Treasure Hunters von Caomei ================================================================================ Kapitel 2: Taro Raion --------------------- „Ich sag´ s euch, das gefällt mir gar nicht. Ich arbeite am liebsten alleine.“ Néko saß auf Hanas Sofa und schaukelte mit ihren Füßen. „Ach, jetzt ärgere dich nicht so, der Typ sieht doch zum anbeißen aus.“ Tama stand mit Hana hinter der Küche und rührte in einer großen Schüssel Kuchenteig an. „Ich habe ihn noch nicht gesehen. Wie sieht er aus? Los erzählt es mir!“ Energisch hatte Hana Tama beiseite geschoben und kramte in einer der Laden nach einem Löffel. Tama kicherte. „Wie schon gesagt: zum Anbeißen... Er ist wirklich hübsch und hat so schöne schwarze, lange Haare... und er ist größer als mein Vater.“ Hana nickte interessiert und verschwand wieder in einem der unteren Küchenkästen. „Und wo wohnt er?“ Mit einem dumpfen Klirren förderte sie eine gläserne Schüssel zu Tage. „Für die Plätzchen...“ Drüben auf dem Sofa spielte Néko inzwischen mit einem der Polster und hatte sich umgedreht, so das ihr Kopf fast am Boden ankam. „Er wohnt auf der Daitokai #2, ich war gestern da und...“ „Was warst du?“ Kreischend fiel Tama ihr ins Wort und sprang auf sie zu. „Was hast du bei Raion- san gemacht? Wieso durfte ich nicht mit?“ Entrüstet stampfte sie mit dem Fuß vor Néko´s Gesicht auf und ab. „Ich hab´ ihm nur sein Flugticket nach Basra gebracht. Ich fliege nämlich morgen mit ihm dahin. Wir werden dann in der nähe von Ur nach einem Zikkurrat des Gottes Marduk...“ „Jajaja, interessiert mich nicht, weißt du ob er eine Freundin hat?“ „Na ja, als ich anklopfte, hat so eine blonde Frau die Tür geöffnet. Außerdem ist er viel zu alt für dich und...“ Rumms! Nach einem Tritt von Tama gegen das Sofa hatte Néko die Balance verloren und war ihr vor die Füße gefallen. „Aua...“ „Helft ihr mir heute auch noch mal, oder soll ich alleine backen?“ Hana hatte gerade das Backrohr geöffnet und das Blech herausgefischt. „Bin schon da.“ Gelangweilt hatte sich Néko eine Schüssel mit einer nougatartige Masse geschnappt und rührte nun darin. Statt ihrer lag nun Tama auf dem Sofa und umklammerte einen Polster. „Eine blonde Tusse... so was...“ Hana lächelte und verschwand im Kühlschrank. „Hehe... Die hat es aber erwischt, was? Eine unglückliche Liebe... Tragisch, tragisch.“ „Mhmm, du sprichst aus Erfahrung, was?“ Tang! Heftig war Hana in die Kühlschranktüre geknallt. „Autsch! Das stimmt nicht! Ich bin nicht unglücklich verliebt!“ Lautes klirren folgte. „So? Und als was würdest du deine Beziehung mit einem gewissen Studenten namens Hirano- kun bezeichnen?“ Tama hatte damit begonnen, den Polster, wie einen Ball in die Luft zu werfen. „Im Gegensatz zu Tama habe ich wenigstens eine reale Chance.“ „Ach ja?“ Néko war sich da nicht so sicher. Mit einigen Gläsern Marmelade beladen kehrte sie wieder zu Néko zurück und übergab ihr ein Glas mit Erdbeerkonfitüre. „Hast du auch Schokoglasur?“ erklang es hoffnungsvoll vom Sofa her. „Bedaure. Mein Bruder Inazuma war heute morgen hier und hat meinen Kühlschrank geplündert.“ Schmollend erhob sie sich, kam zu den Beiden an die Küchentheke und untersuchte die anderen Gläser. „Dann will ich eben Kirsche.