Highland Affairs 2 von collie ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Highland Affairs 2 Es gefiel ihm. Alles war so gelaufen, wie er es gewollt hatte. Dieser verrückte Neo-Merlin hatte die Ramrodbesatzung abgelenkt. Das war der einzige Grund, weshalb er ihn unterstützt und ihm eine kleine Einheit Outrider für die gescheiterte Entführung zur Verfügung gestellt hatte. Dieser Spinner hatte ihm geholfen, dass war alles, was zählte. Jetzt war es an der Zeit sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Sie glaubten, ihn vernichtet zu haben. Nun gut. Zu Glauben bedeutet nicht zu wissen. Boshaft lächelte Jesse Blue. Colt lehnte sich in seinem Sattelmodul zurück. Der Fall war abgeschlossen. Jetzt hatten sie endlich doch Urlaub, nachdem er in den Highlands gecancelt worden war. Für Colt hieß dass: auf nach Tranquility zu Josh und vor allem zu Robin. Sie fehlte ihm und die Ruhe, die sie ihm gab. Fireball schaltete den Autopiloten ein und lehnte sich ebenfalls zurück. „Und was werdet ihr im Urlaub tun?“ fragte er. „Ein Wort, Kumpel“, erwiderte Colt. „Robin.“ – „Robin?“ wiederholte dieser ungläubig. „Was soll das heißen?“ „Das überlass ich deiner Fantasie, Niki Lauda“, grinste Colt. „Werdet ihr wegfahren? Du und Robin?“ wollte April wissen. „Vielleicht.“ Colt drehte sich zu ihr um. „Und?“ fragte er sie neckend. „Wie lang ist die Einkaufsmeile über die du vorhast Fireball zu schleifen?“ – „Mal nicht den Teufel an die Wand“, entfuhr es diesem. „He“, protestierte April. „So schlimm wird es nicht. Die Schlussverkaufsaison hat ja noch nicht angefangen.“ – „Na, da hab ich aber Glück“, stellte Fireball zufrieden fest. „Und du, Boss?“ wand er sich an Saber. „Ab in die Highlands? Zu deinen Eltern?“ – „Wohl eher zu Kicho“, meinte Colt. „Ja“, antwortete Saber schlicht. „Was von beidem?“ hakte Fireball nach. „Beides.“ Sie landeten auf dem KOK-Stützpunkt in Yuma-City. Colt sprang mit einem flüchtigem „Na dann, bis bald“, sprintete aus Ramrods Steuerzentrale und flog mit seinem Broncobuster davon. Kopfschüttelnd kletterte Fireball aus seinem Sattelmodul und sah dem Flüchtigen nach. „Der hat’s ja eilig“, meinte er. „Ich übrigens auch, “ meldete sich April und nahm seine Hand. „Och man. Muss das gleich heute sein?“ klagte er. „Du hast es verspochen, “ erinnerte April ihn und schleifte ihn mit sich fort. Er sah wie Saber ihnen von seinem Platz aus grinsend nachschaute und rief: „Grins nicht so, Boss. Ich wünsch dir, dass deine Kicho dir das gleiche antut.“ Dann war er aus Sabers Blick verschwunden. Kicho. Saber griff in seine linke Brusttasche und zog ein Bild von ihr, das er immer dort trug, hervor. Sie lächelte ihn an. „Bald“, sagte er ihr und strich sanft mit den Fingern über das Foto. Josh stürmte auf Colt zu, kaum das dessen Broncobuster gelandet war. Der Kleine war zwar nicht mehr so klein, aber er hing trotzdem an Colt, wie an einem großen Bruder. „Jetzt lass ihn doch erstmal aussteigen“, mahnte Robin, die ihrem Bruder folgte. Colt boxte Josh sanft auf den Oberarm. „Na Kurzer, “ begrüßte er ihn. „He, “ begehrte der sofort auf. „Ich wachse noch.“ Colt schob ihn leicht zur Seite und grinste. Robin trat auf ihn zu. „Schön, dass du wieder da bist“, sagte sie. Er nickte und zog sie in seine Arme. „Oh man, hast du mir gefehlt,“ seufzte er. Josh hatte sie auf Trab gehalten. Dort wollte er hin. Da musste er Colt noch was zeigen. Und nicht zu vergessen, dass da drüben. So schleifte er ihn den ganzen Tag durch Tranquility. Als der Rabauke endlich zur Ruhe gekommen war, schwirrte Colt der Kopf, als hätte er die große Schlacht damals gegen Nemesis allein geschlagen … und verloren. „Dem geht auch wirklich nie die Puste aus.“ Mit dieser Feststellung landete Colt bäuchlings auf dem Bett. Robin setzte sich zu ihm und begann ihm behutsam die Schultern zu massieren. „Hast du meine Gedanken gelesen?“ fragte er. „Ja“, antwortete sie. „Dann lies sie nochmal“, meinte er. „Warum?“ – „Darum.“ Er richtete sich auf, schlang seine Arme um sie und ließ sich mit ihr wieder aufs Bett fallen. „Colt, du bist unmöglich“, lachte sie, aber er verschloss ihr den Mund mit einem Kuss, der sie ahnen ließ, wie sehr sie ihm gefehlt hatte. Im Hotel war Fireball davon überzeugt jeden Zentimeter Straße in Yuma-City abgelaufen zu sein. Er lümmelte in einem Sessel, die Beine weit von sich gesteckt, im Wohnzimmer des Appartements, welches sie gemietet hatten. April verstaute ihre neu erworbenen Sachen im Schlafzimmerschrank. „Na du, “ sagte sie, als sie zu Fireball ins Wohnzimmer kam. „Ich? Ich bin tot, “ erwiderte er mit geschlossenen Augen. „Schade. Der Whirlpool unten sah so einladend aus, “ entgegnete sie und ließ sich in den Sessel neben ihn gleiten. „Aber allein, “ fuhr sie fort. „Mag ich da nicht rein.“ – „Ich bin tot“, wiederholte Fireball. Sie blieb hartnäckig. „Also gut. Weil du es bist, nehm ich dich trotzdem mit. Tot oder nicht.“ Fireball erkannte zwei Dinge: Widerstand war zwecklos. Und: Der Whirlpool herrlich entspannend. April glitt durchs Wasser an seine Seite. „Und?“ fragte sie. „Was machen wir morgen?“ – „Wie wäre es mit: gar nichts?“ schlug er vor. „Wie wäre es damit?“ Sie lächelte verführerisch spitzbübisch, als sie sich im Wasser auf seinen Schoss geleiten ließ. „Widerstand ist zwecklos“, sagte sie. „Wer will das denn?“ fragte er und küsste sie, erst sanft, dann stürmischer, dann … patsch, hatte er Wasser im Gesicht. „Jedes Mal dasselbe, “ schimpfte er und jagte eine lachende April durch den Pool. Kichos Weg führte von der Scheune zum Haus. Die Sonne schien. Es war zu heiß für Schuhe. Der Hof war staubig. Auguste watschelte neben ihr und schien sich ihrs Lebens zu freuen. Cat und Darla waren mit den Zwillingen und Bianca dabei, dass erste Heu von den Wiesen zu holen. Stella hatte einen Auftrag und war irgendwo im Grenzland unterwegs. Als sie daran dachete, blickte Kicho zum Himmel auf. Wo Stella jetzt wohl war? Wo er jetzt wohl war? Ihr Blick fiel auf das weit geöffnete Tor. Da stand er neben seinem Robopferd, als sei es das Natürlichste, dass er hier war und nirgendwo anders. Er hatte gesagt, er käme zurück. Er war zurückgekommen. Kicho beschleunigte ihre Schritte bis sie schließlich auf ihn zu flog. Seine Arme fingen sie auf und hielten sie fest. „Du bist wieder bei mir“, flüsterte sie erleichtert, den Kopf an seiner Schulter. „Ja“, antwortete er. „Wie ich es dir versprochen hab.“ Mit diesen Worten fand sein Mund ihren. Saber war noch nie so froh gewesen, in den Highlands zurück zu sein. Er hatte Ramrods Demontage genossen. Das mit angesehen zu haben, war einer seiner größten Erfolge; gleich nach der Entführung Commander Eagles. Er hatte sie lange an der Nase herumgeführt. Länger, als es ihnen lieb war, so viel stand fest. Gut, er hatte Fehler gemacht. Woher hätte er wissen sollen, dass Nemesis und die Tritionmaterie ein und dasselbe waren? Aber jetzt gab es beides nicht mehr. Die Starsheriffs hatten dafür gesorgt. Er war ihnen sogar dankbar dafür. Als er, mehr tot als lebendig, wieder zu sich gekommen war, hatte er vor allem eines begriffen: Jetzt war seine Zeit gekommen. Mit dem, was vom Outriderplaneten übrig war, hatte er die Aufrüstung begonnen. Er wollte mehr als zuvor Rache. Und während der Demontage von Ramrod 1 hatte er genug Wissen erworben um einen neuen Renegade zu erschaffen. All sein Wissen über Ramrod und die bisherigen Renegades der Outrider so wie seinen eigenen Badlander war darin eingeflossen. Deshalb nannte er seine neue Schöpfung Badlander GX (Generation Next). Sie würden nicht wissen, wie ihnen geschah, wenn sie ihm erstmal gegenüberstanden. Bald war es so weit. Bald würden sie erfahren, was es bedeutete sich Jesse Blue zum Feind gemacht zu haben. Sein Gesicht spiegelte sich im Monitor vor ihm. Die rechte Gesichtshälfte war entstellt von Verbrennungen, die die Explosion der Tritonmaterie verursacht hatte. Das rechte Auge hatte Jesse verloren. Ein kybernetisches ersetzte es und wirkte nicht nur wie ein normales, sondern verbarg hinter der steingrauen Iris noch einige Besonderheiten. Seinen rechten Arm hatte er ebenfalls eingebüßt. Aber das mechanische Exemplar, welches ihn ersetzte, war nicht ohne. Es verlieh ihm nicht nur mehr physische Stärke, sondern enthielt auch eine eingebaute Kanone, die er nach Bedarf ein- und ausfahren