Just friends von Feuerlotus (Seltsame Wege geht die Liebe) ================================================================================ Kapitel 4: Zeitvertreib und voller Kopf --------------------------------------- 4. Kapitel: Zeitvertreib und voller Kopf Als ich endlich ins Klassenzimmer geschlurft kamen, saßen Nina, Gina und Jana bereits auf ihren Plätzen. Die Worte gingen in einem Lachschwall unter. Ich latschte zu meinen Stuhl und ließ mich darauf fallen. Während die anderen, immer noch mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht, mich schon anschauten, gähnte ich erstmal demonstrativ. Mir lief noch eine “Schlafträne” die Wange runter. Lustlos wischte ich sie weg. Schließlich blinzelte ich zu meinen Freundinnen rüber und brummte ein “Morgen”, was dazu führte das sie wieder anfingen zu Kichern. Nina kriegte sich als erstes wieder ein und ergriff das Wort. “Ist es gestern noch spät geworden?” Mensch klang das hinterlistig! “Was soll denn gestern noch passiert sein?”, fragte ich leicht verwirrt und verpennt wie ich war. “Naja… es war nicht zu fällig noch jemand da, der hmm… naja sagen wir dich verwöhnt hat?” Die offensichtliche Ironie verblasste zu einem leichten Grinsen. Was wollte die eigentlich von mir? Oh neeee! Glaubte sie etwa immer noch, das ich einen Freund hätte. Ich holte Luft und klappte schon den Mund auf für eine schnippische Antwort, als ich hinter mir ein “Guten Morgen” hörte. Ich drehte mich um und sah dass unser Physiklehrer den Raum betreten hatte. Zerstreut wie immer ließ er seine Tasche neben das Pult plumpsen, um sich dann gegen selbiges zu lehnen. Also gut. Würde ich also so tun als würde ich schmollen, das würde mir jedenfalls im Moment eine Antwort ersparen. Wie kann man nur so früh schon so gut gelaunt sein?! Und noch dazu Leute aufziehen? Ein Morgenmuffel war ich schon immer gewesen. Und schon häufiger war ich mit meiner schlechten Laune in das ein oder andere Problem geschlittert. Schließlich bekamen die Leute dann unbedachte Antworten meinerseits auf ihre Sticheleien. Und wenn man dann auf jemanden getroffen hatte der sowieso nicht soviel für “solche Heulsusen” übrig hatte, wie wir angeblich sein sollten, gab es dann schon mal die ein oder andere Prügel. Da half nur noch eins: Weglaufen und zwar möglichst schnell! Und das am frühen Morgen schon! Diese Gedanken brachten mir nur noch schlechtere Laune ein. Am besten würde ich mich gleich in meinem Zimmer einschließen wenn endlich die Schule vorbei war. Dann konnte man mich wenigstens nicht noch aufziehen. Um bei dem langweiligen Stoff nicht auf der Stelle wieder einzuschlafen, kritzelte ich auf meinem Block rum. Kleine Figuren, Symbole, Schriftzüge… und so weiter. Ein Ellenbogen wurde in meine Seite gestoßen. Ich wollte schon beleidigt aufschreien. Ich war nie besonders gut im Zeichnen gewesen, aber diese Figur war mir bisher ziemlich gut gelungen, bis auf den Strich, der sich jetzt quer über das ganze Blatt zog. Aber bevor ich einen Ton hervorbrachte, fiel mir wieder ein dass wir ja immer noch im Unterricht waren. Und als ich dann bemerkte wer mich angestupst hatte wurde meine Miene einen Tick heller. Doch bevor einer von uns auch nur einen Ton sagen konnte klingelte es. Gina runzelte nur die Stirn und schaute auf die Uhr. Dann zuckte sie mit den Schultern und wir packten unsere Sachen. Während wir also vom Physikraum in unsere Klasse schlenderten unterhielten sich die anderen, ich lief schweigend neben her. “Hey Gina,…?” “Hmm? Was denn?” “Was