Midnight Guardian von Kernchen ================================================================================ Kapitel 15: Midnight kehrt zurück --------------------------------- Es war früh in der Woche, als Professor McGonagall den Feuerblitz zurückgab und ihm bereit zum Fliegen erklärte. Das ganze Gryffindorhaus war entzückt, über das Auftauchen des berühmten Besens. Ron prahlte, dass er Recht gehabt hatte und Hermine wiederholte, es sei besser lieber auf Nummer sicher zu gehen. Harry hatte das Gefühl, ein weiter Kampf stünde bevor, also wünschte Harry eine Gute Nacht und ging in seinen Schlafsaal. Als Harry die Tür erreichte, musste er Krummbein wegscheuchen, ehe er eintrat. Er wusste, dass Hermine versuchte, die Katze von Krätze fernzuhalten, aber es war fast so, als wäre Krummbein von dem alten Nagetier besessen. Er hatte nie eine Katze gesehen, die immer wieder eine bestimmte Beute verfolgte wie Krummbein es tat. Alle von Harrys Zimmerkameraden hatten ihren Teil getan um sicher zu gehen, dass die Schlafsaaltür zu jeder Zeit geschlossen blieb, zur Sicherheit von Krätze. Alle wussten, dass Ron sich um die Ratte sorgte, auch wenn er sich ständig beklagte, egal wie krank das Nagetier aussah. Die einst fette Ratte war nun dünn und schien Fell zu verlieren. Es schien nur noch eine Sache der Zeit zu sein, bis Ron kein Hautier mehr hatte. Harry fürchtete diesen Tag wirklich. Madam Hooch und Professor McGonagall überwachten immer noch das Training wegen Harrys Sicherheit, aber sie verbrachten für gewöhnlich die meiste Zeit damit miteinander zu sprechen, anstatt das Training zu überwachen, nicht dass sich die Mannschaft beschwerte. Sie hatten eine Menge Überraschungen für das nächste Spiel geplant und hatten vor, es so zu behalten. Harry war häufiger über den Ravenclaw Sucher, Cho Chang, gewarnt worden, aber in dem Moment, in dem er abhob, hörten die Sorgen der anderen auf zu existieren. Der Besen gehorchte auf die leichteste Berührung. Seine Geschwindigkeit war so unglaublich, dass Harry das Stadion nicht von einem Schatten zum anderen unterscheiden konnte. Harry testete das Limit und ging in einen steilen Sturzflug und schien wie ein Meteor zu fallen, ehe er herauszog, bevor er den Boden berührte und gab der Mannschaft fast einen Herzinfarkt. Als Oliver schließlich den Schnatz freiließ, fing Harry ihn leicht innerhalb von zehn Sekunden. Er ließ ihn wieder los und nachdem er ihm einigen Vorsprung gegeben hatte, folgte er ihm wieder und hatte ihn Momente später wieder gefangen. Er wiederholte dies für fast eine Stunde, während er dem Schnatz immer mehr Zeit gab um – in anderen Worten – zu verschwinden, aber er sah ihn jedes Mal und fing ihn schnell. Die übrige Mannschaft trainierte hart und führte ihre Bewegungen perfekt aus. Oliver konnte seine Freude kaum zurück halten, als er das Training beendete. Er konnte nicht eine einzige Beschwerde seiner Mannschaft gegenüber entgegenbringen. Laut Fred und George war es das erste Mal, dass dies geschah. Das schockierte die Zwillinge fast, aber nur fast. Die übrigen Trainingsstunden der Woche verliefen genauso und am Freitag hatte die ganze Mannschaft das Gefühl bereit zu sein, Ravenclaw gegenüber zu treten. Sie machten früh Schluss und Harry folgte seinen Teamkameraden und Lehrern zurück ins