Sweet, old Memories von CruxisLyrica (Minaki x Marina) ================================================================================ Kapitel 1: The Crystal ---------------------- "Vorsicht!" Minaki reichte Marina seine Hand und half ihr über den steilen Weg. Endlich hatten sie es zur Route 46 geschafft. Bald würden sie in Neuborkia sein, doch bis dorthin hatten sie noch einiges vor sich. Route 46 war kein Kinderspiel. Ein Grund mehr für Minaki es zu bereuen, kein Vogel-Pokémon mit sich zu haben, das sie einfach zum gewünschten Ort transportieren würde. "Hm…", dankend nickte Marina und nahm die helfende Hand an. Vielmehr aber noch: Auch bei sicherem Gefälle ließ sie seine Hand nicht mehr los. Es war, als würde ihr dieses einfache Händchenhalten Kraft, Sicherheit aber vor allem auch Geborgenheit geben. Und genau dieses Gefühl der Geborgenheit verwirrte das Mädchen. Nur zu gern würde sie sich wieder an alles erinnern. Diese Unsicherheit macht Marina noch ganz verrückt. In solchen Momenten war sie froh, Minaki bei sich zu haben. Es war wie vom Schicksal bestimmt, dass er sie als Erster fand. Schicksal, oder höhere Gewalt. "Wie weit werden wir noch brauchen bis… nach Hause?" Marina zögerte bei den Worten ‚nach Hause'. Ein Zuhause, dass sie nicht kannte, war wie ein fremder Ort für sie. Ein fremder Ort voller Gefahren. "Wenn wir das Tempo halten können, schaffen wir es bis heute Abend zum Zollhaus. Von dort ist es nur mehr ein Katzensprung bis Neuborkia." "…" Wieder antwortete Marina nur mit einen Kopfnicken und folgte stumm den jungem Mann. Warum sie Minaki auf Anhieb vertraute, war ihr zwar ein Geheimnis, aber sie hörte einfach auf ihre innere Stimme. Auch wenn Marina nicht alles verstand, so wusste sie, dass Minaki ein guter Mensch war und sie nie hintergehen würde. Und das reichte ihr vollkommen aus um ihm zu vertrauen. Wie Minaki vorgesagt hatte, erreichten die beiden am Abend das flache Gebiet der Route 46. Bald würden sie das Zollhaus erreichen, doch… "Hm?" Minaki spürte, wie Marina sich an seinem Arm drückte und ihm so gar nicht von der Seite wich. "Keine Sorge. Es dauert nicht mehr lange bis, wir das Zollhaus erreichen. Sobald wir dort sind, werden wir nach einer Übernachtungsmöglichkeit fragen." "O…kay…" Etwa zehn Minuten später sahen die beiden Lichter aus der Ferne. Kein Zweifel, endlich hatten sie ihr Zwischenziel erreicht! Doch… sie freuten sich etwas zu früh. "Tut mir Leid. Seid den Vorkommnissen am See des Zorns dürfen wir keine Reisende mehr aufnehmen." Der Zollbeamte verbeugte sich, "Doch es ist nicht mehr weit bis Rosalia City. Dort können Sie in einem Pokémon-Center übernachten." Minaki verzog die Miene. Es war draußen schon stockfinster und der Weg nach Rosalia City war umgerechnet der halbe Weg nach Neuborkia. Wäre es dann nicht gleich logischer, direkt nach Neuborkia zu gehen? Er sah zu Marina und war sich mit seiner Entscheidung nicht mehr so sicher. Nicht nur, dass sie müde war, sie empfand zudem ein unangenehmes Gefühl, um diese Uhrzeit noch unterwegs sein zu müssen. Sogar der vorwurfsvolle Blick Minakis an den Zollbeamten änderte nichts an dessen Entscheidung. "Schaffst du es noch, ein bis eineinhalb Stunden zu marschieren?" Auch wenn Marina nicht begeistert war, so antwortete sie mit ‚Ja'. Hier bleiben konnten sie ja nicht. Und vom Weg nach Hause abkommen wollte sie auf keinen Fall. "Lass meine Hand aber nicht