Deinetwegen von Arua (Neji & TenTen) ================================================================================ Kapitel 2: ...bin ich verzweifelt --------------------------------- Fandom: Naruto Charaktere: Wieder hauptsächlich Neji, aber auch Hinata und Hiashi spielen eine Rolle und Lee bekommt einen kleinen Auftritt. Genre: Erst noch weiterhin Melancholie/Drama – aber dann wird das Dramatische (hoffentlich) noch ein wenig spannender und ich hab mich auch um wenigstens ein kleines bisschen Action bemüht. Kapitel: 3/5 Also wie versprochen, hier schon das nächste Kapitel. Schön, dass das letzte so gut ankam…ich habe eine ganze Weile über die eingebauten Sprüche nachgedacht und sie sehr sorgfältig ausgewählt. Hier kommen erstmal keine mehr, aber im nächsten Kapitel dann wieder. Was mir auch aufgefallen ist: einige von euch haben schon die richtige Vermutung, wie es weitergehen wird, aber mit dem, was im Einzelnen alles kommt, hat dann doch keiner von euch gerechnet – ihr werdet es sehen. Itte-rasshai! Deinetwegen …bin ich verzweifelt Man sagt, die Hoffnung sterbe zuletzt und Neji musste feststellen, dass schrecklich viel Wahrheit in diesen Worten steckte. Es war ein langsamer und qualvoller Tod. Er bat Tsunade darum, noch ein weiteres Mal auf die Suche gehen zu dürfen, und sie ließ ihn unter der Bedingung ziehen, dass er in spätestens zwei Wochen zurück war. Es war nicht zu übersehen, dass sie nicht an einen Erfolg glaubte, aber scheinbar brachte sie es nicht über sich ihn aufzuhalten. Und natürlich hatte sie Recht: nach sechzehn Tagen kam er alleine wieder in ihr Büro geschlichen, wobei er sich fühlte wie ein geprügelter Hund. Nicht einmal in ihrem Blick waren die Worte ‚ich hab es ja gleich gewusst’ zu erkennen, obwohl die Hokage dies zweifellos dachte. Doch sie machte ihm nicht einmal Vorwürfe wegen der Verspätung, schaute ihm einfach nur traurig nach, als er ihr Büro schließlich wieder verließ. Noch zweimal kam er mit Verzögerung von Missionen zurück, weil er auf dem Rückweg lange Umwege gemacht hatte, um vielleicht doch noch irgendwo Spuren zu finden, aber auch ihm war klar, dass das so nicht weitergehen konnte. Trotzdem gewöhnte er sich an, ausschließlich Aufträge anzunehmen, für die er lange und weit reisen musste. So konnte er weitersuchen und musste nicht allein in dem Haus sein, das ohne TenTen sowieso viel zu leer war. Vor allem letzteres ließ ihn an dieser Gewohnheit festhalten – auch wenn er nach etwa fünf Jahren nicht mehr wirklich daran glaubte, sie jemals wieder zu sehen. Wenn er doch mal im Dorf war, versuchte er so wenig wie möglich zu Hause zu sein. Im Grunde waren alles, was er dort noch benutzte, das Bett, der Kühlschrank und das Badezimmer. Ansonsten gab es hauptsächlich vier Personen, mit denen er seine Zeit verbrachte: mit Sasuke traf er sich ausschließlich zum Training, Lee versuchte regelmäßig ihn aufzumuntern und Hinata lud ihn oft ein, wenn er mit Naruto zusammen trainiert hatte. Sie verstand offenbar, dass er sich nicht gerne allein in den leeren Zimmern aufhielt, auch wenn er es nie aussprach. Eigentlich war er gerne bei Hinata und Naruto zu Hause, weil dort meist fröhliche Stimmung herrschte, die man ihm aber nicht aufzwang. Die Kinder – acht, fünf und drei Jahre alt – tobten herum, manchmal stifteten sie ihren Vater sogar zum mitspielen an, Hinata summte oft, während sie in der Küche herumwerkelte…und niemand störte ihn, wenn er sich auf einen der Stühle setzte und stumm zusah. Wenn diese heitere, freundliche Stimmung ihn umgab, konnte er die düsteren Gedanken recht gut aussperren, die ihn immer heimsuchten, wenn