Schloss, den Feuerblitz geschultert. Er war halb dort, als er nach links sah und ein bekanntes Paar graue Augen ihn anstarren sah. Sein Atem blieb ihm im Hals stecken, als er stehen blieb. Aus der Dunkelheit erschien ein großer, schwarzer Hund. Harry konnte in den Augen sehen, dass der Hund ihm keinen Schaden zufügen wollte und die Geschichten von Sirius Black warfen alle Logik über Bord. Harry trat einen Schritt zurück und sah sich schnell um, um zu sehen, dass seine Mannschaft fast schon im Schloss war, sich dessen nicht bewusst, was vor sich ging. Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder auf den Hund, um zu sehen, dass er langsam näher kam. Ich kann ihm nicht entkommen, stellte Harry fest. Wie komme ich hier nur raus? Harry trat einen weiteren Schritt zurück und versuchte, sein Gehirn zu zwingen, zu arbeiten. Er war hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, den Hund willkommen zu heißen, der ihm so viel gegeben hatte und der Angst vor dem Mann, der ihm so viel Schmerz verursacht hatte. Wie in aller Welt konnten sie ein und dieselbe Person sein? „Midnight?“, fragte er nervös. „W-was machst du hier?“ Der Hund jammerte und setzte sich hin, er starrte Harry mit bittenden Augen an wie er es so viele Male im Ligusterweg getan hatte. Harry kaute auf seiner Unterlippe, als er langsam den Besen auf dem Boden ablegte, er wandte niemals den Blick von dem Hund ab. Black wusste nicht, dass er die Wahrheit kannte! Er konnte das nutzen. Er musste nur herausfinden wie. „Harry!“ Harry sah schnell zum Schloss und entdeckte Professor Lupin, der auf ihn zueilte, den Zauberstab bereits in der Hand. Harry geriet in Panik und sah zurück zu dem großen Hund, der bereits langsam zurückwich. „Versteck dich im Wald“, sagte Harry mit Flüsterstimme. „Beweis mir, dass ich dir vertrauen kann, Midnight. Such nicht nach mir. Ich werde dich finden.“ Der Hund jammerte ein weiters Mal, ehe er davon rannte. Harry beobachtete, wie er ging, ehe er seinen Besen aufhob und sich umdrehte, um Professor Lupin anzusehen. Wie in aller Welt sollte er das erklären? „Harry“, sagte Lupin dringend, als er den Teenager erreichte. „Was ist los? Ist etwas geschehen?“ Harry schüttelte den Kopf. Er wollte Professor Lupin nicht wirklich anlügen, aber er konnte nicht riskieren, dass Black jetzt den Kuss bekam. Er brauchte Antworten. Er musste wissen warum. „Nein, i-ich dachte, ich hätte etwas gesehen-“ „- was?“, unterbrach Professor Lupin, als er sich schnell umsah, aber er sah nichts Ungewöhnliches. Lupin zog Harry zu sich und stieß den Atem aus, den er angehalten hatte, ohne sich dessen bewusst zu sein. „Lass uns zurück ins Schloss gehen, dann kannst du erklären, warum du hier alleine bist.“ Harry wollte protestieren, aber Professor Lupin drängte ihn vorwärts. Er wusste nicht, ob Lupin böse war, besorgt oder beides. Wahrscheinlich beides. Sie waren fast am Schloss, als Harry die Stille nicht mehr aushielt. „Sieh mal, es tut mir Leid“, sagte er verärgert. „Ich weiß, ich hätte bei der Mannschaft bleiben sollen, aber ich dachte, ich hätte etwas gesehen und habe angehalten-“ Lupin sah Harry mit gehobener Augenbraue an. „Also warst du nicht allein hier draußen, um zu fliegen?