Ihr Geheimnis von JonahThera ================================================================================ Kapitel 7: Kapitel 6 - 35 ------------------------- so, da ich mit meinen Kapis auf navycis.de schon ziemlich weiter bin lade ich heute einfach mal alles, was ich bisher habe hoch ich hoffe es gefällt euch könnt es ja trotzdem stückchenweise lesen LG JT Kapitel 6: Als Jen die Augen öffnete, musste sie sich erst einmal irritiert umsehen. Sie schien wohl eingeschlafen zu sein, zumindest fühlte sie sich so. Langsam richtete sie sich auf. Sie saß am Schreibtisch und hatte mit den Armen auf dem Tisch gelegen. Ihr Rücken schmerzte von der eigenartigen Sitzposition, doch nachdem sie sich gestreckt hatte, ging es ihr schon besser. Sie lehnte sich zurück und ließ den Blick durch ihr Büro schweifen. Dieser Schlaf war vollkommen traumlos gewesen und somit recht erholend. Mit einem Lächeln entdeckte sie auf der Couch Lindsay und Kenny. Der kleine Junge lag halb auf seiner großen Schwester und Beide schienen fest zu schlafen. Es war mit Sicherheit nicht leicht für sie gewesen. Erst vor wenigen Tagen waren ihre Pflegeeltern bei einem furchtbaren Unfall gestorben. Es würde lange dauern, bis Beide wieder Vertrauen zum Leben gefasst haben werden. Jen würde ihnen so gut es ging helfen, denn auch ihr Leben veränderte sich mit den Kindern. Sie würden sich gegenseitig helfen und vielleicht eine glückliche, kleine Familie werden können. Zumindest wünschte sich das die Direktorin. Doch konnten sie eine Familie sein, wenn die Kinder keinen Vater hatten? Sicher, es gab viele Alleinerziehende, doch würde ausgerechnet sie den Kindern genug Liebe und Sicherheit geben können? Sie wusste es nicht und das war nicht ihr einziges Problem. Sie konnte sicher für eine Weile geheim halten, dass Lin ihre leibliche Tochter war. Doch irgendwann würde er es erfahren und sich alles zusammen reimen können. Er würde sicher sauer sein, Lins Vater. Doch wie hätte sie es ihm sagen sollen, als sie sich wieder gesehen haben. Immerhin hatte sie es ihm jahrelang nichts gesagt. Sie steckte wohl in der schlimmsten Zwickmühle, die eine Frau sich vorstellen könnte. Vielleicht sollte sie jetzt, wo sie hoffentlich von den Alpträumen verschont wurde, einfach ihrem herz folgen und sich wieder auf ihn einlassen. Doch dann müsste sie ihm auch die Wahrheit sagen, damit er sich nicht ausgenutzt fühlte. Aber da stellte sich immer noch die Frage, ob er nach der langen Zeit überhaupt noch etwas für sie empfand. Wollte er sie überhaupt noch zurück? Jen seufzte und ein liebevolles Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als Kenny sich drehte und Lindsay noch mehr unter sich begrub. Das Mädchen murrte kurz, legte dann aber im Schlaf die Arme um ihren Bruder und Beide schliefen friedlich weiter. Erst einmal musste die Direktorin dafür sorgen, dass diese zwei Engel über den Tod der Eltern hinweg kamen. Danach konnte sie immer noch überlegen, ob sie sich ihrer großen Liebe wieder öffnete. Kapitel 7: Seitdem Jenny mit den Kindern in ihrem Büro verschwunden war, waren inzwischen mehrere Stunden vergangen. Die Uhr schlug kurz vor acht und Gibbs hatte sein Team nach Hause geschickt. Er selbst saß nachdenklich an seinem Schreibtisch und starrte Gedanken verloren auf den Bildschirm seines PCs. Ab und zu betätigte er die Maus. Die Bilder, die er sich anschaute, veränderten sich, doch immer zeigten sie ähnliche Motive. Manchmal war er selbst darauf zu sehen. Doch immer war sie zu erkennen. Ihre langen roten Haare, mal zu einem Zopf gebunden, mal offen um ihr hübsches Gesicht geschmiegt, wehten zum einen im Wind oder hingen schwer über ihre schmalen Schultern. Ihre grünen Augen musterten ihn, egal ob er mit zu sehen war oder der Fotograf war. Auf fast allen Bildern schenkte sie ihm ihr hinreißendes Lächeln. Manchmal zog sie auch einen frechen Schmollmund oder sah ihn einfach nur überrascht an. Diese Frau, er vergötterte sie damals, war nun nur ein Stockwerk höher und doch so unerreichbar für ihn, trotz der Gefühle, die er noch immer für sie hegte. Ein zartes Lächeln glitt über ihre Lippen, als er das nächste Foto öffnete. Jenny hingen die roten Haare wirr im Gesicht und ihre grünen Augen schauten ihn verschlafen an. Sie hatte ein Nachmittagsnickerchen gehalten, da sie die Nacht zuvor eine Beschattung durchgeführt hatten, als er ins Zimmer gekommen war. Ohne lange nachzudenken, griff er nach der Kamera und drehte sich zu ihr, um seine schlafende Schönheit zu verewigen. Doch sie schien ihn gehört zu haben und sah ihn genau in dem Moment, als er den Auslöser betätigte, müde an. Hinterher hatte sie mächtig gezetert, doch ein sanfter Kuss beruhigte die Frau mit dem Feuer im Herzen recht schnell. Kurz später verschwanden beide Agents in dem großen Hotelbett. Gibbs vermisste es, sie so ungezwungen berühren zu dürfen. Und wieder kamen Zweifel in ihm auf, warum sie sich von ihm getrennt hatte. Zwei Monate teilte er wieder mit ihr das Bett und die unendliche Liebe zu einander, doch dann von einem Tag zum anderen….. Nun schien sie sich um zwei Kinder kümmern zu müssen und er musste zugeben, dass er verdammt wenig über sie wusste. Er hatte keine Ahnung, ob dies ihre Kinder waren oder nur die von Bekannten oder Freunden. Genauso wenig konnte er sich vorstellen, warum sie jetzt wohl die Kids bei sich hatte. Er hatte bereits von Abby recherchieren lassen, ob irgendwas bekannt war, was er noch nicht über sie wusste. Da Jen aber die Direktorin des NCIS war, kam er als einfacher Agent nicht an ihre Akte ran. Nur Agents mit einem bestimmten Zugangscode hatten Zugriff auf diese Akte, in der wohl alle Geheimnisse der Rothaarigen aufgereiht waren. Geheimnisse, die ihn extrem interessierten. Er wollte alles über sie wissen und trotzdem kannte er sie nicht. Er seufzte leise und wand den Kopf zur Treppe. Sein Blick blieb an der Tür hängen. Sollte er zu ihr gehen? Sollte er sich erkundigen, wie es ihr ging? Sollte er seine Neugierde befriedigen und sie fragen, wer die Kinder waren? Oder würde sie es ihm bald erzählen? Ihm vielleicht sagen, was sie mit den Kindern verband und was mit diesen Engelchen geschehen war, dass sie so verletzt waren? Er fuhr seinen PC runter, löschte das Licht und stand auf. Stumm griff er nach seiner Jacke und machte sich langsam auf den Weg zur Treppe, die er fast im Zeitlupentempo erklomm. Kapitel 8 Abby sprang mit einem breiten Grinsen im Gesicht auf dem Bett rum, während Tim in der Tür zum Bad stand, sich die Zähne putzte und ihrem Erzählen zu hörte. Irgendwie tat ihm sein Bett leid. Nicht, dass Abby sehr schwer war, aber wenn er ihr Gewicht mal den Schwung nahm und was noch alles in die Berechnung einbezogen werden musste, tat es ihm doch sehr leid. Mit einem schiefen Lächeln lauschte er ihr weiter, als er im Bad verschwand, um sich den Mund auszuspülen. „Mich interessiert brennend, wer diese Kiddies sind. Selbst Gibbs scheint neugierig zu sein. Leider habe ich so gar nichts herausbekommen.