Midnight Guardian von Kernchen ================================================================================ Kapitel 7: Wiedervereinigung von Freunden ----------------------------------------- Von dem Tag an schien sich alles in Hogwarts verändert zu haben. Alle von Harrys Anleitern machten sich die Mühe, Spaß in die Stunden zu bringen. Ihre Absichten waren am rechten Platz, aber Harry konnte nur denken, dass sie versuchten, die Bombe, die Professor Dumbledore hatte fallenlassen, zu kompensieren. Es stimmte, dass Harry für einige Tage niedergeschlagen war, aber seine Besessenheit mit Sirius Black erlaubte seinen Gedanken nicht, lange über die Enttäuschung nachzudenken. Nachdem er aus dem Krankenflügel entlassen wurde, zog Harry für einige Tage in Professor Dumbledores Gästequartier. Anscheinend war Professor Lupin krank geworden, aber als Harry versuchte mehr heraus zu finden, war alles was jeder sagte, dass es ‚nicht ernst’ war. Während dieser Zeit hatte Professor Dumbledore mehrfach versucht, Harry dazu zu bringen, sich zu öffnen, aber Harry hatte nur gesagt, dass es ihm gut ginge und er weiter lernen müsste. Nachdem er herausgefunden hatte, dass es keine Frau gegeben hatte, begann Harry sich zu fragen, warum er Schreie gehört hatte. Laut Professor Lupin zwangen Dementoren die Leute dazu, ihre schlimmsten Erinnerungen wieder zu erleben, aber Harry konnte sich nicht erinnern, jemals eine Frau so schreien zu hören. Harry hatte Angst seinen Verstand zu verlieren und ging dem Thema nicht weiter nach und hoffte, es wäre eine einmalige Sache. Harry stand tatsächlich für die restlichen Ferien unter Haus – äh –Schlossarrest. Seine Materialien für das kommende Schuljahr wurden per Eulenpost geliefert, Madam Malkin war selbst gekommen, um Harry für neue Roben zu vermessen und seine einst fröhlichen Läufe waren nun gefürchtete Irrwege durch die Schlosshallen. Es war faszinierend, wie etwas so einfaches wie nicht nach draußen zu dürfen jemandes Mentalität ändern konnte. Es gab Zeiten, in denen die Lehrer Harry irgendwo im Schloss auf einer Fensterbank sitzend vorfanden, mit einem sehnsüchtigen Blick nach draußen auf dem Gesicht. Es brach fast allen das Herz (Snape war die Ausnahme), Harry so zurückgezogen zu sehen und sie konnten nur hoffen, dass alles gut würde, sobald die Schüler zurückkehrten. Da Harry sich für Pflege magischer Geschöpfe eingetragen hatte, das draußen abgehalten wurde, wurden Maßnahmen getroffen, um die Klassen vom Verbotenen Wald fern zu halten und der Unterricht dafür im Hof stattfand. Das war von Hagrid nicht gut aufgenommen worden, der vor kurzem zum Lehrer ernannt wurde, da er einige Kreaturen vorstellen wollte, die nicht gern den Wald verließen. Harry fühlte sich unheimlich schuldig, bei dem Gedanken, Hagrids Unterricht zu ruinieren und das half seiner Stimmung gar nicht. Er begann, sich wieder als Bürde zu fühlen, trotz allem was die anderen sagten. Sobald der erste September kam, war Harry so gierig auf frische Luft, dass es sich sogar wie Ferien anfühlte den Hogwartsexpress nach Hogwarts zu nehmen. Um die Scharade aufrecht zu erhalten, dass mit den Dursleys alles in Ordnung war, musste Harry mit allen anderen in Hogwarts ankommen. Das hielt Professor Dumbledore jedoch nicht davon ab, darauf zu bestehen, dass zwei Erwachsene aus Sicherheitsgründen mitfuhren. Professor Lupin würde mit Harry im Abteil fahren, während Professor Flitwick im Lehrerabteil saß. Sie waren eine Stunde bevor der Zug abfahren würde, durch eine merkwürdige Art zu reisen, die Portschlüssel hieß, angekommen. Harry mochte diese Art zu reisen nicht, aber es war die schnellte und diskreteste. Sie hatten seine ganzen Sachen in Hogwarts gelassen, bis auf das Buch über Verteidigungszauber, das er zurzeit las. Mit jeder Menge übriger Zeit begann Harry