Die Detektive des Polizeihauptquartiers von Diracdet (Teil 3 des Detektiv Conan-Noir Crossovoers) ================================================================================ Kapitel 5: Das Grabritual ------------------------- Hallo an alle Leser, hiermit begrüße ich auch Kazuha92 Ran_Mori1 unter den Kommischreibern. *Hallo zum zweiten* Vielen Vielen Dank für die vielen Kommis, zwei mal hintereinander 9! Ich bin wirklich überwältigt. Ehrlich Ihr glaubt also, Sato war eifersüchtig, Shellin_Ford, Catgirl222, Vertschl, Lomira und MiwakoSato? Ihr fandet das übertrieben, weil Takagi gar nicht auf jemanden wie sie stehen würde. Aber solche Probleme werden doch von beiden Geschlechtern bei DC gerne im Keim erstickt, ob sinnig oder nicht. Man denke daran, wie Ran reagierte, als sie, nachdem sie Conan ohne Brille gesehen hatte und vemutete, er wäre Shinichi, zusammen beim verstorbenen Zauberer waren und eine Klassenkameradin von Conan mit ihm spielen wollte... Jetzt zum fünften Kapitel und damit endlich zum Grab von Akemi, habs ja ne Weile hinaus gezögert. Ich würde mich natürlich sehr über eure Gedanken zum Kapitel selbst, aber insbesondere auch zum Grab freuen. lG, bis nächsten Dienstag, Diracdet _______________________________________________________________________________ Kapitel 5: Das Grabritual „Wie bitte?“ kam es von beiden synchron. Jedoch beruhigten sie sich schnell wieder, drosselten ihre Lautstärke wieder auf ein dem Ort angemessenes Niveau. Eigentlich klar: Wenn jemand schon einen Friedhofsgärtner für die Grabpflege bezahlt, dann erwartet man nicht, dass die Angehörigen sich häufiger blicken lassen. „Hm...“, fing Inspektor Sato sinnierend an, Daumen und Zeigefinger der rechten Hand ans Kinn gedrückt. „Dann ist Shiho also weiterhin in den USA und kann nicht herkommen und sich darum kümmern. Das hätten wir uns fast denken können, oder Takagi?“ Sie sah kurz lächelnd zu ihm rüber, um seine mögliche Enttäuschung zu vertrösten, doch stattdessen blickte sie in ein tief nachdenkliches, auch ein wenig Wut in sich tragendes Gesicht. 'Nein! Das kann doch gar nicht sein! Shiho ist doch... sie ist doch... hier. Wieso kommt sie nicht zum Grab seit...' „Sagten Sie, seit Akemis Beerdigung?“, vollendete er seinen Gedanken, als sie gerade um eine Kurve bogen. Der hastige und nahe am Verhörton formulierte Satz ließ die junge Frau aufschrecken, sie zuckte förmlich zusammen. Als sie nach einer Weile zur Antwort nur stumm nickte, fragte er ruhig weiter. „Wie viele Leute waren denn bei der Beerdigung? Zehn, Zwanzig? Und was für Leute waren das?“ Sie überlegte kurz, bevor sie langsam anfing, zu erzählen. „Dazu, was für Leute es waren, kann ich nicht viel sagen. Wir haben die verständliche Order, uns in Trauerfeiern nie einzumischen und in gebührendem Abstand zu bleiben. Eigentlich sollten wir dem Geschehen nicht einmal Aufmerksamkeit widmen. Aber die Anzahl kann ich Ihnen trotz des Wetters genau nennen.“ „Trotz des Wetters?“, erkundigte sich Sato verwirrt. „Nun, es war ein sehr regnerischer Tag, weshalb ich im Mantel bei einem Grab, welches ungefähr zwanzig Meter von Akemi Miyanos entfernt lag, Blätter und Unkraut entfernte. In der gebückten Haltung und mit der Kapuze überm Kopf konnte ich das Ganze recht unauffällig verfolgen. Es gab keine Zeremonie in der Andachtshalle vorher, das konnte ich aus der Richtung, aus der von den Trägern der Sarg gebracht wurde, schließen. Außer diesen Offiziellen, die sich entsprechend schnell entfernten, standen dort noch genau zwei Leute.