“ Hana nickte und übergab ihr eine Schüssel zum Rühren. Gelangweilt wanderte Néko an der Gepäckausgabe auf und ab, wobei sie die große Uhr der Halle im Auge behielt. Der Flug nach Tokyo ging immerhin schon in einer halben Stunde. Die meisten der Flüge gingen über Tokyo oder Osaka, da der Flughafen von Silver City ziemlich klein war. „Langsam könnte er auftauchen.“ Mit einem Seufzer angelte sie nach ihrem kleinen Rucksack, warf ihn über ihre Schulter und schlenderte zum Eingangsbereich. Nach einiger Zeit des Wartens näherte sich ein roter Sportwagen dem Parkplatz vor dem SC Kuko. „Das ist er doch nicht etwa? So pünktlich.“ Néko war leicht verstimmt. Das Auto hielt vor dem Eingang und Taro stieg mit einer hübschen, rothaarigen Frau aus. Diese fiel ihm natürlich gleich um den Hals um sich zu verabschieden. Es hatte nicht den Anschein als ob es Taro gefallen würde, denn er wirkte ziemlich desinteressiert. Nachdem er seine Reisetasche aus dem Kofferraum geholt hatte stieg die Rothaarige wieder in den Wagen und brauste in Richtung Minato davon. Néko hob die Augenbrauen und betrachtete die Szene. Taro betrat die Halle und sah sich nach ihr um. Als er sie schließlich bei der Fensterfront entdeckte lächelte er erfreut und winkte sie zu sich herüber. „Hey Ichigo! Du wartest auf mich? Das ist aber freundlich.“ Noch bevor Néko antworten konnte, hatte sie ihn erreicht und er verwuschelte schon ihre Haare. „Laß´ das! Natürlich warte ich, der Flug geht ja erst in 15 Minuten.“ Vergebens versuchte sie seine Hand aus ihren Haaren zu bekommen und ein beleidigtes Gesicht zu machen. „Nanana, wer wird denn so Böse sein?“ Etwas gekränkt zog er seine Hand zurück und blickte nach der Uhr. „Wir sollten jetzt zum Flugsteig. Soll ich dich wieder dahin tragen, oder kannst du inzwischen schon besser laufen?“ Mit einem boshaften Grinsen musterte er Néko. „Nein danke, das kann ich alleine.“ Wütend stampfte sie an Taro vorbei. Dieser folgte ihr amüsiert und wedelte mit seiner Hand vor ihrem Gesicht herum. Weil sie ihn aber ignorierte, gab er schließlich mit einem Schulterzucken auf. Néko lächelte, ein kleiner Sieg für sie. Taro ließ sich auf seinen Sitz fallen und blickte auf Néko. Natürlich schmollte sie noch immer. „Willst du den ganzen Flug über schweigen?“ Keine Reaktion. „Willst du mich ärgern?“ Keine Reaktion. „Na gut. Wir werden ja sehen.“ Kopfschüttelnd angelte er in seiner Tasche nach den Unterlagen ihrer Reise. „Na mal sehen, wir sollen dieses neu entdeckte Zikkurrat bei Ur mal unter die Lupe nehmen... Stammt aus der Zeit vor Babylon... vermutlich 2000 v. Chr.“ Er kramte nach einem anderen Blatt und blickte wissend zu Néko, die noch immer mit abgewandtem Haupt aus dem Fenster starrte. „Vermutlich von den Sumerern erbaut... für die Göttin Inanna...“ „Nein, für Marduk.“ kam es von Néko, die sich aber im selben Augenblick schon wieder darüber ärgerte, dass ihre Zunge schneller als ihr Kopf gewesen war. „Na, es geht doch.“ Taro kicherte und drückte ihr die Unterlagen in die Hand. „Jetzt schmoll nicht, sondern mach deine Arbeit, Ichigo.“ Wiederwillig blätterte sie in den Schriftstücken. „Trotzdem, das eines Klar ist, ich rede nur mit dir, weil es mein Job erfordert!“ „Jajaja, wie du meinst. Wir werden ja sehen.