Gesyria von night-blue-dragon ((Der Kampf um Macht und das Überleben der Drachen)) ================================================================================ Prolog: -------- Gesyria Die Welt der Drachen, Legenden und Mythen, das ist Gesyria. Ein Land, umschlossen von einem bizarren, schroffen, scheinbar unbezwingbaren Gebirge, ein Land, in dem sich ausgedehnte Wälder mit weiten Baum- und Strauchlosen Ebenen abwechseln. In den Seen, die sich über das Land verteilen, wimmelt es vor Leben. Ebenso in den Wälder und Ebenen. Dieses Land beherbergt seit Anbeginn der Zeit, die geheimnisvollsten Geschöpfe, die je existiert haben – die Drachen. Viele verschiedene Arten leben hier, ihrem Lebensraum angepasst. Auf den Ebenen sind sie größer, etwas schwerfälliger, in den Wäldern, sind sie kleiner, wendiger, aber die majestätischsten leben am Fuße des Gebirges. Die Rede ist von den weißen Drachen, sie sind groß, kraftvoll, mächtig und doch bestechen sie durch eine unbeschreibliche Eleganz. Ihre Augen haben die Farbe von blauen Topasen, ihre Zähne sind messerscharf, genauso wie ihre Krallen. Die Schuppen leuchten schneeweiß, manchmal spiegelt sich das Morgen- oder Abendrot darauf, was den Betrachter glauben lässt, einen roten Drachen vor sich zu haben. Niemand vermag sich der Magie dieser Tiere zu entziehen. Irgendwann betritt der Mensch dieses Land und der langsame Untergang der Drachen beginnt. Zuerst leben beide in friedlicher Koexistenz, bald schon reicht dem Menschen der ihm zur Verfügung stehende Raum nicht mehr, beginnt mit der Jagd auf Drachen, zerstört ihre Gelege. Es kommt zu einem Jahrhunderte dauernden Krieg, der beide Seite an den Rand der endgültigen Vernichtung bringt. Nur den besonderen Fähigkeiten, einiger weniger Menschen und die Einsicht der Sinnlosigkeit des Krieges auf beiden Seiten verhindert die Ausrottung beider Spezies. In dieser Zeit wird ein Pakt geschlossen, der alle folgenden Generationen daran bindet. Die Menschen, die mit den Drachen sprechen können, verpflichten sich, immer dafür zu Sorgen, dass die Verbindung zwischen den Parteien nie abreißt. Diese Menschen nennen sich fortan Hüter der Drachen, bestrebt, mehr über diese Geschöpfe zu erfahren, leben einige direkt bei den Drachen, andere streifen durch das Land, um jene zu finden, die dieselben Fähigkeiten besitzen, wie sie selbst. So beginnt wieder eine Zeit des Friedens, der Mensch erholt sich schnell, im Laufe der Zeit, von dem verheerendem Krieg, die Drachen nicht. Zu wenige haben überlebt, zu lange brauchen sie um ihre Jungen großzuziehen, darum nimmt ihre Zahl viel zu langsam zu. Selten zeigen sich die Drachen bei den Menschen, sie spüren die Furcht, die sie bei ihrem Erscheinen auslösen, diejenigen die keine Furcht haben, leben in der Nähe ihrer Hüter. Ein Geheimnis wird besonders sorgsam gehütet, nur der engste Kreis ausgewählter Personen erfährt von der Magie der weißen Drachen. Diejenigen, die direkt bei den Drachen leben, finden es heraus, halten es für besser, niemandem ein Wort zu sagen. Die Panik, die entstanden wäre, hätte die Ausrottung dieser Tiere bedeutet. Sie leisten einen Eid und an diesen Schwur sind sie heute noch gebunden, niemals wird dieser Schwur gebrochen. So bildet sich ein Kern heraus, der über diese Magie verfügt und sie hütet, den Anderen wird dieses Wissen vorenthalten. Aus diesen Reihen wird schließlich ein König gewählt, der den Menschen Regeln gibt, nachdem sie leben können, der aber auch den Drachen verpflichtet ist. Doch im Laufe der Zeit vergisst der Mensch, aus den wahren Geschichten werden Legenden und aus den Drachen werden Mythen. So leben beide Spezies nebeneinander her, ohne den anderen wirklich wahrzunehmen, bis zu der Zeit, in der das Schicksal etwas anderes vorhat und die Schatten des Unheils voraus wirft. Kapitel 1: Geburt des Bösen --------------------------- Kapitel 1 Geburt des Bösen „Ihr müsst atmen.“, sagt Marie, die Hebamme, der jungen Frau vor ihr. Diese ist fast am Ende ihrer Kräfte, sie ist schweißgebadet, ihr braunes Haar klebt ihr im Gesicht. ‚Sie ist so zierlich und das Kind viel zu groß.’, geht es der Hebamme durch den Kopf, sie hat schon vielen Kindern auf die Welt geholfen, aber so schwer hat es noch keine der Frauen gehabt. Es klopft an der Tür. Schnell geht sie öffnen, wie erwartet steht der werdende Vater davor. 'Den hätte sie nie heiraten dürfen.’, denkt sich die erfahrene Frau. Der Mann ist groß, breit, sehr muskulös, sein Haar ist schon leicht grau, kein Wunder, denn er ist erheblich älter als seine Gemahlin. Mit kalten, eisblauen Augen sieht er Marie an: „Was ist mit dem Kind?“ „Es ist zu groß, es wird ihre Frau umbringen.“, antwortete sie. „Das ist mir egal, retten sie das Kind.“, fordert er barsch und geht wieder. Sprachlos sieht sie ihm hinterher. „Er kann seine Gefühle nicht so zeigen.“, hört sie seine Frau entschuldigend keuchen, „Er hat solange warten müssen, das müssen sie ihm nachsehen.“ Sie schreit auf, die nächste Wehe drückt das Baby unbarmherzig weiter auf die Welt. Die Hebamme schüttelt den Kopf, nein, sie hätte ihn nicht heiraten dürfen. Vor drei Jahren hat der Gutsherr, sich seine Frau quasi gekauft. Ein Geschäft zwischen ihrem Vater und ihm, sie wird gar nicht gefragt, eine Woche nach Abschluss des Geschäftes heiraten sie. Bald muss sie erkennen, das er eigentlich kein Interesse an ihr hat, er will nur einen Stammhalter und entsprechend benimmt er sich auch. Als sie vor einem Dreivierteljahr endlich Schwanger wird, rührt er sie nicht mehr an. Und nun liegt sie hier im Wochenbett und versucht dieses Kind auf die Welt zu bringen. Marie scheucht die Magd los um frisches Wasser und neue Wäsche zu holen. Kurz nach Rückkehr der Magd, beginnt die letzte Phase der Geburt, übersteht die junge Gutsherrin diese, hat sie Glück gehabt, wird aber keine weiteren Kinder bekommen können. Ein markerschütternder Schrei löst sich von den Lippen dieser armen Frau. „Pressen, Herrin, ihr müsst pressen.“, instruiert Marie die werdende Mutter. Diese hat das Gefühl zerrissen zu werden, so hat sie sich ihr Leben und die Geburt ihres Kindes nicht vorgestellt. Noch eine letzte Anstrengung und sie hat es geschafft, das Kind ist auf der Welt. „Was ist es?“, fragt sie erschöpft. „Es ist ein gesunder Junge.“, antwortet die Hebamme. ‚Gott sei Dank.’, denkt die junge Frau erleichtert. Alle waren im Glauben es sei vorbei, Marie hat die Magd zu ihrem Herrn geschickt, damit sie ihm sagen kann, das er Vater eines gesunden Jungen sei. Sie kümmert sich gerade noch um den Säugling, als die junge Mutter erneut aufschreit. Zwillinge! Damit hat auch die erfahrene Hebamme nicht gerechnet. Schnell legt sie den Säugling ins Bett und kümmert sich um die gepeinigte Frau. Zwar geht es jetzt schneller, dennoch ist es genauso problematisch, wie bei dem ersten Kind. Die Magd ist wieder da und hilft, sie nimmt das zweite Kind, während sich Marie um die Mutter kümmert. Verdammt, sie blutet so stark. Wenig später steht sie vor dem Vater und teilt ihm mit: „Herr es tut mir leid, aber ihre Frau ist nach der Geburt ihres zweiten Kindes verblutet, ich konnte ihr nicht mehr helfen.“ „Das ist mir egal, auch das zweite Kind ist mir egal, mach damit was du willst, am besten du ertränkst es. Ich habe was ich will.“ Sprachlos sieht sie ihn an, so eine Gefühlskälte ist ihr noch nie untergekommen „Was machst du noch hier? Verschwinde!“ Rasch läuft sie nach oben, nimmt den Zweitgeborenen und verschwindet. Viele Jahre später im Thronsaal. Aufgeregt schnattern die Berater des Königs durcheinander... das ist unmöglich... so etwas hat es noch nie gegeben. Deringar sitzt auf dem Thron und reibt sich die Schläfen, er ist sehr jung König geworden, noch keine zwanzig, auch seine Frau Nathalia ist erst 17 Jahre. Darum muss er sich mit einem Schwarm Berater auseinandersetzen, ein Jahr muss er sich noch gedulden, dann kann er alleine Entscheiden, vor allem kann er entscheiden, wer sein Berater wird. „Kann mir einer sagen, was genau überhaupt los ist?“, erkundigt er sich genervt. Einer der Berater, ein dürrer alter Mann mit hektischer Gestik, ergreift das Wort: „Eure Majestät, es ist noch nie vorgekommen, das ein Drachenhüter um Audienz bittet, schon gar nicht der Hohepriester. Seid vorsichtig, man munkelt sie verfügen über Magie.“ „Nun stellt euch nicht so an, Samuel.“, meint der König, „Er wird mich schon nicht gleich verschwinden lassen.“ „Spottet nur Herr, aber seid bitte auf den Hut.“, warnte der bisherige Sprecher. Aufmerksam verfolgt ein junger Mann, fast noch ein Knabe, dieses Gespräch - Magie. Ein Wort das ihn hellhörig macht. Viel hat er schon darüber gehört und gelesen, wenn sie wirklich existiert, kann sie ihm bei seinem Vorhaben sehr nützlich sein. Er drückt sich tiefer in die dunkele Nische, hofft so, hier bleiben zu können, wenn die anderen den Saal verlassen müssen, er hat Glück. Der Monarch beendet die heftige Diskussion mit einer Handbewegung, lässt den Saal räumen, um den Hohepriester und seinen Begleiter zu empfangen. Neugierig schielt der junge Mann aus seinem Versteck hervor, um mehr erkennen zu können. Die große Doppeltür zum Thronsaal schwingt auf, ein Mann in weißen Gewändern betritt den Raum, es ist der Hohepriester Romanus, mit elastischen, raumgreifenden Schritten durchquert er den Saal und bleibt in respektvoller Entfernung zum König stehen. Sein junger Begleiter hat Mühe mit ihm Schritt zu halten, beide verbeugen sich. „Was führt euch zu mir?“, fragt der König. Romanus wägt seine Antwort sorgfältig ab: „Eure Hoheit, ich will nicht lange um den heißen Brei herum reden. Die Drachen machen sich sorgen, dieses Land befindet sich in großer Gefahr.“ „Wie meint ihr das?,will der Herrscher wissen. „Unsere Seher haben das Böse in euerer Nähe gesehen. Es wird jemand erscheinen, der das Ende und den Anfang bringen wird.“, wird ihm geantwortet. „Könnt ihr nicht etwas genauer werden? Ich weiß sonst nicht, was ihr von mir erwartet.“ Der Priester senkt seine Stimme zu einem Flüstern, was es dem Lauscher unmöglich macht noch etwas zu verstehen. Er mustert die beiden Priester, Romanus, der Hohepriester, ist von großer Statur, hält sich aufrecht und strahlt Würde aus, das Wissen vieler Generationen ist in seinen Augen zu lesen, sicher ist er auch Willensstark und in körperlicher Topform. Sein junger Begleiter, soll bestimmt einmal die Nachfolge antreten. Was der heimliche Beobachter dem Jüngling nicht zutraut. Felix, so sein Name, ist einen Kopf kleiner, von schmaler Statur, ihm fehlt das gewisse Etwas, er wird nie so eine Wirkung wie Romanus haben. Unwillkürlich vergleicht er ihn mit einem Engel, die blonden Locken umrahmen ein weiches Gesicht und seine blaugrauen Augen sehen unschuldig in die Welt. Ein Grinsen breitet sich auf dem Gesicht des Lauschers aus, er hat einen Plan und der blonde Jüngling spielt darin die Hauptrolle. „Herrin, glaubt mir, es ist zuviel für euch. Der Heiler hat angeordnet, das ihr euch schonen sollt.“, versucht die Zofe ihre Königin dazu zu bewegen wieder ins Schloss zurück zukehren. „Ach was Franziska, ein bisschen Bewegung hat noch nie geschadet, ich gehe doch nur im Schlossgarten spazieren. Was soll da schon passieren? Wenn ich eine Pause brauche kann ich mich hier überall hinsetzten und mich ausruhen.“, wiegelt die Monarchin die Bedenken ihrer Bediensteten beiseite. Resigniert lässt die Zofe den Kopf hängen: „Aber ich bekomme den Ärger, wenn euch etwas zustößt.“ „Also gut....“, seufzt die Königin, „....um euretwillen, gehe ich wieder ins muffige Schloss.“ Ungern macht Nathalia sich wieder auf den Rückweg, sie muss nicht mehr lange durchhalten, vielleicht zwei, drei Wochen noch, dann kommt ihr Kind auf die Welt. Plötzlich verspürt sie ein heftiges Ziehen im Bauch, der Zofe ist das nicht entgangen: „Seht ihr, ich habe es euch gesagt, das ist zuviel für euch. Setzt euch hier auf die Bank.“ Die Herrscherin gehorcht im Augenblick nur zu gerne, als sie sitzt, lehnt sie sich zurück, legt die Hände auf ihren Babybauch und versucht sich zu entspannen. Sie schließt für einen Moment die Augen, da ist wieder das Ziehen, diesmal heftiger ‚Noch nicht’, denkt sie, ‚es ist zu früh.’ Sie hört jemanden kommen und öffnet die Augen wieder, es ist der Begleiter des Hohepriesters. „Ist euch nicht gut?“, erkundigt er sich höflich, er sieht die Blässe im Gesicht der Königin. Sie lächelt leicht: „Ich bin mir noch nicht sicher.“ antwortet sie wahrheitsgemäß, „Ihr seid Felix, nicht wahr, setzt euch zu mir.“ Ihre Zofe zieht hörbar die Luft ein, sagt aber nicht. „Mit Verlaub, das schickt sich nicht.“, lehnt der junge Mann ab. „Stellt euch nicht so an. Franziska ist doch hier, sie passt schon auf, das nichts Unschickliches passiert.", wischt sie den Einwand beiseite, "Ihr habt eine sehr angenehme Stimme, erzählt mir etwas aus eurem Leben.“ Der junge Mann errötet leicht, kommt ihrer Bitte nach. Neben so einer schönen Frau hat er noch nie gesessen, sie trägt ihr Kastanienbraunes Haar offen, es umrahmt ihr feines Gesicht, verstohlen betrachtet er ihren Mund, der zum Küssen einlädt und ihre schönen dunkelblauen Augen. Auf einem Male gehen ihm Gedanken durch den Kopf, die er vorher nie hatte, schnell wendet er den Blick ab. Nach einer Weile geht es der Königin besser, sie verabschiedet sich, er bleibt noch sitzen, hängt seinen Gedanken nach. „Sie ist eine wunderschöne Frau nicht wahr?“ Felix zuckt zusammen, er hat niemanden näherkommen hören, er nickt zaghaft. Ein junger Mann steht vor ihm, der Priester sieht in ein freundliches Gesicht mit grauen Augen, die merkwürdig kühl wirken, er hat volles hellbraunes, kurzgeschnittenes Haar, einen athletischen Körper. Er kann dem Blick dieser grauen Augen nicht länger standhalten, errötend sieht er auf seine Schuhspitzen, ärgert sich über seine Reaktion. Der Braunhaarige nimmt neben ihm Platz, verschwörerisch beugt dieser sich zu dem Blonden. „Bei so einer Frau möchte man selbst König sein, habe ich recht? Euer Blick hat es verraten.“ Entsetzt sieht Felix auf, man hat ihm seine Gedanken angesehen? „Keine Sorge, euer Geheimnis ist gut bei mir aufgehoben.“, verspricht der Braunhaarige. „Wer seid ihr eigentlich?“ Sein gegenüber schaut ihn verwirrt an: „Habe ich mich noch nicht vorgestellt? Wie unhöflich von mir. Ich bin Rudger, wer ihr seid, weiß ich. Es ist mir eine Ehre euch endlich kennenzulernen. Wisst ihr, bei Hofe sprechen alle von euch.“ Wieder zieht ein leichtes Rot über das Gesicht des Blonden. Rudger berührt ihn leicht an der Schulter: „Ich muss gehen, aber wir treffen uns bestimmt wieder.“ „Sicher, wir sind noch eine Weile hier im Schloss.“, entgegnet Felix höflich. Kapitel 2: Eine heile Welt zerbricht ------------------------------------ Kapitel 2 Eine heile Welt zerbricht Vorsichtig pirscht sich der Jäger an das Wild heran, wartet geduldig, bis sich das Tier in guter Schussposition befindet, spannt den Bogen, zielt, schießt und trifft. Der Hirsch bricht sofort zusammen, ein leicht enttäuschtes Lächeln erscheint im Gesicht des Jägers ‚Na ja, was soll’s, wir haben wieder frisches Fleisch’ denkt er sich. Er zerlegt das Tier an Ort und Stelle, schnürt alles zusammen, dann hängt er sich das Fleisch über den Rücken und geht nach Hause. Dort wird er von seiner kleinen Schwester freudig begrüßt, die Kleine hat rötliche Haare, viele lustige Sommersprossen im Gesicht, ihre großen blauen Augen deuten jetzt schon an, das sie später den Männern den Kopf verdrehen werden. Sie sieht ihrem großen Bruder in die grauen Augen „Erzählst du mir von der Jagd“ fragt sie ihn, setzt dabei einen Hundeblick auf, das kann sie trotz ihrer neun Jahre schon recht gut. Kaum einer kann ihr dann wiederstehen, nur Rupert, ihr Bruder, fällt darauf nicht rein, er scheint gegen diesen Blick immun zu sein. Das hält sie aber nicht davon ab es immer wieder zu versuchen, auch heute klappt es nicht, stattdessen wuschelt er ihre rotblonden Haare durch „Du weißt, Mutter mag es nicht, wenn ich dir davon erzähle“ gibt er ihr zur Antwort. Seine Eltern kommen aus dem Haus, lange hat er sich gefragt, warum er keine Ähnlichkeit mit seinen Eltern hat. Beide sind dunkelblond und haben blaue Augen, er hat hellbraune Haare und graue Augen. Vom Körperbau her sind beide eher derb, seine Mutter, Katie, ist auf ihre Art schön, sie hat ein gütiges Gesicht und kleine Lachfältchen um die Augen. Sein Vater ist groß, muskulös und stark, auch um seine Augen haben sich kleine Fältchen eingegraben, er liebt seine Frau und seine Kinder. Rupert selbst ist schlank, eher feingliedrig. An seinem zwölften Geburtstag haben sie seinem Drängen nachgegeben und ihm die Wahrheit über seine Herkunft erzählt. Zuerst ist das Wissen ein ungeliebtes Kind zu sein ein Schock für ihn, doch dann hat er sich damit abgefunden, seine Zieheltern geben ihm soviel Liebe. Das ändert sich auch nicht, als die kleine Sophie auf die Welt kommt. Er ist stolz, der große Bruder zu sein, auch wenn er es nicht zugibt, er ist vernarrt in seine kleine Schwester. Im laufe der Zeit wird er aber immer ruhiger, in sich gekehrter, unzufriedener. Dabei hat er keinen Grund zu klagen, der Hof, der ihnen gehört liegt, etwas abseits, in einem Seitental. Der Boden bringt guten Ertrag, die Weiden haben immer fettes Gras, sodass die Kühe und Pferde immer wohlgenährt sind. Das alles erlaubt der Familie gut zu leben, auf nichts verzichten zu müssen. Trotzdem spürt er eine innere Unzufriedenheit, heute auf der Jagd hat er wieder festgestellt, das er das Tier gerne hätte leiden lassen und das Ängstigt ihn. Immer öfter fragt er sich, wie sein leiblichter Vater ist, welches Erbe er mit sich trägt. All diese Gedanken sind vergessen, wenn er sich mit Doren trifft, ein temperamentvolles Mädchen mit schwarzem Haar und rehbraunen Augen. Er ist sehr gerne mit ihr zusammen, zwar kennen sie sich schon lange, doch erst in letzter Zeit sieht er sie anders, nicht mehr nur als guten Kumpel. In seinen Träumen ist nichts kindliches mehr, dann liebt er sie mit leidenschaftlich, der Wunsch, seine Träume wahr werden zu lassen, wird immer intensiver. Noch traut er sich nicht ihr seine Gefühle zu offenbaren, doch für das nächste Sonnenwendfest im Sommer hat er sich das fest vorgenommen. Je näher das Fest rückt, desto nervöser wird er, was ist, wenn sie seine Gefühle nicht erwidert, wenn sie ihn auslacht „Woran denkst du gerade, du wirkst so nervös“ ihre Stimme bringt in wieder in die Wirklichkeit zurück „Ich habe mich gerade gefragt, ob du mich zum Fest begleiten möchtest?“ es ist raus, endlich hat er sie gefragt. Verblüfft sieht sie ihn an „Aber ist das nicht schon abgemacht? Ich wollte jedenfalls mit keinem anderen hingehen. Du bist doch mein bester Freund, wer könnte den besser auf mich aufpassen als du“ entgegnet sie lachend „Hm... es ist schon spät...ich muss nach Hause...Wir sehen uns dann, wenn du mich abholst“ sie haucht ihm noch einen Kuss auf die Wange und läuft nach Hause. Sein Herz macht einen Satz, er streicht sich über die Wange, er ist sich sicher, das sie seine Gefühle erwidert. Beschwingt geht auch er nun nach Hause, seit langem hat er wieder äußerst gute Laune, Sophie nutzt die Gelegenheit zum Spielen. Seine Eltern sehen sich wissend an „Ja.Ja...die Liebe liegt in der Luft“ murmelt Katie lächelnd vor sich hin. Ein herber Schicksalsschlag erschüttert diese friedliche Welt von Rupert, seine kleine Schwester, schleicht sich eines Morgens mit Pfeil und Bogen aus dem Haus. Sie hat sich fest vorgenommen, ein Tier zu erlegen, so wie ihr großer Bruder es immer macht. Sophie bewundert ihn sehr und versucht ihm nachzueifern. Katie, ihre Mutter, hat grundsätzlich nichts dagegen, nur die Jagd passt einfach nicht zu einem Mädchen, wie sie findet, darum darf die Kleine ihren Bruder nicht zur Jagd begleiten. Doch sie will beweisen, das sie genauso gut jagen kann wie Rupert oder Bernd, ihr Vater. Lautlos läuft sie über den Hof in den Wald, schnell tragen sie ihre Beine voran, auf die Idee, das sie sich verlaufen könnte kommt sie gar nicht. Als sie weit genug von zu Hause weg ist, ist sie wieder vorsichtiger, sucht sich ein Wild aus, sie spannt den Bogen, zielt und setzt den Bogen wieder ab. Zu der Ricke, die sie sich ausgesucht hatte, lief gerade ein Kitz um zu trinken, da bringt sie es nicht mehr übers Herz, das Tier zu erschießen. Sie beobachtet beide, folgt ihnen immer weiter in den Wald, Sophie ist so vertieft in das Beobachten, das sie gar nicht mehr auf den Weg achtet, als sich der Himmel verdunkelt und schwere Gewitterwolken aufziehen, muss sie erkennen, das sie den Weg zurück nicht mehr weiß. Blind rennt sie los, ohne auf die Richtung zu achten, sie gerät dabei immer tiefer in den Wald, schließlich bleibt sie atemlos stehen, Tränen brechen sich die Bahn, verzweifelt lässt sie sich auf die Knie fallen. Nun versucht sie es mit rufen, ihr Vater oder ihr Bruder sind bestimmt in der Nähe, denn sie werden sie schon suchen. Flüchtig denkt sie daran, das sie wohl eine Menge Ärger zu Hause bekommen wird, wenn sie doch nur erst zu Hause wäre. „Nanu....was macht denn ein so kleines Mädchen hier im Wald?“ ertönt ein Stimme hinter ihr, erschreckt dreht sich Sophie um, vor ihr steht unheimlicher Mann, sein Gesicht ist von Narben zerfurcht, die kleinen Augen stehen eng zusammen und blicken gierig auf das kleine Mädchen, seine ganze Erscheinung ist schmutzig, verwahrlost. „Hast du dich etwa verlaufen? Soll ich dir den Weg zeigen?“ Mit großen Augen sieht das Mädchen den Mann an, ihr Instinkt sagt ihr, sie soll sich in Acht nehmen, weglaufen, doch sie weiß nicht wohin. Also nimmt sie sein Angebot an „Du weißt, wo der richtige Weg ist?“ erkundigt sie sich sicherheitshalber noch mal „Aber ja meine Süße, ich kenne den richtigen Weg, vertrau mir....“ er sieht zum Himmel „....komm wir müssen uns beeilen, es fängt bald an zu regnen“ er hält ihr die Hand hin und sie ergreift sie. Zügig macht er sich auf den Weg, als sie ihren Fehler bemerkt, ist es zu spät, niemand hört ihre verzweifelten Schreie. Zufällig finden Jäger ein paar Tage später die Leiche des Mädchens, sie bringen sie auf den Hof. Die Eltern des Mädchen brechen zusammen, als sie sehen, wie übel ihr kleines Mädchen zugerichtet wurde, nie werden sie mehr sein wie vorher, in ihnen ist etwas zerbrochen. Auch in Rupert bricht etwas, Zorn ist in ihm, Zorn und das Verlangen den zu quälen und zu töten, der das seiner kleinen Schwester angetan hat. Vergessen ist im Augenblick alles gute, er will nur Vergeltung, er fragt die Jäger, wo sie die Kleine gefunden haben und macht sich dann mit seinem Bogen auf den Weg. Er ist wieder auf der Jagd, auf Menschenjagd, er hat sich geschworen erst wieder zurückzukommen, wenn er Erfolg hat. Kapitel 3: Das Geständniss -------------------------- Kapitel 3 Das Geständnis Sie begegnen sich jeden Tag, Rudger richtet es so ein, hat jedes Mal ein freundliches Wort oder eine Geste parat. Der junge Priester unerfahren in solchen Dingen, kann sich dem nicht erwehren. Zwei Wochen später, wird ein großes Fest gefeiert, zu Ehren der Königin, die inzwischen ihr erstes Kind zur Welt gebracht hat, ein Mädchen, sie bekommt den Namen Letizia. Überall im Land wird ausgelassen gefeiert, auch hier im Schloss, es gibt reichlich zu Essen, der Wein fließt in Strömen. Abseits der Feierlichkeiten sitzen die beiden Priester und meditieren, aber dem Jungen gelingt es nicht so recht. Er wäre gerne wieder zu Hause in seinem einsamen Tal, weitab von diesem Trubel und besonders weit weg von diesem Rudger, der Mensch ist ihm unheimlich. Fast ist es so, als würde dieser seine Gedanken lesen können, er kennt seine Schwächen, das ist sehr beängstigend. „Alles in Ordnung“ fragt ihn Romanus „Ja, Meister, es ist alles in Ordnung, nur....“ er zögert ein bisschen „.....am liebsten würde ich so schnell wie möglich nach Hause reisen“ Verständnisvoll nickt der Ältere „Ein, zwei Wochen noch, dann reisen wir ab. Bis dahin musst du dich noch gedulden“ ergeben seufzt der junge Mann „Ja, mein Herr. Ich werde geduldig sein“ Sein Meister verabschiedet sich und geht zu Bett, der Jüngling will im Schlossgarten noch spazieren gehen um einen klaren Kopf zu bekommen. Am Ende des Gartens ist eine kleine Laube, dort setzt er sich hin, weitab von dem Trubel im Schloss. Doch er bleibt nicht lange allein, wohlbekannte Schritte nähern sich seiner Position. ‚Wie macht er das nur, er weiß immer, wo er mich finden kann’ In der Tat taucht im fahlem Mondlicht die Gestalt Rudgers auf. Er hat einen Krug mit Wein und zwei Becher mit, zufrieden setzt er sich zu Felix. „Mögt ihr den Trubel nicht?“ erkundigt er sich bei dem jungen Priester „Nein, ich bin lieber für mich allein“ ‚Vielleicht geht er ja’ Aber den Gefallen tut er ihm nicht, stattdessen schenkt er beide Becher voll, reicht Felix einen davon. „Ich trinke keinen Alkohol“ lehnt dieser ab „Wollt ihr mich beleidigen, was habe ich euch getan, das ihr so grausam zu mir seit“ „Ich will euch nicht beleidigen, ich trinke nur keinen Wein, das ist alles“ Er hört an der Stimme, das Rudger schon einigen Wein getrunken hat und mit der Sturheit Betrunkener lässt er auch nicht locker. Schließlich fügt sich Felix, um es schnell hinter sich zu bringen, trinkt er den Becher in einem Zug aus, dabei entgeht ihm Rudgers siegessichere Grinsen. Schnell macht sich die Wirkung des gehaltvollen Weines bemerkbar, seufzend lehnt er sich zurück, starrt in den Himmel. Eine angenehme Wärme macht sich in seinem Körper breit, er fühlt sich leicht und beschwingt. Der Braunhaarige schenkt nach und nötigt ihn auch diesen Becher zu leeren, der Widerstand ist diesmal nicht der Rede wert. Kurze Zeit später stecken beide übermütig die Köpfe zusammen und lachen. „Weißt du was?...“ Rudger sieht sein Gegenüber genau an „...ich glaube, ich habe mich in dich verliebt“ Felix grinst etwas dümmlich, sein Hirn versucht gerade, die eben gehörten Worte zu verarbeiten „Du spinnst“ brachte er heraus „Nein, Nein, das stimmt schon, gleich als ich dich das erstemal gesehen habe“ der Priester spürt wie sich seine Wangen rot färben, er will aufstehen und gehen, doch der andere hält ihn zurück, ist auf einmal ganz nah bei ihm „Deine Augen und dein Haar haben es mir besonders angetan“ säuselt er dem Blondschopf ins Ohr, entsetzt sieht Felix ihn an, bevor er was sagen kann wird er geküsst, sanft, doch fordernd. Überwältigt vom Alkohol und seinen Gefühlen, hilflos der Situation ausgeliefert gibt er dem Kuss nach und erwidert ihn. Was er nicht ahnt ist, das er mit diesem Kuss sein Ende einleitet. Rudger ist dieser Tage sehr zufrieden mit sich, er ist seinem Ziel ein großes Stück nähergekommen. Felix hat er etwas in Ruhe gelassen, nur gelegentliche Treffen mit einer leichten Berührung hier, einer Geste dort oder mit zweideutigen Wortspielereien. Er muss grinsen, der junge Mann tut ihm fast leid, aber eben nur fast. In der nächsten Woche wollen die Priester wieder zurück, der König begleitet sie, mit ihm natürlich der halbe Hofstaat. Geschickt hat er dafür gesorgt, das auch er mitkommen kann, dafür hat er lediglich den Gutshof seines Vaters, als Quartier zur Verfügung gestellt. Früher hat er die Abgelegenheit des Hofes oft verflucht, nun ist er froh darüber. Der Weg zu den Heiligtümern der Drachenhüter führt praktisch daran vorbei. Dort wird er beenden was er hier angefangen hat, er kann es kaum abwarten. Felix ist nach dem Kuss von Rudger völlig verunsichert, er traut sich nicht mit Romanus darüber zu sprechen, zu peinlich ist es ihm. Rudger lässt ihn zwar in Ruhe, doch wenn er ihn trifft, wird es für den jungen Priester immer schwieriger Haltung zu bewahren. Die intensiven Blicke der grauen Augen, eine zufällige Berührung oder versteckte Anspielungen machen ihm schwer zu schaffen. Warum nur hat er unbedingt mit auf diese Reise wollen, im nachhinein hätte er lieber zu Hause bleiben sollen. Zum Glück reisen sie nächste Woche ab, der König und sein Hofstaat kommen zwar mit, aber es geht wenigstens nach Hause. Am Tag der Abreise stellt er bestürzt fest, das auch Rudger mitkommt, er gibt sich der trügerischen Hoffnung hin, ihm aus dem Weg gehen zu können. Wie gesagt, es ist eine trügerische Hoffnung, der angehende Gutsherr, setzt alles daran, immer öfter in der Nähe des blonden Jünglings zu sein. Der Hohepriester bemerkt schon die Veränderung in Verhalten von Felix, doch die Sorgen um die Zukunft des Landes, halten ihn von Nachforschungen ab. Bald wird er es bitter bereuen müssen. Die Reisegesellschaft legt auf dem Gutgelände eine längere Rast ein, die ideale Gelegenheit für Rudger. Er sucht die Priester auf „Guten Morgen“ grüßt er beide fröhlich „Edler Hohepriester, habt ihr etwas dagegen, wenn ich eurem Schützling die Gegend zeige? Ein längerer Spaziergang tut ihm, nach der ganzen Reiterei, bestimmt gut“ Felix traut seinen Ohren nicht, was macht der Typ da, auf keinem Fall will er alleine mit ihm sein, meint daher „Das brauche ich nicht, es reicht vollkommen, wenn ich den ganzen Tag meditiere, ich brauche keinen Spaziergang“ erstaunt sieht Romanus ihn an, er weiß, das sein junger Begleiter gern durch die Natur streift, auch wenn er sich dabei manchmal verläuft und jetzt schlägt er dieses Angebot aus? Kommt gar nicht in Frage „Mein junger Schüler ich weiß, das ihr darauf brennt hier umherzustreifen, wenn der junge Gutherr euch begleitet, besteht auch nicht die Gefahr, das ihr euch verirrt. Also geht schon, ich erwarte euch nicht vor heute Abend zurück“ Damit ist alles gesagt, er wendet sich seinen Papierrollen zu, beachtet die beiden nicht mehr. Felix sieht ihn groß an, er hat das Gefühl verraten worden zu sein. Entmutigt lässt er den Kopf hängen, fügt sich in sein Schicksal. Vergnügt hakt sich Rudger inzwischen bei ihm ein „Kommt, ich zeig euch die schönsten Flecken hier auf Gottes Erdboden“ Der Blondschopf befreit sich, folgt dem Braunhaarigen aber. Außer Sicht- und Hörweite des Lagers meint Rudger beleidigt „Magst du mich nicht oder warum wolltest du nicht mit mir kommen?“ „Ich weiß nicht“ antwortet der junge Mann an seiner Seite wahrheitsgemäß „Felix, alles was ich dir auf dem Fest gesagt habe stimmt. Das sind meine Gefühle für dich. Im Schloss wagte ich nicht dich darauf anzusprechen, doch hier ist es anders, hier bin ich aufgewachsen, hier sind wir allein“ Er bleibt stehen, sieht direkt in die blaugrauen Augen „Ich schwöre bei allem, was mir heilig ist, ich liebe dich“ Felix schluckt, er weiß nicht was er sagen oder tun soll, vor dieser Situation hat er Angst gehabt, darum hat er vermieden mit Rudger allein zu sein. Stumm wendet er sich ab, geht weiter, vielleicht geht er ja, lässt ihn in Ruhe. Doch er hofft vergebens, Schritte verraten ihm, das der Grauäugige wieder aufholt, schweigend gehen sie nebeneinander her. Aus den Augenwinkel kann er erkennen, das sein Begleiter traurig ist, er glaubt sogar Tränen zu sehen. Mit einem Male fühlt er sich schuldig, er weiß, das es Unsinn ist, aber er fühlt eben so. Er seufzt, bleibt stehen „Ich habe keine Ahnung was du von mir erwartest, ich weiß nicht, was ich tun soll“ Das Gesicht des Anderen hellt sich auf „Ich weiß es aber“ er tritt ganz dicht an seinen Begleiter heran, nimmt dessen Gesicht in seine Hände, küsst ihn, er kann spüren wie sich Felix versteift, spürt dessen Hände auf seinen, spürt die Abwehr. Aber er lässt nicht locker, küsst ihn intensiver, merkt wie die Ablehnung schwindet und sein Kuss schließlich erwidert wird. Da erst löst er den Kuss und strahlt sein gegenüber an. „Komm...“ flüstert er „....ich führe dich zu einem Ort, den kenne nur ich, du bist der erste, dem ich ihn zeige“ Doch es kommt anders als der junge Herr es sich gedacht hat. Felix bricht kurze Zeit später zusammen, sein Körper glüht und doch schütteltet er sich vor Kälte. Er ist krank, hat hohes Fieber, beginnt zu phantasieren. Rudger flucht innerlich, das ruiniert seinen Plan, ihm bleibt nichts anderes übrig, er muss mit dem Kranken den Rückweg antreten. Zum Glück begegnen ihm ein paar Höflinge, die helfen ihm den Fiebernden ins Lager zu bringen. Er lässt Romanus holen, der sich dann erst mal um seinen Schützling kümmert. Später übernimmt er selbst die Pflege, er hat Angst, dass ein anderer, die im Fieberwahn gesprochenen Worte hört und sich einen Reim darauf macht. Nach zwei Tagen sinkt das Fieber endlich und Felix fällt in einen gesunden Tiefschlaf. Als er nach weiteren zwei Tagen die Augen öffnet sieht er als erstes Rudger „Was ist passiert?“ fragt er ihn schwach „Du bist einfach zusammengebrochen und hast zwei Tage lebensgefährlich hohes Fieber gehabt, trotz der Kräuter, die dir Romanus gegeben hat“ „Wo ist er?“ „Er ist mit dem König und seinem Gefolge weitergereist. Ich habe ihm gesagt, das wir, sobald es dir besser geht, nachkommen.“ Erschöpft schläft der Kranke wieder ein, beim nächsten erwachen steht neben seinem Bett ein Tablett mit Essen, dass er hungrig verspeist (natürlich das Essen - nicht das Tablett). Danach fühlt er sich schon viel besser, er legt sich zurück, döst ein bisschen. Er öffnet die Augen und sieht den jungen Gutsherr an seinem Bett sitzen. „Du siehst schon bedeutend besser aus. Die Ruhe und das Essen haben dir gut getan“ „Ich fühle mich auch schon bedeutend besser“ Rudger streichelt sein Gesicht, küsst ihn und diesmal stößt er auf keinen Widerstand, sein Kuss wird intensiver fordernder, er spürt die Leidenschaft, die in Felix erwacht, löst den Kuss „Warte einen Moment“ flüstert er dem Blonden ins Ohr, steht auf verriegelt die Tür, entkleidet sich rasch und schlüpft unter die Decke. Die beiden lieben sich voller Leidenschaft und Felix Schicksal ist endgültig besiegelt. Rudger schafft es, macht sich Felix hörig, indem er nun mit den Gefühlen des armen Jungen spielt, erfährt er fast alle Geheimnisse um die Magie der Drachen und ihrer Hüter. Felix fühlt sich schlecht dabei, aber er kann einfach nicht anders, er sagt ihm alles, was er weiß. Nachdem sie wieder bei Romanus und dem König sind, spioniert er sogar für den Mann, den er zugleich hasst und liebt. Mehrmals versucht er sich einem der alten Priester anzuvertrauen, doch die haben dieser Tage keine Zeit oder verstehen seinen Ruf nach Hilfe einfach nicht. So wird er immer stiller, zieht sich mehr und mehr zurück. Verzweifelt vergräbt er sich in alte Texte um sich abzulenken, um nicht mehr an den Mann zu denken, der auf ihn wartet. Doch es gelingt ihm nie lange und er kehrt zum anderen zurück. Dieser belohnt ihn mit Zuneigung oder straft ihn mit Missachtung. So geht es Wochen hin und her, der König ist längst wieder abgereist, aber Rudger hat sich seine Erlaubnis geholt noch länger bleiben zu dürfen. Niedergeschlagen sitzt Felix im Garten der alten Festungsanlage, die den Drachenhütern schon immer als zu Hause dient, hängt seinen trüben Gedanken nach. So bemerkt er auch nicht die Annäherung Romanus, daher zuckt er heftig zusammen als dieser sich zu ihm setzt „Hast du ein schlechtes Gewissen?“ fragt er scherzhaft, mit großen Augen sieht der junge Mann ihn an und schüttelt den Kopf. „Das habe ich auch nicht angenommen....“ Romanus blickt ernst in die Augen des jüngeren „....ich habe dich in letzter Zeit sträflich vernachlässigt. Ich will es wieder gut machen. Heute Nacht zeige ich dir das Heiligste, was wir hier hüten. Sei kurz vor Mitternacht vor der verbotenen Tür im Verlies, dort offenbare ich dir, was du künftig behüten sollst“ Davon hat der junge Priester immer geträumt, schon als kleiner Junge wollte er der Hüter des tiefsten Geheimnisses werden, nun erfüllt sich sein Wunsch, nur, er kann sich nicht darüber freuen. Wenn er erst um diese Dinge weiß, verrät er es bald auch an Rudger, er würde es nicht lange für sich behalten können. Traurig meint er daher „Es ist eine große Ehre für mich.....aber es ist besser.....ich weiß nichts davon......es ist zu spät für mich“ Nachdenklich sieht der Ältere ihn an, mit dieser Reaktion hat er nicht gerechnet, noch vor einem halben Jahr wäre Felix vor Freude umhergesprungen „Was redest du da, es ist doch das was du immer wolltest. Jetzt auf einem Mal nicht mehr, was ist geschehen? Was hat dich umgestimmt?“ Felix weiß, das jetzt die Gelegenheit ist, um sein Herz zu erleichtern, um seinem Peiniger zu entkommen. Doch er lässt die Gelegenheit verstreichen, zu fest schon hat der Andere seine Seele in der Hand, er weiß, das es für ihn keine Rettung mehr gibt. „Ich kann es euch nicht sagen, ich weiß nur, das die Last zu groß für mich ist“ Der Hohepriester deutet die Zeichen falsch, erkennt nicht die Qual in seinem Schützling, glaubt, ihm sei die Verantwortung zu groß, darum meint er „Jeder hat erst Angst vor der ersten Begegnung mit dem Relikt, doch die vergeht mit der Zeit. Also sei pünktlich“ ergeben nickt der Blonde und Romanus entfernt sich um die heutige Nacht vorzubereiten. Kapitel 4: Entäuschung und Wahnsinn ----------------------------------- Kapitel 4 Enttäuschung und Wahnsinn Bald schon hat er den Mann gefunden, der seine kleine Schwester getötet hat, er legt sich auf die Lauer, beobachtet den Kerl, um sich ganz sicher zu sein. Dann erkennt er den Bogen wieder, den er für Sophie gemacht hat, wieder spürt er das Verlangen zu quälen, zu töten. Schnell sucht er ein Versteck für seinen Bogen, den wird er nicht brauchen, dann geht er auf den Kerl zu. „Hallo, mein Herr....“, spricht er den Mörder freundlich an, „.... ich glaube, ich bin vom Weg abgekommen. Könnt ihr mir helfen?“ Der Kerl zuckt zusammen, seine kleinen fiesen Augen mustern den Jungen von oben bis unten ‚Warum nicht’ denkt er bei sich ‚Ein bisschen Abwechslung tut gut’. „Natürlich kann ich dir helfen, mein Kleiner, aber heute ist es schon spät. Willst du nicht die Nacht bei mir verbringen? Ich zeige dir Morgen dann den richtigen Weg.“, erklärt sich der Ältere bereit. Rupert tut so als überlege er. „Ich nehme ihr Angebot gerne an.“, stimmt er zu. „Schön, dann folge mir, wir müssen noch ein Stück bergauf gehen, dann sind wir da.“, fordert der Größere zufrieden. Er geht voran und Rupert folgt ihm, seinen hasserfüllten Blick unverwandt auf den Mörder gerichtet. Bei der Behausung angekommen sieht sich der junge Mann um. Sie sind jetzt auf einem kleinen Plateau mit Blick über die Wälder, aber er hat für die Schönheit der Gegend keinen Sinn. Die Behausung ist nichts anderes als eine Höhle im Fels, ein schweres Tierfell dient als Tür, drinnen wie draußen gibt es eine Feuerstelle, der Einsiedler bittet Rupert herein. Im Feuerschein ist ein einfaches Strohlager zu erkennen, das als Bett dient. Der Alte lässt seinen Blick gierig über den Köper des Jüngeren gleiten, doch im nächsten Moment weiten sich seine Augen vor Schreck. Rupert wirbelt herum und schlägt zu. Als der Mörder seine Augen wieder öffnet, merkt er, das er an einen Baum gefesselt ist „Wieder wach“ fragt ihn der Jüngling kalt, verwirrt sieht er auf den Jungen „Was habe ich dir getan, das du mich so behandelst. Habe ich dir nicht helfen wollen?“ „Ja....genauso wie meiner Schwester....nicht wahr. Was anderes hast du Schwein doch nicht im Kopf gehabt“ Ruperts Stimme ist völlig emotionslos. Krampfhaft versucht der Gefesselte sich zu erinnern, ja, das kleine Mädchen von neulich, die war süß, ein genießerisches Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus. Der Braunhaarige weiß Bescheid, beginnt mit seiner Folter und damit überschreitet er die Grenze zwischen Rache, die ihm jeder verziehen hätte, und Genuss an der Qual anderer. Nach stundenlanger Folter stirbt der Mörder von Sophie, bei Sonnenaufgang. Das Schlimmste ist aber, das es den jungen Mann gefallen hat, den anderen zu peinigen, sein größtes Bedauern ist, das der Mörder einfach gestorben ist, dafür hasst er ihn noch mehr. Er lässt ihn einfach am Baum hängen und kehrt nach Hause zurück. Das Sommersonnenwendfest ist da, doch auf dem abgelegenen Hof ist nichts mehr wie es war. Bernd und Katie arbeiten nur noch still vor sich hin, sie reden kaum noch miteinander, Rupert hat das Gefühl, sie würden ihm die Schuld am Verlust ihrer Tochter geben, weil sie unbedingt jagen gehen wollte. Trotz allem freut er sich auf das Fest, eigentlich mehr auf Doren. Zur verabredeten Zeit ist er bei ihr zu Hause, um sie abzuholen, besorgt fragt sie ihn „Willst du wirklich auf das Fest gehen? Ich meine ....nach der Sache....mit Sophie“ er lächelt etwas gequält „Sie würde es so wollen.....oder willst du nicht mehr mit mir hingehen?“ sie erwidert freundlich „Wenn du Spaß hast hinzugehen, dann habe ich den auch“ So gehen sie gemeinsam auf das Fest, unterwegs nimmt er schüchtern ihre Hand, sie lässt es zu, denn sie hat Mitleid mit ihm. Auf dem Fest wird getanzt, gelacht, getrunken und geflirtet, spät am Abend geht Rupert mit Dorena spazieren. Er hat ein bisschen getrunken, nicht viel, es reicht aber um mutig zu werden. So bleibt er stehen, dreht Dorena zu sich „Du bist wunderschön“ sagt er zu ihr, sie ist verblüfft über seine Reaktion „Danke, aber...“entgegnet sie, will noch was sagen, doch er verschließt ihr den Mund mit einem Kuss. Erst lässt sie es geschehen, sie ist zu überrascht, doch dann wehrt sie sich „Was soll das? Ich will das nicht“ „Aber... ich dachte.... du magst mich?“ stottert er und wird rot „Ja...“ erwidert sie „....als Freund, aber nicht als Liebhaber. Wie kommst du denn auf diese absurde Idee?“ diese Worte sind wie eine kalte Dusche für ihn, er hält sie immer noch fest, merkt nicht, das er immer fester zugreift „Aua....du tust mir weh.....lass mich los..... sofort“ Er lässt los, sie dreht sich um, läuft zurück, seine Gedanken wirbeln durch den Kopf, ihre Worte erschüttern ihn zutiefst. Nach einer Weile kehrt auch er zurück, auf halben Weg hört er ihre Stimme, sie ist nicht alleine, es ist noch jemand bei ihr, er kennt die Stimme genau, sie gehört Jonas, seinem Freund. Er schleicht näher, hinter ein paar Büschen sieht er die beiden im Mondlicht, sie küssen sich und das nicht nur freundschaftlich. Genau kann er erkennen, das die Hand von Jonas über ihre Brust streicht, dort verweilt um sie zärtlich zu streicheln, dann wandert sie weiter nach unten, über ihren Po um schließlich unter ihrem Rock zu verschwinden. Gebannt starrt Rupert zu dem Paar, er kann seine Augen nicht abwenden, sieht wie es ihr gefällt, wie ihre Hand auf die Suche geht, in Jonas Hose fündig wird. Jonas stöhnt genießerisch auf, der Beobachter glaubt seinen Augen nicht trauen zu können, aber er hätte das noch schlucken können. Doch die nächsten Worte der Beiden treffen ihn zutiefst. Das Pärchen löst sich voneinander „Was ich dir noch erzählen wollte...“ meint sie „....Rupert hat mich vorhin geküsst, ich glaube, der ist verknallt in mich“ bei dem Gedanken lacht sie „Als wenn ich so einen Bauernlümmel an mich ranlassen würde“ Jonas lacht mit „Lass ihn das nicht hören, du hast zuviel getrunken, weißt nicht, was du sagst, immerhin ist er mein Freund“ „Ach tu nicht so, du machst dich doch auch immer lustig über ihn“ „Und der hat dich geküsst...ha....mehr hätte er wohl auch nicht zustande gebracht“ Beide lachen albern, doch in Rupert zerbricht das feine Gespinst der Menschlichkeit, seine bisher unterdrückte wahre Natur bricht sich Bahn, er ballt die Hände zu Fäusten ‚Das zahle ich euch heim, dafür müsst ihr bitter büßen.’ Ein paar Tage später ist Jonas spurlos verschwunden, alle Suche ist vergebens, selbst Rupert kann ihn nicht finden und er ist ein ausgezeichneter Spurenleser. Das rehäugige Mädchen kommt zu ihm, will ihn noch mal um Hilfe bitten „Wer schickt dich?“ fragt er sie „Niemand, keiner weiß das ich hier bin, bitte, hilf mir ihn zu finden“ nachdenklich sieht er sie an „Na gut...wir müssen aber gleich aufbrechen, ich hab noch eine Idee wo er sein könnte“ er nimmt sie bei der Hand „Komm einfach mit“ vertrauensvoll folgt sie ihm. Er führt sie immer tiefer in den Wald, bald kennt sie sich nicht mehr aus, hat jegliche Orientierung verloren, als es anfängt zu dämmern bekommt sie Angst „Wir sollten umkehren und morgen weitersuchen“ schlägt sie ängstlich vor „Der Weg ist zu weit, wir kämen dann nie weiter. Ich kenne hier eine Höhle in der wir übernachten können, morgen früh suchen wir weiter, wenn du damit einverstanden bist“ sie denkt kurz nach „Ist gut.....“ willigt sie ein „....und morgen finden wir ihn?“ „Ja....du findest ihn“ er führt sie zu der Höhle, in der, der Mörder seiner Schwester gehaust hat. Sein Benehmen wird immer unheimlicher je näher sie der Höhle kommen „Du machst mir Angst“ sagt sie schließlich „Sieh, da oben ist die Höhle, du kannst schon raufgehen, ich sammele noch etwas Feuerholz“ Zögernd macht sie sich auf den Weg, ein ungutes Gefühl beschleicht sie, ihr wird bewusst, das sie einen Fehler gemacht hat. Oben angekommen, bewundert sie den schönen Ausblick, vergisst ihre Furcht, dann betritt sie die Höhle, sieht sich um und stößt einen gellenden Schrei aus. Sie hat ihn gefunden, ihren Jonas, sie erkennt ihn an der Kleidung, von dem Rest ist nicht mehr viel zu erkennen, aber er lebt noch „Lauf......weg......flieh“ röchelt er „....er ....ist.... wahnsinnig.....lauf...bevor ....es zu...spät ist“ Sie springt auf, will zum Eingang raus, doch er steht schon da, sieht sie mit irrem Blick an „Ihr habt euch lustig über mich gemacht, dafür bezahlt ihr heute“ Ungehört verhallen ihre Schreie in den Wäldern, dieser Tage wird ein Monster geboren, wie es schlimmer eigentlich keines geben kann. Das Dorf betrauert den Verlust zweier Menschen, alle hoffen, sie seien durchgebrannt und tauchen irgendwann wieder auf. Doch die Hoffnung ist vergebens, im Gegenteil, immer öfters verschwinden Leute aus der Gegend, nie werden sie wiedergefunden. Rupert frönt seinem dunklem Ich, genießt es zu Quälen, zu Töten, zu Missbrauchen. Doch bald ist es ihm langweilig, es ist kein Reiz mehr da. Das Schicksal gibt ihm die Möglichkeit, sein Jagdgebiet erheblich zu erweitern. Als der schwarze Tod über das Land rollt, fordert er auch hier seinen Tribut, Ruperts Zieheltern erliegen der Krankheit, jetzt gibt es nichts mehr was ihn hier hält, er verkauft alles und verschwindet, niemand weiß wohin. Kapitel 5: Verrat ----------------- Hi, weil das letzte Kapitel doch recht kurz war, gibt es gleich noch eins ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Kapitel 5 Verrat Pünktlich findet sich Felix bei der verbotenen Tür ein, seine Neugier ist im Augenblick größer, als die Furcht alles zu verraten. Die Tür schwingt auf, der Hohepriester lässt seinen Nachfolger eintreten, verschließt die Tür. „Alles was du heute siehst und hörst unterliegt der strikten Geheimhaltung, du wirst heute einen Schwur leisten, der dir den Tod bringt, wenn du ihn brichst.“ Ernst sieht der Ältere den Jüngeren an. „Jetzt kannst du noch umkehren, wenn du es willst, wenn nicht, bist du den Rest deines Lebens ausschließlich den Drachen verpflichtet. Also, wie lautet deine Entscheidung?“ Der Angesprochene schließt die Augen ‚Kehr jetzt um’, schreit sein Verstand ihn an, ‚Noch kannst du es’. Aber es ist sein Traum seit jeher, er kann jetzt nicht umkehren, er öffnet die Augen wieder. „Ich kehre nicht um.“, erklärt er mit fester Stimme. Der alte Priester nickt zufrieden und nimmt eine Fackel von der Wand. „Folge mir!", fordert der Hohepriester den jungen Mann auf und geht los. Sie gehen einen dunklen langen Flur entlang, der in einem natürlichen Höhlensystem endet. Romanus kennt den Weg genau, viele Male ist er ihn gegangen, jeder Stein, jede Nische ist ihm vertraut, er braucht die Fackel nicht, die hat er nur wegen Felix, denn er selbst findet den Weg auch im Dunkeln. Seinem Schützling kommt der Weg endlos lang vor, längst hat er Zeitgefühl und Orientierung verloren, er konzentriert sich darauf seinem Meister zu folgen. Vertieft darin nicht zurück zu bleiben, bemerkt er nicht, das Romanus stehen bleibt und rennt ihn fast um „Hier führt eine Treppe nach unten, sei vorsichtig sie ist an manchen Stellen sehr rutschig“ er beginnt mit dem Abstieg und gibt den Blick frei. Felix staunt, er blickt in eine riesige, kreisrunde Höhle, an deren Wände ringsherum Fackeln brennen, in der Mitte der Höhle ist eine Art Altar aufgebaut, mehr kann er noch nicht erkennen. Er wendet sich der Treppe zu, sie ist sehr schmal, steil und führt an der Höhlenwand nach unten, dicht an die Wand gedrückt geht er vorsichtig Stufe für Stufe herunter, ein falscher Schritt und er stürzt in die Tiefe. Unten angekommen hat er die Gelegenheit sich den Altar näher anzusehen, er ist recht schlicht. Es ist ein weißer, rechteckiger Marmorblock an dessen kurzen Seiten je ein Obelisk steht, auf den glattpolierten Oberflächen dieser Gegenstände sind fremde Schriftzeichen und Bilder eingemeißelt. Oben auf dem Altar, in dessen Mitte, sind feine Linien zu erkennen, die scheinbar keinen Sinn ergeben. Trotz seiner Schlichtheit oder wegen seiner Schlichtheit ist er sehr eindrucksvoll. „Beeindruckend nicht wahr?“ erkundigt sich der Älere. Der Jüngling kann nur nicken. „Warte hier einen Augenblick ich bin gleich zurück.“, fordert der Hohepriester den Jüngling auf und verschwindet in einer Nebenhöhle. Der Zurückgelassene wendet sich wieder dem Altar zu, ehrfurchtsvoll berühren seine Finger die Obelisken, betrachtet die Bilder und schreckt zurück. Verwirrt sieht er wieder hin. Das kann nicht sein, das ist unmöglich und doch ist es wahr. Er hat ein Bild entdeckt auf dem er und Rudger dargestellt sind. Dann bemerkt er das manche Bilder verschwimmen und neue wieder auftauchen. ‚Nein...’denkt ‚....ich muss weg, sie werden herausfinden was ich getan habe’ Panisch rennt er auf die Stufen zu, doch er kann sie nicht erreichen, atemlos bleibt er stehen, fällt auf die Knie. Ihm wird bewusst, das er sich in einem magischen Raum befindet, er nur wieder herauskommt, wenn er den Schwur leistet. Der Hohepriester findet ihn bei seiner Rückkehr vor dem Altar kniend, tief in Gedanken versunken. Er berührt ihn leicht an der Schulter. „Komm, du musst erst noch jemanden kennenlernen bevor wir die Zeremonie durchführen.“, fordert der Erfahrene. „Ja Herr, ich komme.“, fügt sich Felix in sein Schicksal. Der Alte führt ihn in den hinteren Teil der Höhle, wendet sich dem Jüngeren zu. „Habe bei dem was jetzt kommt keine Furcht, ich stelle dir jetzt diejenige vor mit der du den Rest deines Lebens zu tun haben wirst.“ Gespannt versucht Felix die Dunkelheit zu durchdringen, er weiß, wer da kommen soll, doch hat er noch Zweifel an der Existenz dieses Wesens. Dann sieht er es. „Das ist Sheherazade, die Anführerin der Drachen.“, hört er den Priester sagen. Zuerst sieht er ihren Kopf mit den unglaublich, intensiven, blauen Augen, so schön geformt, das Weiß der Schuppen bringt sie förmlich zum leuchten, dann der lange, kraftvolle Hals, der in einem kräftigen Körper endet. Die Beine mit den messerscharfen Klauen, der lange Schwanz und die gewaltigen Flügel, deren Haut dünn wie Seide wirkt. Sie ist das schönste Geschöpf, dass er je gesehen hat, trotz ihres Gewichtes ist nichts von ihren Schritten zu hören, doch er spürt ihren Atem und ihren Blick. Alles in allem ist sie wunderschön und sehr gefährlich, sie sieht ihm in die Augen und in die Seele. ‚Sie weiß es’ schießt es ihm durch den Kopf. ‚Sie weiß, was ich getan habe und was ich tun werde’ Sie wendet sich ab, schreitet zum Altar. „Romanus...“, spricht sie, ihre Stimme klingt für Felix so schön, das ihm die Tränen in die Augen steigen. „....lasst uns mit der Zeremonie beginnen.“ So geschieht es auch, der junge Priester ist wie in Trance, später kann er sich nicht einmal mehr an den genauen Wortlaut des Schwures erinnern. Immer wieder gehen ihm die gleichen Gedanken durch den Kopf ‚Sie weiß es und lässt mich doch schwören, warum?’ Am Ende der Zeremonie führt Romanus ihn zu einer kleinen Seitenhöhle. „Dort ist das größte Geheimnis verborgen.“, hört er Sheherazade sagen, der alte Priester geht in diese Höhle und kommt wenig später mit einer Schatulle zurück. „Ich zeige dir jetzt, was du immer bewachen und beschützen sollst. In diesem Kästchen befinden sich die letzten Drachentränen. Niemals darf das hier diese Höhlen verlassen.“, erklärt Romanus. Er öffnet die Schatulle und gibt den Blick auf vier tropfenförmige Steine frei, keiner größer als ein Fingernagel. Felix wirkt enttäuscht. „Meister...“, sagt er, „...das sind doch nur einfache Steine, wieso macht ihr deswegen so einen Aufstand?“ Romanus kann nicht anders, er muss lachen. „Was hat du denn gedacht. Nimm einen der Steine und halte ihn ins Licht.“, weist der Ältere den Blonden an. Der junge Priester nimmt vorsichtig einen der Steine zwischen Daumen und Zeigefinger, dann hält er ihn ins Fackellicht. Ungläubig sieht er wie der Stein sich verändert, er wird immer klarer, strahlt eine unbekannte Macht aus. „Mit diesen Steinen kann Zeit und Dimension beeinflusst werden, er kann gleichermaßen von Gut und Böse genutzt werden. Nur der Preis, den jeder bezahlt für die Nutzung der Magie, richtet sich nach den Motiven des Benutzers.“, erklärt der Drache. „Der Preis?“ hakt der junge Priester verständnislos nach. „Ja, der Preis. Magie gibt nicht nur, sie nimmt auch, je mehr Blut an den Fingern des Nutzers klebt, desto höher ist der Preis und letztendlich zahlt derjenige mit seinem Leben und seiner Seele.“, ergänzt die Drachendame ihre Ausführungen. Zufällig erfährt Rudger von dem größten der Geheimnisse und verlangt von Felix, dass er es für ihn stiehlt. Entsetzt weigert sich dieser, bleibt ein paar Tage standhaft, dann siegt das Verlangen nach Rudgers Zärtlichkeit, er stiehlt das Geheimnis. Überraschender Weise hat er keine Probleme bei der Ausführung, es gelingt ihm leichter als gedacht. Nun ist er auf dem Weg zu seinem Liebhaber, als er ihn sieht, strahlt er ihn an. „Hier....“, und reicht ihm eine lederne Tasche, „Ich habe dir auch noch ein paar Schriftrollen mitgebracht, die sich mit dem Geheimnis befassen.“, informiert der Priester seinen Geliebten. Der Grauäugige interessiert sich im Augenblick nicht für die Papierrollen, er holt einen eingewickelten Gegenstand aus der Tasche, packt ihn aus. Enttäuscht meint er. „Das ist ja nur ein kleiner Stein, willst du mich hintergehen?“ „Nicht nur ein Stein, komm, halte ihn in das Sonnenlicht und sieh genau hin.“, beeilt sich der junge Priester zu versichern. Rudger hält den Stein, der die Form eines Tropfens hat, ins Sonnenlicht und in der Tat, er verändert sich. Er wird durchscheinend mit goldenen und silbernen Partikeln, die das Licht brechen, dadurch den Eindruck erwecken, dass das Licht von innen her kommt. Er sieht tiefer in den Stein, hat auf einmal das Gefühl, in den Stein gezogen zu werden, Felix deckt den Stein schnell zu. „Vorsicht....“, warnt er, „....du musst erst in den Rollen lesen, wie man mit ihm umgeht.“ Sorgsam wickelt er den Stein wieder ein. Rudger steckt ihn zurück in die Tasche, hängt sich die um und wendet sich seinem Gegenüber zu. „Ich bin sehr zufrieden mit dir...“, lächelt er den Blonden an. „...komm her.“ Er zieht ihn zu sich heran, küsst ihn, seine rechte Hand fährt suchend an den Rippen entlang, findet die richtige Stelle und sticht mit dem Dolch zu. Erst mit Felix letztem Atemzug beendet er den Kuss, als Felix auf den Waldboden stürzt, lebt er schon nicht mehr. So hat sich auf grausame Weise der Schwur erfüllt. „Du bist mir nicht mehr nützlich.“, sagt der Braunhaarige kalt. Noch einmal holt er das Päckchen heraus, um es zu betrachten. Ja, dieser Stein, nicht größer als ein Fingernagel, ist wirklich eine Drachenträne, er bemerkt aber nicht, wie etwas Blut in den Stein sickerkt und ihn damit verändert. Kapitel 6: Heiratspläne ----------------------- Kapitel 6 Heiratspläne Mehr als zehn Jahre vergehen, der Mord an dem jungen Priester bleibt ungesühnt, niemand hat verstanden, was mit dem Mann passiert ist, warum er gestohlen hat, für wen er gestohlen hat. Mit der Zeit gerät das Geschehen in Vergessenheit, ebenso wie der Verlust der Drachenträne. Rudger verschafft sich immer mehr Gehör am Hofe, er teilt seine Zeit zwischen Hof und Gut. Auf dem Gut zieht er sich meist in seine Zimmer zurück, studiert die Schriftrollen, experimentiert mit dem geheimnisvollen Stein. Keiner ahnt auch nur etwas von seiner dunklen Seele, so wird er immer mächtiger, aber er wartet geduldig auf den richtigen Moment, dann kann ihn keiner mehr aufhalten. Deringar sieht besorgt zu seiner Frau, sie ist blass und fühlt sich nicht besonders gut. „Du solltest dich hinlegen und ausruhen, meine Liebe“ „Vielleicht hast du recht“ meint sie „Nicht nur vielleicht ich habe recht“ Nathalia erhebt sich um in ihre Gemächer zu gehen, sie ist wieder schwanger, nach mehreren erlittenen Fehlgeburten ist ihr Mann nun sehr besorgt um sie. Ein junges, schwarzhaariges, blauäugiges Mädchen springt auf und eilt zur Königin „Mutter ich helfe dir“ „Danke Letizia, das ist lieb von dir“ Beide gehen in die königlichen Gemächer „Meine Tochter, bald ist die Zeit für dich gekommen um zu heiraten, hast du dir schon mal Gedanken darüber gemacht?“ Sie hat ihrem Mann versprochen mit Letizia darüber zu sprechen, die Gelegenheit ist gerade günstig. Nachdenklich sieht das junge Mädchen seine Mutter an „Ich will einen Mann heiraten den ich liebe und der mich liebt, das ist alles was ich weiß“ „Das wird aber schwierig werden“ sie kennt ihre Tochter und weiß um ihre Meinung über die üblichen Heiratskandidaten „Naja, du hast ja noch ein bisschen Zeit, such dir den besten aus“ Letizia lächelt glücklich, solange sie mitspracherecht hat kann ihr nicht viel passieren. Nathalia wird ihr Kind nicht mehr gebären können, zu der Zeit jagt wieder der schwarze Tod über das Land und holt sich fast die Hälfte der Bevölkerung. Er macht vor niemandem halt, er holt sich jeden, egal ob Arm ob Reich, König, Bürger oder Bauer, keiner entkommt ihm. Deringar zerbricht fast am Tod seiner Frau, er zieht sich immer mehr zurück, das ist die Stunde von Rudger, auf die er geduldig gewartet hat. Er ist inzwischen alleiniger Berater des Königs und zur Zeit leitet mehr er die Geschicke des Landes, als der König. Um endgültig an die Macht zu kommen, macht er Letizia den Hof, wenn es ihm gelingt die Prinzessin zu heiraten, wird er auch bald König, ist am Ziel seiner Wünsche. Doch es ist nicht einfach, das junge Mädchen hat ein feines Gespür für Menschen, instinktiv weiß sie, das mit dem Berater ihres Vaters etwas nicht stimmt. Sie ist ihm gegenüber höflich, aber mehr auch nicht, deutlich hat sie ihm zu verstehen gegeben, das er sich keine Hoffnungen auf eine Heirat machen braucht. Seitdem ist er bestrebt, ihrem Vater einzureden, das er eine Heirat arrangieren muss, aber auch damit hat er keinen Erfolg, noch nicht. Erst als Rudger zu seinem sterbenden Vater reisen muss, nicht das es ihn groß Interessiert ob sein Vater stirbt oder nicht, kann sich der König seinem Einfluss entziehen und trifft wieder seine eigenen Entscheidungen. Genau das hat der Grauäugige befürchtet, er hasst seinen Vater dafür noch mehr. Jetzt sitzt er am Bett des Sterbenden, mimt den trauernden Sohn „Bist du da mein Sohn?“ hört er die alte Stimme „Ja, bin ich“ antwortet er kühl, ausgerechnet jetzt will er seinen Sohn sehen. Sein ganzes Leben lang hat er ihn schikaniert, gestraft, geprügelt, zum Schluss ignoriert. Nun macht der Alte einen auf liebenden Vater, sein Sohn hat nur Verachtung für ihn übrig. „Ich muss dir noch was erzählen....etwas wichtiges....“ Rudger verzieht den Mund ‚Jetzt beichtet er auch noch’ „....du...hast... einen....Bruder....“ er muss verschnaufen, das reden strengt ihn an „ .....einen Zwillingsbruder.....hörst du....du musst....ihn finden“ der junge Gutsherr sitzt da wie vom Donner gerührt, er hat einen Bruder, sogar einen Zwillingsbruder und der alte Knilch hat ihm das die ganze Zeit verschwiegen. Der Alte zieht einen Briefumschlag unter der Decke hervor „....Sohn....hier steht....alles...ge..sch..rieben.“ er hat nicht mehr die Kraft den Arm zu heben „Bitte....vergib....mir.....“ flehentlich sieht er seinen Sohn an, doch der zeigt keinerlei Regung. Mit kalten Augen sieht er seinem Vater zu, wie er den letzten Atemzug macht, ungerührt nimmt er den Brief und geht. In seinen Gemächern liest er den Brief, dort steht alles, was er wissen muss, der Name der Hebamme, sogar wo sie den Jungen hingebracht hat und wie er heißt, Rupert, ob diese Namenähnlichkeit Zufall ist? Außerdem hat der Alte als letzten Willen verfügt, das sein ganzes Besitztum je zur Hälfte an seine Söhne geht. Wütend verbrennt er den Brief, sein Bruder kann bleiben wo der Pfeffer wächst, er hat nicht vor ihn zu suchen. Nachdem er hier alles geregelt hat, was zu seinem bedauern viel länger dauert als gedacht, kehrt er wieder an den Hof zurück. Dort muss er feststellen, das sein Einfluss auf den König stark gesunken ist, das hat er der Tochter des Königs zu verdanken. ‚Werd du erst mal meine Frau, dann wirst du dafür büßen’ knirscht er innerlich mit den Zähnen. Die Zeit vergeht, Letizia macht immer noch keine Anstalten zu heiraten, sie lehnt alle Kandidaten kategorisch ab. Doch der Druck wächst, selbst ihr Vater beginnt sie zu drängen, schließlich fügt sie sich zum Schein und erreicht damit noch einen Sommer Bedenkzeit. Den will sie auf dem Land verbringen, fern von allem höfischen Getue, ihr Vater lässt ihr den Willen. Sehr zum Bedauern Rudgers, er will beim König bleiben, aber auch Letizia für sich gewinnen, letztendlich entscheidet er sich für den König, denn er wird das letzte Wort haben, wenn es um die Heirat geht. Romanus, der Hohepriester, bittet den König um sein Erscheinen bei den Drachenhütern, er selbst sei schon zu Alt um zu Reisen. Zu gern erfüllt Deringar dem alten Priester den Wunsch, so kommt er auch mal wieder aus dem Schloss, außer der üblichen Begleitung kommt diesmal auch sein Bruder Gorwin mit. Lange hat dieser sich vom Hofe ferngehalten, er will mit dieser scheinheiligen Welt nichts zu tun haben, er ist froh, das er nicht die Last der Krone tragen muss. Auch jetzt ist er nur auf Wunsch seines Bruders hier, warum dieser ihn hier haben will hat er ihm noch nicht gesagt. Der König hofft auf die Unterstützung seines Bruder, ihm wird im Moment alles zuviel, er trauert immer noch um seine Frau. Seine Tochter strapaziert seine Nerven mit ihrer ablehnenden Haltung der in Frage kommenden Heiratskandidaten, sein Berater drängt ihn ständig, einfach jemanden auszusuchen und die Heirat einfach anzuordnen. Wobei sich Rudger wahrscheinlich für den Richtigen hält, den Letizia heiraten soll. Doch sie hat ihrem Vater unmissverständlich zu verstehen gegeben, das sein Berater überhaupt nicht in Frage komme, den wolle sie auf keinen Fall heiraten und wenn sie dafür in den Kerker muss. Zu allem Überfluss droht die Bevölkerung sich in zwei Gruppen zu spalten, die einen geben den Drachen alle Schuld an jedem Unglück, vor allem nach der Pestwelle wurden massiv Stimmen laut, die meinten die Drachen haben die Pest geschickt. Auf der anderen Seite diejenigen, die diese Geschöpfe in Schutz nehmen und versuchen die Vorwürfe zu widerlegen. Dazu kommen noch die Räuberbanden, die immer dreister werden, rauben, plündern, schänden und morden. Vergeblich versuchen seine Soldaten Herr der Lage zu werden, denn immer, wenn sie vor Ort sind, sind diese wie vom Erdboden verschluckt. So brodelt es in diesem Land und ihr König hat den Eindruck, das ein kleiner Funke genügt und es kommt zu einer Explosion. Darum hat er seinen Bruder hergebeten, er braucht einfach seine Unterstützung. Romanus kommt dem König entgegen, er ist wirklich alt geworden, nichts ist mehr übrig von dem energischem Hohepriester, den Deringar damals kennengelernt hat. Er erinnert sich auch an seinen Begleiter, der ein so tragisches Ende gefunden hat. „Mein König, ich danke euch, das ihr meiner Bitte Folge geleistet habt“ „Schon gut, es tut gut, mal wieder aus dem Schloss zu kommen, ohne irgendwelche Truppen inspizieren zu müssen oder geplünderte Ländereien zu besichtigen. Also, warum sollte ich euch hier aufsuchen?“ „Wie ich euch damals schon sagte, das Böse ist in eurer Nähe....“ „Und einer wird das Ende und den Anfang bringen. Ich weiß, ihr habt es mir schon gesagt, aber was ist jetzt anders oder neu?“ „Das Hoheit, erfahrt ihr heute Nacht“ meint der Hohepriester geheimnisvoll. Unterdessen auf dem königlichem Landsitz, Letizia genießt ihre Freiheit hier, keiner schreibt ihr etwas vor. So hat sie sich angewöhnt, morgens aus dem Haus zu schleichen, um alleine auszureiten, in der Stadt ist so was unmöglich. Sie liebt diese Ruhe morgens, liebt es, wenn die Tiere langsam munter werden und die Sonne über den Bergen aufgeht. Oft reitet sie in ein kleines Tal, das auf sie wirkt, als wäre es verzaubert. Im hinteren Teil des Tales stürzt ein Wasserfall von den Bergen herab, an dessen Seiten wachsen Moose und Flechten. Um den Fuß des Wasserfalles hat sich ein kleiner, glasklarer See gebildet, an dessen Ufern wachsen Gras, Büsche, Sträucher und Bäume. In der Mitte dieses Tals schlängelt sich ein Bach, der scheinbar im Fels verschwindet. Im Frühjahr ist hier alles mit Blumen übersät, Schmetterlinge flattern vergnügt von Blume zu Blume und die Bienen sammeln emsig die Pollen. Im Sommer ist alles sattgrün, Rehwild äst ungestört, genauso wie Hasen. Der Herbst ist hier auch atemberaubend, wenn sich alles Laub rot verfärbt, die Sonne die Blätter bestrahlt, dann leuchtet alles in diesem Tal in verschiedenen Rottönen. Selbst der Winter hat hier seinen Reiz, wenn er alles unter einer weichen Schneedecke versteckt. Letizia ist in jeder Jahreszeit schon hier gewesen und es hat immer die gleiche Wirkung auf sie gehabt. Jetzt ist sie hier, weil sie ungestört nachdenken kann, keiner drängt sie zur Heirat, niemand beobachtet sie auf Schritt und Tritt. Hier hält sie gerne Zwiesprache mit ihrer Mutter. Doch heute ist sie nicht allein, sie merkt es nicht, aber sie wird beobachtet, ein paar graue bösartige Augen folgen ihr. Der Besitzer dieser Augen kennt sich im Wald aus, weiß wie er sich anschleichen muss um nicht entdeckt zu werden. Er ist fasziniert von diesem Mädchen mit den unglaublich blauen Augen, ihrem schwarzen Haar und ihren geschmeidigen Bewegungen. Er schließt kurz die Augen, stellt sich vor, diesen Körper zu lieben, zu streicheln, zu besitzen. Doch er weiß, wem er folgt, sie ist die Tochter des Königs und nur diese Tatsache schreckt ihn noch ab, sie sich zu holen. Aber der Drang in ihm wieder zu quälen wird immer stärker, er wendet sich ab, sie ist noch nicht dran. Leise geht er, um sich ein anderes Opfer zu suchen. Die Prinzessin ahnt nicht in welcher Gefahr sie geschwebt hat, unbekümmert reitet sie zum Wasserfall, sitzt dort ab, entkleidet sich und geht im See schwimmen. Anschließend lässt sie sich von der Sonne trocknen, gerade als sie sich ankleiden will, hört sie ein Geräusch vom Wasserfall her, schnell dreht sie sich um, sieht gerade noch wie eine Gestalt aus dem Wasserfall hervortorkelt und in den See stürzt. Mit großen Augen starrt sie dahin, wo der Fremde wieder auftauchen müsste, als er es nicht tut, springt sie ohne zu zögern in den See. Schnell erreicht sie die Stelle, an der diese Gestalt ins Wasser gestürzt ist, sie taucht paar Mal, dann hat sie ihn gefunden, ergreift ihn, holt ihn an die Wasseroberfläche. Zügig schwimmt sie mit ihm an das Ufer, zieht ihn aus dem Wasser, dann kniet sie neben ihm im Sand. Hustend versucht der Unglückliche Luft in seine Lungen zu pumpen, als es ihm endlich gelingt, öffnet er seine Augen und sieht Letizia direkt an „Bist du eine Wassernixe?“ fragt er heiser, verduzt entgegnet sie „Wie kommst du denn darauf?“ „So wie du aussiehst und gekleidet bist, kann es doch nicht anders sein“ Sie sieht an sich herunter, läuft rot an und verschwindet schnell im Wasser. Sie hat bei der ganzen Aufregung vergessen, das sie nichts anhat, wütend funkeln ihn ein paar blaue Augen an. „Wer bist du? Und woher kommst du? Deine Kleidung wirkt fremd“ erkundigt sie sich zornig „Hm... zuletzt war ich in Peru, in den Bergen und habe eine Höhle untersucht. Dann bebte die Erde, ich stürzte und fiel hier ins Wasser.....“ er lässt den Blick schweifen „...und hier ist nicht Peru. Sag mir doch, wo ich bin, vor allem, wer du bist, kleine Nixe“ „Sag mir zuerst wer du bist“ meint sie trotzig, langsam wird ihr kalt „Oh, entschuldige, ich bin Eddie Cahill. Beantwortet das deine Frage?“ Sie nickt, kann ein Zittern kaum unterdrücken „Du bist hier in Gesyria, und ich bin Letizia, Deringars Tochter“ jetzt ist er an der Reihe zu nicken, dann bemerkt er ihr Zittern „Komm aus dem kalten Wasser heraus, du holst dir sonst noch den Tod“ „Würde ich gerne, aber dafür musst du dich umdrehen....“ wieder wird sie rot „....wie du weißt, habe ich nichts an“ Eddie beeilt sich mit dem Umdrehen, er hört, wie sie das Wasser verlässt und sich anzieht „Gut ich bin angezogen“ Kapitel 7: Der, der das Ende und den Anfang bringt -------------------------------------------------- Kapitel 7 Der, der das Ende und den Anfang bringt Deringar steht um Mitternacht bei dem vereinbarten Treffpunkt und wartet auf Romanus, er fragt sich, was ihn heute erwarten wird. Ein junger Priester kommt. „Eure Hoheit, ich soll euch zu der verbotenen Tür bringen, wenn ihr mir bitte folgen wollt.“, fordert dieser den Herrscher auf. Der König nickt, folgt dem jungen Priester, der schließlich vor einer Tür stehen bleibt. „Hier wird Romanus euch abholen, habt noch etwas Geduld.“, teilt er dem Älteren noch mit und entfernt sich dann eilig. Der Priester lässt einen ungehaltenen Monarchen zurück. Zum Glück wird seine Geduld auf keine harte Probe gestellt, kurz nach dem er zurückgelassen wird, öffnet sich die Tür, Romanus kommt heraus, überzeugt sich, das kein anderer Anwesend ist und bittet den König herein. Sorgsam verschließt er die Tür wieder. „Herr, alles was ihr heute zu sehen bekommt, muss geheim bleiben, niemals dürft ihr ein Wort darüber verlieren. Werdet ihr euch daran halten?“ bittet der Hohepriester den Monarchen. Über soviel Geheimnistuerei ist er doch verwundert. „Ich werde alles, was hier heute geschieht mit in mein Grab nehmen. Niemand wird etwas erfahren. Ihr habt mein Wort darauf.“, erklärt Deringar. Zufrieden nickt der Hohepriester, nimmt eine Fackel von der Wand. „Dann folgt mir bitte.“, fordert der Drachenhüter den König auf. Der König geht den gleichen Weg, den vor Jahren ein junger blonder Priester ging, auch er staunt über die Kreisrunde Höhle mit dem Altar in der Mitte. Bewundernd betrachtet er die Obelisken rechts und links vom Altar. Der Hohepriester ist in der hinteren Höhle verschwunden, kommt aber nach wenigen Minuten wieder. „Hoheit, hier ist jemand der direkt mit euch zu sprechen wünscht“ er deutet nach hinten, neugierig sieht Deringar dorthin. Als er erkennt wer dort kommt, stockt ihm der Atem. Den Jahrhunderte alten Schwur hat er abgelegt, doch nie hat er sie gesehen, er hat geglaubt sie seien längst nur noch ein Mythos. Jetzt steht er einem gegenüber, sieht in dessen blaue Augen. „Kommt ruhig näher, ihr braucht keine Furcht vor mir zu haben“ Sheherazades Stimme wirkt beruhigend. Der König verneigt sich vor ihr, er kann nicht anders, er muss es einfach tun. Überwältigt betrachtet er sie, so schön hat er sich die Drachen nie vorgestellt, doch die scharfen Zähne und Klauen zeigen ihm, das diese Tiere auch sehr gefährlich sein können. „Ihr wolltet mich sprechen?“ fragt er vorsichtig, sie nickt zur Bestätigung „Warum? Romanus hat mir doch schon alles erzählt“ „Ja, er hat dir erzählt was er weiß, nicht was ich weiß“ Irritiert sieht der König sie an „Ich dachte immer die Drachenhüter wissen alles, was ihr wisst. Warum jetzt dieser Unterschied?“ Sie scheint amüsiert zu sein „Sie sind zwar durch unsere Magie in der Lage einen Blick in die Zukunft zu werfen, aber es heißt nicht, das sie alles sehen oder das, was sie sehen, auch verstehen. Deringar, eure Zeit neigt sich langsam dem Ende zu. Wir müssen einen weiteren Pakt schließen, der unser aller Zukunft festigt. Doch für diesen ist noch Zeit, erst wenn eure Tochter sich entschieden hat, wird feststehen was wir tun müssen“ „Heißt das, mit der Wahl ihres Ehemannes entscheidet meine Tochter über die Zukunft des Landes? Muss ich das so verstehen?“ „Wenn ihr es so sehen wollt, ja. Ich muss euch noch einmal darauf hinweisen, alles was hier gesprochen wird, ist nicht für andere bestimmt. Ihr dürft eure Tochter nicht beeinflussen, nicht einmal ich kann sagen, welche ihrer Wahl gut oder schlecht sein wird“ „Im Augenblick bin ich froh, wenn sie sich überhaupt entscheidet“ „Das wird sie, schneller als euch lieb ist, dann kommt ihr wieder her. Bis dahin hütet euch vor dem Bösen in eurer Nähe“ Langsam zieht sich der Drache in die Dunkelheit der hinteren Höhle zurück und lässt einen sehr nachdenklichen Vater zurück. ‚Merkwürdig’ denkt sie ‚Ich kenne ihn nicht und doch habe ich das Gefühl, das ich zu ihm gehöre’ Während sie nachdenkt betrachtet sie ihn, er ist fast einen Kopf größer als sie, hat ein markant schönes Gesicht mit freundlichen, hellgrünen Augen, sein dunkelblondes Haar ist total struwelig getrocknet, gibt ihm ein verwegenes Aussehen. Wenn er lächelt bilden sich kleine Grübchen um die Mundwinkel, sie fühlt sich zu ihm hingezogen. So wie sie ihn betrachtet, mustert er sie auch, am auffälligsten findet er ihre wunderschönen saphirblauen Augen, unterstrichen von einer feinen Nase und einem perfekt geformten Mund mit vollen Lippen, die zum Küssen einladen. Dann ihr zierlicher Körper, wohlgeformt, durch ihr langes Kleid richtig zur Geltung gebracht. Ihr schwarzes langes Haar, das sie offen trägt, verführt zum reingreifen, es ist bestimmt weich und seidig. ‚Ist schon komisch’ geht es ihm durch den Kopf ‚mit ihr würde ich gern alt werden. Sie ist die Frau, die ich heiraten will’ „Was jetzt?“ fragt er leichthin „Wir haben uns nun gegenseitig gemustert, sagen wir einander was wir von dem anderen halten. Oder schickt sich das nicht?“ „Hast du Hunger?“ antwortet sie mit einer Gegenfrage, er kann es nicht abstreiten. Sie geht zu ihrem Pferd, holt einen Beutel aus der Satteltasche ‚Gut, das ich mir heute etwas mitgenommen habe’ kehrt zu ihm zurück „Hier....“ meint sie, hält ihm den Beutel hin „....ist etwas Fleisch, Brot und Obst drin. Wenn du Durst hast....“ sie deutet zum Bach „....da ist Wasser genug“ „Du nicht?“ sie schüttelt ablehnend den Kopf „Dann will ich auch nicht“ „Wieso nicht, ich kann deinen Magen bis hierhin knurren hören“ leichte röte zieht über sein Gesicht, das lässt ihr Herz schneller schlagen, sie ertappt sich bei dem Gedanken, das sie ihn gern auf ihrer Haut spüren würde ‚Sei nicht so dumm’ schimpft sie sich aus ‚Du kennst ihn doch gar nicht’ „Einverstanden, wenn wir teilen?“ sie steht immer noch vor ihm, hält ihm den Proviant hin, er sieht zu ihr hoch, sie hat die Sonne im Rücken, sodass er ihr Gesicht nicht genau erkennen kann. „Einverstanden“ er greift nach dem Beutel, erwischt ihre Hand, hält sie fest, zieht sie zu sich herunter. Sein Atem wird schneller ‚Oh man, mich hat’s voll erwischt’ wirbelt es durch seinen Kopf, sie sitzt jetzt neben ihm, sieht ihn an, er hat keinen Hunger mehr, legt den Beutel achtlos beiseite. Er rückt näher an sie heran, streicht mit seiner Hand über ihr Gesicht, sie schließt die Augen, genießt es, als sie diese wieder öffnet ist sein Gesicht ganz nah bei ihrem. Ihr Herz rast, sie spürt die Sehnsucht ihres Körpers nach seinen Liebkosungen, gibt dem nach, küsst zögernd seine Lippen, er erwidert genauso zögernd. Beide sind sich nicht sicher, ob sie tun sollen, was ihre Körper verlangen, doch aus dem zögerndem Kuss wird ein intensiver, daraus ein leidenschaftlicher, fordernderer Kuss, beide vergessen alle Zweifel und geben sich ihrem Verlangen hin. Für sie ist klar, das sie den Mann gefunden hat, den sie heiraten will. Sie will Eddie, sonst keinen, es muss ein Wink des Schicksals sein, das sie ihm ausgerechnet in diesem Tal begegnet ist. Auch er ist sich jetzt sicher, das er sie um jeden Preis heiraten will. Später gehen beide schwimmen, lieben sich, können nicht genug voneinander bekommen „Es ist schon spät...“ meint Letizia schließlich, als sie wieder angekleidet sind „....ich muss zurück, sonst suchen sie mich noch“ sie legt ihre Arme um seinen Hals und sieht zu ihm auf „Begleitetst du mich?“ er drückt sie an sich, küsst sie, bevor er antwortet „Gern begleite ich dich, ich würde ungern alleine hier in diesem Tal bleiben. Wie ich dir gesagt habe, war ich eigentlich in Peru und dort muss ich auch wieder hin, leider habe ich keine Ahnung wie“ Sie löst sich von ihm, geht zu ihrem Pferd „Du willst wieder zurück? Warum bleibst du nicht hier?“ fragt sie traurig „Ich will ehrlich zu dir sein...“ er geht zu ihr, nimmt sie in den Arm „....ich liebe dich und ich möchte nichts lieber als mit dir zusammenzusein, doch ich gehöre nicht hierher. Eine gewisse Zeit kann ich sicher bleiben, aber irgendwann muss ich wieder nach Hause“ sie lässt sich seine Worte durch den Kopf gehen, sie weiß, das er recht hat. An ihn gelehnt denkt sie nach, sie will ihn nicht aufgeben und fasst einen Entschluss „Ich werde dich begleiten, wenn du gehst“ verblüfft sieht er sie an „Bist du dir da sicher? Es würde heißen, das du deine Familie, deine Freunde aufgeben musst“ Sie lächelt ihn an „Glaub mir, ich lasse dann viel mehr zurück, als du jetzt denkst. Genug geredete, wir müssen los“ Wütend läuft Deringar auf und ab „Ihr lasst meine Tochter, ohne Wachen, den ganzen Tag alleine in der Wildnis? Wofür bezahle ich euch eigentlich? Wenn meiner Tochter irgendetwas passiert ist.......dann......dann“ völlig eingeschüchtert steht der Kommandant der Leibgarde Letizias vor seinem König, gerade musste er ihm beichten, dass seine Tochter sich heute morgen aus dem Haus geschlichen hat und bis jetzt immer noch nicht zurück ist. Solange ist sie sonst nie weg gewesen, das behält er aber lieber für sich, wenn der König wüsste, das sich seine Tochter jeden Morgen aus dem Haus schleicht und keiner weiß, wo sie sich aufhält, hätte es ihm seinen Kopf gekostet. Inständig hofft er, das die Prinzessin ihrem Vater auch nichts davon erzählt, er würde seinen Kopf sicher auch nachträglich noch verlieren. „Nanu Vater, was machst du den hier. Ich habe dich gar nicht erwartet“ Beim Klang ihrer Stimme dreht sich der König um, das steht sie in der Tür mit einem unschuldigen Blick, erleichtert eilt er auf sie zu und nimmt sie in den Arm. Danach schiebt er sie von sich und funkelt sie böse an „Mach das nie wieder, hast du verstanden, schleich dich nie wieder aus dem Haus, wenn du das noch ein einziges Mal machst, sperre ich dich ein. Verstanden!?!“ Verwirrt sieht sie ihren Vater an, bislang hat er keine Einwände wegen ihren Eigenmächtigkeiten gehabt und nun diese Standpauke „ Bisher war das doch kein Problem für dich, was hat sich geändert?“ „Was sich geändert hat? Bist du blind und taub gegenüber deiner Umwelt? Hier läuft ein Irrer rum, der ermordet seine Opfer nicht einfach, der fügt ihn die schlimmsten Qualen zu, die man sich denken kann und noch mehr“ „Du hast Angst um mich gehabt?“ „Natürlich, was denkst du denn, du bist alles was ich noch habe, ich will dich nicht an so ein Monster verlieren“ langsam hat er sich wieder beruhigt „Geh dich umziehen, damit wir bald essen können“ Eigentlich ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, das weiß sie, aber Eddie ist nun mal hier „Ich habe einen Gast mitgebracht....“ sagt sie vorsichtig, ihr Vater sieht sie an, hebt fragend eine Augenbraue „....ich habe ihn unterwegs getroffen und eingeladen. Ich konnte ja nicht ahnen, das du hier bist“ Inzwischen ist sie wieder bei der Tür, geht kurz raus, kommt mit Eddie wieder rein „Das ist Eddie Cahill“ stellt sie ihn vor, sie wendet sich Eddie zu „Das ist mein Vater Deringar....“ nach kurzem zögern fügt sie hinzu „...König von Gesyria“ Eddie fühlt sich gar nicht mehr wohl in seiner Haut, sie ist eine Prinzessin, er hat sich in eine leibhaftige Prinzessin verliebt, innerlich stöhnt er. Gerade hat er miterlebt, wie er auf ihren Ungehorsam reagiert hat, was macht er erst mit ihm, wenn er erfährt, was heute in diesem Tal passiert ist. Er wirft Letizia einen säuerlichen Blick zu, sie hätte ihn ruhig vorwarnen können. Dem König entgeht dieser Blick nicht, sein Gesicht verfinstert sich als er die jungen Leute betrachtet, es missfällt ihm auch, das die beiden sich immer noch an den Händen halten. Sheherazade fällt ihm ein, was hat sie noch gesagt, seine Tochter wird sich schneller entscheiden als ihm lieb ist. Aber so schnell, damit hat er nicht gerechnet, erst muss er mehr über diesen Cahill erfahren, komischer Name, komische Kleidung. „Wenn Letizia euch eingeladen hat, soll es mir recht sein...“ an seine Tochter gewandt „....kümmere du dich um seine Unterbringung“ Sein Blick fällt auf den Kommandanten, der immer noch wie angewachsen dasteht „Was macht ihr noch hier....“ donnert er plötzlich los „....raus und wenn ich euch noch einmal bei einer Pflichtverletzung erwische, mache ich euch persönlich um einen Kopf kürzer, verstanden?“ „Ja Herr, einen Kopf kürzer bei einer weiteren Pflichtverletzung“ eiligst verlässt er den Raum. Kapitel 8: Erfülltes Versprechen -------------------------------- Kapitel 8 Erfülltes Versprechen Eddie Cahill hat einen schweren Stand bei Letizias Vater, zwei Tage steht er nun schon Rede und Antwort, immer wieder stellt der König ihm die gleichen Fragen. Immer wieder bekommt er die gleichen Antworten, jedes Mal mit dem Zusatz Letizia aufrichtig zu lieben. Sie selbst bekommt er kaum zu sehen, sie wagt es auch nicht ihren Vater zu stören. Erst als dem Herrscher keine weiteren Fragen einfallen, dürfen die beiden sich wieder sehen, aber auch nur wenn eine Zofe mit anwesend ist. Für Beide ist es wie eine Strafe, sich sehen, aber sich nicht berühren dürfen, reden, aber sich nichts sagen dürfen. Sie halten es nicht lange aus, in einer sternklaren Sommernacht, schleichen sie sich aus dem Haus, suchen sich im Garten ein ruhiges Plätzchen. Eng aneinandergeschmiegt sitzen sie auf der Bank „Ich glaube, dein Vater mag mich nicht besonders“ „Was bringt dich auf den Gedanken?“ „Du bist lustig, erst das Verhör, dann der finstere Blick, den er immer bekommt, wenn er mich ansieht“ sie lacht „Ich würde mir Gedanken machen, wenn er das nicht täte. Wahrscheinlich hat er Angst mich ganz an dich zu verlieren“ nach kurzem schweigen meint er „Ist seine Angst nicht begründet? Natürlich nur, wenn du deine Meinung nicht geändert hast“ „Nein, habe ich nicht“ „Bist du dir auch wirklich sicher, das du mit mir kommen willst? Du wirst hier eine Menge zurücklassen, vielleicht auch viele Menschen enttäuschen. Kannst du das mit dir vereinbaren?“ Als Antwort bekommt er erst einen Kuss „Liebster, ich will nur an deiner Seite sein, sonst nirgends. Bedeutet es, das ich diese Welt verlassen muss, dann ist es eben so. Ich ändere meine Meinung nicht mehr. Ohne dich kann ich nicht mehr leben“ „Mir geht es genauso, ich kann ohne dich nicht mehr sein“ Ein leidenschaftlicher Kuss besiegelt ihre Versprechen. Das gibt dem Lauscher die Möglichkeit, sich unbemerkt zurückzuziehen, er geht auf sein Zimmer, legt sich auf sein Bett und denkt nach. Das eben gehörte macht ihn traurig, erinnert ihn auf der anderen Seite an seine Jugend, als er und Nathalia sich gefunden hatten. Beide Väter waren mit ihrer Verbindung nicht einverstanden, vielleicht liegt es ja in der Natur der Väter, mit der Partnerwahl ihrer Kinder nicht zufrieden zu sein. Entscheidet er gegen den Fremden, verliert er seine Tochter ganz und gar, lässt er ihr den Willen verliert er sie auch, aber sie behält ihn in guter Erinnerung und er behält ihre Liebe. Es ist egal wie er sich entscheidet, alles bedeutet den Verlust seiner Tochter. Finster sieht er Eddie am nächsten Morgen an „Meine Tochter ist etwas besonderes, fügst du ihr leid zu, gibt es keinen Ort, in dieser oder deiner Welt, an dem du dich verstecken kannst. Ich werde dich überall finden. Habe ich mich klar genug ausgedrückt, junger Mann?“ so drohende Worte am frühen Morgen, Eddie kann nur nicken, steht stocksteif. Langsam begreift er den Sinn dieser kleinen Rede, seine Augen leuchten auf „Heißt das, ihr habt nichts gegen unsere Beziehung?“ fragt er vorsichtig „Ich habe meiner Frau versprechen müssen, das unsere Tochter aus Liebe heiraten darf. Bei soviel Liebe zwischen euch, kann ich mich nicht weigern. Das bedeutet, mein Lieber, in zwei Wochen ist Hochzeit ob du nun willst oder nicht. Jetzt geh, ich muss noch mit meiner Tochter reden, bevor du mit ihr redest“ Deringar sucht seine Tochter in ihrem Zimmer auf „So meine Liebe...“ meint er streng zu ihr „....die lustigen Zeiten sind vorbei. Ich habe mich entschieden, in zwei Wochen heiratest du den Mann, den ich bestimme“ „Nein, tu ich nicht“ sagt sie prompt „Es gibt nur den einen, den ich will, ich heirate keinen von diesen....diesen....Möchtegern......was weiß ich“ sie redet sich in Rage „Schluss jetzt...“ donnert ihr Vater los „...Ich habe genug. Jeder liegt mir in den Ohren, das ich dich verheiraten soll. Und genau das tue ich jetzt. Die Boten sind schon unterwegs, wenn wir in der Stadt ankommen, werden die Feierlichkeiten beginnen...“ Ihre Augen füllten sich mit Tränen „....und wage es ja nicht unglücklich auszusehen, wenn du Eddie heiratest. Verstanden?“ Zufrieden mit sich wartet er auf ihre Reaktion, dieses kleine Theater ist die Strafe für ihren ständigen Ungehorsam. Tränen kullern schon die Wangen herunter, alles an ihr ist auf Abwehr „Wen soll ich heiraten?“ fragt sie leise nach, er kann seine finstere Mine nicht aufrechterhalten muss lachen „Na wen schon, deinen Eddie natürlich. Das kleine Theater musste sein, du weißt, das du es verdient hast“ sie nickt, im nächsten Moment hängt sie ihrem Vater am Hals „Danke...“ heult sie in seine Jacke „..du bist der beste“ er nimmt sie kurz in den Arm, schiebt sie dann von sich „Nun geh schon, such deinen Freund....er weiß es übrigens schon“ Er hört nur noch die Tür ins Schloss fallen, er lacht, sein Blick fällt auf ein Bild seiner Frau „Bist du zufrieden mit mir, meine Liebe, ich habe mein Versprechen erfüllt“ Verstimmt wandert er in seinem Zimmer auf und ab, es passt ihm nicht, hier im Schloss alleine zu sein. Der König ist bei den Drachenhütern, Letizia auf dem Landsitz, somit sind beide weit entfernt, weg von seinem Einfluss. Wie kann Deringar es nur zulassen, das seine Tochter den Sommer auf dem Land verbringt, das raubt ihm kostbare Zeit. Er ist sich sicher, das er sie für sich gewinnen kann, auch wenn sie ihm das Gegenteil gesagt hat. Wenn er sie erst mal geheiratet hat, ist ihm ihr Widerstand egal, er wird sie dann schon willfährig bekommen. Sein Einfluss auf den König verringert sich auch immer regelmäßig, wenn der Herrscher ohne ihn reist. Jedes Mal muss er wieder von vorne beginnen, er seufzt, im Augenblick ist es ein hartes Stück Arbeit, seinem Ziel näher zukommen. Was ihn auch beunruhigt ist die Tatsache, das in der Gegenden des königlichen Landsitzes ein irrer Mörder sein Unwesen treibt. Prinzipiell ist es ihm egal, was der Kerl da treibt, Hauptsache er macht ihm keinen Strich durch die Rechnung, eigentlich muss er ihm dankbar sein, denn der Unmut der Bevölkerung wächst mit jedem neuen Mord. Bei diesen Gedanken fällt ihm wieder ein, das auch er wieder auf reisen gehen muss. Er muss wieder einige Partner instruieren und bezahlen, er grinst vor sich hin, gegen die kommenden Gerüchte wird der König einen schweren Stand haben. So in seine eigenen Pläne vertieft, trifft ihn die Nachricht eines Boten des Königs, wie ein Keulenschlag. „Was hat der König angeordnet? Wiederhole das noch mal“ ungläubig starrt er den Überbringer an „Seine Majestät hat befohlen, die Hochzeit seiner Tochter ,Prinzessin Letizia, vorzubereiten. Ihre Herrschaften werden in circa zwei Wochen hier eintreffen, die Hochzeit soll zwei Tage später stattfinden“ „Und wer ist der Bräutigam“ erkundigt er sich tonlos „Mit Verlaub, das entzieht sich meiner Kentniss“ er weiß es schon, aber er kann den Berater nicht ausstehen, darum schweigt er. Es freut ihn, als er sieht, das sich Rudger ärgert. Soviel zu seinem Plan die Prinzessin zu heiraten, der Thron scheint für ihn in weite Ferne gerückt zu sein. Ein leises Hüsteln bringt ihn wieder in die Welt zurück, der Bote steht immer noch abwartend da „Was denn noch?“ fragt er ungehalten „Ich soll euch ausdrücklich darauf Hinweisen, das die Sicherheitsvorkehrungen natürlich verschärft werden, die Stadt ist von allem Gesindel zu befreien“ „Ja, Ja...schon gut, ich weiß was ich zu tun habe. Geh endlich“ Seine Gestik unterstreicht die letzten Worte, der Bote verlässt den Raum. Wer wohl der Mann ist, den sie heiraten will, er ist ärgerlich, erst weigert sie sich zu heiraten und dann tut sie es Hals über Kopf doch. Mürrisch macht er sich auf den Weg um den Anweisungen seines Königs zu folgen. Seine eigenen Pläne verschiebt er vorerst. Kapitel 9: Schicksalhafte Begegnung ----------------------------------- Kapitel 9 Schicksalhafte Begegnung Mit Letizias Hochzeit wird seit langem wieder ein rauschendes Fest am Hofe gefeiert, von überall her kommen die Gäste. Hinter vorgehaltener Hand beklagen sich aber viele der adeligen Frauen darüber, das sie keine Zeit haben, sich ein geeignetes Kleid schneidern zu lassen. Sie sind gezwungen, ein Kleid aus ihrer vorhandenen Garderobe zu nehmen, eigentlich eine Unmöglichkeit. Die ein oder andere Dame hofft, in der Stadt noch die Möglichkeit zu haben, sich eins schneidern zu lassen, doch sie werden enttäuscht. Alle verfügbaren Schneiderinnen sind mit Letizias Brautkleid beschäftigt, sie arbeiten Tag und Nacht daran. Die wenigen Schneider in der Stadt sind mit Eddies Gewand beschäftigt, selbstverständlich auch mit dem des Königs. Die Prinzessin hält sich jetzt mit Vorliebe im Garten auf, im Schloss selbst findet sie keine Ruhe mehr, es gleicht einem Bienenstock. Heerscharen von Bediensteten bringen alles auf Hochglanz, wuseln im ganzen Gebäude umher. Eddie hat leider keine Zeit für sie, ihm wird im schnellverfahren, das königliche Protokoll eingetrichtert. Zum Glück für ihn hat er eine schnelle Auffassungsgabe, kann sich alles gleich merken. Für heute ist er fertig, eilig sucht er seine Verlobte auf, stöhnend lässt er sich neben sie auf die Bank fallen „Wenn ich das alles vorher gewusst hätte“ „Was dann?“ fragt sie neugierig „Hättest du mich dann nicht heiraten wollen?“ „Das ist Unsinn....“ er zieht sie zu sich heran „.....ich hätte dich einfach entführt. Wir hätten dann irgendwo heimlich heiraten können“ Sie lacht „Ich glaube, wir hätten hier nirgendwo heimlich heiraten können“ sie küssen sich innig. „Das schickt sich nicht“ ertönt eine scharfe Stimme, beide sehen den Sprecher an „Von euch lasse ich mir nichts sagen“ erwidert die Prinzessin ebenso scharf. Rudger schluckt, er ist etwas über das Ziel hinausgeschossen, beschwert sie sich bei ihrem Vater, hat er schlechte Karten, darum lenkt er ein „Verzeiht mir, eure Hoheit, der Ton stand mir nicht zu“ Sie mag ihn nicht und so kurz vor der Hochzeit, wird ihre Abneigung ihm gegenüber immer größer. Auch Eddie mag den Berater nicht, sein Instinkt sagt ihm, das Rudger gefährlich ist, er kann seine finsteren Blicke spüren, wenn der Andere sich unbeobachtet glaubt. „Stimmt, der Ton stand euch überhaupt nicht zu. Was wollt ihr hier, eure Aufgaben sind doch ganz woanders“ gibt sie kühl zurück. Verwundert sieht Eddie sie an, von dieser Seite hat er sie noch nicht kennen gelernt, sie ist im Augenblick Prinzessin durch und durch, duldet kein Fehlverhalten ihr gegenüber. Der Braunhaarige verbeugt sich tief „Der König hat mich gebeten euch mitzuteilen, das die Probe in einer Stunde stattfinden wird, er wünscht das ihr pünktlich seit. Außerdem ist euer Brautkleid eingetroffen, die Schneiderinnen würden gern die letzten Änderungen vornehmen, wenn es euch beliebt“ scheinheilig freundlich kommen seine Worte, seine Lippen umspielen ein süffisantes Lächeln. In Eddie kriecht die Wut hoch, am liebsten würde er ihm eine in seine Visage geben. Auch Letizia lächelt, es erreicht aber ihre Augen nicht „Ihr habt mir nun alles ausgerichtet, also entfernt euch. Falls ihr nicht genug Arbeit habt, kann ich meinen Vater gern darum bitten, euch noch mehr zu geben, wenn ihr es wünscht“ leichte Ironie schwingt in ihren Worten mit. Augenblicklich verfinstert sich Rudgers Blick, er verbeugt sich noch einmal, dann zieht er von dannen. Seufzend lässt sich die junge Frau wieder auf die Bank fallen „Ich kann ihn nicht ausstehen, er hat mir doch tatsächlich den Hof gemacht, obwohl ich ihm mehrfach gesagt habe, das ich ihn auf keinen Fall heiraten werde“ „Ich finde ihn auch gefährlich, ich werde das Gefühl nicht los, das wir ihm einen Strich durch die Rechnung machen“ sie lehnt sich an ihn „Wenn doch nur schon alles vorbei wäre“ Jetzt muss er lachen „Du hast gut reden, du musst nur von einem Ankleidetermin zum nächsten eilen. Ich muss noch euer Protokoll lernen und.....“ „Oh....“ unterbricht sie ihn „....von wegen Anprobe. Ich habe ganz vergessen es dir zu sagen, dein Gewand ist auch fertig, du musst es nur noch ein letztes Mal anprobieren. Sie warten schon auf dich“ „Muss ich wirklich“ so ganz wohl fühlt er sich in den Sachen nicht „Natürlich.....“ sie steht auf, nimmt ihn bei der Hand „...wir haben fast den gleichen Weg“ seufzend erhebt er sich „Wenn du meinst“ eilig laufen sie in das Schloss. Schließlich ist der große Tag da, die Sonne strahlt mit der Braut um die Wette, die Hochzeitszeremonie wird unter freiem Himmel abgehalten. Eddie steht nervös am Altar, er fühlt sich in seiner Kleidung unwohl, lässt sich das aber nicht anmerken. Am meisten stören ihn die Rüschen an seinem Hemd, er hat mit Engelzungen geredet um diese loszuwerden, vergeblich, sie sind hier eben Mode. Mit dem Rest hat er kein Problem, seine enge blaue Hose sitzt perfekt, die Stiefel sind superbequem. Die Jacke, die er trägt, ist in der gleichen Farbe wie die Hose, die Rockschöße reichen ihm bis fast zu den Knien, die Ärmel sind eng gearbeitet, an den Handgelenken weiten sie sich, rings um die Außennähte sind silberne Stickereien angebracht. Vorne geht die Jacke bis zur Taille, da sie offen getragen wird, kann man die silberne Weste mit blauen Stickereien sehen. Seine Haare haben sich inzwischen an den verwegenen Look gewöhnt, zu seinem Leidwesen lassen sie sich nicht mehr von einer braven Frisur überzeugen. Seine hellgrünen Augen scheinen von innen her zu leuchten. Er hat ja keine Ahnung, wie viele der anwesenden Damen, jetzt gerne an seiner Seite wären. Weiche Knie bekommt er als er seine Braut sieht, sie ist atemberaubend schön, ihr Brautkleid ist aus silbernen Brokat gefertigt, es ist schulterfrei, der Ausschnitt des Kleides ist mit blauen Saphiren bestickt, die Ärmel sind ebenfalls eng gearbeitet und werden am Handgelenk weiter. Am hinteren Rockteil des Kleides, ab Höhe ihrer Taille, ist eine blaue, lange Schleppe befestigt. Auf diese ist mit silbernen Faden ein Drache gestickt, Zähne, Augen und Klauen werden von entsprechenden Edelsteinen dargestellt. Ab und zu blitzen silberne Schuhe unter dem Rock hervor. Letizia trägt ihr Haar heute hochgesteckt, Locken rahmen ihr Gesicht, der Schleier wird von einem Edelsteinbesetzten Diadem gehalten. Sonst trägt sie keinen Schmuck. Ihre Augen funkeln und leuchten, wie die Edelsteine an ihrem Kleid. Auch sie ahnt nicht, das sie reihenweise Männerherzen bricht. Nun stehen beide vor dem Altar, die Zeremonie beginnt. Zwei graue Augenpaare verfolgen das Geschehen, sehen das Paar vor dem Priester stehen. Der Besitzer des einen Augenpaares, überlegt sich gerade, wie er sein Ziel nun erreichen soll, die Prinzessin ist für ihn außer Reichweite. So wie er es mitbekommen hat, soll sie ganz aus dieser Welt verschwinden, noch hat er nicht rausbekommen, wie das gehen soll. Er weiß, das dieser Eddie aus einer anderen Welt kommen soll, dahin wollen beide. Er wird es schon noch rechtzeitig rausfinden. Was er dann machen wird, weiß er noch nicht, aber er hat keine Sorge, es wird ihm schon was einfallen. Vielleicht hat er dann auch wieder mehr Einfluss auf den König, wenn seine Tochter erst mal weg ist. Der Eigentümer des anderen grauen Augenpaares, hat ganz andere Gedanken. Fast Eifersüchtig beobachtet er das Paar, seine Gedanken kreisen nur um die Braut. Sie ist so schön, sie sollte ihm gehören, er will sie berühren, lieben. Am liebsten würde er seinen Rivalen beseitigen, er hat es auch versuchsweise probiert, aber er hat erkennen müssen, dass das ein unmögliches Unterfangen ist. Auf dem Ball nachher, will er versuchen, einen Tanz mit ihr zu ergattern. Sie einmal in den Armen halten, er seufzt, ihr einmal ganz Nah sein. Er sieht, wie der Bräutigam den Schleier seiner Braut entfernt, sieht wie sie sich küssen. Jubel bricht aus, beide lachen und winken in die Menge. Rupert wendet sich ab, kümmert sich nun um seine Vorbereitungen für den heutigen Abend. Findet die Trauung auch im Freien statt, damit alle einen Blick auf das Brautpaar werfen können, so wird der Ball im Schloss abgehalten. So sind die Adeligen unter sich, sie trinken, essen, tanzen, unterhalten sich, wie der Rest des Volkes auch, nur ein bisschen vornehmer, mehr oder weniger. Jeder, der etwas auf sich hält, versucht einen Tanz mit der Prinzessin oder ihrem Mann zu ergattern. Höflich gewähren beide dem Einen oder Anderen diese Gunst, tanzen aber am liebsten zusammen, bei einem die Tänze fragt Eddie seine Frau „Wie lange müssen wir denn noch bleiben, langsam tun mir meine Füße weh. Ich hätte lieber Sicherheitsschuhe anziehen sollen“ sie muss lachen „Sicherheitsschuhe?“ „Ja, die haben eine Stahlkappe in der Schuhspitze und schützen die Zehen“ „Ach so, tanze ich so schlecht?“ er zieht sie enger an sich heran „Nein, meine kleine Nixe, du nicht, die anderen Frauen“ leise raunt sie ihm ins Ohr „Halte noch durch, Liebster, bald können wir uns zurück ziehen und uns um unsere Hochzeitsnacht kümmern, wenn du dann noch willst“ schmunzelnd flüstert er zurück „Allein dieser Gedanke lässt mich noch durchhalten“ Rupert wartet geduldig auf die Gelegenheit, mit der Prinzessin zu tanzen, als sie sich ihm bietet wird er zurückgehalten. Wütend blickt er sich um, will dem, der ihn stört die Meinung sagen, aber die Worte bleiben ihm im Hals stecken. Sein Gegenüber zieht ihn eiligst aus dem Gedränge, in einen Nebenraum. Dort stehen beide nun und starren sich an, jeder hat das Gefühl in einen Spiegel zu schauen, Frisur und Kleidung ist unterschiedlich, ansonsten sehen sie gleich aus. Rudger weiß sofort, wen er vor sich hat, er wusste es in dem Augenblick, in dem er ihn gesehen hat. Entsetzt hat er festgestellt, das derjenige sich um einen Tanz mit der Braut bemüht, das hätte sicher zu einem Eklat geführt. Jeder weiß, das Letizia nicht gut auf ihn zu sprechen ist, nie hätte sie ihm einen Tanz gewährt, darum hat er es gar nicht erst versucht. Um zu verhindern, das er für etwas bezahlen muss, das gar nicht seine Schuld ist, hat er sich schnell durch die Leute gearbeitet, hat den betreffenden weggezogen, bevor irgendjemanden diese Ähnlichkeit aufgefallen ist. Nun steht er ihm gegenüber und mustert ihn, so wie er gemustert wird. Er hat nie gedacht, das er ihm wirklich begegnen wird....seinem Zwillingsbruder. Der starrt böse zurück „Was fällt euch ein, mich einfach hierher zu zerren? Wer seit ihr überhaupt? Woher kommt diese Ähnlichkeit?“ Sogar die Stimme ist ähnlich „Ich habe nur euer Leben gerettet. Hättet ihr die Prinzessin angesprochen, wäre das euer Tod gewesen“ „Blödsinn, ich habe ihr doch nichts getan“ „Nein, aber sie kann mich nicht ausstehen. Mir hat man deutlich zu verstehen gegeben, das ich mich von der Braut fern zu halten habe. Tue ich es nicht, ist der Kerker die Folge und das kann ich mir nicht leisten“ „Beantwortet doch meine Fragen“ der Berater nickt „Ich bin Rudger, der Berater des Königs....“ er holt tief Luft „....unsere Ähnlichkeit rührt daher, das wir Zwillingsbrüder sind“ Das muss Rupert erst mal verdauen, Zwillingsbrüder, ob seine Zieheltern davon wussten? Bedauerlicher Weise kann er sie nicht mehr fragen. Rudger ergreift wieder das Wort „Wir sollten uns in den nächsten Tagen treffen und in Ruhe reden, am besten du reist auf mein Gut, ich komme dann nach“ der andere nickt „Ja ich denke, das ist eine gute Idee“ Kapitel 10: Bündnisse und Abschied ---------------------------------- Kapitel 10 Bündnisse und Abschied Zwei Wochen nach der Hochzeit machen sich der König, seine Tochter und sein Schwiegersohn reisefertig. Die Reise geht zu den Drachenhütern, so wie es Sheherazade verlangt hat. Wieder steht der König in der kreisrunden Höhle, diesmal ist seine Tochter bei ihm und ihr Mann natürlich. Er sollte eigentlich nicht mit, doch sie hat deutlich gemacht, das sie ihm sowieso alles erzählen wird. Deringar wartet im hinteren Teil der Höhle, die jungen Leute stehen am Altar und betrachten die Obelisken „Letizia schau, da sind wir, auf unserer Hochzeit. Hier ist ein Bild, oje, da haben wir uns gerade kennengelernt. Wie ist das möglich?“ „Diese Höhle hier muss ein magischer Ort sein, sonst kann ich es mir nicht erklären“ sie sieht sich das letzte Bild genauer an, sie spürt wie sich ihre Wangen rot färben, ist besagtes Bild doch recht detailgetreu. Eddie flüstert „Wer das wohl alles gesehen hat?“ „Niemand weiter“ ertönt eine schöne Stimme „Die Bilder sind im Fluss, sie halten Gegebenheiten fest, doch sie lassen sie auch wieder los“ Beide sehen auf, die Reaktionen der Beiden sind sehr unterschiedlich. Die junge Frau ist mit den Geschichten, den Legenden um diese Wesen aufgewachsen, sie verbeugt sich vor Sheherazade. Für Eddie ist alles neu, instinktiv springt er zurück, geht in Abwehrhaltung, er versucht seine Frau aus der Gefahrenzone zu ziehen, stellt sich schützend vor sie. Die Drachendame scheint milde zu lächeln „Habt keine Angst Eddie Cahill, ich tue euch nichts“ „Wer sagt, das ich euch glauben kann?