los, bitte…", murmelte Marina leise. Gerade noch hörbar für Minaki. "Das werde ich nicht… das werde ich nicht…" Im Gegensatz zur Route 46 war Route 29 ein Kinderspiel. Jedenfalls, wenn man tagsüber unterwegs wäre. Nachts aber schien hinter jedem Busch, hinter jeden Baum ein Ungeheuer stärker und hässlicher als das andere zu lauern. Ein Grund mehr, trotz Müdigkeit, sein Gehtempo zu beschleunigen. "Es ist nicht mehr weit.", sprach Minaki beruhigend auf das Mädchen ein. Sie nickte immer wieder. Marina wusste nicht, ob sie froh sein sollte, dass ihre Müdigkeit über ihre Angst gewonnen hatte, oder nicht. Jedenfalls hatte sie Schwierigkeiten, ihre Augen offen zu halten. "Da vorne sind Lichter!" Tatsächlich. Marina's müde Augen erkannten die Lichterkette. Vier, fünf Lichter erstrahlten nebeneinander ein großes Gebäude. NEUBORKIA Die Stadt, in der der Wind der Erneuerung weht Die beleuchtete Tafel begrüßte die erschöpften Reisenden. Gut, jetzt hatten sie es bis hierher geschafft. Doch… in welchem Haus wohnt Marina? "Sind wir… nun Zuhause?", fragte Marina matt, ihre Augen schon geschlossen. "Gleich, Marina… gleich…" Minaki überlegte. Neuborkia war kein großes Dorf. Jeder kannte hier wahrscheinlich jeden. Also kann es doch nicht so schwer sein, ihr Zuhause zu finden! Minaki vernahm ein immer schwerer werdendes Gewicht an seiner rechten Seite. Marina war nun endgültig eingeschlafen! Vorsichtig hob er Marina in seine Arme und trug sie fortan. Als sich Minaki einem der Wohnhäuser näherte, erbellte ein Fukano. Die Bewohnerin verließ bewaffnet mit einem Besen und einer Taschenlampe das Haus: "Stehen bleiben! Wer ist da?!" Geblendet vom Schein der Taschenlampe schloss Minaki seine Augen. Das Licht der Lampe bewegte sich nun auf Marina's Gesicht und der einstig barsche Ton der Frau war vergangen. "Marina? Was ist mit ihr passiert?" "Wir haben einen langen Fußmarsch hinter uns und Marina ist nun vor Müdigkeit eingeschlafen.", antwortete Minaki und fragte: "Sind Sie ihre Mutter?" Die Frau verneinte die Frage und deutete mit ihrem Arm Richtung Osten: "Sie wohnt zwei Häuser weiter." "Vielen Dank.", Minaki verneigte sich so gut wie möglich und folgte der Beschreibung, bis er beim gewünschten Haus ankam. Da kein Licht brannte, deutete alles darauf hin, dass die Bewohner schon schliefen. Ihm blieb also nichts anderes übrig, als durch sein Geklingel die Bewohner aus dem Schlaf zu reißen. Müde öffnete eine Frau mittleren Alters die Tür und erstarrte: "Marina!" "Ihr geht es gut, sie schläft nur.", versicherte ihr Minaki und stellte sich zugleich vor: "Mein Name ist Minaki. Ich habe Ihre Tochter hierher begleitet." Marina's Mutter überlegte kurz. "Ich erinnere mich… meine Tochter hat mir von Ihnen erzählt. Sie haben sie das erste Mal in Teak City getroffen, richtig?" "Ja." "Nun kommen Sie erstmal rein. Ich werde Ihnen sofort das Gästezimmer vorbereiten." Stumm folgte er der Mutter des Mädchens. Marina wurde in ihr Bett gebracht und Minaki erhielt das Zimmer schräg gegenüber. "Es gibt noch etwas, über dass ich mit Ihnen reden muss, Frau…" "Amber, nenne Sie mich einfach Amber, Minaki-san." "Okay. Also…" "Worüber wollen Sie mit mir reden?" "Es wäre besser, wenn wir uns hinsetzten können, Amber-san." Amber nickte und führte Minaki zurück ins Untergeschoss. Nahe dem Fernseher bot sie ihm den Sitzplatz an und setzte sich schließlich ihm gegenüber. "Es geht um Marina.", begann