Nachtschatten - Mayas größter Coup von fiZi (Die größte Herausforderung einer Meisterdiebin - Teil zwei des Nachtschattenzyklus) ================================================================================ Kapitel 18: * Schock * ---------------------- Little Christmas Sequel gehört zwischen 17 und 18, dieses Kapitel spielt also *nach* LCS! -*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-* Kräftige Hände, die aufreizend langsam über ihren Körper strichen und dabei eine heiße Feuerspur zu hinterlassen schienen. Lippen, die sich fordernd auf ihren Mund pressten und ihr den Atem nahmen. Ein warmer durchtrainierter Körper, der ihren Rücken gegen kühles Holz drückte, was dazu führte, dass sich ihr ohnehin schon rasendes Herz beinahe überschlug. Funkelnde bernsteinfarbene Augen, die ihren Blick gefangen hielten und ein aufgeregtes Kribbeln durch ihren Bauch jagten … Maya erwachte keuchend und setzte sich abrupt auf. Es dauerte einen Moment, ehe sie sich vollständig aus den Fängen des Traumes gelöst hatte und ihre Umgebung wahrnehmen konnte. Noch immer klopfte ihr Herz wie wild und sie fühlte sich zittrig und schwach. Es war nicht das erste Mal, dass sie so aufwachte, und jedes Mal konnte sie sich danach an mehr Details erinnern. Bernstein … wieso kam sie ausgerechnet auf Bernstein? Die Träume verwirrten sie und machten sie nervös. Die Schwarzhaarige wischte sich mit einer fahrigen Hand unwirsch eine Strähne aus dem Gesicht und starrte dann blicklos aus ihrem Schlafzimmerfenster, durch das sie eine wunderbare Aussicht über Teile der mondbeschienenen Stadt hatte. Die Schneewolken des gestrigen Tages hatten sich verzogen und die Nacht war sternenklar. Langsam schälte sich die junge Frau aus den Laken, in denen sie sich vollkommen verheddert hatte. Sie warf sich einen weißen flauschigen Bademantel über ihren Frotteepyjama und tapste dann barfuss hinüber ins Wohnzimmer. Sie wusste, dass sie jetzt nicht mehr einschlafen konnte. So war es die letzten beiden Male auch gewesen. Dies war nun schon die dritte Nacht, die so verlief. Seitdem sie von der Capsule Corp. wieder daheim war, wurde sie von diesen Fantasien gequält. Und sie hatte keine Ahnung, was sie davon halten sollte. Maya kaute an ihrer Unterlippe, und wartete darauf, dass sich ihr Computer hochfuhr. Nachdem ihre Eltern am Donnerstagabend wieder abgereist waren, hatte sie endlich ihre Mails gecheckt, und die neue Nachricht bemerkt, mit der ihr ihr Kontaktmann bereits am gleichen Tag ihrer Nachricht geantwortet hatte. Seitdem war nichts mehr so wie davor. Die Schwarzhaarige verfluchte sich dafür, dass sie die erste Botschaft gelöscht hatte, und bei der zweiten so spät dazu gekommen war, sie zu lesen. Nur deswegen war der ganze Freitag mit hektischen Vorbereitungen ausgefüllt gewesen. Trunks hatte die junge Frau an diesem Vormittag kurz angerufen und ihr verkündet, dass sie sich eine Trainingspause bis nach Sylvester verdient hatte. Für den letzten Tag des Jahres hatte er ihr das Versprechen abgenommen, den Abend zusammen mit Amy, Goten und ihm zu verbringen. Das war beinahe zu schön gewesen, um wahr zu sein, denn so war es Maya möglich, die ganze ihr verbleibende Zeit zu nutzen, um sich auf den Einbruch vorzubereiten. Beinahe schon automatisch öffnete sie die Mail ein weiteres Mal, als ob sie nicht schon alle Worte, die darin standen, auswendig konnte, so oft hatte sie den Text gelesen. »Absender: unbekannt » Datum: 23.12.2007 » An: Shadow@Nachtschatten.net »Betreff: Infos Hier also das Ganze noch mal, ich hoffe, du erwischt jetzt einen günstigeren Augeblick zum lesen, und zwar so bald wie möglich. Es hat sich nämlich überraschend eine kleine Planänderung ergeben, Cat, und es ist wirklich ärgerlich, dass du das nicht früher erfahren konntest. Wir stehen enorm unter Zeitdruck. Laut unseren neuesten Informationen brauchen wir nicht das Gerät selber, sondern nur einen kleinen, aber entscheidende Teil, den so genannten RII. Und der befindet sich nicht, wie zuerst angenommen, bei den Briefs. Er wird in dem gut gesicherten Testgebäude der Firma Silvercrom zwischengelagert, die offensichtlich ebenfalls an der Entwicklung des Racers beteiligt ist. Dort bleibt RII aber nur noch bis zum 29. Dezember - an diesem Stichtag wird er an einen angeblich absolut einbruchssicheren Platz gebracht werden, der anscheinend strengster Geheimhaltung unterliegt. Wir konnten trotz aller Bemühungen nicht erfahren, wann genau an diesem Sonntag der Transport stattfinden wird, und wir wissen absolut nicht, wohin er gebracht werden soll. Da es sich bei dem strittigen Teil um einen Mikrochip handelt, wäre er auch sehr leicht und unauffällig zu befördern. Deswegen müssen wir vorher zuschlagen. Ich sehe momentan keine Möglichkeit, an weitere Informationen zu kommen, das heißt, du hast nur bis zum Samstag Zeit, um den Einbruch über die Bühne zu bringen. Ich nehme mal an, du wirst dir die letzte Nacht aussuchen? Auf jeden Fall findest du wie immer im Anhang verschlüsselt eine genauere Beschreibung zu dem Gegenstand, damit du ihn auch auf jeden Fall erkennst, und einige Angaben zu der Firma und ihrem Testgelände. Informier mich bitte sofort, wenn du das Teil hast. Ich verlasse mich auf dich, Kätzchen. Rob.