“ „Ich“ Deringar steht neben der Drachendame „Sie ist Teil unseres Lebens. Wir haben geschworen, diese Geschöpfe zu schützen und zu Ehren. Auch deine Frau ist an diesen Schwur gebunden, sie wird nur mit ihrer Erlaubnis, diese Welt verlassen dürfen“ Eddie schluckt, ein Drache entscheidet, ob seine Frau ihn begleiten darf oder nicht. Hier gibt es viele merkwürdige Sitten, wie er feststellen konnte, aber diese war die kurioseste. Die Weiße ergreift wieder das Wort „Die Entscheidungen die hier getroffen werden, sind zum Wohle des Landes und unser beider Spezies. Versteht mich richtig, nicht ich allein treffe die Entscheidungen, sondern ein Kreis auserwählter Priester und natürlich der jeweilige König. Bislang war so eine enge Zusammenkunft nicht nötig, doch das Land steuert unaufhaltsam auf eine schwere Zeit zu. Das zu verhindern bedarf unser aller Kraft, geht Letizia jetzt, wird es sehr schwer gegenzuhalten. Sie ist die Hoffnung auf bessere Zeiten, mit ihr geht auch ein Teil der Derselben“ Das ist auch Letizia neu, nun ist sie hin und her gerissen zwischen ihrer Liebe und ihrem Pflichtgefühl, sie sieht von einem zum anderen. Ihr Mann erkennt ihren Zwiespalt, er wünscht sich, er hätte alles vorher gewusst „Warum kommt ihr erst jetzt mit der Sprache raus? Wieso habt ihr vorher nichts gesagt?“ Wieder antwortet Sheherazade „Die Zukunft ist im ständigen Fluss, jede Entscheidung, die jetzt getroffen wird, hat Auswirkungen auf diese. Bei euch beiden, hätte jede Entscheidung zum Verlust der Hoffnung geführt“ „Was erwartet ihr jetzt von mir?“ fragt die Prinzessin leise, die Drachenaugen ruhen lange auf ihr „Du wirst einmal zurückkommen müssen, um den Grundstein für die neue Zuversicht zu legen.“ Schweigen breitet sich in der Höhle aus, Eddie hat Letizia schützend in den Arm genommen. „Den Grundstein für eine neue Hoffnung legen? Das bedeutet was?“ „Es wird ein uralter Ritus abgehalten, bisher war er erst einmal nötig, doch die Zeichen sprechen für einen weiteren“ antwortet Sheherazade ausweichend, sie weiß, dass das was sie vorhat auf Widerstand stoßen wird. Sie weiß aber auch, das es viele unschuldige Leben auf beiden Seiten kosten wird, wenn sie es nicht durchsetzt, sie vertraut auf das Pflichtgefühl der Prinzessin. Es ist ja nicht so, das nur bei den Menschen Front gegen die Drachen gemacht wird, es gibt auch Drachen, die Menschen vernichten wollen. Die letzten Jahrhunderte zeigten immer wieder die Grausamkeit der Menschen, viele der Drachen glauben inzwischen, das es kein anderes Gefühl unter jenen gibt, außer Hass, Verrat und Mordlust. Mit dem, was sie nun vorhat, will sie beweisen, das es auch andere Gefühle gibt, sowie Liebe, Freundschaft, Treue und Loyalität. Nicht nur die Prinzessin wird ein Opfer bringen, auch sie selbst, vielleicht sogar ein größeres. Deringar durchbricht das Schweigen „Dieses ganze Gerede ist doch sowieso hinfällig, die zwei werden hier bleiben müssen. Wie sollen sie diese Welt denn verlassen?“ „Der junge Mann kennt den Weg, er hat es nur vergessen, nicht wahr?“ Eddie ist verblüfft, wieso ist sie der Meinung er kennt einen Weg von hier weg. Angestrengt denkt er nach, schließlich fällt es ihm ein „Ihr meint sicher die Höhle hinter dem Wasserfall. Ich habe keine Ahnung, ob der Zugang noch auf ist. Auf der anderen Seite gab es ein Erdbeben, vielleicht ist dort alles eingestürzt“ der Drache schüttelt den Kopf „Der Weg ist offen....“ sie scheint zu lächeln „...ich habe es ausprobiert“ Unterdessen auf dem Gut von Rudger, dort werden Pläne ganz anderer Art geschmiedet. Zuerst hat jeder der beiden Brüder versucht, den anderen auszuhorchen, doch ohne Erfolg. Beide sind inzwischen Meister auf dem Gebiet der Psychologie, jeder versucht auf seine Weise andere zu manipulieren. Der eine um Informationen zu bekommen, der andere um seine Gelüste zu befriedigen. Sehr schnell erkennen sie ihre Gemeinsamkeiten und nach ein paar Krügen Wein, gestehen sie sich ihre Abscheulichkeiten, die jedem Lauscher wohl das Blut in den Adern gefrieren ließe. „Was hast du jetzt vor?“ fragt der Erstgeborene seinen Bruder „Keine Ahnung....“ er denkt an die Prinzessin „...vielleicht hole ich mir meine Braut und ziehe mich mit ihr für die nächsten Jahre zurück“ „Vergiss Letizia, an die kommst du nicht ran, solltest du doch Glück haben, wird das ganze Land hinter dir her sein, du hättest keine Chance“ „Ja, wenn ich sie mir jetzt holten würde. Du sagst doch, sie will mit diesem Cahill gehen, passe ich den richtigen Augenblick ab, wird niemand etwas merken. Jeder wird denken, sie ist in dieser anderen Welt“ nachdenklich sieht sein Bruder ihn an „Vom Grundgedanken her ist die Idee gar nicht so übel. Glaubst du, du könntest dich in jener Welt zurechtfinden?“ „Keine Ahnung, ich weiß ja nicht, was da los ist. Aber prinzipiell hätte ich keine Probleme“ „Lass uns in ein paar Tagen noch mal darüber reden, ich muss erst noch mehr herausfinden“ „Hoffentlich hat euch keiner gesehen, ihr wart sehr leichtsinnig“ vorwurfsvoll mischt sich der alte Priester mit ein „Keine Sorge, niemand war da, ich bin nur ein paar Runden geflogen, dann habe ich mich gleich wieder auf den Rückweg gemacht“ „Sollten wir den Eingang nicht verschließen, damit nicht noch mehr Fremde hierher kommen“ „Wenn die Zeit gekommen ist, sollten wir das tun, fürs erste haben sich ein paar Drachen in diesem Tal niedergelassen und bewachen es“ Als der junge Mann dies hört, verwirft er gleich wieder die Idee, sich mit seiner Frau heimlich wegzuschleichen. Mit diesen Wachhunden wird es ihnen wohl nicht gelingen. „Ihr habt immer noch nicht gesagt, was ihr von uns wollt“ lange sehen ihn die Drachenaugen an, sie kann ihn nicht richtig einschätzen, er kommt aus einer anderen Welt, ist damit unberechenbar. Schließlich sagt sie „Eine Seelenvereinigung“ der alte Priester schnappt nach Luft, das kann sie doch nicht ernst meinen. Er hat darüber gelesen, es ist in der Tat erst einmal gemacht worden, ein Mensch beherbergte die Seele eines Drachen, doch dies ging nur eine begrenzte Zeit. Als beide wieder getrennt werden sollten, starben beide, die Seele des Drachens konnte nicht mehr in seinen Körper und für den Menschen war dieses Ritual zu anstrengend, es forderte seine ganze Kraft und damit sein Leben. Niemals wieder sollte dieses Ritual durchgeführt werden. ‚Es muss sehr schlimm um unser aller Zukunft stehen, wenn sie das in Betracht zieht’ denkt er traurig, schweigt aber. „Was bedeutet das?“ fragt Letizia „Das heißt, die Seele eines Drachens, wird eine gewisse Zeit, in einem Menschen verbringen und dann wieder zurückkehren. Mehr nicht“ Auch jetzt schweigt Romanus, er weiß, das es so nicht die Wahrheit ist. „Für heute ist genug geredet....“ meint der Drache jetzt „.....wir sprechen in zwei Tagen wieder darüber“ Rudger lehnt erschöpf in seinem Sessel, er hat eben eine Menge erfahren, das muss er erst mal verarbeiten. Mit der gestohlenen Drachenträne, ist er in der Lage, Personen zu belauschen ohne in deren Nähe zu sein. Er muss sich nur auf eine bestimmte Person konzentrieren, in diesem Fall ist es die Prinzessin gewesen. Sie hat sich mit ihrem Mann über ihren Weggang unterhalten und über ein uraltes Ritual. Seelenvereinigung, er hat darüber etwas in den alten Schriften gelesen, er steht auf und kramt in seinen Schriftrollen rum, dann hat er die Entsprechende gefunden. Die einzige Vereinigung die es je gegeben hat, ist zwar tödlich verlaufen, aber das, was sie bewirkt hat, war höchst Interessant. Der Seelenwirt kann über die unbegrenzte Macht des Drachens verfügen, er kann seine Kraft, Reflexe, Schnelligkeit und Instinkte nutzen. Auch sind die anderen Drachen an diesen gebunden, das bedeutet, hat man diesen Menschen unter Kontrolle, hat man automatisch auch die Drachen unter dieser Kontrolle. Ein sehr verlockender Gedanke, leider hat er nicht mehr herausfinden können, sollte die Prinzessin oder ihr Mann zustimmen und einfach gehen, wäre das für ihn ein großer Verlust. Vielleicht sollte sein Bruder den beiden doch in deren Welt folgen, herausfinden wer die Drachenseele beherbergt und denjenigen wieder zurück bringen, er muss ihm ja nicht alles erzählen. Zwei Wochen sind sie schon unterwegs, sie reisen auf Wunsch der Drachendame in jenes Tal, in dem sie sich kennengelernt haben. Sie sprechen das Thema Seelenvereinigung im stillen übereinkommen nicht mehr an, sie werden erst wieder mit Sheherazade darüber sprechen. Ihrer Liebe tut dies keinen Abbruch, sie wächst und festigt sich von Tag zu Tag mehr, traute Zweisamkeit ist in diesen Tagen selten, aber das stört sie nicht. Schließlich erreichen sie dieses Tal, der Herbst hat hier schon Einzug gehalten. Die Laubbäume scheinen sich dieses Jahr besonders rot gefärbt zu haben, die gerade untergehende Sonne verstärkt diesen Eindruck noch um ein vielfaches. In der Nähe des Taleinganges schlagen sie ihr Lager auf, die jungen Eheleute wollen noch ein bisschen spazieren gehen, doch Deringar erlaubt es ihnen nicht „Habt ihr vergessen, wer in diesem Tal Wache hält? Es ist keine gute Idee, im dunkeln rumzuspazieren“ Enttäuschung sieht er in ihren Gesichtern, er kann verstehen, was in den beiden vorgeht. Sie wollen ihre Erinnerung an ihre erste Begegnung auffrischen, doch unter diesen Umständen, ist es keine gute Idee. Sie ziehen sich unter eine kleine Baumgruppe zurück, hier können sie sich wenigstens Küssen ohne aufzufallen, das genießen sie auch ausgiebig. Am nächsten Morgen trifft Sheherazade ein, es ist ein majestätischer Anblick, als sie herangeflogen kommt und elegant im Tal landet. Da erst kommen die beiden schwarzen Drachen hervor, die hier Wache halten. Sie sind etwas kleiner als der Weiße, wirken um ein vielfaches aggressiver, ihre roten Augen sehen suchend umher, sie scheinen mit ihrem Blick alles zu durchdringen. Im nachhinein sind Eddie und Letizia froh, auf ihren Spaziergang verzichtet zu haben. Die Schwarzen fliegen auf, lassen sich auf den Felsen in der Nähe des Einganges nieder, einer beobachtet das Geschehen in dem Tal, der andere das außerhalb. Die weiße Drachendame lässt sich an ihrem Landeplatz nieder, reckt noch einmal die Flügel bevor sie diese zusammenfaltet. Der König, seine Tochter und sein Schwiegersohn gehen zu ihr hin „Guten Morgen“ begrüßt sie die kleine Gruppe, ihr Gruß wird erwidert, ihre Drachenaugen blicken auf Letizia und ihren Mann „Wie habt ihr euch entschieden?“ Die angesprochenen halten sich an den Händen, es ist keine leichte Entscheidung gewesen, doch letztendlich hat das Pflichtbewusstsein der Prinzessin gesiegt, leise sagt diese „Wir sind mit der Seelenvereinigung mit unserem zweitgeborenen Kind einverstanden“ Innerlich hofft sie, das der Preis, den zweifellos ihr Kind zahlen muss, nicht zu hoch ist, das dieses Opfer dem Land wirklich dienlich sein wird. Sheherazade lässt sich ihre Erleichterung nicht anmerken, doch auch in ihrem Inneren, ist die Hoffnung, das sie sich richtig entschieden hat, groß. Es hängt viel Verantwortung an den noch nicht einmal geborenen Kindern. Auf dem Landsitz des Königs flucht Rudger gerade ausgiebig, mit dem eintreffen des weißen Drachens verschwand seine Fähigkeit unbemerkt zu lauschen. Er hat also keine Ahnung, was die Parteien dort gerade aushecken, also muss sein Bruder doch in deren Welt und dort herausfinden, wer die ausgewählte Person ist. Er macht sich auf dem Weg Rupert zu suchen, als er ihn endlich findet, sieht dieser recht mitgenommen aus. Gerade hat er sich an eine der Zofen herangemacht, als deren Freund kam, ein Schmied des Königs. Dieser hat nicht lange gefragt, sondern gleich zugeschlagen, schnell hat er die Flucht ergriffen, gegen so einen Muskelberg hat er so unvorbereitet keine Chance. „Kannst du deine Neigung nicht im Zaume halten? Du kannst dich doch nicht in deiner unmittelbaren Nähe an den Menschen vergreifen, die kommen dir doch dann gleich auf die Spur. Ich dachte, du wärst dabei inzwischen etwas raffinierter geworden“ Böse funkelt Rupert seinen Bruder an, gewiss ist er raffinierter geworden, doch wenn seine Wut sich Bahn bricht, setzt sein Verstand aus, das ist einer der wenigen Unterschiede zwischen den Beiden, Rupert wird leicht jähzornig, sein Bruder dagegen ist nicht aus der Ruhe zu bringen, er kann seine Wut kontrollieren. „Was geht dich das an?“ „Friss mich nicht gleich auf. Wir müssen über unseren Plan reden, du weißt schon, lass uns in den Garten gehen, dort kann uns keiner belauschen“ Bei der kleinen Laube angekommen, sucht Rudger mit Hilfe seines magischen Steines die Gegend um die Laube ab, um sicher zu sein, das sich dort kein Lauscher befindet. Zufrieden lehnt er sich zurück, sieht seinen Bruder an, der ihn seinerseits abwartend beobachtet. Schließlich bricht der etwas Ältere das Schweigen „Bist du immer noch bereit, in diese andere Welt zu gehen?“ „Klar, ich wollte meinen Horizont schon immer erweitern. Das ist die beste Gelegenheit überhaupt. Vor allem kann hier Gras über meine Jagdzüge wachsen“ ein diabolisches Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus, er freute sich auf eine Welt die auf ihn nicht vorbereitet ist, er hat ja keine Ahnung, das die andere Welt teilweise viel bösartiger ist, als er selbst. Er ahnt nicht im entferntesten, das er Jahre brauchen wird, um Letizia und ihren Mann wiederzufinden, das er durch seinen Jähzorn fast den ganzen Plan ruinieren wird. „Gut, es ist wohl wirklich besser, du verschwindest eine Weile aus dieser Welt. Du wirst ein paar Tage später abreisen, als die Prinzessin und ihr Gemahl, nach ein oder zwei Wochen werden die Drachen wohl nicht mehr so wachsam sein und du kannst dich dann ungesehen an den zweien vorbeischleichen“ er steht auf „ ich werde mich zurückziehen und versuchen soviel wie möglich über das Tor in eine andere Dimension herauszufinden. Du, mein Bruderherz, halte dich bitte zurück, verdirb nicht alles im letzten Moment. Hast du Verstanden?“ mürrisch winkt der andere ab „Keine Sorge, ich werde brav wie ein Lamm sein. Sag mir nur Bescheid, wenn es losgeht“ Die Zeit ist da, traurig steht Deringar vor seiner Tochter „Du willst also wirklich gehen?“ er hat sich der Hoffnung hingegeben, das Letizia im letzten Augenblick einen Rückzieher machen wird, doch er wird enttäuscht. Ihr Entschluss steht fest, sie begleitet ihren Mann in seine Welt, nur einmal wird sie zurückkehren, um ein Ritual durchzuführen, das fast so alt wie die Zeit ist. Sie wird sich verpflichten ihr Kind entsprechend großzuziehen, es zur gegebenen Zeit zurückzubringen, damit es seinen Platz auf dem Thron von Gesyria einnehmen kann, nachdem die Trennung von der Drachenseele erfolgt ist. Sie umarmt ihren Vater, drückt ihn fest an sich, kämpft nun doch mit den Tränen. Er wendet sich an Eddie „Sorge gut für sie, mache sie Glücklich, sie ist mein ein und alles. Ich vertraue dir ihr Leben an. Enttäusche mich nicht....“ er schluckt schwer, umarmt kurz seinen Schwiegersohn, dann noch mal seine Tochter „....jetzt geht, bevor es mir unmöglich wird, sie gehen zu lassen“ Sie gehen, tasten sich vorsichtig den schmalen Saum zur Höhle, hinter dem Wasser, entlang. Bevor sie hinter dem Wasserfall verschwindet sieht sie noch mal zu ihrem Vater, winkt ihm zu, dann sind beide Verschwunden. Deringar ist im Augenblick alles egal, er lässt seinen Tränen nun freien Lauf, er hofft, das er noch lange genug lebt um seine Tochter noch ein mal sehen zu können. Die Drachen sind aufmerksamer als Rudger gedacht hat, erst als der Weiße Drache davonflog, hat Rupert die Chance, auf die sie gewartet haben. Die Brüder verabschieden sich kurz, der Ältere wäre gern bis zum Wasserfall mitgekommen, doch der Jüngere lehnte das ab „Ich bin ein erfahrener Jäger, ich weiß, wie ich mich im Wald anschleichen muss, wie ich mich dort bewegen muss. Du würdest nur die Aufmerksamkeit auf uns lenken, also bleib hier, lass mich alleine gehen“ „Wie du meinst, denke daran, ich werde es erfahren, wenn du wieder hier bist und dich dann holen. Und reiß dich dort zusammen, fall nicht gleich über den erstbesten her“ „Schon gut, ich sondier erst mal die Lage, dann sehe ich weiter....also bis bald, Brüderchen“ Lautlos huscht er davon, ungesehen erreicht er sein Ziel, er wirft einen letzten Blick zurück, verschwindet hinter dem Wasserfall, er hat keine Ahnung wie lange er sich durch die dunkeln Höhlengänge quält. Doch irgendwann findet er den Ausgang, tritt aus der Höhle, im ersten Moment ist er geblendet, die Sonne geht gerade auf, er sieht sich um. Er weiß nicht genau was er erwartet hat, aber irgendwo im nirgendwo herauszukommen bestimmt nicht, er will wieder zurück, doch in diesem Augenblick bebt die Erde etwas, nicht viel, doch genug um den Höhleneingang zu verschütten, damit ist sein Rückweg versperrt. Seufzend macht er sich auf den Weg, hofft das er bald aus dem Gebirge herausfindet. Kapitel 11: Die Prophezeiung ---------------------------- Kapitel 11 Die Prophezeiung Die Jahre vergehen, Deringar versucht verzweifelt, sein Land wieder in den Griff zu kriegen, doch immer wieder wird er sabotiert, er ahnt nicht, das sein Berater dafür verantwortlich ist. Der hetzt immer mehr gegen die Drachen, im verborgenen natürlich, aber durch seine Position weiß er genau, welche Gerüchte er in Umlauf bringen muss. Es sind nicht nur die Drachen gegen die er hetzt, sondern auch gegen deren Hüter, streut immer mehr Misstrauen gegen sie. Das diese Leute Magie gegen die Bevölkerung einsetzen, verantwortlich sind für die katastrophale Sicherheitslage im Reich. Schließlich lässt er sogar den König beschuldigen, bringt in Umlauf, das sich dieser mit immensen Reichtümern der Drachen, bestechen ließ und nur noch das Wohl dieser bösartigen Tiere im Sinn hat. Zwar gelingt es dem König und seinem Bruder Gorwin immer wieder diese Gerüchte zu entkräften, dennoch bleibt immer ein Rest im Gedächtnis der Menschen, vor allem kostet es den Herrscher viel Kraft, Kraft die er für wichtigere Dinge braucht. Die gesamte Situation lässt ihn schneller Altern, nur der Gedanke, das er seine Tochter noch mal sehen will, lässt ihn durchhalten. Sein Bruder übernimmt immer mehr Aufgaben, es entlastet ihn sehr, er hofft, das Gorwin sein Nachfolger wird, aber noch sträubt sich dieser. Rudger indessen ist sehr zufrieden mit sich, es läuft alles nach Plan, der Unmut in der Bevölkerung nimmt immer mehr zu, heimlich baut er sich eine Armee auf, die, sollte sie jemals auf die Menschen losgelassen werden, das Land mit Tod, Vernichtung und blanken Terror überziehen wird. Doch es gibt auch Leute, die sich nicht manipulieren lassen, die erkennen, auf was ihr Land zusteuert. Sie sind dem König treu ergeben, kämpfen für ihn, wo es nur geht, sie widerlegen, überzeugen die Unentschlossenen. So ist das Land wirklich in zwei Lager gespalten, niemand erkennt das Übel der ganzen Lage. Dieser Tage macht eine Prophezeiung die Runde, von den einen belächelt, abgetan als Hirngespinst, den anderen gibt sie Hoffnung auf bessere Zeiten, auf den Frieden. Eine Prophezeiung, die da lautet; Dieser Tage wird das Herz des Weißen Drachens geboren, wenn die Zeit reif ist, vom Bösen in das Land geholt. Fremd, doch hier geboren, nicht hier her gehörend, doch dem Land verbunden. Von den Menschen ersehnt, von den Drachen respektiert. Vom Schicksal auserkoren, dem Bösen gegenüber zu stehen. Beseelt von den Drachen, getragen von der Hoffnung der Menschen. Selbst Rudger belächelt diese Prophezeiung, glaubt nicht an sie, wird sie dennoch erfüllen. Bei seinem ganzen Intrigen spinnen, ist es ihm entgangen, das eine zierliche, schwarzhaarige Frau mit blauen Augen wieder im Lande ist. Sie ist hochschwanger, der König weilt auf seinem Landsitz, Gorwin leitet derweil die Geschicke des Landes von der Hauptstadt aus, natürlich nicht ohne den Berater des Königs. Ihm ist nicht entgangen, das Gorwin den Thron erben soll, auch gut, der lies sich noch viel leichter manipulieren als der König selbst. Aus diesem Grund hinterfragt er nicht die Reisepläne seines Königs, der ist auch sehr froh darüber, denn seinen Berater will er nicht in der Nähe seiner Tochter haben. Glücklich schließt er Letizia in seine Arme, sie sieht zufrieden aus, auch wenn die Reise in ihrem Zustand sicher sehr anstrengend war „Warum ist Eddie nicht mitgekommen“ fragt er leise „Einer muss doch bei Cedric bleiben, sie warten auf uns“ „Cedric?“ sie lächelt schwach, weiß, das es ihn schmerzen muss „Ja...unseren Sohn, er ist erst fünf, da wollte ich ihn nicht mit zuviel fremden Einflüssen belasten, es reicht schon die Reise nach Peru“ traurig sieht er sie an, er hat einen Enkel und kann ihn nicht mal sehen, es schmerzt ihn wirklich. Aber er hat sich im Griff, er will seine Tochter nicht belasten, die Reise, die bevorstehende Geburt, das Ritual, sie hat genug mit sich selbst zu tun, so strahlt er sie an „Erzähl mir von ihm, alles bitte, jede Kleinigkeit, damit ich mir alles vorstellen kann“ Sie erfüllt ihm den Wunsch, denn sie haben nur eine kurze Zeit allein miteinander, sobald sie sich von ihrer Reise erholt hat, reisen sie wieder in das Tal zurück. Dort laufen bereits die Vorbereitungen für die Seelenvereinigung, auch Sheherazade ist schon dort, die Hoffnung der Drachen wird bald schlüpfen. Schließlich ist es soweit, bei Letizia setzen die Wehen ein, jetzt werden alle, die nicht dem Orden angehören aus dem Tal verband, auch die Drachen ziehen sich auf die Bergkämme zurück. Magie versiegelt das Tal, niemand kann noch herein oder heraus, die Stunden vergehen, der König läuft auf und ab, er erinnert sich an die Geburt seiner Tochter, hat das damals auch so lange gedauert? Ihm fiel ein, das ja gleich im Anschluss der Geburt das Ritual stattfinden sollte. Zu gern wüsste er, wie es abläuft, doch nicht einmal ihm hat man etwas erzählt. Weit nach Mitternacht fangen die Drachen plötzlich an zu brüllen, ob das ein gutes Zeichen ist? Er hört mit seiner Wanderung auf, starrt auf den Eingang zum Tal, bald muss doch einer dieser Priester kommen und ihm Bescheid geben, er hält es nicht mehr länger aus, schnurstracks geht er auf den Eingang zu, als ihm eine Priesterin entgegenkommt „Herr, kommt bitte mit“ Sie sieht die Sorgen in seinen Augen „Es ist alles gut verlaufen, seht selbst“ Er tritt an das Bett seiner Tochter, sie hält ihr Kind im Arm „Es ist ein Mädchen“ sagt sie ihm „Komm nimm sie“ sie gibt ihm sein Enkelkind in den Arm, er genießt diesen Augenblick, es lässt ihn für einen Moment alles vergessen „Hast du schon einen Namen für sie?“ fragt er Letizia, diese nickt „Nathalia Serena ist ihr Name“ „Du hast den Namen deiner Mutter genommen“ er ist gerührt, das hätte ihr bestimmt gefallen „Ja, den meiner Mutter und den von Eddies Mutter. Ich denke, er passt zu ihr“ Etwas ernster erkundigt er sich „Und die Seelenvereinigung, hat die geklappt? Sie sieht so süß aus, woran erkennt man, das es funktioniert hat?“ Sheherazade antwortet „Das Kind trägt ein Bild auf dem Rücken, das sich im Laufe ihrer Entwicklung mit verändern wird. Ist eines Tages ein erwachsener Drache auf ihrem Rücken zu sehen, ist es Zeit für die Trennung“ Keiner der beiden fragt nach den Risiken und sie schweigt dazu, hat ihnen von Anfang an nicht die ganze Wahrheit gesagt. Sie hofft inständig, das alles reibungslos laufen wird, das die kleine Nathalia Serena, die Trennung überlebt und danach den Thron besteigen wird. Vor allem hofft sie, das der Körper ihres Sohnes, die lange Zeit ohne Seele überlebt. Sie ist ein großes Risiko eingegangen mit diesem Ritual, sollte es nicht so funktionieren, wie sie es sich gedacht hat, gibt es für niemanden mehr eine Rettung, dann ist alles verloren. Sheherazade zieht sich zurück, sie wird den Dingen erst mal ihren Lauf lassen, erst wenn sich die Rückkehr des kleinen Mädchens abzeichnet, wird sie wieder in Erscheinung treten. Zwei Wochen später hat sich Letizia soweit erholt, das sie wieder auf Reisen gehen kann. Deringar hat die Zeit genutzt und sich viel mit seiner Tochter und Enkeltochter beschäftigt, der wiederholte Abschied fällt ihm dadurch extrem schwer. Bevor die junge Mutter nun den Weg zurück antritt, bekommt sie vom Hohepriester ein Medaillon geschenkt „Nehmt dieses Schmuckstück, es wird euch mit der Macht der Drachen beschützten, wenn es nötig ist. Es beinhaltet eines der größten Geheimnisse dieser Welt. Sheherazade hat dies veranlasst, gebt es eurer Tochter, wenn diese Alt genug für die Wahrheit ist.“ Letizia betrachtet den Anhänger, es ist ein schlichtes Oval, auf der Vorderseite ist ein weißer Drache eingraviert, eine Klaue hält dieses Schmuckstück, dadurch kann man das Medaillon nicht öffnen. Sie legt die Kette an, nimmt ihrem Vater das Baby ab, umarmt ihn ein letztes Mal und geht ohne sich noch einmal umzudrehen. Sie hat Angst, das sie dann nicht mehr von hier fort kann, wenn sie sich noch einmal umblickt. Tränenblind tastet sie sich durch den Höhlengang, schließlich erreicht sie das andere Ende der Höhle, als sie wieder in das Sonnenlicht tritt, wartet Eddie schon auf sie. Überglücklich schließt er seine beiden Mädchen in die Arme. Traurig kehrt Deringar an den Hof zurück, übernimmt wieder seine Aufgaben, viel Frohes gibt es nicht mehr in seinem Leben, er fühlt sich ausgelaugt, ist einfach nur noch müde. Ein kleiner Lichtblick ist die Heirat seines Bruders und die Geburt dessen Sohnes Toran. Die Jahre vergehen, als Gorwin endlich einwilligt, die Thronfolge anzutreten, ist Deringars Zeit vorüber. Er sitzt im Garten, genießt die Sonne, so wie seine Frau es immer gern getan hat, so lange ist er allein gewesen, viel zu früh hat sie ihn verlassen. „Was sitzt du hier und bläst Trübsal, komm wir gehen spazieren“ ungläubig öffnet er die Augen, da steht sie vor ihm, sieht ihn mit ihren wunderschönen blauen Augen an und lächelt „Nathalia?....aber....wie ist das möglich?“ Sie küsst ihn „Ich bin hier um dich abzuholen, es ist Zeit, das du zu mir kommst. Du hast alles getan, du kannst nun nichts mehr ausrichten. Überlass den anderen die Dinge, die getan werden müssen“ „Ich darf jetzt für immer mit dir zusammensein?“ „Ja mein Liebster, wir dürfen jetzt für immer zusammensein“ Hand in Hand machen sie sich auf den Weg. Der Kammerdiener findet den König später im Garten sitzend mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Kapitel 12: Ein neuer Herrscher ------------------------------- Kapitel 12 Ein neuer Herrscher Die Kunde von Deringar Tod stürzt das Land in tiefe Trauer, trotz der Schwierigkeiten in den letzten Jahren, lieben ihn die Menschen. In welchen Ausmaß sie das tun, wird seinem Bruder erst bewusst, als das Volk Abschied von seinem König nimmt. Von allen Seiten des Reiches kommen die Untertanen in die Hauptstadt um an der Trauerfeier teilzunehmen. Der einbalsamierte Leichnam ist in einer Kapelle aufgebahrt, Tag und Nacht ziehen die Trauernden an ihrem toten König vorbei, sprechen stille Gebete. Nach zwei Wochen findet die Beisetzung statt, Deringar wird neben seiner geliebten Frau Nathalia in der königlichen Gruft zur letzten Ruhe gebetet. Aber die Zeit der Trauer ist kurz, das Land braucht einen neuen Herrscher, nur eine Woche später, wird Gorwin zum neuen König ausgerufen. Nach den Krönungsfeierlichkeiten, die ruhiger ausfallen als üblicherweise, nimmt der neue König seine Amtsgeschäfte auf. Deringar hat versucht ihn darauf vorzubereiten, doch das Ausmaß seiner neuen Pflichten ist erdrückend für ihn. So ist er froh, einen Berater, wie Rupert, an seiner Seite zu haben. Vergessen sind die Warnungen seines Bruders, der sich ja auch nie von diesem Berater hatte trennen können. Der Grauäugige nutzt die Gunst der Stunde, schmeichelt sich bei Gorwin ein, lässt seine Pläne ruhen, damit er seine Position noch mehr festigen kann. So kommt das Land für eine Weile zu Ruhe, kann sich von dem Terror erholen. Dieser scheinbare Frieden lullt das Misstrauen einiger weiniger ein, relativ schnell ist die vergangene Zeit vergessen. Der König widmet sich mehr und mehr seiner Familie, überlässt seinem Berater immer mehr die Geschicke des Landes, er erkennt nicht, das er bald nur noch eine Marionette ist. Er zieht sich aus der Hauptstadt auf seinen Landsitz zurück, Rupert bleibt in der Stadt, wird immer mehr zum Herrscher, bald ist er der ungekrönte König des Landes. Er selbst sieht sich als Nachfolger Deringars, eigentlich fehlt ihm nur noch die offizielle Krönung, dazu müsste aber Gorwin und seine Familie sterben, das wagt er dann doch nicht. Manchmal verschwendet er einige Gedanken an seinen Bruder, der in der anderen Welt versucht, die Person ausfindig zu machen, die mit der Drachenseele vereint wurde. Kommt er mit dieser Person zurück, braucht er auf niemanden mehr Rücksicht zu nehmen. Obwohl, er hat ja schon alles, was er wollte, nur eben die Krone nicht. Sommersonnenwendfest, überall im Land herrscht ausgelassene Stimmung, es wird getanzt, gelacht, getrunken. Zarte Bande werden geknüpft, so auch in einem Dorf nahe der Küste. „Fang mich doch“ ruft die fünfjährige Laura ihrer zehn Jahre älteren Schwester zu „Na warte, ich krieg dich schon“ lacht Jasmin zurück. Beide laufen barfuss über eine Wiese, lachend erwischt die Ältere ihre Schwester „Komm, wir wollen Mama noch beim backen helfen“ die Kleine zieht erst eine Schnute, zum Helfen hat sie keine Lust „Wenn wir jetzt helfen, ist Mama eher fertig, wir können eher auf das Fest und du kannst dadurch länger bleiben“ argumentiert die große Schwester, das leuchtet Laura ein „Okay, dann lass uns nicht trödeln“ schon läuft sie wieder los. Jasmin kann ihr kaum folgen, obwohl sie die längeren Beine hat, erst kurz vor zu Hause, hat sie ihre kleine Schwester eingeholt „Warte doch du kleiner Wildfang“ sie nimmt sie bei der Hand und gehen die letzten Meter ruhig und gelassen um wieder zu Atem zu kommen. Mit soviel Hilfe ist die Arbeit schnell erledigt, der Vater spannt das Pferd vor den Wagen, fährt vor die Haustür „Kommt ihr endlich, sonst ist alles schon vorbei, wenn wir ankommen“ ruft er Richtung Haus. Seine drei Mädels, liebevoll nennt er sie so, kommen mit großen Picknickkörben aus dem Haus, er beeilt sich ihnen zu helfen, verstaut alles auf dem Wagen. Während er seiner Frau Mina auf den Wagen hilft, klettern seine Töchter alleine auf den selbigen. Schließlich kann er losfahren, nach einer halben Stunde treffen sie auf dem Festplatz ein, vor dem riesigen Buffettisch lässt er seine drei Mädels absteigen, gibt ihnen die Körbe. Schnell sind sie von den anderen Frauen umringt, die ihnen helfen. Eilig haucht er Mina einen Kuss auf die Wange, dann bringt er Pferd und Wagen zu dem extra dafür angelegten Platz, spannt das Tier aus, bindet es an den Wagen, wirft ihm noch Heu vor und begibt sich dann wieder auf den Festplatz. Viele der Anwesenden wohnen weit verstreut, solche Feste sind immer die beste Gelegenheit Neuigkeiten auszutauschen oder auch Geschäfte zu machen. Die letzten Feste sind immer von irgendwelchen Gräueltaten überschattet gewesen, heute ist es anders, alle sind entspannt, planen für die Zukunft. Jasmin schlendert über den Platz, sie ist ein sehr hübsches Mädchen mit kirschroten Haaren und dunkelgrünen Augen, ihr Mund ist sinnlich, verspricht heiße Küsse, ihre Figur ist schon sehr weiblich, das Kleid, dass sie heute anhat, betont ihren Körper dezent. Sie weiß um ihre Wirkung, kokettiert daher mit den Jungs, einer hat es ihr besonders angetan. Jeffrey, kurz Jeff, er ist ein blonder, blauäugiger Draufgänger, ist er mit seinen Kumpels zusammen, hat er eine ziemlich große Klappe, begegnet er ihr alleine, ist er eher schüchtern. Das findet sie süß, sie treffen sich etwas abseits des Festes „Konntest du dich endlich von deinen Freunden trennen?“ fragt sie ihn herausfordernd „Siehst du doch, ich wäre ja sonst nicht hier“ gibt er im gleichen Tonfall zurück, seine Augen blitzen. Er mag sie sehr gern, ihre Haare, ihren Mund, gern würde er sie küssen, wagt es aber nicht. Umso überraschter ist er als sie ihn plötzlich küsst. Sie lacht etwas über sein erstauntes Gesicht, wird aber schnell wieder ruhig „Warte ich auf einen Kuss von dir, bin ich schon grau, bevor du dich traust“ neckt sie ihn, mit seinen achtzehn Jahren ist er wirklich schüchtern, doch jetzt, wo er weiß, das sie geküsst werden möchte, erwacht der Mann in ihm. Schnell umarmt er sie, zieht sie an sich, spürt ihren Herzschlag schneller werden, dann küssen sie sich, nichts ist an diesem Kuss mehr kameradschaftlich, es ist ein Kuss, der die Leidenschaft und die Lust auf mehr erwachen lässt. „Was hältst du davon, wenn wir einen ausgiebigen Spaziergang unternehmen?“ fragt Jeff mit leicht rauer Stimme, sie kann in seinen Augen lesen, was er vorhat. Ihre geröteten Wangen vertiefen ihre Farbe „Das ist eine gute Idee“ ihr Herz rast, der Gedanke an das, was sie vorhaben, lässt die Hitze in ihrem Körper aufsteigen. Händchenhaltend entfernen sie sich ziemlich weit von dem Fest, weiter als es unbedingt nötig gewesen wäre. Er kennt eine Stelle, die sie vor zufälligen Begegnungen schützt, wo sie niemand hören kann, dort will er mit ihr hin. Als sie bei den Wagen vorbeikommen nimmt er noch zwei Decken mit, unterwegs kichern sie, diese Heimlichkeit erhöht die Spannung ihrer Körper. Ab und zu bleiben sie stehen, küssen sich, können sich kaum noch beherrschen. Sein Versteck besteht aus dichtem Dornengestrüpp, hinter dem sich eine kleine Höhle befindet, vorsichtig krabbeln sie dort hinein, breiten die Decken aus. Dann küssen sie sich wieder, sie liegen eng beieinander, seine Hand gleitet langsam an ihrem Körper herunter, schiebt sich unter ihren Rock, streicht an ihren Beinen wieder empor, sie stöhnt, genießt es. Er zieht seine Hand wieder zurück, lässt sie jetzt über ihren Ausschnitt wandern, küsst ihren Hals, nimmt ihre Hand führt sie dahin, wo er gerne liebkost werden möchte. Während beide sich ihrer Leidenschaft hingeben, geschieht auf dem Festplatz Schreckliches. Die Ahnungslosen werden völlig von dem Angriff einer Mörderbande überrascht, die vermummten Gestalten auf wilden Rössern richten ein Blutbad an, sie toben sich aus, am Ende wird niemand dieses Gemetzel überleben. Als sie fertig sind, reiten sie in Richtung der beiden Liebenden davon, laut johlend diskutieren sie über ihr Tun. Jasmin und Jeff hören es in ihrem Versteck, Panik will sich in dem Mädchen breit machen, Angst um ihre Familie, sie will weg, zurück zum Festplatz, Jeff kann gerade noch zurückhalten, zieht sie tief in die kleine Höhle hinein, wirft eine Decke über sich und seine Freundin. Stumm warten sie Stunde um Stunde, bis sie sich trauen aus ihrem Versteck zu kommen. Vorsichtig schleichen sie zum Festplatz zurück, hoffen jemanden zu finden, doch dort erwartet sie nur das Grauen. Jasmin bricht zusammen als sie ihre Familie findet, Jeff bringt sie weg von diesem Ort, auch er ist mehr als erschüttert. Am Waldrand finden sie ein gesatteltes Pferd, das dem Massaker, wie durch ein Wunder, entkommen ist, sie steigen auf und machen sich auf den Weg in die nächste Stadt. Dieses Ereignis gibt dem Land einen Dämpfer, es macht den Leuten klar, das die Zeit des Terrors noch nicht vorbei ist. Soldaten werden entsandt, sie sollen die Gegend absuchen, die Schuldigen finden, doch sie haben keinen Erfolg. Sie bleiben dort stationiert, um die dortige Bevölkerung zu schützen, zu spät, wie viele meinen. Wochen später geschieht am anderen Ende des Reiches genau das Gleiche, wieder werden Soldaten hingeschickt, wieder können sie keinen Erfolg verbuchen. So geschieht es immer wieder, nur wenige Generäle erkennen die wirkliche Gefahr. Durch die vielen, äußerst brutal, ausgeführten Übergriffe auf die Bevölkerung, das dadurch notwendige entsenden der Soldaten, schwächt die Armee. Sie ist praktisch über das ganze Land verteilt, hat ihr damit die Schlagkraft verloren. Gunnar, einer der Generäle, stellt sich offen gegen Rudger, was prompt einen Rauswurf aus der Armee zur Folge hat, bevor er in den Kerker geworfen werden kann, flieht dieser, mit ihm seine ihm treu ergebenen Soldaten. Sie jagen jetzt außerhalb des Gesetztes die Mörder, mit weitaus größerem Erfolg, als vorher. Ein anderer General, Silas, zieht sich mit seinen Leuten auf das Land des Königs zurück, um diesen und seine Familie zu schützen. Sie dehnen das Gebiet bis zum großen Fluss aus, im Rücken haben sie die unzugänglichen Berge, somit ist das Land endgültig in zwei Teile geteilt. Rudger ersetzt die fehlenden Männer aus seiner heimlichen Armee, es fällt niemandem auf, nur den braven Soldaten, sie nehmen dann lieber ihren Abschied oder, wenn sie keine Familie haben, schließen sich Gunnar oder Silas an. Den ehemaligen Berater stört das wenig, er hat was er wollte, den Rest bekommt er auch noch, davon ist er überzeugt. In letzter Zeit spürt er Schwingungen in der Magie, vielleicht kommt sein Bruder ja mit der gewünschten Person, dann ist er mit einem Schlag alle Probleme los. Was er jetzt noch braucht ist ein Heerführer, der seine ungezügelten Soldaten beherrscht, er sucht lange, findet ihn schließlich in Baltrock, einen verschlossen Mann, schnell erkennt er seine einzige Schwäche, nutzt diese um jenen zu manipulieren. Schnell wird dieser von den Soldaten anerkannt, er ist hart, dabei aber gerecht. Außerdem beherrscht er wie kein anderer das Schwert, im Training ist er hart gegen sich selbst und nichts anderes erwartet er auch von den Soldaten. So vergeht die Zeit, bis zu dem Zeitpunkt, als Rudger die starke Magie der Drachen spürt, er versucht der Ursache auf dem Grund zu gehen, erkennt die Verbindung zweier Menschen, zwischen denen diese Magie wirkt. Er wundert sich, das er so in die andere Welt sehen kann, erstaunt stellt er fest, das der Ursprung der Magie, die er gespürt hat, von einer jungen Frau kommt. Er überlegt nicht lange, längst hat er herausgefunden, das er Raum und Zeit überwinden kann, das probiert er jetzt spontan aus. Nach kurzer Konzentration gelingt es ihm, er steht am Bett dieser Frau, sie sieht hübsch aus, er schlägt die Decke zurück nimmt sie auf den Arm und kehrt mit ihr in seine Welt zurück, dort legt er sie auf einer Pritsche ab, das Nachthemd ist ihr bis zur Hüfte hochgerutscht. Sie hat einen verführerischen Körper, nur Mühsam kann er sich beherrschen, gierig wandert sein Blick über die Frau, in diesem Augenblick schlägt sie die Augen auf. Kapitel 13: Neue Hoffnung ------------------------- Kapitel 13 Neue Hoffnung Sheherazade spürt diese Magie auch, längst weiß sie auch schon, das Rudger über diese Magie verfügen kann. Sie hat nur nicht gewusst, wie gut er schon darin ist, er hat wesentlich schneller als sie reagiert, sie weiß, wen er ins Land geholt hat. Er hat damit einen Teil der Prophezeiung erfüllt, sie ruft den derzeitigen Hohepriester zu sich, es ist jetzt die Zeit zum Handeln. Eigentlich hat sie schon viel früher mit dem Erscheinen dieser Person gerechnet, schließlich ist sie entsprechend erzogen worden. Die weiße Drachenherrscherin, weiß nicht, das nichts so gelaufen ist, wie sie es geplant hat, sie wird es bald erkennen. Ungeduldig wartet sie in der runden Höhle auf den Hohepriester, nach schier endloser Zeit kommt er endlich. „Ihr habt mich gerufen?“ fragt eine Frau, sie ist mitte Zwanzig, hat meergrüne Augen und goldblondes Haar. Sheherazade muss sich noch daran gewöhnen, das eine Frau das Amt des Hohepriesters bekleidet, sie hat diese Position erst vor kurzem übernommen. „Ja, Rowina, es ist geschehen, so wie es aussieht ist unsere einzige Hoffnung hier eingetroffen. Leider hat Rudger sie eher gefunden als wir, du musst abreisen. Du musst sie finden und zu mir bringen, unbedingt. Sei dir aber ganz sicher, die richtige Person hierher zubringen. Sie trägt das Bildnis eines weißen Drachens auf dem Rücken, daran kannst du sie erkennen“ „Aber ich dachte, sie weiß, das sie zu euch kommen muss“ „Ich bin mir nicht sicher, ob sie es wirklich weiß, sie hätte schon längst hier sein müssen. Wir müssen davon ausgehen, das sie vielleicht weniger weiß, als uns lieb ist. Darum beeile dich, wir dürfen keine Zeit mehr verlieren“ Die blonde Frau verbeugt sich „Ich mache mich sofort auf den Weg“ Inzwischen hat Rudger die junge Frau wieder zurückgebracht, diese ist mitten im Gespräch, bewusstlos geworden. Er denkt über ihre Unterhaltung nach, es ist viel Zorn in ihr, das hat er gemerkt, enttäuscht hat er ebenfalls festgestellt, das sie nichts über sich und ihre Abstammung weiß. Doch auf der anderen Seite ist es besser so, so hat er die Möglichkeit, sie nach seinen Wünschen zu manipulieren, wenn ihm das gelingt, hat er gewonnen. Ihm ist nicht entgangen, das sie empfindlich auf Männer und deren Nähe reagiert, er grinst vor sich hin, gerade ist ihm eingefallen, wie er ihren Zorn schüren kann, er hat den geeigneten Kandidaten dafür. Sein Heerführer steht vor ihm, er erklärt ihm den Sachverhalt, natürlich nicht die reine Wahrheit, denn Baltrock verfügt auch über einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, daher ist es manchmal etwas Mühselig ihm Aufträge zu geben, die, milde ausgedrückt, nicht legal sind. Wie erwartet ist er nicht begeistert einer Frau Unterricht im Schwertkampf zu geben, von Frauen hält er sowieso nicht viel und schon gar nichts von denen die kämpfen. Schließlich hat er ihn überzeugt „Wenn ihr meint, das sie wichtig ist, um unserem Land Frieden zu bringen, werde ich mein Bestes geben. Keinesfalls werde ich aber Rücksicht nehmen, entweder sie kämpft wie ein Mann oder sie stirbt beim Kampf“ finster sieht er Rudger bei diesen Worten an „Gut, das kann ich akzeptieren, trotzdem gib ihr eine kleine Chance, sie kommt aus einer Welt, in der es wohl nicht üblich ist, mit dem Schwert zu kämpfen. Bereite alles vor, ich rufe dich, wenn sie wieder hier ist“ Baltrock verbeugt sich knapp, geht dann seine Vorbereitungen zu treffen. Schließlich wird er wieder zu Rudger gerufen, der befiehlt ihm im, vor der Tür, zu warten, bis er ihn herein rufen wird. Geduldig wartet er, dann wird er hereingerufen, er muss sich eingestehen, das er schon neugierig auf diese geheimnisvolle Frau ist, doch sieht er sie erst abweisend und unnahbar an. Zuerst fallen ihm ihre Augen auf, sie sind von einem so dunklem Blau, wie er es noch nie gesehen hat, die Abwehr die er in ihnen lesen kann ist sehr intensiv. Rudger stellt ihn vor „Darf ich vorstellen, das ist Baltrock, euer Ausbilder im Schwertkampf“ „Wer sagt eigentlich, dass ich das will“ sie hat eine melodische Stimme, auch wenn sie jetzt gereizt klingt, er verzieht die Mundwinkel zu einem herablassenden Grinsen. „Es ist euer Schicksal“ gibt Rudger zurück. „Herr....“ wendet sich der Hüne an Rudger „....seid ihr sicher, das es dieses Weib ist, dass uns beistehen soll. Ich habe sie mir......anders vorgestellt.“ Er mustert sie nun offen von Kopf bis Fuss, dann fixiert er ihren Blick, leider muss er seine Augen zu erst abwenden, unwillkürlich knirscht er mit den Zähnen, was einen herablassenden Blick ihrerseits zur Folge hat. „Das wird schon noch“ erwidert der Alte „Ein bisschen Training und du wirst sehen, dass sie sich mausert“ Die Augen der Schwarzhaarigen funkeln zornig „Jetzt hört mal zu ihr zwei, ich kann es überhaupt nicht leiden, wenn über mich hinweg entschieden wird. Außerdem habe ich ein Leben in meiner Welt, da habe ich schon genug Ärger, kümmert euch alleine um euren Kram, ich habe damit nichts zu tun.“ Mit jedem ihrer Worte scheint sie wütender zu werden, der ehemalige Berater registriert es mit gewisser Genugtuung „Nun regt euch nicht auf, jetzt seit ihr schon mal hier, dann könnt ich doch auch ein bisschen mit dem Schwert üben, oder etwa nicht?“ „Ich bin doch nur hier, weil ihr mich hergeholt habt, was sollen ein paar Stunden mit dem Schwert schon bringen?“ Als Kämpfer erkennt Baltrock an ihren Bewegungen, das sie wohl Probleme hat, auch ihre Hände sind verbunden, ansonsten bewegt sie sich fast katzengleich durch den Raum „Ich will aber nicht, ich will zurück“ hört er sie sagen, ehe er seine Worte bremsen kann sagt er „Seht ihr, sie ist zu nichts nütze“ Er hat das letzte Wort noch nicht ganz ausgesprochen, als er eine Klinge an seiner Kehle spürt. Überrascht sieht er sie an, er hat ihren Angriff nicht einmal im Ansatz gesehen, sie hat sich völlig beschwerdefrei bewegt, das hat er ihr nicht zugetraut. Er gesteht sich ein, das ihr eiskalter Blick furchteinflößend ist, er ist sich sicher, ein falsches Wort oder eine falsche Bewegung und sie schlitzt ihm die Kehle auf. Aus den Augenwinkel bemerkt er, das auch sein Herr überrascht ist „Noch ein falsches Wort...“ drohend kommen die Worte von ihren Lippen „.....und dein letztes Stündlein hat geschlagen“ Die scharfe Klinge verletzt ihn etwas, er spürt wie Blut an seinem Hals entlangläuft. Sie nimmt die Klinge weg, lässt ihn aber nicht aus den Augen „Gut...“ stimmt sie dann zu „.....überzeugt mich, das ich euch helfen muss, wenn nicht lasst mich zufrieden, ist das klar“ Rudger willigt zum Schein ein, er hat nicht vor sie wieder aus seinen Fängen zu lassen, dafür sind ihre Fähigkeiten zu wertvoll. Auf sein Zeichen hin nimmt sein Feldherr die Frau mit und beginnt mit dem Unterricht „Wie ist euer Name?“ fragt er kalt „Serena“ gibt sie knapp und ebenso kalt zurück „Habt ihr schon mal mit dem Schwert gekämpft, wenn ja, zeigt mir was ihr könnt“ Als Antwort greift sie an, sie ist gar nicht mal so schlecht, ungeübt, aber nicht schlecht. Der alte Waffenmeister hat ihr damals Unterricht gegeben, doch es ist schon lange her und sie hat nicht mehr geübt. Es fehlt ihr auch an Ausdauer, obwohl, das muss Baltrock eingestehen, ist sie viel geschickter und zäher als mancher Mann zu Beginn der Ausbildung. Er zieht sein hartes Trainingsprogramm durch, lässt ihr kaum Zeit für Pausen, er will sie unbedingt zur Aufgabe bringen, doch sie tut ihm den Gefallen nicht. Dann ist die Zeit um, Rudger bringt sie wieder zurück, so geht es die nächsten Tage weiter, in regelmäßigen Abständen holt er sie ins Land. Bringt sie wieder zurück, zufrieden stellt er fest, das sie immer gereizter wird. Zuerst findet das Training ohne Zuschauer statt, doch Rudger sorgt dafür, das seine schlimmsten Männer, gleichzeitig ihr Training absolvieren, lässt bei ihnen durchblicken, das sie die Schwarzhaarige ruhig ärgern können. Von dieser Erlaubnis machen sie ausgiebig Gebrauch, ihr Feldherr wundert sich darüber, verbietet es seinen Leuten aber nicht, er merkt nur, das seine Schülerin immer aggressiver wird. Und eines Tages verliert sie ihre Fassung, sie lässt ihrem Zorn freien Lauf, schnell merkt er, das es eine gefährliche Wut ist, sie ist nicht blind, sondern kontrolliert, Serena nutzt die Kraft, die diese Wut freisetzt. Das macht sie unheimlich Gefährlich, er kann dieser Wut nichts entgegensetzen, sie hat schnell gelernt, setzt es jetzt um. Als dieses Training beendet ist, sieht er in ihren Augen weiterhin diese kalte Wut, sie kann sie kaum noch verbergen. Rudger steht auf seinem Beobachtungsposten, erkennt, das er sein Ziel fast erreicht hat, wenn sie jetzt noch tötet, hat er gewonnen. Das wird sich jetzt zeigen, er hat einem seiner Soldaten Geld versprochen, wenn er sie tötet. Der Mann ist fast so gut wie Baltrock, aber mit Sicherheit nicht dieser wütenden Frau gewachsen, der Alte grinst zufrieden, gleich geht das Schauspiel los. „Hey Kleine, willst du mit nem richtigen Mann spielen?“ der Bestochene grinst anzüglich „Lass mich zufrieden“ knurrt sie ihn an, in ihren Augen blitzt es gefährlich auf, er übersieht die Warnzeichen, er will nur das versprochene Geld „Nicht so unfreundlich, sei ein bisschen nett zu mir, das was ich mit dir machen will, ist viel besser als das hier“ Baltrock mischt sich ein „Hörst du nicht, du sollst sie zufrieden lassen“ Doch Titus, so heißt der Mann, hört nicht auf seinen Vorgesetzten, er steht jetzt genau vor Serena, sie ist so wunderschön, sein Blick gleitet an ihrem Körper herunter, sie kann in seinen Augen genau erkennen, was er denkt. Unmerklich spannt sie die Muskeln an, ihre Augen verdunkeln sich vor Wut, schnell sieht sie sich um, erkennt, das auch Baltrock sich bereit gemacht hat, ihr Blick kehrt zu dem Mann vor ihr zurück. Der hat nichts gemerkt, sein Vorgesetzter versucht es noch mal „Titus, kehr in die Kaserne zurück, du hast hier nichts zu suchen“ Doch der hört ihn nicht, in ihm ist nur noch der Wunsch, den Körper dieser Schönheit zu berühren, er hebt die Hand, will ihr über das Dekollete´ streichen, in diesem Moment bekommt er eine schallende Ohrfeige „Rühr mich nicht an“ zischt sie ihn an, er hält sich die schmerzende Wange, einige seiner Kameraden lachen, das macht ihn blind für jede Gefahr „Dafür bezahltst du“ faucht er, zieht sein Schwert, greift an, sie pariert springt zurück „Lass mich einfach in Ruhe“ versucht sie ihn noch mal loszuwerden. Aber er hört wieder nicht, jetzt will er sie bezahlen lassen, wenn er sie fertig gemacht hat, wird er sich holen, was er will. Baltrock hat nun die Gelegenheit sie beim Kampf zu beobachten, erkennt, das sie mit ein bisschen mehr Übung, jeden hier, einschließlich ihn, an Kraft, Ausdauer und Geschick überlegen ist. Er kommt nicht umhin sie zu bewundern, er macht sich aber auch Sorgen um ihren Gegner, wenn der nicht bald einlenkt, ist es um ihn geschehen. Schnell merkt sie, das sie um ihr Leben kämpft, das ist kein Trainingskampf, es wird ihr klar, als er auf ihr Herz zielt und sie nur knapp der Klinge ausweichen kann. Von da an hält sie sich nicht mehr zurück, sie will ihn nur noch umbringen, er soll bezahlen für alles, was ihr je angetan wurde. Rudger sieht diesem Blick, jubelt innerlich, gleich ist es soweit, dann hat sie grundlos getötet, doch Baltrock macht ihm einen Strich durch die Rechnung, im letzten Moment kann er Serena davon abhalten, den Mann zu töten. Plötzlich erkennt sie die Todesangst in den Augen ihres Gegners, der mit dem Rücken an der Wand steht, ihre Klinge an der Kehle, er hat ihren Blick gesehen, erwartet jeden Augenblick den Todesstoß. Jeder kann erkennen, wie sie sich mühsam beherrscht „Komm mir nie wieder in die Quere, wage es nicht mehr in meiner Nähe aufzutauchen, noch eine Chance bekommst du nicht“ kalt kommen ihre Worte, sie verfehlen ihre Wirkung nicht, sie wendet sich ab und geht in ihr Quartier, schließt die Tür, rutscht an dieser herunter, wirft ihr Schwert in den Raum, Tränen bahnen sich ihren Weg. Was ist aus ihr geworden, beinahe hat sie getötet, sie verstand es nicht, noch immer spürt sie die Wut in ihrem Innern. Bald kann sie wieder zurück in ihr Leben, vielleicht geht es ihr dann besser. Als Baltrock sie das nächste Mal sieht, hat sie eine ganz andere Ausstrahlung, von ihrer Wut ist nichts mehr zu spüren, im Gegenteil, sehr Selbstbewusst fordert sie eine bessere Unterkunft, bestimmt lehnt sie das Training ab. Sie will am nächsten Tag erst mal ausreiten, die Gegend kennenlernen, wie sie sagt, widerwillig erlaubt Rudger es. Seinem Heerführer erklärt er später, das Serena für länger hier bleibt, in dieser Zeit soll Baltrock auf sie achten, das wiederum passt dem Soldaten gar nicht, er soll Babysitter spielen, das ist unter seiner Würde, findet er, fügt sich aber dem Befehl. Kapitel 14: Begegnung mit dem Drachen ------------------------------------- Da ich bei diesem Kapitel lediglich die Zeit ändern musste, folgt es so schnell. Kapitel 14 Begegnung mit dem Drachen Serena ist zufrieden mit sich, das läuft schon mal ganz gut, mal sehen wie es morgen weitergeht. Nach langer Zeit, schläft sie wieder richtig gut. Am nächsten Morgen wartet sie schon auf Baltrok, der traut seinen Augen nicht. Serena trägt eine schwarze enge Lederhose und weiche Stiefel in der gleichen Farbe, ihr Oberteil besteht ebenfalls aus dünnem Leder, das wie ein Hemd gearbeitet ist, darüber trägt sie eine Jacke ,die ihr bis zur Hüfte reicht, aus festerem Leder. In diesem Leder ist, für niemanden sichtbar, eine äußerst stabile, doch sehr feine Panzerung eingearbeitet, das bedeutet, das ihr Oberkörper vor Schwerthieben geschützt ist. Zu diesem Outfit gehört noch ein Umhang, aber auf den verzichtet sie heute, aber nicht auf ihr Schwert, um den Griff hat sie Lederstreifen gewickelt, sie findet es besser so. Man soll den Drachenkopf nicht gleich erkennen. Ihre Haare hat sie zu einem langen Zopf geflochten „Können wir?“ fragt sie Baltrok. Auf dem Weg zum Stall kommen sie an Rudger vorbei, der sie finster beobachtet, daran erkennte sie, das sie ihm einen Strich durch die Rechnung macht. Das wiederum bestärkt sie in ihrem Tun. Am Stall angekommen, merkt sie, das man sie nicht ernst nimmt, der graue Hengst für Baltrok ist feurig, muskulös und verspricht ein ausdauernder Renner zu sein. Für sie hat man dagegen einen eher mickrig wirkenden Wallach gesattelt, gerade will sie sich beschweren, als ein, für hiesige Verhältnisse, riesiger, schwarzer Hengst mit wilden, feurigen Augen aus dem Stall geschossen kommt. Entsetzt springen alle zur Seite, keiner will unter die stampfenden Hufe geraten. Zornig wiehert der Hengst auf, rast genau auf Serena zu, die bleibt stehen, aus welchen Gründen auch immer, sieht ihm ruhig in die Augen. Schliddernd kommt das Tier vor ihr zum stehen „Na, mein Schöner...“sagt sie zu ihm „....bist du auch gegen deinen Willen hier?“ Neugierig beschnuppert er sie, schnaubt, nickt bejahend mit seinem schönen, edlen Kopf. Sie streichelt ihn und er genießt es. Einer Eingebung folgend fragt sie den Hengst „Sollen wir uns zusammen tun? Zumindest für die Zeit in der ich hier bin....“ ihre Stimme sinkt zu einem flüstern „....wenn ich gehe, lasse ich dich frei, muss ja keiner mitkriegen. Es ist bestimmt schön dich zu reiten.“ „Zurück, trete von diesem Pferd zurück“ schreit einer der Stallburschen „Das Tier ist für Rudger bestimmt, es ist für einen Herrscher und nicht für eine.....“ „Vorsicht mit dem, was du jetzt sagen willst, außerdem, der Hengst entscheidet, wen er auf seinen Rücken lässt, niemand sonst“ Sie greift in die volle Mähne, ein kurzer Blick in die Augen dieses prächtigen Tieres und mit einem Satz sitzt sie auf seinem Rücken. Der Hengst fängt an zu tänzeln, sie kann seine Muskeln spüren, er steigt und beruhigt sich wieder. Die Umstehenden sehen verwundert zu, das dies ein Hengst für Könige ist, weiß jeder, warum er aber diese fremde Frau aufsitzen lässt, kann keiner verstehen. „Welche Richtung?“ fragt sie den perplexen Baltrok, der kann nur noch in die Richtung deuten. Da sie sich in der Kaserne befinden, brauchen sie nicht lange durch die Stadt reiten, sondern haben schnell offenes Land vor sich. Serena ist von ihrem Pferd angetan, er reagiert auf kleinste Hilfengebung und scheint zu verstehen was sie sagt. So reiten sie eine Weile in gemäßigtem Tempo durch das Land, schließlich kommen sie an eine große freie Ebene, die bis zum Horizont reicht. „Na mein Schwarzer, wie wäre es mit einem ausgiebigen Galopp.“ Augenblicklich fängt der Hengst an zu tänzeln, die Muskeln zittern vor lauter Vorfreude auf den Galopp, auf das Gefühl unbegrenzter Freiheit. Sie sieht Baltrok an, der bis jetzt ziemlich wortkarg ist „Spricht irgendwas dagegen?“ „Nein, ihr müsst euch nur östlich halten, da seid ihr sicher. Falls ihr nicht runterfallt. Schließlich reitet ihr ohne Sattel und Trense und der ...“ er deutet auf den Hengst „...ist unberechenbar. Er wird euch abwerfen.“ Der Schwarze tänzelt immer mehr, steigt, ist kaum noch zu halten „Nein...“ gibt sie lachend zurück „... er ist wie ich, gegen seinen Willen hier, das verbindet uns.“ Wieder steigt der Hengst, wiehert ungeduldig „Wir sollen uns also südlich halten?“ fragt sie nach „Nein, nein östlich unbedingt östlich....“ Mehr hört sie nicht, sie läßt den Hengst laufen, der schießt wie von der Sehne geschnellt davon, den Hügel hinab auf die Ebene. Dort entwickelt er ein atemberaubendes Tempo, er wiehert befreit auf, pure Lebensfreude kann sie spüren, sie lässt sich davon anstecken. In diesem Moment vergisst sie all ihre Sorgen, sie streckt ihre Arme zur seite aus und jubelt ‚Nur fliegen kann noch schöner sein’ denkt sie glücklich, ‚Ja,’ ertönt wieder die Stimme tief in ihrem Inneren ‚Nur fliegen ist schöner’ Baltrok wischt sich über die Augen, für einen Augenblick hat er geglaubt, über Serena einen weißen Drachen zu sehen, ganz schemenhaft, aber so schnell wie er da ist, ist er auch wieder weg. Dann beeilt er sich hinterher zu kommen, sein Pferd gehört zwar zu den besten im Stall, aber mit dem Schwarzen kann er kaum mithalten. Und zu allem Überfluss, ändert das Weibsbild auch noch die Richtung, sie reitet genau in die Richtung die er ihr verboten hat. Er versucht den Weg abzukürzen, um vor ihr dazusein, aber sein Pferd ist nicht schnell genug, er erreicht Serena erst als diese schon auf dem Hügelkamm steht und in das nächste Tal sieht. Kaum dort angekommen schimpft er auch schon los „Habe ich nicht gesagt, ihr sollt euch östlich halten. Könnt ihr Osten und Süden nicht auseinander halten? Ich habe die Verantwortung für euch, wie soll ich auf euch aufpassen......“ „Was ist hier passiert?“ sie fragt es nicht einmal laut, doch es genügt um ihren Begleiter verstummen zu lassen, auch er sieht hinunter, er hat einen Stein im Magen, wie jedes Mal, wenn er hier vorbei kommt. Sie dreht sich zu ihm um, bleich im Gesicht „Was ist hier passiert?“ diesmal schreit sie es heraus. „Ihr solltet das hier nicht sehen, darum sagte ich ihr sollt euch östlich halten...“ „Ich frage nicht noch einmal, antwortet mir“ Eis kann nicht kälter sein als ihre Stimme im Augenblick. „Hier fand unlängst eine Tragödie statt, es sollte hier ein Manöver durchgeführt werden, doch die Drachen fühlten sich gestört und richteten das hier an.“ „Woher wollt ihr wissen, das es Drachen waren?“ Die Stimme in ihrem Inneren schreit ‚Nein, das sind wir nicht gewesen, das liegt nicht in unserer Natur’ Sie ignoriert diese Stimme, konzentriert sich auf die Antwort. „Unser Herr Rudger hat es gesagt“ „War er dabei?“ Baltrok muss zugeben, das er es nicht weiß. Da setzt sich ihr Hengst einfach in Bewegung, trabt vorsichtig in das Tal, hier unten ist der Gestank des Todes kaum zu ertragen, überall liegen Leichen, Leichenteile, verbrannt, zerrissen. Behutsam setzt ihr Pferd einen Fuß vor den anderen „Warum begrabt ihr sie nicht? Habt ihr so wenig Respekt vor euren Toten?“ „Dies ist von Drachen verfluchtes Land, hier darf niemand her, lasst uns bitte umkehren bevor uns das gleiche Schicksal ereilt.“ Unbehaglich sieht er sich um, plötzlich bleibt Serena stehen, stellt ihr Pferd quer. Die Frage die sie dann stellt erstaunt ihren Begleiter „Sagt mir, wie töten Drachen eigentlich?“ „Habt ihr keine Augen im Kopf, sie zerreißen ihre Opfer mit ihren Zähnen oder mit ihren Klauen und zum Spaß verbrennen sie die Unglücklichen. Das könnt ihr doch sehen.“ „Und wie erklärt ihr dann das hier“ Sie reitet beiseite, beobacht ihn genau, wartete auf seine Reaktion. Zögernd reitet er die letzten Schritte heran, dann sieht er, was seine Begleiterin meint. Unglauben breitet sich auf seinem Gesicht aus, dann eisige Wut. „Töten Drachen neuerdings mit Schwertern?“ diese Frage bringt ihn wieder zurück, er sieht die Frau an, die eben sein Weltbild ins Schwanken gebracht hatte. Nur weil sie stur mitten auf das Schlachtfeld geritten ist, nicht auf ihn gehört hat. Er sieht sich abschätzend um, trabt kurz in verschiedene Richtungen, kehrt zum Ausgangspunkt zurück, abwartend beobachtet sie ihn bei seinem Tun. „Wir sind hier im Zentrum, wer immer diese armen Männer niedergemetzelt hatte, ließ außen herum alles nach einem Drachenangriff aussehen.“ Betroffen fügt er hinzu „Ich habe den Drachen unrecht getan, sie sind unschuldig. Allein Menschenwerk ist dieses hier“ „Ja und ich frage mich, inwieweit Rudger seine Finger mit im Spiel hatte.“ Sie wendet ihr Pferd, reitet aus dem Schlachtfeld heraus, schweigsam folgt Baltrok ihr. Am Fuß des Hügels steigt sie ab „Was habt ihr denn jetzt schon wieder vor. Wir sollten zurückreiten und Rudger zur Rede stellen.“ „Nein...“sagt sie „....das hat noch Zeit. Besorgt lieber etwas zum graben, die Toten sollten endlich zur letzten Ruhe gebetet werden.“ „Aber es sind doch so viele, das dauert ja ewig“ „Dann vertrödelt keine Zeit.“ Sie sucht sich etwas, mit dem sie graben kann, findet an einem Pferdegerippe einen Sattel, an dem eine Schaufel hängt. Vielleicht ist es ja der Totengräber, dem dieses Tier gehört, sonst ist es ja unsinnig eine Schaufel in ein Manöver oder eine Schlacht mit zu nehmen. Entschlossen fängt sie an zu graben, sie wird diese Menschen beerdigen und wenn es das einzige und letzte ist, was sie hier tut. Aber sie bleiben nicht lange alleine, sie werden beobachtet, viele der Angehörigen dieser Männer sind in der Nähe geblieben, hoffen, ihre Toten endlich begraben zu können. So bleibt das Geschehen am Fuße des Hügels nicht verborgen. Nach und nach treffen immer mehr Leute ein, die schweigend mithelfen. Sie werfen scheue Blicke auf die fremde Frau, die verbissen eine Grube aushebt und dabei nicht aufsieht. Stunde um Stunde vergehen, Serenas Rücken und Arme schmerzen, sie achtet nicht darauf, auch nicht auf die Menschen, die mit ihr graben. Der Schweiß rinnt ihr herunter „Ihr müsst euch ausruhen“ spricht eine Frau sie an, berührt sie an der Schulter, Serena sieht auf, schüttelt den Kopf. Da nimmt die Frau sie energisch am Arm, zieht sie mit, die Schaufel übergibt sie einem jungen Mann, der sogleich Serenas Platz einnimmt und weiterschaufelt. Sie führt die Schwarzhaarige zu einem schattigen Platz „Setzt euch, trinkt und esst.“ Serena spürt jetzt erst, wie durstig und hungrig sie ist, nachdem beides gestillt ist, betrachtet sie die Frau näher. Sie hat ein freundliches, fast gütiges Gesicht, ihre meerblauen Augen strahlen viel Ruhe aus und stehen im leichten Kontrast zu ihrem vollem, goldenem Haar. ‚Sie ist bestimmt nicht viel älter als ich’ geht es ihr durch den Kopf. „Wer seid ihr“ erkundigt sie sich „Ich bin Rowina“ antwortet sie „Und ihr seid sicher Serena“ die Angesprochene nickt, erst jetzt fühlt sie die Schmerzen in ihren Händen, vorsichtig zieht sie ihre Handschuhe aus. Als sie ihre Handinnenflächen sieht, wundert sie der Schmerz nicht weiter, sie hat sich blutige Blasen geholt, die teilweise aufgeplatzt sind. Die blonde Frau springt auf, holt Wasser und Verbandszeug. Während sie Serenas Hände versorgt fragt diese „Woher wisst ihr, wer ich bin?“ „Neuigkeiten verbreiten sich schnell. Ihr habt heute morgen einiges Aufsehen erregt, als ihr euch euer Reittier ausgesucht habt“ „ Das ist nicht ganz richtig...“ meint die Schwarzhaarige „...er hat mich ausgesucht“ „So, er hat euch ausgesucht und ihr habt seine Wahl angenommen“ nachdenklich sieht sie auf den Hengst „Wisst ihr, was das bedeutet? Sicher nicht, seine Rasse lebt in den unzugänglichen Tälern der Berge, unerreichbar für den Menschen. Aber aus einem Grund, den noch niemand herausgefunden hat, taucht immer mal wieder eines dieser Tiere auf, streift durch das Land und sucht sich seinen Reiter, dem er bis zu seinem Tod treu bleibt. Da dieses Phänomen selten auftritt, gilt es als Zeichen des Schicksals und die betreffende Person wird zum König ernannt oder der gerade Herrschende bestätigt. Bisher hat keines der Tiere je eine falsche Person ausgesucht, die Wahl war immer zum Vorteil des Landes. Es wundert mich nicht, das Rudger versucht hat, diesen Hengst zu besitzen“ Serena traut ihren Ohren nicht, ein Pferd sucht den König aus? Merkwürdige Sitten hier, aber wenn dem so ist, hat sie womöglich ein Amt am Hals, dass sie überhaupt nicht will. Sie ist nur hier um mehr über sich zu erfahren, warum sie mit diesem Land verbunden ist, nicht um sich hier eine Zukunft aufzubauen, schon gar nicht so eine. „Ihr irrt euch“ sagt sie daher zu der blonden Frau „Ich gehöre nicht in dieses Land, ich werde wieder zurück gehen, wenn ich Antworten auf meine Fragen bekommen habe. Kommt ja nicht auf die Idee mich zu einer Königin zu machen, das wäre völlig absurd“ Rowina belässt es erst mal dabei, nachdem sie die Hände versorgt hat meint sie leicht tadelnd „Ihr solltet mehr auf euch achten“ Serena muss lächeln, Seto hätte ihr wohl ähnliches gesagt. „Es ist gut das ihr lächelt, das gibt den Leuten Hoffnung“ sie deutet auf die Menschen um sie herum „für diese Menschen seid ihr etwas besonderes. Ihr habt den Bann gebrochen, sie können endlich ihre Toten begraben.“ Jetzt erst fallen Serena die vielen Menschen auf, die schweigend graben oder die Toten bringen, hin und wieder ist ein wehklagen zu hören, wenn eine Frau ihren Mann, Bruder oder Sohn erkennt. Am Abend werden Fackeln angezündet um weiterarbeiten zu können. Angesichts der vielen Toten heben sie ein großes Massengrab aus, als sie damit fertig sind, legen sie die Toten hinein und schließen es schließlich wieder. Auch die Tierkadaver werden beerdigt. Erschöpft legen sich alle zur Ruhe, um bei Tageslicht am Grab der Gefallenen zu gedenken, suchend streift ihr Blick über die vielen Menschen, dann sieht sie Baltrok, auch er ist müde und erschöpft, ihre Blicke treffen sich kurz, ein kurzes Nicken gibt ihr zu verstehen, das sie richtig gehandelt hat. Lächelnd erwidert sie das Nicken, dann begibt auch er sich zur Ruhe. Bei Sonnenaufgang sucht Rowina die geheimnisvolle Frau, die für die letzte Ruhe der toten Soldaten gesorgt hat und findet sie beim Grab. Etwas hält sie davon ab zu ihr zu gehen, sie will sie nicht stören. Serena fällt auf die Knie, sie fühlt sich verantwortlich für dieses Massaker, das versteht sie nicht. Selbst wenn sie hier geboren wurde, ist es nicht ihr Land, sie gehört nicht hierher, dennoch hat sie dieses Gefühl der Verantwortung. Ein lautes Rauschen, das kurz darauf aufhört, lässt sie aufblicken, sie sieht in die goldgelben Augen eines riesigen Drachens. Still betrachtet der Drache die junge Frau, sieht ihr bis in die Tiefen ihrer Seele. Diese steht auf, verbeugt sich aus einer Eingebung heraus, sie weiß in diesem Moment, das es richtig ist und der Drache verneigt sich vor ihr. Rowina hält den Atem an, jetzt ist sie sich sicher, das ist die Frau aus der Prophezeiung, sie wird dem Land endlich den Frieden bringen. Mit markerschütternden Gebrüll hebt der Drache ab und verschwindet am Horizont. Kapitel 15: Ein erfrischendes Bad --------------------------------- Da das letzte Kapitel eigentlich fertig war, hatte ich halt Zeit so schnell ein weiteres zu schreiben. Viel Vergnügen beim lesen. Kapitel 15 Ein erfrischendes Bad Baltrock hat das Geschehen am Grab ebenfalls beobachtet, auch er erkennt, das diese Frau dort etwas besonderes ist. Im nachhinein stellt er Rudgers Entscheidung, sie so extrem in Wut zu versetzen, in Frage. Das ihm daran gelegen ist, steht außer Zweifel, nach dem Zwischenfall in der Arena, hat er sich Titus vorgenommen, der hat ihm schließlich erzählt, das Rudger von ihm verlangt hat die Frau zu töten. Das steht im Widerspruch zu dem, was er zu hören bekommen hat, wenn er nun alles zusammen betrachtet, kommen ihm erhebliche Zweifel an der Rechtschaffenheit seines Herrn. Er ist gespannt, wie Rudger wohl auf die Tatsache reagieren wird, das Menschen diese Soldaten niedergemetzelt haben und nicht die Drachen. Tief in seinem Inneren hofft er immer noch, das Rudger damit nichts zu tun hat, wenn doch, dann ist Serenas Leben in Gefahr, dann ist der Augenblick gekommen an dem er sich entscheiden muss. Rudger kennt er fast sein ganzes Leben lang, Serena erst kurze Zeit, doch was sie hier schon erreicht hat, beeindruckt ihn sehr. Mit dem Kampf gegen Titus, hat sie nicht nur ihn beeindruckt, sondern auch seine Soldaten, keiner hat sich danach mehr über sie lustig gemacht, im Gegenteil, sie behandeln sie mit größtem Respekt. Er ist sich sogar sicher, würde sie von ihnen verlangen, für sie in den Kampf zu ziehen.....seine Männer würden es, ohne Fragen zu stellen, tun. „Warum starrst du mich so an, was geht in deinem Kopf vor?“ ihre Stimme reißt ihn aus seinen Gedanken „Entschuldigt, ich habe nur nachgedacht“ antwortet er ihr, es stört ihn nicht, das sie ihn so persönlich anredet, er hat es nicht anders verdient. Doch hält ihn etwas davon ab, genau so persönlich mit ihr zu reden „Das ist sehr löblich.....“ lächelt sie ihn an „....verrätst du mir worüber du nachgedacht hast?“ „Was werdet ihr als nächstes tun? Ihr habt hier etwas in Bewegung gebracht, werdet ihr es beenden?“ Ernst sieht sie ihn an „Ich habe keine Ahnung......“ sagt sie wahrheitsgemäß „.....eigentlich bin ich hier, um mehr über mich zu erfahren“ sie macht eine kleine Pause, bevor sie weiter spricht „Aber offenbar haben die Menschen hier Erwartungen an mich, von denen ich nicht weiß, ob ich sie erfüllen soll...kann oder muss. Ich weiß ja noch nicht mal, warum das überhaupt so ist“ „Das hängt mit der Prophezeiung zusammen“ erklärt Rowina, die sich zu den Beiden gesellt hat „Eine Prophezeiung?“ neugierig sieht die Schwarzhaarige sie an „Ja, in einem Teil heißt es.....Fremd, doch hier geboren, nicht hier her gehörend, doch dem Land verbunden.... außerdem heißt es da auch ....vom Bösen in das Land geholt.... betrachtet man Rudger als böse, hat er euch doch in das Land geholt. Ihr sagt selbst, ihr seid hier geboren, doch gehört ihr nicht hier her. Ob ihr wollt oder nicht, ihr erfüllt einen Teil der Prophezeiung“ die Drei schweigen, schließlich fragt Serena „Woher wisst ihr, das Rudger mich hierher geholt hat, soweit ich weiß, ist es nur Rudger, Baltrock und mir bekannt, woher ich eigentlich komme“ Sofort steht das Misstrauen in den Augen des Heerführers „Genau, von dieser Sache ist nichts nach draußen gedrungen, alles ist unter größter Geheimhaltung geschehen“ „Es ist noch jemandem bekannt, woher ihr kommt und dieser jemand möchte so schnell wie möglich mit euch sprechen“ erwidert Rowina geheimnisvoll „Darum bitte ich euch, sofort mit mir aufzubrechen, je eher wir aufbrechen, umso eher werden eure Fragen beantwortet“ „Damit könnt ihr mich nicht locken....“ entgegnet Serena kühl, ihr Misstrauen ist immer noch da „....ich werde zwar gleich aufbrechen, doch ich will erst nach Al Djura. Ich habe da mit einem gewissen Herrscher noch ein Hühnchen zu rupfen. Danach entscheide ich, wie es weitergeht“ entschlossen geht sie zu ihrem Pferd „Hey Schwarzer, darf ich dich noch ein bisschen reiten?“ fragt sie flüsternd den Hengst, dieser lässt ein tiefes, leises Schnauben hören, nickt mit dem Kopf, wieder greift sie in die Mähne, springt auf. Als sie losreiten will, warten Baltrock und Rowina auf sie „Ihr glaubt doch nicht, das ich euch alleine zurück reiten lasse, ich bin immer noch für eure Sicherheit verantwortlich, falls ihr das vergessen habt“ säuerlich sieht sie auf Baltrock „Ich kann selbst auf mich aufpassen, außerdem weiß ich, das du mich nicht ausstehen kannst. Das hast du mir immer sehr deutlich klar gemacht, betrachte dich deiner Aufgabe als enthoben“ „Das kann ich nicht....“ grinst er sie an „....meine Aufgabe ist erst erledigt, wenn ihr wieder in Al Djura seid, vorher nicht“ Rowina ergreift das Wort „Meine Aufgabe ist erst erledigt, wenn ich euch zu demjenigen gebracht habe, der unbedingt eure Anwesenheit wünscht. Solange bleibe ich bei euch“ Serena sieht ein, das sie sich nicht weigern kann die Begleitung anzunehmen, ergeben seufzt sie „Also gut, dann lasst uns endlich reiten“ Spät Abends kommen sie in der kleinen Stadt an, vor der Kommandantur steigen sie ab, ignorieren neugierige Fragen, enttäuscht stellt Serena fest, das Rudger sich aus dem Staub gemacht hat. Aber eigentlich hat sie es nicht anders erwartet, es ist doch relativ viel Zeit vergangen, seit ihrem Aufbruch. Und die Geschehnisse an dem Schlachtfeld sind ihm bestimmt nicht verborgen geblieben, mit Sicherheit hat er davon eher gewusst, als die Leute in der Stadt. Nun sitzen sie am Tisch und essen, Baltrock hat das Küchenpersonal angewiesen, ihnen ein Nachtmahl zu bereiten, Serena entgehen die scheuen, neugierigen Blicke der Mägde nicht, die jene auf sie werfen. ‚Wenn das so weitergeht, wird das ja noch recht lustig’ denkt sie bei sich. „Was jetzt?“ fragt Rowina, als sie mit dem Essen fertig sind „Was habt ihr jetzt vor?“ Serena lehnt sich zurück, es gestaltet sich alles schwieriger als gedacht, irgendwie hat sie gehofft, sie kann hier und da ein paar Fragen stellen, bekommt ihre Antworten und sie kann wieder nach Hause. Apropos nach Hause, wie kommt sie denn wieder zurück, jetzt wo Rudger weg ist, daran hat sie noch gar nicht gedacht, sie will nicht hier bleiben, sie will wieder zurück. Nicht einmal ist ihr in den Sinn gekommen, das sie Seto nie mehr Wiedersehen wird, seufzend gesteht sie sich ein, das es vielleicht sogar besser ist, dennoch vermisst sie ihn und das jetzt schon. Endlich antwortet sie „Hat einer von euch eine Ahnung, wo sich Rudger aufhalten könnte?“ Rowina schüttelt verneinend den Kopf, Baltrock meint „Es würde mich nicht wundern, wenn er sich in die Hauptstadt zurückgezogen hätte. Von dort hat er immer seine Amtgeschäfte geführt. Eigentlich erstaunt es mich, das er hier in diese Einsamkeit kam, das ist gar nicht sein Stil“ „Das ist aber eine Konsequenz seines Denkens....“ mischt sich die Blonde ein „....er hat doch nicht mitten in der Hauptstadt, wo die Wände riesige Ohren haben, Serena holen können. Das wäre doch sofort aufgeflogen, er hatte ja einen bestimmten Plan mit ihr, das hätte er dort nie ausführen können. Jetzt kehrt er dahin zurück, wird von da aus versuchen, sie aus dem Weg zu räumen, sie ist eine Bedrohung für ihn geworden.“ „Danke Leute, ich bin auch noch da, redet nicht so, als wäre ich abwesend“ „Entschuldigt“ kommt von beiden gleichzeitig. „Er wird sich also in der Hauptstadt aufhalten, da kann ich ihn natürlich nicht so einfach zur Rede stellen. Ich muss mir was anderes einfallen lassen“ „Ich hätte da eine Idee“ verblüfft sieht sie zu Rowina, auch Baltrock ist neugierig „Allerdings habt ihr das schon ein mal von euch gewiesen......Ihr wisst doch noch, was ich euch über den Hengst erzählt habe?“ Baltrock weiß sofort, was sie meint, ihm ist jetzt auch klar, warum er Serena nicht so persönlich angeredet hat. Irgendwie hat er die Tatsache verdrängt, aber jetzt weiß er es wieder, der Hengst hat einen neuen Herrscher gewählt, die schwarzhaarige Frau ist seine Königin, daran gibt es keinen Zweifel. „Nein....“ kommt es prompt von Serena „....ich mag ja einiges sein, aber eine Königin bin ich nicht. Wagt es ja nicht, das zu verbreiten, das mit dem Hengst ist nur Zufall gewesen. Ich bin keine Königin, merkt euch das......Aber wo wir gerade beim Thema sind, wer war vor Rudger der Herrscher, er sagte zu mir, er sei der Nachfolger von Deringar, stimmt das?“ Baltrock antwortet „Nicht direkt, Deringars Bruder, Gorwin, ist der eigentliche König dieses Landes“ Rowina ergänzt „Auch wenn es nicht gern gehört wird.....“ sie sieht dabei den Hünen an „.....Rudger hat es verstanden sich Gorwins Vertrauen zu erschleichen, viel Mühe musste er nicht aufwenden, denn Growin wollte nie König werden, das hat er eben ausgenutzt. Gorwin hat sich mehr und mehr zurück gezogen und ihm immer mehr überlassen. Schließlich war der König nur noch eine Marionette, zu spät wurde erkannt, wer der eigentliche Feind ist. Das führte dazu, das sich das Land endgültig in zwei Teile spaltete, König Deringar hatte immer versucht das zu verhindern, vergebens. Streng genommen ist also Gorwin, der amtierende König und sein Sohn Toran ist sein Nachfolger, allerdings scheint auch er keine Ambitionen zu haben auf den Thron zu steigen. Er könnte über eine Armee verfügen, wenn er es nur wollte“ „Wozu wollt ihr dann unbedingt mir dieses Amt aufdrängen? Ihr habt doch einen König und sogar einen Thronfolger, da braucht ihr mich doch gar nicht“ „So einfach ist es auch nicht, Herrin. Ich kann mir vorstellen, das Gorwin sofort auf seinen Anspruch zu euren Gunsten verzichten wird, wenn er erfährt, das ihr hier seid.“ „Dann darf er es eben nicht erfahren“ Rowina seufzt „Früher oder später wird er es erfahren. Ihr müsst wissen, die Herrscher dieses Landes stehen mit der Drachenmagie in Verbindung, über die Hüter der Drachen wird er es erfahren. Um euch alles begreiflich zu machen, müsst ihr mich begleiten, nur eine kann all eure Fragen beantworten“ In Serenas Kopf herrscht ein Chaos, so viele Informationen, sie hat das Gefühl in einen Sumpf geraten zu sein, aus dem es kein Entrinnen gibt. „Was ich nicht verstehe, nach euren erzählen, scheint Gorwin auf mich gewartet zu haben, wieso, er kennt mich doch gar nicht“ „Stimmt er hat euch noch nie gesehen, trotzdem weiß er von eurer Existenz“ „Genug für heute“ die Blauäugige steht auf „Ich bin Müde, in meinem Kopf herrscht Chaos. Wir werden später weitersprechen“ Serena schläft den ganzen nächsten Tag bis zum nächsten Sonnenaufgang, sie reckt sich bleibt noch etwas liegen, denkt über alles nach. Als sie aufsteht fragt sie sich, ob es hier wohl so was wie eine Dusche gibt, wahrscheinlich nicht. Der Fluss ist doch in der Nähe, ein Bad in einem sauberen Fluss erscheint ihr im Augenblick mehr als verlockend, sie sucht sich alles zusammen, schnürt ein Bündel. Zu Fuß ist der Weg zu weit, also erst mal in den Stall, der Schwarze steht in einem Paddock, sie holt ihn sich, meint zu ihm „Es ist zwar schön dich ohne Sattel zu reiten, aber auch sehr anstrengend, ich hoffe du hast nichts dagegen, wenn ich dir einen Sattel auflege?“ Er schüttelt den Kopf, erleichtert macht sie sich auf die Suche nach einem, in der Sattelkammer wird sie fündig, nachdem sie das Tier gesattelt hat, steigt sie auf und reitet Richtung Fluss. Dort sucht sie einen Platz, der von nirgends eingesehen werden kann, zieht sich aus und genießt das Wasser, als sie genug hat, trocknet sie sich ab, zieht sich wieder an. Im Sattel sitzend fühlt sie sich wieder sicher, ihr ist nicht entgangen, das sie beobachtet wird, vernehmlich knurrend meldet sich ihr Magen, für sie ein Zeichen zurückzukehren. Sie will aber nicht den selben Weg nehmen, sie überlässt dem Hengst die Wahl des Weges, schnell merkt sie, das er eine ganz andere Richtung eingeschlagen hat. „Du weißt, wo du hinwillst, hm, ist ja in Ordnung, nur denke daran, ich habe Hunger, es wäre nicht schlecht, wenn dein Weg an etwas, für mich, Essbaren vorbeiführen würde“ bejahend nickt der Hengst, sie muss lachen „Fehlt nur noch, das du mir antwortetest“ ein leise grummeln kommt als Antwort. Zielstrebig trabt der Hengst auf ein entfernter liegendes Waldstück zu, auf einer Anhöhe bleibt er stehen, sie hat einen tollen Blick rundherum, eine Bewegung am Horizont erregt ihre Aufmerksamkeit. Dort scheint sich eine größere Gruppe Reiter zu bewegen, nach der Staubwolke zu urteilen, beunruhigend ist das Gefühl der Gefahr, das aus dieser Richtung kommt. „Denen sollten wir wohl aus dem Weg gehen“ sagt sie halblaut vor sich hin, sie ist froh ihr Schwert mitgenommen zu haben. Der Hengst setzt sich wieder in Bewegung, galoppiert jetzt, schnell erreichen sie das Waldstück, dort angekommen, trabt er eine Weile, fällt dann in Schritt. Das ihr Reittier einen bestimmten Punkt in diesem Wald aufsuchen will, ist ihr bewusst, nur welchen „Ich hoffe, du willst mich nicht zu einem Stelldichein mit deiner Freundin einladen, ihr könnt machen was ihr wollt, wenn ich nicht dabei bin“ Sie nähern sich einer Lichtung, Serena ist überwältigt von dieser Natur, riesige Bäume wachsen scheinbar in den Himmel, dort wo die Bäume nicht so dicht stehen, haben sich üppige Sträucher breit gemacht, Vögel zwitschern vergnügt, Menschen stöhnen vor Lust....Verwundert hält sie an, lauscht, Tatsache, in der Nähe vergnügt sich ein Liebespärchen. Das ist eindeutig. „Warum bist hierher gelaufen?“ fragt sie den Hengst „Willst du spannen....oder glaubst du, ich habe das nötig?“ Das fehlt ihr auch noch, das sie ein Liebespärchen aufscheucht, allein der Gedanke ist schon peinlich. Sie will den Schwarzen wenden, doch der kehrt den Sturen raus, widersetzt sich, steigt, macht ein paar Galoppsprünge auf die Lichtung zu, bleibt dann wie angewurzelt stehen. Sie sind jetzt so nah, das sie sogar hören kann, was auf der Lichtung gesprochen wird. „Hast du das gehört?“ die Stimme gehört einem Mann „Da ist nichts, das war nur der Wind, hast du ein schlechtes Gewissen, oder warum zuckst du bei jedem Windstoss zusammen?“ Serena fällt vor Schreck fast vom Pferd, das was sie hier zu hören bekommt und zwischen den Blättern erspähen kann, erklärt vieles. Kapitel 16: Ein ereignisreicher Vormittag ----------------------------------------- Kapitel 16 Ein ereignisreicher Vormittag „Lass uns jetzt hier wegreiten“ flüstert sie ihrem Pferd zu „Ich habe, weiß Gott, genug gesehen und gehört. Ich will nicht alles bis ins kleinste Detail wissen, wirklich nicht.“ Erleichtert darüber, das sich ihr Pferd in Bewegung setzt, entspannt sie sich wieder. Bisher hat es eigentlich immer Sinn gemacht, wenn der Hengst eigenmächtig gehandelt hat, doch diesmal scheint es nicht so zu sein. Sie hat wieder die rotblonden Haare vor Augen, der Besitzer dazu beugt sich über einen jungen Mann mit schwarzen Haaren, viel an Textilien hatten die beiden nicht mehr an. Wie soll sie ihm jetzt noch unbefangen gegenüber stehen, was würde passieren, wenn herauskäme, das der Heerführer einen Mann liebt. Sie hat keine Ahnung, wie die Leute hier zu diesem Thema stehen, scheinbar nicht anders, als in ihrer Welt. Denn, wäre es in Ordnung, müssten die beiden sich nicht irgendwo heimlich auf einer Lichtung treffen. Als sie Gedankenverloren aus dem Wald herauskommt, springt das Gefühl der Gefahr sie an, wie ein wildes Tier. Die Gruppe Reiter fällt ihr wieder ein, sie sind in deren Richtung aus dem Wald herausgeritten, vorsichtig reitet sie weiter, schließlich kann sie einen Blick auf diese Leute erhaschen. Schon ihr Anblick lässt erahnen, das sie auf Blut aus sind, ihr fallen die beiden im Wald ein, Baltrock ist zwar ein guter Kämpfer, aber so, wie er gerade ist, hat er wenig Chancen. Schnell kehrt sie wieder um, viel Zeit hat sie nicht mehr „Es nützt nichts, wir müssen die Beiden stören, am besten nimmst du den direkten Weg“ das tut der Schwarze auch, er erklimmt einen Hügel, dessen Fuß in jener Waldlichtung endet. Als Serena erkennt, was ihr Pferd vorhat, meint sie trocken „So direkt hätte es auch nicht sein müssen“ trotz des Lärms den sie machen, bekommen die Beiden am Fuße des Hügels nichts mit, zu vertieft sind sie in ihr Liebesspiel, erst als ein Pferdekörper über sie hinwegfliegt, reagieren sie. Erschrocken dreht sich der Heerführer um, sofort erkennt er die Frau auf dem Pferd, obwohl sie ihm noch den Rücken zudreht, die Pferde der Zwei wiehern panisch auf, wollen sich losreißen, Serena springt vom Pferd, läuft zu den Pferden beruhigt diese. Baltrock steht immer noch wie angewurzelt da, Zorn steigt in ihm auf, Weiber, wenn er sie zu fassen kriegt dann.....dann.... „Steh nicht so blöd da, zieht euch an, schnell, bevor es zu spät ist“ Die ganze Zeit hat sie sich bemüht nicht in seine Richtung zu sehen, jetzt bleibt ihr nichts anderes übrig, sie fixiert seinen Blick „Da ist eine blutrünstige Bande auf direktem Wege hier her, es ist keine gute Idee, wenn ihr sie hier in eurem Adamskostüm empfangen wollt“ Endlich kommt Bewegung in die Beiden, der Hüne hat in ihren Augen gesehen, das es ihr Todernst ist, kein Spaß. Eilig ziehen sie sich an. Als sie halbwegs angezogen sind, bringt Serena ihnen die Pferde, schwingt sich wieder auf ihr eigenes, kurz darauf sitzen auch sie in den Sätteln, schon kann man die anderen Pferde hören, nicht mehr lange und sie erreichen diese Lichtung. In die entgegengesetzte Richtung galoppierend schlagen sie einen Bogen und kommen so in den Rücken der Banditen. Nun haben sie Zeit zu verschnaufen „Das war knapp“ meint Serena, sie sieht Baltrock und seinen Begleiter an, der kommt ihr irgendwie vertraut vor, dabei ist sie sich sicher ihn noch nie gesehen zu haben, vielleicht machen das auch nur seine schwarzen Haare und die blauen Augen. „Danke, das ihr uns geholfen habt, Herrin, ich sollte euch meinen Begleiter vorstellen....“ „Das will ich gar nicht wissen, es ist mir auch egal, das ihr euch liebt, nur hätte ich dir mehr Verstand zugetraut....“ fährt sie ihn zornig an, betreten schauen beide zu Boden „.....so wie ich das erkennen konnte, liegt diese Lichtung an einem, wenn man so will, Verkehrknotenpunkt (dämliches Wort in dieser Situation). Wie, um Himmels Willen, seid ihr auf die Idee gekommen, euch diesen Ort für ein Schäferstündchen auszusuchen? Mitten auf dem Marktplatz, in der Hauptstadt, wäre unauffälliger gewesen, als hier.“ Trotzig meint Baltrock „Wir haben uns so lange nicht mehr gesehen, da ist es einfach passiert“ „Es war mein Fehler“ mischte sich der Schwarzhaarige mit ein „ich konnte mich nicht mehr beherrschen“ sie sieht die Beiden an, der eine mit trotzigem Blick in den Augen, der andere mit einem Hundeblick ‚Grrrr’ denkt sie ‚Und alles auf nüchternen Magen.’ Baltrock räuspert sich „Es ist wohl besser, wir reiten nach Hause“ „Keine schlechte Idee“ meint sein Freund, Serena kann dem nur zustimmen „Habt ihr die gleiche Richtung?“ fragt sie vorsichtshalber „Nein....“ der Schwarzhaarige deutet in die Richtung, aus der die Horde kam „....ich muss da lang, wenn ich mich beeile, habe ich mein Ziel erreicht, bevor der Trupp zurückkommt.“ „Sei vorsichtig“ meint der Hüne, sie sehen sich an, bewegen sich nicht, die Frau versteht, sie trabt einige Schritte vor, dreht ihnen dabei den Rücken zu. Wenig später ist Baltrock an ihrer Seite „Noch mal, Danke“ nuschelt er vor sich hin „Schon gut“ sie hat jetzt keine Lust mit ihm zusammen nach Hause zu reiten, sagt daher zu ihm „Reite schon vor, ich komme später nach“ Er nickt verstehend „Seid auch ihr vorsichtig, Herrin“ wartet noch kurz, galoppiert dann los, sie sieht ihm nach, bis er hinter einem Hügel verschwunden ist. Seufzend setzt sie ihr Pferd in Bewegung, was für ein Morgen, sie ist noch nicht lange hier und ein Ding jagt das Andere, geht das so weiter, braucht sie im Anschluss erst mal Urlaub. Sie hat vor, einen etwas größeren Bogen zur Stadt zu reiten, sie braucht Zeit, um das heutige Ereignis zu verarbeiten. Schnell merkt sie, das man sich hier keine Gedankenlosigkeit erlauben kann, sie ist noch nicht lange geritten, als sie angesprochen wird „Ihr solltet nicht alleine in dieser Gegend ausreiten.“ Sie lässt sich ihre Überraschung nicht anmerken, gelassen sieht sie auf den Sprecher, der hinter einer Felsgruppe hervor kommt. Unwillkürlich denkt sie an Baltrock, die Statur und Größe sind identisch, nur der Mann vor ihr hat kastanienbraunes Haar und grüne Augen, er reitet einen edlen Rotfuchs. „Warum? Muss ich mich vor euch in Acht nehmen?“ „Das weiß ich noch nicht, wer seid ihr?“ „Das geht euch gar nichts an“ „Schlechte Kombination, allein und frech, das wird euch nicht bekommen“ ein weiterer Mann taucht auf, reitet direkt auf sie zu „Ha, Gunnar, das ist die Frau von der ich erzählt habe. Sie hat heute Morgen im Fluss gebadet.“ Er hat noch nicht ganz ausgesprochen, da hat ihr Hengst einen Satz auf ihn zugemacht, sie ihn am Kragen gepackt und halb vom Pferd gezogen, böse faucht sie ihn an „Du hast mich also beobachtet, sei gewarnt, das nächste Mal, kannst du niemandem mehr davon erzählen“ sie stößt ihn zurück. Er kann sich gerade noch auf seinem Tier halten, er ist blass um die Nase, mit so einer Reaktion hat er nicht gerechnet. Sicherheitshalber zieht er sich zurück „Nun Leon, da hast du gerade noch mal Glück gehabt“ grinst der mit Gunnar Angesprochene, er mustert die Frau vor sich, sie ist schön und gefährlich. Er hat von einer geheimnisvollen Frau gehört, die sich gegen Rudger gestellt hat, da gehört schon Mut dazu, er fragt sich, ob sie mit der Prophezeiung zu tun hat. „Wie mutig seid ihr wirklich?“ fragt er sie, ohne zu zögern springt sie vom Pferd „Kommt her und ich beantworte eure Frage“ sie weiß, was sie tun muss, diese Männer kann sie nur durch Taten beeindrucken, nicht mit Worten, inzwischen ist sie nämlich eingekreist. Will sie hier ungeschoren rauskommen, muss sie ihnen klarmachen, das es besser ist, sich nicht mit ihr anzulegen. Sie zieht ihr Schwert „Nun, Gunnar, traut ihr euch?“ Neugierig sehen seine Männer von der Frau zu ihm, jetzt hat er keine andere Wahl mehr, er hat zwar nicht vorgehabt ihr wehzutun, aber wenn sie es nicht anders will, bitte. Er steigt ab, zieht sein Schwert „Seid ihr Sicher, das ihr euch nicht selbstverletzt mit dem Schwert?“ „Für eure Fürsorge ist etwas zu spät, meint ihr nicht auch?“ Seufzend setzt er sich in Bewegung, er kann Frauen nichts abgewinnen, die meinen, sie seien besser im Schwertkampf als er. Unversehens greift er an, glaubt, sie gleich beim ersten Streich entwaffnen zu können, doch er irrt sich. Geschickt weicht sie aus, greift ihrerseits an, überrascht von ihrer Stärke, ihrem Können, weicht er erst zurück, konzentriert sich dann, greift seinerseits mit aller Kraft an. So geht es hin und her bis sie ihn schließlich entwaffnen kann, die Klinge an seiner Kehle fragt sie ihn „Ist eure Frage jetzt beantwortet? Gebt ihr auf oder muss ich euch erst töten?“ „Nein....“ seine Augen leuchten „....ich gebe auf. Es hat Spaß gemacht, ihr seid eine würdige Gegnerin“ Nachdem sie ihr Schwert wieder verstaut hat, steigt sie auf „Habt ihr immer noch was dagegen, wenn ich alleine reite?“ Er schüttelt den Kopf, die Gerüchte stimmen also, er hat sich eben selbst davon überzeugt, daher meint er „Herrin, wenn die Zeit da ist und ihr ein Heer braucht, sind wir zur Stelle“ Eine Verbeugung andeutend, sammelt er sein Schwert auf, steigt in den Sattel, hebt grüßend die Hand, galoppiert mit seinen Leuten Richtung Berge davon. Sprachlos bleibt Serena zurück, wieso sollte sie ein Heer brauchen? Spinnen den hier alle? Kopfschüttelnd setzt sie ihren Weg fort. Wieder hat sie das unbestimmte Gefühl von Gefahr, sie hält ihr Pferd an, sieht zurück. Dort, wo ungefähr das Waldstück liegt, sieht sie eine große Staubwolke. „Ich kann mir nicht helfen, Schwarzer, aber ich glaube, wir sollten nachsehen, was da los ist“ schon treibt sie den Hengst in rasanten Galopp. Je näher sie der Gegend kommt, desto vorsichtiger wird sie, schließlich kann sie erkennen, was da vor sich geht. Es ist tatsächlich die Bande von heute Morgen, sie haben ein Opfer gefunden, spielen mit ihm. Fieberhaft überlegt sie, wie sie helfen kann, Baltrock ist zu weit weg, hinter Gunnar braucht sie auch nicht her, sie würden auf jeden Fall zu spät kommen. Sie macht sich nichts vor, gegen diese Leute hat sie keine Chance, egal wie gut sie ist. Längst weiß sie, wer das Opfer ist, es ist der Schwarzhaarige Freund Baltrocks, er wird von der Meute gehetzt und das wer weiß wie lange schon, sein Pferd scheint müde zu sein. Im großen Halbkreis treiben sie ihn auf sie zu, verdammt sie muss was tun, aber was, die Suche nach einem Ausweg wird ihr abgenommen, das Pferd des Mannes bricht zusammen. Serena hat nur eine Chance, in dem Augenblick, in dem das Pferd strauchelt, jagt sie im Galopp los, genau auf ihn zu. Hoffentlich sieht er zu ihr, erkennt sie und begreift, was sie von ihm will. Gerade richtet er sich taumelnd auf, läuft weiter in ihre Richtung, sieht sie jetzt, stockt, ist einen Augenblick unschlüssig, erkennt sie, rennt weiter. Sie hat ihn fast erreicht drosselt das Tempo, hält ihm die Hand hin, er ergreift sie, mit einem Satz ist er hinter ihr im Sattel. Schon erhöht der Hengst das Tempo wieder, Serena steuert auf die größte Lücke zwischen den Reitern zu, die sind einen Augenblick lang verdutzt Da sie sich aufeinander zu bewegen, schaffen sie es und durchbrechen den Halbkreis. „Wir müssen hinter das Waldstück, der Weg führt zu einer Brücke, wenn wir die überqueren können, haben wir es geschafft. Die trauen sich nicht darüber“ sie nickt als Zeichen, das sie verstanden hat, schon ändert der Hengst die Richtung. Im Halsbrecherischem Tempo jagen sie dahin, er muss nun zwei Reiter tragen, Serena fragt sich, wie lange er das wohl durchhalten wird. Ein kurzer Blick zurück, sagt ihr, das ihre Gegner aufholen, sie versuchen ihnen den Weg abzuschneiden, es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als wieder die Richtung zu ändern, der Weg führt in eine Schlucht, sie hören ihren Feind jubeln. ‚Hoffentlich ist das hier keine Sackgasse’ denkt Serena „Dieser Weg führt auch zu einer Brücke“ ruft ihr Begleiter, der Weg führt bergan, senkt sich dann wieder, Serena hält den Hengst an, sieht auf die Brücke. Vertrauenerweckend sieht die nicht mehr aus, Bohlen sind schon herausgefallen, außerdem scheint sie nur noch zu Zweidritteln einigermaßen tauglich zu sein. Das letzte drittel existiert quasi nicht mehr „Was nun?“ der Mann hinter ihr ist enttäuscht, aber so schnell gibt sie nicht auf, sie haben nur eine Möglichkeit „Mein Schwarzer, ich muss dir noch einmal alles abverlangen, es gibt nur diesen einen Weg, bist du bereit?“ „Halte dich fest“ ruft sie noch zu ihrem Begleiter, reitet wieder an, es muss gehen, der Abstand muss einfach reichen. Der Hengst gibt alles, er läuft, wie er noch nie gelaufen ist, vertraut auf seine Reiterin, die lenkt ihn auf die Brücke, lässt ihn an der Seite laufen, wo die Brücke noch am stabilsten ist. Die Bohlen erzittern unter dem Gewicht des galoppierenden Pferdes, brechen hinter dem Tier aus ihren Halterungen, kurz vor Ende der Brücke, zieht das Pferd sich zusammen, schnellt sich mit aller Kraft in die Luft. Die Sekunden in der Luft, dehnen sich zu einer Ewigkeit aus, dann landet der Hengst auf der anderen Seite, doch das Geländes ist rutschig und abschüssig, er findet keinen Halt, er stürzt, die Reiter kommen nicht schnell genug weg vom Pferd, Serena sieht nur noch einen Felsen auf sich zukommen, schlägt dagegen, verliert das Bewusstsein. Kapitel 17: Familie ------------------- Kapitel 17 Familie Baltrock reitet auf direktem Weg nach Al Djura, er ist sauer auf Serena, was bildet sie sich eigentlich ein, ihn so zu tadeln. Er hat seinen Freund solange nicht gesehen, sehnsüchtig denkt er an ihr Beisammensein, dann platzt dieses Frauenzimmer dazwischen. Er muss ihr dennoch zugute halten, das sie ihnen das Leben gerettet hat, wenn die Kerle sie überrascht hätten, wäre es aus mit ihnen gewesen. Hm, irgendwie scheint sie ein Gespür für solche Momente zu haben, wenn das so weitergeht, wird es schwierig für sie am Leben zu bleiben. Vielleicht hätte er sie nicht alleine lassen sollen ‚Nein’ denkt er ärgerlich ‚Die kann schon selbst auf sich aufpassen. Immerhin habe ich ihr gezeigt, wie sie sich wehren kann’ Schlecht gelaunt kommt er in seinem Quartier an, seine Soldaten erkennen gleich seine schlechte Laune und gehen ihm möglichst aus dem Weg. Hartes Training vertreibt diese, sie macht der Sorge platz, ob ihr Wissen, über seinen Liebhaber, wohl Konsequenzen für ihn hat. Sie hat ja nicht ein Mal wissen wollen, wie sein Freund heißt, wahrscheinlich ist es auch besser so, wer weiß, wie sie auf darauf reagiert hätte. Spät am Vormittag beendet er seine Übungen, wäscht sich, holt sich sein Essen. Ist es ein gutes oder schlechtes Zeichen, das sie ihn noch nicht sprechen wollte, er geht davon aus, das sie inzwischen auch eingetroffen ist, Rowinas Frage belehrt ihn eines anderen „Habe ich euch endlich gefunden....“ sie ist darüber erleichtert, sie weiß nicht mehr, was sie sonst tun soll „.....wisst ihr, wo sich Serena aufhält? Ich habe sie den ganzen Morgen noch nicht gesehen. Ein Stallbursche berichtete mir, das sie sich den Hengst gesattelt hat und weggeritten ist. Seither hat sie keiner mehr gesehen. Sie wird doch nicht etwa auf eigene Faust losgezogen sein, wenn ihr ein Unglück zustoßen sollte, wäre das eine riesige Katastrophe.“ Ihm fielen gleich wieder diese rauen Reiter ein, sie wird doch nicht in deren Hände gefallen sein, nein, das glaubt er nicht, mit ihrem Pferd, ist es ein Kinderspiel dieser Horde zu entkommen. „Ich habe sie getroffen, sie wollte einen anderen Weg zurück reiten als ich, wahrscheinlich hat sie sich etwas verirrt, doch ihr Pferd wird schon auf den rechten Weg zurückfinden. Macht euch keine Sorgen, sie wird bald auftauchen“ er spricht mit aller Überzeugung, deren er fähig ist, es verfehlt seine Wirkung nicht, die blonde Frau scheint beruhigt zu sein „Seid ihr euch da sicher?“ „Ja, bin ich, aber wenn ihr es wünscht schicke ich eine Patrouille los, die nach ihr Ausschau hält.“ „Nicht nötig, ich vertraue euch“ sie geht wieder. Doch in ihm ist nun Unruhe, als sie zwei Stunden später immer noch nicht da ist, macht er sich selbst auf den Weg, nimmt noch ein paar Männer mit. Zielstrebig reitet er zu dem Punkt, wo sie sich getrennt haben, er findet ihre Spur folgt dieser. Wenig später muss er erkennen, das sie eine Begegnung mit mehreren Reitern hatte, das sie gekämpft hat. Erleichtert stellt er fest, das kein Blut geflossen ist, das kann nur bedeuten, das sie unversehrt ist. Es dauert eine Weile, bis sie ihre Spur wiederhaben „Sieht so aus, als wäre sie in Gorwins Reich geritten“ meint einer seiner Soldaten und deutet in Richtung des Waldstückes. Jetzt macht sich deutliches Unbehagen in Baltrock breit, im Galopp jagt er auf das Waldstück zu, auf halben Weg sehen sie den Pferdekadaver, sie halten bei ihm an. Nur Mühsam behält der Heerführer seine Fassung, er kennt das Pferd, es ist das seines Freundes, was hat sich hier abgespielt? Diesmal dauert es lange, bis sie die Spuren deuten können, sind sich dann einig, das der Reiter des toten Pferdes am Leben ist, Serena scheint ihm zu Hilfe gekommen zu sein. So schnell es geht folgen sie ihrer Spur, sehen dann die Spuren anderer Reiter, die sich auf die Spur des Schwarzen legen. Schließlich stehen sie an der alten Brücke, von der nicht mehr viel übrig geblieben ist, der Hüne steigt ab, geht ganz nah an den Rand der Schlucht, tief unten tobt wild der Fluss, wenn sie abgestürzt sind, gibt es so gut wie keine Hoffnung mehr, sie lebend zu finden. Eine eiskalte Hand greift nach seinem Herzen, so wie es aussieht hat er nicht nur seine Liebe verloren, sondern auch die Hoffnung für das Land, nur weil er sich nicht beherrschen konnte. Höllische Schmerzen machen sich in ihrem Kopf breit, je mehr sie aus der Bewusstlosigkeit erwacht, desto schlimmer werden sie. Vorsichtig öffnet sie die Augen „Gott sei Dank, du wachst auf“ Sonne scheint in das Zimmer, sie liegt in einem weichen Bett, jemand setzt sich darauf, langsam dreht sie den Kopf in dessen Richtung „Ah, du bist das. Was ist passiert?“ fragt sie leise, ihre Hand tastet nach ihrer Stirn, dort ist der Schmerz am schlimmsten „Tu das nicht.....“ warnt der Blauäugige „....du hast da eine riesige Beule“ die Warnung kommt zu spät, ihre Finger berühren die Beule schon, sofort schießt ein heftiger Stich durch ihren Körper, unwillkürlich stöhnt sie auf „Ich habe dich gewarnt. Du hast einen ganz schönen Dickkopf, jeden anderen hätte die Bekanntschaft mit dem Felsen umgebracht, du hast nur eine Beule“ „Nur eine Beule, danke, mir reicht es“ er kann hören, das sie Schmerzen hat. „Du hast einen Knall, weißt du das eigentlich? Wie bist du nur auf die Idee gekommen, über diese marode Brücke zu fliehen?“ Langsam kommt die Erinnerung zurück, stimmt die Brücke, die einzige Chance zu entkommen „Ich weiß nicht was du hast, offensichtlich sind wir entkommen, oder? Ich glaube nicht, das wir noch am Leben wären, wenn uns diese Typen erwischt hätten.......Wo sind wir eigentlich?“ „Du hast ja recht, außerdem bin ich dir sehr dankbar dafür, das du mir das Leben gerettet hast. Übrigens sind wir bei mir zu Hause, sobald es dir besser geht, möchte mein Vater dich kennen lernen“ sie fühlt sich unsäglich schwach „Wie lange war ich den bewusstlos?“ „Fast zwei Tage“ mit wütenden Knurren macht ihr Magen auf sich aufmerksam, auch ihr Gesprächspartner hört es „Kann es sein, das du Hunger hast?“ erkundigt er sich unnötiger Weise „Hörst du doch, dummerweise habe ich seit fast drei Tagen nichts mehr gegessen, aus verschiedenen Gründen, einer davon warst du. Hast du das vergessen?“ Sofort wird er Ernst „Entschuldige, ich konnte ja nicht wissen, das du ohne Frühstück ausreitest“ „Vergiss es. Besteht denn die Möglichkeit, etwas Essbares zu bekommen, bevor ich verhungert bin?“ Lachend antwortet er „Warte hier, ich besorg dir was“ schnell macht er sich auf den Weg „Keine Sorge....“ flüstert sie vor sich hin „.....Momentan gehe ich nirgends hin“ sie schläft wieder ein. Eine sanfte Berührung an der Schulter weckt sie wieder „Aufwachen, ich hab was zu Essen“ die Kopfschmerzen sind schon nicht mehr so schlimm, sie kann sich jetzt aufrichten „Hier.....“ der Schwarzhaarige reicht ihr eine kleine, dampfende Schale „....unsere Köchin hat dir ihre Krankheitsspezialbrühe gekocht, sie sagt, du kommst damit schnell wieder auf die Beine, aber Vorsicht, die ist richtig heiß“ behutsam nimmt sie die Schale entgegen, pustet um die Brühe abzukühlen, sie will sich ja nicht verbrühen. Zwischen zwei Schlucken erkundigt sie sich nach ihrem Hengst „Dem geht’s inzwischen wieder ganz gut, hat ein paar Abschürfungen, aber sonst ist er putzmunter, hält das Stallpersonal ganz schön auf Trab“ sie muss lächeln „Du bist schön, wenn du lächelst, sag mal, wie heißt du eigentlich. Irgendwie hattest du keine Lust auf gegenseitiges Vorstellen, danach war es nicht möglich“ jetzt lacht sie sogar „Du machst mir ein Kompliment? Danke, ich bin Serena“ „Ja, warum sollte ich nicht, auch wenn ich einen Mann liebe, heißt es ja nicht, das ich die Schönheit einer Frau nicht erkenne“ grinst er sie an „Warum raspelst du soviel Süßholz? Was bezweckst du damit?“ „Dir kann man wohl nichts vormachen.....“ seufzend fährt er fort „....mein Vater weiß nichts von meiner Liebe zu einem Mann“ Das hat sie sich fast gedacht „Warum sagt du nicht gleich, das ich das für mich behalten soll“ Inzwischen hat sie die Brühe getrunken, das Brot dazu gegessen, sie fühlt sich satt und zufrieden, schläfrig ist sie auch wieder, müde meint sie „Verrätst du mir nun deinen Namen oder muss ich noch warten?“ „Hab ich ganz vergessen, ich bin Toran“ Ruckartig setzt sie sich auf, keine gute Idee, die Schmerzen in ihrem Kopf explodieren förmlich, diesmal kämpft sie das Gefühl nieder „Dein Vater ist Gorwin?“ atemlos wartet sie auf Antwort, überrascht von ihrer Reaktion, nickt er nur. Das ist ja ein dolles Ding, Baltrock hat sich den Prinzen als Liebhaber geangelt, es dreht sich alles in ihrem Kopf. „Was ist? Geht es dir nicht gut?“ fragt der Prinz besorgt „Nein nicht wirklich, das muss ich erst mal verdauen, Baltrock und du..ähm...ihr.....