Minaki und erzählte Marina's Mutter alles bisher Geschehenes. Stumm lauschte sie seinen Worten. Ihr Gesicht verzog keine Miene und sie blickte emotionslos zu Boden. Amber hatte keinen Grund, seinen ernsten Worten keinen Glauben zu schenken. "Waren sie schon mit ihr bei einem Arzt?" "Ja, in Ebenholz City.", bestätigte Minaki ihr, "Doch es konnten keinerlei Verletzungen gefunden werden." "…" Stille trat ein. Einzig das Ticken der Kuckucksuhr war zu hören. Einige Minuten vergingen, bis der Kuckuck sich meldete und Bescheid gab, dass es nun zwei Uhr war. "Wie unhöflich von mir!", Amber schreckte hoch. "Bitte, legen Sie sich doch schlafen. Sie müssen ebenfalls erschöpft sein." Als Minaki vom Sofa aufstand, verbeugte sich Amber tief vor ihm: "Vielen Dank, dass Sie meiner Tochter geholfen haben." "Es war das Geringste, was ich für Marina tun konnte…" Beide Erwachsene wünschten einander eine gute Nacht und gingen in ihre Gemächer. Durch die Erzählung der Geschehnisse waren sowohl Minaki als auch Amber zu aufgebracht, um sofort einschlafen zu können. Minaki beschloss zur Beruhigung und Ordnung seiner Gedanken noch ein Buch zu lesen. "MINAKI!" Marina schreckte aus einem weiteren Albtraum auf. Sie atmete schwer und brauchte einige Zeit, um sich zu beruhigen. Diesmal war der Traum deutlicher als je zuvor. Minaki kam darin vor doch… er schien nicht in Gefahr zu sein. Warum hatte Marina also eine solche Angst verspürt? Ihr fiel auf, in einem richtigen Bett geschlafen zu haben. Ihre Hand wandert nach rechts und ertastet einen Nachtisch. Nach längerem Suchen fand sie ein Kabel und folgte diesem bis zu einem Schalter. Marina betätigte diesen und Licht erstrahlte. Marina blickte umher und musste feststellen, dass sie alleine im Zimmer war. Schwerfällig erhob sie sich aus dem Bett, ging zur Zimmertür und öffnete diese behutsam. Der Flur war stockfinster, lediglich ein Licht hinter einer Tür war zu erkennen. Vorsichtig tapste sie voran und blieb vor der Türe stehen. Sollte sie anklopfen oder einfach so eintreten? Marina entschied sich fürs Zweite. Langsam öffnete sie die Tür und spähte einen Blick hinein. Das Licht kam vom Schreibtisch. Minaki saß zu Tisch, den Kopf in seinen Händen gebettet. Er war während des Lesens eingeschlafen, da dass Buch noch offen da lag. Leise schlich sich Marina in Zimmer und warf einen Blick auf das Buch. Ein blaues Pokémon, ähnlich einem riesigen Hund, war abgebildet. Es hatte eine lange, violette Mähne und auf dem Kopf einen… Marinas Augen öffneten sich vor Schreck. "Nein… weg damit… WEG!" Marina hielt sich ihren Kopf und schloss ihre Augen zeitgleich. Sie wollte das nicht sehen. Sie KONNTE das nicht sehen! "Der Kristall… weg! Ich will ihn nicht sehen!" Das Mädchen wollte einige Schritte zurückgehen, stolperte aber und fiel rückwärts zu Boden. Der Lärm weckte Minaki auf und entsetzt erblickte er das verängstigte Mädchen. "Marina!" Er kniete sich zu ihr am Boden und umarmte sie. Beruhigend redete er auf das Mädchen ein, doch immer wieder murmelte sie dieselben Worte: "Weg mit dem Kristall." Als Marinas Mutter das Zimmer betrat - auch sie wurde von dem Lärm geweckt - schlief Marina bereits wieder. Das Mädchen wurde zurück in ihr Bett gebracht. Amber wollte noch etwas bei ihrer Tochter bleiben, doch Minaki ging zurück in sein Gästezimmer. Nachdenklich schloss er sein Buch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)