« Die anfängliche Erleichterung und Freude über den Inhalt der Mail war schnell in Stress umgeschlagen. Obwohl sie bei der Tatsache, dass sie nun nicht mehr gezwungen war, Trunks oder seine Familie zu bestehlen, von einem alles durchdringenden Glücksgefühl durchströmt worden war, hatte sich bald darauf Panik in ihr breit gemacht, als Maya das ganze Ausmaß dieser Auftragsänderung klar wurde. Ihr blieben lediglich zwei Tage, um einen Einbruch in ein sehr gut gesichertes Gebäude vorzubereiten, etwas über den Aufbewahrungsort des Chips und das verwendete Sicherheitssystem herauszubekommen und sich den Bauplan der Firma zu besorgen. Ihr blieb gar keine andere Wahl, als den Coup erst bei der letzten Möglichkeit die ihr blieb durchzuführen. Natürlich hatte sich Maya noch am Donnerstag daran gemacht und einen Spyrob losgeschickt, der das Gelände auskundschaften sollte. Das Material hatte sie bereits am Freitagmorgen ausgewertet, und an diesem Tag war es ihr gelungen, die Datenbank von Silvercrom zu hacken und sich sowohl sämtliche Baupläne zu holen, als auch den Aufbewahrungsort des Zielobjekts herauszufinden. Außerdem wusste sie nun genau, wo sich Überwachungskameras befanden. Dank dieser Informationen hatte sie wenigstens schon einmal einen Plan, wie sie ungesehen in die Firma eindringen und wieder hinausgelangen konnte. Was der jungen Frau allerdings große Sorgen bereitete, war eine Tatsache, die sie bereits am Anfang ihrer Recherchen am Donnerstag erfahren musste – nämlich, dass Silvercrom zwei Sicherheitssysteme in dem Gebäude verwendete. Mit dem einen hatte sie schon zu tun gehabt. Es war damals zwar schwierig gewesen, sich in die Materie einzuarbeiten und sämtliche Funktionen, auf die „Wall“ zurückgriff, zu erfassen aber letztendlich war es ihr schließlich Dank guter Vorbereitung problemlos gelungen, sämtliche installierten Alarmsysteme zu umgehen und den Computer lahm zu legen, auf dem das Programm lief, ohne dass das von irgendjemandem bemerkt wurde. Damals hatte sie richtig viel Zeit gehabt, um sich mit den Sicherheitsstandards von „Wall“ auseinanderzusetzen, und sie war auch jetzt noch davon überzeugt, dass sie mit diesem System keine unliebsamen Überraschungen erleben würde. Auch wenn der Fall bereits fast ein Jahr zurücklag. Rob’s Bezeichnung von einem „gut gesicherten“ Gebäude wäre zutreffend gewesen, wenn sie es nur mit diesem einen Programm zu tun gehabt hätte. So war diese Einschätzung auf jeden Fall ganz gewaltig untertrieben. Wahrscheinlich wusste er es nicht besser, doch gerade das zweite Sicherheitssystem galt als eines der sichersten auf dem Markt – und war zu allem Überfluss auch noch von der Capsule Corp. entwickelt worden. Silvercrom hatte wirklich keine Kosten und Mühen gescheut, das Gebäude mit den höchsten Standards abzusichern, die momentan auf dem Markt verfügbar waren. Die hübsche Diebin hatte bislang noch nie damit zu tun gehabt - wohl weil sich nur wenige eine solch aufwändige Sicherung leisten konnten – und es existierten schlicht und ergreifend keinerlei zugänglichen Informationen über die Arbeitsweise von „Shell“ und die Mittel und Funktionen, die hier verwendet wurden. Ihr Besuch an Weihnachten hatte ihr bereits gezeigt, dass sie die technischen Möglichkeiten, die die Briefs einsetzten, auf keinen Fall unterschätzen durfte. Maya kaute nervös auf ihrer Unterlippe. Wie konnte sie nur an Auskünfte zu diesem System kommen? Im Internet war bislang nichts darüber zu finden gewesen. Am Donnerstag war sie noch bis tief in die Nacht am Computer gesessen und hatte sich mit der für sie am nächsten liegenden Möglichkeit befasst: Dank dem Robocomp hatte die junge Frau noch immer Zugriff auf das Netzwerk der Capsule Corp., das sie auf sämtliche Hinweise durchforstet hatte – leider vergeblich. Nicht einmal die kleinste Andeutung hatte sie gefunden. Als wäre das System von jemand völlig anderem auf den Markt gebracht worden! Zudem hatte