“ Dieses Mal erwartete sie die Reaktion ihrer Begleiter. Ruhig hatte sie den Satz zu Ende gesprochen und war exakt beim letzten Ton stehen geblieben. Ebenso Sato und Takagi. „Zwei?!“, fing Sato erneut an, wurde dann aber von Takagi davon abgehalten, selbst weiter zu fragen. Dieser baute sich förmlich vor der Gärtnerin auf, fasste ihr sogar auf die Schultern und blickte ihr tief und so ernsthaft er konnte, in die Augen. „Es kamen zur Beerdigung nur zwei Leute? Und danach bis heute niemand mehr? Und Sie haben nicht die geringste Ahnung, wer diese Beiden waren?“ Sie schüttelte lediglich mit gesenktem Kopf diesen leicht. Er ließ sie sofort wieder los, fiel fast nach hinten, schaute auf die wenigen Wolken am Himmel und grinste ironisch. 'Was mach ich mir eigentlich vor? Wie konnte ich davon ausgehen, dass er ausgerechnet so exponiert einen Hinweis hinterlassen würde? Ausgerechnet er...' „Wie sahen die beiden Gäste aus?“ Mitten in Takagis verzweifelnden Gedanken hatte seine Kollegin diese Rettungsleine geworfen, wohl ahnend, was ihn gerade bewegte. „Sie konnten zwar über diese Leute keine genaueren Details herausfinden, aber Sie haben sie immerhin gesehen. Das ist doch schon was.“ Einem kurzen überraschten Blick Yumines folgte ein schwaches Lächeln. Unmerklich setzte sie sich wieder in Bewegung und die Inspektoren folgten ihr erneut, allerdings waren sie nun etwas langsamer. „Es waren ein Mann und eine junge Frau. Der Mann war etwa Mitte bis Ende 20, die junge Frau wohl ein, zwei Jahre jünger als ich, also knapp 20. Er hatte lange schwarze Haare und ein sehr kantiges Gesicht. Er wirkte auch sehr gefasst, das fiel mir auf. Er hat zumindest keine Träne vergossen. Na gut, für manche Männer schickt sich das ja angeblich nicht.“ „Moment“, fiel ihr Sato ins Wort. „Sagten Sie nicht, es regnete an diesem Tag? Woher wussten Sie dann, dass...“ Ein Blick in ihr Gesicht verriet, dass sie mit dieser Frage gerechnet hatte. Es wirkte eine Art Mitleid darin. „Ich sagte doch, ich arbeite hier schon ziemlich lange und habe einige Beerdigungen gesehen. Die Leute, die glauben, Regentropfen könnten ihre Tränen verbergen, sind Narren. Sie haben noch nie ernsthaft geweint.“ Dann wurde ihr Gesichtsausdruck wieder traurig, einen Augenblick starrte sie zum Boden. Dann richtete sie den Kopf gen Himmel, atmete kurz durch und fuhr fort. „Das Mädchen schien mir eine Ausländerin zu sein. Sie hatte etwas unter schulterlanges, rotbraunes Haar. Ungewöhnlich wenigstens für eine Japanerin.“ „Shiho.“, dachte Takagi laut nach, erntete von Sato dafür aber einen zunächst spöttischen, dann verwirrten Blick. Sie zog ihn hinter Yumines Rücken zu sich heran, um flüstern zu können. „Dass das Mädchen Shiho war, war doch klar. Aber wieso fällt dir das gerade jetzt auf?“ „Äh, na..., es hieß doch, ihre Mutter sei Engländerin gewesen, da hatte ich mir das als Möglichkeit einfach zusammen gereimt.“ „Du verheimlichst mir doch nicht etwas, oder?“ „Ich, Nein! Nicht doch! Gar nichts!“ 'Nichts..., außer dem Aussehen von Shiho. Aber was zum Teufel hat sie dann die ganze Zeit gemacht?' „Und sie, also dieses Mädchen, hat sie geweint?“ „Ja, ja, sogar sehr. Im Gegensatz zu ihm, der wohl, sofern er in einer Beziehung zu Akemi stand, seine Gefühle in sich zu begraben schien, wirkte sie völlig aufgelöst. Sie hat sich die meiste Zeit an ihm ausgeheult. Genau genommen, etwas war durchaus zu verstehen. Ein Wort, dass sie immer wieder durch Wind und Regen hindurch zu ihm rief: „Warum?