konnte. Der Professor hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. Professor J. Clarkson war nicht Jesses Gefangener, sondern sein Verbündeter. Sie waren vom gleichen Kaliber. Eine Zurückweisung genügte um beleidigt abzutreten. Das KOK hatte ihn verstimmt. Für seine Erfindungen sei es noch nicht an der Zeit. Nemesis war geschlagen und niemand sah einen Grund dafür, Ramrod 2 durch ein etwas Vergleichbares wie den jetzigen Badlander GX zu ersetzen. So verschwand Clarkson. Er war es auch, der Jesse gefunden und zusammen geflickt hatte. Man hatte schnell Gemeinsamkeiten entdeckt und Pläne angefangen in die Tat um zu setzen. Sie brauchten also seine Erfindung nicht? Bald würden sie sich wünschen, sie hätten das nie gesagt. Die Nacht war einfach nur schwarz. Wolken verdeckten den Mond. Kein noch so schwacher Lichtstrahl erhellte den Friedhof, über den die Gestalt lief. Sie bahnte sich ihren Weg durch die Gräberreihen. Gespenstisch, ja geradezu drohend, schienen die Skulpturen, die auf einigen standen. Es war, als würden ihre Augen der Gestalt folgen. Als sie das Ende des Gräberfeldes erreichte, stand sie vor vier neu aufgestellten Grabsteinen. Die Wolkendecke riss auf und der Mond ließ die Namen darauf erkennen: Colt, Fireball, April, Saber. Der Gestalt verschlug es den Atem. Sie sank fassungslos in die Knie. Das durfte nicht sein. Tränen traten ihr in die Augen. Etwas knackte hinter ihr. Sie fuhr herum. Nichts. Aber jemand begann zu lachen. Boshaft. Grausam. Das Gelächter wurde lauter und übertönte unbarmherzig alles andere. Sie griff sich an den Kopf und hielt sich die Ohren zu. „Nein“, flüsterte sie und immer wieder „Nein“. Doch das Lachen endete nicht. Es schien ihr zu sagen: „Doch. Genauso ist es.“ Und der letzte Schrei war pure Verzweiflung. „Nein.“ Schweißgebadet fuhr Kicho in ihrem Bett in die Höhe und schnappte nach Luft. Saber neben ihr erwachte und richtete sich auf. „Was ist mit dir?“ fragte er verschlafen. Kicho sah ihn an. Der Schock ihres Traumes stand ihr ins Gesicht geschrieben. „Oh Gott.“ Sie warf sich an seine Brust, erleichtert darüber, dass er da war. „Was hast du?“ fragte er erschrocken, als sie zu weinen begann. „Ihr seid in Gefahr“, schluchzte sie. „Es wird etwas passieren. Ganz bestimmt.“ – „Schsch. Ich bin doch da, “ raunte er ihr ins Ohr, wiegte sie sanft und bekam schließlich heraus, was sie geträumt hatte. „Es war nur ein Traum, “ versuchte er sie zu beruhigen und zog sie sanft mit sich in die Kissen. „Versuch weiter zu schlafen. Das hat nichts zu bedeuten.“ Während er das sagte, wünschte er sich, er könnte daran glauben. Doch aus irgendeinem Grund hatte er selbst ein seltsames Gefühl im Bauch und es hatte wohl vor, dort zu bleiben. Da hatte ihn doch was gestochen? Commander Eagle griff sich in den Nacken. Nein, wohl doch nicht. Er betrat das Gebäude des KOK-Stützpunktes Yuma-City. König Jared hatte um eine Besprechung gebeten. Irgendwas beunruhigte ihn. Es musste mit dem Verschwinden von Professor Clarkson vor sechs Jahren zu tun haben. Es war König Jared und ihm immer mulmig bei dem Gedanken daran gewesen, dass ein so fähiger Wissenschaftler wie Clarkson einfach verschwunden war. War Clarkson wieder aufgetaucht, fragte Eagle sich, als er durch die Halle schritt. Du liebe Zeit, war es hier heiß. Er ging zum Fahrstuhl, drückte einen Knopf und wartete darauf, dass die Kabine aus einer der oberen Etagen hier ins Erdgeschoss zurückfuhr. Konnte es denn wirklich so heiß sein? Er sah aus einem der riesigen Glasfenster. Die Sonne schien zwar, aber eben lief eine Frau, bekleidet mit einer leichten Jacke, vorbei. Es war also nicht so heiß an diesem Sommertag. Warum schwitzte er dann so? Die Kabine war da. Die Fahrstuhltüren öffneten sich und Eagle trat hinein. Er drückte einen Knopf und fuhr nach oben. Die Hitze machte ihn schwindelnd. Er lehnte sich an die Kabinenwand. Schließlich hielt sie in der Etage, auf die er gewollt hatte. Die Türen verschwammen, als sie sich öffneten. Benommen schüttelte er den Kopf um das Bild zu schärfen und stieg aus. Er musste sich abkühlen. So war sein Weg erstmal der zur Herrentoilette. Dort spritzte er sich kaltes Wasser ins Gesicht. Dann passierte es. Ein Krampf schoss durch seinen Körper und zwang ihn in die Knie. Dann folgte Hitze, die seine Organe verbrennen zu schien. Er griff sich an die Brust. Dort waren die Schmerzen am größten. Seine Lunge schien in Flammen zu stehen. Er fühlte etwas in seiner Kehle, dass ihn zum Husten reizte. Entsetzt stellte er fest, dass er Blut hustete. Er hatte kein Gespür mehr für den Raum um sich. Nahm die weißen Fliesen, auf welchen er kniete, die Waschbecken über ihm und die Toilettenkabinen hinter ihm nicht wahr, denn alles um ihn wurde gleißend weiß. Er keuchte und hustete. Krämpfe und Hitze jagten durch seinen Körper und raubten ihm die Kraft. Panik stieg in ihm auf, als er begriff, dass er sterben würde. Es war keine Mücke, die ihn gestochen hatte. Es war etwas anderes. Es war ein Anschlag auf ihn und dies wiederum bedeutete Gefahr. Er musste April warnen. Er brach zusammen. Er musste sie warnen. Eagle spürte, dass ihm kaum noch Zeit blieb. Sein Kopf schlug auf. Er nahm die Blutlache vor sich wahr. Blut, welches er gehustet hatte. Mit zitterndem Finger tauchte er ein und malte ein C auf den Boden und ein B. Er musste April noch etwas sagen. Schnell, bevor er keine Möglichkeit mehr hatte. Mit letzter Kraft fügte er die Buchstaben L und U hinzu, dann blieb sein Arm liegen. Er hatte keine Kraft mehr. Er lebte nicht mehr. Die Nachricht vom unvermittelten Tod Commander Eagles breitete sich wie ein drohender, unheilverkündender Schatten im gesamten neuen Grenzland aus. Nach sechs Jahren Frieden kam dies so unerwartete, wie ein Messerstich in den Rücken am helllichten Tag. Niemand konnte es begreifen. April brach hysterisch weinen zusammen. Ihre Fähigkeit, jede Situation tapfer zu ertragen, löste sich buchstäblich in Tränen auf. Alles, was Fireball tun konnte, war sie in den Armen zu halten. Für tröstende Worte war er selbst zu schockiert. Diesmal konnte er ihr nicht sagen, dass alles gut würde. Diesmal hatte April ihren Vater für immer verloren. Colt und Robin, Saber und Kicho waren nach Yuma-City gekommen, sofort nachdem sie die Nachricht erhalten hatten. Sie trafen sich mit Fireball und April in dem Hotel, in welchem die beiden für ihre Ferien eingecheckt hatten. April fiel es sichtlich schwer, die so mühselig erworbene Fassung zu bewahren. Kicho wusste genau, was sie fühlte. Sie hatte dasselbe gefühlt. Es war Kichos Anblick, der April erneut in Tränen ausbrechen ließ. Diese nahm die Trauernde in die Arme. „Er lebt weiter, April“, flüsterte sie. „Er lebt durch dich.“ Irgendwo kamen die Worte an April heran, doch zum Begreifen war es noch zu früh. Kicho und Robin blieben bei April im Hotel. Die Jungs trafen sich im KOK-Stützpunkt mit König Jared, der den Commander als Erster entdeckt hatte. Selbst ihm, der eine so raue Schale hatte, ging die Sache sehr nahe. Er war ungewöhnlich blass, als er die Akte des Mordfalls Saber über den Tisch schob. „Wir sind uns sicher, dass er eine Nachricht hinterlassen wollte. Leider haben wir keine Ahnung was die Buchstaben CBLU bedeuten sollen, “ erklärte er. „Die Todesursache war vermutlich ein Gift, das jedoch im Körper nicht nachgewiesen werden kann, “ fuhr er fort, während die Jungs sich die Tatortfotos ansahen. Sie alle waren froh, dass April nicht hier war und diese Bilder sah. So sollte sie ihren Vater nicht zu Gesicht bekommen. König Jared schwieg. Er schwieg lange. Saber fragte schließlich: „Gibt es noch etwas, dass wir wissen sollten?“ – „Ich glaube schon“, erhielt er zur Antwort. „Vor sechs Jahren, kurz nachdem ihr Nemesis in die Phantomzone zurückgeschickt hattet, verschwand einer der fähigsten und besten Wissenschaftler, Professor J. Clarkson. Niemand hat eine Ahnung, wohin er gegangen ist, aber eine Vermutung für das Warum. Er hatte kurz zuvor eine Auseinandersetzung mit dem Senat. Er wollte Ramrod 2 aus dem Verkehr ziehen und durch eine neue, verbesserte Kampfeinheit ersetzen. Da jedoch kein Angriff von Seiten der Outrider zu befürchten war, legte der Senat diese Pläne auf Eis. Es war schließlich Frieden.“ – „Es WAR?