Mal ganz sorglos von Chibichi (Fanfics rund um die Sorglospunks) ================================================================================ Kapitel 2: Verschneiter Punk ---------------------------- Inzwischen war es Ende Dezember geworden und jeder Sorglospunk hatte schon fleißig Adventskalendertürchen geöffnet. Ich hatte die Füße auf meinen Schreibtisch gelegt, während ich genüsslich ein paar Sorglospunk-Merchandise-Weihnachtsplätzchen in Kiwiform knabberte, die mir die Band großzügig aufgrund einer Eingebung von einer gewissen Muse hin überlassen hatten. Gerade wartete ich auf einen wichtigen Anruf, denn ich hatte meine teuflischen Beziehungen spielen lassen, um mit Nifen einen Konzerttermin am Nordpol zu organisieren. Schließlich brauchte auch die Weihnachtsfeier der Elfengewerkschaft einen Live act. Die armen Elfen bastelten und verpackten ja abertausende Geschenke, da tat ihnen etwas Abwechslung auch gut. Endlich klingelte mein schwarzes Telefon und der Oberelf bestätigte den Auftritt der Sorglospunks. Also schickte ich schnell eine Email an Nifen, die ja zu jeder Tages- und Nachtzeit ihren Posteingang überprüfte, dass sich die Band schon einmal bereit halten sollte. Geschwind eilte ich in die Unterwelttiefgarage und stieg in mein teuflisches Wunderauto. Dann brauste ich in endlosen Kurven die Ausfahrt zur Erdoberfläche entlang, um wenig später mit einem heftigen Schwindelgefühl vor der Band-WG zu parken. Die Band, Nifen, Abranka und Kiwi warteten schon ungeduldig vor der Haustür. „Ach nee, wie sollen wir denn da alle hineinpassen? Das ist ja bloß ein Corsa. Der hat ja nicht mal Platz für das Schlagzeug!“, moserte Easy, die sonst so sorglose Frontfrau. Beschwichtigend hob ich die Hände: „Nur keine Panik, das ist schließlich ein teuflisches Wunderauto. Da passen wir schon alle rein.“ Und natürlich sollte ich Recht behalten. In den Kofferraum packten wir das Schlagzeug, die anderen Instrumente, sowie alle notwendigen Geräte und Gepäckstücke. Es wäre sogar noch Platz für mindestens einen ausgewachsenen Elefanten gewesen. Wie durch Zauberei war die Rückbank groß genug für eine Punkband mit Maskottchen, so dass alle noch richtig viel Beinfreiheit hatten, während vorne eine Managerin und eine Bandmuse mitsamt Wolke Platz fanden. „Wow, ich wusste gar nicht, dass ein Corsa so geräumig ist“, murmelte Chris und lümmelte sich auf der Rückbank. „Das ist doch auch ein Wunderauto! Das passt sich den Bedürfnissen der Insassen an“, erklärte ich und trat aufs Gas. Ist ja wohl auch logisch, denn in welchen Corsa passen sonst so viele Klamotten, Fahrgäste und ein Teufel mit breiten Schwingen und Hörnern? Mein teuflisches Wunderauto raste über die Straßen immer Richtung Nordpol. Hier und da übersprang es gleich mal ein paar hundert Kilometer und düste fröhlich weiter. Easy summte währenddessen eine kleine Melodie und trällerte: „Wunderauto, Wunderauto, bring uns zu Santa Claus.“ Eine gewisse Bandmuse namens Abranka hatte ihr nämlich Motivationsschokolade als Reiseproviant zugesteckt. Leider blieb die Inspiration nicht alleine beim Summen… Gerade als wir nur noch einen Wunderautosprung vom Nordpol entfernt waren, setzte ein starker Schneeflockenreigen ein. Und genau da kam Easy eine neue Idee. „Sag mal, ist das mit den Wunderautos so wie mit den Wunderlampen? Also, wenn ich am Lenkrad reibe, erfüllt sich dann ein Wunsch von mir?“, fragte sie und beugte sich vor, um im selben Moment ins Lenkrad zu greifen. Mit quietschenden Reifen bretterten wir in eine Schneewehe. Tadelnd sah ich zu Abranka, die nur resigniert mit den Schultern zuckte und murmelte: „Guck nicht so, ich habe ja nicht das Lenkrad rumgerissen.