Gottes Sünde von Miyu-sama (Devlin. So nannte er seine Sünde.Devlin) ================================================================================ Kapitel 1: Der Tag der offenbarenden Sünde ------------------------------------------ Sünde.. eine Sünde begehen.. Sünde… Sündenbock sein. Was genau ist Sünde? Das fragte er sich ständig. Denn immer wieder wurde er mit dem Wort Sünde konfrontiert. Derrick wuchs in einer Pfarrerfamilie auf. Jeden Tag hatte sein Vater die Nettigkeit, ihm seine „Sünden“ unter die Nase zu reiben: Er war nicht gläubig genug, er hielt sich nicht an Gottes Gebote, er tat dies, er tat das. Jedes Mal die gleiche Leier. Aber so ganz Unrecht hatte sein Vater nicht. Derrick glaubte nicht an Gott, doch das konnte er seinen Eltern nicht sagen. Er hatte auch einen guten Grund seinen Glauben über Bord zu werfen, denn er verstand Gottes Beweggründe nicht. Es war so ungerecht! Derrick seufzte schwer und schüttelte leicht den Kopf, während er sich von seinem Bett erhob und zu dem Spiegel in seinem Zimmer ging. Er hatte eine, die für seinen Vater größte Sünde begangen. Er schaute in den Spiegel und seine Miene erhellte sich ein wenig. Devlin. So nannte er seine Sünde. Devlin… Devlin war ganz anders als er, er hatte kurzes, blondes und feines Haar, das ihm beim schlafen oft ins Gesicht fiel. Er war groß und dünn, und generell sehr zart gebaut. Derrick hatte manchmal das Gefühl, als ob er einfach so zerbrechen könnte. Seine schönen blauen Augen wirkten durch die weichen Gesichtszüge und die weiße und zarte Haut nur noch viel blauer. In diesen Augen konnte man sich einfach nur verlieren. Vom Wesen war Devlin ruhig, dachte viel nach, war gut in der Schule, sehr optimistisch eingestellt, las eine Menge und war sehr wortgewandt. Devlin wusste immer die richtigen Worte wenn es ihm schlecht ging. Seine Stimme und seine Worte beruhigten ihn einfach, es war als könnte Devlin in seine Seele schauen. Im Gegensatz zu ihm war Derrick rebellisch, konnte mit Büchern nicht viel anfangen, war schlecht in der Schule, sah in allem immer zu erst das Schlechte, und reden mochte er auch nicht besonders, außer vielleicht mit Devlin, denn ihm konnte er alles anvertrauen. Derrick hatte schwarzes und strubbeliges Haar, war ein klein wenig größer als Devlin, war sportlich gebaut und hatte dunkle Augen, sie wirkten fast schon schwarz. Derrick schottete sich immer von den anderen ab, war sehr zurückgezogen und verschlossen. Er hasste die Kirche und die Gesellschaft, fühlte sich von beidem betrogen. Devlin war der Einzige der ihn verstand. Devlin war alles für ihn. Sein bester Freund, sein fester Freund, ein Bruder, aber vor allem seine bessere Hälfte. Ohne ihn hätte Derrick keinen Lebenssinn. Wenn Devlin nicht wäre, wäre er wohl schon längst in der Schule durchgefallen. Wenn Devlin nicht wäre, würde er sich wohl ständig mit den Idioten aus seiner Klasse prügeln. Wenn Devlin nicht wäre, dann hätte er seinem Vater wohl schon alles gesagt. Ihm seine „Sünde“ gebeichtet. Wenn Devlin nicht wäre, dann würde er jetzt wohl auf der Straße sitzen, ausgestoßen von seinem Vater, denn dieser tolerierte Homosexualität nicht. Sünde..wieso war seine Liebe, die sich so gut anfühlte, sein ganzes Wesen mit Glück erfüllte, und angeblich doch so falsch, eine Sünde? Wie konnte das sein? Warum verbat Gott angeblich so was Schönes? Liebt unser toller Gott nicht alle Menschen? Wo steht denn in den 10 Geboten, dass man als Mann keinen Mann lieben darf? Wieso ließ er das denn zu, wenn er so was doch gar nicht wollte? Vergab Gott denn keine Sünden? Doch selbst wenn diese Liebe, diese Liebe die ihn am Leben hielt, wirklich falsch, wirklich Sünde war, dann würde er damit leben, dies akzeptieren. Für Devlin würde er in die Hölle gehen, alle Qualen erleiden und sie ertragen. Nie würde er Devlin verlassen. Derrick musste lächeln. Gleich würde er ihn treffen. Er strich sich noch einmal durchs Haar, ehe er sich seine Jacke schnappte und das Haus verließ. Seine Eltern dachten, dass Devlin sein bester Freund war, was ihnen zwar nicht passte, aber das war Derrick egal. Bald war er achtzehn, und dann würde er ausziehen, mit Devlin zusammen, was seine Eltern noch nicht wussten. Er hatte sein Taschengeld dafür gespart, und war in den Ferien arbeiten gewesen. Schon vier Jahre verschwiegen sie ihre Beziehung, und seit zwei Jahren planten sie zusammen zu ziehen. Sie mussten nur noch warten bis Derrick achtzehn war, denn Devlin war schon vor einem Jahr volljährig geworden. Bald… nur noch diese paar Tage, dann war er aus seiner Hölle raus. Dann konnte er endlich so sein wie er war, musste sich nicht mehr verstellen. „Endlich frei..“ flüsterte Derrick und schaute hoch zu den Wolken. Der Anblick des Himmels munterte ihn immer ein wenig auf. Er liebte es, sich einfach ins Gras fallen zu lassen und hoch zuschauen. Es war ein unbeschreibliches Gefühl den seichten Wind auf seiner Haut zu spüren… es war wie ein Streicheln, ähnlich Devlins streicheln. Der einzige Unterschied war, das Devlins Finger ein zartes Kribbeln auf seiner Haut hinterließen. Derrick schaute auf die Uhr. Er war mal wieder spät dran, deswegen beeilte er sich etwas. Nach einigen Minuten traf er an ihrem geheimen Treffpunkt ein, ein kleiner Hügel, auf dem ein einziger Baum stand. Ein Platz, wo so gut wie nie einer hinkam. Er konnte Devlin schon sehen. „Du bist schon wieder zu spät. Bist du eigentlich schon jemals pünktlich gewesen?“ Devlin lachte. Dieses schöne Lachen. „Entschuldige…“ Derrick kratzte sich verlegen am Hinterkopf, ehe sich ihre Lippen zu einem sanften Kuss trafen. Derrick schloss die Augen und genoss Devlins Nähe. Wenn er bei ihm war, war er einfach nur glücklich. Nirgendwo fühlte er sich wohler als in seinen Armen. Sie würden immer zusammen bleiben, das wusste er. Egal was die anderen sagen würden, egal was passieren würde, auch wenn die ganze Welt gegen sie wäre, denn für diese Sünde, für SEINE Sünde, würde er sterben. Derrick hatte Devlin mal von diesen Gedanken erzählt, doch Devlin hatte darauf ziemlich wütend reagiert. Derrick solle so was ja nicht sagen! Er dürfte nicht für ihn sterben, das würde er nicht wollen. Aber was sollte er tun? Er wusste, dass er abhängig war, abhängig von Devlin. Er war nun mal der einzige Freund den er hatte, die einzige Person die er aus ganzem Herzen liebte. Er brauchte auch niemand anderen. Solange er Devlin hatte, war er glücklich. „Okay Devlin, was ist los? Warum wolltest du, dass wir uns so dringend treffen?“ fragte Derrick neugierig, während er sich leicht an Devlin lehnte. Dieser seufzte leise und sah den Boden an. „Ich hatte heute einen ganz schönen Streit mit meiner Mutter. Ich habe ihr heute nämlich von dem Auszug erzählt. Sie war strikt dagegen, dass wir zusammen ziehen. Du hättest hören sollen wie sie rum geschrieen hat. Wir wären doch noch viel zu jung zum ausziehen, und da ist ja noch die Schule, und wie wir zu Geld kommen wollen… Ich möchte heute wirklich nicht mehr zurück, kann ich mit zu dir?“ Derrick wusste, dass der Streit Devlin ganz schön zu Herzen ging. Devlin hasste es sich zu streiten, und vor allem wenn es um seine Mutter ging, war Devlin sehr sensibel. Nach Derricks Auffassung vernachlässigte sie Devlin sowieso, obwohl dieser doch so sehr an ihr hing. Devlins Vater war gestorben als er kleiner war und so hatte er nur seine Mutter. „Das du überhaupt noch fragst… du bist doch immer bei mir willkommen!“ „Aber… ich weiß doch, dass du immer Stress mit deinen Eltern hast, wenn ich bei dir bin.“ Derrick seufzte leise. Es stimmte, dass seine Eltern es nicht sonderlich mochten wenn er Devlin mit zu sich nach Hause nahm. Danach gab es immer grundsätzlich Streit. Derrick sollte doch lieber lernen, im Haushalt helfen oder sonst was tun. Es schien, als würden sie ihm allen möglichen Spaß verbieten wollen. Aus irgendeinem Grund konnten sie Devlin auch nicht leiden. Derrick glaubte, dass es daran lag, dass er sich wegen Devlin immer mehr von der Kirche und der Familie entfernt hatte. „Mach dir darum mal keine Sorgen, ich kenn das doch. Mich stört das schon gar nicht mehr. Und im Moment sind sie eh nicht da, also lass uns schnell los!“ Derrick lächelte und ergriff Devlins Hand. Gemeinsam verließen sie den Hügel und machten sich auf den Weg zu ihm. „Hat deine Mutter noch was gesagt warum sie nicht will dass, wir zusammen ziehen?“ Devlin schüttelte den Kopf. „Du kennst sie doch. Sie hat nichts direkt gesagt, aber ich bin mir sicher, dass es daran liegt, dass sie denkt, dass du ein schlechter Umgang für mich bist. Obwohl wir jetzt schon so lange befreundet sind, und sie dich so lange kennt, will sie meine Freundschaft zu dir nicht akzeptieren. Ich will gar nicht wissen, wie sie reagieren würde, wenn sie wüsste, dass wir zusammen sind. Sie glaubt immer noch die ganzen Sachen, die die Nachbarn erzählen, dass du dich noch ständig prügeln würdest und so was! Dabei müsste sie es doch eigentlich besser wissen!“ Derrick musste mal wieder seufzen. Auch Devlin hatte es nicht leicht in seiner Familie, das wusste er. Doch schwieg er dazu nur und schloss die Tür auf, als sie bei ihm ankamen. Gemeinsam gingen sie hinauf in sein Zimmer, wo sie sich auf dem Bett niederließen. Derricks Zimmer war recht groß, schlicht in weiß gehalten und mit dunklen Möbeln versehen. Bei ihm war es immer recht unordentlich. Einige Shirts lagen auf den Boden, genauso wie Videospiele, Schulbücher und einige Zettel. Doch auch wenn es nicht das sauberste Zimmer war, fühlte sich Derrick hier recht wohl, er konnte es nicht leiden, wenn alles ganz penibel sauber und ordentlich war, so was machte ihn nur verrückt. Er brauchte ein wenig Chaos. „Derrick… ist es wirklich okay? Ich meine, ich kann auch gehen, noch sind deine Eltern nicht zurück und-“ weiter kam Devlin auch nicht mehr, denn Derrick hatte ihn einfach geküsst. Er wollte das nicht mehr hören, er wollte jetzt nicht alleine sein, ihm fehlte Devlins Nähe so. Es kam ihm so vor, als hätten sie sich eine Ewigkeit nicht gesehen, auch wenn es nur zwei Tage waren. Langsam ließen sie sich nach hinten aufs weiche Bett fallen ohne den Kuss zu lösen. Er spürte Devlins sanfte Finger an seinem Arm, diese Streicheleinheiten hinterließen eine wohlige Gänsehaut. Derrick löste den Kuss und zog Devlin sein Oberteil aus. Dieser ließ es ohne weiteres zu und lächelte Derrick an, während er auch ihm sein Shirt auszog. Es schien, als würde die Temperatur im Zimmer steigen. Lippen die sich aufeinander pressten, heiße Finger auf der Haut des anderen. Ihre Küsse waren leidenschaftlich und fordernd, in beiden wuchs die Lust auf mehr. Derrick öffnete gerade die Hose von Devlin, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde. Das Einzige was Devlin noch mitbekam war, wie Derrick vom Bett gezogen wurde und mit einem harten Schlag ins Gesicht an die Wand gestoßen wurde. „Derrick!“ Panisch sprang Devlin auf und rannte zu ihm. Die Lippe blutete, doch ansonsten war ihm nichts passiert. Derrick starrte wütend zu seinem Vater. Dieser kochte vor Wut. „Du… du… wie kannst du nur?! Was für eine Schande! Ich wusste, dass er dich auf den falschen Weg bringen würde! Er ist der Teufel! Der Teufel! Raus, raus mit dir!“ Devlin starrte Derricks Vater erschrocken an, als dieser nach ihm greifen wollte, doch Derrick war schneller. Er würde nicht zulassen, dass Devlin was passierte. Noch nie zuvor hatte er seinen Vater geschlagen, doch als er auf Devlin los wollte, war ihm die Sicherung durchgebrannt. „Lass deine Finger von ihm!“ schrie er seinen Vater an. Dieser war einige Momente fassungslos, dann jedoch besinnte er sich wieder und ging regelrecht auf Derrick los. Er würde seinem Sohn schon Manieren beibringen und ihm zeigen, was passierte, wenn man Gott so hinterging. „Nein hört auf! Derrick bitte!“ Devlin ging dazwischen, um zu verhindern, dass Derrick etwas passierte, doch Derricks Vater stieß ihn so kräftig zur Seite, dass er zu Boden fiel und regungslos liegen blieb. Blut floss aus einer Wunde am Kopf. Devlin war gegen die spitze Bettkante gefallen. Derrick konnte nicht fassen was passiert war. Er sah das Blut und wurde kreidebleich. „Dev… Devlin…“ Er kniete sich zu ihm hinunter, schüttelte ihn leicht, rief seinen Namen, doch Devlin regte sich nicht. Auch Derricks Vater war geschockt. Er starrte die beiden an, war zu fassungslos, um was zu sagen. Derrick weinte mittlerweile schon und war total aufgelöst. „Devlin!!!“ Noch immer blieb dieser regungslos. „Jetzt ruf endlich einen Krankenwagen!“ schrie Derrick zu seinem Vater, welcher nur stumm nickte und nach unten lief. Derrick blieb bei Devlin. Nach wenigen Minuten war der Krankenwagen angekommen und Devlin wurde eingeliefert. Derrick wollte ebenfalls gerade einsteigen, er wollte natürlich bei ihm bleiben, als sein Vater ihn am Arm festhielt. „Du bleibst hier! Wir müssen noch über dein sündenhaftes Verhalten reden!“ Derrick entriss sich dem Griff seines Vaters und sah ihn mit kalten Augen an. „Ich hasse dich!“ Mit diesen Worten stieg er ein und die Türen des Krankenwagens schlossen sich. Kapitel 2: Heute und Gestern ---------------------------- Er saß im Warteraum und sah den Boden an. Tränen kullerten über seine Wangen und fielen zu Boden. Obwohl er nicht sonderlich lange warten musste, kam es ihm wie eine Ewigkeit vor, bis der Arzt endlich aus dem Behandlungsraum kam. Derrick schaute auf als er dessen Schritte vernahm. „Es geht ihm soweit gut. Wir haben ihn untersucht, es ist nur eine Platzwunde. Das Loch wurde genäht. Aber wir behalten ihn noch zwei Tage zur Beobachtung hier. Sie können zu ihm wenn Sie wollen.