You find a light in me von julien (Miyavi x Kai; Aoi x Kai, Saga x Ruki) ================================================================================ Kapitel 22: ------------ Fest entschlossen, dass sich heute endlich etwas ändern würde, lief Nao die Stufen zu Shous Wohnung hoch. Er war ihr ewiges Katz und Maus Spiel langsam leid. Zwar hatte er immer gehofft, dass Shou sich irgendwann doch überwinden und auf ihn zukommen würde, aber da dies bisher nicht passiert war, würde er jetzt einfach die Sache in die Hände nehmen. Er wollte nicht mehr im Mittelpunkt der Scherze seiner Freunde stehen, nur weil er und Shou nicht das auf die Reihe bekamen, was doch eigentlich so offensichtlich war. Scheinbar brauchte der Sänger einen ordentlichen Tritt in seinen (in Naos Augen nicht zu verachtenden) Hintern und genau den würde er ihm heute verpassen. Wenn sie nachher zu Kais Einweihungsparty gingen, würde Nao nicht mehr Single sein und das konnte er bei dieser Gelegenheit auch allen Anwesenden unter die Nase reiben. „Nao? Waren wir verabredet oder so?“, fragte Shou verwundert, als er dem Drummer die Tür öffnete. Nein, sie waren nicht verabredet gewesen, aber hätte Nao vorher per Telefon seinen Besuch angekündigt, wäre Shou wahrscheinlich panisch vor ihm geflüchtet. Ein klarer Fall von verkappter Homosexualität. Bisher hatte Nao Shous Fluchtverhalten immer belächelt, doch jetzt hatte er die Nase voll. Er würde sich jetzt nehmen, was ihm zustand. Shou machte ihm schon so lange schöne Augen, ohne mal etwas zu unternehmen, und Nao hatte die Nase wirklich gestrichen voll. Auch ein gutmütiger Drummer hatte seine Grenzen und Naos waren definitiv erreicht. „Nein, waren wir nicht, aber ich dachte, bevor wir zu Kai gehen, könnten wir uns mal unterhalten“, erklärte er und lief unaufgefordert an Shou vorbei in dessen Wohnung. Er machte es sich auf dem Sofa im Wohnzimmer bequem und wartete darauf, mit dem panischen Gesichtsausdruck konfrontiert zu werden, den Shou immer aufsetzte, sobald Nao andeutete, sich mit unterhalten zu wollen. So wurde er auch diesmal nicht enttäuscht. Shou schlich nur langsam in sein Wohnzimmer und sah sich nervös um. Nao beglückwünschte sich dafür, dass er Shous Wohnung für ihr Gespräch ausgewählt hatte. So konnte ihm der Sänger nicht entkommen. „Worüber willst du dich denn unterhalten?“, druckste er rum und blieb einfach an der Tür zum Wohnzimmer stehen. „Ich hab schon für zwei neue Songs die Texte fertig. Willst du sie sehen? Warte, ich hol sie eben!“ Shou durchschritt mit schnellen Schritten den Raum und lief in sein angrenzendes Schlafzimmer, wo Nao etwas rumpeln hörte und er fragte sich wirklich, was Shou dort anstellte. Schließlich stand er auf und folgte ihm. Eigentlich wollte er die neuen Songs ja sowieso nicht sehen. „Shou? Ich wollte eigentlich über was anderes mit dir sprechen“, fing er an, sah seinen Freund allerdings auf dem Boden liegen. Scheinbar war er gestolpert. „Alles in Ordnung? Brauchst du Hilfe?“, fragte er und hockte sich neben Shou, der sich den Knöchel rieb, jedoch dazu überging hektisch mit den Händen zu wedeln, als Nao ihm so nah kam. „Nein, nein, alles in Ordnung mit mir! Wollen wir dann los zu Kai? Er soll ja nicht auf uns warten müssen!“ Nao, langsam ungeduldig, bekam Shous Handgelenke zu fassen und hielt sie fest umklammert. „Kai kann warten. Ich wollte mit dir über uns sprechen.“ „Über uns?“ Shou lachte hysterisch auf und Nao konnte kleinen Schweißperlen auf seiner Stirn erkennen. „Nimmt dich das wirklich so sehr mit?