“ Nervös lief Kioko im Hauptbüro des Museums auf und ab. Schließlich setzte sie sich an den Schreibtisch und startete ihren Laptop. Sofort blinkte das Zeichen für neue E- Mails rot auf. Neugierig rief sie gleich die erste davon auf. Sie war von Bará, die sich über Néko´s neue Mission erkundigte. Kioko verschob die E- Mail in einen Ordner mit dem Titel „Später“ und las die Zweite. Diese war schon etwas interessanter. Insider News über die Treasure Hunters von Yanagi Kairo. Laut ihrer Nachricht galt das Zikkurrat, nahe der Stadt Ur, für die Hunters noch immer als gesperrt und unwichtig. Weshalb es auch niemandem erlaubt war dorthin zu gehen. Es sei denn, man hatte die Genehmigung eines Museums. Aber das alles wusste Kioko schon länger. Nachdenklich blätterte sie in einigen Unterlagen, welche neben dem Laptop fast den ganzen Schreibtisch einnahmen. Unbemerkt hatte Arashi das Büro betreten und musterte schmunzelnd den Papierberg. „Na, das wird wieder eine Arbeit werden.“ Kioko zog einige Akten aus dem Chaos und blätterte uninteressiert darin. „Meinst du, ich hätte es Taro und Néko sagen sollen? Sie werden sicherlich verärgert sein, wenn sie erfahren...“ „Mach dir keine Sorgen. Sie sollen immerhin die Zusammenarbeit lernen. Solche Kinkerlitzchen sollten da wohl auch kein Problem sein. Sie werden das schon überleben.“ Arashi kicherte fies und Kioko schüttelte ungläubig den Kopf. „Außerdem ist es besser so. Niemand wird dann erfahren, dass die beiden Treasure Hunters aus einem Museum sind. Für eine Genehmigung würden manche Kunstsammler über Leichen gehen.“ Er hatte sich inzwischen auf Kiokos Sessel gelehnt und las die Nachricht von Kairo. „Aha, wie gesagt, eine Genehmigung ist ziemlich gefragt. Im Übrigen ist deine Freundin Kiíchigo draußen und will dich sprechen.“ Damit küsste er seine Frau auf Wange und verließ das Büro. Im Glanz der Abendsonne erreichten Néko und Taro schließlich eine kleine Stadt namens Basra. „Hmmm, ich war ja schon in vielen Städten, aber es ist immer wieder faszinierend wenn man etwas Neues sieht.“ Taro schien nicht wirklich begeistert zu sein. „Ich war schon mal hier. Damals war ich in Uruk.“ Néko kramte nach einem Stadtplan, sie hatte doch einen von Arashi bekommen... „Was hast du denn vergessen?“ lächelnd hielt er ihr einen Plan vor die Nase. „Das da. Weißt du wo dieses Hotel sein soll?“ „Klar, wenn du gerade aus schauen würdest, könntest du es sehen. Ich dachte du warst hier schon mal?“ Taro kicherte fies, was ihm prompt einen Tritt auf den Fuß von Néko einbrachte. „Gehen wir.“ Sie schwang den Rucksack über ihre Schulter und eilte voraus. Das Hotel war eigentlich eine ganz schöne Anlage. Es wurde erst vor kurzem erbaut und war deshalb sehr modern. Die Fassade war ziemlich westlich gehalten und eigentlich eher untypisch für diese Gegend. Außerdem war es sehr beliebt bei Reisegruppen. Die Halle war nämlich mit vielen Touristen gefüllt, die einigen Reiseleitern lauschten. „Das ist aber voll hier!“ Taro drängelte sich an die Rezeption und musterte aufmerksam die blonde Empfangsdame, was bei Néko ein leises Schmunzeln hervorrief. „Kann ich ihnen irgendwie behilflich sein?“ Die Dame sprach mit einem leichten Akzent. „Wir haben reserviert.“ Taro holte die Reservierungsbestätigung von Arashi aus seiner Tasche und händigte sie der Dame aus. „Ach ja, ich weiß schon. Der Anruf letzte Woche... Das Ehepaar Raion, nehme ich an? Hier ist der Schlüssel, Zimmer 401.