“, flötete sie und saß verführerisch zwischen den großen Federbettdecken. Tim nickte nur und gesellte sich langsam zu ihr. Er wusste, dass es nicht schlau war, was sie hier taten. Doch er glaubte eh, dass der Boss bereits wusste, dass Abby und er eine Beziehung führten, auch wenn diese recht offen war, zumindest noch. Er griff nach ihrer Hand und ließ sich zurückfallen, um sie im nächsten Moment eng an sich zu ziehen. Liebevoll strich er über ihre Augenbrauen und die Nase, bevor sich seine Lippen auf ihre legten. „AAAAHHHH!!!“ Gibbs’ Kopf ruckte in Richtung Tür zum Büro der Direktorin. Nach Sekunden der Überraschung rannte er die letzten Stufen hoch und zu besagten Tür. Was war das nur gewesen. Der Schrei beinhaltete so viel Angst und Panik, dass es ihm kalt über den Rücken gelaufen war. Er riss die Tür auf und stand im nächsten Moment im Büro seiner Chefin. Jenny saß auf der Couch am Ende des Raumes. Das keine blonde Mädchen war an sie geklammert und weinte fürchterlich. Der Junge lag halb auf ihrem Schoß und schluchzte auch leise, schien aber eigentlich nicht so recht zu wissen, warum, da er seine Schwester ängstlich und zugleich unwissend ansah. Gibbs blieb stehen und betrachtete das Bild stumm. Beruhigend strich Jen der Kleinen über den Rücken und sprach beruhigend auf sie ein. „Sie sind tot.“, schluchzte Lin und vergrub ihren Kopf in Jennys Pullover. Die Augen der Direktorin zeigten, dass sie den Schmerz ihrer Tochter gut verstand und sie ihr unendlich Leid tat. Kenny schniefte leise und strich seiner großen Schwester mit seiner kleinen Hand leicht über den Arm. Langsam ging Gibbs näher an die Drei heran. Es musste furchtbar sein, was diese Kinder erlebt hatten. Jenny hatte ihn in inzwischen bemerkt und sah ihn erschöpft und Hilfe suchend an. Sie schien ein wenig überfordert zu sein und sah durch ihre sowieso momentan schlechte Verfassung eher krank aus. Ein Lächeln auf die Lippen setzend ging der alternde Agent in die Hocke und strich dem Jungen kurz über den Kopf. „Hallo, kleiner Mann. Ich bin Jethro und wie heißt du?“, versuchte er ein Gespräch mit dem Kleinen zu beginnen. Dieser sah ihn skeptisch an, drehte den Kopf zu Jenny, die schwach lächelnd nickte, und schaute wieder zu Jethro. „Kenny.“, meinte der Junge tonlos und leise. Gibbs nickte und nahm vorsichtig den Arm des Jungen, der in Gips lag, hoch und betrachtete ihn. „Hast du Durst?“, fragte er möglichst beiläufig, während Lin noch immer weinte und sich gar nicht um den fremden Mann kümmerte. Kenny hingegen nickte schwach. „Wollen wir Kakao oder Milch holen?“ Nun sah Gibbs ihn wieder direkt an. Jenny beobachtete die Zwei aus dem Augenwinkel, während sie weiter beruhigende Worte murmelte. Gibbs konnte schon immer gut mir Kindern umgehen. Seit einer Weile wusste sie ja auch, dass es daher kam, dass er bereits einmal eine Tochter gehabt hatte. Er war einfach großartig. Ungewollt zog sich ihr Herz zusammen und sie drückte Lin ein wenig mehr an sich. Wie konnte sie es ihm nur verheimlichen? Kenny nickte abermals und Gibbs hob den kleinen Mann vorsichtig und liebevoll lächelnd auf den Arm. Stumm sah Jenny ihnen hinterher, wie sie das Büro verließen, bevor sie sich wieder ihrer Tochter zuwandte und ihr die Tränen wieder einmal von den Wangen wischte. Kapitel 9 Gibbs setzte den Jungen vor dem Automaten auf seine eigenen Füße und ließ die Münzen in den Schlitz fallen, bevor er auf den Knopf für Kakao drückte. Es dauerte einige Sekunden, ehe er den Becher nahm und auf die Oberfläche der Flüssigkeit pustete. Kenny sah ihn mit großen braunen Augen dabei zu und schien sich zu überlegen, was dieser Mann mit Jenny zu tun hatte, dass er mit ihm mitgehen durfte. Die zwei Erwachsenen schienen sich gut zu kennen, denn der kleine Junge hatte gemerkt, wie sich Jenny beim Auftauchen des Grauhaarigen entspannt hatte. Seine neue Mum, so hoffte er zumindest, vertraute dem Fremden. Kenny wollte bei Jenny bleiben, bei ihr und Lindsay. Außer ihr hatte er doch nur seine Eltern gehabt, denen er vertraute. Obwohl er noch so klein war, wusste er genau, dass er kein normales Kind war. Seine richtigen Eltern waren tot, so wie jetzt auch Charles und Claire, seine Pflegeeltern. Er würde sie nie wieder sehen können, außer vielleicht auf Fotos. Doch die waren nur ein Abbild der Wirklichkeit. Er hoffte so inständig, dass er nicht von Jenny und Lin getrennt wurde, denn sie waren seine Familie. Der Junge schreckte aus seinen Gedanken, als Jethro ihm den Becher hinhielt, wobei er ihn darauf hinwies, dass der Kakao noch heiß war. Kenny nahm den Becher vorsichtig und pustete, so wie Lin es ihm beigebracht hatte. Gibbs zog sich noch einen Kaffee und betrachtete den Jungen lächelnd. Langsam gingen sie zurück zum Fahrstuhl und Gibbs ließ ihn ins Großraumbüro fahren. Er wollte sich etwas mit Kenny unterhalten, damit Jenny das Mädchen beruhigen konnte. Vielleicht fand er so heraus, wer die Kids waren und was ihnen geschehen war. Zögernd folgte Kenny Jethro, als dieser den Weg zu seinem Schreibtisch einschlug und sich auf seinen Stuhl sinken ließ. Lächelnd bedeutete er dem Dreijährigen zu ihm zu kommen. Unsicher trat er an den Agent heran, ließ sich aber bereitwillig auf den Schoß nehmen. „Wie alt bist du?“, erkundigte sich Gibbs und nippte an seinen Kaffee. Kenny tat es ihm gleich und überlegte einen Moment. Jenny vertraute ihm, konnte er dem Mann von sich erzählen? Er entschied, dass es wohl nicht schlimm wäre. Wahrscheinlich würde Jenny es ihm sowieso irgendwann erzählen. „Drei Jahre.“, sagte Kenneth mit fester Stimme. Gibbs nickte stumm. „Und deine Schwester? Wie heißt sie doch gleich?“ Gibbs sprach ruhig und mit einem Lächeln. Er wollte den Jungen nicht beunruhigen oder verängstigen. Einfach nur ein bisschen, etwas über diese Kinder herausfinden. „Lindsay ist sieben.“, antwortete der Kleine knapp und trank wieder einen kleinen Schluck des süßen Getränks. „Sieben, dann geht sie bestimmt schon in die Schule. Hat sie dir schon mal was vorgelesen oder dir gezeigt, wie man deinen Namen schreibt?“ „Mummy Claire hat jeden Tag mit ihr Lesen geübt und auch Schreiben. Aber sie kennt noch nicht alle Buchstaben. Mummy Claire meinte, sie lernt schnell. Rechnen kann sie auch schon gut.