“ „Lass den Quatsch, werde jetzt nicht förmlich, nachdem was du für mich alles getan hast“ „Da wusste ich ja noch nicht, mit wem ich es zu tun habe“ Sie dachte an die Standpauke, die sie den beiden gehalten hat, selbst mit der Flucht hat sie den Thronfolger in Lebensgefahr gebracht, dafür wird man sie in den tiefsten Kerker werfen „Hättest du dann anders gehandelt?“ lange sieht sie ihn an „Nein, ich glaube nicht, das Meckern hätte ich mir vielleicht verkniffen, ansonsten wäre alles genauso abgelaufen“ „Dann bin ich beruhigt. Ich gehe jetzt, damit du dich ausruhen kannst, schlaf gut“ er beugt sich vor, gibt ihr einen Kuss auf die Wange, lässt sie dann allein. Müde legt sie sich wieder hin, schläft ein, bevor sie über die Neuigkeiten nachdenken kann. Nächsten Mittag wacht sie wieder auf, sie fühlt sich gut, die Schmerzen sind verschwunden, in ihrem Zimmer steht ein Tablett mit gebratenem Fleisch, Brot und Obst, nachdem sie ihren Hunger gestillt hat, geht sie zum Fenster, ihr Blick fällt auf einen wunderschönen Garten, der mit viel Liebe und Hingabe gepflegt wird. Sie hört die Tür aufgehen, dreht sich um. Toran steht in der Tür „Du bist auf, das ist schön“ er kommt ganz herein, eilt auf sie zu, misstrauisch sieht sie ihm entgegen „Keine Angst ich tu dir nichts....“ meint er lachend „Tut mir leid, aber ich habe halt ein paar unschöne Erfahrungen machen müssen in der Vergangenheit“ schnell wird er ruhig, wartet ob sie mehr erzählen möchte, aber sie will nicht, daher fragt er sie „Was hältst du von einem Bad, meine Liebe, nebenan wird dir gleich eins gerichtet, während du badest, besorge ich dir was zum Anziehen, du kannst ja nicht im Nachtgewand vor meinen Vater treten“ „Du hast ja schon alles geplant, wie mir scheint. Aber ein Bad wäre echt toll“ Wenig später betritt eine Zofe ihr Zimmer, um sie zum baden abzuholen, Toran ist schon los um ein Kleid für sie zu besorgen. Das heiße Wasser tut ihr gut, ihre eigene Badewanne wäre ihr lieber gewesen, in diesem Zuber kann sie sich nicht wirklich entspannen, aber es ist besser als nichts. Eine halbe Stunde später kehrt sie, in ein großes Tuch gehüllt, in ihr Zimmer zurück, der Prinz wartet schon auf sie „Ich hoffe dir gefällt das Kleid, das ich dir ausgesucht habe, es passt zum blau deiner Augen“ da er keine Anstalten macht zu gehen, wirft ihn die Zofe freundlich aber bestimmt aus dem Zimmer, hilft ihr in das Kleid, bürstet ihr das Haar. Zufrieden mit ihrer Arbeit holt sie den Prinzen wieder ins Zimmer, der starrt ungläubig auf die junge Frau, die ihm das Leben gerettet hat. Das hat er nicht erwartet, die Farbe des Kleides unterstreicht Serenas natürliche Schönheit, es betont ihre ganze Weiblichkeit. Nichts an ihr wirkt mehr hart, rebellisch, kämpferisch „Sehe ich so schlimm aus?“ erkundigt sie sich besorgt, natürlich weiß sie, das sie eine tolle Figur hat, aber sie hat sie nie betont. Sie steht sich selbst immer sehr kritisch gegenüber, außerdem, die lüsternen Blicke, die ihre Erscheinung hervorrufen, erinnern sie immer an ihre Vergangenheit und so was will sie nicht noch einmal erleben müssen. „Du siehst umwerfend aus, wie eine Königin. In dich könnte ich mich glatt verlieben“ „Charmeur“ sie wird wirklich etwas rot, er geht zu ihr, reicht ihr den Arm „Darf ich bitten, mein Vater wartet“ Die Zofe sieht den beiden nach ‚Ein schönes Paar’ denkt sie sich, sie beeilt sich zu ihren Kolleginnen zu kommen um zu berichten, was sie heute gesehen hat. Serena fühlt sich nicht wohl in ihrer Haut, sie hat keine Ahnung, wie sie dem König gegenübertreten soll, muss sie einen Knicks machen, sich hinknien oder einfach stehen bleiben. Wahrscheinlich ist sowieso alles egal, wenn er hört, das sie seinen Sohn, zwar gerettet, doch auch in Lebensgefahr gebracht. Unmerklich verkrampft sich ihre Hand, die auf dem Arm Torans liegt „Du brauchst nicht nervös zu sein, ich habe ihm fast alles erzählt. Er will dich nur kennenlernen, um dir zu danken, mehr nicht“ meint dieser beruhigend, sie entspannt sich etwas. Sie betreten nun den Thronsaal, es ist ein langer Raum, große Fenster lassen viel Licht hinein, am anderen Ende des Raumes sieht sie einen alten, weißhaarigen Mann auf dem Thron sitzen. Toran legt beruhigend seine Hand auf ihre, die Mine des Königs wirkt versteinert, dann hellt sie sich auf, er steht auf ,eilt mit den Worten „Endlich bist du zurück gekommen, endlich wird alles wieder gut“ auf sie zu. Überrascht lässt Toran Serena los, die stocksteif dasteht, der Herrscher umarmt sie überglücklich „Letizia, endlich“ schluchzt er „Lass dich ansehen, du bist wunderschön, wie deine Mutter“ „Sie irren sich....“ findet sie endlich ihre Sprache wieder, ihre Worte klingen hart „.....ich bin Serena.“ Verwirrt von ihrer Reaktion, sieht sich der König die junge Frau genauer an, geht um sie herum „Du bist größer als Letizia, hast aber die gleichen Augen“ hinter ihr bleibt er stehen, nimmt ihre Haare beiseite, zieht den Stoff ein bisschen von ihrem Rücken, späht hinein „Vater“ entrüstet versucht Toran seinen Vater zur Ordnung zu rufen, der lässt sich nicht beirren. Zufrieden lässt er Haar und Stoff los „Serena ist nicht dein vollständiger Name, nicht wahr. Dein voller Name lautet Nathalia Serena Cahill, das stimmt doch? Letizia ist deine Mutter, dein Vater heißt Eddie, ich irre mich doch nicht ?“ Serena ist wie betäubt, dieser alte Mann kennt ihre Eltern „Ihr habt recht“ bestätigt sie leise „Aber du weißt nicht, wer ich bin. Schade, ich dachte Letizia würde dir mehr von ihrer Familie erzählt haben. Dann weißt du nicht, das ich dein Großonkel bin?“ Kapitel 18: Noch mehr Neues --------------------------- Kapitel 18 Noch mehr Neues Das ist zuviel, sie bricht zusammen, Toran kann gerade noch verhindern, das sie hart auf den Boden schlägt, er hebt sie hoch, trägt sie in den Nebenraum, legt sie dort auf ein Sofa. Diese Neuigkeit muss auch er erst mal verdauen, sein Vater hat ihm nie davon erzählt, er hat ihm nie gesagt, das er eine Cousine hat. Sein Blick fällt auf ein Bild an der Wand, es zeigt eine junge, zarte Frau mit blauen Augen in einem silbernen Gewand mit blauen Stickereien, neben ihr steht ein blonder Mann mit grünen Augen, er hat einen blauen Anzug mit silberner Stickerei. Nun weiß er, warum ihm Serena so vertraut vorkommt, das auf dem Bild sind ihre Eltern, am Tag ihrer Hochzeit, er wendet sich wieder seiner Cousine zu. Diese starrt mit großen Augen auf das Bildnis, ihr Onkel betritt wieder den Raum. „Ich dachte, du weißt über alles Bescheid....“ sagt er leicht vorwurfsvoll „....Letizia, hat den Drachen versprochen, das sie dir alles erklärt, damit die Seelenvereinigung ein Erfolg wird. Damit unser Land endlich wieder zur Ruhe kommen kann, weißt du schon, wann das Ritual stattfinden soll? Ich muss das wissen, um deine Krönung vorzubereiten. Du wirst eine schöne Königin sein, vielleicht erlebe ich ja auch noch deine Hochzeit. Dein Großvater, wäre stolz auf dich......“ er redet und redet. Serenas Augen füllen sich mit Tränen „Aufhören....“ schreit sie schließlich, sie hält sich die Ohren zu „.....ich will nichts mehr davon hören“ sie springt auf, rennt aus dem Zimmer, weg, nur weg von hier. Irgendwie findet sie den Weg in den Garten, rennt weiter, allein sein, sie will nur noch allein sein, an einem kleinen See hält sie an, fällt auf die Knie, vergräbt ihr Gesicht in den Händen und weint hemmungslos. Sie ist total aufgewühlt, sie wollte wissen wo ihre Wurzeln sind, nie hat sie damit gerechnet, das es so sein würde. Längst vergessene, verdrängte Emotionen kommen hoch, sie hat das Bild ihrer Eltern vor Augen, hört ihre Stimmen. Wie sie doch ihre Eltern vermisst, ihre Eltern und ihren Bruder, mit den guten Erinnerungen kommen auch die schlechten, wieder durchlebt sie die Angst, Einsamkeit, Hilflosigkeit, verspürt den Ekel vor ihrem Stiefvater. Diese negativen Gefühle drohen sie zu überwältigen, sie sieht auf den See, spielt mit dem Gedanken, dort mit allem ein Ende zu machen, sie schließt die Augen, ist bereit in den See zu gehen. Da taucht ein Bild vor ihrem inneren Auge auf, ein junger, braunhaariger Firmenchef sagt zu ihr ‚Komm einfach nur zurück, ich vermisse dich’ sie sackt in sich zusammen, liegt auf dem Boden ‚Ich kehre zu dir zurück’ verspricht sie ihm in Gedanken. Es wird kühl hier am Wasser, doch sie hat im Augenblick nicht die Kraft aufzustehen „Hier bist du“ hört sie Torans besorgte Stimme „Komm steh auf, du kühlst sonst aus“ „Ich kann nicht“ flüstert sie, er hilft ihr hoch , nimmt sie in den Arm, hält sie fest. Ihre Beine wollen sie einfach nicht tragen, so trägt er sie wieder zurück, sie klammert sich an seinem Hals fest „Sag mal, das wird doch keine Angewohnheit von dir“ „Was“ „Na, das ich dich dauernd durch die Gegend tragen muss. Das Personal kommt sonst noch auf komische Ideen“ ein kurzer Blick in seine Augen und sie sieht den Schalck darin blitzen „Um das Personal würde ich mir da weniger Sorgen machen. Das einem gewissem Rotblondem zu erklären, wäre bedeutend schwieriger“ „Ja....“ lacht er „....da hast du recht“ Am nächsten Morgen tritt sie wieder vor den König „Verzeiht mein gestriges Verhalten, es war einfach zuviel, wenn ihr erlaubt, werde ich mich erst anderweitig über meine Rolle in diesem Land informieren. Dann komme ich zurück und wir können uns über die Familie unterhalten“ traurig sieht er sie an, gern würde er das jetzt tun, sieht aber ein, das es nicht geht „Gut, ich denke Sheherazade, wird dir alle Fragen beantworten können, außerdem wird sie wissen wollen, wie es ihrem Sohn geht“ „Ihrem Sohn, woher soll ich das wissen“ was hat er gestern noch gesagt, Seelenvereinigung? Drachen? „Aber seine Seele hat doch einen Platz in deiner“ „Ich habe eine Drachenseele in mir?“ „Ja, aber ich glaube, es ist besser sie erzählt dir das“ Sie hat sich schnell verabschiedet, ist jetzt auf dem Weg in den Stall, sie ist noch gar nicht ganz da, als sie ein bekanntes Wiehern hört, dann vernimmt sie das Geräusch splitternden Holzes, schon kommt der Schwarze aus dem Stall, hält direkt auf sie zu, tänzelt um sie herum „Ist ja gut, ich freue mich auch, das es dir gut geht“ sie streichelt seine Nüstern „Darf ich euch kurz sprechen?“ sie dreht sich um, sieht einen Mann mittleren Alters, mit braunen Augen und dunkelblonden Haaren, seiner Kleidung nach zu urteilen ist er Soldat „Was gibt es?“ „Ich möchte euch danken“ „Warum?“ „Mit eurem tollkühnen Ritt über die Brücke, habt ihr dem Prinzen das Leben gerettet, dafür danke ich euch. Sagt jetzt nicht, jeder hätte das gemacht, denn das stimmt nicht“ Lachend erwidert sie „Der Ritt war ganz in Ordnung, der Sprung auch, nur die Landung muss ich wohl noch üben“ „Aber nicht mehr mit mir, bitte“ Toran kommt heran „Dann schleicht euch nicht mehr davon“ rügt der Soldat ihn „Silas, bitte, mein Vater hat mir schon eine Predigt gehalten, Serena auch, da brauche ich eure nicht auch noch“ Silas wendet sich noch mal an Serena „Ihr seid wahrhaft mutig, solltet ihr jemals Hilfe brauchen, stehe ich euch jederzeit mit meinen Soldaten zur Verfügung“ mit einer knappen Verbeugung verabschiedet er sich. Flüchtig denkt sie daran, das sie in dieser kurzen Zeit, in der sie in Gesyria ist, schon über eine Armee verfügen kann, wenn sie will. In der Zwischenzeit hat sie ihr Pferd gesattelt, steigt auf, sucht nach Toran, um sich zu verabschieden, der kommt gerade auf einem Schimmel angeritten „Ich begleite dich bis zur richtigen Brücke, wenn du nichts dagegen hast“ hinter ihm tauchen Silas und ein paar Soldaten auf. Grinsend entgegnet sie „Auf so einen Geleitschutz, kann ich gar nicht verzichten“ Toran sieht sich um, er ist leicht enttäuscht, hat er doch gehofft, seine Cousine weiter als bis zur Brücke begleiten zu können. Lachend reitet Serena an, sie hat ihre Gefühle wieder dort eingesperrt, wo sie all die Jahre waren. „Habt ihr sie gefunden?“ fragt Rowina hoffnungsvoll, doch Baltrock schüttelt den Kopf „Wir haben alles abgesucht, keine Spur von ihr“ die blonde Frau sinkt auf ihrem Stuhl zusammen „Dann war alles umsonst“ „Es tut mir leid, aber ich konnte doch nicht ahnen, das so was passieren würde“ der Hüne macht sich Vorwürfe, er hätte bei ihr bleiben sollen. Auch Rowina macht sich Vorwürfe, sie hat versagt, Sheherazade hat sie gebeten, Serena gleich zu ihr zu bringen, doch sie konnte sich nicht durchsetzen. Während beide vor sich hin grübeln, fliegt die Tür auf, erschrocken sehen beide auf, dann macht sich Erleichterung breit, in der Tür steht niemand anderes als Serena. Rowina öffnet den Mund um sie zu begrüßen, doch ein Blick in ihre Augen, lässt sie stumm bleiben, auch Baltrock schweigt. Wütend funkeln Serenas Augen „Baltrock du gehst jetzt, ich rede später mit dir, erst will ich mit Rowina sprechen“ der Angesprochene zuckt zusammen, wieso ist sie so wütend? „Nun mach schon“ fordert sie ungehalten. Er wirft Rowina einen unsicheren Blick zu, dann kommt er der Aufforderung nach. Unsicher sieht die blonde Frau Serena an „Ihr habt es gewusst, habe ich recht, ihr wisst es und habt mir nichts erzählt“ „Was meint ihr Herrin?“ Rowina hat im Augenblick wirklich keine Ahnung „Stellt euch nicht dumm.....“ zischt die Schwarzhaarige zornig „....ihr wisst, das ich die Enkeltochter Deringars bin, genauso wie ihr wisst, das ich eine Drachenseele in mir tragen soll. Ihr wisst es und habt mir nichts gesagt“ zerknirscht gibt sie es zu „Ja, ich weiß es, aber ich durfte euch nichts sagen, Sheherazede hat es mir verboten, sie wollte euch alles erklären. Abgesehen davon sind wir der Meinung, das eure Mutter euch alles erzählt hat. Sie war dazu verpflichtet, ihr solltet euch bei eurer Mutter beschweren“ endet sie trotzig. „Lasst meine Mutter aus dem Spiel, sie ist schon vor langer Zeit gestorben, genau wie mein Vater und mein Bruder. Also lasst meine Familie aus dem Spiel“ Entsetzt schweigt Rowina, das hat sie nicht gewusst, das erklärt Serenas Unwissenheit, ihren Zorn „Wer hat euch davon erzählt?“ erkundigt sie sich vorsichtig „Gorwin mein Großonkel“ „Ihr habt ihn also getroffen?“ „Ja, ihn und Toran“ sie ist immer noch zornig „Wir müssen so schnell wie möglich aufbrechen, damit ihr alles andere auch noch erfahrt“ „Ja, das denke ich auch, geht, bereitet alles vor, bei Sonnenaufgang brechen wir auf. Wenn ihr geht, schickt mir bitte Baltrock herein“ „Ja, Herrin“ schnell verlässt sie den Raum, Baltrock kommt herein, schließt die Tür, bleibt dann abwartend stehen. Serena steht am Fenster, starrt in die Dunkelheit, schließlich dreht sie sich um „Hast du dich entschieden?“ fragt sie ihn nur „Was meint ihr damit?“ „Ihr habt euch doch nicht erst gestern kennengelernt, du hast Rudgers Soldaten geführt, trotzdem hast du dich mit deinem Feind eingelassen. Hast du geglaubt, du brauchst dich nicht zu entscheiden? Wie lange wolltest du beides haben?“ betreten sieht er zu Boden, diese Frage hat er sich auch schon gestellt, lange wusste er es nicht, aber die letzten Tage haben ihm gezeigt, das er sich entscheiden muss. „Mir ist erst in den letzten Tagen klar geworden, das ich mich entscheiden muss, das ich nicht beides haben kann.“ Schweigen, sie wartet auf seine Entscheidung „Die Entscheidung ist mir nicht unbedingt leicht gefallen, ich kenne euch zu wenig....“ sie geht zu ihm, leise sagt sie „Mit mir hat es nichts zu tun, Toran ist derjenige, der eine Entscheidung braucht, er ist der künftige König. Willst du ihn weiterhin solcher Gefahr aussetzen oder stehst du zu ihm, stellst du dich gegen Rudger?“ sie hat recht, er weiß es, seine Entschluss steht fest, alle Zweifel sind weg „Ich werde Toran unterstützen, wo ich nur kann, ihr habt recht, er ist der künftige König. Ich werde Rudger bekämpfen und wenn es mein Leben kostet“ Anderes hat sie auch nicht erwartet „Gut, dann ist das ja auch geklärt. Bei Sonnenaufgang werden Rowina und ich aufbrechen, du wirst klären, welche deiner Männer Rudger noch treu sind, die sperr ein, schick sie weg oder tu mit ihnen, was du für richtig hältst. Die Anderen bring auf trab, vielleicht kannst du ja auch mit dem blutrünstigen Gesindel, das sich hier rumtreibt, aufräumen. Ich denke Silas wird dir behilflich sein.“ „Ich soll euch also nicht begleiten?“ „Nein, du wirst hier mehr gebraucht“ „Darf ich euch noch eine Frage stellen?“ Lächelnd nickt sie, sie ahnt, was er fragen wird „Was ist vor ein paar Tagen passiert? Wir haben Torans totes Pferd gefunden, ist mit ihm alles in Ordnung?“ Ein kurzer Bericht setzt ihn in Kenntnis, das was sie auslässt, fügt er gedanklich ein. Er deutet auf ihre Beule, die in allen Farben schillert „Wo habt ihr die her?“ „Ich wollte unbedingt ausprobieren, ob mein Kopf härter als Felsen ist“ erwidert sie grinsend „Sicher hat der Felsen verloren, bei eurem Dickschädel“ Zwei Wochen sind sie jetzt unterwegs, sie halten sich abseits der Wege, Baltrock hat doch noch darauf bestanden, ihnen sechs kampferprobte Soldaten, als Geleitschutz, mitzugeben. „Haben wir noch lange zu reiten?“ fragt Serena müde, ihr tun alle Knochen weh, sie ist es nicht gewohnt tagelang im Sattel zu sitzen. Ihre Welt ist um einiges komfortabler, ihr Stolz lässt es aber nicht zu, sich irgendetwas anmerken zu lassen. „Zwei Tage noch, Herrin, dann haben wir es geschafft“ Rowina ist froh, das ihre Reise ohne Zwischenfälle verlaufen ist, am Nachmittag werden sie das Waldgebiet erreichen, das den Eingang, des neuen Drachentales, umschließt. Unterdessen treibt Rudger seine Pläne voran, das er mit Serena scheiterte ärgert ihn ohne Maßen. Lange hat er sich gefragt, wieso sie sich wieder in den Griff gekriegt hat, sie muss in ihrer Welt eine feste Bindung haben, sonst ist das nicht möglich. Außerdem hat er feststellen müssen, das er sie nicht, wie die Anderen, mit Hilfe seines magischen Steines belauschen kann, er hat es dann über Baltrock versucht, es hat auch nicht so geklappt. Lediglich verschwommene Bilder kann er wahrnehmen, die zeigen ihm das Schlachtfeld, das Massaker hat er eigens dafür angeordnet, den Drachen die Schuld zu geben. Wie er feststellen muss, ist er nicht gründlich genug gewesen. Dumm ist die Schwarzhaarige bestimmt nicht, sie wird sich alles zusammenreimen können, damit ist er erledigt. Darum hat er die Rückkehr der Beiden gar nicht erst abgewartet, sondern hat sich schnell aus den Staub gemacht, das heißt er ist wieder in der Hauptstadt Roxantras. Er ruht sich nicht lange aus, sondern fängt gleich damit an Intrigen zu spinnen und Gerüchte in Umlauf zu bringen, die Serena in einem schlechten Licht dastehen lassen. Gleichzeitig bereitet er seinen Rückzug vor, sicher ist sicher, in den letzten Jahren hat er sich einen Herrschaftssitz im hohen Norden des Landes gebaut. Ganz offiziell hat er die Länderei von Gorwin bekommen, als dieser noch regiert hat. Eine Menge ist passiert seit damals, er grinst vor sich hin, wenn er die Schwarzhaarige aus dem Weg geräumt hat, ist er am Ziel seiner Träume. Seine Armee ist vollständig, sie ist bereit jederzeit loszuschlagen, kleine Einheiten wird er auf diese Frau ansetzen, sie wird nicht lange genug am Leben bleiben, um ihm zu schaden, da ist er sich ganz sicher. Kapitel 19: Sheherazade ----------------------- Kapitel 19 Sheherazade Im Licht der aufgehenden Sonne geht Serena hinunter ins Tal, Rowina begleitet sie „In diesem Tal haben sich eure Eltern kennengelernt“ erzählt sie der Schwarzhaarigen „Um genau zu sein dort hinten am Wasserfall, soweit es bekannt ist, hat eure Mutter euren Vater vor dem Ertrinken gerettet. Hier begann ihre Liebe, es stimmt mich traurig, das sie nicht viel Zeit zusammen hatten.“ Sie verstummt, Serenas Gesicht verschloss sich bei ihren Worten, sie will nicht schon wieder dieses Gefühlschaos durchmachen, es fehlt ihr einfach die Kraft dafür. Schweigend gehen sie weiter, als sie aus dem Wald herauskommen, macht die blonde Frau noch einen Versuch, ein Gespräch zu führen „Letizia hat dieses Tal geliebt, sie war oft hier, zu jeder Jahreszeit. Wisst ihr, seit damals ist nie wieder ein unbefugter Mensch hier gewesen.“ Ihre Begleiterin bleibt stehen, sie sieht sich das Tal an, sie kann verstehen, warum es ihrer Mutter so gefallen hat. So einen friedlichen Ort hat sie selten gesehen, hier könnte sie sich auch wohlfühlen, hier könnte sie sicher alles vergessen „Ich kann verstehen, warum ihr dieser Ort gefallen hat....“ erwidert sie „.....es herrscht hier eine ganz eigene Magie. Keine Drachenmagie, nein, die ist es nicht. Ich kann es nicht beschreiben, ich weiß nur, hier könnte ich meinen inneren Frieden finden, wenn ich Zeit genug hätte“ „Herrin, das werdet ihr auch so, dafür braucht ihr euch nicht an einen verlassenen Ort zurückzuziehen......“ „Lass gut sein, Rowina, ich hab mich mit dem Gedanken abgefunden, niemals meinen Frieden zu finden“ unterbricht sie ihre Begleiterin traurig, energisch ruft sie sich zur Ordnung, strafft ihre Körperhaltung „Lass uns gehen, ich brenne darauf Sheherazade kennenzulernen“ Eisblaue Augen mustern sie eingehend, während sie den weißen Drachen mustert, ein wirklich imposantes Geschöpf, die Schuppen strahlen wie frisch gefallener Schnee, die Haut der Flügel schimmert leicht rosa, wenn man sie gegen die Sonne betrachtet, die schwarzen Klauen sind spitz und scharf. Die Schuppen an Hals, Rücken und Schwanz, sind dicker und überlappen sich, erwecken so den Eindruck einer Panzerung, auch der Bauch ist so geschützt. Der Blick dieser blauen Augen geht durch und durch, wieder hat sie das Gefühl, das ihr der Drache tief in ihre Seele schaut, sie weiß nicht, was er hofft dort zu finden. „Du weißt, wer ich bin?“ so eine schöne Stimme hat sie dem Drachen nicht zugetraut „Sheherazade, denke ich“ die Drachendame nickt „Nathalia Serena du hast sicher Fragen......“ „Bitte, nenne mich nur Serena, der andere Name hat einen sehr bitteren Beigeschmack für mich“ „Aber deine Mutter hat ihn dir gegeben“ „Ja, hat sie. Aber wegen meinem Stiefvater, hat das keine Bedeutung mehr“ Verwirrt sieht der Drache sie an „Ich glaube, ich sollte erst deine Geschichte erfahren, bevor du meine hörst“ Serena sieht kurz auf ihre blonde Begleiterin, sie ist Hohepriesterin, wie sie eben erfahren hat, dann schüttelt verneinend den Kopf. Sie würde ihre Geschichte hier bestimmt nicht breittreten, als sie Mokuba davon erzählt hat, ist sie über sich selbst erstaunt gewesen, es war das erstemal, das sie es überhaupt jemandem erzählt hat. „Rowina lass uns bitte allein“ bittet die Drachendame „Wir kommen gut alleine klar, nicht wahr, Serena?“ Diese nickt leicht, daraufhin zieht sich die Hohepriesterin zurück. „Ich werde es trotzdem nicht erzählen, es bringt mich jedes Mal fast um, wenn ich es tue, ich habe einfach nicht mehr die Kraft dafür“ „Setz dich doch, du musst nicht stehen, ich werde mich auch hinlegen“ Serena sucht sich ein bequemes Plätzchen, lässt sich dort nieder. Sheherazade macht es sich auch gemütlich „Du musst es mir nicht erzählen, wenn du es erlaubst, kann ich es auch in deinen Gedanken lesen, gleichzeitig kann ich dich über alles informieren, was du Wissen musst“ Der Gedanke gefällt der Schwarzhaarigen eigentlich nicht, sie weiß aber, das es sein muss, das sie ihre Geschichte erzählt. Seufzend lehnt sie sich zurück, schließt die Augen „Gut....“ meint sie schließlich „....ich erlaube es dir, ausnahmsweise und nur dieses eine Mal“ ‚Es ist sehr freundlich von dir, ich danke dir für dein Vertrauen’ die Stimme des Drachens ist in ihrem Kopf ‚Formuliere deine Gedanken, du brauchst die Worte nicht aussprechen’ ‚Ich muss nicht reden?’ ‚Nein, musst du nicht, nun öffne deinen Geist, lass mich sehen, was du erlebt hast’ zögerlich gewährt sie Sheherazade Zugang zu ihren Erinnerungen, lässt ihnen aber bald freien Lauf. Sie wachte auf, weil etwas auf sie herunter tropft, sie öffnet ihre Augen, sie liegt eingerollt auf der Seite, sie dreht sich auf den Rücken. Ungläubig sieht sie auf den Drachen, dass was auf sie heruntertropft, sind die Tränen dieses Geschöpfes, eilig steht sie auf, streichelt den Kopf des Tieres, merkt, das auch ihr die Tränen aus den Augen rinnen. Beide sind im Augenblick nicht fähig, einen klaren Gedanken zu fassen, wieder tritt ein, wovor Serena Angst hat, längst vergessene Emotionen wallen in ihr auf, bringen sie fast um den Verstand. Sie sackt zusammen, sie verflucht ihre Schwäche, müde lehnt sie sich an den Drachen ‚Schlaf meine Liebe, schlaf und du wirst gestärkt erwachen’ Sheherazades Stimme hat einen beruhigenden Klang und in der Tat schläft die junge Frau ein. Seine Rechnung geht nicht auf, er kann Serenas Ruf nicht mehr schaden, wie ein Lauffeuer hat sich die Neuigkeit ihres Eintreffens verbreitet, die Hoffnungen, die mit ihr verknüpft sind, machen sie praktisch unangreifbar. Der Widerstand in der Bevölkerung steigt, zornig läuft er auf und ab, sie ist erst ein paar Tage hier, doch hat sie schon großen Einfluss auf die Ereignisse dieses Landes. Es bleibt ihm nur noch eine Möglichkeit, er muss sie vernichten und das jetzt gleich, je länger sie am Leben bleibt, desto gefährlicher wird sie für ihn. Das einzig Positive ist, das sie keine Ahnung hat, über welche Fähigkeiten sie verfügt, selbst wenn es ihr jetzt klar wird, hat sie keine Gelegenheit diese zu trainieren. Offen kann er sie nicht angreifen, niemand kann das, aber aus dem Hinterhalt abgeschossenen Pfeilen kann auch sie nicht entrinnen. Er grinst böse bei dem Gedanken, entschlossen geht er an den Tisch, schreibt ein paar Zeilen, faltet das Papier zusammen und versiegelt es. Wenig später erklärt er einem seiner Vertrauten, sein Anliegen, der nimmt das Papier, verbeugt sich und macht sich auf den Weg. Zufrieden lehnt sich Rudger in seinem Sessel zurück, die Schwarzhaarige ist augenblicklich bei den Drachen, wenn sie dort fertig ist, kehrt sie bestimmt zu Gorwin zurück, der Weg ist lang und gefährlich, sie wird ihr Ziel nie erreichen. Inzwischen ist Serena wieder auf den Weg nach Al Djura, von dort will sie gleich weiter zu ihrer Familie. Der Gedanke ist noch ungewohnt, sie hat bisher angenommen keine Familie mehr zu haben, somit tut sie sich noch etwas schwer mit dieser Tatsache. Rowina ist im Tal geblieben, nur die Soldaten Baltrocks begleiten sie, viel lieber wäre sie ganz allein geritten, doch das haben die Soldaten abgelehnt, sie haben einen Auftrag und den würden sie auch ausführen. Sie hat das Gefühl, die Kontrolle über ihr Leben zu verlieren, wieder einmal. War doch jeder der Meinung, besser als sie, zu wissen, wie sie zu handeln hat, sie fühlt sich wie ein Ball, der hin und her geworfen wird. Noch lässt sie es zu, sie braucht mehr Informationen, bevor sie ihren eigenen Weg gehen kann. Während sie nachdenkt, meldet sich jemand, von dem sie bis vor kurzen nicht wusste, das er ihr, seit ihrer Geburt, Gesellschaft leistet. ,Serena, darf ich dich etwas fragen?’ an die Art der Unterhaltung muss sie sich noch gewöhnen ‚Okay Drache frag, vielleicht antworte ich dir’ ‚Mein Name ist Drakos, hast du das vergessen’ er klingt leicht verstimmt ‚Entschuldige bitte, Drakos’ auch sie ist verärgert ‚Warum bist du sauer auf mich? Was habe ich dir getan?’ sie schweigt eine Weile, dann antwortet sie ‚Was du getan hast? Nichts hast du getan, gar nichts. Wenn ich alles richtig verstanden habe, hast du alles, was ich erlebt habe, miterlebt. Dennoch hast du mir nicht geholfen, hast mich allein gelassen, bis auf die wenigen Momente, an denen dir wohl langweilig war. Ich hätte wirklich Hilfe gebraucht....’ sie verstummt, nach außen hat sich ihr Blick deutlich verfinstert. ‚Das ist unfair.....’ entgegnet der Drache ‚....natürlich habe ich geholfen, warum glaubst du, sind deine Verletzungen so schnell geheilt oder warum glaubst du, hast du so schnelle Reflexe, soviel Zorn, soviel Kraft. Das kommt von mir, ich habe dir unzählige Male das Leben gerettet, bei deinen selbstmörderischen Aktionen.’ ‚Das war doch nur Selbsterhaltungstrieb, nichts weiter’ entgegnet sie zornig ‚Den Zorn wollte ich nie haben, ich wollte meinen Stiefvater nicht haben, schon gar nicht in mir. Warum hast du mir da nicht geholfen?’ betrübt meint Drakos ‚Ich wusste nicht wie. Ich habe deine Furcht, den Schmerz, den Ekel gefühlt und deinenm immer stärker werdenden, Hass. Gern hätte ich geholfen, aber ich wusste einfach nicht wie’ Betroffen schweigt Serena, sie denkt daran, das der Drache letztendlich auch noch ein Kind war, in jener Zeit, er hat sich genauso wenig wehren können wie sie. Ein warnendes Schnauben ihres Hengstes, holt sie aus ihren Gedanken, aufmerksam sieht sie sich um. Sie reiten gerade in ein Waldstück, dichte Sträucher säumen den Weg, auch die Bäume stehen sehr dicht beisammen, obwohl die Sonne hoch am Himmel steht, ist es hier unten ziemlich dunkel. Beunruhigt merkt sie, das die Soldaten sie enger in die Mitte genommen haben „Können wir nicht außen herum reiten?“ erkundigt sie sich „Nein leider nicht, dies ist der einzige Weg“ Unwillkürlich spannt sie ihre Muskeln an, die Gefahr spürt sie fast körperlich. ‚Das gefällt mir nicht’ hört sie Drakos, dann spürt sie einen Schmerz in der linken Schulter, der sich ausbreitet und unerträglich wird. Sie lässt die Zügel los, greift mit ihrer rechten Hand an den Schmerz, zieht die Hand zurück, sieht, das sie voller Blut ist, erst jetzt schaut sie dahin. Ihre Augen weiten sich vor Schreck, ein Pfeil ist oberhalb des Schlüsselbeins eingedrungen, verdammt, ihr linker Arm wird taub „Ein Hinterhalt“ ruft einer der Soldaten, die Schrecksekunde ist vorbei, sie zieht ihr Schwert, verdrängt den Schmerz. Der Hengst macht einen Satz zur Seite, sie hört den nächsten Pfeil an ihrem Ohr vorbeizischen. Inzwischen kommen einige Reiter hinter den Sträuchern hervor, greifen die Soldaten mit ihren Schwertern an, die wehren den Angriff fast mühelos ab, ein Gegner nach dem Anderen stürzt tödlich getroffen vom Pferd. Serena hat sich, im Kampf mit ihrem Angreifer, von den Soldaten entfernt, geschickt blockt sie die Schwerthiebe ab, in dem Augenblick in dem ihre Klinge das Herz ihres Gegner durchbohrt, wird sie wieder von einem Pfeil getroffen. Sie krümmt sich nach vorn vor Schmerz, spürt wie mehrer Pfeile sie haarscharf verfehlen ‚Das gilt mir’ denkt sie entsetzt ‚Sie wollen mich töten’ Da wird ihr Pferd von einem getroffen, mit einem schmerzerfüllten Wiehern bäumt der Hengst sich auf, nur mühsam kann sie sich auf ihm halten, dann jagt er blind vor Schmerz davon. Verzweifelt krallt sie sich in der Mähne fest, dafür hat sie ihr Schwert loslassen müssen, der Schmerz in der Schulter und ihrem rechten Bein werden unerträglich, sie droht das Bewusstsein zu verlieren. Wie durch Watte nimmt sie Drakos Stimme wahr ‚Halt durch, ich gebe dir von meiner Kraft’ fast gleichzeitig merkt sie, wie ihr Blick wieder klarer wird. Eisern drängt sie ihre Schmerzen zurück, ein Blick zurück sagt ihr, das sie verfolgt wird, doch der Abstand wird immer größer, im Augenblick noch, es ist nur eine Frage der Zeit, dann verlassen den Hengst seine Kräfte. Endlich sind sie aus dem Wald heraus, jagen über eine grasbewachsene Ebene, hier ist sie aber weithin sichtbar, sie beschließt in die Berge zu reiten. Langsam kann sie ihr Pferd dahin dirigieren, schon erreichen sie die ersten Felsengruppen, sie hat gar keine Zeit nach einem Weg zu suchen, unbeirrt jagt ihr Tier immer weiter. Sie hat das Gefühl, dass der Hengst sich hier auskennt, schon zwängt er sich durch einen schmalen Taleingang, sie schreit auf vor Schmerz, der Pfeil in ihrem Bein ist bei der Aktion ruckartig abgebrochen, wieder droht sie ohnmächtig zu werden, kann dieses noch einmal niederkämpfen. Am Ende des Tals wird der Hengst ruhiger, bleibt schließlich keuchend und zitternd stehen, die Blauäugige wagt es abzusteigen, sie nimmt ihr linkes Bein auf die rechte Seite, rutscht am Pferd runter. Trotzdem sie ihr rechtes Bein schont, die ganze Last mit ihrem linken auffängt, fährt ein stechender Schmerz durch ihren Körper, sie hat ihre linke Schulter vergessen, in der ja auch ein Pfeil steckt „Ich bin doch kein Nadelkissen“ stöhnt sie vor sich hin. Sie sieht sich erst mal die Verletzung ihres Reittieres an, der Pfeil steckt in der Kruppe, relativ dicht unter der Haut, die Pfeilspitze guckt raus „Kannst von Glück sagen, das du so viele Muskeln hast, mein Schwarzer. Ich werde den Schaft abbrechen und den Pfeil dann durchziehen. Halt bitte still, auch wenn es wehtun wird“ Der Hengst steht wirklich still, harrt aus, als sie den Pfeil endlich abgebrochen hat, es ist für sie nicht einfach, da sie ihren linken Arm kaum bewegen kann, zieht sie ihn raus, der Schwarze zuckt zusammen und wiehert seinen Schmerz hinaus. Erschöpft lehnt sie sich ans Pferd, sie traut sich nicht die Pfeile aus ihrem Körper zu ziehen, zu groß ist ihre Angst, das die Blutung nicht mehr aufhört. Mal abgesehen davon, das sie auch kein Verbandszeug dabei hat. Also beschließt sie, den Pfeil in der Schulter abzubrechen und dann weiter zu reiten. Nachdem sie den Schaft abgebrochen hat, zieht sie sich mühsam in den Sattel, beinahe fällt sie auf der anderen Seite wieder herunter, wieder kämpft sie mit einer Ohnmacht, noch ein mal gewinnt sie, aber sie weiß, das sie bald am Ende ihrer Kräfte sein wird. „Du kennst dich hier aus, Schwarzer, bring uns dahin, wo wir Hilfe finden“ sie erhält ein müdes Schnauben als Antwort, auch ihr Pferd ist praktisch am Ende, stolpernd setzt das Tier sich in Bewegung. Bei jedem unbedachten Schritt oder Stolpern, frisst sich ein enormer Schmerz durch ihren Körper, sie konzentriert sich darauf im Sattel zu bleiben, doch je länger der Ritt dauert, desto schwächer wird sie, zum Schluss hängt sie nur noch vornübergeneigt auf dem Pferd. Ein Zeitgefühl existiert für sie nicht mehr, mittlerweile hat sie sich an den Schmerz gewöhnt, nur ein dumpfes Pochen zeugt noch von ihren Verletzungen, ihre Kehle ist trocken, Schweiß tropft ihr von der Stirn, ihr ist heiß und kalt zugleich. Der Schwarze hält an, schnaubt leise, müde hebt sie den Kopf, blinzelt um etwas erkennen zu können, sie stehen an einem kleinen Gebirgsfluss, am anderen Ufer kann sie Sträucher und Bäume erkennen, offensichtlich sind sie dabei, die Berge wieder zu verlassen. Sie rafft alle Kraft zusammen, die sie noch hat, richtet sich auf und reitet in den Fluss. Zu ihrem Glück führt dieser nicht viel Wasser, am anderen Ufer klettert der Hengst die Böschung hoch, oben angekommen, hat sie kaum noch Kraft sich auf dem Pferd zu halten, aber irgendwie gelingt es ihr, sie liegt jetzt fast auf dem Pferdehals. Sanft neigt sich das Gelände, der Hengst folgt einem schmalen Pfad, plötzlich bleibt er stehen und wiehert leise, das bringt Serena wieder zurück, sie sieht auf den Weg vor sich, verschwommen erkennt sie einige Gestalten, hört sie reden, doch sie ist am Ende, es wird ihr schwarz vor Augen, besinnungslos rutscht sie vom Pferd. Schnell sind die restlichen Angreifer außer Gefecht gesetzt, zu ihrem Leidwesen konnten sie keinen lebend in die Finger kriegen, vielleicht haben sie Glück und erwischen einen von Serenas Verfolgern. Der Hauptmann teilt ihre Gruppe, die eine Hälfte, soll so schnell wie möglich nach Al Djura reiten, die andere nimmt die Verfolgung auf. Er selbst bleibt bei der letzteren Gruppe, die Soldaten sind ein eingespieltes Team, da braucht es nicht viele Worte, sie jagen in mörderischen Tempo dahin, sie müssen Serena erreichen bevor sie ihren Verfolgern in die Hände fällt. Er macht sich Sorgen um die Frau, er hat gesehen, das sie von mindestens zwei Pfeilen getroffen wurde, auch ihr Pferd ist getroffen, nur deswegen ist dieses Tier in Panik davon gerannt, sogleich haben vier der Angreifer die Verfolgung aufgenommen. Er ist wütend auf sich selbst, wie konnte er nur so sorglos daher reiten, ihm hätte klar sein müssen, dass man versuchen würde sie zu töten. Er hofft, dass er das schlimmste noch verhindern kann, sie erreichen jetzt die Ebene, hier lässt er die Gruppe anhalten, gönnt den Pferden eine Verschnaufpause. „Da, Hauptmann, da hinten sind sie. Sie schwenken gerade in Richtung Berge ein“ In der Tat, er sieht sie nun auch, die Schwarzhaarige scheint Köpfchen zu haben, in den Bergen kann sie sich wesentlich länger verbergen, als auf der Ebene „Dann los, damit wir nicht noch mehr Zeit verlieren“ Er grinst vor sich hin, die Gegend hier kennt er wie seine Westentasche, er weiß, wo er das Gesindel abfangen kann. Verdreckt, müde und hungrig stehen die drei Soldaten vor ihrem Heerführer, sie haben die Strecke in Rekordzeit zurückgelegt, dabei ihre Pferde fast zu Tode geritten. Gerade haben sie Berichtet was geschehen ist, Baltrocks Blick hat sich verfinstert, ‚Verdammt..’ flucht er innerlich ‚....ich hätte es wissen müssen. Zum einen hätte mir klar sein sollen, das Rudger etwas unternehmen wird, zum anderen, hat sie ein Talent dafür in Schwierigkeiten zu geraten’ Nachdenklich geht er auf und ab, sein Blick fällt wieder auf die Soldaten, die immer noch abwartend dastehen „Geht, holt euch was zu Essen, wascht euch und vor allem schlaft euch aus“ „Herr, wir würden uns gern an der Suche beteiligen“ „Nein, ihr müsst euch erst mal erholen, das war eine mörderische Leistung die ihr erbracht habt, das reicht vorerst für euch“ Ergeben nicken die Soldaten und verlassen ihren Heerführer, der ruft einen der wachhabenden Soldaten zu sich, gibt ihm Anweisungen und macht sich dann abmarschbereit. Keine Stunde später ist er mit einer Schwadron unterwegs, er hat die besten Soldaten für diese Aufgabe ausgesucht und diesmal bleibt er nicht zurück. Sie reiten mit leichten Gepäck, jeder hat ein zweites Pferd dabei, so können sie eine lange Strecke reiten, ohne zu rasten. Denn wird das Reitpferd müde, wechseln sie auf das Handpferd, so kann sich das bisherige Reittier erholen, wird das andere müde, wird wieder getauscht. Da zur Zeit Vollmond ist, können sie auch Nachts weiterreiten, so sind sie am nächsten Mittag an der Stelle, wo Serena in den Hinterhalt geraten ist. Er macht sich ein Bild von der Situation, lässt die Toten von seinen Leuten begraben, während er wartet, nimmt er ein Blitzen im Unterholz wahr. Neugierig nähert er sich der Stelle, vorsichtig schiebt er das Unterholz mit seinem Schwert beiseite, das ist doch....schnell bückt er sich, hebt den Gegenstand auf. Er hält das Schwert, der Schwarzhaarigen in der Hand, sieht das getrocknete Blut am Griff und an der Klinge, der Hüne ist sich sicher, dass das Blut am Griff von ihr ist und das an der Klingenspitze von ihrem Gegner. Ohne Schwert ist sie ihren Gegner schutzlos ausgeliefert, er hofft, das sie einen Weg gefunden hat zu überleben. Kapitel 20: Hilfe in der Not ---------------------------- Kapitel 20 Hilfe in der Not Riesige Ungetüme nähern sich ihr, sie hat keine Waffe, sie versucht wegzulaufen, doch sie kommt nicht von der Stelle. Die Monster ändern ihre Form, greifen nach ihr, wollen sie umschlingen, verzweifelt kämpft sie um ihr Leben. Immer enger ziehen sich die Arme des Monsters, schnüren ihr immer mehr die Luft ab, da taucht ein weißer Drache auf, greift die Monster an, vertreibt sie. Endlich bekommt sie wieder Luft, kann sich etwas ausruhen, doch es ist noch nicht vorbei, der Boden unter ihren Füssen gibt nach, sie kann sich nirgends festhalten. Angst befällt sie, gnadenlose Angst, immer tiefer sinkt sie in den Boden ein, wieder wird die Luft knapp, Panik macht sich in ihr breit. Da erscheint ein junger Mann, mit saphirblauen Augen, hält ihr die Hand hin, dankbar nimmt sie seine Hand, er zieht sie aus dem Sumpf, hält sie im Arm, dort möchte sie bleiben, dort fühlt sie sich sicher. Sie weint um den Mann, der sie im Arm hält, den sie lieben möchte und doch nicht lieben kann, wie aufs Stichwort taucht ihr Stiefvater auf, lacht bitterböse, schreit dabei „Ich töte euch....ich töte euch....“ Schwertschwingend rast er auf sie zu, Seto stellt sich schützend vor sie, die Klinge durchbohrt ihn „Nnneeeiiiinnnn....’schreit sie ihren Kummer heraus, als er zusammenbricht, noch einmal kommt der Drache, vernichtet ihren Stiefvater, tränenüberströmt bleibt sie liegen, sie kann nicht mehr. Es ist ihr alles egal geworden, ihr fehlt die Kraft zum kämpfen „Es ist nur ein Traum“ hört sie den Drachen reden „Nichts ist hier real, es ist alles nur ein Traum.“ Alles nur ein Traum? Aber ihre Gefühle und Ängste sind so real, es fällt ihr schwer, das zu glauben „Wir kennen uns noch nicht lange....“ spricht der Weiße wieder „.....aber vertrau mir. Ich bleibe bei dir, schlaf jetzt. Hab keine Angst, ich werde aufpassen“ Die Worte beruhigen sie schließlich und sie fällt in einen tiefen Schlaf. Erleichtert lässt sich der Heiler auf einen Stuhl fallen, der jungen Frau geht es besser, das Fieber ist gesunken, sie schläft nun einen tiefen, erholsamen Schlaf. Nach einer Weile, verlässt er das Zimmer, geht nach draußen an die frische Luft. „Wie geht es ihr?“ erkundigt sich Jasmin, eine rothaarige Frau, ende vierzig, mit dunkelgrünen Augen, sie ist die Hausherrin, dieses Anwesens. „Das Fieber ist endlich gesunken, sie schläft jetzt einen gesunden Schlaf“ die Frau ist erleichtert „Das ist gut zu hören, ihr habt sicherlich Hunger, ich werde euch schnell etwas herrichten...“ sie lächelt ihn an „....nach dem Essen solltet ihr euch erst mal ausschlafen. Ihr seht ganz müde aus“ er lächelt zurück „Das bin ich auch“ Gegen Abend kommt Jeffrey nach Hause, begrüßt seine Frau liebevoll, die erkundigt sich „Wie geht es den Kindern“ sie haben ihre Kinder zu den Nachbarn gegeben, als sie Serena gefunden und erkannt haben, wer sie ist. Ihnen ist klar gewesen, das sicher nach ihr gesucht wird. „Denen geht es gut, es ist für sie ein großer Spaß“ er wendet sich an Angelus, den Heiler „Wie geht es unserem Gast?“ „Das Fieber ist fast weg, sie schläft jetzt ganz ruhig“ antwortet dieser, auch er hat geschlafen, ist jetzt wieder ausgeruht „Ich werde trotzdem heute Nacht bei ihr wachen, falls sie einen Rückfall bekommt.“ Langsam öffnet sie ihre Augen, es muss Nacht sein, es ist ziemlich dunkel, nur eine Kerze spendet etwas Licht. Sie versucht, in dem schummrigen Licht, ein wenig zu erkennen, doch das gelingt ihr nicht, sie erinnert sich an ihre Verletzungen. Vorsichtig tastet sie mit der Hand die linke Schulter ab, als sie auf die Wunde kommt zuckt sie zusammen. „Ihr solltet die Wunden in Ruhe lassen. Sie können dann besser heilen“ wieder zuckt sie zusammen, diesmal vor Schreck. Sie wendet den Kopf in Richtung Sprecher, kann aber nicht viel erkennen „Wer seid ihr?“ fragt sie leise, ihre Stimme gehorcht ihr nicht richtig „Ich bin Angelus, ein Heiler. Ich habe eure Wunden versorgt und euer Fieber bekämpft“ „Wie lange bin ich schon hier?“ „Zwei Tage“ „Oh, so lange“ sie überlegt kurz, versucht sich dann aufzurichten „Ich muss sofort hier weg“ Angelus steht auf und drückt sie wieder ins Bett „Nicht aufstehen, ihr müsst noch liegen bleiben“ „Nein, das geht nicht. Ich bringe euch nur in Schwierigkeiten“ er lacht leise „Das wussten wir in dem Augenblick, in dem wir euch gefunden haben“ verwirrt sieht sie ihn an „Wir?“ „Ja, Jasmin, Jeffrey und meine Wenigkeit haben euch am Bergbach gefunden und hierher gebracht. Ihr hattet hohes Fieber, eure Wunden hatten sich entzündet, ich musste alle Register ziehen, um euch zu helfen.“ „Danke, trotzdem muss ich weg“ „Das müsst ihr nicht, Jeffrey hat alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Ihr könnt euch in Ruhe erholen. Wir wissen, wer ihr seid...... Herrin Serena“ Der Hauptmann flucht innerlich, zwei der Verfolger sind entkommen, sie sind jetzt schon zwei Tage hinter ihnen her. Zwar findet er immer wieder ihre Spuren, doch die Flüchtenden selbst nicht mehr. Ein schwacher Trost ist, das sie Serena noch nicht gefunden haben, denn wäre sie in die Hände ihrer Feinde gefallen, hätte er bestimmt schon ihren Leichnam gefunden. Gestern sind sie auf Baltrok gestoßen, sein Heerführer hat ihn gelobt, doch er selbst ist mit sich nicht zufrieden. Er hat sich nur sehr ungern auf den Rückweg gemacht, aber er sieht ein, dass er und seine zwei Begleiter viel zu müde sind, um noch eine Hilfe zu sein. Der Hüne lässt seine Männer alles absuchen, jede kleine Schlucht, jede Höhle und jeden Weg, den sie geritten sein könnte, ergebnislos. Innerlich schwört er bei allem, was ihm Heilig ist, nie wieder lässt er die Blauäugige alleine im Land umherreiten. Fast ist es so, als hätte sie sich eine Zielscheibe auf die Stirn gemalt, ständig ist sie in Schwierigkeiten, verblüffender Weise zieht sie ihren Kopf immer wieder aus der Schlinge. Er hofft, das es diesmal wieder so ist. „Ich hab was gefunden“ schreit ein Soldat, winkt ihn heran „Hier ist ein schmaler Durchgang, gerade breit genug für ein Pferd, seht ihr da....da ist Blut und dort unten liegt ein abgebrochenes Stück Pfeil, völlig blutig. Ich bin mir sicher, das sie da durch ist“ abwartend sieht er seinen Heerführer an. Der begutachtet die Stelle gründlich, meint schließlich „Gute Arbeit, Titus, wer kann, zwängt sich hier durch, der Rest reitet mit den übrig gebliebenen Pferden zurück“ schnell holt er sein Pferd, das hinter sich herziehend, schreitet er durch den Eingang in das nächste Tal. Etwa die Hälfte seine Männer muss tatsächlich zurück bleiben, mit der anderen Hälfte, macht er sich auf den Weg, weitere Spuren zu suchen. Ziemlich am Ende des Tals erreichen sie die Stelle, an der Serena vom Pferd gestiegen ist. Auch hier finden sie Blut und den Pfeil, den sie aus ihrem Pferd gezogen hat. Sie brauchen lange bis sie herausfinden welchen Weg, die Frau eingeschlagen hat, Felsen ist kein guter Untergrund für die Spurensuche. Gegen Mittag wacht Serena wieder auf, jetzt ist eine rothaarige Frau im Zimmer „Ihr seid wach, das ist gut. Ihr habt sicherlich Hunger, ich werde euch gleich etwas bringen“ „Augenblick....“ hält die Schwarzhaarige die Frau auf „....wer seid ihr? Wo bin ich eigentlich? Und bevor ich es vergessen, vielen Dank für eure Hilfe.“ „Das ist kein Problem für uns. Feinde Rudgers sind unsere Freunde. Ich bin Jasmin und ihr seid auf unserem Gut. Es ist zwar nur ein kleines Gut, aber es ist unser Eigen“ „ Nochmals Danke für eure Hilfe, ich werde so schnell wie möglich aufbrechen, ich will nicht, das ihr Ärger wegen mir bekommt“ „Da macht euch mal keine Sorgen, ihr bleibt so lange, bis ihr wieder gesund seid“ Jasmin schmunzelt „Zur Not binde ich euch ans Bett, wenn ihr versucht vorher aufzustehen“ Serena lächelt zurück „Vorerst füge ich mich....Aber was zu Essen wäre echt toll“ Eilig verlässt die Gutsherrin das Zimmer um bald darauf mit einer kleinen Mahlzeit wiederzukommen. Hier am Fluss gibt es mehrere Möglichkeiten der Flucht, für welchen Weg hat sie sich entschieden? Es bleibt ihm nichts anderes übrig „Wir teilen uns hier auf, suchen jetzt getrennt. Morgen um die gleiche Zeit treffen wir uns hier wieder, Klar soweit?“ Keiner hat eine Frage, also teilt er die Männer in kleine Gruppen, gibt noch letzte Instruktionen, dann machen sich alle auf den Weg. Einer von ihnen hofft, das er derjenige ist, der Serena wiederfindet, hat er doch einiges bei ihr gutzumachen. Verbissen macht er sich auf die Suche nach Spuren, es müssen einfach noch Spuren vorhanden sein, auch wenn es letzte Nacht geregnet hat, sie kann doch nicht spurlos verschwunden sein. Sein Begleiter hat den Eindruck, das sie den Weg Millimeter genau absuchen. „Sag mal, übertreibst du nicht ein bisschen“ „Nein, tu ich nicht, ich muss sie einfach finden, das bin ich mir und ihr schuldig“ Marko verdreht genervt die Augen „Was bist du ihr schon schuldig, Mann, das ist doch nur eine Frau. Was macht ihr eigentlich für einen Aufstand, für ein Weibsbild?“ Ehe er begreift was los ist, trifft ihn die Faust des Anderen „Red nicht so von ihr, hast du die ganze Zeit gepennt oder was, sie ist die Prophezeiung, in ihrer Macht liegt es, dem Land den Frieden wiederzubringen. Die Hoffnung aller hängt an ihr, wenn sie stirbt, dann stirbt auch die Hoffnung, kapiert?“ „Ist ja gut, aber warum bist du so scharf drauf sie zu finden?“ „Weil ich mal versucht habe sie ......zu töten“ „Du hast was??? Das ist ja ein Ding, mir hältst du ne Predigt, wie wichtig sie ist und du hast versucht sie zu töten“ zerknirscht entgegnet Titus „Damals wusste ich es nicht besser, außerdem hatte ich den Auftrag von Rudger persönlich“ er erinnert sich nicht gerne daran, er wischt sich kurz übers Gesicht, strafft die Schultern „Genug gequatscht, lass uns weitersuchen und wenn wir dafür jeden verdammten Stein umdrehen müssen“ Nur knapp sind sie der Falle, der Soldaten, entkommen, wie haben die es nur geschafft, sie zu überholen? Dafür gibt es nur eine Erklärung, die haben sich hier ausgekannt, nun muss er grinsen, viel hat es ihnen nicht genützt. Nun ja, zwei seiner Leute haben Pech gehabt, die hat’s erwischt, aber so ist es nun Mal, des einen Glück, des anderen Leid. Er und sein Kumpel haben entkommen können, dummerweise haben sie dabei die Spur dieser Schwarzhaarigen verloren. Zähes Weib, hätte er nicht gedacht. Sie konnten sie bis zum Gebirgsfluss verfolgen, dort haben sie ihre Spur verloren, macht nichts, sie sind jetzt auf den Weg zu einem geheimen Versteck. Dort werden sie genug Leute finden, die ihnen bei der Suche helfen werden. Haben sie die Frau gefunden, wird sich dieses lästige Weibsstück wünschen nie geboren worden zu sein und er wird Rudger höchstpersönlich, den Kopf der Schwarzhaarigen bringen. Während alle mehr oder weniger verzweifelt nach ihr suchen, sitzt Serena in der Küche, hilft Jasmin so gut es geht. Sie ist noch ein bisschen schwach auf den Beinen, aber es wird von Stunde zu Stunde besser, für morgen hat sie sich vorgenommen, mit dem Training anzufangen. Sie muss schnell kräftiger werden, sie will dieser Familie nicht länger als unbedingt nötig zur Last fallen, ganz abgesehen davon, das ihre bloße Anwesenheit hier, diese braven Leute in Todesgefahr bringt. In ihre Gedankengänge hinein hört sie Hufgetrappel, neugierig gehen beide Frauen ans Fenster. „Das sind Soldaten, die suchen sicher nach euch“ die Rothaarige ist erleichtert, von den beiden droht keine Gefahr, ihre Bedenken sind nicht unbegründet. Ihr Mann und der Heiler sind in den Wald gegangen, somit sind die Frauen alleine auf dem Hof. „Ich werde sie herein bitten“ Jasmin will schon zur Tür hinaus, als Serena sie aufhält „Nicht, den einen kenne ich. Der hat schon versucht mich zu töten, ich trau ihm nicht. Mit denen werde ich nicht mitgehen“ Sie sehen sich an, die Reiter haben inzwischen das Haupthaus erreicht . „Hallo, ist jemand zu Hause?“ Serenas Blick wird eindringlicher, die Rothaarige legt ihr beruhigend die Hand auf die Schulter „Keine Angst, ich mach das schon“ Schnell richtet sie ihr Haar, streicht ihr Gewand glatt, holt sich den Korb mit frischen Keksen und geht hinaus vor die Tür „Guten Tag, ihr Herren, was führt euch in diese Gegend?“ begrüßt sie die Soldaten freundlich, die erwidern ebenso freundlich ihren Gruß „Guten Tag, Herrin, wir bitten um Entschuldigung für diese Störung, aber es ist wichtig. Wir suchen eine schwarzhaarige Frau, sie wäre euch bestimmt aufgefallen.“ Jasmin überlegt „Nein, hier ist in letzter Zeit nur ein Heiler durchgekommen, sonst niemand. Darf ich euch von meinen frischgebackenen Keksen anbieten, ihr seht hungrig aus“ Sie hält ihnen die Kekse hin, dankbar greifen sie zu, Titus fragt weiter „Der Heiler hat auch nichts erzählt? Soweit wir wissen, ist die Frau verletzt, sie könnte sicher die Hilfe des Mannes gebrauchen“ bedauernd schüttelt die Rothaarige den Kopf „Nein, er hat nichts erzählt“ „Vielen Dank, da kann man nichts machen. Dürfen wir unsere Pferde noch tränken, bevor wir weiterreiten?“ „Aber sicher, da hinten ist der Brunnen, bedient euch ruhig“ Die Reiter wenden ihre Pferde in Richtung Brunnen ab, dort steigen sie von ihren Tieren, geben ihnen Wasser, auch sie selbst trinken und füllen ihre Wasserschläuche. Schließlich sitzen sie wieder auf, heben grüßend die Hand und reiten weiter, kurze Zeit später sind sie im Wald verschwunden. Erleichtert lässt sich Serena auf den Stuhl fallen, das war knapp, das zeigt ihr, das sie sich beeilen muss. Jasmin kommt wieder herein „Die waren nett, ich glaube nicht, das sie schlimmes vorhatten“ „Zum Glück für uns, doch es hat deutlich gemacht, dass ich euch so schnell wie möglich verlassen muss. Ich muss einen eigenen Weg nach Al Djura finden“ die Ältere will ihr widersprechen, doch Serena zieht sich vorher in ihr Zimmer zurück. Auf dem Bett liegend grübelt sie über ihre Situation nach. Lebend an ihr Ziel zu kommen scheint fast unmöglich, sie ist angeschlagen, hat keine Waffen, nur ihren Dolch, aber so Nah, um ihn benutzen zu können, will sie keinen an sich heranlassen. Sie muss unauffällig durch das Land reisen, wie weit mag der Weg noch sein, hm, mit dem Pferd ruhig geritten bestimmt noch 3 bis 4 Tage, zu Fuß doppelt so lange, mindestens, aber soviel Zeit hat nun auch wieder nicht, sie darf nicht aus den Augen verlieren, das sie wieder in ihre Welt zurück muss. Dort drängen sich die Probleme auch, um die sie sich kümmern muss. Sie legt sich eine Art Plan zurecht, nein, eher eine Liste, die sie abarbeiten muss. Eigentlich eine kurze Liste, sie hat nur drei Punkte, das sind Punkt 1 Überleben, ganz wichtig, sonst sind sie anderen Punkte hinfällig, logischerweise. Also Punkt 2 Den König in die Hauptstadt schaffen, Toran nebenbei überzeugen, das nur er der nächste König sein kann, niemand sonst. Punkt 3 Noch mal die Drachen aufsuchen und dann irgendwie nach Hause zurückkehren. ‚Was ist das denn für eine Liste’ spöttisch meldet sich Drakos zu Wort ‚Hast du was dagegen?’ ‚Ich habe eigentlich mehr von dir erwartet, bei deiner Intelligenz oder hast du die Unterwegs verloren?’ Was für einen Ton schlägt der denn jetzt an, so was kennt sie eigentlich nur von einer Person, lebhaft erinnert sie sich an die Streitgespräche mit Kaiba ‚Ich habe mir nur eine grobe Richtung vorgegeben, nach der ich handeln kann, Blödmann. Ich habe keine Lust ein Spielball der Geschehnisse zu werden, verstehst du. Es wird Zeit, das ich nach meinen Regeln handele.’ ‚Das hört sich schon besser an, so wie ich das sehe, müssen wir dich erst mal fit kriegen. Was hältst du von einem Lauf durch den Wald?’ leise grinst sie vor sich hin ‚Laufen ist eine gute Idee’ Bei Einbruch der Nacht kehrt sie wieder zurück, die Bewegung hat ihr gut getan, sie merkt wie ihre Kräfte wiederkommen. Später am Abend sitzt sie mit Angelus draußen auf der Veranda „Ihr habt einen Entschluss gefasst?“ „Ja“ antwortet sie einsilbig „Wie wollt ihr euch verteidigen, wenn ihr angegriffen werdet? Ihr habt kein Schwert und Jeffrey kann keines entbehren“ „Ich gehe allen aus dem Weg“ „Mit Verlaub, das wird euch nicht gelingen, ihr zieht die Schwierigkeiten magisch an, es ist euer Schicksal“ lacht er nun, seufzend stimmt sie ihm zu „Was schlagt ihr vor?“ „Mal überlegen, ihr wollt übermorgen aufbrechen, morgen kann ich euch an einer Waffe trainieren, die völlig harmlos aussieht. Sie wird keinen Verdacht erregen, doch in der Hand eines Könners ist sie absolut tödlich, lasst euch überraschen......Übrigens, ich werde euch nach Al Djura begleiten, so können wir auch unterwegs noch üben“ Der Schweiß rinnt ihr in Strömen herunter, Angelus ist ein ebenso harter Lehrmeister wie Baltrock. Die Waffe entpuppt sich als ein Stock, der etwa einen Kopf länger ist als sie, er ist leicht und extrem hart. So ein hartes Holz gibt es in ihrer Welt nicht, hier nennt es sich Eisenholz, zurecht, wie sie hat feststellen müssen. Arme und Beine zieren wieder unzählige blaue Flecken, schmerzhafte dazu. Angelus ist zufrieden mit seiner Schülerin, sie ist ein Naturtalent, er schafft es kaum noch sie zu treffen, wenn sie Al Djura erreichen, beherrscht sie diesen Kampfstock bestimmt perfekt. Sie machen eine Pause, sie kann sich aber nicht entspannen, in ihr ist eine Unruhe, die sie sich nicht erklären kann, da meldet sich Drakos zu Wort ‚Du musst zurück, ich glaube, Jeff und Jasmin brauchen deine Hilfe, ich nehme eine Gefahr von dort wahr’ Jetzt weiß sie auch warum sie so unruhig ist „Wir müssen sofort zurück, Angelus“ er macht sich sofort auf den Weg, die Sorge in ihrem Gesicht, sagt ihm alles. Eigentlich ist sie müde, erschöpft, sie fragt sich, ob sie schnell genug sein wird, im selben Augenblick fühlt sie eine neue Energie in ihren Körper fließen. Mühelos läuft sie den Weg zurück, sie ist froh, das sie heute ihre Hose angezogen hat, die letzten Tage hat sie ein Gewand von Jasmin getragen. Ihr ledernes Oberteil, ist von den Pfeilen zerstört worden, also hat die Rothaarige kurzerhand eines ihrer Kleider geopfert, ein grünes. Sie hat einfach den Rock soweit gekürzt, das es nun wie ein Minikleid wirkt, mit der schwarzen Hose und den Stiefeln sieht es richtig gut aus. Aber das nur nebenbei. Schon vom weiten hört sie Jasmins entsetzte Schreie und das böse Gelächter mehrer Männer, Serena bleibt stehen, um sich zu orientieren. Sie erkennt Jeffrey, der von zwei Kerlen gehalten wird, ein dritter schlägt auf ihn ein, zwei andere wollen sich an Jasmin vergreifen, sie wehrt sich verzweifelt, lange wird sie nicht mehr durchhalten können. Ein großer bärtiger Mann fragt Jeff immer wieder „Wo ist sie? Ich weiß, das sie hier ist. Also, wo ist sie?“ Jeff schüttelt nur den Kopf, er wird nichts verraten, Serena schnürt es die Kehle zu, die beiden müssen ihretwegen leiden. Zorniges Wiehern lenkt ihre Aufmerksamkeit zum Stall, daher wissen sie es, sie haben ihren Hengst gefunden. Vier der Typen versuchen, das Tier zu bändigen, haben ihm dazu Schlingen um den Hals geworfen. Die Blauäugige erkennt, das der Hengst sich noch zurückhält, sie muss unwillkürlich grinsen, so beschäftigt er vier der Gauner noch eine Weile. Angelus erreicht sie gerade schnaufend, sie wendet sich zu ihm „Sobald es geht, kümmert ihr euch um Jasmin und ihren Mann, bringt sie in Sicherheit, ich kümmere mich um die Anderen.....“ sie wird unterbrochen, unter lautem Gejohle treffen noch drei Reiter ein, sie haben zwei kleine Kinder bei sich, Jasmin schreit entsetzt auf. Ohne ein weiteres Wort macht sich Serena auf den Weg. Der Bärtige grinst böse „Ich glaube, jetzt habe ich das richtige Druckmittel. Los, bringt sie her“ seine Männer beeilen sich, seinem Befehl folge zu leisten, bringen ihm die Kinder. Scheinheilig meint der zu ihnen „Habt keine Angst meine Süßen, wenn eure Eltern uns verraten, was wir wissen wollen, wird euch nichts geschehen.“ Fast zärtlich lässt er seine Finger über ihre Gesichter gleiten.„Rühr sie nicht an“ presst Jeff zwischen den Zähnen hervor.„Dann sag mir, wo dieses Weibsstück ist“ „Ich bin hier“ Überrascht sieht der Anführer auf, sein Blick fällt auf eine junge Frau, die furchtlos mitten auf dem Hofplatz steht. Den Blick ihrer blauen Augen kühl auf ihn gerichtet „Ich bin hier....“ wiederholt sie „....lass sie gehen. Du hast, was du willst“ Das sie so schön ist, hat er nicht gewusst, ihre Kleidung bringt alles richtig zu Geltung, ihr offenes Haar bewegt sich leicht im Wind, in der Hand hält sie einen langen Stock. Er gibt seinen Leuten ein Zeichen, sie lassen ihre Gefangenen los, später, wenn er die Schwarzhaarige getötet hat, kann er die anderen immer noch umbringen. Langsam gehen die Kerle auf sie zu, ein triumphierendes Wiehern, sagt ihr, das ihr Pferd sich befreit hat, es jagt an ihr vorbei in den Wald. Die vier, die sich mit dem Schwarzen beschäftigt haben, schließen sich nun ihren Kumpanen an. Es ist totenstill, der Wind spielt mit Sand und Gestrüpp, treibt es vor sich her, ein siegessicheres Grinsen macht sich auf den Gesichtern der Männer breit. Diese Frau kann ihnen nicht mehr entkommen, sie haben sie total eingekreist, sie dreht ihren Kopf leicht in die eine, dann in die andere Richtung, sieht wieder auf den Anführer. Unbehagen breitet sich in ihm aus, sie zeigt keine Furcht, starrt ihn nur an, schließlich verzieht sie ihren Mund etwas, sie weiß, das sie nun ziemlich arrogant wirkt, sie erreicht, was sie damit bezweckt. Es kommt Bewegung in die Kerle, sie greifen an. Kapitel 21: Tod eines Freundes, Teil 1 -------------------------------------- Kapitel 21 Tod eines Freundes, Teil 1 Der letzte Trupp trifft nun ein, auch sie haben kein Glück gehabt, es bleibt ihm nun nichts anderes übrig. Der Heerführer gibt den Befehl zur Umkehr, sie reiten nach Hause. Er hofft, dass sie Glück hat, ihren Weg alleine findet. Der Rotblonde gibt sich der schwachen Hoffnung hin, dass sie schon in Al Djura ist. Niedergeschlagen machen sich die Soldaten auf den Heimweg, jeder hängt seinen trüben Gedanken nach. Diesmal beeilen sie sich nicht, rechtzeitig suchen sie sich einen Platz für ihr Nachtlager. Schweigend erledigen sie ihre Arbeit, genauso schweigend essen sie, legen sich dann zur Ruhe, nur die Wachen bleiben auf, legen Holz nach, machen ihre Runden. Beim ersten Sonnenlicht brechen sie wieder auf. Baltrok hat irgendwie das Gefühl sie zurückzulassen, er kann sich nicht helfen, des öfteren schaut er zurück, als er es jetzt wieder tut, hält er sein Pferd an, kneift die Augen zusammen. Fragend sehen ihn seine Soldaten an. „Seht ihr das auch, ist es wirklich das, was ich glaube zu sehen?“ fragt der Hüne seine Untergebenen. Sein Hauptmann holt das Fernglas hervor, sieht hindurch, setzt es ab, sieht dann wieder hindurch. „Drachen....“, sagt er ungläubig, „....schwarze Drachen.“ Sein Vorgesetzter reißt ihm das Glas aus der Hand sieht selbst hindurch. Tatsächlich, es sind Drachen, die Schwarzen, soweit er weiß, sind das die aggressivsten Tiere überhaupt. Was machen die da? Dann läuft es ihm eiskalt den Rücken runter. Das gilt sicher Serena, sie scheinen anzugreifen. Oh verdammt, Serena steckt immer noch in Schwierigkeiten. „Wir müssen zurück, sofort!“, befiehlt der Heerführer und treibt sein Pferd an... hoffentlich kommen sie nicht zu spät. Nachdem die Schläger von ihren Opfern abgelassen haben, läuft Jasmin zu ihrem Mann und ihren Kindern. „Kommt wir müssen gehen, schnell, bevor sie es sich anders überlegen.“, flüstert sie ihrem Gatten ins Ohr. „Wir müssen ihr helfen.“, begehrt dieser auf. „Nein, sie will es so, dass ist ihr Kampf jetzt.“, widerspricht sie beschwörend, sie hilft ihm auf die Beine, zieht ihn mit sich. Es widerstrebt ihm, Serena allein zu lassen, aber er kann ihr nicht helfen. Kaum sind sie ums Hauseck, laufen sie Angelus in die Arme. „Los, schnell in den Wald, dort werden sie euch nicht so schnell finden.“, raunt er ihnen zu, er sieht noch mal um die Ecke. ‚Mein Gott’, denkt er, ‚wie arrogant sie ist. Glaubt sie wirklich, sie hat eine Chance?’ Er überlegt, wie er ihr helfen kann, im Augenblick gibt es aber keine Möglichkeit dazu. Als sie angegriffen wird, wendet er sich ab um die Familie in Sicherheit zu bringen. Als die Männer nun auf sie zukommen, explodiert sie förmlich. Serena springt nach vorne, rammt dem Ersten den Stock in den Bauch, mit Schwung zieht sie ihn zurück, stößt den Stab nach hinten, der Zweite bekommt die Kraft des Stockes zu spüren. Zwei liegen schon am Boden... fürs erste. Nach dem zweiten Treffer wirbelt sie den Stock vor sich herum, schlägt zu, trifft den Nächsten auf der Schulter, ein dumpfes Knacken verrät ihr, das die Schulter gebrochen ist. Der Chef der Bande versucht sein Glück, mit gezogenen Schwert, springt er auf sie zu, doch das Schwert prallt am Stock ab, mit einer kleinen Drehbewegung ihrer Waffe, befördert sie das Schwert ihres Gegners außer Reichweite. Noch bevor das Schwert den Boden berührt, macht der Bärtige Bekanntschaft mit dem Stockende, dummerweise wird er im Gesicht erwischt. Schmerzerfüllt heult er auf, sein Kiefer ist gebrochen, als er den Mund öffnet, fallen ihm einige seiner Zähne in die Hand. Nun lässt er ein wütendes Brüllen hören, er wird sie töten, mit bloßen Händen wird er ihr das Herz herausreißen. Inzwischen ist es für Serena schwierig geworden, der Überraschungsmoment ist vorbei, ihre Gegner sind jetzt vorsichtiger. Noch hat keiner der Gegner sie erreicht, gekonnt hält sie sich die Leute mit ihrem wirbelnden Stab, vom Leib. Fast sieht es aus als würde die Schwarzhaarige tanzen, fließend sind ihre Bewegungen, blitzschnell greift sie wieder an, ihr Ziel versucht auszuweichen, dreht sich weg - umsonst. Serena trifft seinen Nacken, er bricht augenblicklich zusammen. Nummer eins. Der Anführer hat sein Schwert wieder, den Schmerz verdrängend, greift er an, blind vor Wut, schlägt er zu, wieder schlägt sie ihm das Schwert aus der Hand. Sekundenschnell nutzt er den Augenblick, den sie braucht ihre Waffen wieder auf ihn zu richten, sie stürzen, er fasst den Stab mit beiden Händen, drückt ihn mit seinem ganzen Gewicht runter. Seine Augen leuchten triumphierend auf, er beugt sich vor „Wasch jetscht du Hexsche“ nuschelt er, wegen seines gebrochenen Kiefers „Gischt du auschf?“ sie bewegt den Mund, doch kein Ton kommt heraus, er beugt sich noch weiter runter, in der nächsten Sekunde macht er Bekanntschaft mit ihrer Stirn. Sie trifft punktgenau den Kiefer, aufheulend lässt er sie los, richtet sich auf, blitzschnell zieht sie seinen Dolch und rammt ihn in sein Herz. Nummer zwei. Jetzt hat sie aber ein Problem, der schwere Mann bricht auf ihr zusammen, verzweifelt müht sie sich, ihn von sich zu schieben. Ihre restlichen Gegner wittern Morgenluft, grinsend nähern sie sich ihr, sie bekommt ihren Oberkörper frei, greift sich ihren Stekken wirbelt ihn einmal herum, sie trifft einen der Typen, das heißt, sie zertrümmert ihm die Kniescheiben. Nummer drei. Endlich kommt sie unter der Leiche hervor, ist einen winzigen Moment unachtsam, schon drückt ihr einer sein Knie in den Rücken, seine Hand presst ihren Hals an den Boden. „So.....“ zischt er sie an „.....jetzt ist vorbei mit lustig......“ zu seinen Kumpanen gewandt schreit er „....los holt mir schon ein Seil“ Einige laufen los, um ein Seil zu holen, ein anderer drückt ihre Beine runter. Niemand hat mehr auf die Umgebung geachtet, sie sind zu sehr mit dem Kampf beschäftigt, diese Frau fordert ihre ganze Konzentration, selbst jetzt noch, wo sie sich praktisch nicht mehr wehren kann, mobilisiert sie all ihre Kräfte. Wenn sie jetzt aufgibt, wird es ein verdammt bitteres Ende mit ihr haben ‚Nein’ denkt sie verzweifelt ‚Nicht so’. ‚Drakos’ schreit sie in ihrer Verzweiflung ‚Hilf mir’ nach außen zeigt sie nichts von ihrer Angst ‚Hilfe ist unterwegs, halte noch durch’ ist seine Antwort, sie beruhigt sie aber nicht sonderlich. Hilfe kommt aus einer ganz anderen Richtung, sie hört ein zorniges Wiehern, hört ihren Hengst kommen. Aus den Augenwinkeln kann sie ihn sehen, er sieht furchteinflößend aus, die Ohren flach an den hochgerissenem Kopf gelegt, das Maul weit aufgerissen, die Zähne entblößt, die Augen wild rollend und blutunterlaufen. Einer stellt sich ihm in den Weg, greift nach dem Seil, das noch um seinem Hals hängt, der Hengst beisst so schnell zu, das der Dummkopf erst nicht merkt, das ihm Finger fehlen, der Schmerz der verlorenen Finger erreicht ihn sowieso nicht, kaum ist das Tier an ihm vorbei, keilt es aus und zertrümmert ihm den Brustkorb. Nummer vier. Der Grobian auf ihrem Rücken merkt nicht, was auf ihn zukommt, kurz vor ihr stoppt der Schwarze, wiehert schrill, jetzt erst sieht er hoch, das Pferd steigt, trifft ihn mit den Vorderhufen, sie bringen ihm den Tod. Nummer fünf. Der Kerl auf ihren Beinen kommt nicht schnell genug weg, wieder beisst das Tier zu, erwischt die Schulter, hält fest, reißt ihn von Serenas Beinen. Sie hört das Knacken der brechenden Knochen, ein Stück des Knochens dringt in die Lunge ein. Der Hengst lässt ihn los, aber er kriegt keine Luft mehr. Nummer sechs. Serena rappelt sich auf, schon dringen zwei der Schläger mit Schwertern auf sie ein, sie schnappt sich eines der herumliegenden, Augenblicke später ein zweites. Geschickt benutzt sie beide, ihr Lehrmeister wäre Stolz auf sie, wenn er das sehen könnte. Ein Dritter versucht sich von hinten an Serena anzuschleichen, um sie hinterrücks zu erstechen, doch hat er es unversehens mit einem neuen Gegner zu tun, Angelus mischt sich ein. Nachdem er Jasmin und ihre Familie in Sicherheit gebracht hat, kehrt er wieder hierher zurück, gerade rechtzeitig um diese Heimtücke zu verhindern. Mit dem Schwert ist er genauso gut, wie mit dem Kampfstock, daher dauert es nicht lange und sein Gegner ist erledigt. Nummer sieben. Der Hengst wütet immer noch, eben hat er wieder einem den Brustkorb eingetreten. Nummer acht. Serena dreht sich gerade um, rennt Richtung Stall, ihre beiden Gegner hinter ihr her, durch ihre Schnelligkeit, läuft sie drei Schritte die Wand hoch, landet mit einem Salto hinter ihren Gegnern. Die drehen sich verdutzt um, bekommen nicht mehr mit, wie sie ihnen die Schwerter in den Leib rammt, sie nagelt sie förmlich an der Wand fest. Nummer neun und zehn. Die restlichen drei, springen auf ihre Pferde, jagen davon. Keuchend bleibt Serena stehen, sie ist völlig fertig, aber sie hat keine Zeit auszuruhen, Angelus eilt zu ihr „Alles in Ordnung?“ bitter entgegnet sie „Ich habe getötet, wie kann da alles in Ordnung sein?“ „Es war Notwehr, hättet ihr es nicht getan, hätten sie euch getötet, danach sicher Jeff, seine Frau und die Kinder“ er führt sie an den Brunnen, gibt ihr zu trinken „Es ist noch nicht vorbei, stimmt’s?“ erkundigt sie sich müde „Sie werden Verstärkung holen, diese Niederlage werden sie nicht auf sich sitzen lassen“ „Das befürchte ich auch, ich werde sofort aufbrechen. Sie sind hinter mir her, sie werden diese Familie in Ruhe lassen, denn sie wollen mich“ ihr Pferd hat sich zu ihnen gesellt, sie streichelt seinen Kopf „Danke für deine Hilfe“ flüstert sie ihm ins Ohr, er schnaubt leise „Was ist mein Schwarzer, bist du bereit?“ freudig wiehert er auf, sie kann nicht anders, sie muss lachen „Was würde ich nur ohne dich machen?“ sie tätschelt seinen Hals. Amüsiert beobachtet Angelus die Beiden, meint dann „Herrin, ihr ruht euch aus, ich werde die Pferde satteln. Ich denke, je schneller wir aufbrechen, desto besser“ „Da stimme ich euch zu“ sie wendet sich wieder dem Wasser zu, während der Heiler mit dem Hengst zum Stall geht, dort sattelt er Serenas Pferd und sein eigenes. Unterdessen wäscht sich die junge Frau, den Schmutz und das Blut ab, kurz taucht sie ihren Kopf in das kalte Brunnenwasser. Das Wasser hat eine belebende Wirkung auf sie, sie erinnert sich an Drakos Worte ‚Sag mal, was für eine Hilfe ist eigentlich Unterwegs?’ ‚Ich habe versucht, Drachen zu rufen, ich hatte das Gefühl, ich könnte dir so helfen. Aber ich habe wohl versagt’ ‚Hey Kleiner, lass den Kopf nicht hängen, es ist noch nicht aller Tage Abend. Ich fürchte, wir brauchen mehr als nur Glück, um den heutigen Tag zu überleben’ ‚Nett von dir, dass du mich aufmuntern willst. Aber ich hätte dir gerne geholfen’ ‚Das hast du doch, ohne dich hätte ich nie so schnell reagieren können, mit Sicherheit hätte ich nicht so lange durchgehalten. Mach dich nicht kleiner, als du bist.’ Ihr Gespräch wird von Angelus unterbrochen „Herrin, wir können aufbrechen“ Sie nickt, nimmt ihr Pferd, schwingt sich in den Sattel „Heiler, ihr solltet lieber hier bleiben oder eine andere Richtung einschlagen. In meiner Gesellschaft dürfte es zu gefährlich für euch werden“ „Nichts da, ich begleite euch, außerdem kenne ich den kürzesten Weg aus dem Gebirge“ Entschlossen sieht er sie an, sie seufzt „Also gut, beschwert euch aber nicht, wenn wir es nicht schaffen“ Sie lässt ihren Blick noch einmal über das Hofgelände schweifen „Hm, eigentlich sollten wir erst die Toten verschwinden lassen“ „Da wird sich gleich drum gekümmert, seht, die Nachbarn treffen ein“ Tatsächlich kommen einige Männer aus dem Wald hervor, vorneweg Jeffrey, er eilt auf Serena zu „Ihr wollt aufbrechen, wartet doch bis morgen“ energisch schüttelt sie den Kopf „Nein, es ist noch nicht vorbei. Drei sind uns entkommen, sie werden schnellst möglich Hilfe holen, es ist besser, wenn wir sofort reiten. Sie sind hinter mir her, sie werden euch in Ruhe lassen. Habt vielen Dank für eure Hilfe und Gastfreundschaft, das werde ich euch nie vergessen, liebe Grüße auch an Jasmin und die Kinder“ Sie hebt grüßend die Hand, reitet im Galopp vom Hof „Ich wünsche euch viel Glück“ murmelt er hinter ihr her. „Das glaube ich nicht, ihr seid vor einer Frau, ihrem Pferd und einem Heiler geflohen?“ donnert der oberste Boss die drei Unglücklichen an, betreten sehen sie auf den Boden. Gelächter macht sich breit, Roland, der älteste der Dreien versucht sich zu verteidigen „Die Frau und das Pferd waren wie die Furien, so was habe ich noch nie erlebt, einen nach dem anderen haben sie......“ vor Wut bebend herrscht sie ihr Anführer an „Ihr feigen Memmen, ihr habt eure Kameraden im Stich gelassen“ Roland zuckt zusammen, versucht erneut eine Erklärung „Herr, wir wollten euch warnen“ „Dazu hätte einer gereicht, ihr Waschlappen“ Er ist so wütend, dringend muss er sich abreagieren, wegen einer Frau, eine Frau hat seine beste Truppe ausgeschaltet, dafür wird sie büßen, heute noch. „Ihr drei führt uns zu ihr...wenn ihr uns nicht in kürzester Zeit, zu ihr führt.....gnade euch wer will, ich aber nicht....habt ihr verstanden?“ seine Stimme überschlägt sich fast „Worauf wartet ihr noch, wir brechen sofort auf“ Eilig rennen sie zu ihren frischen Pferden, im Stillen beglückwünschen sie sich, das sie noch abgewartet haben, was auf dem Hof geschieht. Sie haben gesehen, das die Schwarzhaarige mit dem Heiler aufgebrochen ist. Sie haben sie sogar ein Stück verfolgt, bis sie sich über den Weg im klaren waren, den sie einschlagen wollten, dann erst sind sie hier ins Lager geritten. Wenige Minuten später jagen sie aus ihrem Versteck, eine mordlustige Meute, die unbedingt die Schmach von heute rächen will. Mit großem Unbehagen sieht Serena in den Talkessel hinunter „Gibt es wirklich nur diese eine Möglichkeit, alles dort unten schreit nach einem Hinterhalt“ „Leider ja, ich sagte ja, ich zeige euch den kürzesten Weg. Wenn wir hier durch sind und die kurze Schlucht des Ausganges hinter uns gebracht haben, können wir Al Djura Morgen gegen Mittag erreichen. Aber wir müssen dazu, die ganze Nacht im scharfen Tempo reiten.“ „Wie sieht es hinter der Schlucht aus?“ „Dahinter befindet sich ein weitläufiges Tal, eigentlich ist es kein Richtiges Tal, doch verjüngt es sich zu einem schmalen Durchlass. Erst danach enden die Berge in der Ebene“ „Wie sieht es mit Bäumen aus, endet dort der Wald?“ widerstrebend nickt er, sie fasst zusammen „Wahrscheinlich kommen wir hier unbehelligt durch, um im nächsten Tal in die Zange genommen zu werden. Wir Zwei müssen im allerschlimmsten Fall, mit was–weiß-ich wie-vielen Gegnern fertig werden, um den letzten Ausgang zur Ebene zu erreichen.....das gefällt mir gar nicht“ „Ich weiß“ entgegnet er „Aber leider die einzige Möglichkeit. Ihr könnt gut kämpfen, reitet einfach unbeirrt auf den Ausgang zu, ich werde euch den Rücken frei halten, so gut ich kann“ Ernst sieht sie ihn an „Macht ja keine Dummheiten, ich lasse euch auf keinen Fall zurück“ er erwidert ihren Blick, genauso ernst entgegnet er „Nein Herrin, ihr macht keine Dummheiten. Für dieses Land ist es wichtig, dass ihr überlebt, ohne euch versinkt es im Chaos. Ihr müsst am Leben bleiben für Leute wie Jasmin und Jeffrey, die ihr Leben lang gegen Rudger gekämpft haben. Diese Leute dürft ihr nicht enttäuschen, was mit mir geschieht ist unerheblich“ Sie will widersprechen, doch er fährt unbeirrt fort „ Kein Wort mehr, wir sollten jetzt losreiten, je länger wir warten, desto kleiner werden unsere Chancen hier ungeschoren wegzukommen“ kaum ausgesprochen, reitet er an, ihr bleibt nichts anders übrig als ihm zu folgen. Drakos fühlt ihren Unmut, daher meldet er sich zu Wort ‚Du weißt genau, das er Recht hat. Mit etwas Glück sind wir Morgen in Al Djura und denken gar nicht mehr an dieses Gespräch’ Sie antwortet ihm nicht, sondern konzentriert sich auf das Gelände vor ihr. Schweigend traben sie durch das Tal, wie erwartet haben sie hier keine Schwierigkeiten, als sie den engen Durchlass passiert haben, lassen sie ihre Pferde galoppieren. Wald und Felsen reichen bis an den Weg heran, sie müssen vier, fünf Kilometer reiten, um den letzten Durchlass zu erreichen. Jede Faser ihres Köpers ist angespannt, mit all ihren Sinnen versucht sie Gefahren aufzuspüren ‚Sie sind da’ raunt Drakos, um sie nicht unnötig zu erschrecken ‚Wer und Wo’ erkundigt sie sich ebenso verhalten, ihre Augen huschen hin und her ‚Nicht hier unten, oben in der Luft. Sie haben mich also doch gehört’ Erstaunt riskiert sie einen Blick nach oben, kann aber nichts erkennen, Schulterzuckend richtet sie ihr Augenmerk wieder nach vorne. Bald haben sie es geschafft, schon will sich Erleichterung breit machen, als hinter ihnen die Hölle losbricht. Kapitel 22: Tod eines Freundes, Teil 2 -------------------------------------- Kapitel 22 Tod eines Freundes, Teil 2 Unter wildem Kampfgeschrei, jagen die Banditen aus ihren Verstecken hervor, geduldig haben sie gewartet, sie brennen darauf, mit dieser Hexe abzurechnen. Sie und ihr dämonisches Pferd werden den heutigen Abend nicht mehr erleben, das ist das Ziel derer, die hinter Serena und Angelus herjagen. „Der Durchgang“ schreit der Heiler „Wir müssen den Durchgang erreichen, dann kann ich sie aufhalten“ Diese Schlucht ist so schmal, das ein geschickter Kämpfer, einen größeren Trupp längere Zeit aufzuhalten vermag. Diese Idee haben auch drei aus der Horde gehabt, sie wollen verhindern, dass ihre Opfer vielleicht doch noch entkommen können. Einer jagt auf die Talenge zu, die anderen Zwei wollen Serena und ihren Begleiter aufhalten. ‚Sie können hier nicht angreifen’ schreit Drakos ‚Wir müssen auf die Ebene’ ein Knurren löst sich aus ihrer Kehle, sie hat dafür keine Zeit. „Ihr den linken, ich den rechten“ ruft Angelus ihr zu, ein Nicken zeigt, dass sie verstanden hat. Längst hat sie ihr Schwert gezogen, es ist nicht so gut wie ihres, aber es wird reichen, ihr Pferd schwenkt etwas nach links. Mit großen Unbehagen bemerkt ihr Gegner, dass sie ihn ins Visier genommen hat, der Kampf heute, steckt ihm noch in den Knochen. Die Meute hinter ihnen heult triumphierend auf, gleich haben sie ihre Opfer gestellt, die Frau wird sich noch wünschen, nie geboren worden zu sein. Niemand achtet auf das heisere Gebrüll, das ertönt, niemand achtet auf die riesigen Schatten, die über den Boden gleiten, sie sind da. Drakos hat sie zur Hilfe gerufen, nur um seinetwillen sind sie gekommen, Menschen selbst können sie nicht viel abgewinnen, sie sind verschlagen und grausam, in ihren Augen verdienen die Menschen es nicht zu leben. Angesichts dieser Situation fühlen sie sich bestätigt, viele stürzen sich auf zwei. Feiger kann ein Geschöpf, ihrer Meinung nach, nicht sein. Auf Sheherazades Bitte hin, haben sie sich auf den Weg gemacht, sollen sich doch die Menschen gegenseitig umbringen, das ist ihnen gleich. Die Dummköpfe da unten, bemerken noch nicht einmal in welcher Gefahr sie schweben, sie fliegen ein paar Scheinangriffe, doch hier zwischen den Bäumen, können sie nichts tun, so beobachten sie nur. Serena hält sich nicht lange mit ihrem Gegner auf, ehe der sich versieht, liegt er am Boden, seinem Kumpan geht es ebenso. Schnell rappeln sie sich auf, sie wollen nicht unter die Hufe ihrer Genossen kommen, der Anführer hält kurz bei ihnen, zischt sie an „Ihr habt schon wieder versagt, ich kann euch nicht mehr gebrauchen“ blitzschnell, mit einem Streich, enthauptet er seine Untergebenen, böse lachend macht er sich wieder auf den Weg. Jetzt fühlt er sich um einiges besser, sein Blick sucht die Schwarzhaarige, sie versucht auf die Ebene zu kommen ‚Oh nein, meine Liebe, so geht das nicht, ich kenne einen anderen Weg, ich werde dich auf der anderen Seite empfangen, dann wirst du für den Tod meines Bruders bezahlen’, er schlägt einen Weg ein, den nur er kennt. Sie wird ihr blaues Wunder erleben. Inzwischen haben Serena und Angelus, die Talenge erreicht, Angelus macht kurzen Prozess mit dem Gauner, wendet sich an Serena „Reitet, reitet so schnell es geht. Ich halte sie so lange wie möglich auf“ Während seiner Worte springt er vom Pferd, scheucht es weg. Die Frau zögert „Nun macht schon, kümmert euch nicht um mich, ich komm schon klar“ er zwinkert ihr noch zu, dreht sich um. Er gibt ihr so zu verstehen, das es nichts mehr zu sagen gibt, der Schwarze zögert nicht länger, er nimmt ihr die Entscheidung ab. Schnell gewinnt er an Tempo, aber das Gelände ist unwegsam, er kann seine Schnelligkeit noch nicht entfalten. Seiner Reiterin steigen die Tränen in die Augen, für einen Augenblick verschwimmt ihre Umgebung, sie wischt sich über die Augen, das kann sie sich jetzt nicht erlauben. Aus den Augenwinkeln sieht sie einen Schatten auf sich zuschießen, schon prallt er gegen sie, sie wird aus dem Sattel gerissen. Hart kommt sie auf, überschlägt sich paar Mal, bei dem Aufprall wird ihr die Luft aus den Lungen getrieben. Keuchend richtet sie sich auf, da ist ihr Gegner wieder bei ihr, verpasst ihr einen Faustschlag in die Rippen, zusammengekrümmt taumelt sie einige Schritte zurück. „Das ist für meinen Bruder, du verdammtes Weibsstück, du elende Hure hast ihn umgebracht“ „Dein Bruder, he, jetzt wo du es sagst, du hast den gleichen dämlichen Gesichtsausdruck wie er.“ Er brüllt wütend auf „Ich werde dir deine Arroganz noch austreiben, wenn ich mit dir fertig bin, wirst du um den Tod betteln“ Höhnisch verzieht sie ihr Gesicht „Du bist nicht der Erste der das will, zieh ne Nummer und stell dich hinten an, vielleicht kriegst du die Gelegenheit dazu“ Der Heiler spürt wie ihn langsam seine Kräfte verlassen, ‚...nicht aufgeben....’ diese Worte gehen ihm immer wieder durch den Kopf. Je länger er durchhält, desto größer sind die Chancen für Serena durchzukommen. Hat sie die Ebene erreicht, kann ihr Pferd seine ganze Schnelligkeit entfalten, es ist dann für sie ein leichtes zu entkommen. Er hat keine Ahnung wie lange er schon hier steht und einen nach dem anderen abwehrt. Seine Gegner ziehen sich etwas zurück, das gibt ihm eine kleine Verschnaufpause, schwer atmend beobachtet er seine Gegner. Irgendwas haben die vor, nur was. Sie greifen wieder an, er macht sich kampfbereit, als er einen Schlag in der Brust verspürt, er sieht kurz hin, ein Pfeil, er lacht innerlich, denken die wirklich ein Pfeil hält ihn auf. Er macht weiter, auch als ihn der zweite und dritte Pfeil treffen. Mit seiner Haltung nötigt er seinen Gegnern eine gewisse Bewunderung ab, doch jetzt lassen sie sich nicht mehr aufhalten, einer tritt an ihn heran, mit einer schnellen Bewegung durchtrennt er Angelus’s Kehle. Röchelnd bricht dieser nun zusammen, seine letzten Gedanken gelten der blauäugigen Frau, hoffentlich hat sie es geschafft, dann stirbt er nicht umsonst. „Ich werde dir deinen Spott schon noch austreiben“ zischt er sie wütend an, geht langsam auf sie zu. Sie steht immer noch gekrümmt da, versucht genug Luft in die Lungen zu bekommen. Als er nah genug ist, kommt sie aus ihrer Haltung hoch, jagt ihm ihre Faust in den Magen, japsend klappt er nach vorne, macht nun Bekanntschaft mit ihrem Knie, das sie ihm ins Gesicht rammt „So leicht mach ich es dir nicht“ er stürmt, mit dem Kopf voran, auf sie zu, will sie mit seinem Körper umreißen, wie ein Stierkämpfer weicht sie aus, schlägt ihm dabei ihre Ellenbogen zwischen die Schulterblätter. Aber auch er gibt so schnell nicht auf, noch am Boden liegend dreht er sich, schlägt ihr die Beine weg, sie stürzt, mit einem Aufschrei wirft er sich auf sie. Blitzschnell packt er sie an der Kehle, drückt zu, schnell erlahmen ihre Kräfte „Jetzt zeige ich dir, was dir blüht“ mit einer Hand drückt er ihr weiterhin die Kehle zu, die andere greift ihr brutal an die Brust, sie krallt sich in den Stoff, reißt ihn ruckartig entzwei. Er sieht die Panik, die sich in ihren Augen breit macht. Genüsslich betrachtet er sie, er lässt ihr wieder etwas Luft, er will sie ja nicht gleich töten, erst will er sie demütigen, erniedrigen und dann erst wird er sie umbringen. Dumm das sie eine Hose anhat, die kann er ihr nicht alleine ausziehen, aber er kann ihr zeigen, was er mit ihr vorhat. Eisern bekämpft sie ihre Panik, überwindet sie, noch ist nicht alles verloren, sie wartet auf eine Gelegenheit sich zu befreien. Mit aller Gewalt zwängt er sich zwischen ihre Beine „Bald wirst du mich und meine Männer glücklich machen, du kleine Hure. Vielleicht verkaufe ich dich auch an ein Hurenhaus, Muhahaha“ er rutscht etwas tiefer, liegt mit seinem ganzen Gewicht auf ihr, sieht ihr in die Augen. Unwillkürlich zuckt er zurück, nichts ist mehr von der Panik zu erkennen, auch ihre Augenfarbe hat sich verändert, war sie erst noch dunkelblau, so ist sie nun eisblau. Gnadenlose Augen, die ihn anblicken, während er noch ihre Augen anstarrt, spürt er, wie sich ihre Beine um seinen Brustkorb schließen. Langsam presst sie ihre Beine zusammen, sie hat sie ineinander verhakt, er kommt nicht weg, immer mehr erhöht sie den Druck. Ihm wird die Luft knapp, er lässt sie los, versucht ihre Beine auseinander zu drücken, vergeblich. Sie hat wieder Luft, zischt ihn an „Niemand....rührt.....mich....ungestraft....an“ Er verliert die Besinnung, Serena lässt von ihm ab, schiebt ihn von sich, rappelt sich auf. Ekel verursacht einen heftigen Würgereiz, in der Nähe ist ein kleiner Bach, den sie taumelnd erreicht. Mitten im Wasser fällt sie auf die Knie, versucht sich den widerlichen Geruch vom Körper zu waschen, fast schon hysterisch schrubbt sie ihre Haut. Keinen Gedanken verschwendet sie an die Gefahr, in der sie sich befindet, sie will nur noch sauber werden. Der Hengst stubst sie vorsichtig an, schnaubt warnend „Du hättest mich umbringen sollen, als du die Möglichkeit dazu hattest“ In Zeitlupe steht sie auf, in der Hand hält sie einen Stein, aufrecht steht sie nun vor ihm, ihr zerrissenes Oberteil gibt den Blick auf ihre Brust frei. Sie versucht gar nicht erst ihre Blöße zu verdecken, er kann nicht anders, gierig starrt er sie an „Ihr Männer seid doch alle gleich“ sagt sie bitter, dreht den Stein in ihrer Hand, doch sie kommt nicht dazu ihn zu werfen. Ein riesiger Schatten fällt auf den Mann, als er hochsieht, erkennt er nur noch rote Augen und ein aufgerissenes Maul mit messerscharfen Zähnen, das letzte, was er hört sind sein Schrei und seine brechenden Knochen. Emotionslos sieht Serena zu, kein Gefühl ist in ihr, sie betrachtet den Drachen, als wäre er ein Gemälde. Seine Schuppen sind tiefschwarz, die roten Augen leuchten regelrecht, von seinen Kiefern tropft das Blut seines Opfers, er ist insgesamt etwas kleiner, schmaler als die bisherigen Drachen, die sie gesehen hat. Bei jeder seiner Bewegungen wirkt er bedrohlich, der zweite Schwarze landet ebenfalls, beide betrachten neugierig die Frau, die sie beschützen sollen. Bilder tauchen in ihren Köpfen auf, Bilder die ihnen zeigen, was in dieser vorgeht. Der Lärm der herannahenden, blutrünstigen Meute reißt alle aus ihren Betrachtungen „Angelus“ flüstert Serena „ich muss zu Angelus“ schnell entledigt sie sich ihres kaputten Oberteils, kramt ein Hemd aus ihrer Satteltasche, wirft es sich über. Im laufen verknotet sie es vor ihrem Bauch, sammelt ihr Schwert auf, als sie aufblickt, kommt die Horde um die Biegung geritten. Das Bild das sich ihnen bietet, lässt sie verstummen, Pferde steigen panisch, werfen ihre Reiter ab und ergreifen die Flucht. Sekundenlang starren sie auf eine Frau, die sich gerade in den Sattel schwingt, hinter ihr stehen zwei schwarze Drachen, in deren Augen ein unheilvolles Licht glimmt. Der Ältere der Drachen berührt mit seinem Maul sanft die Schulter der Blauäugigen, scheinbar gedankenverloren, krault sie ihn zwischen seinen Nüstern. In dem neuen Anführer keimt eine Idee, wenn sie die Frau töten und obendrein noch die Drachen, das müsste ihrem Herrn gefallen, Rudger wird sie reich belohnen dafür. Von dieser Idee besessen schreit er „Los kommt, tötet sie und die Drachen, wir werden dafür reich belohnt werden“ seine Leute stimmen mit ein. Wild stürmen sie auf die Frau ein, die Drachen brüllen, fliegen auf, wieder schwingt Serena geschickt ihr Schwert. Hat sie bisher versucht Leben zu schonen, nimmt sie nun keine Rücksicht darauf, ihr ist bewusst, das ihr Begleiter nicht mehr am Leben ist, dafür müssen die Kerle bezahlen. Sie zwingt ihr Pferd zurück zur Talenge, zum ersten mal ist sie grob zu ihm, er quittiert es mit zornigen Wiehern, fügt sich aber ihrem Willen. Während sie durch die Meute reitet, schwingt sie ihr Schwert, es ist ihr völlig egal, wo sie trifft, Hauptsache es stellt sich ihr keiner in den Weg. Blind vor innerem Schmerz achtet sie nicht sonderlich auf sich, kurz vor erreichen der Stelle, an der sie Angelus zurück gelassen hat, weigert sich der Hengst weiterzulaufen. Sie springt ab, befreit ihn von Sattel und Trense „Hau ab...“ schreit sie ihn an „....alles ist deine Schuld, lass mich in Frieden...Verschwinde“ Wütend dreht sie ihm den Rücken zu, sie ist wieder da, ihre selbstzerrstörerische Wut, wie sie es schon öfter durchgemacht hat. Kalt sieht sie ihren Gegnern entgegen, kein Gefühl ist in ihr, nichts, sie nimmt ihr Schwert auf, furchtlos tritt sie den Feinden gegenüber. Die halten für einen Augenblick inne, sie sind irritiert, der Blick und das Auftreten dieses Weibes löst tatsächlich Furcht in ihnen aus. Die Schwarzen greifen immer wieder an, töten jeden den sie erwischen, keinem ist bewusst, das sie es nicht unbedingt aus eigenem Antrieb tun. Serena ist die Ursache für ihre Gier nach Blut, denn in diesen Augenblicken fühlt sie ebenso, auch sie tötet jeden der sich ihr in den Weg stellt. Ihr Zorn überträgt sich auf alle Drachen, ein Nebeneffekt der Seelenvereinigung, Rudger wusste dies, darum hat er versucht, sie dorthin zu treiben. Weitentfernt bekommt auch Sheherezade diesen Zorn zu spüren, kann sich dem kaum entziehen, wütend brüllt sie auf, schwingt sich in die Luft ‚Nein Serena, es ist der falsche Weg’ verzweifelt versucht sie, diese gedanklich zu erreichen, vergebens. Immer mehr Drachen sammeln sich, warten darauf loszuschlagen. Besorgt schauen die Menschen gen Himmel, das zornige Brüllen erfüllt die Luft, so schnell es geht, ziehen sie sich in ihre Häuser zurück. Die Schwarzhaarige erreicht in der Zwischenzeit den Leichnam des Heilers, neben ihm fällt sie auf die Knie, warum sterben alle, die sie beschützen wollen, ihre Eltern, ihr Bruder, jetzt Angelus. Alle die ihr Nahestehen müssen leiden, sie kann es nicht mehr ertragen, behutsam schließt sie ihrem Freund die toten Augen. ‚Du musst am Leben bleiben...’ Drakos versucht sie zu erreichen ‚....sonst sind sie umsonst gestorben. Lass es nicht zu, das ihr Tod sinnlos war’ Müde schüttelt sie den Kopf, sie hat nichts, wofür es sich zu leben lohnt, sie will nur noch, dass es aufhört, das diese Quälerei aufhört. Die Geräusche um sie herum verblassen, sie blendet alles aus, noch immer kniet sie beim Leichnam, die Augen geschlossen, es ist ihr alles egal. Sie ist innerlich tot, sie bemerkt nicht den Narbigen, der seine große Stunde wittert, er erkennt, dass sie am Ende ist. Ein böses Grinsen breitet sich in seinem Gesicht aus, das wird jetzt ein Kinderspiel, sein Schwert ein paar Mal hin und her schwingend, geht er auf sie zu. Wie erwartet reagiert sie nicht, sie kauert einfach da, kaum zu glauben, das dieses Häufchen Elend ihnen solche Schwierigkeiten gemacht hat ‚Frauen sind für solche Dinge eben nicht geschaffen’ denkt er geringschätzig. Nun ist er bei ihr „Jetzt Weib, ist es vorbei....“ Kapitel 23: Eine Seele beginnt zu Heilen ---------------------------------------- Kapitel 23 Eine Seele beginnt zu heilen Die Drachen beruhigen sich wieder, die Verbindung zu Serena ist abgebrochen, Sheherazade ist erleichtert und gleichzeitig besorgt. Sie beauftragt Rowina, wieder nach Al Djura zu reisen, um nach dem Rechten zu sehen, hoffentlich hat es keine Katastrophe gegeben. Sie kann weder die junge Frau noch ihren Sohn telepatisch erreichen, mit einem tiefen Seufzer lässt sie sich nieder, nichts ist so gelaufen, wie sie es geplant hat. Sie hat gewollt, das ihr Sohn mit den positiven Gefühlen der Menschen aufwächst, stattdessen hat er die ganze Palette der negativen Seiten kennengelernt. Hoffentlich ändert sich das noch, wieder seufzt sie, sie muss den Dingen nun ihren Lauf lassen, sie kann sich nicht mehr einmischen. Schon vom weiten hören sie den Kampflärm, als sie endlich den Platz erreichen, bietet sich ihnen ein Bild des Schreckens, die Drachen haben ganze Arbeit geleistet. Aber auch sie haben Verwundungen davongetragen, da sie langsam müde werden, glauben die Gesetzlosen leichtes Spiel zu haben. In diese Szenerie platzt Baltrock mit seinen Leuten, schnell verschafft er sich eine Übersicht, Serena kann er nirgends entdecken, er weiß nicht, ob er erleichtert oder besorgt sein soll. Da sie ihnen nicht entgegen gekommen ist, muss sie noch hier sein, aber wo? Seine Soldaten mischen sich gleich ins Geschehen ein, er reitet weiter, sucht sie. Ein sattelloses, schwarzes Pferd jagt an ihm vorbei, das ist doch der Hengst, den sie immer reitet, wieso prescht er alleine davon? Er beschließt in die Richtung zu reiten, aus der das Pferd gekommen ist. Wenig später sieht er Sattel und Zaumzeug am Boden liegen, ist sie etwa in diese Talenge gegangen? Vorsichtig trabt er weiter, als er um die Ecke biegt, bleibt ihm fast das Herz stehen, sie kauert neben einem Toten, nimmt nichts um sie wahr. Ein Kerl nähert sich ihr Schwertschwingend, doch sie reagiert überhaupt nicht, er hat nur Sekunden gebraucht um die Situation einzuschätzen. In der nächsten Sekunde handelt er, lässt sein Pferd anspringen, erreicht die Schwarzhaarige zur gleichen Zeit, wie der Killer, ist aber den winzigen Bruchteil einer Sekunde schneller, der über Leben oder Tod entscheidet. Sein Schwert spaltet dem Angreifer den Brustkorb, von der Wucht des Schlages, wird dieser einige Meter zurück geworfen, haucht dann röchelnd sein unwürdiges Leben aus. Drei Tage sind seit dem vergangen, unruhig geht der Heerführer auf und ab, er macht sich große Sorgen um die schwarzhaarige Frau. Nachdem er den Angreifer erledigt hat, ist er vom Pferd gesprungen, hat sie am Arm gepackt, um sie hochzuziehen. Sie konnte unmöglich einfach da sitzen bleiben, der Blick, mit dem sie ihn angesehen hat, ging ihm durch und durch. Noch nie hat er soviel Schmerz und Leid in den Augen eines Menschen gesehen, wie in diesen Moment. In der nächsten Sekunde ist sie zusammengebrochen, bis jetzt hat sie ihr Bewusstsein noch nicht wiedererlangt. Rowina kommt aus dem Krankenzimmer, sie ist gleich nach ihrem Eintreffen zu Serena geeilt. „Nun, was ist. Wird sie wieder gesund?“ erschöpft streicht sich die blonde Frau eine Strähne aus dem Gesicht „Ich weiß es nicht. Ihre körperlichen Verletzungen heilen, aber ihre seelischen, ob auch die Heilen werden, weiß ich nicht.“ „Sie ist stark, das schafft sie schon“ der Hüne ist von seinen Worten überzeugt „So stark, wie ihr glaubt, ist sie nicht, sie hat in ihrem Leben, in ihrer Kindheit schreckliches durchmachen müssen, nur der Gedanke an Rache hat sie überleben lassen. Die Wahrheit ist, sie fühlt sich allein und verantwortlich für alles, was geschehen ist. Sie gibt sich die Schuld am Tod ihrer Familie, sie hat Angst zu lieben, sie will nicht enttäuscht werden und sie will verhindern, das noch jemand ihretwegen stirbt.“ „Dann hat ihr der Tod des Heilers den Rest gegeben, wollt ihr das damit sagen?“ „Vermutlich“ verständnislos sieht der Mann sie an, die Hohepriesterin erklärt ihm „Ihr müsst das verstehen, sie wurde aus ihrer Welt gerissen, gezwungen sich mit dieser auseinander zusetzen. Sie hat innerhalb kürzester Zeit Dinge erfahren, die sie schon längst hätte wissen müssen. Dann der Hinterhalt, ihre Verletzungen, die Jagd auf sie, die Kämpfe, die sie hat bestehen müssen. Sie wurde fast vergewaltigt....“ entsetzt unterbricht der Soldat den Redefluss „Das wusste ich nicht, aber woher wisst ihr davon“ „Ich habe ihre Wunden gesehen, einige sind sehr eindeutig“ „Ihr sagt, sie sei nicht so stark, wie ich glaube. Damit habt ihr unrecht, jeder andere Mensch wäre an so einem Schicksal zerbrochen, doch sie nicht. Ich habe sie lachen gesehen, sie hat viel positives zu geben, trotz ihres bisherigen düsteren Lebens. Sie muss nur ihre guten Gefühle wiederfinden.....“ hilflos bricht er den Satz ab. „Ich werde Prinz Toran bitten herzukommen, vielleicht kann er sie erreichen, schließlich ist er ein Teil ihrer Familie“ Rowina nickt zustimmend „Ja, vielleicht kann er ihr helfen“ Sie liegt auf dem Boden, ihre Augen ins graue Nichts gerichtet. Zum wiederholten Male fragt sie sich, was sie hier macht, sie will ihre Seele nicht Zwischenparken. Sie will, das es ein Ende hat „Hast du vor die ganze Zeit hier rumzuliegen?“ erkundigt sich Drakos spitz, seit geraumer Zeit versucht er nun schon eine Antwort von ihr zu kriegen. Doch sie redet nicht, sie sieht ihn nicht an und auch sonst zeigt sie keine Reaktion. Jetzt macht sie ihre Augen wieder zu, das reicht ihm, er geht zu ihr hin und stupst sie an, doch sie dreht sich nur auf die Seite, von ihm weg. „Hör damit auf, rede endlich mit mir“ keine Reaktion „Gut....du willst es nicht anders“ Entschlossen stellt er sich über sie, holt tief Luft und brüllt sie, so laut er kann, an. Das er sie dabei vollsabbert ist ihm völlig egal. Erschrocken setzt sie sich auf, hält sich die Ohren zu, als er wieder Luft holt, schreit sie ihn an „Hör auf, ich bin nicht taub, außerdem sabberst du mich voll“ „Das geschieht dir recht, ich habe schon Fusseln am Maul, von meinen vergeblichen Versuchen, mit dir zu reden“ „Hättest du ja nicht tun müssen“ „Doch musste ich, ich will wissen, was mit dir los ist. Warum bist du so ausgetickt?“ „Ach ich bin ausgetickt? Ja? Inwiefern?“ er erzählte es ihr. „Und warum lebe ich dann noch? Kannst du mir das mal verraten? Warum sterben andere für mich? Warum darf ich nicht?“ Soviel Schmerz ist in den Fragen, der Drache versteht es nicht „Ich weiß nicht, was du meinst“ bitter lacht sie auf, schlingt ihre Arme um die angezogenen Beine „Nein verstehst du nicht? Dann frage ich es anders. Warum sind meine Eltern für mich gestorben? Warum ist mein Bruder für mich gestorben? Warum ist Angelus für mich.....Warum darf ich nicht endlich sterben? Warum muss ich mich so unendlich quälen?“ „Weil du eine Verpflichtung hast“ versucht der Weiße eine Antwort „Eine Verpflichtung? Nur wegen einer Verpflichtung, habe ich keine Familie mehr, kann ich nicht lieben, muss ich leiden? Einer Verpflichtung wegen. Das ist wirklich dürftig. Das heißt, das du auch nur wegen einer Verpflichtung, in meinem Körper bist. Meinst du nicht, das es ein bisschen wenig als Grund ist?“ Schweigen, der Drache legt sich neben Serena auf den Boden, den Kopf nah bei ihr. Automatisch krault sie seine Stirn „Das ist schön, mich hat noch niemand gekrault“ sie hält inne, denkt über seine Worte nach „Warum machst du nicht weiter? Habe ich was falsch gemacht?“ „Nein, hast du nicht“ an seinen schönen Hals gelehnt krault sie ihn weiter. Sie hat ganz vergessen, das Drakos noch nie in den Genuss, solcher Streicheleinheiten gekommen ist. Er hat bisher immer nur ihre negativen Gefühle mit ihr teilen müssen, sie seufzt, gern würde sie ihn auch die Liebe fühlen lassen, aber mit ihrem verhassten Stiefvater im Kopf, wird das wohl nichts, mit wem auch. Wer würde sich schon auf eine Frau wie sie einlassen? Schwupps hat sie eine Stimme im Ohr, die entrüstet meint ‚Bin ich niemand?’ das Bild eines pikiert dreinblickenden Firmenchefs erscheint vor ihrem inneren Auge ‚Habe ich sowenig Eindruck hinterlassen, das du mich gleich vergisst?’ sie lächelt ‚Nein, hast du nicht, aber ich habe dir gesagt, das du mich vergessen sollst. Es ist zu deiner eigenen Sicherheit’ er verdreht genervt die Augen ‚Ich habe dir schon mal gesagt, keiner sagt mir, was ich tun oder lassen soll. Ist das so schwer zu verstehen?’ ‚Genauso geht es mir auch’ gibt sie zurück, fügt noch hinzu ‚Es ist wirklich besser, wenn du mich vergisst’ seine Stimme wird nun gefährlich leise ‚Noch mal zum mitschreiben für dich. Ich werde dich nicht vergessen und ich werde nicht aufhören um deine Liebe zu kämpfen’ sie will etwas erwidern, doch er spricht schnell weiter ‚Lass es dir ja nicht einfallen, einfach aufzugeben, du hast mir versprochen, das du zurückkommst. Wage es nicht, dein Wort zu brechen, wenn du nicht zurückkommst, komme ich dich holen, egal von wo. Habe ich mich klar genug ausgedrückt’ ‚Ist ja gut’ meint sie etwas kleinlaut. „Was ist mit dir?“ fragt Drakos sie „Ich verliere meinen Verstand, sonst ist, glaube ich, alles in Ordnung.“ „Hä...?“ sie setzt sich ein bisschen bequemer hin, bevor sie antwortet „Seto hat mir gerade die Leviten gelesen, ich nehme jedenfalls an, das er es war. Ach, ich weiß auch nicht, was in meinem Kopf los ist“ „Das ist doch der, bei dem du jedes Mal Herzklopfen bekommst, wenn du ihn siehst.“ „Ich krieg doch kein Herzklopfen, wenn ich ihn sehe“ „Doch, ich spüre es jedes Mal. Dazu habe ich auch eine Frage....“ „Frag schon“ „Wie fühlt sich Liebe an. Alle reden immer davon, ich möchte gern wissen, wie es sich anfühlt“ schweigen, Serena überlegt lange „Hm, Drakos, da fragst du die Falsche. Wenn ich so zurückdenke, habe ich sie nicht erlebt. Die Liebe meiner Eltern schon, auch die meines Bruders. Ich habe es sogar geschafft mir freundschaftliche Gefühle zu erhalten, wie zu Mokuba oder Angelus. Aber eine andere Liebe habe ich nicht kennengelernt“ „Alle die du aufgezählt hast, haben dich auch geliebt, jeder auf seine Weise. Als Eltern, Bruder oder Freund, ist es nicht ihre Liebe zu dir gewesen, die sie dazu bewogen hat, dich zu schützen? Sind sie nicht deshalb gestorben, weil sie wollen, das du lebst?“ nachdenklich schließt sie die Augen, er redet weiter „Warum willst du dein Leben wegwerfen?“ ‚Und meines dazu’ denkt er sich, spricht es aber nicht aus. „Ich habe keine Kraft mehr, das Gefühl diese Last nicht mehr tragen zu können, nimmt immer mehr zu. Ich vermisse meine Familie so sehr...“ „Aber du hast doch noch eine Familie, Toran und sein Vater, sie sind deine Familie, du hast Freunde, du hast mich.....und auf dich wartet ein Mann, der dich lieben will, so wie du bist. Siehst du wirklich nicht, das du nicht alleine bist?“ Nein das hat sie wahrlich nicht gesehen, sie wollte es nicht sehen, lieber hat sie sich in ihrem Selbstmitleid gesuhlt. „Es tut mir leid, ich...