Another Day in Paradise von Riafya (Wo bist du, wenn ich dich brauche?) ================================================================================ Kapitel 2: Expeditionen, Karaoke und Schiffsfahrten --------------------------------------------------- Expeditionen, Karaoke und Schiffsfahrten Zu viert liefen sich über den Strand: Sho Fuwa, Kaede Hizuri, Midori Takechi und Rory Takarada. Es war nach der Trauerfeier für Ren Tsuruga und die Dunkelheit hatte sich bereits über das Land gelegt. Dennoch gingen sie zielsicher weiter, während die Wellen in einem gleichmäßigen Takt auf das Land zurollten. “Hier ist es”, sagte Sho und leuchtete mit seiner Taschenlampe auf eine Stelle im Sand. Sofort suchten die anderen mit ihren Taschenlampen die Umgebung ab. “Hier hast du Sen also gefunden?”, fragte Midori und ging ein Stück weiter. “Das heißt, hier in der Nähe muss Ren gest... ähm, ich meine verschwunden sein”, verbesserte sie sich, während sie Kaede einen unsicheren Blick zuwarf. Diese tat so, als hätte sie nichts davon mitbekommen. “Vielleicht finden wir ja eine Spur oder einen Hinweis wo und warum es passiert ist.” “Ja, aber wenn die Polizei nichts gefunden hat, werden wir wohl kaum etwas finden, oder?”, warf Sho ein. “Na und? Wir können es wenigstens versuchen.” “Ja, aber was bringt es euch?” Kaede antwortete ihm. Ihre Stimme war ruhig und ungewohnt ernst. “Wir könnten seine Leiche finden.” Darauf sagte niemand mehr etwas und sie gingen langsam weiter und suchten nach irgend etwas, das ihnen weiterhelfen könnte. Es war Kaede, die die Höhle entdeckte. “Seht mal, das sieht doch wie eine Todesfalle aus, meint ihr nicht?” Die anderen kamen schnell herbeigerannt und sahen sich vorsichtig in der Höhle um, in der Ren seinen Tod fand - auch wenn sie es noch nicht wussten. “Hier, eine Einbruchstelle. Wahrscheinlich ist Sen in diese Höhle gelaufen und Ren ist ihm gefolgt, wobei er dorthinein fiel.” Midori trat behutsam näher und leuchtete hinein. “Es ist kein Wasser drin, aber ich kann mir gut vorstellen, dass die Höhle bei Flut volläuft. Vielleicht war auch gerade Flut, als Ren hier war, das heißt, er ist entweder ertrunken, hinaus in das offene Meer getrieben worden oder konnte sich irgendwie anders retten.” “Wenn er sich hätte retten können, wäre er doch längst zu uns gekommen, um uns von unserer Sorge zu erlösen”, meinte Rory nachdenklich. “Nicht, wenn er schwer verletzt ist.” “Egal, was passiert ist, er müsste tot sein”, sagte Sho. Alle warfen ihm wütende Blicke zu und er wurde merklich kleiner. “Natürlich könnte ihn auch ein Fischfrachter mitgenommen haben und versorgt seine Wunden. Ich meine, es ist alles möglich, oder?” Kaede drehte sich langsam zu ihm um und sah ihm tief in die Augen. “Sho, hast du die Höhle wirklich nicht bemerkt, als du Sen gefunden hast?” Er blinzelte. “Nein. Habe ich nicht.” Sie sah nicht überzeugt aus, wandte sich allerdings den anderen zu. “Ich schlage vor, wir erzählen das hier der Polizei, die können ja einen Suchtrupp losschicken. Wer weiß, vielleicht finden sie ja noch etwas von ihm.” Alle sahen sie mitleidig an. So sarkastisch ihre Worte auch gewesen sein mochten, so viel wahres steckte doch in ihnen. Und ihnen war klar, dass Kaede sehr unter dem Tod ihres Bruders litt und die Hoffnung daran, dass er noch lebte, aufgeben MUSSTE. Sho beobachtete alle mit dem schlechtesten Gewissen, dass man haben konnte, doch noch war er nicht bereit, mit der Wahrheit rauszurücken. Noch nicht. Am nächsten Tag schickte die Polizei tatsächlich einen Suchtrupp los, doch Ren Tsuruga sollte nicht gefunden werden... Ein Jahr später... “...tobt nun schon seit mehreren Tagen und scheint kein Ende zu nehmen. Bisher wurden schon 30 Tode gezählt und die Zahl der Verletzten ist unbeschreiblich. Im Moment zieht der Taifun auf die Westküste Japans zu. Die Menschen treffen bereits Vorsichtsmaßnahmen, aber