“ Derrick fiel ein Stein vom Herzen. Er bedankte sich bei dem Arzt und eilte in das Zimmer. Dort lag er. Mit einem Verband um den Kopf und am schlafen. Er sah sehr friedlich aus, wie er so schlief. Derrick setzte sich auf die Bettkante und strich Devlin eine Strähne aus dem Gesicht. „Es tut mir so Leid… Devlin… verzeih mir… es tut mir so Leid!“ Er griff nach Devlins Hand, die er gut festhielt. Erneute Tränen liefen über Derricks Wangen. Er hatte solche Schuldgefühle. Er wollte Devlin immer beschützen und nun? Er hatte kläglich versagt. Nur wegen ihm wurde Devlin verletzt. Devlin hatte ihm immer gesagt, dass Gewalt keine Lösung war. Dass Gewalt seine Probleme auch nicht löste. Hätte er nur auf ihn gehört. Hätte er sich nur nicht mit seinem Vater geprügelt, dann wäre das nie passiert. Die Schuldgefühle schienen ihn zu erdrücken. Wieso hatte es nicht ihn getroffen? Das Einzige was er abbekommen hatte, waren einpaar kleine Schrammen. Nach einigen Minuten öffnete Devlin langsam die Augen, kurz musste er sich orientieren, erkannte jedoch schnell, dass er in einem Krankenhaus war. Dann aber sah er Derrick weinend vor sich. „Derrick… warum weinst du denn?“ Es war nur ein Flüstern, aber Derrick hatte es trotzdem gehört und schaute auf. Langsam hob Devlin seine Hand und strich ihm die Tränen weg. „Devlin…“ Mehr konnte Derrick im Moment nicht rausbringen. Devlin sah ihn weiterhin an. „Ich bin so froh, dass es dir gut geht…“ konnte Derrick leise vernehmen. Doch er sagte nichts dazu. Er sah nur den Boden an und versuchte die Tränen zu unterdrücken, er war sich sicher, würde er jetzt den Mund öffnen, würde er sie gar nicht mehr aufhalten können. Devlin seufzte leise und setzte sich ein wenig mühevoll auf. „Derrick… das war nicht deine Schuld…“ meinte er mit ruhiger Stimme. „Dein Vater hat dich zuerst geschlagen und du wolltest mich doch nur schützen… Jetzt gib dir daran nicht die Schuld. Ich hätte ja nicht dazwischen gehen müssen. Das ist ganz alleine meine Schuld!“ Devlin nahm ihn in den Arm und drückte ihn sachte an sich. „Es ist okay… hörst du?“ Derrick krallte sich an Devlin und wollte ihn am liebsten nie wieder loslassen. „Es… es tut mir so leid… verzeih mir… bitte verzeih mir…“ Derrick schluchzte laut, doch Devlin lachte nur. „Derrick! An dieser Wunde sterbe ich schließlich nicht! Mir geht es gut! Und ich gebe dir doch gar nicht die Schuld! Also habe ich dir auch nichts zu verzeihen. Und wenn du jetzt nicht aufhörst damit, dann werde ich sauer!“ Derrick sah ihn an, sah nur das freche Grinsen und kam dann selber nicht drum herum, ein wenig zu lächeln. Nach zwei Tagen durfte Devlin das Krankenhaus wieder verlassen. Derrick war kein einziges Mal zu Hause gewesen. Seine Eltern hatten sich aber auch nicht gemeldet. Netterweise durfte er hier im Krankenhaus bleiben und bei Devlin im Zimmer schlafen. Devlin hatte seine Mutter gebeten, ihm Sachen zum wechseln mitzubringen. Und so hatte Derrick einpaar Sachen zum umziehen, auch wenn sie ihm etwas zu klein waren. Devlins Mutter wusste nicht, was genau passiert war. Er hatte ihr erzählt, er wäre gestürzt, und sie hatte es geglaubt. Da sie viel arbeitete, war sie glücklicherweise nur einmal hier gewesen. Und in der Zwischenzeit war Derrick aus dem Zimmer gegangen, damit er nicht gesehen wurde. So vergingen die zwei Tage schnell, doch nun wusste Derrick nicht, wie es weitergehen sollte. Es dauerte noch fünf Tage, bis er achtzehn wurde. Wo sollte er so lange hin? In die Wohnung durften sie erst in einer Woche, aber nach Hause wollte und konnte er nicht. Und Devlin wollte er auch nicht auf der Tasche liegen. Gemeinsam saßen sie in einem Park, ganz in der Nähe des Krankenhauses. „Aber du musst noch mal zurück Derrick! Allein schon wegen deinen Sachen. Und ich finde, du solltest es deinen Eltern sagen, dass du ausziehst. Sie machen sich sicher Sorgen…“ Derrick schüttelte den Kopf. „Was redest du denn da? Du kennst meine Eltern doch ganz genau… ich bin ihnen egal. Mein Vater freut sich, dass ich weg bin. Er hat mich verstoßen, auch wenn er es nicht direkt gesagt hat. Ich weiß es. Und wenn sie sich Sorgen gemacht hätten, hätten sie zum Krankenhaus kommen können.“ Er seufzte schwer. „Okay, wir werden jetzt zu dir gehen, deine Sachen packen, und dann kommst du die letzten Tage mit zu mir!“ Devlin lächelte aufmunternd, doch Derrick schüttelte erneut den Kopf. „Vergiss es, wenn wir da jetzt zusammen auftauchen, wird mein Vater nur wieder ausrasten. Ich werde nicht zulassen, dass er dir noch mal was antut!“ Verbissen sah Derrick zu Boden und ballte die Hände zu Fäusten. „Und ich denke genauso! Wenn du alleine hingehst, dann wird die Situation nur wieder ausarten! Ich lass dich da nicht alleine hin!“ „Aber Devlin!“ „Nichts aber! Wir werden zusammen gehen!“ Derrick wusste, dass Widerworte nichts brachten. „Okay… dann gehen wir aber Sonntagmorgen, sie werden in der Kirche sein… wir werden ungefähr zwei Stunden Zeit haben.“ Devlin grinste zufrieden. Ein wenig schmollend erhob sich Derrick und sah auf den anderen herunter. „Ich werde jetzt gehen…“ „Und wohin? Du kannst doch nirgends wo hin außer zu mir. Also… wo willst du hingehen?“ Derrick zuckte mit den Schultern. „Ich werde schon was finden.“ Devlin stand auf und verpasste seinem Liebling eine leichte Kopfnuss. „Man Derrick! Jetzt sei nicht so stur! Du kommst mit zu mir und damit basta! Ich lasse dich sicher nicht auf der Straße schlafen! Mach dir wegen meiner Mutter keine Sorgen, sie ist doch eh so gut wie nie da. Ich bitte dich Derrick… stell dir das doch mal vor… wie viel Zeit wir dann für uns hätten, und ich möchte jetzt nicht alleine sein….“ Devlin ergriff Derricks Hand und sah ihn mit einem gekonnten Hundeblick an. Derrick hasste es, wenn Devlin das tat, da wurde er immer schwach und konnte nie so wirklich Nein sagen. „Na okay…“ Devlin kicherte und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Dann lass uns gehen!“ Derrick fühlte sich ziemlich unwohl, seitdem er bei Devlin zu Hause war. Er lag neben Devlin in seinem Bett, welcher schon schlief. Es war schon spät, dennoch war Devlins Mutter immer noch nicht nach Hause gekommen. Er wusste, dass Devlin es störte, dass seine Mutter so gut wie nie zu Hause war. Devlin war jemand, der die Nähe zu anderen suchte und ungern alleine war und dass ihn dieser Umstand traurig machte, auch wenn er es nicht zeigte, indem er immer lächelte. Wenn er jetzt mit Devlin zusammen war, dann merkte man nicht, wie sehr ihm das zu Herzen ging, doch er wusste noch genau, wie es war, als sie sich kennen gelernt hatten. Derrick war neu in die Klasse gekommen und wurde glücklicherweise neben Devlin gesetzt. Dieser hatte ihn sofort angelächelt, was Derrick gar nicht verstanden hatte. In seiner alten Klasse hatte er keine Freunde gehabt, und niemand hätte ihn je angelächelt, wenn überhaupt nur ausgelacht. Dadurch, dass sie nebeneinander saßen, half Devlin ihm oft bei irgendwelchen schulischen Aufgaben. Durch die ganze Nettigkeit irritiert, hatte er angefangen, Devlin zu beobachten. Devlin verstand sich mit allen gut, war zu jedem freundlich und hilfsbereit. Er hatte vorher noch nie einen so gutmütigen Menschen gesehen. Dennoch war Devlin oft alleine rum gelaufen, saß meistens alleine in der Pause und las ein Buch. Derrick selber hatte sich mit keinem aus der Klasse verstanden. Er wurde vorher so verletzt, dass er es auch gar nicht erst versuchte, sich anzufreunden. Alles was er getan hatte, hatte er alleine getan, er war ein richtiger Einzelgänger und jeder hielt sich von ihm fern. Keiner schien sich so wirklich an ihn ran getraut zu haben, was wohl daran lag, dass er alle immer finster angesehen hatte. Er hatte keinen Kontakt gewollt. Doch Devlin hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Immer wenn sie in der Schule was zu zweit machen sollten, bot Devlin sich sofort an, mit ihm die Aufgabe zusammen zu erledigen. Devlin hatte sich nicht von den finsteren Blicken Derricks abschrecken lassen. Und nach Wochen hatte Derrick begonnen sich zu verändern. Er begann sich öfter mit Devlin zu unterhalten und er hatte gemerkt, wie das Lächeln des anderen ihn aufzuheitern schien. Eines Tages war er sogar von alleine zu Devlin gegangen und hatte sich stumm neben ihm gesetzt, während dieser mal wieder ein Buch gelesen hatte. Devlin hatte überrascht aufgeschaut, hatte aber sein Buch weggelegt, gelächelt, und begonnen zu erzählen. An diesem Tag hatte Derrick gemerkt, wie gerne Devlin redete und das er sehr verträumt war. Er hatte ihm viele Geschichten aus Büchern, Geschichten aus Träumen erzählt, aber auch über ernste Sachen hatte er viel gesprochen. Derrick hatte ihm immer zugehört, er mochte Devlins Geschichten, sie brachten ihn immer wieder auf andere Gedanken. Devlin hatte wirklich viel Fantasie. Und so waren sie langsam Freunde geworden. Sie verbrachten die ganze Zeit in der Schule zusammen. Doch das wurde nicht gerne gesehen. Bald hatten sie Devlin ausgegrenzt, mieden ihn genauso wie Derrick. Devlin hatte immer gemeint, dass es ihn nicht stören würde und hatte unentwegt gelächelt. Derrick selber hatte das überhaupt nicht verstehen können. Er wollte auch schon die Freundschaft beenden, damit Devlin nicht noch mehr zum Außenseiter wurde, doch er hatte es nicht übers Herz gebracht. Devlin war ihm mittlerweile zu wichtig geworden, er hatte sich in ihn verliebt. Noch nie im Leben hatte er zuvor ähnliches gefühlt. Und auch wenn es vielleicht egoistisch gewesen war, Derrick war weiter bei Devlin geblieben. Auch als sie anfingen, Devlin zu bedrängen. Er solle endlich weg von Derrick, dieser wäre nicht gut für ihn und seinen Ruf, doch Devlin war standhaft geblieben und hatte wie immer nur gelächelt. Ihn hatte das Gerede der anderen nicht interessiert. Derrick war ihm so dankbar dafür gewesen, auch wenn er Schuldgefühle deswegen gehabt hatte. Er hatte Devlin nicht in Schwierigkeiten bringen wollen. Die Zeit mit ihm war die schönste Zeit die er je hatte. Jedoch hatte Derrick nicht gewusst, wie er Devlin seine Gefühle gestehen sollte. Er hatte Angst, seinen besten Freund dadurch zu verlieren. So hatte er beschlossen, seine Gefühle zu ignorieren, sein Herz zu verschließen. Das war aber nicht sehr leicht für ihn gewesen, denn schon jede leichte Berührung von Devlin, sein Atem, der manchmal seine Haut streifte, ließen sein Herz schneller schlagen. Es waren nur Kleinigkeiten, doch die hatten es am Schwierigsten gemacht. Natürlich hatte Devlin diese Veränderung, dass Derrick sich verschloss und ihn nicht mehr an sich ranließ, bemerkt. Er wollte wissen, was los sei, aber Derrick hatte geschwiegen. Er hatte es ihm einfach nicht sagen können, zumindest bis zu dem einen Tag nicht. Dieser Tag hatte eigentlich wie jeder andere angefangen. Sie hatten sich wie jeden Morgen an der Schule getroffen, gingen wie jeden Morgen gemeinsam rein. Als jedoch die Pause angefangen hatte, wurde Devlin von dem Klassensprecher gerufen. Devlin hatte gemeint, Derrick solle schon mal vorgehen, er würde gleich nachkommen. Und so war er lächelnd mit dem Klassensprecher in einem anderen Klassenraum verschwunden. Derrick hatte beschlossen, einfach vor dem Klassenzimmer zu warten. Nach einigen Minuten hatte er was poltern und Devlin kurz aufschreien gehört. Erschrocken hatte er die Tür aufgerissen und sah, wie Devlin von dem Klassensprecher am Kragen gepackt und gegen einen Schrank gedrückt wurde. Doch der Klassensprecher war nicht alleine, es waren noch drei weitere Klassenkameraden im Raum, die Devlin eine Lektion erteilen wollten. Derrick hatte nicht lange gezögert direkt auf den Klassensprecher loszugehen. Er hatte ihm einen kräftigen Schlag in die Magengrube verpasst, so dass Devlin losgelassen wurde. Die anderen Mitschüler hatten sofort reagiert und griffen Derrick an. Ein Schlagabtausch ging von statten und Derrick hatte sich tapfer gegen die drei geschlagen, hatte es auch geschafft, leider nicht ganz unverletzt, sie zu vertreiben. Er hatte auf seiner alten Schule des Öfteren Schlägereien hervorgerufen, in denen er viele Erfahrungen gesammelt hatte. Das war auch der Grund gewesen, warum er die Schule hatte wechseln müssen. Derrick war noch mal mit einer blutigen Nase, einem Veilchen auf der linken Wange und einer aufgeplatzten Lippe davon gekommen. Devlin hatte nur ängstlich da gestanden und am ganzen Körper gezittert. Er hatte nichts gesagt. Er hatte Derrick nur angestarrt und nicht fassen können was gerade passiert war. So was hätte er seinen Klassenkameraden nie zugetraut. Und auch Derrick nicht. Derrick hatte sich mit dem Handrücken das Blut weggewischt und war zu seinem Freund gegangen. „Devlin, ist alles okay?“ hatte er gefragt und Devlin hatte zu Zack hochgesehen. Es war das erste Mal, dass er ihn weinen gesehen hatte. Bevor er genau wusste, was er tat, hatte er Devlin schon in den Arm genommen und ihn an sich gedrückt. Devlin hatte sich richtig an ihn gekrallt und leise geweint. Derrick war sich nicht sicher gewesen, warum Devlin jetzt genau geweint hatte. Vielleicht weil ihm was wehgetan hatte, oder weil er so geschockt gewesen war, dass seine Klassenkameraden so was getan hatten. Er hatte nie nachgefragt. Derrick hatte ihn so lange festgehalten, bis er sich langsam beruhigt hatte. „Derrick… tut mir Leid… dein Gesicht… das ist meine Schuld. Du hättest das nicht tun sollen.“ Hatte Devlin leise geschluchzt, doch Derrick hatte nur den Kopf geschüttelt. „Du Dummerchen… für dich würde ich alles tun.“ Er hatte erst realisiert was er genau von sich gegeben hatte, nachdem er es gesagt hatte und wurde prompt rot. Devlin hatte ihn überrascht angesehen, danach aber gelächelt und die Arme um ihn gelegt. „Danke Derrick… Danke!