“, fragte er leise. Er fand es schon komisch, dass Shou bereits kurz vor dem Hyperventilieren stand. War es so ein großes Thema für ihn, dass sie endlich mal ernst machten? Vielleicht sollten sie es doch einfach lassen, wenn Shou nicht damit klar kam, mit einem Mann zusammen zu sein. „Ich… ich…“, begann Shou zu stottern, bekam jedoch kein weiteres Wort heraus, sah Nao einfach weiterhin aus großen Augen an. „Willst du lieber, dass ich gehe? Dass wir es einfach vergessen?“ Nao hoffte, dass Shou verneinen würde, denn er wusste nicht, ob er eine Abfuhr jetzt so einfach wegstecken würde. Er wollte schließlich mit ihm zusammen sein und konnte sich auch vorstellen, dass es mit ihnen klappen würde, wenn Shou erst mal warm gelaufen war. Zu seiner Erleichterung schüttelte Shou jedoch den Kopf. Er wollte ihn also auch! „Okay, dann…“, fing Nao an, ließ jedoch Taten sprechen, indem er sich vor Shou hinkniete, sich zu ihm beugte und ihn vorsichtig küsste. Er ließ sich von dem unterdrückten erschrockenen Laut Shous nicht beirren und küsste ihn weiter, ganz sanft und langsam auf die Lippen. Schließlich spürte er eine ganz minimale Gegenbewegung und wusste, dass er es endlich geschafft hatte! Shou küsste ihn vorsichtig zurück und ergriff auch nicht die Flucht, als Nao etwas näher an ihn heran rückte. „Das… das mit uns darf aber niemand wissen!“, stieß Shou mit geröteten Lippen und Wangen hervor, als sie sich schließlich wieder voneinander lösten. Nao seufzte. Er hätte es kommen sehen sollen. Dabei war doch wirklich nichts dabei. Ihr halber Freundeskreis war schwul und davon abgesehen wusste doch eh schon jeder, was sich zwischen ihnen angebahnt hatte. * Als Ruki Kais neue Wohnung betrat, war noch niemand da, außer Miyavi und Kai selbst. Eigentlich war er auch viel zu früh dran, aber zuhause hatte er nichts mehr mit sich anzufangen gewusst. Ein klitzekleines bisschen vermisste er schon Kais Anwesenheit bei sich zu Hause, aber natürlich würde er das nie zugeben, nachdem er so eindringlich darauf bestanden hatte, dass sein Freund sich eine eigene Bleibe suchte. Vielleicht hatte es auch damit zu tun, dass er immer noch an der Sache mit Saga zu knabbern hatte. Der Bassist hatte sich wirklich nicht mehr bei ihm gemeldet und obwohl Ruki ihn verstehen konnte, fand er gleichzeitig, dass es nicht richtig war, ihre Freundschaft so zu beenden. Es fühlte sich einfach nicht richtig an. Er hoffte, dass Saga heute auch kommen würde. Von Kai wusste er jedenfalls, dass er eingeladen war, jedoch hatte er weder zu- noch abgesagt und falls er Ruki um jeden Preis meiden wollte, würde er heute auch nicht auftauchen. „Kann ich noch was helfen?“, fragte er Kai, der mit Miyavi in der Küche saß und Gemüse klein schnippelte und in bunten Schalen verteilte. Da demnächst wieder eine der lästigen Untersuchungen bei der PSC anstanden, setzte Kai anstatt auf Chips auf Gemüsesnacks. Für Ruki nicht tragisch, er wollte ja sowieso noch zwei drei Kilo abnehmen. Auf Alkohol wollte dennoch niemand verzichten und so war der ganze Kühlschrank bereits vollgepackt mit diversen Alkoholika. „Wir sind jetzt eigentlich fertig“, erwiderte Kai und legte sein Messer beiseite. „Nehm dir doch schon mal was zu trinken und dann setzen wir uns rüber ins Wohnzimmer. Eigentlich müssten die ersten bald kommen! Ob Aoi wohl kommt? Uruha hat mir gar nicht Bescheid gegeben.