“ Langsam schien der Junge aufzutauen und dem älteren Agent sein Vertrauen zu schenken. Gibbs fand es beeindruckend, dass dieser Junge von einem zum anderen Moment so gelöst schien. Er entschied sich, ihn nicht zu fragen, was mit ihm geschehen war. Er fand es toll, dass Kenny ihn zu mögen schien. Während er erzählte, fuchtelte er aufgeregt mit den Armen, auch wenn der eine in Gips war. Gibbs nahm ihn lachend den Becher ab und stellte ihn auf den Tisch, wobei Kenny immer mehr zum Wasserfall von Wörtern wurde. Kapitel 10 Langsam beruhigte sich Lindsay wieder. Jenny tat ihre Tochter so leid und trotzdem konnte sie nichts für sie tun, außer bei ihr zu sein und ihr zu zeigen, dass sie sie liebte. Dadurch, dass Jethro sich momentan um Kenny kümmerte, hatte sie auch gute Chancen ihrer Tochter dies alles zu beweisen. Zärtlich hielt sie das blonde Mädchen im Arm und streichelte sanft über deren Rücken. Sie erinnerte sich gut daran, wie sie bemerkt hatte, dass sie schwanger war. Es war einfach nur ein Schock gewesen. Nie hätte sie erwartet, dass sie durch die Affäre mit ihrem Vorgesetzten ein Kind erwarten würde. Doch nach dem sie tagelang Beschwerden gehabt hatte, die nun wirklich nicht verleumden konnten, dass etwas nicht mir ihr stimmte, war sie bei ihrem Hausarzt gewesen. Auf die Idee, dass hinter den Schwindelanfällen und der Übelkeit eine Schwangerschaft steckte, war ihr selbst nicht gekommen. Erst als der Arzt sie mit einem feinen Lächeln auf diese Möglichkeit hinwies, fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Sie bekam eine Überweisung zum Frauenarzt, der ihr bestätigte, dass sie in freudiger Erwartung war, wie er es formulierte. Für sie selbst brach erstmal eine Welt zusammen. Sie konnte sich nicht vorstellen Mutter zu sein. Vor allem passte es überhaupt nicht in ihre Lebensplanung. Sie wollte Karriere machen und wirklich gut verdienen, damit sie sich einen schönen Lebensabend machen konnte. Kinder gehörten bisher nicht zu ihrer Planung, geschweige denn ein passender Ehemann. Dieser war allerdings erst kurz zuvor raus gefallen. Ihre letzte Beziehung, der Mann war wohl auch der Vater des Ungeborenen, war leider nicht sehr glimpflich ausgegangen. Aber wie konnte man auch so blöd sein, sich in seinen Vorgesetzten zu verlieben und mit ihm eine Affäre zu beginnen. Eigentlich hätte sie ahnen müssen, dass es sich so rächt. Wenn sie allerdings an diesen Mann dachte, wurde es ihr noch immer warm ums Herz und sie wusste, dass sie sein Kind niemals abtreiben könnte. Viele Frauen erzählten, dass die Schwangerschaft zu den schönsten Zeiten ihres Lebens gehörte, doch für Jen war es im Grunde die Schlimmste. Sicher, es gab sehr schöne Momente, wo sie unendlich glücklich über das heranwachsende neue Leben in ihr war. Leider gehörten sie eher zur Seltenheit. Abgesehen von den allgemeinen Problemen bei einer Schwangerschaft kamen auch noch private und berufliche hinzu. Ihre Mutter, die einzige Unterstützung, starb an einem plötzlichen Herzinfarkt und ihr Arbeitsgeber verbannte sie völlig an den Schreibtisch. Es lief nichts so, wie sie es sich vorgestellte, nachdem sie sich für das Kind entschieden hatte. Manchmal ertappte sie sich wirklich dabei, wie sie sich wünschte, dass Kind abgetrieben zu haben. Erst im Krankenhaus bot sich ihr die Möglichkeit, ihr Leben wieder in die normalen Bahnen zu lenken. Lindsay war vor wenigen Stunden geboren worden, als eine Frau auf Jens Zimmer gebracht wurde. Sie weinte schrecklich und die Ärzte gaben ihr ein Beruhigungsmittel. Es verging eine halbe Stunde, ehe Jen sich traute sie anzusprechen. Die Brünette hatte eine Todgeburt erlitten und die Ärzte hatten ihr mitgeteilt, dass sie keine Kinder mehr bekommen würde. Ihr Mann war auf einer Geschäftsreise und nicht zu erreichen. Sie fühlte sich furchtbar einsam und Jen konnte sie sehr gut verstehen, denn ihr ging es die ganze Schwangerschaft über so. Sie freundeten sich an und Jen erlaubte der Frau, Lindsay öfters auch auf den Arm zu nehmen. Nach ein paar Tagen kam auch endlich der Ehemann. Er war zutiefst bestürzt und versuchte seine Frau zu beruhigen, versprach ihr, dass sie ein Kind adoptieren würden. In diesem Moment wusste Jenny, dass dies ihre Chance war, ihr Kind in gute Hände zu geben, wo sie sie regelmäßig sehen und trotzdem ihre Karriere voran bringen konnte. Sie machte dem Ehepaar das Angebot, Lindsay großziehen zu können, unter der Bedingung, sie sehen zu dürfen, wann sie wollte. Und so kam Lindsay als Pflegekind zu Charles und Claire Brown. Das Mädchen verstand recht schell, dass Claire und Charles nicht ihre richtigen Eltern waren, Jenny aber ihre Mutter. Kurz bevor sie zur Schule kam, erklärten ihr die Erwachsenen auch die genauen Umstände für diese Situation und sie schien es verstanden zu haben. Nun hielt Jenny ihr kleines Mädchen im Arm. Von nun an würde Lin bei ihr leben und sie freute sich darauf. Beruflich hatte sie ihr Ziel wohl erreicht. Nun konnte sie sich um ihr Privatleben kümmern, dass eigentlich nur in winzigen Ansätzen bestand. Verheult schaute Lin zu ihrer Mutter auf und Jen schenkte ihr ein liebevolles Lächeln. Sanft drückte sie ihr einen Kuss auf die Stirn und wischte die Tränen von ihren Wangen. Kapitel 11 „Geht es wieder?“, fragte Jenny leise und Lin nickte. Sie legte ihren Kopf wieder an die Brust ihrer Mutter und schniefte leise. Sie genoss ihre Nähe unheimlich. Nichts, dass sie Claire nicht auch liebte, aber nichts war besser, als im Arm ihrer biologischen Mutter zu liegen und sich sanft kraueln zu lassen. Ach wenn der Weg nicht der Beste war, so verspürte unglaubliches Glück, jetzt bei ihr leben zu können. Bei der Frau, die ihre Mutter war, die sie über alles liebte. Die Frau, die in letzter Zeit fast krank wurde, wenn sie sich zu lange nicht sahen. Auch dieses Mal schien es wieder nah an einem Zusammenbruch gewesen zu sein. Zumindest war die Rothaarige recht blass gewesen, als der Mann vom Jugendamt sie und Kenneth zu ihr gebracht hatte. Lindsay konnte es inzwischen deuten, wenn es ihrer Mum nicht gut ging, wenn sie sich unwohl fühlte oder besonders gut. So war auch ihr es nicht entgangen, dass ihre Anspannung in gewisser Weise nachgelassen hatte, als dieser Jethro das Büro betrat und sich so fürsorglich um Kenny kümmerte. Wenn sie ehrlich war, wollte sie sogar meinen, so etwas wie Schwingungen aufgefangen zu haben. Schwingungen, die Jen auch Lindsay entgegenbrachte, eine Art von Liebe. Langsam löste sich das Mädchen wieder von Jenny und setzte ein Lächeln auf. „Lass uns zu Kenny gehen. Ich glaube, wir sollten ins Bett.“, grinste sie ihre Mutter an, die erleichtert nickte. Sie erhoben sich und Jen löschte das Licht auf ihren Schreibtisch. Zusammen verließen sie das Büro der Direktorin und gingen zur Galerie. Mit einem zarten Lächeln auf den Lippen entdeckte Jenny ihren besten Agent und ihren demnächst Sohn am Schreibtisch des Mannes sitzen und plaudern. Lindsay registrierte die Freude ihrer Mutter bei dem Anblick und wieder empfing sie diese Schwingungen. Jenny nickte ihr zu und gemeinsam gingen sie die Treppe hinab. Kenny sprang sofort von Jethros Schoß und rannte zu ihnen, als er die Zwei bemerkte. Lachend nahm Jenny ihn auf den Arm und drückte einen sanften Kuss auf seine Stirn. Auch Jethro erhob sich und trat ein Stück näher heran. Sie sah mit diesen zwei Kiddies großartig aus und machte sie irgendwie noch attraktiver als sonst schon. „Danke für die Hilfe. Aber jetzt müssen meine Mäuse ins Bett. Sagt auf Wiedersehen.