Tales of Shortcut von Felidae_Atsutane (Kleine Geschichten zu Tales of Symphonia) ================================================================================ Kapitel 7: Warum ist Schnee weiß? --------------------------------- So etwas entsteht, wenn ich bei meiner besten Freundin übernachte, beziehungsweise wir die Nacht durchmachen. Ein kleiner Weihnachtsoneshot ganz im Oyako-Style. Ich freue mich, auf eure Kommentare. Frohe Weihnachten! Auch, wenn der Osterhase gerade erst vorbei gehüpft ist. ____________________________________ Zimtduft schwebte in dem von wohliger Wärme erfüllten Wohnzimmer, von Lloyds kleinem Häuschen, welches im verschneiten Iselia-Wald lag. Die Tanne, die Kratos und Lloyd gemeinsam geschlagen hatten, stand festlich geschmückt nahe des Kamins, in dem ein Feuer knisterte. Lloyd saß an die Schulter seines Vaters gelehnt auf dem bequemen Sofa, das das Erdgeschoss seit Neustem möblierte, und trank einen Becher dampfenden Kakao, den Kratos für sie beide gekocht hatte. »Genauso haben Anna und ich an unserem letzten gemeinsamen Weihnachten zusammengesessen …«, meinte Kratos nachdenklich, wobei seine tiefe Stimme einen zärtlichen Unterton bekam. Es war selten, dass sein Vater dieses Thema von sich aus ansprach. Lloyd Neugier war geweckt. »Wie war es damals?«, wollte der Braunhaarige wissen. Kratos schwieg kurze Zeit, bevor er mit einem sehnsuchtsvollen Glänzen in seinen braunen Augen zu erzählen begann … »Du warst gerade drei Jahre alt geworden und wuchst sehr schnell heran. Schnee war für dich ein kleines Wunder, das deine unschuldigen Kinderaugen, einem Zauber gleich, mit verspielter Freude füllte, die mein Vaterherz höher schlagen ließ. Ein Wunder der schönen, blauen Welt, in der es keine Angst und kein Leid gab, wie Anna sie nannte. Auch in dieser Weihnachtsnacht schneite es. Während deine Mutter drinnen die Bescherung vorbereitete, gingen wir hinaus. Einmal mehr faszinierte dich der Schnee, der lautlos auf uns herabfiel. Du griffst nach einer Flocke, die in deiner Hand natürlich sofort schmolz. Als du mich fragtest, warum das so sei, antwortete ich, dass der Schnee nur seine Farbe verlor. Daraufhin wolltest du wissen, warum Schnee weiß war …« Lloyd lauschte den Worten des alten Engels aufmerksam. De Erinnerungen seiner Kindheit waren für ihn kostbare Schätze, die allein sein Vater ihm schenken konnte, da er es selbst nicht mehr vermochte, diese Bilder in seinem Gedächtnis wiederzufinden. »Ich begann«, fuhr Kratos fort, »dir eine Geschichten zu erzählen, die mir einst mein Großvater erzählte. Einst, vor langer Zeit, solange her, dass niemand weiß, wann es war, kam das erste Mal der Schnee auf die Welt. Alles um ihn herum hatte bereits eine Farbe, nur er selbst nicht. Das wiederum machte ihn traurig. Also beschloss er, die anderen Dinge der Welt zu fragen, ob sie ihm etwas von ihrer Farbe abgeben würden. Doch niemand hörte ihn. Der Himmel war zu weit weg, kein Tier zeigte sich im Winter und die Erde schlief, gemeinsam mit allen Blumen. Bis auf einer. Sie war ganz weiß und das gefiel dem Schnee sehr. Also fragte er diese Blume, ob sie ihre Farbe mit ihm teilen würde. Sie bejahte, allerdings bat sie ihn dafür, dass er ihr ihren Namen lieh, da sie selbst keinen besaß. Und so bekam der Schnee seine weiße Farbe und das Schneeglöckchen seinen Namen.« Kratos hatte die Geschichte mit einer Zärtlichkeit vorgetragen, die soviel väterliche Wärme in sich trug, dass Lloyd sich auf einmal wie eben jenes Kind fühlte, das auf den Schultern seines Vaters saß und von ihm die Welt erklärt bekam, die ihm noch so fremd war. Es war ein angenehmes Gefühl, das ihn beschlich. »Das ist eine schöne Geschichte«, meinte der Braunhaarige. »Dir hat sie damals auch gefallen«, sagte Kratos. »Wenig später rief Anna uns herein und sagte, dass der Weihnachtsmann da war.« Der Rothaarige schmunzelte, als er weitersprach. »Sie hatte mich gebeten mit dir hinauszugehen, damit sie alles vorbereiten konnte. Du warst auf einmal total aufgeregt und wolltest unbedingt hinein. Deine braunen Augen wurden groß, als du den Weihnachtsbaum erblicktest, der in schönster Pracht glitzerte und funkelte. Darunter lagen drei Geschenke. Eines davon, das größte, war für dich. Da du ein sehr liebes und artiges Kind warst, wartetest du brav darauf, dass wir dir erlaubten es auszupacken. Dein kleines Herzchen schlug ganz schnell vor Aufregung, das merkte ich, als ich dich herunterließ. Und ich wusste, dass deine freudige Erwartung nicht enttäuscht werden würde, hatte ich das Geschenk, dass dich erwartete schließlich selbst gemacht. Genügsam wie du warst, risst du das Papier nicht einfach herunter, sondern batest deine Mutter um Hilfe um es nicht zu zerreißen. Als du das Schaukelpferd in Form eines Terranis erblicktest, durften meine Ohren einmal mehr dein helles und klares Kinderlachen vernehmen, welches meine Sorgen und Ängste immer wieder aufs Neue hinfort trug. An deiner nächsten Handlung erkannte man, wie aufmerksam du mir zugehört hattest. Denn du fragtest Noishe, ob er etwas dagegen hätte, wenn du dein Schaukelpferd nach ihm benennen würdest. Anna und ich lachten. Und du lachtest mit, obwohl du nicht wusstest, weshalb wir es taten. Du lachtest einfach das unschuldige Lachen eines Kleinkindes, das keine Angst kannte.« Kratos verstummte. Lloyd war gerührt von der Erzählung seines Vaters, die ihn mehr wärmte als der Kakao, den er trank. Er schmiegt sich an den alten Engel, dessen Augen noch immer sehnsuchtsvoll schimmerten. Kratos legte einen Arm um seinen Sohn, den er mehr liebte als sein eigenes Leben. Auch, wenn er es nicht zu zeigen vermochte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)