sich zu fragen, was geschehen würde, wenn er Ron und Hermine sah. Er war mit ihnen in Kontakt geblieben, aber seine Briefe waren ziemlich vage gewesen. Er hatte ihnen nie von seiner Entführung erzählt, mit der Entschuldigung ‚ich erzähl es euch wenn ich euch sehe’. Er hatte sie im Dunkel gehalten, was das anging, was er tat und wusste, dass er wahrscheinlich dafür zahlen würde. Obwohl er nicht viel gewachsen war, hatte er dank der anständigen Mahlzeiten, die er bekommen hatte, zugenommen. Sein Training wurde deutlich durch die Muskeln, die man erkennen konnte, wenn man ihn ohne Kleidung sah, aber er hatte nicht vor, das zu zulassen. Bereits in Roben gekleidet, war Harrys neue physische Form verborgen, obwohl jeder sehen konnte, dass er ein wenig Gewicht zugelegt hatte. Eine weitere Veränderung war seine Brille. Professor McGonagall hatte Harry eine Woche lang geholfen, Dinge in eine Brille zu verwandeln; für den Fall, dass seine verloren oder kaputt gehen würde. Ein Teil dieser Stunden bestand darin, das Aussehen zu verändern (das war der Spaßteil laut der Verwandlungslehrerin) Harry trug jetzt eine Ausführung mit Drahtgestell, das besser zu seinem Gesicht passte; zumindest war es das, was ihm Professor McGonagall sagte. Aus dem Fenster auf den leeren Bahnsteig starrend, begann Harry sich zu fragen, ob es eine gute Idee war. Ja, er vermisste seine Freunde mehr als alles andere, aber war er wirklich bereit, komplett ehrlich mit ihnen zu sein? Nein, auf keinen Fall. Zumindest nicht über sein Training. Harry wusste, dass er ihnen nichts darüber sagen konnte, weil sie wahrscheinlich eifersüchtig sein würden. Das und Dumbledore hat dir gesagt, es nicht zu tun. Harry hatte nicht die Absicht der Welt zu verkünden, was diesen Sommer im Ligusterweg geschehen war, aber konnte er es Ron und Hermine vorenthalten? Was wenn ihnen auffiel, wie nah sich Harry und die Mehrheit der Lehrer waren? Mit Ausnahme von Professor Snape sprachen die übrigen Lehrer Harry mit Vornamen an. Sie waren auch extrem überfürsorglich. Es schien, als ob Harry innerhalb weniger Wochen vom Status keine Eltern mehr zu haben, zu einer seltsamen Art Familie gekommen war. Professor Lupin handelte wie ein Ersatzvater, Madam Hooch und Professor Sprout handelten wie die Spaßtanten, Professor Flitwick verhielt sich wie der Spaßonkel, Hagrid war natürlich der beschützende große Bruder, Professor McGonagall war die strikte Großmutter und Professor Dumbledore war der geduldige und verständnisvolle Großvater. Mrs. Weasley hatte bereits die Rolle der liebenden Mutter übernommen. Es war genug um jedermanns Kopf schwirren zu lassen. „Harry?“, fragte Professor Lupin neugierig, „Ist etwas los?“ Aus seinen Gedanken schreckend, sah Harry schnell zu Professor Lupin rüber und schüttelte seinen Kopf. Er traute sich im Moment nicht zu sprechen. Was konnte er sagen. „Mir geht’s gut. Ich mache mir nur Sorgen, was meine besten Freunde sagen werden, wenn sie herausfinden, dass ich zugelassen habe, dass mein Onkel mich schlägt und der Mann, der meine Eltern betrogen hat, mich von Zuhause fort geholt hat. Nichts Ungewöhnliches.“ „Ich bin sicher, deine Freunde machen sich nur Sorgen um dich, Harry“, sagte Lupin sanft, „du musst ihnen nichts sagen, wenn du nicht dafür bereit bist. Wenn sie wahre Freund sind, respektieren sie deine Entscheidung.“ Harrys Blick senkte sich. „Aber was, wenn sie das mit den Dursleys herausfinden?“, fragte er leise. „Ich weiß, dass ich nicht bereit dazu bin, es ihnen zu sagen, aber du kennst Ron und Hermine nicht. Wenn sie denken, dass ich etwas verberge, hören sie nicht auf, bis sie herausgefunden haben was es ist. Was wenn ich wieder einen Erinnerungsblitz habe?