“ „Bitte, was?“ Taro war verdutzt, Néko hatte allerdings genau verstanden. Dieser Arashi! So was. „Nein, nein, das muss ein Irrt...“ Noch bevor er zuende sprechen konnte hatte sich Néko an seinen Arm geworfen und grinste fies. „Jaha! Ist schon alles richtig, nicht war, mein Schätzchen?“ Noch bevor Taro irgendwelche Wiederworte von sich geben konnte, wurde er auch schon von Néko in Richtung Aufzug gezogen. Die Empfangsdame sah den Beiden etwas verwirrt hinterher. „So was?“ „Sag mal, was sollte das denn? Ich, mit dir verheiratet? Wer soll den das glauben?“ Taro schien leicht verärgert. „Du bist doch noch ein kleines Kind.“ „Pha, ich bin kein Kind mehr. Außerdem gefällt mir dein Benehmen Frauen gegenüber gar nicht.“ Néko bemühte sich, ernst zu klingen, musste dann aber doch laut loslachen. „Ich finde das gar nicht komisch. Was hat sich Arashi denn dabei nur gedacht. Mit dir, als ob ich ein Kind wie dich heiraten würde.“ Die Aussage brachte ihm einen Schlag über den Kopf durch Néko´s Rucksack ein. Leicht gekränkt, aber immer noch mit dem Lachen kämpfend verließ Néko den Fahrstuhl. „Da hinten ist es. Und glaub´ ja nicht, dass ich dir das Bett überlasse.“ Drohend hatte sie ihren Zeigefinger erhoben und öffnete die Zimmertür. Taro ersparte sich jeglichen Kommentar, das war sicherer so. Beide hatten das Zimmer betreten und sahen sich neugierig um. Genau wie der Rest des Hotels war das Zimmer im westlichen Stil gehalten. Es sah eher wie ein Zimmer aus einem amerikanischen Hotel aus, als einem Irakischen. „Hm, nicht mal so schlecht. Obwohl ich die Hotels in Silver City hübscher finde.“ Taro hatte seine Tasche auf dem kleinen Schreibtisch abgestellt und kramte darin. Néko hatte sich auf das Sofa geworfen und musterte erst Taro und dann das Bett. „Na gut, ich bin ja nicht böse. Du darfst auch im Bett schlafen, wenn du auf deiner Seite bleibst.“ „Wie großzügig du doch sein kannst, kleine Ichigo. Und keine Angst, bei kleinen Kindern kann ich mich beherrschen.“ „Vorsicht, sonst überlege ich es mir noch mal.“ Néko hatte sich erhoben und verschwand im Bad. Taro musste kichern. Wirklich eine lustige Kleine, diese Ichigo. Nachdem sie das Bad wieder verlassen hatte, machte sich Néko an ihren Rucksack und durchkramte ihre Satellitenkarten von dem Gebiet um die Stadt Ur. „Einen köstlichen Schlafanzug hast du da. So richtig zum Anbeißen, dieses Erdbeermuster.“ kichernd verschwand Taro im Bad und der geworfene Schuh von Néko knallte gegen die Tür. „Schade, daneben.“ Als er schließlich wieder ins Zimmer zurückkehrte war Néko noch immer mit den Karten beschäftigt. „Ich dachte dieses Zikkurrat liegt in der Nähe von Ur, es ist aber 50 km davon entfernt.“ „Hä, was ist?“ Taro hatte ein Handtuch um seine Haare geschlungen und setzte sich zu Néko. „Na, das Zikkurrat ist ziemlich weit weg von Ur.“ „Ich weiß, was glaubst du wohl warum wir hier in Basra sind, Ichigo? Von hier ist es viel kürzer, als von Ur aus.“ Umständlich kramte sie nach einer anderen Karte. „Jaja, sehe ich ein. Und wie sollen wir dahin kommen?“ „Ich habe uns einen Helikopter gemietet und...“ „Du hast einen Pilotenschein?“ Néko war erstaunt. „Natürlich, das ist doch ein klares Muss für einen Treasure Hunter! Was glaubst du denn?