Frag dich erst, wer du bist...bevor du wissen willst, wer ich bin von Caro29890 (Ginny/Draco) ================================================================================ Kapitel 12: Memento mori ------------------------ 12. Memento mori Sonnenstrahlen kitzelten ihr Gesicht. Sie fühlte sich unglaublich wohl, bei der Wärme, die ihr die Bettdecke schenkte, und lächelte zufrieden. Darauf Bedacht nicht von den lachenden Sonnenstrahlen geblendet zu werden, blinzelte sie, doch konnte trotzdem nichts sehen. „Morgen.“ Ginny schreckte hoch. „Ein Wiesel im Bett eines Malfoys. Das ich das noch erleben muss.“ Draco lag auf seinen Händen, die er hinter seinen Kopf geklemmt hatte. „W-was m-mache i-ich hier?“ stotterte Ginny unsicher. Was war überhaupt passiert? Das Einzige, an das sie sich noch erinnern konnte, war, dass sie in der Bibliothek gewesen war. Ziemlich verdatterte sah sie den Slytherin an. Fragend hob er eine Augenbraue. „Du hast unsere unglaubliche Nacht nicht mitbekommen? Wie schade! Dann kann ich dich ja gar nicht mehr fragen, wie ich war.“ Draco musste schmunzeln, denn so verwirrt hatte er dieses Mädchen noch nie gesehen. Sie brauchte ein paar Sekunden, bis sie verstanden hatte, was er da gerade behauptete. „WAS?“ schrie sie entsetzt. „Ich – du - WIR?“ Draco konnte sein Lachen nicht mehr unterdrücken und prustete los. Ginny sah einfach nur verstört aus. Nach ein paar Sekunden des Lachens hielt er inne und sah sie ernst an. „Du glaubst das jetzt doch wohl nicht wirklich, oder?“ „Nein.“ erwiderte sie trocken. „Selbst wenn ich unzurechnungsfähig gewesen wäre, würde ich nicht mit dir...“ Schnell schüttelte sie ihre Gedanken ab. Seine Augen verengten sich und mit einem Ruck hatte er sich über sie gestemmt, zu schnell als dass sie reagieren hätte können. „Du hast mir so einiges zu erklären.“ Wenn sich Ginny jemals dumm vorgekommen war, dann jetzt. Was sollte das nun schon wieder? „Guck nicht so, Weasley. Du weißt ganz genau, wovon ich spreche.“ „Nein.“ antwortete sie verständnislos. „Hmm...lass mich nachdenken.“ sagte er mit einem gespielt nachdenklichen Unterton und fasste sich am Kinn um die Offensichtlichkeit seines Schauspiels zu verstärken. „Ich wollte dich nie hassen, aber du hast mich blutend liegen lassen.“ Zitierte er übertrieben dramatisch. Ihre Augen weiteten sich. Hatte er in ihrem Buch gelesen? Wenn ja, hatte er auch ihr Geheimnis herausgefunden? Sie schluckte schwer, konnte aber nicht sprechen. „Ich erwarte eine Erklärung.“ Funken sprühten aus seinen Augen, die Ginny in Alarmbereitschaft setzten. Alleine wie er jetzt so fordernd über ihr saß, machte sie panisch vor Angst. Ihre Sicht verschleierte sich und sie konnte plötzlich nichts mehr sehen. „Harry, ich will nicht, bitte...“ hallte Ginnys weinende Stimme in ihrem Kopf. „Halt den Mund und tu was ich dir sage!“ erwiderte eine aggressive Stimme, die sie sehr gut kannte. Tiefe Leere machte sich in ihrem Herz breit und ein Schmerz, der sehr stark an den des Cruciatus-Fluches erinnerte, kam in ihr hoch. „Nicht schon wieder.“ hörte sie sich und eine Stimme, die ihr vertraut aber auch von Vorurteilen her unsympathisch war, in der Ferne sagen. Vor ihr erschien wieder Dracos Gesicht. „Na, wieder weg gewesen?“ Seine Stimme klang ganz sanft. So sprach er nur sehr selten. Meist nur, wenn sie weinte. Und leider musste sie feststellen, dass sie wirklich weinte. In ihr kam ein unaufhaltsames Verlangen auf sich an seine Brust zu werfen. „Draco, hilf mir!“ Ihre Stimme zitterte und klang erstickt durch die Tränen, die ihr Gesicht umhüllten. Er nickte zögerlich, ließ von ihr ab und setzte sich neben sie aufs Bett. „Erstmal beruhigst du dich und dann erzählst du mir alles.“ Er gab ihr ein Taschentuch, während sie sich neben ihn kauerte. „Was ist das für ein Buch?