“ Lupin runzelte die Stirn. Anscheinend hatte Harry sich nicht so weit entwickelt, wie sie gehofft hatten. „Du hattest keine in den letzten zwei Wochen, Harry“, sagte Lupin, „wir haben darüber gesprochen. Du weißt, dass, wenn etwas passiert oder wenn du reden willst, mein Büro immer offen ist. Professor Dumbledore und Professor McGonagall haben dir das gleiche gesagt. Nur weil die Schule wieder beginnt, heißt es nicht, dass wir dir den Rücken zuwenden.“ Harry ließ seine Schultern sacken. Er wusste, er klang kindisch, aber er konnte sich nicht helfen. „Ich weiß“, sagte er leise, „es tut mir leid-“ „- es gibt nichts wofür du dich entschuldigen musst“, unterbrach Lupin. „Du hattest einen schwierigen und einsamen Sommer. Es könnte eine Weile dauern, sich an die Geräusche und die Bewegungen in einem Schloss voller Leute zu gewöhnen.“ Bemerkend, dass Harry immer noch furchtbar nervös war, entschied Lupin, das Thema zu wechseln. „Würdest du gern hören, wie dein Vater es geschafft hat, deiner Mutter einen Antrag zu machen?“ Harry sah zu Lupin auf und nickte, seine Furcht war sofort vergessen. Lupin hatte Harry bereits mehrere Geschichten über die Schulzeit der Rumtreiber erzählt. Sie schienen immer einen beruhigenden Effekt zu haben, besser als jeder Zaubertrank. Entspannt lauschte Harry wie Professor Lupin seine Geschichte erzählte. Er konnte es sich sogar in Gedanken vorstellen. Harry mochte diese Geschichten über seine Eltern. Es war fast so, als wären seine Eltern jetzt echte Leute. Ehe Harry es wusste, kamen Leute auf dem Bahnsteig an, aber er war so von Professor Lupins Geschichte eingenommen, dass er sich keine Sorgen darüber machte. Genau genommen bemerkte Harry erst, wie viel Zeit vergangen war, als die Abteiltür geöffnet wurde. Beide, Harry und Lupin wandten sich um und sahen einen großen mit Sommersprossen übersäten rothaarigen Jungen und ein gebräuntes Mädchen mit buschigen Harren, und einer seltsam aussehenden orangefarbenen Katze in ihren Armen, die in der Tür standen. Es senkte sich eine unangenehme Stille über das Abteil, während die zwei Teenager Harry geschockt anstarrten. Schließlich bewegte sich das Mädchen als erstes, indem sie ihre Katze absetze, dann zu Harry eilte und ihn so fest drückte wie sie konnte. „Wir waren so besorgt!“, rief sie, „ich weiß du hast gesagt, dir geht es gut, aber wir konnten es nicht glauben. Wie konnte es dir gut gehen, wenn dich jemand wie Sirius Black entführt hat? Sowohl Ron als auch ich haben versucht, Dumbledore zu überzeugen uns zu Besuch kommen zu lassen, aber er wollte nicht. Er wollte uns nichts weiter sagen, als dass du in Sicherheit bist.“ Harry blickte zu Lupin rüber, der ernstlich versuchte nicht zu lachen. „Äh – Hermine?“, fragte Harry unbehaglich. „Mir geht es gut, wirklich. Aber ich würde es bevorzugen, wenn du mich atmen lässt.“ Hermine ließ Harry sofort los und setzte sich neben ihn. Dann bemerkte sie, dass noch jemand mit im Abteil war. Sie sah zu dem unbekannten Gesicht. „Oh, entschuldigen Sie“, sagte sie höflich, „sind Sie ein Freund von Harry? Ich bin Hermine Granger und dies –“ Sie deutete auf Ron, „- ist Ron Weasley.“ Lupin senkte leicht den Kopf. „Erfreut, euch kennen zu lernen“, sagte er freundlich. „Ich bin Remus Lupin, der neue Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Harry und ich haben gerade die interessante Anleitung in diesem Gebiet, die ihr die letzten Jahre hattet, diskutiert. Einer tot und ein anderer ohne Erinnerung. Nicht gerade ein positiver Rekord.“ Ron trat ein und setzte sich Hermine gegenüber hin. „Äh - nun die Leute sagen, die Position ist verflucht“, sagte er und klang leicht nervös. „Sie haben nicht du-weißt-schon-wen am Hinterkopf oder stehlen die Leistungen anderer Leute, oder?“ „Ron!“, rief Hermine. „Sei nicht so unhöflich! Er ist ein Lehrer!