“ Taro blickte abschätzig auf Néko herab. „Ich bin noch zu jung, um den Flugschein zu machen...“ Umständlich ordnete sie die Karten und stopfte sie in den Ordner von Kioko zurück. „Wir brechen morgen früh gegen 5 Uhr auf. Dann ist es noch nicht so heiß.“ Damit verkroch sie sich unter ihrer Decke. „Bäh, so früh schon.“ Taro war richtig begeistert. „Sag´ mal, machst du das immer so?“ Taro konnte sich das Lachen nicht mehr verkneifen und ließ sich auf den verstaubten Steinboden fallen. „Hach, sei Still!“ klang Néko´s Stimme von unten. Die Beiden hatten gerade das alte Zikkurrat, welches für den mesopotamischen Gott Marduk errichtet wurde, betreten und Néko war durch ein kleines Loch im Boden gefallen. Jetzt hing sie, in einigen alten, porösen Schlingpflanzen mit dem Kopf nach unten in dem Loch. „Soll ich dir helfen?“ Kichernd hatte er sich neben das Loch gesetzt und hielt nach Néko Ausschau. „Darauf kann ich verzichten! Ich komme da schon alleine...“ Rumms! Ein lauter Krach war zu hören. „Aua! Verflucht, wieso sind Knochen nur so hart...“ Die knorrigen Schlingpflanzen waren gebrochen und Néko auf einen Haufen Knochen gestürzt. Erschrocken versuchte Taro etwas in der Dunkelheit zuerkennen. „Hey, ist dir was passiert?“ „Nein! Aber du musst hier runter kommen, hier ist ein Gang!“ Aufgeregt fuchtelte sie mit ihrer Taschenlampe herum. Langsam kletterte Taro durch das Loch und sah sich neugierig um. „Holla! Du hast ja wirklich Talent im Suchen. Sieht interessant aus...“ Schon war er in dem Gang verschwunden. Néko rieb sich den Arm und kramte danach in ihrem Rucksack. Nach kurzem Suchen förderte sie einen kleinen Anhänger zutage. Das Schmuckstück leuchtete in einem grellen Neonlicht. „Sakyū...“ „He, Ichigo! Wo bleibst du?“ Erschrocken stopfte sie den Anhänger wieder in ihren Rucksack zurück und lief zu Taro. „Bin ja schon da.“ „Gut. Sieh mal hier.“ Er deutete auf einige Schriftzeichen an der Wand. „Interessant nicht war? Dieser Tempel hier wurde nicht für Marduk erbaut. Jedenfalls nicht dieser Teil hier. Solche tiefen Keller gibt es sonst eigentlich in keinem Zikkurrat.“ Néko hatte schon ihren Universalübersetzer aus dem Rucksack geholt und fuhr über die Zeichen. „Das ist wieder mal nicht übersetzbar... ich frage mich wozu ich das überhaupt brauche.“ Genervt steckte sie den Übersetzer wieder zurück und sah sich nach Taro um. Dieser hatte noch einige andere Inschriften gefunden und winkte Néko zu sich. Er deutete auf ein Quadratisches Symbol mit einem Rechteck darin, welches eine Art Sonnenzeichen enthielt, und über diesem noch drei Zeichen. „Hier siehst du? Das ist das Zeichen von Schammasch, der Gott der Sonne.“ „Jaja, und der Sohn des Mondgottes Nana und der Gott der Gerechtigkeit und der Stadtgott von Sippar und Larsa. Du kannst dir solche Belehrungen ruhig sparen, ich kenne mich aus mit den alten Göttern.“ „Ist ja schon gut. Jedenfalls ist es seltsam, das dieses Zikkurrat hier für ihn erbaut wurde. Sippar liegt ziemlich weit weg.“ „So um die 600 km, glaube ich.“ Fügte Néko noch eifrigst hinzu. Jaha! Sie kannte sich gut aus. „Fragt sich nur warum man daraus ein Marduk- Heiligtum gemacht hat.“ Taro hatte eine Taschenlampe aus seiner Jackentasche gekramt und durchleuchtete den restlichen Teil des Ganges. „Komm mit.