Nachtschatten - Mayas größter Coup von fiZi (Die größte Herausforderung einer Meisterdiebin - Teil zwei des Nachtschattenzyklus) ================================================================================ Kapitel 5: * Rätsel um Sinty * ------------------------------ Die violetten Augen der jungen Frau verfolgten gebannt die Schläge und Tritte der kämpfenden Pärchen. Die Stimme des Moderators, der das Geschehen in der Mitte kommentierte, wurde leiser und trat in den Hintergrund, weil sie gar nicht auf ihn achtete. Sie beobachtete ebenfalls hauptsächlich den Kampf von John und Ai in der Hauptarena, doch ab und zu richtete sie ihre Aufmerksamkeit auch nach links und rechts und verglich mit abschätzendem Blick die Chancen der Gegner. Überall kam sie zu demselben Ergebnis: Offensichtlich war keiner von ihnen ungeübt, teilweise erreichten sie eine ziemliche Geschwindigkeit. John fiel dabei besonders ins Auge. Er legte ein beachtliches Tempo vor, so dass die Gegner ziemliche Mühe hatten, ihm hinterher zu kommen. Nebenbei bemerkte sie, dass viele der Kämpfenden Zivilkleidung trugen und keine Uniform. Sie würde in ihrem Anzug also nicht auffallen. Die Schwarzhaarige runzelte die Stirn. Es war allerdings offensichtlich, dass bei allen drei Kampfpaarungen ein oder zwei schlechtere dabei waren, die den anderen ein gutes Stück unterlegen waren. Und Ai schien nach wie vor alle anderen zu übertrumpfen. Fasziniert registrierte Maya, dass die junge Frau mit den zweifarbigen Haaren einer Attacke von Ren auswich und dabei einen Satz machte, der sie sicherlich fünf Meter über dem Boden schweben ließ – und auf dieser Höhe verblieb. Es sah so aus, als wäre sie von einem hellen grünlichen Schimmer umgeben, doch das konnte gegen das blendende Sonnenlicht auch nur Einbildung sein. Nun machte die Neunzehnjährige diese ausholende Armbewegung, die Maya schon von ihrer kurzen Demonstration in der Übungshalle kannte, und aus ihrer linken Hand schoss ein smaragdfarbener Faden. Das feine Energieseil traf ihren vor Erstaunen wie versteinert dastehenden blonden Gegner unter ihr völlig unerwartet und wand sich wie eine Schlange um seine Hände und Füße. Der junge Mann verlor das Gleichgewicht, doch ehe er auf den harten Steinen aufschlagen konnte, bekam er von Jojo, der mal wieder sehr schnell reagierte und rechtzeitig neben ihm auftauchte, einen schon beinahe sanften Tritt in den Rücken, der ihn hilflos auf dem umliegenden Rasen landen ließ. Neko fixierte Ai unterdessen mit schmalen Augen und wich dem Faden, mit dem die Grünhaarige auf sie zielte, geschickt aus. Allerdings brachte ihr diese Tatsache wenig, denn John nutzte es aus, dass sich die Schwarzhaarige so sehr auf seine Kampfpartnerin konzentriert hatte. Vorher hatte er die ebenfalls sehr flinke junge Frau nicht wirklich zu fassen bekommen, sie war allen Attacken geschickt ausgewichen. Nun landete sie neben Ren auf dem Gras, und John und Ai fielen sich jubelnd in die Arme, während der Sprecher lautstark ihren Sieg verkündete. Maya wandte den Blick ab und bekam gerade noch mit, wie auf dem anderen Kampfplatz Mamoru und Takeru mit vereinten Kräften Ukon zu Ronja auf den Rasen schleuderten. Offensichtlich war es nicht verboten, ganz offen zu zweit gegen einen vorzugehen. Im dritten Ring war der Kampf noch in vollem Gange. Maya zuckte zusammen, als sie Amys Stimme aus ihren Betrachtungen riss. „Okay, wir sollten runter gehen.