“, lächelte Jen dem Grauhaarigen zu. Lin reichte ihm die Hand und Kenny strahlte ihn fröhlich an. „Na dann schlaft gut. Wir sehen uns sicher bald wieder.“, meinte er mit liebevoller Stimme, bevor er Jenny ein anscheinend scheues Lächeln zuwarf und zu seinen Schreibtisch zurückkehrte. Ungewollt legte sich ein Rotschimmer auf ihre Wangen, weswegen sie ohne ein weiteres Wort zum Fahrstuhl ging und mit den Kindern darin verschwand. Kapitel 12 Gibbs saß an seinem Schreibtisch und versuchte etwas über die Familie eines toten Marines herauszufinden, den man gestern aufgefunden hatte. Inzwischen waren fast vier Wochen vergangen, seitdem Jenny die beiden Kinder bei sich aufgenommen hatte. Soweit er wusste, war ihr Adoptionsantrag für die Zwei durch und das Sorgerecht lag vollständig bei der Direktorin. Von Lin hatte er erfahren, dass sie und Kenny seit ihrer Geburt bei Pflegeeltern aufgewachsen waren, die nun vor einiger Zeit bei einem Unfall verstarben. Jenny schien gut mit den Leuten befreundet zu sein, weshalb Lindsay nach dem Unfall bei den Leuten vom Jugendamt darauf bestanden hatte, nur zu ihr zu wollen. Er musste lachen, wenn er daran dachte. Dieses Mädchen schien eine ausgewiesene Plappertasche zu sein und ihm fiel es schwer, sich vorzustellen, dass sie tagelang verweigert hatte, zu sprechen. Aber auch bei dem kleinen Jungen schien es unmöglich zu sein, dass er es lange aushalten konnte, zu schweigen. Am Wochenende, wenn keine Schule und kein Kindergarten waren, brachte Jenny die Beiden mit auf Arbeit. Wobei sie geplant hatte, in das Haus der Browns zu ziehen, blieb sie in ihrem eigenen Haus, da die Kids nicht zurück wollten. Das Trauma schien noch immer zu stark zu sein, was er gut verstehen konnte. So hatte Jenny alle wichtigen Dinge in ihr Haus geholt und zwei Zimmer für jeden von Beiden eingerichtet. Langsam hob Gibbs den Kopf, als ein Pling ertönte und Tony mit Ziva aus dem Fahrstuhl kam. Sofort spürte der Teamleiter, dass zwischen seinen Leuten etwas vorgefallen sein musste, denn es herrschte plötzlich eine fast beängstigende Eiseskälte im Raum, die eindeutig von ihnen ausging. Ziva schmiss ihre Tasche in eine Ecke und verschwand im nächsten Moment über die Treppe zu Jenny ins Büro. Tony ließ sich mit einem Schnauben in seinen Stuhl fallen und sah Sekunden lang missmutig auf den schwarzen Bildschirm, ehe er ihn und den Rechner einschaltete. Der Grauhaarige erhob sich und trat an den Schreibtisch seines dienstältesten Agents und bohrte seinen Blick in den jungen Mann. Dieser hob den Kopf und erwiderte den Blick seines Vorgesetzten ungerührt. „Was ist los?“ Gibbs’ Stimme war leise und eindringlich, während er seinen besten Verhörblick aufsetzte. Tony senkte den Blick wieder und murmelte irgendetwas, was ihm eine Kopfnuss einbrachte. „Ziva ist gefahren wie immer. Plötzlich hält sie mitten auf der Straße an, macht die Tür auf und übergibt sich. Zuerst habe ich einen Schreck bekommen und gefragt, was los sei, doch sie hat total gereizt reagiert. Dann meinte ich als Scherz, ob sie schwanger sei, woraufhin ich einen Blick bekommen habe, der mich umgebracht hätte. Danach ist sie so riskant gefahren, dass wir fast nicht angekommen wären. Im Fahrstuhl wollte ich mich entschuldigen, da hat sie mir einen Schlag an den Hals verpasst.“, erzählte Tony brummend und vermied es seinen Boss direkt anzuschauen. Gibbs richtete sich auf und wand seinen Blick zum oberen Stockwerk. Die junge Israelin war schon seit einigen Tagen leicht reizbar und sie schien sich in sich zurückzuziehen, umso mehr man versuchte herauszufinden, was sie belastete. Auch wenn er es nicht zugeben mochte, so machte der Exmarine sich doch ziemliche Sorgen um sein Teammitglied. Ziva war kein Mensch, der seine Gefühle zeigte, doch trotzdem hatte sie welche. Er hoffte nur, dass sie sich zumindest Jenny anvertraute. Immerhin kannten die zwei Frauen sich am längsten und die Rothaarige kannte sicher auch manche Geheimnisse, die niemand vom Team ahnen würde. Jenny legte gerade den Hörer bei Seite, als die Tür zu ihrem Büro sich öffnete und Ziva eintrat. Die Direktorin lächelte erfreut. Es passierte leider nicht oft, dass ihre Freundin sie hier oben besuchte und wenn, gab es irgendein Problem. So wie auch dieses Mal, wenn sie sich Zivas ernste Mine genauer betrachtete. Die Israelin trat näher an den Schreibtisch und atmete tief ein. „Ich habe riesige Probleme, Jenny.“, verkündigte sie und Jenny hob fragend die Augenbrauen. Kapitel 13 Ziva David war keine Frau, die normal nicht allein mit ihren Problemen fertig wurde. Im Gegensatz versuchte sie eher, sie alleine zu lösen. Sie mochte es nicht, sich anderen Menschen anzuvertrauen, denn so war nun einmal ihre Ausbildung. Gefühle, Probleme, Privatangelegenheiten hatten andere Menschen nicht zu interessieren. Doch dieses Mal wusste sie einfach keinen Ausweg, als sich jemanden anzuvertrauen, jemanden den sie schon lange kannte und der irgendwann durch Zufall ihr persönliches Geheimnis herausgefunden hatte. Ein Geheimnis, das noch nicht mal ihr eigener Vater wusste. Zumindest bis vor kurzem. Jetzt, wo er es herausgefunden hatte, hatte sie nun dieses Problem. Die ganze Zeit, seit sie am Abend zuvor den Anruf bekommen hatte, grübelte sie über mögliche Auswege. Doch leider blieb dies nicht die einzige Schwierigkeit, in der sie steckte. Irgendwie mochte das Schicksal sie momentan einfach nicht. Und ausgerecht Tony musste es ausbaden, dass sie dementsprechend schlecht gelaunt war, wobei er ja irgendwie schon selbst Schuld daran hatte. Sie hatte nicht vorgehabt, ihn diesen Schlag zu verpassen, aber ihr Temperament und sein Verhalten waren zu sehr aneinander geraten, so dass sie sich schlussendlich nicht beherrschen konnte und ihm die Luft zum Reden nahm. Ohne ihn oder auch Gibbs eines weiteren Blickes zu würdigen, war sie an ihnen vorbei, die Treppe hoch und im Büro ihrer besten Freundin verschwunden. Denn nur sie konnte ihr, wenn überhaupt, aus ihrer Misere helfen, denn sie zog die Fäden im Staate NCIS. „Ich habe riesige Probleme, Jenny.“, verkündete sie und Jenny hob fragend die Augenbrauen. Sie konnte die Skepsis und gleichzeitig diese gewisse Neugier in den grünen Augen der Direktorin sehen. Nun packte die Israelin doch Unschlüssigkeit. Sollte sie sich ihr wirklich anvertrauen? Jenny war die Einzige, die wusste, um was es ihr ging, sollte sie das Problem nicht lösen können. Die Rothaarige merkte das Zögern und sie wusste, dass es selten war, wenn Ziva sich bei Problemen an Freunde wandte. Das letzte Mal war es Gibbs gewesen. Doch nun stand sie vor ihr, knetete ihre Finger und sah unschlüssig vor sich her. Langsam stand Jen auf und ging um ihren Tisch herum. Mit leichten aber bestimmten Druck lenkte sie Ziva zur Couch und die zwei Frauen setzten sich. Es dauerte eine ganze Weile, in der Beide schwiegen, ehe die Brünette tief einatmete und sich Jen zuwand. „Meine Tante will Jesoha loswerden, weil Vater von ihm erfahren hat. Ich weiß nicht, wohin mit dem Jungen. Außerdem bin ich schwanger.