der Schwarzhaarigen dieses verdammte, ihr ebenfalls gänzlich unbekannte Datenschutzprogramm der CC, mit dem sie schon bei ihren letzten Hackeraktivitäten zu kämpfen gehabt hatte, ziemliche Schwierigkeiten bereitet. Offensichtlich war sie damals trotz all ihrer Vorsichtsmaßnahmen – und sie war wahrlich kein Anfänger auf diesem Gebiet - nicht unbemerkt geblieben, und wer auch immer dieses Sicherheitssystem programmiert hatte - er verstand seinen Job. Maya hatte alle Mühe gehabt, den vielen Trackings zu entkommen, die sie bombardiert hatten, und gleichzeitig all die Aufzeichnungen über sie und ihr Handeln zu löschen, die ihre Identität zu lüften drohten. Als sie es schließlich schweißüberströmt geschafft hatte, sich aus dem System auszuklinken, war sie lediglich um die Erkenntnis reicher gewesen, dass sie so einen Ausflug in das Netzwerk der Capsule Corp. kein drittes Mal riskieren konnte. Die Katzenfrau verdrängte diese frustrierende Erinnerung in den hintersten Winkel ihres Gedächtnisses. Sie hatte schlicht und ergreifend keine Muße, um sich mit Vergangenem zu beschäftigen. Morgen Nacht war ihre letzte Chance, den Einbruch über die Bühne zu bringen, und bis dahin musste sie um jeden Preis etwas über das zweite Alarmsystem herausfinden, das Silvercorp sicherte. Ihre Finger flogen über die Tastatur, während in einem kleinen Fenster oben rechts auf dem Bildschirm ein von ihr selbst entwickeltes Suchprogramm weiterhin die Weiten des Internets durchsuchte, und mittlerweile bei einer Stufe angelangt war, die auch vor privaten und gesicherten PC’s keinen Halt machte. Die Schwarzhaarige ließ es nun schon seit gestern ununterbrochen laufen, doch bis jetzt hatte es ihr keine brauchbaren Ergebnisse liefern können, und das machte sie zusehends nervöser. Das war bislang noch nie der Fall gewesen, und ausgerechnet diesmal hatte sie einfach nicht genug Zeit, um in aller Ruhe abzuwarten! Zu allem Unglück dauerte es immer länger, die Suche in einer Ebene abzuschließen, je tiefer und komplexer diese wurden, und ab einem bestimmten Sicherheitsstandard musste sie selbst dabei sein und das Programm unterstützen. Das war die Stufe, die nach den allgemein verwendeten Firewalls kam. Allerdings würde es noch eine ganze Weile dauern, bis es so weit war, und Maya bezweifelte, dass sie bis Samstag überhaupt in dieses Gebiet vordringen würde. Bisher waren lediglich sämtliche Oberflächendaten ausgewertet worden, doch bis sich das Programm durch die normal gesicherten und geschützten Bereiche der Computer dieser Stadt gearbeitet hatte, konnten noch Tage vergehen. Mayas violette Augen fixierten wieder die Erfindung, die sie gerade entwarf. Es war die dritte, seitdem sie über ihren neuen Auftrag informiert worden war, und damit würde dieser Einbruch ungleich leichter vonstatten gehen. Doch sie wusste nur allzu gut, dass ihr für die Vorbereitung auf die ganze Aktion noch eine entscheidende Information fehlte. Wie zur Hölle kam sie an „Shell“ vorbei, das – laut Werbetext - alles was es bewachen sollte schützte, wie der undurchdringliche Panzer einer Muschel. Unüberwindbar war das einzige Stichwort, das mit dem Programm zusammen im Internet des Öfteren erwähnt wurde. Weitere Auskünfte gab es nicht, diese spärlichen Infos waren das Einzige gewesen, das ihre Suche zutage gefördert hatte. Und das hatte lediglich dazu geführt, dass sich ihre Nervosität immer mehr gesteigert hatte. Die Sache wurde zunehmend unheimlicher. Eigentlich war es absolut unmöglich, wirklich alle Details unter absolutem Verschluss zu halten, egal um was es sich handelte. In der Regel gab es einfach zu viele Schlupflöcher, durch die unweigerlich früher oder später etwas sickerte. Und dieses System existierte bereits seit über einem Jahr, das war eine Ewigkeit wenn es um Informationsverbreitung ging! Dass es hier offensichtlich anders war, frustrierte nicht nur, sondern machte einem durch diese schiere Absurdität geradezu Angst. Als würde irgendetwas das Internet gezielt clean halten und von entsprechenden Beiträgen reinigen. Es war wirklich ärgerlich, dass Rob die winzigen Details, nämlich, dass die Polizei eigentlich etwas ganz anderes haben wollte, das sich außerdem noch an einem völlig anderen Ort befand, nicht früher aufgefallen waren. Das hätte ihr nicht nur wahnsinnig viel Aufwand und Zeit erspart, sondern auch viel Kummer. Die Belastung, heimlich das Haus des Mannes auszuspionieren, den sie liebte, war zunehmend größer geworden, und sie hatte so oft daran gedacht, den ganzen Auftrag einfach hinzuschmeißen und abzugeben … Die junge Frau zuckte zusammen, als plötzlich ein leiser kurzer Laut erklang, und sich das kleine blaue Fenster des Suchprogramms auf einmal in den Vordergrund schob, sich vergrößerte und rot wurde, darin langsam ein paar Textzeilen erschienen. Die violetten Augen der hübschen Diebin weiteten sich, als sie die kurze Information überflog, dann schlich sich ein schwaches Lächeln auf ihre Lippen. „Da hätte ich eigentlich auch von alleine drauf kommen können. Irgendwie hast du in letzter Zeit bei allem was ich mache deine Finger im Spiel, Trunks Briefs, und ich weiß nicht, ob mir das gefällt.