“, fragte er neugierig. Harry konnte nicht anders, als sich beleidigt zu fühlen. „Professor, du kennst mich besser, als das“, sagte er, „ich bin jeder einzelnen Regel gefolgt, die du und Professor Dumbledore mir auferlegt haben. Ich bin hier ein Gefangener geworden und habe ich mich beschwert? Nein. Was war der Sinn des einmonatigen Trainings, wenn ich es nicht gebrauchen soll? Es fühlte sich so an, als würde mich jemand beobachten, also habe ich nachgesehen und du kommst angerannt und wirfst mir vor, etwas Dummes getan zu haben! Mir ist es seit Jahren nicht erlaubt, ein Kind zu sein, also hör auf, mich auf wie eines zu behandeln!“ Professor Lupin stand einen Moment schockiert da, ehe er seine Hände auf Harrys Schultern ruhen ließ. „Harry, ich hatte nie vorgehabt dir etwas vorzuwerfen, aber nach allem was geschehen ist, kannst du es mir da vorwerfen, dass ich ein wenig übervorsichtig bin?“, fragte er ruhig. „Es kommt nicht jeden Tag vor, dass ein Dreizehnjähriger einen Feuerblitz geschenkt bekommt. Ich weiß, wie sehr du es liebst zu fliegen. Es ist wahrscheinlich das einzige Mal wo ich dich wirklich glücklich gesehen habe. Jeder hätte davon schleichen wollen, um ein wenig Freiheit in der Luft zu finden.“ „Nun, wenn du es so siehst …“ Harry konnte an nichts denken, womit er darauf antworten sollte. Wieder einmal hatte er überreagiert und seinen Ärger an der Person ausgelassen, die so viel für ihn tat. Harry sah weg und versuchte, die Schuld, die er fühlte zu ignorieren, weil er Lupin widersprochen hatte und (wieder einmal) einen verurteilten Mörder versteckte. Er wusste nicht, was er tun sollte. Er wollte Lupin nicht mehr Schmerzen zufügen, aber das schien alles zu sein, was er konnte. Es gab eine unbehagliche Stille, bis Professor Lupin Harrys bereits verwuschelten Haare noch einmal durchwuschelte. „Es ist in Ordnung, wenn du böse mit mir bist, weißt du“, sagte Lupin mit einem Grinsen. „Ich weiß, dass dieses Jahr schwer für dich ist. Ehrlich gesagt, habe ich erwartet, dass du auf eine Art und Weise rebellieren würdest.“ Da Professor Lupin wieder keine Antwort bekam, griff er nach Harrys Schulter. „Hab es nicht so eilig mit dem Erwachsenwerden, Harry“, sagte er ehrlich, „denn sobald du es tust, gibt es kein Zurück mehr.“ Am folgenden Morgen konnte die Mehrheit der Schule einen Blick auf den berühmten Feuerblitz erhaschen. Die Schüler starrten ehrfürchtig, während die Mitglieder der Hausmannschaften verblüfft erschienen. Harry Potter, der jüngste Sucher seit einem Jahrhundert, auf einem Feuerblitz? Es schien, dass Hufflepuff und Ravenclaw sich zusammengesetzt und beschlossen hatten, das Bekannte von Harry den Besen genauer ansehen sollten. Alle eilten zu ihren Haustischen zurück, um die Authentizität des Besens bestätigt zu wissen. Cho Chang und Cedric Diggory (der Hufflepuff Sucher) endeten damit, dass sie ihre Köpfe auf den Tisch hauten. Die beiden fürchteten nun ihre Spiele gegen Gryffindor. Der Tag war überraschend klar, aber ein wenig kühl. Perfekte Quidditchbedingungen. Harry zog seine Quidditchroben an und konnte sich nicht helfen, nervös zu sein, er kontrollierte noch einmal, ob sein Handgelenkhalter immer noch am Handgelenk war. Alle sagten, dass die Dementoren weit vom Quidditchfeld bleiben würden, aber es war besser auf Nummer sicher zu gehen. Harry konnte es sich heute nicht leisten, überrascht zu werden. Harry