Tales of Shortcut von Felidae_Atsutane (Kleine Geschichten zu Tales of Symphonia) ================================================================================ Kapitel 6: Wirklich nie wieder Alkohol! - Kratos' erster Vatertag ----------------------------------------------------------------- Die warmen Strahlen der Nachmittagssonne fielen zwischen die Spalten der Holzlatten, aus denen Lloyd sich einen Werkschuppen gezimmert hatte. Während er am Rumpf seines Bootes werkelte, hobelte sein Vater mit vollem Körpereinsatz an den Brettern, die sie noch zum Bau benötigten. Um Kratos' Hals hing seit diesem Tag ein neues Medaillon, das er von seinem Sohn geschenkt bekommen hatte. Darin waren eine Kopie des Bildes, das auch in Lloyds Medaillon zu finden war und ein Bild von Lloyd und ihm selbst. Es war sein Vatertagsgeschenk gewesen. Lloyd hielt in seiner Arbeit inne, als jemand an die Schuppentür klopfte. »Es ist offen!« Niemand anderes als Yuan trat zu Vater und Sohn in die kleine Werkstatt. Kratos hörte nun ebenfalls auf zu arbeiten und wischte sich mit dem Ärmel seines Oberteils den Schweiß von der Stirn. »Ihr seid ja sehr fleißig …«, meinte Yuan. »Und das am Vatertag?« »Yeah«, meinte Lloyd. »Dad wollte nicht, dass ich seinetwegen mit der Arbeit aufhöre.« »Was ja auch gut und richtig ist«, sagte der Rothaarige. »Das ist mal wieder typisch für dich«, behauptete Yuan an Kratos gewandt. »Das Wort "Spaß" hast du mal wieder aus deinem Wortschatz gestrichen, stimmt's?« Kratos erwiderte den Blick seines Freundes. »Keineswegs. Aber so besonders ist dieser Tag nun auch wieder nicht, als dass man seinetwegen gleich alles stehen und liegen lassen muss.« Yuan schielt und wandte sich dann an Lloyd. »Hättest du etwas dagegen, wenn ich deinen Vater heute Abend entführe?«, fragte er. Lloyd sah ihn ein wenig ratlos an. »Entführen? Wohin denn?«, wollte er wissen. »Es ist ein allgemeiner Brauch, dass die Väter am Vatertag was Trinken gehen. Da Dirk aber nicht da ist, bleibe nur ich als Begleitung für deinen alten Herren übrig. Und es ist inzwischen Jahrhunderte her, dass wir mal was gemeinsam unternommen haben.« Yuans Neffe lächelte. »Wenn das so ist, kannst du Dad gerne mitnehmen! Dann hat er auch mal ein wenig Spaß!« »Das muss nicht sein«, mischte Kratos sich ein. »Ich arbeite gern mit dir am Boot weiter.« »Nichts da, wir gehen was Trinken«, bestimmte Yuan. »Das ist okay, Dad«, meinte Lloyd. »Amüsier' dich nur!« Kratos seufzte, woraufhin Yuan zu grinsen begann, weil er wusste, was diese Geste bedeutete. »Ich bin überstimmt …«, meinte der Rothaarige. »Meinetwegen.« Der Blauhaarig klopfte seinem Freund auf die Schulter. »Du wirst schon sehen, ein wenig Spaß wird dir gut tun!« »Yeah!«, gab Lloyd seinen Senf dazu. »Kommt aber nicht allzu spät nach Hause, ja? Und trinkt nicht zu viel.« »Keine Sorge!«, sagte Yuan, wobei er ein klein wenig scheinheilig klang. »Wir sind viertausend Jahre alt, wir können sehr gut auf und aufpassen.« »Und Morgen ist Weihnachten«, dachte Kratos. »Ich habe das Gefühl, dass ich diesen Abend den Rest meines Lebens bereuen werde …« Kratos sollte ja nicht ahnen, wie Recht er damit haben sollte. Nicht wesentlich später fanden sich Kratos und Yuan in unauffälliger Alltagskleidung in der Bar Palmacostas wieder. Um dem Alkohol eine Grundlage zu geben, hatten sie sich vorher noch ein deftiges Chili bestellt, doch inzwischen saßen sie am Tresen. Dem Rothaarigen war anzusehen, dass er von der Idee, etwas Trinken zu gehen, noch immer nicht sonderlich angetan war. Yuan bestellte zwei weitere Mizuhos und schob Kratos einen davon hin, bevor er selbst einen Schluck trank. »Wie lange ist es her, dass wir das gemacht haben?