“ Die Schwarzhaarige zog einen leeren Zettel hervor, und notierte die spärlichen Informationen, die das System aus dem Rechner der Universität Satan Citys gefiltert hatte. Wenn das so weiter ging, dann würde der morgige Tag der stressigste in ihrem ganzen Leben werden. Maya unterdrückte ein Gähnen, während sie müde aber mit großen Schritten über den – Dank der Weihnachtsferien ziemlich verlassenen - Campus der Universität für Technik und Kampfkünste lief. Der Schlafmangel machte sich allmählich bemerkbar, obwohl ihr Körper Dank ihrer Katzenseite oft nicht nur tagsüber sondern auch nachts aktiv war und eigentlich an dieses Minimalpensum, das sie im Moment durchzog, gewöhnt sein müsste. Aber in letzter Zeit hatte sie es wohl etwas übertrieben. Sobald sie schlief, fingen zudem noch diese Träume an, aus denen sie jedes Mal aufgewühlt und alles andere als erholt aufwachte. Wenn sie diesen Auftrag hinter sich gebracht hatte, würde sie wahrscheinlich erstmal ein paar Tage durchschlafen. Die junge Frau zog den dicken violetten Schal ein Stück höher und kuschelte sich in ihren schwarzen Mantel, während sie weiter hastete und versuchte, den eisigen Wind zu ignorieren, der an ihren offenen Haaren zerrte. Dann hatte sie endlich das Gebäude erreicht, in dem sich laut Bauplan die Bibliothek befinden musste, und herrliche Wärme umfing sie, während sie durch die Gänge ging. Zum Glück hatte die Uni nicht geschlossen – es wäre ihr sehr unangenehm gewesen, sich hier unerlaubt Zutritt verschaffen zu müssen. Mayas Hand schloss sich fester um den Zettel, auf dem sie die Signatur der Abschlussarbeit aufgeschrieben hatte, die Trunks letztes Jahr kurz nach dem Erscheinen von „Shell“ über Sicherheitssysteme geschrieben hatte. Möglicherweise fand sie darin wichtige Verweise oder Andeutungen, mit denen sie etwas anfangen konnte. Vorsichtshalber hatte sie noch ein paar andere Bücher über ähnliche Themen herausgesucht. Dann würde es nicht so auffallen, dass sie sich eigentlich nur auf diesen einen Schwerpunkt konzentrierte. Es war ihr nie bewusster gewesen, dass Trunks wohl ein ebenso begnadeter Erfinder wie seine Mutter sein musste – zumindest was das Programmieren von Computern betraf. Obwohl ihr Amy bei ihrem letzten Besuch erzählt hatte, dass das Sicherheitsprogramm das sich gerade in der Testphase befand nicht nur von Bulma Briefs war, hatte sie dieses wichtige Detail irgendwie vergessen. Wenn er bereits eine Abschlussarbeit geschrieben hatte, musste er den höchsten Ausbildungsgrad abgeschlossen haben, den man an dieser Uni erreichen konnte – und das war gar nicht mal so einfach, denn Technik war hier ein Schwerpunktgebiet des Lehrangebots. Das hieß, er war ihr auf diesem Gebiet wahrscheinlich sogar überlegen, auch wenn sie selbst bereits über ein so enormes Wissen verfügte, dass sie wahrscheinlich problemlos an Hauptseminaren der obersten Stufen teilnehmen konnte. Maya strich sich gedankenversunken eine Haarsträhne aus dem Gesicht, während sie sich durch das Labyrinth aus Gängen kämpfte. Der Campus war wirklich riesig! Sie konnte sich nicht erinnern, diesen Teil des Gebäudekomplexes schon einmal betreten zu haben, auch wenn ihr einige Dinge seltsam vertraut vorkamen. Aber es handelte sich dabei wohl einfach nur um die Tatsache, dass hier alle Korridore ziemlich gleich aussahen. Trotzdem verstärkte sich das seltsame Gefühl zunehmend und bald wurde ihr die Sache unheimlich. Als sie auf einen weiteren der Hauptgänge hinaus trat, der unmittelbar auf die Bibliothek zuführte, musste sie sogar stehen bleiben, während sie verwirrt den Kopf schüttelte. Das konnte doch nicht sein? Die junge Frau war sich auf einmal absolut sicher, dass sie hier schon einmal gewesen war. Zu viele Details, die diesen Gang unverwechselbar machten, wie die Bilder an den Wänden und die ausgehängten Schriftstücke, kamen ihr absolut vertraut vor. Zögernd ging sie weiter, während sich die Gedanken in ihrem Kopf überschlugen. Wie konnte es für jemanden außer Zweifel stehen, dass man