“ Murmelte die Blonde und erhob sich. Maya nickte und stand ebenfalls auf. Sie warf einen vorsichtigen Blick zu Trunks, doch dieser war gerade dabei, Sinty die Stufen hinunter zu folgen und die Dunkelhaarige beeilte sich, ihnen nachzukommen. „Ist es eigentlich schwer, das zu lernen?" wollte Maya mit einem Nicken auf die Füße der Schwangeren wissen, die sich mehrere Zentimeter über dem Boden befanden, weil ihre Tutorin neben ihr her schwebte. „Zu Fliegen?" fragte die andere. Sie zuckte mit den Schultern. „Kommt drauf an, in wieweit du dein Ki schon kontrollieren kannst, wie groß die Kräfte sind, die in dir stecken – also ob du überhaupt genug Energie in dir hast, um deinen Körper auf diese Weise fortzubewegen ... ja, und natürlich sind deine Vorkenntnisse wichtig. Wie ich an deinem verständnislosen Gesicht sehe, hast du noch nie derartige Begriffe gehört, weißt also gar nicht, wovon ich spreche. Das heißt, du wirst dir etwas schwerer tun bis du weißt worum es geht und auf was du achten musst. Aber ich bin mir sicher, dass du es im Laufe der nächsten Wochen lernen wirst." Versicherte die Blonde mit einem zuversichtlichen Lächeln. „Es wird wohl kein anderer in eurer Gruppe so weit sein wie Ai, also dass er schweben kann und auch noch mit seinem Ki arbeiten kann. Das ist wirklich ungewöhnlich. Die meisten sind ja hierher gekommen, weil ihre Kräfte oder spezielle Fähigkeiten besonders aufgefallen sind aber sie diese nicht kontrollieren können. Wenn du schweben kannst, dann hast du bereits eine große Kontrolle über deine Energie. Wie war das bei dir?" erkundigte sich Amy neugierig. Maya schluckte. Inwieweit konnte sie ihrer Mentorin was erzählen? „Nun jaa ..." begann sie stockend. „Also ich bewege mich recht fließend und geschmeidig, außerdem hab ich eine ungewöhnlich schnelle Reaktionszeit." Erklärte sie zögernd. Glücklicherweise hatten sie in dem Moment Trunks und Sinty eingeholt und Maya blieben weitere Ausführungen erspart. „Ich bin schon so aufgeregt!" sagte das hellhaarige Mädchen gerade. Ihre Augen leuchteten und ihre Wangen waren leicht gerötet. Trunks grinste. „Du auch, Maya?" fragte er beiläufig, und der schwarzhaarigen jungen Frau lief ein Schauer über den Rücken, als sie ihren Namen aus seine Mund hörte. Er hatte eine ganz bestimmte Art, die Silben auszusprechen, und irgendwie dehnte er den letzten Buchstaben so, dass er dem Ganzen einen unheimlich sinnlichen Klang gab. Abgesehen davon, dass er sie ohnehin schon verwirrte, schaffte er es mal wieder mühelos, sie aus der Fassung zu bringen. „Äääähm." Ein unheimlich intelligenter Anfang. Mühsam riss sie sich am Riemen. „Ich ... bin schon etwas aufgeregt, ja." Antwortete die junge Frau ziemlich unzusammenhängend, während sie konzentriert in Richtung Kampfarenen starrte und eine Stufe nach der anderen hinunter stieg. Bloß nicht anschauen! Sie würde sonst wohl knallrot anlaufen und sich gänzlich blamieren! „Angst vor den Gegnern oder Lampenfieber?" bohrte Trunks unerbittlich nach, während er amüsiert ihre starre Mine beobachtete. „Beides." Erwiderte sie kurz, und hielt den Blick stur weiterhin abgewandt. „Das ... gibt’s doch nicht!" rief sie plötzlich keuchend aus und blieb abrupt stehen. Gleichzeitig ging ein Raunen durch die Zuschauermenge. Maya starrte immer noch auf die Kampfarenen, und als die drei anderen ebenfalls anhielten und in diese Richtung sahen, wussten sie sofort, was alle so erstaunte. Bei dem letzten Pairing, das noch immer kämpfte, war plötzlich der einzige Jungen auf dem Kampfplatz von einer schimmernden Aura umgeben. Seine schwarzen Haare hatten sich aufgestellt, und Blitze reiner Energie knisterten um ihn herum. Er selbst schien nicht weniger erstaunt wie die Menschen um ihn herum. „Und Takko hat sich verwandelt! Es ist unglaublich meine Damen und Herren!" warf der Kommentator ein. „Wie wird es nun weitergehen?" „Oha, da haben wir ja mal wieder einen versteckten Menschensaya. In letzter Zeit sind wenig neue nachgekommen, mittlerweile gehen nur noch um die zehn an die Schule. Es gibt ohnehin nicht sehr viele, deren Blutfaktor hoch genug ist, dass sie sich verwandeln. Es ist allerdings nicht ganz ungefährlich, wenn sich ihr Erbe beim Kampf zum ersten Mal zeigt." Murmelte Trunks direkt neben Maya, die überrascht zusammenzuckte. