Frag dich erst, wer du bist...bevor du wissen willst, wer ich bin von Caro29890 (Ginny/Draco) ================================================================================ Kapitel 1: Ein unerhofftes Wiedersehen -------------------------------------- Ich schussel hab erstma die ganze FF gelöscht xD MEINE SCHÖÖÖÖNEN REVIEWS!!!*heul* Frag dich erst, wer du bist...bevor du wissen willst, wer ich bin Inhaltsangabe: Die 17-jährige Ginny hat eine Menge Probleme, die sie so langsam auffressen. Harry hat sich aus ziemlich verletzenden Gründen von ihr getrennt und nun stellt sich heraus, dass er, so wie viele andere ausgebildete Schüler der letzten Abschlussklasse auch, drei Jahre in Hogwarts studieren will um den SEG-F-Abschluss zu bekommen. Ginny spielt zwar noch die Glückliche, aber schottet sich von allem und jedem ab. Durch Zufall merkt Draco plötzlich, dass sich Ginny hinter einer Fassade versteckt, die er von sich selbst nur zu gut kennt. Hintergrundinfos: Voldemort wurde von Harry erledigt, doch sogut wie alle Charaktere der HP-Story leben (Dumbledore, Snape, Fred usw.). Die FF spielt nach dem siebten Band. Bewertung: ab 16 Charaktere: Ginny Weasley / Draco Malfoy Genres: Romantik, Drama, Fantasy, Mystery / Action, Darkfic Warnung: Lime 1. Ein unerhofftes Wiedersehen Langsam öffneten sich ihre Augen. Sie blinzelte kurz auf die Uhr, die ihr verriet, dass es trotz der heute bevorstehenden Ereignisse zu früh war, aufzustehen. Innerlich seufzte sie. Sie drehte sich auf die andere Seite und versuchte wieder einzuschlafen, doch nach einer halben Stunde erfolglosem Herumliegen, gab sie schließlich auf. Leise schlich sie ins Badezimmer um nicht die restliche Weasley-Familie aufzuwecken und starrte in ihr Spiegelbild. Ihre Augen waren noch leicht zusammengekniffen, sodass man ihre braune Farbe nicht sah. Das rote Haare war verwuschelt und sie sah blaß aus. Man konnte deutlich sehen, dass sie dünner geworden war. Nicht das sie es nötig hätte, aber es stand ihr. "Warum kann ich nicht schlafen?", fragte sie sich leise. Okay, sie wusste die Antwort, aber sie hatte bis heute gehofft, dass das alles doch nur ein Alptraum war, aus dem sie vielleicht noch vor ihrer Abreise nach Hogwarts aufwachen würde. Wie immer meinte das Schicksal es nicht gut mit ihr. Dieses Schuljahr würde hart werden. Nicht wegen der Prüfungen oder dem Druck den Abschluss zu schaffen. Nein, ihr Problem lag ganz wo anders... Den Absolventen des letzten Abschlussjahrganges auf Hogwarts war es nun möglich das SEG-F (Studium zur Erweiterung der Grundkenntnisse - Fachausbildung), eine freiwillige Weiterbildung, bei der sich der SEG-F-Schüler ein Fachgebiet auswählt und diesen dann 3 Jahre in Hogwarts studiert, zu machen. Diese Weiterbildung wurde von dem Tagespropheten in den Sommerferien so hoch gepriesen, sodass jeder, der kein SEG-F machen würde, sogar ihrer Meinung nach, ein vollkommener Vollidiot wäre, da der SEG-F-Abschluss bald als Voraussetzung für so jeden Beruf sein würde. Auch das war nicht der Auslöser ihrer schlechten Laune. Nur folgte dieser Tatsache das Schlimmste, was ihr hätte passieren können. Jeder der letzten Abschlussklasse würde nach Hogwarts zurückkehren um genau diesen Abschluss zu machen. Und wenn sie „jeder“ sagte, dann war damit auch er gemeint. Harry Potter. Es war nicht so, dass sie ihn nicht mochte. Nein, es gab definitiv schlimmere Menschen, die wiederkommen würden, von denen sie gehofft hatte sie nie wieder sehen zu müssen. Zum Beispiel Pansy Parkinson, von der sie im sechsten Schuljahr oft ziemlich miserabel zugerichtet wurde (man erinnere daran, dass Pansy Ginny nach einem verlorenen Quiddich-Spiel die Nase gebrochen hatte), oder Vincent Grabbe und Gregory Goyle, die nur darauf warteten, dass sie jemanden verprügeln durften, aber allen voran Draco Malfoy, der Drahtzieher aller schlimmen Dinge, die Schülern zustoßen. Nein, sie mochte Harry und das war ihr Problem. Sie waren noch bis vor den Ferien zusammen gewesen und dann...hatte er sie verlassen. Seitdem hatte sie ihn nicht mehr gesehen und hoffte insgeheim, dass sie das auch nie wieder musste, doch da er kein Vollidiot war, wollte er, wie auch Ron und Hermine den SEG-F-Abschluss in Hogwarts. Und das bereitete ihr schon seit Wochen Kummer. Sie wandte ihren Blick von ihrem Spiegelbild ab und ging zurück in ihr Zimmer. In der Ecke stand ihr Koffer. Er war schon seit Tagen fertig gepackt und nichts fehlte, das wusste sie, trotzdem öffnete sie ihn, nahm alles heraus und fing wieder von vorne an alles hineinzulegen. Sie gab es ungern zu, aber sie hing noch sehr an Harry und wusste nicht, wann dieser Schmerz in ihr endlich nachlassen würde. Das, was sie jetzt brauchte, war Ablenkung. „Hey Gin! Sag mal, bist du taub?“ Ron kam in Ginnys Zimmer gestürmt. Fast hätte sie einen Herzinfarkt bekommen, da sie so vertieft in ihre Gedanken war. „Hallo!“, grüßte sie in einem bissigen Ton zurück. „Warum platzt du einfach in mein Zimmer rein?“ Ron stellte sich vor seine Schwester, die neben ihrem Koffer saß und zu packen schien. „Hast du nicht gestern schon alles dreimal gepackt?“ Er hob eine Augenbraue, doch als er ihren warnenden Halt-die-Klappe-Blick sah, wechselte er schnell das Thema. In der letzten Zeit war Ginny leicht reizbar. „Ich bin gekommen um dir zu sagen, dass wir jetzt frühstücken. Hast du meine Rufe von unten nicht gehört? Mit dem Geschrei hätte ich einen toten Drachen wecken können. “ Unschuldig lächelte sie ihn an. Hoffentlich hatte er nicht gemerkt, dass Harry mal wieder in ihren Gedanken herumschwirrte. „Nein, ich habe nichts gehört. Ich komme gleich. Ich muss nur noch die letzten Sachen in meinen Koffer legen.“ Er wägte ab, wie lange das noch dauern könnte und nickte schließlich. „Okay. Aber beeil dich. Ich hab einen Bärenhunger und solange du nicht da bist, fangen Mum und Dad nicht mit dem Frühstück an.“ Ein genervtes „Ja“ zeigte ihm, dass er schon wieder zuviel gesagt hatte und somit schloß er die Tür hinter sich. Da saß er nun - lachend neben Hermine und Ron und einen neuen, schwarzen Schulumhang tragend. Seine grünen Augen zeigten, dass es ihm definitiv besser ging als ihr. Als sie das Zimmer betrat, wurde es ungewöhnlich still für den Geräuschepegel einer Weasley-Küche. „Hallo Ginny!“ sagte Harry fröhlich, aber man konnte ihm deutlich ansehen, dass diese Situation nicht gerade angenehm war. „Hey!“ gab sie schlicht zurück und setzte sich neben Mrs Weasley. „Also Kinder,“, fing diese auch gleich wieder an zu plappern, „ihr müsst in einer halben Stunde fertig im Wagen sitzen und wehe einer von euch verspätet sich!“ „Ja, Mum. Lass uns doch wenigstens die Hänkersmahlzeit genießen.“ murrte Ron. „Ich will nun mal nicht wieder fast zu spät zum Bahnhof kommen. Ihr könnt es vielleicht nicht verstehen und seid froh, dass ihr mich wieder los seid, aber ich will mich vernünftig von euch verabschieden können.“ Ron nahm die Marmelade und plötzlich grinste er wie es normalerweise nur Draco Malfoy konnte. Das Grinsen war so voller Stolz, dass es leicht überheblich aussah. „Wisst ihr eigentlich schon das Neuste?“ Dabei sprach er so laut, dass die ganze Familie Weasley ihn angucken musste. „Nein, aber du wirst es uns sicherlich gleich sagen. Für dich behalten könntest du es sowieso nicht.“ Ron warf Fred einen böses Blick zu, doch sofort kam sein Grinsen wieder. „Meine Freundin ist Schulsprecherin!“ Natürlich verstand jeder, was damit gemeint war, denn wer wäre besser für den Posten geeignet als Hermine? „Herzlichen Glückwunsch, Hermine!“ gratulierte ihr Mr Weasley. „Fred, sei froh, dass wir von der Schule weg sind und es nicht in Erwägung ziehen diesen SEG-F zu machen. Unser Schulleben wäre furchtbar mit der als Schulprecherin.“ George musste lauthals loslachen, verstummte aber sofort bei den bösen Blicken von Ron und Mrs Weasley. „Das ist ja prima!“ rief Mrs Weasley und umarmte Hermine herzlich, dann sah sie in die Tischrunde. „Hat es euch denn geschmeckt?“ fragte sie in die Runde. „Natürlich, Mum. So n Frass ess ich immer wieder gerne.“ Sagte George. „Frass?“ Mrs Weasleys Augen wurden groß. „Komm her du!“ und schon entstand zwischen George und Mrs Weasley eine Verfolgungsjagd durch die Küche bei der alle lachen mussten. Alle, außer Ginny. Früher hatte sie diese alltägliche Frühstücksgesellschaft in den Ferien geliebt, auch – nein, besonders – wenn Harry da war. Jetzt fühlte es sich anders, fremd und unangenehm an. Sie verstand nur nicht, warum. Um sie herum wurde es leise, endlich konnte sie in Ruhe nachdenken. „Ginny, Liebes, du hast ja gar nichts angerührt. Geht es dir nicht gut? Du bist ja ganz blaß.“ Jetzt drang Mrs Weasleys Stimme zu ihr durch und Ginny starrte in die Augen ihrer Mutter, in denen Besorgnis und Angst zu sehen waren. Warum musste ihr auch nur alles auffallen? „Nein, nein mir geht es gut. Ich habe nur zurzeit keinen Hunger.“ Als sie sah dass, das nichts half um Mrs Weasley zu beruhigen, lächelte sie. „Ich werde aber bestimmt im Zug Hunger kriegen. Kannst du mir vielleicht etwas einpacken?“ „Wenn du mir versprichst, dass du es auch wirklich essen wirst.“ Sagte die ältere Frau und schaute Ginny durchdringend an. Was Mrs Weasley, wie auch jeder andere im Raum nicht wusste, war, dass Ginny gelernt hatte sich gut zu verstellen um ihre Gefühle zu verstecken. So nickte sie mit einem Lächeln und sagte „Ich gehe und schaue nach, ob ich alles in meinen Koffer gepackt habe.“ Mit einem „Bis gleich“ stand sie auf und ging die Treppe hoch, währenddessen sie die Augen der am Tisch sitzenden Personen in ihrem Rücken fühlte als Ron „Schon wieder?“ flüsterte. Kapitel 2: Draco, der Schulsprecher ----------------------------------- 2. Draco, der Schulsprecher Endlich hatte sie ein leeres Abteil gefunden. Sie stopfte ihren Koffer auf die Ablage und setzte sich ans Fenster. An ihr zogen sich die üblichen Landschaften vorbei. Eine Stille umgab sie, die schlecht zu überhören war. Es war sehr ungewöhnlich, dass es still war auf dem Weg nach Hogwarts. Normalerweise saßen ihre Freunde bei ihr. Neville, Hermine, Ron, Harry... Jedoch waren sie alle jetzt SEG-F-Schüler und hatten somit einen ganzen Wagon nur für sich. Die SEG-F-Studenten würden es ohnehin besser als die Auszubildenen auf Hogwarts haben. Sicherlich würde Professor Dumbledore heute Abend viele neue Regeln bekannt geben, die ungerecht sein würden. Nein... Professor Dumbledore war nie unfair. Wie gern hätte sie jetzt jemanden, mit dem sie darüber diskutieren könnte? Irgendwie vermisste sie die Gesellschaft, die sie bis vor wenigen Monaten noch gehabt hatte. Es schien sich aber auch wirklich keiner der vorbeigehenden Schüler für sie zu interessieren. Kein hallo, kein Blick. „Wie depremierend.“ Flüsterte sie kaum hörbar. „Ah, die jüngste Weasley. Nicht doch – keine Freunde hier?“ Erschrocken fuhr sie zusammen. Wer war nun schon wieder daran Schuld, dass sie nicht wenigstens ein Mal für eine Stunde ihren Gedanken ungestört nachhängen konnte? Wütend starrte sie in die hellgrauen Augen ihres Störenfriedes. „Malfoy.“ sagte sie leicht aufgebracht, wobei sie eigentlich versuchen wollte gelangweilt zu klingen. „Na - kein Potter hier? Oder sind die Gerüchte wahr, dass er dich fallen lassen hat wie eine heiße Kartoffel? Glaub mir, ich hasse Potter, aber wenn er jemals etwas richtig gemacht hat, dann war es dich zu verlassen. Wer möchte denn schon so ein armes, zerlumptes Mädchen zur Freundin?“ War er hier um sie zu beleidigen und zu demütigen? Wobei – was stellte sie sich diese dumme Frage überhaupt? Er war ein Malfoy und somit war es ihm in die Wiege gelegt worden andere zu schikanieren. „Verschwinde!“ fauchte sie ihn an. Der blondhaarige Junge dachte jedoch nicht daran. Ein solch leicht reizbares Opfer würde ihm sicherlich den Tag versüßen, also schloss er die Abteiltür und setzte sich mit einem selbstgefälligem Grinsen ihr gegenüber. Ginny verdrehte die Augen. „Okay, wenn du mich beleidigen willst, dann tu’s, aber beeil dich, ich hab nicht vor die ganze Zugfahrt mit einer solchen Luftverpestung wie dir zu verbringen.“ Zu Ginnys Verwunderung fing Draco an zu lachen. Dieses Mädchen versuchte doch echt ihn zu beleidigen und schien nichts von seiner neuen Position mitbekommen zu haben. Das war ja fast niedlich. Er hoffte insgeheim gleich eine um Verzeihung bettelnde Weasley auf Knien rutschend zu sehen, wenn sie verstand, wem sie da gerade gegenüber saß. „Ich bin Schulsprecher.“ Grinste er sie überheblich und vielsagend an. „WAS!?“ schrie sie. „Welcher dämliche Vollidiot hat DICH zum Schulsprecher gewählt?“ Ihr Tag war der absolute Reinfall und zwar auf allen Ebenen. Das musste sie nun erbittert feststellen. Dieser überhebliche und unverantwortliche Ex-Totesser hatte doch tatsächlich einen höheren Rang als Schüler erreicht. „Nunja,“ sagte er als er sich endlich von ihrem einfach zu lustig aussehenden Gesicht losriss. „Ich für meinen Teil frage mich eher, welche Vollidioten mich nicht wählen würden.“ Wieder dieser selbstgefällige Gesichtsausdruck. Sie konnte ihn absolut nicht ausstehen. Weder diesen Ausdruck, noch ihn als Menschen. „Ich zum Beispiel. Was suchst du eigentlich hier in einem fast leeren Abteil, wenn du doch Schulsprecher bist und Aufgaben hast?“ Sie hielt inne. Die Antwort auf ihre mal wieder dämliche Frage konnte sie sich selber geben. „Machtausübung. Natürlich.“ seufzte sie gelangweilt. Sichtlich zufrieden schaute er das rothaarige Mädchen an. „Tja, Weasley, so ist das nunmal. So wie es aussieht habe ich jetzt Macht über dich. Wobei das hatte ich ja schon immer, nicht? Sag mir...“ Und plötzlich kam ihr Draco gefährlich nahe. „...wie fühlt es sich an ein armes, kleines, erbärmliches und ungeliebtes Mädchen einer Muggel verehrenden Familie zu sein?“ Zum Satzende hin wurden seine Worte immer leiser, dennoch sehr deutlich bis sie schließlich nur noch ein Flüstern waren. Mit weit geöffneten Augen starrte sie in die Seinen. Nicht nur, dass er immer leiser geworden war, er kam ihrem Gesicht so nah, sodass sie seinen Atmen auf ihren Lippen spüren konnte. Einerseits sackte ihr das Herz in die Hose, weil er seinen normalen Abstand von mindestens einem Meter und somit seine und auch ihre Grenzen überschritten hatte, andererseits musste sie ihre Tränen unterdrücken, da ihr Herz schmerzte. Eine plötzliche Leere breitete sich in ihr aus und dann merkte sie, dass er Recht hatte. Er hatte genau das ausgesprochen, was sie die ganzen letzten Monaten von sich gedacht hatte. Zwar in einem anderen Kontext, aber diese Adjektive trafen vollkommen auf sie zu. Ihre Familie war arm. Nicht das Reichtum wichtig war, dennoch hatte sie manchmal wirklich das Gefühl am sozialen Brennpunkt zu leben. Als „die kleine Ginny“ wurde sie schon immer bezeichnet. Ein kleiner, unbedeutender Mensch, nein Weasley (was für so manchen Zauberer noch wertloser als Mensch war), auf Erden, den sicherlich niemand wirklich vermissen würde, wenn es ihn nicht gäbe. Und ungeliebt? Ja, Harry hatte sie verlassen und schließlich saß sie hier auch ganz allein in einem vollbesetzten Zug, doch niemanden schien sie oder ihre Einsamkeit aufzufallen. Erbärmlich war sie schon immer. Damals lief sie Harry hinterher, jetzt log sie um ihre Ruhe vor ihm zu finden. Aber warum bezeichnete Draco sie als erbärmlich? Hatte er etwa Mitleid mit ihr oder war das nur so eine Floskel? Draco hatte bemerkt, dass Ginny schwer schluckte. Und...konnte er da tatsächlich eine kleine Träne in ihren Augen erkennen? Ein Glücksgefühl stellte sich bei ihm ein. Gleich würde dieses rothaarige Geschöpf anfangen zu heulen. Schon gleich am ersten Tag einen vollen Erfolg im Amt als Schülersprecher. Doch komischerweise weinte sie auch nach einer Minute in seine Augen starrend nicht, sondern verzog ihr Gesicht. „Malfoy, ich weiß ja wie selbstüberzeugt du von dir bist und dass dir ein paar Slytherinmädchen deine Füße lecken würden, nur um dir ein bisschen näher zu sein, aber ich würde liebend gerne auf einen Kuss von dir verzichten.“ „Ich..“ sagte Draco aufgebracht, doch weiter kam er nicht, da ihm Ginny ins Wort fiel. „Und wenn es kein Kuss sein soll - was du mir sicher sagen wolltest - was machst du dann bitte nur drei Zentimeter von meinem Gesicht entfernt und schaust mir so intensiv und fast lächelnd in die Augen?“ Ihm blieb der Mund offen stehen. Dann bewegten sich seine Lippen als wolle er was sagen, schloss ihn, um ihn auch schon gleich wieder zu öffnen. „Du...du weinst nicht?“ Zuerst dachte Ginny, er würde scherzen, aber ein Blick in seine wirklich unmalfoyhaft verwirrte Augen reichte um zu merken, dass er das gerade ernst gemeint hatte. Trotz ihrer nur drei Zentimeter Abstand prustete sie los und lachte ihn wortwörtlich ins Gesicht. Daraufhin presste er sich fast auf seinen Platz um nur den höchsten Abstand von ihr zu kriegen, den er auf diesem engen Raum kriegen konnte. Seine Augen verengten sich. „Was gibt’s da zu lachen?“ Dracos warnender, kalter Blick zeigte ihr, dass sie besser aufhören sollte ihn auszulachen, wobei sie es ja auch als anlachen bezeichnen könnte, aber dieses befreiende Gefühl zu lachen, war ihr schon zulange genommen worden um es jetzt einfach wieder wegzuschließen. Lachen tat ja so gut. Und wer hatte sie dazu gebracht? Ernüchternder Weise musste sie feststellen, dass Draco Malfoy der Auslöser gewesen war. Zugegeben, war nicht wirklich er, sondern vielmehr seine Dummheit an ihrem Lachanfall Schuld. Mit viel Selbstdisziplin schaffte sie es dann doch sich das Lachen zu verkneifen. Bei seinem Anblick, schwante ihr nichts Gutes. „Weasley,“ begann er zu reden mit einem so kühlen Blick, der ihre Adern gefrieren ließ. „Was hälst du davon, dein ganzes letztes, Schuljahr mein Zimmer zu putzen – mit einer Zahnbürste?“ Er schaute recht amüsiert und man konnte das Feuer in seinen Augen brennen sehen, das sich immer entfachte, wenn er jemanden unter seiner Kontrolle, wie er es nannte, hatte. „Gern.“ antwortete sie ohne redliche Gefühlsregung. Wieder blickte er düster drein. „Nein, das wäre keine so gute Idee. Erstens würdest du mit deinen verdreckten Weasley-Fingern alles nur beschmutzen. Zweitens würde ich dir die Möglichkeit geben in meiner Nähe zu sein, was mich bei dir keinesfalls anspricht. Und drittens...“ Nun sah er sie mit einem furchtbar bösen Grinsen an. „...will ich dich ja nicht in die Versuchung bringen etwas zu klauen.“ Das hatte mal wieder gesessen. Dennoch lächelte sie ihn mit einer Falschheit, die sie in den letzten Monaten gelernt hatte, an. „Schön. Dann wäre das ja geklärt. Willst du weiterhin deine kostbare Zeit mit einer Weasley verbringen oder wann verschwindest du endlich?“ Er stand auf und lächelte sie selbstgefällig an. „Nein, ich gehe jetzt. Aber da du sicherlich auch mal Ich-bin-schon-erwachsen spielen willst, was du als jüngstes und unbedeutendstes Wiesel nie durftest: Nachsitzen. Einen Monat. Bei mir. Jeden Tag. Ja, auch am Wochenende, Weasley –„ fügte er hinzu als er ihr ungläubiges Gesicht sah „Ab morgen immer ab 21 Uhr. Ich werde dich an der Kerkertreppe neben dem Verwandlung-Klassenraum abholen.“ Promt drehte er sich um und sagte: „Achja, ein Sterbenswörtchen zu einem Lehrer oder zu deinen Freunden, falls du noch welche haben solltest, und ich werde sagen, dass du mich abgrundtief beleidigt hast. Snape würde das gar nicht gefallen, vor allem nicht, da du dieses Jahr ja deine Abschlussprüfungen machst und in Zaubertränke ein T bekommen könntest. Sag mal, weißt du es schon? Ich bin Schulsprecher.“ Dann verließ er das Abteil und lachte in sich hinein. Ginny seufzte. Schlimmer konnte dieses Schuljahr doch gar nicht mehr werden. Kapitel 3: Zusammenarbeit mit ohne Magie ---------------------------------------- 3. Zusammenarbeit mit ohne Magie Hogwarts, ein Platz an dem sich fast jeder wie zu Hause fühlte. Fast, denn Ginny verfluchte diesen Ort allmählich. Das Jahr konnte doch noch schlimmer werden. So wie sie bei dem Marsch vom Hogsmeade Bahnhof nach Hogwarts mitbekommen hatte, durften die volljährigen Schüler jetzt gemischte Zimmer von bis zu vier Personen bilden. Hermine erklärte Ginny, dass sie auf ihr Schulsprecherin-Zimmer verzichten würde um mit Ron, Harry und Cho Chang auf ein Zimmer zu gehen. Harry und Cho. Das weckte Erinnerungen, denn Cho war (und wie sie vermutete, sollte man keine Vergangenheitsform benutzen, was dieses Thema anging) Harrys „erste, wahre Liebe“ gewesen. Gleich nachdem sie diese Nachricht erhalten hatte, sah sie auch schon die beiden sich prima unterhaltend. Ginny verdrehte die Augen. Ihr wurde aber auch wirklich nichts erspart. Der Gryffindor-Tisch war bereits brechend voll als sie mies gelaunt in die große Halle kam. Ganz hinten, gleich neben der Seitentür gab es noch einen Platz. „Hallo Luna, darf ich mich setzen?“ fragte Ginny ihre Mitschülerin freundlich. „Natürlich kannst du. Aber pass auf! Als ich da gerade drauf saß, hatte ich ganz stark das Gefühl, dass mit dem Stuhl etwas nicht stimmt. Ich vermute, dass mal wieder die Nagel dahinter stecken.“ Desinteressiert nickte Ginny dem verwirrt wirkenden Mädchen zu und setzte sich. Professor McGonagall begrüßte die Neuankömmlinge und setzte einen nach dem anderen den sprechenden Hut auf. Hin und wieder bemerkte Ginny, dass Jubelrufe kamen und gingen, aber ihr war es egal. Sie wartete auf die übliche Begrüßungsrede vom Schulleiter, da sie sehr gespannt war, was die neuen Schulregelungen anging. Endlich endete die Häuserauswahl-Zeremonie, da fingen auch schon alle an zu essen. Doch sie rührte nichts an. Den ganzen Tag lang hatte sie schon nichts gegessen, also würde sie jetzt sicherlich nicht nachgeben und es doch tun. Es kam ihr vor als ob Stunden vergangen seien bevor der Schulleiter anfing zu sprechen. „Willkommen liebe Schüler!“ Mit einem freudigen Lächeln schaute sich Professor Dumbledore in der gefüllten Halle um. „Unsere sonst so groß erscheinende Halle wirkt heute eng und klein. Machen sie sich jedoch keine Sorgen, dass das für immer so bleibt. Wenn sie die große Halle verlassen werden, wirken Zauber auf unser Schloss, die für mehr Platz Sorgen werden, so sehr mich auch dieser Anblick erfreut. Sie werden sicherlich schon mitbekommen haben, warum die Halle voller ist als sonst. Dennoch werde ich es ihnen erklären. In Hogwarts können ab diesem Schuljahr bereits ausgebildete Schüler studieren. Voraussetzung dafür ist, dass diese Schüler im Vorjahr hier ihren Abschluss gemacht haben und einen Schnitt von mindestens Annehmbar haben. Ich hoffe, dass sie ihre Chance nutzen und auch wie im Vorjahr gute Leistungen erbringen werden.“ Er machte eine kurze Pause. „Nun, da in Hogwarts viel mehr volljährige Schüler leben werden, gibt es eine Neuregelung der Zimmeraufteilung, die jedoch nur die SAG-F-Schüler, also die Studenten, betrifft. Sie dürfen sich ihre Zimmergenossen selber wählen, egal ob männlich oder weiblich oder welchem Haus sie angehören. Natürlich müssen alle mit der Zimmeraufteilung einverstanden sein. Allerdings müssen mindestens zwei und höchstens vier Schüler auf einem Zimmer sein und sie dürfen nicht während des Schuljahres einfach ein Zimmer wechseln. Um die Häusertradition zu wahren wurde ein neuer Turm für die gemixten Zimmer erbaut. Natürlich ist es ihnen erlaubt sich in den Gemeinschaftsräumen ihrer Häuser weiterhin aufzuhalten. Den Auszubildenen und damit meine ich auch die schon volljährigen Siebtklässler ist es strengsten untersagt es den Studierenden gleich zu tun und mit dem anderen Geschlecht ein Zimmer zu teilen. Sowie es auch auf keinem Fall ein Auszubildenden-Studierenden-Zimmer geben darf. Diese Regelungen wurden extra von dem Ministerium festgelegt, da sich sehr viele Eltern – und das aus gutem Grunde, denke ich - Sorgen machen. Nachruhe ist wie immer um 22 Uhr. Mr Filch, der Hausmeister, bat mich diesmal komischerweise es nicht zu erwähnen, aber von 22 Uhr bis 6 Uhr tritt in Hogwarts ein Zauber in Kraft, der sie unter gegebenen Voraussetzungen auf den Korridoren lokalisieren könnte. Somit wäre geklärt, dass sie nachts nicht im Schloss herumwandern sollten, wenn sie nicht wissen, wie sie es anstellen sollten ohne erwischt zu werden. Seien sie gewarnt, denn leider werden die Strafen beim Brechen von Schulregeln...“ Bis gerade eben hatte Dumbledore noch gelächelt. Jetzt huschte ein Schatten über sein Gesicht. „...auf Wunsch des Ministeriums höher ausfallen.“ Der Geräuschepegel in der Halle wurde schlagartig lauter, denn alle Schüler begannen darüber zu diskutieren, welch schlimme Strafen sie sich einhandeln könnten und abzuwägen, ob sie es schaffen würden die Regeln dieses Jahr mal wieder auf vielfacher Weise zu brechen ohne ein blaues Auge davonzutragen. Dumbledores Hand stieg langsam in die Höhe, was sofort für Ruhe sorgte. „Desweiteren möchte ich Ihnen ihre Schulsprecher Mrs Hermine Granger und Mr Draco Malfoy vorstellen. Bitte, stehen sie doch auf.“ bat Dumbledore die Schulsprecher. Alle klatschten und jubelten als Hermine, bescheiden lächelnd, und Draco mit seinem selbstgefälligem Grinsen aufstanden. Als sich alle wieder beruhigt hatten, sprach der Schulleiter weiter. „Dieses Jahr haben wir zwei große Ereignisse. Zunächst kann ich Ihnen mit Freuden mitteilen, dass der Weihnachtsball am 24. Dezember stattfinden wird. Ich hoffe, das viele von Ihnen über die Weihnachtsferien bleiben werden um dieses Fest mitfeiern zu können.“ Die Gesichter der Schüler, aber vor allem der Schülerinnen, erhellten sich. Die Weihnachtsbällen von Hogwarts waren berühmt dafür, dass sich viele Päärchen zusammenfanden und diese dann auch meinst nach ihren Abschlüssen heirateten. Wieder huschte Dumbledore ein Lächeln über sein Gesicht. „Vor genau vier Jahren hatten wir schon einmal einen Weihnachtsball, doch damals war der Anlass das Trimagische Tunier. Nun, das zweite Ereignis dieses Jahr wird nicht ganz so berühmt sein wie das Trimagische Tunier, jedoch lohnt es sich für jeden Schüler mitzumachen, da der Hauptpreis - und da vertrauen sie mal um mein Einschätzungsvermögen - sehr, sehr begehrenswert ist. Unsere geplante Veranstaltung, die man auch als ein Tunier bezeichnen könnte, heißt Zusammenarbeit mit ohne Magie.“ Ginny runzelte, wie jeder andere Schüler auch, die Stirn. Ein außergewöhnlicher Name für ein Tunier, aber das sah dem Schulleiter ähnlich. Dumbledore war nunmal außergewöhnlich. Ihr Gedankengang endete als sie wieder seinen Worten lauschte. „Da dieses Tunier jedoch trotz hoher Sicherheitsmaßnahmen ein paar Gefahren birgt, werden – wie auch beim Trimagischen Tunier damals - nur die volljährigen Schüler daran teilnehmen können. Weitere Informationen zu diesem Ereignis erhalten sie in einem Monat.“ Wieder war die große Halle von Gemurmel erfüllt. Dumbledore sprach weiter, diesmal ohne die Unruhen zu beachten. „So, ich denke, ich habe für heute genug geplaudert. Geht zu Bett, damit ihr morgen frisch ins neue Schuljahr starten könnt. Ich wünsche eine Gute Nacht!“ Kapitel 4: Nachsitzen á la Draco -------------------------------- 4. Nachsitzen á la Draco Es war kurz vor 21 Uhr. Sie schloss die Augen um sich ihren Tag noch einmal vor Augen zu führen. Um ehrlich zu sein, der erste Tag war einfach furchtbar gewesen. Nachdem sie ihren Stundenplan durchgegangen war, merkte sie, dass sie jeden Tag bis zu 16 Uhr Unterricht haben würde. Zaubertränke mit Snape musste sie sogar viermal pro Woche ertragen und wie immer auch montags in den ersten beiden Stunden. Sie fragte sich, wie dumm man nur sein konnte, Zaubertränke mit diesem Lehrer überhaupt zu wählen und schallte sich selbst dafür. Snape hatte dummerweise ein Auge auf Ginny geworfen, was sie schon im sechsten Schuljahr schnell zu spüren bekommen hatte. Seine Beleidigungen im Unterricht waren so gut wie immer an sie gerichtet, doch sie war es leid dagegen etwas zu sagen und für ihre berechtigten Widerworte Gryffindor-Punkte abgezogen zu bekommen. Um es schlicht auszudrücken, er hasste sie. Nicht nur, dass sie eine Gryffindor war, nein, er kannte Ron und Ron hasste er genauso sehr wie Harry, was schon was heißen sollte. Unter Beobachtung und Druck machte Ginny leider viele Fehler. Doch bei Snape war das anders. Bei ihm machte sie permanent Fehler, obwohl sie eigentlich alles konnte. Schon in der ersten Stunde dieses Schuljahres bekam für ihren Zaubertrank ein D (Schrecklich). Nicht das es für sie ungewöhnlich war, aber dann auch noch für die zweite Stunde Zaubertränke ein D zu bekommen, obwohl sie alles richtig gemacht hatte, brachte sie zum Kochen. Danach hatte sie Verwandlungen gehabt. Die Klasse musste eine Kröte in einen Vogel verwandeln, was sogar Ginny gelang. Professor McGonagall war zufrieden, aber hielt ihnen den Rest der Stunde eine Rede, wie schwer die Abschlussprüfungen werden würden und dass man überall mindestens ein A (Annehmbar) brauche um zu bestehen, was bei ihr nicht einfach so zu bekommen sei. In Muggelkunde traf sie auf ihre Freundin Anne Smith (eine braunhaarige Gryffindor aus ihrem Jahrgang, die Vertrauensschülerin war), die einen Tag später nach Hogwarts gekommen war, da einer ihrer Verwandten verstorben war. Anne war immer sehr nett zu Ginny gewesen und Ginny sah in ihr eine Vertrauensperson, auch wenn sie ihr nur unwichtige Dinge anvertraute. Am Nachmittag hatten die Beiden Kräuterkunde bei Professor Sprout und mussten Calamatas, Eidechsen ähnelnden, schleimigen Tiere, den Schleim oder Saft, wie auch immer man das zu bezeichnen mochte, in ein Glas tropfen, da er wie Wahrheitsserum wirkte. Dabei hatte sich Colin Creevey, ein guter Freund von Anne, ausversehen von Kopf bis Fuß damit vollgespritzt, weil er ein Calamata zu fest gedrückt hatte. Colins Anblick mit dem glänzenden Schleimanzug und den geschockten Blick war einfach zu komisch. Trotz Belustigung half Ginny ihm sich zu säubern ohne ein einziges Lachen. Es war schwer seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen, wenn man sie immer versteckt halten musste. Das Gefühl, das sie gerade überkam, war Wut und Unmut in einem. Gott weiß, warum sie nun wirklich pünktlich um 21 Uhr an der Kerkertreppe beim Verwandlungs-Klassenraum stand. Malfoy hatte schon 20 Minuten Verspätung. Hatte er nur einen Scherz gemacht als er vom Nachsitzen gesprochen hatte? Oder hatte er sich hier irgendwo versteckt und machte sich über die lustig? Genervt blickte sie in alle Richtungen und hielt nach einer Gestalt in der Dunkelheit Ausschau. Dabei fiel ihr Blick auf die dunkle Treppe, die zu den Kerkern führte. Seit sie damals vom Tagebuch-Riddle in die Kammer des Schreckens entführt worden war, hatte sie eine Phobie vor dunklen Räumen, geschweige denn vor Kerkern. Schnell wandte sie sich von diesem Anblick und den Gedanken ab, drehte sie sich um, da sie das Warten satt hatte, und rannte in eine große, männliche Person hinein. Ginny fiel auf den Boden und rieb sich die Nase. „Was zum...?“ sagte sie gereizt und blickte auf den Jungen, der vor ihr stand. „Malfoy.“ Ihre Stimme wurde kühl. „Du hast ziemlich auf dich warten lassen. In 30 Minuten muss ich wieder im Gryffindor-Turm sein. Also, lass es mich schnell hinter mich bringen.“ Das Einzige, was ihr zeigte, wie sehr er es gerade genoss, Herr der Lage zu sein, war sein überhebliches Grinsen. Mit einer Geste wies er sie an, ihm zu folgen, was sie auch tat, jedoch sehr zögerlich. Er führte sie geradewegs nach unten in die Kerker. Als er nicht beim Zaubertränke-Klassenraum stehen blieb, sondern noch tiefer in die Kerker hinunterging, wurden ihre Knie weich. Als sie noch weiter ins Kerker-Labyrinth abtauchten, bildete sich Angstschweiß auf ihrer Stirn, doch Draco bemerkte es offenbar nicht. Der Weg schien kein Ende zu haben und Ginnys Atem schien mit jedem Schritt schwerer zu werden. Draco führte sie durch eine Wand, die sich zur Seite drehte nachdem er seine Hand auf die gelegt hatte. Der Korridor, den sie freigab, löste in Ginny Übelkeitsgefühl aus. ‚Ginny, du musst stark sein‘, redete sie schon die ganze Zeit in ihren Gedanken auf sich ein. Dann fiel ihr Blick in einen Kerker. Ihre Augen weiteten sich. ‚Renn, Ginny, renn weg!‘ schrie eine Frauenstimme. Dann kreischte die Stimme vor Schmerz, den Ginny plötzlich auch empfand. Alles zog sich in ihr zusammen. Jeder einzelne Nerv zuckte und dennoch konnte sie sich vor Schreck kein Stückchen bewegen. Während der Schmerz abklang, merkte sie, dass sie ihre Augen geschlossen hatte. Ganz langsam öffnete sie sie und keuchte laut. Wofür auch immer dieser Kerker mal benutzt worden war, es war mehr Blut auf dem Boden als 20 Menschen hätten aufbringen können. „Na, Weasley. Angst?“ fragte Draco mit einer Gleichgültigkeit in der Stimme als würde er eine gefahrlose, schöne Landschaft entlang gehen. Dennoch klang seine Stimme durch das lang nachhallende Echo furchtbar unheimlich. Sie fasste all ihren Mut zusammen um zu sprechen, aber ihre Stimme zitterte leicht. „Ich und Angst? Wo denkst du hin?“ Ihr Versuch wütend zu klingen misslang ihr absolut. ‚Nur schnell das Thema wechseln.‘ dachte sie voller Panik. Wenn Malfoy ihre Schwäche für Kerker herausfände, würde er das schamlos ausnutzen. Es wäre nur eine Frage der Zeit bis er sie hier unten allein lassen und sie letztendlich doch weinen sehen würde. „Was...was ist eigentlich meine Strafarbeit?“ fragte sie unsicher, ob er den schnellen Themawechsel bemerken würde. Ein leises Lachen echote in der Luft. Hätte sie nicht gewusst, dass es Malfoy war, wäre sie ihm vor Angst in die Arme gesprungen. Ihre Gedanken schwirrten umher und es war ihr fast unmöglich ihre schweren Atemzüge zu unterdrücken. Wenn sie dieses Umherwandern in den Kerkern noch öfter machen müsste, würde sie sogar für Malfoy alles tun, damit er ihr das nicht mehr antat. Dieser Gang war die reinste Folter. Ängstlich schaute sie über ihre Schulter und achtete auf jedes Geräusch. Sie waren jetzt schon 10 Minuten - ihrer Meinung nach sinnlos - durch das Kerker-Labyrinth gelaufen. Wann kamen sie endlich an, wo auch immer er hinwollte? Gerade als sie wieder einen Blick über ihre Schulter warf, blieb Draco stehen und sie rannte direkt in ihn hinein. „Weasley, kannst du nicht aufpassen?“ Er verdrehte die Augen. Leicht beschämt blicke sie zu ihm auf. Erst jetzt bemerkte sie, wo sie waren. „Euer Gemeinschaftsraum?“ Kein Zweifel. Das war der Gemeinschaftsraum der Slytherins. Wie konnte man hier unten überhaupt leben wollen? Einen Kerker als Gemeinschaftsraum behagte ihr nicht ganz und zu wissen, dass sich hinter diesem unscheinbarem Eingang hunderte von Slytherins befanden, machte diesen Ort noch unbehaglicher. „Was soll ich hier?“ fragte sie. Genervt blickte er in ihr blasses Gesicht. „Nicht der Gemeinschaftsraum, du Dummkopf. Da.“ Er deutete auf eine prunkvolle Tür, die teurer gewesen sein musste als das Haus ihrer Eltern. Die Tür bestand aus teuerem Holz, hatte eine goldene Klinke und an beiden Seiten waren Schlangen eingeritzt. Man musste nicht mal viel Ahnung von Türen oder Materialien haben und wusste sofort, dass diese von vielen Zaubersprüchen umgeben war, die ungebetenen Gästen den Weg versperrte. „Wow!“ Sie redete mal wieder schneller als sie dachte. Am liebsten hätte sie sich jetzt eine Kopfnuss gegeben, denn sie hatte Malfoy gerade den Beweis geliefert, den er schon immer haben wollte. Sie gab zu seinen Reichtum zu bewundern. „Das ist die Tür zu meinem Schulsprecher-Zimmer. Hübsch, nicht wahr? Viel zu hübsch für deine Augen, aber um der Strafe Willen, sei‘s drum. Doch ich warne dich, Weasley, rühr nichts an!“ Dieser arrogante Schnösel ging ihr so langsam aber wirklich auf den Geist. Ihre Strafe bestand sicher daraus sich seine Sticheleien gefallen zu lassen. Wie konnte sie nur so doof sein und zum Nachsitzen kommen, nur weil er es angeordnet hatte? Dachte sie wirklich, er würde sie bei Snape anschwärzen? Natürlich, würde er das. Er hatte jetzt eine Position, mit der er nicht umgehen konnte und die er zu seinem Vorteil nutzen würde. Doch war es das wert, kein A in Zaubertränke in ihren UTZ’s zu bekommen? Ja. Sie musste sich also zusammenreißen und das tun, was er ihr befahl. Doch ganz kampflos würde sie ihn nicht gewinnen lassen. „Was möchte ich denn schon von dir anrühren?“ fuhr sie ihn an. Und da war es wieder. Sein selbstgefälliges Grinsen. Am Liebsten hätte sie ihm die Visage poliert. So wie viele anderen Schüler, hoffte sie, dass sich jemand das eines Tages mal wirklich traute. „Ich denke, da gibt es vieles was du von, sogar vielleicht an mir anfassen wollen würdest.“ Jetzt war es an ihr die Augen zu verdrehen. Seine ständigen Liebeserklärungen an sich selbst konnte man auf Dauer einfach nicht ignorieren. „Malfoy, du bist sowas von eingebildet. Mag ja sein, dass du stolz auf dich bist und dich für etwas Besseres hälst, aber glaub mir, Gründe dafür hast du nicht. Und ich wäre die Letzte, die dir hinterherschmachten würde wie diese oberflächlichen Gänse aus deinem Haus.“ Das Gesagte klang schärfer als sie es beabsichtigt hatte. Schon gleich bereute sie es. „Soso, mal sehen, ob du gleich auch noch so ein lautes Mundwerk hast.“ sagte Draco spöttisch, öffnete mit einem geflüsterten Passwort die Tür und wies ihr wieder ihm zu folgen. Das Zimmer sah einfach atemberaubend schön aus. Sein Bett – ein Himmelbett - stand gleich neben der Wand auf der rechten Seite des Zimmers und sah sehr gemütlich aus. Die Bettwäsche hatte die Farben der Slytherins, grün-silber und lud zum Kuscheln ein. Circa zwei Meter von seinem Bett entfernt, stand ein großer Tisch aus Mahagoni, auf dem ein Stapel von Büchern lag. Drei mit Büchern aller Art gefüllte Regale beschlagnahmten den linken Teil des Zimmers und gleich neben den Regalen, war eine Tür, hinter der sich vermutlich ein Badezimmer befand. Durch fünf große Kerzen, die an den Wänden schwebten, wurde das Zimmer erleuchtet und wenn man zur Decke sah, schien diese ein endlos weiter Nachthimmel mit funkelnden Sternen zu sein. „Jetzt sag mir bitte, was ich machen soll.“ Das war das Beste, was sie jetzt machen konnte. Ihn und seinen Reichtum kaum Beachtung zu schenken, schien das Vernünftigste zu sein. Draco nahm ein Buch aus dem Regal und legte sich aufs Bett. „Du kannst die Regale putzen und zwar ohne Magie.“ Sagte er ohne von seinem Buch aufzuschauen. Mit dem Buch in der Hand, stand er auf und stellte sich vor sie. „Deinen Zauberstab, Weasley.“ Ginny glaubte, sich verhört zu haben. Innerlich protestierte sie. Trotzdem gab sie ihm ihr Allerheiligstes und machte sich ohne ein weiteres Wort an die Arbeit. Nach 5 Stunden – so kam es Ginny vor – purer Stille, sprach er die Worte aus, auf die sie nur gewartet hatte. „So, Weasley, du kannst gehen.“ Sie blickte auf, ließ den Putzlappen an der Stelle liegen, die sie als letztes gesäubert hatte und ging zur Tür. „Komm morgen wieder um die gleiche Uhrzeit zum Verwandlungs-Klassenraum. Allerdings würde ich mich an deiner Stelle jetzt beeilen. Du hast genau 3 Minuten bis zur Nachtruhe.“ Seine Verabschiedung enthielt keine Beleidigung, folglich musste es ja irgendwo einen Haken geben. „Ich habe aber keine Ahnung, wie ich zum Gryffindor-Turm komme und außerdem haben wir 15 Minuten gebraucht um hierher zu kommen. Kannst du mir mal verraten, wie ich das schaffen soll?“ schrie sie ihn aufgebracht an. „Weasley, da ich Schulsprecher bin, werde ich heute auch mal eine gute Tat vollbringen. Du öffnest die Tür und gehst dann links die Treppe hoch. Es dauert nicht mal eine Minute und du bist fast bei deinem Turm.“ „Was...?“ fragte Ginny verwirrt. „Aber wir sind doch von rechts gekommen?“ Dracos Gesicht erhellte sich mit jedem Wort, das sie sprach. „Aber Weasley. Hast du es immer noch nicht verstanden?" sagte er fast liebevoll. "Das gehörte zu deiner Strafe und du musst zugeben, sie war sehr effektiv. Die Folterkammern haben dir schön viel Angst gemacht.“ Verdattert schaute sie den blondhaarigen Slytherin an. Ja, er war durch und durch ein Slytherin. Ein Slytherin, der Schulsprecher war. Ein Schulsprecher, der, auch wenn er es nicht wusste, ihre größte Angst ausnutzte. Wie sehr sie ihn doch hasste. Schnell warf sie ihm den finstersten Blick zu, den sie konnte und knallte die Tür hinter sich zu. ‚Der Kerl hat doch nicht mehr alle Tassen im Schrank!‘ schrie sie in ihren Gedanken. Sie hatte das Gefühl nur noch aus Wut zu bestehen. Und dieses Gefühl verspürte sie deutlich stärker als sie auf die Uhr sah und feststellen musste, dass sie nur noch 30 Sekunden Zeit hatte den Gryffindor-Turm zu erreichen. „Oh, ich werde ihn umbringen.“ murmelte sie sauer vor sich hin. „Dem werd ich morgen aber mal gewaltig meine Meinung geigen.“ Kapitel 5: Eine ausgerutschte Hand ---------------------------------- 5. Eine ausgerutschte Hand Als sie am nächsten Morgen aufwachte, sah die Welt jedoch ganz anders aus. Nachdem sie die ganze Nacht Alpträume von den Schreien der Frau in der Folterkammer hatte, würde sie es nicht wagen Draco Angriffsfläche zu bieten, indem sie zugab, diese Kerker zu fürchten. Außerdem hatte sie gestern ihren Zauberstab bei ihm vergessen und würde ihn bestimmt nicht wiederbekommen, wenn sie Draco fertig machen würde. Sie hüpfte aus ihrem Bett, packte ihre Schultasche, wobei ihr Blick auf ein rotes Buch fiel, das sie mit einsteckte und ging hinunter in die großen Halle. Seit der Begrüßungszeremonie gestern hatte sich wirklich alles vergrößert. Das Platzmangel-Problem schien sich in Luft aufgelöst zu haben. Die vier Tische waren länger geworden, sodass jeder Schüler mit Sicherheit einen Platz bekommen konnte. Leider schien das jedoch nur bei den anderen Häusertischen so zu sein, denn am Gryffindor-Tisch gab es nur noch einen freien Platz – neben Hermine, die Ginny auch schon bemerkt hatte und zuwinkte. ‚Was solls‘ seufzte sie innerlich und ging auf Hermine zu. „Hallo Ginny! Sag mal, wo warst du vorgestern? Wir haben dich im Zug gesucht, aber nicht gefunden. Und was hast du gestern gemacht, dass wir dich nicht zu Gesicht bekommen haben?“ fragte Hermine, die sie immer wie eine kleine Schwester behandelt hatte. Ginny lächelte, nickte ihrem Bruder und Harry zu. „Ich habe euch auch im Zug gesucht. Wir sind wohl aneinander vorbeigelaufen.“ log sie ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. „Und gestern musste ich viel für die Schule machen. Ihr wisst ja, erster Schultag und so.“ Zufrieden nickte Hermine und biss in ein belegtes Brötchen. „Setz dich doch! Möchtest du was essen?“ fragte Ron fürsorglicher als normal. ‚Essen...‘ dachte Ginny. Seit zwei Tagen ernährte sie sich jetzt schon von Orangensaft, aber sie hatte absolut keinen Hunger. „Nein, danke. Ich hab keinen Hunger.“ „Du isst in der letzten Zeit aber ziemlich wenig, Gin. Pass auf dich auf!“ Ron sah sie jetzt mit einem Blick an, den sie normalerweise nur von ihrer Mutter kannte. Unweigerlich musste sie schmunzeln. „Ich hab schon gegessen.“ kicherte sie die nächste Lüge. „Aber lasst es euch gut schmecken. Ich muss noch was erledigen.“ Und schon war sie aus der großen Halle verschwunden. Harry aß weiter als ob nichts gewesen wäre, doch Hermine und Ron schauten sich an und tauschten fragende Blicke aus. Irgendetwas stimme nicht. Nachdem sie die Halle verlassen hatte, wechselte sie ihr falsches Lächeln durch einen gequälten Gesichtsausdruck aus. Ihr Magen machte Anstalten und knurrte. Vielleicht sollte sie doch zurück in die große Halle gehen und etwas essen. Für einen kurzen Moment verschwamm die Sicht vor ihren Augen und sie musste sich an dem nächstbesten Gegenstand festhalten. So harrte sie circa eine Minute aus und als sie wieder klar sehen konnte, bemerkte sie Draco mit Grabbe und Goyle auf der Treppe. Sie schienen zum Frühstück gehen zu wollen. ‚Jetzt oder nie!‘ sagte sie sich und ging auf den hellblonden Slytherin zu. „Malfoy, du hast etwas, das mir gehört.“ sagte sie aggressiv. „Sieh an, eine Gryffindor. Weißt du, ich denke, ich besitze viel, was du gerne hättest, aber gehören wird dir davon nie etwas.“ Draco lachte und Grabbe und Goyle stimmten sofort mit ein. Ginny fand das gar nicht witzig, trat zwei Schritte auf Draco zu, sodass sie direkt vor ihm stand, und tippte mit dem Zeigefinger bei jedem Wort, das sie sprach, hart gegen seine Brust. „Du arroganter, aufgeblasener Schnösel! Entweder du gibst mir jetzt meinen Zauberstab oder dir passiert was!“ Dabei schaute sie ihn so böse an, dass selbst ein Malfoy Angst kriegen müsste, Draco hingegen blieb jedoch unbeeindruckt. „Aha. Und wie willst du das anstellen? So ohne deinen Zauberstab?“ Nun wichen sogar Grabbe und Goyle, die Muskel bepackten Leibwächter von Draco, ein paar Schritte zurück, da sie befürchteten, dass Ginny ihre Wut, die man ihr deutlich ansehen konnte, auch gegen sie richten könnte. „Ich habe so meine eigenen Methoden – auch ohne Zauberstab.“ fauchte sie ihn an. Zu Grabbe und Goyles Verwunderung, lächelte Draco zynisch und näherte er sich wie damals im Zug ihrem Gesicht. „Ach, ich vergaß. Du bist eine Weasley, eine Muggelfreundin. Dann leb doch wie so einen Muggel, ohne Zauberstab. Leuten wie dir und deiner Familie sollte es verboten sein, einen Zauberstab zu besitzen. Ihr seid es nicht wert in der Zaubererwelt zu leben! Ihr seid es nicht mal wert überhaupt zu leben!“ Bam. Ginny starrte geschockt auf ihre Hand und dann zu Draco, der bewusstlos auf dem Boden in seinem eigenem Blut lag. Es war bereits dunkel und nichts verursachte auch nur ein kleines Geräusch im Schloss, da sich die meisten aufgrund der Nachtruhe nicht aus ihren Zimmer trauten. Ginny saß kerzengerade neben einem Bett, indem jemand in weißen Decken eingehüllt lag und leise atmete. Wie konnte sie das nur tun? Draco hatte sie provoziert, ja, aber dass sie ihre Selbstbeherrschung so verlor, war ihr noch nie passiert. Eigentlich war ihr Faustschlag gar nicht der Hauptgrund, warum dieser blonde Junge jetzt hier auf der Krankenstation lag. Er war nur falsch gelandet und hatte sich an der Treppenkante den Kopf aufgeschlagen. Trotzdem hatte Ginny ein furchtbar schlechtes Gewissen. Madame Pomfrey hatte ihr gesagt, dass Draco heute nicht mehr aufwachen würde, da sie ihm einen Zaubertrank verabreicht hatte, damit er schlief und sein Kopf sich erholen konnte. „Kopfwunden darf man nie unterschätzen!“ hatte die Heilerin erklärt. Ginny war vom Unterricht befreit worden, da sie unter Schock stand. Seit dem Vorfall hatte sie kein Wort mehr von sich gegeben, auch nicht als Snape ihr mitteilte, dass Draco sie für diese Missetat bestrafen würde und Snape höchstpersönlich dafür sorgen würde, dass die von Draco verhängte Strafe nicht glimpflich ausfallen würde . Doch ihr war es egal. Sie wich nicht von Dracos Seite, obwohl sie wusste, dass er ihr nach diesem Schlag das Leben zur Hölle machen würde. Als die Uhr zur Nachtruhe schlug, hatte sie sich versteckt um im Krankenzimmer bleiben zu können. Nachdem Madame Pomfrey ihren Rundgang gemacht hatte, setzte sich Ginny wieder zu Draco. Nun saß sie schon seit Stunden mit Tränen in den Augen an seinem Krankenbett und schrieb in das rote Buch, dass sie sich morgens in die Tasche eingepackt hatte. Tausend Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Noch immer nahm sie alles wie in Trance wahr. Sie merkte nicht einmal, dass in der Dunkelheit ein Augenpaar auf sie gerichtet war. ‚Was soll ich bloß sagen, wenn er aufwacht? Ich muss mich entschuldigen. Aber wie? Warum? Warum bin ich so ausgerastet? Malfoy hat mir doch schon schlimmere Sachen an den Kopf geworfen. Ich...ich fühl mich so anders. Was ist bloß los mit mir? Wer bin ich?‘ Eine einsame Träne rollte ihre Wange hinunter. „Weasley?“ hallte eine schwache Stimme durch den Raum. Ginny fuhr zusammen. Ihr Mund blieb offen stehen als sie in die hellgrauen Augen von Draco sah. Ohne zu merken, dass er es tat, strich er ihr sanft über die Wange und nahm ihr die Träne. Ein unglaubliches Gefühl durchströmte ihren Körper und sie fühlte sich nicht mehr hilflos und allein, sondern aufgefangen und beschützt. Langsam schloss sie ihre Augen und genoss die Wärme, die diese warmen Männerhände ihr schenkten. Plötzlich realisierte Draco die Situation und zog schnell seine Hand weg. „Weasley, was tust du hier?“ fragte er mit einem scharfen Unterton. Ginny öffnete erschrocken ihre Augen und sah verstört in die Seinen, die genau das Gegenteil der Wärme, der gerade noch auf ihrer Wange gelegten Hand, ausstrahlten. Sie bewegte ihren Mund um etwas zu sagen und musste verzweifelt feststellen, dass kein Ton herauskam. Sie versuchte es wieder und wieder - vergebens. „Ja, Weasley? Ich höre...“ Seine Stimme zitterte leicht vor Zorn. Wieder wollte sie etwas sagen, doch all die Worte blieben in ihrem Kopf gefangen und Tränen füllten sich in ihren Augen. Warum konnte sie nicht sprechen? Was war nur los? „Du hast mich geschlagen und wagst es an meinem Krankenbett zu sitzen?“ sagte er sauer in die Stille hinein. Allmählich wurde Draco die Sache zu doof. Er wollte, dass Ginny sich bei ihm entschuldigte und ihm sagte, dass sie es bereue, vielleicht dazu noch auf dem Boden herumrutschte, aber sie gab keinen Laut von sich und schaute ihn nur mitleiderregend an als ob sie hier das Opfer wäre. „Du bist so erbärmlich!“ sagte er in einem abfälligem Ton. Da war es wieder. Erbärmlich. Genauso fühlte sie sich im Moment. Sie wollte ihn anschreien. Ihm sagen, dass das nicht stimmte; dass sie stark sei; dass er der Erbärmliche hier war und nicht sie, aber es stimmte nicht und alles was ihre momentanes Befinden ausdrückte, waren die endlos vielen Tränen, die ihre Wange herunterliefen. Eigentlich hätte Draco jetzt gelacht, aber ihm blieb es im Halse stecken. Sie tat ihm doch tatsächlich leid! ‚Mitleid? Ich und Mitleid? Pah!‘ dachte er. „Was ist denn los, Weasley? Willst du zu deiner Mami?“ ahmte er Mrs Weasley nach, wenn sie ihre Kinder bemutterte. Immer mehr Tränen strömten aus ihren Augen. Sie fühlte sich schwach. In ihrem ganzen Leben hatte sie sich noch nie so schwach gefühlt wie jetzt. Draco hingegen fühlte sich großartig und schlecht in einem. Großartig war, dass er dieses Mädchen wirklich zum Weinen gebracht hatte und schlecht...weil es ihm irgendwie nicht gefiel. Dieser Anblick versetzte ihn Stiche, durch die er für kurze Zeit das Gefühl hatte, nicht mehr atmen zu können. ‚Warum um alles in der Welt weint diese Weasley überhaupt?“ fragte er sich. Er hatte sie doch schon oft beleidigt und normalerweise war sie auch ziemlich schlagfertig. So langsam nervte ihn dieses Gefühl in seiner Magengegend. Er sah ihn ihr verweintes Gesicht und lauschte den stummen Tränen, die nicht aufhören wollten zu fließen. Zu seiner eigenen Überraschung nahm er sie in seine Arme, drückte sie fest an sich und strich ihr sanft über den Rücken. Mit einem Schmerz verzerrten Gesicht krallte sie sich an seine Bluse und fing an zu schluchzen. Ihr Schluchzen war einfach herzzerreißend, aber etwas in ihm war froh überhaupt irgendeinen Laut von ihr zu hören. Erst nach 5 Minuten war es im Zimmer wieder still geworden. Ginny lag noch immer in seinen Armen und er streichelte über ihr weiches Haar. ‚Was ist passiert, dass dieses hübsche Mädchen so weinen muss?‘ grübelte Draco in Gedanken. Doch als ihm klar wurde, was er da gerade gedacht hatte, verdrängte wie automatisch eine Mauer alle unmalfoyhaften Gedanken aus seinem Kopf. ‚Hübsch? Draco, so langsam spinnst du aber! Sie ist eine Weasley, hat rote Haare und Sommersprossen und ist eine Blutsverräterin! Wie kannst du sowas überhaupt denken?‘ Er sah an sich hinunter, wollte das rothaarige Mädchen gerade von sich stoßen als er bemerkte, dass sie regelmäßig atmete. ‚Sie ist eingeschlafen. Herrgott, warum eigentlich ich?‘ Genervt verdrehte er die Augen und zog sie auf sein Bett, doch all seine Versuche, ihre Krallen von seiner Bluse los zu kriegen, waren umsonst. Schließlich gab er sich geschlagen und ließ sie an seinem Oberkörper gekuschelt liegen. Er runzelte die Stirn und fuhr sich durch sein Haar. Unglücklich fasste er sein momentanes Problem zusammen: Er lag mit dem Weasley-Mädchen in einem Bett. „Na toll!“ seufzte er leise. Kapitel 6: Der stille Kuss -------------------------- 6. Der stille Kuss Das Erste, was sie dachte, als sich ihre Augen öffneten, war: ‚Wo bin ich?‘ Draußen ging die Sonne auf, was das schwach rötliche Licht zeigte, das durch das Fenster hinein schien. Plötzlich bemerkte sie, dass sich vor ihr ein Brustkorb leicht hob und senkte und zwei Arme um ihre Taille geschlungen waren. Ungläubig starrte sie auf die weiße, leicht geöffnete Bluse, die den muskulösen Oberkörper vor ihr einhüllte. ‚Ich träume.‘ stellte sie fest, schloss die Augen und atmete tief den Duft ihres Gegenübers ein. Er roch einfach betörend gut und ziemlich männlich. ‚Das kann nicht sein!‘ Daraufhin öffnete sie wieder ihre Augen, kuschelte sich an seine Brust und musste sich selbst eingestehen, dass das alles doch etwas zu real für einen Traum war. Sie seufzte glücklich. „Na, Weasley? Wie war das noch mal mit dem anfassen?“ ertönte eine gleichgültige Stimme. Ginny fuhr hoch und sah in das Gesicht von... „Malfoy, du...“ fing sie aufgebracht an zu brüllen, doch Draco zog sie schnell an sich und hielt ihr grob mit der Hand den Mund zu. „Bist du bescheuert?“ zischte er. „Du weckst doch alle auf! Mist, da kommt jemand!“ Dann drehte er sie auf den Rücken, legte sich leicht auf sie drauf und zog seine Decke über sich. Völlig perplex starrte Ginny ihn an. Was tat er da? Sie wehrte sich heftig, doch seine Griffe wurden dadurch nur noch viel fester. Wütend biss sie ihm in die Hand, fand ihre Stimme wieder und schrie ihn an. „Sag mal, spinnst du??“ Sie sah in sein Schmerz verzerrtes Gesicht, wollte eine Antwort, doch verstummte schlagartig. Sie MUSSTE träumen, denn anders war das hier nicht zu erklären. Ihre Pupillen hatten sich geweitet und seine halb geöffneten Augen, in denen sie sich zu verlieren drohte, schienen sie anzulächeln. Draco presste sanft, aber bestimmt, seine Lippen auf Ginnys Mund. Ihr Herz schien ihr aus der Brust zu springen, ihre Wangen färbten sich leicht rosa und ein Kribbeln in ihrem Bauch breitete ihr ein Hochgefühl, von dem sie nie gedacht hätte, dass es das gab. Langsam schloss sie ihre Lider und versank in dem Gefühl, das dieser Kuss ihr gab. Madame Pomfrey kam gerade ins Krankenzimmer. Sie stand in der Tür und musterte Dracos Bett. „Ich hätte schwören können, dass hier jemand gesprochen hat. Naja, vielleicht redet Mr Malfoy im Schlaf.“ murmelte sie, sah sich noch mal gründlich um, zuckte mit den Achseln und verließ daraufhin wieder den Raum. Nachdem Draco sich sicher war, dass sie nicht mehr zurückkommen würde, wollte er sich von Ginny Lippen lösen, aber er konnte nicht. Ihm gefielen diese warmen, weichen Lippen des Mädchens unter ihm. Er hatte schon oft geküsst - er war schließlich beliebt bei den Mädchen. Sei es sein Reichtum, sein Aussehen oder seine Art – die Mädchen standen bei ihm Schlange. Zurzeit war er mit Pansy zusammen, aber er hatte noch nie...wirklich noch nie solch ein seltsam angenehmes Gefühl bei ihren Küssen gehabt. Vor allem hatte er noch nie nur durch ein belangloses Lippe auf Lippe legen überhaupt ein Gefühl gehabt. Wohl wissend, was er da tat, genoss er diesen Moment. Nach zwei weiteren Minuten jedoch nahm er widerwillig von Ginnys Lippen Abschied, hob seinen Körper an und saß nun durch seine Arme gestützt über ihr. Währenddessen öffnete sie ihre Augen und sah ihn unsicher an. Draco musste sich eingestehen, dass sie einfach wunderschön aussah. Ihr leicht verwuscheltes, rotes Haar, das ihr Gesicht umrandete, ihre unsicher dreinblickenden, braunen Augen, die ihn magisch anzogen, ihre weichen Wangen, die einen rosanen Teint angenommen hatten und ihre sanften Lippen, die so wunderbar küssen konnten und ihn nur beim Ansehen wahnsinnig machten. Was dachte er da nur schon wieder? Er schüttelte seine Gedanken ab und grinste sie nun wie üblich selbstzufrieden an. „Na, Weasley? Hat’s dir gefallen? Du hast sicher noch nie einen so tollen Jungen wie mich geküsst. Beziehungsweise – hast du überhaupt schon mal jemanden geküsst? Sicher, du warst mit Potter zusammen...“ sagte er abfällig. „Man merkt, was für einen schlechten Geschmack er hat. Mit solch miserablen Küssen verjagst du ja jeden Junge.“ Ginny hörte nur die Hälfte von dem, was Draco sagte, aber sie hatte deutlich heraushören können, dass ihm der Kuss nicht im geringsten gefallen hatte. Noch leicht verwirrt fasste sie sich wieder. „Was sollte das?“ sagte sie schnippisch. Draco wusste, dass Ginny Madame Pomfrey nicht bemerkt hatte, da sie sich auf den Kuss konzentriert hatte und fand es toll, eine Möglichkeit zu bekommen ihr zu zeigen, dass er sie keinesfalls freiwillig geküsst hatte. „Oh Gott, Weasley. Glaubst du wirklich, ich hätte das gern getan? Wegen deinem Geschrei ist die Pomfrey hereingekommen, wenn du es nicht bemerkt hast. Mag ja sein, dass du dich gerne damit gerühmt hättest mit mir in einem Bett vorgefunden zu werden, aber ich würde mich nur ungern rechtfertigen müssen.“ Einen Moment herrschte Stille. Dann prustete Ginny los und versuchte dem genervten Draco unter ständigen Lachunterbrechungen zu erklären, was sie gerade so belustigte. „Ich... es ist nur...ich mich mit dir rühmen???“ Als sie endlich ihr Lachen unter Kontrolle gebracht und ihre Lachtränen weggewischt hatte, wurde sie allerdings schon neugierig. „Warum lag ich überhaupt in deinem Bett?“ Da war sie schon wieder. Die Sprachlosigkeit, die bei Draco bis jetzt nur diese Weasley verursacht hatte. Was sollte er ihr denn sagen? Er hätte kein Problem damit ihr zu berichten, wie sehr sie geflennt hatte, aber den Teil, warum sie letztendlich in seinem Bett lag... Das hieße, er müsse ihr sagen, dass er Mitleid mit ihr hatte. Draco Malfoy und Mitleid? Ja, diese Konstellation war nach heute Nacht durchaus möglich; das musste er sich eingestehen. „Du erinnerst dich also nicht?“ Ein fieses Grinsen umspielte sein Gesicht. Er könnte ihr alle möglichen Geschichten auftischen und sie würde nie erfahren, ob sie stimmten oder nicht. Ginny versuchte sich zu erinnern, doch es fiel ihr schwer. Sie hatte Malfoy geschlagen und daraufhin die ganze Nacht an seinem Bett gestanden und...Hatte sie nicht auch noch geweint? Ja, das hatte sie. Aber da war doch noch etwas. Sie überlegte fieberhaft und plötzlich war es an ihr zu grinsen. „Seit wann denn so fürsorglich, Malfoy?“ Draco fühlte sich ertappt, aber sein Grinsen verschwand nicht. „Ich und fürsorglich?“ flüsterte ihr plötzlich ins Ohr. Irritiert sah sie ihn in ein hinterlistig aussehendes Gesicht. „Ich denke nicht, dass ich es bin.“ Hauchte er. „Aber vielleicht sollte ich so fürsorglich sein und dir zeigen, wie man richtig küsst?“ Ginnys Gesicht war gezeichnet von purem Entsetzen als er nun wieder über ihr war. Kam es ihr nur so vor oder versuchte Malfoy sich an sie heranzumachen? Nein, er würde das sicherlich nicht ernst meinen. Doch so sicher war sie sich nicht mehr als er ihr immer näher kam. Reflexartig holte sie mit ihrer Hand aus und wollte ihm eine Ohrfeige verpassen, aber er kam ihr zuvor und hielt ihre Hand fest. „Nana, Weasley. Seit wann schlägt man denn Schulsprecher?“ So langsam bekam Ginny aber wirklich Panik. Also versuchte sie ihn abzulenken während sie sich langsam aus seinen Armen befreien wollte. „Warum bist du als SEG-F-Student eigentlich Schulsprecher? Ist das nicht ein bisschen unlogisch? Ich meine, normalerweise sollten doch normale Schüler Schulsprecher werden.“ Sie sprach so schnell, dass es auffälliger gar nicht mehr hätte sein können. Diese Angst, die sich in Ginnys Augen zeigte, ließ Draco nur noch mehr Gefallen an dem Spiel bekommen. „Unlogisch ist es nicht. Schließlich kennt Dumbledore uns schon lange.“ Den Namen des Schulleiters hatte er mit so einem abfälligem Ton gesprochen, dass Ginny nicht wissen wollte, wie sehr Draco Dumbledore wirklich hasste. Die Ablenkung schien nichts zu bringen und wieder konnte sie seinen warmen, angenehmen Atem auf ihren Lippen spüren. Plötzlich wurde Ginny zornig auf sich selbst. Ständig ließ sie sich von Jungs herumschubsen und wie Dreck behandeln – und dann auch noch von Malfoy. Was fiel ihm eigentlich ein sie ohne ihre Erlaubnis zu küssen? „Malfoy, dir ist schon bewusst, dass du noch immer in einem Bett mit einer Weasley bist und dich gerade über mir befindest?“ sagte sie in einem so scharfem Ton, sodass das Grinsen in Dracos Gesicht erstarrte. Dieses Mädchen hatte Recht. Er flirtete doch tatsächlich mit einer Weasley! ‚Nein!‘ protestierte eine Stimme in seinem Kopf. ‚Ich zeige ihr lediglich, wer hier das sagen hat! Mir gefällt es einen Weasley so hilflos in meiner Gewalt zu haben.‘ Zugegeben war es eine etwas ungewöhnliche Machtausübung, aber es war eine. Somit rechtfertigte er sein Verhalten, doch ließ trotzdem von ihr ab. Bald würde es 6 Uhr sein und somit wäre die Nachtruhe vorbei, was hieße, dass Grabbe, Goyle und Pansy ihn hundertprozentig besuchen kommen würden. „Natürlich bin ich mir dessen bewusst.“ Seine Stimme klang emotionslos. „Allerdings wüsste ich schon gerne, ob du dir Hoffnungen gemacht hast, dass ich dich küssen würde?“ sprach er und das Grinsen ersetzte wieder seine kühlen Gesichtszüge. „Du bist ein Vollidiot und ich hasse dich!“ war das Einzige, was sie sagen konnte. Damit stand sie auf und ging zur Tür. „Das ist wohl ein ‚Ja‘.“ Sie fragte sich, warum sie nur so dumm gewesen war und gestern solche Gewissensbisse gehabt hatte als er wieder so überheblich sprach. Wütend drehte sie sich um. „NEIN, heißt das!“ fauchte sie ihn an. „Weasley, du weißt, dass du heute Nachsitzen bei mir hast? Ich denke, Professor Snape wird mir die Möglichkeit geben mich für diesen Schlag zu revanchieren. Du kannst von Glück reden, wenn ich dich nicht in den Folterkammern schmoren lasse.“ Ginnys Atem stockte. Eine Welle aus Panik und Verzweiflung quoll in ihr an. „Bitte...können wir das nicht auch anders regeln? Alles - bloß nicht das!“ sagte sie leise, aber er konnte es verstehen. Er lächelte sie zufrieden und selbstgefällig an. „Was hast du gesagt, Weasley? Ich kann nichts hören!“ sprach er mit einem unschuldigen Gesichtsausdruck. Ihre Miene verzog sich. Nie im leben hätte sie gedacht, dass sie mal Draco um etwas bitten würde. „Ich sagte: Kannst du mir nicht eine andere Strafarbeit geben?“ fast flehend sah sie ihn an. „Bitte...“ Oh ja, das gefiel ihm. Er nickte und sah ihr tief in die Augen, wobei seine zu schlitzen wurden. „Ich werde ein gutes Wort für dich einlegen. Aber wehe dir, ein Wort von dem, was heute passiert ist, kommt an die Öffentlichkeit!“ „Nein, sicher nicht!“ sprach Ginny mit fester Stimme. Sie öffnete die Tür und verließ das Krankenzimmer. Als die Tür zuging, sah Draco auf die Uhr und erschrak. „Weasley, warte!“ rief er. Doch sie war schon verschwunden. „Mir doch egal!“ flüsterte er gleichgültig und berührte unbewusst seine Lippen. Ginny ging sauer durch die Korridore und hatte endlich den Gryffindor-Turm erreicht. Dieser Malfoy regte sie wirklich auf. Aber sie musste zugeben, dass ihr dieser Kuss gefallen hatte. ‚Ginny, du vermisst es einfach nur geküsst zu werden. Draco kann nicht gut küssen.“ Redete sie sich ein und tat die Sache damit ab. Die fette Dame fragte nach dem Passwort, woraufhin Ginny „Malfoy“ nuschelte, sich dann aber gleich besann und „Froschlaichen“ sagte. Erst als sie das Portrait durchschritten hatte, fiel ihr Blick auf die Uhr. Es war zehn vor sechs. Sie war somit während der Nachtruhe in den Korridoren herumgelaufen! Unmut beschlich sie. Aber...warum passierte nichts? Warum war sie nicht erwischt worden? Oder kam das wirklich schlimme erst noch? Durch die Stimmen, die oben in den Zimmern zu hören waren, wurde sie aus ihren Gedanken gerissen und lief schnell nach oben in ihren Schlafraum. Voller Wucht riss sie die Tür auf und schaute verdutzt in das Gesicht von Anne. „Guten Morgen, Gin! Wo warst du denn?“ lächelte Anne ihre Freundin freundlich an. „Ich...ich war kurz im Gemeinschaftsraum.“ stotterte Ginny, doch Anne schien es nicht bemerkt zu haben. „Sag, Gin, was machst du heute Abend?“ fragte das blondhaarige Mädchen gut gelaunt. „Ich muss Nachsitzen.“ Ginny hatte ihre Selbstbeherrschung wiedergefunden und lächelte zurück. „Du weißt doch, die Sache wegen Malfoy.“ Anne sah sie bemitleidend an. „Du Ärmste! Die Sache gestern schien dich ganz schön mitgenommen zu haben. Ich habe dich im Krankenzimmer besucht, aber du wolltest laut Madame Pomfrey mit niemanden sprechen.“ Ginny wusste nicht, ob Anne jetzt eine Rechtfertigung von ihr erwartete und wurde unwohl bei dem Gefühl. Doch anscheinend war ihre Freundin unkomplizierter als sie dachte, denn kurz darauf sagte sie „Komm, lass uns frühstücken gehen!“ und zog Ginny mit sich aus dem Zimmer. Und komischerweise gefiel Ginny heute irgendwie der Gedanke an die große Halle. Kapitel 7: Strafarbeit? ----------------------- 7. Strafarbeit? Tage vergingen und es war bereits Anfang Oktober. Ginnys Strafarbeit war tatsächlich nicht so schlimm, wie sie gedacht hatte. Draco hatte also sein Versprechen gehalten und für sie bei Snape ein gutes Wort eingelegt. Im Gegenzug musste sie den Mund halten und durfte niemanden von diesem „Scheinkuss“, wie sie es zu nennen pflegte, erfahren. Das fiel Ginny nicht wirklich schwer, da sie sowieso kaum mit jemanden sprach. Ihre Strafarbeit bestand aus den verschiedensten Aufgaben. Sie wurde genutzt als das Mädchen für alles, sodass sie einmal Snapes kompletten Zutatenschrank putzen musste inklusive Neuabfüllung der schon fertigen Zaubertränke oder sie hatte für Madame Hooch das ganzen Quiddich-Feld mit einem Rasenmäher (ein kleiner Wagen, der ein lautes Geräusch von sich gab, sobald man schnell an einer Schnur gezogen hatte) bearbeitet. Durch diese Extraarbeit bekam sie jedoch nur wenig Schlaf. Gestern musste sie mit Hagrid in den Verbotenen Wald gehen und verletzte Tiere heilen. Hagrid war sehr nett zu ihr, aber Ginny vermutete, dass das nur daran lag, dass er glaubte, sie hätte noch was mit Harry zu tun. Seit dem „Scheinkuss“ hatte Ginny Draco nur selten auf den Fluren gesehen und wenn, dann nahm er keinerlei Notiz von ihr. Nicht mal eine Beleidigung kam über seine Lippen. War es ihm peinlich? Ginny ertappte sich oft dabei, dass sich ihre Gedanken um den Kuss und an das wunderbare Gefühl drehten, aber sie tat es immer ab, indem sie sich erklärte, dass sie einfach Sehnsucht nach Wärme, Geborgenheit und Nähe hatte. Seit Monaten wollte sie sich bei jemanden – irgendjemanden - an die Brust werfen und sich ausheulen. Da musste halt ausnahmsweise und auch eher ungewollt Malfoy herhalten. Aber hatte er sie nicht umarmt und getröstet? Das war ihr noch immer ein Rätsel. Draco Malfoy und Mitleid war eine so unmögliche Konstellation, wie, wenn man sagen würde, Dumbledore wäre nicht seltsam. „Willst du schon wieder nichts essen?“ Ginny wurde von Anne aus ihren Gedanken gerissen und sah ihre Freundin verwirrt an. Die große Halle war wie immer sehr gefüllt. Auf den Tischen gab es wieder eine außerordentliche Auswahl an Mittagsgerichten. „Du stochert nur in deinem Essen herum. Hör mal, Gin. Ich sehe dir an, dass es dir nicht gut geht. Jeder sieht das, auch wenn du vorgibst, dass alles Bestens ist. Ich habe das Gefühl, dass du dich vor mir versteckst. Kannst du oder willst du es mir nicht sagen? Du solltest eigentlich wissen, dass du mir vertrauen kannst.“ Anne stockte und legte ihre Stirn in Falten. „Hat es was mit Harry zu tun?“ Ginny lachte auf, aber ihr Lachen klang sehr unglaubwürdig. „Du meinst, ich heule Harry nach?“ Wieder lachte sie gekünstelt, sah aber an Annes Gesichtsausdruck, dass diese es ernst meinte. „Anne, wirklich! Es ist nichts!“ sagte Ginny lächelnd. „Gin, ein Blick in deine Augen genügt um zu sehen, dass du leidest. Man sieht doch, dass du Probleme hast – du hast abgenommen. Früher warst du immer glücklich, hast gelacht und warst so unbeschwert. Du warst nie so nachdenklich und verschlossen. Ich mach mir einfach Sorgen! Du bist nicht mehr du selbst!“ Anne klang wirklich besorgt, aber auch wütend. Ginny störte es gewaltig, dass ihre Freundin sie wirklich zu kennen schien und es doch nicht so unkompliziert sein würde mit ihr weiterhin befreundet zu sein. Am Meisten tat ihr aber der letzte Satz im Herzen weh. Natürlich war sie nicht mehr die, die sie einmal war. Ihre große Liebe, Harry, hatte sie schließlich verlassen, weil... Nein, sie wollte nicht mehr daran denken – es tat einfach weh und diesen Schmerz schien ihr niemand nehmen zu können. Vor kurzem hatte sie gedacht, dass es möglich war, wieder so glücklich, nein, noch glücklicher, zu sein als früher. Das war als Malfoy... ‚Schon wieder so ein dummer Junge! Meine Güte, ich bin doch kein Teenager mehr.‘ schrie sie wütend in ihrem Inneren. Irgendwann musste das alles doch mal ein Ende haben. Da sie keine Lust hatte mit Anne zu streiten, lächelte sie freundlich und sehr überzeugend. „Danke. Ich verspreche dir bei Problemen zu dir zu kommen. Es ist im Moment einfach alles zu stressig.“ „Okay.“ nickte Anne. Plötzlich erhob sich der langbärtige Schulleiter und strahlte übers ganze Gesicht. „Liebe Schüler!“ begann er. „Ich wünsche euch allen einen guten Appetit. Der Grund, warum ich euch nun unterbrechen muss, ist kein anderer als das Turnier ‚Zusammenarbeit mit ohne Magie‘. Ihr erhaltet jetzt jegliche Informationen, also passt gut auf. Zunächst einmal will ich euch indirekt erklären, warum wir solch ein Turnier überhaupt veranstalten. Das Turnier hat, wie viele von euch sicher schon bemerkt haben, einen sehr eigenartigen Namen. Es wird drei Aufgaben geben, die von euch sehr viel fordern und die ihr meist nicht alleine bewältigen könnt. Hier kommt das erste und auch wichtigste Wort des Turniernamens zur Geltung. Jeder von ihnen bekommt einen Partner, mit dem er gut zusammenarbeiten muss um überhaupt eine Chance zu haben die Aufgaben zu schaffen.“ Die Schüler strahlten schon den Schulleiter an und suchten sich schon voreilig die Partner, doch Dumbledore hob seine Hand, die alle wieder verstummen ließ. „Ihr Partner wird aber nicht jemand sein, den sie schon ewig kennen und mögen. Nein, vielmehr wird er für sie eine Herausforderung sein mit ihm zusammen zu arbeiten, genauso auch umgekehrt.“ Die strahlenden Gesichter verblaßten und nun war nur noch ein Entsetzen abzulesen. Gut gelaunt wie eh und je fuhr der Schulleiter fort. „Die Worte 'mit ohne Magie' sind eine Hilfestellung, die sie, bei allem was sie im Rahmen des Turniers machen werden, berücksichtigen sollten. Vielleicht wird dem einen oder anderen im Laufe des Turniers klar, welch tiefer Sinn hinter diesen verwirrenden und auch verschieden interpretierbaren Wörtern steckt. Am Informationsbrett sind Listen ausgehängt, in denen sie sich für das Turnier eintragen können. Doch bedenken sie, dass ihre Unterschrift magisch verbindlich ist und sie daher nicht unüberlegt unterschreiben sollten. Und noch etwas. Sollte sich auf den Listen ein minderjähriger Schüler eintragen, muss er wohl oder übel für immer der Schule verwiesen werden, da dies der einzige Weg ist, den magischen Vertrag zu brechen. Ihre erste Aufgabe erwartet sie zwischen Halloween und Weihnachten. Ich hoffe auf ein wunderschönes Turnier und wünsche ihnen allen viel Glück.“ Mit diesen Worten setzte sich der Schulleiter wieder. „Gin, wie müssen da unbedingt mitmachen!“ sagte Anne voller Euphorie. Ginny gefiel der Gedanke nicht, dass sie mit jemanden zusammenarbeiten müsste, der für sie eine Herausforderung werden würde. Ihr fiel sofort jemand ein, mit dem sie überhaupt nicht mehr klarkam. Harry... „Kuckuck!“ Anne wedelte mit ihrer Hand vor Ginnys Augen. „Mann, bist du mal wieder voll abwesend. Weißt du schon von der Party für die Volljährigen, die die SEG-F-Slytherins heute Nacht veranstalten wollen?“ Das weckte Ginnys Aufmerksamkeit und sie war wieder bei vollem Bewusstsein. Eine Party wäre ihr eine willkommene Ablenkung...aber hatte sie da gerade nicht den Namen Slytherin gehört? Als Anne ihren ungläubigen Blick sah, musste sie lachen. „Du weißt es also nicht. Naja, es ist eine ziemlich gefährliche Aktion wegen diesen ganzen Nachtruhe-Zaubern, aber ich denke, dass es sich lohnen würde hinzugehen. Die Slytherins werden sicher nicht am Geld sparen wenn‘s ums feiern geht, die sind sich zu stolz für eine billige Party, und für ein paar Stunden dem Alltagstrott zu entfliehen, tut uns sicher auch mal gut. Was meinst du? Gehen wir hin?