“ Die Tür öffnete sich ein weiteres Mal und enthüllte ein rothaariges Mädchen, dessen Augen sich bei Harrys Anblick weiteten. Ginny Weasley, Rons Schwester und das jüngste der Weasley Kinder errötete sofort und mied seinen Blick. „Es freut mich zu sehen, dass es dir gut geht, Harry“, sagte sie schüchtern. „Wir haben uns alle Sorgen um dich gemacht.“ Zwei weitere Rotschöpfe die identisch aussahen, steckten ihren Kopf herein. Harry konnte Hermine und Ron genervt stöhnen hören. Fred und George Weasley, außergewöhnliche Prankster waren angekommen und machten ihre Anwesenheit bewusst. „Hey, Harry!“, sagte ein fröhlicher Fred, „wie ist es dir ergangen?“ „Wir haben dich diesen Sommer vermisst“, fügte George hinzu. „Ja, wir hätten ein weiteres Testobjekt brauchen können“, sagte Fred mit einem fiesen Grinsen. „Den süßen Ronnischatzi zu quälen hat nach einer Weile den Reiz verloren und Ginny war auf jeden Fall außer Frage.“ „Zu wahr, mein lieber Forge“, sagte George, „außerdem können wir darauf zählen, dass Harry das Leben interessant macht.“ „Ich stimme dir zu, Gred“, sagte Fred. Hermine rollte mit den Augen und seufzte frustriert, Rons Gesicht war vor Peinlichkeit rot, Ginny und Professor Lupin versuchten hart, nicht zu lachen und Harry nahm das alles nur auf. Überlasst es den Weasley Zwillingen, diejenigen zu sein, die normal handelten. „Ist dies eine private Veranstaltung oder kann jeder teilnehmen?“, fragte Harry mit einem Lächeln. Fred und George sahen beide schockiert aus. „Harry, als Ehrenmitglied der Weasley Familie“, begann Fred, „solltest du inzwischen wissen-“ „- dass es so etwas wie Privat nicht gibt“, fügte George hinzu, „also, Bruder, wir haben gehört, du wurdest nach dem Vorfall an einen sicheren Ort gebracht. Bitte, oh bitte, sag uns, dass es wenigstens ein wenig strafffälliges Verhalten deinerseits gab.“ „Ist dies eine Unterhaltung, bei der ich anwesend sein möchte?“, fragte Professor Lupin neugierig jedoch war deutlich, dass er die Neckerei zwischen den Zwillingen genoss. „Merlin verbiete es, dass ich von einem Plan der legendären Weasley Zwillinge höre, der ganzen Schule einen Streich zu spielen.“ Fred und George lächelten stolz, „Hast du das gehört?“, fragte Fred. „Legendär! Und Mum sagt, wir werden nie etwas erreichen. HA!“ „Genau genommen, mein lieber Bruder, war das der Großkotz Percy, der das gesagt hat“, korrigierte George und schüttelte langsam den Kopf. „Die Schande, dass unser älterer Bruder Schulsprecher ist, werden wir nie überleben.“ „Ich stimme dir zu“, fügte Fred zu. Er schien für einen Moment tief in Gedanken, ehe er sich mit einem freudigen Ausdruck an George wandte. „Vielleicht sollten wir anfangen, seinen großen Kopf zu schrumpfen.“ „Eine hervorragende Idee“, rief George, „nun lebt wohl geliebte Geschwister, ehren Geschwister und hoch geachteter Professor. Wir haben viel Arbeit zu erledigen. Es könnte Monate dauern, um genug Schaden anzurichten, um Percy zurück zu bringen zu dem Ort, den wir einfachen Menschen Erde nennen.“ „Wahr, wahr“, sagte Fred, dann folge er seinem Bruder aus dem Abteil. Sobald die Abteiltür geschlossen war, sah Harry zu Hermine hinüber, die die orangefarbene Katze streichelte, die sie zuvor gehalten hatte. Verzweifelt eine Unterhaltung beginnen zu wollen, die nicht ihn im Zentrum hatte, dachte Harry sich, mit dem Offensichtlichen zu beginnen. „Also Hermine, du hast ein neues Haustier?“, fragte Harry. Hermine strahlte. „Ein Geburtstagsgeschenk von meinen Eltern“, sagte sie glücklich, „ich wollte eigentlich eine Eule nehmen, aber als ich Krummbein sah, konnte ich einfach nicht nein sagen. Er ist prächtig, oder?“ Harry blickte mit gehobener Augenbraue zu Ron hinüber. Seiner Meinung nach war die Katze alles andere als prächtig. Ihr Fell war dick und flauschig und das Gesicht sah merkwürdig aus; ein wenig mürrisch und seltsam eingedrückt. Harry fragte sich, ob sie mit dem Gesicht gegen eine Mauer gelaufen war. Jedoch schien das Tier zufrieden zu sein und schnurrte, während Hermine die Kreatur streichelte. „Es ist ein verdammtes Monster, das ist was er ist“, sagte Ron genervt, „halt das – das Ding nur fern von Krätze!