HOLLOW von Creep (A Vampire Story) ================================================================================ Kapitel 11: Answers ------------------- Chacka! So meine Lieben. Endlich das nächste Kapitel. Und es bahnt sich Übles an... Wie ich schon im letzten Chap prophezeit hab^^ Viel mehr gibts nicht zu sagen, außer, dass ich mich mal bei allen meinen Lesern für die lieben Kommentare bedanken möchte :) Ihr seid spitze! Dieses Kapitel ist einzige und allein gewidmet, erstens, weil ich sie lieb habe und zweitens, weil sie schon auf heißen Kohlen sitzt und die geilsten Szenarien gesponnen hat :D Hier hast du deine Antworten! enjoy! ~ *-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-* Karyus POV Gemächlich ging ich den nassen Gehweg entlang, es war mittlerweile dunkel geworden und auch die Kälte hatte zugenommen. Ich empfand es als äußerst schwer, nicht in ein gewisses Dauergrinsen zu verfallen, denn alles was ich mir für heute vorgenommen hatte war nach Plan verlaufen. Fast schon zu perfekt. Alles hatte genauso funktioniert, wie es hatte funktionieren sollen, der organisierte Fast-Unfall, mein Auftritt als strahlender Held im schwarzen Mantel und der erste Schritt zum Vertrauen meines Verdächtigen. Meine Meinung über diesen vermeintlichen 'Sano-san' hatte sich verfestigt. Spätestens als ich eben sein Türschild gelesen hatte. Auf dem stand nichts von Sano. Demnach hatte er gelogen, was seine Identität betraf. Knallhart der Kerl. Das gefiel mir, endlich nochmal was zum Zähne dran ausbeißen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Den musste ich unbedingt Zero erzählen! Wobei, der würde das eh nicht zu würdigen wissen, der spießige, alte Sack. Gut gelaunt ging ich die Straße entlang, solange, bis Zeros düstere Klischee-Villa vor mir empor ragte. Ich machte mich daran mit Hilfe des Türklopfers ein Loch in die schwere Haustür zu hauen, damit dieses Knollengewächs von einem Vampir mich auch ja hörte. War schon mal vorgekommen, dass dieser taube Kerl mich einfach überhört hatte und ich unverrichteter Dinge hatte nach Hause schleichen müssen. Das sollte nicht nochmal vorkommen, denn langsam wurde mein hübscher Hintern kalt. Voller Enthusiasmus sah ich zu, wie sich kleine Holzsplitter aus der Tür lösten und ich fragte mich, wie lange es wohl dauern würde, bis man eine wirkliche Delle sehen konnte. Doch noch bevor ich weiter über dieses höchst interessante Thema philosophieren konnte, wurde die Tür aufgerissen und Zero starrte mich missmutig, um nicht zu sagen angepisst, an. „Was gibt’s, Nervensäge?“ Ich schnaubte verächtlich. Dieser blöde Typ! „Du verletzt meine Gefühle, das ist dir klar, oder?“, sagte ich weinerlich und verschränkte die Arme. „Das ist mir scheißegal. Komm rein, es zieht!“ Ich verdrehte die Augen. Da schien aber heute wer wieder gut drauf zu sein. Ich warf meinen Mantel auf die Garderobe und zog mir die Schuhe aus, um mich, wie immer, zu Zero ins Wohnzimmer zu setzen. Auf dem Weg dorthin kam mir allerdings ein gewisser Mensch in die Quere, der immer noch genauso rehäugig umher glubschte, wie beim letzten Mal als ich ihn gesehen hatte. Der Junge verbeugte sich kurz, sah mich an, als sei ich der Leibhaftige und verschwand so schnell, wie er gekommen war. Ich sah ihm nach und meine gute Laune war verflogen. „So ist das also? Das Lebendfutter ist immer noch da?“ Zeros Miene blieb unverändert. „Hast du ja gerade gesehen, oder? Ich hab alles versucht, er wird noch eine Weile hier bleiben müssen, sonst kann er nirgendwo hin. Jedes verdammte Pennerheim der Stadt ist überfüllt. Und ich werde ihn nicht wieder auf die Straße setzen.“ Das war ja mal die Härte hier! Das klang fast schon so, als wäre dem guten Zero mal nicht scheiß egal, was aus seiner Umwelt und den darin befindlichen Personen würde! Ich überlegte ernsthaft, ob ich nicht mal fühlen sollte, ob mein liebster Lieblingsuntoter Fieber hatte. Aber Schluss mit Lustig! Ich schmiss mich aufs Sofa und sah Zero ernst an, denn das hier war ernst. Ziemlich ernst sogar. „Ja, ich hab allerdings gesehen, dass er noch da ist. Und du weißt genauso gut wie ich, dass uns das Ärger einbringen wird! Ich frage mich gerade, wo dein rationaler Verstand hin ist.