wolltest du eigentlich eben von mir?” “Huh? Wie…?” Sie wirkte total verwirrt. “Na du hast mich doch angestupst… eben im Unterricht, bevor es geklingelt hat…” “Ach so… Äh… Ich weiß gar nicht mehr was ich sagen wollte…”, sagte sie dann mit einem beschwichtigenden Lächeln. Mir wurde plötzlich warm ums Herz… war sie nicht der vergesslichste Mensch der ganzen Welt? Abgesehen von mir natürlich… Bamm! Mit dem selben Schwung wie immer knallte unser Mathelehrer die Tür hinter sich zu. “Freut euch! Heute fangen wir wieder ein neues Thema an!” Mannomann klang das enthusiastisch… Und irgendwie ironisch, wie viele aus unserer Klasse würden dieses tolle Thema wohl auf die Reihe kriegen, oder so ähnlich. “Morgen!”, machte ich mich bemerkbar. “Ach hab ich das noch gar nicht gesagt? Na dann eben, guten Morgen!” Er blätterte etwas in unserem Klassenbuch herum während er das vor sich hermurmelte. Die Klasse brachte im Chor ein gelangweiltes “Guten Morgen” hervor. “Ach, ich hab euch ja noch Hausaufgaben aufgegeben!” Mit diesen Worten schaute er in die Runde. Schließlich blieb sein Blick, wie könnte es anders sein, an mir hängen. ´ “Ah, Vera! Da du ja heute so fit zu sein scheinst könntest du doch die erste Aufgabe an der Tafel machen!”, sagte er zu mir und wandte sich dann an die ganze Klasse, “Den Rest werden wir dann nur mündlich Besprechen… Es sei den es besteht noch mehr Bedarf. Will ich natürlich nicht hoffen, da ich ja ein neues Thema anfangen wollte… Also gut, dann leg mal los Vera!” Seufzend stand ich von meinem Stuhl auf. Ich griff schon nach meinem Heft, aber Herr Meisner hatte offensichtlich ein weiteres Attentat auf mich vor. “Och, komm schon. Das schaffst du auch ohne dein Heft!” Ich schaute ihn nur vernichtend an und schlurfte dann zur Tafel. Dann kann die Show ja los gehen… Die anderen lehnten sich schon in ihren Stühlen zurück, offenbar glücklich das es nicht sie getroffen hatte. Und natürlich weil sie wussten dass das jetzt erstmal was länger dauern würde. Ich griff mir die Kreide. Jens diktierte mir die Aufgabe, und dann fing auch schon die Grübelei an. Warum passe ich auch nie auf wenn was erklärt wird?! Egal, für selbst vorwürfe war jetzt kein Platz. Nach einigem Grübeln und Mithilfe aus der Klasse war das dann irgendwann auch geschafft. Wiedermal hatte ich mich also zum Affen gemacht. Was soll’s? Die konnten mich eh noch nie leiden… Als der Schultag dann endlich geschafft war ließ ich mich erst mal zuhause auf meinen schönes weiches Bett fallen. Ich sank in den Decken ein und Roch die frischen Laken. Ich schloss die Augen. Irgendwie war dieser Moment perfekt. Keine Probleme. Nichts. Nur irgendetwas fehlte mir. Was konnte ich nicht genau definieren, aber es störte mich. Es störte mich sogar so sehr, dass ich freiwillig Hausaufgaben macht, um nicht daran zu denken, was das sein könnte, das mir fehlt. Ich hatte noch ein paar Zeilen vor mir als mein Handy klingelte. Ich seufzte. Gleich hab ich bestimmt wieder vergessen was ich noch schreiben wollte…! Ich legte also den Stift bei Seite und ging ran. Eine gutgelaunte Stimme flötete mir entgegen. “Hallooo, Vera wie geht’s denn so?” “Hey! Kah! Gut und selbst?” Ich hatte schon fast befürchtet dass sie doch nichts mehr mit mir zu tun haben wollte, weil sie sich noch nicht gemeldet hatte. “Gut, gut!” “Was gibt es denn?”, fragte ich und runzelte die Stirn. Was hatte ich noch schreiben wollen? “Ich wollte mal…” “Moment mal bitte, ich bin grad Hausaufgaben am machen… Ich will nur grad die zwei Zeilen noch