“. Ich gebe zu, das zählt nicht unbedingt zu den ungewöhnlichsten Begebenheiten, aber wegen der Unterschiede der Beiden und weil Sie sicherlich alles erfahren wollen, was ich Ihnen sagen kann...“ Takagi sah sie erstarrt an. Seine Gedanken rasten, zurück zu diesem Telefongespräch mit Kommissar Yokomizo vor einigen Tagen: “...Ja, dieses kleine Mädchen, die war schon komisch. Irgendetwas schien sie nach der Aufklärung durch den Herrn Professor verstört zu haben. Da fing sie an, drauf los zu heulen, ging auf den Jungen, Conan, los und schrie ihn förmlich an, warum er „sie“ nicht gerettet habe. Dabei war das Opfer doch ein Mann. Kinder! Unglaublich, dass wir auch mal so gewesen sein sollen. Haha...“ 'Es passt alles. Es war Mord. Und er derjenige, der es hätte... verhindern können?' Die Erkenntnis überwältigte ihn kurzzeitig und er musste sich sehr zusammenreißen, um zurück zu finden in diese Welt. „Was ist mit dir?“, fragte Sato besorgt nach. „Ich... ich dachte nur, ob vielleicht dieser Mann der Freund von Shiho sein könnte.“ Nun sah Yumine verwirrt in die nachdenklichen Gesichter der Polizisten. „Shiho? Sie sagen dauernd diesen Namen. Wissen Sie etwa, wer das Mädchen war?“ Etwas ungewollt hatten sie nun eine Information preisgegeben. Zögerlich nur gab Sato schließlich nach. „Bitte, halten Sie das vorläufig noch unter der Hand! Wir sind selbst noch in unsere Ermittlungen verstrickt. Dieses Mädchen war mit ziemlicher Sicherheit Shiho Miyano. Akemis jüngere Schwester und ihre einzige Verwandte.“ Wie sehr die junge Gärtnerin bei diesen letzten Worten erschrak, das ließ sogar den gestandenen Beamten Angst werden. Sie hatte für einen Augenblick sogar Probleme, die Blumen zu halten, schaffte es aber dennoch. „Das ist... sehr grausam. Einen Menschen alleine zu lassen. Das tut man nicht.“ Sie sprach so undeutlich vor sich hin, als interessierte sie sich gar nicht mehr für ihre Gesprächspartner, bis sie wieder aufzuckte. „Moment. Sie glauben, der Mann sei Shihos Freundin gewesen? Das ist, denke ich, nahezu ausgeschlossen.“ „Wieso... soll das unmöglich sein?“ Die Verwirrung wanderte munter mit jeder Aussage, scheinbar dem Odem des Sprechers folgend, zur nächsten Person, diesmal Sato. „Nun, weil sie aus verschiedenen Richtungen kamen und sich auch wieder in verschiedene Richtungen entfernten.“ „Aber das“, sinnierte nun Takagi wieder weiter, „würde nicht nur einen Freund Shihos ausschließen, oder Sato?“ Sie nickte zustimmend und legte erneut ihre Finger zum Nachdenken ans Kinn. „Es bedeutet auch, dass es eigentlich keine Person aus der Firma, die ihre Ausbildung finanzierte, gewesen sein kann. Dann bleibt eigentlich nur noch die Option, dass es ein Freund von Akemi war. Mir fällt jedenfalls keine andere Person mehr ein. Allerdings, woher wusste diese Person von dem Grab?“ „Was meinen Sie jetzt wieder mit „woher er von dem Grab wusste“?“ „Ach äh nichts wichtiges, lediglich typische Polizeifragen, meistens nur sinnlose Bürokratie...“, schmetterte sie freudig lachend ab, wurde aber dann wieder ernst. „Eines verstehe ich jetzt aber nicht: die wenigen Gäste, respektive keine Besucher, das ist zwar etwas unüblich, aber doch nichts gänzlich sensationelles, oder? Warum sagten Sie, bzw. Frau Kojiragi, dass es eines der seltsamsten Gräber hier auf dem Friedhof ist?“ Yumine starrte etwas bedröppelt zu Boden, murmelte vor sich hin. „Ich dachte, es wäre umgekehrt.