“ Zero lehnte sich zurück. „Der ist noch da, keine Angst. Glaubst du ernsthaft, ich würde ihn hier behalten, wenn er ein stinknormaler Mensch wäre?“ Er lachte kühl. Dieser kleine arrogante Misthaufen. „Ich habe den Verdacht, dass er mindestens zu Hälfte Vampir ist. Einige Dinge sprechen dafür.“ Jetzt war ich baff. „Du meinst er ist einer von diesen Bastarden? So jemand dessen Mutter gebissen wurde, als sie schwanger war?“ Ich konnte nicht anders, als verächtlich zu lachen. Das passte ja perfekt zu diesem kleinen Stricher. Zeros rechte Augenbrauen ging in den Angriffsmodus. „Ja, so in etwa. Seine Mutter ist angeblich gestorben und außerdem besitzt Toshiya die Gabe Gedanken zu lesen. Wenn auch eingeschränkt.“ Na wohl eher beschränkt. „Aber komplett sicher bist du dir nicht, oder?“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, bin ich nicht. Aber ich hab's ihm heute morgen gesagt.“ Mir klappte die Kinnlade buchstäblich bis auf die Oberschenkel. „Du hast was getan?!“, stieß ich hervor und mein Kopf wollte nicht glauben, was meine Ohren da soeben gehört hatten. „Sag mal spinnst du? Das heißt du hast unsere Existenz preisgegeben?!“ Ich spürte, wie meine Augen die Farbe wechselten. Ich war auf dem besten Wege auszuflippen! „Ja, hab ich, ich finde er hat ein Recht darauf das zu wissen.“ „Habe ich dann auch das Recht dich zu fressen?“ „Nein, dagegen erhebe ich Einspruch.“ Mieser Arsch! Ich schloss die Augen und meditierte vor mich hin, damit sich mein Aggressionspegel wieder auf ein erträgliches Maß senken konnte und ich fähig war klar und rational zu denken. „Dir ist aber schon klar, was du tun musst, falls du dich irrst, oder?“ Er nickte, ohne, dass sich etwas in seinem Gesicht veränderte. „Ja, ich muss ihn schnellstmöglich umbringen, bevor jemand was davon mitbekommt. Ist mir klar, ich kenne den Kodex.“ Ein kurzes Lachen entfuhr mir. „Ja sicherlich tust du das. Deswegen scheinst du in letzter Zeit ja auch so sehr drauf zu stehen ihn zu missachten. Was ist das? Spätpubertäres Gehabe im Alter von vierhundert Jahren?“ Zero sah mich mitleidig an. „Schließ nicht immer von dir auf Andere, Karyu. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich richtig liege mit meiner Vermutung. Und jetzt haken wir das Thema ab, ich denke du hast mir Einiges zu erzählen.“ Ich schnaubte und streckte mich ausgiebig. „Ja, das hab ich allerdings.“ Und so begann ich zu erzählen, was an diesem Abend vorgefallen war und wie perfekt mein genialer Plan funktioniert hatte. „Und mittlerweile ist es ziemlich sicher, dass er unser Jäger ist. Der Kerl hat sich nämlich noch verdächtiger gemacht, als er es ohnehin schon ist. Er hat mir einen falschen Namen angegeben. Allerdings scheint er mir langsam aber sicher zu vertrauen. Es machte zumindest den Eindruck. Auch in seinen Gedanken hab ich nichts finden können, das das Gegenteil beweisen könnte.“ Mein arrogantes Gegenüber nickte nur und antwortete dann. „Ok, du warst also in seiner Wohnung, allein mit ihm. Und warum zum Teufel hast du ihn nicht da schon zur Strecke gebracht?“ Weil ich cooler bin, als du es je sein wirst! Darum. „Weil ich nicht weiß, was der Spinner alles an Waffen und anderem bösen Zeug in seiner kleinen Wohnung hortet. Um ehrlich zu sein habe ich weder Bock auf Messer oder Dolche zwischen den Rippen, noch auf irgendwelches Weihwasser im Auge. Das brennt wie die Hölle! Ich denke, dass du das nachvollziehen kannst, oder?“ „Wow, da hat sich ja mal jemand richtig Gedanken gemacht! Ich bin stolz auf dich. Wenn du das nächste Mal hier bist, dann bekommst du einen Keks!