“ fragte er ruhig, wobei ihm ein kalter Schauer bei dem Gedanken an das, was gestern passiert war, über den Rücken lief. Ginny schüttelte den Kopf. „Ich kann es dir nicht sagen und weiß es um ehrlich zu sein auch nicht genau.“ Das war nicht die Antwort, die sich Draco erhofft hatte. „Wie soll ich dir helfen, wenn du mir nichts sagen kannst? Ich kann ja zu Dumbledore gehen. Den würde das bestimmt interessieren.“ Zur Demonstration, dass er das wirklich tun könnte, stand er auf und ging zur Tür. „Bitte nicht!“ schrie Ginny angsterfüllt. Zufrieden grinste er und setzte sich wieder neben sie. „Okay, dann erzähl mir jetzt alles. Was weißt du über das Buch, beziehungsweise was hast du für Erfahrungen damit gemacht?“ „Ich...es ist so...“ Sie fühlte sich nicht wohl das alles jetzt Draco, einen Slytherin, der eigentlich ihr größter Feind war, zu erzählen, doch ihr war mehr als bewusst, dass sie das nicht mehr allein schaffen konnte, womit auch immer sie zu kämpfen hatte und dass auf keinem Fall jemand davon etwas erfahren durfte. „Ich habe dieses Buch in Hogwarts gefunden. Jemand schien es vergessen zu haben und...irgendwie zog es mich an. Also hab ich es mitgenommen. Es war leer und sah absolut harmlos aus. Außerdem wollte ich schon lange meine Angst vor Büchern loswerden, weil...“ sie stockte. Was sollte sie jetzt sagen? Ihm einfach alles erzählen, was damals passiert war? Wenn sie es nicht tat, dann würde er zu Dumbledore laufen und sie wäre tot... „Weil?“ Dracos Blick durchbohrte all ihre Schutzmauern, die sie noch besaß um ihre Gefühle zu verstecken. Sie schien mit sich stark zu hadern und blickte ihn traurig an. „Dein Vater hat mir im zweiten Schuljahr ein Tagebuch zugesteckt. Es war Tom Riddles...Voldemorts Tagebuch, ein Horkrux noch dazu, und ich habe in das Tagebuch wirklich alles reingeschrieben, all meine Gefühle, alles was ich wollte und ihm blieb nichts verheimlicht. Dann hat es oder eher gesagt er Besitz von mir ergriffen und konnte mich kontrollieren. Damals habe ich unter Anleitung von Riddles Erinnerung die Kammer des Schreckens geöffnet. Riddle hat mir meine Lebensenergie genommen und ich wäre fast daran gestorben, wenn...Harry...mich nicht gerettet hätte.“ Draco starrte sie an, sagte aber nichts. Er wusste, dass sein Vater immer auf der Seite von Voldemort gestanden hatte und dass er vor nichts zurückschreckte, nicht mal vor einem unschuldigen Mädchen, Voldemort wieder an die Macht zu bringen. Mit Sicherheit würde er es auch heute noch tun, nein, er tat es heute noch. Sein Blick verfinsterte sich. Sie hatte es gemerkt und fuhr unsicher fort. „Seitdem habe ich übrigens Panik vor Kerkern und dunklen Räumen. Es ist keine normale Angst, sondern laut St. Mungos Ärzten eine Phobie, die mich, wenn ich ihr auf Dauer ausgesetzt werden würde, verrückt macht, sodass ich im schlimmsten Fall nicht mehr weiß, wer ich bin.“ Er verstand diese Aussage natürlich als Vorwurf. Schließlich hatte er sie in der ersten Woche gezwungen durch die Folterkammern zu maschieren. Allerdings hatte er nicht gedacht, dass sie wirklich so extreme Angst davor hatte und der Gedanke an die Folgen, die sie davon tragen hätte können, gefielen ihm gar nicht. „Auf jeden Fall war ich so dumm wieder den gleichen Fehler zu begehen und habe einem unbekannten Buch all meine Gefühle offenbart. Ich dachte, alles wäre gut und mir würde sowas nicht noch mal passieren und habe eigentlich mal wieder nichts ahnend hineingeschrieben. Schau mich nicht so an! Ich weiß, ich habs nicht so mit Büchern.“ Sie biss sich auf die Unterlippe. Als sie wieder zum Reden ansetzte, unterbrach Draco sie. „Was hast du dem Buch alles über dich gesagt?“ „Ich habe über...