er alleine zu Hause war. Hier lächelte er ab und zu milde, wenn das dreijährige Mädchen ungeschickt hinter ihren Geschwistern herkeuchte, ihr fünfjähriger Bruder erklärte, dass sein Vater einfach nicht zu schlagen sei, und die älteste Tochter ihn nach neuen Techniken mit den Byakugan fragte, die ihre Mutter ihr noch nicht verraten wollte. Andererseits stimmte es ihn oft melancholisch, wenn er die glückliche Familie betrachtete und dabei daran dachte, dass er das gleiche hätte haben können, wäre nicht vor fünf Jahren alles so fürchterlich schief gelaufen. Aber er wusste auch, dass nicht alles ganz so perfekt war, wie es schien. Während Naruto auf Mission war, blieb er oft bis zum späten Abend, lange nachdem die Kinder ins Bett gebracht worden waren. Hinata war genauso ungern alleine wie er und er kannte den Grund dafür: sie machte sich Sorgen. Sie hatte drei Kinder, was bedeutete, dass die Nachfolge der Hauptfamilie im Hyuugaclan gesichert war – zumal Hinode immerhin schon acht Jahre alt war. Zumindest ihrer jüngsten Tochter müsste nun eigentlich das Juin geprägt werden. Den Sohn könnte man vorsichtshalber vielleicht noch lassen, falls seiner Schwester etwas zustieß – das Leben als Ninja war schließlich gefährlich. Hinata hatte all ihren Mut zusammengenommen und mit ihrem Vater lange über dieses Thema gesprochen, Neji selbst hatte mit ihm geredet, aber auch Hiashi war im Grunde letztlich nur ein Sklave der Regeln und Traditionen des Clans. Er mochte das Oberhaupt sein, aber das galt hauptsächlich für repräsentative Zwecke. Die Geheimnisse und Bräuche des Clans wahrten die Ältesten und die waren unnachgiebig. Sie hatten auch Hanabi das Juin geprägt, obwohl Hiashi sich mit Sicherheit nicht einfach damit einverstanden erklärt hatte. Vielleicht sollte er doch froh sein, dass TenTen ihr Kind in Sicherheit gebracht hatte, dachte Neji zynisch. So blieb ihm wenigstens das tatsächlich erspart. Wenn es denn lebte. Er wollte nicht daran zweifeln, dass TenTen gut auf sich selbst aufpassen konnte, aber seit der Krieg mit Iwa begonnen hatte, machte er sich oft Gedanken, wenn er abends allein in dem viel zu großen Bett lag. Aber wenn er sie in all den Jahren nicht hatte finden können – wieso sollten es dann die feindlichen Ninja? Der Krieg hatte aber noch wesentlich mehr Auswirkungen: er hielt die Bewohner Konohas ständig auf den Beinen. Die Wachen mussten verstärkt werden, Spione wurden ausgesandt und Boten überbrachten Nachrichten von anderen Nationen. Es gab mehr Missionen als jemals zuvor, immer wieder kamen ausgesandte Teams mit Verspätung, schwer verletzt oder gar nicht zurück. Shino war als Spion unterwegs, man hatte jedoch schon seit Wochen nichts mehr von ihm gehört, Hanabi lag im Krankenhaus, Akamaru war tot und Kiba verschollen – Hinata hatte Angst um Freunde und Familie. Der Krieg war der einzige Grund, mit dem Hiashi die Ältesten vorerst hatte davon abbringen können, die Hände nach seinen Enkeln auszustrecken: man konnte schließlich nicht wissen, ob sie diesen Krieg überleben würden. Hinata stand am Rande der Verzweiflung. Also versuchten Neji und Naruto es nach Möglichkeit so einzurichten, dass immer einer von ihnen im Dorf war und nach ihr sah. Sie selbst ging nicht auf Missionen, weil die Ältesten beschlossen hatten, dass das unter der Würde einer Clanerbin war. Manchmal fragte Neji sich, was sie und Hiashi getan hatten, um die Hochzeit mit Naruto zu ermöglichen. Es gab die merkwürdigsten Gerüchte, aber die wenigen, die die Wahrheit kannten, schwiegen sich aus. Es war an einem Donnerstag, an einem dieser Abende, die er bei Hinata