“ Néko warf noch einen Blick auf die Zeichen an der felsigen Wand und drehte sich dann zu Taro um. Die Beiden folgten dem Weg und hielten nach neuen Schriftzeichen Ausschau. Nach einigen Metern führte der Gang plötzlich steil nach unten. Taro hielt es für besser, oben ein Seil anzubringen und sich vorsichtig nach unten zu hangeln. Während er nach einem Seil kramte versuchte Néko das Ende des Weges mit ihrer Taschenlampe auszuleuchten. „Ich glaube fast das da unten das Ende ist. Sieht aus als ob da eine Wand ist...“ „Das werden wir gleich wissen...“ Mit einem Satz war Taro an ihr vorbei in die Dunkelheit gesprungen. „He! Warte!“ Energisch ergriff sie das Seil und folgte ihm. „Siehst du das? Da ist eine Tür.“ Taro klopfte neugierig gegen die Wand. Im Schein der Taschenlampe konnte man eine leichte Rille in der Wand erkennen. „Wir haben nicht zufällig ein Stemmeisen dabei?“ Er kramte in seiner Tasche um etwas Brauchbares zu finden. „Erfahrungsgemäß findet sich in solchen Situationen meistens eine Art Hebel, womit besagte Tür auch auf geht.“ Néko durchsuchte den kleinen Raum und fand auch bald 3 kleine Steinhebel, die neben dem Weg, aus der Wand ragten. „Soll ich mal einen davon versuchen?“ Nach einem kurzen Nicken von Taro schob sie den ersten Hebel in die Wand. Leise begann der ganze Raum zu zittern. „Was ist das?“ Néko war erschrocken zu Taro getreten und durchleuchtete den Raum. „Sieh mal, da oben!“ Aufgeregt deutete er in die Höhe. „Die Decke kommt runter!“ Zu allem Überfluss schloss sich der Gang mit einem lauten, knirschenden Geräusch. „Das ist gar nicht gut. Schnell, versuch einen anderen Hebel!“ „Gut, aber pass´ auf!“ Die Decke war schon zur Hälfte in den Raum gefahren und noch gute 3 Meter von ihnen entfernt. Schnell zog Néko den zweiten Hebel, wobei sie ihre Taschenlampe verlor. „Mist.“ Unerwartet erschütterte ein heftiges Beben den Raum und schleuderte die Beiden auf den Boden. „Verflucht! Los, den letzten Hebel!“ Taro hatte sich schnell wieder erhoben und tastete nach der Decke. Diese war nun etwas schneller geworden und nur noch um die 2 Meter entfernt. „Aua! Mist, ich komm, hier nicht raus, ich...“ Die Felswand neben Néko war bei dem Beben in den Raum gebrochen und hatte sie beinahe ganz verschüttet. Unter der schnell näherkommenden Decke versuchte Taro an die Hebel zu kommen. Néko versuchte inzwischen sich zu befreien, wobei sie noch einige kleine Felsbrocken abbekam. „Das tut weh! Los beeil dich!“ „Ich suche ja!“ Endlich faste er den letzten Hebel und zog ihn nach unten. Langsam bewegte sich die Tür. „Los! Gib mir deine Hand!“ Wegen der Decke musste Taro auf dem Boden kniend nach Néko suchen. Er erwischte er sie und zerrte sie unter den Trümmern heraus. „Runter!“ Durch die aufgehende Tür schossen drei eiserne Speere auf die Beiden zu und verfehlten sie nur knapp. „Gut das wir hier am Boden herum liegen...“ Sie hatte sich ziemlich erschrocken und versuchte zur Tür zu kommen. „Langsam ist es aber genug!“ Heftig zog Taro Néko mit sich. Im letzten Moment konnten sie der Decke durch die Türe entkommen. „Das war knapp...“ Erleichtert ließen sich Beide auf den Boden fallen. „Das kannst du laut sagen. Himmel, wer rechnet denn gleich mit solchen Fallen. Da waren die Feuerspeier in Brasilien ja nichts dagegen.