trat auf das Feld und ignorierte den donnernden Applaus. Er wusste, dass seine Mannschaft auf ihn zählte und er hatte nicht die Absicht sie zu enttäuschen. Sie traten in die Mitte des Feldes, wo das Ravenclawteam bereits auf sie wartete. Er blickte kurz zu Cho Chang, die das einzige Mädchen in der Mannschaft war. Sie bemerkte seinen Blick und lächelte. Harry ignorierte den leichten Knoten im Magen und nickte zurück, was ihr Lächeln noch breiter werden ließ. „Kapitäne, schüttelt die Hände“, sagte Madam Hooch und wartete, dass sie es taten, „besteigt eure Besen. Nun, drei … zwei … eins …“ In dem Moment, als die Pfeife tönte, stieß Harry in die Luft, er segelte höher als alle anderen Besen. Er verfiel sofort in das Spiel, er beobachtete und wartete auf ein Zeichen vom Schnatz. Er ignorierte alles, was Lee Jordan, der Kommentator, sagte. Er bemerkte einen goldenen Blitz und setzte ihm nach, Cho Chang folgte ihm. Als er näher kam, stellte er fest, dass es nicht der Schnatz war und hielt abrupt an, was Cho dazu brachte, an ihm vorbei zu fliegen. Als Harry sich wieder umsah, entdeckte er den Schnatz, der dich am Boden flog, nahe der Barriere vor den Slytherin Schülern. Mit einer schnellen Drehung hob er ab in einen Steilflug, ehe er herauszog, seine Füße berührten fast den Boden. Er raste darauf zu, griff danach … „HARRY PASS AUF!“ Seine Instinkte übernahmen die Führung. Harry drehte sich schnell und zog hoch, er wich kaum einem Klatscher aus, damit er ihn nicht im Rücken traf. Er seufzte enttäuscht auf, dann begab er sich erneut auf die Suche nach dem Schnatz. Es war nur eine Sache von Minuten, ehe er ihn sah, wie er die Torstangen von Gryffindor umflog. Ohne weiteren Gedanken raste Harry los und überraschte Cho und alle anderen. Er war fast dort, als der Schnatz hochflog und zurück über das Feld … zu Cho! Harry wechselte die Richtung und drängte seinen Besen, er war entschlossen, den Schnatz vor Cho zu fangen. Der Schnatz wechselte wieder den Kurs, Harry und Cho verfielen in einen Sturzflug, um ihm zu folgen. Cho versuchte Harry den Ellbogen in die Rippen zu rammen, aber er wehrte die Bewegung ab, seine Augen verließen nie den Schnatz. Er wusste was sie tat und würde nicht darauf reinfallen. Er griff danach, gerade als Cho plötzlich anhielt und kreischte. Nach links blickend, entdeckte Harry drei Dementoren, die auf ihn zueilten. Harrys Instinkt übernahm die Kontrolle und er bewegte seine rechte Hand und fühlte seinen Zauberstab in der Hand. Harry richtete ihn auf die Dementoren und rief. „Expecto Patronum!“ Etwas brach aus seinem Zauberstab zu den Dementoren, als Harry mit der Linken nach dem Schnatz griff. Harry steckte seinen Zauberstab wieder ein und zog schnell aus dem Sturzflug heraus, ehe er auf den Boden klatschte. Er hörte Madam Hoochs Trillerpfeife, die das Ende des Spiels signalisierte. Aus dem Nichts wurde Harry von sechs scharlachroten Wirbeln übermannt. Als er sich endlich von der Mannschaft losriss und Harry sich umsah, konnte er das Brüllen der Menge hören, nun zumindest den Teil, der Gryffindor angehörte. Seine Gryffindor Klassenkameraden waren die ersten, die auf dem Feld ankamen und zogen Harry schnell in eine Gruppenumarmung, deren Mittelpunkt Harry war. Als alle ihn gehen gelassen hatten, legte sich eine sanfte Hand auf Harrys Schulter. „Das war ein bemerkenswerter Patronus“, sagte Professor Lupin. Harry sah seinen Vormund an, als er sich umdrehte, er schien ein bisschen aufgewühlt, aber sehr stolz zu sein. „Hatte er eine Form?