“ „Wie bitte?“ „Oh, ich meinte nur, ich hatte umgekehrt gedacht, der Mann sei Akemis Bruder und diese Shiho eine sehr gute Freundin gewesen. Trotz all ihrer Tränen damals kam sie mir gar nicht wie ein Geschwister, die um die eigene Schwester trauerte, vor. Dem kam er durchaus näher.“ „Sie dachten, Sie wären Bruder und Freundin, statt Schwester und Freund? Das ist ja wirklich ein Zufall.“ „Nein, nicht ganz. Genau genommen hatte ich wohl 50% Trefferchance und daneben gelegen. Sie werden es gleich verstehen, wenn wir das Grab erreichen. Denn das Grab selbst ist die Antwort auf Ihre Frage. Oder genauer, der Grabstein.“ „Der... Grabstein?“ Takagi übernahm nun das Fragen, aber die Runde wurde kurz von einem Vogelgekreische gestört. Ein Schwarm Krähen flog rasant von hinten über sie hinweg. „Das ist kein gutes Omen.“, wollte Sato gerade sagen, als ein zweiter Schwarm aus der gleichen Richtung kam. „Ist das jetzt ein wirklich, wirklich schlechtes Zeichen?“, erkundigte sich Takagi, als er langsam sich aus der Deckungshaltung erhob. „Vermutlich wollen sie einfach noch Futter im Wald sammeln.“, warf Yumine ein. Sie war an die Vögel offenbar gewöhnt. „Also, was war nochmal mit dem Grabstein?“, fing er erneut an. „Nun, er wurde anonym bezahlt. Der Auftrag ging an den Steinmetz direkt, die Summe wurde an ihn wie auch an uns überwiesen, mit den notwendigen zusätzlichen Anweisungen. Alles, was wir wissen, ist, welche Bank das Geld überwiesen hat. Eine amerikanische Bank nämlich, die im Wesentlichen an der Ostküste aktiv ist.“ Sato sah erneut kurz zu ihrem Partner. „Lag Shihos Privatschule nicht an der Ostküste?“ „Äh, das hab ich nicht mehr so genau im Kopf.“, bezeugte er mit einem verschmitzten Grinsen. „Es war an der Ostküste. Genügt ja, wenn ich das noch weiß.“ „Das macht aber keinen Sinn. Du weißt doch, ihre Ausbildung wurde finanziert. Sie war,... ist noch Schülerin oder gerade einmal fertig, also nicht von selbst so gut bestückt, das Grab und den Service von sich aus zu zahlen.“ „Na, dann war es eben die Firma selbst, die...“ Sie starrte ihn völlig verblüfft an. Er nickte. „Das ist kein internationaler Konzern, so weit ich gehört habe und wenn schon, auch dann erklärt sich nicht, warum eine japanische Firma für ein Grab in Japan mit dem Geld von einem amerikanischen Konto zahlt?“ „Ja, aber wer...“ Ein Achselzucken war die einzige Reaktion, zu der er sich durchringen konnte. Noch ein Rätsel mehr. „Ahh, so kommen wir doch nicht weiter!“, stellte sie frustriert fest, bevor sie einen neuen Anlauf startete, vielleicht auch einfach versuchte, die Restzeit auf dem Weg zum Grab zu überbrücken. „Was waren das denn nun eigentlich für Anweisungen und was für einen Grabstein hat sie bekommen?“ Sie blickte zu den immer noch abgedeckten Blumen zwischen Yumines Armen. „Sie werden überrascht sein. Es gab keine Anweisungen, außer dass nichts zu machen sei, nachdem der Grundaufbau stand.“ „Was? Aber eben sagten Sie doch... die Blumen hier, ich dachte...“ Sie war jetzt endgültig von der Rolle. „Es ist eine längere Geschichte und der eigentliche Grund, warum wir dieses Grab so merkwürdig finden. Beim Grabstein handelt es sich um eine weiße Marmorplatte. Echter Marmor, man merkt eine dünne Lackschicht darauf, die vor dem sauren Regen schützt. Darauf steht in schwarzen Lettern der Name, „Akemi Miyano“ - und nichts weiter.“ „Gar nichts?