“ es fehlen ihr die Worte „Du musst dich nicht entschuldigen, schließe endlich mit deiner Trauer und deinem Hass ab und kehre zurück ins Leben, denn da gehörst du hin“ Bis eben hat es noch geregnet, endlich bricht die Sonne durch. Alle stehen am Grab des Heilers Angelus, sie haben seinen Leichnam mitgenommen, um ihn hier würdig zu beerdigen. Rowina hat gehofft, das sich Serena erholt und an der Zeremonie teilnehmen kann, doch leider ist sie immer noch ohne Bewusstsein. Ein trauriger Tag für ein trauriges Ereignis, sie hat noch ein paar Worte gesagt, jetzt schweigen alle. Es ist Mittag, die Sonne steht hoch am Himmel, dort wo sie auf die Erde trifft, entstehen kleine Dampfwolken. Ein einzelner Drache zieht einsam seine Kreise, die Bewohner der Stadt haben sich an seine Anwesenheit gewöhnt. Er ist mit Serena gekommen und er wird wohl erst wieder mit ihr gehen, irgendwie hat sie seine Nähe beruhigt, solange er da ist, lebt ihre künftige Königin noch. Ein Pferd trabt heran, hält, sein Reiter steigt ab, langsam geht er den Weg zum Grab entlang, als er an den ersten Soldaten vorbei ist, geht ein Flüstern durch die Reihen. Durch die Unruhe veranlasst, dreht sich Toran um, überrascht, erleichtert schließlich erfreut geht er auf die Person zu, bietet ihr den Arm an. Er haucht ihr einen Kuss auf die Wange und raunt „Schön das du wieder da bist, Serena“ Sie nickt lächelnd, doch ihr Blick ist traurig „Ich muss mich doch von einem Freund verabschieden“ erwidert sie leise. Sie spürt die Blicke der Anderen, sie sieht kurz in die Runde, kann die Erleichterung und Freude über ihr Erscheinen erkennen. Toran drückt ihre Hand, die auf seinem Arm liegt, sie löst sich von ihm und legt die mitgebrachten Blumen auf das frische Grab. Schmal ist sie geworden in den letzten Tagen und blass, sie wirkt in ihrem schwarzen Kleid zerbrechlich, dennoch strahlt sie eine innere Ruhe aus, die sie vorher nicht besessen hat. Aus ihren großen, dunklen Augen rinnen Tränen, es ist ein ergreifendes Bild, die Bewohner Al Djura, weinen mit ihr, mit dieser unbewussten Geste, gewinnt sie endgültig die Bevölkerung. Die Leute sehen die Menschlichkeit in ihr, sie haben das Gefühl, das diese Frau um jeden einzelnen von ihnen weinen wird, wenn er im Kampf fällt. Dieses Gefühl werden sie ins Land hinaustragen, es wird sich verbreiten und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft nähren. Baltrock lässt seine Soldaten wegtreten, alle bis auf den Heerführer, Rowina und Toran, kehren nach Hause zurück, mit einem Bild im Herzen, das sie nie wieder vergessen werden. Schweigend stehen sie noch am Grab „Lasst mich bitte einen Augenblick allein“ Eher widerwillig respektieren sie ihren Wunsch, nun steht sie schon wieder an einem Grab. Es ist noch gar nicht solange her, das sie es das Erste Mal tat, doch hier kann sie endlich ihrer Trauer freien Lauf lassen. Der einsame Drache landet bei ihr, es ist das Rotauge, das ihr vor kurzem geholfen hat. Vorsichtig berührt er sie am Arm, sie hebt die Hand, krault ihn zwischen den Nüstern „Danke für deine Hilfe, ich bedaure, das ich dir so viele Umstände gemacht habe“ „So ungern habe ich es nicht getan“ brummt er leise, sieht sogar belustigt aus „Damit dir so was nicht noch mal wiederfährt, werde ich auf dich aufpassen, ob du nun willst oder nicht“ „Du hast nicht zufällig mit meinem Chef gesprochen, oder?“ schmunzelt sie, das Fragezeichen ist deutlich in seinem Gesicht zu sehen „Schon gut, das war nur ein Witz. Ich fühle mich geehrt und danke dir für deinen Schutz“ Ein letztes Schnauben des Drachens und er fliegt wieder davon. Endlich hat sie mit ihrer Trauer abgeschlossen, es schmerzt nicht mehr, wenn sie an ihre Familie denkt, sie kann die guten Erinnerungen abrufen ohne bitteren Beigeschmack. Jetzt muss sie es nur noch schaffen ihren Stiefvater aus ihrem Gedächtnis zu bannen, er darf ihr Leben, vor allem ihr Liebesleben, nicht mehr beeinflussen. Seufzend wendet sie sich der Gruppe zu, die auf sie wartet. Erwartungsvoll blicken sie ihr entgegen, sie muss lächeln, sie ist nicht allein, sie hat Familie und Freunde, die ihr helfen, ihre Last zu tragen. Lange hat sie gebraucht um das zu erkennen, eine Welle des Glücks durchflutet sie, nun endlich beginnt auch ihre Seele zu heilen. Kapitel 24: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft --------------------------------------------- Hi, dies ist wieder ein bekanntes Kapitel, trotzdem viel Vergnügen beim lesen wünscht euch eure night-blue-dragon Kapitel 24 Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft Toran will zurück zu seinem Vater, seine Cousine begleitet ihn, ebenso die Hohepriesterin und natürlich Baltrock. Der ließ es sich diesmal nicht nehmen, höchstpersönlich für die Sicherheit, der kleinen Reisegesellschaft zu sorgen. Auch wenn es keine lange Reise sein wird, kann er sich noch lebhaft daran erinnern, welche Probleme der Prinz und Serena, bei ihrem letzten Ausflug hatten. Außerdem kann er so länger bei seinem Geliebten sein. Serena hat oft schmunzeln müssen, wenn sie die Beiden beobachtet hat und sie ist sich fast sicher, das die Beziehung zwischen ihnen ein offenes Geheimnis ist. Ihr heutiges Lager liegt an einem kleinen See, es ist fast wieder Vollmond, sein Licht wird vom Wasser reflektiert. Die Schwarzhaarige hat sich abseits der Anderen gesetzt, sie braucht Ruhe um ihre Gedanken zu ordnen. Ein Gefühl macht sich in ihr breit, das sie so intensiv nicht kennt, Sehnsucht, Sehnsucht nach zu Hause, die Sehnsucht nach einem Mann, der ihr so Nahe ist wie kein Anderer. Irgendwie muss sie die Dinge hier beschleunigen, irgendwie ins Lot bringen, damit sie wieder nach Hause kann. Sie ist so in Gedanken versunken, das sie nicht hört, wie sich ihr ein Pferd nähert, hinter ihr stehen bleibt, erst als es ihr warm in den Nacken schnaubt, bemerkt sie es. Aufstehen und Umdrehen geschieht in einer geschmeidigen Bewegung, dann verharrt sie erstaunt. Ein Lächeln macht sich in ihrem Gesicht breit „Hallo, Tien - Ma, schön das du da bist. Ich habe dich schon vermisst“ Nachdem sie den Hengst angeschrieen und verjagt hat, ist dieser erst wie vom Erdboden verschluckt. Verletzt und Enttäuscht zieht sich das Tier zurück, doch seine Bindung zu seiner Reiterin ist sehr stark, er kehrt zurück in ihre Nähe. Wartet ab, er geht nicht gleich zu ihr, hier am See versucht er die erste Annäherung. Ihre warme, liebevolle Stimme löst eine Erleichterung in ihm aus, vorsichtig stupst er sie an, hört wieder ihre Stimme „Es tut mir leid, das ich dich so schlecht behandelt habe. Ich hoffe du kannst mir verzeihen“ Er legt seinen Kopf auf ihre Schulter, lässt ein leises Grummeln hören. Das löst ein Lachen bei ihr aus, ihre Hände streicheln sein Gesicht, den Hals, er liebt ihre Berührungen, genießt sie. Eine unbändige Freude breitet sich in ihm aus, er kann nicht anders, laut wiehert er seine Freude heraus, tänzelt um sie herum. Wieder lacht sie, sie ist froh ihren vierbeinigen Gefährten wiederzuhaben. Der Lärm ruft Baltrock und Toran auf den Plan, mit gezogenen Schwertern kommen sie angerannt, bleiben verblüfft stehen. Es bietet sich ihnen ein fast romantisches Bild, Serena steht lachend im Mondlicht, um sie herum tänzelt ein schwarzer Derwisch, der sich als ihr Reitpferd entpuppt. Die Männer stecken schmunzelnd ihre Schwerter weg, kehren ins Lager zurück. Am nächsten Morgen will Serena ihr bisheriges Reittier satteln, doch der Schwarze schiebt sich energisch zwischen die Beiden. Wenig später sitzt sie zufrieden auf ihrem Hengst und dieser trabt ebenso zufrieden vorwärts. Am späten Nachmittag erreichen sie das Schloss, der König wartet schon ungeduldig auf die Rückkehr seines Sohnes. Die Ungewissheit über Serenas Schicksal, raubt ihm den letzten Nerv, noch nie hat das Personal ihn so reizbar gesehen. So hat Toran auch keine andere Möglichkeit, als gleich seinen Vater aufzusuchen um ihm zu berichten. „Endlich bist du wieder hier, wie geht es der Enkeltochter meines Bruders?“ erkundigt er sich auch sogleich, er hat nicht einmal die Zeit seinen Sohn richtig zu begrüßen. Der setzt eine ernste Miene auf „Weißt du, sie hat wirklich eine schwere Zeit hinter sich, daher ging es ihr nicht gut.....“ „Ja ja, wie geht es ihr jetzt?“ ungeduldig unterbricht er den Prinzen, der dreht sich einfach um, geht wieder zur Tür „Halt“ schimpft sein Vater „Wo gehst du hin? Du hast meine Frage noch nicht beantwortet“ ungerührt öffnet Toran die erreichte Tür, dreht sich abermals um, sieht seinem Vater direkt in die Augen „Am besten fragst du sie selbst, mich lässt du ja nicht ausreden“ Bei seinen Worten greift er vor die Tür und zieht Serena in den Raum, die gerade empfundene Überraschung und Erleichterung ist dem Herrscher deutlich anzusehen. Amt und Würden vergessend stürmt der alte König auf die Schwarzhaarige zu, nimmt ihr Gesicht in die Hände und gibt ihr einen Kuss auf die Stirn „Ich bin so froh, das es dir wieder gut geht, ich habe mir große Sorgen um dich gemacht“ Gern hätte sie ihm ihren Respekt erwiesen, sich vor ihm verbeugt und geantwortet, aber er hielt sie so fest umarmt, das sie weder das eine noch das andere konnte. Hilflos sucht sie den Blick ihres Cousin’s, der versteht „Vater lass sie doch los. Du erdrückst sie ja“ Abrupt lies der Angesprochene sein Opfer los „Entschuldige, das wollte ich nicht“ „Ist schon gut, wer hat schon das Vergnügen von einem König erdrückt zu werden“ erwidert sie matt. Der König wird tatsächlich etwas rot, da sind ihm doch die Gefühle durchgegangen, ganz unköniglich. Zu seinem Sohn gewandt spricht er „Du entschuldigst uns, wir haben eine Menge zu besprechen. Du hast ihre Gesellschaft schon längere Zeit genossen, jetzt bin ich dran“ Verdattert sieht dieser den König an, der hat Serena schon bei der Hand genommen und zieht sie quer durch den Thronsaal, in das kleine Nebenzimmer, das sie schon kennengelernt hat. Sie wirft abermals einen Hilfe suchenden Blick auf den Schwarzhaarigen, doch der kann nur noch mit den Schultern zucken. Zwei Tage später kann sie sich dem König endlich entziehen, ihr Kopf ist mit Familien Dingen vollgestopft. Um das alles verarbeiten zu können, braucht sie Ruhe. Daher schleicht sie sich im Morgengrauen aus dem Schloss, im Stall sattelt sie ihren Hengst, verlässt das Gebäude durch den Hintereingang. Sie hat keine Lust auf Gesellschaft, erst als sie das Schlossgelände hinter sich hat, steigt sie auf. Ein leichter Galopp bringt sie in den nahegelegenen Wald, erleichtert atmet sie auf, Familie ist ja schön und gut, aber so konzentriert einfach zu viel. Sie genießt die Ruhe, selbst ihr Pferd ist kaum zu hören, der weiche Waldboden dämpft jeden Schritt des Tieres. Tief atmet sie die würzige Waldluft ein, das hat sie vermisst und ist eines der wenigen Dinge, die sie vermissen wird, wenn sie wieder in ihrer Welt ist. So ganz unbemerkt ist Serenas Wegschleichen nicht geblieben, meergrüne Augen haben sie beobachtet. Rowina hat nicht schlafen können, zufällig sieht sie, wie Serena sich in den Stall begibt, aber nicht wieder heraus kommt. Schnell zieht die blonde Frau sich an, eilt in den Stall, sattelt sich ihr Pferd und nimmt den gleichen Weg, wie die Frau vor ihr. Es dauert nicht lange und sie hat die Schwarzhaarige eingeholt „Guten Morgen....“ begrüßt sie diese „....schon wieder alleine unterwegs. Habt ihr keine Angst, das ihr wieder in Schwierigkeiten geratet?“ die Angesprochene ist nicht begeistert über die Gesellschaft, lässt es sich jedoch nicht anmerken „Guten Morgen....“ gibt sie den Gruß freundlich zurück „....ich bin nicht alleine, ich habe Geleitschutz“ grinsend deutet sie nach oben, die Hohepriesterin schaut nach oben, da kreist ein schwarzer Drache, sie hat ihn vorher gar nicht bemerkt „In der Tat, bei so einer Eskorte kann euch nichts geschehen“ „Seht ihr, ich muss mir keine Sorgen machen. Aber warum seid ihr schon so früh unterwegs, doch nicht etwa meinetwegen?“ „Ich konnte nicht schlafen, zufällig sah ich euch im Stall verschwinden. Ich hab mir gedacht, ich leiste euch Gesellschaft. Ihr habt doch nichts dagegen?“ Serena seufzt verhalten „Nein, natürlich nicht. Lasst uns ein wenig schneller reiten, bevor wir noch mehr Begleitung kriegen“ „Ich kenne einen Ort hier in der Gegend, der ziemlich einsam liegt. Kaum einer verirrt sich dahin, wenn ihr wollt, sehen wir ihn uns an“ „In Ordnung, dann reitet voran, ich folge euch“ Nach einer Stunde flotten Reitens, erreichen sie den Fuß der Berge. Das Rotauge hat die Frauen nicht aus den Augen verloren, jetzt gönnt es sich eine Pause, lässt sich auf einem der zahlreichen Bergkämme nieder. Von hier hat es einen guten Überblick, es entgeht ihm nichts. Serena ist beeindruckt von der rauen Schönheit der Gegend, grauer Fels ragt empor, Bäume haben in Nischen des Felsens einen Platz gefunden. Sie sieht an den Bergen hinauf, je höher sie sind, desto geringer die Vegetation, viele kleine Wasserfälle ergießen sich in die Täler. An dem Dunst der kleinen Tropfen bildet sich, in der aufgehenden Sonne, ein Regenbogen nach dem anderen. Auf den höchsten Gipfeln reflektiert der Schnee die Sonne, von dort oben muss man einen atemberaubenden Blick haben. Sie senkt den Blick wieder auf den Weg vor sich, auf einem kleinen Plateau machen sie halt. So imposant die Berge auch sind, der Blick hinunter ins Tal ist genauso beeindruckend. Die beiden Frauen haben den Eindruck, das der Wald bis zum Horizont reicht. Hier und da unterbricht das Grau eines Felsmassives das Grün der Bäume. In diese stille Betrachtung hinein ertönt ein Schrei, Serena zuckt zusammen, die Frauen sehen sich verwundert an, wähnen sie sich doch alleine hier. Da wieder ein Schrei, sie beeilen sich und reiten in Richtung des Schreies. Schließlich befinden sie sich vor einem kleinen Durchlass, wieder ertönt der Hilferuf einer Frau, nein, eigentlich eher der eines Mädchens. Serena steigt ohne weiteres zögern ab, geht auf den Schluchteingang zu, sie ist froh, das sie ihr Schwert mitgenommen hat. Kurz bevor sie den Eingang erreicht, ruft Rowina hinter ihr her „Seid vorsichtig, Herrin, wenn sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft an einem Ort befinden, erlaubt einem nur die richtige Wahl eine Rückkehr“ ‚Schon wieder so ein blöder Spruch’ denkt sie genervt ‚ Kann hier denn keiner eine klare Ansage machen?’ Sie zwängt sich durch den schmalen Schluchteingang und sieht im ersten Moment .... nichts. Dichter Nebel liegt in der Schlucht, sie zieht ihr Schwert, geht vorsichtig weiter in Richtung der Rufe. Der Boden ist abschüssig, rutschig, zu allem Überfluss wachst überall dorniges Gestrüpp, es ist ihr ein Rätsel, wie sich jemand hierher verirren kann. Sie sieht zurück, ihr wird klar, selbst wenn sie das Mädchen findet, hat sie keine Ahnung, wie sie zurück kommen soll. Sie vertreibt diesen Gedanken, eins nach dem anderen, vielleicht löst sich der Nebel ja noch auf. Ein panischer Schrei durchdringt den Nebel, sie beeilt sich voran zu kommen. Unten angekommen schaut sie sich um, hier ist kein Nebel, weit kann sie aber trotzdem nicht sehen, denn es herrscht hier diffuses Licht. Abwartend steht sie da, sie wagt es nicht, sich bemerkbar zu machen, aber von dem Mädchen ist nichts mehr zu hören, kommt sie zu spät? Ein eiskaltes, böses Gelächter hinter ihrem Rücken lässt sie herumfahren, ungläubig starrt sie die Gestalt an „Sieh an, sieh an, wer ist mir den da in die Falle gelaufen“ zur Bestätigung seiner Worte ahmt er den Ruf des Mädchens nach, wieder lacht die Gestalt, dieses Lachen kennt sie nur zu gut, sie hat es immer gehört, wenn ihr Stiefvater mit ihr fertig war. Ja, ihr gegenüber steht Rupert Brighton, ihr Stiefvater. Auf seinem Gesicht breitet sich ein diabolisches Grinsen aus. „Mein kleiner Liebling ist hier, ich wusste doch, das du nicht von mir loskommst.“ „Ich bin sicher nicht deinetwegen hier“ erwidert sie kalt „Oh doch, Süße, ich habe dich geprägt, du bist mir verfallen“ ganz dicht steht er vor ihr, sie versucht an ihm vorbei zu starren, er hebt die Hand, berührt ihr Gesicht, angewidert verzieht sie es „Rühr mich nicht an“ „Ich werd noch viel mehr machen, glaube mir, und du wirst dich nicht wehren“ Nun starrt sie ihm doch in die Augen, er spürt ihre Klinge an der Kehle „Du rührst mich nicht an“ schnell springt er zurück „ Die Kleine hat gelernt sich zu wehren, gut, das macht alles nur noch spaßiger, dann lass mal sehen, was du kannst“ Unversehens greift er an, sie pariert den ersten Angriff, greift ihrerseits an, doch auch er pariert gekonnt, geschmeidig springt sie zurück. So geht es hin und her, bis ihr die Kräfte schwinden, ihr Gegner scheint über grenzenlose Kraft zu verfügen, er schafft es schließlich sie zu entwaffnen. Keuchend steht sie da „Du hast dich wirklich gut geschlagen, ich muss zugeben, das dein Talent meines bei weitem übertrifft, an jedem anderen Ort hättest du mich geschlagen, aber wir sind hier in meinem Reich, da gelten meine Regeln. Allein dieser Ort hat dir die Kraft geraubt.....“ er grinst böse „.....ein kleiner Trick von mir. Du hast doch nicht ernsthaft geglaubt ich kämpfe fair“ „Nein das habe ich nicht....“ entgegnet sie nach Atem ringend „.....ich hab nur nicht damit gerechnet das du so viel Angst vor mir hast, das du auf so einen miesen Trick zurückgreifen musst“ eine schallende Ohrfeige fegt sie von den Beinen, sie grinst ihn an „Also habe ich recht, du hast Angst vor mir“ „Glaub’s, wenn du willst, du bist hier, irgendwann ist dein Widerstand gebrochen und ich kann mit dir machen was ich will“ gierig sieht er auf sie herunter „Eigentlich kann ich mir jetzt schon holen, was ich will, wehr dich ruhig, umso mehr Spaß habe ich“ Er beugt sich zu ihr runter, bekommt von ihr einen kräftigen Tritt in den Magen, er torkelt ein paar Meter zurück „Das wirst du mir büßen....“ zischt er „....du bist allein hier, niemand wird dir helfen“ „Das sehe ich nicht so“ Beide Köpfe fliegen zu dem Sprecher herum, da steht ein sehr entschlossener, junger Mann mit braunem Haar, blauen Augen „Wer seid ihr, das ihr es wagt mich zu stören“ faucht Rupert ihn an „Wer seid ihr, das ihr es wagt, euch an meiner Freundin zu vergreifen“ entgegnet Seto, denn niemand anderes ist es, der Serena zu Hilfe kommt. Brighton ist das Leuchten in Serenas Augen nicht entgangen, als sie den jungen Mann erkennt. Sie verzichtet darauf, sich zu fragen, wie er herkommt, er ist hier, das zählt. „So, so.....“ meint der Ältere scheinheilig „.....ihr seid Freunde. Das ändert einiges“ dann fährt er Seto boshaft an „Die Kleine gehört mir, ich hab sie geschaffen. Bist du etwa bereit für sie zu kämpfen, ja, aber wofür, sie ist nicht fähig zu lieben“ und stolz fügt er hinzu „Das habe ich ihr gründlich ausgetrieben“ zu Serena gewandt säuselt er „Willst du es wirklich zulassen, das er gegen mich kämpft, du weißt, was ihm blüht. Dir ist klar, das du ihn in den Tod schickst, wenn du es zulässt. Es gibt nur einen Weg das zu verhindern. Bleib freiwillig bei mir und ich verschone ihn“ Serena Gedanken rasen, sie weiß das Seto hier keine Chance gegen ihren Stiefvater hat, egal wie gut er ist. Freiwillig hier zubleiben löst bei ihr Panik aus, verzweifelt sucht sie nach einem Ausweg, dann entscheidet sie sich, das Leben des Mannes zu retten, den sie liebt. Sie wird hier bleiben müssen, aber Seto ist am leben „Hör nicht auf den Spinner“ richtet Seto seine Worte an sie, er spürt welchen Entschluss sie fassen will „Du gehörst ihm nicht, wir beide zusammen können ihn besiegen, gegen uns hat er keine Chance“ beschwörend sieht er sie an. „Ach wie süß, wenn ich es mir recht überlege....“ Rupert schaut Serena in die Augen, um ihre Reaktion auf seine nächsten Worte zu genießen „....töte ich ihn einfach und behalte dich, ob nun freiwillig oder nicht“ Panik, Entsetzen und ohnmächtige Wut spiegeln sich in ihren Augen, das hat sich gelohnt, findet er, hebt sein Schwert und greift an. Geistesgegenwärtig kann der junge Mann ausweichen, zieht seinerseits das Schwert, greift an. Serena ist wie gelähmt, Seto riskiert sein Leben für sie? Warum? Entsetzt erkennt sie, wie die Magie dieses Ortes ihm die Kräfte raubt, schnell hat Brighton ihn entwaffnet, hebt die Klinge für den entscheidenden Schlag. Rowinas Worte schießen ihr durch den Kopf, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, natürlich, sie ist die Gegenwart, sie muss sich zwischen Vergangenheit und Zukunft entscheiden, jetzt, da sie es begriffen hat, fällt ihr die Wahl leicht. Sie nimmt all ihre Kräfte zusammen. Die Klinge des Alten senkt sich mit aller Macht, die in ihm steckt und trifft .......auf Stahl, ein helles Klingen und das Geräusch aufeinanderreibenden Metalls erfüllt die Luft, ungläubig starrt er an der Klinge entlang, direkt in Serenas Augen, das Bewusstsein die richtige Entscheidung getroffen zu haben, ihre Vergangenheit hier und jetzt, für immer zu begraben, kann er in ihnen lesen. Verzweifelt sammelt er noch mal alle Kraft „Zu spät....ich habe mich für die Zukunft entschieden, für die Vergangenheit ist kein Platz mehr in meinem Leben“ Sie zieht ihre Klinge hoch und stößt ihn zurück „Nein...“ schreit er „.... du gehörst mir“ dann verschluckt ihn dicker Nebel, als er sich auflöst, war von ihrem Stiefvater nichts mehr zu sehen „Jetzt habe ich mein Leben wieder“ Sie dreht sich zu Seto um „Tut mir leid, das ich so lange gebraucht habe“ „Schon gut...“ meint er lächelnd, verschwindet ebenfalls im Nebel. Kapitel 25: Roxantras --------------------- Nach den ganzen dunkelen Erlebnissen Serena's diesmal etwas erfreulicheres. Viel vergnügen beim lesen. Eure night-blue-dragon Kapitel 25 Roxantras Erschöpft lässt sie sich auf die Knie fallen ‚Was war das denn eben’ meldet Drakos sich mal wieder zu Wort ‚Keine Ahnung, aber ich fühle mich irgendwie......befreit’ ‚Vielleicht hast du gerade deinen Dämon besiegt’ ‚Dämon ist eine gute Bezeichnung für meinen Stiefvater, hätte mir auch schon früher einfallen können’ Sie ruht sich auf dem Rücken liegend aus ‚Hast du eine Ahnung, wie lange wir schon in diesem Tal sind?’ erkundigt sie sich bei ihrem kleinen Gast ‚Nein, weiß ich nicht, warum?’ ‚Dem Stand der Sonne nach ist es schon weit nach Mittag, ich hab aber das Gefühl, das ich erst vor kurzem hier hergegangen bin’ ‚Sag mal, dein Freund scheint wirklich an dir zu hängen, he?’ ‚Was heißt mein Freund? Er ist nicht mein Freund.....er ist mein Chef’ ‚Ach so nennt man das’ ‚Was willst du damit sagen?’ Drakos druckst etwas herum ‚Naja, du magst ihn offensichtlich, denn du hast wieder Herzklopfen bei seinem Erscheinen bekommen, er hat für dich gekämpft. Ich frage mich, was er noch tun muss, damit du ihn als Freund bezeichnest. Oder bedeutet Chef, das gleiche?’ Sie zieht es vor zu schweigen, ihr geht das Gespräch zu sehr in eine bestimmte Richtung, dazu hat sie jetzt gar keine Lust. Ihr kommt der Kuss in den Sinn, damals, nach dem Essen, plötzlich spürt sie seine Lippen auf den ihren, wie gern würde sie jetzt......nein, nichts würde sie jetzt gern. Sie verbannt alle Gedanken daran, entschlossen steht sie auf, geht dann zielstrebig zum Ausgang. Spät am Abend erreichen sie wieder das Schloss, empfangen von ihren besorgten Freunden „Warum um Himmels willen, müsst ihr immer solche Sachen machen?“ ergreift Baltrock das Wort, verdutzt sieht Serena ihn an „Was für Sachen mache ich immer?“ „Einfach alleine losreiten, warum sagt ihr nichts, einer von uns hätte euch begleitet“ „Ja, das glaube ich gern...“ gibt sie ungehalten zurück „....ich will nicht immer mit einem Tross mit mir herumreiten. Ab und zu brauche ich Zeit für mich. Außerdem war ich nicht allein, Rowina hat mich begleitet“ „Was, wenn ihr wieder in einen Hinterhalt geraten wärt“ lässt er nicht locker, Rowina antwortet „Beruhigt euch doch, habt ihr den schwarzen Drachen nicht gesehen, der Serena immer begleitet? Einen besseren Begleitschutz kann sie sich doch gar nicht wünschen, oder?“ Baltrock beruhigt sich „Trotzdem könnt ihr Bescheid sagen, wenn ihr ausreitet, das ist doch das Mindeste“ Der Unwillen steht ihr ins Gesicht geschrieben, sie tritt dicht an ihn heran, schaut in seine Augen, Toran versucht ihn in Schutz zu nehmen „Serena er hat sich doch nur Sorgen gemacht, friss ihn nicht gleich auf deswegen, bitte“ Sie hat sich nicht weggerührt, scheint die Worte ihres Cousins nicht gehört zu haben. Baltrock fühlt sich unangenehm an ihre ersten Begegnungen erinnert, er fühlt sich äußerst unwohl in seiner Haut. Plötzlich gibt sie ihm einen Kuss auf die Wange, in ihren Augen blitzt der Schalck, mit den Worten „Ja, Mama, das nächste Mal sage ich Bescheid“ verschwindet sie lachend im Schloss. Perplex starrt der Hüne hinter ihr her, bemerkt nicht, das er sich seine Wange hält, ehe er sich versieht, bekommt er auf die andere Wange noch einen Kuss „Sie ist immer wieder für eine Überraschung gut, nicht wahr? Komm mir aber nicht auf dumme Ideen“ Lachend hakt sich Toran bei der Hohepriesterin ein, geht mit ihr ebenfalls ins Schloss. Später versammeln sich alle im Thronsaal, Serena hat darum gebeten, ihr wird die Zeit knapp, sie will und muss wieder zurück. „Also, was hast du auf dem Herzen, meine Liebe?“ erkundigt sich der König, sie hat lange überlegt, wie sie es ihm beibringen soll, das sie wieder nach Hause will. Etwas zögerlich antwortet sie „Ich will wieder zurück.....“ wie erwartet ist er nicht einverstanden, auch die anderen tun ihrem Unmut kund „Du kannst nicht zurück, du hast hier eine Aufgabe, hast du das vergessen“ der Herrscher antwortet schärfer als er wollte, doch die anderen stimmen ihm zu. „Wie könnte ich das vergessen, ich werde ja ständig daran erinnert“ ihr Zorn macht sich Luft „Ich habe noch ein Leben, das habt ihr vergessen, in meiner Welt stehen die Dinge auch nicht zum besten. Dort werde ich auch gebraucht“ als sie sich umschaut, sieht sie die betretenen Gesichter ihrer Freunde, das besänftigt sie etwas „Sheherazade billigt übrigens meinen Wunsch wieder zurück zukehren. Ich habe noch etwas Zeit bevor ich hier verschwinde, vielleicht können wir versuchen, die Ruhe soweit herzustellen, das meine Anwesenheit nicht nötig ist.“ „Und wenn wir euch dringend brauchen? Was dann?“ „Dann könnt ihr mich ja wieder herholen“ erklärt sie sich seufzend bereit, Rowina hält sich aus allem raus. Sie weiß, das Serena wiederkommen muss, ob sie nun will oder nicht, sie muss sich von der Drachenseele trennen und das geht nur hier. „Sag mal....“Toran sieht sie mit halbgeschlossenen Augen an, eigentlich hat er keine Lust auf dieses Palaver, immer wieder geht sein Blick in Richtung des Rotblonden. „....was hast du denn vor, um dem Land etwas Ruhe zu verschaffen?“ deutlich hört sie seine Langeweile heraus „Ganz einfach.....du wirst nach Roxantras gehen und den Thron für euch zurückholen.“ Gerade hat er trinken wollen, als sie ihm das so unverblümt sagt, prompt verschluckt er sich und muss husten. Ein leicht gehässiges Lächeln erscheint in ihrem Gesicht, geschieht ihm recht. Während Toran immer noch mit dem Hustenreiz kämpft, ergreift Gorwin das Wort „Aber Kind, das geht doch nicht. Rudger befindet sich in der Hauptstadt“ „Genau, gerade deswegen ist es wichtig dorthin zu reiten, er muss aus Roxantras vertrieben werden. Das wird das Zeichen für einen Umbruch sein“ Der Prinz hat sich soweit erholt, das er wieder reden kann „Warum ich, dich wollen sie doch auf dem Thron sehen, nicht mich“ sie schenkt ihm einen unschuldigen Augenaufschlag, ihre tiefblauen Augen haben eine fast hypnotische Wirkung auf ihn, sein Widerstand ist am schmelzen bevor sie noch ein weiteres Wort gesagt hat. „Mein lieber Cousin, das Volk braucht einen König, der hier verwurzelt ist, keine Fremde die gezwungener Maßen hier ist.“ „Nein Serena, da kannst du dich nicht herausreden. Das Volk will dich, du bist die Enkeltochter Deringars. Du bist die rechtmäßige Thronerbin, Vater und ich sind nur die Platzhalter für dich gewesen.....“ Baltrock unterbricht den Redefluß „Das könnt ihr klären, wenn wir in der Hauptstadt sind. Erst mal müssen wir da sein, dann muss Rudger vertrieben werden, Serena muss sich von der Drachenseele trennen, dann und erst dann, kann entschieden werden, wer auf dem Thron sitzt. Solange ist und bleibt Gorwin, der König“ Serena steht auf „Also ist es entschieden, wir reiten nach Roxantras, holen uns die Hauptstadt wieder. Je eher wir aufbrechen, desto besser.“ Es ist eine harte Reise gewesen, die an die Substanz gegangen ist, so haben sie beschlossen, einen ganzen Tag Rast zu machen. Im Morgengrauen des darauf folgenden Tages, werden sie losreiten, dazu hat Toran eine Frage an seine Verwandte „Wie wollen wir denn vorgehen? Wir können die Stadt ja nicht stürmen“ „Können wir uns nicht unbemerkt reinschleichen?“ verneinendes Kopfschütteln ist die Antwort „Schade, ich muss gestehen, das ich mir da noch keine Gedanken drüber gemacht habe“ „Ha, aber ich, da habe ich dir glatt was voraus. Also meine Liebe, ich habe mir das so gedacht.....“ den Rest flüstert er ihr ins Ohr, ungläubig sieht sie ihn an „Respekt, das ist für einen Mann wirklich sehr weitsichtig. Mal sehen wie weit uns das bringen wird.......So, ich hab einen schönen See hier in der Nähe gefunden, da werde ich jetzt ein Bad nehmen. Bis später“ „Soll ich dich begleiten? Ich pass gern auf dich auf, während du badest“ Lachend lehnt sie ab „Danke, ich habe meine vierbeinigen Beschützer, die reichen vollauf. Ich brauche keine zweibeinigen, die mit ihren Gedanken sowieso nicht bei der Sache sind“ Zur gleichen Zeit in der Stadt. Rudger ist nervös, die Zeichen, das sich seine Herrschaft dem Ende zuneigt verdichten sich. Das letzte was er über die Schwarzhaarige gehört hat, ist, dass sie auf den Weg hierher ist. Mit seinem ehemaligem Heerführer und dem Thronfolger, er hat allerdings keine Ahnung, wie weit sie noch entfernt sind. Da es ihm unmöglich ist, die blauäugige Frau, mit seinem magischen Stein zu belauschen, selbst in ihrem weiteren Umfeld ist es nicht möglich. Er hat nur eine vage Vorstellung von dem, was sie vorhat. Das sie seinen Hinterhalt überlebt hat, ist ihm äußerst sauer Aufgestoßen, dieses Weib hat den Teufel im Leib, ebenso wie der schwarze Hengst, den sie reitet. Seinen Hengst wohlgemerkt, durch Zufall ist es ihm damals gelungen, dieses Tier zu fangen. Hätte er ihn beherrscht, würde es keiner mehr wagen, seine Position anzuzweifeln, aber nein, er muss sich diese Frau ins Land holen. Je mehr er versucht, diese wieder loszuwerden, um so mehr festigt er ihre Position. Aber hier in der Stadt, wird er noch mal einen letzten Versuch unternehmen, er kennt genügend skrupellose Leute, den Besten hat er ausgewählt. Er wird nach seinen Wünschen handeln, auch wenn er selbst nicht mehr da ist. Hat er doch in der Zwischenzeit, seine Abreise vorbereitet, am nächsten Morgen wird er Roxantras verlassen und sich auf seinen Landsitz zurück ziehen. Noch ist nicht alles verloren, er kann immer noch gewinnen und wenn er seinen Bruder wieder ausfindig gemacht hat, wird er das Land mit Schrecken überziehen. Wird sie alle bezahlen lassen für die Schmach, die sie ihm zugefügt haben. Ihm ist zufällig etwas zu Ohren gekommen, das er weiterverfolgt hat. Eigentlich ist es ganz simpel. Alles hat zwei Seiten, das Gute und das Böse halten sich in Waage, die gute Magie wird von den weißen Drachen vertreten, zwangsläufig heißt es dann aber auch, es gibt die böse Magie. Lange hat er gesucht, in den alten Papierrollen, schließlich hat er es gefunden. Er hat die Quelle der schwarzen Magie in Besitz genommen, sie wird sein letzter Trumpf sein. Toran grinst zufrieden vor sich hin, Serena fühlt sich nicht besonders wohl in ihrer Haut. Das mag daran liegen, das der Prinz sie genötigt hat, sich rauszuputzen, wie ein Pfingstochse. Zwar reitet sie ihr Pferd, diesmal aber im Damensattel, sie findet es sehr unbequem. Dadurch, das sich beide Beine auf einer Seite befinden, sitzt sie verdreht im Sattel, an Hilfengebung ist gar nicht zu denken. Sie ist froh, das sich ihr Pferd ohne Probleme bewegen lässt, der einzige Vorteil, gleichzeitig auch Nachteil, ist, das sie nicht so schnell abgeworfen werden kann. Als ob ihr Hengst so was jemals tun würde. Da sie ja nun so vornehm auf dem Pferd sitzt, heißt das auch, dass sie ein Kleid anhat. Toran hat diesmal ein dunkelrotes ausgesucht, es ist am Ausschnitt mit Goldfaden bestickt, ebenso am Ärmel und in der Taille. Das Oberteil liegt eng an, die Stickarbeit imitiert einen Gürtel. Von der Taille an, fällt der üppige Stoff schwer zu Boden. Unter dem Kleid trägt sie einen ebenso weiten, weißen Unterrock, der, jetzt wo sie auf dem Tier sitzt, frech hervorblitzt, ihre Füße stecken in dunkelroten Schuhen. Die Ärmel liegen bis zum halben Unterarm eng an, weiten sich dann, so dass sie am Ende lange Zipfel am Arm hat. Aber nicht genug mit dem Kleid, sie weiß nicht wie, aber Rowina und ihr Cousin haben ihre Haare zu einer eleganten Hochfrisur gebändigt. Goldene Klammern halten ihre Haare an Ort und Stelle, nicht einmal das Make-up hat er vergessen, das benutzt sie gar nicht gern, ihr Protest hat aber nichts genützt. Als er sein Werk der restlichen Reisegruppe vorstellt, fällt die ein oder andere Kinnlade auf den Erdboden. Heimlich sabbernd stieren sie hinter Serena her, der Heerführer findet schließlich seine Sprache wieder „Ihr seid unglaublich schön, das vermutet man gar nicht hinter eurer kämpferischen Fassade“ auch Rowina meint „Keine der Wachen wird euch einen Wunsch abschlagen, während sie euch noch anstarren, werdet ihr längst vorbei sein.“ Im Augenblick hat die Blauäugige wirklich keine Ahnung wie schön sie ist. Toran hat sich entsprechend gekleidet, nur wesentlich dezenter, aller Augen soll auf sie gerichtet sein, nicht auf ihn. Seiner Meinung nach, ist sie die Königin und entsprechend soll sie in die Stadt einreiten, aber das bindet er ihr nicht auf die Nase, er ist ja nicht lebensmüde. Sie wollen durch das Südtor in die Stadt einreiten, die Anderen teilen sich auf, so dass eine Gruppe durch das Nordtor reitet und die Andere ebenfalls durch das Südtor. Serena kann jetzt einen ersten Blick auf die Stadt werfen, die auf einer Insel in einem riesigen See liegt. Der See wird von einem breiten Fluss gespeist, ein genauso breiter Fluss führt das überschüssige Wasser wieder ab. Die Insel ist auch entsprechend groß, mehrere Brücken führen auf diese, doch es gibt nur zwei große Stadttore, im ersten Schutzwall. Es gibt noch drei weitere Schutzmauern, die jeweils nur zwei Tore haben, immer versetzt. Das heißt der äußere Ring hat Nord- und Südtor, der zweite Ost- und Westtor, der dritte wieder Nord- und Südtor und so weiter. In der Mitte dieser Stadt befindet sich das Königshaus, es hat eine eigene Mauer, darum haben sich Menschen angesiedelt. Irgendwann musste eine Schutzmauer gebaut werden, wieder siedelten sich Handwerker und Händler an, bis schließlich noch eine Mauer gebaut wurde, bis zur heutigen Zeit. Zwischen den Mauern haben sich alle möglichen Bevölkerungsschichten angesiedelt, je näher dem Zentrum, desto vornehmer die Bewohner. Luftlinie von Mauer zu Mauer beträgt einige Hundert Meter, viel Platz für Häuser, Geschäfte und allerlei Buden der fliegenden Händler. So früh am Morgen schläft die Stadt noch, nur wenige frühe Händler sind schon auf oder einige Bewohner sind es noch, denn natürlich gibt es auch Wirtshäuser. Toran und Serena biegen auf die Brücke ein, die direkt zum Südtor führt „So, meine Liebe, es wird ernst, vergiss nicht freundlich zu lächeln. Immerhin sind wir ein verliebtes Pärchen“ „Keine Sorge, mein Schatz, das vergesse ich schon nicht“ sie schenkt ihm ein strahlendes Lächeln „Ist das freundlich genug, Herzchen“ „Wirklich bezaubernd, aber übertreib es nicht“ Davon ausgehend, das Rudger sie schon erwartet, haben sie sich entschlossen, als Bewohner dieser Stadt aufzutreten. Um genau zu sein, geben sie sich als Verliebte aus, die ihre Zeit am frühen Morgen für ihre Zweisamkeit nutzen wollen. Müde reckt er seine Glieder, zwei Stunden noch, dann hat er Dienstschluss, er lässt seinen jüngeren Kollegen die Arbeit machen. Es ist äußerst lästig sich mit den Händlern herumzuschlagen, immer sie gleiche Leier, .....wieso brauche ich einen Passierschein..... das war doch sonst nicht so....Natürlich war das sonst nicht so, aber der Herr Rudger hat angeordnet, dass nur noch mit Passierschein, die Stadt betreten werden darf. Wer keinen hat, darf nicht hinein oder muss sich einer gründlichen Überprüfung unterziehen. Diese Anordnung gilt für jeden, keine Ausnahme. Ein junges Pärchen hält auf das Tor zu, er hat sie noch nie gesehen, da ist er sich sicher. Die Frau wäre ihm aufgefallen, sie ist schön, schlanke Figur, große unschuldige Augen, einen sinnlichen, schön geschwungen Mund und rabenschwarze Haare, ja, die wäre ihm aufgefallen. Ihr Begleiter ist auch schwarzhaarig, hat blaue Augen, ein schönes Gesicht, das aber sehr streng wirkt, irgendwie kommt er ihm bekannt vor. Sein junger Kollege hat zu tun, also bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich selbst um die Beiden zu kümmern „Halt! Wer seid ihr und was macht ihr so früh am Morgen schon draußen?“ Die Frau schaut ihren Begleiter an „Darling, darf ich antworten?“ die Stimme geht ihm sogleich unter die Haut, sie ist so melodisch. Der Mann an ihrer Seite nickt kurz, zum Zeichen des Einverständnisses. Sie wendet sich wieder ihm zu, ein strahlendes Lächeln auf den Lippen, das macht sie noch schöner „Mein Name ist Bonnie und das...“ sie deutet dabei auf ihren Begleiter „....ist Clyde. Wir sind heute früh aus dem Nordtor geritten um etwas allein sein zu können, wenn ihr versteht, was ich meine“ eine leichte Röte überzieht ihr Gesicht, wie süß sie dabei aussieht. Er räuspert sich, antwortet „Ja, schon gut. Wo ist euer Passierschein?“ überrascht sieht sie ihn an, ihre Augen, er kann seinen Blick kaum abwenden „Euren Passierschein, sonst wäret ihr am Nordtor nicht herausgekommen. Jeder der in die Stadt will oder aus dieser heraus, muss einen Passierschein vorlegen, also, wo ist der eure?“ Auffordernd sieht er sie an, das rote Kleid steht ihr wirklich hervorragend...nicht schon wieder abschweifen. Bonnie dreht sich wieder zu ihrem Begleiter um, sie hält ihm die Hand hin „Gibst du mir den Schein, bitte“ Der Schwarzhaarige, wie ist sein Name noch, ach ja, Clyde, sieht sie verwundert an „Ich habe ihn nicht, du hast ihn doch. Hast du vergessen, das ich ihn dir gegeben habe, meine Liebe“ er klingt etwas ungeduldig, sie dreht sich wieder um „Und wenn ich ihn nun verloren habe? Dürfen wir dann nicht in die Stadt“ ihre Stimme hat einen leicht verzweifelten Klang, er seufzt und tritt an ihr Pferd heran. So ruhig wie dieses Tier bisher auch dagestanden hat, als er an dieses herantritt, steigt es urplötzlich, erschocken macht er einen Satz zurück. In ihren großen, dunkelblauen Augen kann er Furcht erkennen, sein Blick bleibt nicht lange bei ihren Augen. Durch die Bewegung ihres Pferdes rutscht ihr der Rock hoch und gibt den Blick auf die makellosen Beine frei. Oh verdammt, er ist auch nur ein Mann, er kann nicht anders, sein Blick saugt sich förmlich an den Beinen fest. Als das Tier sich wieder beruhigt, mit allen vieren wieder auf dem Boden ist, fällt ihr Rock, sehr zu seinem Bedauern, wieder in die alte Position. „Hast du dein Pferd nicht unter Kontrolle?“ herrscht Clyde sie an „Er mag nun mal keine Waffen, ich kann da nichts für“ rechtfertigt sie sich mit zittriger Stimme, ihre Augen füllen sich mit Tränen ‚Nicht auch noch weinen, die Frau macht mich fertig, ob sie das absichtlich macht?’ wieder sieht er ihr in die Augen ‚Nein, sie ist so.’ Mit etwas heiserer Stimme nimmt er sie in Schutz „Es ist ja nichts geschehen, mein Herr, schimpft nicht mit eurer reizenden Begleitung. Könnt ihr euch nicht erinnern, wo sie den Schein verstaut hat?“ dafür erntet er ein dankbares Lächeln von Bonnie, langsam wird ihm in seiner Rüstung warm. Clyde reitet dicht an Bonnie heran, beugt sich zu ihr rüber und flüstert ihr etwas ins Ohr. Peinlich berührt fragt sie nach „Ich habe den Schein wohin gesteckt?“ Er hebt seine Hand und deutet es an „Oh ja, natürlich, ich wollte das Papier nicht verlieren“ Inzwischen hat sich eine kleine Menschenmenge angesammelt, die gespannt das Geschehen beobachtet, der zweite Wachhabende ist unterdessen bemüht, die Personen mit Passierschein an diesem Pärchen vorbei zu lotsen. Doch es gelingt ihm nicht so, wie er es sich wünscht, die Blicke fast aller Anwesenden hängen an der verzweifelten Frau in Rot. Diese hat inzwischen ihren rechten Handschuh ausgezogen und greift sich ins Dekollete „Da ist er nicht, ich habe ihn wirklich verloren. Was jetzt?“ sie sucht immer noch hektisch in ihrem Ausschnitt nach dem Papier, sein Wachdienst ist wirklich hart heute. Wie er sie so bei ihrem Tun beobachtet, wird ihm immer heißer in seiner Rüstung. „Das nützt nicht....“ meint der Schwarzhaarige genervt „...wir müssen einen Boten zu Lord Leonardo schicken, damit er uns hier erlöst. Begeistert wird er nicht sein, wenn wir ihn so früh wecken, nur weil du den Passierschein verloren hast“ Nein, das Schicksal ist ihm heute nicht gnädig, die Beiden gehören zu Lord Leonardo, schlimmer kann es eigentlich nicht kommen. Seine Lordschaft ist berüchtigt für seine Wutausbrüche. Dabei bekam jeder sein Fett weg, egal ob schuldig oder nicht. Nein, den wird er nicht stören. Glücklich ruft die junge Frau „Ich habe ihn gefunden“ Erleichterung macht sich allseits breit, vorsichtig tritt er an das Pferd heran, hält die Hand auf „Es gibt nur ein kleines Problem...“ sie hält sich die Rippen unterhalb der linken Brust „....das Papier ist hierhin gerutscht, ich komme nicht ran.....“ sich tief vorbeugend, ergänzt sie ihren Satz „....wollt ihr fühlen. Hier steckt das vermaledeite Papier.“ Das interessiert ihn im Augenblick überhaupt nicht, das, was er jetzt sieht, ist viel besser. Er kann nicht umhin, ihr in den Ausschnitt zu schauen, seine Kehle wird trocken, ihr zarter Brustansatz wölbt sich ihm entgegen. Gleich ist seine Selbstbeherrschung dahin und er fängt an zu sabbern „Bonnie! Das reicht jetzt, benimm dich gefälligst. Und ihr Soldat, wagt es nicht sie zu berühren und wendet endlich euren Blick von ihr, bevor ich mich vergesse. Können wir jetzt weiter oder muss sich meine Braut erst noch ausziehen?“ Scharf und zornig kommen die Worte von ihrem Begleiter, automatisch nimmt er Haltung an, salutiert „Nein...natürlich nicht, aber ich musste nach Vorschrift handeln. Ihr könnt weiterreiten“ Das Pärchen reitet an, da hält sie noch mal an „Müssen wir das beim nächsten Tor auch noch mal durchmachen?“ er kann nur nicken, seine Stimme verrät sonst zuviel von seinem derzeitigen Zustand „Könnt ihr uns nicht so ein Papier geben, das ihr uns schon überprüft habt?“ so ein zauberhaftes Lächeln, wer kann da schon wiederstehen, er nicht mehr, schnell kritzelt er etwas auf Papier und gibt es ihr „Aber nicht mehr verlieren ja“ nun hat er das Gefühl die Sonne geht auf, so strahlend ist ihr Lächeln geworden „Ich danke euch vielmals, ihr seid mein Retter“ Er braucht unbedingt eine Pause, diese Frau hat ja keine Ahnung, wie heiß sie ihn gemacht hat, schnell winkt er die Leute durch das Tor. Auf weitere Kontrollen verzichtet er im Moment, er braucht wirklich eine Pause. Seine Gedanken sind noch so mit der Blauäugigen beschäftigt, das er nicht bemerkt, das einige der Händler, gar keine Händler sind. „Was war das denn für eine Aktion, he, und wer sind Bonnie und Clyde, merkwürdige Namen.“ „Das ist ein Verbrecherpärchen aus den Zwanzigern, glaube ich. Ich weiß nicht, warum du so säuerlich bist, du hast versäumt dich um einen Passierschein zu bemühen, nicht ich“ „Ich wusste nicht, dass wir einen brauchen, das ist neu“ „Was blieb mir denn anderes übrig, die Sache mit dem Dekollete ist doch auf deinem Mist gewachsen. Ich kam mir vor wie Frischfleisch, das begutachtet wird“ „Du sahst aber toll aus dabei“ grinst der Prinz sie an, sie zieht es vor nicht mehr darauf zu antworten. Stattdessen schenkt sie der Stadt ihre Aufmerksamkeit. Sie reiten durch eine breite, gepflasterte Straße, der Hufschlag ihrer Pferde hallt von den Häusern wieder. Langsam erwacht das Leben, Leute gehen zielstrebig ihrer Arbeit nach, Kinder tollen auf der Straße umher. Von der Hauptstrasse gehen kleinere Nebenstraßen ab, von denen wiederum noch kleinere. Überall steigt Rauch aus den Schloten auf, die Frauen fangen mit ihrer Hausarbeit an, der Duft frischgebackenen Brotes mischt sich mit dem....... Gestank der Kloake. Schmutzwasser wird einfach auf die Straße gekippt, es wird schon irgendwie verschwinden, für die Kloake gibt es zwar einen Kanal, aber der ist offen, daher der Gestank. Holzläden werden geöffnet, Bettdecken zum Lüften rausgehängt. Sie haben jetzt das Westtor erreicht. Serena reicht dem dortigen Wachhabenden den Schrieb seines Kollegen, der nickt nur und lässt sie passieren. Hier sehen die Häuser schon besser aus, auch hier regt sich das Leben, neugierig bleiben die Kinder stehen und starren ihnen hinterher. Der Blick mancher Männer bleibt an der Frau in Rot haften, solange bis sie aus deren Blickfeld verschwindet. Die Frauen schauen etwas Sehnsüchtig hinter dem Schwarzhaarigen her, wenden sich dann seufzend ihren Ehemännern zu. Schließlich erreichen sie den letzten Ring, hier durchreiten sie auch die dickste Mauer, in ihr sind die Soldaten untergebracht. Auf dieser und der vorherigen laufen Soldaten Wache, Serena hat den Eindruck, das die Blicke der Soldaten ihr Löcher in den Rücken brennen. „Wir sind da“ hört sie Toran sagen, sie haben einen riesigen Platz vor dem Schlosstor erreicht „Dumm...“meint er „...heute ist Marktag, normaler Weise ist dieser Platz total leer“ Heute herrscht hier buntes Treiben, es sind viele Stände aufgebaut, in denen alles, was das Land hergibt, angeboten wird. Die Tische sind überladen mit Obst, Gemüse, von Eingemachten, Stoffen, Geflügel, hier bekommt man wirklich alles. Gerne hätte sich Serena umgesehen, doch ihre Aufmerksamkeit wird auf die großen Schlosstore gelenkt, die sich gerade öffnen. Ärgerlich macht er seine engsten Bediensteten zur Schnecke, sie haben ihn nicht rechtzeitig geweckt. Bei Sonnenaufgang hat er die Stadt schon hinter sich haben wollen, aber er hat doch tatsächlich verschlafen. Das erste Mal in seinem Leben hat er verschlafen, jetzt, wo er sich das gar nicht erlauben kann, es ist zum verrückt werden. Eilig packt er die letzten Sachen ein, gibt sie einem Diener, damit er sie am Pferd verstaut. Dann hat er noch einen überraschenden Gast heute morgen, er trifft ihn im Audienzsaal „Was führt euch noch hier her. Ich bin eigentlich gar nicht mehr da“ erkundigt er sich bei ihm. Ein hochgewachsener, schlanker Mann mit braunem Haar und hellblauen Augen sieht ihn amüsiert an „Wolltet ihr nicht schon längst weg sein?“ „Geht euch nichts an, wieso ich noch hier bin. Sagt mir lieber, warum ihr hier seid“ Sein Gast hat ein sympathisches Gesicht, man kann sagen er ist ein schöner Mann, die Frauen liegen ihm reihenweise zu Füssen. Er ist sich dessen auch bewusst „Ich bin neugierig auf die Frau, vor der ihr flieht“ „Ich fliehe nicht, es ist ein strategischer Rückzug und der ist nur vorübergehend“ gibt er ungehalten zurück, hält dann inne „Wieso glaubt ihr, die Frau hier zu treffen?“ der Braunhaarige lacht auf „Weil sie schon in der Stadt ist. Eigentlich müsste sie jeden Moment hier eintreffen“ Rudger wird tatsächlich bleich „Sie ist schon in der Stadt?“ wiederholt er entgeistert, sein Gegenüber nickt zur Bestätigung „Verdammt, das sie so nah ist habe ich nicht gewusst. Ihr wisst, was ihr zu tun habt, ich verlasse mich auf euch“ eilig macht er sich auf den Weg, an der Tür hält er noch mal an „Ihr geht am besten auch, damit man euch nicht mit mir in Verbindung bringt“ „Keine Sorge, ich bin gleich weg.“ Diese Worte hört der ehemalige Berater des Königs nicht mehr, er ist schon bei den Pferden draußen. Schnell ist er aufgesessen, das geschieht mit einer Geschmeidigkeit, die man ihm in seinem Alter nicht mehr zugetraut hätte. Kaum das er im Sattel sitzt reiten sie auch schon an, das Tor wird derweil geöffnet, im Galopp schießt die Gruppe aus dem Tor. Kapitel 26: Waffenstillstand ---------------------------- Waffenstillstand Serena und Toran sehen sich kurz an, das ist die Gelegenheit auf das Schlossgelände zu kommen, sie lassen ihre Pferde angaloppieren. Angesichts der Menschen auf dem Marktplatz, legen sie ein gemäßigtes Tempo an den Tag. Anders die Gruppe, die das Schlossgelände verlässt, die jagen in hohem Tempo heran, da sie es ja eilig haben. So kommt es wie es kommen muss, die ersten Reiter aus der größeren Gruppe prallen fast mit Serena und Toran zusammen, in letzter Sekunde parieren sie ihre Pferde durch. Der Hengst der Schwarzhaarigen beißt sogleich um sich, verschafft sich so mehr Platz, ebenso reagiert das Tier des Prinzen. Das panische Wiehern der Pferde mischt sich mit dem entsetzten Schreien der Menschen, wie durch ein Wunder wird niemand verletzt. Der Schwarze tänzelt nervös hin und her, trägt sein gesamtes Gewicht auf der Hinterhand und rollt mit den Augen. Schließlich beruhigen sich alle Tiere wieder, die Reiter sehen sich an. Eiskalte graue Augen versenken sich in ebenso kalte dunkelblaue Augen „Wie ich sehe, ist dir der Aufenthalt hier gut bekommen, Kindchen“ „Mag sein, es ist aber nicht dein Verdienst“ sie verfallen wieder in eisiges Schweigen. Sein Blick fällt auf ihren Begleiter „Prinz Toran, welche Überraschung, ihr traut euch hierher? Kommt der König auch?“ er grinst überheblich, der junge Mann starrt ihn nur finster an. Rudgers Blick kehrt wieder zu Serena zurück, sie hat sich wirklich verändert, er kann es spüren. Er ärgert sich kurz, sie in diese Welt geholt zu haben, es ist nur gut, das sie keine Ahnung von ihren Fähigkeiten hat. „Und was jetzt, meine Liebe? Sollen wir uns jetzt solange anstarren, bis einer von uns Tod vom Pferd fällt?“ „Nein...“ erwidert sie kalt „....natürlich nicht. Es ist doch ganz einfach, wir nehmen dich in Gewahrsam und alle sind glücklich“ „Wie witzig, du scheinst auch noch Humor zu haben. Wie wolltest du das bewerkstelligen, so allein“ „Sie ist nicht allein“ antwortet Toran eisig, amüsiert lacht Rudger auf „Oh man, ich habe Gedacht, ihr besitzt mehr Intelligenz. Glaubt ihr, ich habe vor euch Angst?“ „Warum hast du es sonst so eilig die Stadt zu verlassen?“ „Du kleine Schlampe hältst dich für besonders schlau. Niemand hier wird dir helfen.....“ „Verzeiht, aber die Herrin ist nicht alleine hier“ Überrascht dreht sich Rudger zu dem Sprecher um „Baltrock, mein treuer Heerführer, du hast also die Seiten gewechselt. Wie hat sie das Geschafft? Doch nicht mit ihren weiblichen Reizen?“ „Das geht dich gar nichts an...“ fährt Serena dazwischen „....gibst du auf?“ „Nein, freiwillig gebe ich nicht auf was ich mir hier aufgebaut habe. Da müsst ihr schon Gewalt anwenden....“ böse grinsend fügt er hinzu „...Fangen wir doch gleich hier auf dem Markt an.“ Auf sein Zeichen hin ziehen seine Männer die Schwerter, Baltrock und seine Soldaten tun es ihnen gleich, die Lage spitzt sich dramatisch zu. „Nicht hier, Rudger, nicht hier, das kann nicht dein Ernst sein“ „Doch Serena, es ist mein Ernst. Ich gebe nicht kampflos auf. Es wird Blut fließen, du kannst es nicht verhindern“ lacht er gemein „Was hast du gedacht? Das ich einfach aufgebe? Nein, ich habe lange gebraucht um meine jetzige Position zu erreichen. Ich werde sie bis aufs Blut verteidigen“ „Es ist aber nicht dein Blut, dass du vergießen willst“ „Das ist mir egal und das sollte es dir auch sein. Sonst brauchst du es erst gar nicht versuchen......Das ist die Idee....verschwinde in deine Welt und lass mich zufrieden“ „Dafür ist es zu spät, mein Ziel ist es, dich zu vernichten“ „Ha, dann musst du Blut vergießen“ Frostig starren sie sich an, die Lage ist irgendwie festgefahren, keiner gibt nach. Die Menschen um sie herum halten den Atem an, Rudger offenbart ihnen gerade seine wahre Natur, vielen werden heute die Augen geöffnet. Unsicher schauen sie von Rudger zu Serena, hier in der Stadt haben sie nur vage Gerüchte über diese Frau gehört. Jetzt ist sie leibhaftig hier, ergreift für sie Partei. Sind die Spekulationen real? Steht sie wirklich mit den Drachen in Verbindung? Unwillkürlich werfen sie schüchterne Blicke in den Himmel und tatsächlich, ein Drache kreist über der Stadt. Ein paar der Marktbesucher bewaffnen sich mit allem, dessen sie habhaft werden können, sie wollen sich nicht einfach abschlachten lassen. Der Stadtkommandant ist hin- und hergerissen, er kennt Baltrock als harten gerechten Mann. Rudger hat eben sein wahres Gesicht gezeigt, ihn interessieren die Menschen hier nicht besonders. Sein Blick geht zwischen Rudger, Baltrock, Serena und Toran hin und her. Bei Toran bleibt er hängen. Dieses Land hat immer noch einen König, sein Sohn ist hier in der Stadt und offensichtlich ist der rotblonde Hüne auf seiner Seite. Das gibt letztendlich den Ausschlag, er erteilt seine Befehle, die nach kurzem Zögern, zügig befolgt werden. Wenig später marschiert er mit seiner Einheit auf Rudgers ehemaligen Heerführer zu, salutiert vor ihm „Befehlt, Heerführer, wir werden euch folgen.“ Der Angesprochene nickt kurz, gibt knappe Befehle, die sogleich befolgt werden. Die Soldaten haben die Kontrahenten eingekreist, versuchen damit die Zivilisten auf diesem Platz zu schützen „So wie es aussieht hat die Stadt sich gegen dich gestellt“ Ungläubig blickt Rudger um sich, ihm wird bewusst, dass er einen Fehler gemacht hat. Lange reut es ihn nicht, er denkt an seinen Trumpf, den er noch hat. Das lässt ihn hinterhältig grinsen „Es gibt nur eine einzige Chance für dich, das Blutvergießen zu verhindern...“ er macht eine theatralische Pause „...wir tragen es unter uns aus. Nur du und ich“ „Du willst einen Zweikampf?“ „Du hast es erfasst“ dicht reitet er an sie heran „Ein Kampf auf Leben und Tod, anderes ist nicht möglich, nur einer von uns wird am Leben bleiben“ Ihre Gedanken überschlagen sich, es muss einen Haken geben. Irgendetwas macht ihn sehr sicher, eine gute Chance für den Sieg zu haben. Doch die Möglichkeit unnötiges Blutvergießen zu verhindern, gibt den Ausschlag „Okay, ich bin einverstanden....“ das Grinsen in Rudgers Gesicht verstärkt sich „....unter einer Bedingung“ diesmal macht sie eine kleine Pause bevor sie weiterspricht „.....Du und deine Leute halten solange die Füße still. Keine Übergriffe auf die Bevölkerung.“ „Ich kann für meine Leute keine Garantie übernehmen“ „Das wirst du müssen, es gibt keine andere Möglichkeit.“ So hat er sich das nicht vorgestellt, da legt sie ihn doch glatt an die Kette. Dann lässt er ihr halt den Willen, so kann er sich wenigstens in Ruhe vorbereiten „Gut, ich lege meine Leute an die Kette. Dafür wähle ich den Tag des Kampfes. Ich werde es dich rechtzeitig wissen lassen“ Sie nickt, gibt damit ihre Zustimmung. Auf Rudgers Zeichen hin, stecken seine Soldaten ihre Schwerter weg. Fragend sieht er die Frau in Rot an, sie gibt Baltrock mit einer Geste zu verstehen, das er Rudger ziehen lassen soll. Widerwillig führt er ihren Befehl aus, er ist mit dieser Wendung nicht einverstanden. So verlässt Rudger Roxantras in dem Bewusstsein, das seine verhasste Gegnerin, nie die Gelegenheit haben wird, gegen ihn zu kämpfen. Wenig später befinden sie sich im Thronsaal, Baltrock hat überall Wachen aufgestellt, um für die Sicherheit zu sorgen. Jetzt kanzelt er Serena gerade ab „Seid ihr von allen guten Geistern verlassen? Was hat euch bewogen, diese Herausforderung anzunehmen? Ihr müsst doch wissen, das er falsch spielt.“ „Nun halt mal die Luft an..“ entgegnet sie ihm ganz ruhig „...wenn ich damit unnutzes Blutvergießen verhindern kann, werde ich es tun“ „Das ist doch Wahnsinn, Toran, sag es ihr“ „Serena das kannst du nicht tun, das ist Irrsinn“ Jetzt reagiert sie doch ärgerlich „Was wollt ihr von mir? Ist es nicht das gewesen, was ich tun sollte? Ihr habt von mir erwartet, das ich euch den Frieden bringe. Also, sagt mir, was sollte ich eurer Meinung nach tun?“ Zornig sieht sie von einen zum anderen, Rowina hält sich im Hintergrund sagt nichts dazu. „Ihr antwortet nicht? Das ist Antwort genug“ Sie geht ans Fenster, starrt hinaus. Drakos meldet sich zu Wort ‚Hast du dir das auch gut überlegt?’ ‚Fang du nicht auch noch an’ antwortet sie genervt, etwas ruhiger fügt sie hinzu ‚Ich will ehrlich sein, ich habe auf deine Unterstützung gehofft’ ‚Die hast du doch sowieso, ist es wirklich das was du willst?’ ‚Wie meinst du das?’ ‚Naja, du riskierst dein Leben für dieses Land und seine Bewohner’ ‚Du hast noch jemanden vergessen’ ‚Wen denn?’ ‚Die Drachen, ich tue es auch für euch’ Sie dreht sich wieder zu den Anderen um „Alles debattieren nützt nichts mehr. Ich habe diese Herausforderung angenommen. Mir ist bewusst, dass er nicht ehrlich sein wird, trotzdem, er wird es nicht wagen bis dahin Terror zu machen. Damit haben wir vorläufig Ruhe im Land“ „Aber zu welchen Preis“ „Hey, hast du sowenig Vertrauen in deine ehemalige Schülerin?“ Der Hüne gibt sich geschlagen. Wohl ist ihr natürlich nicht bei dem Gedanken an einen Zweikampf, sie seufzt innerlich, ihre Zukunft hat sich gerade wieder geändert. Sie schiebt diese Gedanken beiseite, jetzt muss Toran noch überzeugt werden, wenn sie Glück hat, gelingt ihr das schnell, dann kann sie endlich nach Hause. Sie wendet sich direkt an Toran „So mein lieber Cousin, da ist der Thron, auf den dein Vater und du gehören. Du bist sein Vertreter, dir gebührt der Platz“ „Du gehörst darauf, nicht ich“ erwidert er auch prompt, der Heerführer verdreht die Augen, geht das schon wieder los, bevor die Beiden so richtig in Fahrt kommen, unterbricht er ihr Gespräch „Verzeiht die Unterbrechung, ich werde mich nun um die Sicherheit kümmern. Wer weiß schon, was Rudger uns hinterlassen hat“ Die Hohepriesterin nutzt die Gelegenheit sich ebenfalls zurückzuziehen. Toran und Serena bleiben alleine zurück, sie hat keine Lust auf ein langes Streitgespräch, daher bringt sie die Sache auf den Punkt „Du hast keine Wahl, ich werde in der nächsten Zeit nicht hier sein und wenn ich wiederkomme, muss ich kämpfen, mit ungewissen Ausgang. Selbst wenn ich akzeptieren würde, was du von mir verlangst, würde ich dich als Nachfolger bestimmen...“ sie lächelt in entwaffnend an „....also, warum diesen Umweg? Nimm dein Schicksal an, so wie ich das meine“ Er will etwas erwidern, doch sie würgt ihn ab „Das reicht jetzt. Viel lieber würde ich mir das Schloss angucken“ Spät am Nachmittag geht Serena im Garten spazieren, sie genießt die Ruhe. In einer Laube am Ende des Gartens lässt sie sich nieder und hängt ihren Gedanken nach.„Eine so schöne Frau sollte nicht alleine sein“ erstaunt sieht sie auf, sie kennt den Sprecher nicht „Wie kommt ihr hier her?“ Das er sich reingeschlichen hat, steht außer Frage. Baltrock würde sicher keinen Fremden, so einfach zu ihr lassen. „Oh, ich kenne einen kleinen Geheimgang, der hier in den Garten führt. Ich hatte gehofft, euch hier zu treffen. An euren Wachen wäre ich sicher nicht vorbei gekommen.“ „Nein, das wäret ihr nicht. Warum wollt ihr mich treffen?“ Er setzt sich zu ihr auf die Bank, lächelt sie gewinnend an „Ich habe viel von euch gehört, da musste ich euch einfach kennenlernen.“ „Ihr seid mir gegenüber im Vorteil“ fragend schaut er ihr in die Augen, sie sind wirklich so tiefblau wie man sagt „Ihr kennt mich, aber ich kenne euch nicht“ „Verzeiht mir meine Nachlässigkeit...“ er steht wieder auf, verbeugt sich vor ihr „...ich bin Vincent, stets zu euren Diensten“ er nimmt ihre Hand, küsst ihren Handrücken. „Ihr seid sehr galant, Vincent, ihr habt mich kennengelernt, was nun?“ Ein tiefes Grollen und Rauschen lässt ihn aufblicken, der schwarze Drache landet in der Nähe auf der Schlossmauer. Seine roten Augen fixieren den Mann neben Serena „Habt ihr wirklich geglaubt, ich sei hier ohne Schutz?“ erkundigt sie sich belustigt, als sie sein verdutztes Gesicht sieht „Nein, eigentlich nicht, ich habe nur nicht mit so einem Wächter gerechnet“ ‚Sei vorsichtig’ warnt Drakos leise ‚Der ist gefährlich’ sie ignoriert ihn einfach „Ändert das eure Pläne?“ bewusst wählt sie diese Formulierung „Nein überhaupt nicht“ lautet die Antwort „Gewährt mir die Ehre und lasst euch von mir die Stadt zeigen“ „Heute? Dafür ist es schon zu spät“ In der Tat setzt die Dämmerung ein „Nicht Heute, ich dachte an Morgen, sagen wir gegen elf Uhr?“ Sie überlegt kurz „Einverstanden, ich erwarte euch morgen gegen elf“ Ein Strahlen geht über Vincents Gesicht „Ich werde pünktlich sein“ mit einem weiteren Handkuss verabschiedet er sich. Es ist kurz nach Mitternacht, Nebelschwaden ziehen durch die Stadt, eine Gestalt huscht auf das Schloss zu. Sie kennt einen Weg in das Gebäude, ohne den Wachen begegnen zu müssen. Die Gestalt grinst, der Nebel kommt ihr gut zu pass, das minimiert die Gefahr des Entdeckt werden erheblich. Sie kontrolliert noch mal ihr Messer, den ganzen Tag hat sie damit zugebracht, es zu schärfen. Ohne Probleme wird sie ihrem Opfer die Kehle durchschneiden können. Das Geld von Rudger ist so gut wie sicher, wieder huscht die Gestalt über die Straße. Drückt sich in die nächste Gasse, im letzten Augenblick hat sie die Patroullie gehört, sie hält den Atem an, bis die Soldaten vorbei sind. Nach allen Seiten sichernd geht die Person weiter, bis sie die kleine versteckte Tür erreicht hat. Diese Tür führt in den Garten, von dort aus ist es ein Kinderspiel in das Schloss zu kommen. Schwieriger wird es das richtige Schlafgemach zu finden, sie entschließt sich, alle schlafenden Personen zu töten, denen sie heute begegnet. Diese geheimnisvolle Person, ist eine Frau, ihres Zeichens Killerin. Bernadette, so ihr Name, genießt in gewissen Kreisen einen guten Ruf. Ihre bevorzugte Waffe ist eigentlich Gift, aber auch mit dem Messer ist sie unschlagbar. Sie sieht die Aktion heute als Training an, überprüft sozusagen ihre Geschmeidigkeit und ihr Geschick. Keinen Augenblick zweifelt sie an dem Erfolg ihrer Mission, der Grauäugige hat ihr oft Aufträge gegeben, die sie immer erfolgreich und zu seiner Zufriedenheit erledigt hat. Zügig durchquert sie den Garten, erreicht das Schloss. Auch hier kennt sie einen geheimen Weg, der führt in den Flügel, in dem sich die Schlafgemächer befinden. Auf leisen Sohlen schleicht sie den Gang entlang, lauscht an den Türen, schließlich glaubt sie die richtige gefunden zu haben, öffnet sie ganz langsam und vorsichtig. Serena ist zeitig zu Bett gegangen, der Tag ist sehr anstrengend gewesen, außerdem sitzt ihr die Reise noch in den Knochen. Sie schläft tief und fest, sie fühlt sich hier sicher, nichts könnte sie wecken. Toran und Baltrock verbringen die Nacht gemeinsam, zwar im selben Schlossflügel, wie Serena, doch ihr Zimmer ist ganz am Ende des Flures, niemand wird sie belauschen können. Gegen Mitternacht schlafen auch sie ein, Rowinas Zimmer, ist in der Nähe der Schwarzhaarigen, auf der anderen Seite des Flures. Tiefe Stille hat sich auf das Schloss gelegt, niemand bemerkt, die huschende Gestalt, die gerade eine Tür öffnet. Leise schleicht die Gestalt an Serenas Bett, betrachtet sie kurz, beugt sich zu ihr runter, in dem Augenblick, in dem sich eine Hand auf ihren Mund legt, wacht sie auf. Ihre Augen weiten sich vor Schreck. Kapitel 27: Der Ausflug ----------------------- Endlich bin ich wieder zurück, alles ist ausgepackt nun kann auch das nächste Kapitel folgen. viel Vergnügen beim lesen eure night-blue-dragon- Kapitel 27 Der Ausflug Sie kann in dem fahlen Licht ihres Zimmers nicht viel erkennen, doch sieht sie eine Klinge in der Hand ihres Gegners blitzen. Geistesgegenwärtig packt sie zu, fest schließen sich ihre Finger um das Handgelenk des nächtlichen Angreifers. Der lässt ein erstauntes schnaufen hören, mit so einer Kraft hat er nicht gerechnet. Mit ganzer Kraft versucht die gedungene Mörderin, die Klinge in das Herz ihres Opfers zu stoßen. Sie mobilisiert ihre Ebenfalls, stößt ihre Angreiferin von sich. Schnell springt Serena aus dem Bett, sie lässt ihre Gegnerin nicht aus den Augen, die hechtet auf sie zu. Wieder gelingt es der Schwarzhaarigen, das Handgelenk der Messerführenden Hand zu packen. Verbissen ringen die Frauen um die Klinge, stürzen dabei zu Boden. Der Lärm, den sie dabei verursachen, alarmiert die Hohepriesterin, die schon immer einen leichten Schlaf gehabt hat. Die blonde Frau eilt in Serena Schlafzimmer, erkennt die Lage und rennt zu Toran. Sie hält sich nicht lange mit klopfen auf „Schnell, Serena wird angegriffen“ ruft sie in das Zimmer und ist schon wieder auf dem Rückweg. Bernadette hat nicht mit soviel Widerstand gerechnet. Rudger hat ihr nur gesagt, dass sie eine unbedeutende Frau töten soll, die ihn geärgert hat. Aber so wie es aussieht, hat er sie angelogen, diese Frau wusste sich zu wehren, sie scheint also nicht so unbedeutend zu sein. Fest entschlossen ihren Auftrag auszuführen, kämpft sie mit allen ihr bekannten Tricks. Es ist ihr ein Rätsel, wie ihre Gegnerin ihr immer wieder entkommen kann. Sie ahnt ja nicht, das Serena, mit Drakos Hilfe, in der Dunkelheit sehr gut sehen kann. Keine Bewegung bleibt ihr verborgen, aber ihre Angreiferin ist geschickt, immer wieder wird sie von ihr auf den Boden gedrückt. So wie jetzt, mit beiden Händen hält Bernadette jetzt den Dolch und Serena wehrt sie ab. Die Mörderin ist leicht im Vorteil, da sie ihr ganzes Gewicht noch auf die Arme legen kann. Millimeter um Millimeter senkt sich die Klinge, Schweiß bildet sich auf Serena’s Stirn. Keine der Frauen hat bisher einen Ton gesagt, der Kampf läuft schweigend ab, sie sind total auf sich konzentriert. Serena verlassen die Kräfte, ein triumphierendes Grinsen breitet sich auf dem Gesicht ihrer Gegnerin aus, sie ist sich ihres Sieges sicher. Nur undeutlich nehmen Beide die Geräusche ihrer Umwelt wahr, so ist Bernadette auch völlig unvorbereitet als sie an den Armen gepackt und zurückgerissen wird. Erleichtert schließt Serena ihre Augen „Was ist mit ihr?“ hört sie Torans besorgte Stimme, sie merkt, wie sich jemand über sie beugt und öffnet ihre Augen wieder. Deutlich kann sie die Erleichterung in Rowina’s Augen erkennen „So schnell werdet ihr mich nicht los, schon gar nicht auf diese Weise“ ächzt sie. Die Hohepriesterin hilft ihr auf die Beine, holt schnell einen Umhang, legt ihn um die Schultern der Schwarzhaarigen. In der Zwischenzeit versucht sich die Mörderin zu befreien, doch gegen Baltrok hat sie keine Chance, seine Hände halten sie, wie ein Schraubstock, fest. „Wer schickt dich?“ fragt der Prinz sie. Ein höhnische Grinsen breitet sich auf dem Gesicht der Attentäterin ab „Von mir erfahrt ihr nichts.“ „Das ist auch nicht nötig....“ ,schaltet sich Serena ein, „....es gibt hier nur eine Person, die meinen Tod will. Jetzt verstehe ich auch den Grund seiner Herausforderung. Er glaubt, nicht gegen mich kämpfen zu müssen. Doch da täuscht er sich.“ Sie fragt sich, mit wie viel Heimtücke sie noch rechnen muss. Hier in der Hauptstadt ist es weit gefährlicher als in der Wildnis. Baltrok bringt die Gefangene in den Kerker, Toran begleitet ihn. Besorgt sieht Rowina die Blauäugige an „Ist wirklich alles in Ordnung mit Euch?“ diese nickt nur, sie will nur noch eins, sie will nach Hause zurück. Müde reibt sie sich über die Augen „Ich werde euch einen beruhigenden Kräutertee machen. Und den Rest der Nacht verbringt ihr in meinem Bett“ schlägt die Priesterin vor, doch ihr Ton duldet keine Widerrede. Aufseufzend fügt sich Serena, sie begeben sich in das Zimmer der blonden Frau, diese ist leicht überrascht, das sich die Schwarzhaarige so schnell fügt. Auf dem Weg in die Küche begegnet sie dem Prinzen und dessen Freund, sie setzt sie kurz ins Bild und beeilt sich dann den Tee zu kochen. Als sie ihr Zimmer wieder erreicht, kann sie sich eines schumzelns nicht erwehren, standen doch beide Männer vor ihrer Tür Wache. Sie müssen die junge Frau schon sehr in Herz geschlossen haben, um sich hier die Nacht um die Ohren zu schlagen. Es gibt genügend Soldaten, die diesen Dienst tun können. So gut bewacht, kann gar nichts mehr passieren. Am nächsten Vormittag gegen halb elf ; „Ihr habt nicht wirklich vor mit diesem Vincent durch die Stadt zu laufen?“ Baltrock versteht Serena nicht, letzte Nacht der Angriff auf sie und jetzt begibt sie sich in eine unkalkulierbare Gefahr. „Doch natürlich. Er will mir die Stadt zeigen, ich habe sein Angebot angenommen. Was ist schon dabei?“ „Was schon dabei ist? Serena du bist unglaublich“ ihr Cousin schüttelt den Kopf „Kleine Hinterhöfe, dunkle Seitengassen, gedungene Meuchelmörder, mit anderen Worten, die Stadt wimmelt von Gefahren.“ „Genau darum, Gefahr erkannt, Gefahr gebannt, deswegen gehe ich. Ich kann mich wehren, wie ihr wisst.“ Damit ist für sie die Diskussion beendet. Ergeben seufzen sie, Serenas Meinung zu ändern ist unmöglich, sie hat es sich in den Kopf gesetzt mit diesem Vincent spazieren zu gehen und genau das macht sie auch. Trotzdem versucht Baltrock, hinter ihrem Rücken, ihr soviel Schutz wie möglich zu geben, unauffällig versteht sich, er hofft, das es ihm gelingt. Pünktlich um elf wird ihr Vincent gemeldet, sie begrüßt ihn freundlich, so bei vollem Tageslicht, stellt sie eine große Ähnlichkeit mit Seto fest. Die Figur, die braunen Haare, sogar die Augen sind fast identisch. Er eilt auf sie zu. „Guten Morgen, ihr seht ganz bezaubernd aus Herrin, ihr macht der Sonne große Konkurrenz. Ich hoffe, ihr hattet eine angenehme Nacht, in eurem neuen Quartier?“ „Guten Morgen Vincent, ja ich hatte eine ruhige Nacht.“ Sie hat nicht vor, ihm die Ereignisse der letzten Nacht auf die Nase zu binden, das geht ihn nichts an. Galant reicht er ihr seinen Arm „Seid ihr bereit für Roxantras?“ sie erwidert die Geste, legt ihre Hand auf den angebotenen Arm „Das bin ich. Ich bin neugierig auf die Stadt, ich habe gestern nicht allzu viel von ihr gesehen.“ „Dann vertraut euch meiner Führung an, Herrin.“ Sie verlassen das Schloss, so spät am Vormittag herrscht reges Treiben in der Stadt. Sie schlendern vergnügt durch die Straßen, sie sind ein schönes Paar. Vincent ist gekleidet in einem dunklen Grünton, der hervorragend zu seinen Haaren passt und sich kein bisschen mit seinen blauen Augen beisst. Sie trägt heute ein hellbeiges Kleid, das ähnlich wie ihr rotes von gestern gearbeitet ist, ihre Haare trägt sie offen, ein schlichter silberner Reif um ihre Stirn, verhindert, dass ihr die Haare in Gesicht fallen. Verstohlen mustert er sie, er hat selten eine so schöne Frau gesehen. „Eure Haare glänzen in der Sonne, als wären sie mit Edelsteinen durchzogen.“ Eine leichte Röte zauberte sich auf ihr Gesicht, Komplimente ist sie nicht gewohnt. „Ihr seid ein unverbesserlicher Charmeur.“ Erwidert sie lächelnd, ihre Augen funkeln wie tiefe klare Seen „Was haltet ihr davon etwas auszureiten, ich habe ein kleines Picknick vorbereitet.“ Verwundert zieht sie eine Augenbraue nach oben „Ich kenne ein wunderschönes Plätzchen, es ist ein geheimer Ort den nur ich kenne.“ Er sieht ihr tief in die Augen, er weiß, das Frauen diesem Blick nicht wiederstehen können, ob er auch bei ihr Erfolg hat? Die junge Frau überlegt kurz, Drakos nutzt die Zeit um seine Meinung kund zu tun ‚Tu es nicht, ich traue ihm nicht, hat er dich erst mal da draußen, kann dir keiner helfen.’ Sie antwortet ihm nicht gleich, so fügt er hinzu ‚Nur weil er wie dein Cheffreund aussieht, heißt es nicht, das er genauso ist.’ ‚Ich bin nicht allein’ gibt sie nur zur Antwort. „Gern, auf den Ort bin ich gespannt.“ Er führt sie zu einem Stall, dort stehen schon zwei gesattelte Pferde. Für sie hat er eine feingliedrige weiße Stute ausgesucht, er reitet auf einem schokoladenbraunen Hengst, außerdem führt er ein Packpferd mit. Im flotten Tempo reiten sie aus der Stadt, als der Heerführer das erfährt, trifft ihn fast der Schlag. Wie kann Serena nur so dumm sein, hier in der Stadt, ist sie einigermaßen sicher, aber jetzt kann er ihr nicht mehr helfen. Weiß der Teufel, wo dieser Vincent sie hinbringt, trotzdem reitet er mit einigen Soldaten aus der Stadt, vielleicht findet er sie ja. Die Chancen stehen schlecht. Vincent hält auf eine Hügelkette zu, hat er sie erst mal da, ist sie ihm ausgeliefert. Das es so leicht wird, hat er nicht geglaubt, nachdem was er von dieser Frau hörte, hat er mit mehr Widerstand gerechnet. Der Ort den er aufsuchen will, eignet sich für sein Vorhaben ausgezeichnet. Hier hat er schon viele Stelldichein gehabt, die Frauen erliegen dem Zauber der Gegend und schließlich seinem Charme. Als er an ihren schmiegsamen Körper denkt, durchläuft ihn ein Schauer der Erregung, er zweifelt keinen Augenblick daran, das er diese Frau besitzen wird. Serena ist nicht so dumm, wie alle glauben, sie weiß, das sie in eine Falle läuft, aber sie kann sich nicht ewig verstecken. Sie will zurück, also muss das hier abgeschlossen sein. Die Attentäterin, letzte Nacht, ist sicher nicht die Einzige, die Rudger auf sie angesetzt hat. Sie ist sich sicher, das der ehemalige Berater des Königs, auch Vincent einen Auftrag gegeben hat, dessen Ähnlichkeit mit Seto ist zu groß. Er muss diesen bei einem seiner Besuche bei ihr gesehen haben und hat sich daran erinnert. Sicher glaubt er, sie durchschaut seinen Plan nicht, aber auch hier hat er sich geirrt. Sie biegen in ein kleines Tal ein, der Anblick raubt Serena fast den Atem, es gleicht so ziemlich dem neuen Drachental. Auch hier gibt es einen kleinen Wasserfall, Wiese und einen schmalen Bach. Und genauso liegt ein tiefer Frieden über dem Tal, Vincent ist erfreut über ihre Reaktion. So reagieren sie alle, er steuert auf ein lauschiges Plätzchen zu, steigt ab. Er geht zu ihr um ihr aus dem Sattel zu helfen. „Lasst mich euch aus dem Sattel helfen.“ „Gern“ sie nimmt ihr Bein von dem Horn (ist ein Damensattel), er fasst ihre Taille, hebt sie herunter, ihre Hände liegen auf seinen Schultern. Dicht zieht er sie zu sich heran, als sie die Füsse auf dem Boden hat, wandert eine Hand auf ihren Rücken, die andere legt er ihr in den Nacken. „Ihr seid wunderschön, in euren Augen möchte ich ertrinken.“ Säuselt er ihr sanft ins Ohr, sie kann sich eines Schauers nicht erwehren. ‚Das ist nicht dein Ernst?’ schreit Drakos unvermittelt, sie zuckt regelrecht zusammen. Das bleibt natürlich nicht verborgen. „Was habt ihr?“ erkundigt der Braunhaarige sich gleich besorgt „Nichts, ich bin es nur nicht gewohnt, einem Mann so nah zu sein.“ Ärgerlich denkt sie ‚Drakos halte dich da raus, ich weiß schon was ich tue.’ ‚Das fällt mir schwer zu glauben, aber wie du meinst.’ „Es wäre mir eine Ehre euch diese Scheu nehmen zu dürfen“ bietet ihr der Braunhaarige an. Lächelnd erwidert sie „Das glaube ich gern, doch mein Herz ist schon vergeben. Ihr habt keine Chance.“ „Warum seid ihr dann mit mir gekommen.“ fragt er leicht verwirrt. Mit so einer Wendung hat er nicht gerechnet. „Haltet ihr mich wirklich für so dumm? Ich weiß genau, was ihr geplant habt.“ Er hielt sie immer noch fest „Ich gestehe, eure Schönheit hat mich so erregt, das ich mir erlaubt habe, euch hier her zu bringen, um euch zu verführen. Lasst mich euer Liebhaber sein.“ Mit so viel Abgebrühtheit hat sie nicht gerechnet, sie befreit sich aus seiner Umarmung „Habt ihr mir nicht zugehört? Ich will euch nicht als Liebhaber. Das könnte euch so passen, erst mit mir schlafen und mich dann umbringen. Da wird nichts draus.“ Perplex starrt er sie an „Warum seid ihr mit mir hier raus gekommen, so allein, wenn ihr glaubt, das ich euch umbringen will.“ Er versucht noch mal beides zu bekommen, die Frau und ihren Tod. Amüsiert lacht sie auf „Narr, nur weil keine Soldaten hier sind, heißt es nicht, das ich alleine bin.“ Vincent macht einen Satz auf sie zu, will ihr an die Kehle, um sie zu erwürgen. Serena springt zur Seite, der Mann läuft ins Leere, zornig richtet er sich auf „Du Miststück, du wirst hier nicht lebend wegkommen.“ „Das sehe ich anders“ sagt sie kalt, wieder greift der Mörder an. Mit einem Tritt in den Magen, schleudert die Schwarzhaarige den Angreifer einige Meter weit weg. Zügig geht sie zu den Pferden, bindet das Packpferd und den Schimmel zusammen, steigt dann auf den Hengst. Der Blauäugige rappelt sich wieder auf „Was hast du vor?“ faucht er sie an „Ich reite zurück, ein Fußmarsch wird dir gut tun.“ erwidert sie und reitet an, der Braunhaarige zieht ein Wurfmesser, sie wird ihn nicht hier zurück lassen. Er wird seinen Auftrag ausführen und diese Frau töten, koste es was es wolle. Schließlich war er das seinem Ruf schuldig, ruhig visiert er den Rücken der Blauäugigen an. So schlau wie sie tut, ist sie nicht, nur ein Dummkopf dreht ihm den Rücken zu. Siegessicher grinst er von einem Ohr zum anderen, so kommt die Attacke des Rotauges völlig überraschend. Serena reitet aus dem Tal, ohne sich umzusehen, sie weiß, was dort geschieht. Zügig trabt sie mit ihren Pferden Richtung Stadt. Drakos räuspert sich ‚An das Rotauge hatte ich gar nicht mehr gedacht. Es tut mir leid, das ich an dir gezweifelt habe’ ‚Schon gut’ meint sie düster. So viel Blut ist geflossen, ob das je ein Ende haben wird? Sie will nur noch eines, zurück in ihre Welt, je schneller desto besser. Baltrock gibt auf, er reitet wieder in die Stadt zurück. Wenn ihr etwas zugestoßen ist, wird sie eine Menge Ärger mit ihm bekommen. Im Schloß erwartet ihn eine Überraschung, Serena ist längst wieder da. Eilig sucht er sie auf, heftig fliegen die Türen zum Thronsaal auf. Serena sieht ihn überrascht an „Nanu, was ist denn los?“ fragt sie „Was los ist? Eure Eigenmächtigkeiten sind los, wie könnt ihr nur mit diesem Kerl ausreiten. Euch hätte sonst was passieren können.....“ er hält inne „.....wieso seid ihr eigentlich schon wieder hier?“ Sie ignoriert diese Frage einfach, erkundigt sich stattdessen „Wie komme ich am schnellsten zu Sheherazade?“ Etwas verwirrt sieht er sie an „Wieso?“ „Ich will zurück, hier läuft alles, es wird Zeit für mich zu gehen.“ Das hat er ganz vergessen, sie will ja in ihre Welt zurück, dazu muss sie in das Tal der Drachen. Kapitel 28: Die Rückkehr ------------------------ Kapitel 27 Die Rückkehr „Der kürzeste Weg dauert gut zwei Wochen, wenn wir scharf reiten, vielleicht nur anderthalb. Schneller auf keinen Fall.“ „Wenn wir reiten? Ich hatte eigentlich vor alleine zu reiten.“ „Das kommt gar nicht in Frage.“ Toran kam hinzu, der Heerführer stimmt ihm zu „Genau, ihr reitet nicht alleine, wir werden euch begleiten.“ Energisch schüttelt sie ihren Kopf „Toran du kannst nicht mit, du musst hier in der Stadt bleiben. Deine Aufgabe ist es eure Position zu festigen. Dein Vater wird bald nachkommen, da muss alles Laufen.“ „Ach die paar Tage machen schon nichts aus“ „Es sind drei bis fünf Wochen, die du nicht präsent bist. Das geht nicht, fang nicht schon wieder mit der Ich-will-aber-nicht Diskussion an. Dein Platz ist hier, Ende.“ Sie ärgert sich wirklich, ihr Cousin sträubt sich sein Schicksal anzunehmen, verlangt es aber von ihr. „Da gibt es noch etwas. Rowina will auch mitkommen, es ist für sie die beste Gelegenheit.“ Serena seufzt auf „Also gut, die Gruppe muss aber klein bleiben, nur das nötigste an Gepäck. Ich will so schnell wie möglich die Strecke hinter mich bringen. Morgen bei Sonnenaufgang brechen wir auf.“ Damit ist alles gesagt, der Rotblonde entfernt sich um alles vorzubereiten, Toran sieht seine Cousine an „Du willst wirklich zurück. Überleg es dir noch mal, hier ist dein Land, deine Heimat. Du bist hier geboren und hier gehörst du her.“ „Aber derjenige dem mein Herz gehört ist nicht hier.“ sagt sie leise „Toran, ich kann nicht hier bleiben, es ist nicht meine Welt.“ Sie ahnt was ihn bedrückt „Du schaffst das schon, vertrau auf deine Menschenkenntnis und höre ab und zu auf deinen Heerführer, es ist nicht so schlimm, wie du denkst. Sobald du dein Reich in Ordnung hast, die Menschen dir Vertrauen, ist das Regieren fast ein Kinderspiel. Glaub mir, es ist nichts anderes als eine große Firma zu leiten.“ „Trotzdem wäre es mir lieber, du würdest nicht gehen.“ Sie umarmt ihn „Ich komme ja wieder. Ich bin mir sicher, das ich einen klugen, umsichtigen Herrscher auf dem Thron vorfinden werde.“ Gegen Abend sitzt sie im Garten, hängt ihren Gedanken nach. Sie sehnt sich nach Seto, das hat sie nie gedacht, das sie so ein Gefühlt entwickeln wird. Es ist ihr klar geworden, das sie ihn liebt, aber wird ihre Liebe eine Zukunft haben? Sie hat hier einen Kampf zu bestehen, bei dem sie ihr Leben verlieren kann. Kann sie das mit ihrem Gewissen vereinbaren? Eine Liebe zu entfachen, die kaum Aussicht auf Erfolg hat? Sie hat ihren Stiefvater besiegt, damit sie unbeschwert lieben kann und darf es dann doch nicht. Seufzend beschließt sie, die Entscheidung auf später zu verschieben, vielleicht haben sich seine Gefühle zu ihr ja verändert, das wäre am besten. Das Rotauge unterbricht ihre Gedanken „Du willst zurück, nicht wahr?“ Sie nickt, sie ist so in Gedanken gewesen, das sie die Ankunft des Drachens nicht mitbekommen hat. „Ja, aber es dauert noch so lange. Außerdem darf ich nicht alleine Reisen, Baltrock hat etwas dagegen.“ „Bei deinem Talent, die Gefahren anzuziehen, ist es nur verständlich“ grummelt das Tier, der Drache ringt mit sich, fasst dann einen Entschluss „Es gibt eine Möglichkeit schneller voran zukommen.“ Neugierig sieht sie ihn an „Aber es behagt dir nicht?“ „Nicht wirklich.....“ gibt er zu, „....aber für dich mache ich eine Ausnahme. Wenn du willst, fliege ich dich zu Sheherazade.“ abwartend ruhen seine roten Augen auf der Frau. ‚Das ist ein super Angebot’ jubelt Drakos, der die Aussicht auf einen Flug, mehr als verlockend findet, das ist fast wie selber fliegen. Serena zögert das Angebot anzunehmen „Du willst das für mich tun? Bist du dir sicher? Ich möchte nicht, das du dich dazu gezwungen siehst.“ „Keine Sorge ich habe es mir genau überlegt. Wenn wir bei Sonnenaufgang losfliegen, können wir bei Sonnenuntergang das Tal erreichen. Du bist etwas besonderes, sonst würde ich dir das nicht vorschlagen, also willst du?“ Sie lächelt „Ich nehme dein Angebot gerne an“ dankbar krault sie ihn zwischen den Nüstern, er lässt ein wohliges brummen hören. Dann richtet er sich auf „Ich werde noch auf Jagd gehen, wir sehen uns vor der Stadt bei Sonnenaufgang“ verabschiedet er sich. Sicherheitshalber hat sie Baltrock nichts erzählt, sie hat keine Lust mehr auf irgendwelche Diskussionen. Zeitig steht sie am nächsten Morgen auf, sie hat vor sich ohne Abschied auf den Weg zu machen. In der Küche isst sie noch eine Kleinigkeit, dann geht sie in den Stall. Der Schwarze grummelt ihr entgegen, sie verzichtet auf jegliches Sattelzeug und schwingt sich auf den blanken Pferderücken. Als sie mit ihrem Pferd den Stall verlässt, steht sie unvermittelt dem Rotblonden gegenüber. Der hat seine Hände in die Hüften gestemmt „Habe ich mir doch gedacht, das ihr ohne ein Wort los wollt.“ „Es ist besser so, sorg nur dafür das Rowina sicher in das Tal kommt. Dann habe ein Auge auf Toran, anders als du es sonst tust.“ „Wartet ich begleite euch noch aus der Stadt“ schnell holt er sich sein Pferd, er hat seinem Tier nur die Trense angelegt, schwingt sich auf den Rücken des Tieres. Gemeinsam verlassen sie die Stadt. Serena spürt Drakos Nervosität, dieser fühlt sich, als ob er zu seinem ersten eigenen Flug starten soll. Auch sie ist ein bisschen unruhig, sie fragt sich, ob sie sich den ganzen Tag auf dem Drachen halten kann, wie kalt wird es hoch in der Luft sein? Endlich erreichen sie den Treffpunkt, den ihr der Drache übermittelt hat, er wartet schon. Der Heerführer stutzt, die Schwarzhaarige springt vom Pferd begrüßt das Rotauge, dieser entgegnet „Bist du bereit zu fliegen“ sie nickt. „Ihr wollt fliegen?“ fragt der Hüne überrascht „Ja, er hat es mir angeboten. Es ist der schnellste Weg zurück.“ „Darum seid ihr so früh hoch, habt euer Pferd nicht gesattelt“ er schüttelt den Kopf „Ihr seid unverbesserlich, langsam glaube ich, ihr braucht die Gefahr als Lebenselixier.“ Die Blauäugige lacht „Du hast nicht so ganz unrecht, mit deiner Vermutung. Dieser Flug ist ein kalkuliertes Risiko, es wird schon nichts passieren. Du musst es den anderen ja nicht auf die Nase binden.“ Sie streichelt ihrem Hengst über den Kopf „Danke, für deine Dienste“ flüstert sie ihm ins Ohr „Wir sehen uns bestimmt wieder“ Die Sonne schickt ihre ersten Strahlen über den Horizont, Baltrock steht schweigend neben seinem Pferd, beobachtet Serena. Wie hat sie sich doch verändert, seit er sie das erste Mal gesehen hat, sie wäre eine gute Königin für dieses Land, doch sie wird nicht bleiben. Auch nicht, wenn sie den Kampf gegen Rudger gewonnen hat, ihr Herz ist hier nicht zu Hause. Sie wendet sich noch mal an den Rotblonden „Auch dir danke ich für deine Unterstützung....“ sie lächelt ihn an „....pass gut auf Toran auf. Für seine Aufgabe braucht er deine Hilfe. Bis bald.“ Nun wendet sie sich dem Rotauge zu, holt noch mal tief Luft „Wollen wir?“ Der Drache legt sich hin, erleichtert ihr so das raufklettern. Sicherheitshalber hat sie sich in einen dicken warmen Umhang gehüllt, als sie nun an seinem Halsansatz einen festen Halt gefunden hat, erhebt er sich. Drakos Vorfreude auf den Flug, greift auf sie über, in ihren Augen erscheint Glanz, der die ganze Freude auf dieses Abenteuer ausdrückt. Der Heerführer schüttelt nur leicht den Kopf, diese Frau ist wirklich unglaublich. „Festhalten“ brummt der Drache, stößt sich dann ab und schraubt sich hoch in die Lüfte. Zuerst klammert sich Serena noch am Hals fest, auf einem Drachen zu reiten ist etwas anderes, als auf einem Pferd zu sitzen. Ihr Herz klopft ihr bis zum Hals, als sie auf den sich immer weiter entfernenden Boden blickt. Das Rotauge kreist einige Male über der Hauptstadt, von hier oben, sieht sie viel friedlicher aus als sie ist. Schließlich hat er seine bevorzugte Flughöhe erreicht und nimmt Kurs auf das Tal der Drachen. „Und wie gefällt dir der Flug?“ erkundigt er sich bei seinem Gast. „Ist noch ungewohnt, frag später noch mal nach.“ kam es etwas gepresst von der Blauäugigen. Der Wind pfeift ihr ins Gesicht, sie ist froh, das sie den Umhang hat, hier oben ist es ziemlich kalt. Bald hat sie sich an die Flugbewegungen des Drachens gewöhnt, kann nun auf ihrem Platz sitzen ohne sich zu verkrampfen. ‚Gefällt es dir?’ fragt sie Drakos, eine dumme Frage, denn sie spürt die Zufriedenheit ihres kleinen Untermieters ‚Oh ja, es ist toll. Nur selber fliegen kann schöner sein.’ Das Rotauge spürt, wie sich die Frau lockert, das macht es ihm auch leichter. Es ist ein schönes Gefühl so über das Land hinweg zu fliegen, es ist so friedlich. Trotzdem ist sie froh, als der Drache gegen Mittag vorschlägt zu landen, sie suchen sie einen schönen Platz an einem See aus. Erst als sie gelandet sind, merkt Serena, das sie kein Gefühl mehr in den Beinen hat, so fällt sie recht unelegant vom Drachen herunter. Sie bleibt liegen, streckt vorsichtig ihre Beine aus, nach einer Weile steht sie stöhnend auf. Im Augenblick fühlt sie sich uralt, sie geht ein bisschen hin und her, um ihre Muskeln zu lockern. Ein amüsiertes Schnaufen, lässt sie auf den Drachen schauen „Der Mensch ist nicht zum fliegen geeignet“ stellt er grinsend fest, seine Zähne blitzen dabei gefährlich auf. „Jedenfalls nicht ohne Übung“ gibt sie ihm recht, langsam geht es ihr besser. Nach einer Weile brechen sie wieder auf, die junge Frau versucht noch lockerer zu sitzen, das gelingt ihr ganz leidlich. Das Rotauge hält sein Wort, kurz vor Sonnenuntergang landet es in dem Tal bei Sheherazade. Diesmal gelingt es Serena sogar, auf ihren Füssen zu landen, als sie abspringt. Verdutzt schaut der weiße Drache sie an, soweit sie weiß, ist bisher noch nie ein Mensch mit einem Drachen geflogen, schon gar nicht mit einem Rotauge. Serena krault den Schwarzen zwischen den Nüstern „Vielen Dank für deine Hilfe“ „Gern geschehen....und ich meine es ernst“ Er fliegt davon, um sich ein ruhiges Plätzchen für die Nacht zu suchen. „Er scheint dich sehr gern zu haben“ spricht die Weiße den unerwarteten Gast an. „Es sieht so aus“ eigentlich ist es schon zu spät, aber es drängt sie nach Hause „Sheherazade, wie komme ich wieder nach Hause?“ „Du willst gehen?“ „Ja, hier ist im Augenblick alles ruhig, Toran und sein Vater sitzen wieder auf dem Thron. Rudger verhält sich ruhig, ihr braucht mich hier nicht mehr.....“, sie seufzt, „.....ich will nach Hause.“ Der Drache nickt „Ruh dich heute Nacht noch aus, morgen Früh zeige ich dir den Weg“ Widerstrebend stimmt sie zu, ein heißes Bad wäre jetzt toll, denkt sie sich, aber das muss noch warten. Am nächsten Morgen stehen sie an dem kleinen See mit dem Wasserfall „Hinter dem Wasservorhang führt ein Weg in deine Welt. Ich weiß aber nicht, ob der Weg noch frei ist.“ „Wenn nicht, werde ich es bald wissen, oder?“ Sie will sich verabschieden, doch der Weiße Drache sagt „Es ist kein Abschied, du musst wiederkommen, spätestens an dem Tag deiner Geburt. Die Zeit für meinen Sohn ist um, er muss dann in seinen Körper und du musst dein Erbe antreten“ „Dieses Land hat einen König und einen Thronfolger, es braucht mich nicht.“ „Doch, es wird dich brauchen, du bist die Hoffnung dieses Landes, bei deiner Rückkehr wird es dich mehr den je brauchen. Du wirst es sehen, aber bis dahin gehe und regele dein anderes Leben.“ Ohne ein weiteres Wort macht sich die Schwarzhaarige auf den Weg, bevor sie im Tunnel hinter dem Wasserfall verschwindet, blickt sie noch ein mal auf Sheherazade. Die Topasblauen Augen ruhen mit einem wissenden Blick auf ihr, Serena wird den Verdacht nicht los, das die Drachendame mehr weiß, als sie sagt. Nun betritt sie den Gang, der sie in ihre Welt führen soll, sie ist froh, das sie, dank Drakos, keine Fackel braucht. ‚Es ist unheimlich hier drin’ flüstert dieser. Sie hat keine Ahnung wie lange sie hier umher irrt, urplötzlich steht sie in einer geräumigen Höhle, sie traut ihren Augen nicht. In dieser Höhle gibt es eine Funksprechanlage, zwar ein sehr altes Modell, aber wie sie merkte, noch voll funktionstüchtig. Sie hat dazu lediglich den alten Generator anschmeißen müssen. Ob ihr Vater dies alles hier hergebracht hatte? Sie würde es wohl nie erfahren, an der Felswand über dem Funkgerät, sind ihre Koordinaten eingemeißelt und mit Farbe ausgeschmiert. Mal sehen, wie das noch funktionierte, sie drehte an den Rädchen, es dauerte eine Weile, bis sie endlich die gesuchte Frequenz gefunden hatte, dann gab sie ihre Position durch. Sie schaltete wieder alles aus, verließ die Höhle durch den getarnten Eingang und begab sich zu dem Treffpunkt. Kapitel 29: Neue Probleme ------------------------- Endlich geschafft, es geht in Gesyria weiter. Dummerweise hatte ich keine Ahnung was nach Serenas Rückkehr in ihre Welt, in Gesyria geschehen soll. Lange habe ich hin und her überlegt, doch dank risuma habe ich den Faden wiedergefunden – risuma, herzlichen Dank für deine Hilfe. Da ja eine lange Zeit vergangen ist, versuche ich eine kleine Zusammenfassung, der letzten Ereignisse in dem geheimnisvollen Land Gesyria. Wie ihr vielleicht noch wisst ist Serena nicht freiwillig in jenem Land, in dem sie, laut einer Prophezeiung regieren soll. Zuerst will Rudger, der damalige, selbsternannte Machthaber, sie benutzen, um die Kontrolle über die Drachen zu bekommen, was ihm aber nicht gelingt. Fortan trachtet er Serena nach dem Leben. Mit Hilfe ihrer neuen Freunde - Baltrock, dem ehemaligen Heerführer Rudgers, Rowina, der Hohepriesterin, Sheherazade, der Anführerin der weißen Drachen, Toran, ihrem Cousin, Tien-Ma, einem ganz besonderem Pferd der schwarze Rotaugendrache, der Serena auf seinem Rücken fliegen lässt und nicht zuletzt auch Drakos, die Drachenseele, die sie beherbergt – besteht sie alle Herausforderungen. Sie schaffen es, Rudger aus der Hauptstadt zu vertreiben, allerdings muss sich Serena dazu auf einen Zweikampf mit ihm einlassen. Bis es zu diesem kommt, herrscht eine Art Waffenstillstand. Für die junge Frau, der richtige Zeitpunkt, in ihre eigene Welt zurückzukehren, um sich den dortigen Problemen zu stellen. So, ich hoffe ihr seid wieder in der Fic drin, ansonsten hilft nur, alles nochmal lesen *grins* eure night-blue-dragon ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 28 Neue Probleme Ärgerlich läuft Rudger auf und ab, gerade hat er erfahren, das der erste Mordanschlag erfolglos war. Er hat diese schwarzhaarige Frau schon wieder unterschätzt, aber einen Trumpf hat er ja noch im Ärmel. Vincent wird sie schon erledigen, seine Ähnlichkeit mit dem Mann, den er einmal bei ihr gesehen hat, wird ihn näher an sie heranbringen, als sonst irgendwas. Menschen sind nun mal gefühlsgesteuert, er kennt sich darin aus, auch Serena wird da keine Ausnahme sein, wenn sie dem Charme Vincents erst erlegen ist, ist ihr Ende endgültig. In der Zwischenzeit treibt er seine Pläne voran, seine Armee ist fast bereit, er muss sie lediglich noch zusammenziehen, dann ist er fertig für einen Krieg. Wenn er seinen Bruder jetzt noch ausfindig machen könnte, wäre das perfekt. Angesichts seiner Fehlschläge, die Serena betreffen, bereitet er sich auf diesen Zweikampf vor, er will ihr nicht unvorbereitet gegenüber stehen. Doch dazu muss er seinen Bruder hier haben und mit ihm zu der Quelle der Schwarzen Magie reiten. Außerdem gibt es noch eine Möglichkeit Serena, und der Stellung ihrer Familie in dieser Gesellschaft, nachhaltig zu schaden. Das Baltrock auf das gleiche Geschlecht steht, weiß er, diese Tatsache hat er ja ausgenutzt um ihn zu seinem Heerführer machen zu können. Zufällig hat er herausgefunden, wer sein derzeitiger Freund und Bettpartner ist. Niemand anderes als der Thronfolger, wenn er das nicht zu seinem Gunsten verwenden kann, dann kann ihm nichts mehr helfen. Er hat noch den ein oder anderen Bediensteten in seinem Schloss, der ihm zugetan ist. Einen davon sucht er auf. Ja, er kann das, denn er hat ja noch immer die Drachenträne, daran hat dieses Weib nicht gedacht. Seinem Untergebenen, erläutert er seinen Plan und reicht ihm zwei Fläschchen, die mit einer klaren, geschmacklosen Flüssigkeit gefüllt sind. Sein perfider Plan beginnt, zufrieden kehrt er auf seine Ländereien zurück, er ist sich sicher, das er schon bald wieder auf dem Thron sitzen wird. Einige Tage später erreicht ihn einer seiner Späher, dieser berichtet von dem Versagen Vincents und dessen Ende. Das sind keine guten Neuigkeiten, er muss sich wohl doch auf den Zweikampf einlassen. Die andere Neuigkeit gefällt ihm schon wesentlich besser, die besagt nämlich, das sich Serena zurück in ihre Welt begeben hat. Wenn das kein Glück ist, so hat er freie Bahn bei Toran, jetzt kann ihn nichts mehr aufhalten. Schon bald machen Gerüchte über die Liebschaften des Thronfolgers, in der Hauptstadt die Runde. Schon die Neigung zum eigenen Geschlecht, sorgt bei der besseren Gesellschaft für einigen Unmut, da wettern bald jene am lautesten, die am meisten zu Verbergen haben. Angeblich soll der Prinz kleine unschuldige Jungs bevorzugen, sein Vater soll davon Wissen und alles unter den Teppich kehren. Es fängt an in der Stadt zu brodeln, es wird Kritik laut, wie es sein kann, das so ein Perversling, sicher und ohne Strafe, in dem Palast sitzt. Toran unterdessen versucht, die Vorwürfe zu entkräften, doch er ist bald nicht mehr Herr seiner Sinne, wilde Albträume quälen ihn, in denen zu sehen ist, was er angeblich getan hat. Unbemerkt flüchtet er sich in den Alkohol, wird immer unbeherrschter. Zu diesem Zeitpunkt erreicht sein Vater die Stadt, schon vorher ist ihm zugetragen worden, was seinem Sohn vorgeworfen wird. Er kann es nicht glauben, doch als er seinen Sohn sieht, fällt es ihm schwer, es nicht zu tun. Er berät sich mit Silas, dieser empfiehlt ihm, Toran weit weg zu schicken und das sofort, bevor die Stimmung im Volk total umkippt. Schweren Herzens stimmt der König ihm zu, er hat nicht erwartet auf solche Schwierigkeiten zu stoßen. Serena hat alles geregelt, hat ihm ein ruhiges Land übergeben und nun das. Wäre sie doch nur hier, sie wüsste bestimmt, was zu tun wäre. Unterdessen sucht Silas die vertrauenswürdigsten seiner Soldaten aus, bereitet die Zwangsabreise des Thronfolgers vor, er selbst wird diesen Trupp bis Theros begleiten. Es ist ein langer Weg dahin, vielleicht kommt der Prinz unterwegs wieder zu Verstand. Früh am nächsten Morgen brechen sie auf, sie nehmen Toran in die Mitte und sorgen dafür, das sie auch gesehen werden. Es soll sich in der Stadt rumsprechen, das der Prinz, in Gewahrsam der Soldaten die Stadt, verlassen hat. Der König lässt entsprechende Gerüchte streuen, die nach einiger Zeit Wirkung zeigen und allmählich kehrt wieder Ruhe in der Bevölkerung ein. Eine Woche nach der Abreise Torans kommt Baltrock zurück und erfährt von den Ereignissen, das kann er nicht glauben. Er bittet darum, dem Prinzen nachreisen zu dürfen, doch es wird ihm verwehrt, es gibt jetzt dringenderes zu tun, als sich um dem Gemütszustand Torans zu kümmern. Diese Anweisung kommt direkt vom König, er hat keine andere Wahl, als diesem Befehl zu gehorchen. Schon bald hat er keine Zeit mehr an seinen Freund zu denken, dennoch lässt er alle Aussagen überprüfen und kommt letztendlich dem Intrigenspiel Rudgers auf die Schliche. Doch der Schaden, den dieses angerichtet hat, ist groß, es wird lange dauern bis er behoben ist. So wie der Rotblonde die Lage einschätzt wird Serena nichts anderes übrigbleiben, als auf den Thron zu steigen. Baltrock ist in den nächsten Wochen viel unterwegs, reitet von Garnison zu Garnison. Hält Manöverübungen ab, legt die Garnisonen zusammen. So zieht er langsam Growins Heer wieder zusammen. Im gleichen Maß finden auch bei Rudger Truppenbewegungen statt, obwohl sich Rudger an die Vereinbarung mit Serena hält, macht sich eine bedrohliche Stimmung im Land breit. Inzwischen sind die Ereignisse aus der Hauptstadt bis in den letzten Winkel des Landes vorgedrungen. Des öfteren sieht man auch wieder Drachen über das Land hinweg fliegen, ihre Anwesenheit wird gleichzeitig positiv wie negativ aufgenommen. Während der Rotblonde nun nordöstlich die Soldaten zusammenzieht, macht Silas das im südwestlichen Bereich, da er sowieso in der Gegend ist. Als er die Soldaten zusammengezogen hat, schickt er sie auf den Weg nach Norden, lediglich die Garnison in Theros bleibt zurück. Hier sind die, sagen wir mal, schwierigen Soldaten stationiert. Es sind im Grunde genommen gute Männer, nur haben die meisten Schwierigkeiten, sich den Befehlen unterzuordnen, dann sind hier noch diejenigen hin versetzt worden, die mit ihrer Neigung zur gleichgeschlechtlichen Liebe, in anderen Truppenverbänden nicht erwünscht sind. Der Befehlshabende Kommandant muss hier schon eine sehr starke Persönlichkeit sein, um mit diesen Männern fertig zu werden. Kristanus ist dort der Schlimmste, im Grunde genommen ein sehr guter Soldat mit Führungsqualitäten, die er jetzt leider nicht zum guten einsetzt. Wenn sich nicht bald was ändert, muss Silas eine Entscheidung fällen, die ihm nicht behagt. Natürlich hat er gewusst, was für ein wilder Haufen hier stationiert ist, aber das es so schlimm ist, damit hat er nicht gerechnet. Wenn er jetzt so überlegt, ist es keine gute Idee gewesen, den Prinzen hierher zu bringen. Unterwegs dorthin normalisierte sich sein Verhalten, doch er ist noch nicht der Alte, etwas scheint in ihm zerbrochen zu sein. Entsprechend ist sein Auftreten, damit kann er bei diesen Männern keinen Blumentopf gewinnen. Außerdem sind ihnen die Gerüchte um Torans angeblichen Tun zu Ohren gekommen. Das macht die Lage noch schwieriger, solange sich Silas dort aufhält, wird es keiner wagen Toran anzugreifen, aber er kann nicht ewig dort bleiben. Silas muss sich auch noch um andere Dinge kümmern. Länger als noch zwei oder drei Wochen kann er nicht hier bleiben, dann muss er wieder zurück. Es gelingt ihm nicht, Toran zu mehr Selbstbewusstsein zu verhelfen. Dann muss dieser es eben auf die harte Tour lernen, er bricht mit seinen Soldaten auf. Es hat beunruhigende Berichte aus dem weiteren Umland gegeben, dem will er nun nachgehen. Er hat es nicht eilig, im Morgengrauen des zweiten Tages traut er seinen Augen nicht. Unterdessen ist Baltrock wieder unterwegs nach Al Djuras, dort ist der größte Teil der Armee stationiert. Er hat alle Hände voll zu tun, nicht nur, dass er regelmäßige Übungen abhält, nein, er muss sich auch um die logistische Seite kümmern. Eine solche Menge an Soldaten, will versorgt sein, der Nachschub an Nahrungsmitteln darf nicht abbrechen. In seinem bisherigen Leben hat er gelernt, das die Moral der Soldaten mit dem Essen steht und fällt. Nach einiger Zeit ist alles angelaufen, er braucht sich nicht weiter darum zu kümmern, dafür hat er jetzt seine Offiziere. Einige Wochen, nachdem Baltrock Rowina zu den Drachen gebracht hat, erscheint diese wieder in Al Djura. Sie bringt beunruhigende Neuigkeiten mit, ihre Nachricht, Torans Versagen und der anstehende Krieg, lassen die Bevölkerung mutlos werden. Sheherazade, Rowina und Baltrock sind sich einig, dieses Land steuert führerlos auf eine Katastrophe zu. Sollte Rudger jetzt zuschlagen, hat er ein leichtes Spiel. Sie müssen Serena wieder zurück holen, sie ist die Einzige, die dem Land und seinen Menschen jetzt noch Halt geben kann. Mit im Gepäck hat Rowina die letzte Drachenträne. Mit ihrer Hilfe, können sie Serena zurückholen. Aber sie haben nur einen Versuch, nur einmal können sie in Serenas Welt springen um sie herzuholen, danach ist ihre Macht verbraucht. Inzwischen auf den Ländereien Rudgers. Dieser ist außer sich vor Freude, endlich ist es ihm gelungen seinen Bruder zu finden und herzuholen. Sie stehen sich gegenüber, Rupert ist immer noch verwundert, wie sein Bruder ihn gefunden und vor allem, auf welchem Wege er ihn nach Hause gebracht hat. „Seit wann kannst du das denn?“ fragt er verblüfft nach. „Ich habe in der Vergangenheit viel gelernt. Es würde jetzt allerdings zu weit führen, dir das zu erklären. Wir haben dringender Probleme.“, erwidert Rudger grinsend. Er erläutert seinem Zwilling die Situation, nachdem er geendet hat, senkt sich Schweigen zwischen die Brüder. Rupert muss das alles erst einmal verarbeiten. Schließlich berichtet er in knappen Worten, was er seit damals erlebt hat. Die jüngsten Ereignisse interessierten Rudger am meisten. „Serena hat sich also verliebt, in diesen blauäugigen Kerl.