“ Die Nachtruhe-Zauber. Ginny hatte sie schon ganz vergessen. Ihre nächtliche Tour durch das ganze Schloss hatte keine Konsequenzen hinter sich gezogen, was sie doch schon recht verdächtig fand. „Sind eigentlich schon mal welche erwischt worden? Also ich meine, nachts beim durchs Schloss Schleichen?“ „Oh ja! Du kennst Hannah Abbot, die Lockige aus Hufflepuff? Die hat zusammen mit Neville eine saftige Strafarbeit bei Filch bekommen, weil sie sich heimlich nachts getroffen haben. Laut Gerüchten mussten die beiden eine ganze Nacht in den tiefsten und dunkelsten Kerkern verbringen und vier Miaskunen streicheln.“ Ginny gefror das Blut. Eine ganze Nacht in solchen Kerkern? Und dann auch noch mit Miaskunen? Diese Geschöpfe bestanden nur aus schwarzen Schleim und hatten die menschliche, warme Haut zum Fressen gern. Wenn man auf einen Miaskunen traf, musste man sie jede halbe Stunde kurz streicheln um sie sich vom Leibe zu halten. Aber wenn man mit ihrem Schleim in Berührung kam, was Voraussetzung fürs Streicheln war, durchlebte man seine schlimmsten Alpträume, die sich schon öfters als Zukunftsvisionen herausgestellt hatten und bei vielen wirklich eintraten. Bei diesen Gedanken zog sich alles in ihr zusammen. „Muss das sein?“ „Ja, es muss. Jetzt sei nicht so ein Angsthase, ich werde schon dafür Sorgen, dass man uns nicht auf den Korridoren erwischt. Übrigens: Harry kommt nicht.“ zwinkerte sie ihr zu. „Es wurden nur wenige Nicht-Slytherins eingeladen. Darunter sind wir beide. Ich weiß ja, dass es der totale Reinfall sein könnte, wenn wir zwei in die Hölle der Schlage gehen, aber ich bin zu neugierig. Nachher verpass ich die größte Party, die in Hogwarts jemals illegal gefeiert wurde.“ Schon bei dem Satz ‚Harry kommt nicht‘ hatte Ginny genickt. Verstohlen lächelte sie. „Ich werde kommen.“ Dann biss sie in ein mit Käse belegtes Brötchen und hatte einen absolut wundervollen Geschmack im Mund, den sie – wie es ihr schien – schon seit Jahrhunderte nicht mehr geschmeckt hatte. Sie atmete einmal tief durch und klopfte an. „Herein!“ ertönte eine gelangweilte Stimme. Zögernd öffnete Ginny die Tür und ging in das dunkle Büro von Snape. Er blickte auf, legte ein altes Blatt Pergament auf einen Stapel und lächelte boshaft. „Mrs Weasley. Leider müssen sie heute die letzte Strafarbeit wegen ihres Vergehens an Mr Malfoy absitzen. Wie Schade. Ich denke ja, dass sie noch mehr Bedenkzeit gebraucht hätten um ihre Fehler zu verstehen und zu bereuen, aber Professor Dumbledore meinte, das wäre nicht nötig. Ihre heutige Strafarbeit werden sie mit Mr Malfoy verbringen, da er eine helfende Hand braucht. Bedauerlicherweise kann ich ihn damit nicht dienen, aber er wird sicher etwas für sie finden, wodurch ihnen klar wird, welch Abschaum sie sind. Gehen sie sofort zum Verwandlungs-Klassenraum. Guten Tag.“ Damit wandte er sich wieder seinen Papieren zu. Innerlich brodelte Ginny. Warum hatte sie das Gefühl, das sich die ganze Welt gegen sie verschwor. Ohne auch nur ein Wort zu verlieren, verließ sie wieder das Büro und machte sich auf den Weg. „Du kommst ziemlich spät.“ stellte eine gelangweilte Person im Schatten des Flures fest. Draco lehnte lässig an einer Säule und hatte seine Augen geschlossen. Er schien sie nicht sehen zu müssen um zu wissen, dass sie es war, die gerade auf ihn zukam. „Entschuldige, es ist nicht meine Schuld, dass ich so spät bin. Ich war gerade erst bei Snape.“ zischte sie. „Professor Snape, Weasley. Man sollte dir mal Respekt beibringen.“ Er öffnete seine Augen und sah das braunäugige Mädchen belächelnd an. Ihr schäbiger, Second-Hand-Umhang gab ihm mal wieder die Bestätigung etwas Besseres zu sein. Genervt verdrehte sie bei seinem Blick ihre Augen. „Malfoy, könntest du mir bitte meine Aufgabe geben? Ich habe heute noch etwas vor.“ Die erwünschte Wirkung ihrer doch recht gereizten Worte traf nicht ein. Warum zum Kuckuck grinste er nun schon wieder? „Wohin willst du denn heute noch?“ Skeptisch sah sie ich an. „Was hat dich das zu interessieren?“ Sein Grinsen wurde breiter. Allmählich kam ihr die Sache faul vor. „Was gibt’s da zu Grinsen?“ „Ich überlege gerade, ob ich meine Einladung nicht doch zurückziehen sollte.“ Ginny verstand nur Bahnhof. „Malfoy, ich hab nicht ewig Zeit.“ drängte sie ihn. „Nein, ich auch nicht.“ Mit seinem normal kühlem Gesichtsausdruck drehte er sich um, schlug die Richtung zur linken Kerkertreppe ein und weniger als eine Minute später, standen sie vor dem Slytherin-Gemeinschaftsraum. Erwartend sah sie ihn an, doch ihn schien ihre Ungeduld nicht zu stören. „Deine Aufgabe heute liegt darin, dass du das hier nimmst, es benutzt und mir morgen früh wiedergibst. Du kannst gehen“ Während er das mit einer unglaublichen Lässigkeit, die schon fast unecht klang, sagte, hatte er ihr einen Karton in die Hände gedrückt, das Passwort zu seinem Schulsprecher-Zimmer gemurmelt und vor ihr die Tür zugeknallt. Ganze fünf Minuten stand sie vor seiner Tür und blickte ziemlich verwirrt auf den Karton. Wollte er sie verarschen? Kapitel 8: Eine kleine Unterhaltung ----------------------------------- 8. Eine kleine Unterhaltung Anne ging nervös auf und ab. Der Gryffindor-Gemeinschaftsraum war ungewöhnlich leer für diese Uhrzeit, doch das interessierte sie gerade reichlich wenig. Ein Blick auf die Wanduhr reichte, dass ihren Geduldsfaden endgültig riss. „Gin, jetzt komm doch mal endlich runter! Wir haben nur noch fünf Minuten Zeit um zum Slytherin-Gemeinschaftsraum zu kommen, dann ist Nachtruhe und wir können die Party vergessen.“ „Geh schon mal vor! Ich komme gleich nach.“ rief Ginny unsicher von oben ihrer Freundin zu. „Okay, aber mach mich nicht dafür verantwortlich, wenn du es nicht rechtzeitig auf die vielleicht beste Party, die in Hogwarts jemals gefeiert wurde, schaffst. Also, beeil dich! Ich bin dann weg. Hoffentlich sehen wir uns gleich.“ Schon war Anne aus dem Portraitloch geklettert und verschwunden. Ginny stand nervös vor ihrem Spiegelbild und betrachtete sich skeptisch. „Ja, ich denke, so kann ich mich blicken lassen.“ flüsterte sie zu sich selbst. „Die Türe öffnet sich, die Türe öffnet sich nicht nicht, wenn du mir nicht sagst, warum du es wagst, mich hier zu stören. Eine Antwort will ich hören. An deiner Stelle würde ich mich beeilen, denn nur noch wenige Sekunden kannst du hier verweilen, dann wirst erwischet du, also antworte im Nu.“ Fassungslos starrte Ginny auf die silberne Steinschlange, die ihr diesen sinnlosen Reim an den Kopf geworfen hatte und von ihr verlangte, dass sie ihr eine Antwort gab bevor sie in den Gemeinschaftsraum der Slytherins hereinkam. Ein Blick auf die prunkvolle Uhr über dem Slytherineingang genügte um sie in Panik zu versetzen. Mit jedem Ticken der Uhr schien sich ihr Herz mehr zu verkrampfen. Auch wenn sie jetzt loslaufen würde um wieder zum Gryffindor-Turm zu kommen, würde sie es vor der Nachtruhe nicht mehr schaffen. „Tick tack, tick tack“ zischte sie Schlange und machte Ginny rasend vor Wut. Jetzt reichte es ihr aber wirklich. Mit einem festen Griff packte Ginny die Steinschlange am Hals. „Ich bin Ginerva Molly Weasley und habe für heute Nacht das Recht in den Gemeinschaftsraum der Slytherins zu kommen. Wenn du mir nicht sofort die Tür öffnest, bestehst du gleich nur noch aus Steinkrümeln! Hast du verstanden?“ zischte das genervte Mädchen mit einem bedrohlichem Blick der Schlange zu. Ginny hatte nicht damit gerechnet, dass eine so einfache Drohung wirklich helfen würde, aber mit einem hechelndem „Geht doch!“ öffnete sich die Tür. Selbstsicher stolzierte sie mit einem Lächeln im Gesicht zu einer Treppe, die sich hinter der Tür befand, und ging diese hinunter. Das was sie da sah, war einfach wunderschön. Nicht, dass sie wusste, wie der Slytherin-Gemeinschaftsraum normalerweise aussah, aber dieser Raum ähnelte kein bißchen dem slytherinschen Lebensstil. Der Raum erinnerte an einem Garten im Frühling, der einem das Gefühl von unbegrenzter Freiheit gab. Überall folgen Glühwürmchenartige Lichter herum und an den Wänden waren dornige Büsche, an denen grüne, silberne, aber auch rote Rosen blühten. Die circa fünf Meter hohe Decke war verdeckt von verschiedenartigen, hängenden Rosen, die den Raum in eine romantische Atmosphäre versetzte. Auf einem goldenen, endlos langem Tisch war ein großes Buffet angerichtet und daneben erstreckte sich eine silber-grüne Bar, an der schon eifrig getrunken wurde. In der Mitte des Raumes, der im Vergleich zum ihrem Gemeinschaftsraum einem Palast nahekam, war eine unglaublich große Tanzfläche, auf der viele gutgelaunte Schüler ausgelassen feierten. Die Musik dröhnte in ihren Ohren und durch das Prickeln in ihrem Bauch, dass immer stärker wurde, und die ganze Fröhlichkeit in diesem Raum musste sie unweigerlich strahlen. Schlagartig verstummte jedoch jegliches Geräusch. Wie aus dem nichts kam ein lautes Gemurmel auf, was nun auch die verträumte Ginny bemerkt hatte. Unglücklicherweise musste sie feststellen, dass alle hundert Augenpaare, und das waren mehr als sie ertragen konnte, auf sie gerichtet waren. Noch vor einer Minute wurde hier so ausgelassen gefeiert und jetzt, scheinbar durch keine andere als ihre Anwesenheit ausgelöst, lag eine Spannung in der Luft, der keiner mehr entfliegen konnte. Niemand schien sich mehr für sich selbst zu interessieren, sondern konzentrierte sich auf Ginny. Was war nur los hier? Hatte sie was im Gesicht oder hatten die Slytherins einfach nicht erwartet, dass sie kommen würde? War vielleicht ihre Kleidung wieder mal zu unslytherinhaft? Langsam und unsicher schritt Ginny die letzte Treppenstufe herunter. Zu ihrer Erleichterung fing die Musik wieder an zu spielen und die meisten wandten sich von ihr ab. Kopfschüttelnd ging sie Richtung Bar. Aus dem Augenwinkel hatte sie Dracos starrenden Blick, der nur ihr galt, entdeckt. Diesen Spaß müsste sie sich erlauben können. Es war einfach die Gelegenheit ihn mal zu zeigen, dass sie auch schlagfertig war. Also machte sie bei ihrem Gang zur Bar einen kleinen Schlenker um an Draco vorbei zu kommen. Sie würdigte ihm keines Blickes, aber sagte so laut, dass jeder in unmittelbarer Nähe es hören könnte „Mund zu, Malfoy!“ als sie elegant an ihm vorbeiging. Draco nahm erst jetzt wahr, dass er der Weasley mit offenem Mund hinterher gestarrt hatte. Einer Weasley... War es möglich, dass dieses Mädchen, das ihn so ungemein anzog, eine Weasley war? Leicht wie ein eleganter Schwan schien sie an ihm vorbei zu schweben. Das goldene Kleid, das sie trug, sah einfach umwerfend an ihr aus und die dazu passenden Higheels machten sie einfach sexy. Kein noch so teurer Schmuck der Welt könnte ihre Schönheit in den Schatten stellen. Ihr rotes Haar war zu wunderschönen Locken geformt und ihre Augen funktionierten bei ihm wie Magneten, die ihm seiner Sinne beraubten. „Draco, ich fass es nicht!“ schrie Pansy den blondhaarigen Jungen an, der widerwillig versuchte, seine Aufmerksamkeit von Ginny zu nehmen. „Was?“ fragte er leicht benommen. „Vergiss es!“ Mit diesen Worten war Pansy verschwunden, jedoch interessierte es ihn wenig. Er hasste Pansy. Wie jedes andere Mädchen schmiss sie sich nur an ihn ran, weil er zu einer der bedeutendsten Familien gehörte. Er war ein Malfoy. Ein Herrscher über andere Menschen und über jegliche Situationen. Zumindest dachte er das bis jetzt. Sofort wurden seine Augen zu Schlitzen als er das rothaarige Mädchen mit einem Jungen tanzen sah. Blaise Zabini war dafür verantwortlich gewesen, dass Ginny auf diese Party eingeladen wurde. Sogut wie jeder Slytherin wusste, dass er auf attraktive Mädchen stand und diesbezüglich sehr wählerisch war. Leider musste Draco sich eingestehen, dass Ginny heute definitiv mehr als nur attraktiv war und irgendwie verspürte er den Drang die beiden auseinander zu pferchen. „Blöde Gans, soll sie doch in seine Falle tappen!“ murmele er missgelaunt und stand auf um die beiden aus seinem Blickfeld zu nehmen. Währenddessen kam Zabini Ginny doch etwas zu nahe. Zuerst drängte sie ihn sanft zurück, aber so langsam wurde er immer aufdringlicher. Genervt sah sie ihn an. „Können wir nicht einfach normal tanzen ohne gleich auf Tuchfühlung zu gehen?“ Plötzlich ergriff er ihre Hand und zog sie grob mit sich. „Hey, lass das!“ schimpfte sie und versuchte sich von den großen Jungen loszureißen, doch es war zwecklos. Er schleifte sie in einen abgelegenen Raum, der, wenn sie jetzt nicht diesen Typen am Hals hätte, recht gemütlich war. Die Wände und der Boden bestanden aus einem Wolle ähnlichen, roten Material und im Zimmer lagen viele Decken und Kissen. Voll Unmut dämmerte ihr so langsam, wo sie hier waren. Die Slytherins benutzten diesen Raum vermutlich als Kuschelecke und die Tatsache, dass sie mit einem dieser hinterlistigen Wesen in diesem Zimmer steckte, machte ihr Angst. „Endlich mal allein...“ Ein Lächeln umspielte Zabinis Gesicht. „Weißt du, erst hier kann man richtig auf ‚Tuchfühlung‘ gehen.“ Bedrohlich blitzten seine Augen auf. Er hielt ihre Arme so fest, dass diese taub wurden, währenddessen er sich unablässig ihrem Gesicht näherte. Ginny schluckte schwer. Sie saß in der Falle – schon wieder. Erst Harry, dann Malfoy und jetzt Zabini. Wer wollte ihr noch alles weh tun? Dabei hatte der Tag doch so gut angefangen. Ihre Augen wurden glasig, da Tränen drohten auszubrechen. „Ich will nicht!“ wimmerte sie. „Es ist mir egal, was du willst!“ zischte er und presste hart seine Lippen auf ihre. „Stupor!“ Zabini wurde gegen die Tür geschleudert. Wütend stand er auf und sah sich suchend um. Da er aber niemanden in der Dunkelheit erkennen konnte, stürmte er fluchend die Tür hinaus und hinterließ am Boden eine zitternde Ginny. Endlich hatte sie realisiert, dass er fort war, da wurde sie schon von der nächsten Person mitgeschleift. Alle Knochen schmerzten in ihr und sie konnte nicht klar denken. In ihrem Kopf spielte sich ein Deja-Vú ab. Ein braunhaariger Junge mit Brille lief mit ihr an der Hand über eine Wiese. Beide lachten und genossen die warme Sonne in ihren Nacken. Plötzlich wurde sein Gesicht ernst – toternst. „Entweder du folgst mir oder du kannst gehen.“ Tränen traten in ihre Augen. „Aber ich will...“ „Mir ist es egal, was du willst.“ Seine grünen Augen sahen sie eiskalt an. „Hallo? Weasley?“ Nein, seine Augen waren nicht grün und auch nicht kalt. „Jetzt sag schon was, sonst bring ich dich zu Madame Pomfrey.“ Seine Augen waren hellgrau. „Malfoy...“ flüsterte sie geistesabwesend. „Ja, oder siehst du sonst noch jemanden hier?“ sagte er sarkastisch. „Meine Güte, Zabini scheint dich ja um den Verstand geknutscht zu haben.“ Ein fieses Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit. „Zabini?“ Fragend sah Ginny den blonden Jungen an. Draco runzelte die Stirn. „Ich sollte dich wirklich zum Krankenzimmer bringen. Du bist ja reif für St. Mungo.“ „Für St. Mungo?“ schrie sie ihn an. Draco hatte nicht damit gerechnet, dass sie auch nur Ansatzweise seine Beleidigung verstanden hatte und schrak bei ihrem Geschrei zusammen. „Na, so gut hat er dann doch nicht geküsst. Deinen Verstand hast du ja leider, wie es scheint, behalten.“ „Malfoy, lass deine Witze.“ „Das sind keine Witze. Ich sage, was ich denke.“ „Ich will es aber nicht wissen!“ „Nun, solange du in diesem Raum hier bleibst, wirst du sie wohl oder übel ertragen müssen.“ Ginny seufzte und gab sich ihrem Schicksal erschlagen. Sie starrte an die Decke und saß wie Draco an der Wand lehnend auf dem weichen Boden. „Was ist das für ein Raum?“ fragte sie. „Ein Raum, in dem man das macht, was ihr beiden Turteltäubchen gerade machen wolltet.“ Wieder setzte Draco sein fieses Grinsen auf. Ginny jedoch verengte ihre Augen. „Wir sind keine Turteltäubchen.“ sagte sie gereizt. „Ich weiß. Ansonsten hätte ich euch gar nicht gestört.“ Erstaunt sah sie ihn an. „Du warst das?“ Er nickte. „Aber wieso?“ Diese Tatsache verwirrte sie ein wenig. „Hätte ich es nicht tun sollen?“ Eine Augenbraue zog sich bei seiner Frage nach oben. Stumm schüttelte sie ihren Kopf. „Weasley, ich dachte nicht, dass ich das jemals zu dir sagen würde, aber so wie du heute aussiehst, ist es kein Wunder, dass dich dieser Zabini küssen wollte.“ sagte er in einem undefinierbaren Ton. Jedoch begriff er sofort, wie falsch man das verstehen könnte, fügte er schnell noch hinzu „Reichtum zieht nunmal an.“ „Harry find ich ja schon furchtbar, aber Zabini kann ihm ja schon fast das Wasser reichen.“ Sofort hielt sie sich die Hand vor dem Mund und bereute es das gesagt zu haben. Vor Malfoy über Harry zu lästern? Das ging definitiv unter die Gürtellinie. Leider war nun Dracos Neugierde geweckt. „Erzähl mal, was war denn mit Potter?“ „Nichts.“ Sagte sie schnell. „Warum denn so scheu? Du bist seine Ex und hast somit keine Verpflichtungen mehr.“ Innerlich freute sich Draco schon auf die neusten, schmutzigen Details über Potters Leben, die ihn schlecht dastehen lassen würden. Wie sehr hatte er auf diesen Moment gewartet, ihm mal eine auszuwischen. „Ja, aber du bist sein Feind und eigentlich...“ sie stockte kurz. „...eigentlich auch mein Feind.“ Draco lachte auf, was Ginny sehr verdutzte. „Ich bin dein Feind?“ „Ja, also, ich meine...du bist ein Slytherin und ich eine Gryffindor. Da ist Feindschaft doch schon vorprogrammiert.“ „Ahja, und was suchst du dann auf einer Party von den Slytherins?“ Ginny öffnete den Mund um zu antworten, aber ihr fiel keine Antwort ein. Warum war sie überhaupt auf dieser Party? „Keine Antwort?“ „Nein.“ Gab sie zu. „Nun, ich erkläre es dir. Diese Party wurde von keinem anderen als mir organisiert.“ Ginny fiel bei diesen Worten der Mund auf. „Dieser Zabini hat ein Auge auf dich geworfen und mir gefiel der Gedanke daran, dir mal zu zeigen, was für ein tolles Leben ein Malfoy hat. Folglich habe ich dich eingeladen.“ „Aha. Und was sollte dann diese Sache mit dem Karton und dem Kleid?“ Ihre Stimme klang sehr gereizt. Draco schien mit sich zu hadern, ob er darauf eine Antwort geben sollte oder nicht. „Es...das war...ich dachte...Man, Gold passt zu deiner Haarfarbe und da...Ach, vergiss es!“ Bockig und enttäuscht von sich selbst verschanzte Draco seine Arme vor seinem Oberkörper. Er hatte diesem Abschaum von einer Weasley eine kleine Freude gemacht und konnte sich selber nicht erklären, wieso. Der Grundgedanke war eigentlich gewesen, dass die ganzen Slytherins über Ginnys Outfit lachen sollten. Fieberhaft hatte er nach einem Kleid gesucht, dass einfach grauenhaft aussah, aber ständig kam er an dem Geschäft in Hogsmeade vorbei, in dem im Schaufenster dieses goldene Kleid, das sie nun trug, ausgestellt war und immer wenn er es sah, konnte er nicht anders als sich sie in diesem Kleid vorzustellen. Es war dumm. Er hatte gegen seine eigenen Prinzipien verstoßen und nun plagte ihn sein Gewissen, dass durch und durch Malfoy war. Aber er würde es wieder gutmachen. Gerade als er ansetzen wollte ihr eine Beleidigung an den Kopf zu werfen, flüsterte sie kaum hörbar „Danke!“, legte kurz ihre Lippen auf die seinen und rannte aus dem Zimmer, sowie auch von der Party. Kapitel 9: Es ist völlig okay, wenn du weinst --------------------------------------------- 9. Es ist völlig okay, wenn du weinst Sie lief. Sie lief durch alle Korridore. Mehrmals. Wohin, wusste sie nicht, aber ihr war es auch egal. So vieles schwirrte in ihrem Kopf herum und durch das Laufen wollte sie vor ihren Gedanken wegrennen. Was hatte sie gerade getan? Sie lief schneller. Innerlich hoffte sich, dass sich ihr Geist auf diesem Wege von ihrem Körper löste und sie einfach nichts denken musste, aber nichts half. Ihr Gewissen plagte sie. ‚Ginny, wie konntest du das tun? Wie konntest du nur? Du hast dich nicht nur bei Malfoy bedankt, nein, du hast ihn geküsst! – Das war kein Kuss! – Red dir doch nix ein! Warum küsst man denn eine andere Person? Du hast es gewollt! – Nein! Ich und Malfoy küssen wollen? Spinnst du? Ich hasse Malfoy und ich werde ihm ab jetzt aus dem Weg gehen!‘ Letztendlich war sie so lange gelaufen, dass sie nun kraftlos zu Boden stürzte und ihr schwarz vor Augen wurde. Ihr Atem schmerzte ihr, so wie jeder Muskel ihres Körpers. Unter den schweren Atemzügen sah sie sich um, wo sie war und dabei fiel ihr Blick auf die große Tür neben ihr an der Wand. „Der Raum der Wünsche...“ flüsterte sie. Schwer atmend stand sie auf und öffnete die Tür. Dahinter befand sich ein großer Raum, der komische Gegenstände enthielt, die sie nach näherem Betrachten als Muggelgeräte identifiziert. „Hallo? Ist hier jemand?“ rief sie, doch keiner antwortete. Als sie die Beschriftungen gelesen hatte, wusste sie sofort, wofür dieser Raum gut war. „Hey Gin! Wach auf!“ Anne rüttelte an ihrer Freundin. Diese drehte sich jedoch genervt auf die andere Seite des Bettes und zog sich die Decke über. „Ich weiß ja, dass es heute Nacht spät geworden ist, aber du musst aufstehen, sonst fällt das auf.“ lachte Anne. Es war wirklich spät geworden. Ginny hatte die Feier ja schon um Mitternacht verlassen, aber sie war noch lange im Raum der Wünsche gewesen und hatte sich dort ziemlich verausgabt. Mit einem Murren stand sie letztendlich doch auf und zog sich gähnend an. „Sag mal, warum hast du eigentlich in deinem Bett geschlafen? Ich meine, wir anderen sind erst gerade eben wieder in unsere Häuser gekommen, weil die Nachtruhe-Zauber ja aktiv sind. Oder warst du nicht auf der Party?“ Schockiert über ihren wiederholten Fehler, sah Ginny zu Anne. Sie war doch tatsächlich schon wieder nachts durch das Schloss gewandert und nicht erwischt worden. Dennoch wurde ihr ganz schlecht bei dem Gedanken an eine Strafe, die sie dafür hätte bekommen können. „Geht’s dir nicht gut? Du bist ganz blass.“ „Ich bin doch in der letzten Zeit immer blass.“ lachte Ginny um ihre Unsicherheit vor Anne zu verstecken. „Ja“ sagte Anne besorgt. „Und ich finde das nicht zum Lachen. Also los, komm jetzt. Wir müssen doch frühstücken. Wirklich, immer muss man auf dich warten.“ Als Ginny die große Halle betrat, verschwand all ihre morgendliche Fröhlichkeit. Ihr Magen drehte sich um und sie lief sofort wieder hinaus. „Ginny!“ rief Anne verdutzt und rannte ihr hinterher, doch Ginny war spurlos verschwunden. Draco hatte das ganze Spektakel mit angesehen. Jedoch verstand er im Gegensatz zu Anne, was mit Ginny los war. Auch in ihm kam Ekel auf. Harry Potter saß eng umschlungen mit Cho Chang am Gryffindor-Tisch und beide knutschten so wild, als ob es ein Wettkampf wäre, wer des anderen Zunge eher herunterschluckte. Nur zu gut konnte er nachempfinden, wie dreckig sich Ginny jetzt fühlen musste, da sie ja offenbar noch an Harry hing. Irgendwie schlich sich bei ihm wieder dieses furchtbare Gefühl des Mitleids ein. Warum interessierten die Gefühle dieses Mädchens ihn überhaupt? ‚Draco, sie ist eine WEASLEY! Kapier’s doch endlich!‘ tadelte er sich selber. Unschlüssig was er tun sollte, stand er schließlich doch auf und ging seufzend aus der großen Halle. Dieses Mädchen machte ihn rasend vor Wut. Er fühlte sich für sie verantwortlich seit er sie weinen sehen hatte. „Du bist für niemanden verantwortlich außer für dich selbst!“ murmelte er kaum hörbar zu sich selbst und machte wütend Kehrt um wieder zur großen Halle zu gehen. „Das stimmt leider nicht.“ Draco bekam beinahe einen Herzinfarkt als Snape aus dem Schatten hervortrat. „Was soll das heißen?“ fragte er leicht gereizt seinen Lieblingslehrer, da dieser ihn offensichtlich ihn belauscht hatte. „Du erwartest von mir, dass ich dir auf deine Frage eine Antwort gebe? Mr Malfoy, ich dachte sie wüssten es besser. Sie sind ein Slytherin und somit möchte ich ihnen nicht den Spaß verderben selber eine Antwort zu finden.“ Mit einem Satz drehte der schwarzhaarige Mann sich um und ging wortlos. Draco runzelte die Stirn. Jedoch ging er nicht mehr zur großen Halle, sondern nach draußen. Er wollte nachdenken. Doch Gelegenheit dazu, blieb ihm nicht, denn schon gleich erblickte er ein kaum übersehbares Mädchen mit langen, roten Haaren zusammengekauert auf einem großen Stein vor dem See sitzen. Langsam, fast schleichend, ging er auf sie zu. Er stand nun hinter ihr und legte er seine Hand auf ihre Schulter, wobei er wie sie erschrocken zusammenzuckte als er das wahrnahm, was er da gerade tat. Ginny schlug ohne auch nur annähernd zu wissen, wer hinter ihr stand, die Hand weg und fuhr wütend mit ihrem Kopf herum. Erstaunlicherweise musste sie feststellen, dass Malfoy ihr Angreifer war und sie mit verengten Augen ansah. „Was willst du?“ keifte sie ihn an. Deutlich konnte er sehen, dass sie versuchte sich zusammenzureißen. Eine Blockade, die ihn bis jetzt daran gehindert hatte zu reden, schien mit jeder Sekunde, die er in ihre Augen sah, zu schmelzen. „Hey...“ sagte er mit einer ungewöhnlich warmen Stimme, die er noch nie von sich gehört hatte. Er ging einen Schritt auf sie zu. „Bleib, wo du bist Malfoy.“ schrie sie ihn an und sprang von dem Stein. Er kam ihr wieder einen Schritt näher. „Malfoy, ich warne dich ein letztes Mal!“ brüllte sie. Dann vernichtete er die letzten, sie trennenden Meter und stand nun vor ihr. „Malfoy, hau ab!“ Ginny wollte ihn gerade wegstoßen, doch er fasste ihre Hände, zog sie mit aller Gewalt an sich und umarmte sie. „Lass mich in Ruhe!“ schrie sie und wandte sich hysterisch in seinen Armen. Er ließ sie jedoch nicht los und streichelte stattdessen besänftigend durch ihr Haar. „Ginny, es ist völlig okay, wenn du jetzt weinst. Friss nicht alles in dich hinein – bitte!“ flüsterte er ihr ins Ohr. „Lass mich los!“ rief sie verzweifelt, drückte sich von ihm ab, und strampelte. Es fing an zu regnen. Langsam verließen sie ihre Kräfte. „Es tut so weh...“ schluchzte sie leise in seine Brust. Ja, es tat ihm weh, sie weinen sehen zu müssen. Er hasste ihre Tränen. Nein, er hasste den Auslöser ihrer Tränen – Harry Potter. Seine und ihre Kleidung wurde von dem herunterprasselndem Regen vollkommen durchweicht, doch das störte ihn nicht. Ginny krallte sich immer fester an Dracos Oberkörper. Das Einzige, was sie jetzt noch auf ihren Beinen und vielleicht sogar am Leben hielt, war diese Umarmung. Kapitel 10: Rote Erkältung -------------------------- 10. Rote Erkältung Es schienen Stunden vergangen zu sein, die Ginny geweint hatte, und doch Sekunden, weil sie sich jetzt von ihm löste. Mit rot verquollenen Augen sah sie mal wieder so bemitleidenswert aus. Sie sahen sich eine Weile so an und standen regungslos da. „Geht’s wieder?“ wagte Draco leise zu fragen. Die Antwort war ein leichtes Nicken, gefolgt von einem Niesen. „Du musst ins Schloss, sonst holst du dir noch den Tod.“ Sagte er herrisch. „Nein.“ gab sie bestimmt zurück. Zähneknirschend sah er sie an. Dieses Mädchen war sowas von stur! Es brachte ihn auf die Palme, wenn jemand nicht das tat, was er verlangte. „Draaaaaaaaco!“ brüllte jemand aus der Ferne überglücklich. „Oh nein!“ seufzte Draco als er Pansy erkannte und verdrehte die Augen. „Weasley, ich denke nicht, dass es so gut wäre, wenn man uns zusammen sieht. Hier.“ Er hielt ihr einen Zauberstab hin. Ginnys Augen wurden groß. „Mein Zauberstab...“ „Ja, das ist deiner. Tut mir...“ Stop! Ein Malfoy hatte sich nicht zu entschuldigen. Bei niemanden! „Tat dir sicher mal gut ohne ihn, aber ich denke, du brauchst ihn jetzt wieder. Es gibt da jemanden, der es sicherlich verdient hätte verflucht zu werden. Und wenn es um die Ausübung von Flüchen geht, bin ich der Letzte, der was dagegen tun würde.“ Da war er wieder. Während er gesprochen hatte, wurde sein Gesichtsausdruck wieder emotionslos und seine Stimme kühl. War das der Draco, der sie gerade umarmt und getröstet hatte? Trug er auch eine Maske – so wie sie? „Auf Wiedersehen, Weasley.“ Dann ging er in Richtung Schloss, wo Pansy schon auf ihn wartete und hinterließ eine Ginny, die verletzt, nachdenklich, aber auch überglücklich im Regen stand. „Hatschie!“ „Meine Güte, Gin! Was hattest du auch nur draußen bei dem Sauwetter zu suchen?“ Ginny lag auf ihrem Bett umringt von tausenden Taschentüchern. Der Schultag war nach alledem, was in der großen Halle und zwischen ihr und Draco vorgefallen war, die reinste Katastrophe. Snape hatte sie fertig gemacht und das zugegebenermaßen sogar zu Recht. Sie hatte wirklich ALLES falsch gemacht, was falsch zu machen war und noch darüber hinaus. Zuerst hatte sie die falschen Zutaten genommen, zusätzlich sie falsch bearbeitet, dann gab es eine riesige Explosion, wohingegen sogar Nevilles Explosionen nicht mithalten konnten und zu guter Letzt hatte sie vor Panik aus Versehen den ganzen Trank im Klassenzimmer verteilt. Dafür hatte sie ein T kassiert und eine Strafarbeit noch dazu. Genickt war sie zum Verwandlungs-Unterricht gegangen und hatte dort nicht mindere Fehler gemacht. Sie hatte Colin in einen Tiger verwandelt, den Professor McGonagall daraufhin nicht mehr so leicht zurückverwandeln konnte, da er doch recht wild auf die Schüler losging. Glücklicherweise hatte die Lehrerin Nachsicht mit ihr und gab ihr keine Strafarbeit. In den anderen Fächern hatte sie sich nicht einmal gemeldet, aber ihr ging es auch nicht gut. Ihr Kopf war heiß und trotzdem fror sie. Den ganzen Tag lang musste sie sehr stark husten und manchmal schien sie nicht mehr richtig sehen zu können. Eingekuschelt in drei Decken zitterte sie vor Kälte und sah ihre Freundin an. „Ich hab dir doch gesagt, dass ich nicht draußen war.“ Annes Gesicht verfinsterte sich. „Ja klar, und ich heiße nicht Anne. Man, Gin! Warum lügst du mich immer an?“ sagte sie mehr verzweifelt als wütend. „Ich lüge dich nicht an! Kümmer dich um deine eigenen Angelegenheiten!“ fauchte Ginny das Mädchen an. Diese sah sie traurig an, sagte leise „Wenn du meinst.“ und verließ das Zimmer. Ginny brauchte Ablenkung. Sie stand auf, musste sich aber sogleich wieder setzten, da sie sehr wackelig auf den Beinen war. „Man ist das nervig!“ fluchte sie, versuchte es nochmal, nahm eine kleine Tasche und lief zur Bibliothek. Draco hatte Pansy erklärt, dass er „dieser blöden Weasley“ einen Streich gespielt hatte und daher mit ihr klatschnass im Regen gestanden hatte. Pansy hatte sich bei ihm wegen dem Streit auf der Party entschuldigt. Natürlich hatte sie alle Schuld auf sich genommen, dass sie viel zu eifersüchtig wäre und Draco niemals unterstellen würde einer Weasley hinterher zu gucken. Zur Versöhnung musste er sie dann noch küssen. Die Küsse mit Pansy waren ihm eine Last. Er fand, dass sie nicht annähernd so gut küssen konnte wie Ginny. Ginny. Er hatte das Mädchen heute doch tatsächlich bei ihrem Namen genannt. Somit brach er jede Tradition und Ehre des Hauses Malfoy. Dennoch hatte er seine Gewissensbisse, dass er eine Weasley getröstet hatte, damit Beiseite gelegt, indem er sich gerechtfertigt hatte, dass er eine Informantin aus Gryffindor gut gebrauchen könnte und so nur ihr Vertrauen gewann. Gleich nachdem Pansy in die große Halle gegangen war, stattete er vorsichtshalber Madame Pomfrey einen Besuch ab. Die Heilerin hatte ihn sofort einen besonderen Kräutertee verabreicht, der nur funktionierte, wenn man ihn früh genug einnahm und er war froh, dass er das getan hatte. Es ging ihm blendend und wie erwartet gab es keinerlei Anzeichen für eine Erkältung. Gutgelaunt saß er nun in der Bibliothek, vertieft ein Buch über die Dunklen Künste. Viele Leute liefen durch die Bibliothek und unterhielten sich. Es war schließlich nachmittags, da war die Bibliothek immer überfüllt. Er schenkte keinem Beachtung. Erst als dieses eine Mädchen circa sechs Meter an ihm vorbeiging, wurde seine Aufmerksamkeit, die er bis jetzt seinem Buch geschenkt hatte, abgelenkt. Sie war es. Sein Opfer, dessen Vertrauen und Herz er mit einer Leichtigkeit gewinnen konnte. Allerdings verengten sich seine Augen als er in ihr Gesicht sah. Sicher, sie war noch traurig wegen diesem Potter, aber da war noch etwas anderes. Irgendetwas stimmte nicht. Ihr Gang, ihr Gesicht, ihre Augen... Ohne groß weiter nachzudenken stand er auf und schlich ihr leise nach. Sie setzte sich auf ein Sofa, das sich in der verstecktesten, dunklen Ecke befand, die die Bibliothek vorzuweisen hatte. Wo er nun stand, konnte er sie kaum sehen, also kam er ihr vorsichtig näher ohne dass sie ihn bemerkte. Das rote Buch, das sie in der Hand hielt, war kein anderes als das, in das sie damals im Krankenzimmer geschrieben hatte während sie eine Träne vergossen hatte. Anscheinend verband sie Emotionen mit dem Buch oder mit dem, was darin auch immer stand, denn wie damals lief ihr eine Träne über die Wange. Langsam und mit vielen Zwischenpausen kritzelte sie etwas hinein, dass er nur zugerne gelesen hätte. Was dachte so eine Weasley? Vielleicht: Wie komme ich den nächsten Tag ohne Geld um die Runden? Oder: Wie kriege ich Harry wieder? Eigentlich schmunzelte Draco bei solchen Gedanken immer, aber jetzt verzog sich sein Gesicht. Irgendwie gefiel es ihm genauso wenig, schlecht über sie zu denken, wie sie weinen zu sehen. Er betrachtete sie genauer. Sie atmete unregelmäßig und sehr abgehackt. Oft rieb sie sich die Augen, als ob sie etwas störte. Seine Besorgnis ließ nicht nach. ‚Ich bin nur neugierig!‘ sagte er sich und kam hinter dem Regal hervor, das ihn gerade noch als Schutz gedient hatte. „Weasley!“ sagte er in einem abfälligem Ton. Es war ja schließlich NUR Neugierde, die ihn zu ihr brachte und KEINE Besorgnis und deswegen war dieser Ton auch angebracht. Nach einer Minute sah er sie verdattert an. Was war denn nun schon wieder los? Warum gab sie keine Antwort? „Weasley!“ sagte er etwas lauter. Wieder keine Reaktion. Sauer schritt er auf sie zu. Niemand hatte ihn zu ignorieren und erst recht nicht sie! Wütend riss er ihr das Buch aus der Hand, doch sein Gesicht zeigte plötzlich pures Entsetzen. Aus dem Mund des rothaarigen Mädchens strömte unaufhaltsam tiefrotes Blut. Wie in Trance schüttelte er sie, rief ihren Namen, schlug sanft auf ihre Wangen, doch sie reagierte einfach nicht, sondern lag mit weit geöffneten Augen, die ins Nichts zu starren schienen, regungslos auf dem Sofa. ‚Beruhig dich! Beruhig dich! So wird das nichts!‘ sprach Draco zu sich selbst und atmete tief ein. Er musste einen klaren Gedanken fassen. Doch sein erster, klarer Gedanke war der, dass sich in seiner linken Hand Etwas warmes, nasses bewegte. Kapitel 11: Blutend liegen gelassen ----------------------------------- 11. Blutend liegen gelassen Wie in Zeitlupe drehte er seinen Kopf nach links. Der Anblick, der sich ihm bot, ließ seine Adern gefrieren und ihm wurde speiübel. Das rote Buch, dass er Ginny aus der Hand gerissen hatte, triefte vor Blut und wandte sich in seiner Hand mit folternden Geschrei. Zudem bekam er ein furchtbares Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Draco stand unter Schock. Er konnte weder schreien noch das Buch loslassen, sondern es nur zitternd anstarren. Oh, wie er diese magische Welt in diesem Moment hasste! Sie war ihm manchmal – nein, oft - einfach zu gruselig und grausam. Kurz schloss er die Augen, drehte seinen Kopf wieder nach vorne und sah auf die blasse Ginny. Aus ihrem Mund lief jetzt Wasser – defenitiv kein Speichel – mit Blut vermischt, aber sie blieb weiterhin regungslos. ‚Oh Gott! Sie braucht Hilfe!‘ Promt stand er auf, doch wurde zu Boden gezogen. „Nein, das wirst du nicht.“ ertönte eine schauererregende, tiefe Stimme. „Wer...wer spricht da?“ Nun zitterte nicht nur sein Körper, sondern auch seine Stimme. „Ich bin kein ‚wer‘. Ich bin ein Buch.“ sprach die Stimme abermals. Sofort sah Draco auf das sich windende Buch. ‚Warum muss ich auch so blöd sein und der Weasley nachlaufen? Wäre ich ihr nicht gefolgt, würde sie jetzt verrecken und es ginge mich gar nichts an. Das Buch ist doch hundert Prozent etwas schwarzmagisches. Ich will mich nicht mich solchen Dingen zu tun haben.‘ Seine Angst stand ihm auf dem Gesicht geschrieben. Doch Draco merkte, dass sich diese Angst anders anfühlte. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er weniger Angst um sich selber als um eine andere Person und die war Ginny. Er nahm all seinen Mut zusammen. „Was willst du? Und was hast du mit...dem Mädchen gemacht?“ Sollte er sie Ginny nennen? Oder Weasley? Vorsichtshalber distanzierte er sich lieber etwas von ihr. Nicht, dass das Ding jetzt auch noch ihn angriff. Ein grauenhaftes, leises Lachen, dann hörte das Buch auf sich zu bewegen und all das Blut, das er bis gerade eben noch warm und nass in seiner Hand gespürt hatte, war verschwunden. Nur noch Ginnys Gesicht, das blutverschmiert war und noch immer die Blässe aufwies, sagte ihm, dass das alles keine Illusion war. Eigentlich wusste er, dass er sie jetzt schnellstmöglich zum Krankenzimmer hätte bringen müssen, aber er betrachtete aufmerksam und forschend das rote Buch, das in ihm Unbehagen auslöste. Langsam schlug er es auf und blätterte darin. „Sie schreibt Gedichte?“ fragte er sich leise. Dann kam er zu der letzten, beschriebenen Seite, auf der viele Blutflecke waren. Draco wusste sofort, dass es der Eintrag war, den sie vorhin geschrieben hatte. Mit aller Sorgfalt las er ihre fein säuberliche Schrift. Blutend liegen gelassen Ich habe dir vertraut, hab auf dich gebaut. Ich habe dich geliebt, so wie niemanden, den es gibt. Ich habe dich angesehen, dachte, nur du kannst mich verstehen. Ich habe von dir geschwärmt, der Gedanke an dich mich erwärmt. Ich habe an dich gedacht, sogar bis tief in die Nacht. Ich habe deine Nähe genossen, doch plötzlich so viele Tränen vergossen. Ich habe dich näher gekannt, doch nicht näher als der Rest im Land. Ich habe mich schlecht gefühlt, deine Liebe erfrischte nicht, sie kühlt. Ich habe dir Briefe geschrieben, doch du wolltest sie eigentlich nie kriegen. Ich habe es akzeptiert, auch wenn es mich noch so schockiert. Ich habe dann verstanden, dass ich ertrunken werde stranden. Ich habe gesehen, dass es nichts hilft dich anzuflehen. Ich habe alles versucht, niemals über dich geflucht. Ich habe jeden verjagt, der dich schlecht zu machen wagt. Ich habe gewusst, was ich wähle verkaufte für dich meine Seele. Ich habe es trotzdem gemacht, das Todesbuch hat mich ausgelacht. Ich habe wegen dir geweint, mein Herz verstümmelt, nicht glücklich wie es scheint. Ich habe wegen dir geschrien, konnte deiner Grausamkeit nicht mehr entfliehen. Ich habe mir von dir soviel versprochen, doch ohne zu Zögern hast du mein Herz gebrochen. Ich wollte dich nie hassen, aber du hast mich blutend liegen gelassen. Um das gelesene zu Verstehen musste Draco es sich mindestens drei Mal durchlesen. Dieses Gedicht trieb ihm Tränen in die Augen. Sie brannten immer mehr, aber er ließ sie nicht heraustreten. Was hatte dieser Harry – und er war sich ganz sicher, dass das Gedicht über Harry war – was hatte er mir ihr gemacht? Er würde ihn eines Tages dafür umbringen, er würde ihn foltern, er würde ihn seine Eingeweide rausreißen, ihn ertränken, ihn all sein Glück nehmen. Er würde sie rächen... Er sah Ginny an und rüttelte wieder an ihr. „Ginny, wach auf! Wach...“ Plötzlich wurde ihm so einiges klar. Das Gedicht zeigte seine Wirkung und das im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn es stimmte, was er dachte – und das war meisten richtig, denn er war ja auch schließlich ein Slytherin – dann konnte er jetzt nicht einfach zu Madam Pomfrey gehen. Diese vermischte Flüssigkeit aus Wasser und Blut schien nicht enden zu wollen. ‚Was tun? Was tun?‘ Er überlegte kurz und kam zu einem Entschluss. Langsam näherte er sich ihr Ohr und nahm ihre Hände in die Seinen. „Ginny...“ Das was er jetzt sagte, war kaum ein Flüstern. „Ginny...ich weiß, dass du mich hören kannst. Irgendwo da drinnen bist du und du musst wieder zurückfinden. Komm wieder in die Realität und ich verspreche dir...“ er hielt kurz den Atem an. „...dass dich nie wieder jemand blutend liegen lässt.“ Er lauschte einem Geräusch, doch nichts war zu hören. Diese Worte hatten also nichts gebracht. Unsicher sah er sie an, aber dann seufzte er erleichtert auf. Kein Blut oder Wasser floss mehr aus ihrem Mund und ihre Augen hatten sich geschlossen. Vorsichtig lehnte er sein Ohr an ihre Brust und war froh es ruhig und regelmäßig schlagen zu hören. Dann nahm er sich sein Buch über die Dunklen Künste zur Hand und setzte sich mit ihr auf seinem Schoß auf das Sofa. ‚Jetzt sitz ich hier mit einer Weasley in meinen Armen – ich glaub’s nicht! Warum helfe ich der auch nur immer?‘ dachte er, rollte dabei die Augen und las in seinem Buch. Nach einiger Zeit blickte er erwartungsvoll auf die Uhr. Es war schon 21 Uhr. „Nur noch eine Stunde.“ murmelte er. „Ich hoffe die alte Prince kommt nicht diesen Teil der Bibliothek kontrollieren.“ Damit wandte er sich wieder seinem Buch zu. Diese Stunde verging recht schnell und zu seinem großen Glück war von der Bibliothekarin keine Spur. Ein Gong der großen Uhr in der Eingangshalle ertönte und sagte damit, dass die Nachtruhe-Zauber ab jetzt aktiv waren. „Na dann mal los.“ Er packte sein Buch und das rote Gedichtsbuch in einen Beutel, nahm Ginny vorsichtig auf seine Arme und ging mit ihr aus der Bibliothek, durch die Korridore und die Kerker hinunter zu seinem Zimmer. Dort zog er ihr den Umhang und die Schuhe aus und legte sie auf sein Bett. Leise flüsterte er ein „Incendio“, woraufhin sich ein Feuer in seinem Kamin entfachte, und reinigte mit einem nassen Tuch Ginnys Gesicht. Dann legte er sich müde von den ganzen Ereignissen, die heute passiert waren, zu ihr ins Bett. Mit dem Gedanken, dass er sie morgen erst einmal zur Rede stellen würde, und dem angenehmen Duft ihrer Haare schlief er ein. Kapitel 12: Memento mori ------------------------ 12. Memento mori Sonnenstrahlen kitzelten ihr Gesicht. Sie fühlte sich unglaublich wohl, bei der Wärme, die ihr die Bettdecke schenkte, und lächelte zufrieden. Darauf Bedacht nicht von den lachenden Sonnenstrahlen geblendet zu werden, blinzelte sie, doch konnte trotzdem nichts sehen. „Morgen.“ Ginny schreckte hoch. „Ein Wiesel im Bett eines Malfoys. Das ich das noch erleben muss.“ Draco lag auf seinen Händen, die er hinter seinen Kopf geklemmt hatte. „W-was m-mache i-ich hier?“ stotterte Ginny unsicher. Was war überhaupt passiert? Das Einzige, an das sie sich noch erinnern konnte, war, dass sie in der Bibliothek gewesen war. Ziemlich verdatterte sah sie den Slytherin an. Fragend hob er eine Augenbraue. „Du hast unsere unglaubliche Nacht nicht mitbekommen? Wie schade! Dann kann ich dich ja gar nicht mehr fragen, wie ich war.“ Draco musste schmunzeln, denn so verwirrt hatte er dieses Mädchen noch nie gesehen. Sie brauchte ein paar Sekunden, bis sie verstanden hatte, was er da gerade behauptete. „WAS?“ schrie sie entsetzt. „Ich – du - WIR?“ Draco konnte sein Lachen nicht mehr unterdrücken und prustete los. Ginny sah einfach nur verstört aus. Nach ein paar Sekunden des Lachens hielt er inne und sah sie ernst an. „Du glaubst das jetzt doch wohl nicht wirklich, oder?“ „Nein.“ erwiderte sie trocken. „Selbst wenn ich unzurechnungsfähig gewesen wäre, würde ich nicht mit dir...“ Schnell schüttelte sie ihre Gedanken ab. Seine Augen verengten sich und mit einem Ruck hatte er sich über sie gestemmt, zu schnell als dass sie reagieren hätte können. „Du hast mir so einiges zu erklären.“ Wenn sich Ginny jemals dumm vorgekommen war, dann jetzt. Was sollte das nun schon wieder? „Guck nicht so, Weasley. Du weißt ganz genau, wovon ich spreche.“ „Nein.“ antwortete sie verständnislos. „Hmm...lass mich nachdenken.“ sagte er mit einem gespielt nachdenklichen Unterton und fasste sich am Kinn um die Offensichtlichkeit seines Schauspiels zu verstärken. „Ich wollte dich nie hassen, aber du hast mich blutend liegen lassen.“ Zitierte er übertrieben dramatisch. Ihre Augen weiteten sich. Hatte er in ihrem Buch gelesen? Wenn ja, hatte er auch ihr Geheimnis herausgefunden? Sie schluckte schwer, konnte aber nicht sprechen. „Ich erwarte eine Erklärung.“ Funken sprühten aus seinen Augen, die Ginny in Alarmbereitschaft setzten. Alleine wie er jetzt so fordernd über ihr saß, machte sie panisch vor Angst. Ihre Sicht verschleierte sich und sie konnte plötzlich nichts mehr sehen. „Harry, ich will nicht, bitte...“ hallte Ginnys weinende Stimme in ihrem Kopf. „Halt den Mund und tu was ich dir sage!“ erwiderte eine aggressive Stimme, die sie sehr gut kannte. Tiefe Leere machte sich in ihrem Herz breit und ein Schmerz, der sehr stark an den des Cruciatus-Fluches erinnerte, kam in ihr hoch. „Nicht schon wieder.“ hörte sie sich und eine Stimme, die ihr vertraut aber auch von Vorurteilen her unsympathisch war, in der Ferne sagen. Vor ihr erschien wieder Dracos Gesicht. „Na, wieder weg gewesen?“ Seine Stimme klang ganz sanft. So sprach er nur sehr selten. Meist nur, wenn sie weinte. Und leider musste sie feststellen, dass sie wirklich weinte. In ihr kam ein unaufhaltsames Verlangen auf sich an seine Brust zu werfen. „Draco, hilf mir!“ Ihre Stimme zitterte und klang erstickt durch die Tränen, die ihr Gesicht umhüllten. Er nickte zögerlich, ließ von ihr ab und setzte sich neben sie aufs Bett. „Erstmal beruhigst du dich und dann erzählst du mir alles.“ Er gab ihr ein Taschentuch, während sie sich neben ihn kauerte. „Was ist das für ein Buch?“ fragte er ruhig, wobei ihm ein kalter Schauer bei dem Gedanken an das, was gestern passiert war, über den Rücken lief. Ginny schüttelte den Kopf. „Ich kann es dir nicht sagen und weiß es um ehrlich zu sein auch nicht genau.“ Das war nicht die Antwort, die sich Draco erhofft hatte. „Wie soll ich dir helfen, wenn du mir nichts sagen kannst? Ich kann ja zu Dumbledore gehen. Den würde das bestimmt interessieren.“ Zur Demonstration, dass er das wirklich tun könnte, stand er auf und ging zur Tür. „Bitte nicht!“ schrie Ginny angsterfüllt. Zufrieden grinste er und setzte sich wieder neben sie. „Okay, dann erzähl mir jetzt alles. Was weißt du über das Buch, beziehungsweise was hast du für Erfahrungen damit gemacht?“ „Ich...es ist so...“ Sie fühlte sich nicht wohl das alles jetzt Draco, einen Slytherin, der eigentlich ihr größter Feind war, zu erzählen, doch ihr war mehr als bewusst, dass sie das nicht mehr allein schaffen konnte, womit auch immer sie zu kämpfen hatte und dass auf keinem Fall jemand davon etwas erfahren durfte. „Ich habe dieses Buch in Hogwarts gefunden. Jemand schien es vergessen zu haben und...irgendwie zog es mich an. Also hab ich es mitgenommen. Es war leer und sah absolut harmlos aus. Außerdem wollte ich schon lange meine Angst vor Büchern loswerden, weil...“ sie stockte. Was sollte sie jetzt sagen? Ihm einfach alles erzählen, was damals passiert war? Wenn sie es nicht tat, dann würde er zu Dumbledore laufen und sie wäre tot... „Weil?“ Dracos Blick durchbohrte all ihre Schutzmauern, die sie noch besaß um ihre Gefühle zu verstecken. Sie schien mit sich stark zu hadern und blickte ihn traurig an. „Dein Vater hat mir im zweiten Schuljahr ein Tagebuch zugesteckt. Es war Tom Riddles...Voldemorts Tagebuch, ein Horkrux noch dazu, und ich habe in das Tagebuch wirklich alles reingeschrieben, all meine Gefühle, alles was ich wollte und ihm blieb nichts verheimlicht. Dann hat es oder eher gesagt er Besitz von mir ergriffen und konnte mich kontrollieren. Damals habe ich unter Anleitung von Riddles Erinnerung die Kammer des Schreckens geöffnet. Riddle hat mir meine Lebensenergie genommen und ich wäre fast daran gestorben, wenn...Harry...mich nicht gerettet hätte.“ Draco starrte sie an, sagte aber nichts. Er wusste, dass sein Vater immer auf der Seite von Voldemort gestanden hatte und dass er vor nichts zurückschreckte, nicht mal vor einem unschuldigen Mädchen, Voldemort wieder an die Macht zu bringen. Mit Sicherheit würde er es auch heute noch tun, nein, er tat es heute noch. Sein Blick verfinsterte sich. Sie hatte es gemerkt und fuhr unsicher fort. „Seitdem habe ich übrigens Panik vor Kerkern und dunklen Räumen. Es ist keine normale Angst, sondern laut St. Mungos Ärzten eine Phobie, die mich, wenn ich ihr auf Dauer ausgesetzt werden würde, verrückt macht, sodass ich im schlimmsten Fall nicht mehr weiß, wer ich bin.“ Er verstand diese Aussage natürlich als Vorwurf. Schließlich hatte er sie in der ersten Woche gezwungen durch die Folterkammern zu maschieren. Allerdings hatte er nicht gedacht, dass sie wirklich so extreme Angst davor hatte und der Gedanke an die Folgen, die sie davon tragen hätte können, gefielen ihm gar nicht. „Auf jeden Fall war ich so dumm wieder den gleichen Fehler zu begehen und habe einem unbekannten Buch all meine Gefühle offenbart. Ich dachte, alles wäre gut und mir würde sowas nicht noch mal passieren und habe eigentlich mal wieder nichts ahnend hineingeschrieben. Schau mich nicht so an! Ich weiß, ich habs nicht so mit Büchern.“ Sie biss sich auf die Unterlippe. Als sie wieder zum Reden ansetzte, unterbrach Draco sie. „Was hast du dem Buch alles über dich gesagt?“ „Ich habe über...“ Ihr Gesicht zeigte deutlich den Schmerz, den sie empfand, wenn sie darüber nachdachte. „...Harry geschrieben.“ Sie atmete einmal tief ein. Draco hätte am Liebsten gefragt, was es denn so viel über Potter zu schreiben gäbe, aber er verkniff sich diese Frage mit der Hoffnung, es herauszufinden, wenn er ihr Vertrauen gewonnen hatte. „Hauptsächlich Gedichte. Zuerst war ja auch nichts ungewöhnlich an dem Buch. Allerdings...“ Sie schien die richtigen Worte zu suchen. „...übernahm dann irgendwann Etwas – vermutlich das Etwas in dem Buch – Kontrolle – wie damals, nur das ich es manchmal merke. Es waren immer nur Kleinigkeiten wie zum Beispiel, dass mich manchmal einfach so Hoffnungslosigkeit überkommt oder dass ich plötzlich nicht sprechen kann und...“ „...und dass du zum Beispiel Blut erbrechend und bewusstlos fast verreckend in der Bibliothek liegst.“ fügte er mit einem ironischem Unterton hinzu. Unsicher blickte sie zu ihm auf. „Habe ich das?“ Er nickte, woraufhin sie wieder verstört nachgrübelte. „Ich habe schon versucht es loszuwerden.“ „Zwecklos, nehme ich an.“ Er lächelte mit sich selbst zufrieden, da er ihr gerade seine Schlauheit repräsentieren konnte. „Ja, es geht nicht. Es ist wie eine Droge. Ich komm davon nicht los. Als ich es weggeworfen habe, konnte ich plötzlich nicht mehr atmen und als ich es dann wieder an mich genommen habe, fühlte es sich wie eine Befreiung an. Mit dem Buch kann ich nicht, aber ohne es auch nicht. Es hat mich in der Hand.“ Das war sein Stichwort und er grinste hinterlistig. „Ja, ich habe dich auch in der Hand.“ Könnten Blicke töten, dann wäre er jetzt definitiv schon tot. Er schenkte dem jedoch reichlich wenig Beachtung und holte das rote Buch aus dem Beutel, der auf dem Nachtisch neben seinem Bett lag. Plötzlich bemerkte er etwas, das ihm bis jetzt noch gar nicht aufgefallen war. Er versuchte die fast unlesbare Schrift zu entziffern. „Memento mori“ sagte er schließlich. Ginny verstand es nicht und interessierte es auch nicht. „Ja und?“ gelangweilt zuckte die mit den Schultern. Draco sah sie überheblich an. „Du hattest wohl kein Latein? Eine sehr wichtige Sprache für uns Zauberer. Sogut wie alle Zaubersprüche sind auf Latein, das sollte man eigentlich in der siebten Klassen schon wissen.“ „Schön!“ entgegnete sie ihm gereizt. Betrübt las er die Worte nochmal. „Memento mori...weißt du was das heißt?“ So langsam erweckten diese Worte doch ihre Interesse. Draco machte aber auch ein Geheimnis daraus. „Nein, sag schon, du Alleswisser!“ „Memento mori ist ein Lebensmotto aus der Zeit der Barockgedichte und bedeutet soviel wie ‚Gedenke, dass du sterblich bist!‘. Ich will dir ja keine unnötige Angst machen, aber das klingt nicht gut – vor allem nicht wenn es auf einem Buch steht, das offensichtlich denken kann.“ Ginny sah wieder ziemlich hilflos aus und am liebsten hätte er sie in den Arm genommen und wie durch Zauberei legte er seine Hand um ihren Körper, nahm sie aber wieder sofort weg. ‚Malfoy, ich bin enttäuscht von dir. Sie ist eine Weasley, ich bin ein Malfoy. Wie oft muss ich mich noch ermahnen?‘ Warum musste er sich überhaupt ermahnen? „Hier, iss was.“ Seine Stimme war kühl. Betreten sah sie auf die Köstlichkeiten, die auf seinem Tisch standen. Reife Früchte, Brötchen, Marmelade und allerhand Aufschnitte. Er hatte ein Lächeln auf ihrem Gesicht erwartet, stattdessen starrte sie leicht angewidert auf das Essen. „Keinen Hunger?“ Sie schüttelte den Kopf. „Mir ist schon aufgefallen, dass du abgenommen hast, aber Essen ist gesund. Du solltest was zu dir nehmen. Schließlich hattest du gestern einen großen Blutverlust. Du musst wieder zu Kräften kommen.“ „Nein.“ sagte sie bestimmt, woraufhin sich seine Stirn in Falten legte. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, du wärest magersüchtig.“ Mit geweiteten Augen sah sie in die Ernsten von ihm. „Hat das Buch dir das angetan?“ Wortlos stand sie auf und ging zur Tür. „Bleib sofort stehen!“ rief er als sie fast durch die Tür gegangen war. „Sofort!“ Bei seinem strengen Ton konnte sie nicht anders und tat wie ihr geheißen. „Ich möchte, dass du wiederkommst, wenn irgendetwas mit dir durch das Buch passiert. Verstanden? Vergiss nicht: Ich bin Schulsprecher und habe ein Recht darauf es zu erfahren. Außerdem liebe ich schwarzmagische Gegenstände.“ ‚nicht.‘ dachte er, aber er brauchte eine Ausrede. Seine Stimme klang plötzlich wieder so fürsorglich. Ginny konnte nur nicken und verließ das Zimmer. „Guten Morgen, liebe Schüler!“ Drei Wochen waren seit Draco und Ginnys Gespräch vergangen. Das Buch hatte in der Zeit so einiges mit ihr angestellt, aber sie hatte sich nicht getraut es ihm zu sagen. Schon zweimal hatte sie vor seinem Zimmer gestanden, klopfte aber nie an. Unauffällig beobachtete sie ihn manchmal beim Essen. Immer wieder erwischte sie sich dabei, dass sie von seinem makellosen, perfekten Aussehen schwärmte. Seine wunderschönen blonden Haare, seine unglaublichen hellgrauen Augen und seine teure Kleidung. Jedes Mal huschte ein Schatten über ihr Gesicht, wenn sich diese Parkinson an ihn ranschmiss und ihn in aller Öffentlichkeit einen Kuss gab. Oft hatte sie das Gefühl seine Blicke im Rücken zu spüren, so auch jetzt, aber als sie sich umdrehte, musste sie feststellen, dass Zabini der ungebetene Beobachter gewesen war. Draco hingegen war mal wieder mit seiner Pansy beschäftigt. Dumbledore hatte sich erhoben und sprach mit seiner alltäglichen Fröhlichkeit. „Heute ist Samstag. Folglich ist morgen das lang ersehnte erste Spiel der Quiddich-Saison. Spielen werden Gryffindor gegen Slytherin, aber wem erzähle ich das.“ ‚Mir!‘ dachte Ginny. Sie hatte zwar tagtäglich mit der Mannschaft trainiert, aber generell hörte sie bei den Besprechung nie zu, da sie sich sonst zu sehr auf Harry konzentriert hätte und hatte total vergessen, dass morgen tatsächlich das Spiel war. „In einer Woche ist Halloween und wie immer findet unsere Feier statt. Nach der Feier um Punkt Null Uhr Mitternacht beginnt allerdings unser großes Turnier. Hierfür werden wir heute die Paare nennen, die sich zusammen den Aufgaben stellen werden.“ Helle Aufruhr verbreitete sich in der großen Halle. „Machen wir es kurz. Hier die Paare: Miss Hermine Granger und Mister Ronald Weasley.“ Alle klatschten und Hermine und Ron fielen sich in die Arme. ‚Das ist doch keine Herausforderung!‘ dachte Ginny vorwurfsvoll. Sie hatte sich nur widerwillig eingetragen, da Anne sie ermuntert hatte. Normalerweise stellte sie sich gerne Herausforderungen, aber mit Harry ein Team zu sein, das könnte sie nicht. „Miss Pansy Pankinson und Miss Anne Smith.“ „Oh nein!“ seufzte Anne, sodass nur Ginny es hören konnte. „Mister Neville Longbottom und Mister Gregory Goyle. Miss Lavender Brown und Mister Vincent Crabbe.“ Viele Namen kamen daraufhin, aber Ginny horchte nur auf, wenn sie die Namen kannte. „Mister Harry Potter und Miss...“ Ginny rutschte das Herz in die Hose. ‚Bitte nicht Ginerva Weasley! Bitte nicht Ginerva Weasley!‘ flüsterte sie kaum hörbar. „...Cho Chang.“ Erleichterung und Entsetzen machte sich in ihr breit. Jetzt hatte er also, was er wollte. ‚Wie enttäuschend!‘ dachte sie mit leicht gedrückter Stimmung. Währenddessen war Cho Harry um den Hals gesprungen und küsste ihn voller Freude. Wie sie ihn und dieses Mädchen doch hasste. „Und zu guter Letzt: Miss Ginerva Molly Weasley und...“ plötzlich horchte sie auf. „...Mister Draco Malfoy.“ In der Halle wurde mucksmäuschenstill. Kapitel 13: Träume vom Küssen ----------------------------- 13. Träume vom Küssen „Nein!“ rief Ron in die Stille, stand abrupt auf und drehte sich mit einer wutverzerrten Miene zu Draco um. Als wäre das ein Startschuss fingen alle anderen Schüler an durcheinander zu reden und ihre Blicke wechselten zwischen Draco und Ginny hin und her. Ginny gefiel das gar nicht, aber als sie sich umdrehte musste sie grinsen. Draco saß ganz lässig den Mundwinkel zu einem Halblächeln leicht nach oben gezogen mit geschlossenen Augen und verschränkten Armen auf seinem Stuhl. Wer jetzt gesagt hätte der Typ wäre nicht cool, der hätte gelogen. ‚Kein Wunder das soviele Mädchen auf den stehen! - Ginny, er ist eingebildet, überheblich, hinterlistig, ein Slytherin halt, folglich ein totaler Idiot!‘ dachte sie kopfschüttelnd. Die ganze Zeit hatte sie ihn angestarrt, doch das merke sie erst jetzt, da er seine Augen plötzlich geöffnet hatte und ihre Blicke sich trafen. Sein Blick war wie immer undefinierbar. Er hatte etwas von Mitgefühl, Freundlichkeit, vielleicht Überheblichkeit, ja, aber auch Leidenschaft in sich. Sie blinzelte einmal und sah dann in das emotionslose Gesicht des Slytherin, der sich kein bißchen für sie zu interessieren schien. ‚Ginny, das war Einbildung!‘ dachte sie erschrocken von dem, was dieser Junge alles für Einbildungen in ihr hervorrief. „Gin, alles okay?“ Sie sah zu der Person hinauf, die sich vor ihr aufgebäumt hatte. „Ron?“ sagte sie leicht irritiert. „Gin, ich werd versuchen Dumbledore zu überreden, dass sie dich mit jemand anderes in eine Gruppe steckt.“ versuchte er sie zu beruhigen, wobei seine Worte eigentlich ihn beruhigten. Eine ihrer Augenbrauen zog sich nach oben. „Was soll das denn?“ Jetzt war es an ihm verwirrt zu gucken. „Traust du mir etwa nicht zu mit diesem Slytherin klarzukommen? Und jetzt willst du bei Dumbledore betteln gehen, dass deine kleine Schwester einen lieben Partner hat, damit sie auch ja Spaß an diesem Turnier hat.“ sagte sie mit einem gespielten Freundlichkeit, die in Wut überging. Ron blieb der Mund offen stehen. „Ja, aber...“ „Ron, nichts aber! Du spielst dich hier auf als wärest du mein Beschützer, aber die Person, vor der du mich eigentlich hättest beschützen sollen, die bedeutet dir doch viel mehr als ich! Also, tu jetzt nicht so scheinheilig und lass mich in Ruhe! Von dir brauch ich sicher keine Hilfe!“ fauchte sie ihn an, stand auf und ging schnellen Schrittes aus der großen Halle. „Na, du Partnerin?“ Draco lehnte wie immer lässig an der Wand, die hinauf zum Gryffindor-Turm führte. Genervt verdrehte sie die Augen. Er war wirklich das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte. Ihn keines Blickes würdigend sprintete sie an ihm vorbei und freute sich schon innerlich, dass sie jetzt mit keinem reden musste. Doch sie hatte ihn unterschätzt. Im Vorbeigehen hielt er sie ohne sich auch nur einen Millimeter zu Bewegen am Arm fest. „Ach und ich dachte, du würdest dich freuen. Schließlich muss ich mich jetzt zwangsweise ein ganzes Jahr mit der abgeben.“ sagte er gelangweilt. „Falsch gedacht.“ keifte sie ihn an. „Uh, heute mit dem falschen Fuß aufgestanden?“ fragte er mit einem ironischen Unterton. „Was hat dich das zu interessieren?“ „Naja, eigentlich interessiert es mich die Bohne, aber leider bist du meine Partnerin geworden und von daher muss ich dafür sorgen, dass du nicht durch irgendeinen Gefühlsausbruch unsere Zusammenarbeit behinderst. Du musst wissen, ich will gewinnen.“ Diese Überheblichkeit, mit der er sprach, war einfach unerträglich. Ginny musste sich zusammenreißen ihn nicht ins Gesicht zu spucken. Ohne jegliche Vorwarnung zerrte er sie in einen kleinen Durchgang zwischen zwei Wänden, der so gut versteckt war, dass sie ihn selbst noch nie bemerkt hatte. „Lass mich los!“ brüllte sie ihn wütend an und riss ihn ihren Arm aus seiner Hand. „Auch wenn wir Partner sind, hat dich mein Wohlbefinden nichts zu interessieren.“ „Was ist mit dem Buch?“ „Was soll damit sein?“ „Du weißt, was ich meine. Sags mir, oder...“ „Dann geh doch petzen. Mir doch egal!“ „Das glaube ich nicht, dass es dir egal ist. Du wirst es mir wohl oder übel sagen müssen. Weißt du, ich habe kein Mitleid mit dir. Es gibt tausende Gründe dafür dich nicht zu mögen, du bist rothaarig, du bist arm, du bist eine Blutsverräterin, folglich bist du eine Weasley und mit sowas will ich nichts zu tun haben. Dennoch: Erstens bist du jetzt meine Partnerin, also muss ich mich so oder so mit dir rumschlagen und zweitens bist du eine Gryffindor und könntest mir sehr nützliche Informationen über euer Pack geben. Von diesem Privileg würde ich natürlich gerne Gebrauch machen.“ „Du bist sowas von...Ich hasse dich und ich werde dich morgen sowas von zerquetschen! Oder besser noch: Heute!“ schrie Ginny kochend vor Wut. Wie aus dem Nichts tauchte ihr Zauberstab auf und sie öffnete schon den Mund um ihn einen Fluch entgegen zu schleudern. „Expelliarmus!“ Im hohen Bogen flog ihr Zauberstab aus ihrer Hand und circa 10 Meter von ihr entfernt landete er. „Tja, Weasley.“ Mit erhobenem Zauberstab trat er auf sie zu und mit jedem Schritt, den er näher kam, wich sie zurück, bis die Wand hinter ihr ihre Schritte behinderte. Draco stellte sich fies grinsend vor sie und beugte seinen Kopf zu ihr herunter, währenddessen er mit einer Hand sich an der Wand abstützte und mit der anderen ihr Kinn kraftvoll, aber sanft festhielt. „Nur damit du‘s weißt: Mit einem Malfoy legt man sich nicht an.“ zischte er. Sie schluckte. ‚Los, krieg dich wieder ein Ginny! Es ist nur Malfoy!‘ Sie gab sich einen Ruck. „Was glaubst du, was du da tust?“ zischte sie zurück. „Gib’s zu. Du stehst auf mich. Ich tue nur das, wovon du und viele andere Mädchen jede Nacht träumen.“ Seine Stimme wurde mit jedem Wort weicher und leiser. Sie lächelte überheblich. „Davon träumst du wohl!“ „Mag sein.“ hauchte er. Behutsam drückte er sie an die Wand, beugte sich tiefer zu ihrem Gesicht und legte langsam seine Lippen auf ihren Mund. Das hatte sie nun wirklich nicht erwartet. Ihr Kopf rebellierte gegen diesen Kuss, wollte ihn wegstoßen, aber ihr Körper bewegte sich kein Stück. Sie atmete tief den Duft ein, der ihn umgab und den sie schon immer, allein im Vorbeigehen, betörend fand. Zärtlich strich er mit seiner Zunge an ihren Lippen, woraufhin sie vor Schreck die Luft anhielt und reflexartig den Mund öffnete, was er ausnutze um in den ihren einzudringen. Was daraufhin folgte, war ein Tanz, ein langsamer und sehr leidenschaftlicher Tanz, der alles überschritt, was sie bis jetzt erlebt hatten. Schleichend erforschte er ihre Zunge, umkreiste sie, sog sanft an ihr. Sie zitterte leicht unter den Feuerwerken, die sich in ihrem Bauch abspielten und ihr ein noch nie dagewesenes Gefühl gaben, doch fallen konnte sie nicht. Draco hielt sie fest, auf eine Weise, wie sie noch niemand festgehalten hatte. Nicht nur physisch, sondern auch mental und das schon seit Wochen. Auch wenn er immer den harten, arroganten Kerl spielte, hatte er diesen einen weichen Kern in sich. Er ließ kurz seine Zunge aus ihrem Mund gleiten um Luft zu holen, aber fuhr gleich fort, ihre wunderbaren Lippen zu kosten. Es war absolut anders, ganz neu. Ihre Lippen waren süßer als Honig und ihre Zunge schmeckte besser als die beste, reife Erdbeere, die er jemals gegessen hatte. Kurz um, sie machten süchtig. Schon damals im Krankenzimmer hatte er das feststellen müssen und vor sich selbst musste er zugeben, dass er nur auf die Gelegenheit gewartet hatte mehr von ihr zu kosten. Jetzt war es soweit und es war besser als er sich es erträumt hatte. Auch er zitterte leicht vor Erregung. Seit wann erregte ihn ein normaler Kuss? Ihm war es in diesem Moment egal, denn er wollte nur diesen unbeschreiblichen Geschmack genießen. Plötzlich hielt er inne und horchte auf. Zwei Meter entfernt von ihnen ging eine Gruppe Gryffindors zu ihrem Turm. Als wolle Draco sie beschützen, zog er sie fester an sich. Ginny wagte es nicht auch nur ein Wort zu sagen. So langsam funktionierte ihr Gehirn wieder und sie versuchte alle durcheinandergeworfenen Gedanken wieder zu ordnen. Schlagartig wurde ihr eines klar: Was auch immer sie da gerade mit Malfoy gemacht hatte, es war zu gut als dass es nicht verboten wäre. Die Gruppe war nicht mehr zu hören und Draco wandte sich wieder Ginny zu, die halb verträumt, halb entsetzt zu ihm hochsah. Er ließ sie los und lächelte ironisch. „Du hast ab Montagabend wieder Nachsitzen bei mir.“ „Hä?“ Ginny verstand die Welt nicht mehr. „Du hast schon richtig verstanden, Weasley.“ „Warum denn jetzt schon wieder?“ Ihre Fassungslosigkeit ließ auf seinem Gesicht ein noch ironischeres Lächeln erscheinen. „Ich erinnere mich nicht gesagt zu haben, dass man mich kostenlos küssen könnte. Aber eigentlich liegt mir mehr daran, dass wir uns näher kennenlernen, da wir ja jetzt ein ‚Team‘ sind und uns auf unsere Aufgaben vorbereiten sollten.“ Ihre Fassungslosigkeit wurde reine Wut. „Was bildest du dir eigentlich ein? Mich zu küssen und dann MIR die Schuld in die Schuhe zu schieben? Ich bin nicht eines deiner Püppchen, mit denen du spielen kannst, wann du willst!“ brüllte sie. „Heyhey, ich wollte dir doch nur einen Gefallen tun. Und falls du’s nicht gemerkt hast, du bist schon eines meiner ‚Püppchen‘!“ Er kam wieder auf sie zu. Sie holte tief Luft. Dann wurden ihre Augen zu Schlitzen, sie warf sich auf den Boden, rollte sich ab und landete direkt neben ihren Zauberstab, den sie auch schon auf ihn richtete. ‚Nimm Crucio!‘ „Cruc...“ Ihre Stimme versagte und dann... ...wurde alles schwarz. Kapitel 14: Das Spiel beginnt ----------------------------- 14. Das Spiel beginnt Alles verkrampfte sich in ihr. Jeder Muskel, jede Faser ihres Körpers schien sich unter Qualen aufzulösen. Ihr Herz blieb einige Male stehen um immer wieder, wenn sie sich schon auf den ersehnten Tod freute, anzufangen zu schlagen. Sie konnte kaum atmen, jemand schien ihre Eingeweide mit Gewalt herausreißen zu wollen und immer wenn sie glaubte, dass es endlich vorbei sei, fing es von neuem an. Unkontrolliert zuckte sie und sie hatte nur einen einzigen Gedanken. „Draco!“ Ginny saß kerzengerade, verschwitzt und schwer atmend in einem Bett, einem Bett der Krankenstation wie sie bemerkte. „Ich hab’s gewusst! Du, Mistkerl, hast ihr das angetan!“ schrie jemand aufgebracht. Ginny erkannte die Stimme ihres Bruders, verstand jedoch nicht so recht, was eigentlich los war. Sie sah sich suchend im Zimmer um und atmete erleichtert auf als sie Draco auf einem Stuhl sitzend lesen sah. „Was kann ich dafür, wenn deine Schwester von mir träumt und ich der Erste bin, an den sie denkt, wenn sie aufwacht?“ sprach Draco in einem gelangweilten Ton und blickte nicht einmal auf. „Du, Schwein! Ich werde dafür Sorgen, dass du von Hogwarts fliegst!“ schrie Ron wieder. Draco lachte trocken auf. „Weasley, du bist so erbärm...“ „Hör auf, Malfoy!“ sagte Harry in einem schneidenden Ton. Wieder lachte Draco kurz, dann sah er Harry mit einem Blick aus Verachtung und tiefen Hass an. „Achja, ich vergaß: Potter, der Scheinheilige. Er beschützt seinen Freund, aber seine Ex-Freundin stürzt er ins Unglück.“ Sofort fiel Harrys geschockter Blick auf Ginny. Diese wagte es allerdings nicht ihn anzusehen, wodurch eine unangenehme Spannung im Raum aufkam. Nur Ron verstand nicht, worum es ging, doch Malfoys Gerede hatte ihn verunsichert. „Harry, was meint er?“ „Ich...“ weiter kam Harry nicht, da Madame Pomfrey mit einem großen Tablett voller Köstlichkeiten ins Zimmer trat. „So, ich glaube die junge Miss Weasley hatte heute genug des Männerbesuches. Mr Malfoy, sie können als Held des Tages natürlich hierbleiben.“ „Aber...“ wollte Ron widersprechen. „Kein aber, Mr Weasley. Ich kann ihre Sorge verstehen, aber ihre Schwester braucht vor allem erstmal Ruhe.“ „Warum darf er dann hierbleiben?“ Verächtlich wies Ron auf Malfoy. „Das lassen sie mal meine Sorge sein, wen ich hier behalte und wen nicht. Ich bitte sie jetzt nur noch einmal so freundlich das Krankenzimmer zu verlassen.“ „Schon gut.“ maulte er und ging Richtung Tür. Als er an Draco vorbeikam, zischte er „Ich warne dich, komm ich nur ein bisschen zu nahe und ich verspreche dir, dass du das bis an dein Lebensende bereuen wirst!“ Draco musste grinsen. „Wer sagt, dass ich ihr nicht schon nahe bin?“ Rons Augen wurden groß, doch Harry zog ihn schnell aus dem Raum, sowie Madam Pomfrey mit den Worten „Iss was!“ verschwand. Ginny blickte unsicher zu Draco, doch dieser schien ihr keine Beachtung zu schenken, also ließ sie ihn lesen und kuschelte sich in ihre Decke. „Du hast Madame Pomfrey gehört, du sollst essen.“ sagte er sogleich halb gelangweilt, halb befehlend als sie die Augen schloss. Sie versuchte es zu ignorieren und drehte sich auf die andere Seite. Draco klappte das Buch zu, stand auf und setzte sich auf den Stuhl neben ihrem Bett. „Bei Merlin, ihr Weasleys seid doch alle gleich doof.“ seufzte er resigniert. „Dann hau doch ab.“ giftete sie ihn an. Er grinste höhnisch. „Weißt du, ich hab noch was bei dir gut.“ Sie zog ihre Augenbraue nach oben. „Achja?“ „Ja, denn ich habe ein kleines Detail vor deinem Zusammenbruch ‚noch‘ niemanden erzählt.“ Ginny kannte dieses Funkeln, das sich in seinen Augen breit machte. Er hatte es immer dann, wenn er jemanden in seiner Hand hatte. Um ehrlich zu sein, konnte sie sich nur noch schwach an das erinnern, was nach dem Kuss geschah. ‚Der Kuss!‘ Schuldbewusst verzog sie die Miene. Sie hatte doch tatsächlich diesen furchtbaren Kerl neben ihr geküsst. Und...hatte sie nicht auch mal wieder Nachsitzen bei ihm bekommen? Da war noch etwas. „Normalerweise würde ich einen Weasley wie dich sowas von auffliegen lassen, wenn du wirklich den Cruciatus-Fluch auf mich gehetzt hättest, aber ich dachte, da du es ja nicht ganz vollzogen hast, sollte ich dir eine Chance geben das wieder zu entschädigen.“ Ginny sah entsetzt zu Draco. Was hatte sie getan? Was behauptete er da schon wieder? Sie und der Cruciatus-Fluch? „Schau nicht so unwissend, Weasley. Ich hätte es dir um ehrlich zu sein auch nicht zugetraut.“ Plötzlich sprang Ginny aus ihrem Bett, lief zu ihrer Tasche und holte das rote Buch heraus. Wie aus einem Munde sagten beide „Das Buch!“ Draco riss es ihr aus der Hand, woraufhin Ginny versuchte es an sich zu holen. „Gib es her!“ „Vergiss es! Bist du lebensmüde?“ „Malfoy, ich brauch es! Gib es verdammt nochmal her!“ „Du musst es wegschmeißen, verbrennen, vernichten! Was meinst du wozu es dich sonst noch bringen wird? Beim Cruciatus-Fluch bleibt es sicher nicht mehr lange. Das nächste Mal tötest du jemanden!“ „Bitte, Malfoy! Gib es mir! Ich muss es haben!“ schrie sie verzweifelt. Beide kämpften um das Buch, doch Draco war größer als Ginny und konnte es dementsprechend hoch halten, sodass sie nicht drankam. Sie schubste ihn, dadurch verlor er sein Gleichgewicht und landete auf dem Boden. Ginny schmiss sich wütend auf ihn und versuchte ihm das Buch zu entreißen. „AAAH!“ Sie sackte auf einmal zu Boden. Draco fragte sich, ob das eine Masche war um an das Buch heranzukommen, doch zu seinem Entsetzen färbte sich ihre Bluse am Schlüsselbein rot. „Was...was...“ stotterte er, doch dann verstand er. Ginny hatte an dem Buch so gerissen, sodass einer Seite ein Stück fehlte. Er schluckte. „Ist alles in Ordnung?“ fragte er besorgt. Sie nickte, doch der große Blutfleck, der sich auf der Bluse abgebildet hatte, war mehr als beunruhigend. Er nahm sie vorsichtig auf seine Arme und trug sie zum Bett. „Zeig her!“ befahl er mit einer ungewöhnlich warmen Stimme. „Spinnst du?“ Draco war gerade dabei ihre Bluse aufzuknöpfen, doch Ginny wehrte sich. „Schön.“ Mit einer Mir-doch-egal-Miene ließ er von ihr ab. „Wir können ja auf Madame Pomfrey warten. Die wird es sicherlich interessieren, wie das hier zustande gekommen ist.