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass er sich ihr genährt hatte. „Was ist denn ein Menschensaya?" wollte Sinty wissen. Ihr Blick hing gebannt an dem verwandelten Jungen. „Naja, ihr habt doch bestimmt schon das Gerücht gehört, dass vor einigen Jahrhunderten die Saiyajins, menschenähnliche Lebewesen von einem anderen Planeten, wohl mal auf der Erde gewesen sind. Dort haben sie anscheinend einige Kinder in die Welt gesetzt. Manchmal kommt es vor, dass zufällig zwei Menschen, die einen latenten oder aktiven hohen Saya-Faktor in sich tragen, Kinder bekommen. In ihnen ist dieses teilweise schon hundertfach verdünnte Blut dieser Kämpferrasse noch soweit erhalten, dass es einige Nachkommen von ihnen schaffen, annährend so etwas, vergleichbar mit dem ersten Level eines reinrassigen Saiyajins zu erreichen." Erklärte Amy bereitwillig. „Menschensaya ist so eine Art Spitzname, die wissenschaftliche Bezeichnung ist viel länger und komplizierter. Für menschliche Verhältnisse sind sie sehr stark." Fügte Trunks noch hinzu. „Die Uni hier ist eigentlich die einzige weltweit, die Menschen mit einem Saya-Faktor diesen Ausmaßes ausbildet, weil wie gesagt das Energieniveau sehr hoch ist und wir das Spider und entsprechende Lehrer - beziehungsweise Studenten - haben, die sich damit auskennen. Allerdings werden bei uns ja teilweise auch Außerirdsche und Mutanten genommen, also all jene, die den anderen drei bekannten Kampfunis zu risikoreich und stark sind. Deshalb ist es hier so interessant." Fügte er augenzwinkernd hinzu. Unterdessen hatte sich der Junge wieder gefangen und nahm bereits seine Kampfposition ein. „Ich sollte mal aufpassen, dass da nichts passiert." Stellte Trunks fest. „Mit seinen neuen Kräften könnte er versehentlich jemanden töten." Ohne noch mehr Zeit zu verlieren flog er zur Kampfarena, wechselte ein paar Worte mit dem Kommentator und landete dann neben dem Jungen, der ihn verstört ansah. Die Zuschauer begannen zu murmeln, offensichtlich wusste kleiner, was los war und das Auftauchen von einem der stärksten Kämpfer der Welt schien allseits Verwirrung auszulösen. Der junge Mann mit den fliederfarbenen Haaren grinste breit und sagte etwas, woraufhin Takeo mit ungläubigem Gesicht die Hände sinken ließ. „Kurz und schmerzlos oder wie?" murmelte Maya, während der Saiyajin weiter auf den anderen einredete und ihn anscheinend über seine neuen Fähigkeiten aufklärte. „Trunks wird das schon regeln. Er hat ebenso wie Goten bereits Übung darin. Der Kampf dürfte nicht mehr lange dauern." Erwiderte Amy. „Stimmen eigentlich die Gerüchte, dass es noch ein paar richtige Saiyajins auf der Erde gibt und Trunks selber auch einer dieser Kämpferrasse ist?" warf Sinty mit sanfter Stimme ein. „Ja. Ein Halbsaiyajin, genauso wie Goten. Ihre Väter sind Saiyajins." Antwortete die Blonde und grinste. „Aber das ist nur so halb offiziell.“ Maya erinnerte sich an Vegeta, und an seine Aussage die der Transimet belauscht hatte. >Ich geh in den Gravitationsraum trainieren ...