“ Ihr Gesicht zeigte deutlich den Schmerz, den sie empfand, wenn sie darüber nachdachte. „...Harry geschrieben.“ Sie atmete einmal tief ein. Draco hätte am Liebsten gefragt, was es denn so viel über Potter zu schreiben gäbe, aber er verkniff sich diese Frage mit der Hoffnung, es herauszufinden, wenn er ihr Vertrauen gewonnen hatte. „Hauptsächlich Gedichte. Zuerst war ja auch nichts ungewöhnlich an dem Buch. Allerdings...“ Sie schien die richtigen Worte zu suchen. „...übernahm dann irgendwann Etwas – vermutlich das Etwas in dem Buch – Kontrolle – wie damals, nur das ich es manchmal merke. Es waren immer nur Kleinigkeiten wie zum Beispiel, dass mich manchmal einfach so Hoffnungslosigkeit überkommt oder dass ich plötzlich nicht sprechen kann und...“ „...und dass du zum Beispiel Blut erbrechend und bewusstlos fast verreckend in der Bibliothek liegst.“ fügte er mit einem ironischem Unterton hinzu. Unsicher blickte sie zu ihm auf. „Habe ich das?“ Er nickte, woraufhin sie wieder verstört nachgrübelte. „Ich habe schon versucht es loszuwerden.“ „Zwecklos, nehme ich an.“ Er lächelte mit sich selbst zufrieden, da er ihr gerade seine Schlauheit repräsentieren konnte. „Ja, es geht nicht. Es ist wie eine Droge. Ich komm davon nicht los. Als ich es weggeworfen habe, konnte ich plötzlich nicht mehr atmen und als ich es dann wieder an mich genommen habe, fühlte es sich wie eine Befreiung an. Mit dem Buch kann ich nicht, aber ohne es auch nicht. Es hat mich in der Hand.“ Das war sein Stichwort und er grinste hinterlistig. „Ja, ich habe dich auch in der Hand.“ Könnten Blicke töten, dann wäre er jetzt definitiv schon tot. Er schenkte dem jedoch reichlich wenig Beachtung und holte das rote Buch aus dem Beutel, der auf dem Nachtisch neben seinem Bett lag. Plötzlich bemerkte er etwas, das ihm bis jetzt noch gar nicht aufgefallen war. Er versuchte die fast unlesbare Schrift zu entziffern. „Memento mori“ sagte er schließlich. Ginny verstand es nicht und interessierte es auch nicht. „Ja und?“ gelangweilt zuckte die mit den Schultern. Draco sah sie überheblich an. „Du hattest wohl kein Latein? Eine sehr wichtige Sprache für uns Zauberer. Sogut wie alle Zaubersprüche sind auf Latein, das sollte man eigentlich in der siebten Klassen schon wissen.“ „Schön!“ entgegnete sie ihm gereizt. Betrübt las er die Worte nochmal. „Memento mori...weißt du was das heißt?“ So langsam erweckten diese Worte doch ihre Interesse. Draco machte aber auch ein Geheimnis daraus. „Nein, sag schon, du Alleswisser!“ „Memento mori ist ein Lebensmotto aus der Zeit der Barockgedichte und bedeutet soviel wie ‚Gedenke, dass du sterblich bist!‘. Ich will dir ja keine unnötige Angst machen, aber das klingt nicht gut – vor allem nicht wenn es auf einem Buch steht, das offensichtlich denken kann.“ Ginny sah wieder ziemlich hilflos aus und am liebsten hätte er sie in den Arm genommen und wie durch Zauberei legte er seine Hand um ihren Körper, nahm sie aber wieder sofort weg. ‚Malfoy, ich bin enttäuscht von dir. Sie ist eine Weasley, ich bin ein Malfoy. Wie oft muss ich mich noch ermahnen?‘ Warum musste er sich überhaupt ermahnen? „Hier, iss was.“ Seine Stimme war kühl. Betreten sah sie auf die Köstlichkeiten, die auf seinem Tisch standen. Reife Früchte, Brötchen, Marmelade und allerhand Aufschnitte. Er hatte ein Lächeln auf ihrem Gesicht erwartet, stattdessen starrte sie leicht angewidert auf das Essen. „Keinen Hunger?“ Sie schüttelte den Kopf. „Mir ist schon aufgefallen, dass du abgenommen hast, aber Essen ist gesund. Du solltest was zu dir nehmen. Schließlich hattest du gestern einen großen Blutverlust. Du musst wieder zu Kräften kommen.“ „Nein.“ sagte sie bestimmt, woraufhin sich seine Stirn in Falten legte. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, du wärest magersüchtig.“ Mit geweiteten Augen sah sie in die Ernsten von ihm. „Hat das Buch dir das angetan?“ Wortlos stand sie auf und ging zur Tür. „Bleib sofort stehen!“ rief er als sie fast durch die Tür gegangen war. „Sofort!“ Bei seinem strengen Ton konnte sie nicht anders und tat wie ihr geheißen. „Ich möchte, dass du wiederkommst, wenn irgendetwas mit dir durch das Buch passiert. Verstanden? Vergiss nicht: Ich bin Schulsprecher und habe ein Recht darauf es zu erfahren. Außerdem liebe ich schwarzmagische Gegenstände.“ ‚nicht.‘ dachte er, aber er brauchte eine Ausrede. Seine Stimme klang plötzlich wieder so fürsorglich. Ginny konnte nur nicken und verließ das Zimmer. „Guten Morgen, liebe Schüler!“ Drei Wochen waren seit Draco und Ginnys Gespräch vergangen. Das Buch hatte in der Zeit so einiges mit ihr angestellt, aber sie hatte sich nicht getraut es ihm zu sagen. Schon zweimal hatte sie vor seinem Zimmer gestanden, klopfte aber nie an. Unauffällig beobachtete sie ihn manchmal beim Essen. Immer wieder erwischte sie sich dabei, dass sie von seinem makellosen, perfekten Aussehen schwärmte. Seine wunderschönen blonden Haare, seine unglaublichen hellgrauen Augen und seine teure Kleidung. Jedes Mal huschte ein Schatten über ihr Gesicht, wenn sich diese Parkinson an ihn ranschmiss und ihn in aller Öffentlichkeit einen Kuss gab. Oft hatte sie das Gefühl seine Blicke im Rücken zu spüren, so auch jetzt, aber als sie sich umdrehte, musste sie feststellen, dass Zabini der ungebetene Beobachter gewesen war. Draco hingegen war mal wieder mit seiner Pansy beschäftigt. Dumbledore hatte sich erhoben und sprach mit seiner alltäglichen Fröhlichkeit. „Heute ist Samstag. Folglich ist morgen das lang ersehnte erste Spiel der Quiddich-Saison. Spielen werden Gryffindor gegen Slytherin, aber wem erzähle ich das.“ ‚Mir!‘ dachte Ginny. Sie hatte zwar tagtäglich mit der Mannschaft trainiert, aber generell hörte sie bei den Besprechung nie zu, da sie sich sonst zu sehr auf Harry konzentriert hätte und hatte total vergessen, dass morgen tatsächlich das Spiel war. „In einer Woche ist Halloween und wie immer findet unsere Feier statt. Nach der Feier um Punkt Null Uhr Mitternacht beginnt allerdings unser großes Turnier. Hierfür werden wir heute die Paare nennen, die sich zusammen den Aufgaben stellen werden.“ Helle Aufruhr verbreitete sich in der großen Halle. „Machen wir es kurz. Hier die Paare: Miss Hermine Granger und Mister Ronald Weasley.“ Alle klatschten und Hermine und Ron fielen sich in die Arme. ‚Das ist doch keine Herausforderung!‘ dachte Ginny vorwurfsvoll. Sie hatte sich nur widerwillig eingetragen, da Anne sie ermuntert hatte. Normalerweise stellte sie sich gerne Herausforderungen, aber mit Harry ein Team zu sein, das könnte sie nicht. „Miss Pansy Pankinson und Miss Anne Smith.“ „Oh nein!“ seufzte Anne, sodass nur Ginny es hören konnte. „Mister Neville Longbottom und Mister Gregory Goyle. Miss Lavender Brown und Mister Vincent Crabbe.“ Viele Namen kamen daraufhin, aber Ginny horchte nur auf, wenn sie die Namen kannte. „Mister Harry Potter und Miss...“ Ginny rutschte das Herz in die Hose. ‚Bitte nicht Ginerva Weasley! Bitte nicht Ginerva Weasley!‘ flüsterte sie kaum hörbar. „...Cho Chang.“ Erleichterung und Entsetzen machte sich in ihr breit. Jetzt hatte er also, was er wollte. ‚Wie enttäuschend!‘ dachte sie mit leicht gedrückter Stimmung. Währenddessen war Cho Harry um den Hals gesprungen und küsste ihn voller Freude. Wie sie ihn und dieses Mädchen doch hasste. „Und zu guter Letzt: Miss Ginerva Molly Weasley und...“ plötzlich horchte sie auf. „...Mister Draco Malfoy.“ In der Halle wurde mucksmäuschenstill. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)