“ Es gab ein lautes Pfeifen, das alle ablenkte. Harry sah aus dem Fenster, als der Zug abfuhr. Er blickte kurz zu Professor Lupin, dann starrte er wieder aus dem Fenster. Er freute sich nicht auf die Beschränkungen, wie Professor Dumbledore sie ihm aufgelegt hatte. Er freute sich wirklich nicht darauf, in ein von Dementoren bewachtes Schloss zurück zu kehren. „Also Professor“, sagte Hermine und brach die Stille, „wenn es Sie nicht stört, dass ich frage, warum sind Sie im Zug? Ich meine, wir hatten noch nie einen Lehrer, der mit uns gefahren ist und ich war nur neugierig …“, sie bemerkte schließlich, dass sie alle anstarrten. „Ich werde jetzt still sein.“ Professor Lupin sah zu Harry, der nur mit den Schultern zuckte, ehe er seine Augen wieder auf Hermine richtete. „Wegen kürzlicher Ereignisse wollte Professor Dumbledore, dass ein paar Lehrer als Sicherheitsvorkehrung im Zug sind“, sagte er beiläufig, „ich bin sicher, dir ist bewusst, dass Sirius Black nicht gefasst wurde. Obwohl es unwahrscheinlich ist, dass er den Zug besteigt, gehen wir lieber auf Nummer sicher.“ Harry stieß muffelig aus. „Mit anderen Worten: Professor Lupin ist mein Bodyguard bis wir nach Hogwarts kommen“, fasste er zusammen. Sein Ärger kam an die Oberfläche. „Mir wird dieses Jahr nichts erlaubt, inklusive dem Besuch von Hogsmeade.“ Ron und Hermine sahen Harry schockiert an. „A-aber sicherlich würde Black nicht versuchen, bei Tage ein ganzes Dorf voller Leute anzugreifen!“, rief Hermine aus. „Niemand ist so dumm!“ Sie sah Ron Hilfe suchend an, aber erhielt nur ein Schulterzucken. „Ehrlich! Das ist so unfair! Deine Bescheinigung ist aber unterschrieben, richtig?“ Harry zuckte zusammen. „Äh –nein“, sagte er nervös. Wie in aller Welt sollte er da rauskommen? „Hermine, ich muss dir raten, dich zu beruhigen“, sagte Professor Lupin in seiner immer lässigen Stimme. „Wenn ihr euch erinnert, wurden die Schulbriefe, die die Bescheinigung enthielten, abgeschickt, nachdem das Durcheinander mit Black geschehen ist. Außerdem hat Professor Dumbledore das letzte Wort über wer und wer nicht nach Hogsmeade gehen darf. Er hat seine Gründe und das müssen wir akzeptieren.“ Hermine sah weg, beschämt von ihrem Ausbruch. „Es tut mir Leid“, sagte sie leise. „Ich wollte nicht respektlos sein, es ist nur so, dass dies Spaß machen sollte und nun können wir nicht gehen.“ Harry musste für einen Moment darüber nachdenken was sie gesagt hatte, sicher, dass er sich verhört hatte. „Was meinst du mit ‚wir’?“, fragte er. „Ich bin der einzige, der nicht gehen kann. Ihr zwei solltet wegen mir nicht zurück bleiben müssen.“ „Aber du wirst ganz allein im Schloss festsitzen“, wandte Ron ein, „wir könnten dir das nie antun.“ „Er wird nicht allein sein“, sagte Lupin mit einem Lächeln. „Professor Dumbledore dachte es wäre weise, Harry fortgeschrittene Stunden in Verteidigung zu geben, was eine gute Idee ist wenn man seine Vergangenheit bedenkt.“ Hermines Augen weiteten sich vor Schock. „Z- zusatzstunden?“, stotterte sie, dann wandte sie sich Harry zu. „Du bekommst Zusatzstunden? Oh! Können wir teilnehmen? Wir könnten die Übung wirklich gebrauchen, insbesondere nach den letzten zwei Jahren. Die Gelegenheit uns richtig zu verteidigen ist zu gut, um sie zu verpassen!“ Harry und Ron stöhnten. Sie wussten beide, dass Hermine nun nicht aufhören würde, bis sie Teil dieser Klasse war. „Das hätten Sie nicht sagen sollen, Professor“, sagte Harry leise. „Hermines Lieblingsplatz ist die Bücherei. Sie hat sich für alle Wahlfächer die es gibt eingetragen.