Midnight Guardian von Kernchen ================================================================================ Kapitel 20: Übergabe der Fackel ------------------------------- Entfernte Stimmen holten Harry aus seinem Schlummer. Er war wund und hatte Kopfschmerzen. Als seine Sinne zurückkamen, bemerkte Harry, dass er fest in ein Bett gepackt war und etwas auf seiner Brust war. Er stöhnte als er seine Arme hob, um es wegzuschieben und spürte ein bekanntes Fell zwischen den Fingern, Midnights Fell. Harry ließ eine Hand auf dem Nacken des Hundes ruhen, er entspannte sich und schlief wieder ein. Midnight war sicher und das war alles was zählte. Das Geräusch einer sich öffnenden Tür war dicht gefolgt von Geschwätz, das den Raum füllte. Da waren zu viele Stimmen, um zu verstehen, was sie sagen könnten. Die Tür schloss sich schnell, was die Stimmen zu Harrys Erleichterung dämpfte, so dass sie wieder ein entferntes Murmeln waren. Er wollte niemanden sehen. Er wollte einfach nur schlafen. „Wie ich sehe, hat Sirius einen bequemen Platz gefunden“, sagte die freundliche Stimme von Professor Dumbledore. „Die beiden haben etwas Frieden nach all diesen Jahren verdient. Ich wünschte nur, es könnte andauern.“ Harry spürte, wie ihn eine sanfte Hand an der Stirn berührte. „Nun, Sirius will zuerst mit Harry sprechen“, sagte die leise Stimme Professor Lupins. „Ich denke, er ist besorgt, dass Harry sich zu große Hoffnungen macht. Wie lange haben wir bis ihn das Ministerium in Obhut nimmt?“ Professor Dumbledore seufzte. „Das ist schwer zu sagen“, antwortete er ehrlich. „Harrys Drohung gibt uns wenigstens ein paar Tage um eine Verhandlung und eine Verteidigung für Sirius zu organisieren.“ Stille trat ein. „Das war ein beeindruckender Patronus, wenn ich das so sagen darf. Ist dir die dritte Form aufgefallen, die einem verlorenen Haustier ähnelt?“ „Ich kann nicht erklären was ich gesehen habe“, gab Professor Lupin zu, „wie soll ich es Harry erklären? Niemand hat zwei Formen, geschweige denn drei. Was bedeutet das für ihn? Dumbledore, bitte seien Sie ehrlich. Ich muss wissen, was ich meinem Jungen sagen kann, wenn er Fragen stellt, die er mit Sicherheit hat. Ich muss wissen, was ich ihm sage, wenn er wissen will wie dieses Chaos mit dem Ministerium geschehen konnte.“ Harry stöhnte, als er sich regte, er probierte aus, wie wund seine Muskeln wirklich waren. Er sog den Atem scharf ein, als er den Kopf drehte, was Schmerzen durch seine Wirbelsäule sandte. Bislang war ein steifer Nacken alles was er finden konnte. Seine Bewegungen alarmierten Midnight, der schnell aufwachte und vom Bett sprang, er verwandelte sich mit einem plopp. Harry stöhnte wieder bei Midnights Abgang vom Bett, als er seine Augen teilweise öffnete und drei verschwommene Gesichter sah. Professor Lupin schob Harry sanft die Brille auf die Nase, was dem Jungendlichen erlaubte sie deutlich zu sehen. „Wie geht es dir, Wolfsjunges?“, fragte er. „Wir haben uns Sorgen gemacht. Es ist zwei Tage her seit deiner Auseinandersetzung mit Fudge.“ Harry brauchte einen Moment um zu begreifen, was gesagt wurde. Er hatte zwei Tage geschlafen? Wie? Es fühlte sich an als wäre es Augenblicke zuvor geschehen. „Entschuldigung“, sagte Harry schwach. Er dachte sich, er müsste erklären was er getan hatte, aber dachte nicht, dass er die Kraft dafür hätte. „I-ich wusste nicht, was ich sonst hätte tun können. I-ich konnte es nicht zulassen-“ „Hey immer langsam, Kitz“, sagte Black, als er sich auf die Bettkante setzte, er legte eine Hand auf Harrys Arm. Er sah ein wenig gesünder und glücklicher aus als Harry ihn das letzte Mal gesehen hatte, aber da war immer noch Schmerz in seinen Augen, der nie weg zu gehen schien. „Wir werden dich nicht anschreien. Du hast mein Leben gerettet und dafür werde ich dir immer dankbar sein … egal was geschieht.“ Harry sah Black verwirrt an. „Was?“, fragte er, „was ist los?