“ fragte Colt nach. „Wir sollten vom schlimmsten ausgehen“, entgegnete der König. „Professor Clarkson war zweifelsohne so intelligent wie fähig aber auch sehr von sich überzeugt. Genau, wie jemand, den ihr schon kennt.“ – „Jesse Blue“, kam es von den dreien wie aus der Pistole geschossen. Jared nickte. „Und Sie glauben, dass dies etwas mit der Ermordung des Commanders zu tun hat“, schlussfolgerte Fireball. „Es gab sonst niemand, der einen Grund hatte, auf ihn wütend zu sein“, entgegnete Jared. „Nun, wenn er von dem Senat abgekanzelt wurde, dann stehen alle diese Mitglieder bestimmt auch auf seiner Abschussliste“, meinte Colt. „Sofern er wirklich dahinter steckt. Niemand weiß, wo er ist. Genauso wenig, wie man weiß, ob Jesse damals überlebt hat, “ ergänzte Saber. „Ich werde alles Nötige veranlassen um den Senat zu schützen, “ erklärte der König mit der gewohnten Entschiedenheit. Im Hotel hatten es Robin und Kicho geschafft, April wieder etwas aufzubauen, als die Jungs zu ihnen kamen. „Es stehen uns schlechte Zeiten bevor“, sagte Colt und sprach damit die schlimmsten Befürchtungen alles aus. „Es ist sicherer, wenn du wieder nach Hause fährst“, wand Saber sich an seine Kicho. Sie nickte. „Sag mal, Kicho, wäre es möglich, das Robin und Josh vorläufig bei euch wohnen?“ fragte der Cowboy und zog schnell seinen Hut tief ins Gesicht, damit niemand an seinen Augen erkennen konnte, wie er sich grad fühlte. Robin wusste es ohnehin. „Warum soll ich mit Josh zu ihnen ziehen?“ wollte sie wissen. Kicho nahm Colt die Antwort ab. „Er glaubt, dass es bei uns sicherer ist, weil meine drei älteren Schwestern und ich kämpfen können. Du hättest auf jeden Fall gleich drei Leute, die dich und Josh beschützen würden.“ Robin verstand. „Und wäre es ein Problem für euch noch mich und ein Kind aufzunehmen.“ – „Nein“, lächelte Kicho. So verabschiedeten sich Colt und Saber von ihren Liebsten. „Ich kümmere mich um deine Eltern“, versprach Kicho Saber, als hätte sie seine Gedanken gelesen. „Mach dir also keine Sorgen.“ Auch wenn sie ihn aufmunternd ansah, wusste er genau, dass sich hinter dieser Fassade große Sorgen verbargen. „Was würde ich ohne dich tun?“ fragte er leise. „Wohl überlegen und abwägen, bevor du deine Entscheidungen triffst“, raunte sie ihm ins Ohr. „So wie du es schon immer getan hast. Dafür brauchst du mich nicht.“, Inzwischen brauch ich dich mehr als du glaubst, ‘ dachte Saber, als sie mit Robin das Zimmer verließ. Robin drehte sich noch einmal zu April herum und gab ihr ein Zeichen. „Kopf hoch“ bedeutete es. April nickte und hatte wieder etwas von ihrer früheren Tapferkeit zurück gewonnen. „Und was tun wir jetzt?“ frage sie nachdem die beiden fort waren. „Im Moment können wir nur warten, bis sich unser Gegner zeigt“, antwortete Saber Der Gegner ließ nicht lange auf sich warten. Die Ramrodbesatzung begleitete ein Raumschiff, das mehrere Senatoren in Sicherheit bringen sollte, als der Gegner zu schlug. Sie sprangen in diese Dimension und griffen sofort an. Ramrod erwiderte das Feuer, aber es war bedeutend schwerer einen ihrer Hyperjumper abzuschießen, als in früheren Zeiten. Die Modelle sahen zwar genauso aus, waren aber doppelt so schnell und wendig, wie ihre Vorgänger. Auch ihre Feuerkraft war stärker. „Das halt ich ja nicht aus“, fluchte Colt. „Ramrod ist zu schwerfällig“, ließ sich Fireball vernehmen. „Wir müssen raus. Colt und April, kommt mit!“ befahl Saber. „Fireball …“ – „Ja, Boss?“ – „Mach einfach das Beste draus.“ Damit verließ Saber die Steuerzentrale, gefolgt von April und Colt. „Na, der ist lustig“, brummte Fireball und tat wie ihm geheißen. Saber und April glitten mit ihren Pferden unter Ramrod hindurch und lenkten das Feuer einiger Hyperjumpers auf sich. Colt nutzte dieses Manöver um Ramrod seitlich zu passieren, am Raumschiff vorbei zu ziehen und aus dem Hinterhalt anzugreifen. Auch wenn sie jetzt flexibler waren, als in Ramrod, hatten sie mit dem Tempo der Hyperjumpers Schwierigkeiten. Colts sonst so perfekte Treffer glitten mehrfach ins Abseits, weil sein Ziel noch einen Haken schlug. April und Saber verteidigten den Bug des Raumschiffes. Fünf Hyperjumper flogen auf sie zu. Zwei konnte Saber mit gezielten Schwerthieben ausschalten, als sie direkt an ihm vorbei wollten, doch April gelang bei dem Tempo kein Treffer. Drei Jumper zogen an ihnen vorbei und platzierten mehrere Schüsse. Die Triebwerke des Schiffes fielen aus. Ramrod kassierte mehrere direkte Treffer auf seine Waffensysteme und verlor ebenfalls ein Triebwerk. Wie aus dem Nichts tauchten weitere Jumper hinter den Starsheriffs auf, überflogen gefächert das Raumschiff mit seiner wertvollen Fracht und schossen es in tausend Stücke. Dann setzte die Einheit zum Dimensionssprung an und war verschwunden. Colt, Saber und April kehrten zu Ramrod zurück. An ihrer Satteleinheit ließ April sich die Schadensmeldung ausdrucken. Colt plumpste frustriert in seinen Sattel. „Die haben uns ganz schön vorgeführt“, stellte er fest. „Es war, als hätten wir Wattebällchen nach ihnen geworfen, “ stimmte Fireball ihm zu. „Wir hätten damit rechnen müssen. Das die nicht sechs Jahre lang untätig bleiben, musste uns einfach klar sein.“ Ungewohnt fassungslos saß Saber in seinem Modul und starrte auf den Bildschirm vor sich. Sein Team blickte ihn hilflos an. Die Hauptverantwortung lag bei ihrem Vorgesetzten Offizier, das wussten sie. Sie alle hatten den Tod mehrere Senatoren zu verantworten. Doch es war Saber, der vor dem KOK seinen Kopf dafür hinhalten musste. „Wir haben getan, was wir konnten“, sagte Fireball nach einiger Zeit des Schweigens um Saber auf zu muntern. Der Angesprochene schwieg. Colt unternahm nun einen Versuch. „Boss …“ Saber hob den Blick vom Bildschirm. „Wir haben versagt“, sagte er schließlich. Das konnte niemand abstreiten. Betreten schweigend kehrten sie zum Stützpunkt zurück, wagten nicht sich anzusehen. Saber hatte Glück. Niemand im KOK überschüttete ihn mit Vorwürfen, wollte ihn degradieren oder gar absetzen, denn sie hatten alle denselben Fehler gemacht. Sie hatten den Feind unterschätzt. Dennoch verließ er das Besprechungszimmer, in dem die Unterredung mit König Jared, General Whithawk und zwei weiteren Kommandanten stattgefunden hatte, mit hängendem Kopf. Es war für ihn nicht tröstlich. Er hielt diesen Fehler für unverzeihlich. Er fuhr im Fahrstuhl nach unten und lief durch die Stadt ohne zu überlegen wohin. Das Ereignis lähmte seine Gedanken. Er war nicht in der Lage, wie sonst auch, die Geschehnisse zu analysieren, zu interpretieren und daraus Schlüsse zu ziehen und Vorbereitungen zu treffen. Alles was ihm im Kopf herumschwirrte war: Ich habe versagt. In einem Impuls wollte er von einem öffentlichen Telefon aus Kicho anrufen, doch gleich nach dem er die Nummer gewählt hatte, hängte er den Hörer wieder auf. Was sollte er ihr genau sagen? Was wollte er von ihr hören? Nein, er konnte nicht mit ihr sprechen. Zu groß war die Scham über die Niederlage, die er hatte kassieren müssen. Nicht, weil er nicht verlieren konnte, es ging nicht um ihn persönlich, sondern weil es den Verlust von Menschenleben bedeutete. Da kehrten Männer nie wieder zu ihren Frauen und Kindern zurück. Das konnte er nicht wegschieben. Und die Schuld traf ihn. Wie er es auch drehte und wendete, er kam immer wieder dahin, dass er die Verantwortung für deren Ableben trug. Was sollte er seiner Liebsten also sagen? Ihm war in diesem Moment nicht klar, dass er damit erfüllte, was sich jemand erhofft hatte – die Ramrodbesatzung einen nach dem anderen zu demoralisieren. Irgendwie hatte er es in seinem Zustand geschafft, das Hotel zu erreichen. Er durchquerte die Eingangshalle, nahm sein Team, dass in einer Sitzgruppe in der Lounge auf ihn wartete, nicht einmal wahr, sondern schritt auf den Fahrstuhl zu und fuhr nach oben auf sein Zimmer. Dort angekommen ließ Saber sich aufs Bett fallen und starrte an die Zimmerdecke. Er fühlte sich leer. Verblüfft hatten Colt, Fireball und April ihren Boss ins Hotel kommen sehen. Er wirkte unsicher und das war ein Anblick, den sie nicht von ihm kannten. Mit offenen Mündern hatten sie beobachtet, wie er an ihnen vorbei zum Fahrstuhl gegangen war ohne sie zu bemerken. Zwar konnten sie sich alle vorstellen, wie er sich wohl fühlen musste, ihnen erging es schließlich nicht anders, doch färbte seine Hilflosigkeit vor allem auf April ab, die durch den Verlust ihres Vaters verständlicherweise in keiner guten Gemütsverfassung war. Während der Auseinandersetzung hatte sie all ihre Kraft mobilisiert, doch jetzt bröckelte ihre Fassade erneut. Zweifel standen ihr ins Gesicht geschrieben, als sie sich erhob. Den Blick auf den Fahrstuhl gerichtet fragte sie: „Wenn er schon nicht mehr weiter weiß, wer dann?