< hörte sich ja wohl ziemlich eindeutig nach einem Kämpfer an. Auch wenn sie keine Ahnung hatte, was ein Gravitationsraum genau verkörperte, konnte sie sich doch in etwa die Funktion eines solchen vorstellen. „Wir sollten sehen, dass wir schleunigst zum Vorraum kommen! Man soll ja nicht auf uns warten müssen, oder?" Amy sah die anderen auffordernd an. „Und was ist mit Trunks?" wollte Sinty wissen. „Der wird auch gleich nachkommen, er muss hier jetzt kurz aufpassen damit nichts passiert." Antwortete die hübsche Blondine. „Keine Angst, er wird da sein bevor ihr raus müsst." Das hellhaarige Mädchen nickte und gemeinsam liefen sie die letzten Treppen hinab und betraten durch die Tür den kleinen Platz von dem aus es in die Arenen ging. Sie wurden bereits erwartet. „Dann hätten wir ja jetzt alle der nächsten Runde beisammen." Professor Klype machte zwei weitere Haken auf der großen Liste, die er in der Hand hielt, nachdem er die Neuankömmlinge kurz gemustert hatte. „Ich geh zu den anderen Mentoren! Viel Glück euch beiden, ich weiß, dass ihr gewinnt!" rief Amy und winkte ihnen noch einmal zu, während sie zu den übrigen Schülern traten. „Also fangen wir gleich an, die Arenen der Kämpfenden auszulosen." Verkündete Klype. Maya schluckte. Das hatte sie bis gerade eben erfolgreich verdrängt - es stand ja noch gar nicht fest, dass sie nicht ebenfalls im Mittelpunkt des Interesses stehen würden! Der Professor hatte bereits seine linke Hand in die schwarze Box mit runder Öffnung gesteckt, die neben ihm auf einem kleinen Tischchen stand und aus der er einen Ball hervorzog. „Das Pairing zwei, Akira – Cheetah – Jan – Mari findet in der ersten Arena statt." Verkündete er mit lauter Stimme, und hielt die rote Kugel in die Höhe, auf dem eine eins abgebildet war. „Die Mitglieder der Gruppe sieben, Maya, Sinty, Chika, Eizo kämpfen in ..." er zog einen weiteren Ball aus dem Kasten, diesmal einen blauen. Mayas Augen hingen wie festgesaugt an der großen zwei, die darauf gedruckt war, und sie schüttelte ungläubig den Kopf. "... der Hauptarena. Somit bleibt für die letzte Paarung, Nummer elf, Kiko – Keishi – Jo – Aya die dritte Arena, also Nummer drei übrig." Schloss er, und hielt die letzte, gelbe Kugel in die Höhe. Wütend starrte die Schwarzhaarige auf die darauf abgebildete drei. Konnte ein Mensch so viel Pech haben? „Oh, wir kommen ins Fernsehen!" hörte sie Sinty auch noch neben sich jubeln, offensichtlich hocherfreut. „Ja, toll." Brummelte die junge Frau missmutig. Wie konnte man sich nur darauf freuen, von aller Welt begafft zu werden? Sie schielte zu ihrer Mentorin, die sie aufmunternd anlächelte, und plötzlich war es ihr egal, dass sie im Mittelpunkt des Interesses stehen würden. Sie machte sich viel zu viele Gedanken! Schließlich war sie hier nicht die Einzige mit besonderen Fähigkeiten. Maya erwiderte Amys Lächeln. „Wollt ihr euch nicht noch ein wenig warm machen? Gegen uns werdet ihr das bitter nötig haben." Sie erkannte Eizos unangenehme Stimme sofort wieder und wandte sich langsam zu ihm um. „Ziemlich siegessicher für einen, der vom Kämpfen keine Ahnung hat." Erwiderte die Dunkelhaarige kühl und musterte ihn abwägend von oben bis unten. Zugegeben, er hatte eine kräftige Figur und ganz untrainiert schien er nicht zu sein, genauso wenig wie Chika, die neben ihm stand. Es war wohl kaum möglich, ihre Kräfte vollständig im Verborgenen zu halten, wenn sie gewinnen wollten. Noch dazu, wo sie sich nicht auf Sinty verlassen konnte, weil sie keinen blassen Schimmer hatte, inwiefern Trunks' Schützling im Kampf schon Erfahrung hatte. Sie hatte zwar beim Aufwärmen ausdauernd durchgehalten, aber sonst keinerlei Auffälligkeiten gezeigt. Und Maya bezweifelte, dass sich das hellhaarige Mädchen wie sie absichtlich zurückgehalten hatte. Doch die zwei würden wohl kaum ernsthafte Gegner darstellen. Es sei denn, sie hätten auch so einen Trumpf im Ärmel wie Aki oder dieser Menschensaya. Aber die beiden sahen ehr wie billige Schlägertypen aus, musste sie sich mit einem kleinen Lächeln eingestehen. Und