“ Black blickte zu Professor Lupin, ehe er seinen Blick wieder auf Harry richtete. „Nichts, das es wert ist, sich Sorgen drum zu machen, Kiddi“, sagte er mit einem leichten Lächeln. „Du hast bereits mehr als nötig getan. Jetzt liegt es an uns alles zu berichtigen.“ Black lächelte, als er mit der Hand durch Harrys krauses Haar fuhr. „Ich bin so stolz auf dich, Harry. Ich weiß, deine Eltern wären es auch.“ Harry wusste nicht warum, aber er hatte das Gefühl, dass Sirius Black etwas verheimlichte. Es war fast so als ob er auf Wiedersehen sagte, aber warum? Er bekam jetzt eine Verhandlung und würde für unschuldig befunden werden. Es machte keinen Sinn. Als Harry zu den Professoren Dumbledore und Lupin blickte, stellte er fest, dass sie einen verhaltenen Gesichtsausdruck trugen. Was sagten sie ihm nicht? Hatte er die Sache schlimmer gemacht? Steckte Black jetzt in größeren Schwierigkeiten? Waren es Professor Dumbledore und Professor Lupin? „Was ist los?“ wiederholte Harry, als er Black ansah. „Warum sagst du auf Wiedersehen?“ Black sah bestürzt aus. „Auf Wiedersehen?“, fragte er, als er eine Seite von Harrys Gesicht berührte. „Ich gehe nirgendwo hin. Ich muss immer noch eine Gerichtsverhandlung überstehen, aber das wichtigste ist, dass du es weißt und die Wahrheit glaubst. Das ist mehr als ich je zu hoffen gewagt habe. Jetzt habe ich etwas auf das ich mich freuen kann, wenn das Chaos überstanden ist.“ Black blickte zu Lupin hinüber und lächelte ihn verschmitzt an. „Natürlich nur, wenn dein Vormund es erlaubt.“ Professor Lupin grinste zurück. „Wir werden sehen, Tatze“, sagte er, „ich muss tun was das Beste für Harry ist, weißt du.“ Black tat so als würde er vom Verteidigungslehrer getroffen. „Sein Interesse?“, fragte er verspielt. „Ihm Zugang zu seinem Paten zu verwehren, ist in seinem Interesse? Du verletzt mich, Moony. Du verwundest mich zutiefst.“ Harry hörte nur zu, als sich seine Augen schlossen. Es war eine willkommene Abwechslung Professor Lupin so relaxt und rumalbern zu hören. Es war etwas, was er immer für Lupin gewollt hatte. Das machte es wert Black und Professor Lupin so zu sehen wie sie vermutlich waren bevor seine Eltern getötet wurden. Harry konnte nur hoffen, dass es so blieb. Es war zwei Tage später, ehe Harry seinen Rückzugsort verlassen durfte, welches der gleiche Tag war, an dem ein Bericht über Blacks ‚Gefangennahme’ und Gerichtsverhandlung im ‚Tagespropheten’ veröffentlicht wurde. Der ganze Artikel war ziemlich vage was Blacks Gefangennahme, derzeitigen Aufenthaltsort und den Grund für eine anberaumte Gerichtsverhandlung anging, wenn er eigentlich den Kuss bekommen sollte. Die Verhandlung war früh in der nächsten Woche anberaumt und sollte in einem geschlossenen Gerichtssaal stattfinden, was hieß, dass die Presse nicht erlaubt war. Unglücklicherweise hatte Fudge auch auf Ausschluss von Zuschauern bestanden, was bedeutete, dass Harry und Professor Lupin auch nicht teilnehmen konnten. Professor Lupin war ganz deutlich nicht glücklich darüber. Er wollte dort sein, um seinen Freund zu unterstützen, wie er es schon vor Jahren hätte tun sollen. Professor Dumbledore hatte darauf hingewiesen, dass weder Harry noch Professor Lupin hätten teilnehmen können, da die Verhandlung während der Abschlussprüfungen waren, aber das kümmerte Harry und Professor Lupin nicht. Sie waren mehr als bereit sie zu verpassen, um das dritte Mitglied ihrer Familie zu unterstützen. Während Harry sich in Professor Lupins Gästequartier erholte, verließ Sirius Black nie Harrys Seite. Sie hatten über alles gesprochen was ihnen in den Sinn kam, das meiste davon war über diese Vollmondnächte, als die Rumtreiber durch den Wald und das Gelände in ihren Tierformen streiften. Professor Lupin war keine große Hilfe gewesen, da er Schwierigkeiten hatte sich daran zu erinnern, was in den Nächten geschehen war, in denen der Wolf Körper und Geist übernahm. Black hatte Harry auch Professor Lupins Verwandlungen