“ Ruki lag schon die gehässige Bemerkung auf der Zunge, dass Kai es sich selbst zuzuschreiben hatte, wenn Aoi nicht kam, aber er blieb still. Er hatte Saga ja genauso vor den Kopf gestoßen wie Kai Aoi. „Der kommt bestimmt später, wenn Uruha fertig mit Vorglühen ist“, sagte er stattdessen zuversichtlich und ging zu Kühlschrank, um sich etwas zu Trinken zu nehmen. Gemeinsam mit Kai und Miyavi brachte er die Schälchen rüber ins Wohnzimmer, als es auch schon klingelte. Kai ging in den Flur und an den Stimmen war zu erkennen, dass zumindest Reita schon mal da war. 10 Minuten später klingelte es erneut und diesmal wurde Ruki ganz nervös, denn er hörte neben Hiroto und Tora auch Saga. Er war also gekommen, obwohl er genau wusste, dass Ruki auch da sein würde! Er schaute unsicher auf, als die drei Neuankömmlinge den Raum betraten und war irgendwie froh darüber, dass er gerade auf dem Sofa zwischen Reita und Miyavi eingequetscht war. Durch die Kollektivbegrüßung blieb es ihm auch erspart, Saga direkt anschauen und ansprechen zu müssen. Wobei… eigentlich wollte er doch, dass es so wurde wie früher. Er seufzte leise auf und nahm einen Schluck von seinem Bier. Glücklicherweise war die Stimmung zwischen ihnen allen locker und ungezwungen, so dass er es nach eine halben Stunde gar nicht mehr komisch fand, mit Saga im gleichen Raum zu sein. „Ich hab grad eine SMS von Nao bekommen!“, rief Kai irgendwann, als alle schon einen weggebechert hatten, in die Runde und brach in hysterisches Lachen aus, das sich gar nicht wieder legen wollte. Miyavi nahm ihm schließlich das Handy aus der Hand und las vor: Hey, sorry aber Shou und ich werden wohl nicht kommen. Sind zusammen. Ihr müsst aber alle so tun, als wären wir das nicht, sonst verlässt Shou sicher das Land. Viel Spaß noch und viel Erfolg mit Aoi. Nao. Der letzte Teil der Nachricht war jedoch untergangen, da aufgrund von Shous drohendem Fluchtversuch wirklich alle in schallendes Gelächter ausgebrochen waren, vor allem aber die drei Jungs von Alice Nine. „Naja, ich hoffe Nao knallt ihn wenigstens nochmal durch, bevor er die Flucht ergreift“, sagte Tora trocken als sich gerade wieder alle beruhigt hatten und bewirkte damit, dass sich wieder alles vor Lachen kugelte. „Er hat sicher einiges von Kai gelernt“, schmunzelte Saga, während Hiroto bei diesem Kommentar nur schnaubte. Der Gitarrist fand es immer noch ungerecht, dass Kai jetzt auch noch Miyavi hatte, wo er doch eh schon die halbe PSC durch hatte. Er konnte sich auch gar nicht erklären, was Miyavi an ihm fand. Er, Hiroto, würde Miyavi die ganze Welt zu Füßen legen, aber stattdessen lief Miyavi Kai hinterher und prügelte sich sogar mit Aoi! Es wurden noch einige Scherze auf Kosten von Shou und Nao gerissen, ehe es wieder an der Tür klingelte. Diesmal war es Uruha, der tatsächlich Aoi im Schlepptau hatte. Zumindest Uruha war bereits ordentlich angetrunken, denn er umarmte alle überschwänglich und kicherte leicht debil, als er von Nao und Shou erfuhr, während Aoi nur ein leichtes Lächeln für die Geschichte übrig hatte. Er war komplett nüchtern, denn er würde an diesem Abend den Fahrer spielen und später die anderen nach Hause bringen. „Ich freu mich, dass du gekommen bist!“, sagte Kai ehrlich und strahlte ihn an. „Wollen wir vielleicht mal eben rüber in die Küche gehen?“ Kai hatte lange überlegt, wo seine Unterhaltung mit Aoi stattfinden sollte – nicht dass es in seiner kleinen Wohnung viele Möglichkeiten dazu gab. Im Wohnzimmer würden die anderen alles mitbekommen, das Schlafzimmer war zu verfänglich und das Badezimmer stand natürlich außer Frage. Also lotste er ihn in die Küche und schloss die Tür hinter ihnen beiden. Zu seiner Erleichterung kam ihm Aoi gar nicht mehr so verschlossen, so abweisend wie in den letzten Wochen vor. Dennoch fing er mit einer Entschuldigung an. „Hör mal. Ich wollte dir noch mal sagen, dass mir das alles wirklich leid tut. Ich wollte dich nicht hintergehen. Irgendwie bin ich da rein gerutscht und kam dann nicht mehr raus. Im Nachhinein finde ich mich selber scheiße für das, was ich dir angetan hab“, erklärte er Aoi, der ihn zu seiner Verwunderung anlächelte. „Schon okay.