zumindest Eizos Charakter und vor allem seine Intelligenz schienen dem Bild eines solchen auch zu entsprechen. „Was gibt es da zu grinsen, Katzenauge? Wir machen euch mit links fertig, schau dich und deine Partnerin doch mal an!" plusterte sich der schwarzhaarige Junge weiter auf. Er hatte also ihre Augen bemerkt. Und offensichtlich hatte er das Bedürfnis, vor dem Kampf schon mal seine geistige Überlegenheit zu zeigen. Mayas Grinsen wurde breiter und in ihren Blick trat ein amüsiertes Funkeln. „Wenn du genauso kämpfst wie du redest, bist du kein Problem für uns, lieber Eizo." Antwortete sie in übertrieben freundlichem Tonfall. „Bist du eigentlich zu dumm, dir meinen Namen zu merken?" Der andere wollte gerade zu einer wutentbrannten Antwort ansetzen, als die Stimme des Kommentators erklang: „Es ist unglaublich, meine Damen und Herren! Takeo hat seine Gegner ohne Mühe aus dem Ring geräumt, er und Mae sind die Sieger des Kampfes!" Er musste eine Pause machen, weil die Zuschauer zu applaudieren begonnen hatten. Das war der Moment, in dem Trunks neben Sinty und der schwarzhaarigen jungen Frau landete „Und? Welche Arena habt ihr bekommen?" wollte er wissen. „Die größte." Erwiderte sein Schützling freudestrahlend, was Maya unwillkürlich zu einem Grinsen veranlasste. Der junge Mann mit den fliederfarbenen Haaren wandte sich ihr zu und saphirblaue Augen tauchten kurz in katzenartige violette, was ihre Besitzerin dazu veranlasste, heftig zu erröten. „Ich wünsch euch beiden alles Gute. Eigentlich dürftet ihr keine Probleme haben weiter zu kommen." Er zwinkerte Maya zu, tätschelte kurz Sintys Arm und flog dann zu Amy und den anderen davon, die bereits auf den Sondersitzen die extra für die jeweiligen Mentoren aufgestellt worden waren Platz genommen hatten. Die schwarzhaarige junge Frau brachte mit größter Mühe ihre Gedanken und vor allem ihren Körper wieder unter Kontrolle, während sie nervös an ihren Haaren spielte. Er schaffte es so verdammt leicht, ihre Konzentration zu unterbrechen, wie sollte sie da an Informationen über den Racer kommen, ohne dabei erwischt zu werden? Es zeichnete sich immer mehr ab, dass sie um einen persönlichen Besuch der Capsule Corp nicht herum kommen würde. Das Labor war zu gut gesichert, und auf die Daten der Firma selber hatte sie über das Hausnetzwerk ihres Transimeds keinen Zugriff. Der Sicherheitsstandard war auf jeden Fall sehr hoch. Maya verdrängte den Gedanken, und sofort kam ihr ein weiterer, mindestens ebenso unangenehmer. Wie sollte sie die kommenden Tage überstehen, wenn Trunks sie jedes Mal rasend vor Eifersucht machte und sie gleichzeitig so ansah? Und warum war sie eigentlich nach der kurzen Zeit, die sie ihn erst kannte schon so eifersüchtig, als wäre sie mit ihm zusammen? „Stellt euch auf, ihr müsst gleich raus!" drang Professor Klypes Stimme in ihre Grübeleien vor. Da dröhnte auch schon wieder der Ansager aus den Lautsprechern: „So, nachdem nun auch der letzte Kampf entschieden ist, darf ich Ihnen nun die neuen Paare vorstellen: Auf der mittleren Arena Maya Ysatori und Sinty Amaro gegen Chika Muso und Eizo Nakada, ich bitte um Applaus meine Damen und Herren!" Das größte und mittlere der drei Drachentore wurde von zwei Studenten in Schuluniform geöffnet, und die vier sahen auf einen langen, mit hellen Pflastersteinen bedeckten Weg, der die Gegner durch eine Rasenfläche zur Arena brachte. Sieben langgezogene Treppenstufen führten nach oben auf den großen Kampfplatz und ringsum erhoben sich riesig und gewaltig die Tribünen, voll besetzt mit unzähligen Zuschauern. Über ihnen vor dem blauen Himmel erhob sich funkelnd das Spider. Maya wurde schlecht. Dennoch trottete sie hinter den anderen