etwas kannte, wenn man sich nicht erinnern konnte, in welchem Zusammenhang das sein sollte? Vor allem, weil ihr diese Tatsache erst dann wieder in den Sinn gekommen war, nachdem sie diesen Ort betreten hatte. Aber wann um Gottes Willen sollte sie denn hier gewesen sein? Maya nagte nervös an ihrer Unterlippe und zwang sich dann dazu, langsam weiter zu laufen. Je näher sie der Bibliothek kam, desto mehr hatte sie das Gefühl, gerade ein Déjà-vu zu erleben! Gleichzeitig bemächtigte sich eine gespannte Erwartung ihres Körpers, die sich zusehends verstärkte. Ihre Schritte wurden immer zögernder. Als die Schwarzhaarige schließlich die große, hölzerne Tür erreicht hatte, durchfuhr sie ein Schauer. Sämtliche Zweifel lösten sich in Luft auf. Sie war schon einmal hier gewesen, definitiv! Ein seltsames Kribbeln breitete sich in ihrem Bauch aus, während sie langsam ihre Hand auf das kalte Metall legte und die Klinke hinunter drückte. Ohne noch länger zu Zögern, machte sie einen entschlossenen, großen Schritt, und stand mit einem Mal … in dem Raum aus ihren Träumen! Maya blieb wie erstarrt stehen, als plötzlich alles wieder auf sie einprasselte. Ein leises Keuchen entwich ihren Lippen, während die Erinnerungen mit aller Macht auf sie einstürmten. Sie war tatsächlich schon einmal hier gewesen! Am Weihnachtsball. Und das nicht alleine … Der riesige Saal um sie herum schien dunkler zu werden. Unterdessen wurde ihr Blick wie hypnotisiert von einem der beinahe deckenhohen Bücherregale angezogene und mit einemmal drängten sich alle Details dieser Nacht in ihr Gedächtnis. Ihr war, als würde sie das kühle Holz wieder an ihrem bloßen Rücken spüren, den Druck von Trunks starkem Körper auf ihrem, seine heißen Hände auf ihrem Körper und seine feurigen Lippen auf ihrem Mund und … ihrer nackten Haut? Oh mein Gott! Die Schwarzhaarige wimmerte leise und taumelte mit weit aufgerissenen Augen zurück an die Wand, als sich die Szene unerbittlich und in aller Klarheit in ihrem Inneren abspielte. Als hätte ihr Körper nur auf diese Gelegenheit gewartet, um ihr jedes Detail zurück ins Gedächtnis zu rufen. Wie seine Lippen von ihrem Mund hinunter zu ihrem Hals wanderten, und dabei eine brennend heiße Spur hinterließen, bis sie bei ihrem Nacken angekommen waren. Maya wurde schwindelig, und sie hatte nicht den leisesten Schimmer, ob das zu ihrer Erinnerung gehörte – schließlich wusste sie noch, dass sie irgendwann Gleichgewichtsprobleme von dem Alkohol bekommen hatte … oder an der Situation, in der sie sich jetzt befand. Im Moment war es ihr unmöglich, die Eindrücke des Flashbacks und die der Realität auseinander zu halten. Maya begann zu zittern, als sie glaubte, noch einmal zu spüren, wie sanft an ihrem Nacken geknabbert wurde, während warme Hände von ihrer Taille aus immer weiter nach oben wanderten. Ihre Beine gaben langsam unter ihr nach, als die Macht der Gefühle, die auf sie einstürmten, Maya einfach zu Boden drückte und sie langsam an dem Holz der Türe hinunterrutschen ließ. Ihr Atem ging immer unregelmäßiger. Sie spürte seine Hände durch den Stoff ihres Kleides auf ihren Brüsten, gleichzeitig schien er rücksichtslos ihren Mund zu plündern. Die Intensität dieser Erinnerung war beinahe mehr als sie verkraften konnte. So etwas konnte doch nicht normal sein? Weshalb fiel ihr das Alles auf einmal wieder so klar und deutlich ein, wo sie doch vorher gar nichts mehr von all dem gewusst hatte? „Du gehörst mir, Kätzchen.“ Flüsterte seine raue Stimme in ihrem Kopf, und jetzt war es endgültig genug. Mit einem entsetzten Schrei fuhr Maya in die Höhe, was dazu führte, dass die Bibliothekarin, die sich gerade besorgt über die junge Frau gebeugt hatte, erschrocken zurücksprang. „Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“ fragte die ältere Frau vorsichtig. Besorgt musterte sie das blasse Gesicht der jungen Studentin. Ihr entging weder der feine Schweißfilm, der die Stirn der Schwarzhaarigen überzog, noch die Tatsache, dass sie ihre Hände so fest zu Fäusten geballt hatte, dass es schmerzen musste. Die weit aufgerissenen Augen, die sich der Bibliothekarin nun mit starrem Blick zuwandten, waren beinahe vollkommen schwarz und schienen ihre Umgebung gar nicht richtig wahrzunehmen. Am Rand glaubte die Frau, einen violetten Schimmer zu erkennen. Maya bemühte sich, wieder etwas weniger hektisch zu atmen und den Strudel aus Angst, Entsetzen und Verwirrung, der ihren Körper durchtoste, zurückzudrängen. Sie musste hier raus. Sofort. „Es geht schon. Danke.