“ hatte er Devlins Stimme leise hören können. Derrick war nur eine Spur röter geworden, als Devlin ihn so umarmt hatte, aber es hatte sich so gut angefühlt, er hatte ihn nie wieder loslassen wollen. Er hatte ihm weiter so nah sein wollen, nein, sogar noch näher. So lange hatte er schon für Devlin Gefühle, nie hatte er was sagen, was tun können, aber in diesem Moment hatte er es einfach nicht mehr ausgehalten. So hatte es einfach nicht weitergehen können, es wäre zu quälend gewesen. Er hatte in Devlins lächelndes Gesicht gesehen und über seine Wange gestrichen. Dieser hatte ihn nur etwas fragend angesehen, aber nichts gesagt. Derricks Herz war am rasen gewesen, ihm war heiß geworden und seine Finger schwitzig. Er hatte Devlin an sich gedrückt, sein Blick war auf seine Lippen gefallen, sie hatten so weich und geschmeidig ausgesehen. Derrick war ganz von Sinnen gewesen, hatte keinen klaren Gedanken mehr fassen können. Und ehe er sich versah, hatte er Devlin auch schon geküsst. Devlins Blick hatte er nicht gesehen, er hatte die Augen geschlossen gehabt, aber er war sich sicher gewesen, dass wenn er in seine Augen geblickt hätte, er nur Verwirrung und Abscheu gesehen hätte. Doch es war alles anders gewesen, als er erwartet hatte. Er war nicht weggestoßen worden, Devlin hatte sich nicht gewehrt. Plötzlich hatte Derrick Devlins Arme um seinen Hals gespürt, wie dieser sich angeschmiegt und den Kuss erwidert hatte. Derrick war in diesem Moment fassungslos gewesen. Nie hätte er gedacht, dass Devlin dasselbe hätte fühlen können. So hatte er den Kuss gelöst und Devlin ein wenig schüchtern angesehen. Dieser jedoch hatte ihn angestrahlt, mit einem wunderschönen Lächeln. „Derrick… ich wusste nicht… seit wann? Ich bin so glücklich!“ Devlin hatte ihn stürmisch umarmt, doch Derrick war zu verlegen gewesen, um irgendwas zu sagen. Er hatte ihn einfach nur festgehalten und ein total ungewohntes Glücksgefühl vernommen. Er war noch nie in seinem Leben so glücklich gewesen… Ja, er erinnerte sich an diesen Tag, als wäre er gestern gewesen. Und er würde ihn nie vergessen. Ein Geräusch, das von unten kam, riss ihn aus seinen Gedanken. Devlins Mutter war wohl endlich nach Hause gekommen. Er lauschte ein wenig den Geräuschen, ehe er seufzte und nun auch die Augen schloss. Dennoch kam der Schlaf erst sehr spät. Derrick spürte irgendwas Weiches auf seinen Lippen. Blinzelnd öffnete er die Augen und blickte direkt in Devlins lächelndes Gesicht. „Guten Morgen mein Schatz! Es wird Zeit aufzustehen. Der Gottesdienst deines Vaters fängt bald an, und wir wollen doch keine Zeit verlieren.“ Devlin küsste Derrick erneut und stand dann auf. Derrick seufzte leise, er hatte ganz verdrängt, dass heute Sonntag war. Er setzte sich auf und sah Devlin nach. Irgendwie hatte er ein schlechtes Gefühl, er wollte nicht zurück. „Na komm schon Derrick! Mum schläft noch, das sollten wir ausnutzen, lass uns duschen!“ Devlin war wieder in der Tür aufgetaucht und lächelte Derrick an. Dieser sah zu ihm und zusammen verschwanden sie unbemerkt im Badezimmer. Kapitel 3: Mini special..höhö.. ------------------------------- Die Scheiben waren beschlagen. Das heiße Wasser ergoss sich über ihre eng umschlungenen Körper, während sie sich innig und leidenschaftlich küssten. Devlin gab sich den großen aber sanften Händen Derricks hin, die ihn an Stellen berührten, wo er es besonders mochte, und wo es ihn erregte. Er keuchte unter seinen Berührungen auf, presste sich gegen ihn. Es breitete sich eine Hitze in Devlin aus, die nichts mit dem heißen Wasser zu tun hatte. Er spürte Derricks Küsse überall auf seiner Haut, er wollte mehr, sah Derrick fordernd, aber auch gleichzeitig flehend an. Devlins stille Bitte wurde erhört und Derrick drang in ihn ein. Ein leises Stöhnen war aus der Dusche zu vernehmen. Devlin krallte sich an Derrick, welcher sich in einem schnellen aber sanften Rhythmus bewegte. Derrick trieb Devlin zur Extase, brachte ihn zum Stöhnen, schon beinahe zum Schreien vor Lust, bis beide dieser erlegen, zum Höhepunkt kamen... Kapitel 4: Ein schmerzvoller Rückschlag --------------------------------------- Ohne von Devlins Mutter bemerkt zu werden, hatten sie gefrühstückt und waren nun auf dem Weg zu Derrick. Es war schon kurz vor zehn als sie dort ankamen und Derrick die Tür aufschloss. „Lass uns das so schnell wie möglich machen, ich will hier nicht zu-“ plötzlich stoppte Derrick. Er war wie erstarrt. Devlin sah ihn fragend an, folgte dann aber seinem Blick und erstarrte ebenfalls. Im Wohnzimmer saß Derricks Vater und sah die beiden finster an. „Ich wusste, dass du heute wiederkommen würdest. Ich habe den Gottesdienst extra auf später verlegt.“ Er erhob sich aus dem Sessel und ging auf sie zu. Derrick stellte sich vor Devlin und wich mit ihm etwas von seinem Vater zurück. „Wir holen nur meine Sachen, dann sind wir schon wieder weg.“ meinte Derrick kühl. Er hätte wirklich nicht damit gerechnet, seinen Vater hier anzutreffen, schließlich war die Kirche ihm immer wichtiger gewesen als seine Familie. „Hören Sie…“ meldete sich nun Devlin zu Wort und trat etwas vor. „Ich weiß, dass sie wütend auf ihren Sohn sind, doch er hat nichts Schlimmes getan! Derrick ist so ein toller Mensch! Bitte seien Sie nicht böse auf ihn… Sie sind ihm wirklich wichtig! Und es wäre doch so viel schöner, wenn man nicht im Streit auseinander geht…“ „Sei still! Wie kannst du dir nur anmaßen, so mit mir zu reden?! Du hast schließlich meinen Sohn verdorben!“ Er schrie, was Devlin zusammen zucken ließ. „Genug Vater! Lass Devlin da raus! Es reicht schon, dass du ihn ins Krankenhaus befördert hast!“ Derrick kochte vor Wut. Er schritt auf seinen Vater zu, doch Devlin hielt ihn zurück. „Nein Derrick! Bitte… Gewalt ist keine Lösung! Lass uns einfach deine Sachen holen, wenn dein Vater nicht mit sich reden lässt!“ Derrick ballte die Hände zu Fäusten, nickte aber und ging mit ihm nach oben. Er holte eine Reisetasche unter dem Bett hervor und begann mit Devlin seine Sachen aus den Schränken zuräumen. Derricks Vater konnte es nicht fassen. Was hatte er nur falsch gemacht? Wieso tat Gott ihm so was an? Er war doch immer fromm und gläubig gewesen. Und da kam es ihm in den Sinn. Er wurde geprüft, von Gott geprüft, wie stark sein Glauben war, wie weit er für Gott gehen würde. Der Teufel war in seinem Haus, er hatte seinen Sohn an den Teufel verloren. Er wusste, wie er es wieder gut machen konnte. Er ging zum Kamin rüber, ganz von Sinnen, nahm die Eisenstange, die dort für das Feuer lag, und ging langsam die Treppe hinauf. Devlin und Derrick waren mittlerweile so gut wie fertig mit packen. Als Derrick Schritte hörte, sah er auf und erblickte seinen Vater an der Tür. „Vater… was… was soll das?!“ Aus seiner Stimme war Panik heraus zu hören. Sein Vater antwortete jedoch nicht, ging nur auf die beiden zu. „Devlin hau ab! Er dreht vollkommen durch! Mach das du weg kommst!“ Devlin jedoch starrte Derricks Vater einfach nur an, begann leicht zu zittern und konnte sich vor Angst nicht bewegen. „Nun mach schon Devlin!“ schrie Derrick erneut, doch Devlin konnte sich immer noch nicht rühren. Mittlerweile war Derricks Vater bei ihnen angekommen. „Ich werde den Teufel aus meinem Haus jagen! Gott wird mir beistehen… ich werde den Teufel VERNICHTEN!!!“ Er hob den Arm mit der Eisenstange und schlug nach den Devlin. Ob er seinen Sohn ebenfalls traf, das war ihm egal. Schließlich war dieser einen Pakt mit dem Teufel eingegangen. Derrick konnte gerade eben noch die Eisenstange mit den Händen abfangen. Nicht noch einmal würde er zulassen, dass sein Vater Devlin etwas tat, dieses Mal würde er seinen Engel beschützen.. Er hätte nicht gedacht, dass sein Vater so viel Kraft hatte, es viel ihm schwer, die Eisenstange zurückzuhalten, da mit aller Kraft dagegen drückt wurde, doch Derrick würde nicht weichen. „Nnghh… hör endlich auf!“ Als sein Vater keine Anstalten machte, die Eisenstange herunterzunehmen, trat Derrick ihm gegen das Schienbein und schaffte es dadurch, ihm die Eisenstange zu entreißen. Er richtete sie gegen ihn. „Na los, verschwinde endlich! Verschwinde!“ schrie er seinen Vater an, doch dieser dachte nicht daran. Er würde den Teufel vernichten der in sein Haus gekommen war. Er würde Gottes Willen erfüllen! „Ich bringe den Teufel um!“ Er wollte sich auf sie stürzen, doch Derrick schwang die Eisenstange und traf seinen Vater an der Schläfe. Bewusstlos und blutend ging er zu Boden. Derrick sah auf ihn herab, sah das Blut und ließ die Stange sofort fallen. Sein Blick fiel auf seine zitternden Hände, er konnte nicht fassen was er da gerade getan hatte. Hatte er gerade seinen Vater getötet, oder lebte er noch? Er wusste es nicht. Devlin war endlich aus seiner Starre erwacht und kniete sich zu Derricks Vater, um den Puls zu fühlen. „Derrick… er lebt noch! Wir müssen ihm helfen! Ruf einen Arzt!“ Doch Derrick reagierte nicht. Er hatte Devlin noch nicht mal gehört. Er stand neben sich und sah noch immer auf seine Hände. Derrick hasste seinen Vater zwar, aber er wollte ihn nie so verletzen. Er hatte sich immer gewünscht weg von seinem Vater zu kommen, aber nicht so. So sollte es nicht laufen. Nicht so… Devlin sah ihn traurig an. Er wusste, dass es seine Schuld war, weil er nicht gegangen war, so wie Derrick es gewollt hatte. Er biss sich leicht auf die Unterlippe, rannte dann aber ins Badezimmer und holte ein Handtuch, welches er auf die Wunde drückte, um die Blutung zu stillen. „Die Wunde ist nicht so tief, hörst du Derrick? Es ist nicht so schlimm…“ Auf einmal regte sich Derricks Vater, er kam langsam wieder zu Bewusstsein. Devlin stand auf, nahm die Reisetasche und zerrte Derrick aus dem Haus. Er hatte Angst, dass Derricks Vater nur wieder ausrasten würde, deswegen zog er Derrick einfach weiter, blieb erst an ihrem geheimen Platz stehen. Er ließ die Tasche fallen und drückte Derrick an sich. Langsam kamen ihm die Tränen. „Tut mir Leid Derrick! Ich wollte das nicht! Geht es dir gut? Bitte rede mit mir!“ Derrick jedoch reagierte immer noch nicht, ließ sich jetzt nur auf die Knie sinken und starrte den Boden an. „Derrick bitte! Bitte sag doch was!“ Devlin schluchzte und ließ sich neben ihm nieder. Er packte ihn an den Schultern und schüttelte ihn. „Deeerriiick!“ Langsam hob dieser den Kopf und sah Devlin endlich an. „Ich.. ich hätte ihn fast umgebracht… meinen Vater…“ Er stammelte vor sich hin und sah Devlin mit panischen Augen an. „Ganz ruhig… ihm geht es gut! Bitte beruhige dich….“ Devlin strich ihm durchs Haar, umarmte ihn dann aber wieder. Dieses Mal erwiderte Derrick die Umarmung und verbarg sein Gesicht in Devlins Halsbeuge. Er spürte seine Hand am Rücken, die ihn sanft streichelte. Sie saßen eine ganze Stunde dort, bis Derrick sich wieder beruhigt hatte und sie weitergehen konnten. Sie brauchten für den Rückweg fast doppelt solange wie für hin, sie gingen sehr langsam und ließen sich Zeit. Beide mussten diese Sache erst einmal verdauen und weil heute ja Sonntag war und schon Mittag, würden sie gleich auch Devlins Mutter antreffen. So standen sie vor Devlins Haustür, ein wenig unschlüssig, ob sie schon reingehen sollten. Devlin sah zu Derrick. „Sie wird schon nichts sagen! Du bist doch schließlich vorher auch ständig bei mir gewesen. Sie wird nicht merken das du über Nacht bleibst, lass uns jetzt rein, okay? Ich regele das schon!“ Devlin lächelte lieb, öffnete dann auch schon die Tür, ohne eine Antwort von Derrick abzuwarten. Sofort schickte er Derrick nach oben, als er seine Mutter im Flur nicht erblicken konnte. „Mama?“ rief er aus. „Ich bin wieder da! Derrick ist zum Lernen hier, wir sind oben!“ Devlin düste hoch und schloss seine Zimmertür hinter sich. Er sah zu Derrick, welcher sich aufs Bett gesetzt hatte und den Boden ansah. Devlin setzte sich neben ihn und strich ihm zärtlich durchs Haar. „Ruh dich ein wenig aus Derrick… okay? Das wird dir sicher gut tun..