“, fasst er kurz zusammen. Sein Gegenüber nickt bestätigend. Rudger steht auf, sinnierend geht er auf und ab, abrupt bleibt er stehen. „Was meinst du? Wird sie alles für ihn tun? Wird sie ihn retten wollen?“, will er wissen. „Oh, das wird sie, da bin ich mir ganz sicher.“, bekommt er zur Antwort. Ein teuflisches Grinsen breitet sich auf dem Gesicht, des ehemaligen Machthabers Gesyrias aus. „Dann werden wir dem Guten einen Besuch abstatten und ihn hier her einladen.“ Schnell wird er wieder ernst. „Vorher müssen wir noch eine Sache klären. Ich habe dir erzählt, das ich Serena herausgefordert habe. Nur habe ich allein nicht wirklich eine Chance gegen sie zu bestehen.“ Aufmerksam hört Rupert zu. „Und was willst du mir damit sagen? Sollen wir zu zweit gegen sie kämpfen?“, so ganz kann er dem Gedankengang seines Bruders nicht folgen. „Ja, genau das will ich damit sagen, nur das wir als eine Person kämpfen werden.“, gibt der einige Minuten Ältere zurück. „Und wie soll das gehen?“, fragt der Jüngere argwöhnisch zurück. Rudger erklärt seinem Zwilling sein Vorhaben, er ist auf dessen Zusammenarbeit, bzw. seine Zustimmung angewiesen. „Ist diese Verbindung dauerhaft?“, hakt Rupert nach. Der Gedanke sich aufgeben zu müssen behagt ihm gar nicht. Sein Bruder ahnt die Gedanken seines Zwillings, er kann ihn gut verstehen, da auch er sich selbst aufgeben muss. „Ja, diese Verbindung wird dauerhaft sein.....Ich habe keine Ahnung, was aus unseren Persönlichkeiten wird. Nur eines weiß ich genau, dass das der einzige Weg ist, dieses penetrante Weib loszuwerden und endgültig die Herrschaft hier zu übernehmen.“ Wieder senkt sich tiefes Schweigen über die Brüder. Rupert steht auf, geht hin und her, wägt alle Vor- und Nachteile ab. Schließlich hat er einen Entschluss gefasst. Mit kalten Augen sieht er seinen Bruder an. „Du bist bereit deine Persönlichkeit aufzugeben, um an dein Ziel zu kommen?“ Rudger nickt bestätigend. „Gut, ich bin einverstanden....“, ein böses Grinsen schleicht über sein Gesicht. „.... Es wird sowieso Zeit, das ich mich verändere.“ Rudger ist erleichtert, mit diesem Einverständnis, steht der Machtübernahme nichts mehr im Weg. „Dann können wir uns ja jetzt um den Freund dieser Hexe kümmern.“, voller Enthusiasmus macht sich Rudger an die Arbeit, sein Bruder beobachtet ihn mit gemischten Gefühlen. Viel Zeit, um die Fähigkeiten seines Zwillings kennen zu lernen hat er nicht gehabt. Die Sache jetzt mit Kaiba, wird zeigen, wie gut sein Bruder wirklich ist. Einen Haken gibt es doch, stellt Rudger fest. Er kennt diesen Freund von Serena nicht gut genug, um ihn zu finden. Wohl oder übel, muss Rudger seinen Bruder unterweisen. Dieser begreift sehr schnell und wenige Tage später ist es soweit. Mit ein paar vertrauenswürdigen Männern machen sie sich auf den Weg nach Süden, ihr Ziel......die Quelle der schwarzen Magie. Sie wollen Kaiba noch nicht so früh holen, er wäre jetzt nur Ballast. Als sie nur noch drei stramme Tagesritte von ihrem Ziel entfernt sind, bereiten sich die Zwillingsbrüder auf die Entführung vor. Rupert schreibt eine kurze Nachricht an seine Stieftochter, damit sie auch weiß, wo sie ihren Liebsten suchen muss. Jetzt steht Rupert da und konzentriert sich auf seinen Feind - Seto Kaiba. Rudger hat sich bei seinem Bruder eingehakt, in der Hand hält er ein kurzes Stück Holz. Dieses will er nutzen, um dem Mann, den sie holen wollen, niederzuschlagen. „Ich hab ihn.“, verkündet Rupert, im nächsten Moment tauchen sie hinter ihrem Opfer auf. Bevor dieser auch nur im Ansatz reagieren kann, wird er brutal niedergeschlagen. Die Zwillinge nehmen den Bewusstlosen in die Mitte und sind in der nächsten Sekunde wieder verschwunden, zurück bleibt ein Brief für Serena. „Ich dachte du wolltest den Kerl lebend haben?“ murrt Rupert, sieht dabei auf den Mann zu seinen Füssen. Zu gern hätte er ihn leiden lassen, diesen kalten, arroganten Geschäftsmann hätte er gern gebrochen. „Keine Sorge...“, antwortet Rudger, „...so schnell stirbt keiner.“ Wie zur Bestätigung seiner Worte, regt sich ihr Gefangener. „Sieh an, der große Seto Kaiba erwacht.“, spöttelt Rupert, „Du hast ihn doch nicht erschlagen.“, redet er an seinen Bruder gewandt weiter. „Eigentlich Schade.“ Rudger verdreht genervt die Augen. „Ich hab dir doch gesagt, das wir ihn noch brauchen. Also halte dich zurück.“ „Ja, Ja, keine Sorge...“, erwidert Rupert pikiert, „....das heißt nicht, das ich ihn mit Samthandschuhen anfassen muss.“ Zur Bekräftigung seiner Worte, verpasst er dem verhassten Mann am Boden einen schmerzhaften Tritt in die Rippen. Dieser schlägt stöhnend die Augen auf und versucht sich zu orientierten. In Seto Kaibas Kopf macht sich heftiger Schmerz breit, der mit jedem Herzschlag neue Impulse bekommt, vorsichtig tastet er die schmerzende Stelle ab, eine riesige Beule hat sich gebildet. Was ist geschehen? Er erinnert sich, das er in seinem Büro gesessen hat, als jemand aus dem Nichts auftaucht und ihn sofort niedergeschlagen hat. Er hört Stimmen, die eine kommt ihm sehr bekannt vor. „Sieh an, der große Seto Kaiba erwacht.....Du hast ihn doch nicht erschlagen.....eigentlich Schade“ „Ich habe dir doch gesagt, wir brauchen ihn noch. Also halte dich zurück.“, antwortet eine fremde Stimme. „Ja ja, keine Sorge, das heißt aber nicht, das ich ihn mit Samthandschuhen anfassen muss, klar Rudger.“ Ein schmerzhafter Tritt in die Rippen bringt Seto vollends zur Besinnung, er macht die Augen auf, sieht sich um. Er liegt in einem Wald, auf dem Boden. „Hoch mit ihm.“, befiehlt die bekannte Stimme. Moment mal, ist das nicht die Stimme von Rupert Brighton? Serenas Stiefvater? Aber der ist doch im Gefängnis. Er wird brutal am Arm gepackt und auf die Beine gezerrt, der Schmerz in seinem Kopf breitet sich explosionsartig aus, ihm wird übel, die Sinne drohen ihm zu schwinden. Eisern kämpft er gegen die Ohnmacht und Übelkeit an, er wird vor seinen Gegnern keine Schwäche zeigen. Rudger packt den Brünetten am Arm, zerrt ihn auf die Beine. Neugierig betrachtet er ihre Geisel, sieht mit Genugtuung, das Kaiba mit sich zu kämpfen hat. „Das ist also der Freund, dieser blauäugigen Hexe?“ fragt er Rupert. „Ja, das ist er. Sie wird alles tun, um ihm zu Helfen, glaube mir, solange wir ihn als Geisel haben, sind ihr die Hände gebunden.“, antwortet dieser zufrieden. Deutlich kann Rudger die Verwirrung in den blauen Augen seines Gefangenen sehen. „Weißt du, wo du bist? Hast du eine Ahnung, mit wem du dich eingelassen hast?“, will er von Kaiba wissen. Bekommt aber als Antwort nur einen eisigen Blick. Diese Augen erinnern ihn unangenehm an die von Serena. „Dein eisiger Blick nützt dir nichts, du kannst mich damit nicht einschüchtern. Du willst mir nicht antworten, auch gut, ich denke, du weißt nicht, wo du bist, ich sag’s dir. Du bist in Gesyria, hier kommt dir niemand zur Hilfe. Hier bist du uns ausgeliefert.“, eröffnet Rupert ihm. Nun antwortet Seto doch, „Da bist du schief gewickelt.“ „Ach, wie süß....“, mischt sich Brighton ein, „....glaubst du wirklich, dass dir meine Stieftochter helfen wird? Das kann sie gar nicht, dazu fehlen ihr die nötigen Voraussetzungen, mach dir da mal keine Hoffnungen.....Los Boris, binde ihn aufs Pferd, wir wollen endlich los“ Kapitel 30: Serenas Rückkehr ---------------------------- Serenas Rückkehr Baltrok wirkt nervös, Rowina versucht ihn zu beruhigen. „Es ist nicht schlimm. Du musst dich nur auf Serena konzentrieren, dabei musst du darauf achten, wo sie sich befindet und suchst dir einen Punkt, an dem du gefahrlos erscheinen kannst.“ Der Heerführer soll Serena nach Gesyria holen, es geht nicht anders. Die Bevölkerung braucht jemanden, dem sie vertrauen, der Stark ist und Zuversicht ausstrahlt. Überraschender Weise hat Gorwin abgedankt, er hat nicht mehr die Kraft, die Geschicke des Landes zu lenken. Die Sache mit seinem Sohn hat ihm den Rest gegeben, jetzt ist Gesyria ohne Herrscher, provisorisch leitet ein vertrauenswürdiger Berater das Land. Sie haben keine Wahl mehr, Serena muss zurück. Die letzten Tage hat Rowina den Rotblonden in der Benutzung der Drachenträne unterwiesen. Diesem behagt die Sache gar nicht, er ist ein Krieger, von Magie versteht er nichts, könnte er wählen, würde er immer einen Schwertkampf der Magie vorziehen. Aber er kann nicht wählen, er muss Serena finden und wieder herholen. Entschlossen macht er sich daran, Serena zu suchen. Endlich hat er sie gefunden, sorgsam wählt er den Ort aus, an dem er Erscheinen will, in der nächsten Sekunde, findet er sich genau dort wieder. Hm, die Tür war eben noch auf, heftig öffnet Baltrok die Tür, Serena fährt herum, ihr Blick ist erst verwundert, dann erleichtert. „Herrin, ihr müsst kommen, eure Anwesenheit ist dringend erforderlich.“, der Heerführer will keine Zeit verlieren, verblüfft bemerkt er erst jetzt, das Serena schon bereit ist. „Habt ihr mich erwartet? Ihr seid ja schon reisefertig.“, will er wissen. „Nein, erwartet habe ich dich nicht, aber dich schickt der Himmel, lass uns gehen.“ , antwortet sie. Ein junger schwarzhaariger Mann betritt das Zimmer. „Was ist hier los?“, fragt er erstaunt, sein Blick geht zwischen Serena und Baltrok hin und her, der Hüne merkt daran, das es in diesem Land offensichtlich nicht üblich ist, so bewaffnet zu sein. Seine Herrin umarmt den jungen Mann kurz. „Ich bring dir deinen Bruder wieder zurück, hab nur etwas Geduld.“, verspricht sie ihm, danach hält sie sich am Arm Baltroks fest, kurze Zeit später ist sie wieder in Gesyria. Nie hat sie gedacht, so schnell wieder hier zusein, fast ist es, als sei sie nie weg gewesen. Sie läßt sich von Baltrok und Rowina erzählen, was in ihrer Abwesenheit alles geschehen war, es sieht gar nicht gut aus. Das Land steht kurz vor einem Krieg, beide Seiten sammeln ihre Heere, man kann die Spannung in der Luft förmlich spüren. Beide sind froh, Serena wieder hier zu haben, sie ist die einzige, die einen Krieg verhindern kann. Serena hingegen fühlt sich in dieser Rolle überhaupt nicht wohl, ihr liegt es in erster Linie daran, Seto zu finden. Gegen Abend würden die Späher wiederkommen, vielleicht hat einer ihren Liebsten gefunden. Seit sie wieder hier ist, fühlt sie Drakos Präsens mehr denn je, die Macht, die in diesem Drachen steckt, spiegelt sich in ihrer ganzen Ausstrahlung wieder. Sie nennt ihn zwar öfters Kleiner, aber eigentlich ist er schon fast erwachsen, genau das spürt sie jetzt. Wenn das hier alles vorbei ist, wird sie sich von ihm trennen müssen, wie gesagt, wenn alles vorbei ist und sie es lebend überstanden hat. ‚Glaubst du dein Freund lebt noch?’ fragt Drakos vorsichtig, er weiß, das sie auf dieses Thema empfindlich reagiert. ‚Natürlich’ kommt es auch prompt scharf zurück. ‚Sie werden es nicht wagen ihn zu töten, sie brauchen ihn noch um mich zu erpressen.’ ‚Und...wirst du dich erpressen lassen?’ hakt der Drache nach. ‚Nicht, wenn ich es vermeiden kann, darum will ich, dass er rechtzeitig gefunden wird.’, nach kurzem Schweigen fragt sie ihn ‚Kannst du nicht helfen ihn zu finden?’ Sie kann spüren wie sich Drakos windet, schließlich antwortet er. ‚Ich halte es für keine gute Idee, jetzt hier zu erscheinen. Aber der Alte, dem du am ersten Tag begegnet bist, der kann dir bestimmt helfen.’ Sie denkt an die imposante Erscheinung des Drachens damals, er ist riesig, dicke Muskelpakete sind unter der dunkelgrauen Haut zu erkennen, er hat gefährlich spitze Stacheln auf seinem Rücken, die ganze Wirbelsäule entlang. Seine Zähne sind messerscharf, genauso wie seine Krallen, auch an seinen gewaltigen Flügeln hat er scharfe Krallen, die er wie Dolche benutzen kann und der Blick seiner goldgelben Augen ging bis in den letzten Winkel ihrer Seele. Eine sehr majestätische Erscheinung, entsprechend hat sie gehandelt. Bei dem Gedanken diesen Drachen wiederzusehen schaudert es sie, irgendwie hat sie das Gefühl, das er keine Lust haben wird, ihr diesen Wunsch zu erfüllen. ‚Wo finde ich ihn.’, fragt sie leise. ‚Reite östlich an den Gräbern vorbei, er wird dich finden.’, gibt Drakos Auskunft, woher er das weiß, kann er nicht sagen, aber er weiß genau, dass es der richtige Weg ist. Sie bemerkt, das Baltrok und Rowina sie fragend ansehen, sie ist so in Gedanken versunken, das sie den Beiden nicht mehr zugehört hat. Sie wendet sich an Baltrok. „Ist der schwarze Hengst hier in der Nähe? Du weißt schon, der, den ich damals geritten habe.“ „Es ist schon ziemlich unheimlich, er kam eine Stunde vor euch hier an, fast so als hätte er gewusst, das ihr kommt.“,nickt er. Man kann sehen, das er sich unbehaglich fühlt. „Er hält sich vor den Toren auf, er wird sicher kommen, wenn ihr nach ihm ruft.“ Sie hebt fragend eine Augenbraue. „Naja....“, beantwortet er die stille Frage, „... niemand hat mehr versucht ihn zu zähmen, besser gesagt, niemand würde es wagen ihm nachzustellen. Jeder weiß, er gehört zu euch und keiner möchte euren Zorn auf sich ziehen.“ Schon im gehen, sagt sie noch, „Ich bin am frühen Abend wieder zurück.“ Und eilt vor die Tore der Stadt. Al Djura ist nur eine kleine Garnisonsstadt, in der man von den Soldaten und ihren Familien lebt. Sie liegt abseits der Handelswege, weswegen sich nur wenige Händler hier einfinden. Der Bedarf dieser Stadt wird durch das Umland gedeckt, das heißt durch Bauern, Jäger und die wenigen festen Händler, die hierher kommen. Sogar einige Fischer finden ihr Auskommen. Natürlich ist hier alles an Handwerk vertreten, was man für eine Stadt und seine Bewohner braucht. Vor allem gibt es hier gute Waffenschmiede, Serena konnte sich davon überzeugen, sie suchte damals nach einem Schwert für sich, weil sie das Drachenschwert ihres Waffenmeisters noch nicht benutzten wollte. Die Stadt hat sich nicht viel verändert, seit ihrem letzten Besuch, obwohl hier mehr Zeit als in ihrer Welt vergangen ist. Man hat sie auch nicht vergessen, als sie durch die Straßen eilt, machen die Leute ihr ehrfurchtsvoll Platz, sie bedankt sich mit leichten Kopfnicken. Dann steht sie vor den Toren der Stadt, sie sieht in die Ebene, stößt einen schrillen Pfiff aus, der wenig später von einem freudigen Wiehern des Hengstes erwidert wird. Im wilden Galopp kommt er heran, stoppt genau vor ihr und stupst sie vorsichtig an. „Hallo mein Schöner, hast du Zeit für einen Ausritt?“ begrüßt sie ihn, er dreht ihr die Flanke zu, mit einem Satz ist sie auf seinem Rücken, kaum das sie sitzt, tänzelt er herum und jagt, wie der Sturmwind, davon. Sie hat die Gräber passiert und trabt weiter in Richtung Berge, inständig hoffend der Drache würde sich bald zeigen. Sie folgt einer Senke, hinter einer Biegung bleibt der Hengst abrupt stehen. Direkt vor ihm liegt der Drache, den sie gesucht hat, er scheint zu schlafen. Jedenfalls hat er den Kopf auf dem Boden gelegt, hält die Augen geschlossen. Serena kommt sich auf einmal ziemlich klein vor, findet den Gedanken, dieses Geschöpf um Hilfe zu bitten, absurd. Sie wendet ihr Pferd, um wieder fortzureiten. „Wieso gehst du wieder? Du hast mich gesucht und gefunden, nur um gleich wieder umzudrehen?“ er richtet den Blick seiner goldgelben Augen auf sie, „Oder fürchtest du dich vor mir?“ Serena springt vom Pferd, macht ein paar Schritte auf den Drachen zu, verbeugt sich. „Nein, ich habe keine Furcht vor euch.“, gibt sie ihm zu verstehen. „Und wenn ich dich nun töten wollte?“ fragt der Drache herausfordernd, lächelnd antwortet die junge Frau, „Dann hättet ihr es schon bei unserer ersten Begegnung getan, nicht wahr?“ Das Grinsen des Alten gleicht dem Zähnefletschen eines Hundes. „Stimmt...“, bestätigt er. „... also, was begehrst du von mir?“ Sie erklärt es ihm und wartet auf seine Antwort, mit der er sich lange Zeit lässt. „Hm, ich fürchte ich kann dir nicht helfen, meine Liebe, so gern ich es auch würde.“ Die Enttäuschung kann sie kaum verbergen, die diese Worte in ihr hervorrufen, sie schließt kurz die Augen um sich wieder zu sammeln. ‚Sag ihm, er muss dir helfen’, drängt Drakos, Serena schüttelt den Kopf und sagt, „Verzeiht, das ich euch mit meiner Bitte belästigt habe.“. Enttäuscht dreht sich die Schwarzhaarige um und will gehen. „Warte...“, ruft der Alte hinterher, „... du bist enttäuscht, das kann ich sehen, aber warum beharrst du nicht auf meine Hilfe?“ „Hätte es denn Sinn?“ ,kurz blickt sie übr ihre Schulter zurück, „Wohl nicht. Es war vermessen von mir, darauf zu hoffen, das ihr mir meinen Wunsch, erfüllen würdet. Er muss meinetwegen leiden, ich kann diesen Gedanken kaum ertragen. Dieses Land steht vor einem Krieg, einem Krieg der bis vor kurzem nicht der meine war....Jeder hier bringt Opfer, aber ich will nicht ihn opfern für eine Sache, mit der er nichts zu tun hat, das hat er nicht verdient.“ Ihre Stimme erstirbt, Tränen rinnen über ihr Gesicht. Sich wieder voll dem Drachen zuwendent, fährt sie fort. „Ihr müsst verstehen, mein Stiefvater ist hier. Um mich hierher zu locken, um mit mir abzurechnen, hat er Seto entführt. Wenn ich den einen finde, werde ich auch den anderen finden, dann wird passieren, was immer auch passieren muss.“ „Ich verstehe dich gut....“, spricht der Alte, „....nur das du nicht einen Gegner haben wirst, sondern zwei – Rupert, deinen Stiefvater und Rudger, der versucht hat dich für seine Zwecke zu missbrauchen – ist dir nie die Ähnlichkeit zwischen den Beiden aufgefallen?“ Verwirrt schüttelt Serena den Kopf, woher kennt er den Namen ihres Stiefvaters, ihr Kopf schmerzt. „Die Beiden sind Brüder, eineiige Zwillinge, um genau zu sein. Du musst dich also vor Beiden in Acht nehmen. Was deine Bitte betrifft, du besitzt alles nötige, um deinen Freund zu finden.... Du solltest jetzt nach Hause zurück kehren.“ Serena hat noch viele Fragen, doch der Drache erhebt sich, streckt seine mächtigen Flügel, beendet so ihr Gespräch. „Noch eins...“, der Drache steht in voller Größe vor ihr, und sieht auf sie herunter, „...reite in drei Tagen bei Sonnenaufgang in diese Richtung, du musst in die Drachenberge, dort wirst du lernen, wie du dem vereinten Bösen begegnen kannst.“ Nach diesen Worten bewegt der Graue seine Schwingen, stößt sich vom Boden ab, schraubt sich in die Luft und fliegt Richtung Berge davon. Gedankenverloren macht sich Serena auf den Heimweg, sie hat viele Fragen und Drakos ist ihr nicht sehr behilflich Antworten zu finden. Während sie sich der Stadt nähert, warnt Serenas Instinkt sie vor einer Gefahr, wachsam reitet die junge Frau näher, kaum, das sie den letzten Hüglekam erklommen hat, erstarrt sie. Ungläubig sieht Serena ein großes Heer vor der Stadt lagern. Es reicht fast um die ganze Ortschaft herum. „Tja...“, murmelt sie, „...wie kommen wir da jetzt durch?“ Gerade als sie erwägt umzukehren, wird sie entdeckt. ‚Toll’, denkt sie, ‚und jetzt?’ Drakos meint leichthin, ‚Frechheit siegt, du sitzt auf dem besten Pferd, dass je unter dieser Sonne gewandelt ist, galoppiere doch einfach durch ihre Reihen. Bis die begriffen haben, was los ist, hast du die Stadt schon erreicht.’ „Ich soll dadurch reiten?... Einfach so?..... Hm.... na Schwarzer, sollen wir?“ Fragt die Blauäugige ihr Pferd, täschtelt dabei seinen Hals. Der Hengst nickt, setzt sich augenblicklich in Bewegung, im leichten Galopp steuern sie auf das Lager zu, jede Sehne und jeden Muskel zum zerreißen gespannt. Dem Gefangenen schmerzt jeder Knochen im Leib, er hat noch nie auf einem Pferd gesessen, jetzt muss er den ganzen Tag auf einem verbringen. Zwar hat er nach einer Weile herausgefunden, wie man locker auf dem Tier sitzen kann, ohne ständig durchgeschüttelt zu werden, aber es ist dennoch anstrengend, zumal die Gruppe ein ziemlich hohes Tempo an den Tag legt. Gegen Abend wird endlich Rast gemacht. Unsanft zerrt man Seto vom Pferd, seine Beine versagen ihm auch sogleich den Dienst. „Na mein Hübscher....“, stichelt Rupert, „....keine Kraft mehr? Glaub ja nicht, das du es dir bequem machen kannst...“ An Boris gewandt befiehlt er, „Binde ihn dort an den Baum, der soll nicht meinen, er sei hier auf Erholung.“ Dabei grinst er Kaiba böse an. „Keine Erholungsreise?....“, spöttelt der Braunhaarige, „....Schade, dann kann ich mich beim Veranstalter auch nicht wegen des schlechten Animationsprogramms beschweren? Wirklich bedauerlich.“ Kaum das er ausgesprochen hat, bekommt er eine schallende Ohrfeige, die ihn unweigerlich von den Beinen gefegt hätte, wenn ihn dieser Boris nicht festgehalten hätte. „Noch ein Wort und du sagst nie wieder etwas.“ Serenas Stiefvater bebt vor Zorn, sein Bruder versucht ihn zu beruhigen. „Noch kannst du ihn nicht umbringen, Idiot, wir brauchen ihn noch.“ Wütend rollt Rupert mit den Augen, „Wer sagt, das ich ihn umbringen will, ich kann ihm auch die Zunge rausschneiden, dann kann er auch nichts mehr sagen.“, missbilligend sieht ihn sein Bruder an. „Später.... später kannst du mit ihm machen was du willst. Im Augenblick muss er vollständig bleiben.“ ‚Tolle Aussichten’ denkt der Geschlagene düster, inzwischen hat ihn der Kahlköpfige an den Baum gebunden, die Fesseln schnüren ins Fleisch, doch bei seinem malträtierten Körper fällt das nicht weiter auf. Rudger kommt auf ihn zu. „Deinetwegen wollte sie also immer wieder zurück? Hm, dann bist du Mitschuld daran, das mein Plan gescheitert ist. Sag, was hat sie dir alles erzählt? Über das Land in dem sie geboren ist, über das sie herrschen soll. Du bist überrascht? Die dumme Zicke hat das ausgeschlagen, sie weigert sich die Krone anzunehmen. Eigentlich auch gut so, sie hat meine Herauforderung angenommen, bald wird sie mit mir kämpfen, hahahaha, um das Blutvergießen vieler Unschuldiger zu vermeiden. Sie wird keine Chance haben, mein Bruder und ich werden uns vereinen, dadurch werden wir jünger und stärker werden, da sie nicht gelernt hat ihre ganzen Fähigkeiten zu nutzen, wird sie Sterben. Mal sehen, vielleicht darfst du dabei zugucken... hahahaha.“ Seto stöhnt innerlich, warum muss er eigentlich immer solche Psychogegner haben? Ganz normale würden ihm schon reichen. Sie hat keine Ahnung, ob das vor ihr Freund oder Feind ist, sie zieht ihr Schwert, bereit sich zu verteidigen. Im Angesicht der Übermacht ein wahnwitziges Unterfangen, aber sie vertraut auf ihre Fähigkeiten, Drakos und auf ihr Reittier. Der Schwarze legt an Tempo zu, die Männer im Lager haben sie entdeckt, das heißt, erst sehen sie nur einen Reiter auf einem prächtigem, schwarzem Hengst, der oben auf dem Hügelkamm die Lage sondiert, um dann furchtlos auf sie zu zureiten. Erst beim näherkommen erkennen sie, das es sich um eine junge Frau handelt, die mit gezogenem Schwert auf sie zugaloppiert. Einige der Soldaten erkennen sie jetzt. Ein Raunen geht durch die Reihen und als der Hengst das Lager erreicht, wird ihnen Platz gemacht. Schnell bildet sich eine Gasse durch die sie reitet, Serena drosselt das Tempo etwas, aufmerksam sieht sie sich um, erkennt in den Gesichtern der Männer eine Mischung aus Ehrfurcht und Bewunderung. Was sie aber am meisten wundert, ist die Tatsache, das alle ihre Waffen gesenkt halten. Urplötzlich kommt sie sich einsam vor, trotz der großen Menschenmenge ist es totenstill, kein Laut ist zu hören, nur das Geräusch ihres galoppierenden Pferdes unterbricht diese Stille. Endlich hat sie das Lager hinter sich und freien Blick auf die Stadttore. Vor den Toren hat sich eine kleine Gruppe Reiter versammelt, die sich ihr zu wenden. Erleichtert erkennt sie Baltrok, der auf seinem grauen Hengst sitzt und die Person, die einen feinen Rotfuchs reitet, einen Rotfuchs, den sie hier nur einziges mal gesehen hat, ist Gunnar. Serena lächelt erfreut. „Gunnar, was treibt euch hier her? Sind das...“, sie deutet hinter sich, „...eure Leute?“ „Ihr seid es, die mich her zog. Ja, das sind meine Leute, ich hatte euch doch versprochen, das ihr eine Armee haben werdet, wenn ihr sie braucht“, lächelt er zurück. Überrascht sieht Baltrok von einem zum anderen, „ Ihr kennt euch?“ Lachend nickt Serena, „Ja, ...ich lernte ihn kennen, kurz nach dem ich dich in diesem Waldstück getroffen hatte, du weißt schon.“ Baltrok schluckt, als er an diese Begegnung denkt, unangenehm berührt hüstelt er und wendet sich an Gunnar, der übrigens ein Bruder von ihm sein könnte, sie sind von gleicher Größe und Statur, nur das Gunnar kastanienbraunes Haar und grüne Augen hat. „Nun sagt endlich, warum ihr hier seid. Ihr wolltet mit der Herrin reden, nun, sie ist hier, also sprecht.“ Ernst sieht Gunnar auf Serena, dann springt er vom Pferd. „Herrin, dieses Land steht vor einer grausamen Schlacht, es ist zerrissen und der König hat abgedankt. In eurer Macht liegt es, dieses Land wieder zu einen....“, er fällt vor ihr auf die Knie, „.....meine Königin, ich biete euch meine Dienste und die meiner Leute an, um euch bei dieser schweren Aufgabe zu unterstützen. Seid so gnädig und nehmt sie an.“ Serena ist sprachlos, sie wird tun, was in ihrer Macht steht, ja, aber sie ist keine Königin, die ganze Zeit hat sie sich gegen diesen Rang gewehrt. Nie wollte sie dieses Amt haben, das man ihr ständig aufdrängen will, sie setzt an um zu widersprechen, als ihr Blick auf die Soldaten ringsherum fällt. Ausnahmslos alle haben sich vor ihr verbeugt, knien vor ihr nieder, selbst Baltrok und die Leute aus der Stadt. Flammende Röte schießt ihr ins Gesicht, einen kleinen Augenblick ist sie froh, das ihr niemand ins Gesicht sieht. Sie muss ein paar Mal ansetzten um sprechen zu können, aber dann ist ihre Stimme klar und weithin vernehmbar. „Ich nehme eure Dienste, im Namen Gesyrias an, doch bitte ich euch, seht mich nicht als eure Königin, denn ich bin es nicht.“, der letzte Teil des Satzes geht im Jubel unter, die Soldaten feiern ihre Königin, die es gar nicht sein will. ‚Lass sie....’, meldet sich Drakos wieder, ‚....sie brauchen das jetzt.’ Nach einer Weile reiten Gunnar, Baltrok und Serena in die Stadt. In der Kommandantur hat Serena ein Zimmer, jedenfalls war das am Morgen so, jetzt bewohnt sie das ganze Gebäude. Das geht ihr dann doch zu weit, nach zähen Ringen setzt sie sich durch und bewohnt nur zwei Zimmer, mehr als genug, wie sie findet. Der größte Raum dieses Gebäudes, wird der Audienzraum, Baltrok besteht darauf, denn sie brauchen nun mal einen Raum in dem viele Menschen auf einmal empfangen werden können. Später bittet Serena Rowina zu sich, sie erzählt ihr von dem Gespräch mit dem Drachen. „Meine Herrin, die Drachen sprechen meistens in Rätseln, wenn er sagt, ihr habt alles nötige um euren Freund zu finden, stimmt das auch. Aber das größte Rätsel seid immer noch ihr selbst. Nach alten Überlieferungen, seid ihr die Erste, die sich mit den Drachen direkt unterhalten kann, ihr braucht kein Medium dazu. Das bedeutet, ihr könnt die Hüter der Drachen umgehen, wenn ihr es wollt." Mit ruhigen Blick sieht Rowina auf ihre Königin, "Ihr solltet jetzt schlafen, es werden bestimmt anstrengende Tage.“ Jetzt ist alles gesagt, mit einem Hofknicks verabschiedet sich die Hohepriesterin und lässt Serena mit einem Berg Fragen zurück. Serena seufzt, ob man ihr jemals ihre Fragen beantworten wird? Diese Nacht schläft Serena schlecht, Albträume quälen sie, aber mitten im schlimmsten Geschehen, taucht ihre Mutter auf. Obwohl sie kaum noch Erinnerungen an sie hat, weiß Serena, dass sie es ist. Ihre Mutter hält ihr die Kette mit dem Medaillon hin, an ihrer Seite taucht ein älterer Mann auf, ihr Großvater, sie erkennt ihn aus Erzählungen, er reicht ihr das Drachenschwert. Ihre Mutter lächelt sie an und sagt sanft, „Das ist alles was du brauchst, um deinen Liebsten zu retten, du musst dich aber beeilen, deine Feinde sind nicht geduldig.“ Schweißgebadet wacht sie auf, wieder ein Rätsel, das hasst die junge Frau an diesem Land, die ewigen Rätsel. Sie hat alles, hat der Drache gesagt, genau wie ihre Mutter eben. Sie hat alles.... das Schwert..... das Medaillon....sie hat alles. Kapitel 31: Die Rettung ----------------------- Die Rettung Der Geruch gebratenen Fleisches zieht durch das Lager, Setos Magen knurrt vernehmlich, doch er wird heute nichts bekommen, sie geben ihm nichts und er verlangt auch nichts. Er ist sich sicher, dass er nicht lange in dieser Lage sein wird, sein ganzes Vertrauen gilt Serena. Sie kennt sich hier aus, irgendwie wird sie ihm schon helfen. Sein Stolz begehrt kurz auf, sich von einer Frau helfen zu lassen, das geht eigentlich nicht. In jeder anderen Situation, würde er sicher auf ihre Hilfe verzichten, doch hier ist es etwas anderes. Gesprächsfetzen dringen an sein Ohr, eine zeitlang lauscht er den Gesprächen, aber mehr als Bruchstücke kann er nicht verstehen. In einem Punkt aber ist er sich sicher, sie fürchten die blauäugige Frau, die unter dem Schutz der Drachen steht. Er fragt sich, wie sie das wohl erreicht hat, denn das hier sind skrupellose Mörder, die kennen normaler Weise keine Furcht. Immer noch ist Serena ein Rätsel für ihn, er muss unwillkürlich lächeln, als er an sie denkt, an ihre wunderschönen, tiefblauen Augen, in denen er sich so gerne verliert, an ihre sinnlichen Lippen, die er so gerne küsst... sie fehlt ihm. Siedendheiß wird ihm bewusst, wenn sie ihn befreien will, muss sie sich in Gefahr begeben, die Frau die er liebt wird ihr Leben für ihn riskieren. Das durfte sie nicht, aber er ist sich sicher, dass sie genau das tun wird. Er verdrängt diese Gedanken, denkt über die Worte Rudgers nach, dieser hat Serena zu einem Duell herausgefordert, das Schicksal... Nein, jetzt fängt er auch schon damit an... die Zukunft dieses Landes hängt von einem einzigen Kampf ab. Was hat der Kerl noch gesagt? Er und sein Bruder würden sich vereinen, dabei jünger und stärker werden... das geht doch gar nicht... oder hier schon? Das Magie ein Teil ihres Lebens ist, hat er akzeptiert, er hat es auch damals mit Yugi und seinem Pharao akzeptiert, nur zugegeben hat er es nie und wird es auch nie, es passt halt nicht zu ihm. Tja, als er Serena näher kennen lernt, muss er sich wieder mit dem Übersinnlichen auseinandersetzen, zu seinem eigenem Erstaunen, zweifelt er nicht einmal daran. Es gehört zu ihr und er liebt sie nun mal so wie sie ist, mit all ihren Geheimnissen. Irgendwie muss er doch in eine Art Schlummer verfallen sein, denn er hat nicht mitbekommen, das der Kahlkopf an ihn herangetreten ist, der packt ihn hart an den Haaren, hebt seinen Kopf an. Serena springt aus dem Bett, holt Schwert und Kette, legt beides auf ihre Schlafstatt, betrachtet die Sachen....Sie hat alles.....immer wieder geht ihr das durch den Kopf. Stöhnend setzt sie sich auf das Bett, sie kann keinen klaren Gedanken fassen, ihr Kopf droht in Tausend Stücke zu zerplatzen. Verzweifelt lässt sie sich zurück fallen, nimmt die Kette, besieht sich das Medaillon. In- und auswendig kennt sie es, jede einzelne feine Linie. „Was verbirgst du?“ flüstert sie. Mit der anderen Hand greift sie das Schwert. „Und du, hast auch du ein Geheimnis?“ Verzweifelt schließt die Königin Gesyrias ihre Augen, legt ihre Hände mit den geheimnisvollen Gegenständen auf ihre Brust. Tränen rinnen aus ihren geschlossenen Augen. Blaue Augen, braunes Haar und ein jungenhaftes Lächeln erscheinen vor ihrem inneren Auge. „Ich weiß nicht, wie ich dir helfen kann.“, flüstert sie kaum hörbar, das wollte sie verhindern, darum wollte sie, das er sie hasst, sie wollte es nicht so weit kommen lassen..... die Sache mit der Liebe. Das Bild ändert sich, jetzt sieht Serena Seto in voller Größe, er ist an einem Baum gefesselt, scheint Bewusstlos zu sein, lautes Gejohle dringt an ihre Ohren. Ein finsterer Typ tritt an den Gefesselten heran, packt ihn an den Haaren, reißt Setos Kopf hoch. „Sieh mich an...“, herrscht der Kerl ihn an, „....ich hab eben Befehl erhalten, dich bei Sonnenaufgang zu töten. Wir brauchen dich nicht mehr. Dieses widerliche Weibsbild ist hier eingetroffen. Schöne Nacht noch.....hahaha.“ Serena reißt die Augen auf, sie weiß, dass es kein Traum ist, sondern bittere Wirklichkeit. Wenn sie nicht sofort etwas unternimmt, dann....... Sie weigert sich das zu Ende zu denken, es lähmt sie nur. „Das ist der richtige Weg.“, erklingt eine weibliche Stimme in ihrem Kopf, leicht und leise, wie ein Windhauch. Wieder schließt sie ihre Augen, sperrt alle störenden Gefühle tief in ihrem Herzen ein. Dann ist die Stimme wieder da, klar und deutlich, jetzt erkennt Serena die Stimme auch, sie gehört Sheherazade, der Mutter Drakos. „Kannst du mir helfen?“ fragt Serena erleichtert. „Deswegen habe ich Kontakt zu dir aufgenommen. Du musst dich beeilen.“, drängt die Drachendame. „Das weiß ich, aber kann ich noch rechtzeitig da sein?“ Serena ist verzweifelt, sie weiß immer noch nicht, wie sie Seto helfen kann. „Natürlich, du hast alles, was du dafür brauchst.“, bei dieser Antwort stöhnt Serena auf, „Immer diese Rätsel.....was muss ich damit tun?“ Wie soll sie Helfen, wenn sie nicht weiß wie? „Es ist ganz einfach....bringe beides zusammen. Es wird sich vereinen, mit Hilfe der Drachenträne und deiner Liebe, kannst du Raum und Zeit überwinden. Aber Vorsicht, handele nicht überstürzt, wähle den Ort genau..... Viel Glück, wir sehen uns bald“ Serena setzt sich auf, besieht sich den Schwertgriff noch einmal genau, dabei entdeckt sie eine ovale Vertiefung, die ihr vorher nicht aufgefallen ist, sie nimmt den Anhänger von der Kette und legt ihn in die Vertiefung. Zuerst geschieht nichts, schließlich geht ein schwaches Leuchten von dem Schmuckstück aus, das immer intensiver wird, letztendlich ist es so grell, das sie ihre Augen schließen muss. Von einem auf dem anderen Moment verlöscht das Licht, vorsichtig öffnet sie ihre Augen. Verwundert betrachtet sie den Griff ihres Katanas. Der Schwertgriff hat sich verändert, in den Augen, des dargestellten Drachenkopfes, funkeln blaue Topase, in deren Augenwinkeln glitzert je ein durchscheinender Stein, sie sehen aus wie echte Tränen. Das Schwert in die Hand nehmend, merkt sie, das sich die ganze Waffe verändert hat, sie fühlt eine ungeheure Kraft, tief verborgen in der Klinge. Zum Warten hat Serena keine Zeit mehr, sie hinterlässt Baltrok eine flüchtige Notiz. Hofft, das er sich keine zu großen Sorgen macht. Rasch kleidet sich die junge Frau an, verlässt das Gebäude, sucht ihren Hengst, sattelt ihn. Schnell reitet Serena hinaus aufs offene Land, verwundert sehen ihr einige Soldaten nach, kümmern sich aber nicht weiter um sie. Erst als die Schwarzhaarige sicher ist, das keiner sie beobachten kann, nimmt sie das Schwert in die Hand, schließt die Augen und konzentriert sich auf den Mann, den sie über alles liebt. Eine aufgescheuchte Maus sieht böse auf Pferd und Reiterin, die für sie die Größe eines Gebirges haben. Es ist eine mutige Maus. Erbost auf den Hinterbeinen sitzend, piepst die kleine, graue Maus, die riesenhaften Gestalten an......im nächsten Moment bekommt ihr Ego einen gewaltigen Schub, denn die schattenhafte Figur vor ihr, löst sich in Luft auf. Erhobenen Hauptes stolziert die kleine Maus umher, leider hat sie für ihre Umgebung keine Augen mehr und bemerkt die drohende Gefahr zu spät. Vorsichtig öffnet Serena ihre Augen. ‚Du hast es geschafft.’, jubelt Drakos, ‚jetzt weißt du, wie es funktioniert.’ ‚Ja, jetzt weiß ich es.’, stimmt Serena erleichtert zu. Sie befindet sich in einem kleinen Waldstück, unweit der Felsengruppe, bei der die Entführer lagern, so wie sie es vorher gesehen hat. Serena steigt ab, klettert lautlos auf den Felsen. Oben angekommen legt sie sich auf den Bauch, späht vorsichtig über den Rand. Deutlich kann sie Seto erkennen, der an einem Baum angebunden ist, es schnürt ihr fast das Herz zu. Aber sie erlaubt sich dieses Gefühl nicht, Serena wäre Seto keine Hilfe, wenn sie sich den Gefühlen hingibt. In dem Lager unter ihr, regen sich die ersten Männer, es wird im Lager lebendig. Behutsam zieht sie sich wieder zurück. Serena hat genug gesehen, bei ihrem Pferd angekommen, sitzt sie wieder auf. ‚Was hast du jetzt vor?’ wollte Drakos wissen. ‚Ich weiß nicht genau, die Sonne wird bald aufgehen, ich denke wir machen es so, wie du es schon mal vorgeschlagen hast.’ ‚Was habe ich denn Vorgeschlagen?’, er ist verblüfft, Serena grinst, ‚Du weißt schon....Frechheit siegt. Wir reiten einfach ins Lager, holen Seto und verschwinden wieder.’, erklärt sie ruhig ihr Vorhaben. ‚Du spinnst.’, meint der Drache entsetzt, ‚Ist dir vielleicht schon mal der Gedanke gekommen, das es sich um eine Falle handeln könnte?’ Serena lässt ein leises Lachen hören. ‚Natürlich, aber für andere Vorgehensweisen haben wir keine Zeit mehr. Du hilfst mir doch?’ vergewissert sie sich bei ihren kleinen Untermieter. ‚Klar doch, du kannst über meine Kraft und Fähigkeiten verfügen, solange du willst.’ ‚Danke.’, bedankt Serena sich schlicht und macht sich auf den Weg. Kaum ist die junge Frau um die Felsgruppe herum geritten, schlägt ihr schon lautes Gelächter entgegen. „Freut euch solange ihr könnt, gleich ist es vorbei.“, murmelt sie kalt vor sich hin. Die Kerle machen es Serena leicht in das Lager zu kommen. Keiner hält Wache, alle haben sich um den Kahlköpfigen und seinem Gefangenen versammelt und warten auf den Beginn des Schauspiels. Seto fühlt sich wieder an den Haaren gepackt, sein Kopf wird hochgerissen. „Aufwachen Kleiner, dein letztes Stündlein hat geschlagen.“ Warum betitelt ihn jeder seiner Feinde mit Kleiner, das nervt, Seto öffnet die Augen, legt seine ganze Abscheu, Verachtung und Eiseskälte in seinen Blick. Der Typ vor ihm weicht auch zurück, ein höhnisches Lächeln umspielt die Lippen des Gefesselten. „Angst?“ spöttelt Seto, sein Gegner braucht nicht zu glauben, dass er, Seto, um Gnade betteln wird. Ein böses Knurren und ein Faustschlag in den Magen sind die Antwort. Wäre er nicht noch festgebunden, hätte dieser Schlag Seto von den Beinen gefegt, so aber stand er noch immer an dem Baum gefesselt. Für Seto fühlt der Schlag sich an, als würde er durch seinen Körper hindurch gehen, nur das rechtzeitige anspannen seiner Bauchmuskeln verhindert schlimmeres. Dennoch treibt der Schlag, dem Brünetten die Luft aus den Lungen. Nach Luft ringend quetscht Kaiba kalt hervor. „Wie gut, das ich noch nichts gegessen habe.“ Boris hält den Gefangenen immer noch an den Haaren fest. Erst jetzt lässt er ihn los. Boris ist ein mittelgroßer, kahlköpfiger Mann, der sich durch äußerste Brutalität, seinen Rang erarbeitet hat. Nur sein Geist kann mit seiner Brutalität nicht mithalten, im Grunde genommen, ist er sogar ein Feigling. Boris wagt sich nur an seine Opfer, wenn er sicher ist, dass sie nicht stärker als er sind oder gefesselt, wie hier. In diesem Fall ist er sich sogar sehr sicher, so merkwürdig wie der Blauäugige gekleidet ist, kann er kein Krieger sein. Außerdem ist ihm aufgefallen, wie schlecht sein Gefangener auf dem Pferd gesessen hat. „Du hältst dich wohl für besonders schlau...Willst mich provozieren, damit ich dich schnell über die Klinge springen lasse... Nicht mit mir... Wir werden das Ganze schön in die Länge ziehen, damit du auch was davon hast.“, grinst Boris seinen Gefangenen überheblich an. Er genießt das Gefühl der Macht, über Leben und Tod entscheiden zu können. „Schön, ich freu mich drauf.“, bekommt er jedoch nur zu hören. Das irritiert ihn, normaler Weise fingen seine Opfer jetzt an, um ihr armseliges Leben zu flennen und um Gnade zu winseln. Der Fremde hier ist eine harte Nuss, egal, der wird auch noch um sein Leben betteln, da ist Boris sich sicher. Der Kahlköpfige schneidet Seto vom Baum los und zerrt den Brünetten grob ins Lager. Zwischen zwei Stangen bindet Boris sein Opfer fest. „Ich werde dir erst mal mit der Peitsche ein paar Manieren beibringen.“, droht der Kahlkopf seinem Gefangenen an. Auch jetzt zeigt sein Oper keinerlei Reaktion, wütend stapft Boris ein Stück weg, rollt seine Peitsche aus, holt aus, lässt seinen Arm vorschnellen, und... starrt verblüfft auf seine leere Hand. Wo ist die Peitsche hin? Eben hat er doch noch den Riemen in der Hand gehabt. „Bist du eingeschlafen oder was dauert da so lange?.“, spöttelt der Blauäugige, doch Boris registriert den Spott gar nicht. Seto vernimmt keinerlei Reaktion oder spürt eine solche auf seinen Spott. Nach den vielen Versprechungen, die der Kahlköpfige gegeben hat, wundert Seto sich, nicht das er scharf darauf ist ausgepeitscht zu werden, aber es interessiert ihn schon, wer oder was Boris davon abhält es zu tun. So dreht er seinen Kopf, soweit es geht, nach hinten, um zu sehen was dort passiert. Boris steht immer noch da, starrt seine Hand an, krampfhaft versucht sein Hirn eine Lösung zu finden. Auch seine Männer starren ihn an, sie haben sich total auf ihn und ihren Gefangenen konzentriert, unter lautem Gelächter haben sie Wetten abgeschlossen, wann es dem Kahlkopf gelingen wird, den Fremden zu brechen. Plötzlich fliegt die Peitsche an Boris vorbei, landet mit einem dumpfen Laut vor seinen Füssen und wirbelt kleine Staubwölkchen auf. „Die hast du verloren, bist wohl noch nicht geschickt genug für so was.“ Die Stimme klingt kühl und amüsiert. Sofort kriecht Wut in Boris hoch, er lässt sich nicht ungestraft verspotten und schon gar nicht von einer Frau. Zornig fährt er herum, fixiert die Reiterin, die plötzlich im Lager aufgetaucht ist. „Du wagst es....“, setzt er zu einer Drohung an. „Was wage ich?“ unterbricht sie ihn kalt, „Ihr macht einen Lärm, den man Meilenweit hören kann. Es war kein Kunststück hier ins Lager zu kommen.“ „Dafür kommst du nicht mehr raus, meine Süße...“, der Kahlköpfige gewinnt seine Sicherheit zurück, vor ihm ist ja nur eine Frau. „...ich hol dich gleich vom Pferd und dann, meine Kleine, werden wir viel Spaß mit dir haben...hahahaha. Aber sag, warum verbirgst du dich hinter deinem Umhang, bist du etwa so hässlich?“ Das Pferd der Frau macht einen Satz nach vorne, steigt leicht und tänzelt scheinbar nervös vorwärts. Die Männer weichen den drohenden Hufen aus, ehe sie sich versehen, ist die Reiterin bei dem Gefesselten angelangt. Den Dolch ziehen und die Fesseln durchschneiden ist eins. Seto sackt unwillkürlich zusammen, seine Beine streiken, die Nacht gefesselt am Baum zu verbringen, hat ihre Spuren hinterlassen. Die Frau steigt ab, hilft ihm aufs Pferd, sie sagt dabei kein Wort, nur ihr Blick in die Augen ihres Liebsten spricht Bände. Auch Seto sagt nichts, sein Blick drückt all sein Empfinden aus. Sie brauchen im Augenblick keine Worte, die Erleichterung, Sorge und Liebe sind in ihren Augen zu lesen, sie verstehen einander auch ohne Worte. Später ist Zeit zu reden, jetzt ist die Zeit zum Handeln. Immer noch bewegt sich keiner der Männer, jeder spürt die ungeheure Macht, die von der geheimnisvollen Frau ausgeht. Instinktiv wissen sie, dass sie mit ihrem Leben spielen, wenn sie sich der Frau in den Weg stellen. Nur Boris nicht, die Wut vernebelt ihm das letzte bisschen Verstand, das er noch hat. Was bildet sich dieses Weib ein? „Finger weg.“, herrscht er sie an, „Das ist mein Gefangener, der gehört mir.“ „Ach ja, ist es so? Dann halte mich doch auf, wenn du kannst.“, provoziert Serena ihn, soll der Kahlkopf doch versuchen sie anzugreifen. Das käme ihr gerade recht, zu gern würde sie dem Kerl eine Tracht Prügel zukommen lassen. Serena setzt sich in Bewegung, der Hengst folgt ihr, sie geht direkt auf Boris zu, der versucht irgendetwas in ihrem Gesicht zu erkennen, es gelingt ihm aber erst, als sie direkt vor ihm hält. Der Schwarze schreitet weiter, hält erst am Rand des Lagers, stellt sich in Position und beobachtet das Geschehen, genau wie sein Reiter. „Nun, was ist? Du wolltest mich doch aufhalten, wie drücktest du dich aus? Ach ja... ich hol dich gleich vom Pferd, dann werden wir viel Spaß haben. Das waren doch deine Worte, nicht wahr?“, reizt sie Boris weiter, Serena schlägt die Kapuze ihres Umhangs zurück und gibt den Blick auf ihr Gesicht frei. „Wo bleibt der Spaß? Ich warte.“, fordert Serena ihr Gegenüber auf. Der Kahlkopf sieht in ein Paar eisblauer Augen, mit einem Male fühlt er sich nicht mehr stark genug, für diese unheimliche Frau. Er springt zurück und schreit: „Männer, macht sie fertig, sie ist eine Hexe.“ Tatsächlich kommt Bewegung in die Männer, sie wollen angreifen. „Keinen Schritt weiter oder ihr seid alle des Todes.“, donnert eine Stimme über das Lager, zur Bekräftigung dieser Worte regnet es Pfeile. Alle bleiben wie angewurzelt stehen, wenden den Kopf zur Felsengruppe. Dort oben steht ein Mann mittleren Alters, er hat dunkelblondes Haar, braune Augen und er ist nicht allein, rings um das Lager erheben sich Männer - Soldaten. „Herrin, ihr solltet euch nicht so in Gefahr begeben.“, tadelt der Sprecher von oben herunter. Lachend antwortet sie: „Silas solange ihr auf mich aufpasst, kann mir doch gar nichts passieren.“ Ihren Blick wieder auf Boris richtend, meint Serena ironisch: „Ist wohl nicht dein Tag heute, Pech gehabt.“ Sie geht zu ihrem Pferd, sitzt hinter Seto auf und verlässt das Lager. Sie legt die Arme um ihren Liebsten, schmiegt sich an ihn. „Wie geht es dir?“ fragt sie Seto besorgt nach seinem Befinden. „Jetzt geht es mir gut.“, er nimmt ihre Hände und hält sie fest, „Es mag sich jetzt blöd anhören, aber ich wusste, das du kommst... irgendwie... jedenfalls.“ Sie legt ihren Kopf an seinen Rücken, genießt seine Nähe. „Dann wusstest du mehr als ich, Ich hab erst kurz vor Sonnenaufgang herausgefunden, wie ich dir helfen kann.“ Silas kommt ihnen entgegen, er verneigt sich vor Serena. Seto bemerkt es verblüfft, einige wesentliche Dinge scheint sie ihm verschwiegen zu haben, bei nächster Gelegenheit wird er sie danach fragen. „Wie könnt ihr nur immer so leichtsinnig sein?“, macht sich Silas seiner Sorge Luft. Immerhin gehört die junge Frau der königlichen Familie an und den Thron soll sie auch besteigen. Silas hat in diesem Moment noch keine Ahnung, das Serena bereits Königin ist. Da er mit seinen Leuten schon unterwegs war, konnte er diese Nachricht nicht bekommen. Bevor Serena darauf antworten kann, fährt er fort, „Hätten wir nicht zufällig unser Lager in der Nähe....Es war ein Glück, das ich euch im Morgengrauen gesehen habe. So konnten wir euch zu Hilfe eilen. Was wolltet ihr machen, wenn ihr angegriffen worden wäret?“ Serena lächelt schief, Silas Sorge um sie hat etwas rührendes. „Was ich immer mache, seit ich in diesem Land bin.....kämpfen, was sonst.“, gibt sie zurück, als wäre diese Aussage das normalste der Welt. „Trotzdem...“, begehrt der Blonde auf, „Ihr wart Allein.....nicht auszudenken, was alles hätte passieren können.“ Seufzend lässt sie ihn wissen, „Silas, ich war nicht allein, das wisst ihr genauso gut wie ich.“ Silas will widersprechen, doch Serena unterbricht ihn: „Schluss jetzt, ich habe nicht vor, mein Handeln weiter vor euch zu rechtfertigen. Seit ich in diesem Land bin, verging ja kaum ein Tag, an dem ich nicht das Schwert ziehen musste. Ich bin also durchaus in der Lage, Situationen einschätzen zu können. Das ihr mit euren Soldaten in der Nähe wart, ist ein besonderer Glückfall für mich. Ich danke euch und euren Leuten für eure Hilfe.“ Leichter Ärger schwingt in ihrer Stimme mit. Der Blonde gibt sich geschlagen, „Wie ihr wünscht, Herrin.“ Nun wechselt er das Thema, „Was machen wir mit den Verbrechern?“, will Silas jetzt von Serena wissen. „Weiß ich nicht.....kümmert euch darum, ihr kennt euch hier besser aus.“, entgegnet sie. „Wisst ihr, wo sich Toran befindet?“ fragt sie im Gegenzug, Serena fällt gerade ein, das sich Silas mit Toran auf den Weg gemacht hatte. „Ja, er ist in Theros, ungefähr einen Tagesritt von hier, nur die Gefangenen würden uns ziemlich aufhalten.“, antwortet Silas. Selbstverständlich begleitet er Serena dorthin zurück, er denkt nach, wie er die Sache mit den Gefangenen am Besten löst. „Ich werde mit euch reiten und meine Männer kommen mit den Gefangenen nach, ich gebe noch schnell Anweisungen, dann können wir aufbrechen, ein Pferd bringe ich auch mit.“, bestimmt er schließlich. „Nicht so eilig, ein kleines Frühstück wäre nicht schlecht.“, bremst Serena Silas aus. Ihr Magen macht sich gerade bemerkbar. Setos Magen freut sich auch auf Nahrung und grummelt ebenfalls. „Ich muss zugeben, das es eine hervorragende Idee ist.“, stimmt der Brünette ihr zu. Silas führt die Beiden zu seinem Lager. Während Seto und Serena frühstücken, kümmert sich Silas um den Abtransport der Gefangenen und bereitet die Rückkehr nach Theros vor. Serena und Seto sitzen etwas Abseits vom Lager, an einer kleinen Feuerstelle. Nachdem ihr Hunger gestillt ist, erkundigt sich die Schwarzhaarige. „Was ist eigentlich genau passiert, als du entführt wurdest?“ Viel lieber will sie ihren Liebsten küssen, umarmen, lieben, doch geht es nicht. Zwar befinden sie sich Abseits vom Lager, so dass sie ungestört reden können, doch unbeobachtet sind sie nicht. Neugierig werden Serena und Seto von den Soldaten beäugt, wer hat sonst schon die Gelegenheit dieser geheimnisvollen Frau und ihrem Geliebten, so nah zu sein? Einen gibt es, ein Soldat erkennt die Schwarzhaarige wieder, es ist der jüngere Wachsoldat aus Roxantras, dessen älteren Kollegen hat Serena damals mit ihren weiblich Reizen eingeheizt, um in die Stadt zu kommen. Der junge Soldat hat sie nicht gleich wieder erkannt, da Serena jetzt in ihrer Lederkluft unterwegs ist. Jetzt gibt er sein Erlebnis mit Serena zum Besten, andächtig hängen seine Kameraden an seinen Lippen und der ein oder andere sehnsuchtsvolle Blick wandert zu dem Pärchen hinüber. Auch Seto möchte seine Liebste gern in den Armen halten, sie küssen, berühren, doch er unterlässt es. Dafür sprechen ihre Blicke Bände, jetzt antwortet er erst ein mal auf ihre Frage. „Viel kann ich dir nicht sagen, ich saß in meinem Büro und ehe ich mich versah, wurde ich von hinten niedergeschlagen. Hier bin ich wieder zu mir gekommen.“ Mit seiner rechten Hand streicht er über seine Rippen und fügt ironisch hinzu. „Dein Stiefvater hat mich liebevoll begrüßt.“ Besorgt beugt sich Serena zu Seto vor, „Ist es sehr schlimm?“ erkundigt sie sich mitfühlend, lässt ihre Hand leicht über die Rippen streichen. „Schon gut, es tut kaum noch weh.“ Seto hält ihre Hand fest, so gerne würde er sie küssen, stattdessen fragt er: „Was ist hier eigentlich los? Ich glaube, du hast mir nicht alles erzählt.“ Ein leicht gequältes Lächeln erscheint in ihrem Gesicht. „Doch, ich habe dir das Wichtigste erzählt. Allerdings hat sich seit meiner Rückkehr schon viel getan.“ Serena fühlt sich unwohl bei dem, was sie nun beichten muss. Gott, wie wird sich das für Seto anhören? Es hilft nichts er muss es wissen und das am Besten von ihr. Die Schwarzhaarige räuspert sich, sie kann dem fragendem Blick der blauen Augen ihres Geliebten kaum standhalten. „Wie ich dir ja erzählt habe, steht dieses Land kurz vor dem Chaos, Gorwin, der derzeitige König, hat abgedankt, mein Cousin, Toran, ist augenblicklich nicht in der Lage, den Platz auf dem Thron einzunehmen... Kurz gesagt, gestern Nachmittag, haben sie mich zur... Königin ausgerufen.“, eine leichte Röte überzieht ihr Gesicht, „Seto, zur Zeit bin ich die Königin von Gesyria.“ Peinlich berührt schweigt sie. Würde er nicht schon sitzen, hätte es ihn glatt umgehauen, seine Freundin, die Frau, die er über alles liebt, ist die Königin von Gesyria. Einem Land von dem er nichts weiß, von dem er nie erfahren hätte. „Wow.“, war im Augenblick sein einziger Kommentar. Ja, das muss er erst verarbeiten, seine Freundin ist eine waschechte Königin. „Und was bedeutet das für dich? Was heißt das für uns?“ brachte er schließlich heraus, er liebt Serena von ganzem Herzen, aber er ist sich nicht sicher, ob er hier bei ihr bleiben könnte. Es würde ja bedeuten, alles was er bisher erreicht hat, aufzugeben. „Für mich heißt es, das ich vorläufig das Amt inne habe. Die Bewohner hier haben mich aufgrund einer Prophezeiung zu ihrer Königin gemacht, sie wollten es von Anfang an. Ich habe mich bis zum Schluss gewehrt, Toran ist der Thronfolger, sie haben einen König, sie brauchen mich nicht. Doch im Augenblick ist nichts mehr normal in diesem Land. Wie du weißt, habe ich einen Zweikampf angenommen, erst wenn ich den gewonnen und mich von Drakos getrennt habe. Erst dann kann ich sagen, wie es weitergeht, für mich... vor allem für uns.“ Serena kann nicht mehr stillsitzen, sie steht auf, geht hin und her, bleibt stehen. Ihr auf Seto gerichteter Blick ist fast schon verzweifelt. „Seto ich liebe dich mit jeder Faser meines Herzens. Du bist mein Glück, nichts wünsche ich mir mehr, als mit dir zusammen zu sein.“ Auch Seto ist aufgestanden, nimmt ihre Hände in die seinen, liebevoll sieht er sie an, deutlich hat er das dicke ’aber’ in ihrem Satz gehört. „Mir geht es genauso, Liebes. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich dich liebe. Wenn alles vorbei ist, werden wir einen Weg für uns finden.“, seine warme Stimme tut ihr gut, Serena lehnt sich an ihn, seine Stärke gibt ihr Zuversicht. Sehnsuchtsvoll sieht Serena zu ihm hoch, leicht berühren sich ihre Lippen... sie wollen mehr voneinander, doch noch ist es ihnen nicht vergönnt. Silas ist herangekommen, hüstelt, das will er jetzt genau wissen. Er glaubt gehört zu haben, das Serena jetzt Königin ist. „Verzeiht mir, ich wollte nicht lauschen, aber ich muss wissen ob ich richtig verstanden habe. Ihr seid seit gestern Königin von Gesyria?“ fragt er ungläubig. Unangenehm berührt sieht sie den Blonden an. Kann dieses Thema nicht einfach totgeschwiegen werden? Seto übernimmt die Antwort, „Ja, vor euch steht Serena, Königin von Gesyria.“ Stolz schwingt in seiner Stimme mit. Binnen Sekunden breitet sich diese Neuigkeit im Lager aus. Ehe sich Serena versieht, knien Silas und seine Soldaten vor ihr nieder. „Eure Hoheit, seit euch unserer Treue sicher. Mit Leib und Leben werden wir euch dienen.“, versichert ihr Silas feierlich. Serena räuspert sich, antwortet dann, „Ich danke euch, doch dient ihr nicht mir, sondern Gesyria, vergesst das nicht... Und jetzt erhebt euch bitte. Jetzt ist keine Zeit für so etwas.“ Das bringt Silas wieder auf den Grund seines Kommens zurück, „Herrin, wenn ihr soweit seid, können wir aufbrechen.“, informiert er seine Königin, an ihren Begleiter gewandt meint er. „Für euch habe ich ein schnelles Pferd organisiert, für den Fall, das ihr uns begleiten wollt. Ansonsten habe ich meine Männer angewiesen auf euch zu achten, für den Fall, das ihr mit dem Gefangenentrupp reiten wollt.“ Silas mustert den Brünetten kurz von oben bis unten, dessen Kleidung ist nicht gerade zum reiten geeignet. Seto bemerkt den Blick natürlich, aber er wäre nicht Seto Kaiba, wenn er jetzt zurückbleiben würde. So gerät ihm seine Stimme denn auch ziemlich reserviert, als er antwortet: „Danke für eure Sorge, aber ich reite mit euch.“ Sein Blick lässt keinen Zweifel an seinem Vorhaben aufkommen Serena grinst innerlich, so kennt sie Seto. Sollte Silas vorhaben Seto zu überreden mit den Anderen zu reiten, wird er sich die Zähne ausbeißen. Silas versucht es gar nicht erst, so können sie wenig später losreiten, im flotten Trab geht es nach Theros. Die kleine Gruppe besteht aus Serena, Seto, natürlich Silas und noch zwei Soldaten, da sie ebenfalls schnelle Pferde reiten. Unterwegs lässt sich Serena nun die Lage um Toran erklären. Ihr gefällt gar nicht, was sie zu hören bekommt. Toran scheint sein Selbstbewusstsein durch die Intrige Rudgers, den Drogen und dem Alkohol abhanden gekommen zu sein. Jetzt muss Serena einen Weg finden, dieses Selbstbewusstsein wieder auszugraben. Nach wie vor will sie, das Toran auf den Thron steigt. Sie muss einen Nachfolger haben und Toran ist der Beste dafür. Er muss nur den richtigen Anstoß bekommen, dann wird das schon. „Erzählt mir von der Garnison, bei der sich Toran gerade aufhält.“, fordert die Schwarzhaarige Silas auf. Der windet sich erst ein bisschen, antwortet schließlich ausweichend: „Nun, die Männer dort sind rau, sie brauchen eine harte Hand.“ Einem der sie begleitenden Soldaten, entfährt ein glucksender Laut. Rasch dreht Silas sich um und schickt demjenigen einen strafenden Blick zu. Das entgeht Serena nicht, sie hat sowieso schon den Eindruck, das Silas ihr nicht die Wahrheit sagt. Ein schneller Blick zu Seto bestätigt ihre Vermutung. Hier kommt der Geschäftsmann Seto Kaiba durch, er hat gelernt zu erkennen, wenn ihn jemand belügt oder flunkert, und hier ist das definitiv der Fall. Wie auf Kommando halten er und Serena ihre Pferde an. Überrascht hält auch der Rest der Gruppe. Jetzt kehrt Serena ihre ganze Autorität heraus und fordert unmissverständlich die Wahrheit von Silas. „Was ist in dieser Garnison los?“ Kapitel 32: Torans Hölle ------------------------ Kapitel 31 Torans Hölle Unbehaglich rutscht der Blonde im Sattel hin und her, versucht eine unschöne Sache mit netten Worten zu erklären, doch es fällt ihm nichts ein. Der zwingende Blick seiner Königin, sagt ihm zu deutlich, das sie die Wahrheit wissen will. Seufzend entschließt sich Silas dazu, mit knappen Worten klärt er Serena auf, er lässt nichts weg und beschönigt auch nichts. Er kann sich gut vorstellen, das er sich eine Menge Ärger einhandelt, wenn er jetzt nicht alles berichtet. Immerhin sind sie gerade auf den Weg zu dieser Garnison. Bestürzt hört Serena dem General zu, erkennt die Dringlichkeit der Lage. „Das war keine gute Idee, Toran da hinzubringen.“, kritisiert die Schwarzhaarige Silas Handeln. Toran ist ein sensibler, feinfühliger Mensch, sonst hätte ihn die Intrige Rudgers nicht so aus der Bahn geworfen. Seines Selbstbewusstseins beraubt, muss er sich gegen Männer behaupten, die jede noch so kleine Schwäche ausnutzen, die Schwierigkeiten haben, sich unterzuordnen. Finster meint Silas, „Herrin, glaubt mir, das weiß ich jetzt auch. Aber damals schien es mir richtig zu sein. Ich muss gestehen, ich hatte keine Ahnung, wie schlimm dieser Haufen von Soldaten wirklich ist.“ Unruhig nestelt er an seinem Schwert, „Ich konnte nicht mehr dort bleiben, Toran muss auf die harte Tour sein Selbstbewusstsein wiederfinden.“ Serena richtet sich im Sattel auf, jetzt sie hat keine Ruhe mehr. „Ihr habt ja keine Ahnung, was ihr ihm angetan habt.“, ihre Stimme klingt besorgt. Das ist wirklich nicht gut, so schnell wie möglich muss sie zu ihrem Cousin, sie muss ihm helfen, bevor Dummköpfe ihn brechen. Seto erkennt die Zwickmühle, in der sich Serena befindet, gern möchte sie ihrem Cousin helfen, ihr Blick sagt, das sie ihn, Seto, nicht zurücklassen will. Für den Brünetten steht fest, das er hier eine untergeordnete Rolle spielt, natürlich würde er es begrüßen, so lange wie möglich in ihrer Nähe zu sein. Doch ist dieser Wunsch im Moment nicht wichtig, sein Entschluss steht fest. „Du willst vorreiten, nicht wahr?“ fragt er sie, ihre Antwort wird nur eine Bestätigung seiner Vermutung sein. Der gequälte Blick Serenas, ist Seto Antwort genug. „Dann reite, warte nicht auf uns. Wir kommen so schnell wie möglich nach.“, bestimmt er nun mit fester Stimme. All die Sorgen, die den Blauäugigen beschäftigen, hat dieser tief in seinem Herzen eingesperrt. Voll Vertrauen blickt er seine Königin an, die Königin seines Herzens, hoffend Serena genügend Zuversicht zu geben. „Ausnahmsweise muss ich dem Vorschlag eures Freundes zustimmen. An die Schnelligkeit eures Pferdes kommt kein Zweites heran, wir würden euch nur aufhalten.“, gibt Silas, eher widerwillig, seine Zustimmung, er weiß, das nur Serena schnell genug in Theros sein wird, um zu retten, was noch zu retten ist. Dankbar sieht Serena Seto an, eigentlich hat sie nicht vorgehabt ihren Liebsten allein zurück zu lassen, doch es geht nicht anders. „Sag nichts, reite. Die Zeit drängt.“, unterbricht Seto sie gleich im Ansatz. Schließlich nickt Serena dem Brünetten zu, „Gut, wir sehen uns heute Abend.“, an Silas gewandt fügt sie hinzu. „Bringt mit Seto heil nach Theros.“ Mit einem kurzen Nicken verabschiedet sich die Königin Gesyrias. Ihr Pferd hat die Veränderung seiner Reiterin gespürt, nervös tänzelt es auf der Stelle. Der Schwarze ist jeder Zeit bereit, wie von der Sehne geschnellt, loszupreschen. Noch ein letzter Blick auf den Mann den sie liebt, dann gibt sie Tien-Ma die Zügel frei und der Hengst jagt wie ein Wirbelwind davon. Schon bald ist sie zwischen den Felsen und Bäumen verschwunden. Seufzend sackt Seto kurz im Sattel zusammen, leicht ist es ihm nicht gefallen, aber er will Serena ihre Bürde nicht noch schwerer machen. „Ich hätte nicht gedacht, das ihr sie gehen lasst.“, redet Silas den Brünetten an, „Ich habe mich in euch getäuscht.“ Setos Schultern straffen sich wieder, kühl sieht er den Blonden an. „Ihr kennt mich erst ein paar Stunden und schon glaubt ihr zu wissen, wie ich handeln werde? Glaubt ihr wirklich, das es mir leicht gefallen ist? Serenas Bürde ist schon schwer genug.... ich werde sie unterstützen, wo ich nur kann.“ Seto nimmt die Zügel auf und lässt sein Pferd antraben. „Wir sollten hier keine Wurzeln schlagen, ich will so schnell wie möglich in Theros sein.“, fordert Seto jetzt von Silas. Dieser nickt, lässt sein Pferd ebenfalls antraben, die Haltung des Brünetten nötigt ihm einigen Respekt ab, nicht jeder würde die vergangenen Ereignisse so leicht wegstecken. Das ist bei Seto auch nicht der Fall, doch wird er sich hier keine Blöße geben, er beißt die Zähne zusammen und hofft, so schnell wie möglich von seinem Pferd steigen zu können. Aber bis dahin, wird er sich nichts anmerken lassen. Wie der Sturmwind jagt der Schwarze über die erreichte Ebene. ‚Du weißt, das wir niemals rechtzeitig in Theros sein können. Auf diesen Weg jedenfalls nicht.’, bemerkt Drakos, der sich bis dahin unerwartet ruhig verhalten hat. Serena versteht ihn nicht, ‚Das weiß ich auch, anders geht es aber nicht.’, gibt sie ungehalten zurück. ‚Seit wann hast du ein so kurzes Gedächtnis?’ fragt der Drache amüsiert nach. ‚Das ist nicht .....’, in diesem Augenblick fällt ihr ein, was Drakos meint. Natürlich, die Drachentränen. Sie haben geholfen Seto zu finden, das muss doch auch mit Toran funktionieren. Entschlossen pariert Serena ihr Pferd durch, nimmt ihr Schwert in die Hand und konzentriert sich auf ihren Cousin. Unruhig wälzt sich Toran im Bett, seit den Ereignissen in der Hauptstadt, schläft er nicht mehr besonders gut. Immer wieder fragt er sich, wieso das alles passiert ist. Ist er wirklich so ein leichtes Opfer für Intrigen? Albträume quälen ihn, immer wieder durchlebt er die vergangenen Ereignisse.... Nachdem Serena Gesyria verlassen hat, fing es an. Jedes Mal, wenn der Schwarzhaarige Wein trank, ging es ihm gut. Die Last der Verantwortung war leichter zu ertragen. So ein bisschen konnte er Serena verstehen, er wurde genauso gezwungen ein Amt zu übernehmen, wie Serena. Seine Cousine wollte nie dieses Amt haben, er aber auch nicht. Aber sie hatte ihn vor vollendete Tatsachen gestellt, ohne ein Wort des Abschieds, war sie gegangen, das nahm er ihr übel. Alle hatten ihn allein gelassen, sein Freund brachte Rowina zurück in das Drachental, nur er blieb zurück, mit einer ungeliebten Aufgabe. Aber er wollte sein Bestes geben, er wollte das Vertrauen, das alle in ihn setzten, nicht enttäuschen. Wenig später fing die Sache mit dem Wein an, dann kamen die wilden Gerüchte in der Stadt auf. Toran wurde von Leuten verurteilt, deren dunkle Geheimnisse teilweise noch schlimmer waren als seins. Wieder wälzt sich Toran in seinem Bett umher, Tränen fließen die Wangen herunter...... Dabei hatte er kein dunkles Geheimnis, wie könnte Liebe schlecht sein. Störte es die Leute nur, weil es eine Liebe zwischen Männern war? Wäre Baltrok bei ihm gewesen, hätte es Toran nichts ausgemacht, dann wäre alles ganz anders gelaufen, aber so...... Je mehr Gerüchte in Umlauf kamen, je mehr anklagende Blick auf Toran ruhten, desto mehr flüchtete sich der Thronfolger in den Alkohol. Mit dem vielen Wein kamen die Albträume, Träume in denen zu sehen war, was er angeblich getan hatte. Bald schon konnte Toran, Traum und Wirklichkeit nicht mehr auseinander halten. Er fing an zu glauben, was ihm zugeflüstert wurde. Unbeherrscht tyrannisierte er die Bediensteten, schließlich kam sein Vater. Doch was machte dieser? Anstatt ihm zu helfen, schickte der König ihn weg, geradewegs in die Hölle. Auf der Reise nach Theros nüchterte er aus und die Drogen verloren ihren Einfluss auf Toran. Aber besser war die Lage deswegen nicht geworden, jetzt kam die Scham über sein Verhalten. Die enttäuschten Augen seines Vaters verfolgten ihn bis in den Schlaf. Nicht nur seinen Vater hatte er enttäuscht, sondern alle, die ihr Vertrauen in ihm gesetzt haben. Stöhnend wirft sich der Schwarzhaarige im Bett hin und her, sein Körper ist schweißbedeckt. Silas hat ihn in eine Garnison geschleift, in der er sein Selbstvertrauen wieder finden sollte, aber wie konnte er das? Allein.....unverstanden. Sicher versuchte der General der königlichen Garde, ihm zu helfen. Aber allein die Blicke der anwesenden Soldaten, die ihn geringschätzig musterten, ließen Toran verzagen. Einige von ihnen flüsterten ihn Worte wie, „ ...Kinderschänder.....Perversling....elender Vergewaltiger....dafür wirst du bezahlen...“ zu, immer dann wenn er an ihnen vorbei ging, sie taten es nicht direkt, aber immer laut genug, das Toran die Worte auch verstehen konnte. Toran war am Ende er konnte nicht mehr..... Endlich wacht der Thronfolger auf, fahrig wischt er sich über sein Gesicht. Wieder beginnt ein Tag in der Hölle. Seit Silas weg ist, haben Kristanus und seine Leute keine Hemmungen mehr, den Thronfolger offen zu beleidigen und gestern hat ihn Kristanus sogar offen gedroht. „Jetzt passt niemand mehr auf dich auf, du perverses Bürschchen. Bald kriegst du die Abreibung, die du für deine Taten verdient hast.“, lässt Kristanus den Thronfolger wissen. „Ich habe nichts getan, nichts von dem, was ihr mir vorwerft, habe ich getan.“, verteidigt sich Toran schwach, er kann dem Blick der braunen Augen Kristanus kaum standhalten. Irgendwie hat sich der Thronfolger aus dieser Situation gerettet, doch dass wird ihm nicht noch mal gelingen, dann wird es übel für ihn. Toran geht an seinen Schreibtisch, aus einem geheimen Fach holt er einen Brief. Dieser Brief ist von seinem Freund, darin klärt Baltrok auf, wie Toran von Rudger manipuliert wurde. Es ist ein nüchterner Bericht eines Soldaten, bis auf den letzten Absatz.... Mein Geliebter, du fehlst mir. Gern wäre ich jetzt an deiner Seite, doch hat es mir dein Vater verboten, es gibt wichtigeres, hat er gemeint. Das mag sein, doch mein Herz sehnt sich nach dir, es verzehrt sich nach deinen Berührungen. Ich möchte wieder in deinen wunderbaren blauen Augen versinken, deinen Körper berühren, deine weichen, süßen Lippen küssen. Sobald ich kann, komme ich zu dir, um dich in meine Arme zu schließen. Halte durch Toran, halte für mich durch. Ich liebe dich mit jeder Faser meines Herzens Baltrok Diese wenigen Zeilen lassen Toran durchhalten, nur die Hoffnung, das Baltrok zu ihm kommt, lässt ihn alles ertragen. Sorgsam faltet er den Brief wieder zusammen und verstaut ihn in dem geheimen Fach. Toran seufzt, auch den heutigen Tag wird er überstehen, irgendwie wird er es schon schaffen. Es ist noch sehr früh, der Schwarzhaarige nutzt die Gelegenheit, zügig begibt er sich in den Stall und sattelt sein Pferd. Wenig später ist er auf der freien Ebene, hier draußen hat er Ruhe, hier stört ihn niemand. So lange wie möglich bleibt er hier, doch dann muss er wieder zurück, schweren Herzens reitet er wieder zu seiner Garnison. Dort wird er schon erwartet, Kristanus findet, das die Zeit gekommen ist, Toran für seine Taten zu bestrafen. Der Thronfolger kommt um die Ecke geritten, sein Blick fällt auf die versammelten Soldaten. Ein Blick genügt und er weiß, das es jetzt hart für ihn wird. Kristanus grinst breit, „Ahh, euer Hochwohlgeboren, die Zeit der Bestrafung ist da. Niemand ist mehr hier, der euch beschützt, Silas ist fort und euer Vater weit weg.“, der Soldat macht einen Satz auf Torans Pferd zu, greift die Zügel. Mit der anderen Hand packt er den Schwarzhaarigen am Handgelenk und zieht ihn mit einem Ruck vom Pferd. „Nur für den Fall, das ihr flüchten wollt.“, rechtfertigt er ironisch seine Tat. Toran kann gerade noch verhindern, das er auf die Knie fällt. Sein Herz schlägt ihm bis zum Hals, wie soll er sich hier nur rauslavieren? Er kratzt sein letztes bisschen Stolz zusammen, hofft, das es ausreicht. Kristanus lässt das Pferd los, Torans Arm hält er noch gepackt, jetzt zerrt er den Schwarzhaarigen mitten auf den Hof. Die Anwesenden Soldaten bilden einen Kreis um die Beiden, alle Blicke sind auf den Thronfolger gerichtet. Flüchtig sieht Toran sich um, unwillkürlich erschauert er, überall kann er Abscheu, Ekel, Wiederwillen und sogar Hass sehen. Toran muss hart schlucken, Rudger hat ganze Arbeit geleistet, diese Männer hier glauben jedes Wort, das ihnen zugetragen wurde. Kristanus lässt Toran los, geht ein Stück weg, dreht sich zu dem Schwarzhaarigen um, „Hast du wirklich geglaubt, ungestraft davon zukommen? Deine Taten sind so verabscheuungswürdig, das es mich vor dir ekelt.“, angewidert verzieht er den Mund, völlig respektlos redet er jetzt mit dem Thronfolger. „Ich habe nichts dergleichen getan.“, verteidigt sich dieser schwach, er kann die Blicke der Männer kaum noch ertragen. Sie wollen ihn für etwas bestrafen, das er nie getan hat.....bitter denkt Gorwins Sohn, ‚Ich hoffe, das ich es nie getan habe.’ Seine Träume sind so real gewesen, einmal hat er sogar Blut an den Händen gehabt. Trotzdem glaubt er fast verzweifelt, das er diese unmenschlichen Dinge nie getan hat. „Du willst sagen, das du nichts getan hast? Wer außer dir, sollte es den gemacht haben?“, schnell ist Kristanus an den Angeklagten heran getreten, mit jedem Wort piekst er ihn mit dem Finger vor die Brust. Kristanus macht es so kräftig, das Toran immer ein Stück zurückgeschubst wird. Bald kann er nicht mehr zurück, er hat die lebende Begrenzung erreicht. Der Soldat, gegen den der Schwarzhaarige geschubst wird, gibt Toran einen kräftigen Stoss in den Rücken, dieser taumelt vorwärts. Kann sich aber noch auf den Füßen halten. „So glaubt mir doch, man hat mir Alkohol eingeflößt und Drogen. Man hat mir diese Taten untergeschoben. Ich bin unschuldig.“, beschwörend versucht Toran, diese wütenden Soldaten von seiner Unschuld zu überzeugen. Höhnisch lachen die Männer auf, „Weißt du, uns ist es egal, das du auf Männer stehst. Wir haben genug von deiner Sorte hier. Uns ist nicht egal.....“, während dieser Worte geht Kristanus, mit auf den Rücken verschränkten Händen, auf und ab, würdigt Toran keines Blickes, bei seinen nächsten Worten, ist er mit einem Satz bei seinem Opfer und schubst ihn durch den Kreis, gegen einen der Soldaten, „.....das du dich an kleinen Jungs vergreifst. Hast wohl keinen Mumm, dir einen Mann zu holen.“ Der angerempelte Mann schubst Toran wieder zurück, dieser strauchelt in die Mitte des Kreises zurück. Dort wartet Kristanus auf ihn, „Willst du immer noch leugnen?“ fragt er hart, ein letztes Mal versucht Toran seine Unschuld zu beteuern, verzweifelt fleht er, „So glaubt mir doch, ich könnte das nie tun. Rudger will mich und meine Familie in Misskredit bringen, um seine Position zu stärken.“ Der Schwarzhaarige ist den Tränen nah, er kann nicht mehr. Toran erträgt die Blicke, das höhnische Gelächter nicht mehr. „Jetzt schiebst du die Schuld auch noch auf andere...Sei ein Mann und gibt zu, was du getan hast.“, angewidert spuckt Kristanus die Worte aus, verpasst Toran einen so heftigen Stoss, das der verzweifelte Mann zu Boden stürzt. Kraftlos bleibt Toran im Staub sitzen, leise sagt er, „Ich bin unschuldig, ich habe nichts getan.“ In dröhnendem Gelächter gehen seine Worte unter. ‚Mein Geliebter, ich kann nicht mehr, ich gebe auf.’, verabschiedet sich Toran von seinem Freund. Der Prinz ist sich sicher, das er das Ende dieses Tages nicht mehr erleben wird. „Was für ein Waschlappen, so was will einmal König sein.“, verächtlich spuckt Kristanus vor Toran in den Sand. „Dann wollen wir mal sehen, wie viel Wein so ein Blaublütiger verträgt. Georgius, hol Wein her. Ihr zwei helft dem hier auf die Beine und du, Ronald, durchsuchst sein Quartier. Das ganze ein bisschen Dalli, ich will nicht meinen ganzen Tag hier verplempern.“ Sofort kamen die Männer, seinen Befehlen nach. Zwei packen Toran an den Armen und ziehen ihn grob auf die Beine. Auf Georgius brauchen sie nicht lange warten, schnell kommt dieser mit einem Krug Wein wieder. Mit einem fiesen Grinsen im Gesicht, wendet sich Kristanus Toran zu, „Jetzt werden wir ja sehen, wie leicht es ist, dir einfach Wein einzuflössen.“ Panik erscheint in Torans Augen, ‚Was haben die denn noch vor?’, fragt er sich verzweifelt, ‚Baltrok hilf mir, bitte.’ Eine grobe Männerhand packt sein Kinn, will seinen Kopf anheben und seinen Mund aufzwingen. Die schwache Gegenwehr des Gepeinigten, verursachte nur abfälliges Gelächter. „Komm schon, mach den Mund auf und trink.“, Kristanus hält den Krug über den Kopf des Schwarzhaarigen, bereit den Wein sofort in dessen Mund fließen zu lassen...... „Aufhören.“, peitscht es über den Hof, verblüfft halten die Männer inne. „Lasst ihn sofort los!“ Dankbar schließt Toran seine Augen, sein Flehen ist erhört worden, wenn auch nicht Baltrok gekommen ist. Aber sie ist wieder da, seine Cousine Serena ist wieder da. Nur mit Mühe kann er seine Tränen der Erleichterung zurückhalten. Kristanus lässt von Toran ab, reicht den Weinkrug Georgius, wendet sich der Reiterin zu, „Warum sollten wir das machen?“ fragt er herausfordernd, „Weil ich es sage.“, bekommt er die knappe Antwort. Die Frau steigt ab, öffnet ihren Umhang, legt diesen über den Sattel ihres Pferdes. „Geh.“, flüstert sie dem Hengst leise zu, der setzt sich auch augenblicklich in Bewegung, trottet durch den Kreis der Männer hindurch und bleibt bei Toran stehen. Dieser wird immer noch von den Soldaten festgehalten, drohend legt der Schwarze die Ohren an, zeigt seine Zähne. Doch lassen sich die Männer davon nicht beeindrucken, der Hengst geht noch einen Schritt vor. „Auuuu.....du Mistvieh, geh von meinem Fuß runter.“, jault der Soldat an Torans rechter Seite schmerzerfüllt auf und versucht das Pferd von seinem Fuß zu drücken. Stoisch bleibt das Tier auf dem Fuß stehen, scheinbar genüsslich verlagert es sein gesamtes Gewicht auf das betreffende Bein. Jetzt lässt der Soldat Toran los, Tränen des Schmerzes laufen ihm herunter, mit beiden Händen drückt er jetzt gegen den Hengst. Gnädig gibt das Tier den Fuß frei und richtet seinen Blick auf den Mann an Torans linker Seite. Der leidet gerade mit seinem Kameraden mit, ist froh nicht an dessen Stelle zu sein. Doch bei dem Blick des Hengstes wird ihm ganz anders, hat das Viech das eben absichtlich gemacht? Schnell lässt er den Thronfolger los, der Mann ist nicht erpicht darauf, auszuprobieren, ob der Schwarze sich absichtlich auf den Fuß seines Kameraden gestellt hat oder ob es nur purer Zufall gewesen ist. Eilig geht er ein paar Schritte zur Seite. Plötzlich klafft eine große Lücke in dem Kreis. Inzwischen hat Kristanus die Frau erreicht, ganz dicht steht er vor ihr, sieht ihr in die Augen. Gegenseitig starren sie sich an, keiner senkt den Blick. Serena muss hoch sehen, da Kristanus einen Kopf größer ist als sie. Sein braunes Haar hängt ihm ins Gesicht, „Willst du dich mit mir anlegen?“ fragt er sie drohend, ebenso drohend gibt sie zurück, „Falsch, die Frage muss lauten, willst du dich mit mir anlegen?“ Diese Situation behagt ihm gar nicht, „Wo kommst du eigentlich her? Und wer bist du überhaupt?“ will er herrisch wissen. „Wo ich herkomme, hat dich nicht zu interessieren.“, antwortet sie unpersönlich, bei ihren nächsten Worten, baut sie auf ihren Bekanntheitsgrad, von ihrem letzten Besuch her. „Kannst du dir nicht denken, wer ich bin? Ich geb dir einen Tipp. Du hast dich gerade an meinem Cousin vergriffen.“ Abwartend sieht sie weiterhin in seine braunen Augen, ein kurzes Aufleuchten darin, sagt ihr, das dieser Mann weiß, wer sie ist. „Du bist Serena.“, kommt es jetzt von ihm. „Bravo....du kannst ja denken.“, bestätigt sie, „Jetzt sag mir, wann habe ich dir erlaubt mich zu duzen?“ In dieser Sekunde kommt Ronald aus dem Gebäude gestürzt, er wedelt mit einigen Bogen Papier, die er in der Hand hält, „Schaut mal was ich gefunden habe. Die waren in einem Geheimfach versteckt. Vielleicht steht da ja was über seinen Liebhaber drin.“, ruft er euphorisch, er ist so aufgekratzt, das er die veränderte Lage noch gar nicht erkannt hat. Schon hält er sich die Papiere vor die Nase um zu lesen. „Wag es ja nicht.“, kommt es unerwartet scharf von Toran. Noch weiß niemand mit wem er ein Verhältnis hat. Es ist sicher nicht gut, wenn sie erfahren, das ihr Heerführer sein Geliebter ist. Toran sprintet zu Ronald, will ihm den Brief aus den Händen reißen, ein wildes Handgemenge entsteht. Nun ist der Bann gebrochen, den Serenas erscheinen ausgelöst hat. Einige Soldaten kommen ihrem Kameraden zu Hilfe, sie sind immer noch voll Wut auf den Schwarzhaarigen und das lassen sie ihn spüren. Serenas Blick ist zwingend als er sich wieder auf den Braunhaarigen richtet, „Beende das, sofort!“, verlangt sie ebenso zwingend. Mit einem herablassenden Grinsen, erwidert er, „Warum sollte ich das tun? Nur, weil du Serena heißt und angeblich mit dem da verwandt bist? Beweis es mir, dann rufe ich meine Männer vielleicht zurück.“ Sie spürt, wie sich ihre Wut sammelt, was bildet der Kerl sich ein? „Gut, beende das dort und ich werde dir zeigen, wer ich bin.“, gibt sie ihre Zustimmung, ob sich das noch mal ändern wird? Serena hat es satt, ständig beweisen zu müssen, das sie die richtige ist, das sie die Frau aus der Prophezeiung ist. „Hört auf,“, donnert seine Stimme über den Platz, sofort lassen seine Männer von dem Schwarzhaarigen ab. Der greift sich die Papiere und drückt sie an sich, sein Gesicht ist blutverschmiert, mühsam richtet er sich auf und lehnt sich keuchend an die Wand, hinter sich. Mit großen Augen beobachtet er nun seine Cousine. Hoffentlich kann sie sich gegen diese Raubeine durchsetzen, wenn nicht, wird es für sie beide bitter, denn er, Toran, ist mental nicht mehr in der Lage, sich zu wehren und was diese Kerle mit Serena machen würden, will er sich gar nicht vorstellen. Kristanus steht jetzt mitten auf dem Platz, „Nun, was ist? Komm her Kleine, beweis mir, das du diese Serena bist. Beweis mir, das du diesen Zweikampf führen sollst.“, fordert er Serena großspurig heraus, fügt grinsend hinzu, „Zeig uns, das du es Wert bist, für uns zu sterben.“ Serena bebt vor Zorn, selbst Drakos ist sauer und fordert, ‚Mach kurzen Prozess mit dem Kerl. Was bildet der sich eigentlich ein.’ ‚Halt dich da raus.’, knurrt sie zurück. Dieser überhebliche, großspurige Kerl soll seine Lektion bekommen. In ihrer Nähe lehnt ein Kampfstock an der Wand, mit zwei Schritten ist sie dort, nimmt den Stab, geht dann mit raumgreifenden, energischen Schritten auf den Herausforderer zu. Ihre Augen funkeln vor Wut, „Was bildest du dir eigentlich ein? Wer gibt dir das Recht, mich herauszufordern? Du willst einen Beweis? Den sollst du haben, aber anders als du denkst.“, drohend kommen ihre Worte von ihren Lippen. Energisch ruft sie sich zur Ordnung, mit Wut kann sie hier nichts erreichen. Hier braucht sie eine gelassene Überlegenheit, sie muss deutlich machen, das sie über den Dingen steht. „Huuh....jetzt hab ich aber Angst.“, spottet er, „Willst du nicht dein Schwert ziehen?“ „Das brauch ich für dich nicht.“, erwidert sie nun gelassen, sie erlaubt ihrem Zorn nicht die Oberhand zu gewinnen. Kurz prüft sie das Gewicht des Stockes, „Aber zieh ruhig deines, vielleicht kannst du es sogar einsetzen.“ So überheblich diese Worte auch klingen, Kristanus wird bald eines besseren belehrt. Atemlos sieht Toran, wie sich Serena, nur mit diesem Stab bewaffnet, Kristanus nähert. Ist sie denn verrückt? Dieser Kerl macht sie platt, ohne mit der Wimper zu zucken. Andererseits hat er ihren Mut gesehen, weiß, das sie sich durchsetzen kann, er sollte ihr vertrauen. Ein Lächeln huscht über sein Gesicht, sie hat Unterricht bei Baltrok gehabt, sie hat also die besten Voraussetzungen für diesen Zweikampf. „Nun komm schon, greif mich an. Du willst sehen ob ich es wert bin, für euch zu sterben. Das waren doch deine Worte, nicht wahr? Ich will dir eins sagen, ich habe es satt, immer beweisen zu müssen, das ich gut genug bin. Jetzt drehe ich den Spieß um.“ Kristanus greift, während sie spricht, an. Geschickt wehrt sie die Attacke mit dem Stock ab. „Mehr hast du nicht zu bieten? Das ist schwach. Komm schon, zeig mir, was du kannst.“, jetzt ist Serena an der Reihe zu spotten. Mit einer Drehung um die eigene Achse, weicht sie dem Schwert aus, trifft den Mann im nächsten Moment im Rücken. Schmerzhaft keucht dieser auf, fest schlägt sie nicht zu, sie will Kristanus nicht töten, sondern ihm nur eine Lektion erteilen. Blaue Flecken bekommt dieser aber allemal. Während sie nun spricht, weicht sie seinen Attacken aus, geht zum Gegenangriff über. Serena wirbelt mit dem Stock herum, Kristanus hat kaum Gelegenheit, an sie heran zu kommen. Immer wieder trifft sie ihren Gegner mit dem langen Stock und sie redet sich in rage. „Was ist? Ich höre.... nenne mir einen Grund, warum ich für euch sterben sollte?“, fordert sie eine Antwort von Kristanus. „Weil es deine Pflicht ist.“, keucht dieser, er sieht seine Felle wegschwimmen. Er hat diese blauäugige Frau völlig unterschätzt, obwohl er sehr auf der Hut ist, gelingt es ihm nicht, an sie heran zukommen. Verdammt, und sie spielt nur mit ihm, das merkt Kristanus sehr deutlich. Er mag gar nicht daran denken, wie es ist, wenn diese Frau mit dem Schwert ernst macht. „Pflicht?..... Es ist meine Pflicht?“, schnaubt sie abfällig, wieder trifft sie ihn. „Wieso ist es meine Pflicht?....Nur, weil ich hier geboren bin?...... Nur weil meine Mutter zufällig eine Prinzessin war?....... So läuft das nicht...... Leute wie du, haben es erst soweit kommen lassen. Ihr habt euch bequem zurück gelehnt und habt gesagt, die Frau aus der Prophezeiung wird es schon richten.“ Immer wieder trifft sie ihn, an Armen, Beinen, Bauch und Rücken, ihre Attacken kommen so schnell, das der Braunhaarige nicht ausweichen kann. „Hättet ihr euch früher schon gewehrt. Hättet ihr Rudger rechtzeitig aufgehalten, dann wäre dieses Land gar nicht in dieser Lage. Verdammt, warum habt ihr nichts getan? Es ging und es geht um eure Familien, eure Freunde.....sind sie euch nicht wichtig? Ihr seid in Gesyria aufgewachsen, nicht ich. Von mir erwartet ihr, das ich alles innerhalb kürzester Zeit richten soll, was ihr verschlampt habt und ihr tut nichts dazu. Euer einziger Beitrag ist es Unruhe stiften, euer einziges Bestreben ist es, einen guten Mann zu zerstören, nur weil er gerade einen schwachen Moment hat.“ Eine schnelle Drehung, schon hat sie Kristanus Kniekehlen getroffen, dieser fällt auf die Knie. Serena holt mit dem Kampfstock aus, pfeifend rauscht er durch die Luft. Bitter kommt ihre nächste Frage „Seid ihr es Wert, für euch zu sterben?“, damit meint sie alle hier anwesenden Soldaten. Mit dem letzten Wort, trifft sie das Genick des Soldaten, ganz sanft tickt sie ihn an. „Du bist Tot.“, sagt sie kalt. Kapitel 33: Die schwarze Quelle ------------------------------- Kapitel 32 Die schwarze Quelle „Habt ihr denn gar keinen Respekt? Toran ist euer künftiger König.....Ihr seid es wahrlich nicht wert, für euch zu sterben.“ Serena blickt sich unter den Soldaten um, betreten sehen einige auf ihre Schuhspitzen, andere weichen ihrem Blick aus...... Keuchend kommt ein dicklicher, älterer Mann angelaufen, seiner Kleidung nach zu urteilen, ist er ein Priester, nach Atem ringend bleibt er am Eingang zur Kaserne stehen. Überrascht sieht er sich um, wieso ist es hier denn so still? Normaler Weise macht Justus einen großen Bogen um diesen Ort, heute hat er aber eine Nachricht erhalten, die er sofort weitergeben muss. Der dickliche Priester wurde angewiesen, dem Thronfolger mitzuteilen, das dessen Vater abgedankt und Gesyria eine Königin hat. Diese Information ist auf telepathischen Wege gekommen, völlig unerwartet. Deswegen ist der Priester aufgeregter als sonst, wenn er sich diesen Soldaten nähert. Die Blicke der Soldaten richten sich auf den dicklichen Mann, dieser fühlt sich äußerst unbehaglich. Sein Blick fällt auf Serena, vor ihr im Staub, kniet dieser Kristanus. Schadenfreude flammt kurz bei dem Priester auf. Endlich hat der Braunhaarige bekommen, was er verdient hat. Sich innerlich zur Ordnung rufend, betrachtet Justus wieder die Frau. Schön ist sie, schwarze Haare hat sie und auf ihrem Rücken kann er zum Teil einen Drachen erkennen. Gute Augen hat er schon immer gehabt, zielstrebig steuert der Priester auf die Frau zu. „Herrin, entschuldigt, ihr seid doch....“, Serena hebt kurz die Hand und unterbricht den Priester dadurch. Ihr unnachgiebiger Blick ruht weiterhin auf Kristanus, „Bis Sonnenuntergang will ich hier eine ordentliche Kaserne sehen. Habe ich mich klar ausgedrückt?“ Der angesprochenen Soldat nickt, an seinem Körper gibt es keine Stelle, die nicht weh tat. Auch sein Stolz hat gelitten, dennoch kommt er nicht umhin, diese Frau zu bewundern. Mit Leichtigkeit hat sie ihn getroffen, mehr als einmal hätte sie ihn töten können. Doch tat sie es nicht. Als er ihr jetzt in die Augen sieht und die Unnachgiebigkeit darin erkennt, wünscht er sich seinen König so. Zum ersten Mal fragt er sich, ob er nicht über das Ziel hinausgeschossen ist, was sein Umgang mit dem Thronfolger betrifft. „Was ist? Bekomme ich heute noch eine Antwort? Noch etwas....du bist dafür verantwortlich, das hier alles reibungslos läuft, nur damit keine Missverständnisse aufkommen.“ Ihr Blick fixiert jetzt Ronald, dem brach sofort der Schweiß aus, unruhig verlagert er sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. „Kannst du nicht stillstehen?“, fährt sie den Soldaten an. Viel Ahnung hat sie nicht, was den Umgang mit Soldaten angeht, aber eins weiß sie. Sie haben stillzustehen, wenn eine höher gestellte Person vor ihnen steht. Mochten diese Männer auch noch nicht wissen, das Serena ihre Königin ist, so reicht allein schon die Tatsache, das sie die Cousine des Thronfolgers ist, um die Blauäugige deutlich über die Soldaten zu stellen. Immer noch mehr als verärgert, hat sie nicht vor, solche, wenn auch minimalen, Fehltritte zu dulden. Erschrocken steht Ronald stramm und salutiert. Mit wenigen Schritten ist Serena bei ihm, „Du warst also im Quartier deines künftigen Königs?“, fragt sie gefährlich leise. „Ja, Herrin.“, antwortet er ihr. „Wie sieht es jetzt dort aus?“ stellt Serena lauernd ihre nächste Frage. Ronald schluckt, unsicher sucht sein Blick den von Kristanus. „Der kann dir nicht helfen.“, beendet sie den Versuch dazu. Kristanus hat auch nicht vorgehabt, irgendetwas zu signalisieren. Die schwarzhaarige Frau wirkt wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch, auf keinen Fall will er der Auslöser dieser Explosion sein. „Es ist ziemlich unordentlich.“, ringt sich Ronald zu einer Antwort durch. „Du hast eine Stunde Zeit, es wieder herzurichten. Eine Stunde, keine Minute länger.“, befiehlt sie ihm. „Ja, Herrin. Eine Stunde.“, bestätigt er, rührt sich aber nicht vom Fleck. „Was ist? Die Zeit läuft.“, fordert sie ihn noch mal auf. Wie der Blitz verschwindet er in dem Gebäude, um den Befehl auszuführen. Jetzt wendet sich Serena dem Priester zu, sie würdigt die Soldaten keines Blickes mehr. Die blauäugige Frau erwartet jetzt einfach, das ihr Befehl ausgeführt wird. Freundlich richtet sich ihr Blick auf den Priester, der wird glatt rot. ‚Sie ist es, niemand sonst hat so blaue Augen.’, denkt dieser aufgeregt. Kristanus erhebt sich wieder, mit einer Kopfbewegung gibt er seinen Soldaten zu verstehen, das sie sich zurück ziehen sollen. Erleichtert kommen sie dieser Aufforderung sofort nach. In diesem Augenblick fällt der Priester vor Serena auf die Knie, bevor sie reagieren kann, begrüßt der Priester sie ganz offiziell, „Eure Hoheit, seid in Theros willkommen. Sprecht einen Wunsch aus und er wird erfüllt.“ „Ich dachte du wüsstest, wo diese ominöse Quelle ist. Jetzt suchen wir schon seit Stunden danach.“, nörgelt Rupert. Genau wie Seto, ist er es nicht gewohnt, so lange auf einem Pferd zu sitzen. Im Augenblick vermisst er die moderne Welt, in der er einen grossteil seines Lebens verbracht hat, ziemlich deutlich. „Eine genau Ortsbeschreibung stand nicht in den Schriften. Schließlich sollte sie ja nicht gefunden werden.“, giftet Rudger zurück. Er hat sich das auch leichter vorgestellt, diese Quelle zu finden. Aber leider gibt es keine genaue Ortsbeschreibung, wo sie zu finden ist. So suchen die Brüder sich ein geschütztes Plätzchen für ihr Nachtlager, ausgeruht würde ihre Suche am nächsten Tag, bestimmt von Erfolg gekrönt sein. Noch vor Sonnenaufgang stehen die Brüder wieder auf. Rupert streckt seine steifen Knochen. Ihn trifft es hart, so auf dem Boden zu kampieren, ist er überhaupt nicht gewohnt. Entsprechend schlecht ist seine Laune, die er auch prompt an seinem Bruder auslässt. „Ich hoffe für dich, das du diese dämliche Quelle heute findest. Ansonsten ziehe ich mein Einverständnis zurück und du kannst sehen, wie du mit meiner Stieftochter klar kommst.“, knurrt er übellaunig. Rudgers Laune ist auch nicht die Beste, gereizt gibt er zurück, „Stell dich nicht so an, mir wäre es auch lieber, wenn ich genau wüsste, wo ich die schwarze Quelle finden könnte. Aber leider gab es keine genaue Wegbeschreibung. Anstatt hier rumzunörgeln, solltest du lieber mitsuchen.“ Pure Ironie liegt in Ruperts Stimme, „Aber gerne doch, geliebter Bruder, sagst du mir auch, wonach ich Ausschau halten soll?“ „Du wirst es wissen, wenn du es siehst.“, faucht sein Bruder ungehalten zurück. „Jetzt lass uns losreiten. Du dort lang, ich nehm die andere Richtung.“, bestimmt Rudger, schwingt sich in den Sattel und reitet los, ohne auf die Reaktion seines Bruders zu warten. Böse vor sich hinfluchend, erklimmt auch Rupert sein Pferd und macht sich auf den Weg. „Du wirst es wissen, wenn du es siehst.“, äfft er seinen Bruder nach, während sein Blick suchend über die Felsen gleitet. Plötzlich stutzt er, das ist ja interessant, er hält sein Pferd an, beobachtet einen schmalen Felsspalt. Da....wieder kommt ein katzenähnliches Tier, voll Panik, aus dem Spalt hervor. Neugierig geworden steigt Rupert jetzt ab, vorsichtig nähert er sich dieser Felsöffnung. Schließlich erreicht er sie. Bildet er sich das ein oder kommt wirklich ein kühler Hauch des Bösen aus diesem Spalt? Hm, der Durchgang ist ziemlich eng. „Na klasse.“, knurrt Rupert sarkastisch, „Jetzt hab ich den Durchgang gefunden, nur durch kommen wir nicht.“ Na ja, vielleicht weiß sein Bruder ja eine Möglichkeit dadurch zu kommen. Bevor er sich auf den Weg macht, markiert er den Spalt deutlich. Danach reitet er zu seinem Bruder, erst will er ihn ärgern, doch hat er nicht mehr den Nerv dazu. Er will das, was auch immer geschehen wird, hinter sich bringen. Nach gut einer halben Stunde erreicht er seinen Zwilling. „Hey, komm mit, ich hab den Zugang.“, lässt er ihn wissen, wendet sein Pferd gleich wieder und reitet zurück. Es ist ihm egal ob Rudger ihm folgt oder nicht. Wenig später hört er ein Pferd herantraben, kurz darauf ist es auf gleicher Höhe mit seinem. „Willst du mich verkohlen?“ fragt Rudger mürrisch, sein Zwilling nervt ihn im Augenblick unendlich. „Woher willst du das wissen?“ setzt er hinterher. „Du bist lustig, ich erinnere dich an deine Worte: ‚Wenn du es siehst, wirst du es wissen.’“ Rupert wirft seinem Bruder einen genervten Blick zu. „Ich habe es gesehen. Es ist ein Spalt in der Felswand. Der Haken ist, das der Durchgang extrem schmal ist.“, gleichgültig zuckt er mit den Schultern, „Glaube es oder auch nicht, mir egal.“ Schweigend reiten die Zwillinge weiter, schließlich kommen sie an der markierten Stelle an. Sie halten ihre Pferde genau davor an, steigen ab und begeben sich an den Spalt. Auch Rudger kann den Hauch des Bösen wahrnehmen, es ist der Weg, nur wie sollen sie hinein kommen? Prüfend legt er seine Hände an den Felsen, da geschieht es. Ein schwaches Leuchten geht von Rudgers Händen aus, zitternd, ächzend und viel Geröll lösend, weichen die Felswände auseinander. Verblüfft sehen sich die Zwillinge an, Rupert fragt perplex, „Wie hast du das denn gemacht?“ „Keine Ahnung. Aber bevor sich das Tor wieder schließt, lass uns lieber durchgehen.“, antwortet sein Bruder ebenso verwundert wie er selbst. Sie sehen sich an, atmen einmal tief durch, dann geht Rudger als erster in den Spalt. Rupert folgt ihm dicht auf, die Pferde müssen sie zurücklassen, der Spalt ist nicht breit genug. Es ist ein beklemmendes Gefühl, zwischen den Felsen durchzugehen. Der Gang ist gerade so breit, das sie gehen können, ohne mit den Schultern an den Felsen zu stoßen. Rupert blickt nach oben. Das Gestein scheint bis in den Himmel zu reichen, nur ein ganz schmaler blauer Streifen ist zu sehen. Nach ungefähr zwanzig Metern erreichen sie das Ende des Weges. Überwältigt bleiben die Männer stehen, staunend sehen sie sich um. Vor ihnen liegt ein gewaltiger Talkessel, in dessen Mitte ragt ein bizarres schwarzes Felsmassiv in den Himmel. Fast drängt sich der Eindruck auf, das es sich um eine Burg handelt. Der Wald, der den gesamten Talkessel ausfüllt ist Tot. Wie Skelette wirken die rindenlosen Bäume, ihre Kronen sind in einem Geflecht kahler, fast weißer, Zweige verbunden. Das Erdreich ist schwarz und ebenfalls ohne Leben, jedenfalls an den Stellen, die man sehen kann. Immer wieder können die Männer riesige Nebelfelder zwischen den Bäumen erkennen. Die riesigen Pilze, die hier ihr Leben darben, wirken wie Fremdkörper. Unwillkürlich fragt man sich, wovon sie sich ernähren. Entfernt schreit ein Tier seine Todesangst heraus, zu sehen ist nichts und anderes hört man nicht. Rupert räuspert sich, „Kann es sein, das wir genau da hin müssen?“ fragt er seinen Bruder, auf die Mitte des Tales deutend. „Ja, dort ist die Quelle der schwarzen Magie.“, gibt dieser Ehrfürchtig zurück. Wie lange schon hat er davon geträumt diesen Ort aufzusuchen. Jetzt ist es endlich soweit, dort an der magischen Quelle, werden seine Träume in Erfüllung gehen. Eine freudige Erregung erfasst ihn, seine Augen leuchten, die Bedrohung dieser erstarrten Landschaft perlt an ihm ab. Selbst sein Bruder, wirkt erregt, bisher hat dieser die Worte Rudgers angezweifelt, doch jetzt, wo er diese Gegend sieht und das Böse förmlich spüren kann, glaubt er ihm vorbehaltlos. Mit Elan machen sie sich auf den Weg zum Zentrum, erst führt ihr Weg etwas bergab, bald tauchen sie in diesen toten Wald ein. Erst jetzt bemerken sie den modrig-feuchten Geruch und die Dunstschwaden, die zwischen den Bäumen hängen. Der Boden ist sumpfig, bei jedem Schritt versinken sie bis zum Knöchel in dem schwarzen Erdreich und ein leises schmatzendes Geräusch begleitet ihre Schritte, in den Spuren, die sie hinterlassen, sammelt sich schwarzes Wasser. Die Luft wird immer dicker und wärmer, das Atmen fällt den Zwillingen immer schwerer. Auch wenn der Weg gerader wird, ist er nicht ohne Hindernisse. Von oben sehen die Bäume relativ klein aus, doch hier unten, an ihren Wurzeln, erkennt man erst ihre wirkliche Größe. Mannsdicke Wurzeln reichen über den Boden, die Zwillinge werden immer wieder gezwungen über diese zu klettern oder unter ihnen durch zu kriechen. Bald ist ihre Kleidung von schwarzem Erdreich besudelt. Wer ein empfindsames Gemüt hat, wird hier verzagen. Einige der Bäume haben ganz glatte Stämme, andere sind knorrig, haben viele Astlöcher, die die ungebetenen Besucher anstarren. Teilweise sehen ihre Zweige wie lange dürre Finger aus, die nach den Eindringlingen greifen. Huschende Schatten, flüsterleise Stimmen, lassen die Brüder kurz innehalten, suchend drehen sie sich um die eigene Achse, doch sie können nichts finden. Achselzuckend gehen sie weiter, den Blick immer wieder auf das schwarze Massiv gerichtet. Lange haben sie den Eindruck, das sie gar nicht voran kommen, um so überraschter sind sie, als sie direkt am Fuße dieses unheimlichen Felsens stehen. Hier ist die Luft wieder erträglich, es ist hier, wie eine andere Welt, tief atmen die Brüder die klare Luft ein. Dennoch kleben ihnen ihre Sachen, von Schweiß durchnässt, am Körper. Überwältigt sehen sie am Felsmassiv nach oben, so massiv, ist es gar nicht, es besteht aus vielen Türmchen, die mehr oder weniger groß sind. Dennoch ragt es, wie eine unendliche schwarze Wand, vor ihnen hoch, sie senken ihren Blick wieder. Das erste Mal, seit sie dieses Tal betreten haben, zucken sie vor Schreck zusammen. Vor ihnen stehen hünenhafte Gestalten, die in schwarze Umhänge gehüllt sind. Dort, wo das Gesicht in der Kapuze sein sollte, sieht das Schwarz noch dunkler aus. Eine dumpfe Stimmer erklingt, „Was ist euer Begehr?“ Rudger hat eigentlich nicht damit gerechnet, das sich hier jemand aufhalten würde. Doch macht es Sinn, diese dunkle Magie muss doch bewacht werden. Nur stand auch davon nichts in den Schriften, ein Verdacht drängt sich ihm auf. Gibt es nur deshalb keine näheren Informationen über dieses Tal, weil niemand es lebend verlassen hat? Mit dieser Möglichkeit hat er nicht gerechnet, er wählt seine Worte mit Bedacht. „Wir wünschen das Böse in die Welt zu tragen, um dieses ohne Schwierigkeiten zu erreichen, begehren mein Bruder und ich die Verschmelzung unsere Körper in der schwarzen Quelle.“ Unheilvoll glüht es in den tiefen der Kapuze auf, dieses Glühen richtet sich auf Rupert. „Du willst es auch?“ wird nun auch dieser gefragt. Der jüngere Zwilling nickt, „Ich will das auch.“, blitzartig schießen Bilder von Taten durch seinen Kopf, die er gern ausführen würde. Das Glühen der Gestalt wird intensiver, „Ihr seid wahrlich böse, euer Wunsch wird euch gewährt.“, die Stimme klingt sehr zufrieden. „Folgt mir.“, fordert die Gestalt die Brüder auf, dreht sich um, schreitet auf den Felsen zu und.....ist verschwunden. Jetzt zögern die Zwillinge doch, das ist ihnen doch zu befremdlich. Rechts und links von ihnen stehen ebenfalls in Umhänge gehüllte Kreaturen. Lange, dürre Finger kommen zum Vorschein, als sie ihre Arme Richtung Felsen ausstrecken, um den Männern den Weg zu weisen. „Nur das Böse findet hier den Zugang, es ist eure einzige Prüfung.“, tönt eine weitere dumpfe Stimme. Es wird ihnen klar, das es nur in diese eine Richtung geht, ein Zurück gibt es nicht. Sie sehen sich kurz an, atmen noch ein mal tief durch und schreiten auf den Felsen zu. Kristanus fährt herum, ungläubig sieht er auf Serena und Justus, den Priester. Was macht der denn da? Es hört sich ja so an, als wenn diese schwarzhaarige Frau ihre....Königin wäre. Er wird blass, nicht nur er, auch seine Kameraden sehen nicht gerade glücklich aus. Auch Toran sieht überrascht auf den Priester, er hat doch in letzter Zeit überhaupt nichts getrunken, wieso ist ihm so was wichtiges entgangen? Selbst Serena ist erstarrt, so sollte es nicht rauskommen, vor allem, sollte Toran es vor allen anderen wissen und nicht auf diese Weise mit ihnen. Schnell hat sie sich wieder in der Gewalt, packt den Priester am Arm, zieht ihn hoch und mit sich zu ihrem Cousin. Auch diesen nimmt sie am Arm, bringt ihn auf den Weg, „Sofort darein!“, befiehlt sie. Toran versteht was sie will, schnell humpelt er voran und öffnet die Tür. Zügig betritt seine Cousine das Gebäude, zerrt den verdutzten Priester immer noch hinter sich her, kurz darauf schließt sich die Tür hinter Toran. Kristanus und seine Soldaten stehen immer noch verdutzt da. „Was hatte das zu bedeuten?“ fragt Georgius seinen Kameraden. „Keine Ahnung...wir haben auch keine Zeit das herauszufinden. Ihr habt sie gehört, also an die Arbeit.“, befiehlt er ungehalten. Da hat er sich ja ganz schön in die Nesseln gesetzt, nicht nur, das er dem Thronfolger übel mitgespielt hat, nein, er ist auch noch unmöglich gegenüber der Königin gewesen. Er sieht schon schwere Zeiten für sich anbrechen. Seufzend wendet er sich ab, um sich an die Ausführung Serenas Befehl zu machen. Serena blickt ihren Cousin an, dieser sieht schlimm aus, sein Gesicht ist blutverschmiert, die Unterlippe und sein rechtes Auge sind angeschwollen. Bevor sie aber ihren Cousin begrüßt wendet sie sich an den Priester, „Ihr seid doch sicher in der Heilkunde bewandert?!“, ihre Worte sind mehr eine Feststellung, denn eine Frage. Justus nickt, er traut sich nicht zu sprechen, er hat den Eindruck, das er etwas falsch gemacht hat. „Gut, dann geht und holt euere Kräuter um Torans Verletzungen zu versorgen.....“, verlangt sie nun von ihm und fügt hinzu, „.....Und das ohne unterwegs Gespräche zu führen.“ Wieder nickt der Priester, verneigt sich vor ihr und Toran, verlässt dann eilig das Gebäude. Mit schlechtem Gewissen behaftet nimmt er sich vor, in Rekordzeit wieder in der Kaserne zu sein, ohne mit seinen Mitmenschen zu tratschen. Justus ist davon überzeugt, das es besser für seine Gesundheit ist. „Habe ich den Priester richtig verstanden? Bist du jetzt wirklich die Königin dieses Landes?“ will Toran nun von seiner Cousine wissen. Seufzend lässt Serena kurz die Schultern hängen, dann erklärt sie ihm, wie es dazu gekommen ist. „Dann haben dich die Soldaten und das Volk zu ihrer Königin gewählt.“, fasst der Thronfolger zusammen. Mit ruhigen Augen sieht Serena Toran an, „Ja, das haben sie. Ich konnte nichts dagegen tun.“, rechtfertigt sie sich. „Du brauchst dich nicht rechtfertigen. Ich bin ja so erleichtert, im Augenblick wäre ich ein äußerst schlechter König. Aber wenn du jetzt die Herrschaft übernommen hast, bedeutet es auch, das du hier bleibst?“ Hoffend sieht der Schwarzhaarige die junge Frau an. Diese schüttelt verneinend den Kopf, „Ich bin nur schon hier, weil mein Stiefvater meinen Freund hierher entführt hat, nur deswegen. Toran, ich gehöre nicht hierher, wenn ich alles lebend überstanden habe, kehre ich in meine Welt zurück.“ Verwirrt sieht ihr Cousin sie an, dann wankt er leicht. Schnell ist sie bei ihm, stützt ihn, „Komm jetzt setz dich erst einmal, später werde ich dir alles erzählen. Jetzt müssen wir endlich deine Verletzungen versorgen.