“, fragte Harry sofort. Er hatte zu dem Zeitpunkt nicht darauf geachtet. „Ich habe die Dementoren nicht gespürt also-“ Lupin lächelte und lehnte sich vor, er verstand die Aufregung und Sorge des Jungen. „Du hast ihn nicht überladen, Harry“, sagte er, sodass nur Harry ihn hören konnte. „Du hast die Auswirkungen nicht gespürt, weil es keine Dementoren waren. Folge mir.“ Er führte Harry fort von der Menge, zum Rand des Feldes. „Ich glaube, du hast einigen deiner Klassenkameraden einen gehörigen Schrecken eingejagt.“ Harry konnte es nicht glauben. In einem Knäuel lagen Malfoy, Crabbe, Goyle und der Slytherin Mannschaftsführer Marcus Flint. Sie versuchten aufzustehen, als Professor McGonagall ankam. Sie sah ziemlich wütend aus. „In meinem ganzen Leben habe ich nie so einen verabscheuungswürdigen Täuschungsversuch gesehen!“, rief sie, „Nachsitzen! 50 Punkte Abzug für Slytherin! Professor Dumbledore wird davon erfahren!“ Obwohl es großartig war zu sehen, wie Malfoy das bekam, was er verdiente, konnte Harry sich jedoch nicht helfen und war ein wenig enttäuscht. Im Vergleich mit den Dementoren war Draco Malfoy ein Klacks. Er hatte seine Angst ein für alle Mal besiegen wollen. Er wollte es sich und seinen Klassenkameraden beweisen. „Harry!“, rief George, „Party im Gryffindor Gemeinschaftsraum!“ Harry war genau genommen nicht sonderlich in Partystimmung. Er hatte sich Hoffnungen gemacht, um wieder enttäuscht zu werden. Als er zu Lupin hinüberblickte, konnte Harry sehen, dass der Lehrer es verstand. „Ich seh’ dich dort“, rief Harry zu George zurück und wandte Professor Lupin wieder seine ganze Aufmerksamkeit zu. „Hatte er eine Form?“, fragte er noch einmal. Professor Lupin lächelte. „Lass uns aus der Menge gehen“, sagte er leise. Sie gingen vom Quidditchfeld und zum See, weit weg von irgendjemandem, der sie belauschen könnte. Nachdem Lupin sich umgesehen hatte, wandte er sich Harry zu, sodass sie sich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden. „Harry, ich bin mir nicht sicher was das bedeutet, aber du hattest nicht eine Form“, sagte er vorsichtig. Harrys Blick wandte sich zu Boden. „Oh“, sagte er leise, nicht in der Lage seine Enttäuschung zu verbergen. „Ich schätze, ich habe mich nicht genug konzentriert.“ Professor Lupin lachte. „Das war es nicht was ich meinte, Harry“, sagte er. „Da war nicht eine Form. Es waren zwei. Ich habe einen Hirsch und einen Wolf gesehen die – diese – äh – Schüler gejagt haben. Ich habe noch nie zuvor von jemandem gehört, der zwei Formen hat. Ich denke niemand hat es. Ich zweifle nicht daran, dass Dumbledore dich morgen in sein Büro ruft, um dich danach zu fragen. Ich wünschte nur ich wüsste, was es bedeutet.“ Harry musste lächeln. Er konnte nicht glauben, dass Professor Lupin nicht zumindest den Wolfteil herausgefunden hatte. „Nun, das Buch sagte, dass ein Patronus eine positive Macht ist, also präsentieren sie wahrscheinlich etwas Positives in meinem Leben“, schlussfolgerte er. „Der Wolf bist natürlich du.