“ Er setzte an um nach der Heilerin zu rufen. „Nein!“ Ängstlich hielt sie Draco am Arm fest. „Also gut...“ Vorsichtig knöpfte er ihre Bluse auf. Anmerken ließ er sich es nicht, aber er empfand diese Situation mehr als merkwürdig. Normalerweise hatte er keine Bedenken dabei ein Mädchen auszuziehen, aber bei Ginny wurde im ganz flau im Magen. ‚Du ziehst sie nicht aus, du heilst sie!‘ sprach er in Gedanken auf sich ein. Als ihre Bluse ganz aufgeknöpft war, musste er einmal tief ein- und ausatmen, konnte seinen Blick aber nicht von ihren runden Brüsten, die in einem weißen, unschuldig aussehenden BH eingehüllt waren, abwenden. „Was ist?“ fragte Ginny lachend und doch verärgert zugleich. „Ich...äh...“ ‚Draco, Haltung bewahren.‘ ermahnte er sich und nahm seinen Zauberstab hervor. „Episkey“ sagte er, doch Ginnys Wunde schloss sich nicht. „Komisch.“ „Nein.“ Ginny sah bedrückt aus. „Nicht komisch, sondern das Buch.“ Draco nickte und wusste ihr auch nicht zu helfen. Es war seine Schuld, dass sie jetzt hier lag. ‚Du hast an gar nichts Schuld! Lass diese Weasley doch ihre Wehwehchen haben!‘ schrie eine Stimme in ihm. „Ich wollte das mit dem Cruciatus-Fluch nicht. Das Buch hat Einfluss auf meine Gedanken, ich wollte dich nie verletzen. Es tut mir leid. Kannst du mir verzeihen, Draco?“ sagte Ginny mit ernster, kaum hörbarer Stimme. Er war verwirrt. Noch nie hatte sich jemand bei ihm ernsthaft entschuldigt oder um Verzeihung gebeten; es sei denn er wollte sich einschleimen. Außerdem nannte ihn keiner beim Vornamen. Er war stets stolz ein Malfoy zu sein und auch den Namen zu tragen. Seit wann konnte man ihn so leicht verwirren, beziehungsweise seit wann verwirrte ihn ein einfaches, gewöhnliches Mädchen? „Habe ich dir erlaubt, mich beim Vornamen zu nennen?“ zischte er. „Nein, aber ich denke, ich habe das Recht dazu.“ Von einer Sekunde zur anderen war ihre Stimme wütend. Warum sprang er immer so mit ihr um? Sie hatte sich entschuldigt und er hatte nichts besseres zu sagen als dass sie ihn nicht beim Vornamen nennen durfte. „Zu nichts hat ein Wiesel wie du ein Recht.“ zischte er. „Ach, und du hast das Recht, du Frettchen?“ giftete sie zurück. „Allerdings, das habe ich. Ich bin ein Malfoy.“ „Malfoy und stolz drauf, was? An deiner Stelle würde ich mich in Grund und Boden schämen zu einem Pack solcher Todesser oder meinetwegen auch Ex-Todesser, da Voldemort ja ein toter Mann ist und ihr damit die Verlierer seid, zu gehören.“ fauchte sie ihn an. „Du bist aber – so gern du es auch wärest – nicht an meiner Stelle. Und wir Todesser werden letztendlich die Gewinner sein.“ „Jetzt bekennst du dich auch noch zu denen!“ sagte sie fassungslos. „Ich war und werde immer einer sein. Und ja, ich bin Stolz darauf einer von ‚denen‘ zu sein. Auf jeden Fall habe ich weitaus mehr Recht Stolz darauf zu sein als du auf deinen Familiennamen.“ sprach er mit einem selbstgefälligem Halblächeln. „Was suchst du noch hier?“ sagte sie schließlich. Es war eher ein Vorwurf als eine Frage. Sofort stand er auf, öffnete die Tür und knallte sie mit einem lauten Krachen zu. Es war fast Mitternacht. Ginny lag wach in ihrem Bett. Sie hatte sich nicht getraut in ihr Buch reinzuschreiben. Aus Erfahrungen wurde ihr klar, dass sie jeden Tag in das Buch zu schreiben hatte, sonst begann sie zu zittern. Draco hatte sie nichts gesagt, aber als sie heute morgen den Cruciatus-Fluch aussprechen sollte, hatte sie sich gewehrt. Das Buch hatte es sie zu spüren lassen bekommen, was passierte, wenn sie ihm nicht gehorchte und sich gegen seine Kontrolle wehrte. Ganz blaß vor Angst saß sie auf ihren Bett und hatte die Knie zu ihrem Kinn gezogen. Das unkontrollierte Zittern war eines der ersten Anzeichen dafür, dass sie endlich in das Buch reinschreiben musste. Kalter Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn. Sie seufzte und klappte es wie in Trance auf. 'Angstgespräch in mir' lautete die Überschrift, die sie langsam auf das Pergament schrieb. Ängste erfüllen mein Herz Das war ihre erste Zeile. Sie hielt inne und überlegte, was sie schreiben könnte. Eigentlich wollte sie dem Buch nichts mehr über ihre Gefühle verraten, aber sie wusste, dass sie das musste. Als sie wieder auf ihr Buch sah, schrie sie kurz vor Schreck auf. Unter ihrer Zeile stand ein weiterer Vers. Ignorierst du mich, widerfährt dir Schmerz Schlagartig wurde ihr klar, was das bedeutete. Dieses Buch kommunizierte mit ihr – wie das Tagebuch von Riddle. Sie zitterte stärker, schrieb aber weiter aus Angst, dass das Buch seine Drohung wahr machen würde. Ich frage mich, was du von mir willst Sie starrte gebannt und hoffend, dass sie endlich Antworten auf all ihre Fragen bekam, auf das Buch. Nach ein paar Sekunden erschien wieder ein Vers. Ich will, dass du für mich Begierden stillst Mittlerweile zitterte sie schon so sehr, dass sie noch kaum ihren Stift halten konnte. Doch sie musste mehr herausfinden. Ich werde dir deine Begierden nicht stillen Warum schrieb sie das? Das war doch eine totale Herausforderung und Provokation an das Buch. Wieder schluckte sie schwer. Meinst du, du besitzt noch einen Willen? Ginny sog tief Luft ein. Begierden, was ist das für dich? Ein paar Sekunden später erschien wieder der Antwortvers. Ginny, das fragst du mich? ‚Oh Gott! Dad hat doch extra gesagt, dass es nichts gutes verheißt, wenn ein Gegenstand selbst denken kann.‘ Zitternd setzte sie wieder ihren Stift an. Ich weiß es nicht, lass mich in Ruh Ihr Stift fiel ihr aus der Hand. War das ein Zeichen? War sie das Wesen im Buch los? Plötzlich bekam sie keine Luft mehr und würgte. Verzweifelt versuchte sie ihre Händen an ihre Kehle zu führen um das starke Etwas, dass sie zum würgen brachte von sich zu reißen, aber sie hatte kein Gefühl mehr in ihrem Körper. Tränen liefen ihre Wangen hinunter. Nach einem langen Ringen nach Luft, gab sie innerlich auf. Ihre Augen wanderten nach unten zum Buch blieben aber an etwas anderem hängen. Ihre eigenen Hände richteten sich gegen sie, denn sie waren das Etwas, dass sich um ihren Hals geschlungen hatte. Qualvoll versuchte sie nach Luft zu schnappen, aber ihre letzte Sauerstoffreserve in ihrem Körper war verbraucht. Kurz bevor sie umfiehl, sah sie verschwommen auf die letzten Verse, die gerade erschienen waren. Ich werde nicht, denn ich bin längst du Lauf vor mir weg, die Zeit verrinnt, Doch bedenke, das Spiel beginnt Kapitel 15: Alle wollen Ginny ----------------------------- 15. Alle wollen Ginny „Ich werde beim Quiddich-Spiel gegen die Slytherins aber mitmachen!“ schrie Ginny Madame Pomfrey an. „Das werden Sie nicht! Ich verbiete es ihnen!“ schrie die Heilerin entrüstet zurück. „Sie haben mir gar nichts zu verbieten. Ich gehe.“ Damit ging Ginny aus den Krankenzimmer, doch als sie die Tür hinter sich schloss erschrak sie vor sich selber. Sie behandelte ältere Menschen immer mit Respekt und schon gar nicht schrie sie sie an, aber in ihr kamen alle Möglichen negativen Gefühle auf, die ein Mensch zu fühlen konnte. Sie machte sich gerade auf den Weg zu ihrem Turm, weil sie die Nacht ja im Krankenflügel verbracht hatte, da schlugen all ihre Sinne Alarm. Sie wurde verfolgt. Blitzschnell drehte sie sich um. „Was willst du, Harry?“ Ihre Stimme klang sehr schneidend. „Gi...Ginny“ stotterte Harry, der nicht damit gerechnet hatte, dass sie ihn sehen konnte, schließlich befand er sich unter seinem Tarnumhang. „Du kannst mich sehen?“ Ginny verdrehte die Augen. „Ja, natürlich kann ich dich sehen!“ „Aber ich habe doch meinen Tarnumhang um?“ Die Frage richtete er eher an sich selbst. Ginny wurde das Spielchen allmählich zu doof. „Was ist jetzt?“ Harry blickte irritiert auf das rothaarige Mädchen. Sein Atem stockte kurz als er ein Rot in ihren Augen aufflackern sah, doch im nächsten Moment war es wieder verschwunden. „Kannst du heute spielen?“ fragte er unsicher. Wie ihr dieser Typ auf die Nerven ging. Nur weil er jetzt wieder Mannschaftskapitän der Gryffindors war, spielte er sich so auf. „Ja.“ Eine kurze, kühle Antwort. „Ginny, ich...was hast du Draco erzählt? Stimmt es, was er gesagt hat? Ist er dir nahe?“ Ginny drehte sich auf dem Ansatz um und wollte gehen, doch er sprach weiter. „Ginny, er ist nicht gut für dich!“ rief er ihr wütend nach. „Seit wann hast du denn eine Ahnung, was gut für mich ist?“ fragte sie in einem abfälligem Ton. „Ich liebe dich, Ginny.“ Ginny musste einfach trocken auflachen, doch sofort wurden ihre Gesichtszüge hart. „Was glaubst du wer du bist, Potter? Bist du wirklich so dumm oder tust du nur so? Ich habe noch nie jemanden so geliebt wie dich und auch noch nie so gehasst wie dich! Du hast mit mir gespielt, du hast mich verletzt und das nicht nur körperlich! Und nur weil du jetzt angekrochen kommst, soll ich sagen ‚Ja, nimm mich, denn ich bin halb soviel Wert wie du und möchte mir deine Folter noch länger antun. Was für eine Ehre!‘“ brüllte sie ihn an, sprach aber dann mit süßlicher Stimme weiter. „Will die liebe Cho nicht mehr? Hast du ihr dein wahres Gesicht gezeigt, hm? Armes Potterlein!“ Sie drehte ihm ihren Rücken zu. „Du spielst nicht mehr länger mit mir!“ Dann ging sie die Treppen hinauf zum Turm. „Ginny! Geht’s dir wieder gut?“ Anne rannte auf ihre Freundin zu, als diese das Zimmer betrat, und umarmte sie herzlich. „Natürlich. Was denkst du denn?“ antwortete Ginny mit einem emotionslosen Lächeln. „Und du spielst heute?“ Annes Augen funkelten überglücklich. „Klar. Wo denkst du hin? Ohne mich kann Gryffindor gegen Slytherin gleich einpacken.“ Ihre Stimme war kühl, kühler als sonst, was Anne veranlasste die Stirn zu runzeln. Ginny benahm sich absolut anders, aber da das dieses Jahr sowieso schon die ganze Zeit so war, wollte sie Ginny auch gar nicht belästigen. „Wollen wir was zusammen machen?“ fragte Anne, in der Hoffnung dadurch wieder einen engeren Kontakt zu ihr aufbauen zu können. „Nein, ich muss mich vor dem Spiel ausruhen. Geh doch mit Luna, die hat doch immer Lust.“ Anne lief ein kalter Schauer über den Rücken, den ein Blick in Ginnys Augen auslöste, aber nachvollziehen konnte sie es nicht. Mit einem Seufzen verließ sie das Zimmer, da es unmöglich war mit Ginny normal zu reden. Kurz nachdem Anne die Tür hinter sich geschlossen hatte, entfuhr auch Ginny ein Seufzen und sie warf sich auf ihr Bett. Sie fühlte sich so unwohl in ihrer eigenen Haut, dass ihr sogar ein Kerker genehmer war als der Gedanke an das, was gestern geschehen war. Das Komische an der Sache war ja, dass sie heute ohne jegliche Schmerzen und Verletzungen aufgewacht war. Alles was blieb, war der Eintrag in das Buch. Außerdem brodelte es in ihr noch immer wegen dem, was Harry zu ihr gesagt hatte. Konnte er sie nicht einfach mal in Ruhe lassen? Ihr Blick fiel aus dem Fenster. Es herrschte gutes Wetter, die Sonne schien und wurde des öfteren von Wolken bedeckt. Beste Voraussetzungen für Quidditch. Entschlossen heute einen Sieg zu erringen, stand sie auf und ging zum Quidditchfeld, wo in einer Stunde das Spiel stattfinden sollte. ‚Dem zeige ich es!‘ dachte sie, aber ob sie jetzt Harry oder Draco meinte, wusste sie selber nicht. „Willkommen zu unserem ersten Spiel in der Quidditch-Saison – Gryffindor gegen Slytherin!“ hallte eine verstärkte Stimme durch das Stadion. „Das ist doch...Blaise Zarbini, oder?“ fragte Ginny unsicher Dean Thomas, den Jäger des Gryffindorteams. „Ja, soviel ich weiß, wird er heute kommentieren. Voll ätzend! An seiner Stelle spielt jetzt Zacharini Smith.“ nickte Dean. Madame Hooch belehrte die Kapitäne, Harry und Draco, fair und gut zu spielen und kaum waren alle auf ihren Besen, wurden die vier Bälle losgelassen. Sogleich fing Zabini an zu kommentieren. „Slytherin im Quaffelbesitz. Harper rast auf das Tor von Slytherin zu. Und...nein...ihm wurde von der hübschen Weasley der Ball abgenommen. Alle Achtung, das Mädchen hat’s drauf, nur zu schade, dass Potter das nicht bemerkt. Achja, der ist ja auf Schnatzsuche. Und, da oben schon was entdeckt oder einfach zu blind?“ „Mister Zarbini!“ hörte man Professor McGonagall entrüstet sagen. Schallendes Gelächter von den Slytherins und Buhrufe von den Gryffindors erfüllten die Luft. Ginny versuchte den Kommentar von Zarbini zu überhören, aber fand es doch schon recht komisch, dass er sowas in aller Öffentlichkeit zugab. Sie stürmte auf das Tor zu und... „Tor!“ freute sich Zarbini, räusperte sich und sprach dann gelangweilt. „Für Gryffindor.“ Grabbe und Goyle waren die Treiber der Slytherins und nicht gerade schlecht. Die Klatscher verfehlten Ginny wirklich um ein Haar. „Der dicke Richie Coote im Ballbesitz.“ „Mister Zarbini, ich bitte sie!“ Professor McGonagall schien diesen Kommentator recht wenig zu mögen. „Und Potter scheint was entdeckt zu haben. Einen Schmetterling vielleicht? He, Potter, schau doch mal nach links.“ Harry meinte den Schnatz gesehen zu haben, hatte sich aber getäuscht. Als Zarbini ihn darauf hinwies nach links zu gucken, hatte er das aus Reflex getan und musste feststellen, dass Draco bereits dem Schnatz hinterherjagte. Draco flog im Schutzflug zu Boden, an den Toren vorbei, zog den Besen wieder nach oben, doch der Schnatz war zu schnell. Ginny lachte als er wider langsam an ihr vorbeiflog. „Na, doch nicht gefangen?“ „Klappe, Weasley.“ „Malfoy, ich wäre dir sehr dankbar, wenn du nur einmal auf mich hören würdest.“ Daraufhin grinste Draco arrogant wie eh und je. „Auf eine Weasley hören?“ „Ginny, jetzt spiel endlich!“ rief Harry ihr kochend vor Wut zu. Wie konnte sie es wagen während eines Spiels mit Malfoy zu sprechen? War da wirklich was dran als er gesagt hatte, er wäre ihr nahe? Das konnte – dufte nicht sein! „Klappe, Potter.“ schrie sie, wobei viel Verachtung in dem Wort ‚Potter‘ steckte, nach oben, woraufhin Draco leicht verdattert guckte, (Kein Gryffindor nannte den großen Harry Potter beim Nachnamen!), doch sie fuhr mit einem gespielt freundlichem Lächeln an Draco gerichtet fort. „Ja, denn dann wüsstest du, dass erstens ein Klatscher von hinten auf dich zurast und zweitens 10 Meter über dir der Goldene Schatz herumschwirrt.“ Dann schnappte sie sich den Quaffel, den Smith gerade Harper zuwarf und raste wieder auf das Slytherin-Tor zu. Draco war inzwischen wieder hochgeflogen – knapp an einem Klatscher vorbei –, wobei er den Schnatz wirklich nur gute 10 Meter von ihm entfernt entdeckte. „Tor für Gryffindor durch eine äußert attraktive, junge Dame und Sieg für Slytherin durch den unübertrefflichen Sucher Draco Malfoy!“ rief Zarbini begeistert. Ginny wusste nicht so recht, warum sie Draco den Tipp mit dem Schnatz gegeben hatte, aber in ihr breitete sich Genugtuung aus als sie in das verstörte Gesicht von Harry sah. Wortlos ging sie zum Schloss hinauf als rief jemand ihren Namen, sodass sie stehen blieb. Ihr Blick verfinsterte sich. Zarbini war derjenige, der auf sie zugerannt kam. Außer Atem stellte er sich vor sie und beäugte sie von oben bis unten. „Hast du heute schon was vor?“ Ohne eine Antwort zu geben, drehte sie sich um und schlug wieder ihren eigentlichen Weg ein, doch Zarbini kam ihr hinterhergelaufen. „Och, komm schon. Du willst mir doch nicht etwa sagen, dass dir unser kleiner Kuss auf der Party nicht gefallen hat?“ Er hielt sie am Arm fest. „Nimm deine dreckigen Finger weg!“ Sie sprach ruhig, aber sehr bedrohlich. „Ach, komm schon....“ „Hast du sie nicht gehört?“ fragte jemand, dessen Stimme sie zum Schmunzeln brachte. „Malfoy...“ Ein hässliches Lächeln umspielte Zarbinis Mund. „Ich würd sie dir ja gerne überlassen, aber leider hat sie sich letztens bei mir Nachsitzen eingebrockt. So etwas schieb ich ungern auf, wie du weißt.“ Jetzt war es an Draco überheblich zu Lächeln. „Und du...“ sagte an er Ginny gewandt. „Du kommst jetzt mit!“ Damit packte er sie unsanft an ihrem Arm und schleifte sie, protestierend, mit. Als Zarbini die beiden von dannen gehen sah, wurden seine Augen zu Schlitzen. „Wer schiebt sie denn schon gerne auf?“ flüsterte er. Kapitel 16: Das kleine Geheimnis über Harry Potter -------------------------------------------------- 16. Das kleine Geheimnis über Harry Potter „Malfoy, lass mich los!“ Sie zog ihren Arm weg, als sie außer Sichtweite von Zarbini waren. „Ich habe erst morgen Nachsitzen! Also, was sollte das?“ zischte sie. „Genau das gleiche könnte ich dich fragen, Weasley. Mir den Tipp mit dem Klatscher zu geben war ja schon grandios, aber die Sache mit dem Schnatz ist mir doch etwas suspekt.“ „Schön, bild dir was drauf ein.“ sagte sie gereizt. „Wie kam es dazu? Keine Angst aus dem Team zu fliegen?“ fragte er unecht lächelnd. Ginny tat es ihm gleich. „Mir kann man nichts nachsagen. Wir haben 20 Punkte bekommen und die habe nur ich erspielt. Sag mir,...“ Plötzlich kam sie ihn so nah wie er damals es im Zug getan hatte, dann wisperte sie. „...wie fühlt es sich an so unehrenhaft gesiegt zu haben? Schließlich habe ich dir doch zu eurem Sieg verholfen.“ Draco erstarrt. Unehrenhaft gesiegt zu haben interessierte ihn nicht im Geringsten, doch diese neue Seite an Ginny gefiel ihm. Frech, Hinterlistig und Schlau. Die Eigenschaft eines Slytherins. ‚Sie hat sich total verändert.‘ stellte er fest. „Ich gehe jetzt.“ sagte sie gut gelaunt, wodurch sie ihn aus seinen Gedanken riss. „Das wirst du nicht, du hast Nachsitzen.“ sprach er mit einem fiesen Grinsen. „Und ich an deiner Stelle würde mich auf meine Strafarbeit vorbereiten, denn heute wirst du sämtliche Schulregeln brechen und da ist eine gute Vorbereitung das A und O, ei sei denn du möchtest erwischt werden und in den Kerkern eine Strafarbeit verbringen.“ Ginny starrte in entgeistert an. „Du willst mich anstiften Schulregeln zu brechen?“ „Ja, damit müsste doch so ein hinterlistiges Mädchen wie du keine Probleme haben.“ Ihm entglitt ein schelmisches Lächeln, das aber sofort wieder verschwand. „Und was soll ich machen?“ Sie wollte gelangweilt klingen, aber ihre Stimme zitterte leicht. „Du gehst mit mir heute nach in die Verbotene Abteilung in der Bibliothek. Ich muss dort einige Erledigungen machen. Außerdem werden wir ein Buch finden müssen, dass uns sagen kann, wie du dieses ‚Memento mori‘-Buch loswirst.“ Bei dem Namen des Buches zuckte Ginny zusammen. Skeptisch beobachtete er sie jetzt. „Du hast mir doch alles über das Buch erzählt, oder?“ „Ja.“ Kam es wie aus der Pistole geschossen, sodass es total unglaubwürdig war. „Was ist passiert?“ fragte er kühl als er ihre Lüge erkannte. „Nichts.“ log sie weiter. Durchdringend sah er sie an. „Erzähl es mir! Sofort!“ Seine Stimme war ungemein scharf. „Ich...ich...“ stotterte sie. „Sofort!“ schrie er. Ginny zitterte am ganzen Leib, sie konnte wieder nicht sprechen und diese eine Hoffnungslosigkeit, die sie so fürchtete, überkam sie. ‚Nimm Crucio!‘ hallte es plötzlich unaufhörlich in ihren Gedanken. Unkontrolliert fing sie an zu zucken. ‚Nein!‘ sagte sie sich. ‚Nimm Crucio!‘ brüllte etwas in ihr sie an. „Nein! Nein! Nein!“ schrie sie nun laut und hielt sich vor Schmerz den Kopf. „Quietus!“ reagierte Draco sofort, da ihre Schmerzensschreie überall zu hören waren. Als Ginny plötzlich ihren Zauberstab zückte, wurde ihm die bremsliche Situation klar. Blitzschnell erhob er seinen Zauberstab. „Expelliarmus!“ Ihr Zauberstab flog aus ihrer Hand. Sogleich sackte sie keuchend auf den Boden. Draco kam auf sie zu gerannt – ihren Zauberstab im Gepäck – und half ihr aufzustehen. Gestützt von ihm schlichen sie unauffällig die Treppen hinab zu den Kerker, in sein Zimmer. Erschöpft ließ sie sich auf seinem Bett nieder. Dracos Blick wurde mitfühlend und wütend zugleich. „Ich denke du verheimlichst mir etwas. Etwas, sehr wichtiges.“ sprach er ruhig. Sie sah nicht zu ihm auf, also fuhr er nachdenklich fort. „Das Buch bekommt immer mehr Kontrolle über dich. Es muss doch einen Weg geben. Wo ist es?“ Ginny kramte langsam das rote Buch aus ihrer Tische und übergab es ihm. Daraufhin war es still, denn Draco laß sich den letzten Eintrag durch. „Das Buch kommuniziert also mit dir.“ sagte er sachlich. Sie nickte schweigend. „Begierden, was ist das für dich?“ Ginny reagierte nicht, da sie dachte, er zitiere aus dem Gedicht. „Hallo? Weasley? Ich hab dich was gefragt.“ sagte er mit schleppender Stimme. „Was?“ fragte sie. Die Frage musste ihr wohl entgangen sein. „Was sind für dich Begierden?“ wiederholte er. „Für mich?“ fragte sie. „Nein, für mich! Weasley, man könnte meinen, dass du wirklich so dumm bist.“ Genervt setzte er sich neben sie auf das Bett. „Also?“ Er hob eine Augenbraue. „Nun, ich...“ Sie brauchte nicht lange zu überlegen, denn das Einzige was sie wollte war... ‚Rache‘ dachte sie und bekam allmählich Angst, da sie nie daran gedacht hatte, dass sowas mal für sie eine Begierde sein würde. „Ich...weiß es nicht.“ ‚Na toll, Ginny, im Lügen bist du ja mittlerweile die Nummer Eins‘ bemerkte sie. Eine Lüge mehr oder weniger machte auch keinen Unterschied mehr. Jedoch brachten ihre Lügen nicht viel. „Du denkst wohl, nur weil du bei deiner Familie und deinen Freunde mit dieser Lügenmasche durchkommst, schaffst du es auch bei mir, aber du vergisst, ich bin ein Malfoy und habe dementsprechend Ahnung vom Lügen. Du bist nicht schlecht, aber auch nicht gut genug – zumindest kann ich dich durchschauen.“ sprach Draco gelangweilt. „Also, los. Sag schon.“ Ein fordernder Blick seinerseits. Irgendwie schämte sich Ginny Draco zu sagen, dass sie so dachte, aber sie hatte das Gefühl von ihm einfach durchweg durchschaut zu werden. „Rache...“ Das Wort hallte einige Minuten im Raum, bis Ginny sich traute zu Draco zu sehen. Der blonde Slytherin staunte nicht schlecht über das, was sie gesagt hatte. „Rache? Du? Eine Weasley und Rache? Ich glaub‘s nicht! Wow, ich bin beeindruckt.“ „Ich bin nicht stolz drauf.“ sagte sie zähneknirschend. Draco grinste zufrieden. „Na, dann üb mal deine Rache aus und das Buch lässt dich in Ruhe.“ „Dann müsste ich jemanden foltern, quälen und letzten Endes umbringen und ich bin nicht wie...er...“ erklärte sie monoton. „Nicht ganz weasleyhaft, aber was soll’s? Wer ist denn der Glückliche? Potter?“ Ginny senkte ihren Kopf. Draco hatte mal wieder voll ins Schwarze getroffen. Er lächelte fies. „Also Potter.“ Das war eine Feststellung. Dieser Junge regte sie so langsam auf. Warum konnte er ihr auch nur alles von den Augen ablesen? „Was hat Potter gemacht? Ich meine, du hast ihn heute ziemlich...gehässig angesprochen.“ Dracos Stimme klang plötzlich so weich, so gefühlvoll. Ginny schluckte schwer und musste ihre Tränen zurückhalten. Draco hingegen kämpfte innerlich mit seinem Gewissen. Er wollte doch nur etwas herausfinden, womit er Potter fertigmachen konnte, aber trotzdem ging ihn das alles so nahe. Dieses Mädchen war daran Schuld. Er war doch sonst nicht so emotional beziehungsweise wusste er bis vor kurzem gar nicht, was Emotionen sind. Er hatte sie immer so gut vor den Menschen versteckt, sodass er sie bald sogar schon für sich selbst unzugänglich gemacht hatte. „Er...hat mich....gefoltert...“ sagte sie leise. „WAS?“ rief Draco ungläubig aus. „Wieso das denn?“ Seine Verblüffung war zum ersten Mal in seinem Leben wortwörtlich in sein Gesicht geschrieben. „Er hat mit...benutzt...für allerhand Zaubersprüche. Unsere Beziehung war super und ich habe ihm vertraut, aber er hat sich immer mehr in die Sache hineingesteigert, dass...Du-weißt-schon-wer doch nicht tot ist und meinte, dass er besser werden müsse um jeden Zauberer schlagen zu können. Ich wollte ihm das ausreden, aber dann bat er mich zum ersten Mal in meinem Leben um etwas. Natürlich war ich überglücklich ihn auch mal helfen zu können. Er fragte, ob er an mir ein paar harmlose Sprüche und Flüche ausprobieren dürfe und da ich ihm vertraut habe...habe ich es ihm erlaubt... Am Anfang war es nicht schlimm...ganz harmlos, wie er es versprochen hatte. Sprüche wie ‚Petrificus totalus‘ oder „Locomotor mortis“ waren darunter. Aber plötzlich...wollte er immer mehr...er vernarrte sich in sein Vorhaben der Beste zu werden...und die Flüche wurden immer Schlimmer. Eines Tages hat er an mir dann den....den....Cruciatus und...Sectumsempra angewandt...Ich sagte ‚Harry, ich will nicht mehr‘...doch es war ihm egal...Ich war ihm egal...Er wusste...ich würde ihn niemals verpetzen...Weil ich irgendwann einfach nicht mehr konnte...hat er mich verlassen...mit der Begründung ‚Ich liebe dich zwar, aber du bist zu schwach für eine Beziehung mit mir‘...“ Ginny sprach leise und versuchte ihre Tränen und Schluchzer zu unterdrücken. Eigentlich sollte Draco sich jetzt freuen, dass er die Wahrheit über Harry Potter aus ihr herausgekriegt hatte, aber er fühlte sich leer. Er war ein Todesser, auch ihm war es egal – oder zumindest glaubte er das –, wenn er jemanden mit dem Cruciatus-Fluch belegte und nun das. Ihm war es auch jetzt irgendwo egal, wer unter dem Fluch litt und würde sofort lachen, wenn er Potter sich am Boden krümmend sehen würde, aber er konnte den Gedanken bei ‚diesem‘ Mädchen nicht ertragen. Tröstend nahm er sie in seine Arme und streichelte ihr beruhigend über den Rücken. Ginny fing sofort erschütternd an zu weinen und Draco verstand plötzlich all die Tränen, die sie bis jetzt geweint hatte. In seinen Augen hatte das Mädchen alles Recht der Welt dazu. ‚Dafür wird Potter bezahlen, das schwöre ich!‘ nahm er sich vor. Kapitel 17: Nächtliches Herumschleichen --------------------------------------- 17. Nächtliches Herumschleichen „Bevor wir losgehen, musst du mir zuhören.“ Draco sprach wieder mit seiner kühlen, emotionslosen Stimme, sah vom Schreibtisch, auf dem ein Lageplan von ganz Hogwarts lag, auf und beäugte Ginny kritisch. Sie saß noch immer auf dem Bett und hatte noch leicht rötliche Augen vom Weinen, aber ihr schien es wieder besser zu gehen. Natürlich durfte er, ein Malfoy, sich nicht anmerken lassen, dass er eine gewisse Zuneigung gegenüber dieser Weasley hatte, jedoch musste er es sich wohl oder übel eingestehen. Sein Gewissen plagte ihn, aber nicht allzu sehr, sodass er es ignorieren konnte. Etwas drängte die Tradition und Ehre, die er als ein Malfoy immer eingetrichtert bekommen hatte, weg und schaffte Platz für neue Gefühle und Gedanken. Stumm nickte Ginny, jedoch rang sie sich plötzlich durch doch etwas zu fragen, was ihr schon lange auf der Zunge lag. „Wie sollen wir in die Verbotene Abteilung kommen, wenn doch die Nachtzauber aktiv sind?“ Draco lächelte überheblich und tippte ihr mit einem Finger an den Stirn. „Weasley, wie oft soll ich es noch wiederholen? Ich bin ein Slytherin und ein Malfoy, folglich hinterlistig und vor allem schlau. Ich weiß, wie man die Nachtzauber überlistet, sonst würde ich diese ganze Aktion doch gar nicht machen. Komisch oder eher typisch für eine Gryffindor, dass du es noch nicht herausgefunden hast, wo du doch schon so einige Male ohne erwischt zu werden durch die Korridore gelaufen bist, während die Nachtzauber aktiv waren.“ Ja, gefragt hatte sie sich schon oft, wie das funktionierte, aber sie hatte keinen blassen Schimmer. Neugierig blickte sie ihn an, was ihn mal ein wieder ein selbstgefälliges Lächeln entlockte. „Ich kann es dir leider nicht mündlich erklären, denn wer gewisse Wörter bezüglich der Nachtzauber erwähnt, der wird sofort entlarvt und hat ein dickes Problem mit dem Schulleiter, da sonst ja jeder einfach das Geheimnis weiterplappern könnte. Wie zu erwarten hat dieses System eine Lücke. Aussprechen darf man es nicht, aber schreiben.“ Seine Augen strotzten förmlich vor Stolz während er Papier und Stift zur Hand nahm. Er kritzelte etwas drauf und übergab es ihr. Es ist wichtig, dass du nicht daran denkst, dass du etwas Verbotenes tust. Ein schlechtes Gewissen, das durch die Gedanken an das nächtliche Herumschleichen hervorgerufen wird, ist der Auslöser und die Aufspürzauber erfassen dich. Am Besten, du denkst an etwas, das dir richtig gut gefällt – wie mich zum Beispiel. Sie warf ihn einen bösen Blick zu, woraufhin er unweigerlich lächeln musste. „Darf ich ehrlich sein?“ fragte Ginny unsicher. Er hob eine Augenbraue, was sie als Ja verstand. „Mein Gewissen funktioniert wahrscheinlich besser als deins!“ „Na dann wird es Zeit, dass du lernst, wie man es abstellt.“ sagte er wie selbst verständlich. „Äh, und wie willst du das innerhalb von einer Nacht machen? Wir haben nur noch sechs Stunden bis alle wach sind.“ erwiderte sie, da sie seine Idee einfach hirnrissig fand. „Weasley, du bist wirklich dumm! Wir leben hier in einer Zaubererwelt und können mit unserem bloßen Zauberstab Menschen umbringen. Meinst du nicht, dass es eine Möglichkeit gibt, dir für ein paar Stunden das Gewissen wegzuzaubern oder zumindest es einzudämmen?“ In ihr verzog sich alles. Zauberei an ihrem Körper anzuwenden, war schlimmer als in Kerkern herumzuwandern, seit ihr Harry das angetan hatte. Draco bemerkte ihre Angst und lächelte. „Ich bin vielleicht ein Slytherin und hinterlistig, aber was würde es mir bringen, wenn ich dich jetzt anderweitig verzaubern oder gar verfluchen würde? Ich brauche dich heute bei ganzem Verstand. Schließlich bist du dafür zuständig Informationen über dieses Buch zu finden. Ich gebe dir einen Zaubertrank, der für drei Stunden deine Gewissensbisse unterdrückt. Du wirst es nicht mal merken.“ sagte er mit einer warmen, ehrlichen Stimme. Ginny sah nachdenklich aus. „Nimmst du das Zeug auch immer ein, wenn du irgendwen einen Fluch an den Hals setzt oder wie schaffst du es immer soviel Mist zu bauen und immer noch so stolz auf dich zu sein?“ Als sie seinen erstaunten Gesichtsausdruck sah, fuhr sie fort. „Du müsstest bei all den schlechten Dingen, die du tust, doch eigentlich schon längst von deinem Gewissen umgebracht worden sein. Ich meine, woher soll ich wissen, dass du mich jetzt ohne auch nur mit der Wimper zu zucken anlügst?“ Draco sah sie kühl an. „Entweder du vertraust mir jetzt oder du kannst meinetwegen wegen diesem Buch verrecken.“ Niemals würde er es vor ihr zugeben, aber er fühlte sich bei den Worten, die sie ihm an den Kopf geworfen hatte, unerklärlicherweise verletzt. Trotz alledem, was sie jetzt schon von ihm an Wärme und Freundlichkeit gesehen hatte, glaubte sie ihm nicht. Ein kleines Stechen konnte er in seinem Herzen fühlen, doch tat so als dass es das nicht gäbe. Wortlos mit versteinerter Miene ging er zu einem Schrank, in dem sich viele Fläschchen mit Zaubertränken befanden, nahm eines heraus und füllte ein bischen davon in einen Kelch. Dann reichte er ihr es. Zögerlich nahm sie es an. ‚Oh Gott! Der Gedanke an das Buch gefällt mir gerade wesentlich besser als dieser Trank. – Ginny, werd erwachsen. Malfoy will dir die Möglichkeit geben von diesem blutrünstigem Buch loszukommen. Nimm es ein! – Wer sagt denn das Malfoy mir helfen will? – Dein Herz!“ Entschlossen schloss sie ihre Augen und trank alles aus. Es veränderte sich nichts. „Du nimmst es nicht ein?“ fragte sie erstaunt, als er zur Tür ging. „Nein, ich brauche es nicht. Los jetzt!“ sagte er bestimmerisch. „Hogwarts ist ganz schön gruselig, wenn es Nacht ist.“ flüsterte sie, als sie durch die Gänge schlichen. Draco hielt Ginny am Arm fest, da er nicht wollte, dass sie ihn verlor, was seiner Meinung nach ja typisch für eine Weasley war. Einen Moment hatte Ginny das Gefühl etwas Falsches gesagt zu haben, aber dann war es wieder weg. „Dunkelheit ist nicht gleich gruselig, Weasley. Dunkelheit verkörpert Macht und ist noch viel mehr als ihr Gryffindors euch jemals vorstellen könnt.“ Während er sprach, hatte Ginny trotz der Dunkelheit eine Art Sehnsucht in Dracos Augen gesehen. Irgendetwas, das ganz weit weg zu sein schien, wollte ihr eine Warnung geben, aber es war so weit weg, dass sie es nicht wirklich wahrnahm. „Dunkelheit...“ flüsterte sie kaum hörbar. „Was ist es, dass du solche Sehnsucht nach ihr verspürst?“ Draco gefiel das gar nicht. Dieses Mädchen schien ihn offenbar ein bischen zu durchschauen, aber innerlich freute er sich, dass sie sich für die Dunkelheit interessierte, also gab er ihr eine Antwort. „Dunkelheit ist Genugtuung, ein Wegweiser, Macht, Rache, die Wahrheit. Die Menschen deinesgleichen sind blind. Ihr denkt ihr verwirklicht euren Traum von Freiheit, aber euer System lässt keine Freiheit zu. Ihr denkt ihr kämpft im Namen des Guten, dabei wisst ihr nicht mal was gut ist. Ihr denkt ihr seid in der Lage besser zu lieben als wir, dabei würdet ihr jeden eurer Freunde hassen und ausstoßen, der plötzlich nicht so denkt wie ihr. Ihr wollt eine scheinheilige Welt, eine Welt ohne Wahrheit, dabei vergesst ihr, dass sich tief in jedem Herzen Dunkelheit befindet; nur lässt sie nicht jeder frei und unterdrückt sie. Ich fand es sehr amüsant, dass du dir durch dieses Buch erst bewusst wurdest, was für einen tiefen Hass du entwickeln kannst und dass du ihn die ganzen Jahre nicht bemerkt hast. Du bist auch ein Opfer der perfekten Welt, die ihr haben wollt, aber nie existiert. Ich frage mich, ob ihr nicht irgendwann ein schlechtes Gewissen vor euch selbst bekommt, weil ihr euch ständig verstellt und eure wahren Gefühle unterdrückt. Wenn wir jemanden hassen, lassen wir, die Seite des Dunklen, es ihn spüren. Na klar, wir können unseren Gefühlen auch nicht immer freien Lauf lassen, aber wir tun es nur, wenn wir wissen, dass diese Gefühle zu nichts führen. Der dunkle Lord hat damals versucht der Beste zu werden und er hat da kein Geheimnis daraus gemacht. Wenn man etwas von seiner Macht abhaben wollte, musste man sich unter ihn stellen, aber jeder hatte die Wahl. Aus Angst zu ihm zu gehen, das hätte er gemerkt und dementsprechend behandelte er diese Leute auch. Wenn ihr schon so moralisch seid, dann frage ich mich, warum ihr eure eigenen Gefühle verleugnet und etwas hinterherlauft, was nicht existiert.“ Völlig perplex starrte sie auf Dracos Rücken als er geendet hatte. Hätte er sie nicht mitgezogen, wäre sie stehen geblieben. Niemals hätte sie gedacht, dass sie ihm und seiner Weltansicht Recht geben würde, aber es stimmte. So dachte also ein Mensch auf der Seite des Dunklen. „Wir sind da.“ Sie standen vor der alten Tür zur Verbotenen Abteilung. „Und wie kommen wir da jetzt rein? Soweit ich weiß, ist diese Tür geschützt.“ Wütend sah sie auf Draco, der nur erhobenen Hauptes...etwas zu suchen schien? „Was machst du da?“ fragte sie ihn beobachtend. Draco suchte die Tür ab und holte dann ein Fläschchen aus seiner Tasche. „Da ist es.“ murmelte er und tröpfelte die Flüssigkeit, die sich in dem Fläschchen befand, auf einen Finger, den er dann auf eine Stelle an der Tür drückte, woraufhin sich diese öffnete. „Voilá!“ sagte er grinsend. Ihr fragender Blick forderte eine Erklärung. Er seufzte. „Das war ein Täuschungsmittel. Normalerweise müssen die Lehrer ihren Finger auf diese Stelle dort legen und durch den Fingerabdruck kommen sie hinein.“ Mit seiner unglaublich eleganten Haltung ging er in die Verbotene Abteilung der Bibliothek und fing an verschiedenste Bücher zu suchen. Ginny war noch nie hier gewesen und wurde schlecht als sie die Titel auf den Büchern las. ‚Wirksame Zaubertränke aus Menschenfleisch‘ oder ‚Brennende Seele – Jemanden dazu bringen unter Qualen den Tod zu wollen‘ waren darunter noch die harmlosesten. Ihre Knie wurden weich und ihre Augen suchten immer wieder nach Draco, da sie sich vergewissern wollte, dass er da war. Dicht folgte sie ihn und suchte mit einem Auge die Regale ab nach Büchern über Schwarzmagische Gegenstände oder Bücher. Endlich fand sie eines mit dem Titel ‚Bücher, die denken können‘. Sie nahm es und öffnete es langsam. Das Buch roch einfach widerlich nach faulen Eiern und toten Körpern. Möglichst schnell schlug sie die Seiten um, da sie das Gefühl bekam, mit jeder Seite ihren Verstand zu verlieren. Da war es. ‚Ich habe’s gefunden.‘ dachte sie, aber war überrascht, da sie diese Worte eigentlich laut Draco zurufen wollte. ‚Ich hab’s gefunden!‘ schrie sie innerlich, doch wieder kam kein Laut heraus. ‚Hilf mir!‘ rief sie in Gedanken an Draco gerichtet. Ihre Sicht verschwamm. ‚Draco, bitte! Sieh zu mir rüber!‘ flehte sie. Wie durch ein Wunder drehte sich Draco zu ihr um. Sofort lief er zu ihr, riss ihr das Buch aus der Hand und schlug es zu. Sie atmete auf. „Danke...“ flüsterte sie. Ihr war wieder zum Weinen zumute, aber in seiner Nähe schien wieder alles gut zu sein. Doch das, was dann kam, ließ beide zusammenschrecken und das Blut in den Adern gefrieren. „Wer ist da?“ rief eine tiefe, wütende Stimme durch die Verbotene Abteilung. Kapitel 18: Wenn das Gewissen versagt ------------------------------------- 18. Wenn das Gewissen versagt Langsam senkte Draco seinen Kopf zu Ginny hinab, die durch diesen Ruf wie erstarrt schien. „Geh gleich rechts nach hinten um dieses Regal, dann gehst du kurz geradeaus und bei dem vierten Regal mit der Beschriftung K gehst du nach links, dann stehst du genau vor dem Ausgang der Bibliothek. Schleich dich raus – ich lenke Filch solange ab.“ Ein Blick in ihre Augen und er musste schmunzeln. „Ich lass mich nicht erwischen - man könnte fast meinen, du machst dir Sorgen um mich.“ spottete er. „Geh jetzt.“ Er gab ihr einen kleinen Schubs, dann ging er in die entgegengesetzte Richtung. Ginny empfand das alles mehr als gruselig. Die ganzen Bücher in den Regalen schienen lebendig zu sein und hüpften hin und her. Außerdem war es stockdunkel, aber sie hatte zu große Angst von Filch erwischt zu werden und lies ihr Zauberstablicht aus. ‚Ganz cool, Ginny!‘ sagte sie sich innerlich immer und immer wieder. Endlich stand sie im Schatten eines Regals vor dem Ausgang der Bibliothek. Filch stand mit dem Rücken zu ihr. ‚Jetzt oder nie!‘ „Stupor!“ rief sie und Filch wurde auf den Boden geschleudert. Ohnmächtig oder einfach nur benommen, ihr war es auch mehr als egal, lag er auf dem Boden. Draco kam zu ihr angerannt und staunte nicht schlecht. „Seit wann greift eine Gryffindor aus dem Hinterhalt an?“ Ginny grinste, doch plötzlich bewegte sich Filch. „Komm schnell!“ Draco ergriff ihre Hand und rannte mit ihr im Schlepptau aus der Bibliothek. Filch stand rasend schnell auf und folgte den schemenhaften Gestalten in einem Tempo, das man ihm niemals zugetraut hätte. „Mist, er kommt uns hinterher!“ fluchte Draco. Eine wilde Verfolgungsjagt begann. Filch war nicht abzuschütteln, so lief Draco links, rechts, längere Zeit gerade aus, wieder rechts, nach links und Ginny hatte so langsam das Gefühl nicht mehr zu wissen, wo sie waren. Dann zog er sie in eine dunkle Ecke, drückte sie an sich heran und hüllte sie unter seinen Umhang. Ginny atmete schwer vom Rennen, aber ihr wurde schnell bewusst, dass dazu noch Dracos angenehmer Duft kam, der ihr Herz schneller schlugen ließ. Sie errötete leicht. „So ein verdammter Mist!“ Nun war es an Filch zu fluchen. Er hatte die beiden aus den Augen verloren als sie um die Ecke abgebogen waren und verzog sein Gesicht vor Wut. Kurz suchte er mit seinen Augen in der Dunkelheit alles ab, doch stampfte wütend von dannen. Leider in genau die Richtung, in die Ginny und Draco jetzt mussten. Leise schlichen sie ihm nach. Ginny erschrak. Mrs Norris stand vor ihnen und fauchte wie wild. Filch drehte sich um, woraufhin Draco schlagartig losprustete. Seine Reaktion war absolut angebracht, denn Filch klappte der Kiefer runter als er plötzlich die beiden Gestalten vor sich sah. Filchs Augen hatten sich geweitet und er sah wie der ungekrönte Vollidiot aus, der in St. Mungo mit Sicherheit schnell einen Platz bekommen hätte. „Lauf!“ rief Draco noch immer lachend. Ginny und Draco liefen los, aber man konnte sie sich durch alle Korridore förmlich totlachen hören. Letztendlich kamen sie in die Kerker, Draco sagte noch immer unter krampfhaften Lachanfällen „Obscuritas“ und die Tür zu seinem Zimmer öffnete sich. Mit einem Schwung war die Tür hinter ihnen zu, dann warfen sie die Bücher auf den Tisch und lachten ausgelassen weiter. „Hast du...hast du sein Gesicht gesehen?“ prustete sie abermals los, ohne das sie wirklich aufgehört hatte. „Jaaa.“ lachte Draco, während er sich seinen Bauch hielt. Es war einfach zu witzig gewesen. Sie lachte fröhlich weiter und hielt sich dabei am Tisch fest um nicht umzufallen. Plötzlich stand er vor ihr. Kurz war er selbst erstaunt darüber, dass sich seine Beine einfach so auf sie zu bewegt hatten, aber dann zeigte sein Gesicht eine Emotion, die Ernst und Fürsorglichkeit behinhaltete. Sie strahlte ihn noch immer an. Langsam legte er seine Arme um ihre Hüfte und beugte sich zu ihr herunter. „Du hast lange nicht mehr so glücklich ausgesehen.“ flüsterte er und kam ihren Mund immer näher. „Ich weiß...“ wisperte sie, bevor er sie küsste. Ihre Wangen hatten sich leicht rosa gefärbt und ihre Lider waren leicht geöffnet. Wie gebannt sah sie in seine unglaublichen, grauen Augen. Sie verschlangen sie und, all das, was sie unter Realität verstand, nahm sie plötzlich so intensiv wahr wie noch nie zuvor. In ihrem Körper hatten sich all ihre Ängste, all ihre Probleme ins Nichts verwandelt und sie hatte das Gefühl von Geborgenheit, Hoffnung und...Liebe? ‚Liebe...‘ Die Tatsache, das sie das wirklich dachte, stieß in ihren Gedanken auf keinerlei widerstand. Ihr Gehirn setzte völlig aus. Sein Kuss wurde fordernder. Sanft biss er auf ihre Lippe, was ihr ein leises Stöhnen entlockte. Zuerst spielte er leicht mit ihrer Zunge, umkreiste sie neckisch, doch mit jeder Berührung wurden sie wilder. Selbst Draco war überwältigt von dieser Leidenschaft, die sich zwischen ihnen aufgebaut hatte. Konnte das das Mädchen sein, dass er eigentlich am meisten verachten sollte? Sie fühlte sich absolut verboten und süß an. Und genau das war der Punkt – Er konnte, wollte sich gegen sie nicht wehren. Nicht jetzt, nicht in diesem Moment. Leicht krallte sie sich in seine Haare, währenddessen ihre andere Hand unter sein T-Shirt fuhr. Jetzt stöhnte Draco leise, doch nahm dann sanft ihre Hände weg, streifte ihr den Umhang von den Schultern, und trug sie auf Händen in sein Bett. Nachdem er sie hingelegt hatte, zog sie ihn gleich auf sich und küsste ihn wieder. Er machte keine Anstalten das zu verhindern und genoß es mit voller Hingabe. Als sie wieder schwer atmend auseinanderkamen, sah er sie intensiv an und versuchte sich alles an ihr – ihre roten Haare, ihre weiche Haut, ihre wunderschönen Augen, ihre vollen Lippen – genau einzuprägen. Er kam wieder herunter und machte sich an ihrem Ohr zu schaffen, was ihr Gänsehaut bereitete. Seine Küsse überfielen ihren Hals, dann glitt seine Zunge hinunter zu ihrem Schlüsselbein. Vorsichtig öffnete er ihre Bluse, dann streifte er ihr den BH ab und schluckte kurz, da ihn schon alleine der Anblick erregte. Er fuhr fort ihre Brüste mit Küssen zu überseen, was bei ihr elektrisierend wirkte, denn sie zuckte immer leicht zusammen als er mit seiner Zunge Kreise um ihre Brustwarze drehte und an ihnen letztendlich sog. Dann wanderte er immer tiefer und küsste ihren Bauchnabel, wobei ihr wieder ein Stöhnen entfuhr. „Ich bin gut, ich weiß.“ Grinsend sah er zu ihr hoch. „Klappe, Malfoy!“ flüsterte sie atemlos. Er betrachtete ihren Bauch und glitt ihren makellosen Körper hinab. Niemals hätte er geglaubt, soviel Gefühl in den Fingern haben zu können, dennoch zitterten sie leicht. Behutsam, als ob sie eine Vase wäre, die jeden Moment zerspringen könnte, strich er ihr die Hose samt String ab, schob ihre Beine sanft zueinander. Ginny wurde plötzlich heiß – sehr heiß. Wenn sie meinte, dass ihr Gehirn schon vorhin abgeschaltet hatte, dann stimmte das nicht. Alles konzentrierte sich auf dieses eine, unglaubliche Gefühl. Es war als würde sich eine Vulkan dem Ausbruch nähern - ausgelöst durch seine Zunge. Sie wandte sich zitternd hin und her und ihr Atem wurde unkontrollierter. Auf einmal zuckte sie heftig und hielt den für kurze Zeit den Atem an. Durch einen erlösenden Schrei entspannten sich dann all ihre Muskeln wieder. „Ich sag doch, ich bin gut.“ Sein Grinsen war fies und herausfordernd. Damit zog sie ihn stürmisch zu sich hoch und küsste ihn. Dabei drehte sie den Spieß um und nun lag er auf dem Rücken. Wieder musste er grinsen. „Seit wann bist du denn so herrisch?“ „Ich habe gesagt, Klappe halten!“ Mit diesen Worten versiegelte sie seinen Mund, währenddessen sie ihm sein T-Shirt auszog. Danach machte sie sich an seinem Gürtel zu schaffen, öffnete ihn und entfernte Hose und Boxershorts, was ihn kurz in ihren Mund aufstöhnen ließ. Sie nahm ihre Lippen von den Seinen und grinste ihn an. „Ginny, wenn du jetzt aufhörst, dann bring ich dich eigenhändig um.“ sagte er mürrisch als sie ihn beäugte. „Also, dass du mich beim Vornamen nennst, das ehrt mich, aber da gäbe es noch etwas, das ich will.“ Ihr Grinsen wurde breiter. „Sag ‚Bitte‘.“ Jetzt fiel sein Mund auf und sein Gesicht konnte mit dem von Filch absolut mithalten. „Hör auf mit dem Blödsinn!“ Er verzog beleidigt die Miene. Warum tat sie das? Konnte sie nicht einfach stillschweigend weitermachen? Ginny musste wieder lauthals anfangen zu lachen. „Sag ‚Bitte‘ oder ich gehe.“ „Das wirst du nicht wagen.“ Seine Stimme klang fest, aber innerlich hatte er Angst, dass sie wirklich so fies sein konnte. Zuzutrauen war es ihr. Er seufzte und gab sich geschlagen. „Bitte.“ Eigentlich hätte ihr Grinsen gar nicht breiter werden können, aber es wurde noch größer. Mit einem Mal war sie unter der Bettdecke verschwunden. Draco schreckte hoch. „Ginny...ich...was machst du da?“ stotterte er benommen. „Wonach fühlt es sich denn an?“ Kam es frech zurück, dann verschwand sie wieder unter die Decke. Er flog wieder nach hinten in sein Kissen und genoss die wohlige Wärme, die ihr Mund und ihre Zunge, in dem Spiel das sie mit seinem Glied spielte, schenkten. Er hatte seine Augen geschlossen und stöhnte leise bei jeder ihrer variierenden Berührungen. Immer dann, wenn er dachte, er könne nicht mehr lange, hörte sie kurz auf und das Spiel begann von neuem. Es macht ihn wahnsinnig und süchtig – wie alles an ihr – zugleich. Nach einer halben Ewigkeit des Spieles, so kam es ihm vor, entfuhr ihn ein kehliges Geräusch der Befreiung. Ginny schlief an ihn gekuschelt. Vergeblich versuchte er sie noch näher an sich zu ziehen, denn ihre mit Unterwäsche bekleideten Körper waren bereits aneinander gepresst. Nachdenklich sah er sie an. Vorhin hätte er sie sich am liebsten gepackt und mit ihr das getan, was er mit jedem Mädchen in der ersten Nacht normalerweise tat. Schlichten und befriedigen Sex ohne Gefühle. Nie hatte er daran gedacht, dass ein Mädchen ihn auch auf andere Weise heiß machen könnte. Der Grund, warum er es nicht wie immer getan hatte, wurmte ihn, denn so sehr er auch versuchte sein Malfoy-Gewissen zu unterdrücken, musste er es vor sich selbst eingestehen. Er wollte sie nicht einfach flachlegen wie jede andere. Irgendwie ärgerte es ihn und irgendwie fühlte es sich gut an. Komischerweise aber nur bei ihr... Er atmete einmal tief durch. Ginny hatte ihn an sich rangelassen - er war der Erste. Irgendeine Stimme, die er vertraute, hatte ihn das gezwitschert. Aber irgendwie überkam ihm die Angst, dass sich morgen früh bei ihr wieder das Gewissen melden würde. Ihr Gewissen war normalerweise ziemlich ausgeprägt, schließlich war sie eine Gryffindor und Weasley und stand auf der Seite der ‚Guten‘. Nur heute Nacht hatte es – dank ihm und zu seiner unerklärlichen Freude – kläglich versagt... „Nur heute Nacht...“ flüsterte er mit gemischten Gefühlen in das unendliche Dunkel des Zimmers. Kapitel 19: E wie Eifersucht und Einladung ------------------------------------------ 19. E wie Eifersucht und Einladung Ginny drehte sich um. Das Bett war so warm und sie fühlte sich richtig wohl. Aber... Seit wann waren Gryffindor-Betten so gemütlich? Und... Seit wann strahlte ihr die Sonne ins Gesicht, wenn sie in ihrem Bett lag? Schlagartig öffnete sie die Augen. Sie war in Dracos Bett – er war nicht da. So langsam arbeitete ihr Gehirn wieder, und das auf hochtouren. Malfoy? Wo war er? Warum lag sie hier? Und das – „HALBNACKT?“ kreischte sie entsetzt. ‘Okay, Ginny! Du träumst, leg dich wieder schlafen!‘ Vor ihrem geistigen Auge tauchten Bilder auf. Sie und Malfoy sich küssend und Kleider vom Leib reißend – Hitze – sie stöhnte – Erforschung seines absolut perfekten Körper – dann stöhnte er. ‚Nein, Ginny! Das hast du doch nicht wirklich getan?! Oh Gott! Um Himmels Willen!‘ „NEIN!“ schrie sie dann so laut, dass sie Wände wackelten, doch es gab keine Reaktion auf ihre Worte, die noch immer im Raum des Slytherins hallten. Eigentlich wollte sie die Uhr auf dem Nachttisch um die Zeit fragen, aber die wurde verdeckt. Haufenweise Essen stand davor. Brötchen, Brotscheiben, Toasts, Käse, Wurst, Schinken, Marmelade, ein Becher heiße Schokolade und eine Tasse mit Kaffe, Erdbeeren, Kirschen, Kiwis, Pfirsiche und...ein Zettel. Völlig ungläubig nahm sie ihn und erkannte die Schrift sofort. Auch schon wach, du Langschläferin? Ich an deiner Stelle würde schnell essen und zwar alles, denn sonst öffnet sich meine Zimmertür nicht. Sie las erst gar nicht weiter, zerknüllte das Papier und rief stocksauer „Alohomora!“ in Richtung Tür. Nichts passierte. Ginny schrie wütend, nahm widerwillig den zerknüllten Zettel und las weiter. (Ein Alohomora wird dir nichts bringen.) Achja: Heute ist Montag. Draco Ginny sah einfach unglaubwürdig auf das Geschriebene. Fast hätte sie es weggeworfen, da fiel ihr unten noch ein kleiner Satz auf. PS: Seit wann bist du so wild? „ICH HASSE DICH!“ brüllte sie und war fast dabei in seinem Zimmer zu randalieren. Aufgrund des Zeitmangels (Snape tötete sie sowieso für die halbe Stunde Verspätung, aber so qualvoll wollte sie dann doch nicht sterben), fing sie allerdings schnell an zu essen. Es war einfach köstlich. Draco hatte offenbar gemerkt, dass sie auf ihr Essen oft verzichtete und zwang sie jetzt dazu. ‚Mir soll’s recht sein!‘ Sie zuckte mit den Schultern. Warum tat sie sich das selber nur an und aß so wenig? ‚Wenig? Du isst doch überhaupt nichts! – Ich habe es auch nötig! – Das hat Draco aber gestern nicht so gesehen. – Halt die Klappe und nenn ihn nicht Draco!‘ Ihr Gewissen war also wieder da. Nervig, aber auch erleichternd es zu hören. Als sie dann endlich – oder eher gesagt leider – alles aufgegessen hatte, lief sie auf den schnellsten Wege zum Zaubertrank-Klassenraum, stets darauf Bedacht ja nicht entdeckt zu werden. Das, was passiert war, war schlimm genug, nicht dass auch noch ganz Hogwarts über ihren ‚Ausrutscher‘ wissen musste. Das war doch wohl nicht zu fassen! Draco hatte Snape erzählt, dass es Ginny nicht gut ginge und sie deshalb etwas später kommen würde. Leicht irritiert hatte sie Dracos Ausrede zugestimmt und Snape hatte ihr nicht mal eine Beleidigung an den Kopf geworfen. Während des Unterrichts hatte sie viel nachgedacht und bei jeden Gedanken an Draco kam in ihr tiefer Hass, jedoch auch irgendwie ein Kribbeln auf. Sie würde ihn sowas von fertig machen, wenn sie ihn nur mal zu Gesicht bekommen würde. Nicht ein Mal waren sie sich heute über den Weg gelaufen, was an ein Wunder grenzte. Ginny war gerade auf den Weg zum Mittagessen, da sah sie den gutaussehenden Blondschopf mit seinem Slytherin-Gefolge an der Tür stehen. „Was bildest du dir eigentlich ein?“ schrie sie und quetschte sich durch die Horde Slytherins. Dracos Mund umspielte ein spöttisches Lächeln. „Wen haben wir denn da? Die junge Weasley.“ Seine Stimme konnte von der Temperatur her der Antarktis Konkurrenz machen. Ginnys Augen blitzten ihn entgegen. Er war vernarrt in diesen Blick. Irgendwie war es eine Mischung aus Slytherin und Gryffindor. Hinterlistig, überheblich, mutig und kampfbereit. „Malfoy, ich HASSE dich!“ kreischte sie ihn ins Gesicht. Die herumstehenden Slytherins fanden diese Szene einfach belustigend. „Achja?“ Schmunzelnd hob er eine Augenbraue. Dann beugte er sich zu ihr vor und grinste sie an. Dieses Grinsen kannte sie allzu gut und sie ging einen Schritt zurück. „Das hättest du gestern aber nicht gesagt.“ flüsterte er so, dass nur sie es hören konnte. Sie wurde knallrot. „Gestern? Gestern hast du mir mein Gewissen weggezaubert!“ schrie sie. Die anderen verstanden nur Bahnhof. „Malfoy, du bist das Aller...“ „Kommst du mit mir auf das Halloween-Fest?“ fragte er. Wieder einmal jemand, der hervorragend mit Filchs tollen Gesichtsausdruck von gestern mithalten konnte. Doch diesmal war es Ginny. Auch die anderen starrten ihn ungläubig an. „Sag mal, tickst du noch ganz richtig? Oder willst du mich mal wieder verarschen?“ Mit jedem Wort, das er sprach, brachte er sie mehr auf die Palme. Sein Grinsen wurde breit; so breit wie man es bei einem Malfoy bisher niemals gesehen hatte. „Mein voller Ernst!“ sagte er lässig. „Nein! Draco! Das kannst du nicht machen!“ Nun war Pansy diejenige, die wie eine Furie auf ihn losging. „Ginny! Wir helfen dir!“ Ron, Harry und Hermine zerrten sie aus dem Auflauf ihrer Erzfeinde. Wo kamen die denn auf einmal her? „Ron, lass mich los! Ich komme mit denen schon alleine klar!“ protestierte seine Schwester, doch sie wurde schon mit in die große Halle geschleift bis sie realisierte, was Draco WIRKLICH gefragt hatte. Ginny merkte es nicht mal, aber sie aß. Der Grund für ihre Unaufmerksamkeit waren die Blicke, die graue Augen ihr zuwarfen. Was sie aussagten ließ ihr einen kalten, aber wohligen Schauer über den Rücken laufen. Die Botschaft war zu eindeutig: Feuer, Leidenschaft, Lust. Immer wieder versuchte sie wegzusehen, aber den Blicken nicht zu entgegnen, die sich sowieso auf ihrem Gesicht befanden, war schwer und sinnlos. Sie sah zurück und zwar kalt und wütend. Leider gelang ihr das nicht wirklich, denn diese Augen waren ihrer Meinung nach in der Lage Steine zu schmelzen. Also versuchte sie sich angeregt mit Harry, Ron und Hermine zu unterhalten, was sie schon seit Monaten nicht mehr getan hatte. Für kurze Zeit vergaß sie sogar, dass Harry neben ihr saß, aber das bemerkte sie sofort als er sie mit fast den selben – aber bei weitem nicht so anziehend wie die Dracos – Blicken übersäte. Schleunigst stand sie auf und wollte aus der großen Halle stürmen. Als sie die Tür durchschritt, zog sie jemand zur Seite. „Nimmst du meine Einladung denn jetzt an?“ fragte der blonde Slytherin wieder. „Vergiss es!“ fauchte sie und wollte schon weitergehen. „Okay, ich hol dich am Samstag um Acht bei deinem Turm ab!“ Damit ging er wieder in die Halle und hinterließ eine verdutzte Ginny, die am Besten gleich Amok gelaufen wäre mit Draco als Zielscheibe Nummer Eins. Nein, Nummer Zwei. ‚So schlimm ist er doch gar nicht!‘ „Klappe!“ griftete sie ihre innere Stimme an. Warum war sie nur so vergesslich? Warum konnte sie nicht einmal nachdenken? Unentschlossen stand sie vor der Tür des Schulsprechers. Sie atmete tief ein und klopfte. „Was willst du von Draco?“ Hätten Blicke töten können, wäre Ginny jetzt tot. Pansy kam gerade aus dem Slytherin-Gemeinschaftsraum und versuchte erst gar nicht ihre Eifersucht zu verstecken. „Sie hat Nachsitzen.“ Die Tür hatte sich geöffnet und Draco lächelte das Mädchen an, so wie er es immer tat, wenn er eine um den Finger winkeln wollte. Dummerweise klappte das auch bei den ganzen Gänsen immer. Genervt verdrehte Ginny ihre Augen. Mit einem kurzen, kalten Blick auf Ginny und einem verliebten Lächeln an Draco gewandt, ging sie ohne weitere Fragen die Kerkertreppen hinauf. „Nachsitzen?“ fragte Ginny sarkastisch als Pansy außer Reichweite war. „Damit tust du unsere Treffen in der letzten Zeit immer ab.“ Er lächelte Ginny genauso an wie er es bei Pansy getan hatte. „Malfoy, bei mir klappt deine Masche nicht. Wie gesagt: Ich bin nicht eines von diesen Püppchen.“ „Ich denke schon. Immerhin haben wir heute Nacht ein ziemlich heißes ‚Treffen‘ gehabt.“ Er zog einen Mundwinkel zu einem Halblächeln hoch, das halb spottend, halb freundlich wirkte. Aus seiner Gestik und Mimik wurde man echt nicht schlau. ‚Ganz ruhig Ginny! Du holst jetzt die Bücher und verschwindest hier wieder – ohne einen Wutausbruch!“ Sie schob ihn zur Seite, nahm das rote und das Buch aus der Verbotenen Abteilung und ging erhobenen Hauptes wieder an ihm vorbei. „Ich will und werde nicht mit dir mitkommen.“ sagte sie überheblich. „Das glaube ich dir irgendwie nicht.“ Er schmunzelte, was sie sofort wieder auf 180 brachte. „Ach! Und wieso nicht?“ flüsterte sie bedrohlich. „Wirst du nachher noch sehen.“ Dieser hinterlistige Blick veranlasste sie ohne ein weiteres Wort mit ihm zu wechseln zu gehen. ‚Spinner!‘ Kapitel 20: Halloween --------------------- 20. Halloween Das „Memento mori“-Buch, auch Todesbuch genannt, ist eines der größten Mysterien, die in der heutigen Zeit noch existieren. Laut einer Legende, die um die 800 Jahre vor Christus an die Öffentlichkeit kam, heißt es, dass der Todesgeist persönlich es angefertigt hatte und deswegen einen Bund mit dem Teufel schloss, welcher besagte, dass er die Kontrolle über den Besitzer des Buches bekam, ihn abhängig machte (sodass man jeden Tag mindestens einmal einen Eintrag machen musste), folterte und für die Zwecke des Bösen nutzte. Ausschließlich Gedichte wurden in die Seiten aufgenommen und durch sie war es sogar möglich mit dem Geist zu kommunizieren. Auf die Wortwahl musste man sehr viel Rücksicht nehmen, da Metaphern auch Realität werden konnten. Maria Hallway war angeblich die erste Person, an die der Todesgeist sein Buch vergab. Gleich nach dem ersten hineinschreiben, wurde sie abhängig und der Todesgeist bekam immer mehr Kontrolle über sie. Da sich der Todesgeist aber nach einiger Zeit in sie verliebte und sie nicht mehr so leiden sehen wollte, übergab er ihr als Entschädigung die Macht, Dinge geschehen zu lassen, zu denen kein noch so guter Zauberstab oder magischer Gegenstand fähig war. Seither versuchten viele Zauberer, vor allem die der dunklen Seite, dieses Buch in die Finger zu bekommen und diese Macht zu erlangen. Besitzer werden konnte man jedoch nur, wenn man weiblich war und dem Todesgeist gefiel (er soll sehr wählerisch gewesen sein). Um 1000 nach Christus verschwand das Buch und ist bisher nicht mehr aufgetaucht. Trotz seines Verschwinden wurde darüber viel geforscht und man vermutete, dass der Zaubertrank ‚Nocte Manumitto’ (nachts freilassen) verhindern konnte, dass der Todesgeist tagsüber plötzlich die Kontrolle des Besitzers übernahm und ihn womöglich dazu brachte willenlos Menschen zu töten. Allerdings ist die Wirkung des Tranks noch nicht bewiesen, da er allein auf der Theorie basiert. Über eine Befreiung eines Besitzers, die nicht durch Tod erfolgt ist, ist nichts bekannt. Bis auf eine Person, die dem Besitzer nahe steht, und der Untertanen des Bösen darf niemand von dem Buch wissen, da dies höchstwahrscheinlich zu Folter oder Tod führen könnte. Inzwischen glauben nur noch wenige, dass es solch ein Buch jemals gegeben hat. „Na toll!“ seufzte Ginny. Sie lag auf ihrem Bett und las in dem Buch ‚Bücher, die denken können’. Immer passierte ihr so ein Mist. Die ganze Zeit war sie eine tickende Zeitbombe gewesen und hatte es nicht einmal gemerkt. Als sie das Buch neben ihr Bett legen wollte, flog ein Zettel heraus. „Nicht der schon wieder! Er hat wohl seine Liebe zum Zettelchen schreiben entdeckt.“ sagte sie sarkastisch, denn sie erkannte die Schrift, da sie ihr in der letzten Zeit ein wenig zu oft begegnete. Du solltest nicht vergessen, ich bin Schulsprecher. „Jetzt fängt der damit schon wieder an. Kann der nicht einmal nicht angeben?“ brabbelte sie genervt vor sich hin. Durch dieses Amt habe ich das Privileg mir Zugang zu Snapes Zauberstranksschrank zu verschaffen. Zudem bin ich in meinem SEG-F auf Zaubertränke spezialisiert. Ich denke schon, dass du mit mir auf das Fest gehen wirst. Es sei denn, du ziehst es vor dich für Tote verantwortlich zu machen. Draco „Oh, wie ich ihn doch hasse...“ grummelte sie. Nun stand sie hier. Auf der Treppe. Mit einem kurzen Kleid, dass so teuer aussah, dass sie es kaum wagte sich zu bewegen. Vorgestern kam eine Eule mit Packet, dessen Inhalt dieses Kleid war und sie hätte schwören können, dass Draco der mysteriöse Absender war; es war nämlich goldenfarben. Aber warum tat er das? Fand er es witzig? Hatte er irgendeine bescheuerte Wette am Laufen? Wollte er wirklich...Freundschaft? ‚Nein, Ginny! Draco Malfoy will mit keinem Weasley befreundet sein, wenn er überhaupt weiß, was Freudschaft heißt.’ sagte sie sich. Sie fühlte sich unwohl, nicht nur dass sie Draco begegnen musste, den sie schon die ganze Woche lang streng mied, da sie die Nacht vor einer Woche nur schlecht vergessen konnte und ihr Gewissen verrückt spielte; nein, vor ihr stand zudem noch ein Haufen von staunenden Schülern. „Nicht schon wieder...“ zischte sie leise. Warum starrten sie denn alle immer nur so an? Hatte Draco Recht gehabt? Zog Reichtum so an? Oder war es einfach unglaublich, dass eine Weasley sich so etwas teures leisten konnte? Bei all den Gedanken, war ihr gar nicht aufgefallen, dass Draco schon die ganze Zeit an dem Treppengeländer lehnte. Er hatte sie nicht bemerkt, da er in eine andere Richtung sah. Das Getuschel jedoch veranlasste ihn sich umzudrehen. „Ginny, du siehst bezaubernd aus.“ sagte er mit einem unglaublichen Lächeln, das es ihr die Sprache verschlag, und bot ihr seinen Arm an. „Ich...äh...ja...“ brachte sie stotternd hervor. Für diesen peinlichen Auftritt hätte sie sich Ohrfeigen können, aber in Anbetracht der vielen Leute, die ihnen nachstarrten, ließ sie ihre Hand unten. Es war aber auch zu komisch. Malfoy und Weasley, sie bei ihm eingehackt. Eine Kombination, die einfach nicht existieren konnte. Völlig unmöglich. Und dennoch war es zu offensichtlich, dass Ginny Dracos Begleitung war. „Warum machst du das?“ fragte sie ihn leise als sie auf den Weg zur großen Halle waren. Er warf ihr einen scannenden Blick zu. „Warum nicht?“ entgegnete er trocken. Hier zog er seine Schauspielkunst heran, denn eigentlich war er sehr nachdenklich. Normalerweise hatte er klare Ziele vor Augen und wusste auf alles eine Antwort. Erst seit dieses Mädchen in seinem Leben aufgetaucht war, war er sehr oft sprachlos – zumindest was sie und ihre Fragen betraf. Sie gingen in die Halle. Ginnys Gesicht strahlte sofort als sie die Dekoration sah, Draco hingegen blieb ausdruckslos. „Hast du Hunger?“ fragte er fast spottend. „Schließlich habe ich dich das letzte Mal vor einer Woche Essen sehen.“ „Ich geh doch nicht auf eine Halloween-Party um zu essen.“ Wehrte sie seine offensichtlichen Vorwürfe und Anspielungen ab. „Ach nein? Was sucht denn dann das riesige Buffet da hinten?“ Er wies auf ein Buffet, das dem Buffet von seiner Party von der Größe her ebenwürdig war. Jetzt sah sie ihn unsicher an. „Ich habe aber keinen Hunger.“ „Belästigt er dich, Gin?“ Ruckartig drehte sie sich um. „Ha...Harry...“ stotterte sie. „Ich denke nicht, dass ich derjenige bin, der sie belästigt oder jemals wirklich belästigt hat.“ sagte Draco mit einem vielsagendem Blick. Zwischen Harry und Draco schienen förmlich Blitze zu zucken, so sehr spürte man den Hass den beide sichtlich füreinander entfanden. „Was ist hier los?“ Jetzt kam auch noch Ron dazu. Als sein Blick auf Draco fiel, wurde dieser sehr düster. „Dieser Mistkerl belästigt deine Schwester.“ erklärte Harry zischend. „Belästige ich dich, Ginny?“ fragte Draco übertrieben liebevoll. Sie sah ihn völlig perplex an, dann schüttelte sie den Kopf. „Da habt ihr’s!“ winkte Draco ab und wollte Ginny mit sich schleifen, doch das war ihn durch einen festen Griff an seinem Kragen nicht möglich. „Wage es ja nicht noch mal Ginny beim Vornamen zu nennen!“ zischte Harry seinen Erzfeind an. „Wieso nicht? Ginny ist ein sehr schöner Name.“ Erwiderte er in einem angsteinflössendem Ton. Harry holte aus. „Jetzt ist aber mal wirklich genug!“ schrie Ginny und schubste Harry von Draco weg. „Ich kann ja wohl selber entscheiden, mit wem ich zum Fest gehe und...“ Ihr Blick fiel auf Harry. „...mit wem nicht.“ Erst jetzt hatte Ron verstanden, was Ginny, seine Schwester, eine Weasley, gesagt hatte. „Du willst mir doch wohl nicht weiß machen, dass du mit dem...“ Er verstummte abrupt bei dem entschlossenem und ernsten Blick, den sie hatte. „Hat er dich mit dem Imperio belegt?“ fuhr er sie und dann Draco wütend an. „Nein!“ Ihre Stimme war eiskalt und sehr, sehr bedrohlich. „Komm Draco!“ wies sie ihn an und zog ihn mit sich mit. Zurück blieben ein ungläubiger Ron, der die ganze Zeit nur „Das ist nicht Ginny...Sie spinnt...Imperio...“ flüsterte und Harry, der aussah, als würde er gleich ein Adavra Kedavra hinterherschleudern. „Hast du Lust mit mir zu tanzen?“ Draco forderte die rothaarige Gryffindor zum Tanz auf, nachdem sie circa eine Stunde am Tisch gesessen und sich über Quidditch unterhalten hatten. War das zu fassen? Das konnte doch einfach nicht wahr sein. Entweder war er jemand anders oder er musste einen Imperio abgekriegt haben. Er legte seinen Kopf schief um seine Frage noch mal deutlich zu machen. Sie nickte verlegen und folgte ihm dann auf die volle Tanzfläche. Die Schwestern des Schickals, eine der angesagtesten Musik-Gruppen der Zaubererwelt, gaben ihre besten Hits zur Show. Ginny hatte einfach Spaß. Ihr Leben war eine Achterbahnfahrt, die oft im unteren Bereich der Skala fuhr, aber dieser Moment, gehörte definitiv ganz nach oben. Wenn jemand behauptete Draco könne nicht tanzen, dann wäre das wie wenn jemand behaupten würde, Merlin hätte es nie gegeben. Keinem entfiel, dass dieses ungewöhnliche Paar sehr nahe miteinander tanzte, und so wurden sie zum Hingucker des Abends. Jeder konnte das Knistern zwischen den Beiden fühlen, jedoch gefiel es keinem so recht. Slytherin und Gryffindor? Malfoy und Weasley? „Nein.“ Flüsterte Harry Zähneknirschend, der schon seit der Begegnung von Draco in Begleitung seiner Ginny keinen Bock mehr auf dieses Fest hatte und sie seitdem beobachtete. Gerade wollte er aufstehen, da er die Nase gestrichen voll hatte, da stellte sich auch schon Dumbledore auf das Podest. „Um Punkt Null Uhr werden die ersten Aufgaben des ‚Zusammenarbeit mit ohne Magie’-Tuniers herausgegeben. Der ältere Partner wird die Aufgabe auf seinem Nachttisch vorfinden, wenn sie das Fest verlassen. Leider endet unser Halloween-Fest in genau einer Minute. Ab morgen früh können sie sich mit ihrem Partner treffen und alles in Ruhe ausarbeiten. Ich wünsche eine angenehme Nacht.“ Kapitel 21: Außer Kontrolle --------------------------- 21. Außer Kontrolle „Läuft alles nach Plan?“ fragte eine Hexe, derren Haar kraus war und abstand, mit einem toternsten Gesicht. Sie war niemand anderes als... Bellatrix Lestrange. „Ja, bald wird er zurückkommen können.“ antwortete ein anderer Zauberer, der sein langes, blondes Haar nach hinten schwang. Lucius Malfoy schritt im Raum auf und ab, während viele andere schwarzgekleidete Menschen um ihn herum standen. „Aber...wie konnte das alles funktionieren? Ich meine, wenigstens die Dementoren müssten doch etwas von eurem Ausbruch gemerkt haben. Aber anscheinend weiß absolut keiner, dass ihr auf freiem Fuß seid.“ „Lucius, das ist unwichtig und sie werden es nie merken, oder zumindest erst dann, wenn wir wieder an der Macht sind. Mit Hilfe dieses Mädchens können wir alles erreichen und ich versichere dir, bald ist sie auf unserer Seite!“ entgegnete Bellatrix und ihr triumphierendes Lachen hallte durch den Raum. Signs Wrecked queen of only seventeen She had some problems with herself No one still was there to help her She always thought There was no sense Why can she cry and try And no one sees her ache? And always she walk and talk Although she wants to be no more I don't mind spending everyday With tears and twinges In the pouring rain Look for myself With my broken smile Ask me if I could go on awhile And I wait for signs I get no signs, no She does nothing, but she is always blamed They tease her, no self-defence I see she tends To get so insecure No on knows what she bore They bully and slag off Life‘s hell No shelter so she breaks down, no Her heart is full of bad memories of life She‘ll go out of her mind I don't mind spending everyday With tears and twinges In the pouring rain Look for myself With my broken smile Ask me if I could go on awhile And I wait for signs I get no signs, no And I wait for signs And I get no signs She know that she hides Alone in the dark Know all of the things Which give her the unseen mark I’m her and I know That I will break down And it approachs But I tell me a lie „It’s far away!“ Sit on a dune, I‘m lost in reverie Tell me why is the truth achy? I don't mind spending everyday With tears and twinges In the pouring rain Look for myself With my broken smile Ask me if I could go on awhile And I wait for signs I get no signs, no And I wait for signs And I get no signs Please don't think about saying goodbye Please don't think about saying goodbye I don't mind spending everyday With tears and twinges In the pouring rain Try so hard to stay alive Ginny seufzte. Ein neuer Eintrag. Das alles zu schreiben tat weh, gleichzeitig war es wie eine Erlösung; als ob Salz in eine Wunde gestreut und sofort wieder mit kaltem Wasser herausgespült wurde. Allerdings kamen die Schmerzen auch, weil sie sich immer und immer wieder daran erinnern musste, wie schlecht es ihr doch eigentlich ging. Diese Erinnerungen fühlten sich manchmal an wie der Cruciatus-Fluch; jedoch immer nur kurz aufflammend. Innerlich bettete sie, dass Draco sich an ihre Abmachung hielt und ihr den „Nocte Manumitto“-Trank braute, den so langsam wichen ihr die Kräfte, die sie bei Verstand hielten. Sie wurde schwächer. ‚Nein, Gin! Du bist stark.’ redete sie auf sich ein als sie auf dem Weg zu ihrem Turm war. „Weasley.“ Dieser Spott in der Stimme reizte sie gewaltig. Hastig drehte sie sich zu denjenigen, der sie angesprochen hatte. „Seit wann denn wieder so formell, Malfoy?“ gab sie trocken zurück. „Nun, diese Anrede ist kein Produkt des Zufalls.“ zischte Draco bedrohlich. „Vor fünf Tagen habe ich die Aufgabe erhalten, UNSERE Aufgabe, und meine Partnerin ist mir die ganze Zeit strikt und ganz offensichtlich aus dem Weg gegangen. Kannst du mir das erklären?“ Seine Blicke durchbohrten ihr Schutzschild, ihre Augen und dann ihr Herz. Für ein Zehntel einer Sekunde zog sich alles in ihr zusammen. „Ich habe dir nichts zu erklären.“ schrie sie ihn an, doch schlug sofort ihre Hand vor dem Mund. Bei Merlin, warum reagierte sie so aggressiv auf ihn? Es stimmte, sie hatte versucht ihn aus dem Weg zu gehen, erklären konnte sie es sich selber nicht, schließlich war der Halloween-Abend noch super verlaufen. Er hatte sie zum Gryffindor-Turm begleitet und sich dann mit einem Handkuss von ihr verabschiedet. So viel Aufmerksamkeit und Fürsorge hatte sie noch von keinem ihrer Freunde bekommen und ausgerechnet ein Slytherin stillte diese lang ersehnten Bedürfnisse in ihr. Noch nie hatte sie sich begehrenswert gefühlt, aber er hatte sie dazu gebracht, sich genau so zu fühlen. Nachdem sie dann in das rote Buch geschrieben hatte, waren all diese Emotionen weg. Vermutlich schloss dieses Ding sogar die glücklichen Erinnerungen fort, und stellte die schlimmen Ereignisse ihres Lebens in den Vordergrund. Seit Halloween steuerte etwas in ihr sie stets an Draco vorbei und jede Art von Widerstand, den sie leisten wollte, war nutzlos. „Jetzt komm gefälligst!“ sagte er und schliff sie mit sich. In seinem Zimmer drückte er sie nicht gerade unsanft in seinem Schreibtischstuhl und las ausdruckslos ihre Aufgabe, die sich auf einem kleinen Papier befand, vor. Liebe Miss Weasley und Mister Malfoy, ich freue mich, dass Sie an dem Tunier „Zusammenarbeit mit ohne Magie“ mitmachen. Da Sie Teilnehmer sind, ist es ihnen erlaubt Hogwarts für einen begrenzten Zeitraum zu verlassen, jedoch nur, wenn der Aufenthalt außerhalb von mir persönlich genehmigt ist. Hierzu sei gesagt, dass Sie es sich immer gut überlegen sollten, wann es angebracht ist und wann nicht. Ihre drei Aufgaben bauen jeweils aufeinander auf und nun bekommt Sie drei kleine Rätsel, mit denen Sie sich auf die zweite und dritte Aufgabe vorbereiten können, also deren Lösung und sie Vorbereitung gleichzeitig die Voraussetzung für die Teilnahme an den weiterem Turnier sind. Was ist es? Was ist größer als Gott und bösartiger als der Teufel? Die armen haben es! Die Glücklichen brauchen es! Und wenn Du es isst, stirbst Du! Wo es ist? Atemlos lebt es, kalt wie der Tod schwebt es, kennt keinen Durst doch dennoch trinkt es, trägt ein Kettenhemd doch nie klingt es. Wie ist es zu finden? Unter allen Schlangen ist eine, auf Erden nicht gezeugt, mit der an Schnelle keine, sich mit ihr vergleicht. Sie stürzt mit furchtbarer Stimme auf ihren Raub sich los, vertilgt in einem Grimme den Reiter und sein Roß. Sie liebt die höchsten Spitzen. Nicht Schloß, nicht Riegel kann vor ihrem Anfall schützen; der Harnisch - lockt sie an. Sie bricht, wie dünne Halmen, den stärksten Baum entzwei; sie kann das Erz zermalmen, wie dicht und fest es sei. Und dieses Ungeheuer hat zweimal nie gedroht - es stirbt im eignen Feuer: Wie's tötet, es ist tot! Es ist strengstens verboten mit jemanden – außer ihrem Team-Partner – über ihre Aufgabe zu reden. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und vor allem Spaß! Dumbledore PS. Wie gesagt: Berücksichtigen Sie den Namen des Turniers. „Rätselraten.“ schnaubte Draco verächtlich. „Schön, dann kann ich ja jetzt gehen.“ Ginny war die Kälte, die er ihr plötzlich gab, nicht entgangen und hatte nicht im Geringsten Interesse sich länger mit ihm zu unterhalten als nötig. Weiter als vier Schritte kam sie jedoch nicht; er hielt sie am Handgelenk fest. „Lass mich los! Das tut weh!“ keifte sie ihn an. „Ich will wissen, was du von mir denkst.“ Seine Stimme war kühl. „Malfoy, du bist das Allerletzte! Ich werde es dir nie verzeihen, dass du mich in einem Moment der Schwäche als Sexobjekt benutzt hast! ICH HASSE DICH!“ BATSCH Ginny hatte Draco eine saftige Ohrfeige verpasst. Draco sah sie geschockt von ihrem Verhalten, aber auch von dem Rot das ihre Augen undurchdringlich machte, an. Als ob sie um ihr Leben rannte, lief sie wie besengt aus dem Zimmer und hinterließ einen sich an der Wange reibenden Slytherin. Harry ging gerade allein durch die Korridore und überlegte fieberhaft. Er konnte es nicht zulassen, dass irgendjemand etwas über die Sachen, die er mit Ginny gemacht hatte, herausfand. Leider schien Malfoy schon etwas zu wissen, was ihm schaden könnte. Wie konnte er sie zum schweigen bringen? Amnesia? ‚Nein, zu riskant.’ Das Einzige, was ihm einfiel, war, dass sie als Freundin wiederbekam und sie so betüdelte, dass sie ihn nicht verpfeifen würde. Zudem war sie außergewöhnlich hübsch, sexy und die Schwester seines besten Freundes. Durch die Trennung wollte er eigentlich erreichen, dass sie zurückgekrochen kam und sich ihm willenlos fügte, aber da hatte er sich leider verschätzt. Es war die Frage zu klären, wie er sie zurückgewinnen konnte. Jetzt, wo Malfoy da war, würde es komplizierter werden als geplant. Wie kam sie überhaupt darauf sich auf Malfoy, seinem Erzfeind, einzulassen? Durch das Auftreten mit ihm auf der Halloween-Feier wurde sie so oder so schon von allen Häusern ziemlich schief angeguckt und bekam ab und an eine Beleidigung mehr an den Kopf geworfen. Vielleicht war das ein Ansatz... „Harry Potter, du bist so gut wie tot!“ flüsterte eine weibliche, dennoch leicht verzerrte Stimme hinter Harry. Ruckartig fuhr er herum. „Avada Kedavra!“ Ein grüner Lichtstrahl schoss aus Ginnys Zauberstab. Kapitel 22: Des Rätsels Lösung ------------------------------ 22. Des Rätsels Lösung Es gab ein lautes Krachen in dem fast leeren Korridor. „So gerne ich dasselbe wie du tun würde, fände ich es schade, wenn du wegen diesem Typen in Askaban landen würdest.“ sagte jemand, der – eigentlich ungewöhnlich in Anbetracht der Umstände – gelangweilt klang. Wo um Himmels Willen war sie? Bis vor einer Sekunde hatte sie in Dracos Zimmer gestanden und versucht ihre Turnier-Aufgabe nachzuvollziehen. Jetzt stand sie hier in einem dunklen, wahrscheinlich auch weit abgelegenem Korridor des Schlosses und es hagelte Steine von der Decke. Außerdem umfasste jemand sehr stark ihr Handgelenk, sodass der Zauberstab, der sich in dieser Hand befand, nach oben gerichtet war. „Sag mal, spinnst du Ginny?!“ schrie Harry das verwirrte Mädchen an. Warum war sie mit Harry in diesem Korridor? „Potter, halt’s Maul!“ zischte Draco. Malfoy? Was hatte der hier zu suchen? War er derjenige der ihre Hand so fest hielt? „Du!“ brüllte Harry den Slytherin an. „Du hast ihr den Imperio aufgehalst!“ Draco fing an zu Lachen, während Ginny noch immer nichts verstand. Fast wäre sie umgeflogen, als Draco sie plötzlich hinter sich herzog. „BLEIB HIER!“ Harrys Wut war nicht mehr zu bändigen. „Potter, wenn du jemanden etwas von deiner und Ginnys Begegnung erzählst, dann hat deine kleine Ex-Freundin ein großes Problem. Nicht dass dich das wirklich interessiert, aber ich könnte so einige Dinge ausplappern, die deinem Image sicherlich nicht gut täten und von denen du schneller in Askaban landen würdest als ein Feuerblitz fliegen kann. Also, halt den Mund!“ sagte er ruhig bevor er laut „Stupor!“ rief. Harrys Geschocktheit nutzte Draco aus um mit Ginny zu fliehen. Es war eine Woche vor den Weihnachtsferien, doch Ginny und Draco hatten immer noch keine Lösung und so langsam lief ihnen die Zeit davon. Zwar hatte Draco die ersten beiden Rätsel, die die Fragen „Was ist es?“ und „Wo ist es?“ beantworteten, gelöst, jedoch ergaben sie keinerlei Sinn. Auch heute saßen Draco und Ginny wie immer stillschweigend in dem Schulsprecherzimmer mit einem Stapel Büchern, die sie aus der Bibliothek ausgeliehen hatten. Nie wechselten sie mehr als fünf Worte und wenn, dann bezogen diese sich ausschließlich auf ihre Aufgaben. Seit dem Vorfall mit Harry schienen sich Draco und Harry ihr gegenüber total verändert zu haben. Harry war sehr freundlich zu ihr, überfreundlich um genau zu sein. Er versuchte alles um seine ‚Fehler’, wie er es nannte, wieder gut zu machen. Draco hingegen hatte sich von ihr entfernt, war ihr sehr kühl gegenüber, was sie dazu veranlasste, nicht allzu viel mit ihm zu reden. Man konnte Draco anmerken, dass Ginny anscheinend etwas, das ihm gar nicht passte, getan oder gesagt hatte, aber sie sah es nicht ein, dass sie die Schuld für seine schlechte Laune bekam und würde sicherlich nicht den ersten Schritt machen und mit ihm reden. „Was ist es? – Nichts. Das muss einfach stimmen. Schließlich gibt es nichts größeres als Gott oder schlimmeres als der Teufel. Die Armen haben nichts, die Glücklichen brauchen nichts. Und wenn ich sterbe esse ich nichts. Wo ist es? – Fisch. Ein Fisch braucht nicht zu Atmen und ist Kaltblüter. Fische brauchen nicht zu trinken und trinken dennoch. Das mit dem Kettenhemd versteht sich von allein. Ich habe keinen Denkfehler gemacht – mit Sicherheit nicht!“ murmelte Draco wieder vor sich hin. Sichtlich genervt erhob er sich und fing an zu fluchen. „Das macht doch alles überhaupt keinen Sinn! Wie kann man ein ‚NICHTS’ suchen? Nichts ist nichts! Außerdem gibt es keinerlei Anzeichen für einen besonderen Fisch, der irgendwie – auch nur im entfernsten – im Zusammenhang mit dem ‚Nichts’ steht.“ „Vielleicht hilft uns ja das letzte Rätsel weiter. Immerhin soll es uns erklären, wie man es findet und ich fände es sehr interessant herauszufinden, wie man ein ‚Nichts’ findet. Vor allem ein ‚Nichts’, das mit einem Fisch zu tun hat.“ sagte Ginny sarkastisch. Innerlich freute sie sich. Soviel hatte Draco schon lange nicht mehr gesagt, auch wenn er eigentlich nur schimpfte, es war schön seine Stimme zu hören. ‚Ginny, ich bitte dich!’ ermahnte sie sich. „Das ist nicht witzig, Weasley. Ich will nicht bei der ersten Aufgabe scheitern!“ schrie er als ob sie taub wäre. Ginny musste unweigerlich grinsen. Noch nie, wirklich NIE, hatte sie Draco Malfoy derart wütend gesehen. Normalerweise zeigte er keine Gefühle in Gegenwart anderer und schien immer lässig, cool und ausgeglichen zu sein. Aber wie das gute Sprichwort schon so oft zitiert wurde ‚Nobody’s perfect.’. „Was gibt’s denn jetzt, in diesem Moment zu grinsen?“ fragte er sie fassungslos, doch er bemerkte seinen Fehler und sein Gesicht wurde sofort emotionslos. ‚Kumpel, das war ja wohl mehr als daneben.’ sagte ihm seine nervtötende innere Stimme. Wäre sie nicht da gewesen, hätte er die Augen verdreht. Ginny nahm sich einen Ruck und stellte die Frage, die sie schon so lange beantwortet bekommen hätte, aber sich aufgrund Malfoys fürchterlicher Laune nicht getraut hatte zu stellen. „Ich wollte Harry töten...“ Das klang jedoch eher nach einer Feststellung. „Stimmt doch, oder?“ Ihre Augen flehten ihn an, sodass er das nicht einfach ignorieren konnte. „Ja.“ antwortete er knapp. Seine ganze Wut von vorhin war wie weggeblasen und in dem Raum schlichen sich unausgesprochene Worte ein. Als Ginny nichts sagte, fuhr Draco fort. Sie hatte ein Recht darauf, zu wissen, was passiert war. „Das Buch hat die Kontrolle über dich gehabt. Du bist aus meinem Zimmer gestürmt und ich...“ Er unterbrach sich selbst. Sie durfte nicht erfahren, dass er gekränkt war. Das Mädchen bedeutete ihn irgendwie etwas und hatte lauthals geschrien, dass sie ihn hasste. Trotz alledem war er ihr sogar noch hinterhergelaufen. „Ich habe dich dann mit Harry in dem Korridor gefunden. Harry wäre tot, wenn ich deinen Zauberstab nicht auf die Decke gerichtet hätte.“ Ginny schluckte laut. „Und...und meinst du...“ stammelte sie. „Mach dir keine Sorgen. Ich versuche so oft es geht in deiner Nähe zu sein, falls das Buch noch mal angreifen sollte. Außerdem ist in einer Woche der Zaubertrank fertig.“ beruhigte er sie. Ginnys Augen wurden groß. „Der Zaubertrank?“ schrie sie ungläubig. Draco nickte. „Aber...wie...du...du hast ihn gebraut?“ stotterte sie fassungslos. Wieder ein Nicken. „Oh, Draco!“ Ginny umarmte ihn stürmisch. „Danke! Danke! Danke! Danke!“ Völlig perplex ließ er ihre Umarmung zu und legte seine Hände auf ihren Rücken. Es fing an zu gewittern. Die Stimmung zwischen Draco und Ginny hatte sich gebessert, aber zurzeit merkte man nur wenig davon. Morgen mussten sie die drei Lösungen der Rätsel an den Schulleiter übergeben und sie hatten noch immer keinen blassen Schimmer, was dieses letzte Rätsel meinte. ‚Warum gerade jetzt?’ fragte sich Ginny. Sie hasste Gewitter. In der letzten Zeit hatte sie so viele Ängste wie noch nie. Kerker, Gewitter, dunkle Räume, Alpträume, das Buch, Harry... Warum war sie auch nur solch ein Angsthase? Bei jedem Blitz zuckte sie zusammen. Zu Ginnys Bedauern bemerkte Draco es und kam nicht drum rum sich eine Anmerkung zu verkneifen. „Na, hat das Ginnylein Angst vor Gewittern?“ imitierte er die Stimme von Mrs. Weasley. Dafür erntete er einen bösen Blick, aber ihre Angst wurde gerade von etwas anderem abgelenkt. „Seit wann hat man denn in Kerkern Fenster?“ Dracos blickte zum Fenster. „Tja, Weasley, so etwas nennt man Reicht...“ Sein Atem stockte. „Was ist?“ fragte Ginny mit hochgezogener Augenbraue. „Ein Blitz! Ginny! Blitz!“ rief er. „Äh, ja! Das haben Gewitter so an sich. Sie bestehen nämlich aus Blitzen und Donnern.“ gab sie trocken zurück. Draco fuhr herum und sah sie überglücklich an. „Ginny, verstehst du nicht? Das dritte Rätsel! Unter allen Schlangen ist eine, auf Erden nicht gezeugt, mit der an Schnelle keine, sich mit ihr vergleicht. Sie stürzt mit furchtbarer Stimme auf ihren Raub sich los, vertilgt in einem Grimme den Reiter und sein Roß. Sie liebt die höchsten Spitzen. Nicht Schloß, nicht Riegel kann vor ihrem Anfall schützen; der Harnisch - lockt sie an. Sie bricht, wie dünne Halmen, den stärksten Baum entzwei; sie kann das Erz zermalmen, wie dicht und fest es sei. Und dieses Ungeheuer hat zweimal nie gedroht - es stirbt im eignen Feuer: Wie's tötet, es ist tot! Die Antwort ist Blitz!“ rief er und nun war er derjenige, der sie wie wild umarmte. Kapitel 23: Weihnachtsball -------------------------- 23. Weihnachtsball „Ferien!“ Ginny streckte sich als sie den Raum für Verwandlungen verließ. Jeder Schüler weit und breit lächelte und sah erleichtert aus. Die Weihnachtsferien standen vor der Tür und in nur zwei Tagen fand der Weihnachtsball statt. „Mit wem gehst du hin?“ fragte Ginny leicht betrübt. Kein Junge hatte sie gefragt, ob sie seine Begleitung für den Abend werden wollen würde und wenn ein Mädchen einen Jungen fragte, kam das nie gut an. Folglich müsste sie alleine hingehen und wie über die ‚Alleinstehenden‘ gelästert wurde, war ihr leider zu gut bekannt. Es war aber auch zum Verzweifeln. „Wohin?“ fragte Anne nichts ahnend von den Gedanken, die in Ginnys Kopf herumspuckten. „Zum Weihnachtsball natürlich, du Dussel.“ entgegnete Ginny frech wie eh und je. „Mit Colin.“ ‚Sogar Anne hat jemanden.‘ Verzweifeln war im Moment das falsche Wort – peinlich, das traf es eher. Sie war das alles nicht gewohnt. Seit Halloween war sie eine Außenseiterin und das nur, weil sie seitdem immer zwischen Slytherin und Gryffindor herumpendelte. „Sag mir jetzt bloß nicht, dich hat keiner gefragt.“ Anne starrte ihre Freundin mit großen Augen an. Diese Reaktion hatte sie erwartet, immerhin standen normalerweise die Jungs bei ihr Schlange und nun das. Sie wäre auf dem Ball das gefundene Fressen für all die hungrigen Lästermäuler der Häuser. Betreten schüttelte sie den Kopf. „Das kann doch nicht wahr sein! Da stimmt doch etwas nicht, Gin!“ Empört zog die blondhaarige Gryffindor Ginny mit sich. „Da!“ Anne reichte ihrer Freundin eine Zeitung, die dem Tagesprotheten mächtig ähnelte, aber ‚Hogwartsprophet‘ hieß. Sie hatte gerade das Deckblatt gescannt, da redete Anne schon weiter. „Laut der ‚Die-Begleitungsfavoritinnen‘-Tabelle auf Seite 3 bist du eine der begehrtesten Mädchen überhaupt. Ich kann’s nicht fassen! Ginerva Weasley hat keinen Typen mit dem sie zum Ball geht! Die Welt steht Kopf!“ „Ist doch nicht schlimm.“ beschwichtigte Ginny sie und versuchte zu lächeln, aber es gelang ihr nicht richtig. „Das ist nicht schlimm? Ginny, DAS ist schlimm! Wir werden dich so was von aufmotzen, dass sich alle Jungs dafür ohrfeigen werden, dich nicht eingeladen zu haben!“ „Hi Schwesterherz, setz dich doch zu uns!“ winkte Ron Ginny herbei. Das tat sie auch mit Freuden – zwar schauspielerte Ginny die meiste Zeit vor dem ‚Goldenen Trio‘, aber verstand sich wieder einigermaßen mit ihnen. „Hast du Hunger?“ fragte Hermine. „Nein, danke. Ich hab schon gegessen.“ sagte Ginny lächelnd. Das war eine Lüge, jedoch bemerkte Ginny diese immer weniger und ihr war es mittlerweile egal, dass ihr Leben von Lügen beherrscht war. Schon bereute sie es, dass sie sich zu ihnen an den Gryfindor-Tisch gesetzt hatte, denn sie spürte ganz deutlich, dass ihnen etwas auf den Herzen lag. „Ginny...“ fing Ron auch schon gleich an. „Wo bist du eigentlich den ganzen Tag?“ „Ihr wisst doch, dass Malfoy mein Partner ist und der setzt wirklich alles daran dieses Turnier zu gewinnen.“ rechtfertigte sie sich. „Malfoy...“ zischte Harry angewidert. „Du tust mir so leid, Ginny. Gerade du musst mit Malfoy in einem Team sein. Ich bin ehrlich – ich glaube, dass er dich belästigt, aber dass du dich nicht traust es uns zu sagen.“ sagte er dann besorgt. Ginny fing prompt an zu lachen, wofür sie fragende Blicke erntete. Jedoch erstickte ihr Lachen sofort als sie diese bemerkte. „Mit Malfoy komme ich echt alleine klar und nein, er belästigt mich nicht.“ entgegnete sie ernst. „Okay, aber Ginny...wenn etwas ist, dann komm zu mir. Wenn er dir auch nur ein Haar krümmt, dann bekommt er es mit mir zu tun. Das verspreche ich dir.“ Ron war in seiner Rolle als Beschützer schon so aufgegangen, dass Ginny sich sicher war, dass Ron für sie auch über Leichen gehen würde. „Aber eigentlich...“ fuhr Ron fort. „...ist die Frage, die ich am Anfang gestellt habe, die, auf die ich eine Antwort haben möchte. Wo bist du immer? Und jetzt fang nicht wieder mit Malfoy an, denn den sehen wir sogar schon öfters als dich.“ „Ich habe halt auch meine kleinen Geheimnisse.“ sagte Ginny und zwinkerte Harry zu. Sie wusste Harry hatte eine Schwäche für sie und sie nutzte das aus, auch wenn sie ihn über alles hasste. Es musste ja niemand wissen, dass sie jede freie Minute im Raum der Wünsche verbrachte. Ihr Zwinkern zeigte seine Wirkung und Harry lenkte das Thema auf das Turnier. „Habt ihr die erste Aufgabe lösen können?“ fragte Harry sie übertrieben interessiert. ‚Sie können so was von nicht schauspielern, Mister Potter.‘ dachte Ginny schmunzelnd. „Ja, aber sie war nicht gerade leicht.“ antwortete sie mit süßlicher Stimme. „Na ja, wer sitzt denn schon gerne so lange an einem Aufsatz.“ sagte Ron gelangweilt. „Ron!“ Hermine kniff ihn in die Seite, woraufhin Ron kurz schrie und in die Höhe sprang. Doch Ginny bemerkte diese Szenerie gar nicht. Aufsatz? Die anderen schrieben als erste Aufgabe einen Aufsatz, während Draco und sie solche bescheuerten Rätsel lösen mussten? ‚Vielleicht hat einfach jeder eine andere Aufgabe bekommen.‘ Damit tat sie es ab. Harry und Ron unterhielten sich wieder über das verlorene Quidditch-Spiel gegen die Slytherins – ein Thema das sie schon seit Monaten diskutierten. „Harry, du bist echt n verdammt guter Sucher. Ich verstehe einfach nicht, wie Malfoy den Schnatz so schnell sehen konnte.“ sagte Ron mit saueren Miene, die er immer hatte, wenn sie darüber sprachen. „Er hatte einfach Glück. Schließlich musste er sich nicht mal bewegen und schon hatte er den Schnatz in den Händen.“ erklärte Harry. „Ginny, du warst doch ganz in der Nähe von Malfoy. Hast du den Schnatz schon gesehen als du da warst oder hat Malfoy irgendetwas Auffälliges gemacht?“ „Ich hab nichts gesehen oder bemerkt.“ sagte sie gelangweilt, doch innerlich grinste sie vor sich hin. Wenn Harry und Ron nur wüssten, dass sie für die Gryffindor-Niederlage verantwortlich war... Automatisch wanderte ihr Blick zu dem Slytherin-Tisch, an dem ein unübersehbarer, blonder Junge saß. Ihre gute Laune war weg. Draco schien es nicht zu gefallen, aber: Warum musste diese Pansy ihn auch gerade beim Mittagessen knutschen? ‚Nicht schon wieder!‘ Ginny, Anne und Colin gingen zur großen Halle und alle Blicke waren mal wieder auf sie gerichtet. Draco hatte recht – ihr stand gold. Nicht nur wegen der roten Haare, sie fiel durch die Farbe sehr auf. Sie hatte ein wunderschönes Abendkleid, dass dem einer Prinzessin glich. Um genau zu sein, übertraf sie bei Weitem das Kleid von der Muggel-Figur Belle, auf dem Märchen ‚Die Schöne und das Biest‘. Es war einfach prunkvoll – ein Reifrock mit mindestens vier Reifen puschte das Kleid unten auf; es hatte einen Ausschnitt, der Ginnys Brust perfekt zur Geltung brachte, jedoch nicht zu billig wirkte; zudem hatte es auch noch eine Schleppe, die einen halben Meter auf den Fußboden lag; bestickt war das Kleid mit Saphiren, Diamanten und hatte viel Sternenstaub, sodass Ginny selbst funkelte wie ein Stern. „Anne, woher hast du dieses Kleid?“ flüsterte Ginny. „Meine Mum ist Schneiderin für die Queen. Dieses Kleid ist das teuerste und schönste das sie je angefertigt hat und genau deshalb war es nicht käuflich. Sogar die Queen wollte, ich glaube, zwei Millionen Pounds – das ist die Muggelwährung in Großbritanien – bezahlen, aber Mum hat nicht nachgegeben. Gleich nach unserem Gespräch habe ich Mum eine Eule geschickt und sie hat sofort eingewilligt, dass du das Kleid heute Abend tragen darfst, weil sie dich kennt und irgendwie mag.“ Ginnys Mund stand offen. Was, wenn sie das Kleid beschmutzte? Oder gar etwas daran zerriss? Sie würde es niemals bezahlen können! „Anne, ich glaube ich sollte mir doch etwas anderes anziehen.“ murmelte sie ihrer Freundin zu. „Quatsch! Jetzt trag es und genieß es einfach mal.“ grinste die Blondhaarige zurück. Der Festsaal war wie immer wunderschön. Alles schien aus durchsichtigem Eis zu bestehen und war weihnachtlich geschmückt. So gut wie alle waren über die Weihnachtsferien in Hogwarts geblieben um sich dieses Spektakel nicht entgehen zu lassen. Eine fröhliche Stimmung war im Raum und auf der Tanzfläche tummelten sich viele Paare, die einen Walzer tanzten. Es erschien ihr als wäre es erst gestern gewesen, da war sie als Begleitung von Draco auf das Halloween-Fest gegangen. Ihr Herz bekam plötzlich kleine Stiche. Da war er nun, Arm in Arm mit Pansy Parkinson. „Tzes, mir doch egal!“ zischte sie. „Darf ich bitten?“ Ginny drehte sich erschrocken zu demjenigen, der sie gerade ansprach. „Harry...“ sagte sie entgeistert. Hatte er sie gerade aufgefordert? Wäre das nicht die perfekte Rache für Malfoy? Aber es war doch Harry, der sie aufforderte. Der Harry, der sie gefoltert und benutzt hatte, der Harry, der sie indirekt in das Unglück mit dem Buch gestürzt hatte, der Harry, den sie über alles hasste. ‚Egal!' dachte sie, denn sie war wütend wegen Draco, wegen Harry und wegen sich selbst. Mit einem atemberaubenden Lächeln nahm sie seine Hand und folgte ihm auf die Tanzfläche, wo sie auch sofort wie ein Liebespaar anfingen zu tanzen. Das blieb jedoch nicht unbeobachtet. „Schlampe!“ zischte Draco, während er mit Pansy tanzte. Ginny sah einfach so ‚geil‘ aus, einfach perfekt und nun tanzte sie mit seinem und eigentlich auch ihrem größten Erzfeind, Harry Potter. Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Er hatte schon die ganze Zeit das Gefühl, dass da noch beziehungsweise wieder etwas zwischen den beiden lief. Für seinen Geschmack unternahmen sie in der letzten Zeit viel zu viel miteinander. War das Mädchen wirklich so blöd und ließ sich wieder mit diesem Vollidioten ein? „Sie ist eine Weasley, natürlich ist sie dumm!“ zischte er wieder. „Hast du was gesagt, Draco?“ fragte Pansy mit einem verliebten Blick. „Nein!“ hab er schroff zurück. Ginny lief die Treppen zum Gryffindor-Turm hoch. Wie konnte sie das nur vergessen? Es war 0 Uhr! Vor zwei Tagen hatte sie von Draco den Zaubertrank „Nocte Manumitto“ bekommen und von Null bis Ein Uhr nachts konnte der Todesgeist über sie Kontrolle übernehmen beziehungsweise nahm er so Kontrolle über sie, dass sie Höllenschmerzen in diesem Zeitraum hatte. Sie konnte jetzt schon kaum atmen, aber lief mit all den Kraftreserven, die sie aufbringen konnte, weiter. Vor dem Portraitloch ließen dann ihre Beine nach und sie sackte schwer atmend auf den Boden. Sie wollte das Passwort sagen, jedoch kam erstens kein Ton aus ihrem Mund und zweitens fragte niemand danach. Zitternd richtete sie ihren Kopf auf und erschrak. Das Portraitbild war vollkommen zerrissen. Was war hier los? Sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Verzweifelt klammerte sie sich an jedes Stücken Sauerstoff, das sie nur bekommen konnte. Tränen schossen ihr in die Augen als sie merkte, dass sie gerade den letzten Atemzug ihres Lebens getätigt hatte. Sie fühlte, dass ihr Gehirn nicht mehr genug Sauerstoff hatte und ihre Augenlider wurden schwer. „Hab ich dich!“ lachte eine verrückt aussehende Hexe mit krausem Haar, deren böses Grinsen das Letzte war, was Ginny sah, bevor sie zusammenbrach. Kapitel 24: Entführt -------------------- 24. Entführt Ihr Kopf brummte und drohte jeden Moment zu zerspringen. Außerdem war ihr kalt und der Fußboden, auf dem sie lag, hart. War das der Tod? Schlimmer und erschöpfter als jetzt hätte sie sich nämlich nicht mehr fühlen können. „Ach nein, wenn man tot ist, fühlt man ja bekanntlich nichts mehr.“ sagte sie leise, einerseits erleichtert, dass sie ihre Stimme hören konnte. Langsam öffnete sie ihre Augen, doch sie hätte sie genauso gut geschlossen lassen können, denn man sah absolut gar nichts. Oder doch? Jetzt, wo sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte sie erkennen, dass sie in einem fensterlosen Raum saß, der, bis auf vermutlich einen Sack in der gegenüberliegenden Ecke, leer war. Und schon wieder musste sie sich die Frage stellen: Wo war sie? Ganz vage konnte sie sich an den Weihnachtsball erinnern, jedoch fehlten ihr die nötigen Erinnerungen und Zusammenhänge an das, was wirklich geschehen war. Was hatte zum Beispiel der Weihnachtsball mit einem solch dunklen Raum zu tun? Schon die ganze Zeit war ihr übel und sie fühlte sich eingeengt, doch erst jetzt wusste sie woher das kam. Sie war in einem dunklen Kerkerraum. Unkontrolliert fing sie an zu zittern. ‚Oh Gott! Oh Gott!’ Ihre Gedanken verloren sich in der Angst, die alles in ihrem Körper verkrampfen ließ. ‚Lenk dich ab, Ginny!’ dachte sie durchwegs, während sie zu dem Sack auf der anderen Seite kletterte. ‚Konzentrier dich darauf!’ befahl sie sich. Selbst ihre Gedanken schienen zu zittern. Wie sie schon vermutet hatte, war es ein Sack, der im Licht wahrscheinlich braun war. Vorsichtig betastete sie ihn. Der Inhalt fühlte sich nach Kartoffeln an. Befand sie sich in einer Abstellkammer? War sie selbst etwas, das man kurzfristig hier abgestellt hatte, bevor man es tötete? „Oh Gott! Diese Gedanken machen mich noch verrückt.“ schrie sie voller Wut, hob den Kartoffelsack auf und warf ihn gegen eine Tür, die sich zwei Sekunden später auch schon öffnete. „Ah, du bist wach!“ sagte ein Mann mit einer arroganten und herabwürdigenden Haltung. Es war Lucius Malfoy. „Professor Dumbledore?“ Anne trat in das Büro von dem Schulleiter ein, dessen Miene mehr als düster war. So sah man Dumbledore nur selten bis gar nicht. „Professor, vorgestern Abend war ja der Ball, aber ich habe Ginny seitdem nicht mehr gesehen. Bis gestern dachte ich, dass sie vielleicht...“ kurz stockte sie. „...bei jemanden übernachtet hat, aber auch heute Nacht war sie nicht in ihrem Bett. Außerdem ist das Bild der Fetten Dame zum Gryffindor-Turm verschwunden und jeder kann da rein.“ „Ich weiß, Anne.“ entgegnete er traurig. Sie verstand nicht so recht. „Aber...?“ Weiter kam sie nicht, denn ein Bild an der Wand macht mächtigen Lärm. Die Fette Dame saß neben Phineas Nigellus, der ziemlich deprimiert aussah, weil er mit der Gryffindor-Dame in einem Bild hocken musste, und heulte herzzerreißend. „Professor Dumbledore, können sie diese Heultante nicht aus meinem Bild nehmen?“ fragte Nigellus genervt, doch der Schulleiter beachtete ihn nicht, da er zu überlegen schien. „Können Sie mir noch einmal alles schildern, was passiert ist?“ fragte Dumbledore die Fette Dame. „Es war schrecklich! Einfach furchtbar!“ wimmerte die Angesprochene. „Ich saß wie immer in meinem Bild, da hörte ich das Wort ‚Diffindo‘. Ich bin natürlich sofort aus meinem Bild gegangen, da jeder Bildbewohner weiß, dass dieser Zauber unsere Bilder zerreißt. Das Einzige, was ich dann noch hörte, war, dass jemand – vermutlich ein Mädchen – keine Luft mehr bekam und würgte und dann hat eine Frauenstimme gelacht ‚Hab ich dich!‘.“ Nachdem sie geendet hatte fing sie wieder an zu weinen. Annes Pupillen hatten sich vor Schock durch die Erkenntnis geweitet. „Das Ministerium sucht seit gestern Morgen schon nach ihr.“ sagte Dumbledore, der nun wesentlich älter aussah als er war. „Sie meinen...“ stotterte Anne. „Sie meinen...Ginny ist entführt worden?“ Betreten nickte der Schulleiter. „Bitte setzten sie nur gute Freunde von Ginny über diese Tatsache in Kenntnis und – Draco Malfoy.“ Eigentlich wollte Anne dem Schulleiter widersprechen, da es ihr widerstrebte diesen Slytherin darüber zu informieren, aber erstens tat ihr der Schulleiter leid, sodass sie ihn nicht auch noch mit solchen Kleinigkeiten nerven wollte, und zweitens war Malfoy Ginnys Partner. So ging sie wortlos aus dem Büro, Richtung Gryffindor-Turm. Auf dem Weg dorthin kam ihr Malfoy entgegen und das allein, was selten der Fall war, also nahm sie diese Gelegenheit wahr und wollte es hinter sich bringen. „Malfoy, wir müssen sprechen.“ sagte sie trocken. „Worüber sollte ich denn mit einer Gryffindor wie dir sprechen wollen?“ gab er gelangweilt zurück und beäugte sie überheblich. ‚Wieso tu ich das überhaupt?‘ fragte sich Anne wütend. „Es geht um Ginny.“ Sie versuchte emotionslos zu klingen, aber es klang eher verzweifelt. Ganz wider ihrer Erwartungen, sah sie plötzlich auch Besorgnis in seinen Augen, die auch gut eine Halluzination sein könnte, denn eine Sekunde später war sie wieder weg. „Was ist mit ihr?“ fragte er kühl und desinteressiert. Jetzt platzte ihr aber wirklich der Kragen. Ihre Freundin Ginny war verschwunden und ihn interessierte es nicht die Bohne. „Sie ist entführt worden, du Mistkerl!“ schrie sie. „Seit vorgestern Abend ist sie spurlos verschwunden und keiner weiß, wo sie sich gerade aufhält! Selbst das Ministerium sucht schon nach ihr! Nur dir ist das egal!“ „Das stimmt nicht!“ Er ließ für diese drei Worte seine Maske fallen und brüllte zurück, da diese Tatsache ihm tief in seinem Herzen weh tat. Dann fing er sich wieder und sah das verdutzte Mädchen mit einer Kühle an, die jeden Milliliter Blut in ihr gefrieren ließ. „Das war Potter.“ Anne zuckte zusammen. Die Rivalität zwischen Potter und Malfoy war allen bekannt, aber das der Hass, der deutlich aus seiner Stimme hervorging, so groß war, hätte sie niemals für möglich gehalten. Dann begriff sie, was er Harry da gerade unterstellte und musste ihren guten Freund und den Helden Gryffindors verteidigen. „Wag es ja nicht so über Harry zu reden! Und nur zu deiner Information: Ich weiß aus sicherer Quelle, dass es eine Frau war, die Ginny entführt hat!“ Damit drehte sie sich um und verschwand um den anderen Bescheid zu sagen. Draco starrte ihr hinterher. Ginny war verschwunden. Das konnte nicht sein, nein, das durfte nicht sein! Er hatte ihr doch versichert, dass er auf sie aufpassen würde und er war kläglich daran gescheitert. Irgendeine verrückte Frau hatte Ginny entführt während er mit Pansy am tanzen war um Ginny eifersüchtig zu machen. Ja, sein Ego war angekratzt und das wollte er ihr heimzahlen, aber das sie wichtigere Probleme als das hatte, hatte er mal wieder ganz vergessen. ‚Halt!‘ Seine innere Stimme stoppte ihn. ‚Verrückte Frau...Ich kenne nur eine, aber das kann nicht sein. Bellatrix Lestrage sitzt doch in Askaban.‘ Er war verwirrt. ‚Ginny....‘ „Was wollen Sie von mir?“ fragte Ginny gekonnt mit einer Stimme, die ein paar Grad unter Null war. „Komm mit!“ Er packte sie grob am Handgelenk und zog sie unsanft aus dem dunklen Raum. Jetzt, wo sie wieder Licht sah, fühlte sie sich wesentlich besser, aber eine andere Angst machte sich in ihr breit. Mit Lucius Malfoy war nicht zu spaßen und...jetzt fiel es ihr wieder ein! Sie war nach dem Ball hochgelaufen, weil das Buch im Inbegriff war die Kontrolle über sie zu nehmen. Das Portrait der Fetten Dame war zerstört und...Bellatrix Lestrange. „Todesser!“ flüsterte sie kaum hörbar, jedoch laut genug, sodass Lucius Malfoy es hörte. „Richtig.“ Dieses arrogante Grinsen veranlasste Ginnys Körper dazu eine Menge Adrenalin zu produzieren. „WAS WOLLEN SIE VON MIR?“ wiederholte sie ihre Worte, diesmal schreiend. Plötzlich warf er sie in die Mitte eines riesigen Zimmers, wo sie hart auf dem Boden landete. Dann schluckte sie schwer. Um sie herum waren ein Duzent ehemalige Todesser, oder besser gesagt Noch-Todesser. Zitternd, aber mit einem emotionslosen Gesicht sah sie in die Runde, dann fiel ihr Blick auf Bellatrix, die hervortrat. „Guten Abend.“ sagte die angsteinflössende Hexe überfreundlich. „Was wollen sie von mir?“ wiederholte sie ruhig zum dritten Mal ihre Frage. „Frag dich, was du willst.“ Bellatrix reichte dem rothaarigen Mädchen lächelnd die Hand, die Ginny jedoch völlig ignorierte. „Ich will weg von hier.“ gab Ginny trocken zurück. „Nein, das willst du nicht. Ich weiß was du willst.“ Bellatrix Lächeln wurde zu einem hinterhältigen Grinsen. „Achja?“ Ginny zog eine Augebraue hoch. „Du willst Rache.“ erklärte die Hexe als wäre es das Normalste der Welt. ‚Ist es für sie sicherlich auch.‘ dachte Ginny ängstlich, denn schließlich war sie selber eine, die sich immer gegen Voldemort und dessen Anhänger gestellt hatte. „Nein.“ antwortete sie, doch Bellatrix überhörte das. „Wir wollen unter anderem auch Rache und du wirst uns dazu verhelfen.“ sagte die verrückte Hexe, gefolgt von einem triumphierenden Lachen, in das alle herumstehenden Todesser mit einstimmten. Ginny hätte am Liebsten auch gelacht, denn der Triumph galt ihr. Was versprachen sich diese dummen Todesser von ihr? „Ahja...“ sagte sie grinsend. „Und was sollte ich eurer Meinung nach tun, damit ihr Rache ausüben könnt? Euch Harry ausliefern?“ Bellatrix gefiel es, wie das Mädchen reagierte. Jeder normale Schüler würde heulen und Angst haben, aber sie konnte diese Gefühle anscheinend richtig gut überspielen. Nun kniete sich Bellatrix zu Ginny herunter. „Nein, du wirst uns den Dunklen Lord zurückbringen.“ flüsterte sie, jedoch konnte jeder das Gesagte verstehen, da es muksmäuschenstill im Raum war. Eigentlich wollte Ginny anfangen zu Lachen, aber die Ernsthaftigkeit, mit der alle Anwesenden sie ansahen, ließ es in ihrem Hals stecken. „Erstens: Warum sollte ICH euch Todesser-Pack helfen? Zweitens: Warum sucht ihr euch MICH dafür aus? Und drittens: WIE sollte ich das überhaupt machen?“ Leider klang ihre Stimme nicht mehr so fest und sicher, wie sie noch vor ein paar Sekunden war. Bellatrix schien das zu gefallen, grinste belustigt und man sah ihr an, dass sie Spaß daran hatte, Ginny das jetzt zu sagen, was auch immer sie sagen wollte. „Zu Frage eins: Du wirst uns wohl oder übel helfen müssen.Wenn du es nicht freiwillig machst, dann wirst du sehen, was du davon hast und ich denke nicht, dass dir diese Konsequenzen gefallen werden. Die zweite und dritte Frage ist ein und dieselbe. Wir fragten uns schon lange, wie wir den Dunklen Lord wieder aus dem Reich der Toten zurückholen könnten. Darauf haben wir eine Antwort und die hängt unweigerlich mit dir zusammen.“ Wieder grinste die Hexe als sie in Ginnys fragendes Gesicht sah und fuhr mit einem vielsagendem Blick fort. „Der Todesgeist.“ Ginnys Gesicht erstarrte. Kapitel 25: Ich will, was du mir kannst geben --------------------------------------------- 25. Ich will, was du mir kannst geben Ihre Starre hielt nur einen kurzen Augenblick. „Ich weiß nicht, wovon du sprichst.“ gab Ginny ungerührt und kalt zurück. „So, sind wir also schon beim ‚Du‘. Naja, mir soll’s recht sein. Schließlich gehörst du sogut wie zu uns.“ Bellatrix lächelte Ginny triumphierend an, richtete sich auf und ging elegant einmal um Ginny herum, wobei jeder ihrer Schritte im Raum nachhallte. Keiner wagte auch nur ein Wort von sich zu geben. „Bist du dir ganz sicher, dass du nicht weißt, wovon ich spreche?“ wisperte Bellatrix unheimlich, aber irgendwie schwang auch Verständnis in ihrer Stimme mit. ‚Überzeug sie, Ginny! Fast hast du’s geschafft!‘ machte sie sich Mut. „Nein.“ Bellatrix bleib abrupt stehen, ihre Miene wutverzerrt. „Nun, vielleicht erinnerst du dich jetzt: Crucio!“ schrie die schwarzhaarige Hexe. Plötzlich drehte sich alles um Ginny herum. Sie nahm nichts mehr wahr – nur diesen tiefen, schneidenden, vielleicht sogar tötenden Schmerz, der sich in ihrem ganzen Körper wie ein Lauffeuer verbreitete. Es fühlte sich an, als ob ihr jemand die Haut vom lebendigen Leibe zog und ihr kahles Fleisch in Brand setzte. Schmerz! Verzweiflung! Tod! Wie sehr sehnte sie sich nach dem Tod. Atemnot! Ihre Lunge wurde von etwas zerquetscht, ihr Magen brannte schlimmer als das Höllenfeuer selbst und jeder Zentimeter ihrer Haut wurde anscheinend mit einem Messer mindestens zehn mal aufgeschlitzt... Atem... Licht... Voller Schweiß und Tränen lag sie am Boden, noch immer umringt von all den Todessern. Warum taten sie ihr nicht den Gefallen und töteten sie einfach? Nichts wäre ihr jetzt lieber als das. Benommen wischte sie sich ihre Tränen ab, die ihre Sicht bis jetzt erheblich beeinträchtig hatten. „Und?“ Mit ihren verrückten Augen starrte Bellatrix Ginny an. Zwar zuckte Ginnys Körper noch unkontrolliert, aber sie konnte wieder klar denken. ‚Sie darf nicht erfahren, dass ich wirklich im Kontakt mit dem Todesgeist stehe! Denn wenn sie das weiß, dann kommt Voldemort zurück und...nein, das kann ich nicht verantworten. Eher sterbe ich...‘ Ihre Entscheidung stand fest, jedoch wollten diese Worte nicht über ihre Lippen kommen. Diesmal war es weder das Buch noch sonst irgendein Fluch, der sie verschlossen hielten; es war pure Angst. Angst vor den vielen Schmerzen, die sie sicherlich noch vor ihrem Tod erleiden müsste. Angst vor den Konsequenzen den Cruciatus-Fluch ausgesetzt zu werden – Verrückt zu werden. Angst vor dem Tod... „Na, hat’s dir die Sprache verschlagen?“ fragte Bellatrix mit einem breiten Grinsen, durch das sie wirkte wie eine Psychopatin und erhob erneut ihren Zauberstab. „N...N...Nein...“ stotterte Ginny, während sie sich schon erneut auf den Schmerz einstellte, der sie gleich quälen würde. „Na, wenn das so ist....Crucio!“ schrie Bellatrix lachend. Ginny fing wieder an zu schreien - wegen des unbeschreiblichen Schmerzen, der ihr Leben wieder zur Hölle machte – innerlich verfluchte sie das, was sie bis vor kurzem Leben genannt hatte. Am liebsten wäre sie aus ihrer Haut gefahren, da diese wieder und wieder verbrannt und zusätzlich Salz hineingestreut wurde. Schmerz. Unendlicher Schmerz. War denn keiner hier, der ihr half? Nein, sie war allein. Ganz allein. Wie oft hatte Bellatrix jetzt schon diesen Fluch an ihr angewandt? War sie schon verrückt? Sie musste verrückt sein, denn sie hörte sich in weiter Ferne betteln und flehen, dass die Hexe sie doch endlich in Ruhe lassen würde, dass sie alles dafür tun würde und... Der Schmerz war weg. ’Bin ich jetzt tot?’ dachte sie als sie die Augen öffnete. Nein...da war er wieder. Der dunkle Raum, in dem sie vor einer Woche zum ersten Mal erwacht war, jedoch war dieser diesmal vollkommen leer. Tagtäglich wurde sie diesen Qualen ausgesetzt und allmählich wurde sie wirklich verrückt, denn das Einzige, was für sie zählte, war der Tod. Jahrelang hatte sie gedacht, sie wäre glücklich, aber erst diese Folter machte ihr bewusst, wie elend ihr Leben eigentlich doch war. Wie sehr hatte sie gehofft, dass Harry, der Held der Welt, kommen würde um sie zu retten, aber niemand war da. Ihr Körper fühlte sich leer. Jedoch konnte diese Leere nicht von der ihres Herzens übertroffen werden. Hoffung. Was war das schon? Ihre ‚Hoffnung’ bestand darin zu sterben, aber selbst dieser Wunsch wurde ihr nicht gewährt. Sie schloss ihre Augen und lehnte sich an die kalte Wand, da öffnete sich auch schon wieder die Tür zur täglichen Folter-Zeremonie. „Bitte, lasst mich sterben, aber nicht schon wieder.“ wimmerte sie leise. Nein, die Schauspielerei hatte sie schon längst aufgegeben, denn ihre Maske war durch diese endlosen Qualen gebrochen, was ihr auch egal war, denn insgeheim war sie der Ansicht, dass der Tod sowieso hinter die Fassade ihrer Selbst schauen könnte. „Ich schlage dir einen Deal vor, Weasley.“ Lucius Malfoy sprach. Ginny wollte schon mit der Hand abwinken als der blonde Zauberer „Du darfst sterben.“ sagte. Sofort wurde Ginny hellhörig. „Als Gegenleistung musst du uns den Dunklen Lord zurückbringen. Überleg doch mal: Wenn er wieder lebt, geht es dich nichts mehr an, da du ja dann tot bist.“ Schon gleich wollte sie zum Gegenangriff übergehen, aber... Lucius hatte Recht... Ihr konnte es doch egal sein, was mit all denen passierte, die sie einst „Familie“ oder „Freunde“ genannt hatte, denn keiner von diesen Leuten befreite sie aus den Fängen dieser Verrückten. „Ich...ich tu’s...“ antwortete Ginny in den dunklen Raum, der durch den Türspalt nur spärlich erhellt wurde. „Schön.“ erwiderte Malfoy zufrieden. „Dann komm mit.“ Humpelnd folgte Ginny ihm durch die vielen Gänge von Malfoy Manor bis hin zu einer Tür, die von Blut getränkt rot war. „Rein da.“ sagte er kühl, doch Ginny ließ sich nicht zweimal bitten. Jedes Stückchen, das sie näher an den Tod brachte, war ihr sehr willkommen. Der Raum war düster und leer bis auf viele Kerzen, die in der Luft schwebten und einem Buch, das Mitten im Zimmer auf dem Fußboden lag. „Es ist nicht schwer. Du setzt dich da jetzt hin, nimmst das Messer, schneidest dir die Pulsadern auf und schreibst mit deinem Blut eine ganze Seite mit dem Satz voll ‚Ich will, was du mir kannst geben. Der Dunkle Lord soll wieder leben’. Aber ich warne dich, mach keine Faxen. Solltest du es wagen die Seite nicht voll zu schreiben, werden wir dich Foltern bis an dein Lebensende, das dann unter diesen Umständen sicher noch sehr weit entfernt ist.“ zischte er und knallte die Tür hinter sich zu. Ginny war allein – wieder einmal. Auch wenn bis gerade eben Lucius Malfoy derjenige war, dessen Stimme sie gehört hatte, war es doch schön gewesen. ‚Da ist endlich mein Weg zum Tod.’ sagte sie fanatisch auf das Buch fixiert und ging ohne zu Zögern dorthin. Mit dem Messer, das daneben lag und extrem scharf war, schnitt sie sich ohne auch nur einen Schmerzensschrei oder Zusammenzucken längs die Pulsadern auf. Bei Merlin, es fühlte sich gut an. So konnte man also der berühmt berüchtigten Folter von Bellatrix entkommen – mit einem kleinen Schnitt. Sie musste schmunzeln. Als sie merkte, dass ihr langsam schwindelig wurde und ihre Sicht verschwamm, fing sie sofort an mit der Feder, die auf dem Buch lag, die erlösenden Sätze hinein zu schreiben. Ich will, was du mir kannst geben. Der Dunkle Lord soll wieder leben. Ich will, was du mir kannst geben. Der Dunkle Lord soll wieder leben. Ich will, was du mir kannst geben. Der Dunkle Lord soll wieder leben. ... „AHHHH!“ Zwei Aufschreie ertönten im Klassenraum, wo gerade ‚Verteidigung gegen die Dunklen Künste’ unterrichtet wurde. Harry schlug sich an seine Narbe, während Draco sich an deinen linken Unterarm griff und den Ärmel hochriss. Plötzlich kam Professor Snape, dessen Unterarm auch deutlich zu sehen war, in das Zimmer gestürmt und sah geschockt zu Harry und Draco. „Er ist wieder da!“ Kapitel 26: Glücklich werden ---------------------------- 26. Glücklich werden So schnell wie Snape in den Raum hineingerannt war, stürmte Draco hinaus. ‚Ginny! Ginny! Ginny!’ Das war sein einziger Gedanke bis er oben voller Wut gegen die Tür des Schulleiters pochte. Er wartete nicht auf ein „Herein“, sondern stieß kraftvoll die Tür auf. Da saß er – seelenruhig, mit einem Lächeln auf dem Gesicht. „Ah, ich dachte mir schon, dass sie kommen würden.“ sagte Dumbledore in einem freundlichen Ton. „Professor Dumbledore, Ginny! Voldemort! Wieder da!“ Sein Verstand war noch immer nicht in der Lage vollständige Sätze zu bilden, da er diese Tatsachen einfach beängstigend fand. „Ich weiß.“ antwortete der Schulleiter gelassen. Draco stockte der Atmen. „Wie...wie sie wissen?“ „Ich weiß vieles und alles, was du weißt. " antwortete Dumbledore den blondhaarigen Slytherin. Was hatte er da gerade gesagt? Es machte Klick. Er WEIß??? „SIE HABEN ES GEWUSST!!??“ schrie Draco fassungslos. „SIE GOTTVERDAMMTER ALTER NARR!!!“ Mit diesen Worten rief er „Accio Feuerblitz!“, sprang durch das Fenster hinter dem Schreibtisch des Schulleiters auf seinen Besen und flog Richtung Hogsmeade. „Ziel, Wille, Bedacht. Ich will nach Malfoy Manor vor die Schutzschilder.“ flüsterte er als er die Schutzzauber von Hogwarts hinter sich gelassen hatte. Ein warmes, weiches Bett mit Vanille-Duft. Ihr Körper fühlte sich unbeschwert an. ‚Entweder ich bin tot oder das alles war nur ein dummer Alptraum!’ dachte sie schmunzelnd, denn beide Varianten gefielen ihr. Okay, tot war sie schon mal nicht, denn da meldete sich doch eine Schwäche ihres Körpers. „Au, mein Kopf.“ murmelte sie schwach. „Tag auch...“ Ginny schreckte hoch. Wer war das? Orientierungslos schaute sie sich in diesem wundervoll eingerichtetem Zimmer um. Wie oft musste sie sich das noch fragen? Wo war sie nun schon wieder? Dann wollte sie die andere Seite des Zimmers besehen, doch da war etwas, das ihr die Sicht versperrte. Draco saß auf einem Stuhl am Kopfende des Bettes, in dem sie lag. „Draco!” rief sie erleichtert und fiel ihm sogleich um den Hals. „Bin ich froh dich zu sehen! Du glaubst gar nicht, was ich für einen Schrott geträumt habe. Stell dir vor: Bellatrix Lestrange hat mich gefoltert und ich habe in das Buch geschrieben um Voldemort wieder...“ Ihre Stimme versackte aufgrund des kalten Blickes, den Draco ihr zuwarf. „Draco?“ Ihre Wange zuckte leicht, doch in ihren Augen spiegelte sich die Angst der Erkenntnis wider. „Draco, nein...sag mir jetzt nicht...“ Es klang sarkastisch, wurde jedoch immer panischer. “Nein...das...das darf nicht wahr sein.“ flüsterte sie leise. „Nein...nein...nein...NEIN!“ Mit jedem Nein wurde sie lauter bis sie letztendlich schrie. Flehend sah sie ihn an. „Draco, BITTE! Sag, dass das nicht wahr ist!“ Doch noch immer sah er sie mit diesem undefinierbarem Blick an. „Draco...“ sagte sie, während ihr eine einsame Träne die Wange herunterlief. „Draco...Sag – dass – das – nicht – wahr – ist!“ Mit jedem Wort schlug sie gegen seine Brust, aber er bewegte sich kein bisschen und wehrte sich auch nicht. Sie sah zu ihm hoch, doch er sah nur so kalt wie eh und je zurück. Nein, sie würde nicht vor ihm weinen. Anscheinend gehörte er jetzt auch wieder zu den Todessern, den Menschen, die die Dunkelheit vergöttern, die andere Menschen bis zum Verrückt werden foltern. Nicht anscheinend...es war so, denn sein Unterarm bewies das eindeutig. Draco folgte ihren Augen und sah das sie das Todesser-Mal anstarrte. „Ginny, ich...“ „Sei ruhig!“ schrie sie ihn an. „Ich will nichts, ich wiederhole NICHTS mehr mit dir zu tun haben.“ „Nein, Ginny, ich...!“ setzte er wieder an. „GENUG! VERSCHWINDE!“ schrie sie aus Leibeskräften. „Ginny, BITTE, sei ruhig!“ zischte er und man konnte ihm deutlich ansehen, dass etwas nicht stimmte. „Ich soll ruhig sein?“ kreischte sie in Rage. Die Tür sprang auf. „Da ist sie ja.“ Eine helle, klare Stimme, bei der sich Ginny die Nackenhaare aufstellten. Sie schluckte schwer und zitterte, denn da stand wahrhaftig Voldemort vor ihr. „Oh, nicht doch.“ sagte er fast liebevoll. „Man könnte meinen, du wärest nicht froh mich hier zu sehen. Wo gerade du mich doch aus dem Totenreich erweckt hast.“ Langsam schritt er auf sie zu. Bei jedem Schritt, den er tat, weiteten sich ihre Pupillen ein Bisschen mehr. Als er neben Draco stand, dessen Miene noch immer keine Regung zeigte, sah Ginny mit absoluter Angst zu ihm auf. Seine Hand bewegte sich, was sie zusammen zucken ließ. „Aber, aber...“ sagte der schwarze Zauberer lächelnd. „Du bist nun eine von uns – reich mir deine Hand als Zeichen deiner Treue.“ Ginny fiel der Kiefer nach unten, so unrealistisch fand sie das, was er da gerade gesagt hatte. Voldemort hingegen streckte ihr die Hand entgegen. Für einen kurzen Moment dachte Ginny wirklich, dass das hier eine Talkshow wäre und sich das alles gleich als ein Scherz herausstellte, aber dummerweise machte man nie Witze über Voldemort. Sie fasste all ihren Mut zusammen. „Ich werde dir niemals Treue schwören, noch sonst irgendetwas, Voldemort!“ Sofort bereute sie alles, denn die Worte waren doch etwas zu aggressiv dafür, dass sie hier alleine dem größten bösen Zauberer, den es je gegeben hatte, gegenüberstand. Das hätte sie voraussehen müssen – Voldemort hatte blitzschnell seinen Zauberstab gezückt und zischte „Commutaremens“. Furchtbare Bilder schossen Ginny durch den Kopf. Einer Frau wurden von maskierten Todessern die Kleider vom Leibe gerissen, ihr Vater schrie „Molly, nein!“, doch die Todesser hörten nicht auf ihre Mutter vor den Augen ihres Vaters zu schänden, zu vergewaltigen. Das Szenario verschwand. „Ich werde dich foltern und du wirst nichts dagegen tun können, Ginny!“ Ginny wurde übel, denn sie konnte die Umrisse und die Stimme Harry zuordnen. „Harry, warum tust du mir das an?“ schluchzte sie. „Weil du es nicht anders verdient hast! Crucio!“ Wieder dieser Schmerz, den sie schon so oft hatte ertragen müssen. Sie schrie qualvoll. Anderes Szenario. Hogwarts – oh wunderschönes Hogwarts! In Flammen, Schreie, Menschen verbrennen beim lebendigen Leib. Die Szene verwandelte sich wieder. „Ginny, wir sind enttäuscht von dir. Auf dich hätten wir verzichten können, aber nein! Du holst Voldemort zurück!“ Es war Ron. „Genau, Ginny, du bist so unwichtig, warum lebst du überhaupt noch? Wir wollen dich nicht mehr! Du hast genug angestellt! Wir hassen dich!“ fauchte Hermine sie an. „Ich werde gehasst...“ wiederholte Ginny wie in Trance. „Genau.“ wisperte Voldemort in ihr Ohr. „Und die Dinge, die du gesehen hast, die werden alle geschehen, wenn du zurück gehst. Das ist alles eine Prophezeiung. Bleib bei uns und du wirst dich rächen können, du wirst glücklich werden.“ redete er weiter auf sie ein. „Glücklich werden.“ Ginnys Augen waren leer, stellte Draco fest. Voldemort hielt sich also in sich selbst gefangen. „Ginny, gib mir deine Hand als Zeichen deiner Treue.“ Voldemort war nur noch ein paar Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt. In Draco zog sich alles zusammen. Er wollte dazwischen gehen, allein schon, weil Voldemort ihr so nahe war und er selbst ihr Vertrauen absolut verloren hatte. Außerdem könnte er es nicht ertragen, wenn Ginny eine Todesserin, das, was sie und auch er am meisten hasste, werden würde. ‚Tu es nicht, Ginny! Einer von uns beiden reicht doch, der so doof war und sich auf ihn eingelassen hat.’ flehte er innerlich. Vergebens, denn Ginny schrie auf. Ihre Hand war in der Voldemorts und auf ihrem Unterarm bildete sich ein Totenschädel, aus dessen Mund sich eine Schlange ringelte. Dann flog sie bewusstlos zurück in ihr Kissen, während Voldemort lachend den Raum verließ. Kapitel 27: Für dich tu ich’s gerne ----------------------------------- 27. Für dich tu ich’s gerne „Ich kann es nicht glauben...“ schluchzte Mrs Weasley. „Meine Ginny ist seit drei Wochen spurlos verschwunden und keiner weiß von wem sie entführt wurde.“ „Beruhig dich, Molly.“ Athur Weasley strich seiner Frau sanft über den Rücken, doch es half nichts, Molly weinte noch mehr. „Wir tun wirklich alles erdenkliche. Das Problem ist der Zeitmangel. Einerseits versuchen wir verzweifelt Ginerva zu finden, aber andererseits müssen wir der Vermutung nachgehen, dass Voldemort wieder da ist, das Ministerium glaubt uns ja nicht.“ stellte Lupin klar. „Unsere Ginny.“ wimmerte Mrs Weasley immer und immer wieder. „Vielleicht sollte ich es euch sagen...“ hörte man Ron zögerlich und leise im Hintergrund murmeln. Sofort waren alle Blicke auf ihn gerichtet. „Ron, was solltest du uns sagen?“ fragte Mr Weasley misstrauisch. Man konnte Ron ansehen, dass ihm was auf dem Herzen lag. „Es ist nur so, dass Ginny sich im letzten halben Schuljahr extrem verändert hat. Ich meine, ihr wisst zwar schon, dass sie in den Ferien ziemlich abweisend war, aber in der Schule – wir haben sie kaum noch gesehen. Zudem ist sie Partnerin von Malfoy geworden. Der hat da doch bestimmt seine Finger im Spiel!“ platzte es aus Ron heraus. Alle starrten ihn an und man konnte deutlich sehen, dass sie alle diese Vermutung sofort als für wahr hielten, da ihre Gesichter vor Zorn Bände sprachen. „Mister Weasley, ich kann nachvollziehen, dass sie Angst um ihre Schwester haben, aber dass sie Malfoy beschuldigen, ist hier nicht angebracht, zumindest was den jungen Malfoy betrifft.“ meldete sich Dumbledore endlich aus seiner nachdenklichen Pause zurück. „Wie können sie diesen bescheuerten, dummen Malfoy auch noch beschützen? Er war es doch, der nachdem Du-weißt-schon-wer’s Mal gebrannt hat, sofort wieder zu den Todessern hinübergewechselt ist.“ schrie Ron fassungslos. „Weil ich Vertrauen in ihn habe.“ sagte Dumbledore mit einem Lächeln. Sie wachte auf, sah einige Bilder wie in Trance, bekam wieder diese Alpträume, die sie als Prophezeiung erkannte, wachte wieder auf, ein Lachen, Stille, schlief wieder ein, hörte ihre schreiende Mutter, Licht, Zauberspruch, Stimmen, Schlaf... „Wea...ähm...Ginny?“ Jemand schüttelte sanft ihre Schulter. Langsam hob sie ihre Lider; sie waren schwer. Über ihr erkannte sie ein lächelndes Gesicht, umrandet von wunderschönen, hellblonden Haar. „Draco.“ sagte sie verschlafen. „Was ist passiert?“ Ohne jegliche Vorwarnung griff er nach ihrer linken Hand und schob den Ärmel nach oben. Erschrocken keuchte sie auf. „Aber...wie...“ Ihre Stimme versagte. „Ginny, ich möchte, dass du mir jetzt zuhörst. Hast du mich verstanden?“ Noch nie hatte sie Draco so ernst und bittend reden hören. Unbewusst nickte sie und sah ihm währenddessen tief in die Augen. Sie beruhigten ungemein. „Du bist hier in Malfoy Manor, meinem Zuhause, schon seit drei Wochen. Soviel ich mitbekommen habe, bist du eine ganze Woche lang von Bellatrix gefoltert worden...“ Wären da nicht diese hellgrauen Augen, hätte sie schon wieder losweinen können. Betroffen nickte sie. „Sie hat dich letztendlich dazu gebracht den Dunklen Lord durch das rote Buch aus dem Reich der Toten wiederzuerwecken, indem du mit dem Todesgeist durch das Buch kommuniziert hast. Außerdem weiß ich, dass du dir die Pulsadern aufgeschnitten hast. Als ich hier angekommen bin, nachdem das Mal auf meinem Arm wieder gebrannt hat, habe ich dich bereits in meinem Bett vorgefunden.“ „Das ist dein Zimmer?“ fragte Ginny und stellte erst jetzt fest, dass das Zimmer sehr dem ähnelte, welches er in Hogwarts als Schulsprecher bewohnte. „Ja. Auf jedenfall hat der Dunkle Lord sofort nach seiner Rückkehr wirklich alles daran gesetzt, dass du am Leben bleibst, was sehr schwer war, da du schon zuviel Blut verloren hattest und man Blut ja bekanntlich nicht einfach herzaubern kann. Aus irgendeinem Grund durftest du kein Blut eines anderen Menschen aufnehmen. Eine Woche nach dem Vorfall bist du endlich wieder aufgewacht und sogleich auf den Dunklen Lord gestoßen. Du erinnerst dich?“ Ginny nickte. Natürlich, erinnerte sie sich. Voldemort hatte sie Schreckensvisionen und Prophezeiungen sehen lassen und sie so dazu gebracht ihm ihre Hand ‚als Zeichen ihrer Treue’ zu reichen. Was auch immer das heißen mochte, denn Treue konnte man mit Zauberkraft nicht einfach erzwingen - außer natürlich durch dem Imperio, aber dem unterlag sie nicht, das wusste sie. Daraufhin hatte sie dieses Todesser-Mal auf ihren Arm und war ohnmächtig geworden. ‚Oh Gott! Ich bin eine Todesserin!’ Ihr wurde speiübel bei dem Anblick ihres Unterarms. „Was bringt mit dieses blöde Mal jetzt? Ich wäre es gerne wieder los.“ Draco schüttelte traurig den Kopf. „Das wirst du nicht mehr los. Nicht jetzt, noch in tausend Jahren. Auch wenn der Dunkle Lord stirbt, verschwindet es nicht. Bringen tut es dir persönlich gar nichts, sondern nur den Dunklen Lord. Er benutzt den ‚Proteus-Zauber’ und kann dich ab jetzt immer zu sich apparieren lassen, wann er will, sodass du dich nicht vor ihm verstecken kannst. Es gibt nur wenige Orte, die dich schützen. Hogwarts zum Beispiel, denn solange da die Schutzzaubern aktiv sind, ist es unmöglich zu apparieren. Jedoch tut es höllisch weh, wenn er alle einberuft und du aufgrund der Schutzzauber nicht kommst.“ In Ginnys Gesicht konnte man deutliches Entsetzen ablesen, sodass Draco ihr einfach Mitleid spenden wollte. Aber wie machte man sowas? Das war also der Eisprinz und Frauenheld von Slytherin. Er hatte keine Ahnung, wie man mit Mädchen wirklich umging. ‚Klappe!’ fuhr er seine nervige, innere Stimme an. Immer noch tief in ihre Augen sehend, erklärte er weiter. „Es ist normal, dass man, wenn man das Mal bekommt, ohnmächtig wird. Du jedoch hast mal wieder eine ganze Woche geschlafen oder wie man das auch immer nennen mag. Das liegt ganz einfach daran, dass der Dunkle Lord versucht hat die Kontrolle des Buches über dich mithilfe von Zauberei einzudämmen. Frag mich nicht, wieso, zumindest hat es funktioniert. Tatsache ist, dass ihm etwas an deinem Wohl liegt und das ist mir ganz und gar nicht geheuer. Nicht bei dem Dunklen Lord. Er ist der Alte geblieben. Seine Wiederauferstehung hatte bereits Folgen. Viele Muggel und Auroren sind tot, doch, wie konnte es anders auch sein, das Ministerium will es mal wieder nicht wahr haben.“ Ginny sah nachdenklich aus. Stimmt, so hatte sie sich Voldemort nicht vorgestellt. Böse und dem Teufel ähnlich, ja so kannte man ihn, aber zu ihr war er ja fast fürsorglich und liebevoll. Irgendetwas stimmte hier nicht, da musste sie Draco vollkommen Recht geben. „Und...was soll ich jetzt machen?“ sagte sie völlig entgeistert von den vielen Informationen, die ihr Draco gerade gesteckt hatte. „Ich an deiner Stelle würde mich ihm aber ganz schnell unterwerfen. Der mag ja vielleicht eine Vorliebe für dich zu haben, aber da bin ich mir nicht ganz so sicher und wenn der dich erst mal foltert, dann wirst du wirklich verrückt. Bellatrix ist im Gegensatz zu ihm echt harmlos.“ antwortete Draco mit undefinierbarer Stimme. „Aber, Draco! Das kann ich nicht! Überleg doch mal! Wenn ich mich ihm unterwerfe, dann muss ich...muss ich...“ Sie konnte das Ende des Satzes nicht aussprechen. Brauchte sie aber auch gar nicht, denn Draco vollendete ihn. „Foltern und Töten, ja.“ Ginnys Augen wurden groß. Wie konnte dieser gutaussehende und manchmal sogar nette Typ so lässig über Folter und Mord reden? Sie hatte die Folter ertragen müssen und es war schlimmer als die Hölle, da war sie sich sicher. Das einem anderen Menschen antun? Nein, das konnte sie nicht. „Hör auf mich, denn sonst bist du wirklich bald eine Halbtote.“ sagte Draco nachdrücklich, stand auf und entfernte sich von ihr circa drei Meter. Die Tür ging auf. „Es freut mich dich zu sehen.“ wisperte ein Mann von großer, dürrer Gestalte, der ein bleiches, schlangenähnliches Gesicht, blutrote Augen und eine Nase wie schlitzförmige Nüstern hatte. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken, welchen sie in einen ebenso kalten Blick verwandelte, dennoch sagte sie nichts. Es stimmte, Voldemort war hundertprozentig besser im Foltern als Bellatrix. Schon alleine seine Anwesenheit war unerträglich. Die Folter musste sich ja nicht unbedingt gleich provozieren. „Fühlt dich geehrt, du bekommst heute deinen ersten Auftrag.“ War das ein Lächeln, was sich da auf Voldemorts angsteinflössenden Gesicht abzeichnete? Am liebsten hätte Ginny jetzt geschrien ‚Ich werde diesen Auftrag aber nicht erledigen!’, aber diese unbändige Angst vor diesem Ungeheuer schnürte ihr die Kehle zu. „Was ist es denn?“ fragte Draco gleichgültig. Voldemort drehte sich zu den blonden Jungen. „Ja, du wirst darauf achten, dass sie den Auftrag auch erfolgreich beendet und dass ihr nichts zustößt.“ fauchte er Draco an. „Muss das sein?“ beschwerte sich der Slytherin. Blitzschnell zückte Voldemort seinen Zauberstab und richtete diesen auf ihn. „Schon gut. Ich mach’s.“ sagte Draco mit purer Gelassenheit. „Man müsste dich alleine schon wegen deiner Frechheit foltern.“ zischte der dunkle Zauberer wütend, widmete sich dann aber wieder Ginny zu. „Ginerva, deine Aufgabe wird es sein in Carlisle, im Norden Englands, eine Frau namens Josephine Thurgood aufzusuchen und diese umzubringen.“ Damit reichte er ihr ihren Zauberstab. Ginny stockte der Atem, wollte rebellieren, doch Draco nahm wortlos den Zauberstab, packte sie grob am Arm, schleifte sie aus dem Haus bis hinter die Schutzschilder und sagte noch immer ihren Arm festhaltend „Ich will nach Carlisle vor das Haus von Josephine Thurgood.“ Da standen sie nun – am Rande der Stadt Carlisle, vor einem heruntergekommenen Hütte, um das die Muggel sicher stets einen großen Bogen machten. Besonders die Kinder hatten Angst vor dieser Gegend, da die Hütten doch sehr an die von dem Märchen ‚Hänsel und Gretel’ erinnerten, natürlich ohne Lebkuchen und Naschereien. Die Glocke ertönte zur Geisterstunde. „Ginny, egal, was ich jetzt mache. Guck weg und vergiss es.“ Befahl er ihr kühl. „Nein, Draco! Das tust du nicht!“ schrie sie ihn flehend an, nahm ihm ihren Zauberstab weg und rannte in die Hütte rein – die Tür stand einladend offen. „Stupor!“ schrie jemand aus dem Haus, dessen Stimme sicher nicht die von Ginny war. „Dieses Mädchen macht mich noch wahnsinnig!“ murmelte er genervt und rannte nun auch ins Haus hinein. Ginny lag am Boden, die Hexe über ihr gebeugt. Anscheinend hatte sie nicht mit noch mehr Angreifern gerechnet, denn sie bemerkte Draco nicht, der sich von hinten an sie anschlich und seinen Zauberstab auf sie richtete. ‚Halt, Draco. Das kannst du nicht machen. Nachher springt die olle Tante zur Seite und du triffst Ginny mit dem Todesfluch.’ „Sectumsempra!“ Die Hexe flog krachend gegen die Wand und landete blutverschmiert auf dem Boden. Dadurch verwirkte der Schock-Zauber, den sie auf Ginny angewandt hatte. Doch lange währte diese Freiheit nicht, denn nur eine Sekunde später rief Draco „Petrificus totalus“ und Ginny konnte sich nicht mehr bewegen. Fassungslos sah Ginny den blondhaarigen Jungen an. Er lächelte sie beruhigend an, kam auf sie zu und drehte sie auf die andere Seite, sodass sie nur auf eine leere Wand starren konnte. Dann nahm er ihren Zauberstab und flüsterte leise: „Für dich tu ich’s gerne.“ Ginny bekam Gänsehaut von dem warmen Hauch, der ihr Ohr berührte als er sprach. Oder war diese Gänsehaut auf das zurückzuführen, was jetzt höchstwahrscheinlich passierte? Die Hexe richtete sich gerade unter Schmerzen und Keuchen auf, da hörte man Draco leise „Avada Kedavra“ zischen. Ein dumpfer Aufschlag. Ginny brannten die Tränen heiß auf der Wange. Die Hexe war tot. Tot durch Draco. Kapitel 28: Begierden stillen ----------------------------- 28. Begierden stillen Mal wieder ein verregneter Abend. War heute der dreißigste Januar? Ja... Wann würde das alles enden? Hatte es überhaupt ein Ende? Ginny saß zusammengekauert auf dem Bett und sah gedankenverloren aus dem Fenster raus. Warum? Warum musste das alles ihr passieren? Hatte sie nicht schon genug durchmachen müssen – allein wegen Harry? Auf dem Nachttisch lag der Tagesprophet vom 18 Januar mit der Schlagzeile: Josephine Thurgood tot Der Artikel hatte Ginny mehrere Male einen Stich ins Herz versetzt. Ihr kam der Name schon gleich so bekannt vor. Josephin Thurgood, berühmte Aurorin, wurde gestern Abend tot in ihrer Hütte in Carlisle aufgefunden. Laut Obduktionsbericht traf sie ein Sectumsempra-Fluch, der von dem Todesser (laut Dumbledore: ehemaliger Todesser) Severus Snape erfunden wurde. „Als sie nicht mehr fähig war sich zu wehren, wurde sie durch den Todes-Fluch ermordet“ erklärte der Auror Williamson betroffen den Tagespropheten. In den letzten Wochen starben sehr viele Menschen durch den Todes-Fluch, darunter viele Muggel und Auroren. Einige Leute bekamen es sogleich mit der Angst zu tun, dass der dessen-Namen-nicht-genannt-werden-darf zurückgekehrt sei. Völliger Quatsch, denn du-weißt-schon-wer ist seit fast einem Jahr tot, was viele Mitwirkende an der berühmten, letzten Schlacht gegen ihn (unter anderen Harry Potter) bezeugen können. Allerdings gibt es eine erschreckende Neuigkeit, die diese Vorfälle erklären kann. Sämtliche Todesser sind aus Askaban ausgebrochen. „Wir versichern ihnen, dass Askaban eines der gesichtersten Gefängnisse auf der Welt ist, doch wenn sich die Dementoren den Todessern anschließen, was sie wahrscheinlich auch gemacht haben, haben wir keine Chance. Die normalen Wächter wurden durch den Imperio außer Gefecht gesetzt, sodass wir erst jetzt davon erfahren konnten. Die Flucht liegt circa einen Monat zurück.“ gab der Ministerpräsident Cornellius Fugde bekannt. Am Mittwoch, den 20 Januar findet die Beerdigung von Josephine Thurgood statt. Besonders das Ehepaar Weasley ist von diesem Mord erschüttert. „Ich kann es nicht fassen. Josephine war immer so warmherzig und hat uns immer zur Seite gestanden und nun ist sie tot.“ so Mr Weasley traurig. Der Mann scheint nervlich am Ende zu sein. Verständlich, denn anscheinend war das nicht der erste Schicksalsschlag, den die Weasleys in so kurzer Zeit verkraften mussten. Gerüchten zufolge ist ihre Tochter, Ginerva Molly Weasley, entführt worden und es soll keinerlei Indizien geben, wo sie sein könnte. Trotz all den merkwürdigen Ereignissen bittet der Ministerpräsident die Ruhe zu bewahren und die Augen offen zu halten. Es war klar, dass das Ministerium versuchte die Sache mit dem Ausbruch aus Askaban geheim zu halten, aber im Tagespropheten nichts darüber zu bringen, war unmöglich. Also versuchte man eben den Ausbruch herunterzuspielen. Josephine Thurgood – Draco hatte sie umgebracht. Und sie hatte das Lob von Voldemort bekommen, für etwas, das sie niemals tun würde. Natürlich hatte Voldemort sich auch vergewissern wollen, ob Ginny den Todes-Fluch wirklich ausgesprochen hatte und hatte ihren Zauberstab mit ‚Prior Incantato’ überprüft. Zum Glück war Draco so schlau gewesen und hatte ihren Zauberstab benutzt. Draco... Er hatte getötet – für sie. Und dennoch hasste sie ihn dafür und konnte ihm nicht mehr in die Augen sehen, geschweige denn mit ihm reden. Trotz ihrer abweisenden Haltung kam er jeden Tag in ihr beziehungsweise sein Zimmer, brachte ihr den Tagespropheten, Essen und Trinken, da sie sich schon die ganze Zeit im Zimmer verbarrikadierte, und begrüßte sie höfflich. Und um ehrlich zu sein, verstand sie die Welt nicht mehr. Er zog sie an und stieß sie gleichzeitig ab. Leider war er nicht der Einzige, der ihr tagtäglich einen Besuch abstattete. Voldemort erkundigte sich stetig nach ihrem Zustand, berichtete von seinen Triumphen des aktuellen Tages und setzte sich sogar manchmal stillschweigend neben sie, was ihr so gar nicht gefiel. Dieser Zauberer wurde ihr einfach immer unheimlicher und suspekter. Ein Geräusch. Sie schloss die Augen, lauschte und atmete auf. Das waren eindeutig die Schritte von Draco. „Na, gut geschlafen?“ fragte er als er die Tür hinter sich schloss, doch erwartete keine Antwort. Umso überraschter sah er sie an, als sie ein leises „Es geht.“ von sich gab. „Und ich dachte, du hättest deine Stimme verloren.“ sagte er sarkastisch. Ginny lächelte leicht. „Wenn es dich mehr gefreut hat mich stumm zu sehen, sollte ich vielleicht doch wieder ruhig sein.“ Draco setzte sich auf den Stuhl neben ihrem Bett. Auch wenn sie noch einen Meter voneinander entfernt waren, Ginny hatte das Gefühl, er wäre ihr näher als sonst irgendjemand jemals gewesen war. „Danke...“ flüsterte sie, während sie ihren Blick senkte. „Wofür?“ fragte er mit weicher Stimme. „Du weißt schon...“ murmelte sie, da sie darüber sicher nicht gerne sprach. Auch wenn er in gewisser Weise ein Mörder war, er war immer noch ein Mensch, der sehr, sehr gefühlvoll sein konnte. Schließlich wollte er ja diese Frau nicht von sich aus töten. Hätte er es nicht gemacht, würde Voldemort Ginny die Konsequenz für ihre Untreue spüren lassen und die hieß Folter. Sie hatte es gar nicht gemerkt, aber wie automatisch wanderte sein, aber auch ihr Gesicht auf das des anderen zu. Währenddessen schienen sich ihre Augen miteinander verkettet zu haben, denn ihre konnte sie nicht mehr von seinen lösen. Die Tür sprang auf und Draco gleichzeitig mit hoch. „Ich habe doch wohl nicht gestört, oder?“ fragte Voldemort mit kalter Stimme, woraufhin sich bei Ginny sofort Panik einschlich. „Nein.“ antwortete Draco mit der für ihn üblichen, gelangweilten Stimme. Himmel Herrgott, kein Wunder, dass der blonde Slytherin so gut schauspielern konnte – hier war es überlebenswichtig. „Du kannst gehen.“ schickte Voldemort Draco fort, was dieser auch sogleich tat. Schon wieder war Ginny mit diesem furchteinflössenden Mann in einem Raum – allein. Doch diesmal war es nicht wie immer. Etwas lag in der Luft – etwas, das nichts Gutes prophetzeite. Schließlich brach Voldemort die Stille. „Soso...“ wisperte er, während er auf Ginny zutrat. „Du denkst also du kannst mich hinters Licht führen.“ Ginny wurde bleich. Was meinte er? Hatte er die Sache mit dem Todes-Fluch herausgefunden? „Legilimens!“ schrie Voldemort. Bilder, unendlich viele Bilder. „Harry, nein!“ schrie Ginny. „Du hast es nicht anders verdient!“ wisperte der Junge mit den grünen Augen. „Ginny Schatz, zieh dir bitte etwas an, du wirst sonst noch krank!“ sagte Mrs Weasley liebevoll. „Ja, Mami!“ antwortete die kleine Ginny lachend. „Ich will nicht!“ wimmerte sie. „Es ist mir egal, was du willst!“ zischte Zabini und presste hart seine Lippen auf ihre. Draco stellte sich fies grinsend vor sie und beugte seinen Kopf zu ihr herunter, währenddessen er mit einer Hand sich an der Wand abstützte und mit der anderen ihr Kinn kraftvoll, aber sanft festhielt. „Nur damit du‘s weißt: Mit einem Malfoy legt man sich nicht an.“ zischte er. „Hey Gin! Fred und George wollen im Garten Quidditch spielen. Machst du mit?“ Ron kam in ihr Zimmer gerast. „Klar!“ entgegnete sie ihren Bruder. „Ich wollte dich nie hassen, aber hast mich blutend liegen lassen.“ schrieb sie in das rotes Buch. Man hörte Draco leise „Avada Kedavra“ zischen. Ein dumpfer Aufschlag. Ginny brannten die Tränen heiß auf der Wange. ’Draco hat sie getötet...’ Sie öffnete ihre Augen. Was war das? Doch weiter konnte sie nicht denken, denn da war jemand über ihr. Jemand, dessen Haut sich kalt wie die eines toten Körpers anfühlte, dessen Augen blutrot in ihre starrten. Jemand der sie krampfhaft in das Bett drückte. „Das war es zwar nicht, was ich sehen wollte.“ zischte Voldemort schwer atmend. „Aber ich werde dir die Liebe schon austreiben.“ Mit diesen Worten riss er wütend und gemein lachend ihre Bluse auf. Der Schock, der Ginny für ein paar Sekunden erstarren ließ, wandelte sich in Panik um. Sofort fing sie an sich heftig zu wehren, ihn zu kratzen, zu beißen, doch das alles war vergeblich. Ihn schien es nicht einmal zu kitzeln! Warum um alles in der Welt hatte sie so viel Zeit im Raum der Wünsche verbracht, wenn es doch nichts half? Tränen schossen in ihre Augen als er ihre Brust anfasste. NEIN, sie würde nicht einfach so aufgeben. Sie holte aus und traf ihn in den Magen, wodurch er ein wenig schwarzes (!!!) Blut spuckte. Ginny erschrak und schauderte bei jedem Zentimeter, den er mit seinen kalten Hände weiter an ihren Körper tastete. Alleine diese Berührungen fühlten sich schlimmer als jede Folter an. Plötzlich schlug Voldemort ihr hart ins Gesicht. Benommen davon konnte sie sich nicht mehr bewegen und für kurze Zeit sah sie nur ein Flimmern vor ihren Augen, bis es schwarz wurde. „Hallo?“ Ein dunkler Raum, leer. „Hallo?“ Wieder hallte ihre Stimme als ob sie sich im unendlichen Nichts befand. „Ginerva, befreie mich.“ wisperte jemand, dessen Stimme an die eines Dämons erinnerte – so tief war sie. „Wer – wer bist du?“ stotterte sie. „Ich bin eingesperrt. Hole mich zurück und ich werde dir helfen den Tyrannen zu besiegen.“ flüsterte das Etwas unheilvoll. „Du meinst, Voldemort ist wirklich über mir und....“ Sie schluckte. „Ja und du kannst dich ohne mich nicht gegen ihn zur Wehr setzen, also lass mich frei.“ erklärte das Wesen in der Dunkelheit. „Aber wie?“ fragte sie panisch. Die Vorstellung, dass sie gerade wirklich Gefahr lief vergewaltigt zu werden und das auch noch von Voldemort, war einfach zu schrecklich. „Denke, was du denken willst und verleugne diese Gedanken nicht. Stille deine Begierden...“ hallte es noch nach. Sofort wusste sie, wer mit ihr gesprochen hatte. Ihre Sicht wurde wieder klar. ‚Ich hasse ihn! Ich hasse ihn! Ich hasse ihn! Ich will ihn verletzen!’ dachte sie als sie Voldemort ansah, der sie bis auf ihre Unterwäsche entblößt hatte. Plötzlich schienen tausend Dinge auf einmal zu passieren. Es fühlte sich an als würde sich alles in ihre rechten Arm anspannen und daraufhin fing ihre Hand an zu zucken. Für den Bruchteil einer Sekunde wurde es blendend hell, ein lauter Schrei. Die Tür flog auf und ein Duzent Todesser starrten auf den am Boden liegenden Mann, denn sie immer so unterwürfig den ‚Dunklen Lord’ nannten. Geschockt sah Voldemort zu Ginny, die nicht minder verwirrt auf den Haufen von Todessern und ihn starrte. Draco nahm gerade nichts mehr wirklich wahr. Warum lag Ginny halb nackt in seinem Bett und Voldemort auf dem Boden? Hatte der Dunkle Lord es tatsächlich gewagt sie anzufassen? Die Tränen in Ginnys Augen bejahten seine schrecklichen Befürchtungen. Unbändige Wut überfiel ihn, doch bevor er etwas tun konnte, zischte Voldemort: „Draco, du wirst sie foltern, bis sie nicht mehr klar denken kann. Hast du verstanden?“ Draco blieb der Mund offen stehen. Kapitel 29: Flucht ------------------ 29. Flucht Im Raum war es so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Niemand traute sich auch nur annähernd zu bewegen. Auch nicht Draco. „Hast du mich verstanden?