“ „Nur kein Neid, mein Süßer. Und deine Kekse kannst du behalten, sofern die selbst gebacken sind. Ich nehm von dir nichts Selbstgebackenes an! Du willst mich damit vergiften. Wobei, du könntest mir anstatt deiner Gift-Kekse eine Packung von diesen Schoko-Katzenköpfen mitbringen.“ „Achja? Das wäre mir aber neu. Würde ich dich töten wollen, dann würde ich das ordentlich tun. Nicht mit so was Billigem wie Gift in Keksen. Das wäre bei dir Fresssack nämlich viel zu einfach!“ „Lügner!“ Ich schmollte ein wenig, fuhr dann aber fort. „Aber wie gesagt, du kennst meinen Plan. Bis jetzt ist alles perfekt verlaufen. Ich habe nur leider 'zufällig' mein Handy auf seinem Sofa liegen gelassen, dass muss mir wohl aus der Tasche gerutscht sein. Und so wie ich ihn einschätze, ist das einer, der so blöd und pseudo-hilfsbereit ist, mir das Teil persönlich vorbei zu bringen. Intelligent wie ich nun mal bin, habe ich natürlich meine Adresse auf der SIM gespeichert, allerdings keine Nummer unter der ich zu erreichen bin. Sobald er mir also das Handy bringt, werde ich dieser ganzen Kinderkacke hier ein Ende setzen und unsere Ärsche retten.“ Ein breites Grinsen beherrschte mein Gesicht und ich war mal wieder voll überzeugt von mir und meinen enormen Fähigkeiten. „Aha und was ist, wenn du dich irrst und er doch Verdacht geschöpft hat?“ Das waren typische Zero-Fragen. Hauptsache mir die Stimmung vermiesen. Das beherrschte Zero perfekt! „Tja, dann wird es wohl einen von diesen blutigen Kämpfen auf Leben und Tod geben. Er sollte sich da allerdings besser nicht überschätzen. Es ist was anderes zu versuchen mich umzubringen, als einen unerfahrenen Haufen von blutjungen Vampiren. Ich werde dem Kerl da tüchtig in den Arsch treten, wenn er es wirklich drauf anlegen sollte.“ Bevor ich fortfahren konnte mich selbst zu loben, unterbrach mich Zero mit einem seiner blöden Kommentare. „Genug dummes Gewäsch hier. Ich hab auch noch was zu erzählen, mein Lieber. Denn auch wenn bei dir alles so toll gelaufen ist, bei mir ist es das leider nicht.“ Na da sieh mal einer an. Unser Perfektionist hatte tatsächlich ein paar Problemchen gehabt? Zero strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr und fuhr fort. „Das Problem ist, dass Hizumis kleiner Menschenfreund immer noch unter den Lebenden wandelt. Es wäre alles gut gegangen, wenn nicht auf einmal ein anderer Kerl auf der Matte gestanden hätte. Ich frage mich zwar, was dieser Typ mitten in der Nacht in diesem Teil der Stadt zu suchen gehabt hat, aber wie dem auch sei. Auf jeden Fall bin ich unterbrochen worden und es hätte zu viel Aufsehen erregt, wenn gleich zwei Menschen auf einmal verschwunden wären.“ Das kam davon, wenn man nicht alles selber machte! Ich hatte ja eigentlich einen schönen, tödlichen Autounfall geplant. So wie der, vor dem ich diesen irren Vampirkiller heute noch heldenhaft bewahrt hatte. Aber nein. Der liebe Zero wollte mal wieder alles alleine machen. Typisch! Aber jetzt sah er mal, was er davon hatte! Das kommt davon, wenn man nicht auf mich hört. Alles Dilettanten! Meine Mundwinkel zuckten. „Das heißt also, dass dieser Saga immer noch frei und fröhlich und vor allem lebendig durch diese Stadt rennt und wahrscheinlich schon das nächste Date mit unserm Hizu klargemacht hat?“ „So sieht's aus. Wobei ich das mit dem Date bezweifle. Hizumi scheint endlich zu so etwas wie Vernunft gekommen zu sein. Er hat Saga scheinbar klargemacht, dass es für ihn lebensgefährlich ist, wenn die Beiden sich treffen. Daran hat Saga auf jeden Fall gedacht, kurz bevor ich ihn zwischen genommen habe.“, faselte Zero. Und musste unwillkürlich grinsen. „Es wird für ihn auch lebensgefährlich, beziehungsweise lebensbeendend sein, wenn die beiden sich nicht treffen. Du weißt, was du demnächst zu tun hast. Dann bekommst du wenigstens keine Langeweile. Außerdem kannst du mir nicht erzählen, dass du das Töten nicht vermisst.“ Er zuckte die Schultern. „Was heißt vermissen. Du weißt, dass ich noch nie so blutgeil war wie du, aber in gewissem Maße ist das Töten schon ganz unterhaltsam, das muss ich zugeben. Wobei es mir für Hizumi ehrlich Leid tut. Er scheint Saga sehr zu mögen.