“, gestand sie und die Panik in ihrem Blick beunruhigte Jenny zutiefst. Wie gesagt, wand sich Ziva nicht oft an jemanden, wenn sie Probleme hatte, doch dieses Mal schien sie regelrecht Angst zu haben. Jenny verstand das durchaus. Sie selbst versorgte zwei Kinder, die sie über alles liebte und auch wenn Jesoha bisher bei seiner Großtante aufgewachsen war, war er doch Zivas Sohn. Zivas achtjähriges Kind, dessen Vater lange vor seiner Geburt durch eine Autobombe in die Luft gegangen war. Obwohl die Zwei rechtmäßig verheiratet gewesen waren, hielt Ziva die Schwangerschaft geheim. Nur ihre Tante erfuhr es und nahm Jesoha nach der Geburt bei sich auf. Irgendwann, es war eher purer Zufall, lernte Jenny diese Tante und Jesoha kennen. Sie wusste nicht warum, aber die damalige Agentin wusste sofort, als sie Ziva mit ihm hatte reden sehen, dass es ihr Sohn war. Aber das Problem war durchaus lösbar. Eine Möglichkeit den Jungen unterzubringen, ließe sich mit Sicherheit finden, vielleicht nahm sie ihn selbst auf. Das Haus war groß genug und auf ein Kind mehr oder weniger kam es eigentlich nicht an. Doch was die Schwangerschaft anging, war sie doch etwas überrumpelt. Kapitel 14 „Von wem?“, war die einzige Frage, die ihr auf Anhieb einfiel. „One-Night-Stand. Ich war unvorsichtig.“, schüttelte Ziva abwehrend den Kopf, sah Jen dann aber hilflos an. Tränen stauten sich in ihren Augen, doch die Israelin wollte nicht weinen, das sah ihre Freundin ihr an. Schnell senkte sie den Blick wieder und starrte auf ihre Finger, die einander so fest kneteten, dass man an Folter denken konnte. Davon fast nervös werden, legte Jen ihre Hände auf Zivas und unterband so das Malträtieren. Ihre Freundin steckte wirklich in einem schönen Schlamassel, doch sie war froh, dass sie sich jemanden anvertraut hatte. Bevor sie allerdings irgendwelche Lösungen finden konnte, musste sie noch einige Fragen stellen. Sie hoffte, dass Ziva sie ihr beantworten würde, da die junge Frau anscheinend mit den Gedanken schon wieder zu sehr beschäftigt schien. Vorsichtig strich Jen der Israelin über die Wange und schenkte ihr ein Lächeln, als diese ihr Aufmerksamkeit schenkte. „Willst du das Kind?“, stellte sie gerade heraus die Frage, die ihr am wichtigsten erschien. Zivas Augen weiteten sich. Anscheinend hatte sie noch gar nicht darüber nachgedacht, denn wieder senkte sich ihr Blick und Jen konnte regelrecht sehen, wie es im Hirn der ausgebildeten Mossadagentin arbeitete. Ziva hatte tatsächlich noch keinen Gedanken an diese Frage verschwendet. Bisher schien ihr das Problem mit Jesoha viel vorrangiger. Doch Jen hatte Recht. Wollte sie das Baby überhaupt bekommen? Ihre Hand wanderte zu ihrem Bauch. Sanft strich sie darüber und starrte wie hypnotisiert auf einen imaginären Punkt auf dem Tisch vor sich. Sie hatte bereits einen Sohn, den sie nur sporadisch gesehen hatte. Sie traute sich eigentlich nicht zu, eine gute Mutter zu sein. Immerhin schien sie ja bereits bei Jesoha versagt zu haben. Aber redete sie sich das vielleicht nur ein, weil sie Angst davor hatte, ihn zu sehr an sich ran zu lassen und somit verletzlich zu werden? Und nun sollte sie ein zweites Kind bekommen? Ein Kind, das sie nicht zu ihrer Tante bringen konnte, sie würde es selbst aufziehen müssen. War sie dazu fähig? Fähig genug, diesen zwei Kindern eine gute Mutter zu sein? Langsam hob sie den Kopf. Sie ließ den Blick durch das Büro der Direktorin schweifen, bis ihr Blick an einem Bilderrahmen hängen blieb, der auf dem Schreibtisch ihrer Freundin stand. Ziva wusste, dass dort ein Bild von Jen und ihren Adoptivkindern drin war. Jen schaffte es sich um im Grunde fremde Kinder zu kümmern, also warum sollte sie es nicht schaffen, sich um ihre eigenen zu sorgen. Um Jesoha, den sie zwangsläufig zu sich nehmen musste, wenn sie nicht wollte, dass ihr Vater den Jungen sonst wohin bringt, wo sie ihn vermutlich nie wieder sah, und um das noch Ungeborene. Doch auch wenn sie ihren Freunden hier vertraute, sie wollte nicht, dass jemand erfährt, dass sie Kinder hatte. „Ja. Ich will das Baby. Aber es soll niemand erfahren. Vor allem nicht Gibbs und die anderen.“, sah sie schließlich wieder zu Jenny. Ihre Stimme klang kläglich, doch bestimmt. Die Entscheidung der Israelin war gefallen und die Rothaarige nickte. Jen war zwar nicht klar, warum das Team nicht erfahren sollte, dass die junge Frau ein Kind erwartete, doch sie würde diese Entscheidung respektieren. „Okay, ich kümmere mich um eine Lösung. Sorg du dafür, dass dein Kleiner hierher kommt.“, stand Jen auf und zog Ziva mit sich. Die braunen Augen der Frau fixierten ihre Freundin und schließlich nickte sie dankbar, bevor sie das Büro wieder verließ. Jenny sah ihr einen Moment nach, dann ging sie zum Schreibtisch und ließ sich in ihren Stuhl sinken. In der Schublade kramte sie nach einer Weile nach ihrem Handy. Sie hatte schon eine Idee, für die Lösung dieses Problems. Kapitel 15 Hektisch kramte der Mann nach seinem Handy, als dieses anfing laut zu schellen. Ausgerechnet in so einer blöden Situation wollte jemand etwas von ihm. Er hing in einem riesigen Baum irgendwo in der Nähe des Amazonas und wollte sich gerade von einem Eingeborenen zeigen lassen, wie er von hier oben Fallen für Tiere bauen konnte. Nach längeren Klingeln schaffte er es endlich, das Satellitentelefon an sein Ohr zu bekommen. „Wer stört, während ich in einem Baum hänge?“, fragte er. Es gab nur eine Hand voll Menschen, die die Nummer zu diesem Telefon kannten, also schränkte sich die Auswahl sehr ein, weshalb er es ließ, sich mit Namen zu melden. „Hey. Du hängst in einem Baum?“, erklang eine weibliche Stimme mit belustigtem Unterton. Die Augen des Mannes fingen an zu leuchten. Lange hatte er die süße Stimme der Frau nicht mehr gehört. „Jenny, meine Süße. Ja, ich hänge in einem Baum in der Nähe des Amazonas. Was verschafft mir die Ehre deines Anrufes?“, erkundigte er sich, während er dem Eingeborenen bedeutete, dass es etwas dauern konnte. „Hast du noch deine Villa in Baltimore? Du müsstest mir nämlich einen großen Gefallen tun.“, antwortete die Direktorin des NCIS, während sie mit einem Stift spielte und den Blick auf dem großen Fenster ihres Büros streifen ließ. „Klar, was darf es sein?“ Jenny lachte leise. Dieser Mann war doch immer noch der Beste auf der Welt, auch wenn sie sich nicht oft sahen. Leider war er ständig im Ausland unterwegs. „Hör zu. Eine Freundin von mir ist schwanger. Sie will aber nicht, dass ihre Kollegen das mitbekommen. Deshalb suche ich einen Ort außerhalb von Washington, wo ich sie unterbringen kann, ohne dass irgendeiner ihres Teams ihr über den Weg laufen könnte. Dazu kommt, dass sie ihren bereits achtjährigen Sohn, der bis jetzt bei ihre Tante aufgewachsen ist, zu sich nehmen muss und es wäre einfach schön, wenn die Zwei erst einmal Zeit für sich hätten, so dass der Junge auch unsere Sprache lernen kann. Womit wir beim dritten Problem wären. Lebt Mister Byron noch? Ich hätte ihn gern als Lehrer für den Jungen.