“ zischte Voldemort bedrohlich in die Stille hinein. Ginny sah ängstlich zu Draco. War dieser Junge auf ihrer Seite oder war er tatsächlich ein treuer Diener von Voldemort? Den Mumm zu töten hatte er – das hatte er ihr bewiesen. Aber würde er es auch bei ihr tun? Würde er sie das durchleben lassen, was sie am meisten fürchtete? Würde er dafür verantwortlich sein, dass sie verrückt wird? „HAST DU MICH VERSTANDEN?“ schrie Voldemort voller Zorn. Und da war es. Dieser kalte Blick, diese stolze Haltung mit der Draco leise auf sie zuschritt. Er war ein Malfoy und würde auch für immer einer bleiben. Hier und jetzt würde er sie foltern. Wie konnte sie nur so dumm sein zu glauben, dass Draco Malfoy auch nur für eine Sekunde auf ihrer Seite stehen würde? Schließlich waren hier Todesser und die würden ihn bei Weigerung zu dieser Tat mit Sicherheit schlimmer behandeln als sie. Flehend sah sie ihn an, während er ihr immer näher kam. ‚Ich will das alles nicht glauben..’ Die Tränen, die gerade erst von Voldemorts Angriff getrocknet waren, wurden durch neue Glitzerde ersetzt. Dieses kalte, abweisende Gesicht. Ginny wollte gerade die Augen schließen, doch etwas hielt sie davon ab. War das eine Sinnestäuschung oder hatte Draco ihr gerade wirklich zugezwinkert? Plötzlich drehte er sich abrupt um. „Stupor! Sectumsempra! Pertrificus Totalus! Impedimenta! Protego!“ All diese Flüche kamen innerhalb weniger Sekunden aus seinem Zauberstab geschossen und machte die Hälfte der Todesser k.o. Ginny war mit der Situation absolut überfordert und blieb stocksteif sitzen. Wie in Trance richtete Draco sie auf und schleifte sie hinter sich her. Ihnen wurden tausende Flüche hinterhergeworfen, keiner traf, aber die meisten verfehlten ihr Ziel nur um eine Haaresbreite. Endlich begriff sie, was Draco da gerade tat. Er verhalf ihr zur Flucht und floh selber mit ihr! Sie ließen schon das Haus hinter sich und liefen die große Wiese, die noch zu dem Anwesen der Malfoys gehörte entlang. Es war als ob man durch etwas wie einen besonders starken Luftzug ging, so fühlten sich die Schutzzauber von Malfoy Manor an. „Voilare!“ schrie ein Todesser, den Ginny als Lucius Malfoy erkannte. Sein Ruf verhallte, ein schrecklich bedrängendes Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus und dann fand sie sich vor einem wunderschönen Haus vor. „Draco, wo sin...Draco?!“ Der Slytherin fiel keuchend auf den Boden und stützte sich mit seinem linken Arm ab, da der rechte vollkommen blutgetränkt war. „Draco, was ist passiert?“ fragte sie ängstlich und half ihm auch gleich mit all ihrer Kraft, die sie nach den Strapazen der letzten Tage noch aufbringen konnte, aufzustehen. „Apparier-Fehler...“ murmelte er missgelaunt, dennoch schwach. Natürlich wusste sie, dass das nicht der wirkliche Grund war, wie er zu seiner Verletzung gekommen war. Mit ihr als Stütze steuerte er sie sogleich in das weiße Haus, das zwar bei weitem nicht mit Malfoy Manor mithalten konnte, aber trotzdem ein Vermögen gekostet haben musste. Auch das innere des Hauses war unglaublich schön eingerichtet, jedoch interessierte das Ginny reichlich wenig. Draco biss die Zähne zusammen und zuckte gelegentlich, was hieß, dass er nicht unerhebliche Schmerzen hatte. Sanft drückte sie ihn auf das große Sofa im riesigen Wohnzimmer und ging wortlos in die Küche um heißes Wasser und ein Tuch zu holen. Dann kam sie zurück und zog ihm vorsichtig seinen Umhang aus. Was sie sah, versetzte ihr einen tiefen Schock. Die ganze Haut auf seinem Arm war zerfetzt und das Fleisch darunter stellenweise verbrannt. Alleine durch den Anblick von Blut wurde ihr immer schnell schlecht, aber das übertraf alles. Sie atmete tief durch. ‚Ginny, du darfst jetzt nicht ohnmächtig werden! Draco braucht deine Hilfe. Reiß dich gefälligst zusammen!’ Sofort machte sie sich an die Arbeit. „Geht’s?“ erkundigte sich Ginny leise als sie seine Wunden mit dem heißen Wasser reinigte. Ein schmerzunterdrückendes Knurren seinerseits zeigte ihr wenigstens, dass er noch bei Bewusstsein war. „Ist das ein Haus deines Vaters?“ fragte sie unsicher, da sie nicht wusste, ob das nicht vielleicht doch ein falsches Thema war, aber sie wollte mit ihm sprechen um ihn bei Bewusstsein zu halten. „Nein, das ist mein Haus. Mein Vater weiß auch nichts davon. Aber jetzt bin ich mit Fragen dran: Seid ihr Weasleys immer so doof oder warum benutzt du nicht einfach einen Heilzauber?“ fuhr er sie an. „Himmel, dafür dass du so eine schwere Verletzung hast, ist deine Klappe genauso groß wie immer. Ich kenn den Zauber nicht mal und erzähl mir ja nicht wieder, dass das ein Apparier-Fehler war, denn die verbrennen keine Haut.“ gab sie sarkastisch zurück, wobei sie eine Augenbraue nach oben zog. „Das ist der Voilare-Fluch. Den können nur wenige Menschen, darunter leider auch mein Vater. Und der tut halt weh, also mach was!“ schrie er wütend und wollte schon seinen verletzten Arm wegziehen, doch was Ginny dann sagte, ließ ihn all seine Schmerzen für kurze Zeit vergessen. „Ich weiß, dass es weh tut und es tut mir leid, dass du diese Wunden nur wegen mir bekommen hast.“ Sie sprach ganz leise, trotzdem konnte man alles sehr deutlich verstehen. „Mach dir keine Vorwürfe.“ sagte er mit kühler Stimme, deren Kern jedoch warm wirkte. „Ich bin ja der Dumme, der den Helden wegen einer Weasley spielen wollte. Dummheit muss eben bestraft werden. Dafür kannst du sicher nichts.“ „Vollidiot.“ murmelte sie mit sauer Miene, dann gab sie ihm einen Stock in die Hand, wofür sie einen ungläubigen Blick erntete. „Du da drauf beißen.“ erklärte sie ihm mit viel Gestik als ob er ein Kleinkind wäre. „Ja und warum?“ Er fand das Ganze gar nicht so witzig, wie Ginny es darstellte. „Weil ich dir jetzt Jod auf die Wunden drauftue und das sehr schmerzhaft ist.“ sagte sie trocken, innerlich sträubte sie sich schon davor ihn noch mehr Schmerzen zuzufügen, aber sie musste nunmal seine Verletzung desinfizieren. Draco nahm widerwillig den Stock in den Mund und merkte auch schon eine Minute später, dass das nur richtig so gewesen war, denn der Schmerz übernahm so die Kontrolle über seine Wahrnehmung, sodass er sich mit Sicherheit auf die Zunge gebitten hätte. Ginny wusste, dass das nicht einfach werden würde, aber so schwer hatte sie es sich nun wirklich nicht vorgestellt. Bei jedem Schrei, den er von sich gab, zuckte sie zusammen. In gewisser Weise hatte sie sogar manchmal kurzzeitig das Gefühl ihn zu foltern. Endlich war es vorbei. All die Schreie, all die Schmerzen. Er hatte die Augen geschlossen, aber Ginny wusste, dass er wach war. „Ginny, wir müssen nach Hogwarts. So schnell wie möglich. Die Schutzzauber um dieses Haus sind viel zu schwach und es wird uns unmöglich sein nicht zu apparieren, wenn Voldemort wirklich auf die Idee kommt uns alle einzuberufen. Wahrscheinlich denkt er, wir sind längst wieder in der Schule.“ Er öffnete seine wunderschönen Augen. „Okay. Meinst du, du kannst aufstehen?“ fragte sie besorgt. „Ein Malfoy kann immer aufstehen.“ antwortete er überheblich. „Ach, immer noch stolz ein Malfoy zu sein?“ Ihre Stimme klang schneidend. So schneidend, dass selbst Draco verwundert war. Diese rothaarige Gryffindor überraschte ihn aber auch immer wieder aufs Neue. „Nein.“ Eine kurze Antwort mit viel Potential zum Nachdenken. Sie folgte dem humpelnden Draco, der schon in der Tür stand und stützte ihn, was er aber fauchend ablehnte. „Halt dich an mir fest.“ sagte er bestimmend. Bei diesem Tonfall verdrehte Ginny sogleich die Augen, aber hielt sich trotzdem an Dracos gesunden Arm fest. „Ziel. Wille. Bedacht.“ „Da sind sie!“ brüllte jemand hinter ihnen. „OH GOTT! SIE HABEN UNS!“ schrie Ginny panisch vor Angst zu Draco. „Mist, sie haben hier auf uns gelauert.“ zischte Draco, weiterhin flüsterte er. „Bewahr die Ruhe, Ginny. Wir rennen jetzt so schnell wir können hoch nach Hogwarts.“ Leichter gesagt als getan, denn bis sie in Hogwarts ankommen würden, mussten sie erst einmal von Hogsmeade aus einen Kilometer den Hügel hinauflaufen. Wie immer, war Draco schneller als sie und zog sie mit sich. Wohlmöglich würde Ginny dann noch zurückbleiben und wieder gefangen genommen werden, was er ja nicht verantworten könnte. So schnell sie konnten hechteten sie den Hügel hinauf und endlich war Hogwarts ins Sicht. Die Todesser ließen jedoch nicht locker. „Stupor!“ kreischte gerade ein maskierter Mann. Der Fluch verfehlte Ginny nur sehr knapp. Sie liefen und liefen. „Immer nach vorne schauen, Ginny! Nicht nach hinten!“ rief Draco ihr jede Minute zu. Völlig außer Atem brach Ginny letztendlich vor Hagrids Hütte zusammen, wobei sie unsanft auf dem Boden landete. Auch Draco atmete schwer. „Sie – folgen – uns – nicht – mehr!“ unterbrach ihn jedes mal ein erneut benötigter Atemzug. „Lass – uns – trotzdem – lieber – ins – Schloß – gehen.“ So gingen sie eiligen Schrittes die letzten Meter zur großen Tür, durchquerten einige Korridore und standen dann vor der großen Halle. Mittagessenszeit. „Wollen wir?“ Draco lächelte Ginny offen an. Ja, ein Buch mit sieben Siegeln, das war er, aber wenn man für einen kurzen Augenblick in dieses Buch hineinschauen konnte, machte das alle schlechten Erfahrungen wett. Lächelnd nickte Ginny und beide öffneten mit Schwung die Tür zur großen Halle. Kapitel 30: Frag dich erst, wer du bist, bevor du wissen willst, wer ich bin ---------------------------------------------------------------------------- 30. Frag dich erst, wer du bist, bevor du wissen willst, wer ich bin Alle Schüler verstummten bei dem Anblick, der sich ihnen da gerade bot. Ginny, nur eingehüllt in den teuren Umhang von Draco, sehr blass, dünn, mit Augenringen und ziemlich verdreckt. Draco mit einem vollkommen zerfetzten, blutenden, rechten Arm, blasser als er ohnehin schon war, humpelnd und nicht minder verdreckt als Ginny. Beide lächelten schwach, jedoch konnte man ihnen ansehen, was sie alles durchgemacht haben mussten. „Ginny!“ rief Ron wimmernd als er realisierte, wer da in der Tür stand, sprang auf und umarmt seine Schwester stürmisch. Lautes Getuschel erfüllte die Halle und jeder schaute neugierig auf die beiden bis gerade eben Vermissten, über die in den letzten Wochen so viel gesprochen wurde und die längst tot geglaubt waren. Professor Dumbledore stand auf und ging zu Madame Pomfrey, die nach Ron sofort zu Draco und Ginny geeilt war. „Ich glaube, Sie brauchen nun viel Ruhe.“ sagte der Schulleiter an Draco und Ginny gewandt. „Poppy? Wären sie so lieb Miss Weasley und Mister Malfoy in ihr Krankenzimmer einzuquartieren?“ fragte er mit einem Lächeln, das deutlich seine Erleichterung über die Rückkehr widerspiegelte. Doch die freudige Stimmung wurde durch Ron gedrückt. „DU!“ schrie er zu Draco, der von einer Gruppe Slytherins umzingelt war, die ihn wieder herzlich willkommen hießen. Draco drehte sich zu den rothaarigen Jungen und sah ihn überheblich, dennoch müde an. „Was ist, Weasley?“ fragte der Blondhaarigen sehr zynisch. „Du hast sie entführt! Schau die dir an: Sie läuft halbnackt nur mit deinem Umhang gekleidet rum! Das ist doch Beweis genug!“ brüllte Ron wütend. „Ron, wie oft soll ich dir es noch sagen?“ schaltete Ginny sich ein. „Du sollst Dra...äh, Malfoy in Ruhe lassen. Er hat mir nie etwas getan!“ fauchte sie ihren Bruder an, der Draco tödliche Blicke zuwarf. „Aber...“ wollte Ron widersprechen, jedoch hatte Madame Pomfrey nun sichtlich genug. „Mister Weasley, ich bitte sie, dass sie mit diesen Anschuldigungen augenblicklich aufhören. Die beiden brauche jetzt ärztliche Hilfe und Ruhe, oder sehen sie das anders?“ Ron musterte seine Schwester besorgt, dann den blonden Slytherin mit einem abwertenden Blick. Sie sahen echt erschöpft und fertig aus. Er nickte noch Ginny zu und umarmte sie nochmal mit den Worten „Ich werd Mum und Dad informieren. Die sind fast umgekommen vor Sorge.“, bevor er verschwand. Es war Nacht. Ginny hatte schon einen ganzen Tag geschlafen, was ihr die Uhr oberhalb der Tür erstaunlicherweise mitteilte, und nun wollten ihre Augen einfach nicht mehr zufallen. So vieles war passiert – davon so viel negatives. Harrys Folter, das rote Buch, die Entführung, Bellatrixs Folter, die Wiedererweckung Voldemorts, der Tod von Josephine Thurgood durch Draco, die versuchte Vergewaltigung von Voldemort, die Flucht... Ihre Gedanken zeigten ihr Bilder, die sie einfach nur noch vergessen wollte, doch sie tauchten jedes Mal auf, wenn sie versuchte ihre Augen wieder zu schließen. Um sich abzulenken dachte sie an das, worüber sie, Draco und Dumbledore gestern Abend gesprochen hatten. „Miss Weasley, Mister Malfoy, es würde mich freuen, wenn sie mir etwas darüber erzählen, wo sie während ihrer Abwesenheit waren. Aber bitte seien sie vorsichtig! Nachher sagen sie noch etwas, das Miss Weasley verletzt.“ Dumbledore zog einen Stuhl heran, auf den er sich sogleich setzte. „Ich hab’s geahnt. Sie wissen davon. Wieso helfen sie Ginny dann nicht?“ fuhr Draco den Schulleiter verärgert an. „Ich sagte sie sollen aufpassen, was sie über die Sache vor mir sagen. Ich darf es nicht wissen, aber ja, ich weiß es. Leider darf ich ihnen nicht helfen, denn sie wissen ja, was dann passiert.“ erklärte Dumbledore freundlich. „Wie...sie wissen davon?“ fragte Ginny ungläubig. Draco sah Ginny wütend in die Augen, aber sie wusste, dass nicht ihr sondern dem Schulleiter diese Wut galt. Verstehen konnte sie es auch nicht. War der Hass, den Draco empfand, berechtigt? Hatte Dumbledore wirklich alles gewusst und ihnen nicht geholfen? ‚Er hat gesagt, dass er es nicht darf, Ginny. Denk doch mal nach!’ redete eine Stimme auf sie ein. ‚Ja, aber hätte er mir geholfen, dann wäre es zu all den schrecklichen Vorkommnissen gar nicht gekommen.’ widersprach eine zweite, empörte Stimme. „Ich kann mich nur wiederholen, dass ich ihnen nicht direkt helfen kann, da das fatale Folgen für Miss Weasley mit sich bringen würde. Indirekt werde ich sie mit allen in meiner Macht stehenden Mitteln unterstützen. Denken sie immer daran.“ Dumbledore lächelte der Gryffindor und dem Slytherin verschwörerisch zu, dann fragte er erneut nach, was passiert war. Schweren Herzes hatten sie und Draco ihm alles erzählt, wobei Dracos Sprechanteil weitaus höher war als Ginnys, denn sie konnte darüber einfach nicht sprechen. Es tat ihr in der Seele weh das alles nochmal durchleben zu müssen, auch wenn der Bericht von Draco eigentlich sehr sachlich gehalten war. Nachdem Draco geendet hatte, berichtete Dumbledore ihnen mit Freude, dass die Todesser Rookwood und Macnair auf dem Gelände von Hogwarts geschnappt wurden und jetzt wieder in Askaban saßen. Außerdem war Askaban wieder sicher und die Dementoren unter Kontrolle. Kurz nach dem Gespräch und einer kleinen Pause, die jeder zum Nachdenken nutzte, kam Madame Pomfrey und flößte Ginny und Draco einen Heil- und Schlaftrank ein. Was hatte Dumbledore gemeint als er davon sprach, dass er ihnen indirekt helfen würde? Grübelnd drehte sie sich auf die andere Seite des Bettes und bekam fast einen Herzinfarkt. Hellgraue Augen funkelten ihr in der Dunkelheit entgegen. „Du hattest einen sehr unruhigen Schlaf.“ stellte Draco fest. „Alpträume?“ „Ich wüsste nicht, was dich das angeht.“ wehrte sie ab, wollte sich umdrehen, beließ es dann aber doch bei dieser Liegeposition. In der Dunkelheit war es ihr eh nie geheuer, da war ihr sogar die Gegenwart Dracos recht. „Wie geht es dir?“ fragte Draco in einem fürsorglichen Ton. Ginnys abweisende Antwort von gerade eben überhörte er einfach. „Gut.“ sagte sie lässig. ‚Lüge neunhundertunddreiundneunzig.’ „Weißt du, irgendwie glaub ich dir das nicht so ganz.“ gab er gelangweilt – anscheinend von ihrer miserablen Lügerei – zurück. Ginny wollte sich nun tatsächlich umdrehen, aber dann fragte er etwas, mit dem sie niemals gerechnet hätte. „Willst du zu mir in mein Bett kommen?“ „Wie?“ Ihrer Stimme konnte man deutlich die Ungläubigkeit und das Erstaunen entnehmen. „Ob du in mein Bett kommen willst. Gott, Weasley. Spreche ich eine andere Sprache?“ sagte er genervt. „Nein, aber mir kommt das doch etwas...naja...komisch vor, so etwas von dir zu hören.“ erklärte sie unsicher. „Kommst du jetzt oder nicht?“ wiederholte er die Frage zum dritten Mal. Ihr Gewissen verbot ihr dieses Unternehmen, aber der Rest ihres Seins wollte sofort aufstehen und zu ihm rennen. Wie sehr sehnte sie sich nach Gehorgenheit, Nähe, Wärme und Liebe. Etwas, das sie im letzten Monat einfach viel zu wenig bekommen hatte. Aber wie kam Draco dazu so freundlich zu sein? Hatte er gemerkt, dass sie sich so allein fühlte? ‚Denk nicht viel nach und tu es!’ Also stand sie auf und legte sich wortlos neben ihn. Als hätte er geahnt, was sich in ihrem Kopf abspielte, zog er sie an sich und umarmte sie fest. Erleichtert seufzte sie. Hier lag sie nun. In den Armen des Eisprinzen von Slytherin. Ein junger, hübscher Mann, der ihr bei dem Problem mit dem Buch half, der für sie getötet hatte, der ihr zur Flucht verholfen hatte, der ihr immer soviel Trost spendete – Der Mann, bei dem sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben geben konnte, wie sie war und sich trotzdem angenommen und geborgen fühlte. Aber was wusste sie eigentlich über ihn? Wie gesagt, er war ein Slytherin, ein Weiberheld, ein Todesser – okay, ein Ex-Todesser –, ein Malfoy, oberflächlich, überheblich, selbstgefällig, Schulsprecher, gutaussehend, unheimlich anziehend und manchmal ja, aber wenn, dann unglaublich nett. Und das Letztere war für sie das Entscheidende. Sie sah zu ihm hoch und bemerkte, dass er tief in Gedanken versunken war. „Worüber denkst du gerade nach?“ flüsterte sie. Ohne seinen Blick von der Decke abzuwenden, sagte er, was in seinem Kopf zurzeit alles herumspukte. „Vieles. Mein Hauptgedanke ist meine Zukunft. Jetzt, wo ich den Todessern den Rücken zugekehrt habe, wird sich mein Leben vollkommen verändern. Zu allererst ist da mein Vater, der ab jetzt alles daran setzen wird, mir das Leben zur Hölle zu machen. Dann wäre da noch der Dunkle Lord. Wie können wir ihn wieder los werden? In gewisser Weise ist er ja vom Todesgeist freigelassen worden und kann immer zurückkommen, wenn der Todesgeist es zulässt. Dann wärest da noch du. Wie können wir dich vom Todesgeist befreien? Dumbledore kennt die Antwort, aber er kann sie uns nicht sagen, da er nicht eine Person ist, die dir nahe steht oder von der dunklen Seiten ist und du somit schreckliche Konsequenzen davontragen würdest, wenn er uns hilft. Allerdings versucht er uns indirekt Anhaltspunkte zu geben. Wir müssen also die Augen offen halten.“ endete Draco seinen Monolog, selbst davon leicht schockiert, dass er vor ihr so einfach seine Gedanken freigelegt hatte. Schweigen. „Draco?“ „Mhm?“ „Wer bist du eigentlich?“ fragte sie kaum hörbar. Um ehrlich zu sein wollte sie ihn das schon immer mal fragen, denn er war ihr ein Rätsel. Einmal lieb, dann wieder böse. Einmal war er für sie und dann wieder gegen sie. Ihrer Meinung nach war jetzt einfach der passende Zeitpunkt für solch eine Frage. Mit einem ernsten Blick, wartend auf die erlösende und klärende Antwort sah sie zu ihm hoch, aber zu ihrer Überraschung fing er an zu lachen, richtig herzhaft. Etwas irritiert von seiner Reaktion stupste sie ihn an. Nun musste auch sie schmunzeln, denn zu Lachen das stand ihn einfach. Es machte ihn noch attraktiver – falls das überhaupt noch ging. Nachdem er sich wieder eingekriegt hatte, sah er zu dem rothaarigen Mädchen, das mit dem Kopf auf seine Brust lag herunter. „Liebe Ginny, frag dich erst, wer du bist, bevor zu wissen willst, wer ich bin.“ sagte er grinsend, doch sie verstand nur Bahnhof und sah ihn nun völlig irritiert an. „Häää?“ Draco musste wieder lachen. Dieses Mädchen war einfach zu süß, wenn es so vor sich hingrübelte und keinen Plan hatte, was es sagen sollte oder wovon er sprach. Gespielt liebevoll tätschelte er ihren Kopf. „Das wirst du erst verstehen, wenn du älter bist.“ Für diese Bemerkung bekam er einen Kniff in seine Seite, von dem er sofort in die Luft sprang. Jetzt lachte Ginny, doch das hielt nicht lange an, denn Draco warf ihr ein Kissen ins Gesicht. „DRACOOO!“ kreischte sie wütend und wollte ihn mit dem Kissen zurückschlagen, aber er kam ihr zuvor und griff nach ihren Handgelenken, sodass sie nicht mehr zum Wurf ausholen konnte. Kampflos würde sie diese Minischlacht, aber nicht als Verlierer verlassen und deshalb versuchte ihre Hände loszubekommen. Zu ihren Leidwesen brachte das jedoch gar nichts, er war einfach zu stark, und sie fiel nach hinten, weil sie ihre Balance verloren hatte. Draco flog mit ihr, wollte sie abstützen, jaulte jedoch auf, da sein Arm noch nicht ganz verheilt war und landete mit seinem ganzen Gewicht auf ihr. „Draco, ich ersticke!“ lachte sie nach Atem ringend. „Wenn‘s nach mir ginge, könnte ich glatt so einschlafen.“ sagte er grinsend, was Ginny erröten ließ, denn er lag mit seinem Kopf auf ihrer Brust. Sie räusperte sich. „Spinner!“ Das war das Einzige, was ihr in dieser für sie doch recht peinlichen Situation einfiel. Grinsend stützte er sich mit einem gesunden Arm ab. „Sag mal, dir fällt auch nichts anderes ein als mich ständig zu beleidigen, oder?“ „Nein. Weißt du, ich habe leider schon so viel Zeit mit dir verbacht, dass deine Art auf mich abgefärbt ist.“ erklärte sie unschuldig. „Ahja? Ich erinnere mich daran, dass du schon vor der Zeit, die du ‚leider‘ mit mir verbringen musstest, so drauf warst.“ gab er schlagfertig zurück. „Ach Malfoy. Halt einfach mal die Klappe!“ sagte sie, da sie nicht wusste, was sie darauf antworten sollte. „Siehst du! Da ist es schon wieder.“ lachte er. „Malfoy!“ warnte sie ihn und griff nach dem Kissen, da er ihre Hände vernachlässigt hatte. „Draco, wenn’s recht ist.“ flüsterte er plötzlich. Sein Grinsen hatte sich in ein Lächeln verwandelt, das er immer aufsetzte, wenn er ein Mädchen rumkriegen wollte. „Das zieht bei mir nicht, aber das habe ich dir schon mal gesagt. Was deinen Vornamen betrifft: Der große, unnahbare Mister Malfoy erlaubt es der dummen, kleinen Weasley ihn beim Vornamen zu nennen? Wenn das so ist, ich nenne dich ab heute Drace.“ grinste sie. „Gefällt mir zwar gar nicht, aber wenn es so unbedingt sein muss, dann bitte wenigstens nicht in der Öffentlichkeit.“ War das ein Flehen in seinen Augen? Zumindest veranlasste sie es dazu zu Schmunzeln, woraufhin er die Augen verdrehte. „Was willst du für dein Schweigen?“ spielte er den Genervten. „Och, da gäbe es so einiges, was du für mich tun könntest.“ hauchte sie, währenddessen sie ihn am Kragen zu sich herunterzog. Sein Herz fing schlagartig an heftig zu pumpen. Innerlich bereitete er sich darauf vor ihre wunderbar zarten Lippen zu berühren; seine Sehnsucht, die er schon so einige Monate verspürte, zu stillen. Etwas landete unsanft in seinem Gesicht. „Aber küssen gehört nicht dazu.“ kicherte sie und drehte sich abrupt um. Dracos Mund stand offen. Ginny hatte ihn das Kissen ins Gesicht geschleudert. Seit wann spielte ein Mädchen so mit ihm und warum nicht er – wie sonst immer – mit ihr? ‚Das kann sie doch nicht machen!‘ dachte er fassungslos. ‚Doch, das kann sie, Draco. Zuerst macht sie dich heiß und dann lässt sie dich fallen wie ne heiße Kartoffel. Die hängt echt schon viel zu viel mit dir rum.‘ stellte er fest. Er legte sich auf die Seite und schlang seine Arme um ihre Taille, was sie ohne Kommentar zuließ. ‚Und jetzt läufst du ihr auch noch hinterher! – Klappe!‘ schallte er sich. Eigentlich umarmte er sie, aber für ihn fühlte es sich an, als ob sie diejenige war, die ihm Halt gab. Glücklich darüber, wie das alles bis jetzt verlaufen war, und Angst davor, was noch passieren würde, schlief er ein. Kapitel 31: Ungewöhnliche Freundschaften ---------------------------------------- 31. Ungewöhnliche Freundschaften Ein Räuspern riss sie aus ihren Schlaf. Ginny schreckte hoch. „Vincent...Gregory...“ stammelte Draco. „Ja, die sind wir.“ sagte Gregory trocken. „Nur wir beziehungsweise ich – Vincent ist ja bekanntlich zu dumm zum denken – frage mich, was das Weasley-Mädchen in deinem Krankenbett zu suchen hat.“ „Hat dich das was anzugehen?“ erwiderte Draco kühl, da er sich schnell wieder gefasst hatte. Der düstere Gesichtsausdruck von Gregory wurde zu einem Lächeln. „Herzlichen Glückwunsch!“ Ginny verstand mal wieder gar nichts. „Wie jetzt? Wofür?“ „Ooooh nein! Nein, nein, nein, Gregory. Wir sind kein Paar!“ widersprach Draco den vielsagenden Blick von seinem Freund lachend. Ginny prustete sofort los, wobei sie ständig den Kopf schüttelte. „Okay, wenn du meinst.“ sagte Gregory noch immer grinsend. Zu Dracos Leidwesen wurde ihm klar, dass er den Slytherin nicht wirklich überzeugt hatte. Kein Wunder! Wer lag denn auch schon so eng beieinander gekuschelt in einem Bett? Mit einem Seufzen gab sich der blonde Junge geschlagen. „Denk was du willst.“ Damit warf er die Decke zurück, sodass sie nur noch Ginny einhüllte, und stand auf. „Gibt’s was Neues?“ fragte er seinen Freund. Doch dieser wies zu Ginny, während er fragte „Was ist mit der?“. Ginny schnaubte entrüstet. „Die ist in Ordnung.“ sagte Draco lächelnd. Zu Ginnys Verwunderung nickte Gregory ihr freundlich zu und sagte „Gregory“. Was war das? Bot ihr gerade der vielleicht doch nicht so dumme Slytherin an, ihn beim Vornamen zu nennen? „Gi...Ginerva“ stammelte sie. „Gut. Ein paar Neuigkeiten gibt es, ja, Draco. Unsere Väter fordern schon seit zwei Tagen, dass sie nach Hogwarts dürfen um uns zu ‚besuchen‘. Dumbledore hat es ihnen verboten, da sie kein Recht dazu haben, solange wir es nicht wollen, weil wir ja schon volljährig sind.“ berichtete Gregory. Währenddessen war Draco ans Fenster getreten und betrachtete den Sonnenaufgang. „Wie spät ist es? Doch sicher vor sechs Uhr.“ Draco gab sich die Antwort selber und musste schmunzeln. „Was denkst du denn von uns? Natürlich haben wir schon rausgefunden, wie man die Nachtzauber austricksen kann. Wir sind doch Slytherins – mit Ausnahme von Vincent. Aber der Sprechende Hut vertut sich ja bekanntlich nie. Nicht wahr, Vincent?“ Vincent nickte eifrig, was Draco und Vincent ein Grinsen entlockte. „Na, dann lasst euch nicht mehr erwischen bei eurer Schmuserei. Wir gehen dann mal wieder. Komm mit Vincent!“ verabschiedete Gregory sich, aber man konnte hören, dass er sich das Lachen verkniff. Ginny sah den beiden noch ungläubig nach. „Du hast aber komische Freunde.“ sagte sie stirnrunzelnd. „Komisch, ja. Aber im Gegensatz zu deinen sind es wenigstens echte Freunde.“ flüsterte er, wandte sich vom Fenster ab und ging zu seinem Bett. „Sie haben Recht. Raus aus meinem Bett!“ befahl er grinsend. „Vollid...“ Weiter kam sie nicht mit ihrer Beleidigung, denn Draco hielt ihr einen Finger auf dem Mund und schüttelte den Kopf. „Es steht dir nicht, wenn du beleidigst – zumindest nicht, wenn du mich beleidigst. Du bist doch eine Gryffindor!“ Mit den Worten nahm er sie auf den Arm und trug sie zu ihren Bett. „An diesen Service könnte ich mich gewöhnen.“ grinste sie ihn an als er sie ablegen wollte. „AH!“ Unsanft landete sie auf ihren Hintern und blitzte Draco wütend an. „Das...“ sagte er überheblich. „...war für gestern. Schlaf noch ein bisschen!“ „Ginny Schatz, soll ich dir noch was bringen? Geht es dir wirklich gut?“ schluchzte Mrs Weasley und drückte ihre Tochter. Draco saß mit einem Fuß auf der Fensterbank, das andere baumelte herunter, und sah wieder nachdenklich in die Ferne. „Ja, Mum, mir geht es gut bis auf dass du mich erdrückst!“ sagte Ginny lächelnd. „Wir hatten so Angst um dich. Dumbledore hat uns alles erzählst. Haben die Todesser dir sehr weh getan und ist Voldemort wirklich wieder da?“ weinte ihre Mutter erschütternd. „Mir geht es wirklich gut. Die Todesser haben mich nicht ernsthaft verletzt und ja, leider ist Voldemort wieder am Leben.“ antwortete Ginny, während sie mit tausend Küssen bedeckt wurde. Mrs Weasley wiederholte ihre Fragen und Sorgen schon zum zehnten Mal, sodass Mr Weasley dem Ganzen ein Ende setzen musste. „Ich denke wir sollten jetzt wieder gehen. Ginny, pass demnächst bitte besser auf dich auf!“ Dann nahm er sie in den Arm und ging danach zu Draco, der den rothaarigen Familienvater kühl ansah. „Ich danke Ihnen, denn wenn ich das richtig verstanden habe, dann sind sie an Ginervas Flucht beteiligt gewesen und das nicht in unerheblichen Maßen.“ Mr Weasley reichte dem blonden Jungen die Hand. „Gern geschehen.“ gab er gelangweilt zurück, aber ignorierte dessen Hand, woraufhin Mr Weasley nach ein paar Sekunden des Wartens diese fallen ließ. Trotzdem lächelte er ihm zu und verließ, nachdem Mrs Weasley Ginny tausend Mal verabschiedet hatte, mit seiner Frau das Krankenzimmer. „Ich danke dir auch.“ brach Ginny die Stille und setzte sich zu ihm auf die Fensterbank. Vorsichtig legte sie ihre Hand auf seine. „Ich danke dir für so vieles.“ flüsterte sie. Er nickte ihr zu und beugte sich zu ihr rüber, während er ihre Augen fixierte. „Ich habe doch strengste Bettruhe verordnet!“ schimpfte Madame Pomfrey. Ertappt fuhren Ginny und Draco hoch. „Endlich musst du nicht mehr im Krankenzimmer schmoren.“ Hermine, Ron, Harry, Luna, Neville und Anne saßen alle zusammen am Frühstückstisch. Ron löcherte seine Schwester schon den ganzen Morgen mit Fragen, da niemand sonst ihm Auskunft gab über die Geschehnisse der letzten zwei Monate. Glücklicherweise schien sich Ginny ihnen wieder zu öffnen, aber man konnte ihr ansehen, dass sie seelische Wunden von der Zeit bei den Todessern hatte, auch wenn sie diese noch so gut versteckte. „Warum durften wir dich eigentlich nie besuchen?“ wollte Ron wissen. „Weil sie vielleicht Ruhe brauchte und vor Leuten wie dir, die Frage-Antwort-Spielchen spielen wollen, geschützt werden musste.“ motzte Hermine ihren guten Freund an. „Was ist eigentlich mit Quidditch?" fragte Ginny um das Thema zu wechseln. „Das Spiel gegen die Hufflepuffs haben wir gerade so gewonnen. Wenn Slytherin gegen Ravenclaw mit 100 Punkten Vorsprung gewinnt, dann haben die schon so gut wie den Pokal. Wir müssen mit mindestens 160 Punkte gegen Ravenclaw gewinnen, sonst haben wir nicht mal die Chance auf den zweiten Platz.“ sagte Harry mit gedrückter Stimmung. Innerlich grinste Ginny wieder vor sich hin, doch wurde ihre Aufmerksamkeit von etwas anderem abgelenkt. Die anderen starrten ungläubig und gebannt auf etwas hinter ihr. Hätte sie nicht gewusst, dass sie in einer Zaubererwelt lebte, hätte sie jetzt gesagt, dass hinter ihr ein Geist erschienen war. Jemand räusperte sich. Sofort drehte sie sich auf ihrem Stuhl um. „Guten Morgen, Ginerva.“ begrüßte Gregory sie freundlich. Den Gryffindors fiel der Kiefer herunter. „Morgen Gregory.“ gab sie lächelnd zurück. „Ich hab hier etwas für dich von Draco. Er entschuldigt sich, dass er es dir nicht selber übergeben kann, aber er muss heute viel Schulstoff nachholen und ist deshalb nicht zum Essen erschienen.“ erklärte der Slytherin und gab ihr einen kleinen Zettel. Mit einem verwunderten Blick sagte sie „Danke.“ und nahm das weiße, zusammengefaltete Pergament. „Wir sehen uns. Bis dann!“ Mit diesen Worten ging Gregory und hinterließ eine angestarrte Ginny. „WAS HAST DU MIT DEN SLYTHERINS ZU SCHAFFEN?“ brüllte Ron sie fassungslos an als er verstand, was da gerade vor seinen Augen abgelaufen war. „Nicht viel.“ sagte sie unschuldig mit den Schultern zuckend. „ERZÄHL MIR DOCH KEINEN MIST!“ schrie er weiter. Hermine lief rot an, denn alle Anwesenden in der großen Halle versuchten mitzubekommen, was einen Weasley dazu brachte, so auszurasten. So zupfte sie an seinen Ärmel, damit er sich wieder setzte. „Ron, sei leiser!“ zischte sie. „Ron hat aber Recht, Ginny. Du solltest nicht so viel mit den Slytherins zu tun haben.“ sagte Harry ruhig, doch man konnte auch ihm die Wut ansehen, die in ihm broddelte. „Wie gesagt, ich habe gar nicht so viel mit denen zu tun.“ wiederholte Ginny. „Ach nein? Dir ist schon klar, dass die Slytherins sich manchmal sogar untereinander nicht mit Vornamen ansprechen?“ Ron starrte düster an die Wolkenbehangene Decke. „Ich bin halt Dracos Partnerin.“ erklärte sie gleichgültig. „DRACO?“ Nun schrie Harry. „DU NENNST IHN ‚DRACO‘?“ „Setz dich, Harry.“ ordnete Hermine ruhig an, dann fuhr sie an Ginny gerichtet fort. „Ginny, so leid es mir tut. Die beiden haben Recht, auch wenn sie etwas überreagieren. Slytherins sind schlau, ja, aber auch verdammt hinterlistig. Also, nimm dich in Acht.“ „So dumm bin ich nun wieder auch nicht.“ Sagte Ginny beleidigt, wobei sie sich doch eingestehen musste, dass sie recht leichtgläubig war bei dem, was die Slytherins sagten. Eines konnte ihr aber mittlerweile keiner nehmen und das war das Vertrauen, das sie Draco entgegenbrachte. So fies der Slytherin auch zu den anderen Gryffindors war, in seiner Gegenwart fühlte sie sich so wohl wie bei sonst keinem. Die Woche im Krankenzimmer mit ihm war unterhaltsam und witzig gewesen. Nicht eine einzige Beleidigung kam über seine Lippen – okay, abgesehen von den liebevollen Sticheleien, die eher Flirtereien waren. ‚Flirterei‘ dachte sie. Draco und sie flirteten tatsächlich viel miteinander. Um ehrlich zu sein war zwischen ihnen eine enge, gute Freundschaft entstanden. In keinster Weise hatte sie Angst oder Scheu vor ihm. Mittlerweile hatten die anderen schon fünf Minuten auf sie eingeredet, aber sie nahm das gar nicht wahr und nickte als Zeichen ihrer Aufmerksamkeit gelegentlich. Irgendwann wurde ihr das alles doch zu bunt und sie stand auf. „Ich geh dann mal meine Schulsachen holen.“ entschuldigte sie sich. „Aber du hast doch gar nichts gegessen!“ empörte Ron sich. Das stimmte, aber wie immer, wenn Draco nicht da war, hatte sie einfach keinen Hunger. Trotzdem ging sie ohne ein weiteres Wort aus der großen Halle. Vor den Gryffindors musste sie sich schließlich nicht rechtfertigen. Nachdem sie die Tür durchschritten hatte, öffnete sie den Zettel von Draco neugierig. Guten Morgen, Ginny! Man ist das ungewohnt ohne dich zu schlafen. Nicht, dass ich dich vermissen würde. Da ich ja jetzt nicht mehr pausenlos Aufpasser spielen kann, musst du unbedingt heute Abend in mein Zimmer kommen, damit du den Trank einnehmen kannst. Mein Passwort ist der Name des Trankes. Ich wünsche dir einen angenehmen Schultag. Drace Ginny las den Brief noch ein paar Mal durch und ließ ihn dann mit einem Grinsen in ihre Tasche gleiten. ‚Nicht, dass du mich vermissen würdest. Das wüsste ich aber!‘ Kapitel 32: Magersucht ---------------------- 32. Magersucht Mist! Warum war es auch nur so spät geworden? Sie hatte noch genau zehn Minuten um zu Dracos Zimmer bei den Kerkern zu laufen, den Trank einzunehmen und wieder zurück zu laufen. Bei ihm zu übernachten wurde auf Dauer einfach zu gefährlich. Außerdem war es doch schon sehr komisch mit einem Jungen in einem Bett zu liegen und das rein freundschaftlich. Zu oft waren sie schon in die missliche Lage gekommen sich zu küssen und sie wollte ihre frische Freundschaft nicht unnötig belasten. Das letzte Mal, das sie ihm wirklich nahe kam, war im Krankenzimmer gleich in der ersten Nacht. Er hatte sie gefragt, ob sie nicht bei ihm schlafen wolle, woraufhin sie sofort zu ihm gestürmt war. Ihr Gewissen plagte sie seitdem so ziemlich, denn sowohl er als auch sie hatten versucht so nahe an den anderen zu kommen wie nur möglich. Gedankenversunken bog sie gerade um die Ecke ab als ihr Atem stockte. Pansy lehnte an Dracos Brust und er ließ es zu. Einfach so. Irgendetwas in ihr sah rot und sie rannte unbemerkt weg. Weg – einfach weg. Aus dem Schloß raus, vor dem See, wo ihr Stein war, von dem sie Draco vor einem viertel Jahr zurückgeholt hatte, nachdem sie Harry und Cho sich eng umschlugen küssen gesehen hatte. Der Schmerz von damals schien so klein im Gegensatz zu dem, der jetzt ihr Herz durchbohrte. Warum tat es ihr nur diesmal mehr weh? Es war fast unerträglich. Für kurze Zeit verschwamm die Sicht wieder vor ihren Augen, sodass sie sich am Kopf griff um wieder klar denken zu können. Wütend über all ihre Schwächen und Ängste, die sie nicht besiegen oder zumindest vor sich selbst verbergen konnte, warf sie einen Stein in den See. Null Uhr. Ginny merkte schon das widerliche Kribbeln in ihrem Bauch und holte das rote Buch aus ihrer Tasche. Inzwischen war sie so abhängig davon, dass sie es einfach überall hin mitnehmen musste. Sie schlug es auf und erschrak, denn auf der Seite, die eigentlich leer sein sollte, stand schon etwas geschrieben. Ginny, vertraue mir, deine Begierden stille ich dir, Ich bin der Einzige, der dir ist treu, Vertraue mir und sei nicht scheu! Ginny ahnte Böses als sie dieses kleine Gedicht las, das ihr der Todesgeist sandte. Wieder schmerzte ihr Kopf so sehr, dass sie ihn halten musste und krampfhaft versuchte ihre Schreie zu unterdrücken. Sie war einfach zu schwach dagegen anzukämpfen. Plötzlich verebbte all der Schmerz und ihre Sorgen waren wie weggeblasen. Mühelos stand sie auf... Nein, das war nicht sie, die aufstand. In ihrem Körper war noch etwas, das sie in die hinterste Ecke ihres Bewusstsein drängte. Vergeblich versuchte sie zu schreien, denn aus ihrem Mund kam kein Laut. Sie ging zurück ins Schloß, ohne dass sie die Nachtzauber auslöste, was zeigte, dass das wirklich nicht sie war, die ihren Körper steuerte. Ein paar Korridore entlang, die Treppe hinunter, da war der Raum. Kraftvoll pochte sie gegen die Tür. ‚Bitte, sei nicht da, Draco! BITTE!‘ flehte sie innerlich, doch die Tür öffnete sich auch schon. Strahlend sah er sie an, doch sein Lächeln verging sofort als er ihr in die Augen sah. Ihre sonst so warmen Augen waren kalt, abweisend, ja, sogar abwesend. Mehr Zeit hatte er auch nicht mehr zu überlegen, denn Ginnys Faust landete direkt in seinem Gesicht. So kraftvoll, wie Ginny nur im Raum der Wünsche hatte zuschlagen können. Entsetzt schrie sie innerlich auf. Jedoch nicht wegen dieses Schlages, nein, die konnte hören, was diese dämonische Stimme dachte. „Crucio!“ kam es aus ihrem Mund. Ihr Wille war absolut unwichtig. Der Todesgeist hatte damals Recht gehabt. Er hatte sie gefragt, ob sie dachte,dass sie noch einen eigenen Willen besaß. Um ehrlich zu sein hatte sie das wirklich gedacht und sich in Sicherheit gewogen, aber nun war sie dafür verantwortlich, dass Draco Malfoy, die Person, für die sie soviel empfand, sich windend am Boden lag. Draco schrie nicht, aber er atmete schwer und schlug mit der Faust auf dem Boden. Sein schmerzverzerrtes Gesicht zeigte deutlich das Leiden und die Qualen, die er gerade durchlitt. ‚Draco...‘ schluchzte Ginny innerlich. Plötzlich verschwamm ihre Sicht, was aber nicht an ihrer, sondern an der Schwäche des Todesgeistes zu liegen schien. Tränen traten aus ihren Augen und sie fiel keuchend auf den Boden. Verzweifelt kämpfte sie um ihr Bewusstsein. Der Todesgeist war weg – das wusste sie, denn sie fühlte seine Anwesenheit nicht mehr. Etwas anderes zeigte ihre Wirkung – etwas, das nicht durch einen Zauberstab aufgelöst werden konnte. Etwas menschliches. Ehe sie sich versah, lag sie in Dracos Bett. „Mund auf!“ befahl er ernsthaft wütend. „Draco, es tut...“ „Ich habe gesagt: MUND AUF!“ fauchte er sie an, sodass sie augenblicklich tat wie ihr geheißen. Zuwider ihrer Erwartungen reichte er ihr allerhand Nahrung. Stillschweigend würgte sie all das Essen herunter um ihn ja nicht noch wütender zu machen. Nach einer halben Stunde Quälerei – so kam es ihr zumindest vor – hatte sie den letzten Bissen verschlungen. „Draco, es tut mir...“ fing sie wieder an, doch Draco unterbrach sie abermals durch eine erhobene Hand. Dann schüttelte er ruhig den Kopf. „Du verstehst aber auch gar nichts. Das warst nicht du, sondern dieser bescheuerte Geist. Folglich musst du dich für gar nichts entschuldigen.“ meinte er, doch dann wurde sein Blick durchbohrend. „Ginny, jetzt sag mir, warum du nichts isst, sofern man dich nicht zwingt?“ „Ich...“ Ginny fehlten die Worte. Wunden, die sie längst verdängt hatte, platzten wieder auf. „Ich muss mich vor dir nicht rechtfertigen!“ giftete sie ihn an und war im Inbegriff aufzuspringen und zu gehen. „Das hast du sehr wohl!“ schrie er sie zurück an, sodass sie zusammen zuckte. Wenn Männer schrien, wurde sie leicht panisch. Sie schloss die Augen. Grüne Augen. Sofort öffnete sie sie wieder. Draco setzte sich neben Ginny auf das Bett und nahm ihre Hände in die seinen. „Ginny, sag es mir. Bitte.“ flüsterte er. „Draco, ich...ich kann nicht...“ wisperte sie und starrte ins Nichts. Daraufhin nahm er ihren Kopf in die Hände und zwang sie so dazu ihm in die Augen zu schauen. Wieder schienen sie weit weg zu sein, diesmal aber auf natürliche Art. „Ginny, bitte.“ „Harry...“ wimmerte sie. In Draco brüllte schon wieder alles nach Rache vor Wut. Schon wieder war es Harry, der Ginny in einen panischen Zustand brachte. Was hatte dieses Arsch ihr noch alles angetan? „Ja?“ fragte er ruhig. „Er hat gesagt...“ wimmerte sie, wobei ihr schon wieder die Tränen in die Augen schoßen. „Harry meinte: ‚Oh, Ginny. Du hast zugenommen. Oder täuscht mich das?‘ Ich gab es zu, weil er Legilimens anwenden konnte. Ich sagte: ‚Aber es waren doch nur zwei Kilo.‘ Dann sagte er: ‚Zwei Kilo, sind zwei zuviel. Ginny, du wirst immer schwächer. Nicht mal gegen das Bedürfnis zu Essen kannst du dich durchsetzen. Wie willst du denn da mit den stärksten Zauberer dieser Zeit zusammen sein?‘ Ich versichterte ihm: ‚Harry, ich verspreche dir, dass ich nicht mehr schwach sein werde. Schwäche heißt Folter.‘“ Aus Dracos Gesicht war pures Entsetzen abzulesen. Ginny sprach wie in einem Trauma. Sie erzählte diese Erinnerungen so, wie diese wortwörtlich und von der Betonung her wirklich gewesen sein mussten. Das Mädchen war gefangen durch das, was Harry ihr angetan hatte. All die Folter von Bellatrix Lestrange war an ihr abgeprallt, aber so jemand wie Harry brachte dieses zierliche Geschöpf an seine psychischen und auch physischen Grenze. Er sah ihr wieder tief in die Augen und versuchte durch diesen intensiven Blick ihr vollkommenes Bewusstsein wieder zu holen, was ihm auch gelang. Er presste sie an sich und flüsterte beruhigende Worte in ihr Ohr als sie weinte wegen dem erneut aufquillenden Schmerz, der ihr Herz wieder und wieder neue Maken verpasste. „Draco, ich weiß, dass ich schwach bin, aber bitte lass du mich deswegen nicht allein.“ flüsterte sie mit erstickter Stimme als ihr nur noch gelegentlich eine Träne herunterlief und sie sich einigermaßen beruhigt hatte. „Niemals!“ schwor er. Diese ganze Geschichte nahm ihn sehr mit; erinnerte sie ihn doch sehr an seine eigene, bis auf das er stärker als Ginny war und er all die Jahre gelernt hatte damit umzugehen. Er blickte an sich herunter und musste schmunzeln. Wieder war sie an seiner Brust eingeschlafen. Zum wievielten Mal würden sie sich heute schon das Bett teilen? ‚Du bist verrückt, Draco. Du hast hier eines der beliebtesten Mädchen in deinen Armen und diese schon mehr als einmal in deinem Bett und du rührst sie nur an, wenn sie es ausdrücklich bewilligt, anstatt es einfach mal auszuprobieren.‘ Er lächelte kurz, dann wurde sein Blick wieder ernst. ‚Es stimmt. Ich werde verrückt. Sie macht mich verrückt und ich kann mich nicht länger vor der Wahrheit verstecken. Ich liebe sie...‘ Kapitel 33: Normaler Schulalltag -------------------------------- 33. Normaler Schulalltag „Guten Morgen.“ flüsterte er in ihr Ohr. Genervt drehte sie sich auf die andere Seite, wodurch ihm ein Lächeln entfuhr, das dann zu einem spitzbübischen Grinsen überging. „Du willst doch nicht, dass ich böse werde?“ sagte er in einen warnenden Ton „Mir doch egal.“ grummelte sie in ihr Kissen. „Also, Georg Christoph Lichtenstein meinte ‚Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen.’ Dem kann ich nur beipflichten. Und siehe da die Sonne geht schon auf.“ Man hörte deutlich die Belustigung über diesen Morgenmuffel in seiner Stimme. „Wer ist den bitteschön Georg Christoph Lichtenstein?“ murmelte sie. „Er war deutscher Schriftsteller und der erste deutsche Professor für Experimentalphysik.“ erklärte Draco überheblich, da er mal wieder sein Wissen zur Show stellen konnte. „Du liest zuviel.“ meinte Ginny daraufhin nur, blickte auf und sah tatsächlich ein Buch in seiner Hand, wobei sie dieses kaum bemerkte, denn da war etwas anderes, das ihre vollste Aufmerksamkeit auf sich zog. Er saß an der Bettlehne oberkörperfrei. Unweigerlich wurde sie an diese eine Nacht als ihr Gewissen versagt hat erinnert. „Und du schläfst zu viel.“ Sagte er grinsend. „Du träumst ja jetzt sogar schon von meinem Körper. Hatten wir das nicht schon mal?“ „Danke.“ In einem vollkommen unpassenden Moment sagte sie das Wort, das sie ihm jede Minute aufs Neue sagen musste um den gerecht zu werden, was er alles für sie tat. „Kein Problem.“ Sein überhebliches Grinsen verschwand und er lächelte sie warm an. Sie machte sich unheimliche Vorwürfe, auch wenn er irgendwo Recht hatte mit dem, dass nicht sie, sondern der Todesgeist für seine Folter verantwortlich war. Aber sie war zu schwach gewesen um sich dagegen aufzulehnen und durch die ständige Verwehrung von Essen wurde ihr Körper und auch ihr Geist nur noch schwächer, sodass der Todesgeist diesmal ihren Körper ganz übernehmen konnte. Mit ihm an ihrer Seite konnte sie den Tatsachen endlich ins Auge sehen. Sie war magersüchtig wegen Harry. Aus Angst, dass sie schwächer war, weil sie ein paar Kilo zugenommen hatte, hörte sie schlicht weg einfach auf zu Essen und fühlte sich stark, indem sie den Drang widerstand. Was ihr bis jetzt eben nicht aufgefallen war: Sie wurde körperlich, sowie mental schwächer, weil sie eben nichts aß. Doch nun sagte sie all den Schwächen, die Harry ihr aufgebunden hatte, den Kampf an. Auch wenn ihre Eltern sie immer gelehrt hatten, sich nicht zu rächen, sie würde es tun um ihren Seelenfrieden zu finden. Entschlossen lächelte sie den gutaussehenden Slytherin neben ihr an, doch da kamen wieder diese Bilder hoch. Er umarmte Pansy, die sich an seiner Brust schmiegte. Warum interessierte sie das überhaupt? Immerhin war Pansy seine Freundin. Natürlich kamen die beiden sich nahe. Was hatte sie sich denn dabei gedacht als sie schockiert über das Geschehene weggelaufen war? Dachte sie wirklich sie wäre das einzige Mädchen, mit dem sich dieser attraktive Blondschopf abgab? „Was bedrückt dich?“ rissen sie seine Worte aus ihrer Gedankenwelt. „Nichts.“ erklärte sie lachend. Doch leider wie erwartet durchschaute er ihr kleines Lügenspiel und stupste ihre Nase. „Du Schussel. Wie oft soll ich es dir noch sagen? Du kannst vor mir nicht lügen!“ „Wirklich. Es ist nichts.“ wiederholte sie, doch versuchte erst gar nicht ihren bedrückten Unterton zu verstecken. „Okay, aber wenn du reden willst. Ich bin da.“ seufzte er. „Ich geh dann mal. Es ist ja bereits sechs.“ sagte sie nach ein paar Momenten der Stille. Draco nickte, aber hinderte sie noch kurz daran zu gehen. „Ich will nicht, dass du Trübsal bläst, also habe ich mir überlegt, dass du etwas Ablenkung gebrauchen könntest. Was hältst du davon, wenn wir beim Turnier ZmoM (Zusammenarbeit mit ohne Magie) weiterhin mitmachen? Bis zu diesem Muggel-Ostern-Fest haben wir noch Zeit die zweite Aufgabe zu lösen.“ Zugegeben, sie würde wirklich schnell wieder in Vorwürfen und Minderwertigkeitskomplexe verfallen. Außerdem hatten sie noch zwei Monate um die Aufgabe zu bewältigen und auch wenn es nichts bringen würde, immerhin konnte sie im Nachhinein sagen, dass sie die Zeit sinnvoll und schön genutzt hatte. Lächelnd nickte sie und ging dann schleichend aus dem Zimmer. Die nächsten Wochen vergingen wie im Flug, denn Draco und Ginny hatten extrem viel Unterrichtsstoff nachzuholen. Besonders Ginny war gezwungen jede freie Minute zu lernen, da sie die UTZ-Abschlussprüfungen am Ende der siebten Klasse machen musste. So bekamen sie sich hauptsächlich nur in der großen Halle oder auf den Fluren zu Gesicht, wo sie sich immer lächelnd zunickten. Während des Essens in der großen Halle grinste Ginny so gut wie immer, da sie fühlte, wie ihr ein wunderschönes Augenpaar ständig im Rücken lag. Draco hingegen fragte sich ständig, wie die rothaarige Gryffindor es aushielt so nahe bei Harry zu sitzen und ihn nicht an die Gurgel sprang. Nach außen hin, lächelte sie ihn an, wenn er mit ihr sprach, aber Draco erkannte sofort das es ein falsches Lächeln war. Würde er der Sitznachbar von Harry sein, wäre der Junge, der lebt, schon längst tot. Er wusste nicht, ob er sich da hineinsteigerte, aber sie da sitzen zu sehen tat ihm unheimlich weh. ‚Ein Malfoy zeigt keine Gefühle – Gott, Draco, du bist schon lange kein Malfoy mehr!’ schnauzte er sich an. Er wollte sie endlich fragen, ob sie Interesse hätte heute Nachmittag an der zweiten Aufgabe zu arbeiten, aber irgendwie hatte er Probleme mit ihr in der Öffentlichkeit zu reden. Da war sein Zeichen zur Tat. Sie stand auf und ging aus der großen Halle. Eiligen Schrittes folgte er ihr und zog sie in eine Ecke, von der aus man jeden beobachten, aber nicht gesehen werden konnte. Zuerst rutschte Ginny ihr Herz in die Hose als sie jemand so plötzlich mit sich zog, aber als sie den blondhaarigen Jungen sah, strahlte sie bis über beide Ohren. Überglücklich sprang sie ihm um den Hals, womit er überhaupt nicht gerechnet hatte. Dann legte er seine Hände auf ihren Rücken. „Da hat mich aber jemand vermisst..“ grinste er sie an. „Ja, das stimmt.“ grinste sie zurück. Und schon wieder war er sprachlos. Wie konnte dieses Mädchen nur so offen über ihre Gefühle reden? Er überlegte schon seit Wochen, wie man jemanden über seine Gefühle informierte, aber er konnte es einfach nicht. Nicht mal, wenn er alleine in seinem Zimmer war, fand er die richtigen Worte, geschweige denn vor ihr. „Ich musste die letzten Wochen so was von büffeln. Mein Kopf raucht schon.“ sagte sie missgelaunt. „Zu viele Informationen für dein kleines Gehirnchen.“ stellte er überheblich fest und erntete dafür einen bösen Blick inklusive das Herauswinden aus seinen Armen. Das Letztere gefiel ihm gar nicht, aber er tat so gleichgültig wie immer. „Was ist denn jetzt mit der zweiten Aufgabe?“ fragte sie gespielt zickig, wobei sie die Augenbraue leicht anhob. „Du kommst heute Abend zu mir.“ Das war eine Feststellung und keine Frage. Ginny zog die Braue noch etwas höher. „Achja? Tu ich das?“ fragte sie immer noch mit der hohen Stimme. „Ja.“ grinste er und zog sie an sich. „Nana, Malfoy. Wenn das deine Freundin sieht.“ lächelte Ginny jetzt doch etwas schüchtern. Dracos gute Laune verflog sofort. Was hatte sie da gerade gesagt? „Wen meinst du?“ fragte er verwirrt, während er seinen Griff lockerte und Ginny sich wieder aus seinen Armen herauswand. „Ähm...Pansy?“ Ihr Gesicht verzog sich leicht beim Aussprechen dieses furchtbares Namens, den sie mit einer noch furchtbareren Slytherin in Verbindung brachte. Draco fing an zu lachen. „PANSY?“ rief er ungläubig. Ginny fand das jedoch nicht so witzig. „Ja, Pansy. Die Pansy, mit der du vor einer Woche so herzlich gekuschelt hast.“ Dracos Lachen hörte abrupt auf und er sah sie ernst mit durchdringenden Blick an. „Ginny, mir ist Pansy doch so was von egal!“ erklärte er. „Ich hab euch aber gesehen.“ Ginny versuchte frech zu klingen und es so darzustellen, dass er derjenige war, der ertappt wurde, aber im Endeffekt war sie es. Indirekt gab sie nämlich gerade ihre Eifersucht bekannt und das war das absolut Letzte, was Malfoy von ihr erfahren durfte. „Sie ist letztens zu mir gekommen, weil sie sich ausheulen wollte, aber ich habe sie sicher nicht getröstet. Oder hast du etwa gesehen, dass ich sie in irgendeiner Weise umarmt habe? Ich fand’s eher nervig.“ gab er mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck von sich. Irgendein Knoten in Ginny platzte gerade, sodass sie sich seit Wochen wieder richtig erleichtert und glücklich fühlen konnte. Jedoch hatte sie keine Ahnung, was sie ihm sagen sollte. Musste sie auch nicht, denn Draco brach wieder die kurze, unangenehme Stille. „Weißt du eigentlich, dass zum Abschluss der zweiten Aufgabe ein Badefest veranstaltet wird?“ fragte er sie wieder überaus gut gelaunt. „Nein, aber ich denke, ich werde nicht hingehen.“ Traurigkeit war in ihren Augen abzulesen. Draco wusste sofort, warum sie so betrübt dreinsah, denn auch er hatte am Anfang diese Angst gehabt. „Hör mal. Du kannst dich nicht verstecken nur weil du ein Dunkles Mal auf seinem Unterarm hast. Dieses Ding sagt gar nichts über dich aus, solange du es nicht willst. Also, kopf hoch! Und sollten die anderen was sagen, dann bekommen die die Malfoysfaust direkt ins Gesicht zu spüren.“ Er zwinkerte ihr verschwörerisch zu, was sie sofort wieder zum Lächeln brachte. „Also, wir sehen uns dann nachher.“ Eine kurze Umarmung und Ginny sah den jungen Slytherin verträumt hinterher. So brachte er also eine Reihe von Mädchen dazu schwach zu werden. Allerdings fand sie, dass diese Schwäche im Gegensatz zu ihren anderen doch ganz angenehm war. „Ich versteh dich nicht. Wie kannst du nur so ruhig sein? Ich meine, du hast nen Slytherin beziehungsweise den Oberslytherin als Partner und du wirkst ausgeglichener als früher.“ Anne sah Ginny nachdenklich an. „Du hast dich wieder total verändert. Zum Positiven.“ schloss die blonde Gryffindor ihre Analyse, der Ginny schmunzelnd gelauscht hatte. „Nun sag doch mal was.“ forderte Anne grinsend. „Was denn? Wenn du meinst, wie ich ihn finde: Er ist ganz okay.“ gab Ginny ihrer Freundin lachend die langersehnte Antwort. „Das hätte ich nie gedacht. Ich meine er ist Draco Malfoy. Find ich aber cool, wenn du dich mit ihm gut verstehst. Klar, Ron, Harry und Hermine haben schon ihre Gründe, wenn sie sagen, du sollst aufpassen. Er ist halt n Slytherin. Aber sonst find ich das doch ziemlich amüsant und auch in Ordnung.“ Erstaunt sah Ginny nun zu ihrer Freundin. Eigentlich hätte sie jetzt eine Predigt, wie die dreißigminütige von Ron, erwartet, aber Anne sah das alles locker und freute sich für sie. „Ich bin übrigens total unglücklich mit dieser Pansy Parkinson. Die blöde Kuh spielt sich immer so extrem auf. Von wegen ‚Wenn du das nicht tust, dann hole ich die Slytherins’. Ich sag dir, ich bin kurz davor auszusteigen, aber dann schaufel ich mir mein eigenes Grab. Achja, stimmt es, dass sie mit Draco zusammen ist? Die versucht bei jedem Gespräch – na ja eigentlich Austausch von Informationen, denn ein Gespräch ist das, was wir machen, sicher nicht – damit anzugeben, dass sie seine Freundin ist. Ätzend!“ erzählte Anne aufgeregt. Es brauchte schon viel Potential um Anne Smith wütend zu machen, aber Pansy schien dieses zu besitzen. „Ich kann dazu nichts sagen. Soviel reden Drace und ich auch nicht miteinander.“ Anne musste ja nicht gleich wissen, dass sie wirklich eng befreundet waren. „Drace...“ grinste das blonde Mädchen. „Ja. Fand ich wegen der gegebenen Umstände wesentlich besser als ‚Fretchen’.“ So schnell war Ginny schon lange nicht mehr aus der Ruhe zu bringen. „Na, dann renn mal zu deinem Drace. Es ist schon acht und er erwartet dich bestimmt bereits sehnsüchtig.“ ärgerte Anne die Rothaarige. Dafür bekam sie einen kleinen Schubs und schon war Ginny durch das Portraitloch verschwunden. „Hey Gin.“ begrüßte Draco das Mädchen, das durch seine Tür kam. Ginny empfand es als eine riesige Ehre das Passwort (Nocte Manumitto) zu Dracos privaten Bereich zu kennen. Der blonde Slytherin saß mit einem Stapel von Büchern an seinem Schreibtisch und vor ihm lagen mindestens acht Bücher bereits aufgeschlagen. „Setz dich doch.“ Er wies auf einen Stuhl neben sich, auf den sich Ginny auch gleich niederließ. Skeptisch betrachtete sie das geordnete Chaos, das auf seinem Tisch wütete. „Meine Güte! Blickst du hier überhaupt noch durch? Wonach sucht du überhaupt?“ fragte Ginny staunend. „Nunja. Wir haben bereits die Hinweise. Ich fasse kurz zusammen für die Anwesenden hier mit Kurzzeitgedächtnis. Was ist es? – Nichts. Wo ist es? – Fisch. Wie ist es zu finden? – Blitz. Ich denke wir suchen ein Synonym für das nichts. Zu dem ‚wo’ ist zu sagen, dass es sich entweder in einem Fisch befindet oder aber im Wasser, wo der Fisch lebt. Zu dem letzten Hinweis, nun, wir müssen irgendetwas über Blitze herausfinden. Also, Augen offen halten und Bücher durchforschen nach irgendetwas, das mit einem Blitz zu tun hat.“ erklärte er ‚kurz’. „Aha.“ war das einzige, was Ginny dazu zu sagen hatte. Draco blickte auf und grinste sie frech an. „Ahnungslosigkeit steht dir. Hat dir das schon mal jemand gesagt?“ Ihr Gesicht lief rot an. „Und wenn du rot wirst, das steht dir auch.“ lachte er sie an. „Du bist gemein!“ sagte sie beleidigt und schob ihre Lippe nach vorne. „Ach? Bin ich das? Ist mir bis jetzt noch nicht aufgefallen. Ich frage mich allerdings, was immer so falsch und gemein daran sein soll Tatsachen auszusprechen.“ grinste er selbstgefällig. Ginny fehlten die Worte. Wenn sie ihn richtig verstand, dann war das ein kleines Kompliment und Draco Malfoy machte so gut wie nie Komplimente. Es sei denn... „Du willst mich ins Bett kriegen, oder?“ murmelte sie düster. Abermals prustete Draco los und verschluckte sich dabei an dem Tee, an de er gerade eigentlich genüsslich genippt hatte. Als er extrem anfing zu husten, klopfte Ginny ihm panisch auf den Rücken, doch Draco lachte weiter. Nach ein paar Minuten kriegte er sich dann doch wieder ein. So dachte also das Mädchen, das er mochte (um es sachte auszudrücken, denn die Tatsache, dass er sie liebte, war ihm doch noch etwas befremdlich) über ihn. „Das denkst du doch nicht wirklich, oder?“ fragte er mit hochgezogener Braue. ‚Nein.’ sagte ihre innere Stimme instinktiv. „Wer weißt?“ lächelte sie ihn an und wandte sich dann den abertausenden Büchern zu. Kurze Zeit betrachtete Draco sie noch aus dem Augenwinkel, dann vertiefte er sich wieder in die Bücher. Nach circa anderndhalb Stunden warf Ginny sauer das dritte Buch auf den Tisch. „Schon wieder eine Niete!“ maulte sie. „Ich denke ja, wir machen uns das alles etwas zu schwer. Am besten sollten wir in die nächst gelegene Pfütze springen und dort nachschauen, ob da ein Nichts ist.“ Stirnrunzelnd blickte Draco auf. „Weißt du was? Ich denke, du hast wirklich Recht.“ sagte er dann nachdenklich. „Wie bitte? Drace, das war ein Scherz!“ erklärte sie sogleich ihre Idee als nichtig, doch Draco schüttelte mit dem Kopf. „Ich meine ja nicht, dass wir in eine Pfütze springen sollten, sondern in den See. Wenn es uns nichts bringt, dann haben wir es wenigstens versucht und können sicher sein, dass diese Möglichkeit ausgeschlossen werden kann.“ antwortete er mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck. Eigentlich wollte Ginny den Slytherin für vollkommen blöd erklären, aber irgendwie erschien das Ganze doch recht logisch. „Ich kauf dir echt alles ab.“ gab sie grinsend zu. „Aber erstens wüsste ich gerne, ob wir den ganzen See absuchen sollen und zweitens fände ich es nett, wenn du mir erklären könntest, was der Tauchgang dann mit den anderen Hinweisen zu tun haben soll.“ „Zu Frage eins: Wir werden uns im See dorthin begeben, wo es am dunkelsten ist und wo man quasi ohne Licht ‚nichts’ sehen kann. Auf die zweite Frage, muss ich leider gestehen, habe ich keine Antwort. Aber einen Versuch ist es wert.“ Ein kurzes Schweigen trat ein bis sich Ginny erhob um zu gehen, da es kurz vor zehn war. „Warte kurz, Gin. Hier.“ Er drückte ihr ein kleines Fläschchen mit der Aufschrift NM in die Hand. Sie nickte dankend. ‚Warum fühle ich mich eigentlich so sicher, wenn ich den Trank eingenommen habe? Immerhin kann man nachts auch jemanden umbringen.’ flüsterte ihr ein verunsicherndes Stimmchen ins Ohr. Als könnte er ihre Gedanken lesen, erklärte er: „Wenn du das nachts einnimmst, dann taucht der Todesgeist, wenn überhaupt, dann auf, wenn du tief schläfst und ich denke nicht, dass er so stark ist und dich aus deinen Träumen reißen kann.“ Sie lächelte, wobei sich ein kleines ‚Danke’ auf ihren Lippen abzeichnete, und umarmte ihn kurz. „Und wann gehen wir baden?“ fragte sie mit strahlenden Augen als sie in der Tür stand. „In einer Woche. Bis dahin werde ich den dafür benötigten Zaubertrank fertig haben.“ Kapitel 34: Schon wieder ------------------------ 34. Schon wieder Das war aber auch mal wieder sehr großes Pech. Ginny saß allein in ihrer gut versteckten Ecke der Bibliothek auf einem Sofa, da kam zufällig Harry vorbei, der anscheinend ein Buch suchte. Als er sie erblickte, kam er sofort auf sie zu und setzte sich neben sie. „Hallo Ginny. Wie geht es dir?“ fragte er freundlich. „Gut.“ Das müsste als Antwort reichen. Sie hatte keine Lust ihre wertvolle Zeit, die sie nutzte um etwas über Blitze herauszufinden, mit Harry zu verbringen, der ihr doch eh gleich nur wieder mit seinen Liebeserklärungen und Entschuldigungen ankam. Leider behielt sie recht bei ihrer Vermutung. „Ginny, ich weiß, dass ich ein Vollidiot war, aber ich musste doch schließlich lernen, wie man mit bestimmten Zaubern und Flüchen umgeht.“ versuchte er sich wieder zu rechtfertigen. Genervt verdrehte Ginny ihre Augen. „Harry, bitte. Ich habe keine Lust mit dir darüber zu diskutieren, ob es richtig oder falsch war, was du getan hast. Für mich ist die Sache gegessen.“ Er rutschte ein wenig näher und nahm ihre Hand. „Das ist sie eben nicht. Ginerva, ich liebe dich! Ich will mit dir zusammen sein. Versteh das doch endlich!“ flehte er beinahe. „Du benimmst dich wie ein kleines Kind. Du hast mir weh getan, mich ausgenutzt und mich dann abserviert mit der Erklärung ‚Du bist zu schwach‘! Und jetzt soll ich so mir nichts dir nichts wieder zurückkommen nur weil du dich entschuldigst? Harry, das geht nicht so leicht! Außerdem liebe ich dich gar nicht mehr.“ erklärte sie aufgebracht. Der letzte Satz traf Harry sehr. Das konnte sie ihm ansehen. Ohne es zu wollen bekam sie Mitleid mit ihm. ‚Sei vernünftig, Ginny! Der Typ hat kein Gewissen – zumindest nicht, was dich angeht.‘ Traurig schaute er in ihre Augen. „Ginny, ich liebe dich aber.“ wiederholte er seine Liebeserklärung. „Sei nicht albern. Du hast mich einen ganzen Monat gefoltert. Geh doch mal zu Ron und Hermine und frag die, ob das Liebe ist, wenn man so mit einem Menschen umgeht.“ sagte sie trocken. Warum redete sie überhaupt noch mit ihm? Er würde niemals wirkliche Reue zeigen. Schließlich fand er ja jetzt noch immer, dass er nichts falsches getan hatte. „Ginny, bitte komm her.“ Harry rutschte noch etwas näher an sie heran, während sie immer wieder weiter weg rutschte. „Harry!“ warnte sie ihn, doch er kam immer näher, bis sie sich nun in einer Ecke, oder besser Sackgasse, befand. „Ginny, ich liebe dich wirklich.“ flüsterte er und nahm unsanft ihr Gesicht in seine Hände, wobei er es gefährlich nahe an seins zog. „Harry, nein, bitte.“ wimmerte Ginny, während die ersten Tränen aus ihren Augen kullerten. Dann presste er seine Lippen hart auf die ihren. Vergeblich versuchte sie sich zu wehren – sie war wieder zu schwach. Schwach wegen Harry. Sie versuchte zu schreien, doch es ging nicht. Ihre Stimme versagte und seine Lippen waren zu sehr auf ihre gedrückt. Wimmernd ließ sie diesen Kuss zu. Immer wieder ließ er seine Zunge in ihren Mund gleiten, doch erwiderte sie nichts und tat auch nichts dagegen. Nach einer Ewigkeit endete endlich der Kuss und Harry sah ihr bedrohlich in die Augen. „Ich liebe dich! Und ich hoffe für dich, du empfindest genauso. Achja, Liebe heißt sicher nicht den Partner zu verraten. Du weißt ja wozu das alles dann führt.“ flüsterte er ihr noch ins Ohr und verschwand schnellen Schrittes aus der Bibliothek. Einige Sekunden blieb Ginny wie erstarrt stehen, dann brach sie brach entgültig zusammen. Sie rutschte an der Wand herunter und setzte sich auf den kalten Boden, da sie ihre Füße nicht mehr tragen konnten. Ihr ganzer Körper zitterte, während sie furchtbar anfing zu heulen und mit ihren Händen immer wieder auf den Boden schlug. Er tat es wieder. Sie wollte doch nur in Ruhe weiterleben, doch er tat es wieder. Bis gerade eben dachte sie sogar, dass sie alles unter Kontrolle hatte und das Leben doch gar nicht so schlecht war, aber er zerstörte es wieder. Warum versuchte er mit solchen Drohungen ihre Liebe zu erzwingen? Liebte er sie wirklich oder wollte er sie einfach nur besitzen und wie ein Stück Fleisch, das nicht mehr wert war als ein Haufelf, ausnutzen? Ihr blieb die Luft weg so krampfhaft weinte sie. Schon wieder. Als es draußen schon dunkel wurde, starrte sie für eine halbe Stunde auf eine Seite eines Buches, aber las diese nicht mal ansatzweise durch, da sie wartete bis ihre Tränen getrocknet waren. Ihre Zimmergenossinnen waren im Gemeinschaftsraum. Mit Tränen in den Augen schlug sie das rote Buch auf und schrieb eine neues, befreiendes Gedicht. Lang verlorene Worte Lang verlorene Worte flüstern langsam auf mich ein, Nach außen hin ein Lächeln, doch am liebsten würd ich schrein. Und überall der Schmerz, mein Innerstes ist hohl und leer, Durch dich weiß ich nicht, was ich will, ich bin nicht mehr mein eigner Herr. Du beobachtest mich, du willst mich, Du drohst mir von Angesicht zu Angesicht. Ich kann deutlich spüren, wie du mich nach unten ziehst, Ich kann deutlich spüren, wie wertlos du mich eigentlich siehst. Doch ich fürchte mich davor mich zur Wehr zu setzen, Du würdest mich foltern und innerlich zu Tode verletzen. Du jagst mich, ich kann mein verlorenes Blut schon schmecken, Um dich loszuwerden würde ich sogar das Grauen wiedererwecken. Dein Herz, es pocht in meinem Kopf, in meinem Verstand. Um es loszuwerden, habe ich mich schon tausendmal verrannt. Er beobachtet mich, er will mich Rette mich doch jemand, er macht mich wahnsinnig. Ich kann deutlich spüren, wie er mich nach unten zieht Ich kann deutlich spüren, wie wertlos er mich eigentlich sieht Doch ich fürchte mich davor mich zur Wehr zu setzen, Er würde mich foltern und innerlich zu Tode verletzen. Lang verlorene Worte flüstern langsam auf mich ein, Du bist und bleibst für immer schwach und allein. „Harry, möchtest du mir etwas erzählen?“ Dumbledore saß hinter seinem Schreibtisch und Harry davor. „Also, meine Narbe kribbelt manchmal. Voldemort hält sich, glaub ich, im Hintergrund und zaubert nicht allzu viel.“ berichtete der Gryffindor. Dumbledores Augen wanderten durch den ganzen Raum, dann blieben sie an Harry hängen, der fragend zu dem Schulleiter aufsah. „Sehr schade.“ sagte der graubärtige, alte Mann nach einer kurzen Pause. „Wie?“ fragte Harry irritiert. Das Voldemort nicht folterte oder mordete war doch eigentlich gut, oder? „Und sonst hast du mir nichts mehr zu erzählen?“ wiederholte Dumbledore seine Frage. „Hä, nein, Sir.“ gab Harry entschlossen zurück. ‚Es gibt nichts mehr zu erzählen. Was will er denn hören?‘ dachte der Junge mit der Narbe. „Gut. Dann kannst du gehen.“ Damit wies der Schulleiter auf die Tür. Harry verabschiedete sich noch und ging aus dem Büro. Was er nicht sah, war das traurige und besorgte Gesicht Dumbledores. „Es war gar nicht so leicht an die Zaubertrank-Zutaten zu kommen. Einige hat mir Professor Snape gegeben, da ich weiß, wie man mit ihm umgehen sollte, aber andere konnte man nur in der Nokturngasse finden. Der Trank ist schon fertig. Wenn du willst, dann können wir gleich morgen früh schon in den See tauchen. Die Erlaubnis dazu habe ich bereits.“ sagte Draco zufrieden. Seine gute Laune sank aber sofort als er nur ein gedankenversunkenes „Mhm“ von Ginny hörte. „Hallo?“ Er wedelte mit einer Hand vor ihren Augen herum. „Ginny? Ginerva?“ Dieses Mädchen hatte ihm gar nicht zugehört. Diese Tatsache verärgerte ihn ein wenig, hatte er sich doch so viel Mühe gegeben. „WEASLEY!“ schrie er in ihr Ohr. Erschrocken fuhr sie zusammen und nun sahen ihre Augen klar in die seinen. „Wo warst du denn mit deinen Gedanken? Urlaub kannst du später machen, wir müssen jetzt unseren Tauchgang planen.“ erklärte er doch etwas murrend. „Mhm.“ „Gin, was ist los mit dir?“ fragte er besorgt. Vor ihm zu leugnen, dass etwas nicht stimmte, war unsinnig. Seit dem Zusammentreffen mit Harry vor drei Tagen konnte jeder noch so fremde sehen, dass es ihr nicht gut ging. „Ist etwas passiert?“ bohrte er vorsichtig weiter. „Ist schon okay.“ Die Müdigkeit, mit der sie sprach, veranlasste ihn dazu das Thema zu wechseln – zumindest für heute. „Am besten wir ziehen die Sache so früh wie möglich durch damit nicht noch die anderen Teilnehmer sehen, was wir machen. Denn wenn wir Erfolg haben, würde das jeder mitkriegen und daraufhin auch in den See hüpfen. Was hälst du von sechs Uhr? Morgen ist Samstag da wird kaum jemand um diese Uhrzeit wach sein.“ Ein weiteres „Mhm.“ ließ nun auch Draco verstummen. Etwas stimmte hier aber gewaltig nicht. Das Piepen des Weckers riss sie aus ihrem furchtbaren Alptraum. Der Todesgeist hatte die Kontrolle über sie genommen und alle Menschen, die ihr was bedeuteten getötet. Daraufhin hatte er sie gezwungen ihr Leben lang mit Harry zusammen zu sein und ihm als Lust- sowie Testobjekt zu dienen. Sie schüttelte ihren Kopf und damit ihre Gedanken ab. Allerdings war sie sehr erschöpft, denn der ‚Nocte Manumitto’-Zaubertrank zeigte nachts seine Wirkung. Sie hatte während des Schlafs nicht nur Alpträume, sondern auch Höllenschmerzen. Ein weiterer Blick auf ihren Wecker und sie musste sich aus ihrem Bett quälen, sonst würde sie noch zu spät kommen. Leise schlich sie aus ihrem Zimmer. Draco hatte Recht. Zumindest bei den Gryffindors war alles still und der Gemeinschaftsraum vollkommen leer. Sie zog einen Taucheranzug an, den Draco ihr gestern mitgegeben hatte, band ihr rotes Haar nach hinten und nahm dann ihren Zauberstab in die Hand um sich auf dem Weg nach draußen zu machen. Es war Punkt sechs Uhr und nicht mal ein einziger Lehrer lief auf dem Korridoren herum. Ihr Versuch das Rätsel zu lösen würde also unbeobachtet und geheim bleiben. Draußen vor der Tür wartete auch schon Draco, der ein Fläschchen in der Hand hielt und für die frühen Verhältnisse schon ziemlich fit aussah. „Mann, siehst du aber motiviert aus.“ gähnte sie leise als er gut gelaunt mit ihr zum See ging. „Das Gleiche könnte man ja auch von dir sagen.“ spöttelte er. Dann sah er wieder auf die Karte vom See, die er in seinen Händen hielt. „Dort, dort und dort müssen wir hin.“ Er wies auf drei Stellen, in der Karte dunkel gefärbt waren, daher die tiefsten Stellen des Sees sein mussten, und ziemlich weit auseinander lagen. „Na super. Ich meine, ich bin nicht schlecht im Sport, immerhin mache ich Kampfsport, aber geschwommen habe ich noch nie viel.“ sagte sie missgelaunt und entsprach im Moment dem Gegenteil ihres Partners, der sich sehnsüchtig auf den See blickte. Draco nervte allmählich die schlechte Atmosphäre, die sich zwischen den beiden aufgebäumt hatte. An ihm lag es definitiv nicht. Sie war diejenige, die sich mehr und mehr abschottete. Dabei hatte er gedacht, sie würde ihm vertrauen. Jetzt konnten sie allerdings keine Auseinandersetzung gebrauchen, da ein schwerer Tauchgang vor ihnen lag, also wechselte er das Thema. „Du machst Kampfsport?“ fragte Draco interessiert. „Karate, ja.“ antwortete sie mit einem schwachen Lächeln. Im Raum der Wünsche hatte sie sich das alles durch zahlreiche Simulationen selber beigebracht und war stolz darauf. Leider konnte sie in bremslichen Situationen nie von ihren wahren Künsten Gebrauch machen, da ihr dafür einfach die Nerven fehlten. „Find ich gut, dass du dich trotz Zauberei sportlich betätigst. Ich musste früher zuhause Kickboxen lernen als ‚Harry-Potter-Beseitigung‘-Notlösung.“ grinste er und wandte sich wieder seiner Karte zu. „Okay, ich denke, ich habe mir die Karte gut genug eingeprägt. Du schwimmst mir bitte immer und überall hin hinterher. Fass da unten nichts an und bleib ruhig, wenn dich da etwas angreifen sollte. Die meisten Viecher da in den tiefsten Tiefen können nämlich auch in der Dunkelheit sehen und wenn du irgendein Fluch auf die schleuderst, erlischt dein Lumos-Licht und wir sind so gut wie tot.“ belehrte er sie, während er an den Rand des Sees trat. „Ja, Professor Malfoy, Sir. Ich werde ihre Anweisungen bis ins Detail befolgen.“ sagte Ginny mit der Betonung eines Soldatens. ‚Schauspielerei muss gekonnt sein. Jeder andere hätte dir das jetzt geglaubt – nur ich nicht.’ dachte Draco traurig. „Also: Halt deine schönen Augen offen.“ zwinkerte er ihr aufmunternd zu, nahm ein Schluck aus dem Fläschchen und warf es ihr dann zu, bevor er mit Anlauf kopfüber in den See sprang. „Seit wann habe ich denn schöne Augen?