geschildert und Harry begriff, dass sie kein Spaziergang waren. Sie waren extrem schmerzhaft und eine Qual zu beobachten. Professor Lupin war von der Unterhaltung nicht erfreut gewesen. Er hatte offensichtlich gewollt, seinen Schmerz für sich zu behalten. Die ganze Atmosphäre in Hogwarts hatte sich seit Blacks ‚Gefangennahme’ verändert. Alle schienen entspannter zu sein, da sie annahmen, Black sei weit fort von Hogwarts. Die Bewachung von Harry rund um die Uhr war beendet und ermöglichte Harry Raum zum Atmen und Gelegenheit wegzuschleichen, um sich mit seinem Vormund und Paten zu treffen. Ron und Hermine hatte man alles erzählt, aber sie waren die einzigen Schüler die wussten, dass Black immer noch in Hogwarts war. Sie hatten sich sogar mit Black und Lupin getroffen, sie wollten mehr über die zwei wichtigsten Personen in Harrys Leben wissen. Bei allem was vor sich ging, hatte Harry Schwierigkeiten sich auf die Prüfungen zu konzentrieren, aber Black hatte die Rolle des Tutors übernommen, da Hermine mit ihren eigenen Fächern überladen war. Die Stunden im August hatten Harry in Verwandlung, Zauberkunst, Kräuterkunde und Verteidigung gegen die Dunklen Künste geholfen, was nur noch Zaubertränke, Astronomie, Geschichte der Zauberei, Pflege magischer Geschöpfe und Wahrsagen für Harry zum Sorgen machen übrig ließ. Black war eine große Hilfe für Geschichte der Zauberei, Pflege magischer Geschöpfe und Astronomie gewesen, aber er gab zu, nicht so gut in Zaubertränke oder Wahrsagen zu sein, so dass Harry diese beiden allein schaffen musste. Harry war mit Professor Lupin dort gewesen, als Professor Dumbledore und Black – nein Sirius – am Montagmorgen durch das Flohnetzwerk zum Zaubereiministerium gegangen waren. Sie waren gewarnt worden, dass die Verhandlung wahrscheinlich länger als einen Tag ging, was bedeutete, dass Sirius über Nacht in eine Zelle im Ministerium gesperrt werden würde. Harry und Lupin hatten beide gefragt, ob sie besuchen durften, aber das Recht wurde ihnen verweigert. Sobald die Verhandlung begann, war Professor Dumbledore die einzige Person, die Sirius sehen konnte, da dieser die Verhandlung überwachte. Da die Verhandlung einen Großteil seiner Gedanken in Anspruch nahm, hatte Harry Schwierigkeiten, sich auf seine Abschlussprüfungen zu konzentrieren. Er führte die Bewegungen praktisch nur aus. Verwandlung war die erste, gefolgt von Zauberkunst am Nachmittag. Sobald sie vorüber waren, eilte Harry zu Professor Lupins Büro, um nach Neuigkeiten zu fragen, aber es gab keine. Harrys eingenommenen Gedanken bewiesen sich als Plus am nächsten Nachmittag in der Zaubertrankprüfung, da er zu besorgt um Sirius war, um zu bemerken, dass Snape häufig über seine Schulter schaute, als er seinen Verwirrungstrank braute. Als Ergebnis war sein Trank so gut wie Hermines. Nach der Zaubertrankprüfung rannte Harry so schnell aus dem Raum, dass ihn niemand aufhalten konnte. Wieder traf er sich mit Professor Lupin, um nach Neuigkeiten zu fragen, nur um keine zu erhalten, was ihn wieder dazu zwang, während seiner Astronomieprüfung um Mitternacht nur zu funktionieren, genau wie in Geschichte der Zauberei (Sirius Hilfe war ein Rettungsring gewesen) und Kräuterkunde am Nachmittag. Als Harry das Schloss betrat, nachdem er aus dem Gewächshaus kam, sah er Professor Lupin zu seinem Büro gehen und sah an seinem nervösen Ausdruck, dass es keine Neuigkeiten gab. Er musste zugeben, dass er auch begann, sich Sorgen zu machen. Wie lange brauchte Sirius, um die Wahrheit zu sagen? Donnerstagmorgen brachte die Verteidigung gegen die Dunklen Künste Prüfung mit sich. Professor Lupin hatte einen Hindernisparcours geschaffen, der einen Grindeloh, Rotkappe, ein Hinkepunk und einen Irrwicht beinhaltete. Harry hatte ihn beendet und hatte zum Glück seinen Patronus nicht überladen, als der Dementor-Irrwicht erschien. Seit der Nacht am See war Harry vorsichtig damit gewesen, Zauber zu