« »Über viertausend Jahre«, meinte Kratos. »Das waren noch Zeiten, damals …« »… als wir noch richtige Männer waren«, fügte der Rothaarige hinzu. Yuan sah ihn fragend an. »Wie meinst du das?« »Vor dem Aionis konnten wir wenigstens noch stolz auf unsere Narben sein. Wenn man unsterblich ist, ist es nicht das Gleiche.« »Ich habe außer der, die du mir damals in Hima beigebracht hast, keine neue mehr dazubekommen«, meinte Yuan. »Ich habe so einige von Lloyd!«, erwiderte Kratos mit Stolz in der Stimme. »Er ist wirklich gut geworden.« Der Blauhaarige nickte. »Stimmt, wenn er dir schon Narben verpasst … du kannst wahrlich stolz auf ihn sein.« »Bin ich auch«, bestätigte der Rothaarige. »Er wird mit Sicherheit ein stattlicher junger Mann, wenn ich ihn noch ein wenig erziehe. Die Frauen werden ihm zu Füßen liegen …« Den letzten Satz hatte Kratos mit einem besorgten Tonfall ausgesprochen. Yuan wollte sogleich wissen, warum. »Ich mache mir nur die Sorgen eines Vaters, nichts weiter«, meinte sein Blutsbruder. »Sorg' dich nicht zuviel. Das gibt Falten.« »Die ich – Dank dem Aionis – nicht bekomme«, behauptete Kratos und machte dem Sprichwort "Kinder und Betrunkene sagen immer die Wahrheit" mit seinem darauffolgenden Satz alle Ehre: »Zum altern bin ich viel zu eitel.« »Einsicht ist der erste Weg zur Besserung!«, scherzte Yuan. »Ach, Lloyd macht das schon. Der is' vernünftig.« »Wenn ich an dich und Martel denke, wird mir aber mulmig. Deine geistigen Aussetzer damals waren nicht von schlechten Eltern. Sobald sie den Raum betrat, bist du geistig in höhere Sphären geschwebt und warst nicht ansprechbar.« Der Blauhaarige lachte und trank einen weiteren Schluck seines Mizuhos, bevor er antwortete. »Tu' nicht so, als seihst du gegen die Liebe gefeit! Bei Anna kamen deine geistigen Aussetzer.« »Tse …«, machte Kratos. »Ich war nicht so schlimm wie du.« »Von wegen!«, fuhr Yuan auf. »Ich weiß, was ich gehört und gesehen habe.« »Was willst du schon gesehen haben?« »Immer, wenn ich gegen Abend über den Kommunikator mit dir reden wollte, hat sie dich zurück ins Bett gepfiffen«, behauptete er. »Anna hatte dich voll unter ihrer Fuchtel! Ein richtiger Pantoffelheld warst du.« Wäre Kratos nüchtern gewesen, hätte er sich wohl nicht auf diese Diskussion eingelassen. Doch er war nicht nüchtern. »Unsinn. Sie hat nur nicht genug von mir bekommen!«, sagte er mit vor Stolz geschwellter Brust. »Aber wann immer sie rief, bist du wie ein Hündchen angekommen.« »Sicher bin ich das«, meinte der Rothaarige. »Hat ja auch 'ne Menge Spaß gemacht.« »Das sieht man heute noch. Euer "Spaß" baut gerade das Boot für seine Weltreise«, lachte Yuan. »Noch zwei Mizuhos!«, meinte er dann an den Barkeeper gewandt. »Ach der …«, nahm Kratos das Gespräch wieder auf. »Den hab' ich beim Betten machen gefunden. Das is' gar nich' meiner.« »Dafür, dass'u ihn beim Betten machen gefunden hast, isser dir aber wie aus'm Gesicht geschnitten!« »Is' ja auch mein Sohn!«, änderte Kratos seine Meinung. »Ach, jetzt auf einmal … du bist wie 'ne Frau, die wissen auch nie, was sie wollen.« »Doch, mich«, scherzte der Rothaarige. »Außerdem hast du hier die rosa Flügel.« »Dafür bin ich viiiel muska … masu … masgu … männlicher als du!«, behauptete Yuan. »Tse, das glaubst du doch nicht mal selbst«, meinte der Söldner. »Du verträgst ja nicht mal annähernd soviel Alkohol wie ich.« Der Blauhaarige trank erneut einen Schluck, worauf er demonstrativ noch einen Mizuho bestellte. »Jede Wette: Ich sauf' dich locker unter den Tisch!