her, denen die ganze Atmosphäre nicht das Geringste auszumachen schien. „Geht’s dir nicht gut?" fragte Sinty neben ihr mit einem Blick auf ihre blasse Mine. „Ich mag es nicht, von allen Leuten angegafft zu werden." Erwiderte die junge Frau, während ihre violetten Augen nervös die Situation zu überblicken versuchten. Der Beifall hallte hier unten auf unheimliche Weise in ihren Ohren wider und das Blitzen der Fotoapparate ließ sie jedes Mal aufs Neue zusammenzucken. Ihr Herz schlug ungewöhnlich schnell... *Reiß dich zusammen Mädchen, du lässt deine Katzeninstinkte zu viel mit dir machen!* dachte sie bei sich und atmete tief ein um wenigstens erst mal ihren rebellierenden Magen unter Kontrolle zu bekommen. Allmählich ließ die Übelkeit nach während sie neben Sinty die Steinstufen emporstieg. „Du musst sie einfach ignorieren. Hier sind alle aufgeregt!" erklang die Stimme des hellhaarigen Mädchens beruhigend neben ihr. Maya zwang sich zu einem Lächeln. „Wahrscheinlich hast du Recht." Murmelte sie. *Auch wenn du nicht alles viel lauter und intensiver wahrnimmst.* Fügte sie in Gedanken hinzu. Es wurde immer besser. Sie hatte es schon fast geschafft, wieder ganz ruhig zu sein. Die vier standen nun endlich auf dem Platz und verbeugten sich voreinander, auch wenn Eizo sie mit böse funkelnden Augen ansah. Offensichtlich hatte er ihr Gespräch von vorhin immer noch nicht verwunden. Umso besser, konnte sie sich wenigstens etwas ablenken, indem sie sein albernes Gehabe beobachtete. Sie und Sinty schritten zum unteren Rand der Plattform, während die anderen beiden an den oberen gingen, um dort zu warten. Der Sprecher kündigte unterdessen die anderen Kämpfer und deren Arenen an. Maya konzentrierte sich darauf, sämtliche unwichtige Geräusche um sie herum – wie den Applaus der Menge – auszuschalten, und sich ganz auf ihre Gegner zu fixieren. Sie durfte sich jetzt keine Fehler erlauben, denn dann würde sie entweder gegen dieses Großmaul und seine Partnerin verlieren oder aber zu viel von ihr und ihren Fähigkeiten verraten. Sie wusste, dass sie theoretisch eine wirklich gute Kämpferin war, auch wenn sie es bisher noch nie wirklich hatte ausprobieren müssen. Der Kommentator war anscheinend fertig mit dem Vorstellen der Schüler. „Mögen die Kämpfe beginnen." Rief er, und der Gongschlag ertönte. Eizo schien gleich in die Vollen gehen zu wollen, denn er rannte laut brüllend wie ein Wilder auf Maya zu, die ihn mit einer Mischung aus Unglauben und Spott beobachtete. Wie konnte man sich nur so lächerlich machen? Beiläufig wich sie seinem Faustschlag aus, während ihr Gegner von seinem eigenen Überschwang getragen noch ein paar Schritte weiter lief und dann abbremste. Er drehte sich um, und seine Augen glichen denen eines gereizten Stieres, während er ein weiteres Mal auf sie zustürmte, diesmal schon ein gutes Stück schneller als davor. Offensichtlich war er noch wütender geworden, dabei hatte sie doch nur eine Augenbraue gehoben. Die junge Frau blockte seine Fußtritte ohne große Mühe ab. Anscheinend hatten sie wirklich schlechte Gegner erwischt, zumindest sie würde keine Probleme damit haben, den aufgeblasenen Fatzke in Schach zu halten. Allerdings wollte sie es nicht ganz so problemlos aussehen lassen, wie es war. Am Besten wäre es, ihn so zu besiegen, dass sie nicht weiter auffiel, und das hieß, es durfte nicht zu schnell passieren. Unwillkürlich fragte sie sich, ob Chika ähnlich schlecht war und für Sinty genauso leicht außer Gefecht zu setzen wäre, und sie warf einen Blick in die Richtung, in der die beiden jungen Frauen gerade kämpfen mussten. Das große Mädchen mit den kalten Augen ging das Ganze viel ruhiger an als ihr Partner, sie befand