“ Professor Lupin zuckte zusammen. „Entschuldigung“, sagte er ernsthaft. Es schien, dass Hermine im Himmel war, denn sie und Professor Lupin diskutierten dessen Pläne für das kommende Schuljahr. Harry und Ron wussten es besser, als Hermine zu unterbrechen wenn sie in ihrem Element war, also setzten sie sich auf den Boden und spielten Schach, während Ginny still dabei zuschaute. Rückblickend hatte Professor Lupin Harry einen Gefallen getan. Hermine war nun zu sehr in das Gespräch versunken, um Harry nach seinem Sommer zu befragen. Es war deutlich, dass Ron nicht wusste, was er sagen sollte und Ginny war zu schüchtern, um zu fragen. Am späten Nachmittag hatte es angefangen zu regnen. Hermine hatte ihre Fragerei inzwischen aufgegeben und las nun eines ihrer vielen Bücher. Ron und Ginny erzählten Harry von ihrer Reise nach Ägypten und Professor Lupin ging seine Klassenunterlagen durch. Harry musste lachen als er hörte, dass Fred und George versucht hatten, Percy in einer Pyramide einzusperren. Er hatte nichts gegen den neu ernannten Schulsprecher. Percy war nur ein wenig zu streng. Natürlich mit Fred und George als Brüdern musste Harry annehmen, dass jemand ihr Gegenteil sein musste. Die Abteiltür wurde schnell geöffnet und schreckte Ginny und Hermine auf. Drei Jungen standen in der Tür. Derjenige, der in der Mitte stand und gleichzeitig der Anführer war, war Draco Malfoy. An seiner Seite standen seine Kumpane Vincent Crabbe und Gregory Goyle, die immer ein Gehirn zu teilen schienen. Wie die Jungen die Prüfungen bestanden, war immer noch ein Rätsel. Alle drei waren in Slytherin und waren so natürlich Rivalen der vier Gryffindors im Abteil. „Nun, nun“, dehnte Draco in seiner gewohnten langweiligen Stimme, „wenn das nicht Potty, zwei Wiesel und ein Schlammblut sind. Was ist los, Potter? So verängstigt, dass du jetzt einen Babysitter brauchst?“ Harry rollte mit den Augen und drängte den Wunsch, seinen Rivalen zu verfluchen zurück. „Vor dir, Malfoy?“, fragte er genervt. „Gewiss nicht.“ „Malfoy?“, fragte Lupin neugierig, dann flutete Erkenntnis sein Gesicht. „Ah ja, Draco Malfoy, Lucius Malfoys Sohn. Ich sehe, dass dein Vater seine Ideale an dich weiter gegeben hat. Ich schlage jedoch vor, dass du davon absiehst, solch eine Sprache zu verwenden und die Privatsphäre anderer respektierst, indem du in dein eigenes Abteil zurückkehrst.“ Malfoy grinste den Mann höhnisch an. „Und wer sind Sie, der mir Anweisungen gibt“, fragte er. Ron lächelte. „Professor Lupin“, sagte er stolz, „er ist der neue Verteidigungslehrer. Glückwunsch Malfoy. Du hast es geschafft einen schlechten Eindruck vor dem Fest zu machen. Selbst Fred und George haben das noch nicht geschafft.“ Malfoys Wangen färbten sich vor Peinlichkeit rosa. Unfähig eine Antwort zu finden, war das einzige was er tun konnte zu gehen, was er auch tat, natürlich dicht gefolgt von Crabbe und Goyle. Sobald die Abteiltür schloss, brachen Ron, Hermine und Ginny in Gelächter aus. Harry konnte sich nicht anschließen. Er drehte sich um und starrte wieder auf dem Fenster. Er hatte sich entschieden. Er würde niemandem irgendetwas über seinen Sommer sagen. Er konnte nicht riskieren, dass Malfoy es irgendwie herausfand und ihn dafür nieder machte. Professor Snape war schlimm genug. Die Reise gen Norden schritt voran, aber es war jetzt eine ziemlich stille Reise. Der Regen wurde stärker und der jetzt dunkle Himmel ließ die Atmosphäre ein wenig gruselig wirken. Der Wind wurde stärker und bewirkte ein Heulen, das alle schreckhaft machte. Es war deutlich, dass alle das gleiche dachten: je eher sie nach Hogwarts kamen, desto besser. Jedoch starb ihre Begierde, als der Zug langsamer wurde und schließlich anhielt. Alle wandten sich Professor Lupin zu, der langsam aufstand und seinen Zauberstab aus der Tasche zog. „Ihr vier bleibt hier“, sagte er leise und sah direkt zu Harry. „Lass nichts und niemanden hinein.