verbracht hatte und erst spät nach Hause gekommen war, als jemand Sturm klingelte. Vermutlich eine dringende Mission, überlegte er und öffnete rasch die Tür. Es war Lee und er war ganz außer Atem, musste sich wohl sehr beeilt haben. Keuchend hielt er ihm eine Nachricht hin. ‚An irgendjemanden, der Konoha unterstützt’, stand vorne drauf. Neji hob eine Augenbraue und überflog rasch den Zettel. Die Botschaft war kurz, aber deutlich: Iwa plant in der Nacht von Donnerstag auf Freitag einen Anschlag auf den Hyuugaclan. Sie wollen niemanden überleben lassen. Er verlor keine Sekunde. „Informiere Tsunade!“, wies er Lee an und war selbst schon zur Tür hinausgestürmt. Auch Hiashi handelte sofort und ließ den großen Gong schlagen, der alle Hyuuga zusammenrief. Eigentlich wollte er das gesamte Gelände evakuieren und die Familienmitglieder möglichst zerstreuen, sodass es unmöglich würde, einen Anschlag zu verüben. Aber die Ältesten waren anderer Meinung: die geheimen Schriften konnten nicht einfach mal eben schnell weggeschafft werden und es war die Aufgabe des Clans, insbesondere der Nebenfamilien, diese zu beschützen. Also wurden alle kampffähigen Familienmitglieder um das Hauptgebäude herum postiert, während Verletzte, Kinder und Alte sich drinnen einschlossen. Die Ältesten befanden sich im Heiligtum, unten im Keller. Neji gefiel diese Taktik ganz und gar nicht und auch Hiashi schien nicht wirklich glücklich damit zu sein. Wenn sie nun von einer Übermacht angegriffen würden, wären sie umzingelt und damit vermutlich verloren. „Hoffentlich kommen gleich die Anbu“, murmelte das Clanoberhaupt. Dieser Zusatz, dass der Feind scheinbar sicher war, dass es keine Überlebenden geben würde, machte ihm zu schaffen. War geplant gewesen, sie alle im Schlaf zu ermorden? Das Risiko, von den Byakugan gesehen zu werden, war doch eigentlich viel zu hoch dafür… „Neji, komm schnell! Wir bringen Hinata und die Kinder zu Hanabi ins Krankenhaus – du wirst dafür sorgen, dass ihnen nichts passiert!“, erläuterte er einen plötzlichen Einfall. Neji fand diese Idee gar nicht schlecht: falls der Feind von Hanabi wusste und sie ebenfalls ausschalten wollte, würde man wohl kaum eine Übermacht schicken, um eine Schwerverletzte, die an diverse Geräte angeschlossen war, zu ermorden. Also musste man – wenn überhaupt – nur mit wenigen Gegnern rechnen, mit denen Hinata höchstwahrscheinlich auch alleine klarkäme. Und falls der Feind doch zu stark wäre, oder versuchen würde, eines der Kinder oder Hanabi zu bedrohen, dann wäre er selbst auch noch da, um das zu verhindern. Damit wären sie also in Sicherheit, würden verschont bleiben. Einen Moment lang hatte er ein schlechtes Gefühl dabei, so die anderen nicht im Kampf unterstützen zu können, aber dann entschied er, dass seine Cousinen es wesentlich eher wert waren von ihm beschützt zu werden als irgendwelche alten Schriften, die unter anderem das Ritual für das Prägen des Juins enthielten. Mit aktivierten Byakugan sprinteten Hiashi und er durch die Nacht, sich mit allen Sinnen auf einen eventuellen Feind konzentrierend. Er wusste nicht genau, womit er eigentlich rechnete, aber jeden Moment könnte es losgehen, jede Minute ein feindliches Heer auftauchen und jede Sekunde ein todbringendes Kunai durch die Luft sirren. Ihre Bewegungen waren für ein normales, menschliches Auge schon zu schnell – doch alles blieb ruhig, auch auf dem Weg zum Krankenhaus, als sie und Hinata jeweils eines der noch ziemlich verschlafenen Kinder trugen. Wo zum Teufel blieben überhaupt die Anbu, Jou-nin, oder überhaupt irgendwer? Natürlich, das Hyuugaanwesen lag etwas abseits, am