sich aller Ansicht nach gerade bei ihrem ersten Angriff, einem wohl gezielten Tritt gegen den Kopf der Kleineren, zu dem sie in diesem Augenblick ausholte. Genau zu dem Zeitpunkt verdrehte Sinty plötzlich die Augen und taumelte einen Schritt zurück. Ihre Lider flatterten und schlossen sich schließlich, während das hellhaarige Mädchen zu Boden sank und auf die Steinplatten prallte. Maya unterdrückte ein Stöhnen. Schon wieder ein Anfall! Obwohl sie den Zusammenbruch ihrer Gegnerin sehr wohl bemerkt haben musste, bremste Chika ihren Angriff in keiner Weise ab. Ein empörtes Raunen ging durch die Zuschauer und Trunks erhob sich mit kaltem Gesichtsausdruck und einem gefährlichen Funkeln in den saphirfarbenen Augen halb von seinem Sitz, ehe ihn Amy, nicht minder wütend, wieder energisch auf den Stuhl zurückdrückte. „Mach dich nicht lächerlich!" zischte sie ihm zu. „Du kannst dich da nicht einfach so einmischen und sie womöglich noch ohne Absicht ziemlich verletzen! Maya wird das regeln." Die Schwarzhaarige hatte Sintys Zusammenbruch erschrocken verfolgt, als ihr jedoch klar wurde, dass diese Tatsache Chika überhaupt nicht störte und erst recht nicht davon abhielt, die Wehrlose anzugreifen, merkte sie wie heißer Zorn in ihr aufstieg. Was fiel dieser rücksichtslosen Ziege eigentlich ein? Ihre Wangen nahmen einen roten Unterton an, und ihre Augen funkelten. Mit einer unwirschen Bewegung und ohne richtig hinsehen zu müssen ergriff sie Eizos Fuß - der gerade wieder einen Tritt anbringen wollte - und schleuderte den Jungen in die nächstbeste Ecke. Sie verschwendete keinen weiteren Blick an ihren vorübergehend außer Gefecht gesetzten Gegner und landete stattdessen mit einem geschmeidigen Satz direkt neben ihrer blonden Gegnerin. Unsanft stieß sie die junge Frau zur Seite, bevor der Tritt Sinty traf. Das alles war so schnell gegangen, dass Trunks verblüfft der Mund offen stehen blieb. Amy lehnte sich zufrieden grinsend zurück, und oben auf der Zuschauertribüne pfiff Goten anerkennend durch die Zähne. „Da steckt ja noch so einiges dahinter." Stellte er fest. „Das hätten wir sicher nicht zu sehen bekommen, wenn das mit Sinty nicht passiert wäre.“ murmelte Trunks nachdenklich und musterte die Schwarzhaarige aus schmalen Augen. Maya war gar nicht bewusst, dass sie durch ihre übermenschlich schnelle Reaktion gerade genug Aufmerksamkeit erregt hatte, um sogar einige der Lehrer dazu zu veranlassen, sich interessiert vorzubeugen. Besorgt kniete sie sich zu der Bewusstlosen hinunter und hob sie leicht nach oben, während sie das blasse Gesicht ihrer Kampfpartnerin musterte. Sobald sie die kühle Haut des Mädchens berührte, spürte sie ein Schaudern, als etwas wie ein eisiger Hauch der von der Ohnmächtigen auszugehen schien. Gleichzeitig hatte sie das Gefühl, als würde ein seltsamer Sog einen Teil aus ihrem Inneren hinaus reißen. Er verursachte ein flaues Gefühl in Mayas Magengegend und hinterließ einen schalen Geschmack im Mund. Mit einem Mal fühlte sie sich schwach und die Welt um sie herum schien ein wenig von ihrer Farbe eingebüßt zu haben. Gleichzeitig spürte sie, wie ihr zweites Ich extrem auf diese seltsamen Vorgänge reagierte, und wäre sie in diesem Moment in ihrer tierischen Form gewesen, hätten sich ihr sämtliche Fellhaare gesträubt und sie hätte gefaucht. Der Impuls, zurückzuspringen, und vor dieser unheimlichen Aura, die die Katze in ihr offensichtlich nur allzu deutlich spürte, zurückzuweichen, war kaum zu kontrollieren. *Aber … das ist doch unmöglich!* schoss es der jungen Frau unwillkürlich durch den Kopf. Denn plötzlich war ihr wieder eingefallen, in welchem Zusammenhang genau sie Sintys Symptome schon einmal gelesen hatte. *Es fühlt sich tatsächlich so an, als hätte mir etwas die Energie abgesaugt ... aber das würde ja bedeuten ...