“ Devlin ließ sich mit ihm nach hinten aufs Bett fallen und strich Derrick weiterhin durchs Haar. Es tat so gut, in Devlins Nähe zu sein, seine Wärme und Zuneigung zu spüren. Er schloss die Augen und genoss Devlins Streicheleinheiten, die ihn das von heute Morgen vergessen ließen und ihn langsam ins Reich der Träume geleitete. Derrick wachte erst spät nachmittags wieder auf. Er lag alleine im Bett und merkte, wie Devlin ihn mit einer Decke zugedeckt hatte. Er sah sich nach ihm um, doch Devlin war nicht im Zimmer. Er seufzte und blieb liegen, er hatte keine Lust aufzustehen, vor allem weil er nicht wusste, wie Devlins Mutter reagieren würde, wenn er runter ging. Im Moment hatte er auch kein Zeitgefühl, der Blick aus dem Fenster verriet ihm, das es schon recht spät war, die Uhr, die in dem kleinem Zimmer hing, welches grün gestrichen und sehr gemütlich und ordentlich war, konnte er von hier aus nicht sehen. Er kuschelte sich ein wenig in die Decke und musste ungewollt an seinen Vater denken. Er fragte sich, ob er okay war und was seine Mutter wohl zu diesem Vorfall sagen würde. Natürlich war er auf Devlins Seite, er hasste seinen Vater schließlich, und was er getan hatte, war seiner Meinung nach unverzeihlich, aber dennoch war er sein Vater und er hatte sich wirklich gewünscht, wenn er ehrlich war, dass er gesagt hätte, es wäre okay… seine Entscheidung, seine Beziehung zu Devlin, doch er hatte eigentlich schon im voraus gewusst, das es nur Wunschdenken von ihm gewesen war. Derrick merkte, wie ihm Tränen in die Augen stiegen. Das Leben war so ungerecht! Es hätte alles so einfach, so schön sein können. Aber Gott, oder das Schicksal oder sonst wer, gönnten ihnen das Glück nicht. War er denn so ein schlechter Mensch, dass er dafür bestraft werden musste? Es wäre auch nur halb so schlimm, wenn es nur ihn alleine treffen würde, aber Devlin litt darunter genauso, das wusste er, auch wenn Devlin versuchte es nicht zu zeigen. Und das war das Ungerechteste überhaupt. Devlin war so ein guter Mensch, wenn jemand es verdient hatte nicht zu leiden und glücklich zu sein, dann war es Devlin. Devlin war wie ein Engel. Derrick schluchzte leise und verbarg das Gesicht in seinen Händen. Er fragte sich, ob es Devlin besser ergehen würde, ob er glücklicher in seinem Leben wäre, wenn er nie in sein Leben getreten wäre. Vielleicht war diese Liebe ja wirklich ein Fehler, eine Sünde. Es schmerzte Derrick, wenn er daran dachte, dass er Devlin verlassen müsste. Er wusste, dass es egoistisch war, in diesem Sinne bei ihm zu bleiben, auch wenn Devlin unter der Beziehung litt, aber er konnte nicht anders. Was wäre er denn ohne ihn? Er wäre nichts. Ohne ihn wäre er verloren, ein seelisches Wrack. Derrick wischte sich die Tränen weg und setzte sich auf. Er durfte sich jetzt nicht so gehen lassen, wenn Devlin sah, dass er weinte, würde es ihm auch nur schlecht gehen. Er musste jetzt stark sein, heulen würde ihn eh nicht weiterbringen. Dennoch wunderte er sich ein wenig, wieso ihn das mit seinem Vater so mitnahm. Schließlich war er jetzt endlich weg von ihm und konnte anfangen, sein Leben mit Devlin richtig zu genießen. Plötzlich ging die Tür auf und Devlin kam mit einem brechend vollen Teller ins Zimmer. Als er sah, dass Derrick wach war, lächelte er und ging zum Bett, wo er sich setzte. „Schön dass du wach bist. Du hast sicher Hunger oder? Hier! Das ist für dich!“ Devlin drückte ihm den viel zu vollen Teller in die Hand. Derrick seufzte ein wenig. „Devlin, dass ist viel zu viel!“ Doch dieser grinste nur und klopfte ihm auf den Rücken. Etwas murrend begann Derrick zu essen, während Devlin wieder aufstand und ein wenig das Zimmer aufräumte. „Ich freue mich schon richtig...“ meinte er dann nach einer Weile. Derrick hob eine Augenbraue und sah fragend zu ihm. „Auf was denn?“ „Na auf was wohl!“ Devlin drehte sich zu Derrick um und schaute ihn ein wenig beleidigt an. „In vier Tagen hast du Geburtstag! Und dann können wir endlich zusammen ziehen! Wir werden die ganzen Ferien Zeit haben, die Wohnung einzurichten, das wird einfach so toll Derrick! Ich bin so glücklich darüber! Endlich.. Endlich können wir zusammen leben!“ Derrick musste lächeln als er in das strahlende Gesicht von Devlin sah. „Ja.. darauf freue ich mich auch schon.“ Es würde einfach wunderbar werden, das wusste er. Derrick stand auf und stellte den Teller auf den Schreibtisch. Er ging zu Devlin rüber und umarmte ihn lächelnd. „Hihi.. ich habe schon dein Geschenk, ich hoffe du wirst dich darüber freuen!“ Devlin kicherte leise und schmiegte sich an Derrick. „Das kann ich dir sagen, wenn du es mir verrätst...“ Ein grinsen huschte über Derricks Lippen. „Vergiss es! Die paar Tage wirst du noch warten müssen mein Schatz. Und versuch erst gar nicht mich zu überreden, ich werde es dir eh nicht sagen!“ Ein mahnender Blick folgte dieser Aussage und Derrick wusste, dass er keine Chance hatte, Devlin würde nichts verraten. „Ja ja, ich sage ja schon nichts mehr.“ Kurz trafen sich ihre Lippen zu einem Kuss. „Und nun iss auf!“ Devlin zog Derrick die Wangen lang und lachte herzhaft. Kapitel 5: Ein neuer Anfang --------------------------- Die letzen Tage vergingen recht schnell und spektakulärlos. Devlin hatte es geschafft, seine Mutter zu überreden, dass Derrick die letzten Tage hier schlafen dürfte, er wollte Derrick nämlich nicht wie ein Tier in seinem Zimmer geheim halten. Nach etlichen hin und her hatte seine Mutter glücklicherweise dann auch zugestimmt. Es war der Morgen des vierten Tages, als Derrick auf einmal schüttelnd aus seinem Schlaf gerissen wurde. Irritiert öffnete er die Augen und blickte in Devlins lächelndes und aufgeregtes Gesicht. „Na los! Wach doch endlich auf! Heute ist dein Geburtstag Derrick! Alles alles alles Gute!“ Bevor Derrick irgendwie antworten oder anderweitig reagieren konnte, wurde er stürmisch umarmt. „Uhh... Devlin.. es ist doch noch viel zu früh…lass mich noch schlafen…“ bettelte Derrick, doch Devlin dachte nicht daran. „Es ist nicht früh, wir haben schon zehn Uhr! Also komm endlich aus den federn!“ Devlin sprang etwas auf dem Bett rum, sodass die Matratze auf und ab hüpfte, damit Derrick nicht wieder einschlief. Dieser grummelte noch mal kurz, setzte sich dann aber auch auf und gähnte mit vorgehaltener Hand. „Irgendwann sterbe ich wegen dir noch an Schlafmangel…“ Devlin grinste und gab ihm einen Kuss auf die Wange, ehe er vom Bett sprang und zu seinem Kleiderschrank eilte. Dort wühlte er kurze Zeit herum, bis er fand was er gesucht hatte. Ein kleines eingepacktes Päckchen. Damit ging er zu Derrick zurück und reichte es ihm. „Das ist für dich. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag Derrick!“ Derrick nahm das Päckchen entgegen und bedankte sich, bevor er es langsam öffnete. Seine Augen weiteten sich, als er realisierte, was er da in seinen Händen hielt. „Wie.. wie bist du da nur ran gekommen?“ fragte er fassungslos, aber total begeistert und viel Devlin um den Hals. Dieser verlor das Gleichgewicht und fiel mit Derrick zusammen nach hinten rüber, vom Bett auf den Boden. Devlin musste lachen. „Tja.. ich bin halt gut! War gar nicht so einfach dieses Spiel zu bekommen. In den Läden gab es das nicht mehr.“ „Na was erwartest du? Das ist schon fast eine Rarität! Für die gute und alte PlayStation werden keine Spiele mehr hergestellt. Und das ist schon so alt... ich dachte echt, ich würde es nicht mehr bekommen... Devlin, du bist echt der Größte!“ Er umarmte Devlin noch einmal fest, ehe er sich leicht aufsetzte und das Spiel wieder begeistert in die Hand nahm. „Ich kann es kaum erwarten mit Final Fantasy VII anzufangen!“ „Aber bevor du hier irgendwas anfängst, komm nach unten frühstücken! Meine Mama hat sogar extra für dich gestern eine Torte gekauft! Wir müssen sie noch aus dem Kühlschrank rausstellen!“ Devlin nahm ihm das Spiel aus der Hand und zerrte ihn dann mit nach unten. Derrick fragte sich, wie lange Devlin eigentlich schon wach sein musste. Der Tisch war gedeckt und Frühstück hatte er auch schon gemacht. Extra das, was er am liebsten zum Frühstück aß, aufgebackte Brötchen, Spiegeleier und sogar etwas Obst hatte er geschnitten. Derrick war wirklich überwältigt. „Aber Devlin.. du hättest dir nicht soviel Mühe machen müssen.“ Devlin sah ihn an und legte dann die Arme um Derricks Hals. „Doch… denn du hast es verdient! Ich liebe dich Derrick…“ „Ich liebe dich auch.“ meinte Derrick leise, legte die Arme um Devlin und küsste ihn leidenschaftlich. Erst nach Minuten wurde das Gefecht der Zungen gelöst, und beide sahen sich glücklich an. „Nun sollten wir aber wirklich essen, meinst du nicht? Bevor es noch kälter wird.“ Derrick nickte und ließ Devlin los. Er setzte sich und wartete auf den anderen, der noch schnell die Torte rausstellte, sich dann aber zu Derrick setzte. Gemeinsam frühstückten sie und verschwanden dann wieder aufs Zimmer um sich umzuziehen. Bald hatten sie nämlich einen Termin, um den Vertrag für die Wohnung endgültig zu unterschreiben. Dann würde die Wohnung ihnen gehören, sie könnten direkt mit dem renovieren anfangen. Sehr viel konnten sie zwar nicht tun, weil so was natürlich kostete. Aber so Kleinigkeiten. Die meisten Möbel waren zum Glück in der Wohnung, sowie die Küche, ein Sofa und andere Kleinigkeiten. Das erleichterte ihnen schon mal einiges. Nach und nach würden sie sich dann neue Sachen kaufen, so wie halt gerade das Geld reichte. Es würde am Anfang sicher nicht leicht werden, das wussten sie, aber dennoch wollten sie nicht mehr länger warten, und an sich konnten sie es jetzt auch nicht mehr. Schließlich konnte Derrick nicht zu seinen Eltern zurück. Sie hatten des Öfteren überlegt, ob das wirklich klug wäre, wegen der Schule, aber Devlin hatte die Idee gehabt, dass er einfach nebenbei noch etwas jobben würde. Er war besser in der Schule und konnte dem Unterrichtsstoff viel leichter folgen als Derrick. Und obwohl Derrick eigentlich dagegen war, hatten sie es dennoch so abgemacht. Er hatte deswegen ein schlechtes Gewissen, da Devlin sich auch noch zusätzlich um alles gekümmert hatte. Er hatte nämlich die Wohnung gefunden und er hatte sich auch direkt einen Nebenjob dafür gesucht, den er nach der Schule tätigen konnte. Er hatte mit dem Vermieter geredet und alles klar gemacht, und er hatte sich auch um das Geld gekümmert, das sie ja genug vom Staat bekamen damit sie die Miete bezahlen konnten und alles umgemeldet hatte er auch. Alleine hätte Derrick das sicher nicht geschafft. Er kannte sich mit so was gar nicht aus und wäre total überfordert gewesen. Er konnte sich wirklich glücklich schätzen, so jemanden wie Devlin zu haben. Um punkt 13 Uhr standen sie vor der Tür ihrer neuen Wohnung, wo der Vermieter sie schon erwartete. Lächelnd empfing er die beiden und begrüßte sie freundlich. Sie redeten nicht lange drum rum und kamen schnell zur Sache. Eine Unterschrift der beiden und es war nun offiziell. Sie hatten ihre Wohnung. Der Vermieter gab ihnen den Hausschlüssel und verabschiedete sich dann. Glücklich fielen sie sich in die Arme. „Derrick… das ist wie ein Traum! Wie ein wunderschöner Traum!“ Devlin lächelte ihn strahlend an. „Ja.. das ist es…“ Er drückte Devlin an sich und schloss die Augen. Das war definitiv sein schönster Geburtstag den er je hatte. Beide konnten es kaum erwarten, die erste Nacht in ihrer eigenen Wohnung zu verbringen und gemeinsam am nächsten Morgen glücklich aufzuwachen. Derrick strich Devlin durchs Haar und küsste ihn sanft. So richtig glücklich? Ja, das war er. Endlich konnte sein Leben beginnen. Gemeinsam waren sie wieder zurück zu Devlin gegangen, um einpaar seiner Sachen zu packen und schon mal rüber zu bringen. Während sie die Sachen zusammen packten, sah Derrick zu ihm. „Sag mal Devlin, du hast es doch jetzt deiner Mutter gesagt oder? Das wir seit heute eine Wohnung haben? Sie wirkte so ungewohnt gelassen für mich die letzten Tage…“ „Ach weißt du…“ begann Devlin leise und Derrick wusste jetzt schon, das Devlin es nicht getan hatte. „Sie war doch letztes Mal so sauer, ich wollte mich nicht wieder mit ihr streiten und da dachte ich lieber, das ich noch etwas warte... und dann warst du jetzt auch noch die Tage hier… es hat sich einfach nicht ergeben.“ Devlin spielte etwas an seinem Shirt rum, so wie er es immer tat, wenn ihm etwas unangenehm war. Derrick seufzte ein wenig. „Und wann willst du es ihr sagen? Wir wollten doch schon gleich dorthin.“ „Na ja.. ich dachte mir, dass ich zuerst sage, dass ich bei dir schlafe und ihr dann später erzähle, dass wir die Wohnung schon haben. Irgendwann in Ruhe, wenn sie nicht so gestresst von der Arbeit ist und wenn sie Zeit hat.“ Derrick spürte deutlich, wie schwer sich Devlin mit dieser Sache tat. Er hatte Angst seine Mutter noch einmal darauf anzusprechen, der letzte Streit deswegen musste wohl ganz schön heftig gewesen sein. Und wenn Derrick ihn jetzt so sah, konnte er ihm auch nicht böse deswegen sein. Devlin wollte schließlich nur einen Streit vermeiden. „Okay… meinetwegen. Aber denk dran, irgendwann wirst du es ihr sagen müssen. Wenn du willst, kann ich ja dabei sein wenn du mit ihr redest.“ Devlin schaute auf. „Wirklich? Danke Derrick!“ Derrick lächelte ein wenig. „Kein Problem. Das ist doch selbstverständlich.“ Er kratzte sich am Hinterkopf. „Hast du jetzt alles? Dann könnten wir langsam los.“ Devlin nickte und gemeinsam verließen sie erneut das Haus, dieses mal voll bepackt mit zwei dicken Reisetaschen. Auf dem kleinen Wohnzimmertisch stand die angeschnittene Torte. Neben ihr zwei leer geputzte Teller, zwei Kuchengabeln und zwei Gläser gefüllt mit Sekt. Derrick und Devlin hatten es sich auf dem alten, schwarzen Sofa bequem gemacht, kuschelten und küssten sich zärtlich im Schein der Kerzen. Es war mittlerweile Abend, ihre Sachen hatten sie weitgehend ausgepackt und nun feierten sie ein wenig zu zweit Derricks Geburtstag und den Einzug. Durch das Kerzenlicht wirkte das kahle Wohnzimmer noch düsterer und leerer als es schon war. Bis auf eine alte Kommode, einen alten staubigen hellbraunen Teppich, dem kleinen Tisch und dem schwarzen Sofa, stand nichts in dem Wohnzimmer. Der vorherige Besitzer hatte so gut wie alle Möbel mitgenommen, aber das reichte ihnen. Das nötigste hatten sie ja. Eine kleine Küche aus Eiche mit Herd, Backofen, Kühlschrank und Arbeitsplatte. Ein gemeinsames Schlafzimmer mit einem alten quietschenden Bett und einem Kleiderschrank aus Buche und noch das Badezimmer, mit Dusche und sogar Badewanne, kleinem Waschbecken, einem Spiegel darüber und einem kleinen weißen Schrank auf den ebenfalls weißen Fliesen. Es war vielleicht nicht sonderlich viel, aber die erste Zeit würden sie damit zu Recht kommen. Es hätte ja schließlich schlimmer kommen können. Sie konnten sich glücklich schätzen, überhaupt irgendwelche Möbel zu haben. Devlin strich etwas über Derricks Brust und sah ihn verliebt an. „Ich habe eine wirklich gute Idee… wie wäre es, wenn wir ein schönes Bad gemeinsam nehmen? Wir nehmen unsere Gläser einfach mit und feiern da ein wenig weiter…“ Derrick musste leicht grinsen. „Das ist eine wirklich gute Idee.“ Er stand auf und sah zu Devlin. „Ich lasse schon mal das Wasser ein.