“ Harry wollte gerade nicken, als das bekannte Gefühl intensiver Kälte seinen ganzen Körper durchströmte. Er kämpfte, um zu atmen, als er an seine Brust griff. Nein, oh bitte nicht! Sie können nicht hier sein! Sein Körper begann zu zittern, als Professor Lupin an seine Seite eilte. Ron, Hermine und Ginny starrten schockiert. Sie hatten Harry noch nie so handeln sehen. Lupin dachte schnell und zog einen Riegel Schokolade hervor und legte ein Stück in Harrys Mund. „Lass es schmelzen, Harry“, sagte er ruhig, „konzentrier dich nicht auf die Kälte.“ Professor Lupin erinnerte sich, dass sie nicht allein waren und gab den anderen drei Gryffindors ebenfalls Schokolade. „Esst sie, ihr werdet sie brauchen.“ Die Abteiltür wurde langsam geöffnet und enthüllte eine große bemantelte Figur. Ihr Gesicht war komplett von der Kapuze verdeckt. Professor Lupin stand schnell auf und richtete seinen Zauberstab auf die Kreatur. Die ganze Wärme, die die Schokolade Harry gegeben hatte, war nun verschwunden. Er konnte wieder nicht atmen. Eine bekannte Stimme füllte seine Ohren, aber diesmal sagte sie etwas. „Nicht Harry, bitte nein, nimm mich, töte mich stattdessen-“ Eine warme Hand berührte seine Stirn, als ein weiteres Stück Schokolade in seine Mund gelegt wurde und Harry aus der Kälte zog. Seine Augen öffnend, sah Harry hoch und erblickte Professor Lupin, Ron, Hermine und Ginny, die ihn besorgt ansahen. Eine Träne entwich seinem rechten Auge als er wegsah. Er wusste jetzt, wem die Stimme gehörte. „Mum“, sagte er leise. Lupin griff Harrys linke Schulter. „Was hast du gesagt?“, fragte er. Harry sah mit Tränen in den Augen zu dem Freund seiner Eltern. „Ich habe Mum gehört“, sagte er mit zitternder Stimme. „Sie hat Voldemort angebettelt sie an meiner Stelle zu töten.“ Die Trillerpfeife tönte und der Zug bewegte sich. Ron, Hermine und Ginny setzten sich gegenüber von Harry hin, während Professor Lupin sich neben den Teenager setzte und ihm einen Arm um die Schulter legte. Harry spannte sich erst an wie er es immer tat, ehe er sich entspannte. Seine schlimmste Erinnerung. Er wusste jetzt, dass es die Halloweennacht war, in der Voldemort sein Eltern getötet hatte. Die Abteiltür öffnete sich erneut, gefolgt von Professor Flitwick, der seinen Kopf herein steckte. „Ist alles in Ordnung?“, fragte er, dann bemerkte er Harry und seufzte. „Wie nahe waren sie diesmal?“ Ron, Hermine und Ginny sahen Harry mit weiten Augen an, aber blieben still. Harry bemerkte sie nicht einmal. Er zitterte immer noch, aber nicht so schlimm wie zuvor. Er konnte spüren, wie sich sein Körper langsam erwärmte, aber seine Gedanken hörten immer noch die Stimme seiner Mutter. Sie hatte jetzt eine Stimme. „Er war genau dort wo du stehst“, antwortete Professor Lupin. „Hast du schon mit dem Lokführer gesprochen?“ Flitwick nickte. „Ich habe auch schon die Abteile überprüft“, sagte er, „einige Schüler sind ein wenig mitgenommen, aber scheinen sonst in Ordnung zu sein.“ Er näherte sich Harry und legte eine sanfte Hand auf den Arm des Jungen. „Konzentrier dich nicht auf die Erinnerung, Harry. Versuch es und denk an etwas glückliches, etwas in der Gegenwart.“ Nun, wir sind fast da“, sagte Professor Lupin zu den drei Zuschauern. „Ihr solltet wahrscheinlich eure Roben anziehen.“ Hermine war die erste, die aufstand, zögerte aber sich weiter zu bewegen. Es war klar, dass sie Fragen hatte, aber Angst hatte sie zu stellen. „Professoren was war das für ein Ding?“, fragte sie nervös. „Das war ein Dementor“, sagte Professor Flitwick, „sie patrouillieren das Gefängnis von Askaban und haben den Zug nach Sirius Black abgesucht.