“ „Wenn du mich fragst ist unser Kleiner verknallt!“ Das sah doch ein Blinder mit Krückstock! „Wie auch immer. Das wird Saga auch nicht retten können. Ich werde mich drum kümmern.“ Na Prost Mahlzeit. „Dieser Tsukasa wird ihn auch nicht immer retten können.“ Ich stockte. Hatte ich mich verhört? „Was hast du gesagt, wie hieß der Typ, der ihn gerettet hat?“ „Tsukasa, oder so ähnlich. Das hat er gebrabbelt, kurz nachdem ich ihn losgelassen hab.“ „Ach-du-Scheiße!“ „Was?“ „Ach du Scheiße!“ „Ja, soweit konnte ich folgen. Wenn du mir jetzt noch den Grund für deinen emotionsgeladenen Ausbruch sagst, dann bekommst du noch einen Keks!“ „Jetzt spar dir deine zynische Gülle. Das ist ernst! Tsukasa ist der Name, der auf dem Türschild unseres Jägers steht. Außerdem hat er was von nem Bruder gefaselt, der heute Abend scheinbar nicht da ist.“ „Ach du Scheiße!“ „Sag ich doch.“ Zero legte sich die Hand über die Augen und ließ sich im Sessel zurückfallen. „Na das fehlte uns gerade noch. Jetzt haben wir die ganze Familie am Hals. Und wenn du mich fragst, dann hat Hizumi jetzt ohne es zu wissen ein ernstes Problem. Ich bin ziemlich sicher, dass Saga seinem Bruder die ganze Geschichte erzählt hat und ich will nicht wissen, was der jetzt aus Hizumi machen will.“ Mir lagen die Worte 'Hackfleisch', oder 'Frikadellen' auf der Zunge, doch ich hielt mich zurück. Das ging jetzt selbst mir etwa zu weit. Es war ja in Ordnung, dass dieser Spinner da wahllos herum mordete. Es war auch in Ordnung, dass dieser Spinner sich wahrscheinlich schon in wenigen Tagen mit mir prügeln würde. Aber es war nicht in Ordnung, dass dieser verdammte Spinner vorhatte, Hizumi in einen stinkenden Kadaver zu verwandeln! „So weit wird er gar nicht kommen, dafür sorge ich. Darauf kannst du dich verlassen. Und du wirst Hizumi überwachen, hast du mich verstanden? Du wirst dir seine Gedanken ganz genau angucken, du wirst rausfinden, wo er wann aus welchen Grund ist und du wirst mir sofort Bescheid sagen, wenn irgendetwas passiert. Ist das klar?“ Zero fuhr sich durch seine Mähne und begann zu lächeln. Hatte ich einen Witz gerissen, der mir entgangen war? Obwohl... dann würde Zero nicht so blöde Grinsen. Der grinste aus Prinzip nie bei meinen Witzen! „Natürlich pass ich auf, dass deinem Kleinen nichts passiert, Papa.“ Ich konnte nicht anders als die Augen zu verdrehen. Ging das schon wieder los! „Jetzt laber nicht so einen Scheiß. Ich hab nur keine Lust schon wieder wen zu schicken, der dann nen Haufen Blut und Eingeweide beseitigen muss, so wie letztes Mal, als unser Freund Lust darauf hatte ein paar Untote zu killen! Das ist alles.“ „Natürlich ist es das.“ Der blöde Sack grinste immer noch hämisch vor sich hin. Ich hatte das Bedürfnis ihn das Grinsen aus dem Gesicht zu schlagen! „Jetzt werd nicht gleich so aggressiv, mein Großer. Von so bösen Gedanken bekommt man Falten.“, fügte dieses kleine Miststück noch süffisant lächelnd hinzu. Mein Antwort darauf waren ein böser Blick und ein beleidigtes Armeverschränken. „Für den Spruch bekomm ich beim nächsten Mal aber mindestens drei Kekse! Oder Katzenköpfe!“ „Nein, wir waren bei zwei! Wenn du so anfängst, dann müsste ich dir für jeden blöden Spruch, den du ablässt einen Keks abziehen. Und dann müsstest du mir Kekse geben, nicht umgekehrt. Also überleg dir gut was du sagst.