“ Mit diesen Worten verschwand er im Badezimmer und ließ das warme Wasser in die Badewanne laufen. Er lächelte glücklich vor sich hin. Die Sache mit seinem Vater hatte er verdrängt. Er wollte nicht mehr an ihn denken. Er und der Rest seiner Familie waren jetzt Vergangenheit und im Moment zählten für ihn nur die Gegenwart und die Zukunft. Devlin betrat das Badezimmer mit den beiden Gläsern in der Hand, welche er auf den Badewannenrand stellte. Derrick drehte sich zu ihm. Langsam begannen sie sich gegenseitig auszuziehen. Kichernd und nur mit einem Handtuch um die Hüften bedeckt, kamen sie aus dem Badezimmer. Die Flasche Sekt, die sie bis auf den letzten Tropfen geleert hatten, zeigte ein wenig seine Wirkung. Leicht beschwippst gingen sie ins Schlafzimmer, wo sie sich aufs Bett fallen ließen. Derrick sah Devlin lächelnd an, ehe er ihn sanft küsste und ihn sachte an sich drückte. Devlin legte die Arme um Derricks Hals und presste seinen Körper zusätzlich an ihn. Das alles fühlte sich so gut an, das es kaum wahr sein konnte. Endlich frei… Kapitel 6: Verlorene Gefühle ---------------------------- Mit einem super Gefühl erwachte er am nächsten Morgen. Devlin lag noch immer in seinen Armen, so wie vor dem einschlafen. Derrick musste lächeln, es tat so gut, neben ihm aufzuwachen, ohne sich irgendwie Sorgen machen zu müssen, das wer reinkommen könnte. Jetzt konnte er endlich jeden Morgen so erwachen. Dieser Gedanke ließ ihn nur mehr lächeln. Die Sonne schien durchs das Fenster, einfach ein wunderbarer Morgen. Leise stand er auf, um Devlin nicht zu wecken, zog sich schnell etwas über und ging in die Küche. Dort kochte er erstmal Wasser für den Kaffee und begann dann, das Frühstück vorzubereiten. Sie mussten heute unbedingt einkaufen gehen, das was sie hier hatten, hatten sie von Devlin mitgenommen und würde nicht lange reichen. Er streckte sich ein wenig und öffnete das Fenster im Wohnzimmer, um die frische und warme Luft hineinzulassen. Zum Glück war gerade Sommer, das machte das alles hier nur besser. Schließlich hatten sie ja jetzt Sommerferien. Das würde definitiv sein schönster Sommer überhaupt werden. Weiterhin mit einem Lächeln auf dem Gesicht, das einfach nicht verschwinden wollte, begann er das Wohnzimmer aufzuräumen, welches sie gestern unaufgeräumt gelassen hatten. Er brachte die Teller in die Küche, das Wasser kochte auch schon. Er nahm den Wasserkocher und goss das heiße Wasser in zwei Tassen, in denen sich Kaffeepulver befand. Er sah kurz zur Schlafzimmertür, die einen Spalt offen stand, während er den Kaffee umrührte. Derrick nahm die Tassen und ging damit zu Devlin, um ihn sanft aus seinen Träumen zu holen. Er stellte beide Tassen auf dem Boden ab, setzte sich dann auf die Bettkante und strich Devlin einige Strähnen aus dem Gesicht. Sachte küsste er ihn, um ihn damit zu wecken. Devlin grummelte kurz leise, was Derrick lachen ließ. „Na komm schon, wach auf mein Kleiner. Es ist schon fast Mittag! Ich habe leckeren Kaffee… und Frühstück… und so sehr habe ich dich gestern nun wieder auch nicht ran genommen..“ Derrick huschte ein Grinsen über die Lippen, doch ehe er sich versah, hatte er auch schon ein Kissen im Gesicht. Er konnte Devlin noch lachen hören, bevor er vom Bett fiel. „Ach keine Sorge, so gut warst du nicht!“ meinte er neckend und streckte Derrick die Zunge raus. „Na warte!“ Derrick warf das Kissen zurück und sprang dann auf, um sich auf Devlin zu stürzen. Für diese Aussage wurde er erstmal mit einer Runde kitzeln bestraft. Erst als dieser zu betteln begann, dass Derrick doch aufhören sollte, erbarmte er sich und hörte dann grinsend auf. „Ich kann dir gerne beweisen wie gut ich bin...“ Devlin kicherte etwas und legte die Arme um Derrick. „Später vielleicht! Zuerst will ich einen Kaffee, und einen Kuss von dir.“ „Ach… du ziehst den Kaffee mir vor? Das werde ich mir merken!“ Empört spielend drehte er sich etwas weg. Erneut kicherte Devlin, begann dann aber leicht an Derricks Ohrläppchen zu knabbern und umarmte ihn von hinten. „Ich würde den Kaffee doch nie dir vorziehen, der könnte mir nicht geben was ich brauche…“ Derrick schloss etwas die Augen und musste leicht lächeln. „Das will ich ja auch hoffen..“ flüsterte er und öffnete seine Augen dann wieder. „Der Kaffee steht auf dem Boden.“ „Super!“ Devlin ließ von ihm ab und schnappte sich eine Tasse. Genüsslich nahm er einen Schluck, reichte Derrick dann aber auch die andere Tasse. „Du bist wirklich unverbesserlich.“ meinte Derrick kopfschüttelnd, nahm aber die Tasse entgegen und trank ebenfalls einen Schluck. „Zieh dir was an, und komm dann in die Küche frühstücken. Obwohl… wenn ich es mir so recht überlege, kannst du auch gerne nackt mit mir essen.“ Derrick bekam auf diese Bemerkung nur ein weiteres Kissen hinterher geschmissen als er den Raum verließ und sich in der Küche an den Tisch setzte und dort seine Tasse abstellte. Nach kurzer Zeit kam Devlin ebenfalls in die Küche, zu Derricks leiden, bekleidet. Ein wenig schmollend sah er zu ihm, was Devlin lachen ließ. „Jetzt schau nicht so! Du hast doch nicht echt gedacht, das ich nackt frühstücke?“ „Man darf jawohl noch träumen dürfen!“ entgegnete Derrick daraufhin nur und schnappte sich dann ein Brötchen, das er sich mit Nutella schmierte. „Wer ist hier unverbesserlich?“ Derrick lachte und gemeinsam frühstückten sie zu Ende. Es war schon spät am Nachmittag, als plötzlich Devlins Handy klingelte. Er nahm es zur Hand und las auf dem Display, dass seine Mutter anrief. „Och nö… meine Mama ruft an.“ Devlin seufzte und ging etwas widerwillig ran. Derrick sah Devlin dabei zu, wie er telefonierte. Und von seinem Gesichtsausdruck war auch leicht festzustellen, worum es wohl ging. Derrick ahnte, dass es was mit dem Umzug zu tun haben musste. Aber wie hatte sie davon erfahren? Noch hatten sie ihr nicht erzählt, dass sie diese Wohnung schon hatten. Devlin hatte ihr schließlich gesagt, das er bei Derrick schlief. War es doch etwas anderes? Aufjedenfall war es nichts Gutes. Das war leicht zu sehen. Er stand auf und umarmte Devlin von hinten, welcher nämlich schon Tränen in die Augen bekommen hatte. Derrick konnte Devlins Mutter aus dem Handy schreien hören, so lange bis einfach aufgelegt wurde. Devlin drehte sich um und umarmte Derrick fest. Er schluchzte leise. „Devlin…“ Es war nicht das erste Mal, dass seine Mutter ihn zum weinen gebracht hatte. Beruhigend strich er ihm über den Rücken. „Was hat sie gesagt?“ „Sie ist manchmal so gemein! Sie wollte, dass ich sofort nach Hause komme! Derrick... sie, sie weiß es! Sie weiß von uns. Ich weiß nicht woher, aber sie weiß es.“ Ein wenig geschockt sah er Devlin an. Er fragte sich, wie sie es heraus bekommen hatte. Sie waren schließlich immer vorsichtig gewesen. Innerlich seufzte er. Was sollte er Devlin jetzt zur Aufmunterung sagen? Er war nicht sonderlich gut in so was. „Jetzt wein doch bitte nicht… es wird schon wieder, da bin ich mir sicher. Wir… wir werden einfach mit ihr reden, sie wird es sicher schon verstehen.“ Devlin jedoch schüttelte nur den Kopf und schwieg. Umso mehr wollte Derrick nun wissen, was Devlins Mutter ihm genau gesagt hatte. Derrick hielt ihn weiter fest, mehr konnte er im Moment nicht tun. Er hasste so was einfach. Devlin konnte ihn immer mit Worten wieder aufmuntern, er sagte immer das Richtige, aber er selber… ihm fehlten die Worte in solchen Situationen. „Komm schon Devlin. Das passt nicht zu dir! Ich weiß dass du es hasst, sich mit ihr zu streiten, aber so den Kopf hängen zu lassen? Deine Mutter ist doch eigentlich eine ganz vernünftige Frau. Sie wird das sicher verstehen wenn du mit ihr redest.“ Plötzlich spürte Derrick, während er so mit Devlin redete, dass dieser sich an ihn krallte und nur mehr anfing zu weinen. „Sie… sie sagte, dass sie es bereue mich bekommen zu haben. Und das mein Vater sich im Grabe umdrehen würde…“ Jetzt verstand Derrick. Jetzt wusste er warum Devlin so fertig war und warum er glaubte, dass reden nichts mehr bringen würde. Derrick schwieg einige Momente, musste sich selber etwas fassen. Es waren harte Worte, vor allem für Devlin. Schließlich hing dieser sehr an seiner Mutter, sie war ihm immer sehr wichtig gewesen und es musste ihn wirklich verletzt haben. „Das hat sie sicher nur so gesagt. Sie meint es bestimmt nicht so.“ Eigentlich war Derrick klar, dass diese Worte nichts bringen würden. Im Moment war Devlin einfach zu mitgenommen und zu traurig. So versuchte er weiter ihn irgendwie zu trösten. Nach Stunden, so schien es zumindest für ihn, beruhigte sich Devlin langsam und ließ ihn wieder los. Derrick stand auf und machte ihm erstmal einen Tee. „Devlin? Lass uns gleich zu ihr gehen, okay? Ich bin mir sicher, dass sie es verstehen wird. Sie ist nicht so eingeschränkt wie meine Familie.“ Er reichte Devlin die Tasse und legte einen Arm um seine Schultern. „Okay… aber du kommst wirklich mit, ja?“ „Natürlich. Ich lasse dich nicht hängen. Schließlich gehören wir zusammen. Du wirst das nicht alleine durchstehen müssen.“ Derrick lächelte ihn an und Devlin erwiderte es. Er war froh, dass Devlin nun nicht mehr weinte. Derrick konnte es nicht sehen, wenn der wichtigste Mensch in seinem Leben traurig war. Das versetzte ihm immer einen Stich im Herzen. Nachdem Devlin seinen Tee ausgetrunken hatte, machten sie sich auf den Weg zu seiner Mutter. Da es schon sehr spät war, war Devlins Mutter auch schon von der Arbeit zu Hause. Jetzt kam es nur noch darauf an, sie von ihrer Beziehung zu überzeugen. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend standen beide vor der Haustür. Derrick drückte Devlins Hand und sah ihn an, er sollte spüren, dass er die ganze Zeit bei ihm war. Devlin sah ihn ein wenig ängstlich, aber auch entschlossen an. Er wusste, dass es nun an der Zeit war, dies endgültig zu klären. Schon zu lange wurde es geheim gehalten, schon zu lange hatte er sich davor gedrückt es seiner Mutter zu sagen. Das musste jetzt ein Ende haben. Devlin holte noch mal tief Luft und klingelte dann. Sie hörten hastige Schritte und dann ging auch die Tür auf. Als Devlins Mutter die beiden wütend und aufgebracht ansah, drückte Devlin Derricks Hand nur mehr. Aber er hielt ihrem Blick stand. „Mama? Wir müssen reden…“ Derrick wunderte sich ein wenig, dass sie nun ohne angeschrieen worden zu sein, gemeinsam ruhig in dem Wohnzimmer saßen. Es war wohl gut, das sie erst so spät nachdem Anruf hier aufgetaucht waren, Devlins Mutter hatte sich anscheinend schon zu genüge aufgeregt und war nun einigermaßen gefasst. Aber dennoch noch wütend und auch enttäuscht. Das konnte man in ihren Augen sehen. „Was habe ich nur falsch gemacht?“ konnte man sie jammern hören. „Was habe ich nur falsch gemacht? Wieso habe ich als Mutter so versagt?“ Devlin sah sie mit traurigem Blick an. „Hör auf so etwas zu sagen Mama! Das stimmt nicht! Du hast doch nichts falsch gemacht! Du hast als Mutter nicht versagt! Meine Gefühle zu Derrick haben nichts mit dir zu tun! Bitte Mama, versuch mich doch zu verstehen. Ich liebe Derrick nun mal!“ „Liebe? LIEBE?!“ schrie sie nun doch. „Das ist falsch Devlin! Das ist unnatürlich, eklig! Wie konntest du mir so was antun? Was habe ich nur falsch gemacht?!“ „Oh, Sie haben so vieles falsch gemacht!“ Dieses Mal war es Derrick, der darauf antwortete. „Haben Sie eigentlich eine Ahnung, wie sehr Devlin darunter leidet, das Sie nie da sind? Das Sie immer nur an ihre Arbeit denken? Wie oft Sie ihn schon zum weinen gebracht haben?! Nie waren Sie für ihn da, wenn er Sie gebraucht hätte! Meiner Meinung nach haben Sie versagt als Mutter! Egal was Devlin dazu sagt! Sie haben ihn nicht verdient! Wissen Sie überhaupt irgendwas von ihrem Sohn? Was er gerne macht? Was seine Hobbys sind? Haben Sie jemals einer seiner Geschichten gelesen, die er geschrieben hat? Wissen Sie, dass er Schriftsteller werden will?!“ Es sprudelte alles aus Derrick heraus. Er hatte es nicht mehr zurück halten können. So lange wollte er Devlins Mutter diese Sachen an den Kopf werfen. Sie sah Derrick nur geschockt an, schwieg. Die Worte schienen sie wohl getroffen zu haben. Derrick hatte es doch gewusst. „Wissen Sie eigentlich, wie sehr Devlin an ihnen hängt? Wie sehr er Sie liebt? Wie sehr er sich wünscht, das Sie einmal auf ihn zu gehen? Ihn mal in den Arm nehmen, ihn fragen wie sein Tag war?“ Jetzt sprach er leiser, nicht mehr so laut wie gerade. Er sah, wie Devlins Mutter den Kopf senkte. „Derrick… es reicht. Bitte hör auf. Du machst sie traurig.“ Devlin ließ seine Hand los und stand vom Sofa auf. Er ging zu seiner Mutter rüber und sah sie an. „Mama… Du bist keine schlechte Mutter. Es stimmt zwar, dass du nie da bist. Aber trotzdem gibst du immer dein Bestes. Ich weiß doch, dass es schwer für dich war nach Papas Tod. Schließlich musstest du dich ganz alleine um mich kümmern und auch alleine das Geld verdienen. Bitte Mama, hass mich jetzt nicht. Ich will dich nicht auch noch verlieren!“ Devlins Mutter sah auf, blickte ihrem Sohn in die traurigen Augen. Und während sie ihn so ansah, merkte sie, dass sie wirklich nichts von ihrem Sohn wusste. Ihre Arbeit hatte sie so mitgenommen und auch hing der Tod ihres Mannes noch schwer auf den Schultern, obwohl es schon Jahre her war. Seit dieser Zeit hatte sie kein einziges Mal geliebt. Sie sehnte sich so sehr nach Liebe, doch um dieses Gefühl zu unterdrücken, diese Trauer und diese Sehnsucht, hatte sie sich in ihre Arbeit gestürzt, alles andere vernachlässigt, vor allem ihren Sohn. Je länger sie ihn ansah, desto mehr bemerkte sie, wie ähnlich er seinem Vater sah. Auch er hatte blondes Haar gehabt und solche blauen Augen. Und das Lächeln, wenn Devlin lächelte, war es dasselbe Lachen wie von ihrem Mann. Wie kam es, dass ihr das früher nie aufgefallen war? All ihre Gefühle, die sie versucht hatte mit der Arbeit zu ersticken, kamen wieder. Alle alten Gefühle für ihren Mann lebten auf. Tränen liefen über ihre Wangen. Sie wusste dass er nie gewollt hätte, dass sie ihren Sohn so vernachlässigte. Und das sie nicht mehr liebte. „Oh Devlin…“ Sie schloss ihn in seine Arme und drückte ihn an sich. Sie erinnerte sich daran, wie schön es war, verliebt zu sein, wie schön es war, nicht alleine zu sein. Wie konnte sie ihrem Sohn so was verwähren? „Es tut mir Leid Devlin, es tut mir Leid mein Sohn. Verzeih deiner dummen Mutter.