“ Damit verließ sie Colt und Fireball und rannte ebenfalls zum Fahrstuhl um auf ihr Zimmer zu kommen. Besorgt blickten die beiden ihr nach. Während ihrer ganzen Dienstzeit als Starsheriffs hatten sie sich nie in einer vergleichbaren Lage befunden. In der Zeit des Friedens hatten sie sich, gemessen an den Auseinandersetzungen mit den Outridern, eher mit Kleinkriminellen herumgeschlagen. Selbst als die Kämpfe zwischen ihnen und Nemesis angedauert hatten, ja selbst als Commander Eagle entführt worden war, hatten sie dennoch eines gehabt: Hoffnung. Sollte das jetzt alles sein? Das Schlimmste stand ihnen ja noch bevor. Und sie waren schon jetzt nicht mehr in der Lage damit umzugehen? Würden die so ruhmreichen Starsheriffs wirklich derart sang- und klanglos untergehen? „Nein“, sagte Colt laut und unvermittelt. Fireball sah ihn überrascht an. Offenbar hatten beide dasselbe gedacht. „Nein, was?“ fragte er, aber Colt sah keinen Grund für Erklärungen. „Kümmere du dich um April. Ich knöpf mir das Superschwert vor.“ Mit diesen Worten, die eher nach einer Kampfansage, als nach allem anderen klangen, machte sich Colt auf den Weg zu Sabers Zimmer. Während Fireball ihm nachschaute, dachte er, dass Colt dem Guten auch Kampfgeist einhämmern würde, notfalls wortwörtlich. Unwillkürlich musste Fireball grinsen. Das würde er zu gern erleben. Colt trat energisch in Sabers Zimmer und fand diesen unverändert auf dem Bett liegend vor. „Hoch mit dir“, fuhr er ihn an. Überrascht über die Aussage schoss der angesprochene in die Höhe. „Was ist?“ fragte er verblüfft. Colt sah ihn beinahe kampfeslustig an, was Saber noch mehr verwirrte. „Du wirst jetzt nicht einfach abklappen“, erwiderte dieser. Saber blickte ihn verständnislos an. „Wovon redest du?“ – „Davon, wie du dich gerade hängen lässt“, kam es doch etwas genervt vom Cowboy. „So brauchst du gar nicht weitermachen. Boss oder nicht, ich werd dir in den Arsch treten, wenn du dich nicht zusammenreißt.“ Saber sah ihn an, als könne er noch immer nicht richtig begreifen, was denn in den guten Colt gefahren war. Dieser schrie: „Das heute war nicht deine Schuld. Niemand gibt dir die Verantwortung dafür. Sogar das KOK hat denselben Fehler gemacht, sonst hätten sie dir den Kopf runter gerissen.“ Bei diesen Worten tigerte Colt im Zimmer auf und ab, gefolgt von Sabers Blick, dem langsam dämmerte, worum es hier ging. „Es ist zu früh den Kopf in den Sand zu stecken“, fuhr der Cowboy fort. Dann blieb er abrupt stehen, baute sich vor seinem Vorgesetzten auf und fügte hinzu: „Außerdem sieht man dann nur den Arsch besser.“ Widerwillen musste Saber schmunzeln. Das war typisch Colt. Der verschränkte die Arme vor der Brust und fragte: „Was würde wohl deine Kicho dazusagen?“ Unbewusst griff Saber an seine Brusttasche, in der er ihr Foto trug. Die Erinnerung an die Frau, in die er sich so heftig verliebt hatte, war von Colt beabsichtigt und zeigte Wirkung. Colt begann ungeduldig mit dem Fuß zu tappen. „Vermutlich, “ erwiderte Saber langsam, „würde sie sagen, dass es nicht mein Fehler war. Dass ich auch ohne sie in der Lage bin, sorgfältig zu überlegen, bevor ich eine Entscheidung fälle.“ – „Und? Bist du es?“ Colts Frage strotzte nur so vor Provokation. Man hätte schon extrem dämlich sein müssen um das nicht zu bemerken. Saber wunderte sich nicht im Geringsten darüber. Tatsächlich wäre er mit jedem anderen Teammitglied ähnlich verfahren. „Ja“, antwortete er schließlich und raffte sich vom Bett auf. Colts Strategie war jedoch nur halb aufgegangen. Es hatte bewirkt, dass Saber die Dinge wieder in die Hand nahm. Die Schuldgefühle jedoch blieben, auch wenn er es schaffte, sie zu verdrängen. Auf Sabers Befehl hin begannen sie Ramrod 2 zu reparieren und Verbesserungen vorzunehmen. Unterstützt vom KOK arbeiteten sie beinahe rund um die Uhr daran. Und fieberhaft, da niemand sicher war, wann der nächste Angriff stattfinden würde. Er fand statt, als Ramrod am weitesten auseinander genommen und am wenigsten einsatzbereit war. Unpassender hätte der Zeitpunkt nicht sein können. Die Starsheriffs ließen ihre Arbeit stehen und liegen, legten die Kampfanzüge an und brachen mit dem Broncobuster sowie den Robopferden auf. Fireball flog mit April auf Nova, den Jet pack umgeschnallt. Der Übergriff richtete sich gegen einen Konvoi besehend aus fünf unbemannten Waffentranspotern, geschickt vom Königreich Jarr um das KOK auszurüsten. Als die Starsheriffs ihn erreichten, hatten die Hyperjumper bereits zwei der Schiffe zerstört und waren dabei die anderen ebenfalls zu schrotten. Das vormals mittlere Schiff war nun das erste. Saber glitt mit Steed darunter und kam auf der anderen Seite einigen Jumpers in die Quere. April glitt mit Nova über das Schiff und Fireball sprang vom Pferd ab. Er aktivierte seine Jet Packs und verdarb gleich zwei Angreifern den Triumph ihn auszuschalten, in dem er sie vorher in die Phantomzone zurückschickte. Colt sah einige Outrider auf den nächsten Transporter zu fliegen und tat es Fireball gleich. Der Turbofreak flog zu diesen Transporter um ihn gemeinsam mit Colt zu schützen. Kaum war er auf dem vorderen Teil gelandet, schlugen mehrere Schüsse rechts und links von ihm auf der Außenhülle ein. Er startete erneut und düste zur rechten Seite zur Bordluke. Er dekodierte sie und verschwand darin. Wenig später tauchte er mit einem Raketenwerfer für sechs Hitzespürraketen auf, schulterte das Ding und zielt auf einen vorbeifliegenden Hyperjumper. Dessen Pilot konnte die Rakete nicht abschütteln und wurde unsanft in seine Dimension zurückbefördert. Fünf weiter teilten sein Schicksal. Saber bemerkte Fireballs Aktion und tat es ihm gleich. Er glitt von Steeds Rücken, schaltete seinen Jet Pack ein, flog ebenfalls zur Bordluke, verschaffte sich Zutritt, bewaffnete sich ebenfalls mit einem solchen Raketenwerfer und feuerte auf die Jumper. Dennoch konnten sie den dritten Waffentransporter nicht retten. Da er unbewacht geblieben und die Outridereinheit zahlenmäßig überlegen war, flogen sie ihren letzten Angriff darauf und zerschossen ihn bevor sie in ihre Dimension zurückkehrten. Saber und Fireball standen auf den beiden Transportern. „Das war eine gute Idee, Fireball“ lobte der Schwertschwinger sein jüngstes Teammitglied. „Ich hab das Beste draus gemacht.“ Colt setzte seinen Broncobuster vor die beiden Schiffe. April ließ Fireball wieder aufsitzen und sicherte mit ihm und Saber, inzwischen seinerseits auch wieder im Sattel, das Ende des Transportes. Sie geleiteten die gerettete Fracht zum KOK-Stützpunkt nach Yuma-City. Wenig später saßen sie in der Kantine zusammen zur Lagebesprechung. „Wir hatten Glück“, stellte Colt fest und stocherte mit der Gabel in seinem Essen herum. Saber nickte. „Das Wichtigste ist jetzt dennoch die Arbeit an Ramrod. Wir müssen die Wartung so schnell es geht abschließen, bevor unsere Gegner eine Großoffensive starten können, “ meinte Saber. „Unsere Gegner? Du gehst von mehreren aus?“ fragte Fireball. „Von zweien, wenn man es genau nimmt. Alles was passiert, ist so geplant, dass es uns dann erwischt, wenn wir am schlechtesten darauf vorbereitet sind. Der einzige, der im Stande ist, das mit dieser Genauigkeit zu tun, ist Jesse Blue. Er allein ist jedoch nicht in der Lage, die Hyperjumper derart zu verbessern. Der einzige, der dafür infrage kommt, ist Professor Clarkson. Nur so ergibt das alles einen Sinn, “ antwortete Saber. „Meinst du, die Buchstaben, die uns der Commander hinterlassen hat, sollten uns darauf hinweisen?“ wollte Colt wissen. Saber nickte erneut. „Das C steht für Clarkson und das B steht für Blue. Ich bin mir auch sicher, dass ich weiß, was die Buchstaben L U bedeuten.“ Bei diesen Worten blickte er April an. Diese horchte auf. „Was?“ – „Love you.“ April griff nach Fireballs Hand, die Augen ungläubig auf den Blondschopf gerichtet. „Bist du sicher?“ brachte sie mühsam hervor. „Ja. Er wollte dich warnen und sich von dir verabschieden.