“, hakte nun Takagi wieder nach. „Nein, gar nichts. Auch etwas ungewöhnlich. Der Boden war ebenfalls mit einer Marmorplatte bedeckt. Drum herum wurden weiße Kieselsteine gestreut. So konnte kein Gras oder Ähnliches mehr darauf wachsen und entsprechend sollte auch nichts unternommen werden. Aber einige Zeit später kam ein neue Erklärung, es wurde erneut Geld überwiesen und eine Änderung des Grabsteins vorgenommen.“ „Eine neue Erklärung, wieder anonym?“ „Ja, allerdings von einer anderen Bank, diesmal einer von der Westküste der Vereinigten Staaten.“ Langsam wurde die Verwirrung der Leute, die diesen Friedhof verwalteten, verständlich. „Ist Shiho etwa umgezogen?“, richtete Sato ihre Frage mehr in die Luft denn an Takagi, dennoch antwortete er ihr. „Sie hat kurz vor dem Tod ihrer Schwester die Privatschule mit unbekanntem Ziel verlassen.“ „Aber in der Akte stand doch...“ „Das war ihr letzter bekannter Aufenthaltsort, mehr nicht. Offiziell weiß niemand, wo sie jetzt steckt.“ Sie sah in ein von Resignation gezeichnetes Gesicht. 'Wataru? Du hast... doch so vieles schon herausgefunden. Wieso bist du plötzlich so skeptisch? Was bringt dich so sehr aus dem Konzept? Ist es diese Shiho? Der mögliche Mord hinter Akemis Tod? Die ganzen ungeklärten Fragen hier? Oder..., oder etwa Conan, der scheinbar darüber Bescheid weiß und die Zusammenhänge versteht, aber nicht damit heraus rückt?' „Und was für Änderungen wurden am Grabstein nun vorgenommen?“ „Sie können sich es selbst ansehen, da vorne befindet sich das Grab.“ Sie wies auf das Ende einer Reihe Gräber, auf deren Weg sie gerade gebogen waren. Dort erhob sich der massive, in der Sonne leicht schimmernde, weiße Marmor. Die Bodenplatte wirkte auch aus nur zwanzig Metern Entfernung wie ein funkelnder See. Die kleinen Kiesel bildeten den Strand. So näherten sich die drei der Küste. Sato, die rechts von den beiden Anderen ging, konnte als erstes aus dem Winkel erkennen, was geschrieben stand und las, als alle näher traten, vor. Akemi Miyano Gute Freundin Geliebte Schwester „Der Schriftzug ist neu!“, stellte Takagi fest. „Mhm“, nickte Yumine nachdenklich. „Dieser Spruch brachte Sie auf den Gedanken, es könnten Bruder und Freundin gewesen sein?“ Ein weiteres Mal nickte sie, diesmal aber ganz stumm. Sie schien in Gedanken bei der Toten zu sein. Daher wartete er einen Moment, bis sie wieder ihren Kopf erhob. „Und die Blumen?“ „Ein Ritual. Das war die Bitte, die sich in die Änderungen mit einschloss. Verhältnismäßig wenig Arbeit im Vergleich zu anderen Gräbern, aber dafür umso schöner. Jeden Sonntag Morgen sollen genau diese Blumen am Grab abgelegt und am Montag Morgen wieder entfernt werden. Das Symbol, dass hier hinter steckt, ist mir aber, ehrlich gesagt, ein absolutes Rätsel.“ Sie wickelte das Papier ab, dass die Pflanzen vor der Sonne schützte und zeigte drei Rosen unterschiedlicher Farben hervor. „Die Reihenfolge und die Anordnung ist ebenfalls vorgegeben. Die rote Rose als erstes. Ausgerichtet auf den Grabstein. Die schwarze Rose als zweites. Im 45° Winkel dazu nach rechts. Die weiße Rose schließlich als drittes. 45° zur ersten nach links, so dass sich die schwarze und die weiße Rose unter rechtem Winkel kreuzen und zwischen ihnen die rote Rose in der Mitte steht. Und so mögen Schwarz und Weiß unter dem roten Banner vereint sein. Das waren die Worte am Ende der Anweisung. Ich fand sie so schön, da sage ich sie jeden Sonntag hier auf. Warten Sie hier kurz, ich bringe nur das Papier zum Container da hinten.