wirken. Er konnte nicht zulassen, dass so etwas noch einmal geschah. Harrys letzte Prüfung war Wahrsagen, die am Nachmittag war. Als er mit Ron am Klassenzimmer ankam, konnte Harry nur stöhnen, als er von Neville erfuhr, dass sie in die Kristallkugel blicken mussten für die Prüfung. Er hatte während des Unterrichts nichts gesehen und wusste, dass es dieses Mal wahrscheinlich das Gleiche sein würde. Das bedeutete, dass Harry darauf zurückgreifen musste, was er schon fast das ganze Jahr in Wahrsagen tat, die Dinge zu erfinden. Ron ging vor Harry hinein und nach zwanzig Minuten kam er wieder hinaus und konnte ihm nur Glück wünschen, bevor sein Name aufgerufen wurde. Er betrat den extrem warmen Raum, Harry ging durch die leeren Reihen hindurch zu Professor Trelawny, die vor einer großen Kristallkugel saß und darauf wartete, dass er sich setzte. Der merkwürdige Geruch im Raum ließ Harry husten und seine Augen brennen. „Schönen Nachmittag“, sagte Professor Trelawny leise. „Jetzt blicken Sie in die Kugel und sagen mir, was Sie sehen. Bitte nehmen Sie sich Zeit dafür.“ Harry tat wie ihm geheißen und sah in die Kristallkugel. Der weiße Nebel schien sich schnell zu bewegen, was ihn flau machte. Nach einigen Momenten war Harry gezwungen, sich zurück zu lehnen, die Augen zu schließen und seinen Kopf zu schütteln. Das war nie zuvor geschehen, aber Harry schob es auf Erschöpfung. Es war eine stressige Woche gewesen. „Was ist es, Liebster?“ fragte Trelawny nach. „Haben Sie etwas gesehen?“ Harry öffnete seine Augen und sah sie an, ehe er seinen Blick wieder auf die Kristallkugel richtete. Die Bewegung war zum Stillstand gekommen, aber da war etwas was einer schwarzen Wolke glich innerhalb des Nebels. Es war schwach, aber hatte eine leichte Form. „Äh – da ist etwas das wie eine Ratte aussieht“, sagte er unbehaglich. „Sie sieht aus, als sei sie gefroren, während sie vor etwas wegrennt.“ Professor Trelawny begann sofort auf ihrem Pergament zu schreiben. „Interessant“, flüsterte sie. „Ist noch etwas um sie herum? Ein anderes Tier? Eine Person vielleicht?“ Harry schüttelte den Kopf. „Sie ist ganz allein“, sagte er, dann lehnte er sich zurück, während er in die Kristallkugel sah. Warum sah er eine Ratte? Pettigrew war eingesperrt und das war die einzige Ratte, die er kannte. Erinnre dich, es ist alles Humbug, erinnerte sich Harry, nichts davon ist real. Professor Trelawny nickte. „Sehr schön“, sagte sie, „wir können es dabei belassen. Denken Sie nur daran, dass das was wir sehen manchmal eher symbolisch ist als tatsächlich.“ Harry nickte und hob seinen Rucksack auf und drehte sich um, um zu gehen. Er wollte so schnell wie möglich weit weg von diesem Klassenraum. Die Kristallkugel machte ihn wirklich nervös. Harry wusste, dass er so schnell wie möglich mit Professor Lupin sprechen musste. Etwas an dieser rennenden Ratte stimmte nicht. Er musste sicher gehen, dass Pettigrew noch in Verwahrung des Ministeriums war. Eine laute, harsche Stimme drang in seine Gedanken. „ES WIRD HEUTE NACHT GESCHEHEN!“ Harry drehte sich schnell um und sah Professor Trelawny steif in ihrem Sessel sitzen, ihre Augen waren verdreht und der Mund hing offen. Es war fast so, als wäre sie in einer Art Trance. „Professor?“, fragte Harry nervös. Professor Trelawnys Augen rollten, ehe sie wieder in der gleichen seltsamen Stimme, die nicht ihre eigene war, sprach: „DER DUNKLE LORD IST EINSAM. VON FREUNDEN UND ANHÄNGERN VERLASSEN. SEIN KNECHT LAG ZWÖLF JAHRE IN KETTEN. HEUTE NACHT, VOR DER ZWÖLFTEN STUNDE, WIRD DER KNECHT DIE KETTEN ABWERFEN UND SICH AUF DEN WEG ZU SEINEM MEISTER MACHEN. MIT SEINER HILFE WIRD DER SCHWARZE LORD ERNEUT DIE MACHT ERGREIFEN UND SCHRECKLICHER HERRSCHEN DENN JE. HEUTE NACHT … VOR DER ZWÖLFTEN STUNDE … WIRD DER KNECHT SICH AUF DEN WEG MACHEN … ZURÜCK ZU SEINEM MEISTER …“ Harry wich erschrocken zurück. Voldemort? Auferstehen? Nein, das war nicht möglich. Das konnte nicht möglich sein. Nicht jetzt. Nicht nach allem was er durchgemacht hatte, um an diesen Punkt zu kommen. Nicht nachdem er Professor Lupin und Sirius gefunden hatte. Harry starrte die Lehrerin an und beobachtete, wie ihr Kopf nach vorne fiel, ehe er wieder hoch schnappte, ihre Augen wieder normal und sie starrte ihn an wie sie es für gewöhnlich tat. „Ich muss eingenickt sein“, sagte Professor Trelawny leise. „Es tut mir leid. Sie können gehen, Mr. Potter.