“ Blöder Klugscheißer... Einen Tag später, Karyus Wohnung, ca. 5.30 Uhr ... Karyus POV Die Füße auf den Couchtisch gelegt, in Jeans und T-Shirt und mit einem Glas Blut in der Hand, saß ich auf dem Sofa und schaute mir die Nachrichten an. Leider musste ich feststellen, dass es mal wieder nur rotzlangweiliges Gewäsch war, das die Moderatorin mit dem Botox in der Visage mir da erzählte. Das Übliche eben. Ein paar Morde hier und da, irgendein Krieg in irgendeinem Dritte Welt – Land. So eins, in dem Kinder Fliegen auf den Augen sitzen haben. Wie öde. Genervt von diesen ewigen, banalen Menschenproblemen, zappte ich mich also durch hirnamputierte Waschmittelwerbung, triefende Soaps und schwachsinnige Sitcoms, bei denen nicht mehr als drei Hirnsynapsen notwendig waren, um über die miesen Flachwitze darin lachen zu können. Wie erbärmlich! Aber was tat mal nicht alles, um sich die Zeit zu vertreiben? Wie ich dieses Warten hasse. Aber es war mir nun mal nicht vergönnt, mich jetzt einfach so, auf der Suche nach einer sinnvollen Beschäftigung, aus dem Haus zu bewegen. Ich musste ja warten. Auf diesen kleinen Wichser, der vorhatte Hizumi zu killen und der nebenbei auch noch eine ganze Menge anderer Vampire getötet hatte. Ich wusste ganz genau, dass er mir heute einen Besuch abstatten würde. Warum ich das jetzt so genau wusste, das wusste ich selbst nicht, aber ich wusste eben, dass ich es wusste! Logisch. Ungeduldig nippte ich an meinem Abendessen. Der sollte hine machen, ich wollte noch duschen, nachdem ich ihn erledigt hatte und irgendwie hatte ich wenig Lust darauf, das irgendwann mitten in der Nacht zu tun. Da würde sich nur wieder die blöde Kuh von Unten beschweren. Was mir denn bitteschön einfiele nachts wieder so einen Krach zu machen. Aber die würde eh bald sterben. Man musste keine übernatürlichen Fähigkeiten haben, um das zu wissen. So wie die aussah, hatte sie sicher- Es klingelte. Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf und entsorgte als erstes das Glas mitsamt Blut. Dann richtete ich mir kurz die Haare (Man, sah ich mal wieder gut aus!) und öffnete die Tür. Wie erwartet blickte mich Tsukasa aus seinen braunen Augen an. Ich setzte einen überraschten Gesichtsausdruck auf. Nach ein paar Jahrhunderten ist man nun einmal in der Lage perfekt zu schauspielern. „Hallo. Was verschafft mir die Ehre?“ Ich lächelte ihn an. Merkwürdigerweise lächelte er zurück. Sehr komisch, wenn man bedachte, dass dieser Kerl eigentlich immer nur apathisch vor sich hin glotzte und sich den Leuten unter falschem Namen vorstellte. „Guten Abend. Also, du hattest dein Handy bei mir liegen lassen. Ich hab keine Nummer gefunden, über die ich dich hätte erreichen können, aber deine Adresse war eingespeichert. Deswegen hab ich's dir mitgebracht.“ Er hielt mir mein Telefon entgegen. Ich trat einen Schritt zurück und gewährte ihm so Zutritt zu meiner Wohnung. „Wenn du willst kannst du noch was reinkommen.“, sagte ich mit einem unwiderstehliche Lächeln und gab mir Mühe den Brechreiz zu unterdrücken, der mich dabei überkam. „Immerhin bin ich dir noch einen Tee schuldig.“ Er winkte ab. „Du bist mir gar nichts schuldig, ohne dich währe ich jetzt platt wie eine Flunder. Aber von mir aus. Ich hab heute eh nichts mehr vor.“ Ich führte ihn ins Wohnzimmer und anscheinend war er sehr angetan von meiner stylischen Wohnung. Aber die war ja auch toll! Das genaue Gegenteil von Zeros muffiger Mottenkugel-Bude. Schick, hell und modern eingerichtet! Meine Wohnung war zwar nicht wirklich groß, aber für mich allein reichte sie allemal. Ich hatte es halt nicht nötig mit einer dicken Bonzenvilla zu protzen, wie gewisse andere untote Typen. Tsukasa setzte sich aufs Sofa und sah sich um. „Wohnst du alleine?“ Ich nickte. „Jap. Und ich bin sehr froh darüber.“ Mit einem Grinsen auf den Lippen ging ich in die Küche um Tee zu machen. Ich gab mir extra viel Mühe, immerhin würde dies Tsukasas letzte Tasse Tee sein. Mit dem fertigen Tee bewaffnet ging ich ins Wohnzimmer zurück und parkte das Tablett auf dem Couchtisch. „Und? Ist dein Bruder wieder aufgetaucht?“, fragte ich beiläufig. Man musste schließlich erstmal ein lockeres Gespräch anfangen, bevor man jemanden zerstückelte. Vielleicht ließ sich ja die eine oder andere zusätzliche Information zwischen Tsukasas Worten lesen. Erstmal die Lage checken und dann zuschlagen. „Ja, ist er. War anscheinend tatsächlich mit ein paar Kumpels was trinken. Normalerweise sagt er aber Bescheid, wenn er wohin geht.