“ Presste sie mühsam hervor, machte auf dem Absatz kehrt und stürmte aus dem Raum. Ganz ruhig. Sie musste ruhig bleiben. Trunks hatte gesagt, es war gefährlich, wenn sie sich in diesem Zustand befand. Trunks … Die junge Frau stieß einen frustrierten Schrei aus, während sie kopflos durch die Gänge der Universität stürmte, denn sofort drängte sich ungebeten ein weiteres Mal die letzte Szene in ihren Kopf. Und sie spürte, wie ihre Emotionen auch diesmal wieder hoch kochten. Was sollte sie jetzt nur machen? Konnte sie überhaupt etwas tun? Schon als sie gedacht hatte, es würde sich nur um ein Hirngespinst ihrer geheimsten Fantasien handeln, hatte sie nicht gewusst, wie sie damit umgehen sollte. Und jetzt, wo sie sich sicher sein konnte, dass das alles wirklich passiert war, war sie am Ende. Die Schwarzhaarige wusste, dass es ihr unmöglich sein würde, Trunks etwas vorzuspielen. Dieses … Vorkommnis war zu krass, als dass es ihr gelungen wäre so zu tun, als würde alles noch so sein wie vor diesem Flashback. Aber Trunks schien keine Probleme damit zu haben, sich ihr gegenüber so zu benehmen, als sei gar nichts passiert. Als sei er noch immer nicht an einer Beziehung zu ihr interessiert … und das nachdem er … nachdem er … Mühsam japste Maya nach Luft. Ruhig. Sie musste sich beruhigen. Vielleicht gab es ja eine ganz logische Erklärung für diese Sache … vielleicht … hatte sie sich ihm ja auch an den Hals geworfen, weil sie in ihrem Zustand die Kontrolle über ihre Gefühle verloren hatte? Und Trunks war einfach mitgerissen worden? Die Schwarzhaarige spürte, wie ihr Gesicht zu brennen anfing. War so etwas wahrscheinlich? Sie wusste es nicht genau, aber wenn sie tatsächlich die Kontrolle verloren hätte, hätte er sich zumindest so sehr beherrschen müssen, um so etwas nicht zuzulassen! Vielleicht hatte er womöglich auch schon etwas getrunken gehabt? Anders traute sie ihm nicht zu, sich so gehen zu lassen und ihre Freundschaft aufs Spiel zu setzen. Er hatte schließlich nicht davon ausgehen können, dass sie sich nicht mehr an diesen Abend erinnern würde … aber sie konnte sich beim besten Willen nicht entsinnen, dass er irgendetwas Alkoholisches getrunken hatte. Aber je mehr sie darüber nachdachte … die Tatsache, dass er sich ihr gegenüber benahm, als würde er ab und zu lediglich ein wenig mit ihr flirten und alles wäre rein freundschaftlich … ließ durchaus den Schluss zu, dass er ihre Gefühle nicht erwiderte und es sich nur um einen Ausrutscher gehandelt hatte. „Du gehörst mir.“ Hätte Trunks diesen Satz nicht gesagt, dann wäre ihre Theorie durchaus schlüssig gewesen. Aber es handelte sich hier nicht unbedingt um eine unverfängliche Aussage, die einem einfach so rausrutschte. Und sie konnte sich nun plötzlich so klar an alles erinnern, dass sie es ausschloss, dass es sich hier lediglich um ihre Fantasie und geheimen Wünsche handelte. Mayas Verzweiflung verwandelte sich allmählich in Wut. Warum musste immer ihr so etwas passieren? Tränen stiegen ihr in die Augen. Wieso hatte sie sich das alles auf einmal wieder in ihr Gedächtnis drängen müssen? Und weshalb hatte Trunks so etwas zu ihr gesagt und sie dabei auch noch so berührt, als würde er es ernst meinen? So sehr sie sich auch anstrengte, sie schaffte es nicht, seine Worte aus ihrem Kopf zu bekommen und sich zu beruhigen. Danach hatte der Alkohol bei ihr wohl tatsächlich die Überhand gewonnen und sie war in Ohnmacht gefallen, denn nach diesem bedeutungsschwangeren Satz des Saiyajins war … nichts mehr. Aber sie war am nächsten Morgen in ihrem Bett aufgewacht – und hatte ihr Nachthemd angehabt! Was auch immer man daraus folgern wollte, es war nicht angenehm und keineswegs dazu geeignet, die Schwarzhaarige zu beruhigen, und sie spürte überdeutlich, wie ihre Beherrschung unter diesem Gefühlschaos rapide bröckelte. Sie durfte sich nicht verwandeln! Unter gar keinen Umständen! Allzu deutlich erinnerte sie sich daran, was beim letzten Mal passiert war. Sie würde sich ohne Hilfe nicht mehr unter Kontrolle bringen können, und sie wusste nur zu gut, wie das damals vonstatten gegangen war. Trunks’ Nähe konnte sie jetzt aber erstmal auf keinen Fall ertragen, ganz zu schweigen davon, dass sie eine Gefahr für ihre Mitmenschen wäre, wenn sie in diesem Zustand versuchen würde, zu ihm zu kommen. Aber wie sollte sie sich beruhigen, wenn sich diese Szene wieder und wieder vor ihrem inneren Auge abspielte? Wenn er es ernst gemein hätte, dann hätte er die ganze Sache doch bestimmt noch einmal angesprochen und wäre nicht einfach so wieder zur Tagesordnung übergegangen, als hätte das alles nicht stattgefunden? Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen, und sie spürte, wie ihre Wut allmählich verrauchte und in Trauer überging. Ihre Schritte verlangsamten sich. War es vielleicht doch nur ein Unfall gewesen, etwas, das er nicht gewollt hatte und von dem er gehofft hatte, sie würde es vergessen? Sie wusste nicht, welche dieser beiden Möglichkeiten mehr schmerzte. Die junge Frau schluckte und blieb schließlich stehen. Sie fühlte sich schlecht und hätte sich am liebsten in eine Ecke verkrochen, doch das konnte sie nicht. Jetzt, wo ihr Kopf allmählich wieder klar wurde, erinnerte sie sich nämlich wieder daran, warum sie die Bibliothek überhaupt aufgesucht hatte. Sie hatte sich einiges von Trunks’ Abschlussarbeit erhofft, und war nicht bereit, sich diese Chance durch ihre Gefühle kaputt machen zu lassen. Auch wenn es schmerzte und sie Angst hatte, dass die Erinnerungen ein weiteres Mal die Oberhand gewinnen könnten – sie musste das jetzt durchziehen. Entschlossen setzte sich die junge Frau wieder in Bewegung, dabei versuchte sie verzweifelt, die letzten Reste des in ihr herrschenden Chaos’ in den hintersten Winkel ihres Bewusstseins zu verbannen. Sie brauchte heute all ihre Konzentration um sich auf ihre Mission vorzubereiten. Der Auftrag war zu riskant, um sich auch nur die kleinste Ablenkung erlauben zu können. Im Moment fühlte sie sich schwach, ausgebrannt und allein, doch das musste sich ändern. Der Einbruch heute Abend konnte nur dann Erfolg haben, wenn sie voll bei der Sache war. Jetzt war kein Platz für Gefühle. Früher oder später würde sie sich der ganzen Sache stellen müssen und das mit Trunks irgendwie klären. Aber nicht jetzt. Unbewusst tastete Mayas linke Hand nach dem Elementa Kristall, der seit Mittwoch ununterbrochen an ihrem Hals hing und sie atmete tief durch. Entschlossen betrat sie kurz darauf ein weiteres Mal die Bibliothek, und steuerte mit zielstrebigen Schritten auf die Bibliothekarin zu, die sie vor wenigen Minuten so überhastet stehen gelassen hatte. Sie zwang ein kleines Lächeln auf die Lippen. „Tut mir Leid, das wegen vorhin. Wissen Sie, mir geht es heute nicht so gut, ich möchte nach Möglichkeit schnell wieder nach Hause und in mein Bett. Allerdings muss ich über die Ferien eine kleine Hausarbeit vorbereiten. Dafür bräuchte ich diese Bücher hier. Vielleicht können Sie mir helfen, sie zu finden?“ Maya überprüfte noch einmal ihre gesamte Ausrüstung. Sie steckte in einem ihrer hautengen Cyrionanzüge, trug kniehohe Stiefel und Handschuhe aus demselben Material, sowie einen prall gefüllten aber dennoch sehr flachen Rucksack auf ihrem Rücken. Neben den Dingen, die sie in den unzähligen Taschen ihres Anzugs verstaut hatte, war er das Einzige, was sie heute mitnehmen würde. Trunks Arbeit hatte tatsächlich ein paar Hinweise enthalten, auch wenn diese wirklich sehr schwer verständlich und ziemlich versteckt gewesen waren. Zwar wäre sie über ein paar zusätzliche und genauere Informationen sicherlich froh gewesen, aber es war nun mal nicht zu ändern. Ihr Suchprogramm hatte noch zwei weitere Verweise auf die mögliche Arbeitsweise des Systems gefunden, jedoch war sie, was „Shell“ anging, noch immer viel zu schlecht informiert. Die junge Frau zuckte mit den Schultern. Sie würde eben etwas improvisieren müssen. Zur Not hatte sie noch ein paar Überraschungen im Ärmel. Die Schwarzhaarige lächelte. Wie vor jedem Diebstahl konnte sie das beinahe schon elektrische Kribbeln von Adrenalin in ihren Adern spüren. Ihr Katzen-Ich konnte es wie immer kaum erwarten, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Ihr momentaner Zustand sorgte dafür, dass ihre verwirrten Gefühle zur Ruhe kamen und der Vorfall Trunks von ganz alleine in den hintersten Winkel ihres Bewusstseins zurückgedrängt wurde. Eine willkommene Abwechslung zu den restlichen Stunden, in denen sie sich krampfhaft dazu hatte zwingen müssen, sich nicht mit dem Thema zu beschäftigen sondern sich ausschließlich auf ihre Vorbereitungen zu konzentrieren. Maya zog sich die Kapuze ihres Anzuges über den Kopf und trat schließlich auf das Fensterbrett hinaus. Kurz brach sich das Mondlicht in ihren Katzenaugen und dem hexagonalen Kristall um ihren Hals und brachte beides zum leuchten. Ohne noch länger zu warten sprang sie auf das nächstgelegene Hochhaus und rannte dann mit großen Sätzen über die verschneiten Dächer. Es dauerte etwa eine Viertelstunde, ehe sie am Beginn des Randgebietes der Stadt angelangt war und mit einem eleganten Salto auf einem der großen Bäume landete, die einen kleinen Park bildeten. Ein Wirbel aus Schnee löste von dem Zweig, auf dem sie stand, und segelte