“ April barg ihren Kopf an Fireballs Schulter. Die Tränen, die sich ihren Weg durch die geschlossenen Augenlider bahnten, waren Tränen einer gewissen Erleichterung. Ihr Vater hatte sich von ihr verabschiedet, hatte noch eine letzte, zärtliche Botschaft für sie. Das war tröstlich. „Glaubst du es geht ihnen gut?“ Robin strich sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht. Sie saß neben Kicho auf den Stufen der Veranda. Vor ihr hockte Maria. Luisa hockte vor Kicho. Die beiden jungen Frauen waren gerade dabei, das schwarze Haar der Zwillinge zu vielen, kleinen Zöpfen zu flechten. Auguste saß im Staub aus dem Hof. Josh war mit Bianca auf der Koppel und erhielt seine vierte Reitstunde von ihr, was vor allem daran lag, dass er sich ein bisschen in sie verguckt hatte. Kicho hatte den beiden eben noch zu geschaut, jetzt sah sie Robin an. „Hast du Zweifel?“ – „Ein bisschen Angst hab ich“, gestand Robin. „Angst?“ wiederholte Kicho. „Ich hab keine Angst um sie. Ich weiß, dass es ihnen gut geht.“ Ihre Stimme klang fest, als sie das sagte, aber sie wich Robins Blick aus. Robin war nun sicher, dass sie log, dass ihre Sicherheit nur gespielt war, um die anderen nicht zu beunruhigen. In der zwar erst kurzen Zeit, die Robin hier mit Josh wohnte, hatte sie die Schwestern rasch ins Herz geschlossen und fühlte sich, wie ein Teil dieser Familie. Den Schwestern ging es kaum anders. Es war als würde Robin schon immer zu ihnen gehören, was besonders daran lag, dass sie und Kicho sich in vielen Dingen ähnelten. Der Wind strich ihnen warm übers Haar und gab ihnen die Illusion von Frieden. Das war es, was Kicho und Robin brauchten um sich weniger Sorgen zu machen. Gedankenverloren fuhren sie mit dem Flechten fort. Perfekt. Es war perfekt. Vom Turm des Stützpunktes aus hatte er alles im Blick und er war zufrieden, mit dem was er sah. Die neuerschaffenen Kampfeinheiten warteten auf ihren Einsatz. Drei erfolgreiche Schläge hatte er schon ausgeführt. Einen weiteren plante er, bevor er zum vernichtenden ausholen würde. Auf ihre dummen, überraschten Gesichter freute er sich schon. Jesse wand sich zu seinem Schreibtisch um, als der Professor den Raum betrat. Zerzaustes Haar, tiefe Ringe unter den Augen und eine lange, hagere Gestalt war die passende Beschreibung seines Erscheinungsbildes. Seinen kleinen, blassblauen Augen entging nichts und um seine schmalen Lippen lag ein zynischer Zug. „Es ist alles vorbereitet“, sagte er. Jesse nickte. „Gut. Dann wird es Zeit die CanEs zu testen, “ erwiderte er. „Und dem KOK eine Lektion zu erteilen, “ ergänzte der Professor. Sie betraten den Korridor und schritten zum Fahrstuhl. „Was glaubst du, wo sie die anderen Senatoren hinbringen werden?“ Jesse Mund verzog sich zynisch. „Nach Pekos.“ Die Fahrstuhltür öffnete sich. „Sie gehen sicher davon aus, dass wir damit nicht rechnen. Pekos ist strategisch nicht bedeutend genug, “ fuhr Jesse fort. „Pekos wird kaum eine Herausforderung sein, “ meinte der Professor etwas unzufrieden. „Genau deshalb wird es sie demoralisieren. Darüber hinaus haben wir einen Posten auf ihrem Terrain sicher. Das ist das Entscheidende, Professor. Vergiss das nicht.“ Clarkson musterte Jesse. Wenn es um die militärischen Punkte ihrer Planung ging, hatte der das Sagen. Im Gegenzug mischte er sich nicht in die Arbeit des Professors ein. Soweit hatten sie Respekt voreinander. Der Fahrstuhl hielt auf der Startrampe. Dort standen sie – die CanEs – in voller Schönheit, bereit verladen und eingesetzt zu werden. Die CanEs waren von einer glänzenden, metallenen Hülle umgeben und hatten in ihrem jetzigen Ruhezustand eine ovale Form, am unteren Ende abgerundet. Am oberen Ende jedoch wirkten sie wie abgetrennt, als hätte man ein Frühstücksei geköpft. Eine Platte lag dort auf. „Erkläre mir noch einmal“, wand Jesse sich an den Professor, „wie sie aktiviert werden.“ Der Angesprochene griff in seine Kitteltasche und förderte einen kleinen Button zu Tage. „Steck ihn an“, sagte er. „Eine leichte Berührung reicht um ihn zu aktivieren.“ Jesse tat wie ihm geheißen und steckte den Button links an seinen Anzug. Dann tippte er leicht darauf. Sofort fuhren die Maschinen auseinander, klappten seitlich mechanische Beine aus, die den Krallen eines Raubvogels glichen. Die seitliche Hülle klappte auf die Rückseite und entblößte auf jeder Seite zwei Kanonen, die sich wie Arme vor und zurück bewegen und zielgenau schießen konnten. Oben aus der Platte bildete sich ein Laserschutzschild um die CanEs. „Ihre Daten teilen ihnen keine Kampfhandlung mit, deshalb schießen sie nicht“, informierte der Professor. Jesse nickte verstehend und tippte nochmals leicht auf den Button. Die Maschinen fuhren nun in ihre ursprüngliche Form zurück. Jesse wand sich an die Truppen. „Wir brechen auf.“ Es war eine ruhige, friedliche Nacht auf Pekos. Die Senatoren hatten ihre Unterkünfte nahe dem Stützpunkt bezogen und schliefen. Wachen patrollierten auf dem Gelände, versuchten den Eindruck von Normalität zu erwecken. Einige Raumkreuzer standen auf dem Flugfeld. Im Tower wurden die Monitore überwacht. Auf einem Radar blinkte ein Signal auf. „Jake, schau mal“, sagte der Diensthabende zu seinem Kollegen. „Was kann das sein?“ Dieser warf einen Blick auf den Bildschirm. „Bei dem Tempo? Wahrscheinlich ein Meteoriten-Schauer. Die sind zu schnell, “ erwiderte er dann. Er musterte seinen jungen Kameraden, der nervös von einem Fuß auf den anderen trat und angesträngt aus dem Fenster in die Nacht starrte. Entweder konnte der Jungspund es nicht erwarten sich ein Gefecht mit den Outridern zu liefern, oder aber er hatte schlichtweg Angst. Jake lehnte sich gegen den Radar, den Rücken zum Fenster und meinte ruhig: „Sei nicht so nervös. Hier werden sie nicht angreifen.“ Doch kaum hatte er das ausgesprochen, explodierten die Raumschiffe auf dem Hangar. Eine Schwadron Outrider nahm den Tower aufs Korn und zerschoss die Fensterscheiben. Jake hatte sich instinktiv geduckt und blickte sich nun um. Sein Kumpel und die anderen Kameraden lagen am Boden und rührten sich nicht mehr. Jake spähte vorsichtig aus seiner Deckung durch die zerschossenen Scheiben. Die Schwadron drehte ab und nahm dann den Turm erneut ins Visier. Diese Zeit reicht Jake aus um einen Notruf abzusetzen, jedoch nicht um sicherzustellen, dass der auch erfolgreich war, denn er floh aus dem Raum bevor ihn das Schicksal seiner Freunde ereilen konnte. Auf dem Stützpunkt war die Hölle ausgebrochen. In Windeseile versuchte man die Gefechtsstationen zu besetzen und das Feuer zu erwidern. Zwei Männer liefen auf eine Laserflak zu. Doch bevor sie sie erreichten, wurde die Flak getroffen und flog ihnen um die Ohren. Zwei weitere Schüsse folgten und verletzten die Männer tödlich. Von der Flak daneben wurde das Feuer erwidert. Doch das Tempo der Hyperjumper war zu schnell und die Verteidigung verpuffte beinahe wirkungslos. Durch die Auseinandersetzung geweckt, versuchten die Senatoren überstürzt sich in Sicherheit zu bringen. Doch viel zu schnell standen sie Jesses CanEs gegenüber. Gegen diese Wunderwaffen hatten sie keine Chance. Nichts war den Maschinen entgegenzusetzen. Die, welche nicht in den Fluren der Unterkunft fielen, suchten ihr Heil in der Flucht, kamen jedoch nicht lebend vom Gelände. Die Schlacht auf Pekos dauerte nur diese eine Nacht. Doch sie forderte hohe Verluste an Menschenleben und Waffen. Trotz der, zum Schutz der Senatoren, verstärkten Wachmannschaften und den zusätzlich ausgerüsteten Gefechtsständen, war der Kampf verloren, ehe er begonnen hatte. Jesses Outrider hatten in Windeseile alle wichtigen Standorte besetzt, das Personal ausgeschaltet und die Waffen übernommen. Sie waren aufgetaucht wie ein Sandsturm und hatten alles vernichtet, was ihnen in den Weg gekommen war. Doch das reichte Jesse noch nicht. Pekos war in seiner Hand und er ließ die Körper der toten Senatoren nach Yuma bringen. Diese Tat löste nicht nur Wut und Entsetzen aus, sondern zeigte auch entmutigende Wirkung. Wenn es ihm gelungen war, Pekos einzunehmen, wie würde es mit dem Rest des neuen Grenzlandes weitergehen? Denn offensichtlich gab es nichts, was sie ihm entgegensetzen konnten. Selbst die legendäre Kampfeinheit Ramrod und ihre Besatzung waren allein an einem Angriff der Hyperjumper gescheitert. Wer wusste schon, was Mr. Blue noch alles in petto hatte? Es