“ Devlins Gesicht hellte sich bei diesen Worten auf. „Schon gut Mama!“ Er war so, so unglaublich froh. Er fühlte sich seiner Mutter näher als je zuvor. Devlin bereute es zwar ein wenig, nicht schon früher mit ihr darüber geredet zu haben, aber vielleicht war es ja auch gut so. An dem Abend redeten sie noch bis spät in der Nacht. Devlin erzählte seiner Mutter, wie er mit Derrick zusammen gekommen war, wie lange sie schon zusammen waren, und das sie jetzt gemeinsam eine Wohnung hatten. Sie hörte still zu, und es schien sogar, dass sie Derrick als Devlins Freund zu akzeptieren schien. Auch erzählte sie ihnen, wie sie über ihre Beziehung erfahren hatte. Derricks Vater hatte sie angerufen und sie darüber unterrichtet. Er versuchte also weiterhin, ihm das Leben zur Hölle zu machen. Das nahm Derrick ganz schön mit, aber er freute sich auch für Devlin, das es bei ihm besser lief. Wenigstens seine Mutter schien ihre Gefühle zu verstehen. Sie waren schon an der Tür und wollten gerade gehen, als Devlins Mutter sie noch einmal aufhielt. „Wollt ihr am Sonntag nicht vielleicht zum Essen vorbeikommen?“ Als sie das sagte, hatte Derrick das Gefühl, das sie mehr ihn ansah als Devlin. Sollte das vielleicht eine Art Entschuldigung sein? Er war sich nicht sicher, jedoch lächelte er und nickte zustimmend. „Ja, wir kommen gerne…“ Devlin sah Derrick mit großen Augen an, er war glücklich darüber, dass Derrick anscheinend nichts dagegen hatte, denn Derrick hatte nämlich all die Jahre einen leichten Groll gegen Devlins Mutter gehegt, was ja aber auch auf Gegenseitigkeit beruht hatte. Doch nun versuchten beide wohl einen Neustart. Devlin konnte nicht aufhören zu hoffen, dass die beiden sich mal richtig gut verstehen würden. Bestimmt nicht unbedingt in nächster Zeit, aber bald. Vielleicht ja bald… Derrick ergriff Devlins Hand, sie verabschiedeten sich, und gingen dann zurück. Auf dem Rückweg redeten sie noch eine Weile über diesen Abend. Devlin wiederholte oft, wie dankbar er Derrick war, dass er mitgekommen war und dass er mit seiner Mutter geredet hatte. Denn er wusste, dass Derricks Worte viel bei seiner Mutter ausgelöst haben mussten, auch wenn sie sehr hart waren. Devlin konnte es kaum erwarten, bis es endlich Sonntag war. Er freute sich riesig auf das gemeinsame Essen. „Derrick?“ „Ja?“ „Ich liebe dich…“ Kapitel 7: Atempause -------------------- Nachdem Gespräch mit Devlins Mutter waren sie jeden Sonntag bei ihr Essen. Sie und Derrick verstanden sich immer besser, was Devlin natürlich überaus freute. Auch unterstützte sie nun die beiden finanziell ein wenig. Sie würde die Hälfte der Miete zahlen und half ihnen beim renovieren. Sie durften Devlins Möbel und seinen Fernseher haben und sie schenkte ihnen sogar einpaar Kleinigkeiten wie Bettwäsche, Geschirr, Handtücher und andere nützliche Dinge. Somit waren sie nun mit dem nötigsten versorgt. Da auch beide seit zwei Jahren Geld dafür zurückgelegt hatten, konnten sie darauf zurückgreifen und der Rest, der ihnen fehlte, selber kaufen. So hatten sie in den ersten drei Wochen der Sommerferien ihre Wohnung von Grund auf geändert. Das Wohnzimmer war in einem schönen hellen, aber nicht zu grellen Orange gestrichen worden, das schwarze Sofa hatten sie behalten. Dazu hatten sie sich einen dunklen Fernsehschrank geleistet und einen neuen kleinen Tisch. An den Wänden hingen die Regale von Devlins Zimmer, wo seine ganzen Bücher standen. Die Küche hatten sie vorerst so gelassen, eine neue hätten sie sich jetzt noch nicht leisten können, genauso wie mit dem Badezimmer. Dafür hatten sie im Schlafzimmer ebenfalls gestrichen. Die Wände wurden mit Weiß aufgefrischt und sie hatten Devlins Bett, was zum Glück groß genug für beide war, hineingestellt, genauso wie dessen Kleiderschrank und Kommode. Damit waren sie vorerst zufrieden. Langsam fügte sich alles so wie sie es wollten. Als die vierte Woche angebrochen war, mussten beide arbeiten. Schließlich hatten sie jetzt noch genug Zeit. Wenn die Schule wieder anfing, musste Derrick seinen Nebenjob kündigen. Er wollte zwar nicht, aber Devlin hatte darauf bestanden. Er war sich sicher, das Derrick sonst dem Schulstoff nicht mehr folgen können würde und deswegen sollte er sich dafür, solange er nach der Schule arbeiten war, um den Haushalt kümmern. Devlin wusste, das Derrick dies überhaupt nicht passte, aber für ihn war es wichtig, dass Derrick seinen Abschluss schaffte. Und so war es nach langem Hin und Her eben beschlossen worden. Aber dadurch, dass Derrick nach der Schule nicht mehr arbeiten durfte, hatte er in den Sommerferien dafür doppelt so viel gearbeitet. Er hatte gleich 2 Nebenjobs angenommen. Jeden Vormittag hatte er auf dem Bau gearbeitet und nachmittags in einer Getränkescheune ausgeholfen. Devlin hatte sich darüber etwas Sorgen gemacht, er war sich nicht sicher, ob Derrick sich damit nicht zu überanstrengte, aber dieser meinte nur, dass es okay sei und wollte keinen der beiden Jobs kündigen. Devlin selber hatte die Ferien über gekellnert, was er jetzt, wo auch die Schule wieder angefangen hatte, immer noch tat. Jeden Dienstag, Mittwoch und Donnerstag, und zweimal im Monat auch sonntags. Wie abgemacht, kümmerte sich Derrick dafür um den Haushalt und lernte viel, damit Devlin nicht umsonst so viel Arbeit auf sich nahm. Es viel ihm immer noch schwer dem Stoff zu folgen, vor allem, da Devlin ihm jetzt auch weniger helfen konnte. Aber er gab nicht auf. Er lernte jeden Tag und versuchte sich den Unterrichtsstoff regelrecht einzuhämmern. Das ging jetzt zwei Monate gut. Dann fingen die Klausurwochen an. Beide mussten viel dafür lernen, sie schrieben manchmal drei Arbeiten pro Woche. Sie lernten immer zusammen, außer an den Tagen wo Devlin arbeiten musste. Er kam meistens erst nach 21 Uhr wieder, machte danach meistens schnell die Hausaufgaben fertig und ging dann schlafen. Derrick konnte Devlin die Erschöpfung ansehen, er war in letzter Zeit recht blass geworden und richtig viel Essen tat er auch nicht mehr. Meistens nur morgens und beim lernen. Derrick hatte Devlin schon des Öfteren gesagt, dass er sich besser die nächsten Tage frei nehmen sollte, doch er hatte gelächelt und den Kopf geschüttelt. Es ginge ihm gut, und Derrick solle sich keine Sorgen machen. Doch dieses Lächeln und diese Worte beruhigten ihn nicht. Nicht dieses Mal. Derrick hatte deswegen beschlossen, nun auch Devlins Hausaufgaben zu machen. Doch fast jedes Mal musste Devlin sie korrigieren. Er schämte sich dafür und fragte sich, ob er Devlin damit überhaupt eine Hilfe war. Was tat er denn schon großartiges? Das einzig Sinnvolle was er tat, war die Wohnung sauber zu halten. Aber ansonsten konnte er Devlin nicht helfen. Das nagte ganz schön an Derrick, vor allem jetzt, wo es Devlin anscheinend nicht so gut ging und auch die ganzen Klausuren anstanden. In dieser Woche war es sogar ganz schlimm. Devlin kam um 21 Uhr von der Arbeit, lernte danach bis spät in die Nacht für eine schwere Klausur und saß dann schon wieder um viertel nach sieben pünktlich in der Schule. Und am darauf folgenden Tag war es dasselbe. Derrick wusste nicht wie Devlin das schaffte. Woher er die ganze Energie nahm. Durch den ganzen Stress hatten sie aber auch nicht mehr soviel Zeit für einander. Es war schon lange her, als sie das letzte Mal miteinander geschlafen hatten. Denn selbst wenn Wochenende war, war Devlin ständig müde und wenn er nicht schlief, dann lernte er so viel es ging, um nicht mehr so viel an den Tagen lernen zu müssen, wo er arbeitete. Als er dann am Mittwoch nach Hause kam, dachte Derrick im ersten Augenblick, er würde einer Leiche ins Gesicht schauen. So blass wie heute war Devlin noch nie gewesen und er sah erschöpfter aus als sonst. „Devlin, ist alles okay?“ fragte Derrick besorgt, konnte sich die Antwort von Devlin jedoch schon denken. Dieser nickte nämlich schon wieder, wie jedes Mal bei dieser Frage und lächelte. „Ja… ich bin nur müde. Ich muss mich nur…“ plötzlich schwankte Devlin und fiel dann nach vorne. Derrick konnte ihn gerade noch so auffangen, ehe er den Boden erreichte. „Devlin! Devlin was hast du?“ Erst jetzt merkte er, dass Devlin am glühen war. Er hatte Fieber, und zwar hohes. Derrick hob ihn hoch und brachte ihn sofort ins Bett, wo er Devlin gut zudeckte und dann in die Küche eilte. Er hätte wissen müssen, dass so was passiert. Er hätte was dagegen tun müssen. Warum hatte er nicht mehr darauf bestanden, dass Devlin sich ausruhte, dass er etwas zurück trat? Er seufzte schwer. Jetzt war es eh zu spät. Mit den Schuldgefühlen konnte er sich auch später noch rumplagen. Zuerst musste er Devlin irgendwie helfen. Leider hatten sie hier nicht sonderlich viel an Medikamenten und er kannte sich damit auch nicht gut aus. Deswegen rief er Devlins Mutter an, erklärte ihr in kurzen Worten was passiert war, und fragte, was er nun tun sollte. Nach einigen Minuten klingelte es an der Haustür. Derrick eilte aus dem Schlafzimmer und öffnete sie. Vor ihm stand Devlins Mutter. Sie hatte ihm angeboten, vorbei zu kommen, einmal um nach ihrem Sohn zu sehen, aber auch um Derrick ein wenig zu helfen. Denn sie hatte am Telefon gemerkt, wie panisch und hilflos er zu sein schien. Zusammen mit ihm ging sie ins Schlafzimmer, wo Devlin immer noch bewusstlos im Bett lag. Er hatte ihm einen kalten Lappen auf die Stirn gelegt, sowie es Devlins Mutter am Telefon gesagt hatte und das Fieber gemessen. „ Er hat 39, 8° …“ berichtete Derrick mit leiser Stimme und sah sie Hilfe suchend an. „Derrick, bleib ganz ruhig, das Fieber ist zwar hoch, aber wir kriegen das hin. Das wichtigste ist erstmal, das er sich gut ausruht und im Bett bleibt. Ich habe Tabletten gegen Fieber mitgebracht. Sie sind in meiner Tasche. Sei so gut und hol sie mir. Und ein Glas Wasser.“ Derrick nickte stumm und tat was sie verlangte. Auch wenn Devlins Mutter jetzt so ruhig tat, war sie dennoch sehr besorgt um ihren Sohn. Sie strich ihn etwas durchs Haar und versuchte ihn zu wecken, damit er die Tabletten nehmen konnte. „Devlin mein Lieber, mach die Augen auf.“ Zuerst regte er sich nicht, doch als sie ihm mit einem Tuch den Schweiß vom Gesicht tupfte, öffnete er langsam die Augen und sah sich etwas irritiert um. Derrick war natürlich total erleichtert, als er sah, das Devlin endlich wach war. „Devlin! Wie geht es dir?“ Er saß auf der anderen Seite des Bettes und ergriff nun seine Hand. Kurz sah Devlin zu Derrick, dann aber zu seiner Mutter. „Mama…?“ fragte er leise und antwortete so nicht auf Derricks Frage, was er ihm aber nicht übel nahm. „Ja mein Schatz, ich bin hier. Du musst jetzt diese Tabletten hier nehmen, damit du wieder gesund wirst.“ Mit Derricks Hilfe setzte sie Devlin leicht auf und reichte ihm dann eine Tablette und das Glas Wasser. Devlin sträubte sich nicht und nahm sie ohne Widerworte ein. Danach ließ er sich wieder müde ins Kissen sinken. Seine Mutter wandte sich an Derrick. „Ich muss gleich wieder gehen. Wenn das Fieber in einigen Stunden nicht runtergehen sollte, dann musst du einen Arzt rufen, hörst du? Du musst das Fieber immer schön im Auge behalten.