“ Das musste Harry nicht zweimal gesagt werden und er hastete aus dem Raum so schnell er konnte. Er musste auf jeden Fall jetzt Professor Lupin sehen. Lupin würde wissen was zu tun war. Harry hielt nicht an, bis er Professor Lupins Quartier erreicht hatte, nur um es leer vorzufinden. Harry wollte nichts vergessen, was Professor Trelawny gesagt hatte, also zog er schnell ein Stück Pergament, seinen Federkiel und Tinte heraus, dann setzte er sich an Professor Lupins Schreibtisch und schrieb alles auf, an das er sich erinnern konnte. Er wusste, es musste ein schlechter Scherz sein, aber da war etwas in ihrer Stimme gewesen, das Harry Angst einjagte. Es war fast so, als würde sie nicht selbst sprechen, als sei sie besessen oder so etwas. Er war fast fertig als er hörte, dass sich die Tür öffnete und sah auf. Professor Lupin gefolgt von Professor Dumbledore und Professor McGonagall traten ein. Alle drei strahlten eine Ernsthaftigkeit aus, die Harry extrem nervös machte. Professor Lupin sah auf, sah Harry dort sitzen und blieb abrupt stehen. In dem Moment wo sich ihre Augen trafen, wusste Harry, dass etwas Schlimmes geschehen war. Professor Lupin eilte an Harrys Seite, kniete sich hin und drehte den Teenager so, dass sie sich ansahen. „Harry … hör mir zu … wir müssen dir etwas sagen“, sagte er sanft, „die Verhandlung ist vorbei – sie ist vorhin beendet worden, aber etwas ist geschehen, etwas das wir nicht verhindern konnten-“ Harry schüttelte langsam seinen Kopf, als sich seine Augen mit Tränen füllten. „Nein!“, schrie er mit zitternder Stimme. „Er ist unschuldig! Das können sie nicht tun!“ Er sah Professor Dumbledore und Professor McGonagall in der Hoffnung an, sie würden ihm sagen, es sei nicht wahr. Die Tränen fielen, als sie nichts sagten. Es war nicht möglich. Wie konnte das Ministerium ihn wegnehmen? Es war nicht fair! Nichts davon war fair! Professor Lupin drehte sanft Harrys Kopf, sodass sie sich wieder ansahen. „Harry, hör mir zu“, sagte er ruhig. „Sirius wurde für unschuldig befunden Voldemort gedient zu haben und deine Eltern betrogen zu haben, aber wir hatten nicht so viel Glück bei der Entführungsklage. Die Staatsanwaltschaft hat verzweifelt versucht, Sirius für etwas zu verurteilen und der Minister auch. Es gab nichts was wir tun konnten, Wolfsjunges. Wir mussten den wahren Grund offenbaren, warum Sirius dich von deiner Tante und deinem Onkel fort geholt hat. Wir mussten zugeben, dass du misshandelt wurdest.“ „Unschuldig?“, fragte Harry, als er die Augen schloss und erleichtert seufzte, die Tränen liefen weiterhin. Er hatte nach dem zweiten Satz aufgehört zuzuhören, seine Gedanken waren unfähig, mehr aufzunehmen. „Er ist unschuldig“, wiederholte Harry für sich selbst. „Er ist unschuldig.“ Lupin zog Harry in eine Umarmung und hielt ihn fest, ehe er zu den anderen Lehrern im Raum rüberblickte. Alle drei begriffen schließlich, wie sehr Harry an seinem Paten hing. Professor Dumbledore und McGonagall beschworen jeweils einen Stuhl und setzten sich, sie warteten geduldig, bis Harry alles verarbeitet hatte was Professor Lupin gesagt hatte und noch sagen würde. Die Tür öffnete und schloss sich leise, dennoch hörten es alle. Harry blickte auf, seine Augen weiteten sich als er sah, wer eingetreten war. In dunkelblauen Roben stand hinter Professor Dumbledore Sirius Black. Er hatte sich gewaschen und rasiert und sah nun dem Sirius Black auf den Bildern, die Harry hatte ähnlicher. Er hatte sogar die Haare geschnitten, was ihn erheblich jünger aussehen ließ, sogar ein wenig respektabler. „Sirius!