“ Das war wohl doch zu viel Schokolade für eine Fahrt gewesen… „Falls du dir nicht gewünscht hast, dass wir in den Schnee rasen, dann verhalten sich Wunderautos scheinbar anders als Wunderlampen“, kommentierte Chris das Geschehen. Schwefel sei Dank war niemandem etwas passiert, nur mein kleines Auto steckte im Schnee fest. Also stiegen wir alle aus, um es vielleicht mit vereinten Kräften irgendwie wieder flott zu machen. Aber alles Schieben und Ziehen hatte keinen Zweck, das Auto wollte nicht. Und wenn ein teuflisches Wunderauto etwas nicht will, dann will es nun einmal nicht. „Und was nun?“, fragte Nifen und sah ratlos in die Runde. Die Bandmanagerin spielte wuselig mit ihrer Sonnenbrille und überlegte fieberhaft hin und her, wie der Termin mit den Weihnachtselfen noch eingehalten werden konnte. Jack schüttelte traurig den Kopf: „Ohne fahrbaren Untersatz kommen wir nie im Leben pünktlich zum Nordpol, dann müssen wir das Konzert wohl absagen.“ „Na ja, wir könnten ja mal dort anklingeln, vielleicht kann man uns da weiter helfen“, warf Easy munter ein und deutete auf einen Klingelzug an dem Baum neben ihr. Tatsächlich, mitten in dieser verschneiten Einöde war ein Klingelzug an einem Tannenbaum befestigt. Aufgeregt zog die Frontfrau der Sorglospunks an der Schnur und wartete, während wir anderen neugierig zu dem Baum starrten. Kurze Zeit später ging ein kleines Türchen im Baumstamm auf und heraus trat ein kleiner Wichtel ganz in grün gekleidet und mit rotweißgeringelten Socken. „Wer seid ihr? Und was wollt ihr?“, fragte er und beäugte uns misstrauisch. „Wir sind die Sorglospunks samt Crew“, verkündete Easy und beugte sich zu dem Wichtel hinunter. „Irgendwie ist unser Auto im Schnee stecken geblieben, dabei müssen wir doch zum Nordpol. Kannst du uns vielleicht helfen?“ Scheinbar wollte Easy es nicht wahrhaben, dass sie selbst dieses Irgendwie gewesen war… Der Wichtel nickte bedächtig: „So, so, die Sorglospunks also… Und ihr wollt zum Nordpol?“ „Ganz genau, dort soll die Band auf der Elfenweihnachtsfeier auftreten. Und nun kommen wir hoffnungslos zu spät“, mischte sich die Bandmanagerin ein und schaute dabei auf ihre extremgenaue Armbanduhr. „Wer ist denn da draußen, Achtzehn?“, fragte ein Stimmchen aus dem Baum. „Die Sorglospunks, Dreiundzwanzig! Sie wollen zum Nordpol zur Elfenweihnachtsfeier, aber ihr Auto steckt im Schnee fest!“, rief der Wichtel in den Baum zurück. Langsam dämmerte es mir, wer unser Gegenüber dort im Tannenbaum war. Schließlich bin ich ja nicht umsonst die Herrscherin der Unterwelt, da hört und sieht man so einiges. „Was sagst du da? Die Elfen schmeißen schon wieder eine Weihnachtsfeier und wir sind nicht eingeladen?“, brüllte eine andere Stimme aus dem Baumstamm. Sofort mischte noch ein Wichtelstimmchen mit und rief: „Was erwartest du denn, Zwölf? Wir sind ja nicht so wichtig, warum sollte man uns denn auch einladen?“ Neben dem Wichtel Achtzehn erschien noch ein weiterer Kollege von ihm und winkte uns zu: „Hallo, ich bin Eins. Ist ja wirklich großes Pech, dass ihr eine Panne habt. Leider können wir euch da auch nicht weiterhelfen. Wollt ihr nicht lieber bei uns bleiben und an unserer Weihnachtsfeier teilnehmen? Wir bezahlen euch natürlich eine höhere Gage als die Weihnachtselfen.“ Nifen riss nun endgültig ihre Sonnenbrille runter und ihre Augen blitzten vor lauter Managerenergie. „Wir müssten dann natürlich erst einmal die Formalitäten klären. Und wir müssten bei den Elfen absagen…“, fügte sie nach kurzen Zögern noch schnell hinzu. Nach kurzer Zeit waren sich Nifen und Eins einig über die Vertragsbedingungen und der Wichtel übernahm gerne den Anruf bei den Elfen. Ein hämisches Grinsen huschte dabei kurz über sein Gesicht, schließlich hatte er es gerade geschafft, den Live act der Elfenweihnachtsfeier abzuwerben. „Hast du das Grinsen gerade gesehen?“, flüsterte Abranka in mein Ohr, nachdem sie mit ihrer Wolke ganz dicht an mich herangeflogen war. „So viel Schadenfreude für so einen kleinen Wichtel …“ Ich winkte schnell ab: „Das ist nur natürlich, schließlich stehen die Weihnachtselfen in direkter Konkurrenz zu den Adventswichteln. Und wie wir gerade gehört haben, laden sie sich nicht gegenseitig zu ihren Weihnachtsfeiern ein.