“ murmelte Ginny vor sich hin, ehe auch sie etwas von der Flüssigkeit trank und in das kühle Nass sprang. Kapitel 35: Tauchgang der gefährlichen Art ------------------------------------------ 35. Tauchgang der gefährlichen Art Es war dunkel. Ginnys Meinung nach viel zu dunkel. Langsam merkte sie schon wie ihr die letzten Sauerstoffreserven wichen, da fühlte sie einen stechenden Schmerz an ihrem Mund, woraufhin sie die Augen zukniff. Als sie kurz darauf wieder was sah, fiel ihr Blick auf das seidige Ballonähnliche Häutchen vor ihrem Mund. Sie konnte atmen. Draco schwamm auf sie zu und sie erkannte, dass er genau das selbe hatte. Er wies mit den Fingern nach rechts und schwamm voraus - leider auch immer tiefer. Das Wasser wurde spürbar kälter. Trotz des Tauchanzuges merkte sie, dass ihr die Körperwärme stetig wich. So langsam wurde das Wasser so trübe, dass sie ihren Zauberstab entzünden musste. Draco war circa zehn Meter vor ihr und je tiefer sie tauchten, desto schwächer wurden seine Konturen – bis sie letztendlich ganz verschwand. ‚Mist!’ zischte sie in Gedanken. Was sollte sie jetzt tun? Einfach weitertauchen? ‚Das wäre Selbstmord.’ stellte sie unglücklich fest. Dummerweise wusste sie nicht mehr, wo oben oder unten war. Die Schwerkraft schien hier unten gar nicht mehr zu zählen. Plötzlich berührte sie etwas am Arm. Ruckartig drehte sie sich um, doch da war nichts. Sie schluckte schwer. Aufgrund der Kälte fing sie auch noch an zu zittern. Schon wieder fuhr sie hoch. Da war doch was. Das hatte sie sich nicht eingebildet. Panisch suchte sie nach dem Wesen, das mit ihr anscheinend spielte. Alles war dunkel und leer, so weit das Licht ihres Zauberstabs reichte. Endlose Ruhe. Nicht mal das Wasser schien sich zu bewegen. ‚Die Ruhe vor dem Sturm.’ dachte sie sarkastisch, aber ihr wurde schnell klar, dass sie ihre Angst nicht vor sich selber verstecken konnte. „AHHH!“ schrie sie, doch anstatt eines Schreis kamen nur Blasen aus ihrem Mund. Etwas ergriff ihren Arm. Kreischend drehte sie sich um und sah kurz in rote Augen, doch sofort waren sie wieder weg. Panisch schwamm sie los. Sie schwamm um ihr Leben. Irgendwo hin. Sie merkte links und rechts tausende Flossen, Stacheln, verschiedenste Dinge. Ihre Beine strampelten wie von alleine. Rote Augen. Grüne. ‚Nicht zaubern, Ginny!’ dachte sie verzweifelt, bog links ab um die Wesen abzuhängen und übersah dabei etwas, das einem riesiges Spinnennetz ähnelte, in das sie sich auch gleich verhäderte. „Hilfe!“ versuchte sie zu schreien, aber hier in den Tiefen würde sie niemand hören. In der Dunkelheit blitzten ihr bunte Augenpaare entgegen. Sie drehte sich, versuchte sich von dem Netz loszubekommen, doch anstatt dass die Stränge sich lockerten, wurden sie immer fester. Verzweifelt riss und zog sie mit der noch freien Hand an dem Strang, der die eine Hand umfasste. In ihrem Zauberstab-Licht sah das alles ganz anders auf. Von wegen Spinnennetz, sie befand sich in einem Meer von Würge-Algen. Die Panik benebelte allmählich ihren Verstand, sie wandte sich, strampelte, versuchte sich zu wehren, letztendlich brachte sie die Algen nur dazu sich fester um ihre Gelenke zu schnüren. Zudem kamen auch diese furchtbaren Wasserwesen immer näher. Ohne groß nachzudenken schrie sie „Stupor!“. Der Fluch traf einen Haiähnlichen Fisch mit überdimensionalen, scharfen Zähnen, der jedoch nicht geschockt, sondern sehr, sehr aggressiv wurde. Blitzschnell raste er auf Ginny zu. Um ein Haar hätte er sie erwischt. Sie war noch rechtzeitig so weit es ging weggeschwommen, dafür schnürten die Algen ihre Hand- und Fußgelenke so fest, dass stark blutende Wunden entstanden. Als hätte sie es geahnt, wurden die Wesen rasend als sie ihr Blut im Wasser schmeckten. Auf einmal schossen alle Tiere auf einmal auf sie zu. Ginny konnte das Ganze nur in Zeitlupe sehen, so starr war sie vor Schreck. Wie automatisch hob sie im letzten Moment ihre Hand und aus ihr trat eine große, leuchtende Energiekugel, die sofort auf die Tiere flog. Ein helles Licht erstrahlte für ein paar Sekunden den ganzen See. Da dieses Licht so sehr blendete, hatte Ginny ihre Augen geschlossen. Nach einer Minute konnte sie sie wieder öffnen, aber sah nur sehr wenig, weil jetzt wieder das Licht ihres Zauberstabs das Einzige war, das die Gegend etwas erleuchtete. Die fesselnden Algen waren noch immer um ihre Gelenke. Sie sah sich um. Im Wasser schwebten noch immer diese Wesen – zu ihrem Entsetzen aber tot. War sie es, die dieses Blutbad verursacht hatte? Und was war das für eine Energiekugel gewesen? Wieder panisch vor Angst fuhr sie herum als sie etwas an ihrem Rücken fühlte. „Drace!“ Erleichtert umarmte sie ihn, jedoch drückte er sie bestimmt, aber sanft weg. Dann wies er auf ihre Gelenke, blubberte einen Zauberspruch und schon war sie befreit. Jetzt war er derjenige, der sie zu sich zog und kurz umarmte. Mit Zeichensprache versuchte er ihr irgendetwas zu erklären, doch Ginny sah ihn nur irritiert an. Also griff er ihre Hand und schwamm mit ihr in eine Höhle, die man jedoch erst erkannte, wenn man fünf Meter davor war. Ruhig und sehr langsam schwamm Draco mit ihr hinein und änderte ab einen Punkt abrupt die Richtung. Plötzlich fühlte sich Ginny unglaublich gut. Ihr war gar nicht aufgefallen, dass sie diese Tiefe in einer gewissen Weise bedrückte. „Hier muss es sein.“ sagte Draco leise und Ginny sah ihn verwundert an, weil sie ihn sprechen hören konnte. „Wo sind wir? Und warum höre ich, was du sagst?“ fragte sie etwas verwirrt. Draco schwamm an der Oberfläche zu etwas das wie ein steiniges Ufer aussah und trat hinaus. Dabei fiel ihr die kleine Höhle auf, in der sie sich befanden. Alles war aus Stein, trotzdem waren die Wände und der Fußboden glatt. Die Decke war circa drei Meter hoch, wenn man am Ufer stand, das eher als ein riesiger Stein, der aus dem Wasser herausragte, bezeichnet werden konnte. „Wir sind hier in einer Höhle tief unter dem See. Wenn das mal kein gutes Versteck ist, dann weiß ich auch nicht. Und das du mich verstehen kannst liegt ganz einfach daran, dass in dieser Höhle Luft ist. Allerdings müssen wir uns beeilen. Dieser Trank hält nur eine Stunde und wenn wir noch lebendig zurückkommen wollen, dann ist nicht mehr viel Zeit.“ erklärte er, während er ihr aus dem Wasser half. „Woher weißt du, dass das hier das Versteck ist für unsere Aufgabe?“ Zwei Dinge konnte man deutlich an ihrem Gesicht ablesen. Erstens Unbehagen und zweitens Misstrauen. „Der Eingang der Höhle war unübersehbar blitzförmig, falls du das nicht gesehen hast.“ sagte er überheblich und sah sich suchend um. „Warum bist du mir eigentlich nicht gefolgt und was war das für ein grelles Licht?“ fragte er beiläufig als er die Wände genau musterte. „Unwichtig.“ antwortete Ginny trocken. ‚Bis auf dass mich da beinahe hundert Wasserwesen bei lebendigen Leib zerfleischt hätten.‘ Der Schock saß ihr jetzt sogar noch tief in den Knochen. „Warte da ist was...“ sagte er plötzlich aufgeregt nachdem er fünf Minuten an den Wänden herumgesucht hatte. Sein glücklicher Gesichtsausdruck versteinerte sich schlagartig. „Jetzt weiß ich, warum Dumbledore das ganze ‚Mit Ohne Magie‘ genannt hat. Ein schlaues Köpfchen kann man sich leider nicht anzaubern. Wieder ein Rätsel.“ Ginny trat näher heran und sah nun auch die in den Felsen eingravierten Worte. Seid gewarnt, seht euch vor, Fremde Dies sind nicht zu unterschätzende Wände, Sie öffnen sich, wenn ihr des Rätsels Lösung gebt, Doch ist sie falsch, bedenket, dass ihr dann nicht mehr lebt. Ich habe nur ein Angesicht. Es wird erhellt von fremdem Licht. Erhellt's mich nicht, das fremde Licht, so seht ihr mich letztendlich nicht. Es gibt eine Zeit, in der ich sehr erhellt Dann werden bestimmte Menschen eurer Welt Von mir angezogen, kontrolliert Sodass er seinen Verstand verliert. Auf euren Weg geb ich euch mit, berücksichtigt folgendes auf Schritt und Tritt. Gefahren lauern nicht nur hier, Drum denket immer an das ‚wir‘. Die Sprache des Zauberers wichtig ist, Sie ist der tückischen Aufgaben List. Wortverbindungen können nicht bestehen, Wenn ihr versucht sie zu übergehen. Sinnverbindungen und Tüfteleien Werden eure nächste Aufgabe sein. Ins nichts zur Lösung weit hinter dem Wand müsst ihr hin, Böses, sowie leider auch Gutes zu verbannen ist des ganzen Turniers Sinn. „Ach, du meine Güte! Da hat sich Dumbledore ja mal wieder selbst übertroffen.“ Ginny sah ungläubig, aber auch erwartungsvoll zu dem blonden Slytherin, der einfach gut aussah, wenn ihn die blonden Strähnen nass ins Gesicht fielen. „Ich denke es ist wichtig, dass wir den dritten Absatz behalten, am Besten aufschreiben. Der hat ganz schön viele nützliche Informationen für die Aufgabe drei.“ meinte Draco und an seinem Gesichtsausdruck sah man sofort, dass er gerade dabei war das alles auswendig zu lernen. „Ich denke es ist wichtig, dass wir das, was weit hinter der Wand sein soll, wissen. Sonst nützt uns dieses ganze Auswendiglernen auch nichts.“ sagte sie mit hochgezogener Augenbraue. Nach einer Minute ohne Antwort blickte Draco auf und grinste sie an. „Fertig. Jetzt müssen wir – ich korrigiere – jetzt muss ‚ich‘ nur noch das Rätsel lösen.“ Auf diese Worte bekam er einen bösen Blick zugeworfen, aber immerhin hatte er ja Recht. Ginny hatte keine Ahnung vom Rätselraten, das überließ sie liebend gerne diesem Slytherin. „Wie lang haben wir noch?“ fragte Ginny nach weiteren fünf Minuten. „Leider nur noch 15-20 Minuten.“ antwortete Draco besorgt. Das waren ja tolle Aussichten. Ginny seufzte. Er hingegen setzte sich auf einen Stein und fing an zu grübeln. So verstrichen weitere drei Minuten des Schweigens. „Hast du denn schon was brauchbares?“ Ginny versuchte auch nachzudenken, aber irgendetwas störte gewaltig ihre Konzentration. „Noch nicht viel. Aber lass mich bitte noch ein bisschen überlegen, bevor ich dir das alles erkläre.“ gab er nachdenklich von sich. Ginny musste schmunzeln, denn sie konnte trotz der fünf Meter Abstand zu ihm sein Köpfchen auf Hochtouren arbeiten hören. „Na toll. Wenn wir was falsches sagen, sind wir tot. Soviel wert ist mir dieses ganze Turnier doch nicht.“ sagte sie nach weiteren zwei Minuten genervt und müde. „Irgendwie habe ich das Gefühl, dass es hier um weit mehr geht als um ein kleines Turnier, das Hogwarts aus Spaß veranstaltet. Lies dir doch nur mal den letzten Satz durch.“ Draco überlegte immer noch angestrengt. „Böses, sowie leider auch Gutes zu verbannen ist des ganzen Turniers Sinn.“ las Ginny leise vor. „Hmm...Stimmt. Klingt irgendwie ernst. Aber du kennst Dumbledore doch. Der übertreibt schon mal gerne um etwas spannender zu machen.“ Draco stand auf und ging mit ernster Miene zu Ginny. „Meinst du, dass du mir vertraust?“ fragte er plötzlich ganz unerwartet, wobei er ihr tief in die Augen sah. „Ja.“ flüsterte sie und das war seit langem keine Lüge, die sie sonst gerne benutzte, was heikle Fragen betraf. „Okay. Dann vertrau mir einfach, dass die Antwort ‚Mond‘ ist.“ Dafür erntete Draco einen misstrauischen Blick von Ginny. Wie kam er denn auf diese Antwort? Was, wenn sie falsch war? Tausende Dinge brauchten ihrer Meinung nach Licht um gesehen zu werden und das mit der 'Unter Kontrolle bringen' verstand sie in diesem Zusammenhang momentan auch nicht wirklich. ‚Wenn er das sagt, dann wird es wohl auch stimmen.‘ flüsterte das wohl bekannte Stimmchen in ihrem Kopf. Entschlossen nickte sie ihm zu. „Auf drei.“ sagte Draco, bevor er einzählte. „Eins...zwei...drei.“ „Mond“ kam es von beiden wie aus einem Mund. Plötzlich begann die Hölle zu beben, so stark, dass Draco und Ginny das Gleichgewicht verloren und auf den Boden landeten. So schnell wie dieses Erdbeben aufgetaucht war, war es auch schon wieder verschwunden. Anstelle der Wand, auf der das Gedicht eingraviert war, gab es nun einen schmalen, dunklen Gang, dessen Ende nicht in Sicht war. „Wow.“ sagte Ginny wieder mal völlig erstaunt. „Rein da! Wir haben nur noch zehn Minuten.“ drängte Draco das erstaunte Mädchen in den Gang. Nachdem sie ein paar Minuten den engen Gang entlang gegangen waren, fing Draco an zu fluchen. „Warum habe ich diese blöde Höhle nicht schon früher gefunden? Wir schaffen es nicht mehr rechtzeitig an die Seeoberfläche, wenn wir jetzt nicht wieder zurückgehen und...“ Dann verstummte er. Ginny drehte sich um. „Was ist?“ Draco sah auf seine Uhr, die extrem teuer gewesen sein musste und war bleich. „Ist sie kaputt?“ erkundigte Ginny sich. „Nein...“ sagte Draco langsam. „Diese Uhren können nicht kaputt gehen. Niemals... Es ist nur so, dass... na ja... wenn sie nicht funktioniert, gibt es hier folglich... keine Zeit.“ Augenblicklich fiel Ginnys Kinnladenklappe runter. „Wie? Es gibt keine Zeit?“ „Nein, gibt es nicht. Allerdings kann ich dir nicht sagen, ob das jetzt gut oder schlecht ist.“ sagte Draco gelangweilt. Er hatte sich also wieder gefasst. „Toll. Schön.“ fing Ginny an zu motzen. „Wenn es keine Zeit gibt, dann leben wir ja überhaupt nicht mehr.“ „Ich denke schon, dass wir noch leben.“ wollte Draco sie beschwichtigen, doch das half gar nichts. „Und auch wenn! Ich meine, deine Uhr funktioniert nicht mehr! Wer weiß, wie spät wir es haben? Nachher kommen wir hier nicht mehr raus! Ich habe keine Lust in den Tiefen des Sees zu ertrinken!“ Mit jedem Wort wurde sie lauter und aufgebrachter. „Jetzt aber mal ganz ruhig! Niemand hat dich gezwungen hier mitzumachen! Ich habe dich lediglich gefragt, ob das nicht eine gute Ablenkung wäre. Du wusstest, dass das kein Zuckerschlecken wird, also schieb mir jetzt nicht die ganze Schuld in die Schuhe! Ich hätte wissen müssen, dass so eine Weasley viel zu ängstlich für so ein Unternehmen ist.“ fauchte er zurück. „Ich und ängstlich? Wer ist denn aus Angst ein Todesser geworden?“ kreischte sie ihn an. „Ich bin gerne ein Todesser geworden!“ schrie er. „Aber ich bin nicht derjenige, der immer nur ankommt, wenn er sich ausheulen will oder zu schwach ist um gegen Potters Mist anzukämpfen!“ Am liebsten hätte er das gesagte zurück genommen, denn Ginnys Gesichtsausdruck sprach Bände. Er biss sich auf die Lippe. „Ginny...“ flüsterte er und ging langsam auf sie zu. „Malfoy, nein! Es reicht! Von dir muss ich mir so was nicht gefallen lassen! Sie hatten alle Recht! Ein Slytherin ist und bleibt ein Slytherin – hinterlistig und gemein!“ schrie sie ihn wütend an, während ihre Augen ihre Verletztheit deutlich zu erkennen gaben. „Ginny, es tut mir l..“ Die Erde erschütterte und beide fielen wieder zu Boden. Erst jetzt fiel ihnen auf, dass sie sich wieder in einer Höhle befanden. Diesmal glich sie einem endlosen Raum. Zudem wurde sie von tausend schwebenden Kerzen erhellt. Das war jedoch gerade ziemlich unwichtig. Ginny zitterte extrem als sie in die großen Augen des übergroßen Geschöpfs sah, das sich vor ihnen aufbäumte. Auch Dracos Gesicht war erstarrt. Ein lautes Brüllen des Untiers, das die Höhle augenblicklich wieder erbeben lies. „AHHH!“ Ginny und Draco sprangen auf und liefen panisch in verschiedene Richtungen. Kapitel 36: Wasser gegen Luft ----------------------------- 36. Wasser gegen Luft „AHHH!“ Ginny kreischte noch mehr als sie merkte, dass das riesige Wesen ihr dicht auf den Fersen war. „Stupor!“ schrie Draco, doch der Fluch zeigte keinerlei Wirkung. „Mist!“ zischte er. „Dann eben so!“ Er rannte dem Vieh hinterher, aber blieb bei einem Abstand von 50 Metern abrupt stehen. Ein Drache. 40 Meter hoch, schwarze Schuppen, gelbe Augen und ziemlich aggressiv. Wie vernarrt starrte der Drache auf Ginny. Dann holte er plötzlich aus und traf sie mit seiner Pranke an ihrem Oberschenkel, aus dem sofort extrem viel Blut schoss. „Ginny!” schrie Draco entsetzt und wollte zu ihr hinlaufen, aber der Drache versperrte ihm den Weg. „Avada Kedavra!“ brüllte Draco voller Wut, wobei er seinen Zauberstab auf das Tier vor ihm richtete. Ein grüner Strahl, doch wieder keine Wirkung. Durch Dracos Ruf wurde der Drache auf ihn aufmerksam und ließ von Ginny ab. Langsamen Schrittes wich Draco zurück. Der gierige und bedrohliche Blick des Drache verhieß sicher nichts Gutes. „Warum wirkt hier bloß die Magie nicht?“ zischte er leise. „Ganz ruhig bleiben, Draco!“ mahnte er sich, denn so langsam beschlich auch ihn pure Panik. Immer wieder wanderten seine Augen zu Ginny, die mit schmerzverzerrten Gesicht ihren Oberschenkel hielt und in einer Sackgasse stand. Dann sah er dem Monster direkt in die Augen. Er würde kämpfen. Koste es, was es wolle. Aber... Was war das? Über dem linken Auge des Drachens war doch etwas. Eine Sinnestäuschung? Der Drache bewegte seinen Kopf kurz in das Licht der Kerzen und...da war es wieder. „Ginny, bleib, wo du bist!“ rief Draco ihr noch zu, während er geradewegs auf das wilde Tier zulief. „Nein!“ schrie Ginny, doch Draco ließ sich nicht davon abhalten. Mit einem Sprung landete er auf dem Bein des Drachens, der sogleich wie wild versuchte den ungebetenen Gast loszuwerden. Es war schwer an den Schuppen des Drachens hinaufzuklettern, da dieser sich schüttelte und mit seinen Pranken gegen seinen eigenen Brustkorb schlug, wobei er immer nur knapp Draco verfehlte. Jetzt war der Blondhaarige schon auf der Schulter. ‚Nur noch drei Meter, dann hast du’s geschafft.‘ beruhigte er sich selbst. Aber dann passierte das Unvorhersehbare. Der Drache spuckte Feuer. Ginnys Schreie drangen laut und quälend zu seinem Ohr. „Ginny!“ rief Draco. Hatte das Feuer sie erwischt? Wenn ja, dann brannte das rothaarige Mädchen jetzt lichterloh und würde sterben. „Ginny!“ rief Draco nun völlig außer Fassung. „Ginny, sag doch was!“ „Beeil dich, Draco!“ brüllte sie schwer atmend. Sofort kletterte Draco so schnell er konnte auf den Kopf des Drachen und las, was über den Auge geschrieben stand. Ein IA, daneben ein Plus und dann...ein zackiger Strich? Schon gleich wollte er losfluchen, doch dann machte es Klick. Ein Blitz. IA + Blitz. „Draco, Beeilung!“ rief Ginny von unten und riss ihn aus seinen Gedanken. Er sprang von dem Kopf des Drachen und rutschte den Schwanz hinunter. Der Drache hatte das alles zum Glück nicht bemerkt, also hob Draco einen Stein vom Boden auf, flüsterte „Wingardium Leviosa!" und "Engorgio!“, sodass dieser in der Luft schwebte und sich um das 30-fache vergrößerte, und ließ ihn dann auf den Schwanz des Drachens fallen. Brüllend jaulte dieser auf und stampfte wütend auf den Boden. Diese Unaufmerksamkeit nahm Draco wahr, rannte zu Ginny, packte sie beim Arm und zog sie eilig in den engen Gang, wo sie jedoch wegen der Oberschenkelverletzung von Ginny nur langsam vorankamen. Währenddessen war der Drache rasend vor Wut, weil er sich aufgrund des Steins auf seinem Schwanz nicht mehr bewegen konnte, und pochte gegen die Höhlenwände, wodurch diese zusammenzubrechen drohten. „Schneller!“ rief Draco der Gryffindor zu, doch erst jetzt fiel ihm ein, warum sie gar nicht schneller laufen konnte. Abrupt blieb er stehen, nahm sie ruckartig auf seinen Arm und rannte weiter. Das Ende war nach fünf Minuten komischerweise noch immer nicht in Sicht. Allmählich wurde Draco misstrauisch, behielt jedoch das Tempo bei und knallte plötzlich frontal gegen eine Wand. „Scheiße!“ schrie er als beide auf den Boden lagen. „Wir kommen hier nicht mehr raus!“ Ginny sah den Jungen fassungslos an, da ertönte plötzlich eine wispernde Stimme. „Bevor ihr in die Zeit zurückkehrt, müsst ihr eine einfache Frage beantworten. Wollt ihr alles behalten, was ihr hier erlebt habt, oder wollt ihr alles vergessen?“ Draco sah sich suchend in der Dunkelheit, spärlich erhellt durch den Lumos-Zauber, um. „Wer bist du?“ schrie er wütend, denn die Höhle drohte gerade zusammenzustürzen und ihm war daher nicht zum Spaßen zumute. „Beantwortet die Frage und ich öffne die Wand.“ wisperte die Stimme wieder. „Okay. Überlegen.“ Er versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. „Hier muss es doch einen Haken geben. Also, wenn wir sagen ‚Alles behalten‘, dann weiß ich weiterhin das Rätsel, aber...“ Er stockte und sah zu Ginny. „...du behältst auch weiterhin deine Wunde. Sagen wir ‚Alles vergessen‘ vergesse ich das Rätsel.“ Entschlossen stand er auf und rief „Alles vergessen!“, doch hörte sich selber nicht richtig. Gleichzeitig hatte Ginny nämlich „Alles behalten!“ gerufen. Wütend schrie er sie an. „Sag mal, spinnst du? Wenn wir es zurück schaffen wollen, dann musst du ein gesundes Bein haben! So schaffst du es niemals!“ „Ja, aber, wenn wir ‚Alles vergessen.‘ nehmen, dann war das ganze Unternehmen hier umsonst, du Schlaumeier!“ giftete sie zurück. „Mir ist dieses dumme Turnier egal. Ich will nur keine Toten! Alles ver...“ schrie er. Plötzlich zückte sie ihren Zauberstab und hielt sie an seine Gurgel. Fassungslos sah er in die Augen des rothaarigen Mädchens. „Wir nehmen ‚Alles behalten‘ oder es gibt hier gleich wirklich Tote!“ zischte sie. „Warum?“ flüsterte er noch immer vollkommen verwirrt. „Ich bin für solch ein Unternehmen nicht zu ängstlich!“ sagte sie überheblich. „Alles behalten!“ Die Wand verschwand und beide liefen gerade noch rechtzeitig auf dem Gang, denn dieser stürzte eine Sekunde später ein. „Ins Wasser!“ rief Draco, nahm sie an die Hand und sprang mit ihr in das dunkle Nass. Endlich hatten sie den blitzförmigen Ausgang der Höhle erreicht, da krachte nun auch diese vollkommen zusammen. Eine Menge Staub und Sand wurde dabei aufgewirbelt, sodass sie für ein paar Sekunden nicht weiter als ihre Hand sehen konnten. ‚Oh – mein – Gott!‘ dachte Ginny mit weit aufgerissenen Augen, nachdem die Sicht wieder klarer wurde Vor , hinter, über, unter ihnen, sowie rechts und links waren abertausende Konturen der gruseligsten Gestalten zu erkennen. Sie waren umzingelt. Die Wasserwesen waren zurück. Stille. Ginnys Herz pochte ihr bis zum Hals. ‚Ruhig, ganz ruhig!‘ beruhigte sie sich. Ihr fiel plötzlich ein fester Händedruck auf. Sie lächelte. Draco hielt ihre Hand und mit ihm würde sie das sicher schaffen. Sie spürte wie er kaum bemerkbar nach oben schwamm, so leicht bewegte er seine Füße. Dabei zog er sie mit, sodass sie sich nicht bewegen musste. Die Tiere schienen ihre Bewegungen gar nicht zu sehen und starrten sie nur interessiert an. Mittlerweile war Draco schon zwischen zwei Wesen, die vorher unter ihnen waren, eine Riesenkrake und eine Spinnenähnliche Kreatur, und Ginny glitt ihm langsam und geschmeidig hinterher. Plötzlich schwammen alle Tiere auf sie zu. Draco wurde von der Riesenkraken gepackt. Ginny war nun ganz alleine in der Mitte der Tiere. Schlagartig wurde ihr klar, warum die Tiere hier waren. Das Wasser war nur noch rot – so stark blutete ihre Fleischwunde am Oberschenkel. Sie würde also als ihr Mittagessen enden. ‚Nein!‘ dachte sie wieder völlig panisch. Dracos schmerzverzerrtes Gesicht und seine Schreie, die nur dumpf an ihr Ohr kamen, ließen sie erstarren und all ihre eigene Angst und ihren Schmerz vergessen. Die Saugnäpfe des Kraken schienen wie die einer kleinen Feuerqualle zu funktionieren, nur wesentlich stärker. ‚Draco!‘ schrie die gedanklich. ‚Ich will nicht hier und jetzt sterben. Ich will auch nicht, dass Draco stirbt! Ich will diese elenden Tiere vernichten!‘ Wieder breitete sich dieses Kribbeln in ihrem Arm aus und da erschien abermals dieses helle Licht, die Energiekugel. Das grelle Licht schien den Wasserwesen Angst zu machen, denn sie wichen zurück und der Kraken ließ sofort Draco los. Ginny hätte es gereicht, wenn das Licht nur dafür sorgte, dass die Tiere von ihnen fern blieben, aber plötzlich schien sich ihre Hand zu verselbstständigen. Sie holte aus, warf sie auf die Wesen und die Energiekugel löste eine dumpfe, aber laute Explosion aus. Draco nutzte die Gelegenheit, zog sie an sich und schwamm mit ihr so schnell er konnte nach unten. Verzweifelt versuchte Ginny mitzustrampeln, damit sie schneller vorankamen, aber es ging nicht. Die Verzweifelung nahm zu als sie plötzlich merkte, dass sie statt Luft versuchte Wasser zu atmen. Unkontrolliert zuckte sie. Wieder Wasser statt Luft. Sie nahm nicht einmal war, dass es heller wurde. ‚Luft!‘ dachte sie mit Tränen in den Augen. Ein Licht. Die kleine Ginerva. Ihre liebevolle Mutter am Lachen. Ein weiterer Zug, der ihre Lunge mit Wasser füllte. Harry Potter, der junge mit der Narbe – sie traf ihn zum ersten Mal beim Hogwarts-Express. Sie schrieb in das Tagebuch von Tom Riddle. Harry rettete sie in der Kammer des Schreckens. Wieder qualvolles Wasser. Sie und Anne am Lachen. Harry küsste sie zum ersten Mal. „Es ist mir egal, was du willst.“ Seine grünen Augen wurden teuflisch. Bellatrix folterte sie. Das rote Buch. Ein Eintrag. Voldemord. Draco. Warme Lippen. Luft gegen Wasser. Sie hustete und verdrängte das Wasser, das ihre Lunge fast vollkommen gefüllt hatte. Hellgraue Augen. Noch ein erleichternder, wundervoller Atemzug. „Geht’s?“ fragte Draco, der über sie gebeugt war, leise und streichelte ihre Wange. „Was?“ Ruckartig setzte sie sich auf und bemerkte, dass sie sich am Ufer des Sees befand. Sie fühlte sich schwach und müde. Dann wurde ihr klar, was gerade geschehen war. „Ich dachte, ich wäre tot.“ sagte sie nüchtern – sicher nicht, dass sie es ernüchternd fand, sondern weil sie nicht wusste, wie sie es sonst betonen hätte sollen. „Ich hatte Angst, du wärest tot.“ flüsterte Draco mit erstickter Stimme. Sie sah ihn an und erkannte, dass seine Augen mehr schimmerten als sonst. ‚Das liegt daran, dass wir aus dem Wasser kommen, Dümmerchen!‘ erklärte ihr eine trotzige Stimme. „Also, ich sag dir eins: Ich geh NIE wieder in diesem See baden!“ sagte sie wütend und müde zugleich. Draco lächelte sie an. „Ich glaube, ich habe auch keine Lust mehr darauf. Zumindest nicht, wenn du dabei bist. Meinen Verlust könnte die Welt verkraften. Aber mit deinem könnte zumindest ich nicht mehr leben.“ Dann stand er auf und ging ein paar Schritte vor Richtung Schloss. ‚Was hat er da gerade gesagt? Hat er mir gerade indirekt mitgeteilt, dass er mich mag oder war das reine Einbildung?‘ dachte sie ungläubig. Als er merkte, dass sie ihm nicht folgte, drehte er sich mit einem überheblichen Grinsen um. „Was ist? Ich trage dich sicher nicht zum Schloss! Ich meine, wenn du willst, kannst du ja hier mit deiner blutenden Wunde verrecken, aber ich gehe jetzt zu Madame Pomfrey.“ Fassungslos starrte sie ihm hinterher, während er wieder weiterging. ‚Nein, Ginny. Das hast du dir eingebildet. Er ist und bleibt ein Widerling – ein Slytherin eben.‘ Kapitel 37: Klärende Gespräche ------------------------------ 37. Klärende Gespräche „Ginny, was ist denn passiert? Ich habe gehört, dass du wieder im Krankenzimmer bist und...“ Ron besorgter Tonfall war plötzlich wie weggeblasen. „Was macht der denn hier?“ fragte er wütend und wies dabei auf Draco. „Weasley, sei nicht so neugierig. Wobei, vielleicht sollten wir es dir wirklich sagen: Ginny und ich waren zusammen baden und dann habe ich sie verprügelt.“ sagte Draco gelangweilt. Ginny musste schmunzeln bei dem Gesichtsausdruck, der sich auf dem Gesicht ihres Bruders breit machte. „Du hast WAS?!“ brüllte er vollkommen außer Rand und Band. „Mr Weasley, ich muss sie leider bitten das Krankenzimmer zu verlassen, wenn sie hier so herumbrüllen!“ wies ihn die Medi-Hexe in einem scharfen Ton zurecht. Er sah sie absolut fassungslos an. „Haben sie nicht gehört, was Malfoy da gerade gesagt hat? Er hat zugegeben meine Schwester verprügelt zu haben!“ Madame Pomfrey sah den jungen Weasley stirnrunzelnd an. „Man kann doch Mister Malfoy nicht ernst nehmen! Ich weiß zwar nicht, wie es dazu gekommen ist, aber nicht mal Mister Malfoy ist in der Lage jemanden solche Wunden zuzufügen.“ „Ginny, mir kannst du es sagen! War es Malfoy?“ fragte Ron seine Schwester so leise, dass nur sie es hören konnte. „Nein, er war es nicht.“ beschwichtigte sie ihn lächelnd.. „Du brauchst keine Angst zu haben. Wenn er in Askaban ist, dann wirst du ihn nie wieder sehen.“ flüsterte der rothaarige Gryffindor wieder. „Ron.“ Der böse Blick und die warnende Stimme zeigten deutlich, dass hier Schluss war. „Was ist, Malfoy?“ fragte Harry genervt. Er lehnte an der Tür und sah den beiden Geschwistern zu, wie sie miteinander redeten, doch die verstummten schlagartig, da man die plötzlichen, gewaltigen Spannungen im Raum förmlich spüren konnte. „Was soll schon sein, Potter?“ entgegnete Draco süffisant. „Du starrst mich schon die ganze Zeit an. Man könnte meinen du hast Interesse an mir.“ Harrys Augen waren nun Schlitze. Dracos Mundwinkel zog sich zu einem spöttischen Lächeln nach oben. „Das einzige Interesse, das ich verspüre, wenn ich dich sehe, liegt darin, dir deine unschuldige Fresse zu polieren und der Welt den wahren Potter zu präsentieren.“ „Den wahren Malfoy kennen wir ja schon. Hast dich sicher wohl gefühlt bei den Todessern, was?“ giftete Harry zurück. Draco lachte trocken auf. „Potter, du weißt gar nicht, wie gut du zu diesem Pack passt. Im Foltern hast du ja, soviel ich weiß, eine Menge Erfahrung.“ Harrys und Ginnys Gesichter erstarrten. Ron sah zwischen Harry und Draco verwirrt hin und her. „Hat’s dir die Sprache verschlagen, Potter?“ fragte Draco mit einem gespielt liebevollem Ton, der dann jedoch wieder sehr gehässig wurde. „Oder sollte ich besser fragen: Hab ich genau ins Schwarze getroffen? Wenn du willst, kannst du ja mal an mir den Todesfluch ausprobieren, anstatt an wehrlosen Mädchen. Oder warte – kannst du ihn schon? Neues Opfer gefunden? Ich gebe im Gegensatz zu dir wenigstens zu, dass ich weiß, wie er funktioniert und glaube mir, triff mich an einer dunklen Ecke, ich werde ihn anwenden!“ „Ich weiß, dass du ein Mörder bist, Malfoy!“ Harry fehlten so langsam die Worte. Normalerweise war er sehr schlagfertig, aber Draco trieb ihn in die Enge. „Ob ich einer bin, das ist hier noch die Frage, aber gewiss ist, dass ich wegen dir noch einer werde.“ zischte Draco bedrohlich. „Du bist verrückt, Malfoy! Und ich weiß nicht, wovon du sprichst!“ Mit diesem Worten eilte Harry aus dem Raum, verfolgt von einem tödlichen Blick. „Was sollte das denn, Malfoy?“ fragte Ron nun das, was er schon seit einigen Minuten fragen wollte. Er hatte, so wie Ginny auch, stumm das Gespräch verfolgt, aber im Gegensatz zu seiner Schwester verstand er überhaupt nichts. „Weasley, ich mag dich nicht – wirklich nicht, aber lass dir einen Rat geben: Schau öfter mal hinter die Fassade.“ Der Gryffindor zog die Stirn kraus und überlegte. „Ginny, kannst du dir da einen Reim drauf machen?“ fragte er schließlich. Ginny schüttelte energisch ihren Kopf, woraufhin Ron das Ganze mit einem Achselnzucken abtat und aufstand. Schließlich waren ihm die Reibereien zwischen Harry und Malfoy nur allzu gut bekannt. Alleine würde er sich aber nicht mit dem blonden Slytherin anlegen. „Pass auf dich auf, Ginny!“ lächelte er und ging zu Tür. Dort hielt er noch kurz inne und drehte sich zu seinem Erzfeind. „Ich warne dich, Malfoy! Wenn ich nur einmal höre, dass du Ginny etwas antust, dann verspreche ich dir, dass ich trotz Unerfahrenheit einen Todesfluch zustande bringen werde um ihn auf dich zu schleudern!“ Dann ging er aus dem Raum. Stille. Die Uhr tickte und Ginny sah unentwegt auf den Zeiger. Sie horchte auf als sie im Bett drei Meter neben ihr ein Rascheln hörte, doch schenkte der Geräuschequelle keine weitere Beachtung. Kurze Zeit später zuckte sie zusammen als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte und drehte automatisch ihren Kopf nach rechts, wo sie auch schon sofort in hellgraue Augen verschlungen wurde. „Es tut mir leid, Gin.“ sagte Draco mit...unsicherer Stimme? Irritiert versuchte sie all die Emotionen, die seine Augen preisgaben, zu erfassen. „Was tut dir leid?“ flüsterte sie. „So vieles. Allein schon das in der Höhle war nicht okay gewesen.“ Ginny wurde gerade vollkommen überrumpelt. Sie musste überraschend feststellen, dass ihr Draco Malfoy gerade einen kleinen Einblick in seine Gefühlswelt gab. Ja, DER Draco Malfoy, der sonst immer kühl und unnahbar schien, der cool und ein Mädchenschwarm war, der der dunklen Seite diente und der sie immer so mies behandelt hatte – bis vor einigen Monaten. Ihr war die ganze Zeit gar nicht aufgefallen, dass einzig und allein sie einen Teil seiner anderen Gefühle als Rache, Wut oder die Maske, die unechte Gefühle fabrizierte, zu sehen bekam. Sie sah Angst, Wärme, Freundlichkeit, Unsicherheit – Liebe... ‚Stop! Nicht zuviel interpretieren.‘ hinderte sie ihre innere Stimme. Aber plötzlich fiel ihr wieder ein, was er gesagt hatte. „Ich bin gerne ein Todesser geworden! Aber ich bin nicht derjenige, der immer nur ankommt, wenn er sich ausheulen will oder zu schwach ist um gegen Potters Mist anzukämpfen!“ Ihr Gesicht verfinsterte sich. Diesem Mistkerl vertraute sie also. Sie hatte vor ihm zugegeben schwach zu sein und er nutzte es aus um sie zu verletzen. „Genau das meine ich.“ sagte er leise. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie während ihrer ganzen Überlegungen in seine Augen geschaut hatte. Aber auch als es ihr bewusst wurde, konnte sie sich nicht von diesen stürmischen Farben losreißen. „Es tut mir leid.“ wiederholte er leise seine Entschuldigung. Er hätte alles erwartet. Eine Ohrfeige, eine Standpauke, Ignoranz, gehässige Blicke, aber nicht das. Zu seiner Überraschung waren es nämlich ihre Lippen, die sich langsam auf die seinen hinzubewegten bis sie sich letztendlich leicht berührten. Sofort fing alles in ihm an zu Kribbeln und der Schrei nach mehr ertönte in seinem Kopf. Wie machten sie ihn verrückt – diese sanften, weichen, süßen Lippen. Genüsslich leckte er mit seiner Zunge über sie, woraufhin Ginny leicht ihren Mund öffnete und ihn auf ein kleines Spiel einlud. Zuerst streiften sich ihre Zungen nur kurz, dann hielt er es nicht mehr aus und tauchte sanft in ihren süchtig machenden Geschmack hinein. Vorsichtig streichelte er ihre Zunge, biss sanft auf ihre Oberlippe und schmeckte dabei, das unbeschreibliche Aroma ihres Mundes. Ein Hauch von Vanille und Erdbeere war überall zu finden und es machte ihn wahnsinnig, dass dieser Hauch ein Hauch blieb. Das Spiel wurde immer fordernder. Nicht nur von seiner Seite. Sie musste sich wieder einmal eingestehen, dass sein Duft einfach betörend war. Zudem kam noch seine unglaubliche Gabe ihr Herz zum rasen zu bringen mit dem, was er mit ihr beim Küssen anstellte. Vergeblich versuchte sie gegen das wunderbare Gefühl anzukämpfen, aber insgeheim wusste sie, dass sie gar nicht dagegen ankämpfen wollte. Ihr Wille war dieser Kuss. Behutsam legte sie eine Hand auf seinen freien Oberkörper, der von dem Kampf gegen den Kraken gekennzeichnet war, und die andere um seinen Nacken, während er sie an der Taille zu sich zog. Dadurch flog Ginny rücklings auf das Bett mit Draco auf sich. Der Kuss war zu leidenschaftlich als das normale Worte ihn hätten beschreiben können. Ständig spielte eine Zunge Versteck, was der anderen eine atemberaubende Erkundigungstour ermöglichte, nur um letztendlich doch fündig zu werden und erneut eine feuchte Liebkostung anzufechten. Keuchend trennten sich ihre Lippen. Der Sturm in Dracos Augen war zu einem Orkan geworden, der Ginny zeigte, wie sehr er sich nach ihrer Nähe sehnte. Mit einem verträumten Blick strich sie ihm eine hellblonde Strähne aus seinem Gesicht. „Danke.“ flüsterte sie. Vollkommen irritiert wegen ihrem Verhalten sah er sie an. „Wofür?“ „Für die ehrlich gemeinte Entschuldigung.“ antwortete sie lächelnd. „Woher weißt du, dass sie ehrlich gemeint war?“ fragte er grinsend. „Weil ich es weiß.“ Sie stupste seine Nase, woraufhin sein schelmisches Grinsen zu einem ehrlichen Lächeln wurde. „Du hast mir noch so einiges zu erklären und zu erzählen.“ sagte Ginny grinsend und schubste ihn von sich runter, sodass er nun neben ihr auf dem Bett lag. Beleidigt verzog er das Gesicht. „So erzähl ich dir gar nichts.“ „Schön. Dann kannst du ja in dein Bett gehen.“ meinte sie in einem hochnäsigen Ton. „Schon gut. Schon gut. Also, was willst du zuerst hören?“ gab er sich geschlagen. Ginny überlegte kurz. „Du weißt doch das Rätsel noch, oder?“ „Hmm...ich weiß nicht.“ sagte er offensichtlich gespielt, aber ihr böser, warnender Blick zeigte ihm deutlich, dass er es nicht zu weit treiben sollte. „IA plus Blitz.“ sagte er gelangweilt. „Was?“ „IA plus Blitz.“ wiederholte er. „Wie? Was soll das heißen?“ Aus Ginnys Stimme klang unüberhörbar Verwirrung und auch ein bisschen Wut. „Tja, es ist unsere Aufgabe, herauszufinden, was das alles soll.“ antwortete er gelassen. „Und für diesen Mist sind wir darunter geschwommen und haben unser Leben riskiert?“ Nun war sie aufgebracht. Jedoch nicht lange, denn Draco war urplötzlich über ihr und hielt ihre Hände gegen das Bett gedrückt fest. „Jetzt hör mir mal zu, Lady. Aus diesem ‚Mist‘ kann man ziemlich viel rausholen, wenn man nur will.“ grinste er sie machthaberisch an. Ginny bekam durch diese Position allerdings leicht Panik, da sie diese doch ziemlich an die erinnerte, als Voldemort versucht hatte sie zu vergewaltigen. Darüber hatte sie mit Draco noch nicht gesprochen – er konnte es folglich nicht wissen. „Ähm...ich...könntest du mich vielleicht loslassen?“ stammelte sie. „Wieso denn?“ Sein Grinsen wurde immer fieser. „Gefällt mir nicht so ganz. Hat nichts mit dir zu tun. Erinnert mich nur ein bisschen an ziemlich dunkle Zeiten, die ich gerne vergessen würde.“ erklärte sie recht langsam. Sofort ließ er sie los und sah sie fragend an. „So dunkel diese Zeiten auch gewesen sein mochten – vergessen kannst du sie erst, wenn du damit abgeschlossen hast und sowas geht meist nur, wenn man darüber redet.“ „Okay.“ Sie räusperte sich. „Es ist nur so... Du weißt doch... Damals bevor wir vor den Todessern geflohen sind... Da... Da war ich ja... halbnackt...“ stotterte sie. Dracos Gesicht wurde finster wie die Nacht. „Ich kann mir denken, was da passiert ist, aber trotzdem wäre es nicht falsch, wenn du es aussprichst.“ meinte Draco dann ziemlich trocken. „Ja... Also... Voldemort... hat... hat... mich... nein... er hat versucht mich... mich zu...“ stammelte sie wieder. „Oh, Gott! Ich hasse das Wort!“ rief sie ihre Wut über ihre Angst vor einem normalen Wort aus. „Ist okay. Lass dir Zeit.“ beruhigte er sie, aber konnte sie nur zu gut verstehen. Sie atmete noch einmal durch, schloss die Augen und ratterte all die Worte nur so runter. „Voldemort hat Legilimens benutzt, weil er meinte, dass ich ihn überlisten wollte und hat dann herausgefunden, dass du Josephine Thurgood getötet hast und dann wollte er mich vergewaltigen, er hat mich festgehalten, mich geschlagen, sodass ich kurzzeitig das Bewusstsein verloren habe, was mir ganz gut gepasst hat, denn plötzlich hat der Todesgeist mit mir gesprochen und mir gesagt wie ich Voldemort besiegen kann und dann habe ich das getan, was der Todesgeist gesagt hat und dann war da ein Licht und dann kamt ihr Todesser plötzlich alle rein und Voldemort lag auf den Boden.“ Das war zwar alles ziemlich schnell gewesen, aber sofort kam bei Draco eine unbegrenzte Neugierde auf. „Wie konntest du den Dunklen Lord denn besiegen?“ Stirnrunzelnd sah Ginny zu ihm auf. Warum hatte sie sich das nicht selber gefragt? Es war wie vorgestern im See gewesen. Da hatte sie sogar zwei Mal diese Energiekugeln ohne ihren Zauberstab wie aus dem Nichts herzaubern können. „Ich...“ Sie überlegte. „Ich habe innerlich gedacht, was ich wollte und meine tiefsten Begierden gestillt.“ stellte sie fest. Plötzlich wurde ihr so einiges klar. „Die Entschädigung des Todesgeistes.“ kam es von Draco und Ginny wie aus einem Mund. „Das heißt ja...du kannst ohne Zauberstab zaubern! Bei Merlin, jetzt verstehe ich auch, warum der Dunkle Lord dir so hinterher war und dich nicht verlieren wollte.“ sagte Draco daraufhin entgeistert. Ginny grübelte schon wieder nach. „Jein. Ich denke, das Einzige, was ich ohne Zauberstab erreichen kann, ist das ich jemanden tot wünsche. Voldemort ist nur nicht gestorben, weil er ja irgendwie nur ein zurückgeholter Geist ist.“ „Das ist Waffe genug.“ meinte Draco energisch nickend. „Du meintest aber doch Begierden stillen. Was, wenn du deine anderen Begierden nur einfach nicht so deutlich gedacht hast wie die Begierden, die du in brenzlichen Situationen hattest?“ „Also, ich bin heilfroh, dass sich nicht alle Begierden gleich in einen Zauber umwandeln, denn dann wäre ich schon längst die gewissendliche Mörderin von Harry. Apropos Harry, was war denn das für ne Drohung gerade eben?“ fragte Ginny den blonden Slytherin. Dieser zwinkerte ihr nur verschwörerisch zu. „Der Typ soll mal Angst bekommen. Meinst du nicht, dass ich gemerkt habe, dass der dich in der letzten Zeit wieder belästigt hat?“ Ginnys Mund blieb offen stehen. „Wie? Du hast es gewusst?“ fragte sie ungläubig. Draco nickte selbstzufrieden. „Würdest du mir auch erzählen, was er gemacht hat?“ Auf Ginnys Stirn zeichneten sich Falten ab. „Er hat mich gegen meinen Willen geküsst und bedroht!“ Das klang gleichgültiger als ihr es eigentlich war. Es belastete sie – und zwar sehr. „WAS?!“ schrie Draco zornig. Ginny legte einen Finger auf seine Lippen und lächelte ihn beschwichtigend an. „Ist schon gut.“ „Nichts ist gut. Dieser scheinheilige, dreckige Bastard! Ich werde ihn foltern, ich werde ihn lynchen!“ fluchte er. Irgendwie musste Ginny schmunzeln. Man sah Draco selten in Rage, wenn ihn überhaupt jemals ein anderer als sie so gesehen hatte. „Genug geflucht. Mich interessiert viel mehr, wie du auf die Lösung dieses Wand-Rätsel gekommen bist.“ grinste sie. „Schlechter und total auffälliger Themawechsel, aber na ja. Zum Rätsel: Das war ja wohl voll leicht. Nach den ersten vier Versen kam mir sofort der Mond in den Sinn, trotzdem hätten es auch andere Dinge sein können. Die letzten vier Verse waren dann aber eindeutig. Werwölfe werden von dem Vollmond – folglich, wenn der Mond ‚sehr erhellt‘ wird –angezogen und verlieren ihren Verstand. Mein Problem war nur der Druck auf meinen Verstand, denn wenn man gesagt bekommt ‚Richtige Antwort oder Tod‘, dann ist es gleich viel schwerer zu denken.“ sagte er wieder relativ gut gelaunt. „Du und Druck? Malfoy, du kommst mir immer menschlicher vor.“ grinste sie weiterhin. „Ich BIN ein Mensch und ich WAR auch schon immer einer. Nur bin ich weitaus wichtiger und besser als einige andere menschliche Geschöpfe.“ sagte er in der lang vermissten Mischung aus Selbstgefälligkeit, Arroganz und Überheblichkeit. Ginny verdrehte die Augen. „Achja, du bist reinblütig, ich vergaß!“ „Allerdings. Du übrigens auch.“ gab er gleichgültig zurück. „Ich bin eine Blutsverräterin. Schon vergessen?“ fragte sie kühl. Draco biss sich auf die Lippe als ihm klar wurde, wie albern dieses Gerede doch eigentlich war. Sie war zwar eine Blutsverräterin, aber konnte mit Abstand am Besten küssen. Zudem sah sie einfach scharf aus und... er liebte sie. ‚Sag es ihr! – Nein! Wehe du tust das!‘ schritten zwei Stimmen in seinem Kopf. „Gin, ich muss dir etwas sagen...“ Entschlossen nahm er ihre Hand. All die Maskerade von vor ein paar Minuten war weg, was sie doch etwas skeptisch machte. Was hatte er nun wieder ausgefressen? „Ja?“ „Ich...“ Die Tür platzte auf. „Hallo ihr Zw...WAS MACHEN SIE IN EINEM BETT?!“ schrie Madame Pomfrey hysterisch. In Windeseile sprang Draco aus Ginnys Bett, hinüber in sein eigenes. Mit Schlitzaugen musterte sie die beiden Krankenzimmer-Ordnungs-Brecher. „Versprechen sie mir, dass sie in ihren eigenen Betten bleiben, oder muss ich einen Zauberspruch über ihre Betten sprechen?“ „Nein, brauchen sie nicht.“ sagte Draco in seiner typisch coolen und gelangweilten Stimme. „Gut. Ich wünsche eine angenehme Nacht.“ Schon verschwand die Hexe aus dem Zimmer. Nach ein paar Minuten der Stille meldete sich Ginny wieder zu Wort. „Drace?“ „Ja?“ flüsterte er zurück. „Was wolltest du mir sagen?“ Er hielt inne. „Nichts. Ist unwichtig.“ Schweigen. „Lügner.“ gab sie noch von sich und drehte sich auf die andere Seite. Kapitel 38: Badefest -------------------- 38. Badefest „Nun, sag schon. Was habt ihr getrieben, dass ihr solch schwere Verletzungen hattet?“ Anne löcherte Ginny schon seit Stunden mit Fragen, die die rothaarige Gryffindor ignorierte. „Och, komm schon!“ bettelte Anne weiter, doch Ginny antwortete nicht und ging ans Fenster. „Solche Verletzungen kriegt man doch nicht einfach so! Du und Malfoy seid ziemlich oft im Krankenzimmer, falls dir das noch nicht aufgefallen is.“ Von jetzt auf gleich verfinsterte sich Ginnys Gesichtsausdruck. „Anne, ich habe ein Problem.“ Damit hatte das blonde Mädchen nun überhaupt nicht gerechnet, aber der Ernsthaftigkeit in Ginnys Stimme war zu entnehmen, dass sie wirklich etwas belastete. „Was ist es? Du weißt, du kannst mich alles erzählen.“ „Morgen... morgen ist...“ „Badefest!“ unterbrach Anne ihre Freundin lachend. „Du weißt nicht, was du anziehen sollst. Das ist ja mal wieder typisch Ginny.“ „Nein.“ Ginny sah vom Fenster auf, direkt in Annes Augen und zog ihren Umhang aus. „Was wird das de...?“ Anne stockte der Atem und sie sah ungläubig auf das, was sich auf Ginnys linken Unterarm befand. „Gi... Ginny... das ist doch...?“ stotterte sie. „Ja, das ist es. Ich habe das Dunkle Mal. Du musst verstehen, ich wollte es nicht. Das heißt, zuerst schon, Voldemort ist erstens ein guter Überredungskünstler und hat zweitens meine Verwirrtheit ausgenutzt, nachdem ich tagelang von Bellatrix Lestrange gefoltert wurde.“ Ginnys Stimme klang gleichgültig, aber innerlich zerbrach dieses Zeichen sie. Anne sah ihre Freundin bestürzt an. Schon lange wollte sie nachfragen, was denn während Ginnys Abwesenheit passiert war, aber an so was hätte sie nicht mal im Traum gedacht. „Ginny...“ flüsterte Anne und ging auf das rothaarige Mädchen zu. Diese jedoch zwang sich wieder ein Lächeln auf. „Ist schon gut. Draco meinte, ich solle mir deswegen keinen Kopf machen, aber... Anne, was werden die Leute von mir denken, wenn sie das sehen? Man kann es nicht einfach wegzaubern! Ich komme da mit einem Todesser-Mal auf meinem Unterarm an! Mir glaubt doch niemand, wenn ich sage ‚Wollte ich nicht.‘!“ Ihre Stimme wurde immer hysterischer. „Wer weiß noch davon? Dein Bruder?“ fragte Anne vorsichtig nach. Ginny schüttelte den Kopf. „Keiner weiß es, außer dir und Draco.“ „Ginny, ich steh hinter dir und ich denke auch deine Familie wird es verstehen, wenn du es ihnen nur so erklärst wie mir.“ beruhigte die blonde Hexe Ginny, die kaum sichtbar nickte. Was die Lehrer schon wieder aus der großen Halle gemacht hatten, war einfach atemberaubend. Man konnte es sich kaum vorstellen, aber sie war noch größer als sie normalerweise schon war, in der Mitte war ein tausend Quadratmeter großes Schwimmbecken, in dem sich so gut wie die ganze Schülerschaft tummelte und Millionen von Glühwürmchen erhellen die wilde Landschaft von Gras, Büschen und sogar tropischen Pflanzen. „Du bist doch Anne, oder?“ Anne wurde aus ihrem Staunen gerissen, jedoch war der Junge, der sie sonst nie ansprach, Auslöser eines erneuten, erstaunten Blick. Draco Malfoy, Eisprinz von Slytherin, Mädchenschwarm, unnahbarer, cooler Typ, stand vor ihr mit nichts als einer grün-silbernen Badehose. Mit offenem Mund starrte sie auf seinen perfekten Körper, Sixpack, nicht zuviel, aber definitiv auch nicht zu wenig. Die blonden, nassen Haare fielen ihm leicht ins Gesicht und diese stürmischen, hellgrauen Augen... „Genug gesabbert, Smith.“ grinste er hämisch. „Wo ist die Weasley?“ „Sie... sie kommt nach.“ stammelte Anne leicht errötet. Himmel, Herrgott! Wie konnte ein so gut aussehender Typ nur ein Slytherin, folglich ein Vollidiot sein? „Das glaube ich aber irgendwie nicht.“ murmelte er vor sich hin. „Was hast du gerade gesagt? Ich hab dich akustisch nicht verstanden.“ Anne wurde schlagartig klar, wie unsicher sich ihre Wort angehört haben mussten und versuchte mit allem Verstand, den sie noch besaß, sich wieder einzukriegen. „Wie ist das Passwort zum Gryffindor-Turm?“ fragte der blonde Schönling mit einem Tonfall als wäre diese Frage für einen Slytherin die normalste der Welt. „Wie bitte? Hältst du mich wirklich für so doof, dass ich es dir sage?“ prustete Anne unsicher los. Am Handgelenk zog er sie plötzlich vor die Tür der großen Halle, wo sich aufgrund des Badefestes kein Mensch befand. Dann hielt er ihr seinen linken Unterarm direkt vor die Nase. „Sie wird nicht kommen! Und jetzt gib mir das verdammte Passwort!“ fuhr er sie an. Anne starrte aus das Mal. Dann verstand sie alles. Nein, Ginny würde nicht kommen. Sie würde sich nicht trauen mit diesem Mal aufzukreuzen und dieser Slytherin war der Einzige, der an sie herankam. Wieso hatte sie nicht schon früher die Erkenntnis? Ginny erzählte so oft davon, dass sie zu Malfoy ging und hatte sogar schon einen Spitznamen für ihn. Bis jetzt hatte sie allerdings gedacht, dass das nur Spinnerein waren. Das stimmte jedoch nicht. Die Beiden waren befreundet – wenn nicht sogar mehr als das. „Ist ja schon gut! Es heißt ‚Schokofrosch‘, aber wehe du stellst was an!“ fauchte sie ihn an um ihr Grinsen zu überspielen, verschwand sie wieder in die große Halle und begab sich mit einem erleichterten Gefühl zu den Gryffindors. „Was suchen sie denn hier?“ fragte die Fette Dame empört als sie den halbnackten Slytherin genauer betrachtete. „Du gehörst hier doch gar nicht hin.“ „Schokofrosch.“ sagte er genervt. Dafür erhielt er einen misstrauischen Blick. „Das ist ja unerhört! Sie dürfen das Passwort gar nicht wissen, weil sie hier nicht rein dürfen!“ „SCHOKOFROSCH!“ wiederholte er noch genervter und wesentlich lauter. Widerwillig gab die rosa gekleidete Frau das Portraitloch frei. Sogleich stürmte Draco hindurch. Als er im Gemeinschaftsraum stand musste er schmunzeln. Man sah, dass sich in diesem Haus definitiv nicht die reichsten Schüler befanden. Er hatte viel gold erwartet, aufgrund der Gryffindorfarben, aber der Raum wirkte eher armselig. Mit einem selbstgefälligem Lächeln suchte er den Raum ab, aber hier war sie nicht. Wo sollte er jetzt hin? Er ging die Wendeltreppe, die auf der linken Seite des Gemeinschaftsraumes nach oben führt, hinauf und hatte richtig getippt. Hier waren die Mädchenschlafsäle. Nur – wo war der von Ginny? Er schloss die Augen und hoffte eine Bewegung zu hören. Da. Gleich im ersten Zimmer schien sich jemand zu bewegen. Er klopfte an. „Ginny?“ Schon wollte er einfach die Tür öffnen, da riss sie jemand ruckartig auf. Ginny starrte ungläubig auf Draco, dann wanderten ihre Augen von seinem Gesicht zu seinem Oberkörper, was ihr eine leichte Röte in die Wangen trieb. „Was machst du denn hier?“ „Dich abholen, da du ja anscheinend von alleine nicht kommen willst.“ antwortete er grinsend. Ihm waren die geröteten Wangen nicht entgangen. Dann musterte er sie und sein Grinsen verschwand. „Du hast dich ja nicht mal umgezogen.“ sagte er empört. „Ich will nicht hingehen.“ gab sie nach ein paar Minuten des Schweigens von sich. „Wie war das noch gleich? ‚Mir ist egal, was du willst.‘? Nein, Ginny mir ist es nicht egal, was du willst. Im Gegenteil. Mich interessiert, was du willst und ich weiß, dass du nur zu gerne da nach unten auf das Badefest willst. Also, drück dich nicht! Ich hab auch mein Todesser-Mal.“ erklärte er in einem warmen Ton, den sie von ihm nur sehr selten, dafür aber zu gerne, hörte. „Ich geh jetzt runter und erwarte dich in fünf, okay zehn Minuten – weil du ja eine Frau bist – unten in der großen Halle. Ich stehe direkt neben der Tür.“ Er zwinkerte ihr zu, drehte sich um und war so schnell verschwunden wie er gekommen war. Die Tür zur großen Halle ging auf und Ginny verdrehte auch sogleich wieder die Augen. Die Hälfte der Anwesenden – und damit waren die Jungen gemeint – starrten sie an als wäre sie ein Wesen, das sogar der Zaubererwelt fremd war. Dracos Lieblingsfarbe an ihr schien wirklich zu wirken. Sie trug einen knappen, goldenen Bikini, der ihre Kurven sehr gut betonte. Erhobenen Hauptes kam Draco auf sie zu und reichte ihr seinen rechten Arm, in dem sie sich auch gleich kichernd einhackte. Mal wieder trafen das ungleiche Paar böse Blicke, aber Ginny war das momentan so was von egal. Sie machte sich mehr Sorgen wegen ihres linken Unterarm, der bei Draco eingehakt war. Man konnte zwar nichts sehen, weil Draco das Mal bedeckte, aber zu wissen, dass es sich darunter befand, behagte ihr trotzdem nicht. Er führte sie zu einem abgelegenen Platz (so einer war in diesem überdimensional großen Raum durchaus schnell zu finden), von dem aus man wegen der vielen Büsche nicht beobachtet werden konnte und legte sich auf den warmen Rasen, während Ginny sich neben ihn setzte. „Du trägst gold.“ stellte er grinsend fest. „Ja. Aber sicher nicht, weil es dir gefällt.“ entgegnete sie mit einem sonst ihm üblichen selbstgefälligem Lächeln. „Wer sagt denn nun schon wieder, dass es mir gefällt?“ kam es schlagfertig von ihm zurück. „Ein Blick in deine gierigen Augen genügt.“ „Ich gucke gierig?“ fragte er belustigt. „Allerdings.“ „Ich glaube heute ist mein Tag des Zitierens. Aber – wie war das noch mal? Begierden Stillen?“ Dabei legte er eine besondere Betonung auf das ‚Gier‘. „Ich möchte dir ja nur zu ungern deine Argumente klauen, aber das, was du gerade tust, bezeichne ich normalerweise auch als ‚vor Gier gleich über jemanden herfallen‘.“ Ginny wurde knallrot. Wie konnte sie nur so offensichtlich auf seinen Körper starren? Es ging aber nicht anders. Immer und immer wieder erschienen Bilder vor ihrem geistigen Auge. Sie küsste Draco. Draco küsste sie. Sie ganz nackt. Er ganz nackt. Sie stöhnte. Er stöhnte. Unweigerlich musste sie sich auf die Lippe beißen, damit sie sich wieder auf die Realität konzentrieren konnte. „Ich falle sicher nicht über dich her.“ sagte sie, jedoch etwas kleinlaut. Als ihr das auffiel, wurde ihre Stimme fest. „Du bist doch immer derjenige, der mich küsst.“ „Schuldig im Sinne der Anklage. Aber nicht beim letzten Mal.“ grinste er. Ertappt. „Ich... das... das war nicht ich.“ stammelte sie vor sich hin. „Nein, das war der Todesgeist. Nicht wahr?“ Sein Grinsen konnte jetzt nicht mehr überboten werden. Zum wievielten Mal hatten sie sich nun schon geküsst? Zwei- oder dreimal? Die Küsse, die in der Nacht ohne Gewissen und als zwingende Maßnahme (man erinnere sich daran, dass sie beinnahe von Madame Pomfrey in Dracos Krankenbett erwischt worden wäre, hätte er sie nicht durch einen Kuss ruhig gestellt) mal außen vor genommen. Warum hatten sie sich überhaupt geküsst? Irgendwie fand sie darauf keine Antwort. Es war einfach ein süchtig machendes, unbeschreiblich tolles Gefühl, wenn er sie nach allen Regeln der Kunst küsste. Die Frage, ob es wirklich korrekt war, beantwortete diese Tatsache allerdings nicht. Aber was meinte Draco da gerade? Der Todesgeist? ‚Nein, Ginny, damit kannst du dich nicht retten. Der Todesgeist ist gegen Draco und außerdem war das Ironie. Themawechsel!‘ „Hast du schon mit der dritten Aufgabe angefangen?“ platzte es aus ihr heraus. Draco grinste. „Ich wüsste schon gerne, wie du dir unsere Küsse erklärst. Aber gut – kommen wir eben gleich zu. Ich hab Dumbledore sofort nach unserem Tauchgang das Rätsel gegeben und er meinte, dass das für die zweite Aufgabe reichen würde. Als Aufgabe drei sollen wir das Rätsel lösen, alles in Verbindung setzen und haben dann die Möglichkeit für eine Woche Hogwarts zu verlassen, wenn wir denn wissen, was wir zu tun haben.“ Ginny schien plötzlich sehr nachdenklich, was Draco nicht entfiel. „Was ist los?“ „Es ist nur...“ meinte Ginny. „Du hast doch gesagt, dass es schmerzhaft ist, wenn wir in Hogwarts sind, folglich nicht apparieren können und Voldemort seine Anhänger einberuft, aber in dem ganzen letzten zwei Monaten habe ich nichts davon bemerkt. Entweder es liegt daran, dass es doch kein Proteus-Zauber ist, den Voldemort mit dem Dunklen Mal versehen hat, oder er beruft sie einfach nicht ein. Das Letztere erscheint mir da logischer. Aber – ist das normal so?“ „Nein. Und um ehrlich zu sein beunruhigt mich das auch. Ich denke er plant was. Die Ruhe vor dem Sturm halt.“ antwortete er trocken. Ginny nickte zustimmend, denn das Sprichwort war ihr auch schon beim Tauchgang in den Sinn gekommen und hatte sich bewahrheitet. „Außerdem habe ich das Gefühl da kommt noch so einiges auf uns zu. Die Flucht aus Malfoy Manor war einfach zu leicht. Okay, wir wurden verletzt, aber das stimmt doch was nicht.“ fuhr er fort. Nachdenklich sah sie ihn an und erschrak bei dem plötzlichen Stimmungswechsel. Wieder umspielte dieses unglaubliche Grinsen seinen Mund. „So. Jetzt kommen wir aber zum Küssen zurück. Womit habe ich den letzten Kuss verdient?“ Ginny fielen sofort Laster von den Schultern, durch die sie zu erdrücken drohte. Andererseits wurde wieder ein Thema angesprochen, das ihr zu suspekt war. „Malfoy, das klingt wie ein Verhör zweier Kindergarten-Freundinnen.“ Irgendwie musste sie sich da doch jetzt rausreden können. „Ist mit egal, wie das klingt. Ich will ne Antwort!“ grinste er unaufhörlich. „Womit habe ich denn deine verdient?“ fragte sie aus der Hilflosigkeit heraus. „Als Wiedergutmachung.“ sagte er verschwörerisch. Irritiert schaute sie dem blonden Slytherin in die Augen. „Wie? Warum?“ „Darum.“ Plötzlich sprang er auf, griff sie am Handgelenk und lief mit ihr im Schlepptau aus ihrem Versteck. Als hätte sie es geahnt, steuerte er direkt auf das Schwimmbecken zu. Vergeblich versuchte sie mit ihren Füßen abzubremsen, aber der Widerstand brachte nichts. Mit einem lauten PLATSCH landeten beide im Wasser. Nach Luft schnappend tauchte Ginny wieder auf, doch schon gleich warf sich Draco wieder auf sie und duckte sie kurz unter. „DU!“ schrie sie als sie wieder hoch kam, legte sich blitzschnell auf den Rücken und strampelte ihm mit ihren Füßen eine Ladung Wasser ins Gesicht. „Tja, das hast du davon!“ grinste sie und zeigte ihm die Zunge. „Na warte!“ wisperte er bedrohlich und war prompt unter Wasser verschwunden. Ein paar Minuten vergingen und so langsam wurde Ginny misstrauisch. Suchend sah sie sich im Wasser um, doch es war so tief, dass man den Boden nicht sehen konnte. Plötzlich zog sie etwas ruckartig an den Beinen nach unten; sie hatte nicht mal Zeit zum Luft holen. Als sie die Augen unter Wasser öffnete, wollte sie schon gleich lächeln, weil sie dachte zu wissen, wer der Angreifer war, aber ihr Gesicht versteinerte. Harry hielt sie fest. Erst jetzt merkte sie, dass sie Luft wieder dringend nötig hatte, aber der grünäugige Gryffindor ließ sie nicht los. Sie wehrte sich immer mehr gegen seinen Griff, aber es half nichts. Mit den Augen wies sie flehend nach oben, aber Harry verstand nicht, was sie meinte, oder wollte es nicht verstehen und blieb mit ihr unter Wasser. Dann löste sich der Griff plötzlich doch und sie schwamm so schnell ihre Beine es erlaubten zur Wasseroberfläche, wo sie auch gleich einen tiefen Atemzug nahm. „Spinnst du, Malfoy? Was hast du gemacht?“ brüllte Harry, der gerade aufgetaucht war. Die herumstehenden Leute wurden aufmerksam auf den hitzigen Wortwechsel, der sich gleich voraussichtlich ergeben würde. „Das nennt man Kickboxen, Potter, und ich habe dir gesagt, dass man sich nicht an wehrlose Mädchen vergreift. Zumindest nicht an dieses.“ Dracos Augen wurden zu gefährlichen Schlitzen. „Komm, Ginny. Wir gehen!“ Mit diesen Worten ergriff Harry ihre linke Hand, wobei er so zog, dass ihr ganzer Arm aus dem Wasser trat, und starrte auf das schwarze Zeichen, das ihren Unterarm kennzeichnete. „GINNY?!“ rief er fassungslos. „DU BIST EINE TO...“ Weiter kam er nicht. Draco hatte ihm einen gekonnten Schlag gegen die Schläfe verpasst, sodass der Gryffindor sofort sein Bewusstsein verlor und bäuchlings auf dem Wasser schwamm, dann unterging. „HARRY!“ schrie Ron, der gerade herbeigeeilt kam, daher seinen Freund erst einen Meter unter der Wasseroberfläche erkannte, und in das Wasser sprang um ihn zu retten. Währenddessen hatte Draco Ginny demonstrativ an sich gezogen, trat mit ihr aus dem Wasser und verließ wütend die große Halle. „Willst du ihn ertrinken lassen?“ flüsterte sie ängstlich, während sie auf dem Weg zu den Kerkern waren. „Würde ich gerne, ja. Aber da sind leider zu viele, geblendete Menschen, die den Jungen, der lebt, auch gern weiterhin lebend haben wollen.“ antwortete er und seine Augen blitzten gefährlich auf. In seinem Zimmer war es – anders als in den restlichen Kerkern – angenehm warm, aber doch etwas zu kalt für Badebekleidung. Ginnys Füße waren taub durch den kalten Steinfußboden, über den sie zehn Minuten gelaufen war. Mit einer Handbewegung wies er sie an sich auf das Bett zu setzen, was sie auch trotz des nassen Badeanzugs tat. Draco nahm sich ein Badetuch, wickelte es um seine Hüfte und zog dann seine Badehose aus. Das Ganze hatte Ginny wortlos beobachtet, ehe sie die eine Frage stellte, die ihr schon seit Monaten durch den Kopf ging: „Warum tust du das alles?“ Draco hielt in seiner Bewegung kurz inne, ging auf sie zu und setzte sich neben sie. Dann blickte er in die neugierigen, fordernden und fragenden Augen des Mädchens neben sich. Er erhob seine Hand und streichelte einmal sanft über ihre Wange. „Weil...“ Kapitel 39: Fassade ------------------- 39. Fassade „Weil ich...“ ‚Draco, ist dir gerade klar, was du diesem Weasley-Mädchen sagen willst? – Natürlich ist mir das klar. – Du bist so tief gesunken. Überleg doch mal! Erstens ist sie eine Weasley und du ein Malfoy. Diese Verbindung kann nie funktionieren! Und zweitens: Was ist, wenn sie dir einen Korb gibt? Wie stehst du denn dann da? Ich kann es dir sagen: Wie ein absoluter Vollidiot! – Das... das stimmt... – Außerdem benimmst du dich in der letzten Zeit einfach peinlich! Du hilfst der Weasley andauernt. Und wofür? Du wirst von allen Seiten schräg angeguckt. Du bist ein Malfoy! – Nein, bin ich nicht! Nicht mehr! – Klar, du hast dich von deinem Vater abgesagt, aber wenigstens ein bisschen Stolz müsstest du immer noch haben. – Ich habe mich eben geändert! – Ein Mensch kann sich nicht von einen auf den anderen Tag verändern. Du machst dir etwas vor! Du bist noch immer Draco Malfoy und wirst es auch für immer bleiben! Also, spiel dir wenigstens ein Mal in deinem Leben nichts vor und erkenne deinen Fehler! – Was denn für ein Fehler? – Du begehst den Fehler deinen Stolz zu verlieren und das ist etwas, was du dir nicht erlauben kannst. Sie ist daran Schuld! – Nein, Ginny ist liebevoll und... – Merkst du nicht, wie geschwollen du redest? Du schauspielerst! Sieh doch endlich ein, dass zwischen Ginerva Weasley und dir nichts ist! – Aber mir liegt doch so viel an ihr... – Keiner sagt was gegen eine Freundschaft mit ihr, solange sie dich nicht zu sehr beeilflusst und solange du nicht zu einem Gryffindor mutierst. – Aber, ich wollte ihr doch gerade meine Liebe gestehen... – Liebe? Was ist das? Nur ein Wort! Ein Gefühl, das sich die Menschen ausgedacht haben, weil sie sich nach dieser Illusion sehnen. Aber du darfst dieser Ilusion nicht verfallen! Das Einzige, was dich so unheimlich an ihr anzieht, ist ihr makeloser Körper. – Aber ich fühle mich so glücklich, wenn sie da ist... – Siehst du! Du wirst schwach wegen ihr! Sie bringt dich dazu Dinge zu fühlen, die du dir nur einbildest. Körperlich kannst du schwach werden, aber nicht geistig. Niemand darf Einfluss auf deine wirklichen Begierden und deinen Geist nehmen. Sei stark! Sei schlau! So, dass du stolz zurückblicken kannst!‘ „Drace? Draco? Kannst du mich hören?“ Ginny sah ihm noch immer fest, aber irritiert in die Augen. „Wie?“ fragte er verwirrt. Es kam ihm vor als wäre er aus einer kurzen Trance wiedererwacht. „Du hattest gerade den Satz ‚Weil ich...‘ angefangen und plötzlich waren deine Augen... irgendwie leer.“ In Ginnys Augen konnte man deutlich Besorgnis erkennen. Nein, er konnte es ihr nicht sagen. Er wusste nicht, ob das, was er für sie empfand, wirklich Liebe oder nur eine Illusion war. Zudem würde er ihre gute Freundschaft aufs Spiel setzen oder sie womöglich sogar ganz verlieren. „Weil ich ein paar Sympatien für dich hege.“ sagte er in einem gelangweiltem Ton. Das alles ein bisschen komplizierter auszudrücken war die beste Möglichkeit es nicht so drastisch dastehen zu lassen. Zufrieden mit seiner Antwort nickte er kaum merkbar, so als ob er damit der inneren Stimme, die ihn wieder zur Vernunft gebracht hatte, seinen Dank aussprach. „Ich mag dich auch, falls du das meinst.“ strahlte Ginny ihn an. Seine Zufriedenheit war von jetzt auf gleich wieder am Nullpunkt angelangt. Sie traf den Nagel auf dem Kopf, auch wenn es die etwas abgeschwächte Version seines eigentlichen Liebesgeständnises war. Als er seinen Kopf hängen ließ, bemerkte Ginny seine Betrübtheit und wurde den Verdacht nicht los, dass diese mit ihren ausgesprochenen Worten zu tun hatte. Jedoch zwang sie etwas in ihrem Inneren nicht mehr weiterzubohren. „Was soll ich jetzt eigentlich machen? Ich meine, ich habe das Dunkle Mal, Harry weiß es und wird es mit aller Sicherheit Ron erzählen und der wird sich gezwungen fühlen meinen Eltern darüber zu unterrichten.“ sagte sie ruhig, dennoch mit einem leichten Beiklang von Verzweiflung. „Ihnen einfach die Wahrheit erzählen. Den Teil, dass du es gewollt hast, kannst du ja außen vor lassen. Immerhin wissen sie ja nicht, dass man den Willen haben muss das Mal zu bekommen.“ „Oh mein Gott! Ich kann meiner Familie doch nicht sagen, dass ich eine Todesserin bin! Das mit dem Wollen wusste ich ja nicht mal. Ich muss echt verrückt gewesen sein als ich das Mal angenommen habe.“ regte sich das rothaarige Mädchen auf und sah nun sichtlich verzweifelt an die Decke, als stände vielleicht dort eine Lösung ihres Problems geschrieben. „Klar warst du verrückt. Du hast ja auch schließlich eine ganze Woche lang Bellatrix Folter aushalten müssen.“ Draco hielt kurz den Atem an, dann sprach er langsam weiter. „Es gäbe da allerdings schon Möglichkeiten, wie wir das kleine Problem beseitigen könnten.“ Ginnys Interesse war sofort geweckt. „Wie? Draco, jetzt sag schon!“ Draco musste schmunzeln. Sie hatte ihn einen Spitznamen gegeben, den ganz allein nur sie benutzen durfte. Drace. Wenn sie jedoch etwas von ihm wollte, wütend oder beleidigt wurde, nannte sie ihn stets bei seinem normalen Namen. „Möglichkeit eins: Harry wird noch rechtzeitig mit einem Gedächtniszauber bearbeitet.“ Ginnys Gesicht zufolge schien diese Art Lösung nicht die Beste zu sein. Verständlich. Seitdem Harry an ihr mit Zaubersprüchen herumexperimentiert hatte, hatte sie große Probleme damit überhaupt an irgendjemanden einen noch so harmlosen Zauberspruch auszuüben. Hier kam die zweite Möglichkeit zum Tragen. „Möglichkeit zwei: Du drohst Potter, dass du mit seinen ‚Fehltritten‘ an die Öffentlichkeit gehen wirst, wenn er auch nur ein Sterbenswörtchen über das Mal ausplappert.“ „Du meinst, ich soll ihn erpressen?!“ rief sie schockiert aus. „Aber, aber. Du erpresst ihn doch nicht. Eigentlich hätte die Zaubererwelt meiner Meinung nach schon längst erfahren sollen, wie Potter wirklich ist. Warum tust du’s nicht endlich?“ Nun war Draco aufgestanden und stellte sich vor der Gryffindor, die noch immer auf dem Bett saß. Mit einem unglaublichen Lächeln reichte er ihr ein Handtuch, dass sie sogleich um ihren kalten Körper legte. „Ich kann nicht.“ flüsterte sie traurig. Was Draco in der letzten Zeit nicht mehr verstand, war das er sie verstand. Er war nie ein Frauenversteher gewesen, wenn auch ein Frauenschwarm. Und genau da war es wieder. Dieses unerklärliche Gefühl. „Nutzen wir doch endlich mal das kleine Geheimnis über Potter. Allerdings habe ich die unheilvolle Befürchtung, dass dein Bruder schon längst von der ganzen Sache weiß.“ sagte Draco in einem ihm üblichen undefinierbarem Ton. „Was sollte dann der Mist mit den Möglichkeiten?“ fauchte sie ihn an. ‚Unglaublich!‘ dachte Ginny. Dieser Gedanke war jedoch nicht wütend, sondern fassungslos. Wie konnte der Slytherin in diesem Moment so unheimlich sexy Grinsen? „Weil ich mir noch ein wenig länger deinen nassen Körper ansehen wollte.“ flüsterte er ihr nicht weniger sexy ins Ohr. Ginny schluckte hart. Nicht, dass sie Angst vor ihm hatte. Nein, es war pure Lust, die plötzlich ihren ganzen Körper überfiel. Lust auf Draco. Geschockt von ihrer Selbsterkenntnis starrte sie auf seinen Körper. Mit nichts als ein Handtuch um die Hüften bekleidet, sah er einfach zum Anbeißen aus. ‚Will ich wirklich nur ihren Körper?‘ schoss es ihm durch den Kopf, aber er beachtete diesen Gedanken nicht, da seine vollste Aufmerksamkeit wortwörtlich an ihren anziehenden Lippen hing. Er beugte sich zu ihr herunter und drückte ihr ein paar sanfte Küsse auf ihren Mund, die sich sofort in einen wilden, leidenschaftlichen Kuss verwandelten. Langsam ließ er sich auf sie gleiten, als... BUMM, BUMM. Jemand polterte schreiend an die Tür. Genervt verdrehte Draco die Augen, ließ widerwillig von ihr ab und ging zu dem ungebetenen Gast. Es machte ihn wahnsinnig sich vorzustellen, was alles hätte passieren können, wenn es diese Unterbrechung nie gegeben hätte. Er öffnete die Tür. ‚Schmerz lass nach!‘ war das Erste, was er danach dachte. Rons Faust landete direkt in Dracos Gesicht. „DU HAST SIE DAZU GEBRACHT EINE TODESSERIN ZU WERDEN!“ schrie Ron so laut vor Zorn, dass es die ganzen Slytherins, die gleich nebenan im Kerker waren, hundertprozentig mitbekamen. „DU DRECKSKERL! ICH WERDE DICH...!“ brüllte Ron noch lauter, aber ihm fiel nichts ein, dass seine Wut in Worte fassen könnte. „RON!“ schrie Ginny genauso laut wie ihr Bruder. Dieser blickte nun zu ihr und sah sie bemitleidend an. „Dir macht keiner einen Vorwurf, Ginny. Du warst halt zu schwach dich der Grausamkeit dieser Todesser zu entziehen.“ Ginny griff sich ein Kissen, das sie mit voller Wucht gen ihren Bruder warf. „MICH HAT NIEMAND DAZU GEBRACHT UND ICH WAR AUCH NICHT ZU SCHWACH!“ brüllte sie. „ICH BIN GERNE EINE TODESSERIN GEWORDEN!“ Ron blieb vor Schock der Mund offen stehen und wurde bleich wie eine Wasserleiche. Dann sah er kurz prüfend auf ihren linken Unterarm und ging wortlos die Kerkertreppen hinauf. Ginny stürmte zur Tür und wollte Ron hinterherlaufen, aber Draco hielt ihren Arm fest und schüttelte den Kopf. Sie konnte nicht einfach ihren Bruder nachlaufen und sagen ‚War nicht so gemeint.‘, denn die Entschlossenheit in ihren Augen war mehr als eindeutig. Ron kannte seine Schwester nicht so gut und hätte sicher nicht verstanden, dass diese Entschlossenheit geschauspielert war. Draco führte sie zu seinem Bett, auf das sie sich schweigend setzte, und ging kurz aus dem Zimmer. Nach ein paar Minuten kam er wieder und nahm neben ihr Platz. Sofort schmiss sie sich schluchzend an seine Schulter. Er ließ es zu und streichelte gelegentlich ihren Rücken, während ihm tausende Gedanken im Kopf herumschwirrten. Eines war ihm jetzt schlagartig klar geworden. Auch wenn sie aus verschiedenen Welten kamen. Es gab etwas, was sie gemeinsam hatten und das war die Fassade, die sie sich aus Selbstschutz um sich herum aufbauten. Die Fassade, die einem nur erhalten blieb, wenn man sie mit Lügen und Selbstverleumdung fütterte. Ginny hatte, um nicht schwach zu wirken, gesagt, dass sie gerne eine Todesserin sei. Ihm fiel ein, dass er genau den gleichen Satz in der Höhle unter dem See von sich gegeben hatte, nur damit sie nicht mitbekam, dass er wirklich aus Angst vor seinem Vater ein Todesser geworden war. Aus genau demselben Grund wie er hatte sich Ginny der Gefolgschaft Voldemorts eingelassen. Draco wurden von kleinauf bestimmte Regeln eingebläut und das sehr oft durch Folter. Sein Vater hatte ihn einmal sogar fast ‚St. Mungo‘-reif gefoltert. Schwäche und Verweigerung führte zu Schmerz, das hatte ihr Harry eingetrichtert. Sie saßen also im gleichen Boot, hatten die gleichen Fassaden, auch wenn es ihm zur Zeit wesentlich einfacher fiel, über die Regeln des Spiels hinwegzusehen. Vor Ginerva Weasley hatte er nämlich wirklich schon mehr als einmal die Maske der Unnahbarkeit fallen lassen. Kapitel 40: Pläne und Strafdienst --------------------------------- 40. Pläne und Strafdienst Ron schien niemanden erzählt zu haben, was Ginny zugegeben hatte. Darüber war Ginny nur heilfroh, denn noch mehr Skandale über ihre Person würde sie nicht aushalten. Seit dem Weihnachtsball spekulierten einige Schüler, dass Ginny und Draco zusammen waren. Spätestens aber an diesem Badefest war die ganze Schülerschaft davon überzeugt. Draco und sie waren einfach zu oft zusammen und man sah den blonden Slytherin, wenn er sich unbeobachtet fühlte, sogar in ihrer Nähe lächeln. Sehr vielen Mädchen gefielen diese Gerüchte und die häufigen Treffen der beiden ganz und gar nicht. Unter diese Sorte von Mädchen war definitiv Pansy Parkinson zu zählen. Bei dem Anblick der rothaarigen Gryffindor drehte sich bei Pansy der Magen um und sie verspürte nie deutlicher den Drang einen der verbotenen Flüche zu benutzen. Zu ihrem Leidwesen nahmen die wenigsten Slytherins die Möglichkeit wahr, dass man jetzt auch Junge-Mädchen-Zimmerkonstellationen machen konnte. Nur zu gerne wäre sie mit Draco in eins gegangen, wo sie sich schon ausgemalen hatte, wie sie ihn erobern könnte. Und jetzt kam das. Ihr war sicher nicht entgangen, dass die Weasley schon so einige Male bei ihrem Draco übernachtet hatte – zumindest hatte sie die rothaarige Gryffindor öfter morgens nach sechs Uhr aus seinem Zimmer schleichen sehen. Sie zu verpfeifen, dass wäre die slytherinhafte Art, aber dann würde sie gleichzeitig auch Draco in Schwierigkeiten bringen, was sie natürlich nicht wollte. Jedoch hatte sie schon seit geraumer Zeit einen Plan, den sie kurzzeitig vergessen hatte in der Hoffnung die Weasley wäre von den Todessern getötet worden, aber jetzt wollte sie ihn in die Tat umsetzen. Mit diesem Plan schlug sie zwei Fliegen mit einer Klappe. Sie hätte dieser schrecklichen Weasley endlich eine Lektion erteilt, durch die der Rotschof es sicher nicht mehr wagen würde in Dracos Nähe zu kommen, und Draco würde der Gryffindor daraufhin sicher den Rücken zukehren, was Platz für Pansy schaffte. Ja, Pansy würde ihn zurückerobern. „Miss Weasley, wachen sie wohl endlich auf!