Zwischen Liebe und Tod von Jack-11 (Ich du und alle Anderen) ================================================================================ Kapitel 2: Der Anfang vom Ende ------------------------------ Juli 2007 Es war schon recht spät, als Mako endlich in seinem neuen Zimmer war. Nach seiner Ankunft auf St. Flow musste er sich erst einmal einer eingehenden Untersuchung des Chefbutlers unterziehen. Olivier Scherak war sein Name. Ein Butler durch und durch, wie Mako feststellen musste. Im ersten Moment hatte Mako ihn für einen überdimensionalen Pinguin gehalten. Wie aus dem Ei gepellt. Keine einzige Falte, kein einziges abstehendes Haar, der Typ hat ja noch nicht einmal gelächelt. Olivier, oder Mister Scherak, wie er angesprochen werden wollte, war ein Mann vor dem man wirklich angst haben konnte. Er war hier für alles verantwortlich und schon seit Jahren im dienste der Familie DeFlow. Seine schon leicht grauen Haare waren streng nach hinten gekämmt und der stechende Blick aus seinen kalten Augen ließ Mako einen Schauer über den Rücken laufen. Aber gut, so unsympathisch dieser Mann auch war, Mako hatte ihm seine Anstellung zu verdanken und ließ somit alle Fragen und Untersuchungen brav über sich ergehen. Danach wurde Mako neu eingekleidet. Ab jetzt hieß es Frack und Krawatte tragen, eben das alt beliebte Kammerdieneroutfit. Doch das störte Mako wenig, ihm gefielen die Sachen sogar. Anscheinend hatte er ein Faible für Kostüme und wusste davon noch nicht einmal etwas. Anschließend wurde Mako von Mr. Scherak über das ganze Anwesen geschleift. Das nahm mehr als drei Stunden in Anspruch und letzten Endes hatten sie es doch nicht geschafft alles ab zu gehen. Das Anwesen war wirklich größer und verwinkelter als Mako es sich vorgestellt hatte. Und obwohl ihm bereits die Füße schrecklich schmerzten hielt er durch und beschwerte sich nicht ein einziges mal. In der Küche lernte Mako den Koch Bernard Browns kennen. Im Gegensatz zu Mr. Scherak war Bernard ein recht offener Mensch und legte nicht viel wert auf Umgangsformen. Bernard war ein etwas korpulenter Mann, um die 40. Man merkte sofort dass er kein Kind von Traurigkeit war. Er hat sogar Olivier in Makos Gegenwart einen verstockten alten Wackeldackel genannt. Mako hatte alles mühe gehabt nicht laut los zu lachen. Nach diesem kleinen Zwischenfall wie Mr. Scherak es nannte ging die Einweisung rasch weiter. Mako erfuhr dass die Familie noch wesentlich mehr Angestellt hatte. Einen Chauffeur, einen hauseigenen Bäcker, zwei Wachmänner, zwei Wildhüter, drei Stallarbeiter, fünf Gärtner und noch drei weitere Diener, also alles in allem waren hier auf dem Anwesen 19 Leute beschäftigt, alle ausschließlich Männer. Doch Mako bekam nicht alle zu Gesicht und lernte nur ein paar der Leute persönlich kennen. Als es dann dunkel wurde beendete Olivier fürs erste die Einweisung. Er gab Mako noch einmal deutlich zu verstehen dass die Räume von Mr. DeFlow Senior, sowie der Weinkeller absolut tabu für ihn waren. Innerlich fragte sich Mako wie Olivier das alles schaffte. Mako war wirklich am Ende seiner Kräfte und er war sich ziemlich sicher das er morgen bereits Muskelkater hatte, doch der Chefbutler schien das alles gar nichts aus zu machen, er wirkte weder müde noch in sonst einer Form abgespannt oder erledigt. Naja dafür war es Mako umso mehr. Seufzend schmiss sich der 17 jährige der Länge nach aufs Bett und vergrub sein Gesicht in den Kissen. Und obwohl er so kaputt war hatte Mako das Gefühl vor Freude schreien zu können. Es war wie ein Märchen das wahr wurde. Die ganze Villa vermittelte den Eindruck im 17then Jahrhundert zu sein. Die Villa war eher eine Art Schloss, wenn auch ohne Burggraben und Zugbrücke. Dafür gab es am nördlichen Ende des Hauses einen kleinen Turm von dem aus man die Wälder und Ländereien überblicken konnte da er knapp bis über die Baumgrenze ragte. Das Haus war zweigeteilt, in der einen kleineren Hälfte war der größte Teil des Personals untergebracht, sowie die Küche, Waschraum, Speisekammer und solche Sachen. Der Rest nutze die Familie der DeFlows. Von der Familie hatte Mako noch nichts zu Gesicht bekommen und das würde er wohl auch nicht so schnell. Mr. DeFlow Senior war immer unterwegs und nur sehr, sehr selten zu Hause. Der älteste Sohn der Familie war schon vor einigen Jahren gegangen um im Ausland zu studieren, auch er kam nur selten hier her zurück. Der jüngste Sohn der Familie war angeblich sehr zurückhaltend und zeigte sich nur selten dem Personal gegenüber. Und was die Zwillinge anging konnte ihm auch Olivier nichts Genaues sagen. Die beiden kamen und gingen wie es ihnen beliebte und taten was ihnen gerade gefiel. Erst einige Zeit später weckte Mako sein eigenes Magengrummeln auf. Kein Wunder er hatte ja auch seit fast einem Tag nichts mehr gegessen. Seine letzte Mahlzeit war gestern das Frühstück im Waisenhaus gewesen, danach war er nur noch unterwegs und hier hatte er auch noch keine Gelegenheit gehabt eine Pause zu machen. Langsam begriff Mako auch warum sie hier anscheinend sonst keiner beworben hatte. Aber nun gut. Er würde jetzt sicher nicht wegen so was das Handtuch werfen. Es war zwar schon verdammt spät aber Bernard hatte ihm gesagt dass er jeder Zeit zu ihm kommen und sich was zu Essen abholen konnte. So war Mako rasch wieder auf den Beinen und schlenderte Richtung Küche. „Meinst du das ist eine gute Idee? Denk was bei den Anderen passiert ist!