“, keine Widerrede duldend, zieht sie Toran zu einem Stuhl. Nachdem der junge Mann sich gesetzt hat, sucht Serena nach frischem Wasser. Dabei läuft ihr Ronald über den Weg, diesen schickt sie gleich los, frisches Wasser zu holen. Gerade hat die Schwarzhaarige sich eine Schüssel und saubere Tücher zusammen gesucht, da kommt dieser auch schon wieder. Serena nimmt ihm den Krug mit Wasser ab, auch wenn er schnell mit dem Wasser besorgen gewesen ist, so ist er doch durch seine Kameraden informiert worden. Kaum hat die Frau ihm den Krug abgenommen, verbeugt er sich, nuschelt ein, „Ich muss noch das Zimmer aufräumen.“ Und verschwindet flugs wieder aus dem Raum. Toran kann nicht umhin und grinst, „Du hast ja gehörigen Eindruck bei den Soldaten hinterlassen.“ „Ach, nicht wirklich. Ich war mir gar nicht sicher, das ich diesen Kristanus bezwingen konnte. Aber seine Worte haben mich so wütend gemacht....er hat diese Lektion mehr als verdient. Es ist nur gut, das kein anderer auf die Idee gekommen ist, sich einzumischen.“, wiegelt sie ab. Weiter können sie nicht auf das Geschehen eingehen, da in diesem Augenblick die Tür wieder aufgeht und Justus, mit hochrotem Kopf und völlig außer Atem, hereinplatzt. „Herrin... ich habe mich.....beeilt und mit..... niemanden .....ein Wort..... geredet.“, meldet er sich keuchend zurück. Rupert und Rudger gehen unbeirrt auf den massiven Felsen zu, mehr als das sie sich hier blamieren, weil sie mit ihren Nasen gegen den Stein laufen, kann ihnen nicht passieren. „Ihr dürft nicht zögern.“, vernehmen sie eine dumpfe Stimme im Hintergrund. Um ehrlich zu sein, hätten sie sich gern an den Händen genommen, beiden war nicht ganz wohl bei der Sache, aber es gibt kein zurück mehr. Der schwarze Fels rückt immer näher, sie werfen sich einen kurzen Seitenblick zu, in ihren Köpfen geht in etwa das gleiche vor. Rudger denkt daran, nach der Vereinigung endgültig die Macht in Gesyria an sich zu bringen. Niemand wird ihm wiederstehen können, schon gar nicht diese blauäugige Hexe. Vor seinem Aufbruch hierher hat er Serena den Zeitpunkt des Zweikampfes zukommen lassen. Er freut sich schon darauf, ihren Blick zu sehen, wenn sie erkennen muss, das sie verloren hat. Mal sehen, was er mit ihr machen wird. Er sollte mit ihr ein Exempel statuieren, sie vor aller Augen aufhängen oder besser noch verbrennen. Auf jeden Fall wird er sie erniedrigen, demütigen und schließlich ihren Willen brechen. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt und wenn sie dann erst einmal tot ist, wird jeder Wiederstand im Land gebrochen sein. Rupert hat ähnliche Gedanken, nur steht die Macht bei ihm nicht an erster Stelle, Serenas Stiefvater freut sich darauf, seine Triebe ausleben zu können ohne befürchten zu müssen, das ihm nachgestellt wird. Und mit seiner Stieftochter und deren Freund, diesen Kaiba, wird er beginnen. Leiden sollen die Beiden, so wie noch nie eines seiner Opfer hat leiden müssen. Sie sollen die Qualen ihres Partners miterleben, sie sollen sehen, was er mit ihnen anstellen wird. Wenn er mit diesen Beiden fertig ist, wird er sich Toran holen.....bei diesem Gedanken fällt ihm noch etwas ein. Verfügen sie nach der Vereinigung wirklich über so viel Macht und sind nahezu unverwundbar? Was spräche dagegen, ihr Unwesen nicht auch in der anderen Welt zu treiben? Seine Gedanken wandern zu einem jungen Mann mit grauen Augen und schwarzen Haaren. Er war ja nicht so richtig zum Zug bei dem Schwarzhaarigen gekommen (FF: Das Herz des weißen Drachens, Kap. 6 ), ein fieses Grinsen breitet sich in Rupert Gesicht aus. Den kleinen Kaiba würde er sich zur Belohnung für diese Vereinigung holen. Fast gleichzeitig schließen die Zwillinge ihre Augen, trotz des Wissens, das sie auf eine Felswand zugehen, verhalten sie nicht eine Sekunde im Schritt. Zuerst können sie keine Veränderung feststellen, doch dann spüren sie, das sich ihnen ein Wiederstand entgegenstellt. Die Schritte werden mühsamer, die Luft knapper, stickiger, schon bald keuchen sie, als hätten sie einen harten Dauerlauf hinter sich. Kein Laut dringt an ihre Ohren, nicht einmal ihr eigenes Keuchen können sie hören. Immer mehr kommt jetzt ihre Verwandtschaft zum tragen, so wie man es von Zwillingen sagt, geschieht es jetzt. Sie fühlen jeweils, was der andere empfindet, schließlich werden ihre Gedanken und Empfindungen eins. Gleichzeitig öffnen sie ihre Augen und sie sehen im ersten Moment .....nichts. Tiefes Schwarz ist um sie herum, sie bewegen sich zwar, doch scheinen sie nicht voran zukommen. Schemenhafte Bilder erscheinen, Bilder von ihren Opfern, wie sie sie gequält haben, wie ihre Opfer gelitten haben. War zuerst alles totenstill um sie herum, so dringen jetzt immer häufiger die Schmerzensschreie, der leidenden Menschen, an ihre Ohren. Jeder andere hätte versucht sich die Ohren zu zuhalten, doch weder Rupert noch Rudger machen Anstalten dazu. Für sie sind diese Schreie Musik in ihren Ohren, sie genießen, was sie sehen und hören. Auf diese Weise lernen sie einander besser kennen, so verflüchtigen sich die allerletzten Zweifel. Ja, die Zwillinge sind sich jetzt absolut sicher, das sie diese Vereinigung haben wollen, auf das Gefühl der Macht, das sie jetzt durchströmt, wollen sie nicht mehr verzichten. Kurz darauf, lässt der Widerstand nach und die Luft wird wieder besser, sie können wieder leichter Atmen. Vor sich sehen die Brüder einen immer heller werdenden Schimmer, schließlich treten sie in eine gigantische Höhle. Beeindruckt lassen Rupert und Rudger ihre Blicke durch die Höhle gleiten. Der innere Kern Roxantras würde hier bequem hinein passen. An den Wänden sind in regelmäßigen Abständen Fackeln angebracht, deren unruhiges Licht sich an den Kristallen bricht, die überall im Felsen zu sehen sind. Diese Reflektionen erwecken den Eindruck von Sternen. In der Tat, die Höhlendecke ist nicht zu erkennen, es blinkt nur hin und wieder auf. An den Positionen der Fackeln erkennen die beiden Brüder, das diese Höhle fast kreisrund ist, eine merkwürdige Laune der Natur. Zum Zentrum hin fällt der Boden ab und genau in dem Mittelpunkt befindet sich die Quelle der schwarzen Magie. Auch sie ist fast kreisrund, sie besteht aus zwei Ringen und dem absoluten Mittelpunkt. Der breite Äußere besteht aus, wen wundert’s, schwarzen Kristallen, wie Speere ragen sie aus der Basis hervor, teilweise sind sie mannshoch und offensichtlich sehr scharfkantig. Der innere, schmalere Ring wird aus blutroten Kristallen gebildet, dessen Kristalle sind nicht ganz so groß, aber nicht weniger gefährlich. Rupert drängt sich der Vergleich mit Rosendornen auf, so ähnlich sind diese Kristalle gewachsen, oben ganz spitz und zur Basis dicker werdend. Die Mitte besteht aus einem amorphen Material. Flüssig wie Wasser wirkt es, ist aber doch so fest wie die Kristalle rundherum. Dieses flüssige Kristall ist in ständiger Bewegung, es wechselt seine Farbe von Schwarz nach Rot und umgekehrt. Es erhebt sich in kristalline Formen, nur um diese im nächsten Augenblick wieder aufzugeben. Jetzt wird auch klar, warum sich um diesen scheinbar recht flüssigen Mittelpunkt, die Kristallringe gebildet haben. Aus den Spalten und Rissen steigen dünne Rauchschwaden empor, legen sich, wie ein dicker Teppich, über den felsigen Boden. Nun fällt den Brüdern auch der schweflig faule Geruch auf, der sich beißend bis in ihre Lungen vorarbeitet. Eine Bewegung zu ihrer Rechten, lenkt die Aufmerksamkeit der Zwillinge auf die Gestalten mit ihren Umhängen. Die rechts von ihnen hebt die Hand und fordert sie auf, ihr zu folgen. Nebenbei fällt Rupert auf, das diese Gestalt keinerlei Bewegung in dem Rauchteppich hervorruft, während ihre eigenen Schritte, für kleine Verwirbelungen sorgen. Sie erreichen eine kleinere Nebenhöhle, hier ist die Luft wesentlich besser, tief saugen die Brüder diese frische Luft in ihre Lungen. Die Kapuzengestalt dreht sich zu ihnen um, „Habt ihr eine Ahnung auf was ihr euch eingelassen habt?“ kommt dumpf die Frage von ihr. Synchron schütteln die Zwillinge die Köpfe, der Umhang bewegt sich etwas, mit ein bisschen Fantasie kann man es als nicken interpretieren. „Ihr wünscht die Verschmelzung eurer Körper zu einem einzigen. Lange wurde diese Prozedur schon nicht mehr durchgeführt. Eure Prüfung bestand in dem Durchschreiten, des Tores des Gewissens. Nur das absolut Böse kann hindurch, bei jedem noch so kleinem Funken Menschlichkeit bringt es den Tod.“ „Dann gibt es nur diesen einen Zugang?“ unterbricht Rudger die Ausführungen der geheimnisvollen Gestalt. Ein unwilliges Knurren, macht deutlich, das Unterbrechungen nicht erwünscht sind. Trotzdem beantwortet das Wesen die Frage, „Es gibt noch einen Zugang, doch der liegt auf halber Höhe dieses Berges. Also unerreichbar für euch Sterbliche.“ Schwebend entfernt sich die dunkle Form etwas, fährt dann mit ihren Ausführungen fort. „Um dieses Ritual durchzuführen, müsst ihr euch unbekleidet im höllischen Feuer reinigen. Es wird die letzten menschlichen Spuren beseitigen. Nachdem dieses geschehen ist, tretet ihr gleichzeitig in die Mitte der Schwarzen Quelle, diese wird euch umschließen, eure derzeitige Form auflösen und euch zu einem neuen Wesen formen. Doch ihr müsst auch der Magie Tribut zollen, der Preis für diese Gunst, sind die Drachenträne...“, bei diesen Worten richtet sich das Glühen auf Rudger, „....und die Seelen unschuldiger.“ Erwartungsvolles Schweigen senkt sich zwischen die Beteiligten. Rupert denkt bei sich, ‚Toll, da stellt man schon seine Persönlichkeit zur Verfügung und trotzdem muss man noch bezahlen.’ „Ihr wollt die Drachenträne?“ fragt Rudger nach. Das Nicken seine Gegenübers bestätigt die Forderung noch einmal. „Diese Drachenträne die du besitzt, hat es dir erst ermöglicht in dieses Tal zu kommen. Und die Seelen brauchen wir als Nahrung.“, lässt die Gestalt die Zwillinge wissen. Rupert dämmert es, nur durch diese ominöse magische Drachenträne, ist es Rudger gelungen, den Felsspalt zu vergrößern, nur dieser kleine unscheinbare Stein, hat es bewirkt. Ein Gedanke schießt durch seinen Kopf, ohne groß zu überlegen spricht er es auch schon aus. „Was haltet ihr von zwei Seelen, die in einem Körper wohnen?“ Überrascht wendet sich das Wesen ihm zu. „Zwei Seelen in einem Körper?“ fragt es nach. Rupert nickt, „Ja, meine Stieftochter besitzt zwei Seelen. Ihre eigene und die eines weißen Drachens.“ Zufrieden bemerkt er, wie sich alle anwesenden Kreaturen aufgeregt anzischen, was sie sagen, kann er beim besten Willen nicht verstehen. Doch scheint die Aussicht, auf eine Drachenseele, ihre Stimmung ernorm zu heben. „Wo?“ lautet die nächste Frage, der dunklen Geschöpfe. Rudger übernimmt die Antwort, „Sie befindet sich etwa zwei Tagesreisen in nordöstlicher Richtung. Das Städtchen nennt sich Theros, dort sind viele Seelen zu finden.“, lockt er jetzt die Gestalten. Gleichzeitig greift er an seinen Hals, nimmt die Kette mit der Drachträne ab und reicht sie ihrem Gesprächpartner. Die langen, knochigen Finger schließen sich um das Schmuckstück, äußerst zufrieden stellt dieses Wesen fest, „Der Preis ist mehr als bezahlt. Ruht euch noch einen Augenblick aus, in zwei Stunden geht die Sonne unter, dann beginnen wir mit dem Ritual.“ Kapitel 34: Die Seelenfresser, Teil 1 ------------------------------------- Kapitel 33 Die Seelenfresser, Teil 1 Bis zum Sonnenuntergang wird in der Kaserne heftig gewerkelt, je näher das Ende des Ultimatums rückt, desto emsiger werden die Soldaten. Sie haben Serena erlebt, sie wissen, zumindest ahnen sie, zu was sie fähig ist. Mal abgesehen davon, das die Blauäugige ihre Königin ist..... Sie alle haben eine Menge wieder gut zu machen. Die Handlung der jungen Frau hat großen Eindruck bei ihnen hinterlassen. Serena versorgt unterdessen, zusammen mit Justus, ihren Cousin. Toran erzählt ihr dabei, wie es ihm, seit ihrer Rückkehr in ihre eigene Welt, ergangen ist. „Das wird schon wieder.“, spricht die Schwarzhaarige ihm Mut zu, legt ihre Hand auf seine Schulter. Resigniert seufzt er auf, „Ich weiß nicht. Rudger hat sein Ziel erreicht, niemand wird mir vertrauen. Er hat meinen Ruf zerstört.“ Niedergeschlagen lässt er den Kopf hängen. „Unsinn...“, wiederspricht Serena, „....Rudger erreicht es nur, wenn du es zu lässt und das darfst du nicht.“ Der Prinz schüttelt nur den Kopf, er will es nicht glauben. Nachdenklich betrachtet Serena ihren Cousin, er ist am Boden zerstört, es wird dauern bis er wieder der Alte ist. Baltrock täte ihm bestimmt gut, doch müssen die Beiden noch auf einander verzichten. Im Augenblick kann die junge Frau ihrem Cousin nicht helfen. „Du solltest dich mal richtig ausschlafen. Morgen früh machen wir einen Ausritt und reden in Ruhe über alles.“, bestimmt sie nun. „Endlich wieder ruhig schlafen, das wäre schön.“, seufzt Toran sehnsüchtig. „Mit Verlaub, da kann ich helfen.“, meldet sich Justus. Unfreiwillig hört er das Gespräch mit an. Überrascht blicken ihn Cousin und Cousine an, an den Priester haben sie gar nicht mehr gedacht. Justus läuft wieder ein bisschen rot an, er hat sich gerade wieder daneben benommen. Schlauer wäre es gewesen, wenn er erst mit einem Räuspern auf sich aufmerksam gemacht hätte, aber nein, er plappert gleich los. Die Schwarzhaarige ergreift das Wort, „Wir hören.... in wie weit könnt ihr Toran helfen?“ Ihr Blick ruht auf dem dicklichen Mann. „Nun, ich könnte ein leichtes Mittel herstellen, das für einen erholsamen Schlaf sorgt.“, erläutert er mit fester Stimme, mit seinen Kräutern kennt er sich aus, da macht ihm keiner was vor. „Ein Schlafmittel also.“, bringt Serena es auf den Punkt. Der Priester nickt. „Gut, holt es.“, fordert sie ihn auf. Toran braucht unbedingt diese körperliche Erholung, vielleicht geht es seiner Seele dann auch besser. Justus steht schon an der Tür, als sie ihn aufhält. „Auch diesmal keine Gespräche.“, warnt sie den Priester. Das fehlt noch, das alle in Theros über das hier gesprochene Bescheid wissen. „Natürlich nicht.“, empört sich Justus, er ist doch keine Plaudertasche. Ein wissendes Lächeln umspielt Serenas Lippen. „Dann ist es ja gut. Und jetzt beeilt euch.“, erwidert sie ernst. Mit einer angedeuteten Verbeugung verschwindet der Priester aus dem Raum. „Du bist unglaublich, Serena. Mit Leichtigkeit erringst du den Respekt aller, die dir begegnen. Du bist die geborene Herrscherin.“, bewundert Toran wiederholt seine Cousine. Diese lächelt ihn warm an. „Das gelingt dir auch. Hast du vergessen....in unseren Adern fließt das gleiche Blut.“, wiegelt sie ab. Schweigen senkt sich zwischen die jungen Leute, Drakos ergreift die Gelegenheit und meldet sich zu Wort. ‚Glaubst du, das du genug Zeit hast, Toran sein Selbstvertrauen wieder zu geben?’ Serena denkt nach, bevor sie antwortet. ‚Nein, wie du weißt, muss ich übermorgen zu deinen Verwandten.’, nach einer kleinen Pause fährt sie fort. ‚ Ach Drakos. Es ist soviel zu tun, mir läuft die Zeit davon. Toran kann ich nur auf den Weg bringen, für mehr habe ich keine Zeit. Dann ist doch auch Seto. Ich sehne mich nach ihm, nach seinen Berührungen. Ich kann und will ihn nicht allein lassen, doch muss ich es. Ich bringe es auch nicht fertig ihn einfach nach Hause zu schicken.’, verzweifelt verstummt sie. Serena geht ans Fenster, starrt hinaus, Tränen steigen ihr in die Augen. ‚Du schaffst das schon, ich bin ja bei dir.’, versucht Drakos Serena aufzumuntern. Ein trauriges Lächeln erscheint in ihrem Gesicht, ‚Das ist lieb von dir, sei mir nicht böse, aber Setos Umarmung wäre mir im Augenblick lieber.’ Der Drache seufzt übertrieben auf, ‚Das verstehe ich, nur, wenn er da ist, muss ich die meiste Zeit meinen Kopf unter den Flügel stecken.’ Drakos erreicht sein Ziel, Serena lacht leise. ‚Oh ja, du hast es schon schwer.’ Toran bemerkt die Traurigkeit Serenas, das verstärkt sein schlechtes Gewissen noch. Serena stellt ihre persönlichen Wünsche alle zurück, um dem Land zu helfen, unermüdlich kämpft sie für eine friedliche Zukunft. Sie kämpft für ein Land, das sie nicht kennt, in dem sie nicht zu Hause ist..... nie zu Hause sein wird. Seine Cousine riskiert ihr Leben für sie alle und er selbst hat versagt, er ertrinkt im Selbstmitleid, kann sich nicht davon befreien. Toran hat keine Ahnung wie er das wieder gut machen soll. Während Serena an Seto denkt, kämpft dieser mit seiner Selbstbeherrschung. Silas und seine Männer haben keine Probleme damit, mehrere Stunden im Sattel zu verbringen, sie sind es gewohnt. Der Brünette nicht, er hat noch nie auf einem Pferd gesessen, hier das erste Mal. Seine Muskeln schmerzen, seine Beine sind taub, von seinem Gesäß mal ganz zu schweigen, da hat er das Gefühl, schon auf dem blanken Knochen zu sitzen. Eigentlich ist er froh, das sie keine Pause machen, Seto befürchtet, gar nicht vom Pferd zu kommen, geschweige denn wieder aufsitzen zu können. Deutlich spürt er den prüfenden Blick Silas, aber Setos Stolz verhindert, das er sich etwas anmerken lässt. Außerdem will er so schnell wie möglich zu Serena, das geht nur ohne viele Pausen. Die meiste Zeit traben die Pferde in einem hohen ausdauernden Tempo, nur um ihnen eine Verschnaufpause zu gönnen, lassen die Reiter ihre Tiere eine längere Zeit im Schritt gehen. Silas hält sich neben dem Brünetten. „Sollen wir eine längere Pause machen?“ erkundigt er sich, der Blonde kann sich gut vorstellen, wie sich der Freund seiner Königin fühlt. An dessen Körper dürfte es keinen Muskel mehr geben, der nicht schmerzte. „Nein, ich brauche keine Pause.“, lehnt Seto ab. Stattdessen treibt er sein Pferd wieder an, der Gedanke an Serena lässt ihn durchhalten. Er will sie endlich wieder in den Arm nehmen, ihre Wärme und ihre Liebe spüren. Dieser harte Ritt bringt aber auch die Soldaten an ihre Grenzen, zu gern würden sie eine Rast einlegen, aber keiner von ihnen verlangt es. Ihr Stolz verbietet es ihnen, dieser Fremde klagt nicht, verlangt nicht zu Essen oder zu Trinken, so verzichten sie auch. Seine Haltung nötigt ihnen Respekt ab, jeder für sich entscheidet, das ihre Königin eine gute Wahl getroffen hat. Diesem Mann würden sie folgen, er wäre ein würdiger König. Tatsächlich steigen sie nicht einmal vom Pferd, ihr spärliches ’Mittagsmahl’ nehmen sie auf dem Rücken der Tiere ein. Es ist ein schweigender Ritt, nachdem Silas dem Brünetten ihre Lage, soweit es ihm wichtig erscheint, erklärt hat, fällt auch er ins Schweigen. Erst kurz vor Sonnenuntergang richtet er wieder das Wort an Seto. „Herr, ich weiß, das ihr das, was ich jetzt sage nicht hören wollt, aber...“, er zügelt sein Pferd etwas, automatisch passt sich Seto dem Tempo an. „...wenn ihr nicht ganz steif von eurem Reittier fallen wollt, sollten wir jetzt absteigen und ein Stück zu Fuß gehen. Das wäre ganz gut für die Muskeln, sie könnten sich dann wieder entspannen.“ Der Blick, mit dem Seto den Blonden ansah sprach Bände, Silas kann sich ein leichtes schmunzeln nicht verkneifen. „Keine Sorge, es wird keiner mitkriegen.“, zu gut kann sich der General denken, wie sich der Brünette fühlt. Dieser spürt seine Beine gar nicht mehr, nie wieder wird Seto sich von dem Tier trennen können, nicht, weil er es so ins Herz geschlossen hat, nein, sondern weil er mit ihm fest verwachsen ist. Schließlich nickt Seto, irgendwann muss er ja absteigen und nach Möglichkeit will er Serena nicht unbedingt, wie ein nasser Sack, vor die Füße fallen. Silas gibt seinen Männern den Befehl abzusteigen, er bleibt mit Seto ein Stück zurück. Auch er steigt etwas steif ab und hält Setos Tier fest. Einen Augenblick lang, wünscht sich Seto überall hin, nur nicht hier auf das Pferd. Tief Luftholend schwingt er sein rechtes Bein über sein Reittier, als er mit diesem festen Boden erreicht, zieht er sein linkes aus dem Steigbügel. Wie gut, das er sich am Sattel festhält. Wie erwartet, wollen seine Beine ihren Dienst verweigern. Nach einer Weile kommt seine Blutzirkulation wieder richtig in Gang, vorsichtig bewegte er erst das eine Bein, dann das Andere. Schließlich weigern sich seine Beine nicht mehr, ihrer Bestimmung nachzukommen. Immer noch etwas steif setzt Seto sich in Bewegung, Silas hält sich die ganze Zeit zurück. Beschränkt sich darauf den Brünette aufmerksam zu beobachten, falls dieser Hilfe braucht, wollte er zur Stelle sein. Ihre weitere Begleitung sieht in die entgegen gesetzte Richtung. Jeder von ihnen hat irgendwann das erste Mal auf dem Pferd gesessen und auch so einen Marathonritt mitgemacht. In etwa können sie sich vorstellen, wie der Fremde sich fühlt. Gut eine Stunde gehen sie zu Fuß, dann lagern sie für eine kurze Mahlzeit, ungern klettert Seto wieder in den Sattel. Knappe zwei Stunden noch und sie erreichen ihr Ziel, Silas versucht so den Brünetten aufzumuntern, doch so richtig schafft er es nicht. Toran schläft, Justus hat seine Schlafkräuter gebracht und dem Prinzen einen Tee gemacht. Serena reckt sich, ein harter Tag neigt sich dem Ende zu, wird sie Seto heute noch sehen oder erst morgen? Inständig hofft sie auf heute, sie will so lange wie möglich mit ihm zusammensein. Von Justus hat sie sich noch heilende und entspannende Kräuter, für ihren Liebsten geben lassen. Ein kurzes Klopfen kündigt einen Besucher an, schon schwingt die Tür auf, Kristanus betritt das Zimmer. „Herrin, euer Befehl ist ausgeführt. Wenn ihr die Kaserne in Augenschein nehmen wollt?“, meldet der Soldat respektvoll seiner Königin. „Natürlich will ich.“, gibt sie kurz angebunden zurück, geht an ihrem morgendlichen Widersacher vorbei, hinaus auf den Hof. Dort angekommen, muss sie sich ein Grinsen verkneifen. Welch ein Unterschied zu heute morgen, nicht nur, dass das gesamte Gelände aufgeräumt und hergerichtet ist, nein, auch die Soldaten, wirken ganz anders. Innerlich seufzt Serena, warum muss man manche Männer erst verprügeln, damit sie einen respektieren? „Seht Herr, da vorn ist Theros. In gut einer halben Stunde sind wir da.“, informiert Silas den Begleiter der Königin. Ein Seufzer der Erleichterung ist von dem Brünetten zu hören, bald kommt er von dem Pferd runter, bald sieht er seine Freundin wieder. Im leichten Trab reiten sie endlich in der Kaserne ein. Verblüfft hält Silas sein Pferd an, hat er sich in der Richtung vertan? Ist das die gleiche Kaserne, die er vor gut zwei Tagen verlassen hat? Auch seine Begleiter halten ihre Pferde an, nur Seto kann mit dem verwunderten Gesichtsausdruck Silas nichts anfangen. Er folgt seinem Blick, plötzlich ist ihm alles egal, er sieht Serena auf sich zukommen. So zügig es geht springt er von seinem Pferd, dank des kleinen Spaziergangs zwischendurch, versagen ihm auch nicht die Beine. „Schön, das ihr hier seid.“, begrüßt Serena die Reiter, hat aber nur Augen für Seto. „Euer Begleiter ist ein Sklaventreiber, nicht eine Pause hat er uns gegönnt.“, meldet sich Silas zu Wort. Die Schwarzhaarige lächelt, „Da kann ich euch nur Recht geben, aber er verlangt nichts, was er nicht selber leisten kann.“, entgegnet sie mit leichtem Stolz in der Stimme. „Danke für dein Vertrauen.“, lässt Seto nun von sich hören. Die Königin blickt Silas an, „Ihr habt sicher Hunger und seid Müde. Kristanus wird dafür sorgen, das ihr alles nötige bekommt.“ Jetzt steigen auch die Soldaten von ihren Tieren, sofort kommen Stallburschen, die ihnen ihre Pferde abnehmen. Serena hakt sich bei Seto ein, dreht sich um und steuert auf das Hauptgebäude zu. Bei Kristanus bleibt sie kurz stehen. „Für heute hast du Glück, morgen Vormittag will ich euer Waffentraining begutachten. Ich hoffe für dich und deine Kameraden, das ihr wenigstens das beherrscht.“, informiert sie ihn, in ihrer Stimme schwingt ein leicht drohender Ton mit. „Keine Sorge Herrin. Ihr werdet zufrieden sein.“, verspricht er und salutiert vor ihr. „Wir werden sehen.“, schränkt sie ein, „Wir werden sehen.“ Die Zwillinge werden unsanft geweckt, „Es ist Zeit, die Zeremonie zu beginnen.“, informiert sie eine hohle Stimme. „Schon gut. Kein Grund so unfreundlich zu sein.“, gibt Rupert unwirsch zurück, „Kriegen wir noch was zu Essen bevor es losgeht?“ erkundigt er sich im gleichen Ton. „Nein....die nächsten Zwei Tage bekommt ihr nichts. Das gehört mit zu dem Ritual.“, wird ihm erklärt. Die Gestalt, die die Zwillinge ’begrüßt’ hat, tritt an sie heran, gefolgt von vier Anderen, je zwei nehmen Rupert und Rudger in die Mitte. Sie bringen die Brüder in getrennte kleinere Höhlen. Während ihr Anführer den Brüdern erklärt, wie das Ritual abläuft, beginnen sie mit der Ausführung. „So höret die Abfolge der Zeremonie: Zuerst werdet ihr entkleidet, im Höllenfeuer verbrennt die letzte Menschlichkeit, nur die Essenz des Bösen bleibt zurück. Mit eurem Blut wird die Macht der Quelle aktiviert. Gemeinsam tretet ihr hinein, eure Körper werden aufhören zu existieren, sie lösen sich auf und fügen sich zu einem Einzigen zusammen. Wenn dieser Zeitpunkt erreicht ist, bricht die Macht hervor und wir Seelenfresser holen uns den Lohn für dieses Geschenk. Ein letztes Mal frage ich euch: Wollt ihr die Verschmelzung eurer Körper zu einem einzigen? Denn bedenkt, nicht nur euer Köper wird eins, sondern auch eure Gedanken und Gefühle. Jetzt seid ihr getrennt, entscheidet euch.“ Rupert wird bei der Aufzählung, doch etwas mulmig, ist aber nicht soweit gegangen um jetzt zu kneifen. Und eins ist sicher, lebend kommen sie hier sowieso nicht raus, da kann er auch die Verschmelzung versuchen. „Mein Entschluss steht fest. Redet nicht so viel, sondern fangt endlich an.“, teilt er genervt seinen Entschluss mit. Rudger ist am Ziel seiner Wünsche, jetzt aufzugeben, kommt gar nicht in Frage. „Auch ich halte an meinem Entschluss fest. Das Ritual soll beginnen.“, gibt auch er seine Entscheidung bekannt. „So möge es sein. Die Verbindung wird ewiglich dauern, nur der Tod kann sie beenden.“, bekräftigt die dunkle Gestalt die Worte der Brüder. Kaum das die Worte verklungen sind, treten die dunklen Gestalten an die Brüder heran. Mit ihren langen schwarzen Fingern berühren sie ein Kleidungsstück nach dem anderen, jedes rieselt sofort zu Boden. Nicht lange und die Brüder stehen völlig nackt da. Die Kapuzengestalten, stimmen einen dunklen Singsang an, monoton wiederholen sie immer wieder die gleiche Abfolge. Gespenstisch hallt es von den Felswänden zurück. Nun streichen diese Geschöpfe eine gelbe Paste auf die unbekleideten Körper, sie beginnen an den Füßen, schmieren die Paste sorgsam in jede noch so kleine Hautfalte. Ist diese Paste zuerst auch noch kühl auf der Haut, beginnt sie bald wärmer zu werden und eine unangenehme Hitze auszustrahlen. Nachdem auch die Hände, Arme und der Kopf bestrichen sind, wird diese gelbe Paste an den Füßen angezündet. Die Zwillinge befinden sich in einer Art Trance, verursacht durch den Singsang. Sie wachen erst daraus auf, als sie schon vollkommen von einer blauen Flamme eingehüllt sind. Im ersten Schreck schreien sie ihren Schmerz heraus, der jedoch, mit zunahme der Flamme, immer geringer wird. Blutrot läuft es von ihren Körpern, doch es ist nicht ihr Blut, es ist der Lebenssaft des Bösen. Diese Flüssigkeit tropft langsam in extra angelegte Rinnen, die zur Quelle führen. Endlich verlöscht das Feuer, stöhnend brechen die Männer zusammen, der Singsang dröhnt in ihren Ohren, ihre Körper dampfen. Sie werden auf die Beine gezogen und zur Quellhöhle gezerrt, sie können sich kaum auf den Beinen halten. Auch haben sie jegliches Zeitgefühl verloren, die Zeit hat für sie aufgehört zu existieren. Die dunklen Geschöpfe positionieren die Zwillinge, damit ihr Blut auch in die richtige Bahn läuft. Ein schneller Schnitt öffnet die Adern, der kostbare Lebenssaft, rinnt zur Quelle, zusammen mit dem Blut des Bösen, erreichen die Flüssigkeiten die Kristalle. Mit gespannter Neugier beobachten alle die Quelle.... doch nichts geschieht. Ist alles nur eine Lüge gewesen? Gibt es diese schwarze Magie gar nicht? Im selben Moment reagieren die Kristalle, ächzend und knirschend setzen sich diese in Bewegung. Die Ringe beginnen gegeneinander zu rotieren, immer schneller, ein schwarzroter Lichtkranz bildet sich, der zu einem dauerhaften schwarzen wird. „Jetzt tretet gleichzeitig in die Mitte der Quelle. Nur wenn ihr die Mitte zusammen erreicht, kann das Vorhaben gelingen.“, fordert die hohle Stimme die Brüder auf. Geschwächt von dem Blutverlust, wanken Rudger und Rupert auf die schwarze Säule zu, sie stehen sich Gegenüber, sehen sich aber nicht. Sie schließen ihre Augen, versuchen den Anderen aufzuspüren, als sie sich sicher sind treten sie in die Lichtsäule hinein. Sofort werden sie von der Rotation hinfortgerissen, die Dimensionen hören auf zu existieren, Raum und Zeit gibt es nicht, feste Gestalt gibt es nicht, selbst Licht und Dunkelheit haben ihre Berechtigung verloren. In tiefster Finsternis, beobachten die Zwillinge wie sie sich auflösen, wie sich ihre Körper in kleinste Bausteine zerlegen, der Schmerz, den sie dabei empfinden ist übermächtig, doch keine Ohnmacht erlöst sie daraus. Dann steht kurzzeitig alles Still, selbst der Schmerz endet für einen Moment… nun beginnt die schwarze Magie zu fließen. Machtvoll befreit sie sich aus ihrem Gefängnis, eine vernichtende Schwarze Säule durchbricht den Fels, steigt bis in den Himmel empor. Nach allen Seiten breitet sie sich aus, auf dem Rücken dieser schwarzen Welle, reiten die Seelenfresser mit ihren höllischen Pferden um sich ihren Lohn zu holen. Kurz vor Sonnenaufgang steht Serena auf und zieht sich leise an. Sie greift nach ihrem Schwert und will das Zimmer verlassen, als sich Seto meldet. „Du bist schon auf? Wo willst du hin?“ fragt er leise, dreht sich auf den Rücken und blickt die Frau seines Herzens an. Der Brünette hat gehofft, das er mehr Zeit mit seiner Freundin verbringen kann. Serena geht zum Bett zurück. „Ruh dich aus. Ich muss mit Toran reden, das machen draußen vor der Stadt. Da gibt es keine Lauscher.“, erklärt sie ihm leise, beugt sich vor und küsst Seto liebevoll. „Keine Sorge, wir haben nachher noch viel Zeit füreinander.“, verspricht sie Seto lächelnd. In ihren Augen steht deutlich, an was sie dabei denkt. Zärtlich zieht Seto die Schwarzhaarige an sich, „Hm...keine Ahnung, ob ich dazu in der Lage bin.“, lächelt er sie an. Ein schelmisches Funkeln schleicht sich in ihre blauen Augen, als sie meint, „Keine Sorge, es ist alles nur eine Frage der Technik.“ „Du bist unglaublich.“, lacht Seto leise. Nach einem weiteren leidenschaftlichen Kuss, verabschiedet Serena sich. „Bis später....“, bevor sie die Tür schließt, fügt sie mit einem Augenzwinkern noch hinzu, „....lauf mir nicht weg.“ Einige Minuten später ist Serena in Torans Zimmer, sie schüttelt leicht an der Schulter ihres Cousins. „Wach auf, es ist Zeit zu reden. Während du dich anziehst, sattle ich schnell die Pferde.“ Seufzend wacht der Thronfolger auf, „In Ordnung, in zehn Minuten bin ich fertig.“, lässt er sie müde wissen. „Gut, bis gleich.“, entgegnet sie und macht sich auf den Weg in den Stall. Toran reckt sich ausgiebig, zum ersten Mal seit langer Zeit, fühlt er sich ausgeruht. Er hat keine Ahnung, ob es an den Kräutern liegt oder daran, das seine Cousine hier ist. Zügig steht er auf und macht sich fertig, als er den Kasernenhof betritt, kommt Serena aus dem Stall geritten. Torans Pferd führt sie am langen Zügel mit. Der Prinz steigt auf, im leichten Trab verlassen die Beiden die Stadt. Nur die Wachsoldaten sehen hinter ihnen her. An Torans Lieblingsplatz, einige Kilometer vor der Stadt, machen sie halt, steigen ab und binden ihre Pferde an einem Baum fest. Sie gehen ein Stück, schließlich sagt Serena, „Toran, jetzt erzähl mir doch ganz genau, was seit meinem Weggang passiert ist. Wie konnte Rudger dich manipulieren?“ Der Schwarzhaarige windet sich ein bisschen, eigentlich will er die schrecklichen Ereignisse vergessen. Doch ihr auffordernder Blick lässt ihm keine Wahl, zögernd beginnt er zu erzählen. Nach einer Weile sprudelt es aus ihm heraus, er ist froh alles einmal loszuwerden, auch von seinen Albträumen berichtet er. Mit den Worten: „Jetzt verachtest du mich sicher. Du bist so stark und ich habe kläglich versagt.“, beendet er seinen Bericht. „Nein, ich verachte dich nicht. Ich war zu gutgläubig, mir hätte klar sein müssen, das Rudger etwas versuchen wird. Doch das ist Vergangenheit, hier und jetzt müssen wir handeln. Toran lass dich nicht von dieser hinterlistigen Schlange unterkriegen. Was geschehen ist, ist geschehen. Niemand kann es mehr Rückgängig machen, aber es darf unser Tun nicht lähmen. Du hast eine zweite Chance bekommen, nutze sie. Das Land braucht dich.....ich brauche dich.“, fast schon flehend sieht sie ihren Cousin an, „Lass uns nicht im Stich.“ Toran seufzt auf, fährt sich mit den Fingern durch sein Haar, „Baltrock fehlt mir. Mit ihm an meiner Seite wäre alles soviel leichter.“ „Das mag sein. Aber er ist nicht hier, so hart es klingen mag, du musst allein damit fertig werden. Reiß dich zusammen.“, leichter Ärger schwingt in ihrer Stimme mit. Niemand hat Serena gefragt, ob sie jemanden hat, mit dem sie ihr Leben teilt. Jeder hat von ihr verlangt, sich für Gesyria quasi aufzuopfern, da ist es doch nicht zuviel verlangt, wenn sie von Toran etwas mehr Stärke fordert. Drakos unterbricht das Gespräch, ‚Serena, etwas stimmt nicht. Ich hab ein ganz ungutes Gefühl.’ ‚Kannst du es genauer beschreiben?’ hakt die Schwarzhaarige besorgt nach. ‚Nein, leider nicht. Ich möchte fast sagen, dass das personifizierte Böse kurz davor ist, hier aufzutauchen.’, beantwortet der Drache zögernd die Frage. ‚Ok. Das reicht mir.’, gibt sie zurück. „Toran, wir müssen nach Theros zurück. Sofort.“, informiert sie ihren Cousin. Serena wartet keine Antwort ab, sondern kehrt rasch zu den Pferden zurück. Verwundert stellt sie fest, das diese ganz nervös sind. Selbst ihr Hengst, der immer die Ruhe selbst ist, steht mit leicht geweiteten Nüstern und ängstlich rollenden Augen da. Beide Tieren schwitzen, treten unruhig hin und her. Jetzt fällt der jungen Frau auch erst diese Stille auf, sie dreht sich zu Toran und fragt, „Hörst du das auch?“ Der Thronfolger lauscht angestrengt, schüttelt den Kopf, „Ich höre nichts.“ „Das ist es ja gerade. Es ist totenstill. Wir sollten uns beeilen.“ Schon hat sie ihr Pferd losgebunden und steigt auf, auch Toran springt schnell in den Sattel. Ihre Pferde haben es eilig, sie wollen weg. Serena hat Mühe ihren Hengst zu kontrollieren, das kennt sie nicht von ihm, beruhigend streicht sie über seinen Hals. Doch hilft es nichts, kaum das sie das kleine Wäldchen verlassen haben, drängen beide Tiere vorwärts. „Was haben die denn nur?“ wundert sich Toran, während er versucht, sein Pferd unter Kontrolle zu halten. „Keine Ahnung, sie wissen scheinbar mehr als wir.“, gibt die Königin zurück. Ein dumpfes Grollen in der Ferne kündigt das kommende Unheil an, die Erde zittert. Toran und Serena können ihre Pferde kaum noch halten. Zufällig dreht die Schwarzhaarige sich um und erstarrt. Eine schwarze Lichtsäule reicht von dem Bergen im Süden bis in den Himmel hinein. Explosionsartig breitet sie sich aus, der Knall dieser Explosion erreicht sie wenig später. Vor dieser schwarzen Wolke fegt eine Druckwelle über das Land. „Zwischen die Felsen.“, ruft sie Toran zu und zwingt ihr Pferd dahin zurück, wo sie gerade herkamen. In letzter Sekunde erreichen sie ihren spärlichen Schutz. Kaum ist diese Druckwelle vorbei, treiben die Beiden ihre Pferde wieder auf die Ebene hinaus. Wieder blickt Serena auf das Phänomen der schwarzen Wolke. „Da sind Reiter.“, aufgeregt zeigt Toran in die Richtung, in der er welche gesehen hat. Auch Serena sieht sie. ‚Was ist das?’ fragt sie Drakos atemlos. Verstört antwortet der Drache, ‚Ich weiß es nicht. Aber es ist sicher nichts Gutes und sie kommen verdammt schnell hierher.’ Drakos versucht Verbindung zu seiner Mutter aufzunehmen, doch gelingt es ihm nicht. Torans Pferd verliert die Nerven, es lässt sich nicht mehr halten, panisch aufwiehernd, rast es im wilden Galopp davon. Serenas Hengst schließt sich an. Die Reiter, die sie gesehen haben, lassen Böses ahnen. Die schwarzen Umhänge blähen sich im Reitwind auf, lange dürre Finger halten glänzende Schwerter. Ihre Rösser scheinen direkt der Hölle entsprungen zu sein. Die Augen leuchten tiefrot, in ihren aufgerissenen Mäulern kann man lange Reißzähne sehen und selbst in ihrem Schlund glüht in ein unheilvolles Feuer. Das wars für dieses Jahr Ich wünsche euch ein Frohes Weihnachtsfest und eine guten Rutsch ins Neue Jahr. glg eure night-blue-dragon Kapitel 35: Die Seelenfresser, Teil 2 ------------------------------------- Hallo meine Lieben, endlich geht es in Gesyria weiter. *freu* Wisst ihr noch was als letztes geschah? Rupert, Serenas Stiefvater und Rudger, selbsternannter Herrscher Gesyrias, haben die schwarze Quelle gefunden und sich dort vereint. Der Lohn, ein magischer Gegenstand und die Seelen unschuldiger Menschen. So bösartig wie die Beiden sind, haben sie den Wächtern der schwarzen Quelle, die Seele Serenas und die des Drachens angeboten. Die Seelenfresser sind auf dem Weg sich ihren Lohn zu holen. --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Die Seelenfresser, Teil 2 Nachdem Serena das Zimmer verlassen hat, ist Seto wieder eingeschlafen. Wie lange er noch schlafen konnte, weiß der Brünette nicht. Hektisches Befehle brüllen und lautes Türenschlagen, wecken ihn wieder. Was da wohl los ist? Ohne lang zu überlegen, schält sich Seto aus dem Bett und kleidet sich hastig an, kaum das er fertig ist, fliegt die Zimmertür auf. Silas kommt herein, „Gut das ihr schon fertig seid. Es ist etwas geschehen, keine Ahnung was. Aber es ist auf jeden Fall besser, vorbereitet zu sein… Kommt mit.“, berichtet der Blonde hektisch. Schon ist Silas wieder nach draußen unterwegs, Seto beeilt sich ihm nachzukommen. Der Brünette hat ein mulmiges Gefühl im Magen, es muss etwas Außergewöhnliches geschehen sein. Aufgeregt rennen die Soldaten vor die Garnison, auch Bürger der Stadt finden sich vor den Toren ein. Verblüfft und verängstigt schauen alle nach Süden, dort steigt gerade eine schwarze Säule gen Himmel, die sich explosionsartig ausbreitet. Alles deutet auf einen Vulkanausbruch hin, doch wird keine glühende Lava gen Himmel gespien. „Silas, gleich muss eine Druckwelle kommen.“, warnt Seto den Kommandanten. Ohne nachzufragen, brüllt dieser sofort seine Befehle und lässt das große Tor schließen. Gerade noch rechtzeitig können sie fast alle in Sicherheit bringen, diejenigen, die weniger Glück haben, werden wie Spielzeug durch die Luft geschleudert. Ächzend hält die große Schutzwand dem Aufprall stand, droht dann diese zu zerbersten, doch sie haben Glück… kurz bevor die Druckwelle alles zerstören kann, ist sie über die Ortschaft hinweg gefegt. „Wir lassen das Tor am besten geschlossen.“, entscheidet der Blonde. Doch Seto ist dagegen. „Nein, ihr müsst es wieder öffnen.... Serena und Toran sind da draußen.“, fordert er eindringlich. Deutlich ist die Sorge in seinem Blick zu sehen. Silas wird blass. „Warum habt ihr das nicht gleich gesagt.“, fährt er den Brünetten an. Das lässt dieser sich nicht gefallen. „Ist es nicht eure Aufgabe, für ihren Schutz zu sorgen? Verdammt, sie ist eure Königin.“, faucht Kaiba zurück. Silas ballt seine Hände zu Fäusten, daran braucht ihn der Fremde nicht zu erinnern. Er lässt das Tor wieder öffnen. Seto hastet vor die Stadt, ebenso Silas, Kristanus und selbst Justus ist hier. Gebannt starren sie auf die Ebenen hinaus. Die geheimnisvolle schwarze Wolke kommt rasend schnell näher. Gleichzeitig entdecken sie die Reiter, die auf dem Rücken dieser Welle reiten. Panisch schreit eine alte Frau auf: „Rette sich wer kann ... Die Seelenfresser kommen.“, abrupt dreht sich die Frau um und rennt schreiend in die Stadt zurück. Seto wird bleich, was ist das hier nur für ein Land? Fragend blickt er Silas an. „Was zum Teufel sind Seelenfresser?“ will er wissen. Der Priester antwortet tonlos. „Diese Seelenfresser sind die Bewacher der schwarzen Magie. Nur ein ganz bestimmtes Ritual, lässt sie auf ihren Höllenpferden, nach unschuldigen Seelen suchen, um sich von ihnen zu ernähren.“ „Welches Ritual?“ hakt Silas jetzt nach. Justus räuspert sich. „So weit ich mich erinnere, gibt es ein Ritual der Verschmelzung. Wenn zwei gleich bösartige Menschen eine Verschmelzung begehren, wird ihre jetzige Körperform aufgelöst und zu einem neuen Körper zusammengefügt. Als Lohn für die Durchführung dieser ’Zeremonie’ fordern sie einen magischen Gegenstand und unschuldige Seelen. Offenbar wurde diese Verschmelzung durchgeführt und sie holen sich ihren Lohn.“ „Aber wer sollte sich auf so etwas einlassen?“ fragt der Kommandant verwirrt nach. „Ich weiß, wer das gemacht hat.“, sagt Seto düster. Er erinnert sich an die Worte, die Rudger zu ihm sprach. Nach allem, was Seto mitbekommen hat, ist es den beiden Brüdern zuzutrauen, das sie sich, erstens vereinen und zweitens ohne Skrupel zahlreiche Menschen opfern, um an ihr Ziel zu kommen. Der Blauäugige wird sich der fragenden Blicke bewusst. „Einen kennt ihr auch, es ist Rudger, der andere ist sein Zwillingsbruder Rupert, Serenas Stiefvater. Rudger erzählte mir, das sie Serena vereint entgegen treten wollen. Es können nur die Beiden sein.“, äußert Seto seine Vermutung. „Die schwarzen Reiter sammeln sich, sie jagen Toran und Serena.“, ruft der Wachsoldat von seinem erhöhten Ausguck und deutet mit seinem Arm in die Richtung. Aller Augen richten sich wieder auf die Ebene, Seto schlägt das Herz bis zum Hals. Die beiden Flüchtenden kommen erst direkt auf Theros zu, dann dreht Serena ab. Sie reitet weg von der Stadt, hinaus in die Ebene. Die höllischen Reiter folgen ihr. Justus stöhnt gequält auf … das behagt Seto gar nicht. „Sie wollen die Drachenseele. Diese verdammten Schweine haben mit Serenas und der Drachenseele den Preis bezahlt.“, kommt es tonlos von dem Priester. ‚Nein.’, denkt Seto entsetzt, ‚Nicht Serena.’ Kurze Zeit später stoppt Toran sein Pferd, wendet es. Das Tier weigert sich, es tänzelt und steigt. Toran zieht sein Schwert, mit der breiten Seite der Klinge, schlägt er auf die Flanke seines Tieres und zwingt es schließlich in Serenas Richtung. Die Blauäugige wird indessen von den Seelenfressern eingeholt, sie bringen ihr Pferd zu Fall. Beide, Pferd und Reiterin, überschlagen sich mehrmals und bleiben bewegungslos liegen. Schon haben die schwarzen Reiter ihr Opfer eingekreist. Toran reitet ohne weiteres Zögern auf diese unheimlichen Gestalten zu, sein Schwert schwingend, vernichtet er zwei der Höllenreiter. Nun befindet er sich ebenfalls innerhalb des Kreises. Den Beobachtern vor der Stadt bleibt verborgen, was dort nun geschieht. Kristanus ergreift die Initiative, er macht auf dem Absatz kehrt. „Los...was steht ihr noch da? Seid ihr feige Memmen? Toran hat sich den Seelenfressern gestellt, da stehen wir doch nicht zurück. Auf die Pferde … wir müssen die Königin und den Thronfolger retten.“, brüllt er seine Kameraden an, greift sich ein Pferd, schwingt sich auf dessen blanken Rücken und jagt zum Tor hinaus. Mit einem Kampfschrei auf den Lippen, folgen ihm seine Kameraden entschlossen. Langsam bekommt Serena ihren Hengst wieder unter Kontrolle, zuerst will auch sie nur noch die Stadt erreichen. Doch dann besinnt sie sich, Drakos gibt ihr zu verstehen, dass diese Höllenreiter hinter ihr her sind. ‚Sie wollen unsere Seelen.’, flüstert der weiße Drache entsetzt. Auch in der jungen Frau macht sich Entsetzen breit. Sie fühlt, wie Angst, Trostlosigkeit und Hoffnungslosigkeit nach ihr greifen … wie diese Gefühle sie in Besitz nehmen. Dennoch zwingt Serena ihr Pferd auf die Ebene hinaus - weg von der Stadt. Die Schwarzhaarige hat jegliches Zeitgefühl verloren, quälend langsam kommen sie voran. Wie in Zeitlupe läuft alles ab, deutlich hört sie die schwere Atmung ihres Tieres, sieht die panisch geweiteten Augen. Plötzlich ist einer der Verfolger neben ihr und bringt den Hengst zu Fall. Geistesgegenwärtig zieht sie ihre Füße aus den Bügeln, sieht den Boden auf sich zu rasen. Dann überschlägt sie sich mehrfach und es wird schwarz um sie herum. Toran bekommt den Richtungswechsel seiner Cousine erst nicht mit, Angst und Panik sind in ihm. Er weiß nicht, woher diese Gefühle kommen, doch schwächen sie sich plötzlich etwas ab. Aus dem Augenwinkel heraus, bemerkt der Thronfolger schließlich, das Serena auf die Ebene hinaus reitet und damit die Seelenfresser von der Stadt weg lockt. Mühsam kann er sein Pferd zum stehen bringen, wild tänzelt es herum, steigt immer wieder. In dem Augenblick, in dem Serena stürzt, zieht Toran sein Schwert, er ist fest Entschlossen seiner Cousine zu helfen - egal welchen Preis er dafür bezahlen muss. Beherzt zwingt er sein Pferd vorwärts, schlägt mit der breiten Seite seiner Schwertklinge auf die Flanke des Tieres, treibt es immer weiter vor. Kein Zweifel ist in seinem Geist, kein Zögern … wütend durchbohrt er mit der Schwertklinge einen der Seelenfresser, nimmt den Schwung und vernichtet den Zweiten. Jetzt befindet er sich im Kreis, den sie um Serena gebildet haben. Sogleich springt er vom Pferd, das nutzt die Gelegenheit zur Flucht … panisch aufwiehernd rast es aus dem Kreis heraus. Immer enger ziehen die Seelenfresser diesen, steigen ebenfalls ab. Ihr Ziel ist die Frau am Boden. „Ihr bekommt sie nicht.“, droht Toran mit fester Stimme. „Doch, sie ist der Preis. Ihre Seele und die des Drachens gehören uns.“, höhnt eine dunkle Stimme. „Nein, das werde ich verhindern.“, warnt der Thronfolger. Sich im Kreis bewegend wehrt Toran die Schwerter ab. Der Schwarzhaarige wird seine Cousine schützen... nichts wird ihn davon abhalten können. Voller Panik sieht sich Serena um, nichts ist hier... rein gar nichts. Verzweifelt irrt sie umher, Serena kennt diesen Ort, doch hat sie sich hier noch nie so verloren gefühlt. „DRAKOS.“, ruft sie heiser. Keine Antwort … stattdessen kommen schwarze Schatten flüsternd näher, nehmen immer mehr in Besitz. Serena weiß genau, wenn diese Schatten sie erreichen, ist sie für immer verloren. Die junge Frau hat sich verlaufen, sie hat ihren Weg verloren, wofür soll sie sich noch wehren? „Genau, wofür willst du dich noch wehren? Gib auf … komm zu uns. Deinen weißen Freund haben wir schon. Auch er kam freiwillig.“, lockt eine leise Stimme. Drakos hat schon aufgegeben? Er ist mit den Schatten gegangen? Ohne ihr etwas zu sagen? „Nein...gib nicht auf.“, tönt es ganz leise durch ihren Geist. „Drakos.“, fragt sie flüsternd, Serena friert, sie schlingt ihre Arme um ihren Körper. Langsam sinkt sie zu Boden, Aufgeben... es wäre so leicht. Sich nicht mehr dem Kampf stellen müssen … endlich ihren Frieden finden. „Richtig, es ist ganz einfach. ..Gib mir nur deine Hand.“, verlangt die dunkle Stimme. Serena sieht hoch, lange dürre Finger strecken sich ihr entgegen. „Serena … nein … tu es nicht… Komm zurück.“, weht wieder leise eine bekannte Stimme durch ihren Geist. Drakos ist verzweifelt, er kann Serena nicht erreichen. Die Seelenfresser haben sie in ihrem Geist eingekreist. Wenn sie dem Drängen nachgibt, hat auch er keine Chance mehr, aber sie ist nicht der Typ einfach aufzugeben. Irgendwie muss er sie wachrütteln, dann hat er eine Idee. Die Seelenfresser sind dunkle Geschöpfe, sie scheuen das Licht. Drakos hat genug positives Licht um sie ein wenig in Schach zu halten. „Serena … verzeih mir, aber ich kann nicht zulassen, das du aufgibst.“, bittet er leise um Entschuldigung. Eine Fähigkeit, die sie beide Besitzen, haben sie noch nie getestet. Drakos ist sich auch nicht sicher, ob es wirklich funktioniert. Aber er muss es jetzt ausprobieren - bevor es zu spät ist. Drakos konzentriert sich auf seine Umgebung, weitet seine Aura behutsam aus, schließlich spürt er wie er sich langsam von Serena löst. Seto hält es nicht länger aus. „Ich muss zu ihr.“, sagt er entschlossen, dreht sich um, eilt in die Garnison zurück. Sucht sich ein Pferd und schwingt sich in den Sattel, Silas kommt ihm nach, will ihn aufhalten. „Ihr könnt da jetzt nicht raus, das ist zu gefährlich.“, versucht der Blonde Kaiba aufzuhalten. „Dann bleibt doch hier. Serena braucht meine Hilfe. Ich sehe bestimmt nicht tatenlos zu, wie sie stirbt.“, knurrt der Blauäugige den Kommandanten an. „Gut … wartet einen Augenblick. Ich komme mit.“, willigt Silas ein. Sucht sich ebenfalls ein Reittier, schwingt sich auf dessen Rücken, nickt dem Brünetten zu. Gemeinsam reiten sie aus der Stadt, direkt auf die schwarzen Reiter zu. Für Toran wird es eng, der Schweiß läuft ihm in Strömen herunter, das Katana in seiner Hand wird immer schwerer. Verbissen wehrt der Thronfolger die gierigen Hände ab, die sich seine Cousine holen wollen. „Serena, bitte, wach auf.“, fleht der Schwarzhaarige eindringlich. Höhnisch lachen die Gestalten um ihn herum. „Sie wird nie wieder aufwachen. Du verschwendest deine Zeit.“, lassen ihn diese dumpf wissen. Plötzlich werden die Kreaturen unruhig und weichen etwas zurück. Verwundert blickt sich Toran um, kann aber nichts erkennen. Er weiß nicht, dass ihm Kristanus mit seinen Soldaten zu Hilfe kommt. Der feste Wille dieser Männer lässt die Geschöpfe unruhig werden. Sie ernähren sich von der Unentschlossenheit und Angst. Nur dadurch sind sie in der Lage, sich die Seelen zu holen. Doch dieser Schwarzhaarige hier, zeigte keinen Zweifel, keine Angst und die Reiter, die auf sie zu kommen, waren ebenfalls festen Willens. Verstört zeigt eine der schwarz gehüllten Gestalten auf die am Boden liegende Frau. Unwillkürlich sieht auch Toran dorthin. Ein heller Schimmer bildet sich um Serena, der immer intensiver wird. Geblendet wenden sich alle ab, der Schrei eines Drachens, lässt sie wieder hinsehen. Mit eiskalt funkelnden Augen, sieht sich ein weißer Drache um, der in dem Augenblick wieder verschwindet, in dem sich Serena bewegt. Die Kälte um sie herum nimmt immer mehr zu, die schwarzen Schatten kommen immer näher. „Gib auf...komm … wir erlösen dich.“, locken die Stimmen immer wieder. Serenas Widerstand schmilzt, sie hat vergessen, wofür sie kämpfen will. Verzweifelt sieht sie sich um, von überall her scheinen diese schwarzen Hände zu kommen. Doch mit einem Mal weichen diese Schatten zurück, mit ihnen verschwindet auch die Kälte. Eine unglaubliche Wärme durchflutet die junge Frau, mit einem Mal weiß sie auch für wen sie Leben will … Seto. Sie kann nicht zulassen, dass ihm etwas geschieht, es liegt in ihrer Macht, ihn zu schützen. Nun kennt sie ihren Weg wieder. Serena denkt an ihre Freunde … an ihre Familie … an ihre Liebe. Angst, Furcht und Hoffnungslosigkeit, diese Gefühle fallen von ihr ab, entschlossen öffnet sie ihre blauen Augen. Als erstes sieht sie Toran, der sie ungläubig anstarrt, dann die schwarzen Gestalten, die sich nun zornig knurrend auf ihre Opfer stürzen wollen. Mit soviel Schwierigkeiten haben diese Geschöpfe nicht gerechnet, sie wollen sich jetzt schnell holen, weswegen sie herkamen. „Toran .... hinter dir.“, warnt Serena ihren Cousin, in der selben Sekunde fährt der junge Mann herum und treibt dem Angreifer sein Schwert in die dunkle Kapuze. Die Blauäugige hat keine Zeit weiter auf den Prinzen zu achten, ihren schmerzenden Körper missachtend, springt sie auf und stellt sich ihren Gegnern. Die beiden Schwarzhaarigen halten sich gegenseitig den Rücken frei. Dennoch zieht sich der Kreis der Angreifer, wieder enger um sie zusammen. Das Paar spürt den Aufprall der Furcht und Panik, die ihnen den Mut und die Zuversicht nehmen sollen. Doch diesmal lassen sie sich nicht beeindrucken, jetzt kennen sie die Taktik der schwarzen Reiter und bieten diesen Gefühlen keine Angriffsmöglichkeit mehr. Wieder kommt Unruhe in die dunklen Geschöpfe, einige wenden sich einem Feind außerhalb des Kreises zu. Der Kampfschrei aus heiseren Männerkehlen ist zu hören. Toran grinst, „Wir kriegen Verstärkung… Ich könnte wetten, dass das da draußen Kristanus mit seinen Männern ist. So eine Gelegenheit lässt der sich doch nicht entgehen.“ In den Augen ihres Cousins kann Serena ein Funkeln erkennen, das sie schon lange nicht mehr bei ihm gesehen hat. Die Freude auf den Kampf steht in ihnen, aber auch Serena spürt die Zuversicht und die Entschlossenheit durch ihre Adern fließen, ihre eigene und die des Drachens. Ihre blauen Augen leuchten genauso, wie die ihres Cousins. „Dann lass uns beginnen und diese Höllenbrut wieder dahin schicken wo sie hingehört.“, fordert Serena. Toran bestätigt ihre Worte mit einem Nicken, beiden greifen jetzt, ebenfalls mit einem Kampfschrei auf den Lippen, ihre Feinde an. Entschlossen dringen sie auf die Schwarzen ein, völlig überrascht von diesem Ausbruch des Paares, weichen sie zurück. Das ist der Augenblick in dem Kristanus mit einigen seiner Reiter durch diese schwarze Mauer bricht. Einen Augenblick lang verharrt der Braunhaarige bewegungslos auf seinem Pferd und starrt ungläubig Toran und Serena an. Soviel Entschlossenheit und Mut hat er dem Thronfolger nicht zugetraut, eigentlich rechnete er damit, die Beiden verzweifelt am Boden vorzufinden. Doch sicher nicht, sie hier mit einer unbeschreiblichen Leichtigkeit kämpfen zu sehen. Die Kampflust stand dem Prinzen deutlich ins Gesicht geschrieben und die Königin.....verwundert bemerkt er die eisblauen Augen der Frau. ‚Sie hat doch eigentlich dunkelblaue Augen’, geht es ihm durch den Kopf. Diese Augen sehen ihn fragend an. „Wenn du nicht kämpfen willst, gib mir dein Schwert. Dann ist es wenigstens zu was nutze.“, spottet Serena. „Ihr habt Glück das ich ein zweites mit habe.“, grinst Kristanus zurück, wirft ihr das zweite Katana zu. Geschickt fängt sie es auf und fordert, „Zeit für die Waffenübung … zeig, was in dir steckt.“ Das lässt sich der Soldat nicht zweimal sagen, behände springt er vom Pferd und stürzt sich auf die Feinde. Die Seelenfresser sind ungehalten, sie wollen Seelen und diese werden ihnen verweigert. Sie ändern ihre Strategie, sie teilen sich auf und zwingen ihre Gegner das gleiche zu tun. Aber die dunklen Reiter unterschätzen die Soldaten, keiner gibt sich die Blöße. Zwei der Verhüllten Gestalten wenden sich gen Theros, wenn sie hier schon keinen großen Erfolg haben... in der Stadt gibt es genügend Opfer. Erleichtert erkennt Seto, dass sich Serena wieder erholt hat und, soweit er es sehen kann, kämpft sie an der Seite ihres Cousins. Trotzdem ändert er nicht die Richtung, immer noch hält er genau auf den Pulk der Gegner zu. Silas treibt sein Pferd neben das des Brünetten und greift dessen Zügel. „Seid ihr wahnsinnig? Serena geht es soweit gut wie ihr seht. Also kehrt um, ihr könnt ihr jetzt nicht helfen.“, beschwört er den Blauäugigen. Eisige Blitze treffen auf den Blonden. „Lasst mein Pferd los! Ihr werdet mich nicht aufhalten.“, kommt es kalt von Seto. „Nein! Ich bin für euch verantwortlich und ich ziehe mir bestimmt nicht den Zorn der Königin zu, nur weil ihr so stur seid.“, widerspricht der General vehement, dabei ändert er mit den Pferden die Richtung. Seto beugt sich vor und packt den Blonden am Handgelenk und zwingt diesen seinen Zügel los zu lassen. „Glaubt mir, mein Zorn ist nicht minder gefährlich.“, droht er massiv. „Wie wollt ihr Serena denn helfen? Ihr seid nicht aus diesem Land. Oder habt ihr in eurer Welt gelernt mit dem Schwert umzugehen?“ versucht Silas nochmal an die Vernunft des Brünetten zu appellieren. „Ich kann euch ja verstehen. Aber in dieser Situation seid ihr nur eine Belastung für sie.“ Finster starrt Kaiba vor sich hin, äußerst ungern muss er dem Soldaten recht geben. Sein Blick geht zu den Kämpfern, sein Auge versucht seine Liebe ausfindig zu machen. Doch er hat keinen Erfolg, dichter Staub hüllt den Schauplatz ein, der es jedem Beobachter unmöglich macht Einzelheiten zu erkennen... nur die Schwerter blitzen hin und wieder auf. „Wir kriegen Ärger.“, bemerkt der Blauäugige trocken. Irritiert sieht ihn Silas an, dreht sich im Sattel um und schaut in die gleiche Richtung wie Seto. „Verdammt.“, flucht er ungehalten und zieht sein Katana. „Lasst euch nicht berühren, weicht ihnen aus solange es geht. Es sind zum Glück nur zwei.“, instruiert der General seinen Schützling und kann nur hoffen, dass dieser sich an seine Anweisungen hält. Entschlossen stellt er sich dem Feind, eine Weile kann er die schwarzen Gestalten an sich binden, doch dann richtet einer seine Aufmerksamkeit auf den Brünetten. Langsam weichen die Seelenfresser zurück, ihre Zeit ist bald um. Vereinzelte Höllenreiter wenden ihre Pferde und fliehen. Triumphierend wollen einige der Soldaten die Verfolgung aufnehmen. „NEIN... Lasst sie ziehen!“, schreit ihnen Serena den Befehl zu. Sie zögern, sind unschlüssig. Noch voll Adrenalin gepumpt wollen sie ihre Gegner für immer unschädlich machen. „Sie hat recht. Es ist eine Falle.“, brüllt Kristanus über den Lärm der klirrenden Schwerter hinweg. Um seine Männer besser aufhalten zu können, hat er sich wieder auf ein Pferd geschwungen, das erlaubt ihm eine bessere Übersicht. Nur widerwillig lassen sie den Feind ziehen und wenden sich den noch hier befindlichen zu. Kristanus lässt seinen Blick über das Schlachtfeld schweifen und erstarrt. „Herrin... euer Freund steckt in großen Schwierigkeiten.“, meldet er entsetzt. Eine kalte Hand greift nach Serenas Herz, nicht Seto, das darf nicht sein. Hektisch sieht sie sich nach ihrem Pferd um. Der Hengst steht mit hängenden Zügeln am Rand des Kampfplatzes. Mit einem kurzen Pfiff ruft sie ihn zu sich, springt in den Sattel und lässt den Schwarzen sofort angaloppieren. Rasch hat sie die Kämpfenden hinter sich gelassen, doch die Seelenfresser wollen ihre Beute nicht so einfach aufgeben. Einige von ihnen nehmen die Verfolgung auf, schneiden der Blauäugigen den Weg ab. Hart kämpft sie sich den Weg frei... nur um neuen Feinden gegenüber zu stehen. „Du gehörst mir... füge dich deinem Schicksal.“, hört der Brünette die hohle Stimme des schwarzen Reiters, der sich ihm bedrohlich nähert. „Ich habe noch nie an das Schicksal geglaubt. Es gibt nichts dem ich mich fügen müsste.“, gibt Seto unbeeindruckt zurück, lässt sein Pferd dabei rückwärts gehen. Die Worte Silas' hallen in seinem Kopf nach 'Lasst euch nicht von ihnen berühren'. Das ist leichter gesagt als getan, so gut beherrscht der Firmenchef sein Pferd nicht. Daher ist es für ihn nicht einfach dieser gefährlichen Kreatur auszuweichen. Das Höllenpferd dieser Kreatur macht einen Satz auf den Brünetten zu. Instinktiv weicht dessen Tier zur Seite, strauchelt und stürzt. Reflexartig zieht Kaiba seine Füße aus den Bügeln. Unsanft kollidiert er mit dem Boden, rollte sich hastig von den um sich schlagenden Körper weg. Panisch rappelt sich das Pferd auf die Beine, doch da ist der Seelenfresser schon neben dem Tier. Seine langen dürren Finger legen sich auf den Schädel des armen Geschöpfs. In Sekundenschnelle ist es schweißnass, seine Todesangst wiehert es schrill heraus... einen Wimpernschlag später bricht es tot zusammen. Nun hat der Blauäugige eine ungefähre Vorstellung von dem was ihm blüht, sollte dieses abscheuliche Wesen ihn anfassen. Aber zu Fuß hat er gegen diese verhüllte Gestalt kaum eine Chance. Silas kann ihm nicht zu Hilfe kommen, da die zweite Kreatur ihn weiterhin beschäftigt und Serena ist von Feinden umringt. Einfach Aufzugeben kommt für den jungen Mann nicht in Frage, das ist so ganz und gar nicht seine Art. Beim Zurückweichen stößt sein Fuß auf Widerstand... ein Schwert liegt im Weg. Ohne nachzudenken hebt er es auf, hält es mit beiden Händen abwehrend vor sich. Ein dumpfes Grollen kommt von der schwarzen Gestalt... es soll wohl amüsiert klingen. „Wie du willst... dann spielen wir ein wenig bevor ich mir deine Seele hole.“ Urplötzlich steht der Gegner vor Seto und zieht sein Schwert. „Du hast keine Chance... Gib auf!“ fordert der Seelenfresser dunkel. „Ich gebe niemals auf.“, entgegnete der Blauäugige eisig. Zwar hat er noch nie ein Schwert in Händen gehalten, geschweige denn damit gekämpft, aber er verfügt über eine gute Beobachtungsgabe und kann das Gesehene schnell umsetzen. So wehrt er die gegnerische Klinge recht geschickt ab. Letztendlich hat er keine Chance gegen seinen Gegner. Zu allem Überfluss stolpert er über den Pferdekadaver und verliert sein Schwert. Sogleich ist der Seelenfresser bei ihm und beugt sich zu ihm herunter, dessen skelettartigen Finger greifen nach dem Firmenchef... dieser hat keine Möglichkeit mehr auszuweichen. Soll hier sein Weg enden? Ermordet von einem stinkenden Monster? Nur noch wenige Zentimeter trennen die todbringende Hand von Seto Kaiba. Kapitel 36: Ein kleiner Sieg ---------------------------- Ein kleiner Sieg Aus den Augenwinkel sieht Serena die bedrohliche Lage in der sich ihre Liebe befindet. Mit neuer Kraft stößt sie ihre Klinge in die scheinbar leere Kapuze ihres Gegners, zieht sie wieder heraus, den Schwung nutzend enthauptet sie den Nächsten. In diesen Augenblick geht Silas zu Boden, sein Widersacher hat kein Interesse an ihm. Eilig strebt er seinen Kumpan entgegen. Für einen Augenblick droht Serena ihren Mut zu verlieren, niemals wird sie Seto rechtzeitig erreichen können. Von unerwarteter Seite bekommt sie Hilfe... Mit Serenas Rückkehr lebt eine Verbindung wieder auf, sie sie völlig vergessen hat. Ihre Gedanken erreichen einen Freund, der ihr schon mehrmals beigestanden hat. Ein dunkler Schatten huscht über das dramatische Geschehen. „Jetzt bist du mein.“, triumphiert der Seelenfresser. Seto kann das diabolische Grinsen förmlich spüren, zeigt aber keine Furcht... diese Genugtuung will er der Teufelsbrut nicht geben. So schließt er auch seine Augen nicht, verunsichert seinen Gegner dadurch... nur leider nicht für lange. Schon fühlt er die Kälte, die sich seines Körpers bemächtigt und immer stärker wird. Plötzlich wird es, obwohl er seine Augen nicht schließt, dunkel um ihn. Sand wirbelt auf, zwingt den Brünetten dazu sie doch zu zumachen. Tiefes Gebrüll dringt an seine Ohren... rechts und links von ihm kommt etwas großes schlitternd zum stehen. Vorsichtig öffnet er die Augen und sieht wie ein Feuerstrahl über ihm den schwarzen Reiter samt seines Höllentieres verbrennt. Das Herz des Blauäugigen bleibt fast stehen, als er erkennt wer über ihm steht. Das Wesen senkt seinen Kopf und schaut ihn mit rotglühenden Augen an. Silas kämpft sich wieder auf die Beine, greift seinen Gegner an, dieser dreht sich um, den folgenden Schwerthieb kann der Blonde nur mühsam parieren. Der Schlag ist so heftig, das jegliches Gefühl aus seinen Armen verschwindet. Sein Schwert fällt aus seinen kraftlos gewordenen Händen. Zu seinem Glück hat die Kreatur kein Interesse an ihm, sie wendet sich gleich wieder ihrem Kumpan zu, der sich zu Kaiba herunter beugt. Ein leises Rauschen lässt den Soldaten irritiert nach oben blicken, erleichtert fällt er auf die Knie. Silas hat ganz vergessen, das seine Königin einen ständigen Beschützer hat... den schwarzen Rotaugendrachen. Gerade landet das Tier über dem Brünetten, mit seinem feurigen Atem schickt er den Seelenfresser in die Hölle zurück. Der Drache stößt sich wieder vom Boden ab, gewinnt an Höhe und attackiert einen Höllenreiter nach dem Anderen. Justus weiß gar nicht wo er zuerst hinsehen soll. Der schwarze Drache fesselt seinen Blick an das Geschehen um den Freund der Königin. Das mächtige Tier ist schon längst wieder in der Luft, als sich das nächste Drama ankündigt. Einer der Seelenfresser nähert sich dem Brünetten, der immer noch am Boden liegt. Lediglich Silas ist in der Nähe und versucht diese bösartige Kreatur aufzuhalten. Aber er scheint dieser nicht gewachsen zu sein, dennoch gibt er nicht auf. Schließlich liegt der General im Staub und regt sich nicht mehr. Justus ist verzweifelt, wenn er doch nur etwas tun könnte... Kaiba rappelt sich wieder auf die Füße, greift sich das Schwert und wehrt die dunkle Gestalt so gut es geht ab. Der Priester kann sehen das der Fremde den Schwertkampf nicht gewöhnt ist, so kommt es das dieser nach kurzer Zeit sein Katana verliert. Den sicheren Tod vor Augen zeigt Kaiba keinerlei Furcht vor seinem künftigen Mörder... bewundernswert findet Justus. Der Priester ist so fixiert auf den Brünetten und dem Seelenfresser, dass er nicht bemerkt, wie sich Serena nähert. Der schwarze Reiter schlägt urplötzlich zu... nicht mit dem Schwert, sondern mit der Faust. Dieser Hieb reißt Seto von den Beinen, benommen bleibt er liegen. Mit großen Schritten kommt die Kreatur der Hölle immer näher. „Jetzt bist du fällig.“, tönt es aus der dunklen Kapuze. „Dann mach endlich, du feiges Subjekt.“, provoziert ihn der Firmenchef. Wütendes Zischen ist die einzige Antwort, gleichzeitig hebt die Gestalt ihr Schwert, als sie ihr Opfer erreicht lässt sie es niedergehen. Triumphierend glüht es in der dunklen Kapuze auf... das klirren aufeinander prallender Klingen lässt es sofort wieder verlöschen. Heftig ruckt die Kapuze herum und sucht die Ursache für die zweite Klinge. Der Blick eisiger blauer Augen bohrt sich tief in das schwarze Nichts des Gegners. „Wenn du an deiner jämmerlichen Existenz hängst, dann kehrst du jetzt dahin zurück wo du herkommst.“, warnt Serena kalt. Die Ausgeburt der Hölle lacht dumpf, erhöht ihren Druck auf das Schwert. Die Schwarzhaarige hebt ihr Katana stetig an, mit einem hässlichen Geräusch reibt das Metall gegeneinander. Die Griffe der Schwerter beenden jede Bewegung, Serena nimmt all ihre und Drakos Kraft zusammen und stößt ihren Gegen von sich. Dieser taumelt überrascht einige Schritte zurück, ehe er sich wieder fangen kann. Die Königin setzt ihm sogleich hinter her, lässt ihm keine Chance, denn sie weiß das sie sich dass nicht erlauben kann. Seto nutzt die Gelegenheit, steht wieder auf. Seinen Blick hält er unentwegt auf die Blauäugige gerichtet. Silas kommt an seine Seite ebenso Kristanus... auch Toran stößt zu der Gruppe. Obwohl sie mit ihrer Herrscherin mitfiebern lassen sie ihre Feinde nicht aus den Augen. Doch diese haben sich zusammengerottet und warteten ab. Gesyrias Regentin drängt den Anführer der Seelenfresser immer weiter zurück... doch nach einem machtvollen Befreiungsschlag muss sie weichen. Dumpf dröhnt seine Stimme über den Kampfplatz. „Närrin... niemand kann mich aufhalten.“ „Dann hast du ein großes Problem.“, grinst Serena provozierend, „Ich bin kein niemand... ich bin Nathalia Serena, Herrscherin von Gesyria. Und meine Bestimmung ist es, Kreaturen wie dich zu vernichten.“ „Was kannst du allein schon ausrichten?!... Nichts.“, kommt es höhnisch von jener Gestalt. „Sie ist nicht allein...“, meldet sich ihr Cousin zu Wort und kommt erhobenen Hauptes heran. Neben seiner Verwandten bleibt er stehen. „... ich bin Toran, Gorwins Sohn, Prinz und Thronfolger dieses Landes.“ Die Entschlossenheit der Soldaten und ihrer Herrscher schlägt den Seelenfressern mit ungeheurer Kraft entgegen. Ihre Zeit ist um, sie müssen unverrichteter Dinge in ihr finsteres Reich zurückkehren. „Glaube ja nicht das du uns bezwungen hast. Wenn dein Geburtsmond vollendet ist, wirst du den alles entscheidenden Kampf bestreiten. Gegen das ultimative Böse hast du keine Chance, denn es wird von der Unendlichkeit genährt.“, tönt es weithin hörbar. Die Gestalt springt in den Sattel ihrer Höllenkreatur. Bevor sie sich zur schwarzen Quelle aufmacht, droht sie ein letztes Mal. „Deine und des Drachen Seele gehören uns.“ Heftig reißt er an den Zügeln seines Reittieres, wie ein Sturmwind verschwinden die Seelenfresser in einer lichtlosen Wolke und der Spuk ist von einer auf die andere Sekunde vorbei. Totenstille breitet sich aus, keiner mag glauben das es vorbei ist... das sie den Seelenfressern widerstanden haben. Leichter Wind kommt auf, treibt kleine Sandteufel vor sich her und weht Serena vereinzelte Haarsträhnen vors Gesicht. Langsam beruhigt sich ihre Atmung, misstrauisch huschen ihre Augen über den Horizont... doch ist keine Anomalie mehr zu sehen. Neben ihr atmet Toran tief ein... auch er ist noch angespannt. „Haben wir sie jetzt verjagt?“ kommt es leise von seinen Lippen. „Sieht so aus.“, antwortet seine Cousine und sieht ihn an. Einem Impuls folgend legt sie ihren linken Arm um seinen Nacken – rechts hält sie noch ihr Katana - und zieht ihn an sich. „Danke das du mir geholfen hast.“, flüstert sie in sein Ohr. Fest erwidert Toran diese Umarmung. „Das war ich dir schuldig. Endlich habe ich erkannt, das ich mich nicht vor der Verantwortung nicht drücken kann... darf.“ Serena löst sich wieder von ihrem Cousin, ihre Sorge gilt jetzt jemand anderen, für sie viel wichtigeren. Ihr Blick sucht Seto, abwartend steht dieser neben Silas. Auf dem Weg zu ihm kommt die Schwarzhaarige an Kristanus vorbei, kurz hält sie bei ihm an. „Gar nicht mal so schlecht.“, meint die Königin ernst und wirft ihm sein Schwert zu. Geschickt fängt er es auf, verneigt sich ein wenig. „Danke, aber das nächste Mal werdet ihr sagen, das ich sehr gut bin.“, antwortet er gar nicht eingebildet. Amüsiert lacht sie auf. „Das, Kristanus, werdet ihr sicher niemals von mir hören.“, entgegnet sie und setzt ihren Weg fort. Als der Soldat ihr Gesicht nicht mehr sehen kann, lächelt sie zufrieden. Wenige Augenblicke später steht sie vor ihrer Liebe. „Geht es dir gut? Ich hab mir solche Sorgen gemacht.“, fragt sie leise, streicht behutsam über die Wange des Brünetten. „Ich bin okay.“, erwidert er, legt seine Hand auf die seiner Freundin, küsst deren Innenfläche. In der nächsten Sekunde umarmt sie ihn, ihr ist egal was die Soldaten denken könnten. „Es tut mir so Leid, das du das alles durchmachen musst.“, flüstert sie kaum hörbar. „Du kannst doch nichts dafür. Ich bin nur froh das dir nichts geschehen ist.“, raunt er zurück und drückt sie fest an sich. Er kann gar nicht sagen wie erleichtert er ist, das dieser Albtraum vorüber ist. „Herrin... wir sollten in die Stadt zurück reiten.“, meldet sich Silas zu Wort. Äußerst ungern löst sich das Paar voneinander. Toran sitzt schon auf seinem Pferd, bringt es bei seiner Cousine zum stehen, er hat ihren Hengst am Zügel. Die Schwarzhaarige ergreift diese, schwingt sich in den Sattel und reicht Seto ihre Hand. Kurz darauf sitzt er hinter der Blauäugigen auf dem Tier. Müde trotten die Pferde in die Kaserne zurück, genauso müde sind auch ihre Reiter. Der Priester ist vorausschauend genug gewesen und hat in der Kaserne alles vorbereiten lassen. Das heißt, im Küchentrakt wird hektisch ein Mahl vorbereitet und für die Königin zusätzlich Wasser für ein Bad angeheizt. In diesem Moment kommen die Krieger in den Kasernenhof geritten, sofort stürmen die Stallburschen heran um ihnen die Pferde abzunehmen. Bevor sie absteigen gibt Toran noch einige Befehle, die sofort umgesetzt werden. Endlich kann Serena die Tür hinter sich schließen. Toran, Seto und sie sind jetzt allein. Silas ist bei seinen Soldaten geblieben, erst in einer Stunde kommt er zu ihnen um die Lage zu besprechen. Der Priester betritt den Raum, verbeugt sich tief vor seiner Königin. „Herrin, ich habe mir erlaubt für euch Wasser für ein erfrischendes Bad herrichten zu lassen.“, informiert Justus die Schwarzhaarige. „Danke Justus. Das ist genau richtig, ein Bad, etwas zu Essen und eine Menge Schlaf.“, lächelt die Blauäugige dankbar. Die Erschöpfung nimmt immer mehr Besitz von ihr, sie fühlt sich, als hätte sie eine Woche ohne Schlaf zu gebracht. „Auf den Schlaf wirst du wohl noch verzichten müssen.“, mischt Toran sich ein. „In einer knappen Stunde haben wir eine Lagebesprechung.“ „Ich weiß.“, seufzt sie auf. Schlaf ist in der letzten ziemlich kurz bei ihr gekommen und es sieht so aus, als ob es sich nicht ändern wird. „Zur gegebenen Zeit treffen wir uns in der Offiziersmesse wieder.“, erklärt sie ihrem Cousin. Serena hakt sich bei Seto ein und sucht mit ihm ihr Zimmer auf. Der Priester hat Einwände, auch wenn der Fremde der Freund der Herrscherin ist, ist es nicht schicklich mit ihm am helllichten Tag das Zimmer aufzusuchen. Doch der Thronfolger wiegelt ab. „Nicht... mach es ihr nicht schwerer als es ohnehin schon für sie ist. Sie haben nur noch wenig Zeit gemeinsam, dann muss Serena sich von Seto trennen.“ Nachdenklich schaut der Prinz hinter den Beiden her, seine Cousine hat wenigstens ihre Liebe bei sich. Toran vermisst Baltrok mehr denn je... Energisch verdrängt der junge Mann diese Gedanken und wendet sich voll dem Priester zu. „Hast du auch für mich heißes Wasser für ein Bad übrig?“ erkundigt er sich hoffnungsvoll bei dem dicklichen Mann. „Natürlich, mein Herr.“, versichert dieser sofort. Unterdessen haben Serena und Seto ihr Zimmer erreicht und sind nun endlich allein. Hastig nimmt die Schwarzhaarige ihr Schwert ab und wirft es achtlos auf den Tisch. Im nächsten Moment schmiegt sie sich an den Brünetten und hält ihn fest umarmt, dieser drückt sie ebenfalls an sich. Tränen der Erleichterung brechen sich endlich bei der jungen Frau ihre Bahn. „Ich bin so froh das dir nichts passiert ist. Es tut mir so unendlich Leid... es ist alles meine Schuld.“, schluchzt sie. „Ich hätte es nicht soweit kommen lassen dürfen.“ „Schscht... es ist nicht deine Schuld, du kannst nichts dafür.“, versucht der Brünette seine Freundin zu beruhigen und streicht ihr sacht über das Haar. „Wenn einer Schuld hat, dann dieser Rudger und dein Stiefvater... aber sicher nicht du.“ „Das ist nicht wahr... Niemals hätte ich zulassen dürfen, das du in diese Geschichte mit reingezogen wirst. Ich hätte....“, meint Serena verzweifelt. Seto legt seine Hände um ihr Gesicht und erstickt ihre Worte in einem liebevollem Kuss. Erklärt ihr danach. „Ich bin froh diesen Teil deines Lebens kennen gelernt zu haben. Ich liebe dich... gemeinsam stehen wir das hier durch.“ „Was würde ich nur ohne dich machen?“, seufzt die junge Frau auf. Auch wenn sie sich Sorgen um Setos Sicherheit macht, ist sie froh ihn hier zu haben. „Du solltest jetzt das heiße Wasser nutzen, solange es das noch ist... Wenn du willst schrubb ich dir den Rücken.“, schlägt der Brünette lächelnd vor. „Komm doch gleich mit.“, bietet sie ihm an. „Würde ich ja gerne, aber hier ist es wohl nicht passend... Es gibt hier einfach zu viele Störungen.“, lehnt er bedauernd ab. „Du hast wohl recht.“, stimmt sie ihm zu. „Aber zum Rückenschrubben kommst du doch?“ „Das lasse ich mir auf keinen Fall entgehen.“, lacht Seto. Eine Stunde später finden sich Toran, Silas, Seto und Serena in der Offiziersmesse ein. Die Bediensteten haben dort ein einfaches Mahl vorbereitet. Der Prinz schiebt sich gerade ein Stück gebratenes Fleisch in den Mund, als Serena und Seto den Raum betreten. „Ah... da seid ihr ja endlich. Ich hab schon mal angefangen.“, grinst er anzüglich und deutet dann auf das Essen. „Tu dir keinen Zwang an. Nicht das du womöglich noch verhungerst.“, spottet seine Cousine. „Vielen Dank eure Hoheit, diese Großzügigkeit werde ich euch nie vergessen.“, erwidert Toran im gleichen Tonfall und verbeugt sich tief vor ihr. Lachend richtet er sich wieder auf. „Du siehst klasse aus, du solltest öfter Kleider tragen. Findest du nicht auch Seto?“ stellt der Schwarzhaarige fest. „Serena sieht immer Atemberaubend aus... egal was sie an hat.“, betätigt der Angesprochene. „Aber du hast recht Toran, in diesem Kleid ist sie besonders schön.“ „Seid ihr endlich mit eurem Begutachten fertig?“ will sie wissen, sie fühlt sich gerade nicht sehr wohl. „Ach Cousinchen, hast du dich immer noch nicht an Komplimente gewöhnt?“ seufzt der Thronfolger, wendet sich nun vollends an den Brünetten. „Sie ist eine faszinierende Frau, ich hoffe du weißt was du an ihr hast?“ Kaiba legt seinen Arm um seine Freundin, sieht sie liebevoll an. „Das weiß ich, keine Sorge.“ Vertrauensvoll lehnt sich die Schwarzhaarige an ihren Liebsten und schlingt ihre Arme um seine Taille. „Habt ihr das gut.“, murmelt Toran wehmütig und denkt an Baltrok. Es klopft an der Tür und Silas kommt herein. „Majestät, Hoheit.“, grüßt er seine Königin und den Thronfolger. „Silas... endlich. Dann können wir ja loslegen.“, freut sich der Schwarzhaarige. Sie nehmen alle am Tisch Platz, essen und besprechen dabei die Auseinandersetzung mit den Seelenfressern. „Was waren das eigentlich für Kreaturen?“ fragt Serena. „Genau... gekommen sind sie wohl von dieser schwarzen Säule.“, schließt sich Toran seiner Cousine an. „Richtig.“, übernimmt es der General zu Antworten. „Sie sind das Resultat einer Verschmelzung des Bösen.“ Die beiden Schwarzhaarigen sehen Silas abwartend an, Beide haben mit mehr Informationen gerechnet. Seto räuspert sich. „Serena, wenn du genaueres wissen willst musst du diesen Priester fragen. Er scheint mir über das Geschehen ziemlich gut Bescheid zu wissen.“, erklärt er seiner Freundin. „Justus weiß darüber Bescheid? In dem Mann steckt mehr als ich erwartet habe.“, kommt es verblüfft von ihr. Toran ist unterdessen aufgestanden, kurz vor die Tür gegangen und hat eine Magd losgeschickt den Priester zu holen. „Silas du bist geschickt darin wenig Worte zu machen. Ein bisschen mehr Information wäre wirklich nicht schlecht.“, tadelt der Prinz den General. Dieser brummt nur unwillig, in seinen Augen hat er das wichtigste erzählt, das drumherum ist uninteressant, das Ergebnis ist wichtig. Die Blauäugige erkundigt sich bei ihrem Freund. „Was hat Justus gesagt, das du zu dieser Einschätzung kommst?“ „Mal sehen ob ich das noch zusammen bekomme. Diese Seelenfresser sind die Wächter der schwarzen Quelle. Justus vermutet das sich das Böse, sprich dein Stiefvater und sein Bruder, vereint haben. Diese Kreaturen wollten sich ihren Lohn holen, hauptsächlich deine und Drakos Seele und jede andere die sie erwischen konnten. So wie ich das sehe, habt ihr einer Menge Menschen das Leben gerettet.“, schließt Seto seine Ausführung. „Das erklärt natürlich warum sie hauptsächlich hinter dir her waren.“, meint Toran nachdenklich. „Ach... weißt du, seit ich in diesem Land bin, trachtet mir immer irgendjemand nach dem Leben... das ist nichts neues.“, erwidert die junge Frau mit einem Anflug von Galgenhumor. „Die Frage ist inwieweit beeinflusst diese aktive Quelle das weitere Geschehen hier.“ „Vor allem müssen wir wissen wie stark der neue Gegner ist.“, mischt sich Silas wieder in das Gespräch ein. „Wozu?“ hakt die Blauäugige sofort nach. „Herrin... ihr könnt nicht gegen ihn antreten, wenn er zu stark ist... es ist zu gefährlich für euch.“, erklärt der General. Serena lacht auf. „Erst jetzt macht ihr euch Sorgen um meine Sicherheit? Ist das nicht ein wenig zu spät?“ Wieder klopft es und Justus betritt den Raum, erleichtert atmet der Blonde aus, wird er doch dadurch einer Antwort enthoben. „Herrin... ihr habt nach mir geschickt.“, grüßt der Priester. „Ja... Justus, setzt euch bitte.“, erwidert die Schwarzhaarige freundlich und deutet auf einen freien Stuhl. Justus beeilt sich der Aufforderung nachzukommen, sein Gesicht ist vor Nervosität leicht gerötet. Den ganzen Weg hierher hat er sich gefragt, was die Königen von ihm will. „Seto sagte mir, das ihr über diese Kreaturen und ihren Ursprung Bescheid wisst.“, kommt Serena gleich auf den Punkt. „Naja... alles weiß ich auch nicht darüber. Ich habe es aus uralten Schriftrollen. Aber ich werde versuchen eure Fragen so genau wie möglich zu beantworten.“, kommt es zögerlich von dem dicklichen Mann. „Aber ihr wisst mehr als jeder Andere.“, vermutet Toran. „Schon möglich.“, gibt der Ältere zurück. „Wer sind diese Seelenfresser?“ erkundigt sich Serena. „Wie ich dem General und eurem Freund schon erklärte, sind sie die Wächter der schwarzen Quelle. Das sie aktiv wurden, liegt daran, das ein ganz bestimmtes Ritual abgehalten wurde... nämlich das der Verschmelzung.“, beantwortet er die ihm gestellte Frage. „Eine Verschmelzung?... von was?“ hakt der Thronfolger nach. „Es steht geschrieben, das nur sehr dunkle Seelen sich in dieser Quelle verschmelzen können und dadurch das ultimative Böse geboren wird. Wie genau dieses Ritual allerdings abläuft, entzieht sich meiner Kenntnis.“, schließt der Priester seine Ausführungen. „Das ultimative Böse... aha. Und was genau bedeutet das nun für Gesyria?“ will die Blauäugige wissen. „Da kann ich nur Vermutungen anstellen. Soweit ich weiß, ist dieses Ritual nur ein einziges Mal durchgeführt worden. Die Drachen hatten sich diesem Feind entgegen gestellt, es ist nur bekannt das es ein sehr schwerer Kampf war, den alle unmittelbar Beteiligten nicht überlebten.“, entgegnet der Gefragte. „Dann weiß Sheherazade vielleicht etwas darüber.“, sinniert die Königin. Das ist das Stichwort für ihren 'Untermieter' - Drakos meldet sich zu Wort. 'Du hast in ein paar Stunden die Gelegenheit sie zu Fragen... schon vergessen?' 'Nein Kleiner... das hab ich nicht vergessen.', erwidert sie seufzend, denn das bedeutet auch, das sie sich bald von ihrem Liebsten trennen musste. „Kann man diese ominöse Quelle auch zerstören?“ mischt sich Kaiba in das Gespräch ein, das er bis dahin sehr aufmerksam verfolgt hat. Immerhin geht es um das Leben seiner Freundin. „Es gibt tatsächlich eine Möglichkeit diesen Ort des Bösen zu zerstören.“, erklärt der Priester. „Nur weiß ich darüber nicht besonders viel. Es ist schon einige Jahre her, das ich in diesen Papierrollen gelesen habe. Um ihnen genaues sagen zu können müsste ich diese noch mal lesen.“ „Wir haben aber keine Zeit. Bei Sonnenaufgang mache ich mich auf den Weg zu den Drachen. Bis dahin hätte ich gern so viel wie möglich über diese Quelle erfahren.“, macht Serena auf die Dringlichkeit der Situation aufmerksam. „Das verstehe ich schon, Herrin. Aber es nützt euch doch auch nichts, wenn ich...“, plötzlich verstummt Justus, gerade fällt ihm etwas ein. Eine Sache, die ihm in seiner Ausbildung gezeigt und erklärt wurde, er aber völlig vergessen hatte... bis jetzt. „Hat es euch die Sprache verschlagen?“ witzelt Toran, der sich wie die Anderen, ein wenig über den abgebrochenen Satz wundert. Der Priester ist tief in seinen Erinnerungen versunken, hat dabei völlig vergessen wo er sich befindet. „Justus... hallo. Weilt ihr noch unter uns?“ erkundigt sich nun auch die Herrscherin. Weiterhin schweigt der Angesprochene, sein Herz beginnt vor Aufregung schneller zu schlagen. Ist es tatsächlich wahr? Sollte die Lösung für einen Teil ihrer Probleme so einfach sein? „Das gibt es doch nicht, er scheint völlig weggetreten zu sein.“, wundert sich Serena, „Justus... seit ihr noch anwesend?... Hallo... Erde an Justus... Lasst ihr uns endlich wissen, was euch so die Sprache verschlagen hat?“, versucht sie nochmal seine Aufmerksamkeit zu erregen. Im nächsten Moment schlägt Silas hart mit der Faust auf den Tisch und lässt alle dadurch zusammen zucken. Toran wirft dem General einen bösen Blick zu. Das interessiert den Soldaten in keiner Weise, zumal er sein Ziel erreicht hat. „Was... wie... ähm... habt ihr etwas gesagt?“ verwirrt blickt sich der Priester um. „Und ob, Alterchen. Ihr habt mit offenen Augen geträumt.“, erläuterte der Thronfolger lapidar. „Ich habe nicht geschlafen.“, empört sich Justus. „Das hat auch niemand behauptet.“, beschwichtigt Seto ihn. „Aber ihr habt euren Satz nicht beendet und wart danach nicht ansprechbar.“ „Ach so, das kann ich erklären.“, gibt der Ältere besänftigt zurück. „Mir ist gerade eingefallen, was man mir in meiner Ausbildung gezeigt hat. Aber das will ich hier nicht erzählen, es ist ein lang bewahrtes Geheimnis der Hüter der Drachen. Lediglich der Herrscher hat ein Recht darauf etwas darüber zu erfahren.“, erläutert Justus. „Dann mach die Augen auf Priester. Dir gegenüber sitzt die Königin, ebenso ist der Thronfolger anwesend. Mehr Herrscher geht wohl nicht.“, macht Silas dem dicklichen Mann klar. „Ich bin nicht dumm, General. Ich will jetzt nur so viel sagen... es gibt in der Tat eine Möglichkeit die schwarze Quelle zu zerstören. Um mehr zu erfahren, Herrin, müsst ihr mir in den Tempel folgen. Nur dort kann ich euch sagen, bzw. zeigen wie es geht.“, entgegnet dieser pikiert. „Schluss jetzt. Wir brechen sofort auf... Ist es weit bis zu eurem Tempel?“ entscheidet Serena. „Mit ruhigen Schritt braucht man eine gute halbe Stunde.“, antwortet der Priester. „Ihr geht auf keinem Fall zu Fuß.“, bestimmt Silas augenblicklich. „Ich lasse sofort die Kutsche anspannen.“ Kaum ausgesprochen steht er auf und verlässt den Raum um die entsprechenden Anweisungen zu geben. Sprachlos sieht Serena hinter ihm her, Ärger wallt langsam in ihr auf. Sie hasst diese Bevormundung, immerhin ist sie Alt genug um ihre Entscheidungen allein zu treffen. Eine Hand legt sich beruhigend auf ihre Schulter, überrascht sieht sie hoch. Seto lächelt sie an. „Nicht ärgern. Er macht sich nur Sorgen um seine Königin.“, besänftigt er Serena. „Du hast ja recht, trotzdem kann ich es nicht ausstehen.“, murrt sie noch ein wenig. „Würdest du es von Klein auf kennen, hättest du kein Problem damit.“, mischt sich Toran ein. „Wenn ihr erlaubt, Herrin, begebe ich mich schon zum Tempel um alle nötigen Vorbereitungen zu treffen.“, bittet der Priester um Erlaubnis gehen zu dürfen. „Gut... wir sehen uns in Kürze wieder.“, gibt sie diese. Eilig verlässt der Hüter der Drachen den Raum, er hat noch viel zu tun und so wenig Zeit. Seufzend sitzt Justus zwischen den alten Schriften und sucht das Paper über die schwarze Quelle. Die jungen Priesteranwärter hat er in die unteren Gewölbe geschickt um die Gänge ein wenig säubern zu lassen. Überhaupt sind alle Bewohner dieses Tempels in heller Aufregung, noch nie hatten sie hier so hohen Besuch, daher ist es auch nicht verwunderlich, das alle auf den Beinen sind. „Ah... da ist es ja.“, murmelt der Priester erleichtert. Flüchtig überfliegt er das vergilbte Papier, tatsächlich steht hier alles Wissenswerte über die Quelle der schwarzen Magie – auch wie man diese zerstören kann. In einem Nachsatz findet er allerdings eine Information, von der es besser ist, wenn niemand sie kennt. Ein junger Priester kommt atemlos herein gestürmt. „Sie ist da, Meister. Die Königin ist gerade angekommen.“, ruft er aufgekratzt. „Danke Finian. Ich komme sofort, führe sie und ihre Begleitung in den kleinen Andachtsraum. In ein paar Minuten werde ich auch dort sein.“, weist der Ältere den ungestümen Mann an. „Sie sieht nicht sehr geduldig aus.“, wagt der junge Mann einen Einwand. „Dann sieh zu, das du hier nicht trödelst.“, mahnt Justus. „Ja... natürlich.“, hastig entfernt sich der junge Priester. Nachdenklich bleibt der Ältere zurück, er kämpft mit sich. Informiert er Serena über diesen Nachsatz oder nicht? Entschlossen faltet er das Papier zusammen. Justus wird schweigen, er beschließt, das es eine Sache der Drachenhüter ist, er muss nur dafür sorgen, das es nie in Vergessenheit gerät. Schweigend warten Serena, Toran und Seto auf den Priester, im Augenblick gibt es nichts zu sagen. Diese Gelegenheit nutzt der Drache. 'Was wirst du tun, wenn diese Quelle tatsächlich vernichtet werden kann?' erkundigt er sich. 'Wie meinst du das?' antwortet sie mit einer Gegenfrage. 'Nun... soweit mir meine Mutter mitgeteilt hat, wird dein Gegner mit dieser Quelle eine Verbindung haben – so wie du mit den Drachen. Wird dieser unselige Ort zerstört, schwächt es auch deinen Gegner. Vorausgesetzt das es in der Kürze der Zeit auch möglich ist.', erklärt Drakos. 'Keine Ahnung.', gesteht Serena, 'Darüber denke ich nach, wenn wir genaueres wissen.' „Möchtet ihr eine Erfrischung?“ unterbricht Finian die Gedanken der Schwarzhaarigen. „Später vielleicht.“, lehnt Toran knapp ab. „Ja... später.“, stimmt die Blauäugige ihrem Cousin zu. Kaiba schüttelt lediglich ablehnend den Kopf. Etwas verloren steht der junge blonde Priester mit seinem Tablett im Raum. „Stell es doch dort drüben auf dem Tisch ab... wir bedienen uns schon selbst.“, lächelt Serena Finian zu. In dessen aufgeregtes Gesicht gesellte sich eine zarte Röte, die Königin hat ihn angelächelt. Rasch kommt er der Aufforderung nach, verbeugt sich vor der Regentin und ihrer Begleitung, eilt dann wieder aus dem Raum. Kurz danach geht die Tür wieder auf, diesmal betritt Justus das Zimmer. Sofort richtet sich die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf ihn. „Nun Justus... was habt ihr uns zu berichten?“ fordert Serena den Älteren sogleich auf ihnen sein Wissen mitzuteilen. Der Priester räuspert sich bevor er antwortet. „Es ist in der Tat möglich diesen Ort des Bösen zu vernichten.“, erklärt er, macht eine kleine Pause, denn es gibt da noch ein kleines Problem. „Das folgende ist nur für eure Ohren bestimmt. Es ist ein Geheimnis das vor niemand anderen offenbart werden darf.“, fährt er vorsichtig fort. „Das ist Unsinn.“, widerspricht sie auch sofort. „Toran ist der Thronfolger und Seto erzähle ich es sowieso, also kann er es auch gleich von euch hören.“ Das hat Justus schon geahnt, sehr lange kennt er die energische Frau noch nicht, aber mit dieser Reaktion hat er schon gerechnet. „Mit diesen Worten habe ich gerechnet. Ich denke, ich kann in diesem besonderen Fall eine Ausnahme machen. Mit meinen Worten wollte ich nur deutlich machen, das nichts... wirklich nicht ein Wort... nach draußen dringen darf. Alles was ihr hier heute hört und seht muss ein Geheimnis bleiben.“, macht der Drachenhüter klar. „Niemand wird etwas erfahren.“, versichert ihm Serena. Ihre Begleitung nickt bestätigend zu ihren Worten. Lange sieht der Ältere von einem zum anderen, strafft schließlich seine Haltung. „Gut... dann folgt mir bitte.“, fordert Justus die kleine Gruppe auf. Zielstrebig durchquert der Priester den Raum und verschwindet hinter einem, die ganze Wandseite einnehmenden, Wandteppich. Verwundert folgen sie ihm, dieses Kunstwerk ist der Schwarzhaarigen sogleich aufgefallen, da es eine wunderbare, friedliche Szene aus dem zusammenleben von Menschen und Drachen darstellte. Aber nie hätte sie vermutet dahinter eine Tür vorzufinden. Justus wartet in dem kleinen Raum, in den der schmale Eingang führt. Von außen dringt keinerlei Licht mehr herein, lediglich eine Fackel sorgt für eine unruhige Beleuchtung. Der Gang, der von diesem kleinen Vorraum wegführt, ist so schmal, das sie nur hintereinander gehen können. Während sie dem Weg folgen, offenbart Justus ihnen die Möglichkeit zur Vernichtung der schwarzen Quelle. Doch nur Serena versteht so ziemlich alles, Seto, der direkt hinter ihr geht, bekommt nur noch einen Teil mit, Toran schnappt nur noch Bruchstücke auf – sehr zu seinem Ärger. Sieht aber ein, das ein Nachfragen hier in diesem Gang nichts nützen würde, also schweigt er. Schließlich bleibt Justus vor einer schweren Holztür, mit eisernen Beschlägen, stehen. Bevor er die Tür öffnet, wendet er sich noch mal um. „Nicht ein Wort hierüber darf an fremde Ohren weitergegeben werden.“, beschwört der Ältere eindringlich, richtet seine Aufmerksamkeit gleich wieder der Tür zu. Gespannt beobachten die Drei den Priester, hat einer von ihnen erwartet, das jener einen Schlüssel zückt, wird er enttäuscht. Wie von Zauberhand schwingt die Tür knarrend auf, sofort begibt sich Justus in den Raum dahinter. Im Türrahmen schaut er zurück. „Eure Fackeln lasst bitte hier draußen.“, weist er an und verschwindet endgültig in dem dunklen Raum. Seufzend kommt Serena dieser Aufforderung nach, wohl ist ihr in dieser Finsternis nicht. Ihre Hand tastet nach der ihres Liebsten, beruhigend drückt dieser sie. Toran gesellt sich auf ihre andere Seite. Langsam gewöhnen sich Serenas Augen an die Dunkelheit, obwohl es nicht ganz dunkel ist, da Justus seine Fackel immer noch hat. 'Willst du noch mehr sehen?' flüstert Drakos kaum hörbar. 'Da fragst du noch?' gibt die Schwarzhaarige ebenso leise zurück. Wenige Momente später sieht sie in der Tat mehr. Allerdings ist nicht wirklich interessantes zu sehen. An den Wänden erkennt sie mehrere Halterungen für Fackeln, dieses Gewölbe kann also durchaus erhellt werden. Im Zentrum dieses Raumes steht eine rechteckige Säule, in dem diffusen Licht der Fackel sieht Serena, das diese ganz blank poliert ist. Auf diesem altarähnlichem Objekt steht eine mittelgroße Schatulle, ein massives Schloss schützte deren Inhalt. Justus tritt an diese Behältnis heran, holt einen Schlüssel hervor und schließt dieses auf. Mit lautem knacken springt das Schloss zurück und der Deckel öffnet sich ein klein wenig. „Herrin, bitte kommt näher.“, fordert der Priester die Königin auf. Zögernd löst sie sich von Seto und tritt neben den Älteren. Dieser erklärt nun: „Dieser Gegenstand, der hier seit Jahrhunderten verborgen ruht, ist der Schlüssel zur Vernichtung der dunklen Quelle. Nicht jeder vermag diesen zum Leben erwecken, damit er seine Macht freisetzt. Ich muss gestehen, das ich keine Ahnung habe wie groß seine Macht wirklich ist. In meiner Ausbildung habe ich ihn ein einziges Mal gesehen, und das auch nur im schwachen Licht der Fackel, danach nie wieder. So wird es schon seit Bestehen der Drachenhüter gehandhabt.“, gibt er nun einen Teil seines Wissens preis. „Warum aber diese Dunkelheit? Wenn es ein Gegenstand des Lichtes ist, sollte er dann nicht im hellen aufbewahrt werden?“ hakt Serena nach. „Laut Überlieferung war das in der ersten Zeit auch so, doch leider weckt auch das Sonnenlicht die Macht in ihm. Im letzten Moment erkannten die damaligen Priester die Gefahr, die von diesem Relikt ausging. Darum wird es seit dem in völliger Dunkelheit aufbewahrt. Wenn ihr es nun berührt und es sich erhellt, seit ihr auserwählt es zu tragen und zu beherrschen.“, erklärt Justus. „Aus welchem Material besteht dieser ominöse Gegenstand?“ will Seto wissen, der sich so langsam in einen mehr oder weniger schlechten Film versetzt glaubt. „Aus einer Drachenträne.“, kommt prompt die Antwort. Überrascht sieht Serena den Priester an... Drachentränen. Sie weiß das es magische Steine sind, sie hatte eine in ihrem Medaillon, das sich mit ihrem Schwert verbunden hat. Unwillkürlich tastet sie nach ihrem Schwert, ja... sie trägt es. Es ist ihr schon zur Gewohnheit geworden, sobald sie aus dem Haus geht, hat sie es bei sich... so auch jetzt. „Warum bewahrt ihr einen so kleinen Stein in dieser großen Schatulle auf? Ist das nicht übertrieben?“ erkundigt sie sich verwundert. „So klein ist das Relikt gar nicht.“, erwidert Justus und öffnet den Deckel vollständig. „Aber seht selbst.“ Neugierig geworden beugt sich Serena über die Schatulle, auch Seto und Toran treten näher heran und sehen hinein. Der Priester fasst in diese, mit edlem Stoff ausgelegte, Holzkiste, greift ein Ende des seidigen Gewebes und zieht es von dem Relikt. ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ Auch hier ist es ein Urlaubsabschiedskapitel. Ich hoffe, es hat euch gefallen. *Eisbecher verteil* Bis in drei Wochen *wink* eure night-blue-dragon Kapitel 37: Aufbruch -------------------- Aufbruch Die schwarze Säule bricht in sich zusammen, spuckt einen Körper aus, bevor sie gänzlich verschwindet. Auch die Seelenfresser sind wieder zurück... ihre Laune ist nicht die Beste. Sie bilden einen Kreis um den nackten Mann am Boden, ihr Sprecher tritt diesen energisch mit seinem Fuß. Stöhnend rührt sich die Gestalt, ein weiterer Fußtritt lässt sie unwillig knurren. Schwerfällig stemmt sie sich auf die Arme, langes braunes Haar hängt ihr nass und wirr ins Gesicht. Ohne den Kopf zu heben, blicken die grauen Augen böse zu ihnen hoch. „Was soll das?“ grollt die tiefe Stimme des Mannes. „Ihr habt uns betrogen.“, wirft ihm die dunkle Kreatur dumpf vor. „Das haben wir nicht.“, streitet der Braunhaarige ab. „Wir haben die Seele des Drachen und seiner Wirtin nicht bekommen.“, hält die Gestalt dagegen. „Wir haben euch gesagt wo ihr sie finden könnt. Ich habe nicht versprochen das es leicht wird sie zu bekommen.“, widerlegt der Grauäugige den Vorwurf. „Diese Seelen schuldet ihr uns noch.“, macht der Wächter klar. „Jaja... ihr bekommt sie schon noch. Die kleine Hexe machen wir fertig.“, gibt der Nackte genervt zu verstehen. „Das ist auch besser für euch. Wir haben euch die Möglichkeit verschafft euch zu einer Person zu vereinen, wisset das wir auch die Macht haben euch zu vernichten.“, droht der Sprecher der Quellwächter. „Besteht die Möglichkeit sich hier zu waschen?“ erkundigt sich der Mann ungehalten. „Sicher... schließlich muss das Ritual noch beendet werden.“, wird höhnisch geantwortet. Die Gestalten bewegen sich, zwei nehmen den am Boden liegenden an dessen Armen, ziehen ihn auf die Beine und schleifen ihn in eine andere Höhle. Leises Gurgeln verrät, das sich Wasser in dieser befindet. Der Nackte hebt den Kopf und sieht sich um. Von schräg oben fällt Tageslicht ein und beleuchtet ein kreisrundes Becken. Das Wasser brodelt als würde es kochen, die unbehauenen Wände schillern in vielen Farben. Das mutet bizarr an diesem düsteren Ort an. Die schwarze Kreatur richtet wieder das Wort an den neugeboren Mann. „Dieses Wasser wird euch endgültig einen – unwiederbringlich. Sobald ihr aus dem Wasser steigt, wird euer Name Cougar sein. Einige Tage wird es noch dauern bis sich auch eure Geister zu einem einzigen verbunden haben. Das ist der Zeitpunkt an dem ihr euren Zweikampf bestehen müsst um uns die verlangten Seelen zu bringen. Bis dahin, werden wir euch trainieren, damit ihr im Vollbesitz eurer Fähigkeiten seid, wenn ihr dem Feind begegnet... Werft ihn hinein!“, die letzten Worte sind an die beiden Gestalten gerichtet, die den Nackten festhalten. Sofort kommen diese dem Befehl nach, der Mann in ihrer Mitte hat keine Gelegenheit zum Nachdenken. Er schafft es gerade noch die Luft anzuhalten, da schlägt auch schon das Wasser über ihm zusammen. Gespannt sehen drei Personen in die Schatulle, die Vierte beobachtet deren Gesichter. Doch übermannt auch ihn die Neugier und schaut nun ebenfalls in die Holzkiste. Zuerst ist von dem Relikt nicht viel zu sehen... nur ein mattes Glänzen. „Das ist ja nur ein steinerner Dolch.“, stellt Toran ein bisschen enttäuscht fest. Eigentlich hat er etwas spektakuläreres erwartet. Tatsächlich ist nur ein aus grauem Stein gefertigter schlichter Dolch zu sehen. Die zweischneidige Klinge allerdings sieht sehr scharf aus. „Lass dich nicht täuschen, das ist eine Drachenträne und dieser Stein ist magisch. Das stimmt doch Justus?“ erklärt Serena. „Ja, Herrin, ihr habt recht. Dies ist ein magischer Stein. Seine Macht wird er bei demjenigen freigeben, der dazu ausersehen ist die schwarze Quelle zu zerstören.“, stimmt der Priester zu. Serena hebt die Hand um die Klinge zu greifen, doch Toran ist schneller. Entschlossen nimmt er den Dolch aus der Schatulle. Ein merkwürdiges Material, obwohl es ein Stein, wenn auch ein magischer, ist, spürt er kaum dessen Gewicht. Auch fühlt es sich ungewöhnlich warm an, sonst kann Toran nichts außergewöhnliches feststellen. „Entschuldige Cousinchen, aber deine Bürde ist schon groß genug. Ich werde diese unselige Quelle zerstören.“, teilt er seiner Verwandten entschlossen mit. Überrascht richten sich die Blicke der Anderen auf ihn. „Toran bist du dir sicher? Diese Aufgabe dürfte kein Zuckerschlecken sein.“, hakt die Schwarzhaarige nach. Diese Entscheidung hat sich ihrem Cousin nicht zugetraut... nicht bis heute morgen. „Diese Sache kann nicht schwerer sein als die deine. Meine Entscheidung steht, ich reite zu dieser schwarzen Quelle und zerstöre sie. Kümmere du dich um die Drachen und deinem Zweikampf. Für anderes hast du doch auch keine Zeit.“, bekräftigt der Prinz seine Entscheidung. Bevor die Königin etwas erwidern kann, übernimmt das Relikt die Antwort. „Seht.“, weist Seto alle darauf hin. In der Mitte des Dolches beginnt es zu glimmen. Dieses zarte Licht weitet sich immer mehr aus und wird heller, schließlich ist der Stein völlig durchscheinend, lediglich die eingeschlossenen Gold- und Silberpartikel glitzern geheimnisvoll. Toran spürt das pulsieren des Relikts in seiner Hand. Das und die Wärme des Materials erwecken den Eindruck als handele es sich um einen lebenden Gegenstand. „Die Entscheidung ist gefallen.“, durchbricht Justus die eingetretene Stille, er reicht dem Thronfolger das Tuch, welches auf dem Dolch lag. „Wickelt es darin ein, es ist besser niemand sieht es.“, empfiehlt der Priester. Der Prinz nimmt das Tuch entgegen und schlägt es um den Dolch, dann verstaut er ihn unter seinem Wams. „Gut... dann können wir wieder ans Tageslicht.“, bestimmt der Schwarzhaarige. „Das ist eine gute Idee.“, findet Serena, auch Seto stimmt zu. Die Dunkelheit ist doch sehr bedrückend und diese geheimnisvollen Dinge hier unten machen es nicht besser. Eine Stunde später sind Toran, Serena und Seto wieder auf dem Rückweg... Justus wird nachkommen. Der Prinz sitzt jetzt mit in der Kutsche, in seinen Händen hält er den eingewickelten Dolch. „Bist du sicher, das du das tun willst?“ fragt die Regentin wiederholt. „So sicher wie noch nie in meinem Leben.“, bekräftigt der Schwarzhaarige seine Entscheidung. „Du hast doch immer gesagt, ich müsste endlich meiner Bestimmung folgen. Jetzt werde ich es tun.“ „Ja... endlich bist du erwachsen geworden.“, lächelt Serena, sie ist erleichtert das es so gekommen ist. Ihr Cousin hat sein Selbstbewusstsein schneller wiedergefunden als befürchtet, eigentlich musste sie den Seelenfressern dankbar sein, denn ohne sie hätte Toran viel länger gebraucht um zu sich zu finden. „Gibst du mir den Dolch einmal?“ bittet die Blauäugige ihren Verwandten. „Natürlich.“, ist dieser sogleich einverstanden und reicht ihr diese besondere Waffe. Kaum hält Serena sie in der Hand, da leuchtet sie auch schon auf. Auch der Herrscherin fällt auf, das sich das Relikt lebendig anfühlt. Überrascht sieht sie ihren Verwandten an, dieser nickt. „So empfinde ich es auch.“, bestätigt er leise. Seto versteht im Augenblick gar nichts, den Blickwechsel zwischen Toran und Serena hat er nicht gesehen, sein Augenmerk ist auf die Waffe gerichtet. „Wieso leuchtet sie bei dir ebenfalls auf?“ erkundigt er sich bei seiner Freundin, er hat es so verstanden, das der Dolch nur auf den Auserwählten reagiert... er hat sich wohl geirrt. „Vermutlich, weil in mir das gleiche Blut fließt.“, vermutet die Gefragte. „Gesyria ist ein geheimnisvolles Land... Ich bin froh das meine Welt einfacher ist.“, seufzt der Brünette. „Das kommt auf den Standpunkt an.“, lacht Serena und schmiegt sich an ihren Freund. „Wenn du von hier in unsere Welt kommst, ist diese auch sehr Geheimnisvoll.“ Sie gibt Toran den Dolch zurück, dieser wickelt ihn wieder ein und verstaut ihn unter seiner Kleidung. Kurz darauf erreichen sie den Kasernenhof, die Drei steigen aus. Auf dem Weg zu ihrer Unterkunft, hält der Prinz einen Stallburschen auf. „Sorge bitte dafür, das der Hengst der Königin und mein Pferd eine Stunde vor Sonnenaufgang fertig gesattelt sind. Für mich bereite alles für längere Tour in der Wildnis vor.