konnte nur noch schlimmer werden. Die Hoffnung, dass es die Starsheriffs auch diesmal schaffen würden, die Outrider in ihre Dimension zurück zu schicken, schwand bei der Bevölkerung. Diejenigen, die nahe Pekos beheimatet waren, packten ihre Sachen. Niemand wollte dort sein, wenn Jesse auf die Idee kam, diese Planeten ebenfalls zu besetzen. In den folgenden Wochen brach eine unglaubliche Flüchtlingswelle über das neue Grenzland herein. Viele fanden Unterschlupf bei ihren Angehörigen auf Alamo und Yuma. Mit der Hoffnungslosigkeit kehrte auch Angst ein und verbreitete sich wie eine Seuche. Das KOK rekrutierte alles, was es an Waffen und Personal hatte an die Stützpunkte. Das Königreich Jarr tat es ebenfalls. Reservisten kehrten an die Grenzpunkte zurück um Seite an Seite mit den Frischlingen, die eben ihre Ausbildung beendet hatten, zu kämpfen. General Whithawk persönlich trat an die Spitze der Föderation um sie im bevorstehenden Kampf zu führen. Und der Kampf schien unweigerlich bevorzustehen. Während dessen arbeitete das Team um Ramrod fieberhaft an dessen Reparatur und Verbesserung. Zu dem wachsenden Gefühl des Versagens, welches inzwischen auf alle vier zugegriffen hatte, und der Hast, mischte sich zusehends die Sorge um die in der Heimat, um Freunde und Familie. Dieses Gefühl traf Colt am meisten. Er war nicht nur in Sorge um Robin und Josh, sondern verfluchte sich selbst, die Zeit des Friedens nicht genutzt und sie geheiratet zu haben. Doch in die Sehnsucht nach ihr und einer gemeinsamen Familie mengten sich auch Zweifel. Zweifel darüber, wie viel Zeit zum Nachholen er noch hatte, oder ob es besser war, diesen Traum doch noch nicht gelebt zu haben. Denn hätte er sie bereits geheiratet und ein oder zwei Kinder mit ihr, könnte die Zukunft sie zu Witwe und Waisen machen. Andererseits … Hatte diese Gefahr nicht schon immer bestanden? Die gesamte Situation schlug sich heftig auf sein Gemüt nieder. Seine Stimmung war launisch und seine Witze bissig bis bösartig. Sehr viel anders sah die Gefühlslage bei April nicht aus. Die Trauer über den Tod ihres Vaters kam bei ihr hinzu und sorgte dafür, dass sie und Colt sich immer wieder heftig in die Haare bekamen. Fireball und Saber versuchten zu schlichten und mahnten die Streithähne, sich auf die bevorstehende Mission zu konzentrieren. Dies jedoch nur mit mäßigem Erfolg, denn noch nie zuvor, war die Bedrängnis so groß und die drohenden Verluste so hart. Während Jesse sich auf den, von den Siedlern verlassen, Planeten um Pekos ganz selbstverständlich ausdehnte und die Bastelarbeiten um und an Ramrod andauerten, kämpfte Kicho in den Highlands gegen die wachsende Hoffnungslosigkeit. Immer wieder redete sie auf die ein, die sie umgaben, dass noch nichts verloren sei. Ihre eigenen Ängste und Sorgen schaltete sie dabei völlig aus und schaffte es so ein wackliges Bild der Zuversicht zu zeichnen. Dies jedoch kostete sie so viel Kraft, dass sie anfing abzumagern. Robin, die der neuen Freundin nachfühlen konnte, begann sie in ihren Worten und Taten zu unterstützen. So redete sie nicht nur anderen Mut zu sondern auch gleichzeitig sich selbst ein. Bevor Team Ramrod die Möglichkeit hatte sich unter der angespannten Situation zu zerfleischen, erreichte sie ein Brief aus den Highlands. Eigentlich war es nur ein Foto. Es zeigte Robin und Kicho, flankiert von Josh und Bianca. Hinter den vieren standen Darla und Cat und vor der Gruppe die Zwillinge mit Auguste auf dem Arm. Das Foto war vor dem Hintergrund des Hauses an einem sonnigen, offenbar warmen Tag gemacht worden. Auf der Rückseite des Bildes hatte Kicho eine kurze Nachricht hinterlassen. Saber las seinen Freunden vor, was sie geschrieben hatte. An die, die in unseren Herzen sind, mit diesem Foto wollen wir euch nur wissen lassen, dass es uns gut geht und dass wir an euch denken. Die Zeiten, denen wir alle entgegensehen, scheinen nicht rosig. Doch nichts ist so, wie es scheint. Deshalb wollen wir euch vor allem jetzt an eines erinnern: Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren. Erinnert euch daran, sollte der Mut euch je verlassen wollen. Diese Nachricht wirkte wie ein Einigungszauber. April und Colt, die sich eben noch an die Kehle springen wollten, erkannten, dass es ein paar Menschen gab, die an sie glaubten. Irgendwo gab es genau acht Menschen, die auf sie vertrauten und hofften, sie würden bald zurückkehren. Einmal mehr erschien es, als hätte Kicho ganz genau gewusst, wann ihre kleine Botschaft eintreffen musste. Für Colt war klar, sobald er wieder bei Robin war, würde er sie vor den Traualtar schleifen. In guten wie in schlechten Zeiten. Wer wusste schon, was kommen würde? War nicht das Jetzt entscheidend? Und dass er die Zeit mit ihr teilte, wie lange es nur möglich war? Auch April begriff, dass sie sich zusammenreißen musste und nicht vergessen durfte, wofür sie lebte. Sie hatte, wie schon zu vor ihr Vater, es sich zur Lebensaufgabe gemacht, dass neue Grenzland zu beschützen und zu verteidigen. Jetzt begriff sie, was Kicho ihr hatte sagen wollen. Ihr Vater lebte durch sie. Sie würde fortführen, was er begonnen hatte, weil Aufgaben dieser Art sehr schwer waren und nie endeten so lange es Feinde gab. Colt sah sie etwas verlegen an. „Wir haben wohl noch etwas zu tun“, sagte er schließlich. Sie nickte, wohlwissen, dass er eigentlich „Es tut mir leid“ damit meinte. Sie schafften es Ramrod eine weitere Woche später fertig zu stellen und hofften, jetzt gut genug gegen Jesse gerüstet zu sein. Nur wenige Tage später beschloss der neu formierte Senat den Angriff auf Pekos. Ramrod startete als erstes Schiff. Colt, Fireball und Saber blickten entschlossen aus dem Panoramafenster, bereit, sich dem Gegner zu stellen. April schickte ein kleines Stoßgebet gen Himmel. Zur gleichen Zeit saß in den Highlands Kicho am Tisch in ihrem Zimmer und drehte die letzte Karte um. Der Tod. Sie stöhnte leise. Was sollte das nur bedeuten? Ihr Blick glitt über die Tarot-Karten auf ihrem Tisch. Sie erzählten ihr von der Vergangenheit. Sagten ihr, dass jemand Hass hegte und sehr große Machtbedürfnisse. Sie warnten sie außerdem vor einer großen Gefahr. Und nun hielt sie den „Tod“ in ihren Händen. Seine Bedeutung lag darin, dass eine große Veränderung bevorstand, eine Endgültige. Welcher Art sagte ihr die Karte jedoch nicht. Keine der Karten sagte das. Ein seltsames Gefühl beschlich Kicho, als ihr einfiel, dass die Todeskarte in einigen, wenn auch sehr wenigen, Fällen für das tatsächliche Ableben stand. Aber wen würde es treffen? Saber? Bei diesem Gedanken krampfte sich ihr Herz. Nein, das durfte nicht sein. Tränen der Angst, die sie solange unterdrückt hatte, stiegen ihr in die Augen. Eben erst hatte sie ihn getroffen und sich sofort in ihn verliebt. Die Erinnerung an ihn, seine Ruhe, seine sachliche Überlegenheit, sein respektvolles Verhalten, seine ganze, edle Art und seine Leidenschaft – all das machte ihn in ihren Augen so wunderbar und nahm ihr jetzt fast die Luft zum Atmen. Sie begann zu zittern. Nein, dass durfte nicht sein. Niemand durfte einen Menschen wie Saber verlieren. Sie durfte ihn nicht verlieren. Es wäre kein Leben mehr ohne ihn. Tränen liefen ihr über das Gesicht. Sie blickte durch sie auf die Karte, die sie immer noch in der Hand hielt. ‚Der „Tod“ bedeutet Veränderung, ‘ flüsterte eine Stimme in ihrem Inneren. ‚Veränderung. Nicht ableben. ‘ Darin lag Hoffnung und Kicho klammerte sich daran. Sie hatten zu Recht mit massivem Widerstand gerechnet. Während sich die Flotte, geführt von der Monarch Surprime, um die angreifenden Hyperjumpers kümmerte, setzte Ramrod sich in Richtung Pekos ab. Dort, da waren sie sicher, würden sie von Jesse schon erwartet. Als der ehemalige KOK-Stützpunkt in Sicht kam, eröffneten sie das Feuer. Sie zerschossen die Geschütze und die wenigen, im Hangar verbliebenen, Raumkreuzer. Es war zu leicht. Colt war sich sicher in eine Falle getappt zu sein. Kaum hatte er das ausgesprochen, meldete April: „Ich hab da was auf meinen Abtastern.“ – „Was?“ fragte Saber zurück. „Ich würde sagen ein Renegade, aber der ist viel größer, als alle mit denen wir es bisher zu tun hatten.