“ „Schon okay?“, wiederholte Kai die Antwort und legte die Stirn in Falten. Er hatte mit einer anderen Reaktion gerechnet. „Ich mein, ich hätte erwartet, dass du mir jetzt eine Szene machst und mir sonst was an den Kopf wirfst und verdient hätte ich es ja auch.“ „Ja, das könnte ich tun. Aber das würde ja nichts ändern. Zwischen uns ist einiges schief gelaufen, aber wenn wir uns das jetzt alles ewig vorwerfen, werden wir nie miteinander ins Reine kommen. Also wieso versuchen wir nicht einfach das irgendwie abzuhaken und nach vorne zu schauen? Wir sind nicht mehr zusammen. Du hast jemand neues und ich will auch versuchen nach vorne zu schauen“, sagte Aoi ruhig. Kai war wirklich mehr als erleichtert. Er hatte sich alle möglichen Szenarien für dieses Gespräch vorgestellt und alle endeten wesentlich negativer als es gerade wirklich passierte. Ein wenig Nostalgie kam jedoch auch in Kai auf, denn das war der Aoi, in den er sich vor Jahren verliebt hatte. Den ruhigen, verständnisvollen und ausgeglichenen Aoi. Nicht den launischen, besitzergreifenden und eifersüchtigen Aoi, der er am Ende ihrer Beziehung gewesen war. Vielleicht war ihre Trennung wirklich der richtige Schritt gewesen, damit sie sich beide wieder finden konnten und einander nicht einengten. „Und du meinst wir schaffen das?“ Kai sah ihn aus großen Augen an und Aoi zuckte mit den Schultern. „Weiß ich nicht, aber ich fände die Vorstellung furchtbar mit jemanden in einer Band zu spielen, der nicht auch mein Freund ist. Und ich weiß ja, dass du kein schlechter Mensch bist. Außerdem hab ich meinen Teil zu deinem Verhalten und unserer Trennung beigetragen, von daher… ich glaub schon, dass wir das irgendwie hinkriegen können wieder normal miteinander umzugehen. An dieser Stelle will ich mich auch nochmal für mein Verhalten der letzten Wochen entschuldigen. Ich hatte schon einiges zu knabbern an unserer Trennung, aber mir ist klar geworden, dass es nichts bringt, wenn ich mich abschotte.“ „Das ist schön zu hören. Ich bin froh, dass du hier bist und wir drüber gesprochen haben. Naja, Miyavi ist ja auch da. Ich kann ihn aber auch wegschicken. Er hat dafür sicher Verständnis“, bot Kai an, doch Aoi schüttelte den Kopf. „Ich seh euch nicht gerne zusammen, aber naja. Damit muss ich klar kommen. Er soll bleiben. Wär doch blöd, wenn dein neuer Freund nicht bei deiner Einweihungsparty dabei ist.“ „Also rein technisch sind wir noch gar nicht zusammen. Wir wollen-“ An dieser Stelle hob Aoi abwehrend die Hände und Kai stoppte mitten im Satz. „Das will ich eigentlich gar nicht wissen, Kai.“ Während Kai mit Aoi in der Küche verschwunden war, sah Hiroto seine große Chance gekommen und setzte sich auf den freien Platz in der Mitte des Sofas. Zu seiner Linken saß Ruki, den er aber nicht weiter beachtete, und rechts von ihm Miyavi, der Traum seiner schlaflosen Gitarristennächte. Er kam einfach nicht von diesem Mann los. Selbst ungeschminkt und in alten, ausgeleierten Klamotten sah er noch super aus. Hiroto hatte sich extra ein wenig für ihn rausgeputzt und nachdem er sich etwas (viel) Mut angetrunken hatte und Kai aus dem Weg war, konnte seine Mission starten. Nao hatte ihm erzählt, dass Kai und Miyavi nach wie vor nicht zusammen waren, weswegen er versuchen wollte, Miyavi von seinen Qualitäten zu überzeugen. Zwei Gitarristen passten auch wesentlich besser zusammen als ein Gitarrist und ein Drummer! Fand Hiroto zumindest. „Miyavi!