« Kratos hob seine Augenbrauen und lächelte süffisant. »Du willst dir wohl 'ne Leberzirrose einfangen, was?« »Sowas krieg' ich nich'!«, antwortete Yuan. »Ich hab' 'ne Leber wie'n schwarzes Loch!« »Bist du sicher, dass das Loch nicht in deinem Kopf ist?«, fragte Kratos, wobei sich seine Stimme vor Ironie nur so überschlug. Sein blauhaariger Freund schien das jedoch zu überhören. »So lass' ich nich' mit mir reden!«, protestierter – wohl bemerkt lallend. »Ich will 'nen Kampf! Hier un' jetzt!« Kratos konnte nicht anders, als zu lachen. »Du willst dich mit mir prügeln? Wenn ich einmal tief Luft hole, hängst du Zwerg mir doch quer vor der Nase«, sagte er und trank erneut einen Schluck. »Ey!«, ertönte die Stimme eines Zwerges, der nicht unweit von den beiden Engeln saß. Er hob drohend die Faust. »War nich' persönlich gemeint«, entschuldigte er sich. »Idiot … ich werd' wegen meiner Flügel ständig als Kosename benutzt und mach' auch nich' so'n Trara«, setzte er murrend hinzu. »Ich will mich nich' prügeln, ich werd' dir nur zeigen, dass ich mehr Alohol vertrage als du!«, ergriff Yuan wieder das Wort. Und erneut lachte Kratos. »Du kann's ja nich' mal mehr richtig reden!« »Zum Bestellen reicht's …!«, behauptete der Halbelf und demonstrierte dies sogleich. »Cheffe, noch zwei Mizuho!« Der Barkeeper stellte das gewünschte hin. Yuan ergriff sein Glas. »Mach' dich drauf gefasst, dich ins Koma zu trinken!«, drohte er. »Komisch«, meinte Kratos. »Das Gleiche wollte ich gerade zu dir sagen.« Eine Stunde später … Yuan stellte sein Glas auf den Tisch. »Du bissa immer noch nich' wech …« Kratos – nicht ganz so schlimm wankend wie sein Saufkumpan – trank das Glas, das er gerade bekommen hatte, in einem Zug leer. Sein rotes Haar sträubte sich von der berauschenden Wirkung. »Das Gleiche kann ich von dir auch sagen …!« »Ey«, machte Yuan, wobei er wieder sein Glas in der Hand hielt. »Du bis' so'n …« Kratos sollte nie erfahren, was Yuan hatte sagen wollen, denn hinter ihnen wurde es laut und beide drehten sich um. Ein ebenfalls betrunkener Gast hatte offenbar sein Gleichgewicht verloren. Ein ihm nahesitzender Halbelf wollte ihm aufhelfen, doch der menschliche Gast fauchte ihn an, als er ihn berührte. »Fass' mich nich' an, du … Schlammblut …!«, gröhlte er, woraufhin er aufstieß. »Sonst … krieg'su Problem' mit mir …!« »Aber ich wollte doch nur helfen …«, erwiderte der Halbelf. »Hält'su dein dreckiges Maul …!« Der erste Faustschlag fiel, den er offenbar jüngere und schmächtigere Halbelf mit voller Breitseite abbekam. Kratos und Yuan warfen sich einen vielsagenden Blick zu. »Lust auf'n bissl sportliche Betätigung im Nam'n der Gerechtigkeit?«, fragte der Rothaarige. »Imma wieder gern …«, nickte Yuan. Der Söldner stand auf und ging zu dem Gast, welcher den Halbelfen geschlagen hatte. »Hey, was willst'n du?«, fragte dieser. »Wissen, warum du dem da eine reingehauen hast«, antwortete Kratos. »Er is'n Halbelf …!« Kratos nickte grinsend. »Und du gleich tot.« Der Faustschlag des Rothaarigen beförderte den Rassisten in eine Gruppe Leute, die gerade Karten gespielt hatten. Dementsprechend sauer waren sie, als ihr Tisch umgestoßen wurde. Reichlich finster blickende Augenpaare sahen Kratos und Yuan an, die dicht nebeneinander standen. »Schnappen wir sie uns!