“ Derrick nickte nur wieder. Wenn es sein musste, würde er auch die ganze Nacht wach bleiben. Sie blieb noch ungefähr eine Stunde und kümmerte sich um ihren Sohn, ehe sie wieder aufbrechen musste. Bevor sie ging, sagte sie ihm noch, dass er sich nicht zu viele Sorgen machen sollte und sie morgen noch mal vorbei kommen würde, um sich nach Devlins Zustand zu erkundigen. Sie gab ihm zur Verabschiedung einen Kuss auf die Wange und verließ dann die Wohnung. Etwas verlegen sah er ihr nach, so was hatte sie vorher noch nie getan, aber er war wirklich froh, dass sie hier gewesen war. Ohne sie hätte er nicht gewusst was zu tun gewesen wäre. Derrick ging zurück ins Schlafzimmer und kniete sich neben das Bett. Devlin schlief mittlerweile wieder. Sachte strich er ihm über den Oberarm. Devlin würde morgen definitiv nicht zur Schule können und auch nicht zur Arbeit. Jetzt überlegte er, was er tun sollte. Sollte er selber morgen zur Schule und Devlin krank hier alleine lassen? Das wollte er ungern. Aber so würden beide etwas vom Schulstoff verpassen und das wollte er wiederum auch nicht. Devlins Mutter konnte auch nicht vorbei kommen, sie musste arbeiten. Ein Seufzer glitt über seine Lippen. Was sollte er tun? Nachdem er einige Zeit überlegt hatte, hatte er beschlossen zu Hause bei Devlin zu bleiben. Schließlich war dieser wichtiger als die Schule. Und einen Tag würde er schon fehlen können. Glücklicherweise stieg das Fieber über die Nacht nicht mehr an, ganz im Gegenteil, es sank langsam, was Derrick erleichtert ausatmen ließ. Sein Blick fiel auf die Uhr, es war vier Uhr morgens. Müde gähnte er, jedoch wollte er noch etwas wach bleiben und sich weiter um Devlin kümmern. Dieser war die ganze Zeit über kein einziges Mal wach geworden, er hatte tief und fest geschlummert. Leicht lächelte Derrick, während er Devlin etwas über die Wange strich. Er hatte endlich wieder etwas mehr Farbe bekommen und sah nicht mehr ganz so schlimm aus. Derrick fragte sich, wie es jetzt weitergehen sollte. Devlin durfte definitiv nicht mehr so viel arbeiten. Da war er strikt gegen. Sie mussten halt mit etwas weniger Geld zu Recht kommen, aber das würden sie schon schaffen, da war er sich sicher. Zu gerne würde er seine eignen Eltern nach finanzieller Unterstützung fragen, doch er wusste, das dies umsonst wäre. Sie würden ihnen nie unter die Arme greifen. Wütend ballte er die eine Hand zur Faust. Warum musste er nur solche Eltern haben? Nur wegen ihnen musste Devlin so viel arbeiten, so viel leiden. Er atmete tief ein und aus, um sich zu beruhigen. Aufregen brachte ihn jetzt auch nicht weiter und Devlin würde das auch nicht gerne sehen. Er seufzte schwer und stand dann auf, um in die Küche zu gehen. Er brauchte unbedingt einen Kaffee. Am nächsten Morgen erwachte Devlin ziemlich spät. Er sah sich etwas um. Erst dann fiel ihm auf, dass Derrick nicht bei ihm im Bett lag, sondern daneben saß, Arme und Kopf auf die Matratze gelegt, und schlafend. Er musste wohl lange wach gewesen sein und auf ihn aufgepasst haben. Diesen Verdacht bestätigten auch die drei Kaffeetassen neben Derrick auf dem Boden. Alle leer. Devlin lächelte leicht. Das war so süß von ihm. Er setzte sich etwas auf und strich Derrick sanft durchs Haar. Seiner Pflege hatte er es wohl zu verdanken, dass er sich heute schon viel besser fühlte. Zwar immer noch nicht gut, aber besser. Er sah zur Uhr. Es war schon nach Eins. Leise seufzte Devlin. Wegen ihm war Derrick nicht zur Schule gegangen, und er selber hatte sie auch verpasst. Aber das ließ sich jetzt nicht mehr ändern. Devlin wollte gerade aufstehen, doch da rührte sich Derrick auch schon. Durch die Bewegungen der Matratze war er geweckt worden. Verschlafen hob er den Kopf und sah Devlin einen Moment einfach nur an, setzte sich dann aber urplötzlich gerade auf und schien wieder hellwach zu sein. „Du bist wach! Wie fühlst du dich?“ „Mir geht es besser, dank dir Derrick.“ Derrick lächelte leicht, er war froh, dass es Devlin besser zu gehen schien. Dennoch legte er eine Hand auf dessen Stirn. „Aber Fieber hast du immer noch leichtes. Ich habe…“ er sah kurz auf die Uhr. „..vor drei Stunden bei deinem Chef angerufen und ihm bescheid gegeben, dass du krank bist. Du kannst dich also ohne Probleme ausruhen!“ Zur seiner Verwunderung legten sich Sorgenfalten auf Devlins Gesicht. „Aber Derrick… mir geht es gut. Ich kann heute wieder arbeiten.“ Derrick wusste, dass Devlin es nur gut meinte, aber er würde es sicher nicht zulassen. „Nein Devlin, du brauchst mal wieder richtig Ruhe, und ich möchte generell das du etwas zurücktrittst. Du arbeitest definitiv zu viel! Das Geld wird auch reichen, wenn du einen Tag weniger arbeitest!“ Derrick sah ihn mit einem besorgten, aber auch strengen Blick an, der keine Widerworte duldete. Erst wollte Devlin widersprechen, aber er merkte, dass er heute hier nicht weiterkommen würde, also nickte er vorerst. Zufrieden stand Derrick auf. „Ich werde dir jetzt Frühstück machen und du bleibst schön im Bett, okay?“ Wieder nickte Devlin, ehe Derrick in die Küche verschwand. Er konnte es ihm nicht übel nehmen, schließlich machte sich Derrick nur Sorgen und vielleicht hatte er ja Recht und er sollte doch etwas zurücktreten. Denn er selber hatte natürlich gemerkt, dass sein Körper nach einer Weile da nicht mehr mitmachen wollte. Doch eingestehen hatte er es nicht wollen. So lange bis es zu spät war. Das er jetzt hier im Bett lag und krank war, war seine eigene Schuld. Derrick hatte ihn oft gebeten, eine Pause zu machen, sich nicht zuviel aufzuschultern, aber er hatte es immer abgelehnt. Das hatte er nun davon, dass er nicht auf ihn gehört hatte. Ein Seufzer glitt über seine Lippen als er Derrick mit einem Tablett zurück in das Schlafzimmer kam. Es war voll beladen mit allen möglichen Sachen. Warmer Tee, eine Schüssel Milchreis, ein geschälter Apfel, welcher in Stücke geschnitten worden war, ein Glas Orangensaft, sogar Gemüse ließ sich auf dem Tablett ausmachen. „Aber Derrick, das ist doch viel zu viel, wie soll ich das alles essen?“ meinte Devlin dann aber doch leicht amüsiert. Derrick machte sich solche Mühe, das fand er wirklich total süß von ihm. „Ach das schaffst du schon! Du hast in letzter Zeit so wenig gegessen, in deinem Magen müsste unendlich viel Platz sein!“ Derrick setzte sich auf die Bettkante und stellte das Tablett neben sich ab. Er griff nach der Schüssel Milchreis und pustete etwas hinein, damit dieser sich abkühlte. „Jetzt mach schön Ahhh.“ Derrick grinste etwas, als er Devlin den Löffel mit Milchreis hinhielt. Devlin lachte etwas, tat aber wie ihm geheißen und öffnete brav den Mund. Devlin ließ sich so lange füttern, bis die Schüssel leer war. Er griff nach dem Orangensaft und nahm einige Schlücke. „Derrick? Den Rest esse ich später, okay? Ich bin jetzt schon total satt.“ „Gut…ich stelle das Tablett neben das Bett.“ Dankbar nickte Devlin und ließ sich dann auch zurück ins Kissen fallen. Müde schloss er die Augen und versuchte wieder etwas zu schlafen. Derrick lächelte, als er Devlin schon wieder am schlafen sah. Er legte sich neben ihn und strich Devlin sachte durchs Haar. Jetzt wo er lag, überkam ihn erneut Müdigkeit. Derrick kuschelte sich ein wenig an ihn und schloss die Augen. Da Devlins Fieber runter gegangen war, konnte er nun selber ruhig etwas Schlaf finden. Kapitel 8: Das Ende eines Traumes --------------------------------- Nach zwei Tagen war Devlin wieder gesund und auf den Beinen. Wie Derrick es gewollt hatte, hatte er seinem Chef gesagt, das er jetzt etwas weniger arbeiten wollte, was auch ohne weitere Probleme akzeptiert wurde. Derrick war wirklich froh darüber, denn jetzt hatten sie auch mehr Zeit für sich. Auch die Klausurenphase näherte sich dem Ende. Sie mussten weniger lernen und schon bald standen auch wieder die Herbstferien an. Beide erwarteten diese schon sehnsüchtig. Denn jeder konnte eine kleine Auszeit gebrauchen. Am letzten Schultag verließen beide erleichtert und fröhlich das Schulgebäude und machten sich auf den Weg zu ihrer Wohnung. „Deeeeriiick? Kannst du heute nicht was Tolles kochen? Es schmeckt immer so lecker wenn du kochst!“ Bettelnd sah Devlin ihn an. „Ach, du bist doch nur zu faul, um heute zu kochen. Du drückst dich in letzter Zeit vor allem möglichen! Aber ich erbarme mich mal und werde heute für dich kochen. Zur Feier des Tages, schließlich fangen heute die Ferien an! Da will ich großzügig sein. Und wenn du noch schön lieb zu mir bist, bin ich heute Nacht genauso großzügig...“ Ein breites Grinsen huschte über Derricks Lippen. Dafür fing er sich einen Schlag in die Seite ein. Jedoch tat es nicht wirklich weh, Devlin war nicht sehr kräftig und er hätte auch nie mit voller Kraft zugeschlagen. Deswegen lachte Derrick darüber nur und wuschelte ihm durchs Haar. “Was denn? Du beschwerst dich doch sonst auch nicht! Ganz im Gegenteil..“ „Wenn du so weiter machst, dann schläfst du heute auf der Couch, also überleg dir gut was du sagst mein Liebling.“ Dieses Mal war es Devlin, der grinste. Derrick steckte die Hände tief in die Hosentaschen. „Das ist nicht fair Devlin!“ „Haha, ich weiß!“ Er lachte und rannte dann auch vor. „Wer zuerst zu Hause ist!“ Derrick starrte Devlin einen Moment etwas irritiert nach, rannte dann aber selber los. Zum Glück war Derrick sehr sportlich und hatte Devlin deswegen schnell eingeholt und auch bald überholt. Etwas keuchend kam er zuerst an dem mehrstöckigen Haus an und wartete dort auf Devlin. „Du wirst mich nie in einem Wettrennen schlagen Devlin.“ meinte er amüsiert und verschränkte die Arme vor der Brust, als Devlin, völlig aus der Puste, bei ihm ankam. „Ich habe ganz vergessen, wie schnell du sein kannst…“ er rang nach Atem und stützte sich auf den Knien ab. Derrick lachte leise. „Du vergisst doch sonst nichts so schnell, muss ich mir Sorgen machen?“ Er schloss die Tür des Hauses auf und ging mit Devlin hinein. An diesem ersten Ferientag hatten es sich die beiden bei sich zu Hause gemütlich gemacht und sich etwas Zeit füreinander genommen. Devlin musste nicht arbeiten und so hatten sie den ganzen Tag zusammen verbracht. Derrick hatte mal wieder kochen müssen, seitdem er für den Haushalt zuständig war, wurde er immer besser darin und Devlin bekam gar nicht mehr genug von seinen Gerichten. Am späten Nachmittag klingelte dann überrascht das Telefon. Keiner von ihnen erwartete einen Anruf, auch konnte es nicht Devlins Mutter sein, diese war noch zu dieser Zeit arbeiten, und sie rief nie von der Arbeit an. Derrick sah Devlin fragend an, dieser zuckte jedoch nur mit den Schultern und bedeutete ihm, endlich ran zu gehen. Derrick seufzte leise, ging dann aber ans Telefon. Eine bekannte Stimme meldete sich auf der anderen Seite. „Derrick? Hier ist dein Vater…“ Als er realisierte, mit wem er da überhaupt telefonierte, fiel ihm fast der Hörer aus der Hand. Er konnte es kaum glauben. Was wollte sein Vater denn von ihm? Und woher hatte er die Nummer? Schließlich war diese nicht im Telefonbuch zu finden. „Was..was willst du?“ fragte Derrick unsicher und starrte zu Boden. Ihm wurde sofort mulmig zumute, als er die Stimme seines Vaters hörte. „Ich will mich entschuldigen. Bei dir und bei Devlin. Ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe.“ Derrick klappte der Mund auf. Er musste sich einfach verhört haben. Das konnte einfach nicht wahr sein. Sein Vater hatte sich noch nie in seinem Leben bei ihm entschuldigt. Und ausgerechnet in dem Sinne hätte er es nie erwartet. „Hör auf mich zu verarschen! Das soll ich dir wirklich glauben?!“ Derrick war wütend. Das konnte doch nur ein schlechter Witz sein. Er konnte es einfach nicht glauben. „Derrick… ich meine es ernst! Ich will mich wirklich entschuldigen. Können wir uns nicht irgendwo treffen und über alles reden?“ Devlin, der sich dazu gesellt und auf den Lautsprecher gedrückt hatte, um alles mitzubekommen, nickte heftig. Anscheinend war er wohl dafür. Derrick seufzte, stimmte dann aber zu. „Okay, wenn du unbedingt willst. Aber nicht zu Hause.“ Diesem Frieden traute Derrick nicht. Wer wusste schon, was zu Hause auf sie warten würde? Nach den Angriffen seines Vaters traute er ihm alles zu. Doch dieser schien Verständnis zu haben. „Ist gut. Wie wäre es in der Stadt? Jetzt gleich. In diesem kleinen Café in der Kunimus Straße. So in einer Stunde?“ Wieder nickte Devlin eifrig. „Ja okay. In einer Stunde. Bis gleich.“ Derrick legte auf. „Das ist doch super Derrick! Er will sich mit uns vertragen! Das ist doch toll! Freust du dich denn gar nicht?“ Derrick setzte sich aufs Sofa und sah zu Boden. „Irgendwie habe ich ein schlechtes Gefühl dabei. Ich weiß auch nicht warum. Das passt einfach nicht zu meinem Vater.“ „Ach Derrick…“ Devlin setzte sich neben ihn und lächelte ihn an. „Aber wenn es nicht so wäre, dann hätte er doch nicht angerufen. Und in einem Café wird er schon nichts machen. Da sind doch sicher viele Menschen. Wir sollten wirklich hingehen! Es wird schon gut gehen.“ Etwas zögernd nickte Derrick. Er hatte zwar immer noch ein schlechtes Gefühl, aber Devlin hatte Recht. Ein Versuch war es wert und in einem Café würde sein Vater sicher nicht auf dumme Ideen kommen. Nach einer halben Stunde machten sich beide auf den Weg. Im Gegensatz zu Derrick war Devlin bei bester Laune und total zuversichtlich. Aber je näher sie dem Café kamen, desto schlechter wurde Derricks Gefühl. Er wollte schon des Öfteren umkehren, aber Devlin hatte ihn immer wieder davon überzeugt, weiterzugehen. Sie hatten das Café schon fast erreicht, als sich plötzlich eine kleine Gruppe von sieben Männern ihnen in den Weg stellte. Die Männer waren alle mindestens so groß wie Derrick und ziemlich kräftig gebaut. Zwei der Männer hatten einen Baseballschläger in der Hand. Erschrocken wich Derrick mit Devlin zurück. Doch es war schon zu spät, man hatte sie bereits eingekreist. Sie kamen hier nicht mehr weg. Einer der Männer trat vor und grinste die beiden hinterhältig an. „Ihr zwei lästigen Schwuchteln! Euch machen wir fertig!“ Derrick merkte, wie Devlin zu zittern begann, aber er war nicht der Einzige der Angst hatte. Gegen so viele konnte Derrick kaum was ausrichten, zumindest nicht genug um Devlin zu schützen. Sie waren zu viele, zu kräftig. „Lasst, lasst uns in Ruhe! Wir haben keinem was getan!“ versuchte Derrick mit noch einigermaßen gefasster Stimme zu sagen. „Tja, das geht leider nicht.“ Das Grinsen des Mannes verschwand nicht. Jetzt traten auch die anderen hervor. Einer versuchte nach Devlin zu greifen, was Derrick jedoch mit einem Tritt in den Magen verhinderte. Devlin wich an die Wand eines Hauses zurück. Sie waren in einer kleinen Straße, die kaum beleuchtet war, es war schon dunkel und die meisten Leute nicht mehr draußen. Und selbst wenn jemand hier vorbei kommen würde, bezweifelte Derrick, dass ihnen geholfen würde. Wer würde sich schließlich freiwillig mit diesen Kerlen anlegen? Es war ein kläglicher Versuch von Derrick, sie von Devlin fern zu halten. Ein kläglicher Versuch, der schnell scheiterte. Es hatte nicht lange gedauert, bis Derrick auf den Boden lag, aus der Nase blutend und sich den Bauch haltend. Jetzt hatten sie freie Bahn, um zu Devlin zu gelangen. Aber von ihm selber ließen sie auch nicht ab. Sie traten auf ihn ein, ein furchtbarer Schmerz durchströmte seinen ganzen Körper. Das einzige was Derrick neben dem Schmerz noch vernahm, waren Devlins Schreie. Sie waren noch tausendmal schlimmer als diese körperlichen Wunden. Derrick versuchte sich aufzurichten, konnte dadurch einen Blick auf Devlin erhaschen, welcher von einem der Männer festgehalten wurde. Ein anderer schlug mit dem Baseballschläger immer wieder auf ihn ein. Devlin regte sich schon nicht mehr. Sein Kopf hing schlaff herab, Blut lief aus Mund und Nase und tropfte zu Boden. „Nein…bitte, bitte hört auf!