüren. Doch es war als wäre sie auf einer Oberfläche, die sie total abweißt, denn mir war so heiß, das nicht mal sie mich abkühlte, obwohl sie einen Kontrast wie Eis zu Feuer bildete. Dieser ernste Blick, der all das sagte was ich wollte. Unglaublich. Ich lies mich einfach im Meer seiner Augen treiben. Langsam schloss ich die Augen und merkte wie er noch näher kam als er sowieso schon war. Doch ich würde mich nicht wehren. Ich wollte mich nicht wehren. Ein Ansturm von totaler Überwältigung durchdrang meinen Körper. Schlimmer, als wenn man in einer Achterbahn fuhr. Der totale Adrenalinstoß. Doch noch 100 Mal schöner. Die Sekunden, in denen das alles geschah, kamen mir vor, wie wenn sie in Zeitlupe abgespielt würden. Die Ungeduld war fast unerträglich, als ich seinen heißen Atem spüren konnte. Eine Gänsehaut überkam mich. Es gab nichts und niemanden das uns jetzt noch trennen konnte. Und als ich seine Lippen auf meinen spüren konnte, als ich merkte wie unsere Zungen eins wurden, fragte ich mich, wie ich bis jetzt überhaupt ohne ihn leben konnte. Überleben konnte. Als sich unsere Münder trennten, blieb seiner jedoch nur ein paar Zentimeter von meinem entfernt. Seine Nähe war allgegenwärtig. All die Stunden, Jahre, die diese Wohnung für mich Einsamkeit bedeutet hatte, waren mit einem Schlag vergessen. Doch es war, als ob mein Körper am verhungern wäre. Denn er verlangte mehr. So stahl ich ihm einen weiteren seiner wertvollen Küsse und bemerkte dabei nicht richtig, dass ich ihn in Richtung Bett schob. Es war, als ob ich nicht mehr ich wäre. Als ob jemand von mir besitz ergriffen hatte. Und dieser jemand hieß Begierde. Er setzte sich auf das Bett. Ich konnte nicht anders, als ich seine Haare an meinem Hals spürte. Ich wollte seine Haut spüren und so knöpfte ich mit etwas Problemen sein Hemd auf. Doch dann hielt er plötzlich mein Handgelenk fest und beförderte mich von seinem Schoß auf das Bett. Und das mit einer solchen Wucht, dass ich direkt da lag, ohne mich halten zu können. Er hielt noch immer mein Handgelenk und lehnte seinen Oberkörper so nahe über mich, dass seine etwas längeren Wuschelhaare in meinem Gesicht hingen und sagte dann leise zu mir: „Ich werde mich doch nicht an einer Kranken vergreifen!“ Ich musste lachen und hob den Kopf ein Stück an, um an sein Ohr zu gelangen. „Wenn sich hier jemand an jemandem vergriffen hätte, dann wäre ich das wohl an dir gewesen!“ Nun musste auch er lachen. Er setzte sich wieder aufrecht hin und auch ich versuchte meinen Körper wieder so weit unter Kontrolle zu bekommen, dass auch ich mich wieder normal hinsetzten konnte. Langsam knöpfte er sich sein Hemd wieder zu. Ohne wirklich zu verarbeiten was da eben genau mit mir passiert war, starrte ich ihn weiter an. Ich konnte immer noch nicht glauben, dass er hier war. Hier, in meiner Wohnung. Er drehte kurz den Kopf in meine Richtung, doch drehte ihn sofort wieder weg und lief leicht rot an, als er sein Hemd weiter zuknöpfte. „Meine Güte, du machst es einem Mann echt schwer sich zu beherrschen. Vergiss nicht, wir sind Triebgesteuert. Und wenn du dann auch noch so rumläufst, werde ich dich nicht ansehen können, ohne früher oder später doch noch über dich herzufallen.“ Ich sah an mir herab. Ich hatte nur mein leichtes Sommernachthemd an, das nun auch noch so hoch gerutscht war, dass man meine Unterwäsche sehen konnte. Mit einem schnellen Ruck zog ich es nach unten und sprang von meinem Bett, um mir schnell eine Hose und ein Hemd anzuziehen. Denn obwohl ich vor ein paar Minuten noch bereit gewesen wäre ihm mehr als nur das zu zeigen, war es mir jetzt plötzlich peinlich, dass er überhaupt schon gesehen hatte, was er gesehen hatte. Außerdem band ich meine Haare nun zurück. „Begrüßt du alle deine Gäste so?“ Machte er sich jetzt lustig über mich? Er hatte mich abgewiesen. War das so etwas wie eine Ansage gewesenen? „Nein. Wieso? War das nicht in Ordnung für dich? Hat es dir nicht gefallen?“ Er sah mich wieder mit diesem Blick an. „Das war nicht das Problem. Das Problem war, dass es mir zu sehr gefallen hatte. Schließlich hast du mir nicht mal gesagt, dass du mich liebst. Und ich möchte keinen Sex aus Mitleid. Und woher sollte ich denn wissen ob du nicht irgendwelche Medikamente eingenommen hast, Schmerzmittel oder so, bei denen du wie auf Droge bist.“ Das sagte er wahrhaftig mit einem so ernsten Blick, dass ich lachen musste. „Also ich bitte dich. Ich bin 17 und du 18 Jahre alt. So schlimm kann das in dem Alter ja wohl nicht sein. Und übrigens brauch man bei deinem Körper weder Mitleid noch Drogen um so eine Reaktion zu rechtfertigen.“ Verwundert sah er mich an. „Ich wusste gar nicht, dass du eine verdorbene Seite an dir hast. Warst du schon immer so?“ Nun, da er es sagte, erschreckte ich mich ein bisschen vor mir selbst. Das war doch nicht ich, die so etwas sagte, oder? War das weil er mir Kraft gab? Weil ich bei ihm so sein dürfte? War ich bei jedem Menschen soviel von mir wie ich sein durfte? Wenn ja war ich bei ihm 100 Prozent ich. Und das war bestimmt gut so. Eine Art Befreiung, eine Art Erholung. Eine Art Veränderung. --------------------------------------------------------------------------------- War das Kapitel länger als sonst? oO Na ja, nun wisst ihr jedenfalls, warum ich keine Hentais schreiben werde. Selbst die hier nur angedeutete Szene ist so Gefühlslos... na ja xD Was solls^^ Ich hoffe ihr hattet Spaß Hosted by Animexx e.V. 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