Rande des Dorfes, aber selbst wenn die Hokage schon geschlafen hatte, sollte sie doch wohl in der Lage sein, in einem solchen Notfall ein wenig schneller Konohas Streitmacht zu mobilisieren. Die Antwort fand sich in dem nun verlassenen Park, der das Krankenhaus umgab, und trug den Namen Lee. Offensichtlich war er noch gar nicht bei Tsunade gewesen – er hatte gerade andere Sorgen in Form von einem halben Dutzend Ninja aus Iwa. Die Hälfte davon lag geschlagen am Boden, doch die anderen bereiteten ihm weiterhin Schwierigkeiten, indem sie ihre zahlenmäßige Überlegenheit ausnutzten. Es gab kaum eine Chance für Lee, seine Gegner gezielt anzugreifen, weil er sich ständig selbst verteidigen musste. Immer, wenn er sich mit einem der drei beschäftigte, schlich sich einer der anderen in seinen Rücken und versuchte ihn von hinten zu erwischen. Die Byakugan ließen die drei Hyuuga diese Situation schon von weitem erkennen. Neji setzte kurz entschlossen Hinode ab und meinte: „Ich regele das schon – vielleicht sind noch mehr von denen in der Nähe“. Letzteres war ein dezenter Hinweis für Hiashi, dass er warten und nicht selbst eingreifen sollte, um notfalls seine Familie beschützen zu können. Zu direkt konnte er das als Mitglied der Zweigfamilie natürlich nicht sagen. Hiashi verstand – außerdem hatte das Ganze noch einen rein praktischen Effekt: Hinode konnte als die Älteste der drei Kinder am schnellsten laufen. Also machten sie sich wieder auf den Weg zum Krankenhaus, nun noch wachsamer als zuvor. Neji und Lee waren ein gut eingespieltes Team, sie würden auch ohne weitere Hilfe zurechtkommen. Mit einem gewaltigen Satz sprang Neji zwischen die drei Angreifer, sodass er und Lee Rücken an Rücken in deren Mitte standen. Es bedurfte keiner Worte, um den Plan durchzuführen, da er für die beiden einfach selbstverständlich war. Der Feind war zu dritt, also würde einer von ihnen nur einen Gegner haben – und konnte diesen damit ausschalten. Danach ging es nur noch um simple Zweikämpfe, an deren Siegern nicht sie nicht eine Sekunde lang zweifelten. Neji bemerkte zufrieden, dass zwei der Shinobi auf ihn losgingen, wich blitzschnell einem Fußtritt aus, schleuderte einige Shuriken auf den anderen und machte sie bereit für Juuken. Das war gut, denn so konnte Lee, der ja schon eine Weile kämpfte, wieder ein bisschen zu Atem kommen. Er selbst hatte durch seine 360° Sicht keine Probleme damit, zwei Gegnern auszuweichen. Seine Hand schoss vor, streifte haarscharf an dem größeren der beiden Angreifer vorbei, der kaum noch ausweichen konnte. Danach ein schneller Schritt zur Seite, eine halbe Drehung, um einem Kunai zu entgehen, dann ein Sprung, sodass er den Feind von oben attackieren konnte. Ein Schlag, einmal Ducken, noch ein Schlag, dann ein Tritt. Er erwischte den Kleineren mit einem Shuriken an der Schulter, setzte sofort nach und trat ihm in die Magengegend. Während der Gegner zurücktaumelte, nutzte Neji die Zeit für den anderen: zwei Finger sausten durch die Luft, trafen mehrere der Chakrapunkte an dessen rechtem Arm. Der gab sich Mühe, erstmal Abstand zu gewinnen. Offenbar hatten die beiden verstanden, dass sie ihm im Nahkampf nicht das Wasser reichen konnten – auch nicht zu zweit. In rasender Geschwindigkeit begannen die beiden Fingerzeichen zu formen: Hund, Hund, Pferd, Drache, Hund, Hund, Tiger…nein, dieses Jutsu kannte er nicht. Und vor unbekannten Techniken musste man besonders auf der Hut sein, das war eine der ersten Regeln, die er als sechsjähriger in der Akademie gelernt hatte. Ein heftiger Wirbelwind aus…Steinen?!...entstand und zerrte an seinen Kleidern. Schützend