“ Die Beziehung zwischen den beiden Völkchen lag arg im Argen, aber das war ja ein offenes Geheimnis rund um den Nordpol. „Adventswichtel? Noch nie von gehört. Was ist das denn?“, erkundigte sich Easy neugierig und schaute zwischen der Bandmuse und mir hin und her. „Achtzehn und seine Freunde sind die Adventswichtel. Hast du dich denn noch nie gefragt, wer dafür verantwortlich ist, dass jedes Jahr zigtausend Adventskalender gefüllt werden?“, erklärte ich. „Jeder der Wichtel kümmert sich um ein Adventskalendertürchen.“ „Ah so!“, murmelte Easy anerkennend und dachte daran, was hinter ihren Adventskalendertürchen alles gesteckt hatte. Als alle vierundzwanzig Adventswichtel aus ihrem Tannenbaum stiegen, konnten die letzten Vorbereitungen für die Weihnachtsfeier getroffen werden. Abranka übernahm es, noch letzte Hand an die Dekoration eines Weihnachtsbaumes zu legen. So erstrahlte wenig später eine Tanne im musischen Glanze. Währenddessen hatte die Band den Kofferraum des eingeschneiten Wunderautos komplett geleert und ihre Instrumente aufgebaut. Und schon erklang das Weihnachtsspecial der Sorglospunks, das eigentlich gar keines war, mit allseits beliebten Songs wie „Alle Jahre bieder“ und meinem Favoriten „Schrille Nacht, höllische Nacht“. Die Wichtel stellten schnell ihre Geschenke unter den hübsch dekorierten Baum der Bandmuse und tanzten ausgelassen zur punkigen Weihnachtsmusik. Es wurde eine wilde Party. Irgendwann versuchten sich die Wichtel Achtzehn, Drei und Vierundzwanzig als rockige Punkband. So konnte Chris eine Schneeballschlacht anzetteln und Easy auf Rentierjagd gehen. Mit etwas Glück hätten die ja später vor das kleine Wunderauto gespannt werden können. Aber leider entwischte das einzige Rentier weit und breit, obwohl Easy sich nicht so leicht abschütteln ließ. Jack untersuchte unterdessen die Geschenke, bis sie auf eines mit ihrem Namen stieß. Und Nifen vergaß einfach mal ihre Managerpflichten und baute lieber einen großen Schneemann. Beinahe wäre alles aus dem Ruder gelaufen, als Kiwi auf die Idee kam Wichtel zu jagen. Die richtige Größe hatten die kleinen Kerlchen ja für das Bandmaskottchen. Aber Jack fing das orangegetigerte Energiebündel dann doch noch rechtzeitig ein, bevor etwas passieren konnte. Easy nahm den kleinen Vorfall als Anstoß für ein kleines Gedicht, das sie lautstark rezitierte: „Advent, Advent, ein Wichtel rennt, erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, werden gejagt vom Kiwitier.“ Spät in der Nacht kurz bevor der gemütliche Teil der Feier anfing, bedankte sich Eins bei der Band: „Wirklich toll, dass ihr so spontan auf unserer Feier aufgetreten seid. Das war absolut die beste Weihnachtsfeier aller Zeiten, und bestimmt besser als alle Elfenfeiern zusammen.“ „Hört, hört!“, riefen die übrigen Wichtel zustimmend. „Ein Hoch auf die Sorglospunks und ihre Crew!“, jubelte Zwanzig und erhob sein winziges Glühweinglas. Achtzehn nickte: „Ohne euch wäre es bestimmt nicht so ausgelassen geworden. Und als Dank dafür werden wir auch euer Auto aus dem Schnee befreien, damit ihr wieder nach Hause fahren könnt.“ „Aber vorhin habt ihr doch behauptet, dass ihr da nichts tun könnt“, hakte Easy nach. Achtzehn machte eine abwehrende Handbewegung. „Vorhin war vorhin und jetzt ist jetzt. Und jetzt können wir behaupten, dass wir eine bessere Weihnachtsfeier hatten als die Elfen.“ Ein breites Grinsen lag auf dem Gesicht des Wichtels. „Und immerhin haben wir eine höhere Gage bekommen“, pflichtete Nifen bei. Alle Wichtel packten schnell mit an und in kürzester Zeit war unser Auto vom Schnee befreit und wieder fahrtüchtig. So konnten wir dann später wieder nach Hause fahren. Aber diesmal durfte Easy das Lenkrad nicht anfassen. Schließlich funktionieren die höllischen Glückskräfte eines teuflischen Wunderautolenkrads nur bei der Herrscherin der Unterwelt höchstpersönlich und wir wollten es nicht riskieren noch einmal von der Fahrbahn abzukommen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)