“ „Dein Bruder muss sich bei dir abmelden bevor er das Haus verlässt?“, fragte ich ungläubig. Was für ein kranker, kontrollsüchtiger Freak! „Naja, müssen muss er so gesehen nichts. Aber er weiß genau, dass ich mir irgendwann immer Sorgen mache. So ist das halt, wenn man einen kleinen Bruder hat. Er wird immer mein kleiner Bruder bleiben, selbst wenn er irgendwann mal steinalt ist.“ Jetzt lächelte er. Das war doch schon mal interessant. Sein Bruder war ihm also scheinbar ziemlich wichtig. Vielversprechend. „Wie heißt denn dein Bruder?“ „Wieso willst du das wissen?“ „Wieso nicht? Ich interessiere mich halt für dich und dein Umfeld.“ Damit hatte er scheinbar nicht gerechnet, denn jetzt fiel ihm nichts mehr ein und er musste passen. „Er heißt Saga.“ Bingo. Also hatte sich mein zweiter Verdacht auch bestätigt. Kurz dachte ich daran, dass ich diesen Kerl auch demnächst würde beseitigen müssen. Aber erstmal war der große Bruder dran, der da Tee schlürfend vor mir saß und nichts Böses ahnte. Meine Gedanken kreisten einen kurze Moment um Hizumi. Es tat mir Leid für ihn, er schien Saga wirklich zu mögen, aber was sein muss muss sein. Ich konnte es mir als Clanoberhaupt nicht leisten, Rücksicht auf zu eliminierende Personen zu nehmen, nur weil Jemand, der mir wichtig war, eine gute Beziehung zu ihnen hatte. „Schöner Name. Und? Was macht dein Studium?“ Er zögerte und nippte an seinem Tee. „Ach, das läuft ganz gut. Ist halt stellenweise ziemlich langweilig, aber man gewöhnt sich dran. Das einzig Belastende ist, dass es an dieser Uni noch größere Spinner gibt als ich einer bin.“ Er grinste. Ach? Noch größere Spinner? Was taten die denn? Ihre Oma umbringen, sie in Blattspinat wickeln und das Ganze dann gedünstet als Sonntagsessen servieren? Ich wollte bei aller Liebe nicht wissen, auf welche Uni er da ging. Ich lachte gekünstelt und nahm selbst einen Schluck Tee. „Schon merkwürdig, dass du auf einmal so ganz anders bist. Als wir uns kennengelernt haben, hast du dich verhalten, wie ein ganz anderer Mensch. Du bist sicher, dass der Unfall gestern nichts mit deinem Kopf gemacht hat?“ Er verzog den Mund. „Naja, ich bin halt ab und zu etwas misstrauisch und neurotisch. Besonders Fremden gegenüber, die mich einfach so in einem verlassenen Industriegebiet anquatschen.“ Ich nickte artig. „Naja ok. Ist ja auch irgendwo verständlich. Aber ich muss sagen, so wie du jetzt bist, gefällst du mir wesentlich besser.“ Ich lehnte mich ein Stück vor und sah Tsukasa einen Moment lang tief in die Augen. Innerlich wetzte ich schon die imaginären Messer. Er hielt mir nicht lange Stand und senkte nach wenigen Sekunden den Blick. Meine Güte, was für ein Loser! Kein Wunder, dass der keine Freundin hatte. Ich wollte gar nicht wissen, wie er sich anstellte, wenn ich einmal anfing wirklich mit ihm zu flirten. Ich vermutete, dass sein Kopf platzen würde, weil sich jedes einzelne rote Blutkörperchen dorthin bewegte. Auch eine Methode jemanden umzubringen. Kurz zog ich in Erwägung, etwas in dieser Art tatsächlich auszuprobieren, aber das war mir dann doch zu riskant. Außerdem gaben platzende Köpfe Flecken auf meiner Wand! Eine ganze Weile redeten wir noch über sinnlosen Scheiß, dann sah Tsukasa auf die Uhr. „Oh, es ist schon relativ spät. Ich hab noch was für die Uni zu erledigen, ich glaub ich muss jetzt gehen.“, nuschelte er und erhob sich. Wie unhöflich! Aber Gehen würde der Gute jetzt allerdings. Allerdings nicht nur aus meiner Wohnung, sondern auch direkt aus dem Leben. „Schade.“, heuchelte ich und starrte unwillkürlich auf Tsukasas schlanken Hals. Mein Magen grummelte. „Oh, ich glaube ich sollte gleich mal zu Abend essen.“, verlegen kratzte ich mich im Nacken. „Wenn dein Magen schon brummt, dann solltest du das allerdings. Du siehst eh irgendwie abgemagert aus.