“ flehte Derrick, Tränen stiegen in seine Augen. „Ihr bringt ihn um! Hört auf! Bitte!“ Aber sie hörten nicht auf. Sein Flehen wurde gekonnt überhört. Sie schlugen weiter zu, auch ihn schlugen sie noch einige Male, und irgendwann, Derrick wusste nicht wann es war, ließen sie von ihnen ab. Derrick, der noch ein wenig Kraft hatte und bei Bewusstsein war, kroch auf den Boden zu Devlin rüber, der nicht weit von ihm entfernt lag, überall mit Blut beschmiert. „Devlin…Devlin…“ Derrick schluchzte, als er die Hand des anderen nahm. „Hilfe…ich brauche Hilfe...“ Er versuchte zu schreien, doch er war zu schwach dafür. Schmerzen und Tränen erstickten seine Stimme. Langsam verblasste das Bild von Devlin vor seinen Augen und Schwärze nahm dafür den Platz ein. Derricks Vater sah auf die Uhr, während er sich in seinen Sessel zurücklehnte. Der Teufel musste mittlerweile ausgemerzt worden sein. Ein zufriedenes und kaltes Lächeln trat auf seine Lippen. Endlich hatte er den Teufel besiegt. So wie Gott es gewollt hatte. Piep. Piep. Piep. Ein regelmäßiges Piepen war zu hören. Er konnte nicht zu ordnen woher es kam. Aber es schien auch nicht aufzuhören. Wie lange lauschte er schon diesem Geräusch? Er wusste es nicht. Er hatte schon öfter versucht, seine Augen zu öffnen, aber seine Lider waren so schwer. Plötzlich trat ein anderes Geräusch neben das Piepen. Es war eine Stimme. Nur sehr leise verstand er, was gesagt wurde. „Er hatte wirklich Glück. Sie haben ihn ganz schön zugerichtet. Genauso wie den anderen. Aber den hat es noch schlimmer getroffen. Einfach schrecklich oder?“ Eine zweite Stimme kam hinzu. „Es ist echt ein Wunder, dass er noch lebt. Schade, dass dieses Wunder nicht zweimal passiert ist heute Nacht. Der arme Junge…“ Er versuchte erneut die Augen zu öffnen und dieses Mal gelang es ihm, auch wenn nur einen kleinen Spalt. Er sah zwei verschwommene Gestalten vor sich, mehr konnte er jedoch nicht erkennen. Das Piepen schien lauter zu werden. „Oh, er scheint aufzuwachen. Wie fühlst du dich Junge?“ Langsam konnte er die Stimme zu ordnen. Eine Frauenstimme. Er strengte sich an und öffnete die Augen etwas mehr. Die Gestalten vor ihm wurden deutlicher. Neben seinem Bett standen zwei Ärzte, leicht zu erkennen an ihren weißen Kitteln, eine Frau und ein Mann. Die Frau hatte sich leicht zu ihm runter gebeugt und sah ihn besorgt an. Er war also im Krankenhaus. Das Piepen kam von einem der Monitore, an denen er angeschlossen war. Er öffnete den Mund, versuchte was zu sagen, doch seine Stimme wehrte sich dagegen, das Wort auszusprechen, was ihm als einziges durch den Kopf schwirrte. Erst nach erneuten Anläufen brachte er es als ein kaum hörbares Flüstern heraus. „…Dev…lin…..?“ Nicht wahr. Es war nicht wahr. Das konnte nicht sein. Lüge. Sie logen ihn an. Er konnte und wollte es nicht glauben. „Seien Sie still!“ schrie er und riss sich die Infusionsnadel aus dem Arm heraus, um aufzustehen. „Lassen Sie mich zu ihm! Sie wollen ihn doch nur vor mir verstecken, ihn von mir fern halten! Ich will ihn sehen!“ Es eilten zwei Krankenschwestern herbei, um ihn festzuhalten. Aber er wehrte sich weiter. Keiner würde ihn aufhalten können jetzt zu Devlin zu gehen. Die Ärztin seufzte traurig. „Okay, ich werde dich zu ihm bringen.“ Anders schien Derrick es auch nicht zu glauben. Sie hatte Mitleid mit ihm. Er musste wohl sehr wichtig für ihn gewesen sein. Es wurde ein Rollstuhl gebracht, indem sich Derrick setzen musste. Langsam wurde er aus dem Zimmer geschoben, den langen, weißen Gang entlang. Er merkte, wie er am ganzen Körper zitterte. Nachdem er das erste Mal wach gewesen war, was nur um die fünf Minuten war, hatte er einen ganzen weiteren Tag durchgeschlafen. Erst dann war er wieder einigermaßen in der Lage gewesen, irgendwas aufzunehmen, wieder normal zu sprechen. Er hatte sich auch sofort nach Devlin erkundigt, aber die Ärzte wollten ihn anscheinend von ihm fernhalten, und das mit einer schrecklichen Lüge. Devlin sei Tod, hatten sie gesagt, sie hätten alles versucht um ihn zu retten. Aber das konnte nur eine Lüge sein. Denn Devlin hatte nämlich versprochen, für immer bei ihm zu sein. Er wäre nicht gegangen. Nicht ohne ihn. Er würde ihnen schon zeigen, dass ihn so eine Lüge nicht abhalten konnte. Deswegen hatte er so lange geschrieen, bis sich die Ärztin erbarmt hatte, ihn doch zu ihm zu bringen. Gleich würde er Devlin wieder sehen. In sein schönes Gesicht blicken können. Aber seltsamer Weise fühlte er eine Leere in seinem Innern, die er nicht zu ordnen konnte. So eine Leere hatte er noch nie gespürt und sie machte ihm Angst. Vor einer großen Metalltür blieben sie stehen. Es war definitiv keine Tür, die zu einem Patientenzimmer führte. Derrick zitterte stärker. Langsam wurde die Tür geöffnet. Ein seltsamer Geruch stieg ihm direkt in die Nase, als er rein geschoben wurde. Zuerst konnte er diesen Geruch nirgendwo zu ordnen, doch als er sich genauer umsah, erkannte er wo er war. Leichen. Überall Leichen. Die Ärztin steuerte einen Tisch an, wo jemand mit einem weißen Tuch bedeckt lag. Derricks Mund wurde trocken, Tränen stiegen in seine Augen. Er wusste wer darunter lag. Das konnte einfach nicht sein. Das Leichentuch wurde vorsichtig herunter gezogen. Am liebsten hätte er die Augen zugekniffen, er wollte nicht hinsehen, wollte diese Bestätigung nicht haben, aber er konnte den Blick nicht abwenden. Sein Gesicht war blau und geschwollen, an der Brust war er aufgeschnitten worden, aber auch diese Operation hatte ihm nicht geholfen. Devlin war tot, er war wirklich tot. Nie wieder würde er ihn anlächeln, nie wieder würde er seine Stimme hören können. Er war weg, einfach weggegangen. Zu einem Ort, den Derrick nicht erreichen konnte, zu einem Ort, an dem er ihn nicht zurückholen konnte. Der Schmerz traf ihn wie einen Schlag. Er hatte es endlich verstanden. „NEIN!“ Ein Schrei voller Trauer und Schmerz erhallte durch den Raum. Derrick war aus dem Rollstuhl aufgestanden, zu dem Tisch gewankt und umklammerte nun Devlins Leichnam. Er schüttelte ihn, flehte ihn an, dass er seine Augen wieder aufmachen solle, doch wusste er tief in seinem Innern, dass dies nicht passieren würde. Die Leere, die er schon die ganze Zeit in sich fühlte, jetzt war sie leicht zu verstehen. Es fehlte einfach ein Teil in seiner Seele. Eiskalt wurde es aus ihm heraus gerissen. Wieso hatte es ihn nicht treffen können? Wieso Devlin? Wieso er? Das war nicht gerecht. Warum tat man ihm das nur an? Der Schmerz war einfach unbeschreiblich. „Lügner! Du hast gesagt du gehst nicht weg! Du hast es versprochen! Komm zurück! Komm zurück!“ Minutenlang klammerte er sich an Devlins toten Körper, er wollte ihn nicht mehr loslassen. Es brauchte ganze drei Sanitäter, um ihn von Devlin wegzukriegen, doch selbst als er wieder in seinem Zimmer war, schrie und weinte er unaufhörlich. Sie mussten ihm ein starkes Beruhigungsmittel geben, um ihn überhaupt einigermaßen ruhig zu bekommen. Sieben Tage. Sieben Tage war es nun her. Der Wind blies ihm ins Gesicht. Sein Blick war leer. Sechs Tage lang hatten sie ihn zwangsernähren müssen. Mit Devlin war sein Hunger und sein Durst vergangen, aber nicht nur das war verschwunden. Auch jegliche Freude und Lebenslust. In ihm war nur noch Leere, endlose Leere. Der Psychiater verzweifelte an ihm. Egal was er tat, oder sagte, Derrick blieb stumm, beachtete ihn gar nicht. Es war so, als wäre Derrick gar nicht mehr hier, nur sein Körper würde hier liegen. Seine Seele jedoch war weg, auf der Suche nach Devlin. Jede Faser in seinem Körper wehrte sich dagegen weiterzuleben. Er wollte nur noch weg, er wollte sterben, um zu dem Ort zu gelangen, wo Devlin jetzt war. Wieso ließen sie ihn nicht einfach sterben? Natürlich war auch Devlins Mutter hier gewesen. Man hatte sie über den Tod ihres Sohnes informiert und sie war ins Krankenhaus gefahren, um Devlin ein letztes Mal zu sehen. Sie hatte Derrick besucht, versucht mit ihm zu reden. Aber auch bei ihr hatte er nicht reagiert. Selbst nicht als sie ihn angeschrieen hatte, sie weinend und flehend vor seinem Bett stand und ihn schüttelte. Für sie war es ebenfalls nicht leicht, sie hatte jetzt nicht nur ihren Mann sondern auch ihren einzigen Sohn verloren. Vielleicht würde die Zeit ihre Wunden heilen, aber bei Derrick würde es nicht so sein. Das was ihn immer am Leben gehalten hatte war nun weg. Und je mehr Tage vergingen, desto schlimmer wurde der Schmerz nur. In der Nacht auf den siebten Tag hatte Derrick geträumt. Einen wunderschönen Traum. Devlin hatte ihn in diesem Traum besucht, ihn angelächelt, mit ihm geredet. Er wünschte, er wäre nie wieder aufgewacht. Aber der Morgen war gekommen und Derrick erwachte aus diesem Traum. Aber nun hatte er verstanden. Er hatte gewusst was er tun musste. Es war in den frühen Morgenstunden gewesen als Derrick langsam aus seinem Bett aufgestanden war und auf wackeligen Beinen das Zimmer verlassen hatte, sein Ziel klar vor Augen. Er hatte Glück das im Moment keiner der Krankenschwestern auf dem Flur gewesen war und er deswegen so ohne weitere Probleme den Fahrstuhl erreicht hatte. Er war nach oben gefahren, so hoch wie es nur ging. Das letzte Stück hatte er nur durch eine Treppe erreicht. Als er die Tür geöffnet hatte, war ihm eine kühle Brise entgegen gekommen. Auf dem Dach war es kalt, aber das interessierte ihn nicht. Derrick ging weiter bis zum Rand. Die Sonne ging gerade auf. „Derrick! Weißt du was ich heute geträumt habe? Ich stand auf einem Dach, die Sonne ging gerade auf! Es war wunderschön! Und dann bin ich gesprungen, aber ich konnte fliegen! Ich bin geflogen, hoch zu den Wolken! Es war ein wunderbares Gefühl! Ich habe mich so frei wie ein Vogel gefühlt!“ In seiner Stimme hatte man die Begeisterung hören können. Er hatte gelächelt, und seine Augen vor Glück und Freude gestrahlt. Die letzte Erinnerung an die sich Derrick klammerte. Es war der letzte Traum gewesen, von dem Devlin ihm erzählt hatte. Der Sonnenaufgang vor ihm verschwamm, denn seine Augen füllten sich mit Tränen. Noch einige Minuten starrte er den Sonnenaufgang an, dachte dabei an Devlin. „Ich komme jetzt zu dir Devlin, nicht mehr lange, dann sind wir wieder vereint. Ich werde zu dir fliegen, so wie in deinem Traum. Kommst du mich abholen...?“ Er schloss die Augen, breitete langsam die Arme aus. „Ich liebe dich Devlin…für immer…“ Das waren seine letzten Worte, ehe er sich nach vorne fallen ließ. Er fiel schnell. Der Wind peitschte ihm ins Gesicht. Er bekam weniger Luft. Soviel Druck. Immer mehr Schwärze breitete sich vor seinen Augen aus. Doch bevor er das Bewusstsein ganz verlor, sah er noch einmal Devlin. Er lächelte und streckte ihm die Hand entgegen. Er holte ihn also wirklich ab. Ein letztes glückliches Lächeln, dann war alles Schwarz. Kapitel 9: Lebewohl ------------------- „Nach dem schrecklichen Angriff auf zwei Jugendliche vor sieben Tagen, wo einer der beiden Jungen verstarb, ist nun auch der andere Tod. Er war vom Dach des Krankenhauses gesprungen, wo er stationiert war. Jedoch ist ein Mord auszuschließen. Die Polizei, die gegen die Straftäter ermittelt, hat den Vater des heute Verstorbenen festgenommen. Er soll einige Schläger auf die beiden Jungen gehetzt haben, weil sein Sohn homosexuell gewesen sein soll. Der Polizeichef äußerste sein tiefstes Bedauern darüber aus, dass so etwas in unserer heutigen Gesellschaft noch passiert. So wenig Verständnis und Toleranz habe er schon lange nicht mehr gesehen. Es ist fast wie eine tragische Geschichte aus einem Film, die sich hier abgespielt hat. Die beiden Jungen werden nächste Woche bestattet. Und nun zum Wetter…“ Es waren nicht viele Leute auf der Beerdigung. Einige Mitschüler waren gekommen, aber auch nicht viele. Devlins Mutter stand vor dem Grab der beiden. Sie hatte arrangiert, dass sie nebeneinander beerdigt wurden, sie war sich sicher, dass es ihnen gefallen hätte. Sie wischte sich mit einem Taschentuch die Tränen weg. Auf eine Rede von einem Pfarrer hatte sie verzichtet. Denn es war ein Pfarrer gewesen, der diesen beiden Jungen das Leben genommen hatte. Das ihr Sohn jetzt endlich glücklich sein konnte, war das Einzige, was sie im Moment noch aufrecht erhielt. Schweren Herzens wandte sie den Blick von den beiden Gräbern ab und ließ ihn durch die Menge schweifen. Noch nicht mal Derricks Mutter war zu der Beerdigung ihres eigenen Sohnes gekommen. Sie konnte es einfach nicht verstehen. Als die beiden Särge unter der Erde waren, legte sie auf beide Gräber eine Rose. Die Tränen konnte sie nicht unterdrücken. In Momenten der tiefsten Trauer hatte sie Derrick dafür gehasst, dass er in Devlins Leben getreten war, aber eigentlich hatte sie die ganze Zeit gewusst, das Derrick nichts dafür konnte. Dennoch war es schwer zu akzeptieren, dass sie ihren Sohn verloren hatte, weil die beiden sich geliebt hatten. Das Derricks Vater lebenslänglich dafür bekommen hatte, spendete auch nicht viel Trost, das brachte die beiden auch nicht zurück. Sie blieb noch lange bei den Gräbern stehen, auch als die Beerdigung schon zu Ende war und alle gegangen waren. Das hier war der letzte und endgültige Abschied. Sie schaute noch lange hoch in den blauen und fast wolkenlosen Himmel. Die Sonne hatte heute den ganzen Tag geschienen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)