“, rief Harry, als er von Lupin wegzog und zu seinem Paten rübereilte. Sirius kniete nieder und zog Harry in eine feste Umarmung, er hielt ihn ganz fest, während er Professor Lupin direkt ansah. Lupin stand auf und erhaschte einen Blick auf das Pergament auf dem Schreibtisch. Lupin hob es auf und las die Zeilen, die dort standen und erbleichte. „Harry“, sagte Lupin vorsichtig, „was ist das hier?“ Harry entzog sich der Umarmung und drehte sich um. „Oh das“, sagte er nervös. „Ähm … Professor Trelawny hat sich während meiner Prüfung merkwürdig verhalten und hat das gesagt. Ich wollte dich danach fragen, ob es wahr ist oder nicht, aber …“ Professor Lupin händigte Professor Dumbledore das Pergament aus, er las es, während Sirius über seiner Schulter mitlas. Harry spürte eine Hand auf seiner Schulter und sah hoch wie Sirius auf ihn runter blickte, bevor er zu Lupin blickte. Es schien einen stummen Austausch von Worten zwischen den beiden zu geben, als Professor Dumbledore aufstand und Professor McGonagall andeutete, es ihm nachzutun. „Ich weiß, ihr drei habt eine Menge zu besprechen“, sagte Professor Dumbledore freundlich, dann sah er Harry direkt an. „Ich werde nachforschen, Harry. Es könnte eine echte Vorhersage sein. Es wäre nicht Sybills erste.“ Harry blickte Dumbledore mit gehobener Augenbraue an, als der Schulleiter ging, gefolgt von Professor McGonagall. Professor Trelawny hatte tatsächlich eine echte Vorhersage gemacht? Wer wusste es? Harry wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Sirius ihn an der Schulter zu einem der kürzlich belegten Stühle führte und ihn drängte, sich zu setzen. Harry sah erst zu Black und dann zu Lupin rüber und begriff, dass noch etwas anderes vor sich ging. Professor Lupin ging um seinen Schreibtisch herum, sodass er neben Sirius stand. Beide sahen nervös aus. „Harry, hast du mich gehört, als ich von der Entführungsklage gesprochen habe?“, fragte er sanft. Harry dachte einen Moment nach, dann erinnerte er sich an die zweite Hälfte von Professor Lupins Aussage. Seine Augen weiteten sich alarmiert, als ihn die ganze Angelegenheit traf. Sirius musste zugeben, was er im Ligusterweg gesehen hatte. „Alle werden es wissen, oder?“, fragte er nervös, als sein Blick zu Boden ging. „Sie werden wissen, dass ich nicht mal meinem Muggel Onkel entgegentreten konnte.“ Sirius kniete nieder, er legte einen Finger unter Harrys Kinn und hob es an, so dass sich ihre Augen trafen. „Ich fürchte, dass dein Onkel dich misshandelt hat, wird morgen im ‚Tagespropheten’ stehen“, sagte er sanft. „Ich wollte es nicht sagen, aber ich stand unter dem Einfluss von Veritaserum. Ich hatte keine Wahl. Das verstehst du doch, oder?“ Harry nickte. Professor Lupin hatte ihm vom Veritaserum erzählt, daher wusste Harry, dass Sirius keine Wahl hatte, aber es war ihm immer noch unangenehm, dass sein Privatleben in die Öffentlichkeit getragen wurde. Was würden die Leute denken? Ron und Hermine wussten es bereits, aber sie waren anders. Sie hatten in den letzten Jahren viel durch gemacht. Sie hatten auch gewusst, wie schlimm die Dursleys vor diesem Sommer gewesen waren. Niemand sonst (außer den übrigen Weasley Geschwistern) hatte eine Ahnung wie Harrys Kindheit gewesen war. „Hör mir zu, Harry, ich weiß, es ist eine Menge, um damit zurecht zu kommen, aber bitte denk daran, dass wir für dich da sind“, sagte Professor Lupin zärtlich. „Du bist nicht mehr allein. Du musst uns jetzt so lange du es willst ertragen.“ „Wirklich?“, frage Harry hoffnungsvoll. „Wir-wir können eine Familie sein?