“ Sein Lächeln schwand, als er über die andere Form nachdachte. „Über den Hirsch bin ich mir allerdings unsicher“, sagte er verwirrt. Dieses Mal lächelte Professor Lupin. „Nun, das mag ein Schock sein, Harry, aber dein Vater war ein Animagus“, sagte er. „Seine Gestalt war die eines Hirsches. Er ist ein Animagus geworden, um mir mit meiner Verwandlung zu helfen. Es hat mich nur überrascht, Krone nach so vielen Jahren wieder zu sehen.“ Das ergriff Harrys Aufmerksamkeit. „Krone?“, fragte er neugierig. „Das war der Spitzname deines Vaters“, klärte Professor Lupin auf. Sein Gesicht wurde besorgt und er seufzte. „Ich erkläre alles später, wenn mehr Zeit ist. Es ist eine ziemlich lange Gesichte und einige Details könnten ein wenig beunruhigend sein. Ich glaube, du verpasst im Moment eine Party in deinem Gemeinschaftsraum. Ich bring dich hin.“ Harry wollte protestieren, aber Lupin war schon auf das Schloss zugegangen. Harry schulterte seinen Besen, seufzte und folgte ihm. Nun, jetzt kannte er einen der Namen von der Karte des Rumtreibers. Jetzt musste er nur noch die anderen drei herausfinden. Es hatte Harry überrascht, wie schnell Professor Lupin das Thema wechseln wollte. Was war das große Geheimnis? Sie legten den Weg zum Gryffindorturm in Stille zurück, keiner wusste so recht, was er sagen sollte. Sobald Harry das Passwort gesagt hatte, verabschiedete sich Lupin und ließ Harry in den Turm eintreten. Die Party war schon in vollem Gange. Alle schienen Spaß zu haben, bis auf Hermine, die überraschenderweise versuchte zu lesen. Harry gab sich Mühe niemanden anzustoßen, als er den Raum durchquerte und sich neben sie setzte. „Wie kannst du dich bei dem Lärm konzentrieren?“, fragte Harry. Hermine zuckte mit den Achseln. „Ich muss das dringend durchlesen“, sagte sie, „ich muss bis Montag über vierhundert Seiten lesen.“ Harrys Augen wurden groß. Wie in aller Welt wollte sie das schaffen? „Äh – Hermine?“, sagte er vorsichtig. „Vielleicht solltest du darüber nachdenken, ein oder zwei Fächer fallen zu lassen. Du siehst ein wenig gestresst aus.“ Das war natürlich eine Untertreibung. Harry konnte sich nicht erinnern, Hermine je so erschöpft gesehen zu haben. Sie sah genau genommen so aus, wie Harry sich am Ende des letzten Trimesters gefühlt hatte. „Ich schaff das schon, Harry“, sagte Hermine, aber es klang nicht so selbstsicher wie sonst. Es war extrem spät, bis die Leute die Treppe hoch in ihre Schlafsäle gingen und einige mussten auch von Professor McGonagall dazu aufgefordert werden. Harry war einer der ersten im Bett gewesen, aber er fand schnell heraus, dass der Schlaf nicht kommen wollte. Als er darüber nachdachte, kam ihm die Idee, dass wenn sein Vater Krone war, dann bedeutete es, dass Sirius Black Midnight war. Das musste der Grund sein, warum Professor Lupin so ausweichend war. Er zögerte immer noch die Wahrheit zu sagen! Tief in Gedanken fand Harry eine andere Frage, die seine Gedanken plagte. Wenn alle Rumtreiber Animagi waren (mit Ausnahme von Professor Lupin) dann bedeutete das, dass Peter Pettigrew auch einer war. Wenn James Potter ein Hirsch war, Sirius Black ein großer Hund und Professor Lupin ein Wolf war, fragte Harry sich, was für ein Tier wohl Peter Pettigrew war. Er fragte sich auch, wie in aller Welt die Rumtreiber es geschafft hatten. Harry bemerkte, dass er nicht einschlafen würde, also stieg er aus