* Sie warf einen nachdenklichen Blick auf die weiße Züge der Bewusstlosen und ließ den Kopf der jungen Frau langsam sinken. Es war allzu offensichtlich, dass mit der Hellhaarigen irgendwas nicht stimmte. Und wenn sie Recht hatte, dann schwebte nicht nur das Mädchen in großer Gefahr. Maya beschloss, so schnell sie konnte nachzuforschen, ob es möglich war, einen Scanner zu bauen, mit dem man sämtliche Auren und Persönlichkeiten eines Menschen erfassen konnte. Sie brauchte einen Beweis für ihre Theorie, und dann würde sich zeigen, ob sie mit ihrem Verdacht, der im Moment nur auf ihren Katzeninstinkten beruhte, auch wirklich richtig lag. *Und ich habe das Buch für Humbug gehalten, obwohl mein zweites Ich gespürt hatte, dass mehr dran war …* Maya nahm sich vor, mit ihren Recherchen so bald wie möglich anzufangen – und das Buch, das bei all den anderen okkulten Dingen stand, die sie im Laufe der Jahre auf Drängen ihres zweiten Ichs angehäuft hatte, noch einmal genauer anzusehen. Bislang hatte sie das Interesse an Übersinnlichem als bloße weitere Marotte ihrer tierischen Form abgetan. Maya wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sie ein harter Schlag in den Nacken traf, der augenblicklich ihre Arme taub werden und sie erschreckt aufschreien ließ. Offensichtlich hatten sich ihre Gegner wieder erholt! Die Jüngere entglitt ihren gefühllosen Fingern und deren Kopf schlug unsanft auf dem hellen Steinboden auf. Glücklicherweise hatte sie Sinty nur noch wenige Zentimeter hochgehoben gehabt, sonst hätte sie jetzt vielleicht zusätzlich eine Gehirnerschütterung gehabt. Wenn sie die von ihrem ersten Sturz nicht sowieso schon hatte, doch glücklicherweise war sie da auf ihren eigenen Arm gefallen, den sie gerade abwehrend erhoben hatte. Wütend fuhr die Schwarzhaarige herum und konnte gerade noch einem weiteren Tritt Eizos ausweichen, allerdings hatte sie nicht damit gerechnet, dass Chika hinter sie treten und ihre Handgelenke packen würde. Gar so kräftig hatte sie ihre Gegnerin nicht eingeschätzt – es fühlte sich an, als hätte man ihr Stahlklammern angelegt! Maya biss sich auf die Lippe, als die andere ihre Arme ruckartig nach hinten bog und einen heißen Schmerzensstrahl durch ihren Rücken schickte. Sie war verdammt unvorsichtig gewesen, und jetzt musste sie doch mehr zeigen als sie gewollt hatte, vor allem als der kräftige Junge mit einem bösen Grinsen auf sie zutrat und seine Fäuste hob. Die hübsche Diebin warf einen kurzen abwägenden Blick auf Sintys reglose Gestalt, doch Chika hatte sie weit genug weggezerrt, als dass sie noch gefährdet gewesen wäre. „Tut mir leid, aber meiner Meinung nach haben so billige Schlägertypen wie ihr in einer Uni mit solchen Anforderungen nichts zu suchen. Es ist einfach nur erbärmlich, dass ihr zu solchen Mitteln greifen müsst, um zu gewinnen. Und deswegen werd ich euch jetzt aus dem Ring werfen." Schloss Maya mit kalter Stimme, in der immer noch unterdrückte Wut mitschwang. Ohne noch weiter zu Zögern spannte sie ihre Armmuskeln an und schleuderte Chika geübt in einem fließenden Ablauf über ihre Schulter. Wie erwartet lockerte die Blonde überrumpelt ihren Griff und landete direkt auf Eizo, der mit einem überraschten Keuchen unter dem Gewicht seiner Partnerin zu Boden ging. Die beiden rappelten sich rasch wieder auf und betrachteten die schlanke Frau vor ihnen mit neu erwachtem Respekt. Ihr Sieg würde wohl doch nicht so leicht werden wie sie sich das ausgemalt hatten! -*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-* TBC. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)