“, erklärte sie ihr Anliegen gründlich. Eine Weile herrschte Stille am anderen Ende der Leitung und Jen befürchtete schon, dass die Verbindung unterbrochen wurde. „Meine Güte. Also ich bin das ganze nächste Jahre nicht in den USA. Du kannst sie gern dort unterbringen. Ich rufe meine Nachbarin, Misses Bloodwin, an, dass sie euch den Schlüssel gibt. Was spricht der Junge denn?“ „Er kommt aus Israel, genau wie seine Mutter.“, entgegnete Jenny und ein Lächeln machte sich auf ihren Lippen breit. „Misses Bloodwin habe ich lange nicht gesehen. Ich werde mal fragen, ob sie meiner Freundin unter die Arme greifen würde, wenn ich sie hinbringe. Aber du hast mir noch nichts zu Mister Byron gesagt.“ „Süße, der Mann ist über siebzig. Ich glaube kaum, dass er noch den Elan hat Lehren zu wollen. Aber da fragst du am besten auch Misses Bloodwin. Die Zwei haben sich wohl nach dem Tod ihres Mannes gut angefreundet.“ Jenny konnte das Grinsen in seiner Stimme hören und schüttelte belustigt den Kopf. „Ich danke dir. Du bist ein Schatz.“, meinte sie schließlich. „Für dich doch immer, meine Süße. Ich melde mich, wenn ich wieder in den USA bin. Dann müssen, wir uns treffen. Ich vermiss dich ganz schön.“ „Ich dich auch. Also bis dann und noch mal danke. Hab dich lieb.“ „Ich dich doch auch, Süße. Ciao.“ Jenny legte auf, atmete tief durch und packte das Handy zurück in die Schublade. Es tat doch immer wieder gut mit ihm zu telefonieren. Ihn zu sehen war sogar noch schöner, aber das Vergnügen hatte sie seit über acht Jahren nicht mehr. Jeder war immer irgendwie sehr beschäftigt gewesen. Seine fröhliche, ungezwungene Art tat ihr gut und steckte sie immer aufs Neue an, so dass sie auch jetzt mit einem breiten Grinsen ihr Büro verließ. Cynthia sah ihre Chefin zweifelnd an. So fröhlich war sie eigentlich nur, wenn die Kids mit im Büro waren. Irgendetwas Schönes musste geschehen sein. Doch Cynthia wusste sich zu benehmen, schenkte der Direktorin ebenfalls ein Lächeln und widmete sich wieder ihrer Arbeit. Kapitel 16 Tony wagte es nicht, auch nur einen Blick zu Ziva zu werfen, als diese zurück zu ihrem Schreibtisch kam. Sie stritten sich öfter mal, aber bisher waren ihr noch nie so die Pferde durchgegangen, dass sie ihn geschlagen hätte. Dieses Mal hatten sie nicht mal wirklich Streit gehabt und trotzdem tat ihm der Hals weh, als wäre ein Pferd darauf rumgetrampelt. Auch die Israelin hielt den Blick gesenkt und begann sofort am Computer zu arbeiten. Es tat ihr leid, dass sie ihm wehgetan hatte. Doch sie war zu stolz sich zu entschuldigen, da sie dann wohl auch den Grund für diesen Ausraster erklären müsste. Und das war ein Thema, dass ihre Kollegen nichts anging, zumindest im Moment noch nicht. Die junge Frau spürte den Blick ihres Bosses. Er schien sich regelrecht in sie hinein zu bohren. Wahrscheinlich hatte Tony ihm erzählt, was zwischen hinein vorgefallen war. Doch auch mit ihm wollte sie das Thema nun wirklich nicht diskutieren. Sicher vertraute sie ihm, jedoch ging ihn ihr Privatleben vorerst nichts an. Vielleicht wenn sie sich daran gewöhnt hatte, mit zwei Kindern zusammen zu leben. Verstohlen strich sie sich über den Bauch, während sie im Internet nach einer günstigen Flugverbindung für ihren Sohn suchte. Sie hoffte, dass man ihn allein fliegen lassen würde. Leise seufzte sie, als der Fahrstuhl sich mit einem Pling öffnete und McGee an ihnen vorbei zu seinem Schreibtisch schlenderte. Er schien durchaus gute Laune zu haben, merkte aber sofort die ziemlich angespannte Stimmung, die in der Sitzgruppe von Agent Gibbs’ Team herrschte. Er ließ seinen Blick über die Kollegen schweifen und registrierte, dass Tony und Ziva anscheinend versuchten sich nicht anzusehen. Mit kurzen Schritten war er am Schreibtisch seines Vorgesetzten, der noch immer seinen Blick in Ziva bohrte, und beugte sich zu ihm. „Was ist los?“, flüsterte er und Gibbs ließ ein entnervtes Seufzen hören, bevor er den Blick zu dem jungen MIT-Absolventen wand. „Ziva hat Tony geschlagen. An den Hals.“, verkündigte er die Geschehnisse, die zu der momentan kalten Stimmung geführt hatten und Tims Augen weiteten sich ungläubig. Er sah zu Ziva, dann zu Tony und wieder zurück zu Ziva. Sie stritten sich gern mal, aber was konnte Tony schon anstellen, dass Ziva so die Beherrschung verlor. Mit dieser Frage auf den Lippen schwenkte er den Blick zurück zu seinem Boss, der ihm mit seinen blauen Augen zu verstehen gab, dass er ihm dies später erzählen würde. Dann sah der Teamleiter an seinem Agent vorbei zur Treppe, wo gerade die Direktorin hinabstieg und ihren Blick ungewöhnlich ruhig über sein Team schweifen ließ. Schließlich blieb sie an ihm hängen, doch es bildete sich nicht wie sonst ein Lächeln auf ihren Lippen. Ihr Gesicht war ernst und er fürchtete schon schlimmes, als sie zu der Tischgruppe kam und in der Mitte stehen blieb. Wieder ließ sie ihren Blick schweifen, während Tim sich an seinen Schreibtisch begab und wie seine Kollegen darauf wartete, was nun geschah. Schlussendlich fixierte die Rothaarige ihren Blick an Jethro und auch wenn er nicht wusste warum, fühlte er sich plötzlich unbehaglich. „Agent Gibbs.“, erklang ihre scharfe Stimme und alle sahen sie erschrocken und abwartend an. Kapitel 17 Wie Flitzebogen gespannt, sahen sowohl Tony und Tim, als auch Ziva und Gibbs zu der Direktorin auf, während ihre grünen Augen ausschließlich den Teamleiter fixierten. „Officer David wird ihrem Team das nächste Jahr nicht zur Verfügung stehen. Ich habe gerade erfahren, dass der Mossad sie mit wichtigen Aufträgen betrauen wird, die die Arbeit beim NCIS unmöglich machen. Ich wünsche, dass sie sich einen Ersatzmann oder auch –frau suchen.“, verkündigte sie und die Augen des Teams wurden mit jedem Wort größer. Selbst Ziva brauchte eine Weile, bis sie verstand, dass dies Jennys Art war, sie aus der Schussbahn zu holen. In diesem Moment drehte Jen sich zu ihr. Sie hatte ihren besten Direktorenblick aufgesetzt, um wirklich ernsthaft rüber zu kommen, so dass Ziva nun doch zweifelte, ob es nur ein Trick war. „Officer David, sie fliegen am Wochenende nach Israel und melden sich sofort im Hauptquartier des Mossad.“, wurde sie von Jenny angewiesen. „Jawohl, Director.“, antwortete die Mossadagentin gehorsam. Kaum hatte sie dies gesagt, ging Jen auch schon wieder und eine bleierne Stille breitete sich im Team aus. Fassungslos sahen die Männer ihre Kollegin aus Übersee an. Zuerst fing Gibbs sich. Er lenkte seinen Blick auf den Bildschirm seines PCs und verharrte die nächste Zeit so, nur seine Finger huschten über die Tastatur. Tim tat es ihm nach einiger Zeit gleich, nur Tony konnte den Blick nicht von seiner Kollegin lösen. Die Vorstellung, dass sie ging und er sie ein Jahr lang nicht sehen sollte, jagte ihm unwohle Schauer über den Rücken. Ihm wurde gerade bewusst, wie sehr er sich doch an sie gewöhnt hatte, wie sehr sie ihm fehlen würde, wenn sie weg war. „Du darfst nicht gehen.