“ Die beiden Polizisten starrten perplex auf die zarten Rosen zu ihren Füßen, die im Kreis angeordnet die weiße Pracht verzierten. Ein Emblem, das kam dem Bildnis gleich, ein Emblem, dass Akemi Miyano beschrieb. Nur, dass keiner deuten konnte, wie. „Das rote Banner?“, begann Sato. „Schwarz und Weiß?“, ergänzte Takagi. „Wataru. Was meinst du? Das rote Banner, das vereint, könnte damit Liebe gemeint sein?“ „Das dürfte sogar wahrscheinlich sein, zumal ja rote Rosen für Liebe stehen. Aber für wen oder was stehen Schwarz und Weiß? Dunkel und Hell? Tod und Leben?“ „Akemi und Shiho?“, warf sie ihren Gedanken ein, der aber Takagi nur noch mehr Kopfzerbrechen bereitete. „Und was ist dann mit dem Freund von Akemi, diesem großen Kerl?“ „Da steht es doch, nur gute Freunde. Sagtest du nicht, ihre Eltern seien verstorben, kurz nachdem Shiho geboren wurde. Das heißt, Akemi war ihre einzige Verwandte. Wie bedeutsam sie für sie war, können wir uns wohl kaum vorstellen. Wahrscheinlich ist sie an die Westküste gezogen, hatte noch ihre alte Bank, als sie das Grab finanzierte und das neue kam, nachdem sie alle Formalitäten regelte.“ Er sinnierte lange über ihre Worte. Unabhängig von den Fragen zum Todesfall wäre dies eine durchaus logische Erklärung. Das bedeutete aber auch, dass er endgültig mit diesem Fall in einer Sackgasse wäre. 'Nur... ist sie nicht in den Staaten.' „Ein schöner Spruch, findest du nicht, Miwako?“ „Du meinst das mit dem roten Banner? Ja, fast schon poetisch.“ Sie wollte seine Hand nehmen, für einen kurzen Augenblick nur, als sie ein Lächeln auf seinen Lippen sah. Ein triumphales Lächeln. „Hast du was? Ich denke, wir sollten gehen.“ „Sie wollen gehen?“ Yumine tauchte hinter ihnen wieder auf. „Haben Sie denn gefunden, wonach Sie gesucht haben?“ Sato wollte gerade verneinen, als Takagi ihr zuvor kam. „Wir sind uns nicht sicher, wer der Herr am Grab war, aber es gab noch eine dritte Person, der der Tod Akemis sehr zu Herzen ging. Dieser Person verdankt Sie wohl das Ritual mit den Rosen und dem neuen Grab. Das ist der „gute Freund“ vom Schriftzug. Er wollte damit ihr besondere Anerkennung zollen. So können wir das, denke ich, auch Frau Kojiragi erzählen.“ Ein Freudentaumel zeichnete sich auf dem Gesicht der jungen Frau ab. „Dann lassen Sie es uns ihr schnell sagen. Glauben Sie mir, auf diese Erkenntnis wartet sie schon sehr lange.“ Sie wandte sich ab und Takagi und Sato folgten ihr in geringem Abstand. Sie nahm ihn dabei ganz nah zu sich und flüsterte mit zusammengekniffenen Zähnen. „Was soll das, Takagi? Wir wissen doch gar nichts, oder hab ich irgendwas nicht mitbekommen? Dann klär mich auf! Wer soll diese dritte Person sein?“ „Na, Conan!“, gab er ohne zu zögern zurück, was sie weit mehr schockierte als er für normal halten konnte. „Co... Conan?“ „Na, ich sagte doch, ich glaube, es könnte Mord gewesen sein und Akemi nannte ihm ihre Mörder. Dann bedeutet es, dass er es nicht geschafft hat, sie zu retten, etwas, was jemandem wie ihm sicher sehr zu Herzen ging. Nachdem er von Ai, woher auch immer sie es wusste, über ihre wahre Identität informiert wurde, ließ er ihr Grab ändern und dieses Ritual einführen.“ „Aber auf dem Stein stand doch auch ursprünglich schon Akemi Miyano.“ „Das war dann wohl auch nicht von ihm. Vielleicht von diesem unbekannten Freund, wer immer das auch war.“ „Aber die Banken, zu erst Ostküste dann Westküste? Dieser Freund war doch von Yumine als Japaner beschrieben wurden.