“ Harry hatte endlich aufgehört zu zittern, fühlte sich aber immer noch schwach. Er bemerkte, dass Professor Lupin ihm ein weiteres Stück Schokolade anbot und nahm es dankbar. Die Wirkung setzte sofort ein, als Harry das Stück in den Mund tat. Er fühlte sich fast normal. Nun, so normal wie man sich fühlen konnte, nachdem man seine Mutter um sein eigenes Leben betteln hörte. Ron, Hermine und Ginny gingen, um sich umzuziehen, gefolgt von Professor Flitwick, der die übrigen Abteile überprüfen musste. Sowohl Harry als auch Professor Lupin saßen für die restliche Reise in Stille. Keiner wusste, was er sagen sollte, wenn es überhaupt etwas zu sagen gab. Wie tröstete man jemanden in einer Situation wie dieser? Man kann es nicht. Alles was man tun kann ist, für sie da zu sein wenn sie einen brauchen. In dem Moment, als sie am Bahnhof ankamen, bemerkte Harry, dass Zauberer über den ganzen Ort verteilt waren. Zwar hatte man Harry zuvor davon berichtet und dass es nur eine Sicherheitsmaßnahme war, aber es war ein wenig nervenaufreibend es zu sehen. Professor Lupin verblieb an Harrys Seite, als er mit Ron, Hermine und Ginny aus dem Zug stieg. Geflüster brach aus, als die Schüler den Jungen-der-lebt entdeckten. Es ließ Harry ziemlich befangen fühlen, dass ihn so viele Leute beobachteten, trotz aller Versuche sie zu ignorieren. Professor Flitwick schloss zu der Gruppe auf, als sie mindestens hundert pferdelose Kutschen erreichten. Nun, da Harry sich ziemlich unwohl fühlte, mit der ganzen Aufmerksamkeit, die er erhielt, ließ er sich von Professor Lupin zur ersten Kutsche führen. Er stieg ein, gefolgt von den Professoren Lupin und Flitwick. Ron, Hermine und Ginny stiegen in die nächste und ließen Harry mit den zwei Lehrern allein. Der entfernte Duft von Schimmel und Stroh traf Harrys Nase, aber er zollte ihm nicht viel Aufmerksamkeit, als sich die Kutsche in Richtung Schule zu bewegen begann. Als sie die Tore erreichten, traf Harry eine weitere Kältewelle und er wich langsam zurück und gegen Professor Lupin. Er schloss seine Augen, als er an seine Brust griff, er bemerkte nicht, dass Professor Lupin seine Rücken beruhigend streichelte. Sie bewegten sich weiter zum Schloss, die Kutsche wurde schneller, bis sie plötzlich stehen blieb. Professor Flitwick war der erste, der ausstieg. Professor Lupin wollte ihm folgen, bemerkte aber, dass Harry immer noch in der gleichen Position verharrte. Es war fast so, als wäre der Junge versteinert. „Harry, es ist okay“, sagte Lupin sanft, „du bist in Sicherheit, wieder in Hogwarts.“ Langsam sah Harry zu Lupin und nickte verständnisvoll. Er begann den Effekt, den die Dementoren auf ihn hatten, zu hassen. Er wollte seine Mutter nicht Voldemort anbetteln hören. Die Angst in ihrer Stimme jagte ihm Schauer über den Rücken. Professor Lupin und Flitwick folgend, versuchte Harry, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren wie es ihm gesagt wurde, aber empfand es als schwierig. Er stieg gedankenverloren die Treppe hinauf und durch die großen Eichentüren in die Eingangshalle. „Potter! Granger!“, rief eine bekannte Stimme durch das Gezwitscher der Schüler, die aus den Kutschen stiegen. Als Harry schließlich hoch blickte, entdeckte er Professor McGonagall, die näher kam. Sie blickte kurz zu Professor Lupin und sah dann Harry mitleidig an. „Madam Pomfrey wartet auf Sie, Mr. Potter“, sagte sie leise, dann wandte sie sich Hermine zu, „Miss Granger kommen Sie bitte mit mir.“ Harry wollte gerade Einwände erheben und darauf bestehen, dass es ihm gut ging, aber Professor Lupin brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. Frustriert keuchte Harry auf, als er Lupin zögerlich zum Krankenflügel folgte. Madam Pomfrey wartete bereits auf ihn. Sie checkte ihn schnell durch und hörte nicht mal auf Harrys Proteste. Einige Tränke wurden eingenommen und ehe Harry es wusste, übermannte ihn Dunkelheit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)