“ – „Kampfbereitschaftsphase“, befahl Saber und Fireball drückte den berühmten, roten Knopf. Während Ramrod sich transformierte, öffnete sich der Boden des Hangars unter ihnen. Der Renegade erschien. Unwillkürlich schluckten alle. Einmal mehr hatte Jesse das Überraschungsmoment auf seiner Seite. Auf dem Monitor des Communicators erschien Jesse Bild. „Ich weiß, dass ihr mich gesucht habt. Jetzt habt ihr mich gefunden.“ Keiner der vier antwortete und so fügte Jesse hinzu. „Totgesagte leben länger.“ Dann wurde der Monitor wieder schwarz. Vor Ramrod stand der Badlander GX. Er sah genauso aus, wie sein Vorgänger, überragte den Robotcowboy um fast einen Kopf, war aber nicht so breit wie dieser. Der Badlander schien trotz seiner Größe leicht und wendig zu sein. April aktivierte instinktiv die Inputverbindung an ihrem Computer. Das musste sie einfach alles scannen und aufzeichnen. Das konnte sie bestimmt noch brauchen. Jesse ließ ihnen nicht lange Zeit seine neue Kampfeinheit zu bewundern und feuerte die erste Salve ab. Ramrod wich aus. „So blöd sind wir nicht, “ fluchte Colt und erwiderte den Schuss. Dies erwies sich jedoch als Fehler, denn der Badlander absorbierte die Strahlungsenergie, leitete sie über die Roboterarme weiter zu den Zeigefingern und warf sie gezielt auf Ramrod zurück. Fireball gelang es erneut auszuweichen, aber es war unverschämt knapp. „Wie hat er das angestellt?“ Colts Frage war so wohl Verwunderung als auch Frust. Saber ließ einige Daten durch den Computer jagen. „Das Material ist dasselbe wie von Gattlers Zerstörer.“ – „Nein“, entfuhr es Colt und Fireball gleichzeitig. Sie wussten beide noch, dass sie Gattlers Zerstörer damals eindringen mussten um ihn zu vernichten. Was sollten sie jetzt machen? Ramrod verfügte nur über Schusswaffen und deren Wirkung würden sie selbst abbekommen. Mit einem leichten Aufschrei wich Fireball einer neuen Salve des Badlanders aus. „Wir müssen uns was einfallen lassen?“ rief er. „Ich kann nichts finden. Die Hülle hatte keine undichte Stelle auf die wir zielen können, “ erwiderte Saber. „Angriff ist die beste Verteidigung, “ rief Colt. Ramrods Triebwerke starteten, er erhob sich in die Höhe und landete einen guten Tritt auf dem Kopf des Badlanders. „Nicht gut genug“, knurrte Jesse. Sein Renegade zückte ein Laserlasso und umschlang Ramrods rechtes Bein, eher der richtig gelandet war. Diese Aktion reichte nicht um den Gegner zum Fallen zu bringen, wohl aber um ihm kräftig die Schaltkreise zu verschmoren. Erneut startet dieser doch das Lasso schien sich nur noch enger um das Bein zu winden. So hing Ramrod wie ein sehr unhandlicher Drache an der zu kurzen Leine Jesse Blues. Die Triebwerke stotterten, aufgrund der Energiepulse, die das Laserlasso durch die elektrischen Windungen jagte, dann versagten sie ganz und Ramrod plumpste wie ein Stein zu Boden. Seine Besatzung wurde heftig durchgeschüttelt und schließlich unsanft in den Sitzen gehalten. „Der tut es schon wieder“, schrie Colt mehr verzweifelt als frustriert, aber dennoch wussten Fire und Saber was er meinte. Jesse war wieder dabei, sie vorzuführen. Einzig April reagierte auf gar nichts. Als sie festgestellt hatten, welche Beschaffenheit die Außenhaut des Badlanders hatte, war ihr klar gewesen, dass der Kampf verloren war. Das war nicht aufgeben, dass war Einsicht. Jesse hatte sich bestens auf sie vorbereitet, jedoch sie nicht auf ihn. Selbst nach den Verbesserungsarbeiten waren sie nicht im Stande ihm das Wasser zu reichen. Es missfiel April sehr es zu zugeben, aber Mr. Blue hatte seine Hausaufgaben gründlich gemacht. Er kannte ihr Stärken und Schwächen und hatte diese sich einmal mehr erfolgreich zu Nutze gemacht. Seit er die Demontage von Ramrod 1 beobachtet hatte, wusste er auch, wo dessen Schwachpunkte lagen. Jesse hielt alle Trümpfe in der Hand. Das einzige, was April noch tun konnte, war alle Informationen über den Badlander und seine Kampfweise zu sammeln, die dieser Kampf ihr offenbarte. Dabei wand sie sich nur einziges Mal nach rechts um und erhaschte einen Blick auf Saber. Der blickte zu ihr zurück. Da wusste sie Bescheid. Saber sah die Situation genau wie April. Sie waren noch immer nicht ausreichend auf diese Auseinandersetzung vorbreitet. Er hatte inständig gehofft, April würde alle Informationen sammeln, die sie kriegen konnte. Der Blick, den sie eben gewechselt hatten, hatte ihm bestätigt, dass er sich in ihrer Voraussicht nicht geirrt hatte. Jetzt galt es vor allem das Team so heil wie möglich aus dieser Situation zu bringen. Für den Bruchteil einer Sekunde fragte er sich, wie die Flotte sich wohl gegen die Outrider schlug? Doch wesentlich länger drängte sich etwas anderes in seinen Kopf: Kichos Gesicht, als sie sich im Hotel von ihm verabschiedet hatte. „Dafür brauchst du mich nicht“, hatte sie gesagt und ihr Blick war aufrichtig vertrauensvoll gewesen. Wenn er sie nun nie wieder sah? So schnell wie ihm dieser Gedanke durch den Kopf schoss, so heftig fuhr er durch sein Herz. Alles in ihm schrie auf. Dies brachte ihn wieder zurück zur Konzentration auf das aktuelle Geschehen. Gerade rechtzeitig um bewusst mitzubekommen wie Ramrod mehrere Treffer kassierte. „Zünde die Triebwerke“, rief er Fireball zu. „Dir ist schon klar, dass er uns noch an der kurzen Leine hat?“ fragte dieser so nebenbei. „Wenn du dir das gefallen lässt …“ konterte Saber. Mit der Zündung der Triebwerke hatte Jesse gerechnet. Er feuerte zwei Hitzespürraktete ab. Ramrod wirbelte viel Staub auf, als er sich erhob, doch die Fessel wickelte sich nur noch fester um sein Bein. „Ich schaff es nicht“, ließ sich Fireball vernehmen. „Vollen Schub“, befahl der Blonde links von ihm und dann passierte, was passieren musste. Das Laserlasso zog sich immer straffer um Ramrods Bein und sorgte so dafür, dass es schließlich abgeschnürt wurde. Kaum war Ramrod frei, detonierte eine der Hitzespürraketen am linken Triebwerk. Die andere konnte Colt vorher ausschalten. Dennoch war ein solcher Schaden nicht unerheblich und Ramrod stürzte ein weiteres Mal zu Boden, was seiner Außenhaut nicht grade gut tat. Erneut durch geschüttelt und an das Sattelmodul gebunden, begann Colt sämtliche Heiligen vom Himmel rauf und runter zu fluchen. Fireball verstand ihn zwar, mahnte ihn aber zur Konzentration. Das Hauptproblem war jetzt, dass Ramrod nicht mehr stehen konnte. Aber immerhin konnte er sich auf den verbliebenen Stumpf aufstützen, während er auf dem anderen Bein kniete. Die Einbuße des Triebwerkes verbesserte die Situation auch nicht wirklich. Eigentlich gar nicht, denn Ramrod war nun so gut wie manövrier unfähig. „Und jetzt, Boss?“ fragte Fireball. Saber zögerte kurz. Der Badlander feuerte eine Salve ab. Sie fügte der angeschlagenen Kampfeinheit weiter Schäden zu. „Weg hier“, rief Saber. „Gern. So gemütlich find ich es hier nicht, aber wir haben nur noch ein Triebwerk, “ erinnerte der Pilot ihn. „Versuch es trotzdem. Wenn er noch mal so eine Salve abfeuert, sind wir erledigt, “ meinte Saber. „Sind ja nicht deine Arme, die brechen, “ presste Fire zwischen den Zähnen hervor, als er das verblieben Triebwerk startete und versuchte den Seitdrall auszugleichen, damit Ramrod nicht wie eine durch geknallte Silvesterrakete durch die Gegend pfeifen konnte. Es kostete ihn beinahe seine ganze Kraft, aber er schaffte es, einigermaßen zielgenau am Waldrand in der Nähe des Stützpunktes zu landen. Ungeschickt prallte der Riese auf den Boden. Sein linkes Bein knickte ein, doch der Stumpf stützte ihn und verhinderte sein Umfallen. Schon wieder durchgeschüttelt, versuchte Ramrods Besatzung die Lage neu zu peilen, doch da näherte sich der Badlander schon. Wie April schon richtig vermutet hatte, war er bedeutend schneller als sein Vorgängermodel. Ehe die Vier ihre Benommenheit richtig abgeschüttelt hatten, kassierten sie weitere Treffer. Die Arme, mit denen die Einheit das Sichtfenster am Kopf von Ramrod schützte, trugen schwere Schäden davon. Die Außenhaut löste sich und das Innenleben wurde sichtbar. Jesse ließ ihnen keine Zeit noch einmal zu starten und nutzte Zustand von Ramrod aus um ihm mit weiteren Schüssen die Arme zu verkürzen. „Oh man. Der nimmt uns aus einander wie ein Hühnchen, “ Colt stand kurz vor dem Durchdrehen. Er konnte keinen Schuss abfeuern, weil der Badlander ihn wieder absorbieren würde. Die letzten beiden Salven waren zu schnell nacheinander gekommen. Der Cowboy hätte aus der Haut fahren mögen. Aber was hätte das wohl gebracht? Mit den Armstümpfen konnten sie auch das Laserlasso nicht abwehren, das sich jetzt über Ramrods Kopf legte und zuzog. Neuerliche Energieimpulse jagten durch die Schaltkreise des Kolos und lähmten ihn. Fire versuchte erneut die Triebwerke zu starten, doch auch das zweite gab nun endgültig den Geist auf. Ein Versuch von Colt, das Lasso mit einer kleineren Rakete zu durchtrennen, brachte gar nichts. Der Badlander machte eine Bewegung, so dass das Geschoss am Lasso vorbei auf seine Hülle traf und von dort wieder auf Ramrod zurückgeworfen wurde. „Raus hier“, befahl Saber und schnallte sich ab. April öffnete die Luke und entfernte den Chip aus ihrem Computer. Sie hoffte nur noch, dass die Aufzeichnungen nicht beschädigt oder gar gelöscht worden waren. Colt und Fireball sprangen ebenfalls aus ihren Sitzen. Gerade rechtzeitig bevor ihnen die Tastaturen um die Ohren fliegen konnten. Funken begannen zu sprühen. Die vier stürmten aus der Kommandozentrale Richtung Luke und schnappten sich die auf dem Weg liegenden Jet Packs. Kurz bevor sie sie erreichten, stoppte April und kehrte um. „Wo willst du denn hin?