« Mit diesen Worten ging die Meute auf die zwei Freunde los. Während Yuan sich unter ihnen herauswand, begann der Rothaarige, großzügig Faustschläge zu verteilen. Der blauhaarige Halbelf hingegen zog einem der Angreifer ein Bein weg, welcher daraufhin zu Boden fiel und zur Stolperfalle für zwei Andere wurde. Ein Dritter wich aus und schlug nach Yuan, holte aber zu weit aus und bekam von Kratos den Arm verdreht, der ihn darauffolgend in zwei Andere Prügelnde warf. Ein weiterer kam auf Kratos zu und schlug nach ihm, doch der Söldner bückte sich und verpasste ihm einen Kinnhaken, als er sich wieder aufrichtete. Nachdem er drei weitere ausgeknockt hatte, kam sein vorheriger Gegner wieder auf die Beine und wollte erneut auf den Seraphen losgehen, indem er weit ausholte. »So doch nicht!«, meinte Kratos und schlug ihn nochmals mitten ins Gesicht. Yuan war inzwischen hinter die Theke gesprungen, wo er ebenfalls reichlich zu tun hatte. Von rechts wollte ihn gerade jemand mit einem Sektkübel angreifen. Der Halbelf aber nahm ihm eben jenen ab, bevor er zuschlagen konnte, verpasste ihm einen Faustschlag und stülpte den Kübel über den Kopf seinen frontalen Angreifers, welchen er daraufhin einen Schlag auf den Kopf verpasste. Dann flog ihm Kratos' Gegner entgegen, der sich an der Theke abfing und nun Yuan eine reinhauen wollte. »So auch nicht!«, behauptete Yuan und zerdepperte eine Flasche auf seinem Kopf. Danach schwang er sich selbst auf die Theke und trank erstmal einen Schluck. Als der Nächste auf ihn zukam, trat er ihm mit einem eleganten Sprung ins Gesicht, den er auf dem Billiardtisch abfangen wollte; was jedoch schiefging, da ihn zwei Männer abfingen und von beiden Seiten festhielten. Er sah sich suchend nach Kratos um. »Hey, wo bist du denn?!«, rief er, woraufhin er jedoch einen Faustschlag abbekam. »Ich häng' hier fest!« Der Rothaarige wandte sich in Yuans Richtung. Bevor er jedoch etwas sagen konnte, kam wieder sein Stammangreifer näher und wollte sich erneut mit ihm anlegen, weshalb er mit den Fäusten herumfuchtelte. Kratos schielte. »So immer noch nicht!«, rief er, packte ihn und warf den Mann in diejenigen, die Yuan festhielten. »Hör' auf, hier rumzuhängen! Nimm' mir lieber mal den Müll ab!« Mit diesen Worten stieß er einen weiteren Mann in Yuans Richtung, der von dem Blauhaarigen so eine geknallt bekam, dass er drehend zu Kratos zurücktaumelte. »Und ein Tango …!« Mit einer eleganten Tanzbewegung fing er seinen Gegner auf und warf ihn in ein Regal voller Flaschen, was einen ohrenbetäubenden Lärm verursachte. Das hinderte Kratos' nächsten Gegner jedoch nicht daran, auf ihn loszugehen. »Willst du auch 'ne Tanzeinlage?«, fragte der Rothaarige. »Wie wär's mit 'nem Cha«, begann er und schlug im seine Faust ins Gesicht, »Cha«, fuhr er fort und schlug nochmal zu, »Cha?«, endete er mit einem finalen Faustschlag, der seinen Gegner gegen die nächste Wand beförderte. Als er hinter sich jemanden näherkommen hörte, fuhr er herum und schlug seinem Stammgegner wieder ins Gesicht. »Und so schon gar nicht!«, fauchte der Seraph. »Ich geb' Gratis-Tanzstunden! Wer will nochmal, wer hat noch nicht?« Wie auf Kommando stand ein weiter Kerl vor ihm. »Einen Flamenco, bitte!«, forderte Kratos und donnerte ihm so eine, dass er sie mehrmals um die eigene Achse drehte. »Das wär' eher was für's Ballett!« Yuan verteilte gerade ein paar Flaschen über die Köpfe seiner Gegner, da es ihn erneut hinter die Theke verschlagen hatte. Ein besonders hartnäckiger Gegner turnte schon eine ganze Weile um ihn herum, traf ihn jedoch nie. Irgendwann reichte es dem Halbelfen. Er fuhr herum und rammte ihm sein Knie in die Magengrube. Yuans nächstem Faustschlag wich er mit seinem Sprung aus, dafür kam er zu dicht an den Eingang des Weinkellers, der aus deinem viereckigen Loch im Boden bestand. Er ruderte wild mit den Armen, um seinen Sturz noch zu verhindern, doch Yuan machte ihm einen Strich durch die Rechnung, indem er sich direkt vor ihn stellte: »Noch'n Stück …! Noch'n Stück …! Ein Schritt noch!