“ Schlaftrunken blinzelte Ginny mit ihren Augen. Sie hatte geschlafen, da sie heute Nacht nicht wirklich Gelegenheit dazu bekommen hatte, weil sie mal wieder den ‚Nocte Manumitto‘-Trank einnehmen musste und der hatte sie diesmal stärkere Schmerzen als sonst erleiden lassen. Stühle, Tische, vor ihr ein schwazer Umhang und eine gefährlich wispernde Stimme. „Miss Weasley!“ Sofort saß Ginny kerzengerade. Wie konnte sie nur in Snapes Unterricht einschafen? „Es... es tut mir leid, Sir!“ stammelte sie. Der prüfende Blick des Lehrers behagte ihr gar nicht, aber sie hielt ihm stand. „Sie bekommen einen Strafdienst. Heute um 21 Uhr bis spät in die Nacht! Und schauen Sie mich jetzt nicht so an. Ich für meinen Teil weiß, dass Nächte zum schlafen da sind, aber ihnen scheint das offenbar nicht ganz bewusst zu sein, denn sonst wären sie ja nicht so müde.“ zischte Snape und ging mit düsterem Blick zu einem anderen Tisch, wo er in die Kessel der Schüler schaute. Alle Schüler hatten bereits einen Zaubertrank hergestellt. Nicht mal den Arbeitsauftrag hatte sie mitbekommen, geschweige denn, was das für ein Zaubertrank war. Aber Blödheit wurde ja bekanntlich bestraft. Nicht zum ersten Mal in diesem Schuljahr fragte sie sich, wie sie nur Zaubertränke in ihre UTZ-Abschlussprüfungen nehmen konnte. Sie war nie wirklich gut in diesem Fach, aber trotzdem hatte sie die kleine Rede von Snape in der allerersten Zaubertränke-Stunde, die er wahrscheinlich bei jedem Jahrgang hielt, fasziniert. Ein paar Fetzen dieser Rede bekam sie seit dem ersten Schuljahr nicht mehr aus ihrem Kopf. „Die zarte Macht der Flüssigkeiten, die durch die menschlichen Venen kriechen, den Kopf verhext und die Sinne betört... Ruhm in Flaschen füllt, Ansehen zusammenbraut, sogar den Tod verkorkt...“ All diese Dinge fand sie unheimlich anziehend, aber Snape schien es nicht gut zu finden, dass es eine Gryffindor tatsächlich gewagt hatte – wo doch alle Gryffindors so schnell wie möglich Zaubertränke mit Professor Snape abgewählt hatten – dieses Fach sogar in die UTZ’s zu nehmen. Ginny erging es ein einhalb Jahren sehr schlecht. Daran war noch ein weitaus anderer Grund Schuld, denn mehr als vier Fünftel ihres Kurses waren Slytherins. Zur Zeit gefiel ihr diese Tatsache jedoch recht gut, denn anscheinend war Draco wirklich der Ober-Slytherin. Seit sie sich mit ihm angefreundet hatte, waren sogar einige Slytherins ihr hilfsbereit und nett gegenüber. Die Macht, die Draco besaß, hatte er wahrscheinlich auch genutzt, um den Slytherins, die ihrem und Rons Gespräch gelauscht hatten, den Mund zu stopfen, denn auch hier kam nichts von ihrer – auch wenn ungewollten – Todesser-Identität ans Licht. Unbeholfen sah Ginny zu den Slytherins, die hinter ihr saßen. Der mittlere Junge zwinkerte ihr zu und reichte ihr ein Blatt, aud dem alles, was man für diesen Trank brauchte und wie man ihn braute, fein säuberlich aufgeschrieben war. ‚Daran könnte ich mich gewöhnen!‘ grinste sie in sich hinein und nickte dem Slytherin zu. Ginny hatte ihre Strafarbeit nicht vergessen und stand deshalb punkt 21 Uhr vor dem Kerker, in dem sie Zaubertränke hatte. Zu ihrer Verwunderung hatte Snape bereits zehn Minuten Verspätung. Nicht, dass sie ihn sich hersehnte, aber ungewöhnlich war es schon für den sonst ziemlich pünktlichen Lehrer. Dann hörte sie Schritte, seufzte innerlich und machte sich auf bereitete sich auf die Beleidigungen und Aufgaben, die sie gleich sicherlich erhalten würde. Doch als sie die heraneilende Person erkannte, sah sie ziemlich dumm aus der Wäsche. Es war Draco. „Du?“ fragten beide gleichzeitig. Während er die Tür öffnete und in den dunklen Raum trat, erklärte er ihr erhobenen Hauptes: „Ich darf den Zaubertränke-Raum benutzen, wann immer ich will. Professor Snape hat mir schon gesagt, dass ich heute eine Gryffindor als Gehilfin bekommen würde, aber mit dir hätte ich nie gerechnet.“ So spät in normalen Kerkern zu sein(und Dracos Zimmer war ihrer Meinung nach nicht normal), behagte ihr überhaupt nicht. Wie konnte der Slytherin nur manchmal nächtelang hier arbeiten? Sie folgte ihm und war ziemlich erleichtert als er sämtliche Falken, die der Raum vorzuweisen hatte, anzündete. „Ich habe mich schon auf Beleidigungen und eine deftige Aufgabe gefreut.“ sagte sie sarkastisch. „Kannst du gerne haben.“ Ein unverschämtes Lächeln erschien auf seinem Gesicht als er unter drei, schon gefüllte Kessel Feuer entfachte. „Wiesel, ich frage mich, was du schon wieder angestellt hast. So schlimm wie Longbottom kannst du doch nicht sein, sonst hättest du nicht... Warte. Du hast Zaubertränke weitergewählt?“ fragte er plötzlich völlig überrascht. „Ja, ich bereue es.“ gab kurz, aber vielaussagend zurück. Draco schnippelte etwas, das Ginny noch nie zuvor gesehen hatte, klein und gab jeweils ein kleines Stückchen in einem regelmäßigem Zeitabschnitt von acht Sekunden in den zweiten Kessel. „Wow. Das habe ich noch nie erlebt. Eine Gryffindor nimmt Zaubertränke bei Professor Snape in die UTZ-Prüfungen. Du hast vielleicht Nerven. Kein Wunder, dass du heute hier stehst. Was hast du denn nun angestellt? Eine falsche Antwort gegeben?“ erkundigte er sich grinsend. „Ich bin eingeschlafen.“ nuschelte sie. Ungläubig sah er das deutlich müde Mädchen an. „Du bist eingeschlafen? Na, dann sei mal froh, dass Professor Snape so gütig war und dir nur einen Strafdienst aufgebrummt hat. Wenn der wüsste, dass das für dich kein wirklicher Strafdienst ist...“ „Ach, ist es nicht?“ fragte sie, wobei nun auch sie zu grinsen anfing. „Nein, du genießt es doch in meiner Nähe zu sein.“ antwortete er, wobei er dem ersten Kessel ein wenig Flüssigkeit hinzugab. „Woher willst du denn das wissen?“ Sie trat einen Schritt auf ihn zu. „Komm mir beziehungsweise den Kesseln besser nicht zu nahe. Explosionsgefahr.“ warnte er. „Du explodierst auch?“ lachte sie und kam wieder näher. „In deiner Gegenwart werde ich immer heiß.“ sagte er mit einem sexy Unterton, der Ginny sprachlos machte. „Malfoy, du...“ „Nana! Ich heiße Drace.“ grinste er. „Drace, du...“ „Ich weiß, ich bin unwiderstehlich.“ antwortete er für sie. „Nein! Du bist zu selbstüberzeugt!“ fauchte sie ihn an, aber es war zu offensichtlich, dass Ginny das trotz des Mini-Wutanfalls nicht ernst meinte. „Selbstbewusst, so nennt man das auch. Aber jetzt komm und hilf mir mal. Du musst Strafdienst verrichten und das werde ich mit Freuden ausnutzen.“ „So geht man also mit Freunden um?“ Beleidigt zog sie eine Augenbraue hoch. „Nein, eigentlich nicht. Aber bei dir mache ich da eine Ausnahme. Welcher Junge würde nicht gerne ein hübsches Mädchen neben sich stehen sehen, das für ihn arbeitet?“ ‚Das war doch schon wieder ein Kompliment, oder?‘ dachte sie total verblüfft. „Was hältst du davon das Wahrheitsserum mit dem Calamata-Saft auszuprobieren?“ Eines konnte man Draco nicht nehmen. Er war der Vielfalt der Betonungen mächtig, denn das war ein Befehl und keine Frage. „Okay, ich weiß aber nicht, wie man den macht.“ erwiderte Ginny schnippisch. „Nicht doch.“ winkte Draco ab. „Dieser Trank ist viel zu schwer für dich zu brauen. Aber ich denke, jeder Mensch weiß, wie man eine Flüssigkeit einnimmt.“ Ein offen stehender Mund war in Ginnys Fall keine Bezeichnung mehr. Ihr Kiefer fiel aus einem Meter und sechzig Zentimetern auf den Boden, so dreist fand sie diese Aufforderung. Kapitel 41: Wahrheitsserum gleich indirekte Liebeserklärungen ------------------------------------------------------------- 41. Wahrheitsserum gleich indirekte Liebeserklärungen „Da.“ Der Slytherin schenkte ein paar Löffel des Tranks in ein kleines Fläschchen und reichte es Ginny. Allerdings starrte sie ihn nur ungläubig an. „Mach schon!“ Das überhebliche Grinsen war nicht mehr von seinem Gesicht zu kriegen. „Draco, du weißt, dass ich das nicht mag.“ Ginny sah ihn verzweifelt an, doch Draco würde kein Erbarmen mit ihr haben - das wusste sie. „Es ist nur Wahrheitsserum und vergiften werde ich dich sicher nicht. Ich weiß, dass Harry viel Mist gebaut hat, aber deshalb musst du ja nicht gleich mir misstrauen.“ Er hatte ja Recht, aber irgendwie überkam sie das Gefühl, dass er es ausnutzen könnte, wenn sie das Wahrheitsserum erst mal eingenommen hatte. ‚Ginny, du kannst ihm vertrauen und außerdem weiß er doch so gut wie alles über dich.‘ beruhigte ihre innere Stimme sie. „Ich kann und werde dich zu nichts zwingen. Es ist nur so, dass ich nächste Woche in meiner Zwischenprüfung des ersten Semesters, die ich ja noch nachholen muss, Wahrheitsserum vor den Augen Professor Snapes brauen muss. Wie meine Note ausfällt, liegt ganz daran, wie gut das Wahrheitsserum wirkt und das kann ich nur herausfinden, indem ich dich ausfrage. Leider kannst nicht du mich damit testen, da du mit Sicherheit die falschen Fragen stellst, die die Wirksamkeit eben nicht voll und ganz aufzeigen. Also, tust du mir den Gefallen?“ Während Draco gesprochen hatte, kümmerte er sich um die beiden anderen Kessel, dessen Tränke noch nicht ganz fertig zu sein schienen. „O...okay“ stotterte sie. Natürlich wusste Ginny, dass Draco zumindest zu ihr ein netter Kerl war, aber so ganz behagte ihr das Vorhaben doch nicht ganz. Draco holte nach einigen Umrühren einen Hocker, der achtlos in der hintersten Ecke des Kerkers herumstand, auf den sich daraufhin Ginny mit einem gezwungenem Lächeln setzte. „Danke. So, jetzt mach mal ‚Ah’.“ lachte Draco als er sie wie ein schüchternes Mädchen dasitzen sah. Langsam öffnete Ginny ihren Mund und legte ihren Kopf in den Nacken. „Tut nicht weh. Eins, zwei... Das müsste reichen.“ flüsterte der Slytherin konzentriert, aber innerlich schallte er sich dafür, dass er erstens immer auf ihre verführerischen Lippen sah und zweitens sie darum bat für ihn einen Trank auszuprobieren, wo doch genau das sie in naher Vergangenheit so fertig gemacht hatte. Man konnte hören, dass Ginny widerwillig die Flüssigkeit hinunterschluckte. Jedoch sah sie überrascht aus. „Also, schmecken tut es nicht, aber ich merke auch keinen Unterschied.“ „Den wirst du aber gleich merken.“ lachte Draco los. „Sicher nicht, du Möchtegern-Zaubertrankmeister.“ warf sie ihm keck entgegen. „Wie gesagt, wir werden ja gleich sehen, ob ich ein Möchtegern oder ein Profi bin. Okay, fangen wir mit etwas leichtem an.“ begann Draco seinen Versuch. „ Nenne mir alle vollständigen Vornamen deiner Familie in alphabetischer Reihenfolge. Dich miteinbezogen.“ „Arthur, Charlie, Fred, George, Ginerva Molly, Molly, Percy Ignatius, Ron Bilius, William Arthur.” antwortete Ginny schnell, aber gelangweilt. “Hast du noch was anderes auf Lager? Was willst du eigentlich von meiner Familie? Es gibt weitaus bessere Fragen.“ Draco hielt einen Block in der Hand und notierte eifrig etwas. „Das mit deiner Familie werde ich überprüfen. Der Mensch benutzt – man glaubt es kaum – gerade mal 10 Prozent seines Gehirns. Ein Mensch, der Wahrheitsserum eingenommen hat – und das wurde erst vor ein paar Monaten festgestellt – kann das letzte, noch so kleine Detail aus dem Gedächtnis rausholen, wenn es nur abgefragt wird. Man kann Erinnerungen und Wissen hervorholen, von dem selbst ein Zauberer nur träumen kann. Oder was meinst du, warum du sofort ohne Nachzudenken alle Namen geordnet sagen konntest?“ Nach dem kleinen Vortrag á la 'Wissen-unter-die-Nase-reiben', der genauso gut von einem Lehrer hätte kommen können, ging er zu einem der Tische und setzte sich darauf, während er nebenbei etwas aufschrieb. „Na ja, egal. Wie geht es dir?“ „Mir geht es eigentlich schlecht, da dieses bescheuerte ‚Memento mori’-Buch mich annervt, aber da ich meine Zeit mit dir verbringen darf, vergesse ich all meine Sorgen und mir geht es prächtig.“ schoss es aus ihr heraus, doch sogleich warf sie ihre Hände vor ihren Mund. „Schön.“ grinste Draco. „Grins gefälligst nicht so! Das ist nicht witzig!“ keifte sie ihn an und drehte beleidigt ihre Kopf weg. „Ich finde es schon witzig. Machen wir weiter. Erzähl über dich selbst. Benenne dabei die Dinge, die deine Person am Besten umschreiben. Zuerst dein Aussehen, dann etwas über deine Einordnung in der Gesellschaft und deine Vorlieben und Abneigungen und zuletzt deine Charaktereigenschaften.“ „Ich bin Ginerva Molly Weasley, am 11. August 1981 wurde ich geboren, meine Haarfarbe ist rot, Augenfarbe braun, bin 1,65 m groß. Ich bin Reinblut, aber Blutsverräterin, gehöre dem Haus Gryffindor an und bin eigentlich sehr beliebt, vor allem bei Jungs. Ich mag Quidditch, die Fächer Zaubertränke und Verteidigung gegen die Dunklen Künste, sämtliche Süßigkeiten wie zum Beispiel Kürbispastete oder Bertie Bott's Bohnen und dich. Ich hasse Harry Potter, das Rote Buch, Geschichte der Zauberei, Todesser, Voldemort und bis vor kurzem Slytherins, außer Pansy Parkinson, die kann ich immer noch nicht ab. Zu meinen Charaktereigenschaften: Ich bin hilfsbereit, temperamentvoll, manchmal zickig, jedoch innerlich tief verletzt aufgrund dessen, was Harry mit mir gemacht hat. Deshalb bin ich zur Zeit sehr zurückgezogen.“ brabbelte sie. Draco war so manches Mal in schallendes Gelächter ausgebrochen, aber nach ihren letzten Worten sah er sie ernst an. „Hast du das Gefühl, dass ich dich genauso ausnutze wie Harry? Immerhin... musstest du einen Zaubertrank einnehmen.“ „Nein.“ gab sie zur Antwort, diesmal nach einer kurzen Pause. „Du bist nicht wie Harry. In keinster Weise.“ „Ginny, was... wie... denkst du über mich?“ flüsterte er, sprang von dem Tisch und stellte sich vor Ginny, seine Hände auf ihre Schultern gelegt. „Drace, ich weiß nicht, was ich von dir halten soll, denn ich kann dich nicht einschätzen. Einmal bist du nett, dann wieder unfreundlich. Einmal flirten wir und dann bist du wieder eiskalt. Einmal machst du mir Hoffnungen und dann gehst du wieder zu der Parkinson, diese blöde Kuh. Außerdem versteh ich dich nicht. Du bist zu allen Gryffindors gemein, nur zu mir nicht. Ich habe Angst, dass ich irgendwann doch wieder nur so eine Gryffindor wie die anderen für dich bin. Wenn ich an dich denke – und das tue ich oft – kommt mir sofort in den Sinn, dass du für mich Josephine Thurgood getötet hast. Mein Verstand sagt, dass ich dich für diesen Mord hassen muss, aber mein Herz hält dagegen. Hättest du es nicht getan, müsste ich es tun oder ich wäre schon längst tot. Ich verstehe mich ja selbst nicht mehr. Jedes Mal, wenn ich die Augen schließe, erwacht diese eine Erinnerung, die ich so verzweifelt versuche wegzuschließen. Ich sehe dein Gesicht, in deine wunderschönen, sturmgrauen Augen und spüre deinen heißen Atem auf meinen Lippen und ich...“ Zum Ende hin waren Ginnys Worte nur noch ein heisernes Flüstern, denn Draco hatte sich langsam zu ihr heruntergebeugt bis letztendlich seine Lippen sanft ihre streiften. „Draco...“ flüsterte sie seinen Namen, aber sie konnte nicht weitersprechen, da ihre Lippen anfingen leicht zu zittern, ausgelöst durch den warmen Hauch, der von ihren Lippen, über ihre Wange zu ihrem rechten Ohr zu spüren war. „Ginny, ich verstehe mich auch nicht mehr.“ Ein Geräusch als würde eine Pflanze schnell wachsen, war das Einzige, was man außer den zitternden Atem von Ginny und Draco hören konnte. Alarmiert blickte Draco auf, doch ein Lächeln umspielte seinen Mund. „Ein Mistelzweig. Ich bin ja der Meinung, Traditionen sollten beibehalten werden.“ Er warf achtlos seinen Block auf den Boden und legte seine Hand an ihre Wange, sowie seine Lippen auf die ihren. Ginny umschloss seinen Mund sanft mir ihren Lippen, ließ ihre Oberlippe auf seine Unterlippe gleiten und biss vorsichtig hinein. Unweigerlich entglitt Draco ein Stöhnen, wobei er seinen Mund öffnete. Kaum wurde Ginny Einlass gewährt, umspielten sich schon beide Zungen und leisteten sich einen Wettstreit, wer die des anderen zärtlicher berühren konnte. Ein wohliges Gefühl und ein Kribbeln, das mindestens genauso stark war wie das Trampeln einer Dinosaurierherde, breitete sich in Ginnys Bauch aus. Sanft fuhr sie durch sein hellblondes, weiches Haar, das diesen einzigartigen Schönling so unwiderstehlich machte. Ginny stand von dem Hocker auf, wobei sie sich keuchend voneinander lösten. „Ich weiß zwar nicht, warum...“ sagte Draco völlig außer Atem. ‚Stimmt nicht! Du weißt sehr wohl, warum! Du liebst sie! – Klappe!’ schritten sich mal wieder zwei innere Stimmen. „...aber ich will es nicht mehr missen.“ „Glaub mir, ich will dich auch.“ flüsterte Ginny. Innerlich grinste sie. Das Wahrheitsserum brachte sie gerade in eine ziemlich peinliche Situation und doch gefiel es ihr, dass sie nicht erst ihre Angst überwinden musste, um diese ehrlichen Worte zu sagen. Während eines weiteren leidenschaftlichen Zungenkusses drehte sich Draco mit der Gryffindor an seinen Lippen um und hob sie auf den Tisch. Dann sah er ihr tief in die Augen. „Ginny, ich will nichts tun, was du nicht willst.“ „Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich will. Natürlich habe ich ein wenig Angst, weil ich noch nie... na ja... mit einem Jungen geschlafen habe, aber ich will es jetzt und hier mit dir tun.“ flüsterte sie, wurde jedoch sofort knallrot. „Oh Gott, Drace! Wann verliert das Wahrheitsserum endlich seine Wirkung?“ lachte sie los und Draco stimmte mit ein. „Na ja, zumindest weiß ich jetzt, dass es wirklich gut ist.“ grinste er, aber dann verwandelte sich sein Gesichtsausdruck in ein warmes Lächeln. „Ich will dich auch, aber irgendwie finde ich, dass das an einem anderen Ort, zu einem anderen Zeitpunkt passieren sollte.“ Auf Ginnys Gesicht hingegen zeichnete sich Skepsis ab. „Soso, das ist also der Eisprinz und Frauenschwarm aus Slytherin. Das hätte ich jetzt nicht gedacht.“ Sogleich hätte sie sich eine Kopfnuss verpassen können, denn Ginny war mittlerweile klar, dass Draco sehr viel Stolz besaß und er sehr empfindlich wurde, wenn man sein Ego ankratzen wollte. Zu ihrer Überraschung lächelte er weiterhin. „Selbst der größte Eisberg kann durch ein so kleines, rotes Feuer schmelzen. Es dauert lange, aber es geht und ich bin der beste Beweis dafür.“ „Hä? Versteh ich nicht?“ Verwirrt sah sie ihn an, aber Draco grinste wieder. „Das verstehst du, wenn du älter bist, kleine Ginerva. So und nun ab ins Bettchen. Nicht, dass du morgen wieder im Unterricht einpennst. Nachmittags wirst du auch keine Gelegenheit haben zu schlafen, denn da beanspruche ich deine kostbare Zeit. Wir müssen die dritte Aufgabe lösen und ich habe so eine Vorahnung, dass das kein Zuckerschlecken wird.“ Die Verwirrung in ihren Augen war noch immer deutlich abzulesen und als Draco ihr dann noch einen zärtlichen Gute-Nacht-Kuss gab, verstand sie die Welt nicht mehr. Diese Berührungen... Dieses Kribbeln... Diese Küsse... Dieses... Feuer... „Ist das Liebe?“ fragte sich Ginny leise. „Nein, das Passwort ist nicht ‚Liebe’. Das ist leider viel zu leicht zu erraten, aber schön wäre es, ja.“ antwortete die Fette Dame und zwinkerte ihr zu. „Leicht zu erraten ist es eben nicht... aber schön wäre es, ja...“ brabbelte Ginny wieder vor sich hin. Und ohne dass sie das Passwort sagen musste, öffnete die Fette Dame mit einem weiterem Zwinkern das Portraitloch. Kapitel 42: Glück kommt denen zu, die lachen -------------------------------------------- 42. Glück kommt denen zu, die lachen „Hi Ginny!“ Hermine saß gut gelaunt auf einen mit rotem Samt überzogenen Sessel im Gemeinschaftsraum und blickte von ihrem Buch auf. „Wo warst du?“ ‚Oh, oh!’, dachte Ginny sofort. „Bei Draco.“ All die Freundlichkeit, die gerade noch Hermines Gesicht leuchtete, war spurlos verschwunden. „Draco?“ sagte Hermine mit hochgezogener Braue. „Was wolltest du denn bei dem?“ „Ich musste meinen Strafdienst verrichten.“ antwortete Ginny wie aus der Pistole geschossen. Allmählich wurden die Fragen kritisch. Wenn Hermine jetzt fragen würde, warum sie denn Strafdienst verrichten musste, dann war Ginny gezwungen zu sagen, dass sie im Unterricht eingeschlafen war und womöglich platzte sie dann auch noch damit heraus, wieso sie eingeschlafen war. Also stoppte Ginny das Gespräch. „Hermine, ich bin verwirrt und will schlafen.“ Damit wollte sie losrennen, aber Hermine war schon aufgestanden und hielt sie am Arm fest. „War es sehr schlimm?“ Ginnys Augen wurden groß. „Nein, in Draces Nähe ist es sehr schön. Ich habe nur freiwillig...“ Panisch riss sich Ginny los und rannte die Treppe hoch zu den Mädchenschlafsälen. Irritiert sah Hermine der Flüchtenden hinterher. „In ‚Draces’ Nähe ist es sehr schön? Hat die einen Klatscher abbekommen oder meinte sie das gerade ernst?“ „Puh! Gerade noch rechtzeitig. Ich hätte ihr mit Sicherheit noch von Draces und meinem Kuss erzählt. Das ich zugegeben habe, dass ich Draces Nähe genieße war ja schon schlimm genug.“ redete Ginny mit sich selber und schloss die Tür hinter sich. Ihre Zimmerkameradinnen waren nicht da. Aber wie immer fühlte Ginny sich keineswegs allein. Da war noch eine Aura und die konnte nur sie spüren. „So, du Biest.“ Leicht verärgert warf sich Ginny auf ihr Bett und wühlte das rote Buch unter ihrem Kopfkissen hervor. „Nur wegen dir ist das alles passiert. Okay, ich gebe zu, dass ich das mit Draco genossen habe.“ fing sie auch gleich an mit dem Buch zu sprechen - ungewollt ehrlich, was sie so langsam doch echt nervte. „Ah!“ fluchte sie. „Drace ist doch ein Profi. Das blöde Wahrheitsserum wirkt bereits seit einer Stunde. Ich werde ihn morgen vor aller Augen küssen, wenn dieser Trank bis dahin nicht an Wirksamkeit verliert.“ Mit saurer Miene sah Ginny wieder auf das Buch. „Ich halt besser die Schnauze, sonst kommt da noch mehr Quatsch bei raus.“ Seufzend starrte sie auf die leere Seite, die sie im Buch aufgeschlagen hatte. Irgendwann hatte sie aufgehört zu zählen, wie viele Einträge sie schon gemacht hatte. Das Buch schien jedenfalls kein Mangel an leeren Blättern zu haben, was sicher nicht an ihren 'wenigen' Einträgen lag, sondern mit Sicherheit einem Zauber zuzuschreiben war. Es war ja sogar sinnlos auf der nächsten Seite des letzten Eintrags zu schreiben, denn immer wenn sie das Buch wieder öffnete, hatte das Buch die beschriebenen Seiten bereits geordnet. Weißt du wie es ist, Wenn dich jemand vermisst? Wenn du da bist heute Seine Augen strahlen vor Freude? Wenn er dich berührt Dich in eine andere Dimension führt? Wenn du dich gehen liest Er deine Lippen verschließt? Wenn dein Verstand dir entgleitet durch Siebe Weißt du es ist Liebe. Ziemlich verdattert las sich Ginny das Gedicht durch. „Seit wann schreibe ich so ehrliche Gedichte?“ Als sie wieder gemerkt hatte, was sie da vor sich hinbrabbelte, schlug sie das Buch zu, legte es wieder unter ihr Bettkissen und sah mies gelaunt drein. „So ein Quatsch! Wenn das ehrlich war, dann bin ich meine Großtante Tessie.“ Ihre düstere Miene verschwand sofort. „Na geht doch!“ Das Wahrheitsserum wirkte nicht mehr, aber warum Ginny das genau an den letzten Sätzen gemerkt hatte, daran verschwendete sie keinen Gedanken mehr und fiel in einen ruhigen, tiefen Schlaf. Das war ja mal wieder klar. Warum hatte man auch in der siebten Klasse alle Fächer viermal wöchentlich? Okay, sie verstand es. Aber warum war Snape überhaupt Lehrer? Ihrer Meinung nach war er total unqualifiziert für diesen Beruf. Auf jedem Fall hatte er sicher noch nie etwas über „Pädagogik“, wie die Muggel eine Wissenschaft nannten, die sich mit dem richtigen Umgang mit Kindern (und Schüler wurden ja sonst immer von den Lehrern als ‚Kinder’ bezeichnet) befasste, gehört. Wenn es das auch in der Zaubererwelt nicht gab, wenigstens hätte Snape mal lernen sollen, dass Beleidigungen und Sticheleien nicht die richtige Art und Weise war, wie man Schüler auf ihre Fehler hinwies. Snape kam heute wie immer in den Klassenraum gestürmt und als er Ginny erblickte, kräuselten sich schon automatisch unheilvoll seine Lippen. Von da an, galt sein Blick nur ihr. Definitiv nicht im positiven Sinne. „Miss Weasley, ihre Röte im Gesicht gleicht ja der ihrer Haarfarbe. Ich habe mich schon immer gefragt, wann es ihnen endlich auffällt, wie peinlich es doch ist diesen Nachnamen zu tragen.“ oder „Haben Sie schon mal von der Wirksamkeit eines Zaubertranks gehört? Warten Sie! Antworten Sie nicht. Ihr Gehirn rattert ja schon so sehr, dass ich es bin hierhin hören kann. Eine Explosion möchte ich aus Rücksicht auf die anderen, anwesenden Schüler vermeiden.“ waren die mit Abstand Harmlosesten der circa zweihundert Beleidigungen, die er ihr heute mit einem Lächeln geschenkt hatte, das einlud ihn mal kräftig die Visage zu polieren. Ihr Puls war auf hundertachtzig als sie fast rennend aus den Kerkern ging. „Was bildet der sich ein?“ fluchte sie leise. „Wer?“ fragte jemand hinter ihr und legte seine Hand auf ihre Schulter. ‚Dem würde ich auch gerne eine reinhauen.’ schoss es ihr durch den Kopf, aber sie riss sich zusammen, indem sie ihre Wut auf ihre Hände übertrug, die sich daraufhin zu zwei bedrohlichen Fäusten ballten. „Zabini, lass mich in Ruhe. Okay?“ Der Slytherin drehte sie zu sich um. „Es tut mir leid. Ich weiß nicht wie ich anfangen soll... Ginny, ich...“ „Nenn mich nicht Ginny! Da hast du kein Recht zu!“ unterbrach sie Zabini schreiend. „Ginerva, ich liebe dich.“ „Das kann doch wohl nicht wahr sein!“ prustete Ginny los. Berechtigt. Ihr schien als ob sich wirklich nur Vollidioten in sie verliebten. Erst der absolut untalentierte Michael Corner, dann der streitsüchtige Dean Thomas, nicht zu vergessen der folternde Harry Potter und nun Blaise Zabini, der hinterlistige Slytherin, der sie gegen ihren Willen geküsst hatte. Völlig irritiert sah Zabini ihr hinterher, während sie kopfschüttelnd die Kerkertreppen hinaufging. „Ich habe aber auch wirklich nur Pech!“ lachte sie. Nachdem Ginny keine Luft mehr hatte um über die Ironie ihres Liebeslebens weiterzulachen, stand sie in der großen Halle. Doch eine Pause blieb ihr nicht. Kaum hatte sie sich gesetzt, da schrie eine wütende Pansy Parkinson „Niemand weist mich ab! Auch du nicht, Draco!“. In der großen Halle wurde es sehr ruhig, denn jeder wollte dieses kleine Drama miterleben – auch Ginny, die über ihre Schulter schaute. „Ach nein? Was habe ich denn gerade gemacht?“ sagte Draco mit seiner unverkennbaren, überheblichen Stimme. Ein Blick in sein Gesicht und man sah sofort, dass er sich definitiv für etwas besseres als sie, wenn nicht sogar als die ganze Welt, hielt. Bei Pansy hingegen konnte man pures Entsetzen und Fassungslosigkeit ablesen. „Du hast mich einfach nicht verdient!“ schrie sie, aber das Wimmern in ihrer Stimme war deutlich herauszuhören. Dann drehte sie sich um und rannte verfolgt von vielen Augen aus der großen Halle. Sofort wurde die Stille zu Getuschel, das nach ein paar weiteren Minuten wieder den normalen Geräuschepegel der großen Halle annahm. Ginny musste sich brutalst zusammenreißen nicht schon wieder loszulachen. Um ihre Laute zu unterdrücken, presste sie ihre Lippen fest zusammen, aber die Geräusche, die aus ihrer Nase kamen, waren verräterisch. „Was ist denn so lustig?“ fragte Ron, während er im Marmelade-auf-das-Brot-schmieren inne hielt. Das war der Startschuss. Ginny kullerte sie vor lachen, wofür sie der ganze Gryffindor-Tisch schräg ansah. „Miss Weasley, nicht wahr? Seien sie etwas ruhiger.“ befahl der Kopflose Nick. Sekunden später löste sich aber sein Kopf wieder von seinem Hals, sodass er erst mal damit zu kämpfen hatte. Ginny tränten bereits die Augen. Es tat so gut zu lachen. So verdammt gut. Und wieder ein mal war es Draco, der dieses wunderschöne Gefühl hervorgebracht hatte. Plötzlich räusperte sich hinter ihr jemand und selbst das Räuspern von ihm kannte sie schon besser als das ihrer ‚Freunde’. Sofort verstummte sie. Harry und Ron starrten entsetzt auf die Person hinter ihr, Hermine stirnrunzelnd. „Na, heute keinen Postboten?“ fragte Ginny überheblich, hob ihre Nase an, drehte sich aber nicht um. „Nein. Heute ist der Profi persönlich erschienen – bei der guten Laune, dachte ich, sollte ich doch noch mal nachprüfen, ob alles in Ordnung mit dir ist.“ Draco lachte in sich hinein, denn nicht nur Ginnys Freunde sahen ihn an, als wäre er ein Marsmensch, sondern der ganze Gryffindor-Tisch. „Und wie lange hat er noch gewirkt?“ „Insgesamt eine Stunde, glaube ich. Du hast mich in Schwierigkeiten gebracht.“ gab sie kurz und in genau dem selben Ton wie gerade zurück. „Wie kann ich das wieder gut machen?“ grinste er und Ginny konnte förmlich sein Grinsen vor sich sehen, auch wenn er noch immer hinter ihr stand. „Ich glaube nicht, dass du das je wieder gut machen kannst.“ antwortete sie gespielt beleidigt. „Was hältst du davon, wenn du bei mir in einer Stunde vorbeischaust? Ich denke da lässt sich was finden, womit ich dich wieder gütig stimmen könnte.“ Ginny versuchte krampfhaft ihr Grinsen zu unterdrücken, als sie sah, dass Harrys Mund weit offen stand. Auch Ron traute seinen Augen nicht. Kein Wunder. Draco hatte sich zu ihrem Ohr hinuntergebeugt und seine Worte waren ein Flüstern, das nur Ginny, Harry, Ron und Hermine hören konnte. „Du lässt mich eine Stunde warten?“ fragte Ginny hochnäsig. Daraufhin nahm Draco ihr Kinn in seine Hand und drehte ihre Kopf zu sich. Weniger als 5 Zentimeter trennten ihre Lippen. „Ich muss mich doch für dich hübsch machen, aber wenn du willst, kannst du mitduschen.“ flüsterte er und Ginny konnte plötzlich etwas durchtriebenes in seinen Augen sehen. „Du bist immer hübsch. Duschen klingt gut, aber damit würde ich eher dir als mir einen Gefallen machen. Bis in einer Stunde.“ hauchte sie verführerisch zurück und wandte sich - jedoch kühl - ab. ‚Der Sprechende Hut hat sich bei ihr vertan. Da gibt es keinen Zweifel!’ dachte Draco und verschwand mit einem triumphierenden Ausdruck Richtung Tür. Ron hatte es die Sprache verschlagen. Seine Schwester flirtete mit einem Slytherin und nicht nur mit irgendeinem. Nein, mit DEM Slytherin überhaupt! ‚Imperius-Fluch! Das kann nur der Imperius sein!’ versuchte er sich das Ganze zu erklären. Die Einzige, die noch in der Lage war richtig zu denken, war Hermine. ‚Sie hat es Ernst gemeint und bei dem Charme, den Draco ihr entgegenbringt ist ihr das auch gar nicht zu verdenken. Aber war das nur Charme oder auch Schauspiel?’ Weiter kam Hermine jedoch nicht. Ginny hatte die Stille um sich herum genauso satt, wie sie vom Essen satt war. Mit einem nicht minder triumphierenden Gesichtsausdruck ließ sie die anderen allein und ging in ihr Zimmer, um sich fertig zu machen, denn auch sie hatte das Gefühl, dass sie hübsch aussehen sollte, wenn sie durch die Tür des Slytherins trat. Kapitel 43: Die dritte Aufgabe ------------------------------ 43. Die dritte Aufgabe Wie konnte diese Gryffindor es wagen? Wie konnte sie nur? Hier in den Kerkern der Slytherins zu stehen und an Dracos Tür zu klopfen, das ging einfach zu weit. „Hi Gin!“ grüßte Draco fröhlich als er die Tür öffnete und sie davor erblickte. Auch sonst war Ginny eine Augenweide und stach in der Menschenmenge heraus. Jetzt aber sah sie einfach atemberaubend aus. Ihr langes rotes Haar umspielte in Lockenform ihr Gesicht, das durch die Sommersprossen frisch, jedoch auch sehr süß wirkte. Sie trug das goldene Kleid, das er ihr wegen der Slytherin-Party geschenkt hatte, da er sie in diesem Kleid nicht mehr aus seinem Kopf schlagen konnte. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sie wieder eine perfekte Figur hatte. Anscheinend aß sie wieder normal und ausreichend. „Komm doch rein.“ bot er an, aber Ginny war gerade zu sehr mit ihrer Gedankenwelt beschäftigt, als dass sie ihn hören konnte. ‚Sieht der gut aus! – Ginny, reiß dich gefälligst zusammen! – Aber seine sexy Haare, das leicht geöffnete, weiße Hemd, das einen Ausblick auf seinen unglaublichen Körper freigibt und... – Stop! Ruhig!’ „Ginny?“ Draco winkte vor Ginnys Augen. „Erde an Ginny!“ Sie zuckte zusammen und sah direkt in seine grauen Augen, in denen sich nun der sonst immer vorzufindende Nebel verzog und eine tiefe Ehrlichkeit und Klarheit zum Vorschein kam. Ginny trat ein und schloss die Tür hinter sich, wagte es aber kaum sich zu bewegen. Draco räusperte sich. Auch ihm schien ein ungewöhnliches Gefühl die Atemwege zu verstopfen. „Lass uns an die letzte Aufgabe gehen.“ Während Ginny sein Gesicht aufmerksam musterte, wurde ihr eins klar. Draco Malfoy rang um Worte und... hatte sich da sogar eine kleine Röte auf den Wangen abgezeichnet? Langsamen Schrittes ging Ginny zu dem Stuhl neben Draco und setzte sich. Er stellte sich hinter sie und stützte sich mit einer Hand über sie auf dem Tisch ab. „Also. Bis jetzt konnte ich schon eine Menge herausfinden. Zum Beispiel denke ich, dass ich eine ganz passable Lösung für das Rätsel in der Höhle habe. Um diese Lösung verstehen zu können, möchte ich, dass du dir meinen Gedankengang anhörst. Zuerst musst du dir aber noch mal das Gedicht, das auf dem Eingang der Höhle stand, ins Gedächtnis rufen. Dort hieß es: ‚Die Sprache des Zauberers wichtig ist, sie ist der tückischen Aufgaben List.’ Nun, die Zauberersprache ist ja wohl definitiv Latein. Daraus schloss ich, dass das Rätsel ‚IA + Blitz’ vielleicht ein Wort auf Latein sein könnte. Ich habe also erst mal alle sinngemäßen Worte für Blitz herausgesucht. ‚Fulmen’, ‚Fulgur’ und ‚Fulguris’ habe ich als Übersetzungsmöglichkeiten gefunden. Ich habe echt lange gerätselt, aber nichts kam dabei heraus. Ich habe mich wieder an dem Gedicht aus der Höhle orientiert. ‚Wortverbindungen können nicht bestehen, wenn ihr versucht sie zu übergehen. Sinnverbindungen und Tüfteleien werden eure nächste Aufgabe sein.’ Also habe ich wieder bei Null angefangen und versucht alles, was ging miteinander zu verknüpfen. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich mich nur mit dem tatsächlichen Sinn von ‚Blitz’ befasst habe. Du wirst es nicht glauben, ich habe sogar Internet benutzt, dieses komische Netzwerk von den Muggeln, die dadurch kommunizieren und Daten austauschen. Im Internet gibt es Online-Wörterbücher, durch die du wirklich ganz schnell alles, was du willst, übersetzt bekommst. Natürlich habe ich dieses Internet für die Übersetzung des Lateinischen auf englisch benutzt. Das Erste, was ich eingegeben habe, war ‚Blitz’. Das Wörterbuch zeigte, die schon eben genannten Übersetzungsmöglichkeiten, aber auch Worte, in denen das Wort ‚Blitz’ vorkommt. Ich habe alle Worte, darunter tausende Wörter für das Verb ‚blitzen’ gefunden, aber auch die ergaben in Kombination mit ‚ia’ keinen Sinn. Das Herumhantieren mit dem Wort ‚Blitzschlag’ brachte auch kein Ergebnis.“ berichtete Draco aufgeregt. „Nun sag doch endlich deinen möglichen Lösungsvorschlag!“ drängelte Ginny um Erlösung, die ihr Draco aber wie angekündigt erst nach seinem vollständigen ‚Gedankengang’-Bericht geben würde. „Warte noch ein bisschen. Wo war ich stehen geblieben? Ah ja. Mich traf der Schlag, als ich das Nomen ‚Blitzen’ fand. Das Blitzen heißt übersetzt ‚Fulgor’. ‚Fulgor’ beschreibt nicht den Blitz bei Gewitter, sondern schlicht und einfach den ‚Glanz’. Endlich mal etwas, das andere Sinnverbindungen zuließ. Dann sah ich unter den Begriff ‚Glanz’ nach und das aller erste Wort für ‚Glanz’ war ‚nitor’. Andersrum lief dieses Online-Wörterbuch aber genauso. Alle Worte, die das Wort ‚nitor’ enthielten, wurden angezeigt. Uns was sprang mir da sofort entgegen? ‚Ianitor’!“ Draco schien fast vor Begeisterung Purzelbäume schlagen zu wollen. Jedoch verstand Ginny nur Bahnhof. Wie kam der Slytherin überhaupt dazu tausende Worte miteinander zu verbinden? Und dann wieder absolut andere Sinne, so wie Worte zu nehmen und es dort weiterzusuchen? Hatte er keine Hobbys oder warum investierte er sogar Zeit bei Muggeln um diese Turnier-Aufgaben zu bewältigen? Und was sollte ihr das Wort ‚ianitor’ bitte sagen? Draco hatte den kritischen Blick von Ginny bemerkt und sah unsicher über ihre Schulter zu ihr herunter. „Findest du es nicht gut? Ich denke, dass das wirklich die Lösung sein könnte.“ „Ich habe zwar nix von dem, was du ‚Gedankengang’ nennst, verstanden, aber ich will mir das nicht noch mal anhören.“ sagte sie schnell, denn Draco wollte schon wieder zum Reden ansetzen. „Wie bringt uns das denn nun weiter?“ „Ginny?! Das ist doch wohl logisch! Wir müssen alle Bücher nach einem Türhüter, der im ‚Nichts’ lebt, absuchen! Vielleicht hat sogar das Wort ‚Blitz’ mit diesem Rätsel auf den Drachen gar nichts mit der Frage, wie wir den Türhüter im Nichts finden können, zu tun, sodass wir noch einen Anhaltspunkt mehr haben.“ Ginny starrte voller Schrecken gegen die Wand und war kreidebleich. Das bemerkte jedoch Drace erst, nachdem er mit seiner Ausführung geendet hatte. „Gin, was ist los?“ Tausende Bilder rasten in Ginnys Kopf herum. Ein dunkler Raum, leer. So als wäre er ein Nichts. ‚Er lebt dort...’ „Ginerva, befreie mich.“ ‚Er kann von da nicht weg...’ Ich will, was du mir kannst geben. Der Dunkle Lord soll wieder leben. ‚Er konnte...’ Sie schluckte schwer und zitterte, denn da stand wahrhaftig Voldemort vor ihr. ‚Er konnte Voldemort zurück ins Leben holen...’ „Der Todesgeist...“ flüsterte sie fassungslos. „Draco, der Todesgeist...“ Immer und immer wieder wiederholte Ginny diesen Satz. Inzwischen hatte Draco ihren Stuhl schon umgedreht, sah tief in ihre Augen und rüttelte sanft an ihren Schultern, da er hoffte, dass sie dadurch wieder zu Verstand kommen würde. „Ginny, was ist los?!“ flüsterte er durchgehend. „Sag, was los ist!“ „Draco, er...“ sagte sie und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sofort nahm Draco sie in den Arm und versuchte sie zu beruhigen. „Ist ja gut... Ich weiß, dass der Todesgeist Kontrolle über dich bekommen hat, aber es gibt keinen Grund zur Sorge!“ versicherte er ihr. „Draco, sei nicht dumm!“ schrie sie plötzlich und wandte sich aus seinen Armen. „Verstehst du denn nicht?“ Die Verwirrung in seinen Augen zeigte deutlich, dass er eben nicht verstand. „Der TODESGEIST! Draco, wir müssen den TODESGEIST suchen! Er ist der TÜRHÜTER des TODESREICHS! Ich habe durch IHN Voldemort wieder zum Leben erweckt! Außerdem weiß ich ganz genau, dass er in einer Art NICHTS lebt! Gedanklich war ich schon mal da!“ brüllte sie, als ob sie ihn für die Lösung der dritten Aufgabe bestrafen müsste. Draco stand der Mund offen. Ein Mensch benutzte 10 Prozent seines Gehirns? Er benutzte gerade mit Sicherheit die vollen hundert Prozent! Er konnte nicht sprechen, aber man sah den Bewegungen seines Mundes an, dass er es versuchte. Nach zwei angespannten Minuten Stille, fand er endlich doch seine Stimme wieder. „Böses, sowie leider auch Gutes zu verbannen ist des ganzen Turniers Sinn.“ redete er vor sich hin und sah sie dann wieder fassungslos an. „Ginny, du hast Recht. Es passt alles zusammen. Alles. Bis aufs kleinste Detail... Gin, weißt du was das heißt? Unsere dritte Aufgabe ist: Den Todesgeist zu finden und ihn zu töten, denn nur dadurch können wir dich wieder von ihm befreien und Voldemort ins Totenreich zurückbefördern!“ Kapitel 44: Körperkontakt ------------------------- 44. Körperkontakt „Aber wie tötet man bitte schön einen Geist? Geister sind doch schon tot!“ Nachdenklich biss sich Ginny auf die Unterlippe. „Das müssen wir eben herausfinden.“ antwortete Draco müde. „Sag mal, das Wahrheitsserum – warum hast du es an mir ausprobiert? Ich meine, du wusstest, dass ich Angst davor hatte und nicht gerne als Versuchskaninchen benutzt werden will.“ Draco richtete sich etwas erstaunt über den plötzlichen Themawechsel von seiner Hocke auf, sah dann aber ernst zu ihr herunter. „Ich wollte, dass du diese Angst davor verlierst, aber ich würde dich nie verletzen.“ Dafür erntete er von Ginny einen ungläubigen Blick. „Das klingt aber sehr unmalfoyhaft.“ „Ich meine mich in deiner Gegenwart schon oft unmalfoyhaft benommen zu haben.“ Grinsend reichte er ihr gentlemanlike eine Hand. Etwas unsicher nahm sie sie an und wurde sogleich mit Schwung auf ihre Beine gezogen, sodass sie jetzt direkt in Dracos Armen landete, da sie sonst umgefallen wäre. „Und zweitens“ hauchte er in ihr Ohr „wollte ich wissen, ob du mir vertraust.“ Als sie seinen warmen Atem in ihren Nacken spürte und ihr bewusst wurde, wie nahe sie sich gerade waren, bekam sie Gänsehaut und Blut schoss in ihre Wangen. „Und...“ stotterte sie „...zu welchem Ergebnis kamst du? Kann ich dir vertrauen?“ Er erschaffte zwischen ihnen einen kleinen Abstand und berührte sanft, nur sehr leicht spürbar, mit dem Zeigefinger ihren Hals, streichelte dann ihre Wange und zog ihr Gesicht langsam – sehr langsam – zu seinen Lippen. Sie berührten sich kaum, es war etwas fast greifbares und doch so weit. Dann bewegte er sich einige Zentimeter zurück, um daraufhin wieder ihre Lippen für einen kurzen Moment zu berühren, bevor er sich erneut zurückzog. Ginny hatte die Augen geschlossen. Trotz der kleinen Entfernung konnte Draco ihren rasenden Herzschlag hören als er seine Lippen wieder für einen kurzen Kuss auf den ihren ruhen ließ. Dieses Gefühl, was sich in ihr bereit machte, war unbeschreiblich. Ein Glücksgefühl. Auf Wolken schweben. Unbeschwert. Liebe. Und das konnte nur er bei ihr auslösen – das wusste sie genau. Als sie seinen Mund das nächste Mal auf dem ihren spürte, erwiderte sie den Kuss. Sie zitterte leicht bei seinem Atem, der warm ihre Wange streifte und seine Hand sich in ihrem Nacken bewegte, wo er sie zärtlich streichelte. Dann strich er sanft mit seiner Zunge über ihre Lippen, was sie sofort veranlasste den Mund leicht zu öffnen. Ginny entfuhr ein Seufzen als er seine Zunge in ihren Mund wandern ließ um die ihre zu treffen. Ihre Lippen trennten sich, woraufhin Ginny langsam ihre Augen öffnete und in die sturmgrauen Dracos sah. Niemals hätte sie ihm so eine Sanftheit zugetraut. “Du vertraust mir.” sagte er leise, ohne den Blickkontakt abzubrechen. “Draco, ja, ich...” flüsterte sie, doch er hielt den Zeigefinger vor ihren Mund. Seine Hand, die zuvor noch in ihrem Nacken geruht hatte, wanderte ihren Rücken entlang zu ihrer Taille, wo er sie auch gleich leicht an ihrer Hüfte zog. Ginny fühlte sich in seinen Armen machtlos und folgte automatisch der Bewegung seiner Hand und flog nun rücklings mit ihm über sich auf sein Bett, sodass sie unter ihm lag. Wieder legte er seine Lippen auf ihren Mund. Der Kuss vertiefte sich. Zärtlich spielten ihre Zungen miteinander, während Dracos Hand sich in ihren Haaren vergrub. Ginny war mit dieser Zärtlichkeit, die sie von ihm bekam, völlig überfordert. Sie hatten diesen Jungen schon so oft geküsst, aber das hier war absolut anders. Draco schien ihre Unsicherheit bemerkt zu haben und führte ihre Hände in seinen Nacken ohne den Kuss zu unterbrechen. Wie sehr hatte er sich danach gesehnt ihre Hände auf seiner Haut spüren zu können. Seine Haut brannte förmlich unter ihren Fingern. Er musste Luft holen, da ihn das alles doch etwas zu sehr erregte. Ihre Nähe, ihr Duft, ihre zarte Haut. Also stützte er sich auf seine Ellbogen, um in ihr Gesicht zu sehen. Auch Ginnys Atem ging schwer. Ihr erging es nicht anders. Für ein paar Minuten verharrten sie so, bis sich ihr Atem wieder etwas gelegt hatte. Dann beugte er sich wieder zu ihr herunter. Sanft knabberte er mit seinen Lippen an ihrer Schulter. Ihre Haut war weich und schien genau so wie seine zu glühen. Seine Hände wanderten zu ihren Schulternblättern und zogen sie leicht nach oben. Als Draco ihr Schlüsselbein küsste, ließ Ginny ihren Kopf nach hinten fallen und seufzte hörbar. Draco grinste leicht. Sein Kopf schien für einen Moment wieder denken zu können. Er lag hier mit Ginerva Molly Weasley in einem Bett. Das Mädchen, das er liebte. Und ja, er liebte sie gottverdammt noch mal. Er konnte es sich ja selber nicht erklären, warum ihn immer wieder Zweifel überkamen, wenn er versuchte ihr seine Liebe zu gestehen. Wenn Liebe nur eine Illusion war, dann war das hier auch eine und auch wenn es sich zu gut um wahr zu sein anfühlte, wusste er, dass es eben keine Illusion war. Sie griff mit einer Hand in seine Harre und zog sich mit ihrer anderen, die in seinem Nacken lag, hoch zu ihm, was seinen Verstand wieder aussetzen ließ. Mit allen Gefühlen, die sie für ihn hatte, küsste sie ihn. Der Kuss wurde immer wilder und da Ginny nun so nah an ihn gedrückt war, konnte sie seinen Herzschlag, der mindestens genau so schnell war wie ihr eigener, spüren. In ihrem Unterbewusstsein wusste sie, wozu das Ganze hier führen würde, aber sie verdrängte alle Gedanken daran und konzentrierte sich auf diesen einen Moment. Seine Hände, die auf ihrer Haut tanzten. Seine Lippen, die die ihren küssten. Seine Gefühle, die durch sein momentanes Tun einfach unmissverständlich waren. Seine Finger glitten wieder zu ihrem Rücken, von wo aus er ihr das Kleid langsam über die Schultern bis zum Bauch runterzog. Sie ließ sich wieder in ihr Kissen fallen und bemerkte, dass er für einen kurzen Moment den Atem anhielt. Bildete sie sich das nur ein oder brachte sie ihn mit ihrer nackten Haut aus dem Konzept? Seine Finger wanderten kreisförmig über ihr Schlüsselbein hinunter zu ihrem Brustansatz. Auch wenn er sie schon mal nackt gesehen hatte, fühlte es sich für sie dennoch komisch an. Sein Atem fuhr die Konturen ihres Brustansatzes lang, wobei er manchmal kaum spürbar seine Lippen auflegte. Als dieser warme Hauch nicht mehr da war, öffnete sie ihre Augen und sah ihn direkt in die Augen. Vor einem halben Jahr noch waren diese Augen kühl und abweisend, wenn sie in sie hineingeschaut hatte, jetzt strahlten sie Wärme und Liebe aus. Ein Blick, der nur ihr galt. Er lehnte sich vor, stützte sich wieder mit seinen Ellbogen ab und spielte mit zwei Fingern mit einer Strähne ihres roten Haar, während er sich wieder ihrem Gesicht näherte. Ein kurzer gehauchter Kuss, dann machte er sich an ihrem Ohrläppchen zu schaffen und knabberte daran. Sanft verteilte er Küsse neben ihrem Ohr, dann auf ihrer Wange, auf ihren Mundwinkel und letztendlich auf ihren Mund. Während ihr Kuss wieder wilder wurde, knöpfte Ginny ihm ohne Unterbrechung sein Hemd auf. Nachdem es ganz auf war, endete der Kuss und mit einem tiefen Blick in seine Augen streifte sie es ihm langsam herunter. Ginnys Brustwarzen wurden noch immer von dem schwarzen BH bedeckt. Ihr entglitt ein erneuter Seufzer als Draco sie über ihr Kinn wieder hinunter küsste, um dann wieder bei ihrem Brustansatz zu landen. Nach einem kurzen Hauch seiner Atemwärme, der bei ihr wieder Gänsehaut auslöste, presste er sich wieder eng an ihren Körper und küsste ihren Hals, doch seine Hände wanderten zu ihrem Rücken, wo er den BH-Verschluss vorsichtig öffnete. Ginny bemerkte das nicht, denn ihr Verstand war von dem wundervollen Gefühl benebelt, die seine Berührungen auslösten. Er küsste sie wieder weiter unten auf dem Ansatz ihrer Brüste, jeden Millimeter, den er berühren konnte. Seine Hände befanden sich noch immer auf ihrem Rücken. Er massierte ihr spielerisch, aber unglaublich sanft die Wirbelsäule, was der Auslöser dafür war, dass sie ihm ihren Brustkörper entgegen streckte. Draco nutzte diese Reaktion und entfernte ihren BH, wobei sich ihre Brüste entblößten. Vor Schreck über die folgende Berührung, sog sie hörbar die Luft ein. Seine Lippen umschlossen eine ihrer Brustwarzen und er fuhr kurz mit der Zunge darüber, was sie hart werden ließ. Er lächelte zu ihr hoch. “Du bist so schön, Gin.” Ginny sah auf und wurde rot. Jetzt wusste sie, warum das alles so anders war. Das erste Mal als sie ihm so nahe war, war ihr Gewissen ja ausgeschaltet gewesen. Leider hatte sie vergessen, dass das Gewissen nicht immer nur dann anschlug, wenn sie etwas tat, was nicht sein durfte. Ihr Gewissen gab ihr im Gegensatz zum letzten Mal ein gutes Gefühl und das war – und sie konnte es kaum fassen – das das alles, was sie gerade machten, richtig war. Sie betrachtete seinen Oberkörper. Er hatte die Statur eines Quidditch-Spielers. Seine Muskel hatten sich angespannt, weil er sich noch immer leicht mit den Ellenbogen abstieß und seine Haut war hell und weich. Es fühlte sich gut an mit ihm das zu tun. “Du auch.” flüsterte sie. Mit dieser Aussage küsste er die andere Brustwarze und biss vorsichtig hinein, während er die andere noch zwischen Daumen und Zeigefinger etwas rieb. Ginnys Hände krallten sich in sein Haar und ihr Atem wurde wieder unregelmäßiger. In immer kleiner werdenden Kreise küsste er ihre Brust, bis er schließlich an sein Ziel kam, das er wieder mit sanftem Geknabber bearbeitete. Ihre Hände in seinen Haaren versuchten seinen Köpf näher an ihre Brust zu drücken, was ihn schmunzeln ließ. Er sog erst kaum spürbar, dann immer fordernder daran, wobei er auch sanft seine Zähne mit einbezog. Um Ginny war es jetzt definitiv geschehen. Ihre Erregung nahm ihr die letzte Kontrolle über ihren Atem und mit jedem abgehackten Atemzug stöhnte sie seinen Namen. Draco wiederholte sein Spielchen mit ihrer Brustwarze. Es machte ihm Spaß, sie so außer Kontrolle zu bringen. Gleichzeitig glitt seine Hand zu ihrem Bauch und seine Lippen folgten ihr, doch Ginny zog ihn plötzlich hoch und küsste ihn leidenschaftlich. Draco stöhnte in ihren Mund als sich ihre Zungen streiften und sein Oberkörper auf ihrer Brust lag. Seine glühende Haut presste sich auf ihre leicht feuchten Brüste und sie fuhr durch sein blondes, weiches Haar. Ihre Fingernägel kratzen leicht seinen Rücken hinunter, was nun auch ihn eine Gänsehaut bereitete. Gekonnt öffnete sie den Gürtel seiner Hose und zog sie ihm so weit es ging mit den Händen, dann mit den Füßen aus. Ihre Hände glitten wieder ein wenig hinauf und sie presste sein Becken gegen ihr eigenes. Draco stöhnte laut auf und küsste sie hart. Auch er schien nicht mehr klar denken zu können. Seine Hände wanderten von ihren Wangen, zu ihrer Brust, über ihren Bauch zu ihren Hüften. Dabei streifte er das Kleid langsam mit herunter bis es achtlos auf dem Boden landete. Ginny fühlte bereits wie feucht sie war und seine Küsse, die er an ihrem Fuß platzierte, verstärkten das Ganze noch um so einiges. Ihr Atem stockte als sie plötzlich etwas Hartes an ihrem Bein fühlte. Er tauchte wieder vor ihrem Gesicht auf uns küsste sie sanft, wobei sich ihre Hände wieder in seine Haare vergruben. Er fuhr eine Linie mit seiner Zunge an ihrem Schlüsselbein und ihren Brüsten vorbei. Seine Zunge stoppte bei ihrem Bauchnabel und verwöhnte nun diesen – aber nur kurz, denn seine Lippen pflanzten immer tiefer Küsse. Als Ginny dachte, dass endlich die Erlösung kam, hielt er in der Bewegung kurz inne und plötzlich fühlte sie Küsse auf ihrer Kniescheibe. Er machte sie verrückt. Am liebsten hätte sie ihn angeschrieen, dass er doch endlich zur Sache kommen würde, weil es einfach so unerträglich war zu warten, aber andererseits wollte sie diese Berührungen. Er setzte sich zwischen ihre Füße und brachte sie mit zärtlichen Druck dazu ihre Beine leicht zu öffnen, sodass er nun locker dazwischen passte. Zärtlich streichelte er ihr Bein hoch und küsste ihre Schienbein bis hin zu ihrem Oberschenkel. Dort öffnete er ihre Beine noch ein bisschen. Ginny zitterte unter jeder Berührung, die er tätigte, sodass sie nicht mehr Herr über ihren Körper war. Seine Finger strichen über den schwarzen Stoff, der noch den letzten Teil ihres Körpers bedeckte. Langsam, fast quälend zog er die Unterhose ihr Bein entlang. Dann warf er sie auf dem Boden. Draco musste feststellen, dass seine Erinnerung definitiv nicht mit dem momentanen Anblick mithalten konnte. Sie sah atemberaubend aus! Ihr wunderschönes Gedicht, ihre braunen, warmen Augen, ihr weicher Busen, ihr flacher Bauch, ihre langen Beine... Er biss sich auf die Lippe, da seine Erregung bei der Musterung ihres perfekten Körpers gewaltig zunahm. Er schloss kurz die Augen und atmete einmal tief aus. Als er seine Augen wieder öffnete sah er in die wunderschönen Ginnys. “Du nimmst mir all meine Kontrolle...” flüsterte er und Ginny war erstaunt über die Ehrlichkeit in seiner Stimme. Dann küsste er wieder ihre Oberschenkel und streichelte sie sanft. Er näherte sich immer mehr ihrer intimsten Stelle und Ginny musste sich zurückhalten sie ihm nicht entgegen zu strecken. Ihre Augen schossen auf als sie seinen heißen Atem auf genau dieser Stelle fühlte, gefolgt von Küssen. Er seufzte als er fühlte wie feucht sie bereits war und liebkostete sie mit seiner Zunge. Er erforschte mit ihr jeden Zentimeter der Stelle, die noch keiner außer er berühren durfte. Ginny stöhnte laut auf als sich seine Zunge weiterbewegte und langsam in sie eindrang. Ginny dachte die ganze Zeit nur, dass es viel zu gut um wahr zu sein war, aber es war so und sie wollte, dass es immer so blieb. Sie schaute ihn fast böse an als er aufhörte, aber seine Lippen trafen auf ihre und sie vergaß wieder alles um sich herum. Dann spürte sie wieder etwas Hartes an ihrem Oberschenkel und in ihr stieg unbändige Lust auf. Sofort schob sie seine Boxershorts mit Händen und Füßen herunter, dann spürte sie wieder sein glühendes Glied auf ihrem Oberschenkel. Der Kuss endete und nun sahen sie sich lange und sehr tief in die Augen. Ginny wusste, was nun kommen würde. “Sag du es mir...” flüsterte er, brach den Blickkontakt aber nicht ab. “Ich vertraue dir.” hauchte sie und legte ihre Hände in seinen Nacken. Ginny versuchte sich zu entspannen, während Draco leicht nach unten rutschte, seinen Zauberstab nahm und etwas murmelte. Natürlich wusste sie, was er machte, aber sie hätte es nicht erwartet. ‘Draco und Verhütung’ grinste sie innerlich. Jedoch verschwand der Gedanke sofort als sie sich wieder tief in die Augen sahen. Sie atmete noch einmal ein und aus. Zuerst trafen ihre Lippen aufeinander und dann langsam... ganz langsam ließ er sich auf sie hinunter. Draco spürte einen kleinen Widerstand, der aber sofort wieder verschwand. Ginny biss sich auf die Lippe, aber die Zärtlichkeit, mit der er sie nun küsste, ließ sie entspannen und er sank ein bisschen tiefer. Der kleine, stechende Schmerz war vorbei, aber er war noch nicht ganz in ihr, da er sich noch leicht mit den Armen abstützte. Er löste sich von ihren Lippen und sah sie durchdringend an. “Geht’s?” flüsterte er. Daraufhin nickte sie und Draco drang nun langsam ganz in sie ein. Seiner Kehle entrann ein Stöhnen und hatte Mühe sich jetzt zusammenzureißen, aber er bewegte sich langsam und vorsichtig in ihr. Zu seiner Überraschung warf Ginny ihre Beine um seine Hüften und stöhnte: “Drace, ich will dich.” Das ließ er sich nicht zwei mal sagen und bewegte sich langsam, aber immer schneller werdend in ihr auf und ab. Beide verloren sich in diesem Gefühl. Unbewusst erschafften sie sich einen Rhythmus und je schneller ihre Bewegungen wurden, desto lauter wurde ihr Stöhnen. Es war purer Rausch und Ginny klammerte sich immer fester um Draco. Es tat so verdammt gut. Mit einem lauten Schrei seines Namens krallte sie sich an seinen Rücken. Und dann fiel auch von Draco der ganze Druck. Er sackte mit seinem Kopf auf ihre Brust und schloss die Augen. Ihre Atemzüge gingen auch noch nach einer Minute schwer. “Bei Merlin, was war das?” fragte Ginny und man konnte die Belustigung über das Geschehene deutlich heraushören. “Das...” sagte Draco grinsend und stemmte sich wieder auf seine Ellbogen, um in ihr Gesicht sehen zu können “...nennt man Sex.” „Das weiß ich auch, du Schlaumeier.“ grinste sie zurück. „Aber... warum haben wir DAS getan?“ „Das ist doch so was von klar.“ lachte er und rollte sich von ihr runter, woraufhin Ginny mit einem bösen Blick protestierte. „Ach ja, und warum?“ Jetzt, wenn er genauer darüber nachdachte, fand er, dass das Ganze gar nicht so klar war. „Weil ich...“ Ihm fehlten die Worte. „Ja?“ Sie wurde aufmerksam. „Ich erinnere mich, dass du schon mal so einen Satz angefangen hast, aber mich im nachhinein angelogen hast, dass er nicht wichtig wäre.“ ‚Sag es! Der beste Zeitpunkt!‘ erklärte eine glückliche Stimme in seinem Kopf. „Weil ich dich lie...“ „AHHHH!“ Ginny und Draco wanden sich zuckend im Bett und beide ergriffen sofort ihren linken Unterarm. Unter den Schmerzen, die von dem dunklen Mal ausgingen, konnte Ginny nicht mal atmen. Als der Schmerz endlich nachließ, fing Draco an zu fluchen. „So eine verdammte Scheiße! Man tut das weh!“ Ginny schmerzte der Kopf. „Was war das?“ Dracos Augen verdunkelten sich. „Das war eine Einberufung zu einem Todessertreffen. Wir müssen sofort zu Dumbledore. Das verheißt nichts gutes.“ Draco zog sich rasch an, aber Ginny fühlte sich zu erschöpft, um sich zu bewegen. Sei es vom dem Schmerz oder von dem Sex, ihr war einfach schwindelig. „Okay, dann kommst du gleich nach, ja?“ rief Draco ihr besorgt in der Tür zu. Ginny nickte, zog sich langsam an und ohne die Tür noch zu verschließen, rannte Draco los. Nachdem sie sich komplett angezogen hatte, schloss sie benommen ihre Augen. Ein Geräusch. Ihre Augen schossen sofort wieder auf und sie sprang aus dem Bett. „Stupor!“ Ginny sackte zusammen. Kapitel 45: Die Folterkammer ---------------------------- 45. Die Folterkammer Ihr war kalt. Bitterkalt. Und das am Sommeranfang? Unter den Schmerzen, die ihren Körper zu lähmen versuchten als sie sich aufrichten wollte, stöhne sie. Dunkelheit. „Schon wieder.“ seufzte sie. Der Raum hatte definitiv keine Fenster und war so dunkel, dass sie absolut gar nichts sehen konnte. Was war passiert? Da war doch dieses unglaublich warme Gefühl in ihrem Herzen, dann Schmerz und schließlich Kälte. „Voldemort hat nach mir... nach uns gerufen.“ stellte sie fest. In der Hoffnung, dass ihre Kopfschmerzen vergingen, hielt sie sich ihre eiskalte Hand gegen die Stirn. Sie hatte Fieber. „So ein Mist!“ fluchte sie leise. „Warum ich? Wirklich, diesen Entführungsmist hätte ich gerne Harry überlassen. Sonst ist er doch immer das Voldemort-Opfer.“ Sie versuchte sich zu bewegen und tastete den Boden ab. Er war ihrer Meinung nach sogar leicht wärmer als ihre Hände. Plötzlich berührte sie etwas und hielt den Atem an. Was war das? Vorsichtig betastete sie das Etwas, das unmittelbar in ihrer Nähe auf dem Boden lag. Es war kalt, jedoch weich. Sie wanderte mit den Fingern etwas weiter. Plötzlich schrie sie auf. Das Etwas, das sie jetzt einwandfrei identifizieren konnte, zitterte und hatte ihre Hand gepackt. Ihr wurde speiübel und sie hatte Mühe nicht in Ohnmacht zu fallen. Mit einem Ruck löste sie ihre Hand. Es war ein Inferius beziehungsweise ein Inferius-Stück und zwar ein Arm inklusive Hand. Kein Zweifel. Vergebens versuchte sie ihre Panik unter Kontrolle zu bringen, die sich in ihr demonstrativ breit machte. Allmählich dämmerte es ihr, wo sie sein könnte. Bis jetzt hatte sie nur einen einzigen Blick in diese Kerker geworfen, aber was sie gesehen hatte, hatte sie tief erschüttert. Die Folterkammer. Bei dieser Erkenntnis brach all ihre Selbstbeherrschung, die sie in den letzten Monaten so eingetrichtert hatte. Wie in Trance hörte sie sich immer nur leise und schwach „Hilfe...“ flüstern. „Der Dunkle Lord! Die Todesser!“ sagte Draco aufgeregt und völlig außer Atem dem hinter seinem Schreibtisch sitzenden Dumbledore. „Er hat sie alle einberufen!“ Dumbledore lächelte den jungen Slytherin beruhigend an und nickte. „Ich weiß, Mister Malfoy.“ Verdattert sah Draco den Schulleiter an. Wie? Er wusste? „Aber... woher?“ fragte Draco leicht unsicher. Dumbledore seufzte, erhob sich aus seinem Sessel, ging zum Fenster und schaute schweigend hinaus. Nicht weniger als zehn Minuten standen sie schon so da. Draco wurde langsam aber wirklich wütend. Er hatte schon durch Räuspern und etliche Bewegungen versucht wieder auf sich Aufmerksam zu machen. ‚Ganz ruhig, Draco!’ befahl er sich, aber er hatte die Hände zu Fäusten geballt. „Professor?“ fragte er kühl. Dumbledore schien als wäre er aus einem Traum aufgewacht und drehte sich leicht erschrocken um, so als ob er überrascht wäre, dass Draco noch immer im Zimmer stand. Dieser Kerl war doch verrückt! Wie konnte so ein Mann wie Dumbledore Schulleiter werden? Draco versah Dumbledore mit einem bösen Blick, den der Schulleiter jedoch mit einem Lächeln erwiderte. Das reichte. Wütend ging Draco ein paar Schritte auf den Schulleiter zu, um kurz vor ihm stehen zu bleiben. „Was soll das? Sie haben mir ans ‚Herz’ gelegt, dass ich Ihnen Bescheid geben soll, wenn sich das Dunkle Mal bemerkbar macht. Heute hat es sich bemerkbar gemacht – und wie – und sie sagen mir nur ‚ich weiß’?!“ Die Wut, die sich in Dracos Bauch angestaut hatte, klang ab und bei dem freundlichen Blick des Schulleiters er ließ seine Schultern hängen, bereit um das Büro zu verlassen. Als er an der Tür war, sah er aus dem Augenwinkel, dass Dumbledore sich wieder in seinen Sessel gesetzt hatte. „Mister Malfoy, setzen Sie sich bitte!“ sagte Dumbledore freundlich, aber Draco ahnte Böses. Er konnte es genau raushören, wenn Menschen versuchten ihre Angst zu verstecken und genau dies tat Dumbledore gerade. Draco drehte sich um, ging langsam auf den ihm angebotenen Stuhl zu und setzte sich. „Ich danke Ihnen sehr, dass sie mir Bescheid gesagt haben.“ fing Dumbledore an. „Aber der Grund, warum ich es schon weiß, ist ganz einfach der, dass rund um die Schutzzauber von Hogwarts Todesser sind und zurzeit versuchen ins Schloß zu gelangen.“ Dracos Augen weiteten sich. Todesser? Überall um Hogwarts herum? Das hieße, dass er selbst in Lebensgefahr schwebte, denn schließlich hatte er sie verraten. Wegen Ginny. „Ginny...“ rief Draco plötzlich panisch aus. „Ich denke nicht, dass sie sich Sorgen um Miss Weasley machen müssen. Solange die Schutzzauber halten, wird keinen von Ihnen etwas passieren.“ beschwichtigte Dumbledore den blonden Schüler. Dafür erhielt der Schulleiter jedoch einen skeptischen Blick. „Solange die Schutzzauber halten? Was soll das denn heißen? Wie lange halten denn die Schutzzauber noch?“ Nun stand Dumbledore wieder auf und ging abermals zum Fenster, um in die Ferne hinauszusehen. „Voldemort und die Todesser haben einen Weg gefunden, wie sie die Schutzzauber austricksen können. Es wird nicht mehr lange dauern – vielleicht noch zwei Stunden – dann sind sie hier.“ Dann wandte sich der Schulleiter wieder dem Slytherin zu. „Ich erwarte von Ihnen und Miss Weasley, dass Sie die dritte Aufgabe bewältigen.“ Die Falten, die sich auf Dracos Stirn gelegt hatten, verschwanden sofort. Er war leicht überrascht, wie Dumbledore so plötzlich auf die dritte Aufgabe kam, aber es ergab alles einen Sinn. Hatte Dumbledore ihnen nicht versprochen, er würde ihnen helfen? „'Böses, sowie leider auch Gutes zu verbannen ist des ganzen Turniers Sinn.' Also hatte dieses ganze Turnier – zumindest für Ginny und mich – doch einen tieferen Sinn!“ „So ist es und wie ich Sie kenne, haben Sie den theoretischen Teil der dritten Aufgabe bereits gelöst.“ Draco nickte. „Ja, aber Sir, was ist mit ‚Böses, sowie leider auch Gutes zu verbannen’ gemeint und wie sollen wir denn bitteschön das Nichts finden?“ fragte Draco leicht angespannt. Er hätte am Liebsten noch mehr nachgefragt, aber Dumbledore hielt schon eine Hand hoch und schüttelte den Kopf. „Ich kann es Ihnen leider nicht sagen. Sie wissen ja, was mit Miss Weasley passieren könnte, würde ich mit Ihnen darüber sprechen. Greifen Sie auf alle Indizien zurück, die ich Ihnen gegeben habe.“ Damit ging der Schulleiter zu einem Regal und reichte Draco drei dicke, verstaubte Bücher. „Die hier werden Ihnen mit Sicherheit von großem Nutzen sein. Ich bitte Sie nun Miss Weasley aufzusuchen und mit ihr unverzüglich das Schloß zu verlassen. Ganz Hogwarts baut auf Sie beide.“ Draco nahm die schweren Bücher, nickte Dumbledore noch ein mal zu und verließ mit schnellen Schritten das Zimmer. Ginny keuchte. Jede zwei Minuten musste sie ihren Sitzplatz wechseln und in der Dunkelheit durch den Raum wandern, weil sich die abgetrennten Inferius-Gliedmaßen – und da war sie sich jetzt ganz sicher, dass es welche waren – immer wieder auf sie zukamen. Man konnte das Geräusch der auf dem Boden schlürfenden Haut hören. Mittlerweile war Ginnys Zittern schon so extrem, dass sie nicht mehr gehen konnte. Wer hatte ihr das angetan? Hier in diesem Kerker eingesperrt und dann auch noch von Menschenfleischsüchtigen Inferius umgeben. Ständig hallte eine kreischende Stimme in dem Raum, die sie damals mit Draco auch gehört hatte. Wann war das alles endlich vorbei? Sie wollte, konnte einfach nicht mehr. Die kreischende Stimme befahl ihr mehr als ein mal sich doch endlich umzubringen, doch das Einzige, was Ginny davon abhielt, war ihr schlagendes Herz, das ihr ständig flüsterte, dass alles wieder gut werden und Draco kommen würde, um sie hier rauszuholen. Plötzlich wurde die Tür aufgestoßen. Ginny kniff die Augen zusammen, da sie die Helligkeit nicht erwartet hatte. Als sich ihre Augen endlich daran gewöhnt hatten, knallte die Tür auch schon zu und mit einer Fackel in der Hand stand eine Person mit einem triumphierendem Lächeln vor ihr. „Blaise Zabini...“ flüsterte Ginny fassungslos. „Oh, ja! Ich bin es!“ lachte der schwarzhaarige Junge kalt auf. „Hilf mir... bitte...“ krächzte Ginny. Ihre Kraft und ihr Verstand schienen sie immer mehr zu verlassen. Doch Blaises Grinsen wurde nur noch größer. „Das hättest du wohl gerne, du Flittchen. Sei froh, dass ich hier bin, um auf dich aufzupassen, bis der Dunkle Lord kommt, und nicht Pansy. Auch wenn der Dunkle Lord es ihr verboten hat, dich zu töten, sie würde es tun. Da mir aber was an dir liegt, bin ich dein persönlicher Aufpasser.“ „Warum? Warum nur?“ flüsterte Ginny. „Warum tust du das?“ Wieder lachte Blaise kalt auf. „Hörst du mir nicht zu? Ich sagte doch bereits, dass ich das auf Befehl des Dunklen Lords mache. In weniger als zwei Stunden wird er hier in Hogwarts sein. Er befahl mir dich an einen Ort zu bringen, von dem du nicht so leicht entwischen kannst. Allerdings...“ Blaise schritt auf Ginny zu. „...hätte ich dich auch ohne die Anweisungen des Dunklen Lords hierher gebracht. Soviel ich weiß, müssen wir noch etwas nachholen.“ Ginny fühlte sich schwach und ekelte sich vor dem Slytherin, der nun vor ihr stand und mit Genugtuung auf sie herunterblickte. Er packte sie grob am Kragen ihrer Bluse und steckte ihr sogleich die Zunge in den Hals. Verzweifelt versuchte sie sich gegen seine sie grob anpackenden Hände zu wehren, aber es war sinnlos. Er war zu stark. Schon riss er ihre Bluse auf und drückte sie gegen die Wand, um sie weiterzuküssen. „Nein...“ flüsterte sie tränenerstickt, doch schon wieder versiegelte er ihren Mund. Sie ekelte sich so langsam vor sich selbst. Jeder Mann wurde ihr gegenüber gewalttätig. Harry, Voldemort, Blaise… ‘Draco nicht...’ schoss es ihr durch den Kopf. 'Draco...' „Lass mich los!“ schrie sie auf einmal, schien für ein paar Sekunden mehr Kraft in sich zu haben als Blaise und schlug mit ihren Fäusten auf ihn ein. Blaise hatte das nicht vorhergesehen und war zu überrascht, um zu reagieren. Rücklings flog er auf den Boden. Die Tür sprang auf. „Crucio!“ schrie jemand. Das Hier und Jetzt verschwand. Ginny wand sich schreiend. Alles schien zu brennen. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, sodass sie glaubte, nicht mehr atmen zu können. Dann blinzelte sie und sah in die hasserfüllten Augen Pansys. „Oh! Hab ich dir wehgetan?“ sagte Pansy mit süßer Stimme, doch dann wurde die gespielte Süße von echter Wut ertränkt. „Was hast du mit Blaise gemacht? Na ja, egal. Dann kann ich mein Vorhaben ja jetzt doch in die Tat umsetzten. Du bist eindeutig zu weit gegangen. Draco Malfoy hat was besseres als dich verdient, du widerliche Blutsverräterin! Ich hasse dich und diesen Hass wirst du zu spüren bekommen, bis der Dunkle Lord da ist, um dich zu ‚erlösen’.“ Abermals richtete die Slytherin ihren Zauberstab auf Ginny. „Crucio!“ Ginny schrie wie am Spieß. Ihre Kräfte waren auch so schon dahin, aber der Cruciatus-Fluch schien sie nicht nur körperlich ans Ende zu bringen, sondern auch psychisch. Wann hörte diese Quälereien endlich auf? Dann könnte Ginny Pansy sagen, dass sie sie doch einfach umbringen solle anstatt sie so leiden zu lassen. ‚Ich kann nicht mehr...’ dachte sie durchgehend. ‚Ich will sterben...’ „Ich kann dir alles geben, nur nicht den Tod.“ Ginny sah sich um. Auch wenn es dunkel war, wusste sie, wo sie war. „Ich bin im Nichts, oder?“ fragte sie in die Dunkelheit hinein. „Ja...“ antwortete die dämonartig Stimme. „Du bist bewusstlos. Immer wenn du bewusstlos bist, kommst zu ins Nichts. Jeder Mensch tut das, doch ihr unterschätzt es. Der Geist des Menschen weicht nämlich während der Bewusstlosigkeit aus dem Körper seines Besitzers. Sofort landet er hier, nur erinnert er sich nicht daran, wenn er wieder ins Leben zurück kommt – außer du. Das Nichts ist mein Reich. Es ist die Grenze zwischen Leben und Tod, zwischen der Erde und dem Totenreich.“ „Und nur durch Bewusstlosigkeit kommt man zu dir?“ fragte Ginny weiter, ganz darauf bedacht mehr darüber herauszufinden, wie sie Voldemort wieder in das Totenreich verbannen könnte. Der Todesgeist lachte leise. „Was ist?“ Ginny beschlich Panik. „Ich weiß, warum du mich das fragst. Du willst mich töten, damit du mich und den Mann, den du erweckt hast, wieder los bist, aber das wirst du nicht schaffen. Ich liebe dich zwar, Ginerva, aber du wirst mich niemals bezwingen können. Und jetzt geh zurück...“ „Halt!“ rief Ginny. „Ich will, dass du mir Pansy vom Hals schaffst, aber wehe tu tötest sie!“ „Dein Wunsch sei mir Befehl.“ „AAAAH!“ Knall. Ginny riss die Augen auf. In der ihr gegenüberliegenden Ecke des Kerkers lag Pansy mit einer Platzwunde am Kopf bewusstlos auf dem Boden. „Ginny!“ rief Draco und rüttelte sie an den Schultern. „Ginny!“ Dracos Stimme drang an ihr Ohr. „Ginny, alles okay?“ Schweigend nickte sie. „Meine Güte! Ich habe dich zwei Stunden lang im ganzen Schloß gesucht. Erst als mir Gregory gesagt hat, dass er Pansy bei den Folterkammern spazieren gehen sah, war mir sofort klar, was Sache ist. Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?“ Ginny schluckte. Nein, nichts war in Ordnung. Ihr tat alles weh und sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Doch, einen. „Draco... Voldemort...“ stieß sie hervor. Draco sah auf seine teure Armbanduhr, die er auch schon damals in der Höhle getragen hatte, und nahm die Zauberstäbe von Blaise und Pansy an sich. „Wir müssen sofort los, Gin. In ein paar Minuten bricht hier das totale Chaos aus. Der Dunkle Lord und sein Gefolge sind dabei die Schutzzauber zu durchbrechen. Dumbledore hat uns beauftragt die letzte Aufgabe zu lösen, denn nur so können wir den Dunklen Lord wieder ins Jenseits befördern.“ Als Draco jedoch in ihre Augen sah, wusste er, dass sie nicht ganz bei Verstand war. Er nahm die auf seine Arme und hielt inne. „Was hat dieses Schwein dir angetan?