“ kreischte Fireball entsetzt, als er sah, wie sie in Richtung der Quartiere lief. Überall im Schiff spielten die Schaltkreise verrückt und spuckten Funken aus allen möglichen Anschlüssen. Schließlich flog sogar eine Wandplatte ab. Fireball wurde ganz schlecht, als ihm klar wurde, dass so ein Ding mit voller Wucht auch April erwischen konnte. Noch warteten die Jungs auf ihre Rückkehr. Doch in dieser Funkenhölle schien es eine Ewigkeit zu dauern. Fireball wollte losrennen um sie zu holen, doch Saber hielt ihn zurück. „Das ist zu gefährlich“, rief er „Das ist April“, schrie Fire zurück. Gerade wollte Saber etwas erwidern, da tauchte April wieder auf. Einen Augenblick später starteten sie ihre Packs und retteten sich ins Freie. Wenige Sekunden später explodierte Ramrod endgültig. Die Druckwelle erfasste die Starsheriffs und schleuderte sie über den halben Wald, bevor sie durch die Baumkronen segelten und reichlich unsanft auf dem Waldboden landeten. Dann herrschte Stille. Jesse lehnte sich zu frieden zurück. Hätte es besser laufen können? Wohl kaum. Ach ja, das Leben konnte so schön sein. Einen Momentlang genoss er dieses wunderbare Gefühl des Triumphes, der ihm so vollkommen verdient erschien. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er mit den Abtastern über das Gebiet scannte. Ach da waren sie ja. Und sie bewegten sich. „Na, wenn das nicht der I-Punkt auf der ganzen Sache ist“, sagte er zu sich. Dann aktivierte er den Communicator. „Annabel. Lilly. Kommt sofort zu meiner Position.“ Damit setzte er den Badlander in Bewegung. Es dauerte eine Weile bis ihnen klar wurde, was passiert war. Und als es ihnen klar war, wünschten sie, es wäre nur ein böser Traum aus dem sie bald erwachen würden. Doch die Tatsache, dass sie außer ihren Jet Packs und Blastern nichts hatten von Ramrod retten können, zeigte klar, dass sie verloren hatten. Saber erhob sich mit wackligen Beinen. „Ist jemand verletzt?“ – „Solange du vom Körper sprichst, nein“, erwiderte Colt zähneknirschend. April fühlte sich nicht stark genug um aufzustehen, sondern lehnte sich gegen einen nahestehenden Baum und streckte die Beine von sich. „Ich wünschte, ich wär tot“, sagte sie und ihre Stimme klang leer. „Na, dann hättest du auf Ramrod bleiben sollen und dein Wunsch wäre erfüllt“, knurrte Fireball neben ihr. „Bist du eigentlich völlig bescheuert?“ fuhr er sie dann an. Sie setzte ihren Helm ab, antwortete aber nicht. „Wir sollten zu sehen, dass wir hier verschwinden“, ließ Saber sich vernehmen. Auch er hatte seinen Helm abgesetzt und schaute seine Kollegen an. „Wir sollten nicht auf Hilfe warten. Die wäre längst hier, “ ergänzte er. „Da hast du ja so recht.“ Mit diesen Worten trat Jesse hinter einem Baum hervor. „He Überläufer, “ grüßte Colt und nachdem er ihn eingehend gemustert hatte, fügte er hinzu. „Du hast aber auch schon mal besser ausgesehen.“ – „Dafür bin ich jetzt besser ausgestattet“, erwiderte der Angesprochene und fuhr aus seinem mechanischen Arme die Kanone aus. „Und schneller ziehen als du, kann ich jetzt ganz bestimmt auch.“ Colt hatte inzwischen seinen Helm abgenommen und spuckte nun aus. „Das ist doch bloß eine Mogelpackung.“Er machte eine wegwerfende Handbewegung. Als nächstes fühlte er das kalte Metall eines Blasters an seinem Hinterkopf. „Trau deinen Augen nicht“, sagte eine Stimme, die ihm bekannt vorkam. „Wirf deinen Blaster weg.“ Er folgte dieser Aufforderung, bevor er sich langsam umdrehte. „Annabel“, rief er geschockt. Sie nickte. „Wir haben schließlich noch eine Rechnung offen“, erklärte sie ihm, wand sich an die anderen und befahl: „Waffen runter.“ Sie zögerten. „Ihr tut besser, was sie sagt.“ Mit diesen Worten wurde ein Blaster an Aprils Schläfe sichtbar. Eine Frau mit braunem Haar trat hinter dem Baum hervor, an welchem die Blondine lehnte. „Lilly.“ Sabers Verblüffung war nicht geringer als die von Colt eben. Fireballs Waffe fiel zu Boden. Saber nahm ebenfalls sein Schwert ab und warf es gemeinsam mit seinem Blaster ein Stück von sich. Jesse löste sich von dem Baum, an dem er lehnte und umrundete langsam Fireball, Saber und Colt. Es war offensichtlich, dass er dies alles genoss. Colt, ohnehin schon angepisst, rollte genervt die Augen. „Was ist Jesse? Befriedigt? Willst du ne Zigarette? Oder kuscheln?“ Jesses mechanischer Arm stieß hart in Colts Unterleib. Sein Kampfanzug konnte nur einen Teil der Wucht abfangen, der Rest reichte jedoch immer noch aus um ihn mit schmerzverzerrtem Gesicht in die Knie zu zwingen. „Du machst es dir da unten besser bequem, Cowboy. Richtig bequem, “ fauchte Jesse an dessen Ohr. Colt antwortete nicht. Er verbiss sich den Schmerz. „Was willst du, Jesse?“ fragte Saber. Der angesprochene lachte prompt höhnisch auf. „Ich habe, was ich wollte, Blechstern. Ramrod ist Schrott. Ihr seid in meiner Gewalt ebenso wie das neue Grenzland. Und April …“ Er schenkte ihr einen langen Blick, dem sie nicht stand hielt. Das kybernetische Auge verwirrte sie. Erst recht, als er vor ihr stand und ihr die Hand reichte um ihr aufzuhelfen. Da sie wohl oder übel aufstehen musste, tat sie es, jedoch ohne seiner Hand die geringste Beachtung zu schenken. „Stolz wie immer,“ stellte er fest. „Du hast dich nicht verändert.“ – „Du auch nicht,“ erwiderte sie und wich einen Schritt zurück, als er seine Hand nach ihr ausstreckte. „Wag es ja nicht!“ ließ sich Fireball vernehmen. Belustigt drehte sich Jesse zu ihm um. „Sonst was? Hä, Turbofreak? Wirst du mich so lange finster anstarren, bis dir die Augen aus dem Kopf fallen?“ Jesse musterte ihn abfällig. „Du siehst ja, wie ich vor Angst zittere.“ „Oh Gott, wie lange soll denn das noch gehen,“ ließ Lilly sich vernehmen. „Können wir sie nicht einfach erledigen?“ Energisch schüttelte er den Kopf. „Nein. Der Tod wäre ja glatt eine Erlösung. Mit dieser Niederlage leben zu müssen, dürfte schlimmer sein als das.“ Damit wand Jesse sich an Saber und fügte hinzu. „Nicht wahr, furchtloser Anführer.“ Saber tat Jesse nicht den Gefallen sich irgendetwas anmerken zu lassen. Mit versteinerter Miene und ausdruckslosen Augen starrte er ihn an. Jesse grinste. „Ja klar. Mal wieder zur Eisstaue erstarrt, vor lauter Coolness.“ Er gab Lilly ein Zeichen, woraufhin diese April mit vorgehaltener Waffe in Richtung des Stützpunktes loste. Die Jungs folgten mit Jesse und Annabel im Rücken, wohlwissend, dass diese sofort schießen würden, sobald sie Grund dazu hatten. Sie brachten die vier in die Arrestzelle des Stützpunktes, in der sonst nur vorübergehend Gefangene untergebracht und dann der Gerichtsbarkeit übergeben wurden. Als die Laserschranken sich hinter ihnen schlossen, warf Colt sich frustriert auf die Pritsche. April und Fireball hockten sich nebeneinander auf den gefliesten Boden. Saber trat zum Fenster und sah die Sonne untergehen. Sie warf ihr letztes schwaches Licht über diese Seite des Planeten, bevor ihn die Nacht ganz verschluckte. In Sabers Kopf tauchte das Bild der lächelnden Kicho auf. „Die dunkelste Stunde ist vor dem Sonnenaufgang“ hatte sie einmal zu ihm gesagt. Doch während er in den sternenklaren Himmel sah, fragte er sich ernsthaft, ob dies stimmte. Ende Teil 2 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)