aufschreiben.” Ich klemmte mir das Handy mit der linken Hand ans Ohr und kritzelte auf mein Blatt. “Äh… klar. Gut… Du machst die freiwillig?” “Hmm…” Mann, ich hasse es mit links zu telefonieren… “Okay. Schieß los!” “Wollte mal hören ob du nicht Lust hast heute in die Bar “Deluxe” zu kommen… Da sind heute ein paar Bands… So verschiedene Richtungen… Ich wollte da mal reinhören…” “Hmm, wieso eigentlich nicht?” Ich spielte an einer meiner pinken Strähnen rum. “Gut, dann so um halb sieben? Das fängt um sieben an und geht bis halb zehn… Aber Elena ist auch dabei… Hast du damit ein Problem?” “Wieso sollte ich? Bring sie ruhig mit!” Als sie antwortete klang sie echt erleichtert. “Wunderbar! Dann bis später!” “Ja, bis dann!” Tuut, tuut, tuut. Dann hatte ich heute wenigstens noch was zu tun… Ich vertrieb mir die Zeit ein bisschen damit auf meiner Gitarre rumzuklimpern. Nach zirka einer dreiviertel Stunde hatte ich daraus dann auch ein ganz schönes Riff gebastelt. Ich schaute auf die Uhr. Erst fünf? Mensch das zieht sich ja wieder! Also entschloss ich mich dazu noch duschen zu gehen. Kann ja immerhin nicht schaden, oder? Das neue Handtuch unter meinen Füßen fühlte sich echt fluffig an! Das viel mir auch nur auf, weil es mich kitzelte. Ich ließ das Wasser in meinem Gesicht und an meinem Hals herunter laufen. Ich schloss die Augen und genoss einfach mal das heiße Wasser auf meiner Haut. Ich hatte irgendwie das Gefühl das Karina mir irgendetwas verschwiegen hatte. Wieso hatte sie so eine Angst davor das ich etwas gegen Elena haben könnte? Sie hat sich doch sonst nie für meine Meinung bei ihren Freundinnen interessiert. Ach was soll’s. Wenn sie irgendetwas wissen will, braucht sie mich ja nur zu fragen. Plötzlich kam mir eine schrecklich absurde Idee! Sie wird doch nicht etwa… Aber sie hatte ja schließlich eine neue Freundin, also warum sollte sie? Ich bildete mir das doch alles nur ein. Manchmal hab ich halt eine blühende Phantasie! Aber ein leicht beklemmendes Gefühl blieb zurück und ließ sich auch nicht von dem Wasser wegwaschen. Als ich schließlich aus der Dusche trat, war ich noch verwirrter als vorher. Irgendetwas passierte in den letzten Tagen mit mir, ohne das ich etwas dagegen tun konnte oder auch nur wusste was eigentlich so komisch war. Da ich immer noch massig Zeit hatte trödelte ich im Bad. Ausnahmsweise föhnte ich mir sogar noch mal die Haare. Ich war eigentlich der festen Überzeugung, dass föhnen ungesund ist… Aber was soll’s? Ich nahm mir ausführlich schminkte ich meine Augen. Erst Dunkelroter Lidschatten und anschließend verteilte ich schwarzen über den unteren Teil und verwischte das Ganze. Anschließend nahm ich mir meine schwarzen Kajal, ohne den ich wirklich aufgeschmissen wäre, und zog eine Linie unter dem Auge, und schließlich unter dem anderen Auge. Dann zog ich am Rand noch einmal mit ein Roten an und zog die Linien dann noch mal mit dem Finger nach. Das ganze machte ich so ausführlich, weil ich nicht mehr an diese seltsamen Gefühle denken wollte, die sich unerlaubterweise eingeschlichen hatten. Als ich mich endlich fertig geschminkt hatte zog ich mir schnell ein paar meiner Lieblingsklamotten an, natürlich mit Karos und Krawatte. Ich schnappte mir einen Haustürschlüssel und rief noch “Bin dann weg!” bevor die Tür hinter mir zufiel. Ich sog tief die frische Abendluft ein und machte mich auf den Weg. Immer noch mit einem beklemmenden Gefühl in der Brust, das ich zu ignorieren versuchte. 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