werden sie dem schwersten Sturm seit hundert Jahren trotzen können?” Die Moderatorin wandte sich dem Bildschirm neben sich zu, wo ein junger Mann zu sehen war, hinter dem die Wellen des Ozeans tobten und bereits erste dunkle Wolken die kommende Naturkatastrophe ankündigte. “Naona-san, können Sie uns sagen, warum niemand diesen schlimmen Sturm vorhersagen konnte?” In diesem Moment lehnte Kyoko sich zur Seite und berührte versehentlich die Fernbedienung und ein neuer Sender - ein Musiksender - flammte über den Bildschirm. “Und die Nummer 1 der japanischen Charts ist in dieser Woche...” “Hey, schalt wieder um, ich will sehen, ob der Taifun auch auf Tokio treffen wird”, beschwerte sich Midori und sah die Jüngere streng an. Diese schaltete schnell wieder zurück und lauschte der langweiligen Erklärung des Meteorologen, weshalb niemand diesen Sturm bemerkt hatte. “Natürlich haben sie den Sturm nicht bemerkt”, kommentierte Midori dessen Rede spöttisch. “Sie wollten uns nicht beunruhigen und haben lieber ein paar Tote in Kauf genommen.” “Du redest immer so schlecht von den Menschen”, entgegnete Kyoko und schaltete wieder um, da sie nun wussten, dass das Auge des Sturms nicht auf Tokio treffen würde, sie allerdings ein paar Auswirkungen mitbekommen würden. Nun erklang die Stimme von Misaki aus dem Bildschirm. Die Kleine hatte es innerhalb eines Jahres nach ganz oben geschafft. Nachdem sie zusammen mit Sho Fuwa die Titelmelodie zu Dark Moon, der erfolgreichsten Soap des letzten Jahres, gesungen hatte, hatte sie sich ein paar alte Freunde geschnappt und eine Band gegründet. Der Manager dieser Band war kein anderer als Yukihito Yashiro, Ren Tsurugas ehemaliger Betreuer und nun war Lullaby for Men, der erste Hit von Teen-Rock-School schon seit Wochen an der Spitze der Charts. “Ach ja, meine kleine Nee-chan”, sinnierte Midori. “Wer hätte gedacht, dass sie mal die Sängerin einer Band würde? Tja, das Leben geht manchmal seltsame Wege. Im Übrigen rede ich nicht schlecht über Menschen, ich sage nur die Wahrheit und die ist nun mal hart und grausam.” Kyoko verdrehte die Augen und stand auf. “Möchtest du was zu trinken?” “Oh nein, vielen Dank.” Die Autorin erhob sich ebenfalls. “Ich muss los, May aus der Schule holen. Mein Gott, sie ist auch schon so groß.” Sie küsste Kyoko zum Abschied auf die Wangen. “Einen schönen Geburtstag noch, Liebes. Das Geschenk gibt es Samstag bei der Party.” “Schon wieder treffe ich Sie hier, Kotonami-san und schon wieder sind Sie in Schwierigkeiten.” Kanae und der schmierige Typ, der sie gerade anzumachen versucht hatte, wandten sich gleichzeitig Shin zu, der die beiden grinsend betrachtete. Sofort ließ der Fremde von ihr ab und eilte davon. Shin Soto war inzwischen in Tokyo nur allzu gut bekannt war und jeder, der in seiner Nähe ein Mädchen unzüchtig anmachte, verschwand lieber sofort wieder. “Soto-san”, sagte Kanae erfreut und errötete sofort, auf Grund eben dieser Freude. “Gut, dass Sie immer im rechten Augenblick zur Stelle sind.” Shin seufzte. “Wann fängst du endlich an, mich zu duzen, Kanae?” “Aber... Das geht doch nicht”, sagte sie und wurde noch röter.” Er verdrehte die Augen. “Manchmal bist du in dieser Hinsicht noch schlimmer, als Kyoko.” Er nahm sie bei der Hand und zog sie mit sich fort. “Außerdem sind wir verabredet, schon vergessen? Und da ich weiß, wie du auf andere Männer wirkst”, er grinste sie gemein an und ihr Blick wurde sofort hart, “bin ich etwas früher erschiene, um dir zu helfen. Nur für den Fall.” “Und mal wieder hattest du Recht”, entgegnete sie zähneknirschend. Er blieb stehen und strahlte sie an. “Na bitte. Ich wusste doch, dass du es kannst.” Sie öffnete ihren Mund für eine schnippische Antwort, doch er verhinderte das, indem er sie küsste. Es war nur ein flüchtiger Kuss, aber er reichte aus, um sie vollkommen zum Schweigen zu bringen. “Na also”, hauchte