“ „Ich weiß, ich weiß...aber sie haben nun mal die Regel verletzt.“ Mako war gerade vor der Küchentür angekommen als er Bernard und Olivier mit einander reden hörte. Anscheinend war Bernard über irgendwas besorgt. Doch Mako konnte nichts Genaues hören und die Fetzen die er vom Gespräch mit bekam waren auch nicht sehr aufschlussreich. Die massive Eichentür trug auch nicht gerade dazu bei das Mako dem Gespräch besser folgen konnte. Zudem gehörte sich lauschen nicht. So klopfte er nach einem kurzen Zögern an und trat in die alte steinerne Küche. Sofort verstummten die beiden. „Entschuldigt die späte Störung“ entschuldigte sich Mako leise. „Redet ruhig weiter, ich wollte euch nicht unterbrechen“ meinte Mako mit einem verschwitzten Lächeln. Doch Olivier erhob sich nur und strich sich die Kleidung glatt. „Schon gut! Wir waren eh gerade fertig“ sprach er steif und verließ augenblicklich den Raum. Etwas verwundert und leicht irritiert blickte Mako dem Butler hinterher. „Hab ich was falsches gesagt?“ fragend wand er sich an Bernard, der ihn aber nur lachend ansah. „Nein, nein...Olivier hat nur mal wieder ein Furz quer gesessen“ winkte er grinsend ab. „Also...was möchtest du? Ah lass mich raten du hast sicher Hunger...kein Wunder nach so einer Tour mit dem alten Wackeldackel...komm setzt dich und iss erst einmal was“ bat er Mako an. Und natürlich kam Mako dieser Einladung nur zu gerne nach. In Windeseile war der massive Holztisch mit allen möglichen Köstlichkeiten gedeckt die nur so darauf warteten verzerrt zu werden. Mako konnte sich gar nicht entscheiden was er zu erst nehmen sollte. Doch schließlich futterte er einfach drauf los. Hier in der Gegenwart des Koches musste er sich nicht so versteifen und auf jeden Schritt achten den er tat, so wie bei Olivier. Hier in der Küche war alles wirklich viel entspannter und freundlicher. Makos haselnussbraunen Augen huschten über jeden noch so kleinen Winkel der Küche und prägten sie alles ein. Schließlich aber blieben sie auf dem Koch hängen der sich ihm gegenüber gesetzt hatte. Es verging eine ganze weile in der kein Wort gesprochen wurden. Doch Worte waren im Moment auch überflüssig. Sie verstanden sich auch so, ganz ohne zu sprechen. Als Mako satt war erhob er sich auch und wollte das benutzte Geschirr weg räumen, doch Bernard hielt ihn davon ab indem er Makos Hände leicht fest hielt. Mako war überrascht wie groß diese Hände waren, oder waren seine einfach nur zu klein?! Fragend blickte er zu dem wesentlich größeren Mann auf, der so dicht bei ihm stand der er sogar den Geruch vom Kochen wahrnehmen konnte. Noch nie war ihm ein Mann so nahe gekommen und Mako wusste gerade nicht wie er reagieren sollte. Sein Herzschlag beschleunigte sich und ein kalter Schauer jagte sein Rückrad hinunter. Was war gerade los? Warum sah Bernard ihn mit so einem eigenartigem Blick an? Doch noch bevor Mako eine Antwort auf seine Fragen bekam, hatte Bernard ihn einfach umgedreht und drängte ihn nun von der Küchenmitte Richtung Wand. Mako stockte der Atem und all seine Muskeln verspannten sich mit einem mal. Er kniff die Augen ganz fest zusammen und dann spürte er es. Er spürte einen kräftigen Stoß der ihn nach vorne stolpern und beinah das Gleichgewicht verlieren ließ. Ein leiser erschrockener Schrei verließ seine Kehle als Mako mit dem Armen ruderte um nicht auf die Nase zu fallen. Als die ersten Schrecksekunden vorbei waren bemerkte Mako dass er auf dem Flur vor der Küche stand. Immer noch leicht irritiert drehte er sich um und sah in das lächelnde Gesicht des Koches. „Geh schlafen!...Morgen hast du noch einen anstrengenden Tag vor dir.“ Sprach er mit einem ruhigen und sanften Tonfall zu Mako. Dieser Nickte nur wie in Trance und machte dann dass er rasch in sein Zimmer kam. Irgendwie hatte er eben so was wie ein Blackout gehabt. Doch er sah nicht noch einmal zurück, obwohl ihm eine innere Stimme sagte dass er es tun sollte. Doch er tat es nicht und konnte somit auch nicht sehen wie sich Bernard mit einem gierigen Blick über die Lippen leckte und wieder in der Küche verschwand. Hastig verschwand auch Mako in seinem Zimmer, sich nicht der vielen Augen bewusst die gerade auf ihm ruhten. So kuschelte er sich tief in die weiche Decke und schloss die Augen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)