« und sein Gegner fiel. Er schüttelte schielend den Kopf. »Mehr schreien, das nächste Mal. Da fehlte der Ausdruck.« Als Yuan sich wieder umdrehte, fing er, als wäre es etwas Alltägliches, den Faustschlag ihres Stammgegners ab. »Er hat doch gesagt so schon gar nicht!« Im nächsten Moment aber bekam der Halbelf auch mal wieder einen Faustschlag ab. »Also wirklich! Alte Leute schlägt man nicht!«, meinte er und konterte derweil so kräftig, dass beide k.o. gingen. »Die haben mehr Kampferfahrung«, fügte er grinsend hinzu. »Die Jugend von heute hat keine Ehre mehr«, meinte Kratos und schlug einen weiteren Widersacher zu Boden. »Alte Männer wie uns von hinten angreifen … darauf brauch ich 'nen Drink!« »Kommt sofort!«, rief Yuan und warf seinem Freund eine Flasche Wein zu, die er seinem aktuellen Gegner über den Kopf zog. Beide sahen sich um. Niemand stand mehr aufrecht, sie selbst ausgeschlossen. Kratos klatschte sich die Hände aneinander ab, während Yuan sich einen neuen Zopf band. Sogar ihr Stammgegner lag nun vor ihnen auf den Boden. Der Rothaarige deutete zu ihm hinunter. »JETZT hat er's verstanden.« Am nächsten Morgen … Lloyd gähnte ausgiebig und streckte sich. Müde richtete er sich auf und kratzte sich am Hinterkopf. »Ob Dad schon wieder da ist …?«, dachte er und sah sich in seinem Zimmer um, in dessen einer Ecke Kratos ein provisorisches Bett besaß. Doch es war leer. »Ich hab' doch gesagt, sie sollen nicht solange wegbleiben …« Noch immer schläfrig ging der Braunhaarige die Treppe hinunter; und bekam den Schock seines Lebens. Niemand anderes als sein Vater lag eng an Yuan geschmiegt auf dem Sofa, das seit Neustem das Untergeschoss möblierte. Vor Schreck erwischte Lloyd die nächste Stufe nicht und polterte die Treppe runter. »Au …!«, jammerte er und hielt sich den schmerzenden Kopf. »Ein Traum … lass es einen Traum gewesen sein …« Doch ein erneuter Blick auf das Sofa reichte, um ihm klarzumachen, dass sein Vater tatsächlich eng an Yuan geschmiegt schlief. Vorsichtig richtete er sich auf und näherte sich den beiden Seraphen; und wich augenblicklich vor dem Alkoholgeruch zurück. »Wie viel hattet ihr bloß?!« Kratos hielt in seinem sägenden Schnarchen inne und schmatzte verschlafen, bevor er vorsichtig die Augen öffnete. Ein Stöhnen entfuhr ihm. »Lloyd …?«, hauchte er. »Bei den Göttern … wo bin ich …? Wie spät ist es?« Lloyd sah seinen Vater reichlich perplex an. »Du … bist Zuhause. Und es ist etwa zehn«, antwortete er. »Nicht so genau … welches Jahrhundert?« Kratos' Sohn kam nicht dazu, noch eine Antwort zu geben. Yuan schmiegte sich noch enger an den Rothaarigen heran. Kratos sah zu ihm herunter, woraufhin sein Blick begann, Ekel auszudrücken. Darum schubste er den Blauhaarigen mit einer Handbewegung vom Sofa herunter. »Noch fünf Minuten, Martel …«, murmelte Yuan im Schlaf, schnarchte dann aber weiter. »Ich glaub' wir hatten gestern einen Mizuho zu viel …«, meinte Kratos. »Merkt man«, meinte Lloyd. »Ihr riecht wie eine Weinplantage!« »Nicht so laut …!«, bettelte Kratos. »Huh?«, machte sein Sohn. »So rede ich doch immer.« »Du brüllst wie ein Drache in der Balz …!«, behauptete der Rothaarige und richtete sich stöhnend auf. Vorsichtig strich er sich über seine linke Gesichtshälfte, die anscheinend angeschwollen war. »Kannst du mir einen Gefallen tun …?