“ Vollidiot. Wenn der wüsste was mich da gleich vor dem Tod durch Unterernährung retten würde, würde er garantiert weniger blöde Sprüche klopfen. Ich erhob mich und folgte Tsukasa in den Flur. Gerade streckte er den Arm aus, um seinen Mantel von der Garderobe zu nehmen, als ich ihn sanft, aber bestimmt an der Schulter fasste und zu mir herumdrehte. „Weißt du... Eigentlich fände ich es mies, wenn du jetzt einfach so gehen würdest.“, säuselte ich und mein Blick suchte erneut den seinen. Er war sichtlich verwirrt und schien keinen Gedanken an Gegenwehr zu verschwenden. Ich nutzt seine Verwirrung und drückte ihn langsam mit dem Rücken gegen die Flurwand. „Ziemlich mies sogar.“, flüsterte ich, ohne den Blick von ihm zu lösen. Er sah mich stumm an und schien nach Worten zu suchen. Ich schob mein Gesicht so nah an seines, dass ich seinen warmen Atmen spüren konnte. „Weißt du, eigentlich hätte ich da noch was mit dir zu besprechen.“ Langsam nährten sich meine Lippen seinem Ohr und streiften kurz über Tsukasas hohen Wangenknochen. Anscheinend war mein Opfer zur Salzsäule erstarrt, denn er rührte sich keinen Millimeter. Doch sein Herz schlug schnell, ich konnte es förmlich hören. „Es gab da einige Komplikationen in letzter Zeit.“, wisperte ich nahe seinem Ohr und verfestigte meinen Griff um seine Schulter, drückte ihn fester gegen die Wand. Meine Lippen bahnten sich ihren Weg zu seinem Hals. Ich spürte, wie das Blut in Tsukasas Venen pulsierte und musste mich beherrschen, um ihn nicht vollkommen unkultiviert zu fressen. Ich war noch nie ein Freund des unkultivierten Gemetzel gewesen. Wenn ich schon tötete, dann mit Stil und Klasse! Er schauderte leicht und das brachte mich zum Grinsen. „Und irgendwie glaube ich, dass du dafür verantwortlich bist.“ Ich flüsterte gegen seinen Hals und mein Grinsen wurde minimal breiter, als mir auffiel, dass ich Tsukasa damit eine Gänsehaut beschert hatte. „Wie siehst du das denn so? Du weißt doch genau wovon ich spreche, hab ich Recht, Tsukasa?“ Ich wollte keine Antwort abwarten! Mein Mund öffnete sich wie von selbst, meine Lippen lagen bereits auf seiner warmen Haut, meine Augen hatten sich ins Gelbliche verfärbt und ich wollte mein Abendessen! Doch bevor ich zubeißen konnte, spürte ich ein schmerzhaftes Stechen an meiner linken Brust. Verwirrt, aber ohne meinen Kopf aus Tsukasas Halsbeuge zu entfernen, wanderte mein Blick nach unten. „Was ich dazu sage?“, meldete sich mein Opfer plötzlich, mit leiser Stimme zu Wort. „Ich sage dazu, dass ich es genossen habe dieses Ungeziefer zu beseitigen. Ich habe genau das selbe mit ihnen getan, was ich jetzt mit dir tun werde. Na, wer ist jetzt der Dumme, Karyu?“ Dieses Miststück drückte den silbernen Dolch fester in meine Haut und langsam sickerte Blut durch mein Oberteil. So hatten wir aber nicht gewettet. Wut stieg in mir auf, doch ich musste die Kontrolle behalten so gut es ging. Offenbar hatte ich meinen Gast falsch eingeschätzt. „Glaubst du ernsthaft, ich hätte dir dein kleines Spielchen abgekauft?“ Er lachte leise. „Ich bin mindestens genauso gut im Schauspielern wie du es bist. Und deine Gedankenlesetricks funktionieren bei mir nicht, falls es dir entgangen ist. Ich bin fähig, mich auf andere Dinge zu konzentrieren, außer auf meine Pläne.“, sagte er und ich stellte erstaunt fest, wie sehr sich seine Art zu sprechen und sein Tonfall geändert hatten. Der Süße schien mir doch glatt ein klein bisschen schizophren zu sein. Ich saß in der Zwickmühle. Wenn ich zubeißen würde, dann würde er mir das verdammte Messer ins Herz rammen und dann wäre auch für meine geschätzte Wenigkeit Ende im Gelände. Um ihn stand es jedoch auch nicht besser. „Wow, du scheinst ja ein ganz Schlauer zu sein. Ich bin beeindruckt. Wenn du nicht so ein hinterlistiges, krankes Arschloch wärst, könntest du mir sogar gefallen.“ Immer noch sprach ich gegen seinen Hals, hatte mich kein Stück bewegt, um so auch ihn in seiner misslichen Lage gefangen zu halten. „Und was wollen wir jetzt machen? Bis zum jüngsten Tag genauso stehen bleiben, oder was?