sanft zu Boden. Mit einem raschen, sichernden Blick überzeugte sie sich davon, dass sie alleine war. Ihre Katzenaugen durchdrangen die Dunkelheit des Dickichts hinter ihr und suchten die Straße und umliegenden Häuser ab, die vor ihr lagen. Nichts regte sich. Nachdem sie noch einige Minuten gewartet hatte, sprang die schwarze Gestalt geschmeidig auf die verschneite Teerdecke hinab, machte sich kurz an einem der Kanaldeckel zu schaffen und verschwand schließlich in den Tiefen des Abwassersystems. Die Luft war hier von einer fauligen Feuchtigkeit erfüllt. Maya presste eine Hand vor die Nase, während sie mit der anderen die schwere Abdeckung so lautlos wie möglich an ihren Platz zurückzog. Ihre kleinen Füße klammerten sich mühelos an den schmalen Sprossen fest, die weiter in die Tiefe führten. Der Gestank war noch viel schrecklicher als sie erwartet hatte. Ihre empfindliche Nase bot ihr hier eindeutig keinen Vorteil, und die junge Frau kämpfte gegen den Würgereiz an, der unwillkürlich einsetzte. Hastig zog sie ein schmales Gerät aus einer ihrer Taschen hervor und befestigte es an ihrem Ohr. Sie aktivierte es, und eine Art Schild erschien vor ihren Augen. Zufrieden löste sie sich von der Leiter und sprang auf den Boden des Rohres. Wasser platschte, als sie auf dem Grund ankam. Die Schwarzhaarige zog eine Grimasse. Zum Glück war ihre komplette Kleidung absolut resistent gegen sämtliche Flüssigkeiten. Sogar Säure stellte kein Problem dar. Angeekelt starrte sie nach unten. Diese dreckige Brühe was bestimmt eiskalt, doch dieser Anzug war ihre neueste Entwicklung und thermostabil, so dass ihr weder die Luft draußen noch das Wasser hier drinnen etwas anhaben konnte. Maya musterte die Anzeigen, die vor ihren Augen entstanden. Dieses kleine Gerät hatte eine Art Bildschirm vor ihr aufgebaut, der ihr, auf ihren gedanklichen Befehl hin, nicht nur das komplette Abwassersystem dieser Stadt anzeigte, und wo sie sich gerade befand beziehungsweise welchen Weg sie einschlagen musste, sondern der Schild hatte auch noch ein paar andere nette Funktionen. Wie beispielsweise die Neutralisation dieses schrecklichen Gestanks und der Schutz vor Wasserspritzern. Auch beim eigentlichen Einstieg in das Gebäude würde ihr das Teil gute Dienste leisten – sie konnte Dank der Infrarotfunktion durch Wände sehen und so schon sehr früh erkennen, wenn jemand in der Nähe war. Außerdem hatte sie im letzten Augenblick noch einen interessanten, sehr alten Plan des Gebäudes gefunden, den sie in ihre dreidimensionale Grafik der Firma mit eingebaut hatte. Ein vorfreudiges Funkeln trat in die violetten Augen der jungen Frau, als sie eine weitere ihrer Erfindungen aus ihrem Rucksack hervorholte. Es handelte sich um ein flaches, silbernes Ding, das, nachdem sie es aufgeklappt hatte und es sich in seiner ursprünglichen Form stabilisiert hatte, etwa so breit war wie Mayas Arm, und ungefähr halb so lang. Es erinnerte stark an einen ziemlich großen und breiten Bumerang und war etwa fingerdick. Auf seiner Oberseite befanden sich zwei Erhebungen für Hände und Füße. Lächelnd drückte die Schwarzhaarige einige Knöpfe, und ließ den Airfly dann los. Mit einem leisen Summen aktivierte sich das Gerät und ehe es den Boden erreichte, schwebte es etwa auf Kniehöhe vor seiner hübschen Erfinderin. Mit einem ausgelassenen Schrei sprang Maya auf ihr Transportmittel für diesen Abend, das sofort lossauste, als ihre Füße in den dafür vorgesehenen Flächen eingerastet waren. Dank ihres ausgezeichneten Gleichgewichtssinnes hatte die Katzenfrau keinerlei Probleme, den Airfly zu kontrollieren. Sie schoss mit halsbrecherischer Geschwindigkeit absolut geräuschlos etwa einen halben Meter über der jeweiligen Oberfläche dahin, mal auf dem Erdboden, mal an den Seitenwänden entlang. Dabei wich sie geschickt Hindernissen und Unrat aus und musste sich beherrschen, nicht die ganze Zeit vor lauter Begeisterung zu jubeln. Das war noch viel besser als sie gedacht hatte! Nach etwa zehn Minuten bremste die Schwarzhaarige mit einer eleganten Rechtsdrehung vor einem stabilen Eisengitter ab, das ihr den weiteren Weg versperrte. Mayas Wangen waren gerötet und sie bemühte sich, ihre Atemfrequenz wieder unter Kontrolle zu bekommen, während sie ganz dicht an das Gitter heranschwebte. Langsam zog sie einen stiftförmigen Gegenstand aus ihrer Brusttasche. Sobald sie dieses Hindernis hinter sich hatte, würde sie sich auf dem offiziellen Gelände der Firma Silvercrom befinden. -*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-* TBC. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)