“, trägt er dem Mann auf. „Ja Herr. Es wird alles bereit sein.“, verbeugt sich der Pferdeknecht vor seinem Herrn. „Gut... ich verlass mich darauf.“, erwidert Toran zufrieden, will schon gehen, da fällt ihm noch etwas ein. „Silas soll kommen, sobald er fertig ist.“ Der Stallbursche nickte und machte sich dann eilig auf den Weg die ihm aufgetragenen Aufgaben zu erfüllen. Toran dreht sich um und will seiner Cousine folgen. Sie steht an der Tür, sieht ihn an, ihre Augen funkeln. Der Prinz tritt an sie heran. „Was ist? Bist du nicht einverstanden?“ erkundigt er sich verwundert. „Doch... es ist schön diese selbstverständliche Autorität an dir zu sehen. Deine Haltung ist ganz die eines Königs.“, grinst sie ihn an, schelmisch setzt sie hinterher. „Baltrok wäre Stolz auf dich.“ Eine leichte Röte überzieht Torans Gesicht, das aus ihrem Mund zu hören ist ihm peinlich und macht ihn auch gleichzeitig stolz. Er legt viel Wert auf ihre Meinung, sie hat immer zu ihm gehalten, hat ihm das Leben gerettet und sie ist seine Königin. „Kannst du sie nicht zum Schweigen bringen Seto?“ seufzt er übertrieben auf. „Könnte ich schon, aber sicher nicht jetzt und hier.“, antwortet dieser, auch er grinst den Thronfolger an. „Ach ihr zwei seid unmöglich.“, grummelt der Schwarzhaarige und geht an den Beiden vorbei, lachend folgt ihm das Paar. Sie sind noch nicht lange in der Offiziersmesse, als es auch schon an der Tür klopft. Silas kommt herein. „Ihr wolltet mich sprechen?“ „Ja...“, erwidert Toran. „... du kennst dich doch hier im Süden aus?“ „Ja Herr.“, gewohnt kurz ist die Antwort des Soldaten. „Gut... ich muss zur schwarzen Quelle. Kannst du mir in etwa den Weg beschreiben?“ bittet der Thronfolger. „Ihr wollt zur schwarzen Quelle?.... Allein?“ fragt der General überrascht. „Genau das habe ich vor... also, kannst du mir den Weg beschreiben oder nicht?“ reagiert der Prinz etwas barsch. „Ihr reitet nicht allein... ich begleite euch.“, bestimmt der Blonde nun. „Nein... das werdet ihr nicht.“, lehnt Serena ab. „Ihr bekommt eine andere Aufgabe. Ihr werdet mit einigen Männern nach Roxantras reiten und die Hauptstadt sichern. Je eher ihr aufbrecht desto besser.“ „Herrin... mit allem Respekt. Der Prinz kann nicht allein durch die Wildnis reiten, das ist zu gefährlich.“, wendet Silas ein. „Was wollt ihr eigentlich an der schwarzen Quelle?“ „Erstens Silas geht es dich nichts an, was ich dort vorhabe. Zweitens... Serenas Weg ist mindestens genauso gefährlich wie der meine. Und genau wie sie, bin ich in Lage meine Aufgabe zu erfüllen. Ich reite allein... Ende der Diskussion.“, weist Toran den General in seine Schranken. Verblüfft starrt der Soldat den Schwarzhaarigen an, die Entschlossenheit und Autorität die er jetzt an ihm sieht, ist bis vor kurzem nicht an ihm zu finden gewesen. Die jüngsten Ereignisse haben den Thronfolger zu einem Mann heranreifen lassen. Diesem Mann traut er die Führung dieses Landes absolut zu. Knapp verbeugt er sich vor seinem künftigen König. „Wie ihr wünscht, Herr. Ich werde euch eine Karte anfertigen, bis zu eurem Aufbruch ist sie fertig.“, gibt er sich geschlagen. Nun verbeugt er sich vor Serena. „Ich werde euch nicht enttäuschen.“ Danach verlässt er den Raum um alles entsprechend in die Wege zu leiten. Keine Zwei Minuten später klopft es abermals an der Tür. Kristanus kommt herein, verbeugt sich vor der Königin, dann vor dem Thronfolger. „Herr, wie mir zu Ohren gekommen ist, wollt ihr allein zur schwarzen Quelle reiten. Das kann ich nicht zulassen. Einige Freiwillige und ich werden euch begleiten.“, teilt er entschlossen mit. „Ich will keine Begleitung, das habe ich Silas deutlich gesagt.“, lehnt Toran das Angebot des Soldaten ab. Serena steht am Fenster und wartet die weitere Entwicklung ab. Kristanus erweckt nicht den Eindruck, als würde er die Ablehnung akzeptieren und tatsächlich widerspricht er auch sofort. „Mit Verlaub, der General hat damit gar nichts zu tun. Er sagte lediglich, das ihr in den Süden wollt. Herr, ich bin nicht dumm. Diese Kreaturen heute morgen kamen aus dieser Richtung und in den alten Legenden heißt es, das dort die schwarze Quelle liegt - der Geburtsort dieser Seelenfresser. Ich vermute das ihr diesen Ort zerstören wollt, ein bisschen Hilfe ist doch nicht schlecht. Außerdem haben wir noch eine Menge wieder gut zu machen, das ist die Beste Gelegenheit. Abgesehen davon, das es in dieser Kaserne todlangweilig ist... euer Vorhaben ist eine willkommene Abwechslung.“, beendet der einfache Soldat seine Ausführungen. Nachdenklich sieht der Prinz Kristanus an, soll er ihm vertrauen? Immerhin wollte dieser ihn brechen. Aber in dessen Augen ist keine Falschheit zu sehen, trotzdem zögert Toran. Der Soldat wendet sich an die Königin. „Bitte, lasst uns mit ihm reiten. Gebt uns die Chance das Unrecht wieder gut zu machen.“, beschwört er die Regentin. „Ich bin wahrlich die falsche Person die ihr überzeugen müsst. Toran hat sich für diesen Weg entschieden und es liegt an ihm ob er ihn allein beschreitet oder ihm treu ergebene Männer mit nimmt.“, antwortet sie ihm. „Ich bin sofort wieder zurück.“, sprachs und der Soldat verließ eilig das Zimmer, er weiß was er zu tun hat. Draußen warten Georgius, Ronald, und Angus auf ihren Anführer. Sie haben sich sofort gemeldet um den Thronfolger zu begleiten. Kristanus winkt sie zu sich und kehrt mit ihnen zurück. Vor Toran gehen sie in die Knie, überrascht sieht dieser sie an. „Herr, unser Leben gehört euch. Wir werden euch bis zu unserem letzten Atemzug dienen. Wir folgen euch bis in die Hölle und fordern den Teufel zum Tanz auf, wenn ihr es wünscht.“, schwören die vier Soldaten schlicht. Torans Augen suchen den Blick seiner Cousine, doch diese verhält sich völlig neutral. Der Prinz muss diese Entscheidung allein treffen, er muss es fühlen können, ob er diesen Männern, die ihm so übel mitgespielt haben, vertrauen kann. „Gut, ihr könnt mich begleiten. Wenn es sein muss werde ich euren Schwur einfordern.“, stimmt er schließlich zu. „Wir bitten darum Herr.“, erleichtert erhebt sich Kristanus. „Wir werden euch nicht enttäuschen. Mit eurer Erlaubnis ziehen wir uns nun zurück und bereiten alles für die Abreise vor.“ „Macht das... ach Kristanus, wenn der Priester Justus kommt, bring ihn bitte gleich her.“, gibt der künftige Herrscher sein Einverständnis. Diesen schwarzen Kreaturen würde er noch einmal den Hals umdrehen, sofern sie einen besitzen. Werfen sie ihn einfach ohne Vorwarnung in dieses brodelnde Wasserloch. Sein Zorn verflüchtigt sich, er wird von beginnender Panik abgelöst. Das Wasser wirkt nicht nur als ob es kocht... langsam dringt die Wärme in seine Nerven vor, steigert sich stetig und wird am Ende unerträglich. Wild strampelt der Braunhaarige um aus diesem Loch heraus zu kommen... vergeblich. Die brodelnde Flüssigkeit gibt ihn nicht frei... im Gegenteil, je mehr er sich wehrt desto fester hält ihn diese und wird dabei immer heißer. Der Grauäugige hat das Gefühl als würde sich sein Fleisch von den Knochen lösen. Die Luft wird knapp, die Hitze ist kaum noch auszuhalten. Seine Bewegungen erlahmen, hat er jetzt alles umsonst durchgestanden? Rächen sich die Seelenfresser auf diese Weise? Wenn er die in die Finger bekommt, dann können sie ihr blaues Wunder erleben... jedem einzelnen wird er den Kopf abreißen. Unbändiger Hass bemächtigt sich seiner und fokussiert sich auf Serena. Sie ist Schuld an allem - daran das Rudgers Plan nicht aufgegangen ist. Der Nackte ballt seine Hände zu Fäusten, er wird jetzt nicht aufgeben, er wird sich um jeden Preis bei dieser blauäugigen Hexe rächen. Je intensiver er sich ausmalt, was er der jungen Frau antun würde, desto geringer wird der Widerstand der wasserähnlichen Flüssigkeit. Schließlich spuckt sie den Körper aus. Gierig saugt Cougar die Luft in seine Lungen, begrüßt die Kühle um ihn herum. Lang ausgestreckt liegt er auf dem kalten Boden und beruhigt seine Nerven. Als er seine Augen öffnet stellt er fest, das er sich hier allein befindet. „Euer Glück, das ihr nicht hier seid.“, knurrt er leise. Stöhnend dreht er sich auf den Bauch und stemmt sich auf alle Viere, um sich danach zu erheben. Seine grauen Augen gehen suchend umher und bleiben an einem Stoffhaufen hängen. „Das ist ja wohl auch das mindeste.“, murrt Cougar. Noch etwas wackelig auf den Beinen begibt er sich zu dieser Stelle, bückt sich und hebt den obersten Gegenstand auf... ein Handtuch wie er erfreut feststellt. Etwas versöhnt trocknet er sich ab, lernt dabei seinen Körper kennen. Alles was er sieht und ertasten kann, gefällt ihm. Ruperts Geist ist vor allem mit der Männlichkeit des neuen Körpers zufrieden. Bis eben ist von den noch getrennten Geist nichts zu merken, doch das ändert sich jetzt. 'Du willst dir doch jetzt nicht einen runterholen?' nörgelt der Geist Rudgers. Dieser Teil Cougars will lieber trainieren, sich auf den bevorstehenden Kampf vorbereiten und sich nicht in haarsträubenden sexuellen Phantasien ergehen... auch wenn diese ihren Reiz haben. 'Klar... ich muss wissen ob alles an diesem Körper richtig funktioniert.', stöhnt Rupert heiser, während sich Cougars Finger immer intensiver mit dieser prachtvollen Erektion beschäftigen. 'Und wozu das? Wir haben wichtigeres auszuprobieren als ausgerechnet das hier.', keucht Rudger, der sich den Gefühlen nicht entziehen kann. 'Wo ist deine Phantasie geblieben, Brüderchen? Wenn ich diese kleine Schlampe besiegt habe, werde ich sie mitten auf dem Schlachtfeld nehmen. Ahhh... das wird ihr Gefolge demoralisieren.', erklärt Rupert leicht gepresst. 'Idiot... ahh... aber das eine mal muss reichen. Wir müssen wichtigeres trainieren als ausgerechnet unseren... ahh, verdammt.', stöhnt Cougar seine Erlösung hinaus. Mit zittrigen Beinen lehnt sich der große Mann an die Wand, solange bis sein Orgasmus völlig abgeklungen ist. Danach kleidet er sich an, jetzt fühlt er sich auch wohler. Seine Hände fahren durch sein langes Haar. Viel zu lang findet Rudger und ehe Rupert Einspruch erheben kann, dem das lange Haar sehr gefällt, nimmt ersterer den bereitliegenden Dolch und schneidet das Haar auf Schulterlänge ab. 'Was sollte das? Das lange Haar sah doch gut aus.', beschwert sich Rupert. 'Es stört im Kampf.', rechtfertigt sich der Andere. Mit hochrotem Kopf steht Justus vor Toran, er hat sich so sehr beeilt, das ihm im Augenblick die Luft zum Atmen fehlt. Kristanus will wieder gehen, er hat seinen Auftrag ausgeführt und muss sich jetzt wieder um die Vorbereitungen kümmern. „Warte Kristanus.“, stoppt der Schwarzhaarige den Soldaten, der abwartend neben der Tür stehen bleibt. Serena kommt mit einem Stuhl heran und drückt den Priester auf diesen. „Ihr fallt uns sonst noch um.“, befürchtet sie. Nach wenigen Augenblicken beruhigt sich die Atmung Justus', er greift unter seine Kutte, holt ein Papier hervor und reicht es dem Prinzen. „Hier... auf diesem Bogen Papier steht alles genau beschrieben. Wie ihr zur Quelle findet und wie ihr sie zerstören könnt.“, erklärt er hastig. Der Prinz faltet das Papier auseinander, seine Augen überfliegen den Inhalt der Schrift, er lässt die Hände sinken und fixiert den dicklichen Mann. „Das ist ja wunderbar. Aber es gibt einen Haken... ich kann diese Schriftzeichen nicht entziffern.“, stellt der Schwarzhaarige trocken fest. Verwunderung zeichnet sich in dem Gesicht des Priesters ab. „Aber ihr seid doch des Lesens mächtig, davon bin ich jedenfalls ausgegangen.“, entgegnet jener perplex. Kristanus kann sich gerade noch ein Lachen verkneifen. Serena dreht sich um und beißt sich auf die Lippen, selbst Setos Mundwinkel zucken verdächtig. „Natürlich kann ich lesen.“, empört sich Toran. „Aber nicht diese Schriftzeichen.“ Er hält Justus das Papier dicht vor die Augen, dieser nimmt den Kopf ein wenig zurück um besser sehen zu können. Verständnislos starrt er auf die Buchstaben, bis ihm sein Fehler förmlich ins Auge springt. Eine flammende Röte überzieht sein Gesicht. „Verzeiht, es ist die alte Geheimschrift der Drachenhüter. Mir ist sie so geläufig das ich nicht darauf geachtet habe, das ihr sie eventuell nicht lesen könnt.“, entschuldigt er sich eifrig und steht sofort auf. „Ich werde es sofort übersetzen, morgen bei Sonnenaufgang habt ihr die Übersetzung.“ „Ihr habt das doch sicher alles im Kopf? Den Weg zur Quelle, die genaue Lage und wie man sie zerstören kann?“ fragt Toran lauernd. „Sicher... ich habe es sooft gelesen... Aber ja, ich erkläre euch alles ganz genau, dann braucht ihr das Papier nicht mehr.“, antwortet der Priester ahnungslos. „Das ist nicht nötig... Ihr werdet mich begleiten.“, verlangt der Schwarzhaarige. Justus glaubt sich verhört zu haben, er soll den Thronfolger begleiten, entsetzen macht sich in seinem Gesicht breit und die Beine werden ihm weich. Schnell schiebt die Königin den Stuhl hinter den Priester, der völlig entgeistert auf diesen sinkt. „Ihr scherzt... ich soll euch doch nicht wirklich begleiten?“ hakt er ungläubig nach. „Doch doch... das ist mein voller Ernst.“, bestätigt Toran schmunzelnd. „Ihr kennt die Schriften am besten, wozu wollt ihr es aufschreiben? Mal abgesehen davon, das ihr viel zu spät fertig wärt.“, bekräftigt der Thronfolger seine Entscheidung. „Aber ich bin nicht für einen langen Ritt geeignet... in der Tat bin ich noch nie länger als eine Stunde im Sattel gesessen.“, versucht der Drachenhüter dem unvermeidlichen noch zu entkommen. Hilfesuchend wendet er sich an die Königin und ihren Freund. „Herrin.. bitte... das könnt ihr doch nicht zulassen. Ich kann nicht mitreiten... seht mich doch an. Ich bin absolut ungeeignet.“, beschwört er die Schwarzhaarige eindringlich. „Ihr habt alle Voraussetzungen die nötig sind. Ihr kennt euch mit der schwarzen Quelle, ihrer Wächter und deren Zerstörung aus.“, unterstützt sie die Entscheidung ihres Cousins. „Ich werde mich Wundreiten...“, führt er auf. „Ihr habt eine hervorragende Kräutersalbe, die Haut heilt sehr schnell.“, wischt Seto dieses Argument beiseite. „Aber ich kann nicht kämpfen.“, startet er einen weiteren Versuch. „Das braucht ihr nicht, dafür begleiten wir euch ja.“, grinst Kristanus breit. Der Priester sitzt wie ein Häufchen Unglück auf seinem Stuhl, hätte er gewusst, das die Sache so eine Wendung nimmt, dann hätte er geschwiegen... er seufzt tief auf, nein, das hätte er nicht. „Ich kann euch nicht überreden mich hier zu lassen?“ fragt er ein letztes Mal. „Nein... es ist beschlossen. Ihr begleitet uns bei unserem Unternehmen und damit ihr den Aufbruch nicht verpasst, werdet ihr hier schlafen. Kristanus wird euch begleiten, damit ihr im Tempel alles nötige regeln und eure Sachen packen könnt. Dann kommt ihr wieder mit zurück. Das wäre dann alles... Ihr könnt jetzt gehen.“, entlässt der künftige König seine Reisebegleiter. „Ich werde schon dafür sorgen, das der Priester uns begleitet. Wir haben sicher das passende Pferd für ihn.“, verspricht Kristanus, nimmt den unglücklichen Mann am Arm und zieht ihn mit hinaus. „Justus tut mir ein bisschen Leid.“, bemerkt Serena. „Ach, das übersteht er schon. Es ist jedenfalls die beste Lösung, unter Umständen muss ich schnell handeln, da kann ich doch nicht erst nachlesen, was ich tun muss. Der Feind wird sicher nicht warten, bis ich mit dem Lesen fertig bin.“, wiegelt Toran ab. „Serena... du triffst morgen doch Baltrok wieder?“, fragt er nach eine Weile seine Cousine. „Sicher, er muss auf den neuesten Stand gebracht werden, damit er weiß wie er handeln muss.“, bejaht sie seine Frage. „Tust du mir einen Gefallen?“ hakt der Prinz nach. „Welchen?“ will sie wissen. „Würdest du ihm einen Brief von mir geben?“ bittet Toran leise, eine leichte Röte überzieht sein Gesicht. „Gern... gib ihn mir morgen früh. Ich werde ihn weiter geben.“, stimmt sie zu. „Danke Cousinchen. Ich schulde dir was.“, dankt ihr der Prinz erleichtert. Spontan umarmt er sie. „Bleib am Leben, das genügt schon.“, lächelt sie ihn an. Nach einem einfachen Abendmahl trennen sie sich. Toran will einen Brief an seinen Liebsten schreiben und Serena will die vorerst letzten gemeinsamen Stunden mit Seto genießen. In ihrem Zimmer fällt ihrer beider Maske ab, traurig sieht Serena ihren Liebsten an. „Ich kann dich nach Hause bringen... jetzt. Mokuba wird sicher schon warten und hier wird es zu gefährlich für dich.“, sagt sie leise. „Ich bleibe... nur mit dir werde ich gehen.“, widerspricht er sofort. Zärtlich streicht er ihr über das Gesicht, nimmt es zwischen seine Hände. „In den letzten Tagen habe ich eine Menge über dich gelernt. Ich will dich unterstützen solange ich es kann.“, erklärt er bestimmt, ihren Einspruch erstickt er mit einem Kuss. Zu gern lässt sie sich in diesen fallen. Sanft und zärtlich beginnt dieser, weckt dann die Lust auf mehr. Schließlich müssen sie den Kuss, wegen akuten Sauerstoffmangels unterbrechen. Atemlos sehen sie sich an, auf ein unsichtbares Signal hin umarmen sie einander stürmisch. Ihre Hände gleiten fahrig über den Körper des Anderen, hektisch befreien sie sich von ihrer Kleidung. Die Anspannung der Geschehnisse des Tages entlädt sich in einem wilden Verlangen. Sie haben Beide dem Tod ins Auge geblickt, sie müssen sich bald trennen und wissen nicht ob sie eine gemeinsame Zukunft haben werden. Serena wie auch Seto wollen einander fühlen, wollen spüren das sie Leben... einander ihre Liebe zeigen. Bevor sich Serena gänzlich fallen lässt, schickt sie noch jemanden in die Ecke. 'Drakos...', beginnt sie flüchtig, doch der Drache weiß was sie von ihm will. 'Ja ja... ich weiß schon.', murrt die Drachenseele genervt. 'Ich geh schon und steck meinen Kopf unter den Flügel.' Inzwischen kennt er die Anzeichen der Lust seiner Wirtin, ist es erst auch aufregend gewesen, diese neuen Gefühle kennen zu lernen, so ist es jetzt nur noch nervig. 'Was diesen Punkt betrifft bin ich froh, wenn wir uns endlich trennen können.', grummelt Drakos vor sich hin, während er sein 'Versteck' aufsucht. Die Blauäugige muss unwillkürlich lachen, irritiert schaut Seto sie an. „Drakos beschwert sich darüber, das er seinen Kopf schon wieder unter den Flügel stecken muss.“, klärt sie ihn auf. „Der Ärmste... wenn ich Zeit habe werde ich ihn bedauern.“, erwidert der Brünette mit leichter Ironie. Für ihn ist es auch nicht einfach den Drachen komplett auszublenden. 'Darüber rede ich mit ihm wenn ich meinen Körper habe.', knurrt Drakos unwirsch. „Er kommt darauf zurück, wenn er in seinem Körper ist.“, gibt Serena grinsend weiter. „Gut... ich freu mich drauf.“, brummt Kaiba. „Aber jetzt stört er, ich will dich allein und brauche seine Kommentare nicht.“ „Dann küss mich endlich.“, fordert seine Freundin. Kurz darauf versinken sie in ihrer Leidenschaft, in ihren Köpfen ist kein Platz mehr für rationale Gedanken. Nur noch der Wunsch nach Erfüllung ihrer Begierde hat dort Raum. Das Feuer der Lust verschlingt sie mit Haut und Haaren und gibt sie so schnell nicht mehr frei. Eine Stunde vor Sonnenaufgang finden sich Serena, Seto und Toran in der Offiziersmesse ein. Der Prinz reicht seiner Cousine ein versiegeltes Papier, sie nimmt es entgegen, wiegt es in der Hand. „Hm... du hast deinem Schatz aber eine Menge zu sagen.“, bemerkt die Blauäugige doppeldeutig und steckt das Papier unter ihre Weste. „Ich habe ihn ja auch schon lange nicht mehr gesehen.“, rechtfertigt sich der Schwarzhaarige trotzig, eine leichte Röte überzieht dabei sein Gesicht. „Wir sollten jetzt aufbrechen.“, wechselt der Thronfolger das Thema. „Einverstanden.“, grinst Serena, tut ihrem Cousin den Gefallen und geht auf den Wechsel ein. Draußen auf dem Kasernenhof treffen sie auf die anderen 'Reiseteilnehmer'. Kristanus und seine Männer sitzen schon auf den Pferden, ebenso Justus, der nach wie vor sehr unglücklich über seine Teilnahme an dieser Mission ist. Der General tritt an die königlichen Familienmitglieder heran und händigt Toran eine Karte aus. „Ich habe die Karte so genau wie möglich angefertigt. Den letzten Teil des Weges müsst ihr allerdings allein finden, der ist niemanden bekannt.“, erklärt Silas dem Thronfolger. „Danke Silas. Justus wird uns weiterhelfen, wenn die Karte nichts mehr nützt.“, dankt Toran seinem General. „Gut... ich wünsche euch viel Erfolg beim lösen eurer Aufgabe.“, verabschiedet sich dieser von seinem künftigen König. „Auch euch, meine Königin, wünsche ich viel Glück. Ich bin froh euch kennen gelernt zu habe. In zwei Stunden werde ich nach Roxantras aufbrechen. Wenn das Schicksal es will, werden wir uns dort wiedersehen.“, verbeugt er sich vor Serena. „Danke Silas, ich wünsche euch ebenfalls viel Glück.“, leicht nickt sie ihm zu. Die Herrscherin Gesyrias wendet sich ihrem Cousin zu, umarmt ihn herzlich. „Kommt alle gesund wieder. Toran ich wünsche dir und deinen Männern viel Glück bei eurem Vorhaben. In der Hauptstadt werden wir uns wiedersehen.“, verabschiedet sie sich von ihm. Er erwidert ihre Umarmung. „Pass auf dich auf Cousinchen.“, sagt er schlicht, beugt sich vor und flüstert ihr noch etwas ins Ohr. „Ich werde es ausrichten.“, verspricht die junge Frau. Der Schwarzhaarige reicht Seto die Hand, die jener auch ergriff. „Du bist der richtige Mann für Serena und ich bin froh, das ich dich kennen lernen durfte. Auch dir wünsche ich viel Glück.“, meint der Schwarzhaarige lächelnd. „Danke... ich kann das nur zurückgeben.“, entgegnet Kaiba und deutet eine leichte Verbeugung an. Jetzt steigen alle in den Sattel, Seto sitzt hinter Serena auf Tien-Ma. Gemeinsam brechen alle auf, eine viertel Stunde später trennen sich die Wege von Toran und Serena. Der Thronfolger und seine Männer streben in Richtung Süden, Serena nach Nord-Ost. Keiner von ihnen weiß ob sie die ihnen gestellten Aufgaben lebend überstehen werden. Kapitel 38: Die Ruhe vor dem Sturm ---------------------------------- Kapitel 38 Die Ruhe vor dem Sturm Baltrok ist sauer... gerade hat er die kleine Notiz von Serena gefunden. Diese Frau zu schützen ist eine unlösbare Aufgabe, ständig bringt sie sich in Gefahr. Das schlimmste ist die Ungewissheit in der er sich gerade befindet. Als würde es nicht reichen, das er sich um Toran größte Sorgen machte, nein... jetzt kommt auch noch die Sorge um Serena hinzu, ganz zu schweigen von der gespannten Lage in Gesyria. Mit dem Erscheinen Gunnars ist seine Bürde nicht mehr ganz so groß, aber immer noch groß genug, vor allem wenn man einer Königin wie Serena dient. Die Soldaten die ihm begegnen ziehen vorsichtshalber ihre Köpfe ein, wenn ihr Heerführer so schlecht gelaunt ist, ist es zweifellos besser ihm nicht zu oft über den Weg zu laufen. Rowina kann ihn nur bedingt mit Neuigkeiten versorgen, der Rotblonde erfährt von der erfolgreichen Rettung des Freundes der Königin. Auch die Nachricht über den Angriff der Seelenfresser dringt bis zu ihm vor. Allerdings bricht dann die Nachricht ab... Rowina wird nicht weiter informiert. Die Nerven von allen sind zum zerreißen gespannt, Baltrok lässt alles für den Aufbruch vorbereiten. In drei, vier Tagen ist seine Arme Abmarschbereit... er kann auf seine Gefühle keine Rücksicht mehr nehmen. Drei Tage nach Serenas Verschwinden, wird er kurz vor Sonnenaufgang geweckt. Der wachhabende Soldat ist ganz aufgeregt. „General... General, wacht auf. Die Königin ist zurück... sie will euch sofort sprechen.“, platzt der Mann in das Zimmer des Heerführers. Dieser sitzt senkrecht im Bett, schickt den Soldaten wieder auf seinen Posten, zieht sich hastig an und sucht die Herrscherin Gesyrias auf. Im Audienzzimmer findet er sie. „Herrin mit allem Respekt euer Verhalten ist unmöglich, ich sollte euch übers Knie legen. Wie soll ich euch beschützen, wenn ihr immer heimlich verschwindet und euch so leichtsinnig in Gefahr bringt?“ macht der Rotblonde seiner Sorge Luft. „Ich freu mich auch dich wiederzusehen Baltrok.“, grinst Serena breit, sie nimmt ihm seinen Ausbruch nicht übel. Seto allerdings fixiert den Hünen mit einem eisigen Blick, er kann den Mann noch nicht einordnen. Die junge Frau weiß wie sie ihren Heerführer wieder beruhigen kann, rasch tritt sie an ihn heran, stellt sich auf die Zehenspitzen und flüstert ihm einige Worte ins Ohr. Sein Verhalten ändert sich sofort, sein Blick wird sogleich weicher. Die Blauäugige holt den Brief Torans aus ihrer Weste heraus und gibt ihn Baltrok. Zu gern hätte dieser ihn sofort gelesen, es kostet ihn reichlich Überwindung das Schreiben ohne einen weiteren Blick, unter seinem Hemd zu verstauen. „Danke, Herrin.“, sagt er schlicht und verbeugt sich leicht vor ihr. „Schon gut... ich weiß ja, das es nicht leicht mit mir ist.“, erwidert sie lächelnd. „Jetzt gibt es aber dringendere Dinge. Erst einmal stelle ich dir Seto Kaiba vor, er ist mein Freund und ihn musste ich unbedingt retten, deswegen bin ich vor drei Tagen verschwunden.“ Jetzt erst registriert der Hüne den Begleiter seiner Regentin. Seine grauen Augen mustern den Brünetten, dann er verbeugt sich vor ihm. „Ich bewundere euren Mut. Ein Leben an der Seite dieser Königin ist bestimmt nicht einfach.“, sagt Baltrok und meint es völlig ernst. Unwillkürlich lächelt Kaiba. „So schlimm ist es nun auch wieder nicht.“, erwidert er grinsend. „Hey... kriegt euch mal wieder ein.“, beschwert sich die Blauäugige nicht ganz ernst, wird es aber ganz schnell. In knappen Worten setzt Serena ihren Heerführer ins Bild, ein Teil des Berichtes ist ihm bekannt, interessiert hört er der Sache mit den Seelenfressern zu. Zwischen den Worten hört er den Stolz über Torans positive Entwicklung heraus. Doch als er hört, das sich der Thronfolger auf den Weg gemacht hat die schwarze Quelle zu zerstören, schleicht sich Sorge in seinen Blick. „Keine Sorge, Toran schafft das schon. Er ist zum Mann herangereift, du wirst es merken wenn ihr euch wieder seht.“, der leicht anzügliche Unterton in ihrer Stimme entgeht dem Hünen nicht. „Ihr könnt es nicht lassen, nicht wahr?“ seufzt der Grauäugige auf. „Nein... du gehörst ja zur Familie, da musst du durch.“, erklärt sie ungerührt. „Scht... nicht so laut. Wenn das rauskommt...“, bremst Baltrok seine Königin. „Das muss sich ändern, wollt ihr euch den Rest eurer Tage heimlich treffen?“ hakt sie heftig nach. „In eurer Welt mag es ja kein Problem mehr sein, aber hier wird die Liebe zwischen Männern nur hinter verschlossenen Türen geduldet. Mit Sicherheit wird die Bevölkerung es nicht bei seinem künftigen König dulden.“, erklärt Baltrok leise. „Hm... wie du meinst, darum kümmere ich mich, wenn alles überstanden ist. Ich muss aufbrechen. Baltrok, ich vertraue dir das wertvollste in meinem Leben an. Wenn Seto irgendetwas zustößt hast du ein Problem.“, erwidert Serena. Sie wendet sich an ihren Liebsten. „Ich muss los. Seto... ich bringe dich noch nach Hause wenn du willst.“ „Ich habe meine Meinung nicht geändert... ich bleibe.“, lehnte Kaiba ihren Vorschlag rigoros ab. „Das habe ich nicht anders erwartet... ich liebe dich. Pass gut auf dich auf und tu mir den gefallen und höre auf Baltrok. Er weiß was er tut und er hat mein Vertrauen.“, lächelt sie Seto an. Die Zeit des Abschied ist gekommen, innig küsst sich das Paar, dezent wendet sich der Rotblonde ab, er kann die Beiden nur zu gut verstehen. Eine viertel Stunde später sitzt Serena wieder auf dem Pferd und reitet Richtung Osten, so wie es der Graue von ihr verlangt hat. Ihr Herz ist schwer, sie muss Seto zurück lassen, lieber wäre es ihr gewesen, wenn sie ihn hätte nach Hause bringen können... dort wäre er sicher gewesen. Doch das hat Seto rigoros abgelehnt... das ist ja so typisch für ihn. Innerlich seufzt sie, ein Charakterzug den sie an ihm liebt. Urplötzlich taucht der graue Drache vor ihr auf, hart pariert sie ihren Hengst durch. Jetzt wird sie den Drachen begegnen, sie wird in kürzester Zeit lernen müssen, was sie schon längst wissen müsste. Nachdem Serena Seto verlassen hat um die weißen Drachen aufzusuchen, kommt sich der Brünette erst etwas überflüssig vor. Um diesem Gefühl zu entkommen streift er durch die Stadt, gesellt sich zu den Soldaten. Überall herrscht nur ein Gesprächsthema vor - der Krieg. Unabwendbar rückt er näher und die Hoffnung aller ruht auf Serena, nur sie kann das Unausweichliche ändern. Jeder weiß, wohin die Königin unterwegs ist, sie bewundern ihren Mut, denn seit fast einem Jahrhundert hat es niemand mehr gewagt die Drachen aufzusuchen. Vor ewigen Zeiten lebten Beide - Drachen und Menschen - gemeinsam in dieser Ebene. Doch - wie die Natur des Menschen ist - hielten sie sich für besser und beanspruchten immer mehr Raum für sich und drängten die Drachen immer weiter zurück. Verzweifelt hat König Deringar versucht dies zu verhindern, doch stand er auf verlorenem Posten. Er war schon alt und seine Tochter Letizia, die seine Nachfolge antreten sollte, verliebte sich in einen Mann, der nicht hierher gehörte... sie folgte ihm in seine Welt. Um das Band zu retten, das Menschen und Drachen verband, schlossen Deringar und Sheherazade, die weiße Drachenkönigin, einen Pakt. Das Zweitgeborene Letizias sollte die Seele des letzten weißen Drachenjungen in sich tragen, um gemeinsam aufzuwachsen, um wieder eine Verbindung zwischen ihren Arten herzustellen. Genau nach 22 Jahren wollte man sie wieder trennen. Dieser Tag nähert sich ebenso wie der Krieg. Das haben alle Geschichten und Legenden gemeinsam... die Zeit läuft ihnen davon. Da Seto seine Freundin nicht abhalten kann zu tun, was sie ihrer Meinung nach tun muss, will er sie unterstützen so gut es ihm möglich ist und beginnt mit dem Schwertkampf. Zuerst ist es ungewohnt mit dem Katana umzugehen, aber mit Hilfe seines eisernen Willens und seines Ehrgeizes wird er immer geschickter... als sie aufbrechen, beherrscht der Brünette es perfekt. Er reitet schweigend hinter den beiden Kriegsherren und ihren Generälen, nur das Pferdegetrappel und das Klappern der Rüstungen unterbricht die Stille. Auch er trägt eine über seiner Lederkluft. Sie besteht aus einem Brustpanzer aus geschwärztem Metall, der ist leicht und doch äußerst stabil, Ebenso gehört ein Schulterschutz und einr Art Schienbeinschoner dazu. Auf seinem Brustpanzer prangt vorne und hinten ein weißer Drache, an seinem Schulterschutz ist ein Umhang befestigt, an seiner Hüfte hängt sein Schwert. Auf den dazugehörigem Helm mit Federbusch hat er verzichtet, Seto kommt sich so schon albern vor, da ist es das Letzte, das er sich auch noch einen Federbusch auf den Kopf setzt. Etwas steif rutscht Serena von dem grauen Drachen herunter... sie hat gerade ihren zweiten Drachenflug hinter sich. Sheherazade wartet schon auf die Schwarzhaarige, kommt mit dieser doch auch die Seele ihres Sohnes. „Schön das du gekommen bist, Serena.“, begrüßt die weiße Drachendame die Schwarzhaarige. „Hatte ich eine andere Wahl?“, erwidert diese mit einem leicht bitteren Ton in der Stimme. „Ich weiß... ich danke dir trotzdem.“, sagt Sheherazade sanft. Serena sieht sich um, verwundert bemerkt sie die Menschen, die sich hier aufhalten. „Das sind Drachenhüter, genau wie Justus. Nur leben sie mit uns und lernen von uns das Zusammenspiel der Magie. Sie werden dir helfen, deine Kräfte frei zusetzen.“, erklärt der weiße Drache ungefragt. „Interessant, wie kommen sie her? Soweit ich gesehen habe, liegt dieser Ort tief im Gebirge. Nicht zugänglich für einen Menschen.“, wundert sich die Schwarzhaarige. Drakos Mutter lächelt die junge Frau milde an, „Kannst du es dir wirklich nicht vorstellen?“ hakt sie nach. Irritiert schaut Serena zu dem Drachen hoch, sie kann ihr im Moment gar nicht folgen. Drakos hilft ihr auf die Sprünge. 'Denk an die Drachenträne.', macht er sie auf den magischen Stein aufmerksam. Natürlich... die Drachentränen, daran hätte sie auch denken können. Peinlich berührt zieht eine leichte Röte über ihr Gesicht. „Das muss dir nicht unangenehm sein, Serena. Du hast soviel in so kurzer Zeit lernen müssen, ganz ohne Anleitung und Erklärungen. Ich bin stolz auf dich, das du das alles so souverän meisterst.“, bewundert Sheherazade die junge Frau aufrichtig. „Danke... Ich habe ein hartes Leben gehabt, mir wurde nichts geschenkt. Seit meinem zehnten Lebensjahr musste ich um jeden Tag meines Lebens kämpfen. Es ist daher auch nicht ungewohnt es hier zu tun.“, wiegelt die Blauäugige ab. Nachdenklich blicken die topasfarbenen Augen auf den Menschen herunter, Sheherazade hat lange überlegt ob sie Serena ihren Sohn zeigen soll... bis eben war sie noch zu keinem Entschluss gekommen. „Willst du Drakos Körper sehen?“ fragt sie spontan. „Seinen Körper?“ hakt Serena überrascht nach. „Sicher... seinen Körper. Du trägst seine Seele in dir, aber wenn ihr getrennt werdet, muss Drakos doch auch einen Körper haben, in dem seine Seele zu Hause ist.“, klärt die Drachendame die Königin Gesyrias auf. 'Meinen Körper.', haucht Drakos ehrfürchtig, daran hat der Drache nie einen Gedanken verschwendet, ebensowenig hat es Serena getan. „Das würde ich wirklich sehr gern.“, erwidert sie schließlich. „Gut... dann folge mir bitte.“, fordert Sheherazade die Schwarzhaarige auf. Das es sich um ein längliches Tal handelt, konnte Serena aus der Luft erkennen, auch das es riesige Ausmaße hat. Von einer Seite zur anderen, der Länge nach, sind es bestimmt sechs stramme Tagesritte. Von einer langen Seite zur Anderen, an der breitesten Stelle, sind es sicher vier. Den größten Teil dieses Tales nimmt ein scheinbar undurchdringlicher Wald ein, es gibt aber auch genügend Grünland, auf dem die Drachenhüter alles für ihren Lebensunterhalt anbauen können. Mehrere Wasserfälle speisen den Fluss, der durch das ganze Tal führt. So ziemlich in der Mitte, am tiefsten Punkt, hat sich ein großer See gebildet, in dem die unterschiedlichsten Fische leben... genug für Mensch und Drachen. Serena drängt sich der Eindruck auf, das sich hier fast die ganze Drachenpopulation aufhält. Auf die diesbezüglich gestellte Frage, antwortet die Drachendame. „Dein Eindruck täuscht dich nicht. Bis dieser Zweikampf beendet und die Trennung eurer Seelen abgeschlossen ist, werden sie sich hier aufhalten. Die jungen Drachen werden dich im Kampf gegen Cougar unterstützen. Sie sind jetzt hier um dir bei deiner Ausbildung zu helfen.“ „Cougar? Du weißt wie mein Gegner heißt?“ will die junge Frau überrascht wissen. „Ja... mehr konnten wir allerdings nicht herausfinden. Nur so viel wissen wir; das Ritual der Verschmelzung ist vollständig abgeschlossen und der Name deines Gegners lautet Cougar. Auch er wird in den nächsten Tagen seine Fähigkeiten trainieren. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit, derjenige, der am besten vorbereitet in den Kampf zieht, hat die größten Chancen diesen zu gewinnen.“, informiert Sheherazade die Regentin. „Dann ist dieser Cougar im Vorteil, denn immerhin haben sich die Zwillinge bewusst für diesen Schritt entschieden. Sie wissen was auf die zukommt und sie sind bösartig, eine schwer zu schlagende Kombination.“, seufzt Serena, dann grinst sie. „Aber er kennt nicht meine Entschlossenheit und meinen Willen. Vermutlich wird er auch nicht damit rechnen, das ihr mich unterstützt.... wie auch immer das sein wird.“ „Das wirst du bald lernen.“, verspricht der Drache und fällt dann in tiefes Schweigen. Im Augenblick gibt es nichts mehr zu sagen. Sheherazade weiß, das es für Serena sehr schwer werden wird, in so kurzer Zeit in Vollbesitz ihrer Möglichkeiten zu kommen. Es wird sie an den Rand ihrer physischen Kräfte bringen, sie wird kaum genug Erholung finden um frisch in den Kampf ziehen zu können. Der Weg zu ihrem Ziel steigt inzwischen wieder stetig an, den See haben sie hinter sich gelassen und befinden sich jetzt im Wald. Von hier unten sieht er gar nicht mehr so undurchdringlich aus, im Gegenteil. Serena hat eher das Gefühl sich in einem riesigen Park zu befinden. Überall findet das Sonnenlicht den Weg auf den Waldboden und die Drachen können sich ungehindert zwischen den Bäumen bewegen. Es würde die Schwarzhaarige nicht im geringsten wundern, wenn jetzt noch Einhörner erscheinen würden... wie es sich für einen Zauberwald gehörte. Stattdessen sieht sie mehrere weiße Drachen, Serena muss lächeln. 'Du lächelst?' erkundigt sich ihr kleiner Untermieter, der sich einer gewissen Aufregung nicht entziehen kann. Denn er würde bald seinen Körper sehen... er würde sehen wie er aussieht. 'Ja... ich musste gerade an Einhörner denken.', antwortet Serena. 'Einhörner?' hakt Drakos verdutzt nach. 'Ja... Einhörner. In meiner Welt gehören sie zu den Fabelwesen, wie übrigens auch die Drachen.', erklärt sie ihm. 'Was ist an ihnen so besonders?' versucht sich der Jungdrache abzulenken. 'Wie gesagt sind sie Fabelwesen. Es heißt, nur wer reinen Herzens ist kann sie erkennen und wird vom Glück gesegnet. Dieser Wald hier ist so märchenhaft, es würde mich nicht wundern sie hier anzutreffen.', erklärt die junge Frau ihrem 'Untermieter'. 'Bist du enttäuscht sie nicht zu sehen?' bohrt Drakos weiter. 'Ach Drakos... wie könnte ich enttäuscht sein. Schau doch genau hin... die weißen Drachen sind wie sie, es fehlt ihnen nur das magische Horn auf der Stirn.' Serena ist stehen geblieben und lässt ihren Blick durch den Wald schweifen um ihrem kleinen Freund sehen zu lassen, was auch sie sieht. 'Sie sind viel schöner als die Einhörner. Und ich habe das große Glück, die Seele eines weißen Drachens zu beherbergen.', beendet die Schwarzhaarige ihre Ausführung. Tatsächlich erfüllt sie gerade tiefer Frieden, am liebsten würde sie sich hier hinsetzen und einfach nur den Zauber des Waldes auf sich wirken lassen. Unterdessen hadert Justus mit seinem Schicksal. Seit Stunden sind sie schon unterwegs, die Sonne brennt heiß vom Himmel, jeder einzelne Knochen tut ihm weh. Ganz abgesehen davon, das ihm sicher ein Großteil seiner Haut abhanden gekommen ist. Und zwar der Teil, mit dem er auf dem Pferd sitzt. Will der Prinz denn gar keine Pause machen? „Können wir nicht eine Rast einlegen?“ fragt der Priester gequält. „Nein!“, lehnt der Schwarzhaarige rigoros ab. „Aber Herr...“, setzt der dickliche Mann an. Genervt hält Toran sein Tier an, mühsam beherrscht er sich. Wenn Justus nicht so wichtig wäre, hätte er ihn schon nach der ersten halben Stunde nach Hause geschickt. So ein Jammerlappen ist ihm noch nie begegnet. „Justus...“, fährt er den Priester gepresst an. „... ein für alle Mal. Vielleicht ist euch die Wichtigkeit und Dringlichkeit dieses Unternehmens noch nicht bewusst. Wir müssen diese Quelle so schnell wie möglich erreichen und sie zerstören. Es lässt sich nicht verhindern, das wir einen Gewaltritt machen müssen um rechtzeitig dort zu sein. Wir haben maximal eine Woche Zeit, dann muss Serena gegen diese Geburt der Hölle antreten. Wir wissen auch noch nicht was uns dort erwartet, es wird sicher kein Kinderspiel diesen Ort des Bösen zu zerstören. Je mehr Zeit uns für dieses Vorhaben zur Verfügung steht, desto besser. Und jetzt hört genau zu... wir machen nur noch Pause damit die Pferde verschnaufen können. Sonst nicht. Habe ich mich jetzt verständlich ausgedrückt?“ Der unglückliche Mann nickt zaghaft, nervös kaut er auf seiner Lippe. „Ich habe doch gesagt, das ich nicht geeignet bin.“, rutscht es ihm heraus. „Aber das Schicksal hat euch ausgesucht... so wie es Serena und all die anderen ausgesucht hat diese Aufgabe zu meistern.“, kontert der Thronfolger. „Georgius und Angus, ihr nehmt den Priester in die Mitte, damit er uns nicht noch vom Pferd fällt.“, weist Kristanus die beiden Soldaten an und entschärft damit die Situation. Die kleine Gruppe setzt ihren Weg fort, Justus leidet nur noch still vor sich hin und hofft inständig auf eine baldige Nachtrast. Er muss sich bis zum Sonnenuntergang gedulden, aber das Schicksal meint es nicht gut mit ihm. Nach nur zwei Stunden Rast geht es weiter, Toran hat beschlossen den Vollmond auszunutzen, sobald dieser hoch am Himmel steht, brechen sie wieder auf. An dem Thronfolger, Kristanus und seinen Männern geht dieser Gewaltritt auch nicht spurlos vorbei. Sie spüren jeden einzelnen Knochen in ihrem Leib, doch sie haben ein festes Ziel vor Augen, das lässt sie alles ertragen. Der Priester gewöhnt sich allmählich an diese Strapazen und nur ab und an entfleucht ihm ein leichter Seufzer. Am Nachmittag des dritten Tages, nach ihrem Aufbruch, erreicht die Gruppe den alten Rastplatz der Zwillinge. Sie entschließen sich hier eine längere Pause zu machen und am nächsten Morgen mit der Suche nach dem Eingang zu beginnen. Routiniert erledigen Angus, Ronald und Georgius die Aufgaben des Lageraufbaus. Toran und Kristanus kümmern sich um die Pferde, die diese Pause mehr als verdient haben. Justus vergleicht die niedergeschriebene Beschreibung mit den tatsächlichen Gegebenheiten. Zufrieden stellt er fest, das sie fast am Ziel sind. Die Männer sind müde, nach einem spärlichen Abendessen, rollen sich alle in ihre Decken ein und versuchen zu schlafen. Lediglich der Wächter lauscht auf die Geräusche der Nacht und legt dann und wann Holz auf das Lagerfeuer. Toran kann nicht sofort einschlafen, obwohl sein Körper dringend dieser Erholung bedarf. Seine Gedanken wandern zu einem gewissen rotblonden Hünen. Ob er ihn je wiedersehen wird? Wieder in seinen Armen liegen kann? Mehr denn je vermisst er Baltrok, dessen Stärke, Zuversicht, Mut und nicht zuletzt dessen Liebe. Über diese Gedanken schlummert der Prinz ein. Kaum ist er eingeschlafen, da wird er auch schon wieder an der Schulter gerüttelt. „Herr... es ist an der Zeit. Die Sonne geht auf.“, weckt ihn Kristanus. Toran fühlt sich wie gerädert, sein Körper weist keine Spur von Erholung auf. Ein Blick in die Runde zeigt ihm, das es den Anderen genauso ergeht. Schwerfällig erhebt sich der Thronfolger, viel lieber würde er liegen bleiben. „Das liegt an dem dunklen Zauber der über dieser Gegend liegt.“, bemerkt der Priester. „Es geht jedem so, wehrt man sich nicht dagegen, bleibt man einfach liegen und stirbt irgendwann.“ „Hättet ihr das nicht eher sagen können? Wir hätten an einem anderen Ort Übernachten können.“, wirft Toran Justus vor. „Entschuldigt Herr. Aber leider entzieht es sich meiner Kenntnis wie weit die dunkle Magie reicht. Hättet ihr vorher längere Rasten eingelegt, wären wir alle nicht so erschöpft.“, kontert der Priester aufgebracht. Das Blut des Schwarzhaarigen gerät in Wallung. Mit welchem Recht, redete Justus so mit ihm? Immerhin gehört er der königlichen Familie an... ist der Thronfolger. Zornig blitzen seine Augen auf. „Wie könnt ihr es wagen, so mit mir zu reden?“ fährt er den dicklichen Mann an. „So wie ihr es verdient. Ihr seit nichts anderes als ein...“, wehrt sich dieser heftig, wird noch rechtzeitig von Kristanus unterbrochen. „Justus... Stopp! Sagt nichts, was ihr bereuen könntet.“, warnt der erfahrene Soldat. Er selbst spürt eine gewisse Aggressivität in sich, in so einer Situation ein völlig ungewohntes Gefühl. „Sagt Priester, kann es sein, das die finstere Magie uns aggressiv macht?“ erkundigt er sich bei Justus. Dieser hält verblüfft inne... natürlich, solch negative Empfindungen hat er sonst nicht. Nie im Leben würde er dem künftigen König Vorwürfe machen. Flammende Röte überzieht sein Gesicht. Auch Toran kommt bei dieser Frage zur Besinnung, er darf sich nicht einfach so gehen lassen... gerade er muss den Überblick behalten. „Danke Kristanus.... Justus es tut mir Leid, das ich so heftig reagiert habe.“, entschuldigt sich der Thronfolger bei dem Priester. „Ich muss mich bei euch entschuldigen, Herr. Ihr habt völlig recht, ich hätte es voraussehen müssen. Wir nähern uns der schwarzen Quelle, selbstverständlich werden ihre Hüter versuchen unliebsame Besucher von ihr Fern zu halten.“, bittet Justus seinerseits um Entschuldigung. „Bevor ihr euch jetzt streitet wer sich entschuldigen soll oder wer nicht.... Justus, noch eine Frage. Haben wir mit noch mehr Überraschungen dieser Art zu rechnen?“, mischt sich Kristanus wieder ein. „Tja... das kann ich auch nicht sagen. In den Schriften steht dergleichen nicht. Aber es ist sicher besser, wir rechnen mit allem.“, antwortet Justus ehrlich. Angus und Ronald haben inzwischen die Pferde gesattelt, Georgius hat das Feuer gelöscht, alles zusammen geräumt und verstaut jetzt alles auf den Tieren. Die drei Soldaten sitzen auf und warten ab. Toran geht zu seinem Pferd, steigt auf. „Ihr habt wohl keine Ahnung, wo genau wir den Zugang finden?“ fragt der Schwarzhaarige hoffnungsvoll. „Die habe ich leider nicht Herr.“, bedauert Justus aufrichtig. Der inzwischen auch nur noch den Wunsch hat, seine Aufgabe zu erledigen um endlich wieder nach Hause reiten zu können. „Dann teilen wir uns auf. Justus reitet mit Kristanus und Georgius. Angus und Ronald kommen mit mir.“, bestimmt Toran die Aufteilung. Wortlos trennen sich die beiden Gruppen, genauso schweigend suchen sie nach dem Zugang zu dem Tal, in dem sich die unselige Quelle befindet. Justus erfasst eine nie gekannte Erregtheit. Er wird der erste Drachenhüter überhaupt sein, der diesen dunklen Ort zu sehen bekam. Er kann es kaum noch abwarten ihn vor die Augen zu bekommen. Der Priester nimmt sich vor alles genauestens aufzuzeichnen, jedes Geschehen so detailliert wie nur möglich nieder zu schreiben. Es ist unabdingbar, das die nachfolgenden Generationen über alle Vorkommnisse bis ins Kleinste informiert sind. Niemand soll in ferner Zukunft, ganz ohne das Wissen der Begleitumstände auskommen müssen. Eine dunkle Linie in der hoch aufragenden Felswand, erregt seine Aufmerksamkeit. „Seht ihr das auch Kristanus?“ fragt er den Braunhaarigen aufgeregt. „Ja... jetzt wo ihr es sagt. Ob es der von uns gesuchte Zugang ist?“ bestätigt der Soldat. „Wir müssen dichter ran, dann kann ich es euch sagen.“, erwidert der Priester, seine Wangen färben sich vor Erregung rot. Sie lassen ihre Pferde antraben, am Fuß der Geröllhalde, die zu dem Spalt führt, halten die Drei ihre Tiere an. Justus springt aus dem Sattel und stolpert eilig den kleinen Hang hinauf. Kristanus beeilt sich ihm zu folgen, Georgius bleibt bei den Pferden. Oben am angekommen verhält der Priester atemlos, kurz darauf schließt der Braunhaarige zu ihm auf. „Und? Ist das hier der Zugang?“ erkundigt er sich und betrachtet zweifelnd den engen Gang. „Ja... das ist der Zugang.“, haucht der Priester ehrfürchtig. „Ich kann das Böse, das von dem Ort hinter diesem Spalt ausgeht, deutlich spüren.“ Nur mühsam kann er sich von der Schwärze des Durchgangs lösen. Er sieht den Mann an seiner Seite an. „Wenn wir hier durch gehen, sind wir nahezu am Ziel. Toran sollte so schnell wie möglich kommen. Wer weiß wie lange dieser Zugang bestehen bleibt.“, informiert Justus den Soldaten. „Gut... ich schicke Georgius um die Anderen zu holen. Wartet hier, ich bin gleich wieder zurück.“, entgegnet Kristanus und wendet sich sofort um und klettert den Hang wieder hinunter. Gibt dem Wartenden entsprechende Anweisungen, als dieser los reitet, richtet er den Blick wieder nach oben... von Justus ist keine Spur zu sehen. „Dieser verdammte Priester...“, flucht der Soldat. „... der wird doch nicht schon weiter gegangen sein?“ Hastig erklimmt er den Geröllhang wieder, Justus ist tatsächlich nicht mehr hier. Kristanus überlegt kurz sein weiteres Handeln, entschließt sich dem Priester zu folgen. Noch einmal tief Luft holend, den Griff seines Schwertes fest umklammernd betritt er den Zugang zu dem Tal der schwarzen Quelle. Kapitel 39: Der Albtraum beginnt -------------------------------- Kapitel 39 Der Albtraum beginnt Gunnar und Baltrok haben in den nächsten Tagen viel zu tun, es ist nicht leicht eine Armee von dieser Größe in Marsch zu setzen. Auf dem Tagesplan stehen viele Waffenübungen, ebenso werden Schwerter geschärft, Rüstungen repariert, Pfeile geschnitzt und Bögen gespannt. Außerdem müssen Pferde beschlagen und Sattelzeug gerichtet werden. Nicht zu vergessen die Unmengen an Nahrungsmittel die mitgeführt werden müssen. Der Heerführer könnte viele Aufgaben abgeben, doch ist das nicht seine Art. Er will über alles genau Bescheid wissen. Zusätzlich treffen stündlich neue Soldaten ein, Gunnar hat es übernommen diese einzuweisen und in die bestehende Armee zu integrieren. So findet der Rotblonde erst nach zwei Tagen die Gelegenheit und Ruhe den Brief seines Geliebten zu lesen. Sorgsam bricht er das Siegel, welches das Schreiben verschloss. In den ersten Zeilen bedankt sich Toran für Informationen über die Intrige Rudgers. Danach folgt ein mehr oder weniger ausführlicher Bericht über seine Zeit in Theros, erst mit dem Erscheinen Serenas wird sein Bericht detaillierter und schließt mit seinem Entschluss die schwarze Quelle aufzusuchen und zu zerstören. Erst danach kommen einige sehr private Zeilen: Liebster Baltrok, ich hoffe von ganzem Herzen, dass es Dir besser ergangen ist als mir. Die Zeiten sind für uns immer schwer gewesen, aber momentan sind sie kaum zu ertragen. Ich verzehre mich, mehr denn je, nach Deinen Berührungen, Deinen Küssen.... Wenn ich des Nachts wach liege, spüre ich Deine Hände auf meiner Haut... fühle, wie sie mich Stück für Stück in Brand setzen, bis mich das Feuer der Leidenschaft verschlingt. Ich höre Deine Stimme zärtliche Worte in mein Ohr flüstern, die mich, zusammen mit Deinen sündigen Lippen und dem heißen Tanz Deiner Zunge auf meinem Körper, den Verstand verlieren lassen... Das Erwachen am Morgen bringt stets die bittere Erkenntnis mit sich, dass es nur ein Traum war... Alles würde ich dafür geben, Dich jetzt liebkosen zu können; Deinen sündigen Körper zu berühren, bis du Dich vor Lust windest und Du mit mir eins wirst... mich mit Deiner Liebe, Stärke und Leidenschaft ausfüllst. Nichts wünsche ich mir mehr, als mich in Deinen Küssen zu verlieren... in Deinen Lustverhangenden Augen zu ertrinken... von Dir gerettet und gehalten zu werden. Baltrok, ich liebe Dich mit jeder Faser meines Herzens und mit meiner ganzen Seele. Mein sehnlichster Wunsch ist, das wir uns unversehrt in Roxantras wieder sehen. Ich würde Dir gern noch so Vieles schreiben, doch wage ich es nicht... Pass gut auf Dich auf, mein Liebster, bleibe unverletzt und vor allem am Leben. In tiefer Liebe Dein 'Bauernbursche' „Ich liebe dich auch.“, flüstert Baltrok lächelnd, unwillkürlich drückt er den Brief an sein Herz. Auch er vermisst seinen Liebsten, auch ihm bleiben nur die Erinnerungen an die gemeinsamen Stunden. Seine Gedanken wandern zurück... hätte er anders gehandelt, wenn er von Beginn an gewusst hätte wer dieser 'Bauernbursche' war? Nein... sicher nicht. Toran hat sein Herz erobert... unwiederbringlich. Die schwere Aufgabe, der sich der Schwarzhaarige stellt, erfüllt den Heerführer mit Sorge und auch mit Stolz. Toran hat sich zu einem Mann gemausert, das zeigt auch der kleine Nachsatz unter den letzten Zeilen. Dort steht geschrieben. Bei unserem Wiedersehen gehörst Du mir. Der Hüne weiß genau worauf das anspielt und er hat auch nichts dagegen, solange sein Geliebter nur lebend in der Hauptstadt eintrifft. Ehrfürchtig steht Serena vor dem großen schlafenden Drachen. Sie hat sich nie Gedanken darüber gemacht, das die Drachenseele in ihr einen Körper haben muss. Die Schwarzhaarige hat auch keine Zeit für solche Dinge gehabt. Seit sie erfuhr, das sie eine Drachenseele in sich trägt, haben sich die Ereignisse überschlagen, sie hat kaum eine ruhige Minute gehabt. Noch jemand hat keinen Gedanken an einen Körper verschwendet... der Drache selbst. Die junge Frau, fühlt die Ergriffenheit Drakos. 'Das ist mein Körper... Serena, das bin ich.', haucht er beeindruckt. 'Ja... das bist du. Ein wirklich hübsches Drachenmännchen, du wirst dich vor Verehrerinnen kaum retten können.', schmunzelt die Blauäugige. 'Ob ich mich berühren darf?' fragt der Jungdrache schüchtern. 'Sicher... ich möchte es auch.', erlaubt Serena. Sie zieht ihren Geist zurück, gibt der Drachenseele mehr Raum, nun spürt sie alle Empfindungen des Drachens... sie beobachtet nur noch. Die Schwarzhaarige tritt an den seelenlosen Drachen heran, kniet sich neben dessen Kopf. Zögernd streckt sie die Hand aus, berührt ganz behutsam die Stirn des Weißen. Ein undefinierbares Gefühl durchströmt die Blauäugige, die geschuppte Haut ist rau und dennoch ganz weich... und sie ist warm. Fragend richtet sich der Blick hellblauer Augen auf Sheherazade. „Drakos?“ fragt diese ergriffen. „Ja... Serena hat sich zurückgezogen.“, bestätigt dieser. „Das ist sehr großzügig von ihr.“, meint Drakos Mutter bewundernd. „Ach... weißt du, eigentlich ist sie mir das schuldig... sooft wie ich in der letzten Zeit den Kopf unter den Flügel stecken musste.“, grinst Drakos breit. 'Hey.... pass auf was du sagst.', warnt Serena, meint es aber nicht so ernst, denn so ganz falsch ist es ja nicht. „Sag mir Mutter, wie ist das alles überhaupt möglich?“ wird der Jungdrache wieder ernst. „Durch Magie, mein Sohn. Seit der Geburt Serenas und damit eurer Seelenvereinigung, wird dein Körper behütet, gepflegt und am Leben erhalten... alles mit Hilfe der uralten Drachenmagie.“, erklärt die Ältere. „Warum aber die Eile? Können wir diesen Cougar nicht einfach bekämpfen uns erholen und dann irgendwann die Trennung vollziehen?“ will Drakos wissen. „Auch die Magie hat ihre Grenzen und das Maximum ist bald erreicht. Wir können froh sein, das es überhaupt so lange gut gegangen ist. Ich vermute, das es daran liegt, das sich Serena so lange nicht bewusst war, das sie noch eine Seele in sich trägt. Sicher... wir haben die zweiundzwanzig Jahre angestrebt, waren aber immer bereit die Trennung sofort zu vollziehen. Das sich Letizias Leben und das ihrer Tochter so dramatisch gestalten würde, konnte niemand ahnen. Vor allem hat keiner von uns bemerkt, das Rupert der Prinzessin gefolgt ist.“, beantwortet Sheherazade geduldig die Fragen ihres Sohnes. Eine brennt diesem noch auf der Zunge. „Was geschieht mit Serena und mir, wenn dieser Zeitpunkt überschritten wird? Bleiben wir dann für immer vereint?“ „Indirekt.“, das Drachenweibchen tut sich schwer mit der Antwort, doch entschließt sie sich einen Teil der Wahrheit zu sagen. „Ihr sterbt beide, dein Körper, deine Seele und Serena. Nichts wird das verhindern können.“ „Oh...“, kommt es betroffen von dem Drachenjungen. Serena übernimmt wieder die Kontrolle über ihren Körper, entschlossen steht sie auf, streichelt ein letztes Mal über den schönen Drachenkopf. Schließlich wendet sie sich Sheherazade zu. „Dann lass uns mit dem Training beginnen, ich habe viel aufzuholen.“, fordert sie bestimmt. „Du hast recht... Danke, das ich mit meinem Sohn reden durfte.“, erwidert die Weiße. „Wie Drakos so schön sagte... ich war es ihm schuldig.“, grinst die Blauäugige. Georgius kehrt mit den Anderen an den Zugang zurück. Verwundert blickt er sich um, da fragt Toran auch schon. „Sagtest du nicht, Justus und Kristanus warten hier auf uns?“ „Ja, Herr. Der Hauptmann hat es mir auch gesagt, es muss was geschehen sein, so das sie nicht warten konnten.“, erwidert der blonde Soldat. „Na schön... du und Ronald bleibt bei den Pferden. Am besten reitet ihr bis zum Fluss zurück. Ich denke mal ihr werdet es schon merken, wenn wir erfolgreich waren, ihr kommt uns dann mit den Tieren entgegen. Angus, wir folgen dem Zugang.“, entscheidet der Prinz das weitere Vorgehen. Während er spricht, steigt er vom Pferd und übergibt Georgius die Zügel, Angus macht es ihm nach. Geht dann die Pferde des Priesters und seines Hauptmannes holen, reicht deren Zügel Ronald. Die beiden Soldaten warten nicht lange, sie reiten sofort zurück. Auf der einen Seite bedauern sie es nicht mit in dieses Tal des Todes gehen zu können, auf der anderen Seite sind sie froh einige Meilen Abstand zwischen sich und diesen unseligen Ort zu bringen. Toran verschwendet keinen weiteren Blick an die davon Reitenden, sondern erklimmt, zusammen mit Angus, den Geröllhang. Oben angekommen verharren die Beiden, sie spüren die Kälte, die aus diesem schmalen Gang kommt. Angus betritt vor dem Prinzen diesen Weg, wenige Augenblicke später folgt ihm dieser. Ein leichtes Lächeln huscht über das Gesicht des Schwarzhaarigen, als er daran denkt, das Baltrok hier große Schwierigkeiten hätte durchzukommen.... so eng stehen die Felswände zusammen. Toran ist kleiner und schmäler als der Heerführer, er kann sich hier sogar einigermaßen gut bewegen. Der breitschultrigere Angus hat so seine Probleme, jener macht sich gerade Sorgen darum, das, wenn in dieser Enge Feinde auftauchen sollten, er kaum Bewegungsfreiheit hat. Sein Blick wandert an den dunklen Felsen entlang nach oben, nur ein ganz schmaler Streifen Himmel ist zu sehen, das verstärkt das beklemmende Gefühl, das von ihm Besitz ergriffen hat. Auch Toran beherrschen ähnliche Gefühle, zu dem macht ihm sein verborgener Dolch zu schaffen. Je tiefer er in diesen Spalt vordringt, desto wärmer wird dieser. Inzwischen ist er schon so heiß, das der Blauäugige befürchtet eine Brandverletzung davon zutragen. Der Prinz hält es nicht mehr länger aus, mit seiner freien Hand holt er die eingewickelte Waffe unter seiner Kleidung hervor. Von dem Tuch, welches um die Drachenträne geschlagen ist, steigen schon schwache Rauchfahnen auf, nicht mehr lange und es hätte Feuer gefangen. Wundersamer Weise ist der Griff des Dolches ganz kühl, pulsiert jedoch in einem schnellen Takt. Während sich Toran noch über diese Dinge wundert, erklingt ein kaum hörbares Knirschen, dem sich ein leichtes Zittern der Erde anschließt. Beides verstärkt sich zunehmend, hinter dem Prinzen stürzen Gesteinsbrocken herab. Alarmiert sieht sich der Schwarzhaarige um und glaubt seinen Augen nicht.... raus... sie müssen hier raus. „Lauf, Angus.... los lauf! Wir müssen hier weg.... Der Spalt schließt sich.“, treibt Toran den Soldaten zu höchster Eile an. Jener ist erst wie erstarrt, kann seinen Blick nicht von dem enger werdenden Weg abwenden. Der Thronfolger schubst den Mann vorwärts, das löst die Starre... so schnell es geht bewegt er sich vorwärts. Nur nicht straucheln.... nicht stürzen, keiner von ihnen will zwischen den Felsen zerquetscht werden. Justus springt auf, als er die Veränderung der Magie spürt. Mit wenigen Schritten ist er am Felsspalt, geht ein kleines Stück hinein. Sofort ist Kristanus hinter ihm. „Was habt ihr jetzt schon wieder vor? Schlimm genug das ihr allein hier durch seid.“, tadelt er den Priester. „Scht... leise. Könnt ihr was hören?“ unterbricht Justus den Krieger. Angespannt lauscht Kristanus in den Gang hinein... er kann beim besten Willen nichts hören. Der Boden unter seinen Füßen beginnt leicht zu beben, dann hört er es... ein leises Knirschen, fast so als würde man schwere Felsen verschieben... Entsetzt sieht er den Priester an. „Der Spalt schließt sich?!“ stellt er fest. „Was ist, wenn der Prinz sich mitten drin befindet?“ „Er ist dort drin. Vermutlich reagiert die dunkle Magie auf die Drachenträne... Wir können nur hoffen, das er schon ziemlich am Ende ist, denn sonst hat niemand eine Chance lebend da raus zu kommen.“, antwortet Justus nüchtern. Beide ziehen sich zurück, ihre Augen fixieren den Ausgang, hoffen den Prinzen gleich zu sehen. Geröll löst sich aus den Felswänden und prasselt herunter... nimmt dabei immer mehr loses Gestein mit. Eine dicke Staubwolke legt sich über den Ort des grausigen Geschehens... Wird der Prinz es schaffen aus dieser Todesfalle zu entkommen? Erschöpft fällt Serena auf die Knie, stützt sich mit ihren Händen auf den Boden ab. Schweiß tropft ihr von der Stirn, keuchend geht ihr Atem. „Sollen wir eine Pause machen Herrin?“ fragt ihr Ausbilder sie. „Nein... ich habe keine Zeit für eine Pause.“, lehnt sie schwer atmend ab. Mit eisernen Willen kämpft sie sich wieder auf die Beine. Ihre Arme fühlen sich an wie Blei und noch viel schwerer scheint ihr Katana zu sein. Mit einer Hand streicht sie sich ihr Haar aus dem Gesicht... schon wieder hat sich der Zopf gelöst. 'Lass mich dir helfen.', bietet Drakos wiederholt an. 'Nein... ich muss das allein schaffen.', lehnt sie vehement ab. Seit Stunden versucht sie schon, die Magie ihres Schwertes zu mobilisieren, aber es ist schwer alles in so kurzer Zeit zu lernen. Serena kann froh sein den Schwertkampf überhaupt zu beherrschen. Geduldig erklärt ihr Romanus, wieder und wieder, den Weg zur versteckten Kraft des Katanas. Schließlich unterbricht der Priester den Trainingskampf. „So geht es nicht, Herrin. Ich vermute Drakos hindert euch daran die Energie des Schwertes zu erschließen.“, analysiert er die Situation. Drakos ist empört über diese Aussage, auch Serena empfindet es als ungerecht. Ärger blitzt in ihren Augen auf. „Vorsicht mit dem was ihr sagt. Habt ihr mir nicht gestern erst gesagt, das durch ihn eine Verbindung zu den Drachen besteht? Das ich ihre Kraft und Energie mit Hilfe des Katanas nutzen kann? Wieso soll Drakos es auf einmal behindern?“ verteidigt Serena ihren kleinen Freund. „Weil er euch seine Stärke gibt. Obwohl ihr erst seit einigen Wochen wisst, das ihr seine Seele in euch tragt, ist Drakos sehr mächtig. Mit dieser Stärke haben wir nicht gerechnet.... nicht nach dieser kurzen Zeit.“, versucht Romanus zu erklären. „Zeigt doch mal welche Auswirkung seine Macht hat, wenn ihr es zulasst.“ „Seid ihr mein Gegner?“ will die Blauäugige von dem Drachenhüter wissen. „Wenn ihr es wünscht.“, stimmt Romanus zu. 'Ja... er soll unser Gegner sein.', knurrt Drakos ärgerlich. „Ihr habt Drakos verärgert, er wünscht euch als Gegner.“, erwidert Serena kühl. Der Priester verneigt sich, nimmt dem bisherigen Trainingspartner das Schwert ab. Als er sich wieder der jungen Frau zuwendet, blicken ihm eisblaue Augen entgegen. Eine Gänsehaut läuft ihm den Rücken herunter, bisher hat er nur von der Seelenvereinigung gehört. Das Resultat dieser Vereinigung überrascht ihn. Die Schwarzhaarige ist am Ende ihrer Kraft gewesen, doch jetzt wirkt sie frisch und ausgeruht. Er ist neugierig über wie viel Stärke sie verfügen wird. Auch Frederik, Serenas bisheriger Gegner, ist gespannt, was jetzt passieren wird. Er selbst ist ein ausgezeichneter Kämpfer, fast so gut wie Romanus, aber so eine starke Kriegerin hat er noch nie erlebt. Die letzten Stunden sind nicht nur für die Blauäugige strapaziös gewesen, Frederik ist froh, sich jetzt nicht mehr der Schwarzhaarigen stellen zu müssen. Romanus greift an... Serena pariert, dann wird sie offensiv und der Priester defensiv. Ein Wechselspiel in atemberaubenden Tempo. Blitzartig reagiert Serena auf die leiseste angedeutete Bewegung ihres Kontrahenten. Nach einer kurzen intensiven Auseinandersetzung entwaffnet sie den Priester. „Reicht euch das als Demonstration?“ fragt sie ironisch. „Ihr habt wahrlich alle Möglichkeiten, die eine Symbiose mit sich bringt, bis zur Perfektion trainiert.“, gibt Romanus etwas keuchend zu. „Nein... wir haben lediglich überlebt.“, macht sie ihm klar. „Ja... das habt ihr.“, nickt der Ältere, „Wir beenden das Training für heute. Morgen werdet ihr lernen getrennt voneinander zu handeln.“ Langsam senkt sich der Staub... der Fels und das Geröll kommen zur Ruhe. Die Stille nach diesem Beben macht sich jetzt über deutlich bemerkbar. Kristanus und Justus können ihren Blick nicht von dem, nun verschwunden, Weg lösen. Eine Bewegung zwischen den Steinen erregt ihre Aufmerksamkeit. Wieder kullern kleinere Steine herunter, ein leises Stöhnen wird hörbar. „Prinz Toran...“, flüstert Kristanus hoffnungsvoll und hastet zu dem Körper, der sich nun bedächtig aus dem Geröll erhebt. Der Priester folgt ihm auf dem Fuß, beide helfen der staubbedeckten Person auf. Es ist nicht der Thronfolger. „Angus... wo ist der Prinz?“ fragt Justus atemlos. Ohne Toran ist ihre Aufgabe nahezu unlösbar. „Er war direkt hinter mir als sich die Felsen schlossen.“, brachte der Soldat heiser zwischen den Hustenanfällen hervor. Justus reicht ihm die Wasserflasche, damit dieser den Staub aus seinem Mund spülen kann. Kristanus dreht sich um und wühlt zwischen dem Geröll nach seinem künftigen König. Eine staubige Hand kommt zum Vorschein, dem Hauptmann bleibt fast das Herz stehen... der Prinz durfte nicht tot sein... er durfte es einfach nicht. So schnell er kann räumt er die Steine von dem leblosen Körper, Justus und Angus helfen ihm. Der Priester dreht den Prinzen auf den Rücken, ein dünner Blutfaden läuft über das staubige Gesicht. Vorsichtig reinigt Justus das Gesicht des jungen Mannes, ein leises Stöhnen entweicht dessen Lippen. Langsam regt sich der Thronfolger. „Prinz Toran... welch ein Glück... ihr lebt.“, freut sich der Braunhaarige. Die blauen Augen öffnen sich zögernd, nach mehrmaligem Blinzeln schärft sich der Blick Torans. „Kristanus... Justus. Was ist mit Angus?“ krächzt der Schwarzhaarige. „Ich bin hier, Herr.“, meldet sich dieser erleichtert. „Was für ein Horror war das denn?“ stöhnt Toran, während er sich aufsetzte. „Das hat sicher mit dem Relikt zu tun.“, vermutet Justus. „Habt ihr es noch?“ „Das Relikt... ja, natürlich. Ich hatte es rausgenommen, da es mich fast verbrannt hätte, so heiß ist es geworden.“ Suchend tastet er sich ab, hoffentlich hat er es nicht in dem Spalt verloren... das wäre eine Tragödie. Unterdessen erreichen Ronald und Georgius den Fluss, finden bald eine Stelle, an der es sich gut lagern lässt. Doch die Pferde mögen diesen Ort nicht, nervös tänzeln sie umher, Schnauben und Wiehern angstvoll. Binnen Minuten sind sie schweißbedeckt, das zwingt die beiden Soldaten weiter zu reiten. Ein beklemmendes Gefühl beschleicht Beide, sind sie doch davon ausgegangen hier von dieser schwarzen Magie in Sicherheit zu sein, das ist offensichtlich nicht der Fall. Wie weit dieser unselige Zauber wohl noch reichen wird? Nach weiteren fünf Meilen stoßen sie auf einen Ort, der zum Lagern noch besser geeignet ist als der Letzte. In einem kleinen Talkessel wächst gutes Gras, ein Wasserfall speist ein natürliches Steinbecken. Der schmale Zugang kann mit wenigen Mitteln verschlossen werden. Hier fühlen sich die Pferde wohl, zufrieden widmen sie sich dem saftigen Grün. Für Georgius und Ronald bedeutet es wenig Arbeit, sie müssen sich lediglich die Wache teilen. Nicht weit von diesem natürlichen Corral gibt es einen wunderschönen Platz, an dem sie gut lagern können. Nach ihrer spärlichen Mahlzeit losen sie die erste Wache aus, Ronald verliert. „Ich wünsch dir eine gute Nacht. Ich seh nochmal nach den Pferden... ich weck dich in fünf Stunden.“, seufzt der Größere der Beiden. Er erhebt sich und geht Richtung Pferde davon, der blonde Georgius, macht es sich gemütlich, wickelt sich in seine Decke und schläft schnell ein. Der Klang einer wunderschönen Stimme weckt ihn wieder. Verblüfft setzt er sich auf, wieder hört Georgius diesen betörenden Klang. Wem gehört diese engelsgleiche Stimme? Der Soldat ist sich sicher, das niemand in diesem Landstrich lebt. Irgendwelche Spuren wären ihnen doch aufgefallen. „Ronald... hey... Ronald komm mal zurück.“, ruft er in die Richtung, in die dieser verschwunden ist. Aber der Blonde bekommt keine Antwort, stattdessen wird der Gesang lauter. Zwischen den Bäumen ist ein schwacher Lichtschein zu sehen, der Soldat zieht sein Schwert, macht einige Schritte auf dieses Licht zu. Das Licht wird stärker, schließlich ist eine Gestalt zu sehen. Eine Frau betritt die Lichtung, sie hält die Augen geschlossen, aus ihrem Mund kommen die wunderbaren gesungen Zeilen, die Georgius in ihren Bann ziehen. Sein Schwertarm sinkt herab, er kann den Blick nicht von diesem atemberaubenden Körper lassen. Der Blick grüner Augen trifft ihn, die Frau hört mit ihrem Gesang auf. Langsam schreitet sie auf den Soldaten zu, ihr langes blondes Haar weht leicht im Abendwind, umspielt ihren weiblichen Körper. Bekleidet ist diese Schönheit mit einem Kleid aus zartblauer Seide, das tiefe Dekolleté gibt den Blick auf üppige Brüste frei. Eine weiße Kordel bündelt das zarte Gewebe in der schmalen Taille und lenkt das Auge des Betrachters auf die fraulichen Hüften. Schlitze in dem unteren Teil des Kleidungsstückes, betonen die langen, schlanken Beine. Breite goldenen Armreifen schmücken die feingliedrigen Arme, direkt vor dem Soldaten bleibt sie stehen. „Wie heißt du?“ bei dem Klang dieser melodischen Stimme überzieht eine Gänsehaut den Blonden. „Georgius.“, ist das wirklich seine Stimme? Sie klingt so rau. „Ich bin Luna.“, haucht die Grünäugige. Sie hebt ihre Hand, die Armreifen an ihrem Handgelenk klingeln leise. Federleicht gleiten ihre Finger über das Gesicht des Soldaten, dieser erschauert unter dieser Berührung. „Gefalle ich dir?“, säuselt sie leise. Georgius kann nur nicken, sein Mund ist trocken, kein Ton würde jetzt über seine Lippen kommen. „Willst du diesen Körper besitzen?“ wie ein Versprechen klingt diese Frage. Ihr schmachtender Blick lässt sein Herz schneller schlagen. Wieder nickt er, diesmal heftiger. „Dann nimm ihn dir.... küss mich.“, fordert die Blonde mit vor Erregung zitternder Stimme. Ganz nah ist sie nun, öffnet ihre sinnlichen Lippen, schneeweiß blitzen ihre Zähne auf. Der Soldat ist ganz gefangen von ihrem Versprechen. Keinen Gedanken verschwendet er mehr daran, das er hier keine Ansiedlung gesehen hat. Er nimmt es einfach hin, das so eine Schönheit hier in der Wildnis auftaucht... in der Nähe der sehr aktiven schwarzen Magie. Seine Lippen legen sich auf die Roten Lunas, er versinkt in diesem Kuss, alles verliert an Bedeutung. Von Ferne hört er die Stimme seines Kameraden, dieser ruft ihm etwas zu, aber er kann es nicht verstehen. Als er den Kuss lösen will, legen sich die Arme Lunas um seinen Nacken und halten ihn fest. Ihre Arme rutschen ein Stück tiefer, pressen sich immer fester um ihn. Georgius bekommt keine Luft mehr, kommt aber nicht von der blonden Frau los. Ihr Kuss wird immer tiefer, fordernder, Panik kommt in dem Soldaten auf. Heftig beginnt er sich zu wehren... Das ist alles nur ein Albtraum, gleich wache ich auf... redet er sich ein. Ronalds Stimme dringt in sein Bewusstsein. „Georgius... um Himmels willen, wach auf. Das Ding verschlingt dich. Ich kann es nicht aufhalten.“, schreit sein Kamerad hysterisch. Das Ding... Luna ist kein Ding... streitet der blonde Soldat ab, obwohl er keinen Laut über die Lippen bringt. Inzwischen hat er das Gefühl in ihr zu versinken, krampfhaft versucht er Luft in seine brennenden Lungen zu bekommen... vergeblich. Luna lässt ihn nicht los, immer fester presst sie ihn an sich, umschließt ihn mit ihrer Weiblichkeit. Schließlich verliert Georgius die Besinnung, das erspart ihm die grausame Wirklichkeit zu erkennen. Ronald ist von seiner Runde zurück, er hat noch etwas Brennholz mitgebracht, als er etwas davon ins Feuer wirft, fällt sein Blick auf seinen Kameraden. Was ist das? Etwas dunkles liegt auf dem Blonden, beim näheren hinsehen erkennt er eine schwarze Masse, die sich langsam über den Körper des Schlafenden ausbreitet. Was auch immer der Blonde träumt, hält ihn so gefangen, das er die Gefahr nicht bemerkt. „Georgius... wach auf. Um Himmels willen wach auf. Das Ding will dich verschlingen. Ich kann es nicht aufhalten.“, schreit er lauthals um seinen Kameraden zu wecken. Ronald versucht diese schwarze Masse von Georgius zu ziehen, doch verhärtet die sich bei Berührung. Verzweifelt sucht der Soldat nach einem Ausweg, jetzt zieht er sein Schwert und schlägt auf das was-auch-immer ein. Das Gesicht seines Freundes ist nun bedeckt, seine Atmung geht stoßweise. Feuer... dunkle Geschöpfe können doch mit Feuer aufgehalten oder vertrieben werden. Blind greift der beherzte Mann nach einem brennenden Scheit und hält diesen an die schwarze Masse. Tatsächlich ertönt ein schmerzhafter schriller Ton, so durchdringend, das sich Ronald die Ohren zuhalten muss... so unerträglich ist dieser. Ungläubig verfolgt er die letzten Sekunden seines Kameraden. Das Ding umschlingt den Blonden ganz und gar, nichts ist mehr von ihm zu sehen. Ein zufriedenes Stöhnen erklingt, für einen kurzen Augenblick zeichnet sich der Körper des Soldaten ab, wie eine zweite Haut liegt diese Masse an ihm an, dann sickert sie langsam in den Boden ein. Als letztes verschwindet das von Entsetzen gezeichnete Gesicht Georgius. Ronald stürzt panisch davon... an diesem Ort bleibt er keine Sekunde länger. Bei den Pferden kauert er sich in eine kleine Nische. Gewaltsam hält er seine Augen auf, schlafen kommt für ihn im Augenblick nicht in Frage. Bei Sonnenaufgang bemerkt er erst, das er sich seine Hand verbrannt hat. Dicke Brandblasen überziehen nicht nur seine Handinnenfläche, an manchen Stellen ist die Haut der Hand leicht geschwärzt. Wankend erhebt sich Ronald, in ihrem Gepäck sucht er sich Verbandsmaterial. Damit bewaffnet geht er zu dem Wasser von dem die Tiere saufen. Dort spült er vorsichtig seine Hand sauber, trägt die bei Justus gefundene Paste auf und wickelt sich einen Stoffstreifen um seine Verletzung. Erschöpft sinkt er im Anschluss neben dem kleinen Wasserfall zu Boden... er kann nicht mehr. Sein letzter Gedanke bevor er einschläft gilt den vier Männern, die auf dem Weg zur schwarzen Quelle sind. Hoffentlich brauchen sie nicht zu lange, je eher sie zurückkommen desto besser, sonst wird er in diesem Albtraum noch verrückt. Cougar hat sein Training erfolgreich beendet und reitet jetzt zu seiner Arme. Die Quellwächter haben ihm noch eingeschärft, seine Rüstung nicht abzulegen, da es an seinem Körper noch einen verwundbaren Punkt gibt. Der Grauäugige reitet ein Pferd welches in der Hölle geboren ist, dadurch ist er sehr schnell an seinem Ziel. In Windeseile bringt Cougar seine Soldaten auf Trab... die schon darauf brennen, eine Spur der Verwüstung, des Terrors und des Leides zu hinterlassen. Außerdem hat der Braunhaarige noch einen Trumpf im Ärmel... nur für den Fall, das er unwahrscheinlicher Weise auf dem Schlachtfeld scheitern sollte. Diesem Trumpf gibt er letzte Anweisungen und platziert ihn an einem strategisch wichtigen Punkt. Nun sind alle seine Vorbereitungen abgeschlossen, zufrieden und sich auf den Kampf konzentrierend zieht er dem feindlichen Heer entgegen... eine Spur des Horrors hinterlassend. Auch Serenas Unterweisung in ihren Fähigkeiten sind abgeschlossen. Gemeinsam mit den Drachen hat sie eine Strategie entwickelt, die ihnen – vor allem ihr - hoffentlich den Sieg bringen wird. In der Nacht fliegen die ersten Drachen los um sich unbemerkt am Schlachtfeld positionieren zu können. Drakos befindet sich außerhalb von Serenas Geist... eine Fähigkeit, die der Drache im Kampf gegen die Seelenfresser eingesetzt hat. Dort ist er das erstemal körperlich Erschienen... eine Tat aus der Verzweiflung heraus. Dieses nun bewusst, zu jeder Zeit und bei Serenas vollem Bewusstsein zu tun, ist etwas ganz anderes. Bei ihrem ersten Versuch bricht die junge Frau Besinnungslos zusammen. Drakos bekommt es mit der Angst zu tun und weigert sich diese Teiltrennung noch ein mal zu vollziehen. Sheherazade gelingt es seine Zweifel zu zerstreuen, auch Serena besteht auf einen weiteren Versuch. Diesmal lassen sie sich mehr Zeit, ganz behutsam, Schritt für Schritt, vollziehen sie die zeitweise Trennung. Langsam steigern sie das Tempo, jetzt klappt es zu jeder Zeit und in jeder Situation. Ohne Drakos gelingt es der Schwarzhaarigen auch an die gebündelte Macht ihres Schwertes heran zu kommen... am Ende auch mit Drakos. Ihre Haare trägt sie inzwischen ganz kurz, in einer Kurzschlusshandlung hat sie sich ihren Zopf selbst abgeschnitten. Rückblick... Drakos befindet sich außerhalb von Serena, seine Mutter übt mit ihm, während sich die Schwarzhaarige mit Romanus abmüht. Ein sehr schweißtreibendes Training, ihre Haare kleben teilweisen in ihrem Gesicht. Der dicke Zopf ist zum wiederholten Male im Begriff sich zu lösen. Bis jetzt hat die Blauäugige noch keinen Weg gefunden, ihre eigenwilligen Haare endgültig zu bannen. Romanus greift an, sie wirbelt an seinem Schwertarm entlang, will ihn am Hals treffen. Doch verhindert der Priester dies, indem er ihren Zopf packt, daran heftig reißt und sie so in die Knie zwingt... und das nicht zum ersten Mal. Reflexartig zieht die Schwarzhaarige ihren Dolch, fährt damit an ihrem Hinterkopf entlang, durchtrennt den geflochtenen Zopf. Der Priester zieht immer noch an diesem, als die 'Verbindung' nun gekappt wird, verliert er, ob des plötzlich auftretenden Schwungs, das Gleichgewicht. Serena nutzt sofort ihre Chance... sie dreht sich in der Hocke, ihr ausgestreckter Arm trifft die Kniekehlen des Mannes und reißt ihn so von den Füßen. Sofort springt sie auf und drückt ihm ihre Schwertklinge an die Kehle. „Gewonnen.“, grinst sie atemlos. „Ihr habt einfach euer Haar abgeschnitten, damit habe ich nicht gerechnet.“, meint Romanus leicht vorwurfsvoll und gibt sich geschlagen. „Ach... die haben mich eh schon die ganze Zeit gestört.“, erwidert Serena schulterzuckend, nimmt ihr Schwert beiseite und reicht dem Priester die Hand um ihm aufzuhelfen. „Außerdem wachsen sie wieder.“ „Ihr seht jetzt so... anders... aus.“, bemerkt ihr Ausbilder und mustert sie skeptisch. „Wundert mich nicht... gebt mir einen Moment, damit ich den Rest angleichen kann.“, entgegnet Serena immer noch grinsend. „Lasst euch ruhig Zeit. Ich denke mehr Kniffe kann ich euch wahrlich nicht beibringen. Es waren sowieso nur die Zwei, die die Drachenverbindung betreffen.“, beendet er das gemeinsame Training. Bei Drakos Rückkehr ist Serena mit ihrer neuen Frisur fertig. Der Drache sieht sie verblüfft an. „Hast du etwa deine Haare abgeschnitten?“ fragt er verwundert. „Siehst du doch.... dadurch hab ich gewonnen.“, antwortet Serena lapidar. „Aber was wird dein Freund dazu sagen?“ wendet der Weiße ein. „Ich glaube er wird froh sein, wenn ich überlebe... so wie ich auch.“, gibt sie ernst zurück. Gegenwart... „Sheherazade... bis jetzt hast du nichts gesagt und ich hab auch nicht gefragt, aber diese Seelentrennung...“, beginnt Serena ihre Frage und sieht zu der Weißen hoch. „... es ist nicht sicher, das ich das überstehe, nicht wahr?“ Vor dieser Frage hat sich die Drachendame gefürchtet, das ist der Zeitpunkt an dem sie ehrlich sein muss. Sorgsam wählt sie ihre Worte aus. „Es wird nicht leicht werden, das stimmt. Niemand weiß was genau, was geschehen wird. Bisher wurde es nur ein Mal versucht.“ Die Schwarzhaarige ist nicht zufrieden mit dieser Antwort, unwillig schnauft sie. „Lass den Blödsinn... ich bin nicht dumm. Bei dieser Teiltrennung hat mich der Schmerz umgeworfen, ich fühlte mich – wie soll ich das erklären? Ich fühlte mich innerlich wund, so als hätte mir man die Haut abgezogen. Wenn wir nun gänzlich getrennt werden, wird es mich mit hoher Wahrscheinlichkeit umbringen... das ist es doch, was du die ganze Zeit immer verschwiegen hast, nicht wahr?“ Demütig senkt die Weiße ihren Kopf und gesteht. „Du hast vollkommen Recht. Bei dem einem Male, das ich erwähnt habe, sind alle Beteiligten gestorben. In unserem Fall wird Drakos überleben, doch du....“ „Und ich kann mich nicht einmal von meinem Freund verabschieden. Du und Deringar habt ein verdammt hartes Schicksal für mich ausgesucht.“, kommt es bitter von der jungen Frau. „Wenn du ausgeruht und bei guten Kräften bist sind deine Chancen gar nicht mal zu schlecht.“, versucht Sheherazade Serena zu trösten. „Ha... Ausgeruht und bei Kräften. Hast du vergessen wann ich mich Cougar stelle? An meinem Geburtstag. Das heißt, wenn ich gewinne, wird gleich im Anschluss das Ritual durchgeführt... da ist nicht viel Zeit zum erholen.“, die Schwarzhaarige holt tief Luft. „Wie dem auch sei... Drakos weiß es nicht, das ist auch besser so. Ich werde meine Aufgabe erfüllen... eine andere Wahl habe ich sowieso nicht mehr.“ Kapitel 40: Der Zweikampf ------------------------- Kapitel 40 Der Zweikampf Erleichtert spürt er das Relikt unter seiner Kleidung, wann er es da wieder hingesteckt hat kann er nicht sagen... er muss es instinktiv getan haben. „Hier ist der Dolch... ich hab ihn zum Glück noch.“, informiert Toran seine Begleiter. „Wo sind Georgius und Ronald? Sie sind doch nicht etwa...“, erkundigt sich Kristanus bei Angus, seinem Untergebenen. Ihm lief ein Schauer über den Rücken, als er sich vorstellt, das seine Männer zwischen den Felsen zerquetscht wurden. „Prinz Toran hat sie mit den Pferden zum Fluss geschickt, sie sollen dort warten bis wir hier fertig sind.“, teilt der Gefragte seinem Vorgesetzten mit. „Dann ist ja gut.“ seufzt der Braunhaarige auf. „Wieso habt ihr eigentlich nicht auf uns gewartet?“ fragt der Prinz nun. „Unser... ach so furchtsamer... Priester hatte plötzlich großen Mut und ist einfach losgelaufen. Mir blieb nichts anderes übrig als ihm zu folgen. Schließlich brauchen wir ihn ja noch.“, erklärt Kristanus ironisch. Überrascht sieht Toran Justus an, dessen Gesicht wird von einer dunklen Röte überzogen. „Ich konnte nicht anders, ich wollte wissen, was auf der anderen Seite ist. Ehe mir klar war, was ich tat, war ich schon durch den Gang.“, rechtfertigt sich der Ältere. „Ich hoffe nur du zügelst deine Neugier, wenn Gefahr droht.“, grinst der Thronfolger. „Das werde ich Herr, das werde ich.“, versichert Justus inbrünstig. „Hoheit, bevor wir hier womöglich Wurzeln schlagen, sollten wir uns auf den Weg machen. Ich kann mir gut Vorstellen, das der Feind weiß, das wir hier sind. Leider haben wir ja ziemlich deutlich auf uns aufmerksam gemacht.“, empfiehlt der braunhaarige Soldat. „Ja... je schneller wir jetzt sind, desto besser.“, stimmt der Schwarzhaarige zu. Die Gruppe bricht auf. Kristanus geht voran, es folgt Toran, Justus und die Nachhut bildet Angus. Je tiefer sie kommen desto feuchter wird die Luft, das Atmen fällt immer schwerer. Bald klebt der Stoff ihrer Kleidung unangenehm auf der Haut. Mit jedem Schritt sinken sie bis zum Knöchel in den Boden, der sie nur ungern wieder frei gibt. So bedrohlich wie der Wald von oben aussah, so albtraumhaft ist es hier unten. Immer wieder müssen sie durch dichte Nebelschwaden gehen. Dunkle Schatten huschen zwischen den bleichen Stämmen der toten Bäume umher. Die Bedrohung wird immer greifbarer, bis auf den Priester haben alle ihre Schwerter gezogen. Dieser hält sich ganz dicht bei dem Prinzen, von jedem kann er getrennt werden nur nicht von Toran. Sie haben alle jedes Zeitgefühl verloren, eine Sonne gibt es hier nicht und ihre körperliche Erschöpfung suggeriert ihnen unbedingt Pause machen zu müssen. Es kostet zusätzliche Kraft diesem Verlangen zu widerstehen. Nach wie vor haben sie ein Ziel... den schwarzen Turm in der Mitte des Tales. Doch scheinen sie diesem nicht näher zu kommen, obwohl sie immer auf ihn zugehen. Justus verkneift sich jede Bitte um Rast, er hat Angst mit seiner Stimme die bedrückende Stille zu durchbrechen. Für ihn ist es besonders hart, da er solche extremen körperlichen Anstrengungen gar nicht gewohnt ist. Erst der Gewaltritt hierher, dann dieser kräftezehrende Fußmarsch durch eine extrem feindliche Gegend. Alles in diesem Tal scheint sich gegen die Eindringliche zu wehren, erschwert ihnen ihr Vorhaben, den Turm zu erreichen, wo es nur geht. Doch die Beharrlichkeit der Männer trägt schließlich Früchte... fast am Ende ihrer Kräfte, stehen sie urplötzlich vor dem bizarrem schwarzen Turm. „Du weißt nicht zufällig wie wir da reinkommen, oder Justus?“ schnauft Toran und stützt sich mit einer Hand an dem schwarzen Gestein ab. „Ich weiß nur, das es einen Zugang geben muss, nur wo der ist wurde leider nicht niedergeschrieben.“, antwortet der Priester keuchend, erschöpft lehnt er sich an den schroffen Stein. „Ihr wartet hier. Angus und ich suchen einen Zugang.“, bestimmt Kristanus, ebenfalls mühsam nach Atem ringend. Die beiden Soldaten setzen sich sogleich in Bewegung. Sie haben den Turm fast zur Hälfte umrundet als Angus etwas auffällt. In etwa fünfzig Meter Höhe wirkt der Stein dunkler, er macht seinen Vorgesetzten darauf aufmerksam. Dieser kramt sein Fernglas hervor und sieht hindurch. Er kann den dunklen Flecken genau in Augenschein nehmen, tatsächlich scheint sich dort eine Höhle - vielleicht auch ein Eingang - zu befinden. Es lohnt sich auf jeden Fall das genauer zu Untersuchen... etwas anderes bleibt ihnen auch nicht übrig, da sie nicht wissen, wie sie in diesen Turm sonst eindringen können. „Wir holen den Prinzen und Justus. Es nützt nichts, wir werden da hoch klettern müssen.“, entscheidet Kristanus. Sie markieren sich diese Stelle, machen sich danach auf den Rückweg, sie erreichen die Wartenden unerwartet schnell. „Herr, eventuell haben wir einen Zugang gefunden, allerdings müssen wir etwa fünfzig Meter den Turm hinauf klettern. Dort befindet sich zumindest eine Höhle... mehr kann ich nicht dazu sagen.“, meldet der Braunhaarige Soldat. „Muss das sein?“, rutscht es dem Priester raus. „Ihr könnt auch hier warten, wenn ihr unbedingt wollt.“, kommt es prompt von Toran. „Allein?“ hakt er entsetzt nach. „Ja... allein. Wir gehen jetzt und klettern zu dieser Höhle hoch, es sei denn, euch fällt ein anderer Weg ein.“, bestätigt Toran und erhebt sich. „Gehen wir.“ Die drei Kämpfer setzen sich in Bewegung, Justus zögert erst, doch der Gedanke hier allein zu sein behagt ihm noch weniger, als die Möglichkeit den Fels empor zu klettern. Die vier Männer stehen am Fuß des schwarzen Felsturms und sehen hinauf. „Ich klettere zuerst, Prinz Toran folgt mir direkt nach. Dann kommt Justus, ihm folgt Angus und hilft dem Priester bei eventuellen Schwierigkeiten.“, bestimmt der Braunhaarige. Als Soldat verfügt er über die meiste Erfahrung. „Warum nicht ich zuerst?“ begehrt der Blauäugige auf, immerhin ist er der Thronfolger. „Ganz einfach... wir wissen nicht, was uns da oben erwartet. Ich kann euch keiner unkalkulierbaren Gefahr aussetzen.“, begründet Kristanus seine Entscheidung. Toran ist zwar nicht einverstanden, will aber jetzt auch keinen Streit provozieren... sie brauchen ihre Kräfte für wichtigeres. „Na gut... Dann lass uns das schnell hinter uns bringen.“, stimmt er daher zu. Zügig bereiten sie sich auf ihr Unternehmen vor, Kristanus beginnt den Turm zu besteigen. Als er etwa drei Meter geschafft hat, folgt ihm der Thronfolger, dann Justus... die Nachhut bildet Angus. Sein besonderes Augenmerk gilt dem Priester, dieser wirkt sehr unsicher. Kurz überlegt Justus, ob er nicht doch lieber allein vor dem Turm warten soll. Doch um sich umzuentscheiden ist es nun zu spät, ehe er sich versieht hat er schon gut zehn Meter hinter sich gebracht. Bis dahin ist es auch relativ einfach, doch jetzt scheint sich der Fels zu wehren. Sein sehr schroffer Stein wird immer scharfkantiger, passt man nicht auf, schneidet er tief in das Fleisch. Die Kletterer müssen ihre nächsten Schritte genau überlegen, jeder Ausrutscher kann ihnen den Tod bringen. Nur noch zwanzig Meter bis zu ihrem Ziel, Kristanus macht an einer guten Stelle kurz Pause um nach den Anderen Kletterern zu schauen. Der Prinz ist knapp zwei Meter unter ihm, der Abstand von diesem zu dem Priester beträgt gute vier Meter. Angus klebt förmlich an Justus, treibt ihn immer wieder an. Dem Ältesten aus ihrer Gruppe ist diese ungewohnte Tätigkeit anzusehen, der Schweiß perlt ihm unentwegt über das hochrote Gesicht. Zu gern würde er verschnaufen, doch Angus lässt es nicht zu. Der braunhaarige Soldat will seine Hand umsetzen, der Stein schneidet unangenehm in die Innenfläche, doch bekommt er seine Hand nicht frei. Inzwischen hat Toran ihn erreicht und verhält etwas unterhalb des Kriegers. Auch Justus und Angus schließen nun auf. Kristanus schaut seine Hand an und glaubt seinen Augen nicht... der schwarze Fels hat sie schon mit dünnen Schicht überzogen. Heftig zieht er seinen Arm zurück, nur widerwillig gibt der Stein sein Opfer frei, auch an den anderen Gliedmaßen versucht der dunkle Turm sein Opfer an sich zu binden. „Weiter... klettert weiter... nicht aufhören, dieser Elende Turm will uns verschlingen.“, schreit Kristanus hektisch und klettert sofort weiter. Er hat schon viel Erlebt in seinem Leben, aber so was nicht. Mit dieser verdammten Magie kann er nichts anfangen, fühlt sich ihr ausgeliefert. Der Blauäugige spürt auch schon, wie der Stein nach ihm greift, da er zwangsläufig pausieren muss. „Los Priester... Klettert!... Klettert um unser Leben.“, treibt Angus Justus an, es gelingt ihm nicht, seine Angst vollständig zu verbergen. Jetzt weiß der Drachenhüter woher die Bedrohung kommt, die er schon seit geraumer Zeit fühlt. Vergessen sind die Erschöpfung und der Hunger, mit neuer Energie kämpft er sich den rauen, todbringenden Felsen hinauf. Je näher sie der Höhle kommen, desto lebendiger wird das Gestein. Sie haben kaum Zeit ihre Griffe mit Bedacht zu setzen, sie müssen ihren Reflexen Vertrauen. Kristanus rollt sich über den Rand, sofort dreht er sich um und reicht Toran die Hand. Mit einem Ruck zieht er den Thronfolger zu sich hinauf. Auch er beugt sich sofort hinunter um dem Priester zu helfen. „Los kommt schon Justus. Ein kleines Stück noch.“, feuert der Schwarzhaarige den Älteren an. Dieser wird hektisch und unachtsam, dass hat zur Folge das er den Halt verliert und ins Rutschen kommt. „Hilfe... lasst mich nicht abstürzen. Halt mich fest...“, schreit der Priester panisch auf. Angus kann ihn im letzten Moment packen.Dafür muss er sich fest in den Fels stemmen, an die Gefahr, in die er sich dabei begibt, denkt er gar nicht. Der Soldat handelt instinktiv, als Justus sich wieder unter Kontrolle hat, ist der Fels schon sehr erfolgreich. Beide Beine und der linke Arm stecken schon tief in dem schwarzen Gestein. Unverdrossen stützt Angus den Drachenhüter, bis dieser endlich die ihm helfenden Hände erreicht. Mit einem Ruck ziehen sie den schweren Mann über die Kante, sofort richtet Kristanus seine Aufmerksamkeit auf seinen Kameraden. „Angus.... komm schon. Befrei dich... es ist nicht mehr weit.“, fordert er den Zurückgebliebenen auf. „Es geht nicht.... der Stein lässt mich nicht mehr los. Herr... helft mir... bitte... lasst mich nicht so sterben..“, kreischt Angus hysterisch, bis zur Taille steckt sein Unterleib in dem Turm, der sich beständig sein Opfer holt. Auch die Hälfte des Oberkörpers ist schon verschluckt, Kristanus will hinunter und ihm helfen, doch Toran hält ihn auf. „Du kannst ihm nicht mehr helfen... es ist zu spät. Wenn du jetzt gehst, bringst du dich nur in Gefahr.“, beschwört er den Braunhaarigen. „Helft mir doch... aaaahhhhhhhhhh.... helft... mir.“, röchelt Angus verzweifelt. „Du kannst ihm nicht mehr helfen.“, wiederholt Toran fest und lässt seinen Blick nicht von Kristanus. Diesem ist sein Zwiespalt deutlich anzusehen, im grundegenommen weiß er es auch, aber trotzdem widerstrebt es ihm, einen Kameraden einfach so im Stich zu lassen. Er fällt auf die Knie und sieht über den Rand, von Angus ist nur noch der Kopf und der rechte Arm zu sehen. Dessen Augen sind vor Entsetzen weit offen, der Mund zu einem stummen Schrei weit aufgerissen... ein Anblick der sich in das Gedächtnis der zwei Männer einbrennt. Sie starren solange hinunter bis der schwarze Turm alles verschluckt hat. Hinter ihnen hat sich Justus zusammengekauert und wimmert. „Das wollte ich nicht.... nein … glaubt mir... das wollte ich wirklich nicht.“ Toran lässt für einen Augenblick den Kopf hängen, er hat noch nie einem Menschen sterben sehen... nicht auf eine so grausame Art. Die Mutlosigkeit droht ihn zu übermannen, auch Kristanus ist in sich zusammengesunken, Verzweiflung will sich seiner bemächtigen. Ein höhnisches Lachen hallt durch den Turm... hinaus in das Tal. Da wird sich Toran des Gefühls bewusst, welches er kennt... die Seelenfresser haben ihn so im Handeln gelähmt. Ein Ruck geht durch seinen Körper, energisch erhebt er sich. „Hoch mit dir, Kristanus. Wir müssen weiter.“, fordert er den Krieger energisch auf. „Nein...“, flüstert dieser, „... es hat doch keinen Zweck.“ „Jetzt reiß dich zusammen! Das ist ihre Taktik!... hörst du? Steh auf! Verdammt... steh endlich auf!“, fordert der Schwarzhaarige hart und zerrt am Arm des Soldaten. „Wozu?... Unsere Chancen sind mehr als gering... geben wir auf... dann haben wir es hinter uns.“, kommt es mutlos von Justus, der mit leeren Blick vor sich hinstarrt. „Kristanus!“, bellt Toran wütend, „Ich habe immer gedacht du würdest dem Teufel gern in die Suppe spucken. Aber du kannst dich doch nur an den Schwachen vergreifen... du armseliges Abbild von einem Soldaten. Ich hätte doch Silas mitnehmen... oder besser allein reiten sollen. Bleib hier und versinke in Selbstmitleid... was anderes kann ich doch nicht von dir erwarten.“ Mit jedem Wort des Thronfolgers wurde der Braunhaarige immer zorniger, bei den letzten Worten sprang er auf. „Was erdreistet ihr euch über mich zu urteilen....ihr, der, ohne eingreifen einer Frau, nicht in der Lage gewesen wäre sich selbst zu retten... ihr macht mir Vorwürfe? Habt ihr schon Männer in den Tod geschickt?“, donnert Kristanus zurück, seine Hände ballen sich zu Fäusten, er macht den Eindruck als wolle er den Schwarzhaarigen gleich anspringen. „Nein... Ich habe auch noch keinem beim Sterben zugesehen. Aber ich weiß, das es manchmal sein muss. Wenn du jetzt aufgibst, ist Angus Tod völlig umsonst gewesen. Willst du das?“ entgegnet Toran relativ ruhig, er hat es geschafft den Soldaten aufzurütteln, mehr kann er nicht tun. Die braunen Augen Kristanus' bohren sich in die blauen des Prinzen, schließlich blitzt das Verstehen auf. Kristanus entspannt sich, verneigt sich vor dem Schwarzhaarigen, wirft einen letzten Blick hinunter und schreitet dann entschlossen an dem Thronfolger vorbei. „Lasst uns unsere Aufgabe erfüllen.“, meint er nur, hält bei dem Priester an, packt diesen am Arm und zerrt ihn auf die Beine. „Los, Drachenhüter... hört auf zu jammern. Ehrt Angus indem ihr eure Aufgabe erfüllt.“, fordert der Soldat unmissverständlich und schubst den Priester in dunklen Höhleneingang. Das von Baltrok angeführte Heer erreicht den Ort, an dem die Schlacht stattfinden soll. Sie beziehen ihr Lager, der Heerführer schickt Späher aus, um etwas über die Bewegungen in der feindlichen Armee zu erfahren. Zeitgleich stellt er einen dichten Ring von Wächtern auf, das Letzte was er will ist, von den Feinden überrascht zu werden. Im Morgengrauen des bewussten Tages beziehen beide Heere ihre Stellung. Von Serena oder den Drachen ist noch nichts zu sehen. Baltrok und Gunnar brüllen ihre Befehle, stellen ihre Männer auf. Seto wollen sie gar nicht auf dem Schlachtfeld sehen, doch der stellt sich taub, bleibt wo er ist... in vorderster Front. Das haben sie sich so gedacht, seine Freundin riskiert ihr Leben und er wartet im Lager auf das Ende. Nicht mit ihm, mit dem ihm eigenem Stolz macht er es ihnen klar. Baltrok lässt ihn schließlich gewähren, stellt dem Brünetten jedoch ein paar Soldaten zur Seite, die auf ihn achten sollen. Dem Heerführer, wie auch Gunnar, ist klar, das sie sich, wenn dem jungen Mann irgendetwas zustoßen sollte, eine Menge Ärger mit Serena einhandeln und das wollen Beide nicht riskieren. Nun stehen sich also beide Heere im Morgengrauen gegenüber, Nebelschwaden ziehen über das Land. Sie dämpfen die Geräusche der Armeen und behindern die Sicht auf den Gegner. Die Nebel heben sich schließlich wie ein Vorhang, der den Blick auf die Bühne freigibt. Das Klirren der gezogenen Schwerter, das vereinzelte Wiehern der Pferde und ihr Schnauben erfüllt die Luft. Von den Pferden steigen kleine Dampfwolken auf, auch sie fühlen die Anspannung die spürbar in der Luft liegt. Seto kommt das alles surreal vor, er spürt die Anspannung, die von den Männern ausgeht, fast körperlich. Sein Blick sucht den gegnerischen Heerführer, kann ihn aber nicht entdecken. Auf einen stummen Befehl hin ertönt das Kriegsgeschrei tausender Männerkehlen, das die Luft förmlich erzittern lässt.... Die Hufe der Pferde, der aufeinander zujagenden Heere bringen den Boden zum erbeben. Seto kann sich der ganzen Atmosphäre nicht entziehen, mit gezogenen Schwert, den Kampfschrei auf den Lippen, stürmt er mit auf das feindliche Heer zu. Im letzten Moment wird der Angriff durch eine, aus dem Nichts auftauchende, Feuerwand gestoppt, gleichzeitig ertönt rundherum ohrenbetäubendes Gebrüll. Chaos herrscht bei beiden Armeen, doch dauert es nicht lange und sie haben sich erneut formiert. Die Augen der einfachen Soldaten sind schon nach Osten gerichtet, die ihrer Vorgesetzten wandern jetzt erst in die gleiche Richtung. Die Einen sind voller Hoffnung, die Anderen voller Unbehagen. Auch Seto sieht in diese Richtung.... sie ist da, seine Serena ist mit der aufgehenden Sonne gekommen. Abwartend steht sie auf einer kleinen Anhöhe. Doch die Frau die dort steht, wirkt fremd, so sehr hat sie sich verändert. Das Haar trägt sie kurz, aber das ist gar nicht so wichtig. Ihr Gesicht, ihre ganze Haltung, ist die eines kompromisslosen Kämpfers. Ihre Kleidung verstärkt diesen Eindruck noch. Die schwarze, enge Hose, ihr knappes Top, dass einen freien Blick auf ihren Rücken erlaubt. Das Bild auf ihren Rücken zeigt einen sehr zornigen, feuerspeienden Drachen. Die Flammen laufen an ihrem rechten Arm entlang bis zum Handgelenk. Das Schwert trägt sie in einem Rückenholster. Rechts und links von ihr tauchen zwei Drachen auf, die neben ihr landen, deren in den Himmel gereckten Flügel lassen sie noch imposanter erscheinen als sie es ohnehin schon sind. Über ihr kreisen schwarze Drachen mit rotglühenden Augen. Ein Raunen geht durch die Reihen, keiner dieser Männer hat sie jemals gesehen... die legendären weißen Drachen. Der junge Firmenchef kann sich der Faszination dieser Tiere nicht entziehen, sie sind das Schönste, was er je gesehen hat. Seine Hologramme kommen da bei weitem nicht mit. Serena lässt ihren Hengst antraben, gleichzeitig fliegen die Drachen auf. In der Nacht haben sich, von allen unbemerkt, mehrere dieser Tiere um beide Heere verteilt und beobachten das Geschehen. Serena bezieht vor ihren Soldaten Position, sieht kurz auf ihre Männer dreht sich um, trabt ein paar Pferdelängen vor und wartet. Unbeweglich stehen Pferd und Reiterin da. Bei dem Gegner kommt Bewegung in die Reihen, die Männer beeilen sich ihrem Heerführer Platz zu machen. Seto starrt den Kerl an, der lässig in Richtung Serena reitet. Sein weiter Umhang verhüllt das meiste seiner Person, trotzdem ist die Rüstung die er trägt deutlich zu erkennen. Das ist also bei der Vereinigung der Brüder herausgekommen, ob Serena gewusst hat, auf was sie sich einließ? Der Blick des Brünetten wandert wieder zu seiner Freundin, die immer noch unbeeindruckt auf ihrem Pferd sitzt. Dann geht alles sehr schnell, ohne langes Wortgeplänkel, galoppieren Beide aufeinanderlos.... ziehen ihre Schwerter. Klirrend trifft Metall auf Metall. Nicht nur die Reiter kämpfen, auch ihre Pferde tun es. Die Tiere steigen sich an, versuchen sich gegenseitig durch Beißen zu Fall zu bringen. Keiner der beiden Reiter verliert deswegen auch nur einmal die Balance. Unvermittelt gehen die Pferde zu Boden. Während alle noch auf die Pferde starren, geht der Kampf ihrer Reiter längst am Boden weiter, niemand hat gesehen, wann sie von den Tieren gesprungen sind. Der deutliche Größenunterschied ist nun erkennbar. Wahrscheinlich ist der Gegner der Schwarzhaarigen sogar größer als Baltrok oder Gunnar. Der Blauäugige sieht sich nach den Beiden um. Der Ausdruck in ihren Gesichtern zeigt, das sie der Faszination dieses Zweikampfes erlegen sind. Kaiba richtet sein Augenmerk wieder zurück zu den Kämpfenden. Sein Herz schlägt ihm bis zum Hals... bildet er sich das ein oder erlahmen ihre Bewegungen? Bisher hat sie ihr Schwert mit einer Hand geführt, jetzt hält sie es mit beiden Händen. Ihre Schnelligkeit lässt auch nach... ihren Gegner spornt das zur Höchstleistung an. Immer wilder werden seine Angriffe, die junge Frau kann dem kaum noch etwas entgegensetzen. Da... bei seinem letzten Angriff zerbricht Serenas Schwert. Die Königin Gesyrias stürzt.... Jubel bricht bei den Gegnern aus, dieser wird von dem teuflischen, siegessicheren Lachen ihres Kontrahenten übertönt. Tiefste Dunkelheit umgibt die drei Männer, die vorletzte Fackel ist soeben verlöscht. Leise Fluchend zündet Toran die Letzte an. „Die letzte Fackel... den Rückweg müssen wir dann wohl in völliger Dunkelheit bewerkstelligen.“, stellt er nüchtern fest. „Wer weiß schon, ob es für uns einen geben wird.“, meint Kristanus düster. „Dem kann ich nur zustimmen, denn die Zerstörung der Quelle wird erhebliche Erschütterungen mit sich bringen. Da wäre es ohnehin Wahnsinn, den gleichen Weg zurück zu gehen.“, bestätigt der Drachenhüter. „Dann bleibt uns nur zu hoffen, das sich dieser Turm rechtzeitig für uns öffnet.“, brummt der Schwarzhaarige und setzt seinen Weg fort. Unentwegt rechnen sie mit feindlichen Attacken, doch seit dem Verlust Angus', verhält sich der Feind ruhig. Kristanus deutet das als schlechtes Zeichen, ihr Gegner muss sich seiner sehr sicher sein, wenn er sie so ungehindert eindringen lässt. „Ich möchte nur wissen, warum sich der Feind so ruhig verhält?“ sinniert der Braunhaarige laut. „Seid doch froh darüber.“, flüstert Justus, der ganz froh darüber ist, sich keinen weiteren grauenvollen Situationen stellen zu müssen. „Kristanus hat recht. Irgendetwas braut sich zusammen... seit wir in diesem Tal sind, hat man uns gehindert hierher zu kommen. Und jetzt? Wir sind in ihrem Herzen... es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis wir wieder angegriffen werden.“, vermutet der Thronfolger. Wie aufs Stichwort gibt der Boden unter ihnen nach und sie rutschen in die Tiefe. „Behaltet eure Vermutungen das nächste Mal für euch.“, giftet der Priester, seine Hände suchen nach einem festen Halt. „Ihr müsst das Positiv sehen... immerhin sind wir noch zusammen.“, kontert der Soldat grinsend, dem diese Schussfahrt doch auch einiges Vergnügen bereitet. Trotzdem achtet er darauf sein Schwert nicht zu verlieren. Toran enthält sich jeden Kommentars, sein Bestreben liegt darin sein Schwert und seinen Dolch zu retten. Schließlich endet die Rutschpartie auf dem harten Boden einer Höhle. Toran schlägt mit dem Kopf auf, benommen bliebt er liegen, wehrt sich gegen die aufkommende Übelkeit und Ohnmacht. Er will sich gerade aufrappeln, als Justus auf ihm landet und ihm die Luft aus den Lungen treibt. Kristanus macht das Chaos perfekt, indem er zwangsläufig auf den beiden Männern landet. „Das war ja gar nicht so schlimm.“, bemerkt er erleichtert. „Dann kannst du das nächste Mal zuunterst liegen.