“, schnurrte er und sah den großen Gitarristen von unten aus verlangenden Augen an. Nun war es diesem natürlich nicht unbemerkt geblieben, dass Hiroto scheinbar Gefallen an ihm gefunden hatte und da er niemand war, der andere eiskalt abblitzen ließ, versuchte er dies so schonend wie möglich zu machen und lächelte zunächst nur zurück. „Hey Hiroto. Alles klar? Gefällt dir die Wohnung? Kai und ich haben sie zusammen ausgesucht.“ Hiroto verzog kurz das Gesicht als Kais Name fiel, besann sich aber wieder darauf, dass der Gazette Drummer bald sicher passé sein würde, wenn Hiroto ihm erst mal Miyavi weggeschnappt hatte. „Du hast halt einen super Geschmack, Miyavi-san!“, säuselte er und platzierte eine seiner Hände auf Miyavis Oberschenkel, was dieser mit einem belustigenden Blick quittierte. Hiroto hörte es neben sich schnauben und dann bewegte sich das Sofa, weil Ruki aufstand und das Weite suchte. Natürlich ließ sich der junge Gitarrist nicht davon beirren. Er war auch viel zu alkoholisiert, um zu verstehen, dass es sein Verhalten war, das Ruki in die Flucht getrieben hatte. „Ähm ja, danke“, erwiderte Miyavi und kratzte sich am Kopf, wusste auch nicht so recht, was er jetzt mit Hiroto anstellen sollte. Wo blieb Kai denn nur? „Wollen wir uns nicht mal zum Gitarre spielen treffen? Du könntest mir ein paar Griffe zeigen. Das wär echt cool! Ich würde mich auch erkenntlich zeigen!“, schlug Hiroto strahlend vor, woraufhin Miyavi zwar den Mund öffnete, es jedoch nicht über’s Herz brachte ihm abzusagen und zu erklären, dass er kein Interesse an ihm hatte. Hiroto war zwar ganz nett und es steckte einiges an Talent in ihm, aber Miyavi war nicht im Geringsten an ihm interessiert. Er hatte Kai. „Weißt du… da muss ich mal schauen. Ich hab in der nächsten Zeit viel zu tun und ihr ja sicher auch. Ob sich da ein gemeinsamer Termin finden lässt?“, erwiderte er ausweichend und hoffte, sich so aus der Affäre winden zu können. Jedoch kroch Hirotos Hand auf seinem Oberschenkel gefährlich höher und das Gesicht des Gitarristen kam ihm auch immer näher, was er jetzt doch etwas unangenehm fand. „Es lässt sich bestimmt was finden. Sag mir, wann du Zeit hast und ich nehme mir auch frei!“ „Hiroto!“, erklang plötzlich die Stimme eines gut gelaunten Uruhas neben ihm und Hiroto wandte sich kurz von Miyavi ab, der in der Zwischenzeit einen dankbaren Blick mit Uruha austauschte. „Wie geht’s denn so? Was macht dein Nebenprojekt?“ Hiroto hatte sich vor kurzem erst gemeinsam mit einigen Freunden einer weiteren Band angeschlossen, die aber bisher nichts auf die Beine gestellt hatte. Hiroto war mit Alice Nine zu beschäftigt und das Label war von Nebenprojekten sowieso nicht begeistert, weswegen die neue Band wirklich nur ein Hobby war, dem er recht selten nachging. „Ach naja. Wir schreiben ein paar Songs, aber es dauert noch, bis da was Brauchbares entsteht“, erzählte er und wollte sich schon wieder Miyavi zuwenden, als der plötzlich aufstand, das Sofa halb umkreiste und… zu Kai trat, der gerade aus der Küche kam. Hiroto konnte gar nicht anders als bei diesem Anblick verletzt zu winseln. „Hiroto!“, begann daraufhin Uruha, der natürlich auch alles durchschaut hatte, nahm seine Hand und zog ihn mit sich hoch, als er aufstand. „Es gibt doch noch andere gutaussehende Gitarristen. Mich zum Beispiel!“, erklärte er und machte sich mit Hiroto im Schlepptau auf den Weg zu Kais Schlafzimmer. Er konnte Hirotos Elend einfach nicht mehr mit ansehen und er wusste, dass Miyavi auch überhaupt kein Interesse an dem Kleinen hatte. „Was hast du vor?“, fragte Hiroto nervös, als Uruha probeweise die Türe öffnete, feststellte, dass niemand im Raum war und das Licht anschaltete. „Dich Miyavi vergessen lassen!