“ „Möglicherweise jemand, der in den USA wohnt, jemand, den Akemi dort kennen gelernt hat, als sie Shiho zu einem ihrer Geburtstage aufsuchte. Und was die zweite Bank angeht, Conans Eltern sind doch in Übersee, deswegen wohnt er ja jetzt gerade bei den Moris. Ich finde, so macht das alles Sinn.“ „Ach, findest du? Noch mal von vorne, Herr Detektiv! War es nicht so, dass Conan deiner Meinung nach als solcher gar nicht existiert? Wie sicher ist dann, dass er Eltern in Übersee hat? Und warum bittet er sie um so einen aufwendigen Gefallen, um damit auch noch zu riskieren, sich gegenüber diesen ominösen Mördern zu erkennen zu geben. Oder schlimmer noch, seine Eltern so zu denunzieren. Darüber hinaus, hattest du nicht behauptet, Akemi wurde wegen Shiho erpresst? Wieso trat sie dann hier so frei zur Beerdigung auf? Offensichtlich hat sie da niemand festgehalten. Takagi, diesmal verrennst du dich. Sicher. Ich glaube dir, es hat etwas auf sich mit dem Jungen, aber hier liegt das Geheimnis nicht begraben. Wenn überhaupt...“ Sie drehte sich um und sah auf die hinter einer Biegung verschwindende Marmorplatte. „Wenn überhaupt ist hier tatsächlich nur die von dir erwähnte Spitze des Eisberges, auf den du mit voller Wucht zusteuerst. Und nicht einmal hier sind wir beide diesem Geheimnis offenbar gewachsen. Bitte, lass es!“ Sie flehte, nichts Anderes war es. Die Angst in ihren Augen war mehr als real. Er schwieg, eine ganze Weile, wandte sich ab, blickte gerade aus auf den Weg, den er erneut abschritt. Sie gingen dahin, durch die angelegten Pfade, verfolgten einzelne Windspiele in den Bäumen und leichtes Vogelgezwitscher. Sie hatten fast wieder den Blumenladen erreicht, als er sich endlich zu einer Antwort durchrang. „Du hast Recht. Es fehlen mir die nötigen Informationen, um diesen Eisberg richtig einschätzen und sicher umschiffen zu können. Es tut mir Leid, dich hier hinaus geschleift zu haben und das am Sonntag Morgen.“ Sie sah ihm in die traurigen Augen, das Lächeln war noch da, aber ein anderer Gesichtsausdruck stand darin. Einer, der seine Worte und die Entscheidung dahinter bestätigte. Es ließ ihr keine Option als ebenfalls zu lächeln. Aber das wusste sie schon, das ehrlichste, freundlichste Gesicht auf dem Revier hatte er. Eines, dass sie so sehr in seinen Bann zog. „Tut es dir wirklich Leid?“ Sie schmiegte sich an seine Brust. „Das muss es nämlich nicht.“ „Nanu.“ Der verwunderte Ausruf Yumines ließ die Beiden wieder aufhorchen, Sato löste sich blitzschnell von Takagi und sah auf sie, die nun kurz vorm Eingang des Ladens angekommen war. „Was ist denn?“ „Frau Kojiragi hat den Blumenladen wieder geschlossen?“ An der Glastür wies das Schild deutlich auf 'geschlossen' hin. Erst jetzt richteten sie ihre Blicke genauer auf das Innere des gläsernen Hauses, als alle erschraken. Das riesige Regal an der hinteren Wand musste umgekippt sein. Es war nicht mehr zu sehen. Zum ersten Mal bemerkte Sato jetzt, dass der untere Meter der Glaswand milchig und undurchsichtig war. Takagi, der vorgelaufen war, riss die Tür auf, Yumine und Sato folgten nur wenige Meter dahinter. Tatsächlich war das Regal umgefallen, überall sammelten sich Scherben aus Porzellan, gemischt mit viel Erde. Plötzlich wurden sie einer Blutlache im Humus gewahr. Langsam schritt Takagi bis hinter den Tresen, eigentlich ungewollt gingen sie ihm hinterher und erblickten die unter dem Regal und den Trümmern der Töpfe begrabene Leiche von Furiko Kojiragi. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)