“, presst Toran zwischen den Zähnen hervor. „Ach... gefällt es euch nicht? Ich dachte ihr seid es gewohnt.“, stichelt der Braunhaarige. „Ich schneid dir gleich deine freche Zunge heraus.“, knirscht der Schwarzhaarige und stemmt sich vom Boden hoch. „Jetzt macht schon das ihr von mir runter kommt.“ Der Drachenhüter hält sich heraus, seine Augen versuchen die Höhle zu erkunden. Merkwürdigerweise gibt es hier ein indirektes Licht, wenn auch sehr dunkel und nicht zu orten. Justus kann nicht sagen ob es von den glitzernden Wänden kommt oder das Glitzern von einer verborgenen Lichtquelle ausgelöst wird. Mit Sicherheit weiß er aber, das sie sich in der Nähe ihres Zieles befinden. Dieser Ort ist genau Beschrieben worden, er braucht gar nicht nachzulesen. Alle Strapazen sind von ihm abgefallen. „Wir sind ganz nah am Ziel... wir haben es wirklich geschafft.“, freut sich der Priester und zupft Kristanus am Arm. Jener hilft dem Prinzen gerade auf die Beine. „Alles in Ordnung?“ erkundigt sich der Soldat bei seinem Herrscher. „Geht schon.“, stöhnt Toran und befühlt seinen Kopf. Warm läuft es ihm am Ohr entlang, vorsichtig tastet er sich an der feuchten Spur hinauf und zuckt schließlich zusammen. Bei dem harten Aufprall hat er sich eine Platzwunde zugezogen, aber darum kann er sich später kümmern... wenn alles vorbei ist. „Bist du sicher das wir in der Nähe der Quelle sind? Immerhin ist es hier stockfinster.“, erkundigt sich Toran bei dem Drachenhüter. Kristanus und Justus sehen sich verwundert an... es ist zwar nicht hell hier drin, doch auch nicht so dunkel, das man nichts erkennen kann. „Dann sind meine Augen besser als die euren. Das liegt sicher an der Drachenmagie, die bei allen Drachenhütern wirkt.“, erwidert Justus zögerlich, der Braunhaarige nickt ihm zustimmend zu. Der Prinz muss nicht wissen, das nur seine Augen nichts sehen. „Dann wirst du uns führen.“, bestimmt Toran, der immer noch von Kristanus gehalten wird. „Habt ihr euren Dolch noch?“ erkundigt sich der Krieger, sofort schüttelt der Priester warnend seinen Kopf. 'Wird hell' formt er lautlos diese Worte, aber Kristanus kann seine Frage nicht mehr zurücknehmen. Toran tastet schon nach dieser so wichtigen Waffe, sie befindet sich immer noch an der gleichen Stelle, deutlich kann er die Wärme fühlen... er muss sie nicht auswickeln. „Er ist hier. Wir können weiter.“, teilt er seinen Begleitern mit. „Gut... legt eure Hand auf meine Schulter, ich mache das Gleiche bei Justus.“, bestimmt der Soldat. Zwei Höhlen können sie unbehelligt durchqueren, dann schlägt der Feind zu. Aus dem Fels kommend stürzen sie sich auf die Eindringlinge. Sofort ziehen Toran und Kristanus ihre Schwerter. Das der Thronfolger nichts sieht fällt in diesem schummrigen Licht nicht auf. Geschickt wehrt er die Seelenfresser ab, die ihn bedrängen. Der Schwarzhaarige spürt seine Feinde, da er sich auf seine Augen nicht verlassen kann, konzentriert er sich auf das Böse das sie ausstrahlen. Offenbar hilft ihm auch die Drachenträne die er in seinem Gürtel trägt. Der Priester kauert sich an den Felsen, warum können sie nicht einfach diese dumme Magie zerstören? Zu seinem Glück kümmern sich die Wächter der Quelle nicht um ihn. Diese wollen erst die gefährlicheren Männer ausschalten, bevor sie sich um den Drachenhüter kümmern. Der Krieger fasst einen Entschluss. Kraftvoll kämpft er sich den Weg zu Justus frei. „Hoch mit euch. Ihr und Toran geht zur Quelle. Los, macht schon!“, befiehlt er dem Älteren, keinen Widerspruch duldend. Kristanus packt den Priester an der Schulter und zerrt ihn hart auf die Beine. „Macht schon... wir haben keine Zeit zu verlieren.“, kommandiert der Braunäugige. „Toran... geht mit Justus. Ich halte sie auf.“ „Das geht nicht.“, weigert sich der Prinz, er will nicht noch einen Mann verlieren. „Tut wozu ihr hier seid. Zur Rechenschaft ziehen könnt ihr mich hinterher.“, fordert der Soldat, verschafft den Beiden einen freien Weg. „Ich bring dich um, wenn du nicht überlebst.“, droht der Prinz. Nach kurzen Zögern verlässt er mit Justus diese Höhle. Hastig stolpern sie vorwärts, atemlos bleiben sie am Eingang zur Quellhöhle stehen. „Wie sieht es hier aus? Beschreibt mir alles ganz genau, dann sagt mir was ich zu tun habe.“, verlangt Toran von seinem Begleiter. „Ach... ich kann auch den Dolch herausholen, dann sehe ich genug.“ Schon hat er seine Hand am Griff der Waffe, da legt sich Justus Hand auf die seine. „Herr... ihr werdet nichts sehen. Ihr müsst bei dem Sturz euer Augenlicht verloren haben.“, gesteht ihm der Priester jetzt. „Ihr habt mich angelogen?“ fragt Toran ungläubig. „Nicht direkt... wir haben euch das nur verschwiegen.“, entgegnet der Ältere unbehaglich. „Das ist Haarspalterei.“, knurrt der Blauäugige ärgerlich. „Es ist jetzt nicht zu ändern. Du wirst meine Augen ersetzen... und wehe ich lauf wegen dir gegen den Fels oder stürze über diese.“ „Ich geb mir Mühe... Die Höhle ist rund, in ihrer Mitte befindet sich die magische Quelle. Auf dem Weg zu dieser gibt es keine Felsen die im Weg liegen, allerdings müsst ihr vier flache Stufen überwinden. Ich werde es euch sagen, wenn ihr eine erreicht, ihr dürft nicht straucheln oder stürzen. Seit ihr erst einmal auf dem Weg, dürft ihr nicht mehr abweichen... Habt ihr die schwarze Quelle erreicht, müsst ihr den Dolch in deren Mitte versenken. Ist das vollbracht zieht euch sofort zurück... ich hoffe, das bis dahin Kristanus wieder bei uns ist. Wenn wir nicht unter diesem Turm begraben werden wollen, müssen wir einen Ausgang finden.“, schließt der Drachenhüter seine Ausführungen. „Warum führt ihr mich nicht hin? Das wäre doch viel einfacher.“, hakt der Schwarzhaarige nach. „Das geht nicht... nur wer berechtigt ist, darf diese Höhle betreten und sich der Quelle nähern.“, erklärt Justus. „Hm... ich glaube nicht, das es der Quelle gefällt, das ich sie zerstören will.“, gibt der Prinz zu bedenken. „Sie wird sich auch mit allen Mitteln wehren... ihr dürft euch durch nichts beirren lassen. Nur an euer Ziel dürft ihr denken... an nichts anderes. Es kann durchaus sein, das euch eure innigsten Wünsche vorgegaukelt werden, aber nichts von alle dem wird real sein.“, warnt der Priester eindringlich. „Schon gut... dreh mich so, das mein Weg direkt zum Mittelpunkt dieser Höhle führt.“, wiegelt Toran ab. Der Drachenhüter packt den Thronfolger an den Schultern und dreht ihn, wie gefordert, zur Quelle. „Versucht möglichst gleichgroße Schritte zu machen, damit ihr nicht vom Weg abkommt. Nach etwa vier Schritten kommt die erste Stufe.“, beschreibt Justus den ersten Teil des Weges. Toran zögert noch einen Moment, nimmt sein Schwert ab und reicht es dem Priester. „Jetzt brauche ich es nicht. Passt gut darauf auf... ach, und benutzt es, wenn es nötig ist.“ Mit dem Dolch in der Hand schreitet der künftige König Gesyrias seiner Bestimmung entgegen. ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Die Geschichte neigt sich langsam dem Ende zu. *nick* Zeit, euch für euer Interesse zu danken. *knuddel* *Eisbecher spendier* Im nächsten Kapitel wird es sich zeigen, ob Toran und Serena, die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen können oder nicht. Bis zum nächsten Mal eure night-blue-dragon Kapitel 41: Das Ende des Albtraums ---------------------------------- Kapitel 41 Das Ende des Albtraums Unruhe macht sich auf Setos Seite breit, damit hat niemand gerechnet. Aber Serena gibt nicht auf... geschickt weicht sie dem Schwert ihres Gegners aus. Der Riese hält inne, das verschafft ihr eine Verschnaufpause. Serena bringt etwas Abstand zwischen sich und ihrem Kontrahenten. Die junge Frau scheint fertig zu sein, ihr Brustkorb hebt und senkt sich heftig. „Das wird dir nichts nützen.“, höhnt die Vereinigung der Zwillinge. Zum ersten mal hören sie seine Stimme, sie klingt als würde sie direkt aus der Hölle kommen. Doch die Blauäugige grinst nur, ein wütendes Schnaufen ist von ihrem Feind zu hören. Die Rüstung stört ihn gewaltig, sie behindert ihn in seinen Bewegungen. Obwohl die Wächter ihn untersagt haben diesen Schutz abzulegen, wirft er sie einfach ab. Er braucht er sie nicht mehr, er ist am Ziel. Ein Streich noch und es gibt niemandem mehr, der ihn aufhalten kann. Der große Mann versteht sowieso nicht dieses Getue um das Weib dort. Wenn sie fällt, ziehen sich die Drachen zurück... das Heer ist demoralisiert und damit kein ernstzunehmender Gegner mehr. Bevor er zum letzten Schlag ausholt lockert er noch mal seine Muskeln. Siegessicher setzt sich der Kämpfer in Bewegung um den entscheidenden Schlag auszuführen. Genüsslich leckt er sich über seine Lippen, in seinen Gedanken malt er sich schon aus, was er mit dieser kleinen Hexe alles anstellen wird. Ein niederträchtiges Grinsen ziert sein Gesicht, das augenblicklich verschwindet als eine Flammenwand vor ihm hochschießt. Unwillkürlich macht er einen Satz zurück. „Was soll denn das? Es hilft dir nichts.“, grollt der Grauäugige finster. Unterdessen bemerkt Seto wie sich alle etwas zurück ziehen. Wütend wirft er einen Blick um sich, hat den keiner den Mumm hier zu bleiben? Für diese Leute setzt Serena ihr Leben aufs Spiel? Unbewusst zieht der Brünette sein Schwert und reitet ein paar Längen voran. Die emporschießende Feuerwand zwingt ihn zum stoppen. Aus den Augenwinkel sieht er, wie Gunnar und Baltrok neben ihm Position beziehen. Kurze Zeit später hat sich das Heer hinter ihren Führern neu formiert... schweigend und fest entschlossen. Das macht bei dem feindlichen Heer Eindruck, die Soldaten dort werden unruhig... trotz des scheinbar sicheren Sieges ihres Heerführers. Serena ist inzwischen von den Flammen eingekreist, der jüngere der Weißen landet bei ihr, Beide werden von dem Flammen vollständig eingeschlossen. So plötzlich wie die Flammen aufgetaucht sind, so plötzlich fallen sie in sich zusammen. Zum Vorschein kommt eine siegessichere Kämpferin, mit einem Schwert in der Hand, das ihrem Gegner den Angstschweiß auf die Stirn treibt. Doch dieser hat sich schnell wieder im Griff. „Was sollte der Blödsinn jetzt? Die Feuershow hat deine Niederlage nur ein bisschen hinausgezögert...“, auf das Schwert deutend fügt er hinzu „...Das nutzt dir auch nichts mehr. Du hast keine Chance auf den Sieg.“ „Ich habe erreicht was ich wollte. Können wir jetzt ernst machen? Oder willst du weiterspielen, Cougar?“ provoziert die Blauäugige ihr Gegenüber. „Du kennst meinen Namen?“ fragt der Riese verdutzt. „Aber sicher... ich weiß immer gern mit wem ich es zu tun habe.“, erklärt sie ihm ironisch. Mit diesen Worten erreicht die Schwarzhaarige ihr Ziel... mit zornigen Gebrüll stürmt Cougar auf sie ein. Grinsend erwartet sie ihn... im letzten Augenblick springt sie mit einer Vorwärtsrolle über ihn hinweg, landet federnd, hinter seinem Rücken, auf ihren Füßen. Mit einer kleinen Drehung in seine Richtung meint sie höhnisch. „Wo willst du hin? Ich bin hier.“ Zornig brüllt der Ausgetrickste auf, so hat er sich das nicht vorgestellt. Diese Zicke macht sich über ihn lustig, das geht eindeutig zu weit, wieder stürmt er kopflos auf sie ein. „Hey, so macht das keinen Spaß, krieg dich mal wieder ein.“, fordert die Königin Gesyrias von ihren Gegner. Recht hat sie auch noch. Immer noch brodelt es gefährlich in ihm, dennoch beruhigt er sich wieder. Gleich wird er ihr den Mund stopfen, wird sie für alles bezahlen lassen. Niemand verspottet ihn ungestraft. In seiner Überheblichkeit glaubt er seine Gegnerin schnell wieder an den Rand ihrer Kräfte zu bringen. Nach mehreren heftigen Attacken, die mühelos von der Blauäugigen abgewehrt werden, muss er verschnaufen. Deutlich spürt er die zahlreichen Verletzungen, die sie ihm beigebracht hat. Verdammt, warum hat er auch nur die Rüstung abgelegt. Blind ist er in ihre Falle getappt. „Was ist jetzt anders als vorhin, he? Du scheinst kein bisschen Müde zu sein.“, verschafft er sich durch diese Frage eine Pause. Serena lacht amüsiert, verschränkt ihre Arme vor der Brust, ihre blauen Augen mustern ihn geringschätzig. „Dir ist es wirklich nicht aufgefallen? Dabei hast du doch immer danach gesucht, du und dein Zwillingsbruder. Jetzt ist es direkt vor deinen Augen und du siehst es immer noch nicht, dann muss ich dir dabei wohl helfen.“, antwortet sie ihm. Die Trägerin der Drachenseele nimmt den Schwertgriff in beide Hände, hebt ihn auf Brusthöhe, die Klinge zeigt in den Himmel, dann schließt sie kurz die Augen. Das ist nicht nötig was sie hier gerade macht, aber es hat einen demoralisierenden Effekt auf die feindlichen Soldaten... nur deswegen inszeniert sie dieses Schauspiel. Als sie ihre Augen wieder öffnet, sieht er in ein hellblaues Augenpaar. ‚Drachenaugen’ schießt es ihm durch den Kopf. Langsam senkt sie die Klinge in seine Richtung. „Jetzt sieh her!“, fordert die junge Frau. Sie bläst leicht über ihr Schwert, zuerst ist nichts zu sehen. Nur wenige Sekunden später züngeln kleine blaue Flammen von ihrem rechten Arm... über die Hand... das Schwert und entladen sich schließlich als Blitze in den Boden. Einer rast auf ihren Gegner zu, der sich geistesgegenwärtig zur Seite wirft. Von überall her brüllen Drachen... kurzzeitig ist die Luft ringsherum mit diesen Energieentladungen erfüllt und wer genau hinsieht, kann die feinen Verbindungen zwischen dem Schwert, Serena und den Drachen erkennen. Ungläubig starrt Cougar die junge Frau an. Das ist unmöglich... wie ist ihr das, in so kurzer Zeit, nur gelungen? Um diese Stärke und diese intensive Verbindung zu den Drachen aufzubauen, hätte sie von klein auf trainiert werden müssen. Niemand weiß besser als er, dass das nicht der Fall ist. Auch bei ihrem ersten Aufenthalt hier in Gesyria, hatte sie keine Ahnung, zu was sie fähig sein konnte. Warum jetzt? Ausgerechnet jetzt ist sie im Vollbesitz ihrer Fähigkeiten. Sie zu töten wird weitaus schwieriger, als gedacht. Das Spektakel ist von einer Sekunde zur Anderen vorbei. „Ich hab dir gezeigt, zu was ich fähig bin, jetzt bist du dran. Zeig mir, was in dir steckt.“, fordert die Kriegerin. „Gut, dann kämpfen wir richtig.“, stimmt Cougar ihr zu, erhebt sich und macht sich zum Angriff bereit. Seto krampft sich der Magen zusammen, wenn das bisher nur spielerisch ist, wie wird es dann weitergehen? Seine stumme Frage wird sogleich beantwortet. Beide Kontrahenten dringen auf einander ein... mit einer Schnelligkeit, die ein Beobachten kaum möglich macht. Keiner scheint zu ermüden, jeder sucht nach einer Schwäche des anderen. „Wie töte man den Kerl eigentlich? Muss sie ihm den Kopf abschlagen oder so was in der Art?“ fragt der Brünette, vergebens wartet er auf eine Antwort. Daher sieht er Baltrok direkt an und wiederholt seine Frage. „Keine Ahnung... ich weiß es wirklich nicht.“, gibt der Rotblonde unwirsch zu. Seine Sorgen um die junge Frau dort im Kampf auf Leben und Tod‚ hat er in seinem Herzen eingesperrt. Baltrok hat Serena sehr gern, außerdem ist sie die Cousine seines Geliebten... sie muss einfach gewinnen... sie muss. 'Hoffentlich weiß Serena wie’, denkt der junge Mann in seiner schwarzen Rüstung gequält. Die Kämpfenden halten kurz inne, Serena stützt sich lässig auf ihr Schwert. „Bevor ich es vergesse...“, teilt sie ihm im Plauderton mit, betrachtet dabei gelangweilt ihre Finger. „ ..ich kenne deinen wunden Punkt... die Stelle, die mir erlaubt dich endgültig zu vernichten.“ Reflexartig greift sich der Riese auf dem Kopf, gleichzeitig hebt sie ihren Blick. Cougar ärgert sich wieder Helm und Rüstung abgelegt zu haben. Sein Ärger verstärkt sich noch, als er ihr höhnisches Grinsen sieht. „Du scheinst mir nicht mit viel Verstand gesegnet zu sein oder du hast deinen Körper nicht unter Kontrolle. Ein Glück für mich... denn jetzt kenne ich die genaue Stelle.“, verspottet die Blauäugige den Hünen. Schon wieder hat sie ihn ausgetrickst, das darf ihm nicht noch mal passieren, das könnte sonst sein Ende sein. Der Grauäugige führt sein Schwert jetzt mit beiden Händen, ist um einiges vorsichtiger. Ein paar Mal kommt er Serena sehr nahe, doch sie kann im letzten Moment unter der Klinge wegtauchen. Die Zeit scheint für alle stillzustehen, niemand rührt sich... nicht einmal die Pferde. Hart pulsiert die Waffe in Torans Hand, sie spürt die dunkle Magie... deren unmittelbare Nähe. Schritt für Schritt nähert sich der Thronfolger der ersten Stufe, er muss Justus – wortwörtlich – blind vertrauen. Atemlos beobachtet der Drachenhüter den jungen Mann, wie er beständig einen Fuß vor den anderen setzt. Jetzt erreicht der Prinz die erste Stufe. „Ihr habt die erste Stufe erreicht... gebt acht, ich weiß nicht wie tief sie ist.“, informiert Justus den Thronfolger. Dieser konzentriert sich... es ist ein merkwürdiges Gefühl ins Leere zu treten... nicht zu wissen, wie tief dieser Schritt sein wird. Die Stufe ist flacher als vermutet, entsprechend hart berührt sein Fuß den Boden. Toran zählt die Schritte mit und prägt sich die Stufenhöhe ein... für den Rückweg. Die schwarze Magie beginnt sich zu schützen. Leises Wispern erfüllt die natürliche Höhle, je näher der Blauäugige der Mitte kommt, desto lauter wird das Raunen. Schrill tönt der panische Schrei einer Frau durch die Finsternis, lässt den Thronfolger zögern. „Hört nicht hin... das Böse will euch verwirren.“, dringt wie aus weiter Ferne die Stimme seines Begleiters zu ihm durch. Entschlossen setzt Toran seinen Weg fort. Er fokussiert seine Gedanken auf seine Bewegungen, schafft es die, um Hilfe flehenden, Schreie auszublenden. Plötzlich verstummen die Stimmen der Sterbenden. Eine andere flüstert ihm zu, eine die er gut kennt. „Toran... es ist gut. Komm zu mir, es ist alles vorbei.“, lockt Serenas Stimme. „Serena?“ wundert sich der Prinz, wendet seinen Kopf in die Richtung aus der er angesprochen wird. „Sie ist nicht hier... Toran, sie ist nicht hier. Schaut nach vorne, ihr erreicht gleich die nächste Stufe.“, beschwört der Priester seinen Schützling. „Aber ich kann sie sehen... dort steht sie doch.“, widerspricht der Blauäugige und deutet in die entsprechende Richtung. „Herr... ihr könnt im Augenblick nichts sehen.“, Justus Stimme wird eindringlicher. „Hör nicht auf ihn, er lügt. Komm zu mir und ich zeige dir das Paradies.“, säuselt Serenas Abbild. Toran stutzt, was verspricht sie ihm? Nein... das ist nicht richtig... Serena ist nicht richtig. „Du bist Falsch! Du bist nur eine Lüge.“, stellt er nüchtern fest. Setzt seinen Weg unbeirrt fort. Doch das Böse gibt nicht auf. Toran hat die zweite Stufe überwunden, als er erneut angesprochen wird. „Gut das du nicht auf ihre Lüge hereingefallen bist, Liebster.“, der Klang dieser Stimme lässt den Prinzen heftig zusammenzucken. 'Er ist nicht hier', redet er sich ein, 'Er kann nicht hier sein'. „Willst du mich nicht begrüßen? Nach der langen Zeit habe ich doch sicher einen Kuss verdient.“, fragt die Stimme Baltroks. „Du bist nicht real.“, lehnt Toran mit zitternder Stimme ab. „Küss mich und ich beweise dir wie real ich bin. Du musst nur zu mir kommen.“, erwidert der Hüne. Der Prinz kann nicht anders, er wendet den Kopf in die Richtung aus der die Stimme kommt. Tatsächlich... Baltrok steht dort, lächelt ihn liebevoll an und hält ihm seine Hand einladend entgegen. Ein gequältes Stöhnen kommt über die Lippen des Blauäugigen. Seine Sehnsucht nach seinem Liebsten wird übermächtig. Wie gern würde er jetzt in den starken Armen seines Geliebten liegen, dessen Nähe spüren und von ihm geliebt werden. „Ja... komm zu mir. Ich lasse dich den Horror der letzten Stunden vergessen.“, verspricht der Rotblonde. „Vorsicht Prinz! Die dritte Stufe... etwa fünf Schritte, dann kommt schon die die Letzte. Nach weiteren fünf Schritten steht ihr direkt vor der Quelle.“, ruft Justus, erkennt das Zögern des jungen Herrschers. „Hört nicht auf das, was euch zugeflüstert wird. Es ist nicht real.“, schreit er nun warnend. „Der Priester lügt, sowie auch Serena gelogen hat... wie sie dich alle belogen haben. Ich habe dir immer die Wahrheit gesagt... mir kannst du blind Vertrauen.“, wiegelt Baltrok die Worte Justus ab. Toran steht nun direkt vor der schwarzen Quelle, diese beginnt langsam zu rotieren. Es stimmt, Baltrok kann er vertrauen... seinem Baltrok. „Wieso kann ich dich sehen, wenn ich doch mein Augenlicht verloren habe?“ fragt der Prinz leise. „Du bist nicht blind... sieh mich an. Ich bin real... komm endlich her zu mir.“, streitet der Rotblonde die Blindheit des Thronfolgers ab. In diesem toben die Gefühle, alles in ihm sehnt sich nach seinem Liebsten. Doch dieser ist bei seinen Soldaten und unterstützt Serena. Niemals würde Baltrok seine Pflichten vernachlässigen... niemals. Toran hebt seine rechte Hand, mit festem Griff hält sie die Waffe, wenn er nicht blind ist, müsste er sie jetzt sehen. Beide Kämpfer haben ihr Zeitgefühl verloren, unverdrossen schwingen sie ihre Schwerter. Serena lauert auf eine Gelegenheit ihr Vorhaben auszuführen, ebenso lässt Cougar sie nicht aus den Augen, auch er wartet auf den richtigen Moment. Nach einem heftigen Schlagabtausch ist sie da, Cougar macht einen Ausfallschritt auf die Schwarzhaarige zu um die verhasste Frau mit der Klinge zu durchbohren. Auf diesen Augenblick hat die junge Frau gewartet. Mit einer denkbar knappen Seitwärtsbewegung weicht sie der Klinge aus... macht zwei Sätze nach vorne... stößt sich vom Boden ab... landet mit einem Fuß kurz auf seinem vorgestrecktem Bein. stößt sich wieder ab... nutzt seinen Schwertarm ebenfalls, um Schwung zu bekommen. Landet mit einer Drehung auf seinen Schultern, dort treibt sie ihm ihr Schwert bis zum Heft in den hinteren Teil des Schädels... mit einem Rückwärtssalto bringt sie sich in Sicherheit. All das dauert nicht länger als ein Wimpernschlag. Totenstille. Nicht ein einziger Laut ist zu hören. Cougar steht immer noch. Erstaunen macht sich in seinem Gesicht breit... er kann nicht begreifen, was eben geschehen ist. Der Braunhaarige will etwas sagen, bringt aber nur ein Röcheln zu stande. Wie in Zeitlupe sinkt der Besiegte auf die Knie, fällt nach vorne - mit dem Gesicht in den Staub. Doch das merkt er schon nicht mehr... der Feind ist besiegt. Aber ist es auch wirklich vorbei? Cougar ist durch schwarze Magie entstanden, lässt sich diese tatsächlich so leicht vernichten? Wie aufs Stichwort zucken kleine schwarze Blitze um den Körper herum, sie scheinen aus dem Boden zu kommen. Zur gleichen Zeit flammen um den Schwertgriff blaue Blitze auf, liefern sich einen Kampf mit der dunklen Energie. Der große Körper Cougars beginnt zu zucken, seine Finger krallen sich in den Boden. Seine rechte packt das Schwert... ungläubig sieht Serena zu. Keiner hat mit dieser Entwicklung gerechnet... auch Sheherazade nicht. Die blauen Flammen werden von den Schwarzen fast erstickt... Das einzige was er jetzt sieht ist Dunkelheit... diese Dunkelheit setzt sich bedächtig in Bewegung. Toran hat den Eindruck, das die Finsternis beginnt Wellen zu schlagen – im Rhythmus des Pulsierens, das er deutlicher als je zuvor wahrnimmt. Einen knappen Meter vor ihm entstehen ebensolche Wellen, mit einem beständigen Mittelpunkt – das muss die schwarze Quelle sein. Der Schwarzhaarige weiß, was er zu tun hat. „Wenn du wirklich real bist, wirst du verstehen, was ich jetzt tue.“, erwidert Toran ruhig. „Tu es nicht... lass mich dich küssen.“, klingt es schon verzweifelt. „Nein... ich küsse keine billige Kopie.“, kommt es kalt von den Lippen des Blauäugigen, gleichzeitig macht er einen Satz nach vorn in die rotierenden Kristalle. Sofort wird er von den dort herrschenden Kräften erfasst. Beide Hände am Griff des Dolches kostet es ihn übermenschliche Kräfte diesen in dem Mittelpunkt des Bösen zu versenken. Kaum hat er die geschliffene Drachenträne in dieser zähen, sich wehrenden Masse versenkt... verstummt jeder Laut... Die dunkle Energie bläht sich auf, Serena bringt mehr Abstand zwischen sich und Cougar. Plötzlich platzt die Energieblase mit einem ohrenbetäubenden Knall, die Wucht der Explosion fegt die junge Frau von den Beinen. Die Soldatenpferde in den ersten Reihen werden nervös, tänzeln und steigen. Es dauert einige Augenblicke bis sie wieder beruhigt werden können, zu diesem Zeitpunkt hat sich das Geschehen vor ihnen geändert. Blaue Flammen und Blitze breiten sich nun von ihrem Schwert her aus, hüllen den Leichnam ein und verzehren ihn. Die letzte Flamme erlischt, es liegt nur noch das Schwert dort, von dem Toten ist nichts mehr übrig. Serena hebt es auf, sie weiß nicht, was sich hier abgespielt hat, es interessiert sie auch nicht. Ihr Gegner ist vernichtet... das ist das einzige was zählt. Ihre Waffe ist wie Blei, ebenso ihre Arme. Die Drachen ziehen langsam ihre Energien von ihr ab, sie können und dürfen sie ihr nicht länger zur Verfügung stellen. Lediglich Drakos gibt ihr noch Kraft, doch auch der Jungdrache ist ziemlich am Ende. Eine Bewegung bei dem gegnerischen Heer lässt sie aufsehen, einer der Männer glaubt eine Chance zu haben. Betont lässig stützt sie sich wieder auf ihr Schwert, sieht demjenigen furchtlos entgegen. Ihr Blick scheint zu sagen; 'Komm nur, du bist der Nächste.' Das genügt, der Mann hält inne... wirft die Waffen zu Boden. Auch seine Kameraden legen ihre Waffen nieder...sie geben auf... kapitulieren. Die Feinde sind nur noch froh mit dem Leben davon gekommen zu sein. Sheherazade landet bei Serena, verneigt sich leicht vor ihr. Mühsam zieht sich die junge Frau auf ihr Pferd, reitet auf Baltrock zu, hält vor ihm an. „Meine Aufgabe ist erfüllt, den Rest könnt ihr ja wohl alleine.“, Bitterkeit und Ironie schwingen in ihrer Stimme mit. Seto sieht sie an. „Können wir jetzt zurück?“ erkundigt er sich hoffnungsvoll. Traurig richtet sie ihren Blick auf ihn, dieser Abschied ist das Schwerste was sie tun muss. „Du musst alleine gehen, ich bin hier noch nicht fertig.“, sagt sie leise, reitet an seine Seite, beugt sich zu ihm herüber und küsst ihn ein letztes Mal. „Ich danke dir für die schöne Zeit und deine Hartnäckigkeit mir gegenüber... Mein Weg wird hier enden.“ Bevor er etwas sagen oder tun kann, reißt sie ihren Hengst herum und galoppiert davon. Mit ihr verschwindet ein Teil der Drachen... Sekunden später heulen die Seelenfresser schrill auf... sie haben verloren. Wollen noch retten was zu retten ist. Alle noch lebenden Kreaturen stürzen in die Quellhöhle... sie wollen den vernichten, der die Quelle zerstört hat. Die Macht der magischen Kristalle bricht zusammen, schleudert Toran aus ihrer Mitte. Keuchend und am Ende seiner Kräfte bleibt der junge Mann liegen. Justus ist schon auf dem Weg zu ihm, vertreibt mit Torans Schwert die Geschöpfe, die sich an ihm vergreifen wollen. Außer sich vor Zorn attackieren sie den Priester, der sich so gut es geht verteidigt. „Prinz Toran... steht auf. Wir müssen hier weg... bitte... ich kann sie nicht lange aufhalten.“, fleht Justus, schafft es tatsächlich zweien dieser finsteren Gestalten das Haupt abzuschlagen. „Steht endlich auf... ihr wisst doch, das ich nicht kämpfen kann... Ihr habt es mir versprochen, das ich es nicht muss.“, wird der Drachenhüter leicht panisch. „Nicht der Prinz hat es versprochen... sondern ich.“, erklingt die Stimme Kristanus, der sich nun zu den Beiden Männern durchkämpft. Der Boden beginnt zu zittern, dumpfes Grollen kündigt das Ende des Turms und damit auch der schwarzen Quelle an. Aus der Höhlendecke lösen sich vereinzelte Gesteinsbrocken, die jeden erschlagen, den sie treffen. „Helft dem Prinzen auf die Beine. Ich halte diese Höllenkreaturen auf.“, befiehlt der Soldat, nimmt Justus das Schwert ab und wendet sich seinen Gegnern zu. Der Priester zieht Toran auf die Beine. „Kommt, Herr... wir müssen hier raus. Haltet euch an mir fest.“, fordert er den Schwarzhaarigen auf. Taumelnd setzt sich Toran in Bewegung, immer wieder versagen ihm die Beine. „Kristanus... welchen Weg?“ ruft Justus zurück. „Weiß ich nicht... wählt einfach einen, jeder ist so gut wie der Andere.“, schnauft der Krieger zurück. „Halte dich links.“, stöhnt Toran leise, er hat keine Ahnung woher er es weiß, aber der Schwarzhaarige ist sich sicher das die Richtung stimmt. Mehr und mehr Felsbrocken lösen sich aus den Höhlendecken, auch das Beben verstärkt sich... bald schon schüttelt sich der Turm. Außen brechen kleinere Steinbrocken ab, reißen Größere mit sich... das gesamte Tal erbebt unter dem Todeskampf der Magie. Am Ende bildet sich eine riesige Staubwolke über dem unglückseligen Gebiet. Erschöpft erreicht Serena das Tal tief in den Bergen, sie hat den kurzen Weg gewählt. Die junge Frau hat nicht mehr die Kraft auf einem Drachen zu fliegen. Romanus erwartet sie schon, er hat alles für eine Erfrischung vorbereitet... für mehr reicht die Zeit nicht. In vier Stunden geht der Mond auf, dann muss die Trennung vollzogen sein. Die kurze Ruhe nutzen Serena und Drakos um sich zu verabschieden. 'Du hast großartig gekämpft, Serena. Ich bin stolz, das ich dein Leben teilen durfte.', beginnt Drakos. 'Danke, aber ohne dich hätte ich es bestimmt nicht geschafft... ohne dich und deine Brüder nicht.', dankt sie dem Jungdrachen für seine Unterstützung. 'Serena... wir sind schon unser ganzes Leben lang zusammen, doch kennen tun wir uns erst seit sehr kurzer Zeit... Ich bedauere, das ich dir nicht früher helfen konnte.', versucht der Weiße seine Gedanken auszudrücken. 'Du kannst nichts für die Bösartigkeit meines Stiefvaters... du warst selbst noch Schutzbedürftig. Es war eine harte Zeit, doch haben wir sie endlich überstanden. Und ein wenig Positives kann ich dir ja mit auf den Weg geben.', lächelt die Blauäugige. 'Oh ja... ich hab eine ganz verspannte Halsmuskulatur, vom ewigen Kopf unter den Flügel stecken.', witzelt Drakos. 'Freust du dich auf deinen Körper? Darauf endlich allein in einem Körper... deinem Körper zu sein?' will sie wissen. 'Doch ich freue mich... aber ich fürchte mich auch. Du wirst mir fehlen.', seufzt der Weiße. 'Auch du wirst mir fehlen... du Nervensäge.', gibt sie zurück. 'Darf ich dich um was bitten?' fragt Drakos schüchtern. 'Sicher.', nickt sie. 'Fliegst du mit mir?' bittet er sie. 'Um das sollte ich eher bitten.', lächelt sie warm. Es fällt ihr schwer, ihre Emotionen unter Verschluss zu halten. Weiß sie doch, das ihre Überlebenschancen mehr als gering sind. 'Aber ja. Sobald ich mich erholt habe und du bereit bist, fliege ich mit dir.' 'Das ist gut.', meint er zufrieden. Romanus kommt um Serena zu holen, in der Zwischenzeit ist auch Sheherazade mit den anderen Drachen eingetroffen. Schwerfällig erhebt sich die Schwarzhaarige, zu gern würde sie jetzt schlafen und sich von den Strapazen der letzten Wochen erholen. Das Ritual findet in der Höhle des seit zweiundzwanzig Jahren schlafenden Drakos statt. Der Raum ist von vielen Fackeln und einigen größeren Feuerschalen erhellt. In den Schalen verbrennen die benötigten Kräuter. Alle Beteiligten sind angespannt, nur ein einziges Mal wurde diese Verschmelzung durchgeführt... für wenige Tage. Die darauf folgende Trennung verlief für alle Betroffenen tödlich. Drakos und Serena sind seit zweiundzwanzig Jahren zusammen... Das Ritual beginnt... zuerst gleicht es der Teiltrennung. Etwas das Beide gut beherrschen, aber jetzt geht es weiter. Die Drachenseele muss sich ganz von dem Menschen trennen... ein für den Menschen sehr schmerzhaftes Unterfangen. Doch auch die Drachenseele leidet... Drakos erkennt welchen Preis Serena bezahlen muss, damit er in seinem Körper weiterleben kann. 'Ich kann nicht.', weigert er sich. 'Du musst... lebe, damit mein Leben einen Sinn hatte.', stöhnt Serena gequält auf. Sie braucht ihre letzten Kraftreserven um den Schmerz zu unterdrücken. Sie hat nicht alles auf sich genommen um am Ende zu scheitern. 'Wenn du jetzt nicht gehst, sterben wir beide... also geh. Vielleicht schaff ich es ja... ich möchte doch gern mit dir Fliegen.', beschwört sie den Jungdrachen. Der Mond schiebt sich über den Horizont, heute strahlt er heller den je. Mit seinem vollständigen Erscheinen ist die Trennung vollzogen. Stumm bricht Serena zusammen, ihre Lebenszeichen sind sehr schwach. In der Heilung versierte Priesterinnen kümmern sich um Gesyrias Königin. Der bis vor wenigen Sekunden Seelenlose Drachenkörper öffnet seine Augen. Erfreut bemerkt Sheherazade das die Seelenrückführung erfolgreich ist. Der erwachte Drache sieht sich suchend um, fragend schauen seine Augen das weiße Drachenweibchen an. „Ihr Leben hängt an einem seidenen Faden.“, beantwortet sie seine stumme Frage ehrlich. Müde schließen sich die eisblauen Augen wieder, es ist so ungewohnt einen Körper zu spüren. Auf Sheherazades Befehl hin bringt Rowina den Freund Serenas zurück in dessen Welt. Serena selbst wird nach Roxantras gebracht und gepflegt so gut es geht, aber sie wacht nicht wieder auf. Nach gut zwei Wochen ist sie nur noch ein Schatten ihrer selbst. Drakos, der inzwischen bei vollen Kräften ist, besteht darauf sie in ihre Welt zu bringen. Die medizinische Versorgung dort sei um vieles besser als hier. Schließlich gibt Sheherazade dem Drängen ihres Sohnes nach und Baltrok und Rowina bringen die junge Frau in ihre Welt zurück. Eine Aufgabe die der Hüne gern übernimmt, in der Hoffnung das seiner Königin dort wirklich geholfen werden kann. Er hat damit eine Sorge weniger, seine größte Sorge gilt jedoch Toran. Seit dessen Brief hat er nichts mehr von ihm gehört, auch die Drachen können nichts in Erfahrung bringen. Diese Ungewissheit zerrt an den Nerven des Rotblonden. Zum Glück hat er in Silas und Gunnar hervorragende Generäle gefunden. Silas ist, wie von Serena befohlen nach Roxantras geritten und hat die Stadt gesichert. Gunnar hat sich um die gefangene Armee gekümmert, während sich Baltrok mit einem Regiment auf den Weg zur Hauptstadt gemacht hat. Die Kunde über den Sieg hat sich wie ein Flächenbrand im gesamten Land verbreitet, entsprechend wird Baltrok mit seinen Soldaten begrüßt und gefeiert. Trotz all der Erleichterung, die mit diesem Sieg einhergeht, wächst die Sorge um ihre Königin. Doch nicht nur um sie macht sich das Volk Gedanken... Toran, der Thronfolger, dem so übel mitgespielt wurde, der sein Leben riskiert um den Ursprung des Bösen zu vernichten. Auch um ihn sorgt sich das Volk. Mehr als vier Wochen sind seit dem vergangen, Baltrok hält es nicht mehr aus. Er beschließt diesen verfluchten Ort aufzusuchen, er wird die Route nehmen, die die wahrscheinlichste für Torans Rückweg sein würde. Bei Sonnenaufgang des nächsten Tages wird er aufbrechen. Vom Süden her nähern sich vier Reiter... ihre Pferde schleppen sich müde dahin. Auch ihren Reitern sind die vergangenen Strapazen deutlich anzusehen. Sie sind verdreckt, die Form ihrer Kleidung kann man nur noch erraten. Ausgezehrt und erschöpft hängen sie mehr auf ihren Tieren als das sie sitzen. Die blauen Augen des ersten Reiters blicken stumpf vor sich hin, die Reste seiner Kleidung schlackern um seinen hageren Körper. Der zweite Reiter trägt Überbleibsel einer Priestertracht, er scheint eine Menge Gewicht verloren zu haben, sein Kopf pendelt im Takt des Pferdeschrittes. Die zwei anderen Reiter sind Soldaten, der eine hat einen schmutzigen Verband um seine rechte Hand, der Andere trägt die Reste eines Verbandes um den Kopf. Sie biegen auf die südliche Brücke ein, die Pferde scheinen die nahende Rast zu spüren, denn sie beschleunigen ihre Schritte etwas. Passanten bleiben immer wieder stehen und beobachten die erschöpften Reiter. Schließlich fangen sie an zu tuscheln, schweigend schließen sie sich den Reitern an. Als diese das letzte Tor der Stadt passieren und auf das Schlosstor zuhalten, weiß jeder, wer da gekommen ist. Baltrok kommt mit seinem gesattelten Pferd aus dem Stall, sehr zu seinem Ärger verzögert sich seine Abreise erheblich. Als er endlich aufbrechen kann, kommt ein Wachsoldat auf ihn zugestürzt. „Ich glaube, Prinz Toran ist zurück... er muss jeden Augenblick hier sein.“, meldet er atemlos. Baltrok und Silas sehen sich an, sollte das wirklich wahr sein? In diesen Moment kommen die Angekündigten durch das Schlosstor, vor der Treppe bleiben die Pferde stehen. Sie können kaum noch stehen, geschweige denn ihre Reiter tragen. Dem Rotblonden schnürt es die Kehle zu als er den elenden Zustand seines Liebsten sieht. Mit wenigen Schritten erreicht er das Tier des Thronfolgers. „Toran.“, spricht er seinen Freund an. Unendlich langsam richtet dieser seinen Blick auf den Hünen, stiert ihn an. „Wir... haben es... geschafft.“, krächzt der Schwarzhaarige, mit dem Wissen in Sicherheit zu sein, schwindet ihm sein Bewusstsein. Baltrok fängt ihn auf, behutsam drückt er ihn an sich. Wie dünn Toran geworden ist. Eine der Mägde schickt der Hüne los um Rowina zu holen, die sich immer noch in Roxantras aufhält. Silas hat inzwischen das Tor schließen lassen, Stallburschen kommen angerannt nehmen die völlig erschöpften Pferde in Empfang. Justus, Kristanus und Ronald werden ebenfalls in das Schloss gebracht. Der Rotblonde lässt es sich nicht nehmen und wacht höchstpersönlich über den Prinzen. Da Silas um das Geheimnis der Beiden weiß, sorgt er dafür, das sich niemand Unbefugtes dem Zimmer des Thronfolgers nähert. Nach vielen Stunden des Schlafes öffnet Toran seine Augen, er muss einige Male blinzeln bis er richtig sehen kann.... Sein Sehvermögen ist einige Tage nach seinem Sturz wiedergekehrt. Es dauert etwas bis er realisiert wo er ist. Vorsichtig tastet er sich ab... seine Haare sind gewaschen, nicht nur sie, auch er selbst ist sauber. Wer ihn wohl gewaschen hat? Eine leichte Röte färbt seine Wangen, als er daran denkt das fremde Hände es getan haben. „Keine Sorge... ich habe dich gewaschen.“, ertönt es leise an seiner Seite. Ruckartig dreht Toran seine Kopf in die Richtung der Stimme und sieht in ein paar graue Augen, die ihn unendlich erleichtert ansehen. Ihr Besitzer erhebt sich, geht um das Bett herum und setzt sich auf die Bettkante. „Baltrok... du bist es wirklich?“ haucht Toran ungläubig. „Ja... ich bin es, mein Liebster.“, bestätigt Jener und streicht dem Blauäugigen sanft über die Wange. Der Prinz legt seine Hand auf die des Rotblonden, saugt sie Wärme seines Geliebten auf wie ein Schwamm. Toran setzt sich aufrecht hin. „Wo sind Justus, Kristanus und Ronald? Geht es ihnen gut?“ will der Thronfolger wissen. „Sie sind hier im Schloss. Auch sie erholen sich langsam von den Strapazen.“, informiert der Heerführer den Mann vor sich. „Wie geht es Serena? Ist sie noch hier?“ erkundigt sich der Blauäugige. „Ich weiß nicht wie es ihr jetzt geht oder ob sie überhaupt noch lebt.“, antwortet Baltrok bedrückt. „Hat sie denn nicht gewonnen?“ hakt der Schwarzhaarige betroffen nach. „Doch... sie hat gewonnen. Doch musste gleich nach ihrem Kampf das Ritual der Seelentrennung durchgeführt werden, das hat sie nahezu alle Energie gekostet. Drakos geht es gut... aber Serena hat sich nicht davon erholt. Der Drache hat darauf bestanden sie in ihre Welt zu bringen... ihre Chancen wären dort wesentlich besser wieder gesund zu werden. Das ist jetzt etwa eine Woche her.“, erklärt der Hüne ausführlich. „Nein...“, kommt es gequält von Torans Lippen. „Nicht Serena...“ „Toran... ich habe noch eine schlechte Nachricht.“, beginnt Baltrok behutsam. Fragend richten sich die unwahrscheinlich blauen Augen seines Geliebten auf ihn. „Dein Vater... sein Herz hat die Sorge um dich und Serena nicht durchstehen können. Vor fünf Tagen hat es aufgehört zu schlagen... für Übermorgen ist die Beerdigung angesetzt.“ Das ist zu viel für den jungen Mann, er kann seine Tränen nicht mehr zurück halten. Verstohlen wischt er sich die salzigen Tropfen von den Wangen... ein Mann hat nicht zu weinen. Baltrok rückt ein bisschen näher, nimmt Toran in den Arm, zieht ihn fest an sich. „Schon gut... halt sie nicht zurück.“, flüstert er ihm sanft ins Ohr. Der Prinz schlingt seine Arme um den Rotblonden und klammert sich förmlich an ihm fest... weint sich hemmungslos an Baltroks starker Schulter aus. Behutsam streichelt dieser den Rücken Torans, er kann verstehen was in seinem Geliebten vorgeht. Erst die bösartige Intrige Rudgers gegen den Prinzen, dann die harte Zeit in Theros. Der Kampf mit den Seelenfressern und die Zerstörung der schwarzen Quelle... das alles ist bestimmt nicht einfach gewesen. Sein Geliebter hat in dieser relativ kurzen Zeit so viel durchgemacht, das es für drei Leben reichen würde. Dazu kommt der überraschende Tod seines Vater und die Ungewissheit über die Gesundheit seiner Cousine. Leise geht die Zimmertür auf, Silas schaut herein um sich über Torans Zustand zu informieren. Der Heerführer schaut zu ihm herüber und schüttelt leicht den Kopf, der Blonde nickt und zieht sich wieder zurück. Nach einiger Zeit beruhigt sich der Prinz wieder. „Du musst mich für Schwach halten.“, nuschelt der Blauäugige. „Das tu ich nicht. Ich hätte mir Sorgen gemacht, wenn du alles so einfach hingenommen hättest.“, wehrt der Rotblonde diesen Selbstvorwurf ab. „Ich bin so froh das du bei mir bist... du hast mir so unendlich gefehlt.“, flüstert der Schwarzhaarige. „Du mir auch, Liebster. Du hast mir auch so sehr gefehlt.“, raunt der Hüne zurück. Die Beiden sehen sich sehnsuchtsvoll an und ihre Lippen finden zueinander. Sie genießen diese Zärtlichkeit, die sie so sehr vermisst haben. Toran löst die Verbindung, liebevoll sieht er in die grauen Augen seines Geliebten. „Ich habe nicht viel Zeit mich zu Erholen, nicht wahr?“ vermutet der Prinz. „Nein... nicht wirklich. Silas kümmert sich um die Regierungsgeschäfte so gut es geht, aber...“, bestätigt der Rotblonde. „Ich werde sehen, ob ich dir Zeit bis zur Beerdigung deines Vaters verschaffen kann... es sind ja nur zweieinhalb Tage. Hast du eigentlich Hunger?“ „Hunger?... Weiß nicht, wir haben schon seit zwei Wochen nichts mehr gegessen. Mein Magen hat irgendwann aufgehört nach Nahrung zu betteln.“, sinniert Toran laut. „Das ist normal... ich besorg dir was.“, erwidert Baltrok grinsend und setzt seine Worte in die Tat um. Epilog: Neubeginn ----------------- Epilog Neubeginn Seit der Rückkehr Torans, Justus', Kristanus' und Ronalds sind knapp sechs Monate vergangen. Der Prinz hat die Herrschaft übernommen – vorübergehend, wie er immer wieder betont. Da über das Schicksal Serenas, der Königin Gesyrias, nichts bekannt ist und er sich weigert sie für Tod erklären zu lassen. Justus ist in Roxantras geblieben und die Verbindung zu den Drachen geworden, Hohepriesterin Rowina weist ihn in die Geheimnisse der Drachenhüter ein. Kristanus ist, mit Ronald, wieder nach Theros zurückgekehrt und hat das Kommando dort übernommen. Silas ist Kommandant der Leibwache des Prinzen... darauf hat Baltrok bestanden. Er ist viel im Land Unterwegs um die abtrünnigen Soldaten Cougars, die immer noch ihr Unwesen treiben, zu stellen. Unterstützt wird er von Gunnar, der die beliebtesten Schlupfwinkel kennt. Ihre gemeinsamen Stunden müssen sich Toran und Baltrok nach wie vor erschwindeln. Silas kennt ihr Geheimnis und versucht ihnen zu helfen, so gut es geht. Torans 'Vorliebe' ist seit Rudgers Intrige zwar bekannt, aber ein öffentliches Bekenntnis ist nach wie vor ein gesellschaftlicher Selbstmord. Der weiße Jungdrache Drakos hält Verbindung mit Toran oder Baltrok, aber auch er kann ihnen nichts über Serena berichten. Zögerlich kehren einige Drachen in die Ebenen zurück, ebenso zurückhaltend sind die Menschen ihnen gegenüber. Toran brütet über einigen Papieren... unter Rudgers Herrschaft sind viele Ungerechtigkeiten geschehen. Der Prinz prüft die Aufzeichnungen um vielleicht einiges wieder geradebiegen zu können. Eine Undankbare Aufgabe, die zwar erledigt werden muss, aber seine Laune nicht unbedingt hebt. „Steckt Gesyria schon wieder in Schwierigkeiten oder warum machst du so ein finsteres Gesicht.“, erklingt eine spöttische Frauenstimme hinter ihm. Der Prinz erstarrt... diese Stimme kennt er doch. Ruckartig springt er auf, schleudert dabei seinen Stuhl zurück, so dass dieser laut krachend zu Boden geht. Ungläubig dreht sich der Thronfolger um und starrt die Frau an. In ihren dunkelblauen Augen glitzert der Schalk, die Lippen des Mannes hinter ihr umspielt ein amüsiertes Lächeln. „Serena!“ ruft Toran freudig überrascht aus. Mit drei Sätzen ist er bei seiner Cousine, umarmt sie stürmisch und wirbelt mit ihr herum. „Du lebst... ich bin ja so froh. Du glaubst gar nicht wie sehr.“, freut er sich. Lachend erwidert sie seine Umarmung, auch sie ist glücklich ihn gesund und munter wieder zu sehen. Die Tür fliegt auf, zwei Wachhabende Soldaten kommen, von dem Lärm alarmiert, mit gezogenen Schwertern herein gestürmt. „Alles in Ordnung?“ erkundigt sich der Ältere verwirrt, er fragt sich, wie die zwei Fremden hier herein gekommen sind. „Sicher ist alles in Ordnung.“, strahlt Toran, lässt seine Cousine nicht los. „Die Königin ist zurück gekehrt. Geht und sagt Justus, Rowina, Baltrok und Silas Bescheid. Sie sollen schnellstmöglich kommen.“ Wieder drückt er seine Cousine fest an sich, die bis dahin noch nichts weiter gesagt hat... sie hat auch keine Gelegenheit dazu gehabt. „Du lebst... du lebst...“, flüstert er immer wieder in ihr Haar. „Aber nicht mehr lange, wenn du mich weiterhin so umklammerst.“, schmunzelt die Blauäugige. „Oh...ja... entschuldige, aber ich bin einfach so glücklich, das es dir gut geht.“, seufzt der Prinz tief auf und löst sich von Serena. „Schon gut... ich bin auch froh, das du alles gut überstanden hast.“, lächelt sie und gibt ihm einen Kuss auf die Wange. „Hallo Seto, es freut mich dich wiederzusehen.“, begrüßt Toran den Begleiter seiner Verwandten. „Ganz meinerseits.“, erwidert dieser sparsam. „Kommt... setzt euch doch.“, bittet der Schwarzhaarige, hakt sich bei Serena ein und steuert mit ihr auf eine kleine Sitzgruppe zu. Kaiba folgt den Beiden, vielleicht hätte er zu Hause bleiben sollen, aber er will seine Frau nicht allein lassen. Eins hat er bei seinem Aufenthalt hier gelernt... dieses Gesyria ist immer für eine Überraschung gut. „Erzähl... wie ist es dir ergangen? Ich weiß, das es dir nach diesem Ritual gar nicht gut ging. Aber wie ich sehe hast du dich gut erholt... etwas dünn vielleicht noch, aber deine Augen leuchten wie nie zuvor.“, erkundigt sich Toran. „Du bist auch schmaler als in meiner Erinnerung... Aber du hast recht. Mir geht es jetzt richtig gut. Das war vor einigen Wochen noch nicht so. Ohne Seto und unserem Kind hätte ich es auch nicht geschafft.“, beantwortet sie die Frage ihres Cousins und sieht ihren Mann innig an. Verblüfft schaut Toran Serena an, dann huscht sein Blick zu dem Brünetten. In dessen Augen kann er ebenfalls ein inneres Leuchten erkennen. Sollte seine Cousine etwa... „Heißt das du bekommst ein Kind?“ hakt der Thronfolger verdutzt nach und mustert die Figur der jungen Frau. „Ja... genau das heißt es.“, lacht Serena. „Guck nicht so skeptisch. In meiner Welt läuft die Zeit langsamer... schon vergessen?“ Sie wirft Seto einen fragenden Blick zu, dieser nickt zustimmend. „Und noch etwas... Seto und ich haben geheiratet.“, fügt sie noch hinzu. Toran ist sprachlos, wiederholt öffnet er seinen Mund um etwas zu sagen, doch keine Worte schaffen es diesen zu verlassen. „Hast du dir das auch gut überlegt Seto? Sie ist nicht einfach.“, kann er sich endlich artikulieren. „Das habe ich... ich will keine andere Frau.“, lacht Seto auf. „Ist das alles was du dazu zu sagen hast?“ kommt die Frage trocken von Serena, ein bisschen mehr Freude hat sie sich schon vorgestellt. Endlich hat der Prinz seine Überraschung überwunden, enthusiastisch springt er auf, zieht die Königin auf die Beine und umarmt sie stürmisch. „Nein...natürlich nicht. Ich freue mich für euch und wünsche euch alles Glück dieser und eurer Welt.“, sprudelt es von seinen Lippen. Erneut wirbelt er mit seiner Cousine herum. „Endlich hat dieses Land einen Grund ausgelassen zu feiern.“ Behutsam stellt er die Blauäugige ab und wendet sich ihrem Mann zu und verbeugt sich tief vor ihm. Argwöhnisch betrachtet Seto diese Aktion, kann sich keinen Reim darauf machen. „Du weißt doch sicher, das du mit der Heirat Serenas König von Gesyria geworden bist?“ erkundigt sich Toran lächelnd, als er den misstrauischen Blick des Brünetten gewahr wird. „Das Volk wird dich lieben... vor allem der weibliche Teil.“, grinst der Schwarzhaarige breit. Mit zwei großen Schritten ist er bei dem völlig verblüfften Mann, dieser verdaut immer noch die Information die er soeben bekommen hat. So wehrt er auch die herzliche Umarmung Torans nicht ab. „Willkommen in der Familie und die allerherzlichsten Glückwünsche zum Vater werden... zur Hochzeit und...“, Serenas Cousin macht eine kleine Pause, wirft ihr einen kleinen Seitenblick zu und fährt dann fort. „... zur Ernennung zum König Gesyrias.“ „Danke.“, mehr bringt der Brünette nicht über die Lippen, er sucht den Blick seiner Frau, die auf die unausgesprochene Frage nur mit den Schultern zucken kann. In diesem Moment wird die Tür aufgerissen und Baltrok kommt herein gestürmt und ist mit wenigen Schritten bei der Schwarzhaarigen. Ganz und gar die Etikette vergessend, nur seinen Gefühlen gehorchend, umarmt er die junge Frau und drückt sie fest an sich. „Ihr lebt... ihr seid gesund.“, freut er sich euphorisch. „Ja... noch tu ich das.“, lacht Serena zurück. Diesen Gefühlsausbruch hat sie nicht vermutet... nicht bei Baltrok. Diesem wird gerade bewusst, was er tut. Hastig lässt er sie los. „Herrin, verzeiht... ich wollte euch nicht zu nahe treten.“, entschuldigt sich der Heerführer verlegen, sogar eine leichte Röte huscht über sein Gesicht. „Ach Baltrok, du gehörst doch mit zur Familie. Außerdem haben wir eine Menge gemeinsam durchgestanden.“, schmunzelt sie ihn an. „Nicht so laut, Herrin. Noch immer haben die Wände Ohren.“, ihm ist es unangenehm, wenn sie auf seine Beziehung mit Toran anspielt. „Nun hab dich nicht so.“, wiegelt sie ab, stellt sich auf die Zehenspitzen und gibt ihm einen Kuss auf die Wange. „Stell dir vor Baltrok. Serena und Seto haben geheiratet und bekommen ein Kind.“, mischt sich Toran ein und tritt an den Hünen heran. Auf dessen Gesicht zeichnet sich die Überraschung ab, die Torans Worte hervorrufen. Seto tritt an die Seite seiner Frau und legt seinen Arm um ihre Schultern. „Habt ihr euch das gut überlegt?“, rutscht es dem Rotblonden heraus und blickt den Brünetten an. „Es ist nicht leicht mit ihr.“ Toran schmunzelt bei diesen Worten, sind sie den seinen doch sehr ähnlich. „Glaubt mir... ich bin mir sicher.“, gibt der Mann an Serenas Seite zurück. „Ich gratuliere euch...“, versucht Baltrok seine Worte abzumildern. Die, sich zum wiederholten Male, heftig aufschwingende Tür, unterbricht den Heerführer, der darüber nicht unglücklich ist. Rowina, gefolgt von Justus, erscheinen ganz atemlos. Die meergrünen Augen der Hohepriesterin leuchten auf. „Herrin, ihr seid wohl auf. Ich kann euch gar nicht sagen, wie glücklich mich das macht.“, auch sie umarmt Serena und drückt sie innig an sich. Die beiden Frauen trennen sich wieder, die Schwarzhaarige wendet sich an Justus. „Justus? Seid ihr das wirklich?“ fragt sie erstaunt, sie hat ihn ganz anders in Erinnerung. „Ja, Herrin, ich bin es. Es war eine harte Reise, die wir damals durchgestanden haben.“, antwortet er aufrichtig und verbeugt sich leicht vor der Regentin. „Auch ich freue mich, euch wohlbehalten wieder zu sehen.“ Toran hält es nicht länger aus und platzt mit den Neuigkeiten heraus. „Darf ich euch Seto Kaiba vorstellen? Serenas Gatte, werdender Vater und König von Gesyria.“, zählt er im Schnellverfahren auf. Verblüfft wandern die Augen der beiden Priester zwischen den Eheleuten hin und her. „Ich hoffe ihr habt euch gut überlegt, wen ihr heiratet.“, kommt es trocken von Justus Lippen, dabei schaut er den Brünetten fast ein bisschen mitleidig an. „Zum dritten Mal... ich habe genau gewusst was ich tat, als ich Serena gebeten habe mich zu heiraten.“, wenn ihn jetzt noch mal jemand fragt, ob er sicher ist die Richtige geheiratet zu haben, dann würde er sich vergessen und... Ach was soll's, da muss er wohl durch. Serena drückt seine Hand, haucht ihm einen Kuss auf die Wange und flüstert ihm ein 'Danke' ins Ohr. Rowina und Justus gratulieren dem Paar herzlich... Justus hat einen Rotschimmer im Gesicht - da er wieder einmal geredet hat ohne nach zu denken. Noch ein Mal geht die Tür auf und Silas kommt herein, auch er ist sehr erfreut über Serenas Gesundheitszustand. Die weiteren Neuigkeiten über seine Königin überraschen ihn ebenso wie die Anderen zuvor. Unwillkürlich bleibt sein Blick an dem Brünetten, nun sein König, hängen und öffnete den Mund um etwas zu sagen. „Sagt nichts... ich bin mir sicher mit der Wahl meiner Frau. So schlimm ist sie nun wirklich nicht.“, kommt Seto ihm zuvor, jenes lässt die Anwesenden lachen. Der blonde General ist verdutzt, versteht nicht was so erheiternd ist. Der Thronfolger übernimmt es ihn aufzuklären. Am Ende des Tages beschließt Toran, das dieses Ereignis gebührend gefeiert werden muss... mindestens eine Woche lang. Ohne seine Cousine und ihren Mann zu fragen, ordnet er die Feierlichkeiten an. In zwei Tagen soll die erste offizielle Feier abgehalten werden... die Genesung und Rückkehr der Königin Gesyrias. Des weiteren plant der Thronfolger die Hochzeit zu wiederholen, genau genommen könnte man sagen, ihre Ehe hätte hier keine Gültigkeit. Die wichtigste Festlichkeit überhaupt wird die Krönungsfeier sein... sie wäre nicht unbedingt nötig, da das Volk Serena zu ihrer Königin gewählt hat, es fehlt nur die Zeremonie. Noch vor Sonnenaufgang des folgenden Tages erwacht Serena. Ihr ist so, als riefe sie jemand. Konzentriert lauscht sie in die Dunkelheit, doch hört sie nur die regelmäßigen Atemzüge ihres Mannes. Schon will sie das Gefühl schon abtun, als sie ein Pferd wiehern hört. „Tien-Ma“, flüstert sie. Vorsichtig befreit sie sich aus Setos Umarmung und steht leise auf, huscht in das Zimmer nebenan. Dort greift sie sich ein Kleid und zieht sich hastig an. Auf leisen Sohlen eilt sie durch die stillen Gänge des Schlosses. Sie schmunzelt, als sie daran denkt, das sich Baltrok sicher wieder die Haare rauft, weil sie mitten in der Nacht einen Spaziergang macht. Das große Schlosstor ist geschlossen, ihr Ziel ist die kleine Pforte durch die damals Vincent zu ihr gelangt ist. Die Wachsoldaten wundern sich über das dunkel Pferd, welches sich, scheinbar herrenlos, hier herumtreibt. Kaum das es um die Ecke trabt, erlischt das Interesse des Wachpersonals. Serena gleitet aus der kleinen verborgenen Tür hinaus in die Stadt. Gerade kommt ihr Hengst um die Ecke, leise wiehernd begrüßte das Tier seine Herrin. Zufrieden drückte er seine Nüstern an den Hals der jungen Frau. „Hey... mein Schwarzer. Ich freu mich auch, dich wieder zu sehen.“, flüstert sie. Der Schwarze schnaubt aufgeregt, dreht ihr seine Flanke zu und sieht sie auffordernd an. „Du willst einen Ausflug mit mir machen?.... Jetzt?“, fragt sie ihn. Bestätigend schnaubte der Hengst erneut und nickte dazu. Lachend stimmt die Blauäugige zu. „Gut... aber ich werde später den Ärger haben.“ Ein Griff in die Mähne, Schwung und schon sitzt sie auf dem blanken Pferderücken. Ein wenig muss sie ihren Rock zurechtrücken und schon geht es los. Im leichten Trab reitet Serena aus der Stadt, sie muss zugeben, das ihr das Reiten gefehlt hat. Nachdem sie die Brücke hinter sich gelassen hat, legt der Hengst an Tempo zu. Zum Glück stand der Mond noch, hell und voll, am Himmel. Sehr zielstrebig hält der Schwarze auf die Hügelkette vor der Stadt zu. „Wo bringst du mich hin?“ fragt sie leise. „Hoffentlich warten keine Schwierigkeiten auf mich, ich habe das Katana im Schloss gelassen.“ Der Himmel im Osten färbt sich langsam heller, nicht mehr lange und die Sonne würde aufgehen. Der Hengst erreicht sein Ziel in dem Augenblick, in dem die gelbe Scheibe ihre ersten Strahlen über den Horizont wirft. Das Tal in dem ihr Reittier hält kennt Serena, sie ist schon einmal hier gewesen, damals, als Vincent sie verführen und töten wollte. Das Rotauge hat kurzen Prozess mit Rudgers gedungenen Mörder gemacht. „Warum bringst du mich ausgerechnet hier her.“, murmelt die Schwarzhaarige vor sich hin. Tien-Ma stößt ein lautes Wiehern aus, mit geblähten Nüstern und gespitzten Ohren fixiert er das kleine Waldstück. Auch Serena sieht in diese Richtung, kann aber nur erkennen, das sich dort etwas Bewegt. Mit leichten Schenkeldruck treibt sie ihr Pferd wieder an, im leichten Trab nähert sie sich diesen Punkt. Verdutzt hält sie den Hengst an, zwischen den Bäumen taucht ein Drache auf... nicht irgendein Drache. Dieses Tier ist schneeweiß, hat topasblaue Augen und ist noch jung. Neugierig ist sein Blick auf Serena gerichtet, diese ist zuerst ganz erstarrt. „Drakos?“, flüstert sie. Der Drache zwinkert ihr zu, nickt und scheint zu grinsen. „Drakos.“, ruft sie nun erfreut, springt vom Pferd herunter und läuft auf den Drachen zu. Ehrfürchtig bleibt sie vor ihm stehen, Drakos neigt seinen Kopf herunter und grinst tatsächlich. Vorsichtig stubst er sie an. „Ich bin ja so froh das du es geschafft hast.“, meint er leise. „Dir ist es auch gut gegangen.“, lächelt Serena, „Ich habe dich etwas dünner in Erinnerung.“ „Ich hatte viel nachzuholen.“, grinst der Drache. „Ich zeigs dir.“ Die Königin zieht sich einige Schritte zurück um ihrem Freund Platz zu machen. Der Jungdrache spreizt seine Flügel ab, präsentiert sich in seiner ganzen Pracht. Serena tritt an den stolzen Drachen heran, leicht streicht sie mit ihrer Hand über die Haut unter dem Flügel. Ein Schauer durchläuft den Drachen und ein schnaubendes Geräusch ist von ihm zu hören. „Bist du kitzelig?“, schmunzelt die Blauäugige und wiederholt das Streicheln, sie nimmt ihre andere Hand dazu und intensiviert ihre Bemühung. Drakos versucht solange wie möglich seine würdevolle Haltung zu bewahren, doch gelingt ihm das nicht... er sackt in sich zusammen. „Aufhören...“, lacht der Drache, was sich eher wie ein glucksendes Knurren anhört. „Flieg lieber mit mir.“ Serena kommt unter dem Flügel hervor, so das Drakos diesen wieder anlegen kann. Nachdenklich streichelt sie die Stirn des Weißen, gern würde sie dieser Bitte nachkommen, aber sie hat auch eine Verantwortung ihrem Kind gegenüber. Unbewusst legt sie ihre Hand auf ihren Bauch. „Keine Sorge, ich werde ganz vorsichtig sein.“, verspricht der Jungdrache. „Gut... lass uns eine Runde drehen.“, stimmt Serena nun zu. Drakos legt sich flach auf den Boden um Serena das Aufsteigen zu erleichtern. Behände schwingt sie sich auf den Drachen und sucht sich einen sicheren Halt am Halsansatz. Als sie richtig sitzt erhebt sich der Weiße, geht ein paar Schritte um einen besseren Startplatz zu erreichen. „Bist du bereit?“ fragt er seine Reiterin. „Ja... ich bin zu allem bereit.“, lacht die Schwarzhaarige. „Gut... halt dich fest, es geht los.“, fordert Drakos sie auf. Kraftvoll schlägt er mit seinen Flügeln, duckt sich ein wenig und stößt sich dann vom Boden ab. Mit kräftigen Flügelschlägen schraubt er sich in die Luft, immer darauf bedacht, sich selbst möglichst ruhig zu halten, damit es seine Reiterin nicht so schwer hat. Es ist zwar schon eine Weile her, das sie mit einem Drachen geflogen ist, aber das Gefühl, das sie dabei hatte, hat sie nicht vergessen. Auch wenn ihre vorherigen Drachenflüge einen düsteren Hintergrund hatte, so hat sie doch dieses Gefühl von Freiheit verspürt. Sie genießt den frischen Wind, der ihr um die Nase weht... den Blick auf die kleiner werdende Landschaft. In ihr braut sich eine Mischung aus Glück und Lebensfreude zusammen und macht sich mit einem glücklichen Lachen Luft. Serena vertraut ihrem Freund, sie breitet ihre Arme aus, schließt die Augen und gibt sich ihren Gefühlen hin. „Drakos... danke, das ist mit das schönste Erlebnis, das ich je hatte... Kannst du schneller Fliegen?“, ruft sie ihm zu. Der Drache lacht und legt noch an Tempo zu, ab und an sinkt er im Gleitflug herunter und steigt ebenso so sacht wieder auf. Auch ihm macht es Spaß, er hat oft oft daran gedacht wie es sein würde mit Serena zu fliegen... Das hier jetzt ist besser als alles was er sich vorgestellt hat. „Willst du über Roxantras fliegen?“ erkundigt er sich bei seiner Reiterin. „Ja... ja... das ist eine wundervolle Idee.“, stimmt die Blauäugige begeistert zu. Unterdessen ist im Schloss die Panik ausgebrochen... die Königin ist spurlos verschwunden. Seto ist nach Sonnenaufgang aufgewacht... ohne seine Frau an seiner Seite. Das ist für ihn kein Grund zu Sorge gewesen. Er hat sich in Ruhe angezogen und sich auf den Weg gemacht um zu frühstücken. Unterwegs ist er auf Toran und Baltrok getroffen. Nach dem Austausch der Höflichkeiten, fragt Seto. „Hat Serena schon gegessen?“ „Keine Ahnung, ich hab sie heute noch nicht gesehen.“, antwortet Toran arglos. Diese Aussage lässt bei dem Rotblonden alle Alarmglocken klingeln. „Wieso fragt ihr? Habt ihr sie denn heute noch nicht gesehen?“ hakt er argwöhnisch nach. „Nein, sie war schon weg, als ich aufwachte.“, entgegnet Seto verwundert. „Ich bin sofort zurück.“, kommt es von dem Heerführer, während er schon den Flur entlang läuft. Irritiert blickt Seto hinter ihm her. Warum reagiert Baltrok so heftig auf Serenas Abwesenheit? Seto vertraut seiner Frau, sie ist absolut in der Lage auf sich selbst zu achten. „Übertreibt er jetzt nicht etwas?“, fragt der Brünette Toran. „Weiß ich nicht. Bisher geriet Serena immer in ziemliche Gefahr, wenn er sie aus den Augen verlor.“, erwidert der Thronfolger nachdenklich. Auch der Prinz verspürt eine innere Unruhe, doch lässt er es sich nicht anmerken. Seto scheint sich offensichtlich keine Sorgen um seine Frau zu machen. Später am Vormittag steht der Brünette an einem Fenster des Thronsaales und blickt hinaus. Langsam macht auch er sich Sorgen um seine Frau. Gesyria ist immerhin ein unberechenbares Land, wie er in der Vergangenheit festgestellt hat. Und niemand weiß genau, ob es nicht doch noch jemanden gibt, der die Königin töten will. Seine Augen schweifen über den strahlend blauen Himmel, bis etwas seinen Blick auf sich zieht. Ein Lächeln huscht über sein Gesicht... das was er sieht erklärt alles. Die Tür des Thronsaales fliegt auf, Toran zuckt zusammen und Seto fährt zu dem Störenfried herum. „In fünf Minuten reite ich mit einer Abteilung los und suche die Königin.“, informiert der Heerführer den Prinzen, leicht vorwurfsvoll richtet sich sein Blick auf seinen König. „Zwei Wachsoldaten sahen die Herrscherin heute Nacht aus dem Schloss schleichen. Ihr Hengst scheint sie abgeholt zu haben.“, wieder zu Toran gewandt fährt er fort. „Für ihre Nachlässigkeit werden die Beiden noch gemaßregelt werden.“ „Der Verlust ihres Gehörs scheint mir Strafe genug zu sein.“, kommt es trocken von dem Schwarzhaarigen. „Deine Strafpredigt konnte ich hier hören. Die Beiden müssen taub geworden sein.“ Eine leichte Röte färbt Baltroks Gesicht, die Nachlässigkeit der Soldaten ist nicht akzeptabel, sie hätten Meldung machen müssen. Die Sorge um Serena hat ihn das erste Mal die Beherrschung verlieren lassen, nur darum ist er so laut geworden. „Es war gerechtfertigt.“, meint der Heerführer fast ein wenig trotzig. „Ich breche dann auf.“ „Nein.“, verbietet der Brünette knapp das Vorhaben. „Das ist nicht euer Ernst?“ fragt Baltrok ungläubig. „Warum?“ will auch der Schwarzhaarige verblüfft wissen. „Ich weiß wo sie ist.“, begründet Seto sein Verhalten. „Ach... auf einmal?“ rutscht es Baltrok heraus. „Ja... Kommt her und seht selbst.“, übergeht Kaiba diese Reaktion. Neugierig treten der Prinz und der Heerführer an seine Seite und folgen mit ihren Blicken dem Fingerzeig ihres Königs. „Wenn ihr jetzt mit euren Soldaten hinaus reitet, könnte das vom Volk gründlich missverstanden werden und alles wofür Serena gekämpft hat, wäre umsonst gewesen.“, untermauert Seto seine Ablehnung gegenüber Baltroks Vorhaben. „Da kann ich dir nur zustimmen.“, meint Toran während er den hellen, sich nähernden Punkt am Himmel betrachtet. Drakos nähert sich der Hauptstadt und verringert seine Flughöhe erheblich. Der erste Überflug löst noch einiges Unbehagen bei der Bevölkerung aus. Bisher hat sich noch kein Drache hier gezeigt, lediglich in den abgelegenen ländlichen Gegenden kommen die Menschen mit ihnen in Kontakt. Erst als die Stadtbewohner erkennen, das der weiße Drache nicht allein ist, sondern eine ganz besondere Begleiterin hat, bleiben sie unbesorgt stehen. Fröhlich winkt Serena ihnen zu, dieser Gruß wird erst noch zögernd erwidert, doch dann bricht der Bann und sie jubeln ihrer Königin zu. Sie können sich einfach nicht diesem Bild entziehen... Nur wenige haben ihre Herrscherin je persönlich gesehen, doch steht es außer Frage, das die Schwarzhaarige es ist. Der weiße Drache muss Drakos sein, dessen Seele so lange Jahre die junge Frau begleitet hat. Schneeweiß leuchten die Schuppen des Jungdrachens, glutrot hebt sich das Kleid Serenas davon ab. Ihr schwarzes, knapp schulterlanges Haar weht im Wind. Sie fliegen so tief, das jeder ihr, vor Glück, strahlendes Gesicht erkennen kann. Das junge Drachenmännchen steuert das Schloss an und fliegt darüber hinweg. Auf dem Balkon stehen Seto, Toran und Baltrok. Serena winkt ihnen zu, alle drei winken zurück. Die Schwarzhaarige sieht wie Baltok dem Prinzen einige Worte ins Ohr flüstert, aber wohl doch so laut, das Seto es hören kann, denn dieser schüttelt nur den Kopf. Das entlockt Serena ein Lachen, sie kann sich sehr gut Vorstellen, was der Rotblonde gerade gesagt hat. Einige Male noch fliegt der Drache über die Stadt, schließlich dreht er ab und steuert die Hügelkette an. Doch etwas steif geworden, klettert Serena von ihrem vierbeinigen Freund. „Danke Drakos, diesen Flug werde ich nie mehr vergessen.“, bedankt sich die Blauäugige bei dem weißen Drachen. „Das wiederhole ich mit dir so oft du willst.“, wiegelt Drakos ab, tatsächlich erscheint ein leichter rosiger Hauch in seinem Gesicht. „Das ist lieb von dir.“, meint sie gerührt, leicht streichelt sie über seinen Kopf. „Sei mir nicht böse, aber ich muss mich ein wenig ausruhen. Der Flug war doch anstrengender als ich vermutet habe.“ „Dir kann ich gar nicht böse sein. Aber es ist eine gute Idee, das du dich ausruhen willst. Du hast bestimmt auch Hunger. Setz du dich in den Schatten, ich werde dir schnell etwas jagen.“, erwidert Drakos mit leichter Sorge in der Stimme. Er duldet keine Widerrede und erhebt sich wieder in die Lüfte. Eine knappe viertel Stunde später kommt er zurück, in seinem Maul hat er einige Fische. Sorgsam legt er diese ab. „Wenn du ein wenig Holz zusammen sucht, kann ich es dir anzünden und du kannst die Fische braten.“, schlägt der Drache vor. „Das ist ja lieb von dir, aber wie soll ich den ausnehmen?“ erkundigt sich die Schwarzhaarige. „Oh..“, kommt es ein bisschen enttäuscht von Drakos. „Nicht enttäuscht sein. Was hältst du davon ein bisschen zu kuscheln? Das war uns doch nie vergönnt.“, tröstet Serena ihren Drachen. „Das wäre wirklich schön.“, ist Drakos gleich begeistert. „Willst du den Fisch wirklich nicht?“ „Nein... du kannst ihn ruhig fressen. Immerhin hast du ihn doch auch gefangen.“, schmunzelt die Königin. Erneut erscheint ein Hauch Rosa in seinem Gesicht, schnell verspeist er seine Beute, sucht ein bequemes Stück Wiese und legt sich dort nieder. Serena schmiegt sich an seinen Hals und krault ihn. Es ist ein warmer Tag, ungestört scheint die Sonne vom Himmel herab. Mensch und Drache werden schläfrig, gleiten schließlich in das Land der Träume. Tien-Ma steht in der Nähe und döst, trotzdem lauscht er auf jedes Geräusch. Plötzlich ist er hellwach, aufmerksam blickt er in die Richtung des Taleinganges. Tatsächlich erscheint dort ein Reiter, der Hengst lässt ein warnendes Wiehern hören. Sogleich öffnet Drakos seine Augen und bewegt vorsichtig seinen Kopf, tief saugt er die Luft in seine Nüstern. Der Reiter ist Fremd, es ist niemand aus der Gefolgschaft Serenas. Auch die junge Frau erwacht, schnell erhebt sie sich und beobachtet ebenfalls den Ankömmling. Drakos steht ebenfalls auf und richtet sich zu seiner vollen Größe auf. Unbeeindruckt trabt der Schimmel auf diese ungewöhnliche Gruppe zu. Zu ihrer Verwunderung erkennt die Schwarzhaarige, das es sich bei diesem Pferd um die gleiche Rasse handelt, der Tien-Ma angehört. Sollte eines ihrer Probleme so einfach zu lösen sein? Beim näherkommen sieht Serena, das ein etwa zwölfjähriges Mädchen auf dem blanken Rücken des Hengstes sitzt. Offenbar ist dieses Tier genauso eigenwillig wie ihr Schwarzer. Vor der Königin bleibt das Tier stehen. Große grüne Augen mustern die Schwarzhaarige, dann wandert der Blick zu dem Schwarzen und schließlich zu Drakos. Nachdem sie alle gemustert hat, sieht sie Serena wieder an. „Du bist Serena.“, stellt das Mädchen fest. „Wie kommst du darauf?“ hakt die Schwarzhaarige nach. „Das schwarze Pferd und der weiße Drache... du kannst nur Serena sein.“, erwidert die Grünäugige. „Wie heißt du?“ will die Königin wissen. „Aemia.“, antwortet das Mädchen. „Du weißt wer ich bin, weißt du auch, wer du bist?“, fragt die Herrscherin. „Ich bin nur eine Waise und ich habe das Pferd nicht gestohlen. Es kam zu mir.“, gibt Aemia fast trotzig zurück. „Das weiß ich.“, lächelt Serena, wendet sich dann an den Drachen. „Drakos, ich muss unser Beisammensein abbrechen. Ich muss dafür sorgen, das Gesyrias künftige Herrscherin ein Bad nimmt und sich die Haare wäscht. Abgesehen davon, das sie sicher auch nichts gegen eine Mahlzeit einzuwenden hat.“ „Ich werde dir Geleitschutz geben.“, meint der Drache nur und erhebt sich in den Himmel. Staunend folgt ihm der Blick grüner Augen, unterdessen schwingt sich Serena auf ihren Hengst. „Komm mit.“, fordert sie das Mädchen auf. „Nein... wie komme ich dazu, dir einfach zu folgen?“, weigert sich Aemia. „Weil du, sobald du alt genug bist, den Thron besteigen wirst.“, erklärt Serena schlicht. „Ich soll Königin werden?“, fragt das brünette Mädchen verblüfft. „Ja... dein Pferd hat es beschlossen.“, lächelt die Blauäugige. „Ich erkläre es dir unterwegs.“ Spät am Nachmittag trabt Serena in den Schlosshof. Sie ist müde, es war doch ein anstrengender Tag gewesen. Gerade als sie die letzte Stufe erreicht, kommt Seto aus dem Schloss gestürmt und schließt sie erleichtert in seine Arme. „Alles in Ordnung?“ erkundigt er sich besorgt. „Sicher... mir geht es sehr gut. Ich bin nur ein bisschen Müde.“, lächelt sie ihren Mann an. Der Brünette macht Anstalten sie auf seine Arme zu nehmen, doch das lehnt sie ab. „Nicht doch Seto... so müde bin ich nun auch wieder nicht.“, Serena haucht ihm einen Kuss auf die Wange und flüstert. „Wenn wir in unserem Zimmer sind, kannst du mit mir machen, was du willst.“ „Das ist ein Angebot, das ich nicht ausschlagen kann.“, raunt er zurück. In beiden Augenpaaren ist zu lesen, was Worte nicht ausdrücken können. Dieser Moment wird jäh unterbrochen. Baltrok kommt angestürmt, verbeugt sich höflich und sagt. „Herrin, wäre es zu viel verlangt, wenn ich euch um ein Gespräch bitte?“ In seiner Mine spiegeln sich seine Gefühle wieder... die Sorge und Erleichterung kämpfen mit Zorn und Verzweiflung um die Vorherrschaft. Seufzend lehnt sich Serena an ihren Mann, nur kurz, dann strafft sie ihre Haltung. „In einer halben Stunde im Thronsaal.“, stimmt sie dem Gespräch zu. Sie hätte es auch jetzt gleich führen können, doch ist es hier nicht der richtige Ort und außerdem knurrt ihr Magen. Hat die Herrscherin auch gehofft das sich ihr Heerführer beruhigt, so sieht sie sich enttäuscht. „Ihr seid unmöglich. Ich dachte wirklich ihr seid nun vernünftiger geworden. Aber nein... eure Majestät müssen mitten in der Nacht einen Ausritt machen – ohne Begleitschutz. Von dem Drachenflug mal ganz abgesehen. Serena, ihr seid die Königin dieses Landes, ihr könnt nicht so spontan Handeln wie ihr wollt.“, wirft der Hüne seiner Regentin vor. „Natürlich kann ich das und ich werde es mir auch von niemanden verbieten lassen. Ich frage nicht um Erlaubnis, wenn ich Freunde treffen will.“, stellt sie ein für allemal klar. „Aber ihr könnt euch nicht immer solcher Gefahren aussetzen.“, protestiert Baltrok verzweifelt. „Jetzt übertreibst du aber. Zur Zeit herrscht hier Friede. Was soll schon geschehen? Die einzige Gefahr geht von meinem Cousin aus. Die Feierlichkeiten die Toran plant, liegen mir schwer auf dem Magen.“, schiebt sie die Einwände des Rotblonden beiseite. „Ahhh.... ihr seid unmöglich.“, stöhnt der Heerführer resigniert auf. „Du wirst mir doch beistehen und mich gegen die Höflinge verteidigen?“ fragt sie mit einem unschuldigen Augenaufschlag. „Oh nein, Herrin. Diese Aufgabe kann ich wirklich beruhigt an euren Gemahl abgeben.“, wehrt Baltrok sofort ab. „Das ist nichts für mich.“ „Da irrst du dich mein Lieber. Als mein Heerführer erwarte ich von dir, das du an allem Feierlichkeiten teilnimmst. Außerdem kannst du dabei Toran unterstützen.“, bestimmt sie lächelnd, duldet dennoch keine Widerrede. „Wie ihr wünscht.“, ergibt sich der Soldat in sein Schicksal. Am nächsten Tag findet der erste Ball statt. Dieser wird zwar groß gefeiert, doch ohne allzu viele öffentliche Auftritte des Königspaares. Seit Tagen schon strömen die Menschen in die Stadt. Bald schon platzt sie aus allen Nähten und es kommen immer noch mehr Leute, die unbedingt einen Blick auf ihre geheimnisvolle Herrscherin werfen wollen. Der Heerführer hat es übernommen, die Ankömmlinge unterzubringen. Rings um die Stadt lässt er von seinen Soldaten Zelte aufstellen, die von den Reisenden gegen eine geringe Gebühr gemietet werden können. Auch die Verpflegung der vielen Menschen hat das Millitär übernommen. Verstärkt patrouilliert die Stadtpolizei durch die Straßen um dem zwielichtigen Gesindel das Leben schwer zu machen. Zur gleichen Zeit laufen die Vorbereitungen für die letzte und größte Feierlichkeit auf Hochtouren. Seufzend blickt Serena aus dem Fenster, wie gern wäre sie jetzt mit Seto draußen bei Drakos, doch steht sie hier, in ihrem Ankleidezimmer und muss das Wuseln der Schneiderinnen erdulden. Nach wie vor mag sie es nicht, sich so aufbrezeln zu müssen. Ihre Gedanken wandern zurück zu der Zeit, als sie das erste Mal in Roxantras ein-ritt. Toran hat sie damals mit Rowinas Hilfe, heraus-geputzt. Toran hat auch diesmal die Farben ihrer Kleider ausgesucht. Serena hat den Verdacht, das er dass schon lange vorbereitet hat. Ihr heutiges Kleid hat eine tiefblaue Farbe, mit silberner Stickerei an den Säumen. Die Ärmel sind weit geschnitten und mit zartem hellblauen Stoff gefüttert. Unzählige Kristalle sind auf den Rockteil gestickt und funkeln bei jeder noch so kleinen Bewegung wie die Sterne am Nachthimmel. Das Dekolletee reicht bis an den Ansatz ihrer Brüste, der Ausschnitt hinten gibt den Blick auf die halben Schulterblätter frei. Schlichter und doch aufwendig gearbeiteter Schmuck, der die Farben ihrer Augen widerspiegelt, ziert ihren Hals und die Ohren, ein kleines Diadem rundet das Bild vollkommen ab. Endlich sind die letzten Änderungen beendet und die Schneiderinnen ziehen sich zurück. Zum Glück ist ihr Reifrock nicht so ausladend, so das sie sich relativ gut hinsetzen kann. Noch ein paar Kissen in den Rücken gestopft und es ist einigermaßen bequem, immerhin kann sie nur auf der Kante des Stuhls sitzen. Ihr Mann kommt herein, stutzt kurz und lächelt dann bewundernd. „Du siehst fabelhaft aus. Würde ich dich nicht schon so sehr lieben, wäre es jetzt um mich geschehen.“ „Das kann ich nur zurück geben.“, meint sie, während sie ihren Liebsten mustert. Ihr Cousin hat sich auch bei Seto ins Zeug gelegt. Dieser trägt einen Anzug im gleichen Farbton wie ihr Kleid. Die gleichfarbige Weste unter dem Gehrock, ist mit silberner Stickerei verziert, die das gleiche Muster hat wie die ihre. Ein hellblaues Hemd mit dezenten Rüschen rundete das Bild ab. Die ebenfalls dunkelblaue Hose schmiegt sich an die Beine und endet über den blanken, schwarzen Halbschuhen. Als Seto auf sie zukommt erkennt sie, das sein Jackenkragen auch mit kleinen Kristallen bestickt ist. Serena steht auf und schreitet ihrem Mann entgegen, legt ihre Arme um seinen Nacken und küsst ihn voller Liebe. Seine Hände legen sich sanft auf ihre Hüften, während er den Kuss erwidert. „Wird dir das alles auch nicht zu viel?“ will er nach dieser Zärtlichkeit wissen und streicht behutsam über ihren Bauch. „Nein... du bist ja bei mir, mit dir an meiner Seite wird mir nichts zu viel.“, zerstreut Serena seine Sorge. Es klopft, gleich darauf öffnet sich die Tür und Toran steckt seinen Kopf herein. „Es ist Zeit, ihr Turteltauben. Die Gäste warten.“, verkündet er. Dieser Ball ist der Auftakt zu einer Reihe von Feierlichkeiten und offiziellen Terminen die dem Königspaar kaum Zeit zum Luft holen lassen. Drakos ist ein bisschen verärgert darüber, er hätte so gern mehr Zeit mit Serena verbracht. Doch bleiben ihm nur die paar Minuten, in denen er im Schlossgarten landet um mit ihr zu reden. Auch die Schwarzhaarige bedauert es sehr, sie verspricht dem Drachen, nach der letzten Feier einige Zeit mit ihm zu verbringen. Zu gern würde sie auch seine Mutter, Sheherazade, wieder sehen. Der letzte Tag der Feierlichkeiten bricht an. Am Vormittag soll die symbolische Hochzeit Setos und Serenas stattfinden. Schon früh am Morgen ist die Bevölkerung auf den Beinen und säumt den Weg, den die Kutsche des Königspaares nehmen wird. Im Schloss wird der 'Braut' geholfen sich zu frisieren und das Kleid anzuziehen. Schließlich steht sie fertig angekleidet vor ihrem Cousin. „Ein rotes Brautkleid. Wie bist du auf diese Idee gekommen?“ erkundigt sich Serena bei Toran. „Ach weißt du, ich hab an das Kleid gedacht, das du an hattest als wir uns in die Stadt 'geschlichen' haben.“, grinst der Prinz breit. „Daran musste ich schon bei dem blauen Ballkleid denken.“, lacht Serena. „Eigentlich Schade, das dein Herz an Baltrok vergeben ist. Bei deinem guten Kleidergeschmack, würde jede Frau an deiner Seite wie ein Juwel aussehen.“ „Das denke ich nicht... es sei denn du wärst diese Frau.“, wiegelt der Prinz ab, dann zwinkert er seiner Cousine zu. „Ich bin gespannt was du zu deinem Krönungskleid sagen wirst.“ „Ich muss mich umziehen?“ seufzt die Königin. „Dieses Kleid hier ist doch wunderschön.“ „Schon... aber gerade die Krönung ist der Höhepunkt der Feierlichkeiten, dem soll auch die Kleidung gerecht werden.“, erklärt der Thronfolger. Diese Hochzeit findet im Tempel der Drachenhüter statt, Serena hat darauf bestanden. Der Weg dorthin wird von den vielen Besuchern gesäumt, die einen Blick auf das 'Brautpaar' erhaschen wollen. Jenes legt den Weg in einer weißen offenen Kutsche, gezogen von vier Schimmeln, zurück. Von dem mit blauen Stoff bezogenen Polster hebt sich das Rot des Kleides und das Weiß des Anzuges besonders hervor. Seto fühlt sich immer noch nicht so wohl in dieser Aufmachung, kann es aber gut verbergen- nur seine Frau weiß wie es in ihm aussieht. Immer wieder schenkt sie ihm ein aufmunterndes Lächeln. Die Menschen erinnern sich bei ihrem Anblick an ihren Drachenflug vor ein paar Tagen, an jenem Tag trug sie ebenfalls ein rotes Kleid. Die Bevölkerung bejubelt das Paar voller Begeisterung, welches fröhlich zurückwinkt. Selbst der sonst so kühle Geschäftsmann kann sich dieser Atmosphäre nicht länger entziehen. Seine Augen strahlen mit denen seiner Frau um die Wette und ihren Untertanen schenkt er ein ebensolches Lächeln. So manche Frau beneidet die Königin um diesen Mann, so wie mancher Mann ihn um seine Frau beneidet. Von der Trauung selbst bekommt die Bevölkerung nicht viel mit. Nur wenigen ist es gelungen sich einen Platz im Tempel zu sichern. Den weniger Glücklichen bleibt nur zu warten bis die Zeremonie vorbei ist. Nach etwa einer Stunde ist diese beendet und das 'frischvermählte' Paar tritt vor den Tempel. Das erste Mal seit sie in Gesyria ist nimmt sie ein 'Bad in der Menge'. Dieser Wunsch seiner Königin verursacht Baltrok graue Haare. Mit Argusaugen beobachtet er die Menge, damit Serena und Seto nichts geschieht. Toran hält sich die ganze Zeit im Hintergrund, nur wenn es gar nicht anders geht, steht er an der Seite seiner Cousine und ihres Mannes. Schließlich zieht sich das Herrscherpaar wieder in die Tempelanlage zurück. Hier werden sie sich für die Krönung umziehen und von hier wird ihr Weg zu dem großen Festplatz führen. Die Regentin ist müde, doch sucht sie die Hohepriesterin Rowina auf, bevor sie sich für ein paar Stunden hinlegt. „Seid ihr sicher, das ihr das machen wollt?“, erkundigt diese sich gerade bei Serena. „Das stand doch nie außer Frage.“, antwortet die Schwarzhaarige und reibt sich den verspannten Nacken. „Wie geht es eurem Schützling?“ wechselt sie das Thema. „Ihr geht es recht gut. So langsam kann sie sich mit dem Gedanken anfreunden.“, berichtet die blonde Frau. „Das wird schon, sie hat ja Hilfe.“, lachte Serena. „Das hat sie allerdings.“, lächelte die Hohepriesterin milde. „Drakos hat einen Narren an ihr gefressen.“ „Ich bin noch gar nicht weg und er wird mir schon untreu.“, witzelt die Herrscherin. „Ihr wisst das es so nicht ist.“, verteidigt die Ältere den Jungdrachen. „Natürlich weiß ich das. Wisst ihr, wo er sich gerade befindet?“, zu gern würde sie sich mit ihrem Freund noch mal unterhalten. „Nein, er ist am Morgen fortgeflogen, hat aber versprochen pünktlich wieder zurück zu sein.“, entgegnet Rowina. „Schade...“, seufzt die junge Frau. „Ich werde mich noch für ein paar Stunden hinlegen. Es war die letzten Tage doch ziemlich anstrengend. Seid so gut und weckt mich rechtzeitig.“ „Natürlich, eure Hoheit.“, lächelt die Hohepriesterin und verbeugt sich leicht. Mit einen Nicken verabschiedet sich die Regentin und sucht die ihr zugewiesenen Räumlichkeiten auf. Seto hat keine Zeit sich auszuruhen, ihm werden die letzten Kleinigkeiten der Zeremonie nahe gebracht. Sehr zu seiner Erleichterung hört er, das er keine Rede halten muss. Es ist nicht so, das er Probleme hat vor vielen Menschen zu reden, aber er könnte nichts gutes über dieses Land sagen. Er hat es nur von seiner finstersten Seite kennen gelernt... dieses Land hätte ihm beinahe das Wichtigste in seinem Leben genommen – Serena. Nein, Seto konnte wirklich kein Loblied auf Gesyria singen, das war nicht seine Art. Zu gegebener Stunde klopft es leise an die Tür Serenas, sogleich wurde diese vorsichtig geöffnet und eine Zofe schlüpfte hinein. „Herrin? Seid ihr wach? Es ist Zeit sich für die Krönung anzukleiden.“, macht die Frau auf sich aufmerksam. „Ich bin wach.“, antwortet Serena und richtet sich seufzend auf. Ihr Blick geht zu der Zofe und mustert die Frau. „Euch kenne ich noch nicht. Wie heißt ihr?“ „Runa, Hohheit, ich bin Runa.“, knickst die Zofe und senkt respektvoll ihr Haupt. „Ihr wollt mir helfen das Kleid anzuziehen, Runa?“ erkundigt sich die Herrscherin, ein unbestimmtes Gefühl warnt sie vor dieser Frau. Doch schiebt sie es beiseite, mit ihrem Sieg über Cougar hat sie das Böse besiegt. Außerdem bei den vielen Wachen die Baltrok hier überall verteilt hat, kann ihr gar nichts passieren. „Ja Herrin. Wollt ihr euch noch erfrischen, bevor wir beginnen?“, fragend richten sich die grauen Augen der Frau auf Serena. Diese nickt, steht auf und geht an die Waschschüssel. Das kühle Wasser weckt ihre Lebensgeister. Die Ruhe hat ihr gut getan, auch ihr Ungeborenes verhält sich ruhig. Lächelnd legt sie ihre Hände auf den kleinen Babybauch. „Hoheit... es wird Zeit.“, bringt Runa sie wieder in die Wirklichkeit zurück. „Sicher...“ Die Frauen betreten das Ankleidezimmer. Serena verschlägt es fast den Atem als sie das Krönungskleid sieht. Schwerer silberner Brokat bildet die Basis, aufwendige Stickereien in eis-und dunkelblau zieren die Säume. Der Rockteil ist in mehreren Stufen gearbeitet, deren Abschluss feinste Spitze bildet. Der dazugehörige Umhang ist dunkelblau. Darauf wurde das Wappen Gesyrias gestickt – der weiße Drache. Der dazugehörige Schmuck ist entsprechend schlicht und rundet das Bild lediglich ab. Die Insignien des königlichen Amtes wird Serena erst bei der Zeremonie bekommen. Eine Sache bei der sie sich durchsetzen konnte. Allein hätte Serena diese Kleid nie anziehen können, Runa hilft ihr und schließlich ist sie fertig. Die Königin sitzt vor ihrem Spiegel um sich fertig zu schminken. Die Zofe steht hinter und bändigt das Haar der Regentin. „So kurz euer Haar auch ist, so eigenwillig ist es auch.“, stöhnt sie verhalten. Wieder greift sie zur Bürste um eine Strähne in ihre Position zu bringen, damit sie mit einer Klammer befestigt werden kann. „Seid froh das es kurz ist. Mein langes Haar war noch schwieriger zu bändigen.“, schmunzelt Serena. „Das glaube ich gern.“, lächelt Runa. Hinter dem Rücken der Herrscherin, löst sie die Verriegelung an der Bürste.... Drakos hat sich in das versteckte Tal zurückgezogen, ihm ist einfach zu viel Trubel um den Tempel herum. Außerdem schmollt er ein wenig mit Serena. Sie hat die letzten Tage kaum Zeit für ihn gehabt. Entspannt liegt er in der Sonne und denkt über die Zeit nach, in der seine Seele von Serena beherbergt wurde. Es ist eine schwere Zeit für beide gewesen, doch haben sie diese gemeistert und heute würde dieser Abschnitt aus Serenas Leben seinen Abschluss finden. Der Jungdrache weiß was seine Freundin vorhat, auf der einen Seite bedauert er es, auf der anderen kann er sie gut verstehen. Ein Gefühl der Gefahr erfasst ihn. Alarmiert springt er auf und hebt witternd seinen Kopf in die Luft. „Serena.“, flüstert er. Sekunden später befindet er sich in der Luft, seine Gedanken suchen nach Rowina, der Hohepriesterin. Doch kann er sie nicht finden, er erreicht jemand anderen. Dieser Andere ist Justus, der sich zur Meditation zurück gezogen hat. Die Warnung Drakos trifft ihn wie ein Keulenschlag. Hastig springt er auf und rennt, so schnell ihn seine Beine tragen, hinaus aus dem Tempel, quer über den Innenhof in das Gebäude, in dem Serena untergebracht ist. Verwundert blicken ihm Toran und Baltrok nach, die sich im Innenhof aufhalten und noch Einiges besprechen. „Justus hat es aber eilig.“, stellt der Prinz irritiert fest. „Da stimmt was nicht.“, entgegnet der Heerführer. Der angespannte Gesichtsausdruck des Priesters lässt die Alarmglocken des Soldaten schrillen. Augenblicklich setzt er hinter dem Älteren her und holt diesen bald ein. „Wartet... Was ist los?“ fragt Baltrok knapp. Justus bleibt atemlos stehen, er muss sich abstützen und ringt heftig nach Luft. „Serena... Gefahr.“, bringt er schließlich heraus. Sekundenlang starrt der Hüne den Älteren an, dann macht er kehrt und hetzt die Gänge entlang, dicht gefolgt von Toran, der die Worte Justus' mitbekommen hat. Die Schwarzhaarige erstarrt, als sie das kühle Metall der Klinge an ihrem Hals spürt. „Wieso?“ fragt sie nur. „Kannst du Hexe dir das nicht denken?“ bekommt Serena nur diese Gegenfrage als Antwort. Jede Freundlichkeit ist aus Runas Stimme verschwunden und hat purem Hass Platz gemacht. Fieberhaft sucht die Königin nach einem Ausweg, doch gibt es keinen. Das Messer, welches als Griff einer Bürste getarnt war, drückt ihr leicht in die Haut. Serena ist wahrlich nicht in der Position sich zu wehren. „Wenn ich es könnte, hätte ich nicht gefragt.“, unternimmt sie den Versuch Zeit zu schinden. Überheblich lacht Runa auf, eisig starrt sie ihrer beider Spiegelbild an. „Du hast Glück, ich bin in guter Stimmung und werde dich nicht dumm sterben lassen.“, sie macht eine kleine Pause, Hass verzerrt ihr Gesicht, als sie fortfährt. „Du hast meinen Vater getötet... weißt du es jetzt? Nein... Rudger war mein Vater. Du hast ihn gezwungen sich selbst aufzugeben und mit seinem Bruder eine Verschmelzung durchzuführen. Und mit einem miesen Trick hast du ihn ermordet.“ „Das ist so nicht wahr!“, bestreitet Serena, ungeachtet der Gefahr in der sie sich befindet, diesen Vorwurf. „Ich habe ihn zu nichts gezwungen. Er und sein Bruder Rupert, mein Stiefvater, waren verblendet vor Machthunger. Ihnen war jedes Mittel recht um ihr Ziel zu erreichen... ohne Skrupel haben sie die alte böse Magie beschworen. So wollten sie sich einen Vorteil für den, von Rudger selbst vorgeschlagenen Zweikampf, verschaffen.“ „Willst du etwa sagen das du fair gekämpft hast?“ giftet die Attentäterin erbost. „Genau das... ich habe keine miesen Tricks benutzt.“, bestätigt die Herrscherin ruhig. „Lügnerin... du hast dich mit den Drachen verbündet. Nur mit Hilfe der Drachenmagie konntest du gewinnen.“, ereifert sich die Brünette. „Das stimmt... ich habe deinen Vater mit Hilfe der Magie besiegt, hinter der er her war. Dafür hat er getötet und Intrigen gesponnen. Sein Bruder war der Teufel der mein Leben ruinierte... Rudger war derjenige der mich in dieses Land holte um an diese Macht zu kommen.“, verteidigt sich Serena vehement. Der Druck an ihrer Kehle verstärkt sich, aber die junge Königin hat nicht vor nachzugeben, Obwohl sie Angst um ihr Kind hat. Runa scheint über die Worte nachzudenken, aber ihr Hass sitzt zu tief. Inzwischen konnte Serena, von der Frau hinter ihr unbemerkt, die Nadel ihrer Brosche öffnen und sie so in ihrer Hand drehen, das sie zustechen kann. „Du versucht dich aus deiner Schuld zu reden, aber das gelingt dir nicht.“, zischt Runa, „Heute an deinem 'Ehrentag' wirst du sterben.“ In diesem Augenblick fliegt die Tür krachend auf und Baltrok stürmt mit gezogenen Schwert herein. Die Tochter Rudgers zuckt kurz zusammen, lässt sich ablenken, das gibt Serena diesen kurzen Moment Zeit, in dem sie handeln kann. Gedankenschnell sticht sie der Brünetten die Nadel der Brosche in die Messer haltende Hand. „Du Schlange.“, keift Runa, nur mit Mühe kann sie das Messer in der Hand behalten. „Das wirst du büßen.“ „Weg von Serena!“ befiehlt der Heerführer und bringt sich mit zwei Sätzen hinter die angebliche Zofe, packt sie an der Schulter, reißt sie herum und schleudert sie an die Wand. Sofort ist er bei ihr und drückt ihr die Schwertklinge an den Hals. Toran und Justus kümmern sich um Serena, die nun doch etwas blass um die Nase ist. „Alles in Ordnung, Cousinchen?“ erkundigt sich Toran sorgenvoll. Serena nickt nur, sie ist im Moment zu aufgewühlt um zu sprechen. Justus untersucht ihren Hals, nur eine kleiner roter Fleck zeugt von der Messerattacke. „Ihr habt Glück gehabt.“, flüstert der Priester. Wieder nickt die Schwarzhaarige nur. Inzwischen haben einige Wachsoldaten Runa abgeführt, ebenso ist Rowina eingetroffen. „Ihr zieht die gefährlichen Situationen an, wie das Licht die Motten.“, bringt es Baltrok auf den Punkt. „Solange ihr mich beschützt kann mir doch nichts passieren.“, bedankt sich die Königin bei allen. „Woher wusstest du eigentlich das ich in Gefahr bin?“ „Von ihm.“, erklärte Toran und deutet auf den Priester. Verwundert sieht die Regentin ihn an. Seufzend beantwortet Justus die unausgesprochenen Frage. „Drakos war plötzlich in meinem Geist und hat gesagt das ihr in Gefahr seid. Seine Nachricht klang so dringlich, das ich nicht weiter nachgefragt habe. Unterwegs begegnete mir zum Glück euer Heerführer...“ Wieder fliegt die Tür auf, Baltrok und Toran wirbeln herum und ziehen gleichzeitig ihre Schwerter. Nur kurz lässt sich der Ankömmling davon irritieren, sein sorgenvoller Blick richtet sich auf seine Frau. „Seto...“, Serena springt auf und läuft ihrem Mann entgegen. Erleichtert schließt er sie in seine Arme. Nur mühsam kann sie ein Schluchzen unterdrücken, sie muss Haltung bewahren. Dennoch braucht sie die Stärke ihre Mannes um über diesen Vorfall hinweg zu kommen. „Was ist passiert?“ fragt er hart, sein Blick fixiert den Rotblonden. Mit kurzen Worten schildert Baltrok die Situation und fügt hinzu. „Herrin, in Anbetracht dieser Geschehnisse, halte ich es für besser die Feierlichkeiten abzusagen. Ich kann nicht mehr für eure Sicherheit garantieren.“ „Wäret ihr im vornherein nicht so nachlässig gewesen, wäre gar nichts passiert.“, wirft Kaiba dem Heerführer vor. „Hört auf.“, geht Serena dazwischen. Sie dreht sich in der Umarmung zu Baltrok um und sieht diesen entschlossen an. Ihre Hände verschränkt sie mit denen ihres Mannes, sie hofft, das er ihre Entscheidung versteht. „Es bringt nichts, hinter verpassten Gelegenheiten her zu weinen. Es ist noch mal alles gut gegangen.“, beginnt sie, „ Und was die Feierlichkeiten betrifft... Baltrok, du solltest mich inzwischen gut genug kennen um zu wissen, das ich nicht kneife. Es wird nichts abgesagt.“ Sie hört wie ihr Mann unwillig schnauft und spürt wie er sie gleichzeitig an sich drückt. „Ihr habt die Entscheidung eurer Königin gehört. Was steht ihr hier noch rum? An die Arbeit und vergesst nicht Drakos zu danken.“, vernimmt sie die befehlsgewohnte Stimme ihres Mannes. Baltrok öffnet den Mund um zu widersprechen, doch Toran klopft ihm auf die Schulter. „Lass es, gegen die Beiden kannst du dich eh nicht durchsetzen.“, tröstet er den Hünen. Auf sein Kopfnicken hin verlassen der Priester und die Hohepriesterin den Raum, der Prinz folgt ihnen, in der Tür bleibt er stehen und sieht sich um. Der Heerführer ringt noch mit sich, gibt aber schließlich nach. „Ich halte es immer noch für zu gefährlich.“, brummt er unwillig vor sich hin, verbeugt sich leicht vor dem Königspaar und folgt den Anderen. Der Zeitpunkt der Krönung rückt immer näher, der gesamte Weg von der Tempelanlage bis zum Festplatz wird von aufgeregten Menschen gesäumt. An den begehrtesten Stellen stehen die Leute schon seit dem Vortag und warten. Soldaten bilden die Barriere zur Straße, sie sorgen für die maximal mögliche Ordnung, das die Präsenz der Krieger erhöht wird, fällt niemanden auf. Noch jemand patrouilliert verstärkt... die schwarzen Rotaugen. In unterschiedlichen Höhen streichen sie immer wieder über die Menschenmassen hinweg. Auf den Anhöhen rings herum haben sich die unterschiedlichsten Drachen niedergelassen und verfolgen das Geschehen unter ihnen. In der Tempelanlage werden die Pferde aus den Stallungen geholt. Zuerst sah das Protokoll vor, das dass Königspaar mit der Kutsche fahren sollte. Doch Anbetracht der Umstände, zieht es Serena vor zu reiten. Auf ihren Hengst kann sie sich verlassen, abgesehen davon, das er diesen prunkvollen Auftritt mehr als Verdient hat. Tien-Ma hat sich ausnahmsweise widerstandslos von dem Stallpersonal herausputzen lassen. Stolz tänzelt er nun neben einem Stallburschen her, kaum das er Serena sieht reißt er sich los und trabt zu ihr hin. „Hallo mein Hübscher.“, begrüßt sie ihn und streichelt sein seidiges Fell. Zufrieden schnaubt der Hengst auf. „Vorsicht, ich werde sonst noch eifersüchtig.“, flüstert Seto seiner Frau schmunzelnd ins Ohr. „Nicht nötig, du kriegst deine Streicheleinheiten, wenn wir allein sind.“, raunt sie lächelnd zurück. Seto hilft seiner Frau in den Sattel, erklimmt dann sein eigenes Tier, das zwar ebenfalls schwarz aber nicht ganz so imposant ist wie das Reittier der Königin. Kaum das die Regentin im Sattel sitzt, drapieren die Zofen eilig das Kleid und den Umhang auf dem Pferd. Schließlich ist alles fertig, der Heerführer reitet mit einer kleinen Abteilung Soldaten vor weg. Es folgen das Königspaar, der Prinz, Silas und einige wichtige Adelige, Gunnar bildet mit einer weiteren kleinen Abteilung Soldaten den Schluss. Sobald Serena in das Blickfeld ihrer Untertanen kommt, bricht frenetischer Jubel aus. Das ist selbst für die kampferprobten Pferde zu viel, nervös tänzeln sie unter ihren Reitern. Das Königspaar lächelt und winkt seinem Volk zu, Serena reitet spontan an die Menschen heran und schüttelt immer wieder Hände. Der Weg scheint kein Ende zu nehmen und doch erreichen sie letztendlich den Festplatz. Auch hier wird das Paar gefeiert, kaum ein Platz ist noch frei, nur die Stellen die frei bleiben müssen sind es noch. Serena hat fast das Gefühl das sich alle Bewohner Gesyrias hier versammelt haben. Lautes Rauschen großer Flügel kündigt die weißen Drachen Sheherazade und Drakos an, die ihre Plätze rechts und links neben dem eigens hierfür gebauten Thron einnehmen. Auch die Generäle, der Heerführer, der Prinz und die anderen aus dem Zug suchen ihre Plätze auf. Zuletzt steigen Serena und Seto von ihren Pferden, ihr Weg wird von den Drachenhütern gesäumt. Eine fast schon unnatürliche Stille legt sich über den Platz, als sich Königin und König setzen. Verstohlen drückt Serena die Hand ihres Mannes, zu gern hätte sie sich gedrückt, aber es ging nicht. Flüchtig wirft sie Drakos einen Blick zu, schickt ihm ein dankbares Lächeln, der Drache zwinkert ihr zu und scheint zu grinsen. Die Hohepriesterin Rowina hebt die Stimme an und lenkt alle Aufmerksamkeit auf sich. „Volk von Gesyria, heute wird abgeschlossen, was vor langer Zeit begann...“, Rowina deutet auf die Königin. „... Nathalia Serena, Tochter von Letizia und Enkeltochter Deringars, wurde vom Volk, in seiner schwersten Stunde, zur Königin gewählt. Heute sind wir hier, um dies mit allen Ehren zu feiern und um Königin Nathalia Serena die Insignien der Macht zu übergeben...“, die Blauäugige erhebt sich und geht auf Rowina zu. „... Das Drachenschwert zum Schutze des Volkes...“, die Priesterin wendet sich Justus zu, der das gewünschte bereithält. Geschickt gurtet Rowina ihrer Königin das Schwert um. „... die Schriftrolle der alten Bündnisse, um weise zu regieren...“, die blonde Frau legt eine schlichte Papierrolle in die Hände Serenas. „... zuletzt die Krone, als Zeichen für den Fortschritt und das Bewahren der alten Werte.“ Die Hohepriesterin setzt dieses Symbol vorsichtig auf Serenas Haupt, tritt einige Schritte zurück und verbeugt sich tief vor der Königin Gesyrias, danach zieht sie sich zurück. Nach dem ehrfürchtigen Schweigen folgt ohrenbetäubender Jubel. Serena kommt sich ein wenig verloren vor, sie sieht sich nach ihrem Mann um. Dieser nickt ihr aufmunternd zu, er ist sehr stolz auf seine Frau. Die Schwarzhaarige wendet sich wieder um, verneigt sich vor ihrem Volk, dann hebt sie die Hand und augenblicklich wird es still. Was sie jetzt tun will wird nicht einfach und sie hofft inständig, das sie die richtigen Worte findet. „Ich danke dem Volk von Gesyria für das große Vertrauen, das es in mich gesetzt hat. In einer Zeit, die nicht hätte schwerer sein können. Es ist kein Geheimnis, das ich zwar hier geboren, aber nicht aufgewachsen bin. Mich verband nichts mit diesem Land, ich wusste nicht einmal das es Existiert bis mich Rudger her holte und mich auf mein Erbe hinwies. Von diesem Tag an war mein Schicksal eng mit dem dieses Landes verknüpft.... enger als es mir von Geburt an bestimmt war. Neben Hass, Gewalt und Intrige fand ich hier auch Freundschaft, Liebe und Loyalität. Vor allem fand ich hier meine Familie. Alles was ich erreicht habe, hätte ich ohne meine Familie und meine Freunde nicht geschafft...“ , Serena deutet während sie spricht auf Drakos, Toran Baltrok, Gunnar, Silas, Justus und Rowina. „... dieses Land hat es ihnen zu verdanken, das nun Frieden herrscht. Meine Aufgabe hier ist getan, es wird Zeit für mich in meine Welt zurückzukehren.... zu meiner Liebe und meiner neuen Aufgabe...“, lächelnd streicht sie sich über ihren Bauch. „... Ich danke dem Volk Gesyrias für sein Vertrauen und gebe ihm die Krone zurück.“ Nach ihren Worten herrscht absolute Stille, nur der engste Kreis um Serena weiß das sie heute abdanken will. Überraschtes Murmeln brandet auf. Wieder hebt die Königin ihre Stimme, die dank der Drachenmagie von allen klar gehört werden kann. „Doch ich gehe nicht, ohne die Nachfolge bestimmt zu haben. Die Herrschaft meiner Blutlinie wäre beendet gewesen, selbst wenn ich geblieben wäre. Ein Bruder Tien-Ma's...“, sie deutet auf den Schwarzen, der sich ob der plötzlichen Aufmerksamkeit, in Positur wirft. „... Shun, hat die nächste Blutlinie gewählt.“ Serena wendet sich nach links, Pferdegetrappel ertönt. Hinter dem Jungdrachen Drakos taucht ein weißes Pferd auf. Dessen junge Reiterin hat kastanienrotes Haar, das zu einer kunstvollen Frisur hochgesteckt ist, und tiefgrüne Augen. Ihre mädchenhafte Gestalt steckt in einem dunkelgrünen Kleid, das ähnlich geschnitten ist wie das Serenas. Während das Mädchen absteigt und zu der Schwarzhaarigen geht, stellt diese das Kind dem Volk vor. „Ich habe die Ehre euch eure künftige Königin Aemia vorzustellen. Prinz Toran wird die Geschicke des Landes lenken, bis die Prinzessin Volljährig wird und den Thron besteigen kann.“ Aemia hat die Regentin erreicht, diese verbeugt sich vor dem Teenager. Das Mädchen errötet, sie fühlt sich unwohl. Nachdem Serena sich wieder aufgerichtet hat, nimmt sie die Hand des Mädchens und winkt Toran, Baltrok und Rowina zu sich. Serena lässt die Hand der Zwölfjährigen wieder los, wendet sich ihrem Cousin zu. „Toran, du wirst als Kronprinz über das Land herrschen bis Aemia einundzwanzig ist, sei ihr ein gutes Vorbild und lehre sie alles um weise regieren zu können...“, sie überreicht ihm die Papierrolle, dann richtet sie ihre Worte an Baltrok. „... Baltrok, Heerführer von Gesyria, beschütze dieses Land und seine Bewohner weiterhin gegen seine Feinde...“, Serena löst den Gurt an dem das Drachenschwert hängt und legt es in die Hände des Hünen. Als letztes wendet sie sich der Hohepriesterin zu. „... Drachenhüterin Rowina, Bindeglied zwischen Mensch und Drache, sorge weiterhin für das Bestehen der alten und auch der neuen Werte.“ Nun nimmt die junge Frau ihre Krone von ihrem Haupt und übergibt sie der Priesterin. Ein letztes Mal richtet sie ihre Worte an die versammelten Menschen. „Das war meine letzte Handlung als eure Königin. Nun kann ich beruhigt in meine Welt zurück kehren, denn ich weiß das Land in guten Händen. Ihr seht nun einer neuen Zukunft entgegen, macht das Beste daraus, vor allem wünsche ich mir mehr Toleranz der Liebe gegenüber. Denn nur mit ihrer Hilfe wurde das Unmögliche möglich. Mein Gemahl und ich verlassen euch jetzt, ob für immer...“, ein wehmütiges Lächeln geht über ihr Gesicht, Seto tritt an ihre Seite und nimmt ihre Hand. „... das weiß nur das Schicksal.“ Sheherazade und Drakos bringen das Paar nach Hause, eine neue Zeitrechnung beginnt in Gesyria. Die Hohepriesterin schreibt die Geschichte Nathalia Serenas nieder und auch Justus hält seine Erlebnisse auf Papier fest und hofft das niemals eintritt, was er befürchtet und für sich behält. ENDE ... ist es das wirklich? Unbemerkt in einem verborgenen Tal dringt, kaum sichtbar, das Dunkle wieder an die Oberfläche und raubt jedem Lebewesen die Seele. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)