“ antwortete er, schob Hiroto in den Raum und verschloss die Türe hinter sich. Ruki stand auf dem winzigen Balkon und rauchte eine Zigarette. Bis eben war Reita noch bei ihm gewesen, doch er hatte gefroren und seine Zigarette in Rekordzeit aufgeraucht. Ruki machte die Kälte nichts aus, er empfand sie als ganz angenehm. Er lehnte an der Brüstung und schaute runter auf die bunten Lichter der Stadt, bis er hörte, wie hinter ihm die Balkontür aufgeschoben wurde. Er drehte sich herum und erkannte überraschenderweise Saga, der ihm zunickte und seine Zigaretten aus der Hosentasche zog. Ruki hatte den ganzen Abend über noch kein einziges Wort mit Saga gewechselt und jetzt schnürte es ihm auch die Kehle zu. Davon abgesehen wusste er nicht, ob Saga überhaupt auf eine Unterhaltung Wert legte, wo er es doch war, der den Abstand gefordert hatte. Also stand er einfach weiter gegen das Balkongeländer gelehnt, rauchte seine Zigarette und beobachtete Saga dabei, wie er sich ebenfalls einen Glimmstängel ansteckte. „Weißt du, irgendwie vermisse ich dich ja“, platzte es aus Saga heraus, nachdem sie sich einige Zeit angeschwiegen hatte. Ruki wollte gerade seine Zigarette ausdrücken und ins Innere verschwinden, hielt aber in der Bewegung inne und schaute auf zu Saga, der ihn schief angrinste. „Ach…?“, gab er wenig geistreich von sich und verschränkte die Arme vor der Brust. Langsam kroch die Kälte doch in seine Glieder, aber reingehen wollte er jetzt doch nicht mehr. Lieber wollte er sich anhören, was Saga ihm noch zu sagen hatte. „Dein ewiges Gemecker. Deine Beleidigungen…“ „Ich beleidige doch niemanden!“, unterbrach ihn Ruki schnaubend. Ständig hielt ihm irgendjemand vor, dass er sich unfreundlich und degradierend verhielt oder äußerte, obwohl das überhaupt nicht stimmte! „Du hast mich eine Schlampe genannt, als wir in Fukuoka waren!“, lachte Saga und leider konnte Ruki dagegen nichts einwenden, erinnerte er sich doch nur zu gut an jenen Nachmittag im Einkaufszentrum. „Du hattest ein bauchfreies Glitzeroberteil an!“, verteidigte er seine Worte von damals, musste aber auch schmunzeln. „Ja ja, aber darum geht’s ja jetzt gar nicht.“ „Sondern?“ In Ruki keimte die Hoffnung auf, dass Saga ihm mitteilen wollte, dass sie doch wieder befreundet sein konnten, denn wieso sonst hatte er das Gespräch gesucht und sagte jetzt so Sachen wie, dass er ihn vermisste? Allzu betrunken schien er ja nicht zu sein. „Ich find dich zwar irgendwie immer noch scharf, aber ich glaube, so langsam entliebe ich mich auch wieder“, erklärte Saga mit einer Überzeugung, die Ruki nicht so ganz teilen konnte. Konnte man denn merken, dass man sich entliebte? Bei ihm selbst war es eher so, dass er morgens aufwachte und plötzlich feststellte, dass er ja gar nicht mehr verliebt war, obwohl er das die ganze Zeit über angenommen hatte. „Bist du sicher? Wäre es dann nicht eher kontraproduktiv dich mit mir zu treffen, solange du noch nicht komplett entliebt bist? Nicht dass du..äh…rückfällig wirst.“ „Ja naja. Das kann schon sein, aber eigentlich bin ich niemand, der ewig jemandem hinterherläuft und bei dir hab ich das schon lang genug gemacht. Jetzt sehe ich mich anderweitig um. Wir können nächste Woche ja einfach mal nen Kaffee trinken gehen, wenn du willst, und dann schauen wir, wie es so läuft. Wenn ich merke, dass es nicht klappt, dann lassen wir es eben wieder. Was meinst du denn? Ich find’s halt irgendwie blöd so zu tun, als würdest du nicht mehr zu meinem Leben gehören.“ „Kaffee trinken hört sich gut an“, stimmte Ruki zu. „Du kannst dich ja melden. Ich freu mich jedenfalls, dass du es versuchen willst und es wär toll, wenn wir es irgendwie hinkriegen.