“ Sowohl Sirius als auch Professor Lupin lächelten. „Natürlich“, sagte Sirius und wuschelte Harry durchs Haar. Sirius blickte hoch zu Lupin und erhielt ein Nicken, dann lenkte er seine Aufmerksamkeit wieder auf Harry. „Kitz, ich will, dass du weißt, dass ich nicht versuche mich in die Beziehung zwischen dir und Moony zu drängen, aber es gibt ein paar Einschränkungen, die verhindern, dass jemand wie Moony das tut, was er schon seit zwölf Jahren will: dich zu adoptieren. Ich hatte die Gelegenheit, das nächstbeste für euch beide zu tun, also mir wurde nach der Verhandlung erlaubt, ein paar Forderungen zu äußern. Eine davon war, dass ich das Sorgerecht für dich bekomme und Moony als deinen zweiten Vormund. Es bedurfte einige Überzeugung von seitens Dumbledores, aber am Ende wurde es bewilligt.“ Harrys Augen weiteten sich unglaublich weit, als er zwischen Sirius und Professor Lupin hin und her blickte, als forderte er sich heraus zu dementieren, was er dachte gehört zu haben. „D-du meinst, ich muss nie wieder zurück zu den Dursleys?“, fragte er fröhlich. „Ich kann von jetzt an bei euch bleiben?“ „Wenn es das ist was du willst, Harry“, sagte Professor Lupin mit einem Nicken. „Wir wollen dich zu nichts zwingen. Es gibt andere Familien mit mehr Erfahrung, die gewillt währen, dich aufzunehmen –“ „- Nein, ich will bei euch beiden bleiben“, unterbrach Harry. „Andere Familien sind andere Familien. Ihr zwei seid meine Familie.“ Er lächelte für sich selbst und sprang aus seinem Stuhl und schlang seine Arme um Sirius, der die Umarmung erwiderte. „Meine Familie“, wiederholte er, als er zu Professor Lupin aufblickte, mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. Professor Lupin kniete neben Sirius und Harry umarmte nun die beiden Rumtreiber und fühlte sich zum ersten Mal, seit er sich erinnern konnte, wirklich glücklich. Der nächste Morgen war wahrscheinlich der chaotischste, den Hogwarts seit langem gesehen hatte. Die Black Verhandlung war auf der Titelseite des ‚Tagespropheten’ was allen bewusst machte, dass Sirius Black nicht nur unschuldig, sondern auch der Vormund von Harry Potter war. Zu Harrys Erleichterung hatte die Zeitung nur berichtet, dass Harry von seinem Onkel misshandelt wurde und ging nicht ins Detail über das, was Sirius wahrscheinlich bei der Verhandlung gesagt hatte. Die meisten in der Schule übergingen die Misshandlung und konzentrierten sich auf Sirius Blacks Unschuld. Einige Gruppen von Schülern versuchten mehr über Sirius bei Harry herauszufinden, aber Ron und Hermine waren fast wie Klebstoff ständig an Harry dran und scheuchten so viele Leute davon wie sie konnten. Das Wochenende nach den Prüfungen war ein Hogsmeade Ausflug und der erste an dem Harry teilnehmen durfte, Professor Lupin und Midnight dienten als seine Bewacher. Midnight an seiner Seite zu haben, war mehr Spaß als alles andere. Die Hälfte der Leute, die den großen, schwarzen Hund sah, glaubte, dass Midnight der Grim war und rannte in die entgegen gesetzte Richtung. Midnight hatte offensichtlich Spaß, als er mir Ron und Hermine Stöckchen holen, spielte, während Professor Lupin versuchte, sein Vergnügen zurück zu halten. Manchmal konnte Sirius ein größeres Kind sein als alle anderen. Der erfreuliche Tag hatte nicht angehalten. Es war früher Nachmittag, als Professor Lupin eine Eule von Professor Dumbledore bekam, der darauf bestand, das sie sofort zum Schloss zurückkamen. Als sie die Eingangshalle betraten, waren sie alarmiert den Minister mit zwei Auroren dort zu sehen. Harry, Sirius und Professor Lupin wurden sofort zu Dumbledores Büro gebracht. Sirius und Professor Lupin wurden nach ihren Aufenthaltsort in den letzten paar Tagen befragt. Nach fast dreißig Minuten verlor Sirius seine Geduld und forderte zu erfahren, worum es ging. Dann erst offenbarte Cornelius Fudge, der Zaubereiminister, das Peter Pettigrew aus seiner Zelle verschwunden war. Sirius begann sofort den Minister für seine Inkompetenz zu beschimpfen, aber hörte auf, als Professor Lupin ihn an Harry erinnerte. Seine Wut war sofort vergessen und Sirius war schnell an Harrys Seite, um ihn zu trösten. Harry konnte es nicht glauben. Wie konnte Pettigrew fliehen? Dies sollte doch vorüber sein. Pettigrew