hielt er einen Arm vors Gesicht, denn die eigentlich harmlosen Kieselsteine wurden mit einer solchen Geschwindigkeit durch die Luft gewirbelt, dass es verdammt schmerzhaft war. Erschrocken riss er den Kopf hoch, als völlig unvermittelt ein Stein von der Größe eines Kinderkopfes auf sein Gesicht zuhielt. Zu spät – der Brocken prallte gegen ihn…und fiel zusammen mit dem Stück Holz, als das sich der Doppelgänger entpuppt hatte, zu Boden. Der Wind ließ nach. Neji selbst war inzwischen längst hinter seinen Feinden aufgetaucht, erwischte den einen mit Juuken im Rücken und beachtete den anderen, der mit einer Waffe auf ihn zielte, gar nicht weiter – er hatte nämlich Lee gesehen, der seinen Gegner inzwischen erledigt hatte. Also konzentrierte er sich nun ganz auf den direkt vor ihm, der nur noch verzweifelt auszuweichen versuchte. Doch gegen die Geschwindigkeit von Hakke Rokujouyon Shou kam er nicht auch nur im Mindesten an. Es verging keine Minute, bis der Kampf entschieden war. Lee dagegen ging langsam, aber sicher die Puste aus, er hatte erhebliche Schwierigkeiten, sein Tempo noch länger halten zu können. Doch das war kein Problem, denn nun waren sie in der Überzahl, nahmen den verbliebenen Gegner in die Zange und besiegten ihn mit gekonntem Taijutsu. Gerade waren sie beide wieder losgesprintet, Lee in Richtung Verwaltungszentrum, Neji zum Krankenhaus, da folgten Sekunden, vielleicht auch Minuten oder Stunden, in denen die Welt unterzugehen schien. Die gewaltige Explosion, die jäh die Stille der Nacht zerriss, war so ohrenbetäubend, dass die danach aufkommenden Schreie der Bürger Konohas, die gar nicht wussten wie ihnen geschah, nur dumpf zu ihnen hindurch drangen. Der Himmel stand in Flammen, Rauchwolken bildeten sich und Trümmer begannen auf das Dorf hinabzuregnen. Neji wusste nicht, wie viel Zeit verging, er nahm seine Umgebung nicht mehr bewusst war und er konnte später nicht genau sagen, in welcher Reihenfolge sich die Dinge abspielten. Er erinnerte sich nur noch daran, dass mit einem mal überall schreiende Menschen, Anbu und Jou-nin teilweise in Schlafanzügen herumrannten, dass irgendwann die Hokage bei ihm und Lee auftauchte, dass Hiashi plötzlich wieder da war und dass er von einigen kleineren der umherfliegenden Gesteinsbrocken getroffen wurde. Einen Moment aber würde er niemals vergessen: die Sekunden, in denen die Staubwolke sich legte und den Blick auf das freigab, was einmal das Hyuugaanwesen gewesen war. Jeder einzelne Stein, jedes zersplitterte Stück Holz, jeder blutige Fleck, jede zerfetzte Leiche bohrte sich schmerzhaft in sein Gedächtnis. Für einen Moment wurde alles schwarz vor seinen Augen und es war, als würde er in eine andere Welt abdriften. Nur noch Dunkelheit umgab ihn, bis plötzlich helle Buchstaben vor seinen Augen zu tanzen begannen. Sie bildeten eine Reihe, ergaben zusammen einen kurzen Satz: Sie wollen niemanden überleben lassen. Das nächste, an das er sich erinnern konnte, war Tsunade wie sie ihm seinen Auftrag erteilte: „Geh so schnell wie irgend möglich nach Iwa – vielleicht findest du auch denjenigen, der die Bombe eingeschmuggelt hat, wenn er sich nicht selbst mit in die Luft gejagt hat – und finde heraus, ob noch weitere Anschläge dieser Art geplant sind. Wenn möglich, versuche mit demjenigen Kontakt aufzunehmen, der uns die Warnung geschickt hat – leider wissen wir nicht, von wem genau sie stammt, denn es sind mehrere unserer Spione dort postiert.