« Lloyd nickte, während er das angeschwollene Gesicht seines Vaters betrachtete. »Klar …« Der Söldner stöhnte, während er nachdachte, da selbst das zu schmerzen schien. »Ich brauche zwei Gläser und vier Eier. Im Vorratsschrank habe ich salzige Heringe und Chilipaste gesehen. Und Tomatensaft. Bring mir das zusammen mit dem rohen Steak aus der Küche. Und dann holst du einen Eimer kaltes Wasser …« Sein Sohn nickte abermals und trug das Genannte zusammen, während Yuan beharrlich weiterschnarchte. Kratos hatte sich derweil vollends aufgesetzt und sich gegen die Rückenlehne des Sofas gelehnt und die Augen geschlossen. Lloyd hatte ihm inzwischen alles gebracht. Mit einem weiteren Stöhnen beugte sich der Söldner über den Tisch und schlug je zwei Eier in die Gläser. Eines davon trank er aus, woraufhin er es mit Tomatensaft und ein wenig Chilipaste füllte. Angeekelt sah er das Gebräu an. »Ich hab' selbst Schuld …«, murmelte er und stürzte auch das Glas herunter. Daraufhin aß er zwei von den salzigen Heringen. Letztendlich schnappte er sich das rohe Steak und klatschte es sich auf seine blaue Gesichtshälfte, bevor er sich wieder zurücklehnte. »So und jetzt gießt du Yuan das Wasser über den Kopf.« »BITTE?!«, entfuhr es Lloyd. »… Danke …«, schnarchte Yuan, machte jedoch keine Anstalten aufzuwachen. »Schrei' noch einmal so und du kriegst Flamberge zwischen die Rippen, sobald ich wieder gerade stehen kann.« Der Braunhaarige verzog ängstlich das Gesicht. »'tschuldige …«, meinte er und goss dann den Inhalt des Eimers über dem Halbelfen aus. »Guten Morgen, Yuan …«, stöhnte Kratos. »Ngh«, machte der Blauhaarige. »… Morgen …« Lloyds Vater schob mit einem seiner Füße das Glas mit den rohen Eiern zu dem Ende des Tisches, unter dem Yuan lag. Der Halbelf blinzelte das Gefäß an. »Was'n das …?« »Unser altbewährtes Katerfrühstück …«, antwortete Kratos. »Ich hab's befürchtet …«, meinte er, richtete sich stöhnend auf und nahm den gleichen Schweinkram zu sich, wie Kratos vor ihm. Dann ließ er sich wieder fallen. »Götter …«, flehte er. »… steht mir bei …« »Kann … ich euch noch etwas bringen …?«, fragte Lloyd flüsternd. Sein Vater nickte. »Hol' mir deine Mathehausaufgaben runter. Ich weiß, dass du sie noch nicht gemacht hast.« Einen verlegenen Blick später ging Lloyd so leise wie möglich nach oben, um seine Hausaufgaben zu holen. Als er wieder runterging und versuchte, eine knarrende Stufe zu übergehen verlor er jedoch das Gleichgewicht und polterte die Treppe erneut herunter, was den zwei Seraphen ein gequältes Stöhnen entlockte. »Was hat dir die Treppe eigentlich getan?«, fragte Yuan, der von Kratos wusste, dass Lloyd sie des Öfteren herunterfiel. »Nichts. Er scheint die Fallsucht zu haben …«, scherzte der Rothaarige und lachte leicht, was er jedoch sofort bereute. »Von wegen Lachen ist die beste Medizin …« Lloyd richtete sich auf und legte seinem Vater die gewünschten Hausaufgaben vor. Dieser reichte sein Steak an Yuan weiter, der es ebenso nötig hatte wie er und fing dann an, die Aufgaben zu lösen. »Yuan, dreiundzwanzig mal vierhundertelf …« »Zu viel …«, stöhnte der Halbelf, während er sich noch immer den Kopf hielt. Kratos schielte und rechnete weiter. Als er fertig war, lehnte er sich noch einmal zurück und bedeutete Lloyd, sich neben ihn zu setzen. »Versprich mir etwas«, bat er. »Was denn?«, fragte sein Sohn. »Trink' niemals in deinem Leben Alkohol.« »Sieh' uns an …«, fügte Yuan hinzu. »Versprochen«, nickte Lloyd. »Ihr aber auch nicht mehr.« »Ehrenwort«, sagten beide gleichzeitig. »Wirklich nie wieder Alkohol!« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)