sollte verhandelt und für schuldig befunden werden. Sirius und Lupin sagten kein weiteres Wort und brachten Harry in Professor Lupin Quartier, wo sie den restlichen Tag verbrachten und versuchten, mit der Offenbarung fertig zu werden. Es war nicht nur die Tatsache, dass Pettigrew entflohen war, die sie störte. Da war auch noch die mögliche Vorhersage, die Professor Trelawny gemacht hatte und schwer auf ihrem Gewissen lastete. Was, wenn sie wahr war? Alles was sie jetzt tun konnten war, zu hoffen, dass es nicht so war. Am nächsten Morgen war die ganze Schule in Aufruhr. Es schien, als hätte einer der Auroren, die Fudge begleitet hatten, einen Kommentar fallen gelassen, wie man ‚diesen Werwolf Lupin’ Kinder unterrichten lassen konnte. Professor Lupins Geheimnis war heraus. Glücklicherweise schien es niemanden außer die Slytherins zu stören, da Lupin so ein beliebter Lehrer war. Das einzig gute war, dass niemand etwas dagegen tun konnte, da das Schuljahr fast vorbei war. Der Morgen war der gewesen, an dem alle Hogwarts verließen, um in die Sommerferien zu gehen … alle bis auf Harry, Professor Lupin und Sirius. Die drei verbrachten den ganzen Sommer zum Gefallen für Dumbledore in Hogwarts. Harry kannte nicht alle Details, aber er wusste, dass seine Vormünder dem Hogwartskollegium mit etwas für das nächste Semester halfen. Harry stand vor der Eingangshalle und beobachtete, wie die pferdelosen Kutschen zum Bahnhof fuhren. Es war seltsam. Vor einem Jahr hatte Harry die Sommerferien gefürchtet und jetzt freute er sich darauf. Es war erstaunlich, wie viel sich in einem Jahr ändern konnte. Er wusste, dieser Sommer würde schwer werden und anstrengend. Remus und Sirius hatte ihn bereits gewarnt. Er freute sich auf die Herausforderung. Sirius Der Gedanke an seinen Paten ließ Harry lächeln. Statt Tante, Onkel und Cousin, die ihn hassten, hatte Harry jetzt einen Paten, der alles riskierte, um ihn zu beschützen und einen ‚Onkel’, der alles für ihn tun würde. Remus (oder Moony wie Harry ihn jetzt nannte) hatte seine Anstellung als Lehrer gekündigt, was Harry ziemlich enttäuschte. Er hatte nie eine Begründung gegeben, aber Harry wusste, dass es zum Teil Angst war. Niemand wollte, dass ein Werwolf seine Kinder unterrichtete und jetzt da Moonys Geheimnis heraus war, gab es wenig, was man tun konnte. Da war auch noch die kleine Tatsache, dass sein bester Freund wieder in seinem Leben war. Die zwei Rumtreiber hatten eine Menge nachzuholen. Harry beobachtete weiterhin, bis die letzte Kutsche aus seiner Sicht verschwand. Seine Gedanken kehrten zu dem Moment vor zwei Wochen zurück, als er den Zaubereiminister für die Freiheit von Sirius Black herausgefordert hatte. Alle hatten gedacht, er sei verrückt. Sogar Sirius hatte seine geistige Gesundheit in Frage gestellt, aber es hatte funktioniert und jetzt war Sirius frei. Das war alles was zählte. Eine bekannte Hand berührte seine rechte Schulter, was Harry dazu brachte, aufzusehen, Sirius stand zu seiner Rechten. „Bist du bereit für eine echten Rumtreiber Sommer?“, fragte er fröhlich. Harry konnte nicht anders, er musste lächeln. „So bereit wie es nur geht, Midnight“, sagte er. Es war nun ein Scherz zwischen ihnen. Sirius bestand darauf Tatze genannt zu werden, anstatt Midnight, aber das fühlte sich falsch an. Für Harry würde Sirius Black, sein gesetzlicher Vormund, immer Midnight sein, derjenige, der ihn vor seinem Onkel Vernon gerettet hatte und derjenige, der ihn vor den Lügen, die die Zaubererwelt für die letzen zwölf Jahr geglaubt hatte, bewahrte. Midnight war auch derjenige, der ihn zu Moony gebracht hatte, der seine Seele gerettet hatte, die von den Dursleys verletzt worden war. Harry wusste nicht, wo er sein würde, wenn es Moony und Midnight nicht gegeben hätte. Im Moment konnte Harry sich keinen Ort vorstellen, an dem er lieber wäre. Hosted by Animexx e.V. 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