“ Seine Augen wurden zu Schlitzen, während er mit einer Kopfbewegung auf ihre aufgerissene Bluse deutete. Müde schüttelte Ginny nur den Kopf. „Nichts passiert...“ flüsterte sie. „Das hoffe ich für ihn.“ Mit Ginny auf seinen Armen ging er aus der Folterkammer und versiegelte die Tür. Schreie und Aufschläge, sowie kleine Explosionen waren von oben zu hören. „Mist! Es hat schon angefangen.“ Kapitel 46: Mario Sutherland ---------------------------- 46. Mario Sutherland „Sie sind hier?“ Ginny war sofort wieder bei vollem Bewusstsein und sprang sogleich aus Dracos Arme. Dieser legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. „Ruhig, Gin! Dir wird nichts passieren. Wir müssen uns aber beeilen. Schaffst du es ein wenig zu laufen?“ Auch wenn Ginny noch der Schock tief in den Knochen saß, nickte sie. Draco fasste ihre Hand und zog sie mit sich mit. Da sie die Treppen hoch liefen, wurde der Lärm immer lauter. Für einen kurzen Moment schien Draco das Aufschreien seines Vaters hören, aber es interessierte ihn nicht. Sie standen versteckt im Eingang, der zu den Kerkern, von denen sie gerade kamen, führte. „Wir müssen da durch, Gin!“ sagte Draco trocken und wies auf das Kampfgetümmel, das sich über den ganzen, langen Korridor erstreckte. „Da müssen wir durch?“ fragte Ginny skeptisch. „Was meintest du gerade? Mir passiert nichts?“ „Nein, dir passiert nichts.“ Das war eine Feststellung. Ginny konnte nicht anders und zog eine Augenbraue hoch. „Ach ja? Und wie willst du das anstellen? DIR soll aber auch nichts passieren!“ Überlegen grinsend zückte er seinen Zauberstab. Dann tippte er drei mal auf Ginnys Kopf, die nur verdattert zusah und murmelte „Desillusio!“. Für Ginny fühlte es sich an, als würde ein Ei auf ihrem Kopf aufgeschlagen, das kalte Tropfen über ihren gesamten Körper sickern ließ. „Was...was war das?“ stotterte sie. „Ein Desillusionierungszauber. Kein Mensch kann dich mehr sehen. Du passt dich deiner Umgebung an.“ Erleichtert atmete sie aus. Dann wandte Draco den Zauberspruch bei sich selber an. „Drace, wo bist du?“ flüsterte Ginny, da sie ihn plötzlich nicht mehr sehen konnte. „Hier!“ Jemand ergriff ihre Hand. „Gin, pass auf! Du darfst nicht vergessen, dass wir uns gerade in einem Kampf befinden, wo Unverzeihliche Flüche nur so herumfliegen. Auch wenn wir unsichtbar sind, sind wir verwundbar. Du folgst mir jetzt bitte auf Schritt und Tritt. Verstanden?“ Ginny nickte zuerst, aber als ihr klar wurde, dass Draco sie ja gar nicht sehen konnte, antwortete sie mit einem kurzen „Ja“. Ginny wurde von der Hand, die ihre umfasste, gelenkt. Dann gingen sie langsam ins Kampfgetümmel. Die Flüche schossen nur so durch die Gegend und Ginny hatte Mühe und Not nicht getroffen zu werden. Draco hielt ihre Hand immer noch fest und führte sie einigermaßen sicher durch die Scharen von Todessern. "Ducken!" zischte Draco und warf sich mit Ginny auf dem Boden. Über ihnen schoß ein grüner Blitz vorbei. "Puh! Das war knapp!" seufzte Ginny erleichtert auf. Draco zog sie wieder hoch und beide gingen vorsichtig weiter. Aus dem Augenwinkel konnte Ginny plötzlich sehen, dass ein maskierter Todesser über Ron gebeugt war und ihm seinen Zauberstab an den Hals hielt. „Ron!“ schrie Ginny auf, aber Draco zog sie mit sich. „Nicht, Gin! Die sehen uns noch! Bitte! Bleib hie...wuah!“ Weiter kam Draco nicht mehr, denn Ginny zog jetzt ihn mit. „Avada...“ „Stupor!“ schrie Ginny und der Todesser flog rücklings und bewusstlos zu Boden. Alle Todesser in unmittelbarer Nähe, sowie Professor McGonagall, Harry, Ron und Neville hielten in ihren Bewegungen inne. „Da ist doch jemand...“ zischte ein Todesser leise. Ginny Atem ging immer schneller. So leise es nur ging, kam Draco einen Schritt auf sie zu und hielt ihr sanft die Hand vor den Mund, jedoch wehrte sie sich nicht, da der Duft von Draco ihr nur zu bekannt war. „Stupor!“ riefen die Stimmen von Professor McGonagall, Harry und Neville gleichzeitig, da sie die Unachtsamkeit der Todesser als Überraschungsangriff nutzten. Der Kampf wurde wieder brutal fortgeführt. Ginny und Draco verharrten noch ein bisschen in der Position. Nach einer Minute flüsterte Draco "Weiter!", blieb aber stocksteif stehen. Es fühlte es sich an, als ob nun warme Tropfen an ihnen herunterlaufen würden. „Na sieh mal einer an! Wen haben wir denn da?“ sagte eine schnarrende Stimme wegen der Draco die Augen verdrehte. „Ginerva Weasley und... mein Sohn…” Langsam blickte Ginny an sich herunter. Sie war wieder vollkommen zu sehen und Dracos Hand auf ihren Mund konnte sie auch erkennen. Vor ihr stand ein Todesser, der anscheinend nur darauf wartete, dass der furchtbare Mann hinter Draco ihm den Segen dazu gab. „Hallo Vater... Wie überaus erfreulich dich zu sehen...“ zischte Draco gefährlich. „Ich würde den Mund nicht zu voll nehmen, Draco. Habe ich dir nicht beigebracht, dass es gefährlich ist, jemanden, der in Besitz eines Zauberstabes ist, während du deinen noch nicht gezückt hast, zu provozieren?“ „Diese Lektion hast du dann wahrscheinlich vergessen.“ Mit einem Satz drehte sich Draco um, stand nun Rücken an Rücken mit Ginny und schrie zeitgleich mit ihr: „Expelliarmus!“ „Lauf!“ brüllte Draco und beide rannten los, während Lucius Malfoy und der andere Todesser verzweifelt versuchten aufzustehen. Endlich kamen sie am Schlosstor an. Draco riss es auf und lächelte erleichtert. „Hier draußen können wir apparieren, denke ich. Im Schloss sind die Zauber noch aktiv, aber die Todesser haben ja die Schutzzauber um Hogwarts herum gebrochen.“ erklärte er. „Lass uns Seite-an-Seite apparieren, okay?“ „Und wohin willst du?“ fragte Ginny leicht panisch, da schon wieder Schritte zu hören waren. „Das lass mal meine Sorge sein.“ Er nahm ihre Hand, sie nickte ihm zu und mit einem Plopp waren sie verschwunden. Als Ginny die Augen öffnete, wusste sie sofort, wo sie waren. „Dein Haus...“ sagte sie jedoch leicht überrascht. „Ja, der beste Ort zum verstecken und die Aufgabe zu erledigen. Findest du nicht auch?“ grinste er. Missgelaunt schaute Ginny den blondhaarigen Jungen an und stieß ihn sanft in die Seite. „Du hast gut reden. Während in Hogwarts eine Schlacht wütet, verkrümeln wir uns hier in dein bequemes Schlösschen.“ Draco ging wortlos zur Haustür, schloss auf und hielt sie Ginny auf. Mit hochgezogener Braue ging die Gryffindor hinein. Die Tür fiel ins Schloss und schon wurde ihr der Umhang abgelegt. Sie spürte seine Arme um ihre Hüften und viele, Gänsehauterregende Küssen auf ihrem Hals. „Draco! Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt! Wir müssen doch die dritte Aufgabe lösen! Von uns hängt alles ab.“ herrschte sie ihn an, wobei sie seine Brührungen im Moment mehr als alles andere wollte. „Ja, Mam!“ grummelte Draco und warf sich auf das Sofa. „Hier.“ Er wühlte kurz in seiner kleinen Tasche herum und holte drei dicke, schwere, sehr alt aussehende Bücher heraus, die er auf den Tisch legte. „Von Dumbledore. Du wirst es nicht glauben, aber Dumbledore hat uns wirklich auf die Fährte zum Todesgeist geführt. Diese Bücher sollen uns bei unserem Auftrag helfen.“ Zu Dracos Erstaunen setzte sich Ginny nicht neben ihn, sondern auf seinen Schoß. Und dann sah Ginny etwas, was bisher mit Sicherheit noch niemand bei Draco Malfoy gesehen hatte. Er wurde rot. Schallend fing sie an zu lachen. „Was?!“ sagte er genervt, denn ihm fiel die Hitze in seinem Gesicht nun auch auf. Augenblicklich hörte sie auf zu lachen und sah ihm tief in die Augen. „Nichts. Es ist nur...“ flüsterte sie, während sich ihre Lippen aufeinander zu bewegten. „Was ist nur?“ hauchte Draco, bevor er ihre Lippen sanft berührte. Plötzlich zuckten Draco und Ginny zusammen. Von einem der drei Büchern, die Draco gerade auf den Tisch gelegt hatte, kam ein Flüstern, was sie jedoch nicht verstehen konnte, aber sehr unheimlich klang. Ginny wurde ganz weiß ihm Gesicht. Währenddessen hatte Draco sie sanft von seinem Schoß geschubst und näherte sich den Büchern. „Es kommt von dem obersten Buch, glaube ich.“ murmelte Draco. Ginny, die versuchte sich so weit es ging in Dracos Sofa zu pressen, bewunderte ihn heimlich für seine Gelassenheit, die er an den Tag legte. Vorsichtig nahm Draco das Buch und beäugte es. „Drace, sei vorsichtig! Bücher sind die hinterlistigsten Dinger, die ich kenne!“ sagte Ginny, wobei in ihrer Stimme pure Angst mitschwang. Draco grinste jedoch nur. „Dann hast du uns Slytherins aber noch nicht kennen gelernt.“ Ein weiterer Blick zu Ginny und er verdrehte die Augen. „Mensch, Gin! Ich hab Ahnung von Schwarzmagischen Gegenständen.“ Mit diesen Worten schlug er die erste Seite des Buches auf. Allerdings blätterte sich das Buch schnell auf eine bestimmte Seite um. „Seite 509.“ murmelte Draco fasziniert. „Ich glaube, dass Dumbledore wollte, dass wir das hier sehen.“ Er wies auf die Seite 509, die man aufschlagen konnte, wie eine Zeitung. „Hier, hör mal. Australien, Sydney – Ende der Sonnenzeit, 912 vor Christus Heute morgen wurden in Austalien, Sydney die Leichen von Mario Sutherland und Sandra Tomson auf einem offnen Feld gefunden. Der Heiler fand heraus, dass die beiden durch einen Blitz getötet wurden, was den schweren Verbrennung an ihren Körpern zuurteilen war. „Dieser ‚Unfall’, wie einige Ungläubige es zu nennen pflegen, war kein Unfall. Mir kam zu Ohren, dass Mario Sutherland und Sandra Tomson sexuelle Aktivitäten betrieben, wobei sie nicht liiert waren. Der Herr hat sie gestraft und es ist auch nur recht so. Der Herr gab uns Menschheit ein Zeichen zur Enthaltsamkeit bis zur Ehe. Deshalb sollten wir ihnen keine Träne nachweinen.“ sagte der Hohepriester der Zauberergemeinschaft Australiens. „Meine Fresse! Ganz schön hart, oder?“ rief Ginny leicht ungläubig aus. „Tja, das war damals so.“ erklärte Draco kurz. „Aber dass die schon neunhundert vor Christus Zeitungen hatten, wundert mich schon.“ sprach Ginny weiter. „Du hast in Geschichte der Zauberei ja blendend aufgepasst. Zeitung gab es – zumindest in der Zauberergesellschaft – schon seit tausendfünfhundert vor Christus. Die erste Zeitung, von der wir auch gerade einen Ausschnitt lesen, hieß ‚ DaGZ - Das aktuelle Geschehen in der Zaubererwelt’.“ „Wow!“ Ginny fand, dass Draco einfach unglaublich intelligent war. Wenn nicht, dann sogar intelligenter als Hermine Granger und das hieß schon was. Doch Draco stand nicht mehr neben ihr. Er war wieder beim Tisch, knallte das Buch darauf und besah das zweite Buch, das Dumbledore ihnen mitgegeben hatte. Wieder schlug er die erste Seite auf und Draco wunderte es diesmal nicht, dass das Buch wieder in sich selbst herumblätterte bis es auf Seite 96 stehen blieb. Augenblicklich kam Ginny zu ihm und sah über seine Schulter um mitzulesen. Blitze sind der Weg zum Himmel und zur Hölle Blitze sind der Weg zum Ianitor Blitze haben so viel Kraft, dass sie mal so nebenbei tausende von Menschen töten können Blitze haben den Ianitor auf dem Gewissen Darüber war ein großes Bild, auf dem hauptsächlich ein großer, heller Blitz zu sehen war. Jedoch konnte man auch noch ganz schwach erkennen, dass der Blitz zwei nur schwach zu erkennende Gestalten traf, die auf einem Feld standen und... „Küssen die sich?“ fragte Ginny, was Draco gerade dachte. „Sieht so aus.“ gab der Slytherin nur als Antwort. „Keine schöne Vorstellung beim Küssen von einem Blitz getroffen zu werden. Aber wer ist denn auch so blöd und stellt sich während eines Gewitters mitten auf ein Feld?“ sprach Ginny eher mit sich selbst. „Das da ist der Ianitor – der Todesgeist also. Und das daneben... hmm... das könnte von der Statur her ein Mädchen sein.“ sagte Draco nachdenklich. Er klappte das Buch zu und sah auf den Umschlag. Der Titel des Buches stand in goldenen Lettern groß und deutlich draufgeschrieben. „Mythen und Legenden der Zauberer und Hexen um neunhundert vor Christus.“ las Ginny laut vor. „Vielleicht sind das Mario Sutherland und Sandra Tomson.“ sagte Draco noch immer in Gedanken versunken. Ginnys Augen wurden groß. „Das heißt, dass der Ianitor alias Todesgeist...“ „...Mario Sutherland war, ja.“ unterbrach Draco sie. Schnell nahm er das dritte und letzte Buch von Dumbledore vom Tisch. „Warum hat uns Dumbledore das ‚Verteidigung gegen die Dunklen Künste’-Buch aus dem siebten Schuljahr mitgegeben?“ fragte Ginny skeptisch. „Oh, das war das VgdDK-Buch? Cool, ich hatte letztes Jahr ja keine Gelegenheit dazu es zu lesen.“ murmelte Draco leise. „Tja, das kommt davon, wenn man auf Voldemorts Seite ist. Nur Nachteile.“ sagte sie trocken. „Der Dunkle Lord hat nicht nur Nachteile, aber ich denke, du verstehst das nicht.“ fauchte Draco sie plötzlich an. „Drace. Kann es sein, dass du immer noch auf der Seite Voldemorts stehst?“ Ginnys Stimme war sehr leise. „Nein.“ flüsterte er. „Und warum nennst du ihn dann nicht Voldemort anstatt ‚Der Dunkle Lord’?“ fragte Ginny wieder etwas aufbrausender. Ohne Ginnys eine Antwort zu geben, schlug Draco die erste Seite auf und das Buch blätterte abermals um. „Gin, bist du so dumm oder tust du nur so?“ fragte Draco plötzlich. „Hää?!“ Ginny verstand nur Bahnhof. Was hatte sie denn jetzt schon wieder falsch gemacht? „Da.“ Draco tippte auf die Seite, die das Buch aufgeschlagen hatte. „Seite 105! Da steht doch alles!“ „Wie jetzt? Was denn?“ fragte Ginny sichtlich irritiert. „Wie man zum Todesgeist kommt! Man, hast du im Unterricht geschlafen? Da steht zwar nichts vom Ianitor, aber da steht, dass man durch einen bestimmten Zauberspruch, der wie ein Blitz aussieht, das Bewusstsein verliert. Viele Leute, die diesen Zauberspruch abbekommen haben, meinten, dass sie sich für eine lange Zeit in einer Art ‚Nichts’ befanden und sich im Nachhinein trotzdem an alles erinnern konnte.“ „Im ‚Verteidigung gegen die Dunklen Künste’-Buch steht so was drinnen?“ Nun klappte Ginnys Kiefer runter. „Du hast wirklich geschlafen, oder?“ grinste Draco sie an. „Nein.“ grummelte Ginny beleidigt. „Was hast du dann gemacht?“ Er zog eine Augenbraue hoch. Auf Ginnys Gesicht erschien nun auch ein schelmisches Grinsen. „An dich gedacht.“ „Ich weiß ja, dass ich unwiderstehlich bin, aber dass ich solche Nebenwirkungen mit mir trage, habe ich nicht gewusst.“ grinste Draco und näherte sich ihrem Gesicht. „Oh, du bist unglaublich unwiderstehlich...“ flüsterte Ginnys, als Draco fast ihre Lippen berührt hatte, aber dann wurde ihre Stimme wieder normal und frech. „Aber sooo unwiderstehlich nun auch nicht!“ Draco sah sie ungläubig an. „Guck nicht so! Wir lernen jetzt den Zauberspruch und dann ab ins Nichts! Ich habe noch eine Rechnung mit Mario Sutherland offen.“ Kapitel 47: Willkommen im Nichts -------------------------------- 47. Willkommen im Nichts „Okay. Bist du bereit, Gin? Ziel genau auf diese Vase und schließ die Augen.“ Draco stand hinter Ginny und seine rechte Hand umfasste ihre Zauberstabhand, die andere war auf ihrer Schulter. „Nihilmens!“ flüsterte Ginny, wobei sie sehr angestrengt die Augen zukniff und sich sichtlich extrem konzentrierte. Draco küsste sie am Hals. „Kannst du mir mal sagen, wie ich mich dabei konzentrieren soll?“ fauchte sie ihn an. „Das sollst du eben nicht.“ hauchte er in ihren Nacken. „Draco Malfoy! Lass das! Wir müssen ins Nichts!“ sagte sie bestimmt, aber schwächer als sie es eigentlich wollte. „Gin, du musst dich entspannen. So wird das nichts.“ Damit knabberte Draco an ihrem Ohr. „Entspannen? Wie und warum soll ich mich bitte entspannen, wenn in Hogwarts die Hölle los ist?“ brüllte sie Draco an, drehte sich abrupt um und wollte ihn von sich stoßen. Jedoch kam er ihr zuvor und hielt ihre Hände fest. „Dann wirst du es auch nicht schaffen, ins Nichts zu kommen.“ sagte er gelassen mit einem absolut überlegenem Malfoy-Grinsen. „Der Sinn des Entspannens ist ganz einfach der, dass du locker lässt und der Zauber dein Bewusstsein einnehmen kann. Wenn du zu sehr damit beschäftigt bist dich zu konzentrieren, hat der Zauber keine Chance gegen deinen Willen.“ Ginny schien zu überlegen, ob sie ihm diesen Trumpf etwas Schlaues gesagt zu haben nicht einfach nehmen und ihn für völlig bekloppt halten sollte. Aber dafür hatte sie noch immer Zeit, wenn der Zauber wieder nicht gelang. „Okay, ich entspanne mich.“ gab sie sich genervt geschlagen, drehte sich wieder um, zielte auf die Vase und schloss die Augen. „Nihilmens!“ Sie spürte ein leichtes Kribbeln, das von ihrem Zauberstab ausging. Dann öffnete sie die Augen. Nichts war passiert. „Na suuuuper!“ beschwerte sie sich auch schon gleich bei Draco. „Von wegen entspannen! Falls es dir nicht aufgefallen ist, ich befinde mich noch immer im Diesseits! Deine Ratschläge kannst du dir sonst wo hin stecken!“ Unweigerlich verschwand das Grinsen, auf seinem Gesicht und er musste seufzen. „Ach, Gin. Du verstehst aber auch gar nichts. Du hast deinen Zauberstab auf die Vase gerichtet, das heißt, die Vase müsste sich jetzt im Nichts befinden, wenn sie denn lebendig wäre. Wir haben lediglich geübt, wie man einen Nihilmens-Blitz erzeugt.“ Dann tippte er auf ihre Stirn. „Und außerdem sollst du nicht so zickig sein. Mag ja sein, dass dir was an Hogwarts liegt, aber für unsere Aufgabe musst du einen kühlen Kopf bewahren.“ Ginny zog eine beleidigte Schnute. „Ich werd versuchen mein Temperament zu zügeln. Aber das mit dem Üben hättest du ja wohl auch früher sagen können.“ „Das ist doch wohl klar, dass das nur eine Übung war! Ich meine, ich lass dich doch nicht alleine ins Nichts gehen. Für wen hältst du mich?“ sagte Draco nun leicht aufbrausend. „Wie? Du kommst mit?“ Der skeptische Blick ihrerseits zeigte, dass sie damit nicht gerechnet hatte. „Gin, das ist der TODESGEIST! Meinst du, der begrüßt dich freundlich und lädt dich auf eine Tasse Kaffee und Kuchen ein? Der wird alles daran setzen dich von deinem Vorhaben, ihn umzubringen, abzubringen. Glaub mal, du wirst meine Hilfe brauchen. Und jetzt lern endlich diesen dummen Spruch.“ Elegant zückte Draco seinen Zauberstab und richtete ihn auch auf die Vase, die noch immer wie neu aussah. „Nihilmens!“ zischte er. Ein Blitz erschien und traf die Vase, die daraufhin in Scherben zu Boden fiel. „So muss das aussehen.“ grinste er selbstgefällig. Allerdings war Ginny etwas weißer um die Nase herum geworden. „Mit diesem Zauberspruch willst du mich belegen?“ „Ja, ich hoffe mal, dass der nicht wehtut. Im Buch steht zumindest nichts davon. Bis heute Abend wirst du den Spruch darauf haben, sonst gibt es kein Draco-Gekuschel mehr. Verstanden?“ Leise murmelte Ginny etwas wie „Als ob mich das stören würde“, aber stellte sich wieder mit Abstand vor die Vase. „Und denk dran: Immer schön entspannen!“ Mit diesen Worte drehte sich Draco um und setzte sich mit den ‚Mythen und Legen der Zauberer und Hexen um neunhundert vor Christus’-Buch, in dem er auch sogleich anfing zu lesen, auf das Sofa. Mit einem lauten Geräusch wurde Draco aus der Barriere gerissen, die sich während des Lesens um ihn aufgebaut hatte. Er blickte auf und sah eine rumhüpfende Ginny, die die ganze Zeit „Ich hab’s geschafft!“ rief. „Gut. Dann kann’s ja los gehen.“ „Wie? Jetzt schon?“ „Wer wollte denn so schnell wie möglich ins Nichts?“ sagte er und verdrehte die Augen. „Aber ich hab den Spruch bis jetzt erst ein mal hingekriegt.“ stammelte sie leicht unbeholfen. „Ich spiele im Gegensatz zu dir gerne Versuchskaninchen und habe Vertrauen in dich.“ grinste er. Er warf das Buch zur Seite und stellte sich vor Ginny, die ihn mit einer Mischung aus Freude, Liebe, aber auch Angst und Unsicherheit ansah. „Für den Fall, dass das alles böse endet...“ wisperte sie, stellte sich leicht auf die Zehenspitzen und gab ihm einen sanften Kuss auf den Mund. Als sie sich voneinander lösten, verlor Ginny sich in seine sturmgrauen Augen, die ein Funkeln enthielten, das sie bis jetzt nur zweimal gesehen hatte. „Sag so was nicht.“ flüsterte er lächelnd. Sollte er es ihr jetzt sagen? Sollte er ihr vor dieser ganzen Aktion die drei Worte beichten? Wenn er es nicht tat, dann hätte er vielleicht nie wieder die Möglichkeit dazu. Immerhin begaben sie sich in eine Welt zwischen Leben und Tod und was da alles auf sie zukommen würde, wussten sie nicht. Jedoch war ihm mehr als bewusst, dass es sehr gefährlich werden würde. „Also, los geht’s!“ rief Ginny und entfernte sich von ihm. ‚Zu spät...’ dachte er trocken. Ginny zückte ihren Zauberstab, so auch Draco. „Ich hoffe, wir sehen uns gleich wieder.“ grinste sie. „Na, sicher! Auf drei!“ grinste er zurück. „Eins!“ „Zwei!“ „Drei!“ „Nihilmens!“ sagten beide gleichzeitig, entspannten sich, wobei sie die Augen schossen, und schon schossen zwei helle Blitze in Sekundenschnelle auf Ginny und Draco zu. Mit einem kurzen Aufschrei sackten beide zu Boden. Ihr Atem ging ruhig. Alles war ruhig. Nein, so was gab es nicht. Kein einziges Geräusch. Nicht mal der Wind war zu hören. Angestrengt spitzte sie die Ohren. Da war wirklich rein gar nichts. ‚Kein Wunder, du bist ja auch im ‚rein-gar-nichts’.’ dachte sie sarkastisch und öffnete die Augen. Schlagartig wurde ihr wieder klar, wie sie doch die Dunkelheit verabscheute. Sie stand auf und drehte sich ein mal um sich selbst, um zu schauen, ob sie etwas erkannte. Leider konnte sie, auch nachdem sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, absolut nichts sehen. Ihr Atem ging plötzlich wesentlich schneller als vorhin, als sie aufgewacht war. Ihr kam eine Idee und wenn das wirklich stimmte, was sie dachte, dann würde sich die Panik in ihrem Bauch noch wesentlich schneller ausbreiten. Zögerlich betastete sie ihren Körper und atmete erleichtert auf. Auch wenn es ein Nichts war, existierte sie immerhin noch. ‚Draco!’ schoss es ihr durch den Kopf. Verzweifelt sah sie sich um. Hatte ihr Zauberspruch nicht gewirkt? Wenn ja, was hatte er dann mit ihm angestellt? „Draco!“ rief sie, aber der Ruf wirkte irgendwie dumpf. Kein Wunder! Es gab ja auch nichts, an dem die Töne abprallen könnten. Trotzdem war es extrem unheimlich. Sie sah nichts außer Dunkelheit, sie hörte nichts außer ihrem eigenen Atem, sie konnte nichts betasten außer ihren eigenen Körper, sie schmeckte nichts, wie zum Beispiel die frische Luft, und sie fühlte nichts außer ihrer eigenen Aura. Kurzum: Sie war absolut allein! Missmutig tapste sie einfach drauf los. Irgendwo MUSSTE doch einfach etwas sein. Vielleicht fand sie ja irgendwann die Tür, die Leben und Tod trennte – zumindest hatte sie sich die Grenze immer so vorgestellt. Tatsächlich kam sie nach einer gefühlten halben Stunde an etwas wie eine Mauer, die stark der Chinesischen Mauer ähnelte. Das lag ganz einfach daran, dass man nach links und rechts gucken konnte, aber die Mauer trotz der geraden Ebene mit dem Horizont verschmoltz. ‚Halt!’ Verwirrt schaute sie sich um. Warum konnte sie etwas erkennen, wo sie sich doch im Nichts war und bis gerade noch in der absoluten Dunkelheit befunden hatte? Ihr stockte der Atem. Da waren Schritte. Hastig drehte sie sich zu allen Seiten, um die näherkommende Person zu finden. Und da. Da war eine männliche Gestalt, die langsamen Schrittes direkt auf sie zukam. Hätte sie Draco und seinen Körper nicht so gut gekannt, hätte sie jetzt gesagt, dass er die Gestalt war, aber er war es nicht. Bis die Person vor ihr stand, konnte Ginny sie nicht erkennen. Sie trennten jetzt nur noch ein Meter. Der Mann, der vor ihr stand, war geschätzte 19 Jahre alt, groß, muskulös, hatte schwarze Haare und atemberaubende, hellblaue Augen, die dem Ozean in der prallen Mittagssonne glichen. Ginny stand einfach nur da und sah ihn wie hypnotisiert an. „Hallo Ginny...“ flüsterte der Mann und küsste sie. Kapitel 48: Im Bann des Todesgeistes ------------------------------------ 48. Im Bann des Todesgeistes Plötzlich fühlte Ginny sich leer und allein, aber dann stieg unbändige Freude und ein seliges Glücksgefühl in ihr hoch. Die zarten, jedoch kalten Lippen ihres Gegenübers würde sie niemals mehr missen können. Genau diese Sehnsucht bekam sie zu spüren als der Schwarzhaarige seine Lippen von den ihren nahm. Verträumt blickte sie zu ihm auf. „Wer bist du?“ wisperte sie. „Mein Name ist Mario... Mario Sutherland.“ Seine warme Stimme war noch attraktiver als er aussah, wenn es denn überhaupt jemanden gab, der besser aussah als er. Plötzlich erschien ein Bild von einem blonden Jungen mit sturmgrauen Augen vor ihrem geistigen Auge. Einen Moment hatte sie das Gefühl als hätte sie ihn vergessen, dann rief sie ungläubig „Draco“ aus, doch augenblicklich lagen wieder diese verführerischen Lippen auf den ihren. Seine Zunge wanderte über ihre Oberlippe und sie gewährte ihr widerstandslos Eintritt. Irgendwie fühlte sie sich wieder kurz taub und leer. Dann wieder glücklich. Was war das? Graue Augen. Ein höhnisches Grinsen Wer war der Junge, der schon wieder ganz hinten in ihren Gedanken demonstrativ einen Platz einnahm? War es nicht egal? Sie lag hier in den Armen dieses atemberaubend küssenden Schönlings. Wieder lösten sich ihre Lippen voneinander. Die hellblauen Augen bohrten sich in ihre. „Ich werde dir jetzt was sagen, dass du verinnerlichen wirst.“ flüsterte er, aber es klang sehr scharf, jedoch auch gleichzeitig einschläfernd. „Ich bin Mario Sutherland, der einzige Mensch, der dich über alles liebt und den du über alles liebst. Es gibt niemanden, der sich unserer Liebe in den Weg stellen kann. Du gehörst mir.“ Gehorsam nickte die Rothaarige. Schon wieder schoss dieses Bild von dem blonden Jungen durch ihren Kopf. „Wer ist das?“ wisperte sie. „Das ist Draco Malfoy. Er hat dich mit der Absicht, dass ich dich töte, hierher gebracht. Aber er hat sicher nicht damit gerechnet, dass ich dich liebe. Er ist ein Todesser, Voldemorts Anhänger. Zudem hat er dich nur benutzt, damit Voldemort einen gefährlichen Feind weniger hat.“ Ginny sah ganz verstört zu Mario auf. „Ja, Ginerva. Du bist gefährlich, weil du stark bist. Durch die von mir gegebenen Kräfte bist du die Stärkste aller existierenden Magier. Um auf Malfoy zurück zu kommen. Er will dir wehtun und das kann ich nicht zulassen. Ginerva, hasse diesen Jungen! Er ist nicht gut für dich und will uns beide auseinander bringen. Erst tötet er dich und dann mich. Das willst du doch nicht, oder?“ Ginny schüttelte heftig ihren Kopf, wandte dabei aber nicht den Blick von seinen hellblauen Augen ab. „Und jetzt, küss mich!“ hauchte er in ihr Ohr. Sofort fing sie an ihn stürmisch zu küssen, wobei sie ihre Hände in seinen Nacken und in seine Haare vergrub. In welcher gottverdammten Gegend war er bitteschön gelandet? Hatte Ginny den Spruch nicht richtig angewandt? Nein. Er schüttelte den Kopf. Ginny war der Spruch gelungen und eigentlich passte die ganze Umgebung ja auch zu einem ‚Nichts’, denn er sah schließlich auch nichts. Alles schwarz, aber er konnte seinen Atem hören und seinen Körper fühlen. Nur da stellte sich die nächste Frage: Wo war Ginny? Und vor allem: Wie sollte er sie in dieser Dunkelheit finden? Ginny hasste Dunkelheit, das wusste er. Hatte sie sich irgendwo verzweifelt hingesetzt und weinte? Oder gar noch schlimmer: War ihr was zugestoßen? Wütend schrie Draco auf. Er konnte doch nicht ewig in diesem Nichts rumlaufen, denn er würde auf – wie gesagt – nichts stoßen. Zudem kam auch der unbehagliche Gedanke, dass er in dieser Dunkelheit vielleicht doch auf irgendetwas stoßen könnte, gegen das er sicher keine Chance hätte, da er ja nichts sehen konnte. ‚Bleib ruhig.’ befahl er sich und atmete einmal tief aus. Ein Rascheln. Unwillkürlich zuckte Draco zusammen. Ruhe. Für einige Sekunden hielt Draco den Atem an, um ja kein weiteres Geräusch zu verpassen. Nach einer Minute ging er wieder langsam und schleichend weiter. Ein leises Auflachen. Vor Schreck drehte Draco sich sofort um, auch wenn es ihn nichts bringen würde. Die Dunkelheit war einfach undurchdringbar. Stille. „Wer ist da?“ fauchte Draco. Das Lachen ertönte wieder. „WER IST DA?“ brüllte der Blonde aufgebracht. Ob Panik oder einfach nur Wut, Draco erstarrte augenblicklich. In der Dunkelheit stachen zwei leuchtende, weiße Augen mit einem Stich hellblau und grau hervor. Draco war sich mehr als sicher, dass das Kichern von diesem Ding, was auch immer es sein mochte, kam. Allerdings schlich sich nach einigen Sekunden ein grauenvoller Verdacht in seinen Verstand. Wenn dieses Wesen wirklich dieser Verdacht wahr, dann würde sein Körper augenblicklich erstarren. Panisch versuchte er sich zu bewegen. Es ging nicht. Sein Verdacht stimmte also. Vor ihm stand folglich ein Vampir. Er musste ein paar Mal blinzeln, denn die Dunkelheit schien sich wie Nebel zu verflüchtigen und er konnte endlich etwas erkennen. Unter ihm fand sich einfach nur Beton. Und so weit sein Auge reichte was weit und breit nichts anderes als dieser glatte Betonboden. Doch... Hinter ihm musste so was wie eine Mauer sein. Auch die schien sich wie der Betonboden im Horizont zu verlieren. Doch das alles interessierte ihn in Anbetracht seiner misslichen Lage reichlich wenig. Der Vampir war weiblich, hatte eine verdammt sexy Figur und trug Kleidung, die ihre Haut nur spärlich bedeckte. Jedoch war das Draco so was von egal. Er kannte die Masche dieser Wesen. Sie verführten ihre Opfer, um sie im Eifer des Gefechts zu beißen und sie zu einen Ihresgleichen zu machen. Ihre Augen waren dafür bekannt, dass sie einen vollkommen bewegungslos werden lassen konnten. Der weibliche Vampir kam auf ihn zu und hauchte mit einer erotischen Stimme in sein Ohr: „Hi, Draco... wollen wir ein bisschen miteinander und aufeinander spielen?“ Dracos Miene verzog sich gequält. Das hier ließ ihn absolut kalt und diese Art und Weise, wie dieser Vampir mit ihm sprach, widerte ihn einfach an. Er hatte nicht mehr vor jemand anderes als Ginny auf sich ‚herumhüpfen’ zu lassen. ‚Ginny.’ dachte er plötzlich. Irgendwie spürte er ihre Anwesenheit... Wurde er denn jetzt vollkommen verrückt? Eine kalte Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. „Guten Abend, Malfoy.“ Wer war das denn? Diese Stimme hatte er sicher noch nie gehört. Aber er konnte sich nicht umdrehen, da er noch immer wie versteinert war. „Mein Name ist Mario Sutherland. Wie ich sehe hast du schon Bekanntschaft mit der reizenden Saskia gemacht. Sie ist ein Vampir, dem ich es erlaubt habe zwischen der Unterwelt und eurer Welt zu pendeln. Aber ich kann dir ansehen, dass Saskia dein Interesse keineswegs erweckt. Nun, ich denke, ich habe etwas, was dir sicher gefallen wird.“ Draco musterte den schwarzhaarigen Mann, der während seiner kleinen Begrüßungsrede vor ihn getreten war. Irgendwie stimmte hier etwas nicht. Was meinte er denn damit, dass er etwas habe, was ihm gefiele? Doch der Blondhaarige brauchte nicht länger zu Grübeln. Die Antwort ließ sein Inneres aufschreien. „Ginerva, wir haben einen Gast!“ rief der hellblauäugige Mann. Und tatsächlich. Ginny kam in Dracos Blickfeld und... stellte sich neben den Schwarzhaarigen. Sogleich lehnte die Gryffindor sich an den – Draco immer suspekter werdenden – Mann und streichelte seine Wange. Die Starre von Dracos Körper, die von dem Vampir verursacht wurde, verschwand, doch trotzdem konnte er sich nicht bewegen. Fassungslos suchte Draco Ginnys Blick, aber in ihren Augen war ein glückliches Funkeln. Hinter diesem Blick bemerkte Draco jedoch eine merkwürdige Leere. „Und nun, Ginerva, schalte ihn aus!“ sagte Mario mit einem liebevollen Lächeln an Ginny gerichtet. Dracos Mund stand offen. Nein, das konnte nicht sein, das durfte nicht sein. Doch Ginny drehte sich mit einem selbstgefälligem Grinsen zu Draco und machte ein paar Schritte auf ihn zu. „Nein, Gin! Weißt du nicht mehr, wer ich bin? Ich bin...“ versuchte er verzweifelt sie wieder zu Verstand zu bringen, aber sie unterbrach ihn mit einem kalten Auflachen. „Du bist Draco Malfoy. Ich weiß. Todesser und Verräter. Mehr nicht.“ „Du irrst dich! Der Kerl... Mario Sutherland hat dir Lügen erzählt! Bitte, glaub mir!“ schrie er schon fast hysterisch. Wieder kam Ginny etwas näher. „Ja, er hat mir schon gesagt, dass du dich unserer Liebe in den Weg stellen willst, aber das schaffst du nicht.“ lachte sie kalt. Jetzt machte Draco einen Schritt auf Ginny zu. Ihm war der Zauberstab in ihrer Hand gar nicht aufgefallen. Wo war seiner eigentlich? Es war egal. Auch wenn er ihn bei sich hätte, würde er ihn nicht schnell genug zücken können. Was hatte dieser Sutherland mit ihr gemacht? Die Leere in ihren Augen und dann diese Lügengeschichten. Mit Sicherheit hatte dieser Bastard ihr einen Bann auferlegt, damit sie ihm glaubte. Hatte er wirklich alle Erinnerungen von ihnen zerstört? Oder hatte der Kerl ihr nur eingeredet, dass Draco auf der böse Seite war? Doch kein Bann konnte zu hundert Prozent wirken. Diese Tatsache musste Draco nutzen. „Gin, erinnerst du dich noch?“ fragte er sanft. „Als du mir damals eine runtergehauen hast? Ich habe dich verletzt, wobei ich das nicht hätte tun sollen. Ich habe dir gesagt, dass du es nicht wert wärest zu leben, aber im Nachhinein ist mir klar geworden, dass ich es nicht wert bin zu leben, wenn so ein wundervoller Mensch, wie du tot bist.“ Ginny schrie kurz auf uns fasste sich an ihren Kopf. ‚Es funktioniert also.’ sagte Draco zu sich und ein Hoffnungsschimmer tat sich in ihm auf. „Ginerva, lass dir von ihm nichts einreden!“ schrie Mario aufgebracht. Augenblicklich hörten ihre Schmerzen auf und Ginny fing wieder böse an zu grinsen. „Ich kenne dich nicht. So welche Erinnerungen gibt es nicht!“ lachte sie wieder. Draco setzte noch mal an. „Und weißt du noch? Als dein Gewissen ausgesetzt hat, dann sind wie uns zum ersten Mal richtig nahe gekommen. Aber auch ohne diesen Zaubertrank haben wir uns geküsst.“ „Hör auf!“ schrie Ginny auf und hielt sich wieder wimmernd den Kopf. „Und dann gestern. Da haben wir miteinander geschlafen...“ lächelte er. Ginny schrie als ob sie gerade den Cruciatus-Fluch abbekam. „Lass das! Halt deinen Mund!“ brüllte Ginny. Mario Sutherland murmelte im Hintergrund durchgehend etwas vor sich hin. Wahrscheinlich versuchte er wieder die Kontrolle über ihre Gedanken zu bekommen. Draco ging noch zwei große Schritten, sodass er nun einen halben Meter von ihr entfernt stand. Dann kniete er sich vor sie hin und ergriff eine ihrer Hände, die jedoch sehr zuckte, da Ginny sie instinktiv wieder an ihren Kopf führen wollte, in der Hoffnung, dass dadurch die Schmerzen weniger wurden. Doch Draco hielt die Hand fest und hauchte einen Kuss darauf. Sofort hielt Ginny still und starrte in seine Augen. „Und als wir damals im Krankenflügel lagen. Da hast du mich als Lügner bezeichnet, weil ich angesetzt habe etwas zu sagen, den Satz dann aber nicht aufgeführt habe, weil wir unterbrochen wurden, und nachher als ‚nichts wichtiges’ abgetan habe. Dieser Satz ist mir aber wichtig. Ginerva...“ Ginnys Augen wurden immer klarer. „Ginerva, ich liebe dich.“ sagte er mit fester und sanfter Stimme. Ginny umfasste ihren Zauberstab fester. Damit hatte Draco jetzt nicht gerechnet. „Avada Kedavra!“ Dracos Augen weiteten sich. Kapitel 49: Opfer sein oder Opfer bringen ----------------------------------------- 49. Opfer sein oder Opfer bringen Unentwegt starrte Draco auf die Zauberstabspitze vor seinen Augen. Was war das denn? Ginny starrte ihn an. Die Leere in ihren Augen war fort, ersetzt durch Liebe. Wie war das möglich? Sie hatte doch den Todesfluch ausgesprochen. Warum war er dann nicht tot? Es gab nur zwei plausible Erklärungen. Entweder er war nicht tot, weil man im ‚Nichts’ nicht sterben konnte oder der Todesfluch hatte einfach nicht funktioniert, weil... Natürlich. Ginny empfand keinen Hass ihm gegenüber und ohne Hass konnte der Zauberspruch, so wie alle unverzeihlichen Flüche, nicht ausgeführt werden. Unsicher sah er sie an; noch immer vor ihr kniend. Sie reichte ihm die Hand und mit unglaublich Wärme ausstrahlenden Augen lächelte er sie an. „Nein!“ zerbrach eine zornige Stimme die fast schon romantische Stimmung. Abrupt drehte sich Ginny um, Draco an ihrer Seite. In zehn Metern Entfernung standen Saskia, der Vampir und Mario Sutherland, der Todesgeist mit tödlichen Blicken an Draco gerichtet. „Tja, da hast du’s. Ginny gehört zu mir und nicht zu dir, du Halbtoter.“ schnarrte Draco mit einem selbstgefälligem Grinsen. Ginny stieß ihn in die Seite um ihn ruhig zu stellen, aber Draco dachte gar nicht daran. „Du denkst wohl, dass Ginnys Geist durch so einen blöden Hypnose-Trick gebrochen werden kann. Da hast du dich aber gewaltig geschnitten.“ machte er weiter, aber der Unterton in seiner Stimme zog das Ganze immer mehr ins Lächerliche. „Du wagst es.“ zischte der Schwarzhaarige. „Saskia, er gehört dir. Töte ihn, aber nimm auf das Mädchen Rücksicht. Hast du verstanden?“ Mit diesen Worten verblasste der Körper von Mario, bis er letztendlich völlig verschwunden war. „Mit Vergnügen.“ hörte Ginny den Vampir sagen. Saskia schlich wie ein Raubtier um die beiden herum. „Gin, wo ist mein Zauberstab?“ flüsterte er zwischen den Zähnen, sodass der Vampir es nicht hören konnte. „Was? Du hast deinen nicht?“ entfuhr es Ginny entsetzt. „Nein. Zumindest hast du einen.“ Dracos Blick wanderte ohne auch nur ein mal zu blinzeln mit Saskias Bewegungen mit. „Ja, aber ich hab keine Ahnung von Flüchen. Also, doch schon. Aber die werden uns, glaube ich, nicht viel bringen.“ flüsterte die Rothaarige Draco schien zu überlegen, sah aber Saskia noch immer an. „Dann gib ihn mir.“ „Was?!“ „Gib mir deinen Zauberstab, Gin.“ „Aber... das geht doch gar nicht! Zauberstäbe gehorchen nur seinen Besitzer und keinen anderen. Die Flüche, die du dann noch mit meinem Zauberstab hervorrufen könntest, kann ich auch selber." wisperte sie leicht ungläubig. Draco war doch sonst immer so hell im Kopf. „Ja, das weiß ich. Allerdings gibt es eine Ausnahme bei der ich alle x-beliebigen Flüche hinkriegen könnte. Eigentlich hatte ich gerade von dir erwartet, dass du sie kennst. Immerhin seid ihr Mädchen es doch, die dahinschmachten, wenn sie von dem Mythos hören.“ grinste Draco. „Och ne! Du meinst doch jetzt nicht allen ernstes den Mythos ,Wenn beim Zauberstab Liebe ist im Spiel, trifft auch dein Geliebter mit ihm das Ziel.‘? Draco, das ist – wie gesagt – ein Mythos!“ Leicht genervt davon, dass er in solch einer ernsten Situation auf so einen Liebesgefasel kam, verdrehte sie die Augen. Das konnte nicht funktionieren. Uns selbst wenn, dann mussten - laut Mythos - sich der Besitzer des Zauberstabs und der Geliebte lieben. Aber warum sollte es denn nicht gehen? War sie nicht immer die Optimistin gewesen? Hatte er ihr nicht gerade gesagt, dass er sie liebte und hatte sie nicht durch den missglückten Todesfluch gezeigt, dass sie ihn auch liebte? Zaghaft streckte sie ihm ihren Zauberstab entgegen. „Ach, jetzt plötzlich doch kein Mythos?“ Er zog lächelnd eine Augenbraue nach oben, aber nahm den Zauberstab an. Sogleich fing es an in ihm zu kribbeln und er konnte die Energie, Ginnys Energie, durch seine Adern fließen spüren. Dann richtete er den Zauberstab auf den Vampir. „So, du widerliche Kreatur! Ich werde dir jetzt den gar aus machen!“ zischte er. „Na, das werden wir ja sehen!“ fauchte Saskia zurück und sprang ihn an. „Stupor!“ Geschickt wich der Vampir aus und kam immer näher. Draco schloss die Augen und konzentrierte sich. Hass. Er suchte Hass. Aber durch diesen Zauberstab durchströmte ihn so viel Liebe. ‚Konzentrier dich, Draco!‘ ermahnte er sich. Ja, da war er. Mario Sutherland. Der Mann, der ihm seine Freundin wegnehmen wollte. Wütend riss er die Augen auf. „Avada Kedavra!“ Ein grüner Blitzstrahl flog auf Saskia zu, den sie aber noch rechtzeitig auswich. Jedoch hatte sie nicht damit gerechnet, dass Draco den Todesfluch auch umlenken konnte. So machte der grüne Blitz kehrt und raste direkt auf ihren Rücken zu. Mit einem grellen Aufschrei wurde der Vampir zu Staub. Ginny schluckte schwer. „Oh Gott! Den Spruch will ich nie drauf haben.“ Ihre Stimme zitterte leicht. „Komm! Ich glaube hier sollten wir nicht bleiben.“ sagte Draco beruhigend und nahm sie an die Hand. Die beiden schlenderten eine halbe Ewigkeit die Mauer entlang, aber das war auch das Einzige, woran sie sich orientieren konnten. „Man, das bringt doch nichts!“ maulte Ginny. Ihre Füße taten so langsam aber wirklich weh. Nicht weniger genervt drehte sich Draco zu ihr. „Ich denke schon, dass das was bringt.“ Damit wies er nach vorne. Nur etwa dreihundert Meter von ihnen entfernt konnten sie sehen, dass der Betonboden endete und nun etwas anderes den Boden darstellte. „Sand?“ stellte Ginny fest. Draco nickte. Von einer auf die andere Minute wurde unglaublich heiß. „Oh. Ich ersticke in dieser Hitze noch.“ Sofort warf sich Ginny ihren Umhang ab. „Hey, so geht man aber nicht mit Zaubererkleidung um.“ meinte Draco. Eigentlich hätte er noch gerne hinzugefügt, dass die Weasleys doch gar nicht das Geld für neue Umhänge hatten, aber er verkniff es sich. „Wenn ich diesen Umhang weiterhin trage, falle ich schon nach fünf Metern tot um und das ist mein Ernst. Du solltest meinem Beispiel folgen.“ Unbeirrt und sichtlich erleichtert ging Ginny nur in ihrer Bluse und dem knielangen, schwarzen Rock weiter. Draco musste lächeln. ‚Dieser kleine Sturkopf!‘ Er zog sich seinen Umhang aus, ließ ihn auch im heißen Sand liegen und rannte ihr hinterher. Nach geschlagenen zehn Minuten waren beide bereits vom Schweiß klatschnass und ihre Kehlen trocken. „Himmel, ich hoffe nur, dass wir das überleben.“ hechelte Ginny und sah zu Draco rüber. „Mach Mund auf!“ befahl er und sie tat es auch sofort. „Aguamenti!“ Aus Ginnys Zauberstabspitze schoss Wasser in ihr Gesicht und begierig versuchte sie es herunterzuschlucken. Eine weitere lange Zeit, in der sie die Mauer entlang marschierten, waren beide wortlos nebeneinander hergegangen. Dann brach Ginny die Stille. „Wie lange halten eigentlich die Nihilmens-Zauber an?“ „Ich denke, da wir uns selber in diesen komatösen Zustand gebracht haben, werden wir erst zurückkommen, wenn wir erledigt haben, was wir hier wollten.“ erklärte Draco nachdenklich. Ginny sah ihn von der Seite an. Sein leicht nasses Haar, das leicht an seiner Stirn klebte, macht ihn immer noch verdammt sexy. „Was?“ fragte er ohne sie anzusehen. Irgendwie fühlte sich Ginny ertappt und ihre Wangen nahmen die Farbe ihrer Haare an, was jedoch bei der prallen Sonne nicht mehr viel auffiel. „Sonne!“ schrie Ginny auf und sah zum Himmel. „Ja. Das ‚Nichts‘ ist leider das Reich von diesem verdammten Sutherland. Er kann hier erscheinen lassen, was immer er will.“ knurrte Draco. Wieder war es für fünf Minuten still, doch Ginny fing wieder an zu reden. „Was ist eigentlich mit uns – ich meine, wenn wir das hier überlebt haben...“ Abrupt blieb Draco stehen, sodass auch Ginny nicht mehr weiter ging. Er musterte sie erst leicht verwirrt, aber dann über beide Ohren grinsend. „Was willst du denn hören?“ „ Ich... du... wir... zusammen... ein Paar.“ stammelte sie etwas verlegen. „Meinst du das will ich?“ Ginny klappte die Kinnlade runter. „Nicht?“ Da war er schon nah an sie herangetreten, umfasste sanft ihre Handgelenke und küsste sie. Plötzlich wurde es eiskalt und beide fuhren auseinander. Um sie herum war alles weiß. Schnee und Eis. „Scheiße!“ fauchte er und zitterte schon leicht. Auch wenn der Sonnenbrand ihn schon ziemlich geschmerzt hatte, war das hier keinesfalls besser. „Sutherland, zeig dich endlich! Du Feigling!“ brüllte er in den Schneesturm, der sich gerade ankündigte, hinein. Plötzlich erstarrte alles um sie herum. Jede einzelne Schneeflocke, der Wind und die Kälte. Da stand er wieder vor ihnen. „Na, geht doch, Sutherland!“ meinte Draco sarkastisch. Das böse Grinsen in Marios Gesicht strahlte mehr Kälte aus als der noch eben vorgeherrschte Schneesturm. „Hallo Ginerva. Ist dir kalt? Willst du nicht zu mir kommen?“ fragte der Schwarzhaarige sanft. „Nein danke, Sutherland. Ich würde niemals zu dir kommen. Niemals!“ schrie sie ihn an. „Soso... niemals also.“ sagte er furchteinflössend leise. „Verrate mir eins, Malfoy.“ lachte er Draco an. „Welche der beiden Möglichkeiten würdest du wählen? Opfer sein oder Opfer bringen?“ Unweigerlich zog Draco die Stirn kraus. Was meinte der Kerl damit? „Ich verstehe nicht...“ „Oh, doch. Du verstehst. Würdest du lieber das Opfer sein oder ein Opfer bringen.“ Das war doch sicher eine Falle. Es kam immer drauf an, worum es sich bei dem Opfer handelte. Seine Augen suchten das, was der Todesgeist anstarrte und hielten bei Ginny an. Nein, Ginny würde er nie opfern. „Opfer sein.“ antwortete Draco leise, aber bestimmt. Dann passierte alles so schnell, dass Ginny nur wie versteinert zugucken konnte. Mario holte blitzschnell einen dicken, zwei Meter langen Eisspeer hinter seinem Rücken hervor und warf ihn genau auf Draco. Der Speer traf. Er durchbohrte direkt Dracos Herz und kam auf der anderen Seite seines Körpers wieder heraus. „Draco!“ schrie Ginny wie in Trance. Er sackte zuerst auf die Knie und stützte sich dann noch etwas mit seinen Händen vom Boden ab. „Draco!“ Wie in Zeitlupe rannte Ginny auf den blonden, jungen Mann zu. Der Schnee, auf dem er saß, hatte sich bereits blutrot gefärbt. „Draco!“ hauchte sie unter Tränen. „Draco... Bitte... nein...“ Er blickte noch ein mal mit einem Lächeln auf und flüsterte „Ich wäre gern mit dir zusammen gewesen, weil ich dich... ah...“ Draco hielt sich mit schmerzenden Gesicht die Brust. „... weil ich dich liebe...“ flüsterte er kaum hörbar und das Leben aus seinen Augen wich. „Nein!“ schrie Ginny und hielt seinen Kopf an ihre Brust. Unter seinem gewicht jedoch brach sie zusammen. „Nein... Draco... bitte... komm zurück!“ wimmerte sie in seine Haare. „Bitte... bitte...“ Plötzlich spürte sie eine Decke um ihre Schultern. Wütend drehte sie sich um. Vorsichtig legte sie Dracos Kopf auf den Schnee ab, stand auf und funkelte Mario Sutherland mit einem hasserfüllten Blick an, der genau das offenbarte, was sie dachte. „Ich werde dich töten!“ brüllte sie einem aggressiv wirkenden Kratzen in ihrer Stimme. „Ich werde ihn rächen! Du hast mir alles genommen! ALLES! Ich hasse dich! Dafür wirst du büßen!“ Kapitel 50: Liebe besiegt den Tod --------------------------------- 50. Liebe besiegt den Tod Ginny hatte sich selber nicht mehr unter Kontrolle. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Ihr Draco war tot... Sie hatte jetzt niemanden mehr! Mit Tränen und deutlichen Hass in den Augen rannte sie auf Mario zu und verpasste ihn einen Hacken. Mit aller Kraft, die noch glaubte zu haben, mit all den Hass, den sie empfand, schlug sie auf sein Gesicht und seinen Körper ein, bis sie letztendlich kraftlos zu Boden sackte und den weißen Schnee unter ihr mit ihren warmen Tränen schmelzen ließ. „Du hast ihn mir genommen...“ wimmerte sie. Mario hatte das alles schweigend über sich ergehen lassen, da er doch etwas perplex war, aber nun realisierte er, dass das rothaarige Mädchen ihn mit Gewalt für den Tod ihres Geliebten bezahlen lassen wollte. Natürlich hatten ihre einschlagenden Fäuste Wirkung auf ihn, denn das hier war das Nichts, sein Reich, das nur er befehligen konnte. Trotzdem – und das ließ ihn noch immer erstarren – empfand er Schmerz... Jedoch war dieser nicht körperlich, sondern seelisch. Wann hatte er jemals derartige Gefühle gehabt? Mitleid, Reue und Liebe... Diese Gefühle schienen ihn plötzlich förmlich von innen auszufressen. Erst jetzt hatte der Schwarzhaarige bemerkt, dass ihm eine einzelne Träne die Wange herunterlief. Geschockt und vorsichtig zugleich wischte er sie sich mit dem Zeigefinger ab, um zu sehen, ob es wirklich etwas Wässriges war. Tatsächlich. Wie gebannt starrte er auf den kleinen salzigen Tropfen und dann wieder auf Ginny. Dieses Mädchen und deren Schmerz hatten ihn zum Weinen gebracht... Und dann erinnerte er sich. Das letzte Mal, das er geweint hatte, war über zweieinhalbtausend Jahre her, wenn nicht sogar mehr. Erinnerungen, die er schon lange weggeschlossen, ja verflucht und verbannt hatte, erschienen vor seinem geistigen Auge. Ein tiefer Schmerz durchbohrte sein Herz. Was machte er hier? Warum hatte er dem Mädchen das genommen, was ihr so wertvoll und wichtig war? „Ginerva...“ flüsterte Mario und starrte noch immer wie in Trance vor sich hin. Ginny hob ihren Kopf. All der Hass in ihren Augen, den Hass auf ihn empfand er jetzt berechtigt. Aber der Hass wurde von der unendliche Trauer, die kaum zu übersehen war, überschattet. Trauer, an der sie zugrunde gehen würde – so wie es ihm fast ergangen wäre. „Ich wollte das alles nicht.“ flüsterte er. Verwirrt und verärgert sah Ginny auf. „Wie? Mir sah es aber nicht gerade danach aus, dass du es nicht gewollt hast!“ Wütend sprang sie auf und hielt ihren Zauberstab auf Mario gerichtet. „Ich werde dich töten!“ brüllte sie abermals. All ihre Kräfte waren wieder da. Sie sah den Todesgeist tief in die Augen. Wie konnte er es wagen? Doch plötzlich verschwand das Bild vor ihren Augen und sie hatte nur noch diese tausende Erinnerungen in ihrem Kopf. „Ich bin Schulsprecher.“ grinste er sie überheblich und vielsagend an. „WAS!?“ schrie sie. „Welcher dämliche Vollidiot hat DICH zum Schulsprecher gewählt?“ Ihr Tag war der absolute Reinfall und zwar auf allen Ebenen. Das musste sie nun erbittert feststellen. Dieser überhebliche und unverantwortliche Ex-Totesser hatte doch tatsächlich einen höheren Rang als Schüler erreicht. „Nun ja,“ sagte er als er sich endlich von ihrem einfach zu lustig aussehenden Gesicht losriss. „Ich für meinen Teil frage mich eher, welche Vollidioten mich nicht wählen würden.“ Wieder dieser selbstgefällige Gesichtsausdruck. Sie konnte ihn absolut nicht ausstehen. Weder diesen Ausdruck, noch ihn als Menschen. Nein, das stimmte nicht. Mittlerweile liebte sie ihn. Ihn als Menschen und seinen Ausdruck. Ihre Pupillen hatten sich geweitet und seine halb geöffneten Augen, in denen sie sich zu verlieren drohte, schienen sie anzulächeln. Draco presste sanft, aber bestimmt, seine Lippen auf Ginnys Mund. Ihr Herz schien ihr aus der Brust zu springen, ihre Wangen färbten sich leicht rosa und ein Kribbeln in ihrem Bauch breitete ihr ein Hochgefühl, von dem sie nie gedacht hätte, dass es das gab. Langsam schloss sie ihre Lider und versank in dem Gefühl, das dieser Kuss ihr gab. Der erste Kuss... „Ja, aber du bist sein Feind und eigentlich...“ sie stockte kurz. „...eigentlich auch mein Feind.“ Draco lachte auf, was Ginny sehr verdutzte. „Ich bin dein Feind?“ „Ja, also, ich meine...du bist ein Slytherin und ich eine Gryffindor. Da ist Feindschaft doch schon vorprogrammiert.“ „Ahja, und was suchst du dann auf einer Party von den Slytherins?“ Ginny öffnete den Mund um zu antworten, aber ihr fiel keine Antwort ein. Nein, er war nicht ihr Feind. Schon damals hatte sich ihre Beziehung geändert. „Aha. Und was sollte dann diese Sache mit dem Karton und dem Kleid?“ Ihre Stimme klang sehr gereizt. Draco schien mit sich zu hadern, ob er darauf eine Antwort geben sollte oder nicht. „Es...das war...ich dachte...Man, Gold passt zu deiner Haarfarbe und da...Ach, vergiss es!“ Er hatte ihr damals sogar ein Kleid geschenkt. Weil er sie mochte – auch wenn er es öffentlich nie gezeigt hatte. „Malfoy, hau ab!“ Ginny wollte ihn gerade wegstoßen, doch er fasste ihre Hände, zog sie mit aller Gewalt an sich und umarmte sie. „Lass mich in Ruhe!“ schrie sie und wandte sich hysterisch in seinen Armen. Er ließ sie jedoch nicht los und streichelte stattdessen besänftigend durch ihr Haar. „Ginny, es ist völlig okay, wenn du jetzt weinst. Friss nicht alles in dich hinein – bitte!“ flüsterte er ihr ins Ohr. „Lass mich los!“ rief sie verzweifelt, drückte sich von ihm ab, und strampelte. Es fing an zu regnen. Langsam verließen sie ihre Kräfte. „Es tut so weh...“ schluchzte sie leise in seine Brust. Das Einzige, was sie jetzt noch auf ihren Beinen und vielleicht sogar am Leben hielt, war diese Umarmung. Er war ihr Fels in der Brandung... „Morgen.“ Ginny schreckte hoch. „Ein Wiesel im Bett eines Malfoys. Das ich das noch erleben muss.“ Draco lag auf seinen Händen, die er hinter seinen Kopf geklemmt hatte. „W-was m-mache i-ich hier?“ stotterte Ginny unsicher. Was war überhaupt passiert? Das Einzige, an das sie sich noch erinnern konnte, war, dass sie in der Bibliothek gewesen war. Ziemlich verdatterte sah sie den Slytherin an. Fragend hob er eine Augenbraue. „Du hast unsere unglaubliche Nacht nicht mitbekommen? Wie schade! Dann kann ich dich ja gar nicht mehr fragen, wie ich war.“ Draco musste schmunzeln, denn so verwirrt hatte er dieses Mädchen noch nie gesehen. Sie brauchte ein paar Sekunden, bis sie verstanden hatte, was er da gerade behauptete. „WAS?“ schrie sie entsetzt. „Ich – du - WIR?“ Er war der kleine Playboy gewesen. Jeder wusste, dass er Eisprinz von Slytherin war, aber er machte sich generell nur an Mädchen von Slytherin ran. Sie – und das wusste sie genau – war die einzige Ausnahme gewesen. Sie schluckte. ‚Los, krieg dich wieder ein Ginny! Es ist nur Malfoy!‘ Sie gab sich einen Ruck. „Was glaubst du, was du da tust?“ zischte sie zurück. „Gib’s zu. Du stehst auf mich. Ich tue nur das, wovon du und viele andere Mädchen jede Nacht träumen.“ Seine Stimme wurde mit jedem Wort weicher und leiser. Sie lächelte überheblich. „Davon träumst du wohl!“ „Mag sein.“ hauchte er. Behutsam drückte er sie an die Wand, beugte sich tiefer zu ihrem Gesicht und legte langsam seine Lippen auf ihren Mund. Das hatte sie nun wirklich nicht erwartet. Ihr Kopf rebellierte gegen diesen Kuss, wollte ihn wegstoßen, aber ihr Körper bewegte sich kein Stück. Sie atmete tief den Duft ein, der ihn umgab und den sie schon immer, allein im Vorbeigehen, betörend fand. Zärtlich strich er mit seiner Zunge an ihren Lippen, woraufhin sie vor Schreck die Luft anhielt und reflexartig den Mund öffnete, was er ausnutze um in den ihren einzudringen. Was daraufhin folgte, war ein Tanz, ein langsamer und sehr leidenschaftlicher Tanz, der alles überschritt, was sie bis jetzt erlebt hatten. Schleichend erforschte er ihre Zunge, umkreiste sie, sog sanft an ihr. Sie zitterte leicht unter den Feuerwerken, die sich in ihrem Bauch abspielten und ihr ein noch nie dagewesenes Gefühl gaben, doch fallen konnte sie nicht. Draco hielt sie fest, auf eine Weise, wie sie noch niemand festgehalten hatte. „Nimm deine dreckigen Finger weg!“ Sie sprach ruhig, aber sehr bedrohlich. „Ach, komm schon....“ drängte Zabini. „Hast du sie nicht gehört?“ fragte jemand, dessen Stimme sie zum Schmunzeln brachte. „Malfoy...“ Ein hässliches Lächeln umspielte Zabinis Mund. „Ich würd sie dir ja gerne überlassen, aber leider hat sie sich letztens bei mir Nachsitzen eingebrockt. So etwas schieb ich ungern auf, wie du weißt.“ Jetzt war es an Draco überheblich zu Lächeln. „Und du...“ sagte an er Ginny gewandt. „Du kommst jetzt mit!“ Damit packte er sie unsanft an ihrem Arm und schleifte sie, protestierend, mit. War Draco eifersüchtig gewesen? Auf jeden Fall hatte er sie beschützt. Und das nicht nur vor Zabini... „BLEIB HIER!“ Harrys Wut war nicht mehr zu bändigen. „Potter, wenn du jemanden etwas von deiner und Ginnys Begegnung erzählst, dann hat deine kleine Ex-Freundin ein großes Problem. Nicht dass dich das wirklich interessiert, aber ich könnte so einige Dinge ausplappern, die deinem Image sicherlich nicht gut täten und von denen du schneller in Askaban landen würdest als ein Feuerblitz fliegen kann. Also, halt den Mund!“ sagte er ruhig bevor er laut „Stupor!“ rief. Harrys Geschocktheit nutzte Draco aus um mit Ginny zu fliehen. Draco hatte Harry gedroht. Wieder musste er grinsen. „Seit wann bist du denn so herrisch?“ „Ich habe gesagt, Klappe halten!“ Mit diesen Worten versiegelte sie seinen Mund, währenddessen sie ihm sein T-Shirt auszog. Danach machte sie sich an seinem Gürtel zu schaffen, öffnete ihn und entfernte Hose und Boxershorts, was ihn kurz in ihren Mund aufstöhnen ließ. Sie nahm ihre Lippen von den Seinen und grinste ihn an. Er war ihr so nahe gekommen wie kein anderer. Zuerst trafen ihre Lippen aufeinander und dann langsam... ganz langsam ließ er sich auf sie hinunter. Draco spürte einen kleinen Widerstand, der aber sofort wieder verschwand. Ginny biss sich auf die Lippe, aber die Zärtlichkeit, mit der er sie nun küsste, ließ sie entspannen und er sank ein bisschen tiefer. Der kleine, stechende Schmerz war vorbei, aber er war noch nicht ganz in ihr, da er sich noch leicht mit den Armen abstützte. Er löste sich von ihren Lippen und sah sie durchdringend an. “Geht’s?” flüsterte er. Daraufhin nickte sie und Draco drang nun langsam ganz in sie ein. Seiner Kehle entrann ein Stöhnen und hatte Mühe sich jetzt zusammenzureißen, aber er bewegte sich langsam und vorsichtig in ihr. So nahe wie KEIN anderer. Niemand würde ihr jemals wieder so nahe kommen. Diese Berührungen... Dieses Kribbeln... Diese Küsse... Dieses... Feuer... „Ist das Liebe?“ fragte sich Ginny leise. Ja, es war Liebe. Pure Liebe, die sie für Draco empfand. Der Junge, der nun tot war. Wegen ihm würde nun auch sie töten – seinen Mörder. Fassungslos sah Ginny den blondhaarigen Jungen an. Er lächelte sie beruhigend an, kam auf sie zu und drehte sie auf die andere Seite, sodass sie nur auf eine leere Wand starren konnte. Dann nahm er ihren Zauberstab und flüsterte leise: „Für dich tu ich’s gerne.“ Die Hexe richtete sich gerade unter Schmerzen und Keuchen auf, da hörte man Draco leise „Avada Kedavra“ zischen. Ein dumpfer Aufschlag. ‚Er wollte nicht, dass ich töte...’ schrie die Stimme der Erkenntnis in ihrem Kopf. Plötzlich bemerkte sie, dass der Schwarzhaarige sich neben sie in den Schnee warf und in die Ferne, in das unendliche Nichts, schaute. Bei diesen schönen Erinnerungen schossen ihr wieder die Tränen in die Augen. Erschöpft ließ sie sich auch auf den Boden nieder. Sie würde Mario Sutherland so oder so nicht töten – wegen Draco. „Es tut mir leid.“ flüsterte der junge Mann. „Ich hatte mich vergessen. Mich und meine Liebe.“ Warum entschuldigte sich dieser Mörder jetzt bei ihr? Es war zu spät... Jedoch löste das Wort „Liebe“ eine Hellhörigkeit bei der Gryffindor aus. Ein kleines Stimmchen in ihrem Unterbewusstsein flüsterte ihr, dass es falsch war dem Menschen, der Draco getötet hatte, zuzuhören, aber ein anderes war davon überzeugt, dass das, was der Todesgeist ihr jetzt sagen würde, sehr wichtig war. „Wie du schon weißt, heiße ich Mario Sutherland.“ begann der Schwarzhaarige ohne den Blick von der Tiefe des Nichts zu nehmen. „Einst lebte ich wie du ein ganz normales Leben. Ich verliebte mich in ein Mädchen. Sie hieß Sandra Tomson und wir lebten um 900 vor Christus in Sydney. Unsere Liebe war stark, stand jedoch unter keinem guten Stern. Ich kam aus einer reichen Familie, wohingegen Sandra eine einfache Dienstmagd war. Allerdings hielt uns das nicht davon ab uns zu treffen. Doch eines Tages bekam mein Vater – er war der Hohepriester der Zauberergemeinschaft Australiens – Wind davon. Sein guter Ruf stand auf dem Spiel. Oh, ich habe ihn gehasst. Er war immer so scheinheilig. Niemand, außer meiner Mutter und mir, kannte den wahren, boshaften Mann hinter der Fassade. In der Öffentlichkeit gab er sich fromm, zuhause schlug er uns aus Spaß an der Freude zusammen. Jedenfalls hat er dann durch den Stadttratsch mitbekommen, dass es Gerüchte darüber gab, ich hätte was mit Sandra Tomson. Natürlich ist er sofort durchgedreht. Damals war es eine der größten Schande – noch schlimmer als es in den Geschichtsbüchern überliefert wurde –, wenn sich ein Adeliger und dazu noch Sohn des Hohepriesters sich mit so einem Dreck wie einer Dienstmagd abgab. Hinzu kamen die Gerüchte, dass wir körperlichen Kontakt vor der Ehe hatten. Es stimmte, aber als mein Vater mich zur Rede stellte, habe ich es geleugnet. Auch wenn diese Tatsache meinen Vater ‚erfreute’, war ihm das nicht genug. Er hat...“ Mario stockte und Ginny verstand als sie die unaufhaltsamen Tränen in seinen Augen sah. „Er hat sie getötet mit dem Todesfluch. Ich musste es mit ansehen! Dieser grüne Blitz... ihre angsterfüllten Augen... ihr lebloser Körper, der nach hinten fiel... Mein Leben war danach für mich sinnlos. Ich habe das Bild eines verliebten Paares gemalt, das auf einem Feld steht und während eines innigen Kusses von einem Blitz getroffen wird. Das war sozusagen mein Abschiedsbrief an die Nachwelt. Daraufhin habe ich mich selbst durch den Todesfluch umgebracht mit der Hoffnung Sandra wieder zu sehen. Aber ich sah sie nicht... Ich hatte Selbstmord begangen und Menschen, die das tun, die werden zum Teufel geschickt. Der Teufel hat mir die Aufgabe gegeben über das Nichts zu regieren. Ich habe gehofft, dass Sandra eines Tages hier hindurch schweben würde um der Welt der Lebenden einen kleinen Besuch abzustatten, aber sie kam nie... Meine verzweifelte Liebe schien auch der Teufel bemerkt zu haben. Er gab mir die Möglichkeit mir eine neue Liebe zu suchen und zwar durch das ‚Memento mori’-Buch. Natürlich nahm ich dieses Angebot an, hatte aber die List des Teufels unterschätzt, denn die Person, die in das Todesbuch hineinschrieb, war nur Mittel zum Zweck das Böse auf der Welt zu verbreiten. Ich musste zusehen, wie eine Person, die ich anfing zu mögen, durch mich zerstört wurde. Das war Maria Hallway, die erste Person, die in das Buch hineinschrieb und von dem Teufel höchstpersönlich für widerliche Zwecke missbraucht worden war. Dieses Buch hat mich abgestumpft. Ich habe so viele Frauen in den Tod getrieben. Anfangs tat es mir leid, ich habe sogar geweint, aber dann wurde es besser, bis ich letztendlich gar nichts mehr fühlte, wenn ich die Frauen unter meiner Kontrolle Dinge für den Teufel verrichten ließ. Und dann kamst du... deine Art, deine Trauer, deine verletzte Seele... das alles erinnerte mich so an Sandra. Ich habe mich geweigert dir was anzutun, aber der Teufel befahl mir, dein ‚Blutend liegen gelassen’-Gedicht in die Tat umzusetzen. Ich musste es tun, sonst hätte er es getan und sicherlich nicht so harmlos wie ich. Als du dann aus Verwirrtheit und Verzweiflung den Dunklen Lord ins Leben zurückholen wolltest, hat der Teufel sofort zugestimmt. Du musst wissen, dass der Teufel mit Befehle erteilen kann, aber zum Beispiel nicht selber Tode ins Leben zurückholen. Mir ist es allerdings nur dieses eine Mal erlaubt gewesen, genau das zu tun, denn der Dunkle Lord steht definitiv auf der Seite des Bösen und war in den vergangenen Jahres für Krieg, Mord und Tod verantwortlich. So habe ich ihn aus dem Totenreich befreit. Ginerva, bitte, ich möchte nicht, dass du etwas falsches in mir sieht. Du darfst mich ruhig hassen und schlagen, aber ich will, dass du verstehst, dass ich in Wirklichkeit nicht so bin. All diese Einsamkeit und Trauer in der ich tausende von Jahren gelebt habe, waren der Auslöser. Ich wollte dich besitzen, denn ich fühlte seit langem wieder Zuneigung zu einem Menschen. Ich habe dir sogar geholfen als du von dem Dunklen Lord oder den Wasserwesen angegriffen wurdest. Nicht auf jedem kann ich meine Todeskräfte übertragen und dieser Malfoy wollte dich mir wieder wegnehmen. Ich weiß, wie egoistisch das klingt, aber ich...“ Nach all dem Redeschwall brach er ab und sah sie unglaublich traurig an. „Ich bin so schrecklich geworden wie mein Vater.“ stellte er unter weiteren Tränen fest. Ginny hatte die ganze Zeit ruhig dagesessen und all die Informationen aufgenommen. Wider seiner Erwartungen legte sie ihre Hand auf seine Schulter. Womit hatte er diese Geste des Trosts verdient? Er hatte ihren Geliebten umgebracht und sie tröstete ihn. Natürlich sah sie ihre Trauer noch, aber da war noch etwas. Mitleid und... Vergebung? Wie konnte sie ihm vergeben? Warum rächte sie sich nicht, wie sie es angekündigt hatte? Warum? „Warum?“ fragte er fassungslos. „Weil Rache mir meinen Draco auch nicht zurückbringt.“ lächelte sie, aber in ihren Augen glitzerten wieder Tränen. „Und weil er nicht gewollt hätte, dass ich wegen ihm zur Mörderin werde und mein Leben mit Hass weiterführen würde.“ „Es tut mir leid...“ flüsterte er wieder. Plötzlich weiteten sich seine Augen. „Ich werde den Fehler nicht noch mal begehen.“ Ginny sah den schwarzhaarigen Mann verwirrt an. „Ich werde ihn dir zurückholen.“ sagte er bestimmt und ein schwaches Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. „Wie... wie willst du das anstellen?“ Ungewollt machte sich Hoffnung in ihr breit. Anstatt auf ihre Frage zu antworten, lächelte er sie warm an. Dieser Mann war nicht mehr zu vergleichen mit dem, dem sie vor einer halben Stunde noch gegenüber gestanden hatte. Dieser Mann hatte etwas wiedergefunden. Liebe. „Ginerva, bitte... töte mich!“ sagte er ruhig, aber bestimmt. Entsetzt sah sie dem Schwarzhaarigen in die Augen. Hatte sie sich da gerade verhört? Was verlange er von ihr? „Ich kann nicht... Draco wollte doch nicht... und ich will nicht...“ stotterte sie vor Verwirrtheit. „Ich bitte dich, Ginerva. Tu mir diesen einen Gefallen. Diesen letzten Gefallen. Ich will und kann hier nicht mehr bleiben...“ Seine Stimme war so fest und entschlossen, aber Ginny verstand nicht, wieso. „Ich will das wieder gut machen. Wenn ich tot bin, dann wird Malfoy wieder leben, denn er ist durch meine Hand gestorben. Er war der einzige Mensch, der wirklich durch meine Hand gestorben ist. Außerdem verschwindet dann der Dunkle Lord von der Welt, weil eben ich es war, der ihn zurückgeholt hat. Du musst einfach das Tor zwischen dem Jenseits und Diesseits...“ er wies auf ein großes Tor, das in der endlosen Mauer eingemeißelt war „...und den Todesfluch aussprechen.“ „Aber ich hasse dich nicht.“ sagte sie noch immer total fassungslos wegen seinem Plan. „Dann denk an den Dunklen Lord und stell dir vor, dass er es wäre, den du tötest. Und nun komm.“ Schon zog Mario sie mit sich mit. Ginny bewunderte den Schwarzhaarigen. Er schien keine Angst vor dem Tod zu haben. Irgendwie war er ja schon tot. Konnte man einen Toten durch den Todesfluche noch mal töten? Viel Zeit zum Überlegen hatte sie jedoch nicht. Sie standen bereits vor dem riesigen Tor. Mario kniete sich vor ihr hin und lächelte sie wieder warm an. „Mach das Tor auf und sprich die Worte des Todesfluchs.“ befahl er. „Und Ginerva...“ seine Augen glitzerten. „...ich danke dir.“ Plötzlich flog das Tor auf, ohne das Ginny es auch nur berührt hatte, und ein starker Wind machte es Ginny schwer, sich auf den Beinen zu halten. „Tu es, Ginerva!“ rief der Todesgeist, da der Sturm nur so um ihre Ohren pfiff. Ginny riss sich zusammen, richtete ihren Zauberstab auf Mario und sah ihn tief in die Augen. Trotz des Windes schien die Welt für sie stehen zu bleiben. „Tu es!“ brüllte er. „Ich kann nicht!“ rief sie vollkommen verstört. „Doch, du kannst es, Ginerva! Hol dir deinen Geliebten zurück!“ schrie er wütend. „Nein... ich werde es nicht tun!“ entgegnete sie bestimmt. „Warum nicht? Liebst du ihn denn nicht?“ „Doch. Aber niemand hat aufgrund seiner Fehler, die durch die Fehler der anderen hervorgerufen wurden, den Tod verdient!“ Der Wind stand still. Ein weißes Licht erfüllte das Nichts. Ginny fühlte sich plötzlich so schwerelos... Unglaublich glücklich... „Gin, wach auf!“ Jemand rüttelte an ihren Schultern. „Bitte! Sag, dass dir nichts passiert ist!“ flehte die Person. Ginny kannte und liebte diese Stimme. War sie tot? Sie musste tot sein, denn sonst würde sie nicht genau diese Stimme hören, denn er war tot... Tot durch Mario Sutherland, der junge Mann, der auch so furchtbares erlitten hatte. „Gin, ich will nicht, dass du tot bist!“ flehte die wunderschöne Stimme neben ihr und sie spürte eine kleine heiße Träne auf ihr Gesicht tropfen. „Aber ich bin doch schon tot...“ murmelte sie benommen. „Gin, du lebst!“ rief die Männerstimme überglücklich aus. „Draco?“ fragte sie ungläubig, wagte es aber nicht, die Augen zu öffnen. Wenn sich seine Stimme nur als eine Illusion herausstellte, wollte sie lieber in dieser Illusion weiterleben. „Ja, ich bin es! Und jetzt mach endlich die Augen auf!“ flüsterte er ihr ins Ohr. Ein wohliger Schauer lief ihr über den Rücken. Sein Atmen, der ihre Wange streifte, sein Duft, der in ihre Nase stieg, seine Stimme, die sie in ihrem Ohr hörte, sein Körper, der sie in den Armen hielt... Das konnte kein Traum sein. Vorsichtig öffnete sie die Augen. Sie trafen auf Grau. Unendlich schönes Grau. „Draco!“ schrie sie vor Freude auf und drückte ihn an sich. „Du lebst? Aber wie? Hat Mario dich zurückgeholt? Geht es dir gut? Was ist passiert?“ Belustigt hielt Draco ihr eine Hand vor dem Mund. „Ganz ruhig, Gin. Mir geht es gut. Ja, ich lebe. Ich denke aber nicht, dass ich das diesem Mörder Sutherland, sondern eher dir zu verdanken habe.“ „Ja, aber wie? Was ist passiert? Ich versteh die Welt nicht mehr.“ Ginny bemerkte, dass sie auf dem Sofa in Dracos eigenem Haus lag. Hier roch einfach alles nach ihm. Klar, sie waren hier gewesen um durch diesen Nihilmens-Zauber ins Nichts zu gelangen. Aber es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, die sie im Nichts verbracht hatte. Tatsächlich war es aber nur ein Tag gewesen, wie ihr die goldene Uhr an der Wand neben dem Kamin verriet. „Erklärung!“ befahl sie. Draco nickte gehorsam. „Du glaubst nicht, wo ich gelandet bin, nachdem mich dieser Sutherland-Bastard getötet hat.“ Ein breites Grinsen erschien auf Dracos Gesicht. Ungeduldig sah Ginny ihn strafend an, was sein Grinsen nur noch breiter werden ließ. „Nun sag schon! Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen!“ fauchte sie. „Ich war bei Gott.“ Ginnys Kinnlade klappte nach unten. „Du warst bei Gott?!“ „Ja, ich war bei Gott. Himmel, ich weiß nicht, was ich getan habe, aber anscheinend bin ich doch kein so schlechter Mensch.“ grinste er immer noch wie auf Drogen. „Ich hab ihn leibhaftig beziehungsweise nicht leibhaftig gesehen, weil Gott nur ein unglaublich helles Licht ist. Auf jeden Fall musste ich warten. Gott meinte, dass es noch nicht wirklich feststand, ob ich in den Himmel gehörte. Das lag aber nicht an meinem schlechten Charakter, sondern daran, dass nicht sicher war, ob ich nicht bald wieder unter den Lebenden weihen würde. Du glaubst nicht, wie geil es im Himmel ist. Alles hell, alles so sorglos. Aber tief in meinem Inneren war ich unruhig. Unruhe ist etwas, das – laut Gott – kein Mensch im Himmel wahrnimmt, weil der Himmel eben das Paradies ohne Sorgen und Ängste ist. Nach einer halben Stunde stumpfsinnigen Rumsitzens und Wartens meinte Gott dann, dass du ein so reines Herz hast, dass er mich durch den Sutherland austauschen würden und plötzlich war alles schwarz. Kurz darauf bin ich aufgewacht und du lagst wie tot neben mir auf dem Boden.“ Ginnys Kinnlade war während der Erzählung immer tiefer nach unten gegangen. „Draco, du lebst.“ stellte sie ungläubig fest und rieb sich die Augen. „Ja, wie oft noch?“ sagte er genervt. „Draco, du lebst!“ rief sie plötzlich wieder überglücklich aus und warf sich wieder dem Blondhaarigen an den Hals. „Ja, ich lebe!“ schrie er nun gespielt wütend und kniff ihr in die Wange. „Ginerva.“ Dracos Stimme wurde plötzlich sehr ernst. Ginny wurde leicht mulmig zumute, denn er nannte sie nur sehr selten beim Vornamen. Ihre Blicke trafen sich und vertieften sich. „Gott meinte, dass ich so eine Unruhe verspürte, weil meine Liebe zu dir so groß ist.“ sagte er leise, während er sich ihren Lippen näherte. „Er meinte, dass Liebe den Tod besiegen kann. So wie auch Sutherland durch seine Liebe den Tod besiegt hat.“ Ihre Lippen trennten nur noch ein paar Zentimeter. „Ginerva, ich liebe dich...“ flüsterte er. „Draco, ich liebe dich auch...“ Damit versiegelte er ihre Lippen. Nach ein paar Minuten, in denen sie sich immer fordernder küssten, fing Draco urplötzlich an zu grinsen. „Was ist denn so witzig?“ fragte Ginny nicht minder gut gelaunt. „Ich hatte noch nie eine Beziehung. Und jetzt bin ich mit einer Weasley zusammen. Was wohl mein Vater dazu sagt?“ grinste er über beide Ohren. „Ach, wer sagt denn, dass ich jetzt mit dir zusammen bin?“ neckte sie ihn. „Oh, mir ist es relativ egal, was dazu zu sagen hast. Ich glaube der Herr will, dass wir zusammen sind. Nachher holt uns noch ein Blitz.“ „Draco!“ Ginny boxte ihn in die Seite, aber gegen ihn hatte sie keine Chance, denn er legte wieder seine Lippen auf ihren Mund. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)