“ „Stimmt. Die hat dann eh das Wasser gelöscht.“ Beide mussten kichern. „Na gut, dann sehen wir mal weiter.“ Vorsichtig untersuchte er den neuen Gang. Auch Néko wurde neugierig und folgte Taro. „Hey! Komm mal her. Sieh dir das an.“ Langsam schlenderte sie um die Ecke und sah sich um. „Wow! Nicht schlecht...“ Die Zwei befanden sich anscheinend in einer riesigen, unterirdischen Höhle. „Was ist denn das?“ Im Schein der Taschenlampe war ein langgestreckter, schwarzer See zu erkennen. „Ich nehme an das ist Öl. Jedenfalls soll es in dieser Gegend recht häufig sein.“ Néko nickte aufmerksam und versuchte die Höhle zu überblicken. Vor ihnen endete der Weg an einer steilen Klippe. „Da kommen wir nicht runter. Es sei denn wir springen in das Öl. Bäh...“ Ein Schauder lief ihr über den Rücken. „Was ist denn das da? He, leuchte hier mal her!“ Néko lehnte sich über die Klippe und versuchte etwas zu erkennen. „Hey Ichigo, sei´ vorsichtig!“ Taro hatte kaum zu Ende gesprochen, als schon ein lautes, bröckelndes Geräusch die Stille der Höhle durchbrach. „Aua...“ Das Gestein hatte nachgegeben und Néko war einen halben Meter tief in Richtung Ölsee gefallen. „Toll. Du hast eine Brücke gefunden.“ Taro unterdrückte ein Kichern und sprang zu ihr hinunter. „Ich wusste das ich was gesehen habe.“ Eifrig erhob sie sich und schnappte nach der Taschenlampe. Sie befanden sich tatsächlich auf einer Art Brücke, die von der Klippe zur anderen Seite der Höhle führte. „Dieses Zikkurrat ist ein wirklich interessantes Bauwerk.“ Achtsam überquerten sie die Steinbrücke und stießen erneut auf ein Steintor und drei Hebel. „So, und was jetzt? Sollen wir noch mal unser Leben riskieren?“ Taro überlegte. „Das ist nun mal unser Job!“ Energisch betätigte Néko den ersten Hebel, und siehe da... Die Tür öffnete sich ein kleines Stück. „He, toll! Das funktioniert ja!“ Eilig drückte sie auch die anderen beiden Schalter in die Wand. Laut Grollend öffnete sich das Tor bis ganz nach oben. „Das freut mich jetzt aber!“ „Sei´ aber trotzdem vorsichtig.“ Beide durchschritten die Tür und betraten eine große Halle. „Seit wann haben Zikkurrate eigentlich solche Hallen als Keller? Und seit wann haben sie überhaupt Kelleranlagen?“ Néko schüttelte nur den Kopf. „Woher soll ich das wissen?“ Die Halle war pyramidenförmig aufgebaut und wurde oben durch ein helles Loch, welches die ganze Höhle beleuchtete, abgeschlossen. Es war nicht ausgeschlossen, dass dieser Raum das darüberliegende Zikkurrat aushöhlte. Solch eine Bauweise war bisher noch nie entdeckt worden. „Es könnte sein, dass man das Marduk- Zikkurrat einfach über dieses hier gebaut hat.“ Taro begutachtete einige Inschriften neben der Tür. „Wäre möglich.“ Néko hatte ihre Aufmerksamkeit in die Mitte der Halle gelenkt. Neben einigen zerstörten Statuen ragte eine kleine Stufenpyramide in die Halle. „Komm mit...“ In ihrem Rucksack kramend wanderte sie zu der Pyramide. Taro kletterte über die Stufen zu ihrer Spitze und stieß auf einen kleinen Altar. Die vier Seiten waren mit einigen Schriftzeichen und einem Relief versehen. Taro erkannte die Symbole der Götter Nanna, Nebo, Inanna, Nergal, Marduk und Ninib. „Die sieben Zonei... aber Schammasch fehlt...