“ Keine halbe Stunde später war er bereits unterwegs, legte Meile um Meile zurück, noch immer nicht wirklich realisierend, was eigentlich geschehen war. Das wurde ihm erst in der nächsten Nacht richtig bewusst und die Erkenntnis überrollte ihn förmlich: praktisch der ganze Clan war ausgelöscht. Es hatte unzählige Tote gegeben. Und nur durch ein kleines Wunder, genau genommen durch Hiashis Einfall, hatten Hiashi, seine Töchter, Enkel und er selbst überlebt. Dieser Gedanken half ihm, die Schrecken einigermaßen zu verarbeiten. Seine Pflicht war erfüllt: denjenigen, die er zu beschützen hatte, war nichts passiert. Er hätte nicht weiterleben können, wenn sie gestorben wären, das wusste er. Aber ihnen war nichts geschehen. Die Frage, die offen blieb, lag auf der Hand: wie sollte es nun weitergehen? Was sollte aus dem Clan werden, der nun nur noch aus sieben Personen bestand? Doch das war eigentlich etwas, über das sich Hiashi den Kopf zerbrechen sollte, nicht er. Es gab Dringenderes: den Krieg mit Iwa. Die Auslöschung des Uchihaclans damals hatte Konoha einen harten Schlag versetzt. Es gab andere starke Clans, die das Dorf am Leben erhielten, doch bisher war dieser Verlust nicht wirklich ausgeglichen – auch wenn die Zukunft das vielleicht ausgleichen könnte, immerhin war Sakura nun zum zweiten mal schwanger. Doch dafür musste es erstmal eine Zukunft für Konoha geben – denn mit dem Hyuugaclan hatte das Dorf nun einen weiteren, nicht zu unterschätzenden Teil seiner Kampfkraft verloren. Wenn Iwa nicht nachließ, würde es eng werden, verdammt eng. Aber Neji wusste auch, dass Boten nach Suna geschickt worden waren, um Hilfe anzufordern. Und Gaara würde sie sicherlich nicht im Stich lassen, daran zweifelte niemand. Zunächst musste er nur sicherstellen, dass sie nicht noch einmal unvorbereitet Opfer eines Bombenanschlags wurden. Was er letztlich herausfand, war gar nicht so schrecklich wie zunächst angenommen: die Ninja aus Iwa waren vollkommen damit beschäftigt, zwei Leichen von Hyuuga der Nebenfamilie zu untersuchen, um hinter das Geheimnis der Byakugan zu kommen. Offenbar waren sie jedoch nicht hinreichend informiert um zu bemerken, dass das Juin sich längst aktiviert und alle Geheimnisse versiegelt hatte. Kein Grund zur Sorge für Konoha, sondern ein wenig geschenkte Zeit, in der Verstärkung aus Suna eintreffen konnte. Konoha hatte also tatsächlich Aussichten auf eine bessere Zukunft. Und dieser Gedanke verstärkte sich noch, als Neji auf dem Rückweg nach Hause, als er gerade durch ein Hundertseelendorf irgendwo im Nichts wanderte, per Botenvogel einen Brief von Hinata bekam. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er die Zeilen überflog. Vielleicht war es nun wirklich Zeit für einen ganz neuen Anfang… Eine wütenden Stimme und das Weinen eines Kindes ließen ihn aufschauen und den Brief in einer der Taschen seiner Weste verschwinden lassen. Ein vielleicht vierjähriges Mädchen hockte vor einem Stand mit Süßigkeiten und schluchzte: „Ich wollte nichts klauen, wirklich nicht! Eben hatte ich das Geld noch…“ Der Besitzer war offensichtlich wütend und holte schon mit der flachen Hand aus. „Dir werd’ ich helfen!“ „Regen Sie sich nicht so auf!“, meinte Neji kühl und warf ihm eine Münze zu. „Sie wollte sicher nicht stehlen.“ „Sie sollten besser auf ihre Tochter aufpassen…“, knurrte der Mann nur und wandte sich ab. Neji war schon weitergegangen und überlegte, warum er das nun wieder getan hatte. Jetzt dachte dieser Hohlkopf auch noch, er wäre der Vater, dabei hatte sie ihm bloß Leid getan, wie sie da auf dem Boden hockte. Etwas an ihr hatte ihn auch an Hinatas Tochter erinnert…die zierliche Gestalt, die irgendwie in den Genen des Hyuugaclans zu liegen schien, und die dunklen Haare. „Warum hat er gesagt, dass du mein Papa bist?