“, warf ich ein und wartete auf eine Antwort, während ich versuchte, trotz Tsukasas Duft und trotz seinem Blut, das nur wenige Millimeter unter meinen Lippen floss, klar im Kopf zu bleiben. Ich durfte mir keinen Fehler erlauben! „So wie es aussieht steht es in der ersten Runde unentschieden. Ich wäre dafür, dass du mich gehen lässt und ich dich demnach auch verschone. Für dieses eine Mal. Ich bin ziemlich sicher, dass wir das hier auch wann anders regeln können. Außerdem macht es keinen Spaß dich zu töten, wenn du so auf dem Präsentierteller liegst.“, sagte er arrogant und ich hörte am Klang seiner Stimme, dass er grinste. Dieser kleine, widerliche... „Also gut. Du stehst also auf Spielchen, mh? Ein Jäger durch und durch. Wenn es dich so sehr anmacht, dann bitteschön. Du packst dein Brotmesser wieder ein und kannst gehen. Aber das nächste Mal wirst du nicht so ungeschoren davonkommen. Das nächste Mal mach ich Hackfleisch aus dir.“, schwor ich. „Natürlich machst du das. Ich sehe schon wie kompetent du bist. Große Klasse, ehrlich.“ Wieder dieser ekelhaft ironisch-arrogante Tonfall. „Achja und noch was. Wenn du auch nur kurz in Erwägung ziehst, dich an meinem Bruder zu vergreifen, dann schlitz ich dich auf, sodass du verblutest wie ein Schwein, kapiert?“ Ich musste lachen. „Du bist ganz schön überzeugt von dir, stimmts? Aber danke für den Tipp. Daran deinen kleinen Bruder abzuschlachten hatte ich noch gar nicht gedacht. Wenn's soweit ist, dann nehm ich seine letzten Schreie auf Tonband auf und schick sie dir. So hast du auch noch was davon.“ Jetzt hielt er endlich mal die Fresse. Mitten ins Schwarze. „Du mieses Arschloch.“ „Danke gleichfalls!“ Langsam bekam ich Genickstarre und darum beschloss ich, dem Ganzen vorerst ein Ende zu setzen. „Also, was ist jetzt? Auf drei lässt du dein Messerchen fallen und ich gehe genau drei Schritte rückwärts. Wenn du dann innerhalb von zehn Sekunden nicht aus meiner Wohnung verschwunden bist, dann vergessen ich alle meine guten Vorsätze.“, stellte ich klar und warf einen Blick auf mein mit Blut durchtränktes T-Shirt und den silbernen Dolch, der meine Haut durchschnitten hatte und weiterhin an meine Brust gerückt wurde. „Wieso soll ich dir trauen?“ „Ich würde sagen, weil du keine andere Wahl hast. Natürlich kannst du mir das Teil jetzt ins Herz rammen, aber ich würde noch lange genug leben, um dich zu beißen und dann wär's auch für dich vorbei und dein Brüderchen müsste anschaffen gehen, um was zwischen die Zähne zu bekommen. Und das wollen wir ja nun wirklich nicht, oder?“ Er wurde wütend und das hob meine Laune ungemein! „Halt die Fresse, du Monster.“ „Jaja, der ist alt. Fällt dir nichts Neues ein? Ihr Menschen seid immer so unglaublich unkreativ.“ „Also gut. Wir machen es so, wie du gesagt hast. Auf drei. Eins-“ „Ich zähle hier, verstanden?“ „Von mir aus. Dann zählst du eben!“ „Eins...“ Ich löste meine Lippen unwillig von seinem warmen Hals, gleichzeitig zog er die Messerspitze aus meiner Brust heraus. „Zwei...“ Tsukasa ließ den Arm mitsamt Dolch sinken und ich hob den Kopf, war jetzt wieder auf einer Augenhöhe mit ihm. „Drei...“ Er ließ tatsächlich sein Messer fallen und ich bewegte mich genau drei Schritte zurück. Dann schnappte er sich in Windeseile seinen Mantel und verschwand. Natürlich nicht, ohne mir vorher noch einen verachtenden Blick zuzuwerfen. Die Haustür fiel klackend ins Schloss und ich starrte auf den am Boden liegenden Dolch, der einen kleinen Blutfleck auf meinen weißen Teppich gezaubert hatte. Dieses Dreckstück! Jetzt konnte ich auch noch eine Teppichreinigung bezahlen, nur wegen Tsukasa und seinem blöden Kinderspielzeug! Ich sah an mir herunter und meine Wut stieg, als ich bemerkte, dass mein Shirt absolut unbrauchbar war. Immerhin war es voller Blut. Na Toll. Das war eines meiner Lieblingsshirts gewesen! Noch ein Grund mehr diesen Spinner möglichst schnell umzubringen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)