“ Sorgfältig untersuchte er den Altar. Es musste noch irgendwo ein Zeichen geben. Endlich entdeckte er das Schamaschzeichen, auf den Steinplatten vor dem Altar. Warum gerade da am Boden? Ungläubig schüttelte er den Kopf. Taro begutachtete das Zeichen und fuhr mit der Handfläche darüber. Das kleine Relief ließ sich in den Grund schieben. Ein komisches Knirschen ließ Taro erschrocken einen Schritt nach hinten treten. Langsam öffnete sich der Hochaltar und förderte eine kleine goldene Statue zu Tage. „Wow, he Ichigo, ist das nicht toll? Ichigo?“ Suchend überblickte er die Halle. Wo war sie denn jetzt schon wieder? Langsam begann er damit sich Sorgen zu machen. Sie würde doch nicht... Im hinteren Teil des Raumes bewegte sich etwas. „Ichigo? Wo bist du? Los sag´ was!“ Eilig lief Néko auf die Pyramide zu, während sie etwas in ihrem Rucksack verstaute. „Ich bin ja schon da! Was hast du gefunden?“ „Das da. Eine Darstellung von Schammasch.“ Kopfnickend betrachtete sie die kleine Plastik. „Sieht aus wie einige der Goldfiguren aus dem Oxus- Schatz.“ „Gut, dann nehmen wir sie mit. Kioko wird sich freuen.“ Taro ergriff die Figur und die kleine Pyramide begann heftig zu wackeln. „Was hast du gemacht?!“ „Garnichts! Nur die Statue genommen!“ Ziemlich schnell begann die Pyramide in Richtung Deckenloch zu fahren. „Nein! Zum Springen sind wir schon zu hoch!“ Néko ereilte ein kleiner Panikanfall. „Bleib ruhig, Ichigo. Dort oben kommen wir raus.“ Die Altarplattform bewegte sich ziemlich schnell nach oben und über dem Loch wurde eine Art Abdeckung sichtbar. „Schnell! Duck´ dich!“ Taro zog Néko auf den Boden und legte schützend den Arm um sie. Mit einem lauten Rascheln durchbrachen sie eine sandpapierähnliche Decke und befanden sich im inneren des Tempels, oben in dem Marduk Zikkurrat. Kaum hatte Taro den Kopf gehoben öffnete sich eine Steinwand und legte einen riesigen Felsen frei, welcher sofort auf die Beiden zurollte. „Jetzt ist´ s aber mal genug!“ Schnell zog Taro Néko auf ihre Füße und aus dem Tempel. So schnell sie konnten rannten sie die Stufen des Zikkurrates nach unten, mit dem Felsen auf den Fersen. „Mist! Er hat uns gleich!“ „Red´ nicht! Lauf!“ Die treppenförmige Rampe des Marduk Zikkurrates war an beiden Seiten von einer 2 Meter hohen Mauer umgeben. Ein Ausweichen auf die Seite war also nicht möglich. „Da! Wo die Mauer gebrochen ist!“ Néko fuchtelte wild mit den Händen in der Luft herum. Polternd kam der Felsen immer näher. Taro packte Néko und sprang mit ihr durch die gebrochene Mauer. Unsanft landeten Beide auf der zweiten Stufenplattform des Zikkurrats und der Felsen bretterte an ihnen vorbei. „Himmel!“ Néko war ziemlich erschrocken. Taro musste laut kichern. „Was gibt´ s denn da zu lachen?“ Glucksend deutete Taro nach unten. „Na, das alles! Hehe, das ist einfach zu albern. Ich komme mir schon vor wie in einem billigen Abenteuerfilm...“ „Wenigstens hat es sich gelohnt!“ Erfreut hielt sie die kleine, goldene Statue hoch. Taro beruhigte sich langsam wieder. „Der große Treasure Hunter Ichigo hat überlebt, was?“ Eifrigst nickte sie mit dem Kopf. „Natürlich! Und im Übrigen kannst du mich auch ruhig Néko nennen.“ Taro war aufgesprungen, schnappte sich die Figur und lächelte. „Gut, dann Treasure Hunter Néko!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)