“, fragte unvermittelt ein neugieriges Stimmchen neben ihm und etwas zupfte an seinem Ärmel. Er sah hinab, direkt in die Augen des kleinen Mädchens. Beide erstarrten. Noch ehe er in der Lage war wirklich zu begreifen, hatte sie sich schon umgewandt und war davongestürmt, direkt in den Wald hinein, der das Dörfchen umgab. Vollkommen perplex sah er ihr nach, während sich in seinem Kopf die Gedanken überschlugen. Hatte er sich das nur eingebildet oder hatte er gerade in unnatürlich helle, pupillenlose Augen geblickt? Nein, das war nicht möglich…er musste sich geirrt haben. Aber warum war sie dann weggelaufen, sobald sie sein Gesicht – seine Augen – gesehen hatte? „Warte!“ Er setzte ihr mit großen Schritten nach, holte sie mühelos ein und fasste ihren Arm. „Nein, nicht! Lass mich los!“, rief sie ängstlich und versuchte nach ihm zu schlagen – mit Chakra in den Händen? Juuken?! „Bleib ruhig, ich tu dir nichts! Beruhige dich erstmal...warum hast du auf einmal solche Angst vor mir?“ Er sprach ruhig zu ihr, um sie nicht noch weiter zu verängstigen, hielt ihre Arme zwar so fest, dass sie keine Chance hatte, war aber gleichzeitig darauf bedacht ihr nicht wehzutun. Als sie einsah, dass es keinen Zweck hatte, gab sie das Schreien und Treten auf und blickte vorsichtig zu ihm hoch. „Du tust mir wirklich nichts…?“ „Wie kommst du denn darauf, dass ich das wollte?“, fragte er leise und lockerte seinen Griff etwas. „Deine Augen…Mama spricht viel von solchen Augen…“, murmelte sie unsicher und scharrte leicht mit den Füßen. Mit klopfendem Herzen betrachtete er sie näher. Die zierliche Gestalt war ihm vorhin schon ins Auge gefallen, nun fielen ihm auch die tiefbraunen Haare, die etwas dunklere Haut und der ganz leichte Braunton in ihren Augen auf. ’Mama spricht viel von solchen Augen…’ Konnte es sein…? „Was sagt deine Mama denn über diese Augen?“, fragte er und seine Stimme klang mit einem Mal merkwürdig rau. Es klang wie ein Zitat, das sie schon in und auswendig kannte. Sie musste die folgenden Worte schon sehr oft gehört haben. „Mache niemals denselben Fehler wie ich, solchen Augen blind zu vertrauen! Obwohl die anderen sagten, dass man darin keine Gefühle erkennen könne, glaubte ich es besser zu wissen. Ich habe zu viel interpretiert, mich in diesen Augen verloren und bin tief gefallen. Wenn du jemals einen Fremden mit solchen Augen siehst, lauf nach Hause so schnell du nur kannst! Ich werde nicht zulassen, dass dir jemand etwas antut. Niemand mit diesen Augen wird mich je wieder verletzen.“ Stille trat ein, während der sie sich einfach nur gegenseitig ansahen. Ein merkwürdiges Gefühl stieg in Neji auf. Wieder einmal wurde ihm schmerzhaft bewusst, was er TenTen damals eigentlich angetan hatte. Scheinbar hatte sie nicht nur ihr Kind schützen wollen, sondern sogar angefangen, an der Aufrichtigkeit seiner Gefühle zu zweifeln. Vielleicht hatte er doch zu wenig mit ihr darüber gesprochen, zu wenig Nähe zugelassen? Der Mensch, der dir ohne dich zu berühren oder mit dir zu sprechen ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann, sollte der Mensch sein, dem du dein Herz schenkst. Vielleicht hatte er das allzu sehr strapaziert? Sie konnte nicht ewig lächeln, ohne dass er etwas dafür tat, oder? Schließlich fragte er mit belegter Stimme: „Glaubst du, dass deine Mama glücklich ist?“ Das Mädchen schaute etwas überrascht, dann senke es den Blick. „Sie will, dass ich das glaube, aber es stimmt nicht. Immer, wenn sie mir in die Augen schaut, wirkt ihr Blick so komisch…als wäre sie ganz weit weg. Und sie weint manchmal, wenn sie denkt, dass es niemand hören kann. Vor allem nachts…und seit ein paar Tagen ist sie irgendwie total fertig, auch wenn sie es nicht zeigen will.