er. “So ist es schon viel besser.” Shin tätschelte ihr spielerisch die Wange und zog sie weiter zum Restaurant, während sie sich stumm alle möglichen Schimpfwörter ausdachte, die sie ihm am Liebsten an den Kopf werfen würde. In einer kleinen Karaokebar in der Mitte von Tokyo war ein Zimmer voll von jungen Frauen, die sich die Seele aus dem Leib sangen. Diese Mädchen waren Midori, Misaki, Kaede und Kaedes beste Freundin, die sie an der Uni kennengelernt hatte. Gerade sang Kaede Keep Bleeding von Leona Lewis [ich nehme jetzt einfach an, dass ihr das alle kennt. Ansonsten kann ich euch ja den Link schicken. ^^] und die anderen waren einfach nur begeistert und sangen fröhlich mit. Schließlich ließ sie sich neben den anderen nieder, während ihre Freundin Nothing else matters anstimmte. “Sagt mal, warum haben wir eigentlich Kyoko nicht mitgenommen?”, fragte Misaki. “Na ja, sie ist noch nicht wirklich bereit für gute Laune”, entgegnete ihre große Schwester traurig. “Rens Tod nimmt sie noch immer ziemlich mit.” “Er nimmt uns alle noch immer ziemlich mit, aber irgendwann muss man wieder anfangen zu leben”, meinte Kaede streng. “Dabei warst du doch diejenige, die bisher das größte Verständnis für die Kleine entgegengebracht hat”, bemerkte Midori. “Ich weiß, aber irgendwann kommt der Punkt, an dem es genug ist. Versteht ihr, was ich sagen will?” “Ja, ich denke schon. Sie sollte mal wieder in der Agentur vorbeischauen”, sinnierte Misaki und trank einen Schluck Cola. “Takarada-san steht jeden Morgen in der Eingangshalle und rechnet fest damit, dass sie jeden Moment durch die Tür kommt, um ihre Arbeit wieder aufzunehmen.” “Da kann er noch lange warten”, erklärte Kaede. “Zuerst muss sie wieder lachen, davor wird sie keine Fuß in die Agentur setzten.” “Du kennst dich ziemlich gut damit aus.” “Natürlich tue ich das. Oder hast du Ben schon vergessen?” Midori schluckte. “Nein, natürlich nicht. Das war auch so ein schwerer Schlag. Genauso, wie bei Ren.” “Wollen wir nicht lieber über etwas anderes reden?”, fragte Misaki. “Immerhin sind wir hier, um meine No 1 Single zu feiern, oder nicht?” Sie lachten alle und stießen noch einmal an. Die Gläser trafen klirrend aufeinander und plötzlich zerbrach Kaedes in tausend Stücke. Die dunkle Flüssigkeit lief an ihren Armen herunter und vermischte sich mit dem Blut, das aus den Wunden strömte, die die Glasscherben verursacht hatten. Diese fielen geräuschvoll zu Boden und zersprangen abermals in viele kleine Teile. Das Blut und die Cola tropften darauf, während die Midori hastig zu den Angestellten lief, um Verbandszeug zu holen und die anderen Frauen vorsichtig nachsahen, ob irgendeine schlimme Verletzung dabei ist. Kaede selbst hatte ihren Blick starr auf die Scherben gerichtet. Das Blut und die Cola hatten eine kleine Lache gebildet in der die Scherben nur so glänzten. Das erinnerte sie unwillkürlich an ein Bild, dass sie einmal in einem Erdkundebuch gesehen hatte. “Bahamas”, murmelte sie und plötzlich musste sie lächeln. Er stand an der Reling und schaute zu der Inselgruppe hinüber, auf die sie zufuhren. “Na? Was siehst du, mein Freund?” Er drehte sich um und lächelte. “Land, Captain. Ich sehe Land.” Der Kapitän lachte und klopfte ihm auf die Schulter. “Na, das ist doch ein gutes Zeichen, nicht wahr?” ____________________________________________________ An dieser Stelle will ich mich schon mal für die ersten Kommentare bedanken und allen, die mir immer noch treu sind. Keine Sorge, ich hab keine Lust auf die ewige Melancholie, deshalb habe ich auch einen schnellen Zeitsprung gemacht, damit wir wieder zu einer einigermaßen fröhlichen FF kommen. ^^ Ja, meine spontanen Entscheidungen sind doch manchmal gar nicht mal so schlecht, nicht wahr? Nun denn, das war es auch schon, was ich loswerden wollte. Bis bald Eure Ayako Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)