dem Bett, griff seine Brille und öffnete seinen Koffer. Er brauchte nicht lange, um das ledergebundene Fotoalbum zu finden, das Hagrid ihm vor zwei Jahren gegeben hatte. Dieses Buch beinhaltete die Vergangenheit seiner Eltern, wie er sie sich vorgestellt hatte, bis er erfahren hatte, wer sie wirklich waren. Er hatte vieles von dem Leben seiner Eltern und ihren Freunden angenommen. Nie in einer Million Jahre hätte er erraten, dass einer ihre besten Freunde sie verraten würde. Es zeigte mal wieder, dass Traum und Realität niemals wirklich übereinstimmten. So leise wie möglich verließ Harry seinen Schlafsaal (er ging sicher, dass die Tür wirklich geschlossen war, um Krätze vor Krummbein zu schützen) und wagte sich in den Gemeinschaftsraum. Er setzte sich vor das schwach brennende Feuer und öffnete das Album, er blätterte, bis er Fotos fand, auf denen auch andere Leute außer seinen Eltern waren. Er musste nicht lange suchen. Es war ein Bild vom Hochzeitstag seiner Eltern. Sein Vater winkte fröhlich, seine Mutter strahlte vor Freude und neben James Potter stand Sirius Black, aber nicht der Mann, den Harry in der Zeitung gesehen hatte. Dieser Sirius Black war jung, gut aussehend, selbst wenn er endlos lachte. Es war schwer zu begreifen, dass dieser Sirius Black und der, der seine Eltern betrogen hatte ein und dieselbe Person war. Es war schwer zu begreifen, dass die Fröhlichkeit auf den Gesichtern seiner Eltern nur kurz andauern würde. Es war erstaunlich wie schnell das Leben von einem Extrem ins andere wechseln konnte. Als Harry die Seite umdrehte, sah er ein Bild von seiner Mutter, die im Bett lag, sie sah erschöpft aber glücklich aus. Sie hielt ein kleines Bündel, als sie zu seinem Vater hochblickte und dann wieder auf das Bündel. Harry beobachtete, wie sein Vater seine Mutter anlächelte und sie dann liebevoll auf den Kopf küsste. Wieder einmal stand neben seinem Vater Sirius Black, der glücklich lächelte und zärtlich das Bündel berührte. Neben Black war Professor Lupin, der, obwohl schlank, um einiges glücklicher und erheblich jünger als jetzt aussah. Der Mann sah so entspannt und behaglich mit seinen Freunden aus, nichts im Vergleich zu der verschlossenen Person, die er jetzt war. Das letzte Mitglied der Gruppe war ein kleiner, dicker, junger Mann, den Harry nie zuvor gesehen hatte. Er trat von einem Fuß auf den anderen und sah aus, als passte er dort nicht hin. Harry schüttelte langsam den Kopf, als er das Buch schloss. Also das waren die Rumtreiber, bevor der Krieg ihre Leben zerstört hatte. Zwei waren wegen des Verrats eines anderen tot und hinterließen den letzten allein. Harry konnte nicht anders, aber Professor Lupin tat ihm Leid. Er wüsste nicht was er tun würde, wenn er all seine engsten Freunde innerhalb von vierundzwanzig Stunden verloren hätte. Harry stand auf und dachte sich, ein wenig Schlaf ist besser als gar kein Schlaf und kehrte in sein Bett zurück. Er wusste nicht mehr, was er denken sollte. Warum gab er Black eine Chance? Warum konnte er nicht glauben, was ihm alle sagten? Harry wusste nicht, warum er eine Bestätigung von Black brauchte oder warum er überlegte, dem Wort eines Massenmörders zu glauben. Alles was er wusste, war, dass es etwas war, das er tun musste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)