“ Ihre Stimme klang traurig. „Sie weint…“, wiederholte er nachdenklich. War es möglich, dass sie ihn nach all den Jahren immer noch vermisste? Oder machte er sich völlig falsche Hoffnungen und das hatte ganz andere Gründe? Doch noch bevor er sich weiter damit beschäftigen konnte, sagte das Mädchen etwas, das seine Gedanken abrupt zum Stillstand brachte. „Higashi und ich machen uns manchmal wirklich Sorgen…“ „Wer ist Higashi…?“, fragte er sofort und hielt unbewusst den Atem an, während er auf die Antwort wartete. „Mein kleiner Bruder!“ ~*~ Und hier ist erstmal wieder Schluss… 1. Ich bin mies, ich weiß – erstmal, dass ich Higashi überhaupt erfunden habe und dann, dass ich auch noch an genau dieser Stelle aufhöre. Spontan, erste Äußerungen dazu? 2. Ich vermute mal, dass die meisten von euch angenommen haben, dass mit dem Auftauchen von Hajimaki die Alles-wird-wieder-gut-Phase eingeläutet würde. Wie wirkt sich nun die Tatsache darauf aus, dass die Kleine offenbar einen jüngeren Bruder hat? 3. Hat jemand Ideen, was Hinata Neji geschrieben haben könnte und vor allem, warum ich sie und ihre Sorgen überhaupt eingebaut habe (man mag es kaum glauben, aber ich habe tatsächlich ordentlich geplant und mir Gedanken dazu gemacht ^^)? 4. Wie gefiel euch denn die Beziehung zwischen Neji und Hinata überhaupt? Könnt ihr euch das so vorstellen? 5. Tut Neji euch Leid? Mir war wichtig, dass der ganze Schlamassel im Grunde eigentlich nicht seine Schuld ist, weil das so klischeehaft wäre. Er war sauer und hat sich ein bisschen aufgeregt – seine Worte waren niemals ernst gemeint und dass er sie genau in dem Moment ausspricht, als TenTen, die zu allem Überfluss auch noch gerade erst von ihrer Schwangerschaft erfahren hat, es hört, ist einfach nur ein saublöder Zufall, für den er nichts kann. 6. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass ich kein gesteigertes Talent für Dialoge habe – mir kommt das immer so hölzern vor. Will da vielleicht jemand was zu sagen? Kann mir eventuell sogar jemand nen Tipp geben? 7. Leider ist die Kampfszene nicht so lang geworden, wie ich es ursprünglich geplant hatte – die beiden sind einfach zu gut, als dass ich mal eben auf die Schnelle einen wirklich ebenbürtigen Gegner erfinden könnte *hust* Ich hoffe, das war trotzdem so in Ordnung und auch ein bisschen spannend…? 8. Hab ich die Explosionsszene und Nejis Gedanken dabei überzeugend hinbekommen? Wie findet ihr die Idee allgemein? So viele Fragen…selbstverständlich verlange ich nicht, dass ihr jede einzelne davon beantwortet. Ich schreibe nur auf, was mich so alles speziell interessieren würde, damit ihr eine Idee habt, was ihr Sinnvolles in eure Kommentare schreiben könntet – pickt euch doch einfach die raus, zu denen ihr etwas sagen wollt. ;-) Vielen Dank für die Kommentare von NikaRia, Chandiny, 12tenten12, blubbie, moonlight_005, nejiten, Nejis_Angel_Tenten, Rosenkatze, Kii-chan und TemariShikamaru! Vor allem waren manche davon wirklich lang…ihr seid klasse! Inzwischen steht die Geschichte auf 29 Favoritenlisten. Wenn ich bloß wüsste, was --Yumi-Chan--, -Damn_Punk_Princess-, Ani7, Buffy2003, Malulu, menchen, Mythic_Tears, Naimi_Hikaru, Naruto-girlie, risen_light, RominaM, Schnee16, szymzickeonee-sama, Tenni-chan, VampireLady00, XTentenX und _Sumi-chan_ hieran so gut finden, dass es das wert ist… Das nächste Kapitel kommt dann wieder in so vier, fünf Tagen…mal schauen. bye Arua Hosted by Animexx e.V. 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