“ „Wir gehen ja bald auf Tour. Ich werde mich da dann einfach anderweitig ablenken“, grinste Saga, während Ruki nur schnaubte und ihn missbilligend ansah. „Eifersüchtig?“ Saga hatte eine Augenbraue hochgezogen und sah Ruki erwartungsvoll an, der aber nur den Kopf schüttelte. „Nee.“ „Schade. Einen Versuch war es wert.“ „Idiot!“ „Du beleidigst mich schon wieder!“, winselte Saga und bekam sogar noch einen spielerischen Schlag von Ruki in die Seite. Es war früher Morgen als sich die Alkoholleichen auf mehrere Taxis verteilten und nach Hause fahren ließen. Aoi hatte seine Vorhaben, nichts zu trinken, eine ganze halbe Stunde durchgehalten, dann hatte er zu den anderen aufgeholt und kräftig mitgefeiert. Die Abwesenheit von Hiroto und Uruha war zunächst gar niemanden aufgefallen, erst als Uruha Kais Schlafzimmer verließ und kurz darauf Hiroto mit komplett verwuschelten Haaren und verschmiertem Eyeliner ebenfalls wieder in die Runde stieß, dämmerte es den Anwesenden, was gerade passiert war. Hirotos Wangen färbten sich immer röter, während die anderen nur schmutzige Witze rissen und schließlich nahm er Reißaus und flüchtete auf den Balkon, wo er drei Zigaretten nacheinander rauchte. Er fand es unfair, dass die anderen sich immer über ihn lustig machten, nur weil er der Jüngste war. Er war lange nicht der Unreifste! Davon abgesehen hatte Uruha jedoch Recht gehabt, es gab tatsächlich noch andere gutaussehende Gitarristen und eigentlich konnte er sich wirklich nicht beschweren, denn Uruha hatte ihn nach allen Regeln der Kunst verwöhnt. Sollte Miyavi doch mit Kai machen, was er wollte, er hatte jetzt jemand viel besseres! „Aber mein neues Bett!“, jammerte Kai, als ihm dämmerte, was in seinem neuen Schlafgemach passiert war, obwohl er dies doch heute mit Miyavi hatte einweihen wollten. Jetzt musste er mitten in der Nacht das Bett neu beziehen! „Ich glaub nicht, dass du Grund hast, dich zu beschweren. Ich hab gehört, was du neulich bei Shou getrieben hast, mein Lieber!“, konterte Uruha und schnappte sich eine der halbvollen Bierflaschen, die auf dem Wohnzimmertisch rumstanden. Kai grummelte noch weiter in seinen nicht vorhandenen Bart, wurde jedoch kurz darauf mit Schnaps ruhig gestellt und so bekam er es selbst kaum mit, dass Miyavi später das Bett alleine neu bezog, Kai ihn dieses reinsteckte und noch einen obligatorischen Annäherungsversuch startete, der jedoch daran scheiterte, dass Kai plötzlich wie von der Tarantel gestochen aufsprang, ins Bad lief und sich dort übergab. „Ich wusste gar nicht, dass du keinen Alkohol verträgst“, sagte Miyavi, als Kai mit bleichem Gesicht wiederkam und sich tot auf’s Bett fallen ließ. „Ich vertrage wohl Alkohol. Aber keine ganze Schnapsbrauerei!“, murrte er in sein Kissen, griff ungelenk nach der Decke und zog sie sich über den Kopf. „Naja dann träum was Schönes. Träum von mir!“, schlug Miyavi schmunzelnd vor und löschte dabei das Licht, während Kai schon wieder zu lachen anfing. „Ich hatte dich den ganzen Tag um mich rum. Da muss ich nicht auch noch von dir träumen!“ „Danke Schatz, ich liebe dich auch!“ ---- Tadaaaa. Was lange währt wird endlich ….beendet! Ich hab mich mit dem letzten Kapitel ziemlich schwer getan, weil es so unspektakulär ist, aber ich wollte irgendwie auch ein rundes Ende haben und deswegen tauchen alle noch mal auf. Ich bin wirklich sehr erleichtert, dass das Ding endlich beendet ist. Wie es mit den Hauptpersonen weitergeht, bleibt eurer Fantasie überlassen :P Dann sag ich noch mal danke für’s Lesen und für die lieben Kommentare! :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)