“, sprang es aus seinem Mund, so wie er von seinem Stuhl aufsprang. Erschrocken zuckten seine Kollegen zusammen und sahen ihn irritiert an. Doch bevor sie überhaupt etwas sagen konnten, lief eine anscheinend vollkommen fassungslose Abby auf sie zu. „Stimmst es, dass du uns verlässt?“, richtete sie sich mit leicht panischem Blick an die Israelin. Auch wenn der Goth es nicht gern zugab, aber auch sie hatte sich an die Nachfolgerin von Kate gewöhnt und sie in ihr Herz geschlossen. Wieder eine Freundin zu verlieren, schien ihr wie Folter zu erscheinen. „Bitte geh nicht, Ziva!“, stand nun auch Tim auf. Er trat an Abby ran und sah die Israelin aus großen traurigen Hundeaugen an. Tony stellte sich neben seine Kollegen und zusammen sahen sie Ziva abwartend an. Diese war total überrumpelt. Sie hatte nicht erwartet, dass das Team so reagieren würde. Sicher arbeiten sie gut zusammen und es hatte sich so etwas wie Freundschaft zwischen ihnen gebildet. Jeder würde den anderen mit seinem Leben beschützen, doch nie hätte sie erwartet, dass sie so reagieren würden. Sie schaute von einem zum anderen und suchte nach Worten, die ihr aber partout nicht einfallen wollten. „Nun reicht es aber. Ziva hat einen Befehl erhalten, an den sie sich halten muss. Es ist, als würde die Direktorin einen von euch versetzen. Daran müsstet ihr euch auch halten. Also geht wieder an eure Plätze und arbeitet weiter.“, erklang die scharfe Stimme von Gibbs. Seine kalten blauen Augen bohrten sich in jeden einzelnen. Die Köpfe gesenkt, gingen die Jungs zurück zu ihren Schreibtischen. Abby zog einen Flunsch und blickte ihre Freundin traurig an, bevor sie kurz zu Gibbs blinzelte, der bereits wieder mit seinem PC beschäftigt war, und dann Kehrt machte, um zurück zum Fahrstuhl zu gehen. Den Rest des Tages wechselte das Team nur das Wort, wenn es um den momentanen Fall ging. Irgendwie fühlte Ziva sich plötzlich ziemlich schlecht in ihrer Haut. Sie ließ diese Menschen, die ihr etwas bedeuteten, denen sie etwas bedeutete, allein, nur weil sie Angst hatte, ihnen zu gestehen, dass sie einen Sohn hatte und ihr zweites Kind erwartete. Ein Kind erwartete, dass in dieser Gemeinschaft vermutlich herzlich aufgenommen würde. Immer wieder musste sie seufzen und teilweise regelrecht mit den Tränen kämpfen, wobei sie dann die Hormone verfluchte. Kapitel 18 Jenny hatte von der Galerie aus beobachtet, wie Tony, Abby und Tim ihre ausländische Kollegin regelrecht angefleht hatten, den NCIS nicht zu verlassen. Gehört, wie Gibbs sie zu Recht wies und vor allem gesehen, wie Ziva darauf reagiert hatte. Ihre Freundin tat ihr leid. Nicht, dass sie nur Probleme mit ihrem Kind hatte, nein nun machte sie sich vermutlich auch noch Vorwürfe, weil sie ihre Kollegen allein ließ. Aber es war nun mal nicht mehr zu ändern. Sobald Jesoha in den Washington ankommen würde, wird sie Ziva und ihn nach Baltimore in die Villa ihres Freundes bringen. Seufzend kehrte sie zurück in ihr Büro. Es war inzwischen der Abend des nächsten Tages geworden. Im NCIS-Hauptgebäude war nicht mehr viel los. Nur das Team um Agent Gibbs war noch da. Den ganzen Tag über hatte eine unangenehme Stille geherrscht, da Ziva heute das letzte Mal da war. Die junge Frau hatte hauptsächlich an ihrem Schreibtisch gesessen und recherchiert. Gepackt hatte sie bereits am Vortag. Sobald am nächsten Tag der Flieger aus Europa landete, brachte Jenny sie und Jesoha an einen für sie noch immer unbekannten Ort. Ihre Kollegen waren seit einigen Minuten spurlos verschwunden und Ziva begann damit ihre Sachen zusammen zu packen. Wieder kämpfte sie mit den Tränen. Anscheinend konnte sie sich nicht mal bei ihren Freunden verabschieden. Sie nahm ihre Tasche und wollte gerade das Licht auf ihrem Schreibtisch löschen. „Ziva!“, erklang plötzlich hinter ihr die vertraute Stimme Abbys. Langsam drehte sich die Israelin um und versuchte zu verhindern, dass ihr Tränen über die Wangen liefen. „Du willst doch nicht gehen, ohne dich zu verabschieden?“ Ducky lächelte sie großväterlich an und sie schüttelte den Kopf. „Vergiss uns bitte nicht.“ Abby umarmte sie und drückte ihr anschließend eine schwarze Rose mit einem kleinen schwarzen Teddy, der einen weißen Totenkopf auf dem Bauch hatte, in die Hand. Ziva nickte dankbar, als auch Ducky sie umarmte und ihr etwas ins Ohr flüsterte. Tim trat als nächstes an sie heran. Er lächelte verlegen, bevor er sie in eine sachte Umarmung zog. „Wenn was ist, ruf an, egal wie spät oder früh.“, meinte er, nachdem er sich wieder von ihr gelöst hatte. Sie lächelte und nickte abermals stumm. Tony trat neben die Beiden und hielt ihr ein kleines Päckchen hin. „Damit du uns wirklich nicht vergisst, Zee-va.“, grinste er sein typisches DiNozzo-Grinsen, doch in seinen Augen konnte sie sehen, dass er am liebsten heulen würde. Langsam löste sie die Schleife und hob den Deckel an. Ein Bilderrahmen mit einem Photo vom ganzen Team inklusive Ducky, Abby und der Direktorin erschien. Nun konnte sie nicht mehr. Ohne, dass sie etwas tun konnte, rannen die Tränen über ihre Wangen. Wie im Reflex umarmte sie den Italiener, der nun auch mit den Tränen zu kämpfen hatte. „Danke Tony.“, flüsterte sie an seinem Ohr, bevor sie sich wieder löste und alle anlächelte. Ihr Kollege stellte sich zurück zu den anderen. Als letzter kam Gibbs zu ihr. Er drückte ihr etwas in die Hand. „Pass auf dich auf, Ziva. In einem Jahr will ich dich wieder in meinem Team haben. Schau dir das später an.“, deutete er zuletzt auf das Stück Papier in ihrer Hand, das irgendwas zu umschließen schien, bevor er einen Kuss auf ihre Stirn setzte und ohne ein weiteres Wort zurück an seinen Schreibtisch ging. Traurig, jedoch lächelnd sahen ihr die Kollegen hinterher, als sie zum Fahrstuhl ging. Noch nie hatte sie sich so schlecht gefühlt, wie in diesem Moment und das lag nicht nur an der Übelkeit, die in ihr hochstieg, als der Fahrstuhl seinen Weg in die Tiefgarage begann. Mit zitternden Fingern öffnete sie das Papier, das Gibbs ihr in die Hand gedrückt hatte. Überrascht starrte sie auf die drei Kugeln, die zum Vorschein kamen. Unter ihnen auf dem Papier stand eine Nachricht in Gibbs’ Schrift. ‚Die Kugeln sind je eine aus Tonys, Tims und meiner Waffe. Sie sollen dir Glück bringen, wohin auch immer deine Aufträge dich führen.’ Ein Lächeln glitt über ihre Lippen. Wenn sie zurückkam, würde sie ihnen diese Kugeln zurückgeben, das schwor sie sich. Und sie schwor sich, ihnen die Wahrheit zu sagen, Tony die Wahrheit zu sagen. Lächelnd strich sie sich über den Bauch. Kapitel 19 Als ihr Wecker klingelte, sah Ziva ihn missmutig an. Er zeigte fünf Uhr früh, doch irgendwie besaß sie keinerlei Elan aufzustehen. Sie beendete mit einem Handgriff das nervige Piepen und ließ ihren Blick zu dem Bilderrahen wandern, der neben dem Wecker auf ihrem Nachttisch stand. Sie hatte es am Vortag von Tony geschenkt bekommen, da sie für circa ein Jahr den NCIS verließ, um ihr Baby zur Welt zu bringen und sich um ihren bereits achtjährigen Sohn zu kümmern, der heute aus Israel kam, was allerdings ausschließlich Jenny wusste. Ihre Kollegen dachten, sie würde zurück nach Israel gehen, um Missionen im Auftrag des Mossads zu erledigen. Zumindest hatte Jenny ihnen das weiß gemacht. Am Abend hatte sie sich deswegen furchtbar schlecht gefühlt und ernsthaft überlegt, ihre Lüge bereits jetzt zu gestehen und hier zu bleiben, doch nun freute sie sich auf die gemeinsame Zeit mit ihrem Sohn. Mit einem Lächeln und tief durchatmend strich sie über das Photo und schwang dann die Beine aus dem Bett. Jenny würde sie bald abholen, dann wollte sie mit allem fertig sein. Kenny hing mit halb geschlossenen Augen in ihren Armen, als Jenny zum Auto ging. Sie hatte ihn nur kurz geweckt und ihn angezogen, nun war er bereits wieder auf dem Weg ins Land der Träume. Sie setzte ihn in seinen Kindersitz und schnallte ihn sorgfältig an. Sein Kopf sackte zur Seite und die Direktorin drückte ihm einen liebevollen Kuss auf die Stirn. Lindsay stieg ebenfalls in den Wagen. Sie gähnte, während sie sich anschnallte und angelte anschließend nach ihrem Kissen, das auf der hinteren Ablage des Wagens lag. Die Augen wieder schließend kuschelte sie den Kopf in dieses und war eingeschlafen, bevor ihre Mutter den Motor startete. Jenny sah ihre Kiddies lächelnd durch den Rückspiegel an. Ihr tat es ja leid, dass sie sie so früh hatte wecken müssen, doch der Flug mit dem Jesoha kam, landete leider sehr früh. Da sie vorher noch Ziva abholen wollte und ihre Haushälterin am Wochenende nun mal frei hatte, musste sie die Kinder mitnehmen. Ziva stand bereits vollständig angezogen und mit ihren Taschen vor ihrem Wohnhaus und wartete auf ihre Freundin. Nachdenklich schaute sie die Straße hinab. Irgendwo dort unten in einer Seitenstraße war McGees Wohnung. Sie fragte sich, ob er wohl schon auf dem Weg zur Arbeit war, immerhin zeigte die Uhr sieben an. Vielleicht hatte er auch gar nicht hier geschlafen, sondern bei Abby. Dann stand er jetzt erst auf. Von Abby aus, war es nicht weit bis zum Hauptquartier. Sie wusste, dass zwischen den Beiden etwas lief, so wie Tony und Gibbs es wussten. Doch alle schwiegen in sich hinein, damit Gibbs nicht doch etwas wegen dem Verstoß der Regel zwölf sagen musste. Ziva lächelte, seufzte dann aber. Sie würde diese Leute ziemlich vermissen. Doch in eine Jahr würde sie zurückkommen, würde wieder mit ihnen arbeiten, wieder streiten, wieder lachen. Sie wand den Blick wieder in die andere Richtung und entdeckte Jens Wagen bereits, als dieser um die Ecke bog. Die Direktorin hielt vor ihr und stieg aus. Nachdem sie sich begrüßt hatten, half Jen Ziva die Taschen im Kofferraum zu verstauen. Anschließend machten sie sich auf den Weg zum Flughafen. Kapitel 20 Jenny konnte regelrecht sehen, wie nervös Ziva war. Sie spielte mit ihren Fingern und starrte wie gebannt auf den Ausgang, wo jeden Moment die Passagiere des Fluges, mit dem Jesoha kommen sollte, auftauchen müssten. Lindsay war inzwischen hellwach und schaute genauso gespannt, während Kenny noch immer etwas müde auf Jennys Arm saß und sich fragte, was dies für ein Ort war, wo er hier mit seiner Mum und seiner Schwester war und natürlich Ziva. Plötzlich erstarrte die junge Israelin regelrecht. Über Jennys Lippen glitt ein Lächeln, als die den Grund entdeckte. Von einer Stewardess an der Hand geführt, kam ein Junge, etwas größer als Lindsay, auf die Gruppe zu. Er sah sich unsicher um und schien ein wenig ängstlich zu sein. Erst als er Ziva entdeckte, hellte sich seine Mine etwas auf. Als hätte die Stewardess dies bemerkt, ließ sie seine hand los und der Kleine rannte auf Ziva zu. In diese kam nun wieder Leben. Mit einem Strahlen im Gesicht, das vermutlich die dunkelste Unterwasserhöhle erhellt hätte, breitete sie die Arme aus und beugte sich nach Vorne. Der Junge klammerte sich regelrecht an sie und sie hob ihn ohne viel Mühe in die Höhe. Jenny verstand nicht, was sie sagte, doch es schien Jesoha mehr als nur zu beruhigen. Die Stewardess kam ebenfalls lächelnd näher und überreichte Ziva noch die kleine Tasche, die ihr Sohn auf diese Reise mitgenommen hatte. Lindsay betrachtete den Jungen, der irgendwie befremdlich aussah, mit äußerster Neugier und einem freundlichen Lächeln. Ihre grünblauen Augen blitzten frech, was dem Jungen schließlich ein scheues Lächeln zu entlocken schien. Er klammerte sich zwar noch immer am Hals seiner Mutter fest, doch wirkte er doch wesentlich ruhiger. Ziva strich ihm zärtlich über den Rücken, sprach auf ihn ein und drückte ihm schließlich einen liebevollen Kuss auf die Wange. Jenny war erleichtert. Die Nervosität, die Ziva vor wenigen Minuten noch erfasste, war völlig verschwunden und sie kümmerte sich um den Kleinen, als wäre er nur kurz im Urlaub gewesen und kam nun wieder nach Hause. Ihre Freundin würde eine gute Mutter sein, für Jesoha und für das noch Ungeborene. Langsam trat sie an die Beiden heran und nahm Ziva die Tasche ab. Jesoha schenkte sie ein liebevolles Lächeln, beließ es aber dabei, Ziva mit ihm reden zu lassen, da sie nicht wusste, inwiefern Jesoha sie überhaupt verstand. „Jesoha. Das sind Jenny und ihre Kinder Lindsay und Kenny.“ Ziva sprach langsam und extrem um Deutlichkeit bemüht, als sie ihrem Sohn die Direktorin plus deren Anhang vorstellte. „Shalom.“, meinte der Junge und schenkte den fremden Leuten ein schüchternes Lächeln. Jenny konnte nicht anders. Sanft strich sie ihm über die Wange und strahlte ihn breit an. Lindsay schenkte ihm das gleiche breite Lächeln, nur Kenny schien etwas verwirrt zu sein. Als Jesoha ihm plötzlich die Hand hinhielt, sah er Jenny mit großen Augen fragend an. „So, Kenny.“, meinte Lin und ergriff die Hand des Jungen. Dieser sah sie überrascht an. Die Blicke der Kinder trafen sich und für einen Moment schien die Welt um die Zwei stillzustehen. Lindsay legte den Kopf schief. Jesoha hatte schwarze Haare, die recht kurz geschnitten waren, und genauso dunkle Augen. Irgendwie faszinierte sie diese Dunkelheit. Ziva und Jen sahen sich an, dann ihre Kinder, bevor Beide anfingen zu kichern. Jesoha und in schauten sofort zu ihnen, da sie den Grund nicht verstanden. „Lasst uns gehen.“, meinte Jenny schließlich und Ziva nickte. Behutsam setzte sie ihren Jungen wieder auf seine eigenen Füße und sie verließen gemeinsam das Flughafengebäude. Kapitel 21 Langsam schritt sie den schmalen Weg zum Eingang des Hauses entlang. Lange war sie nicht mehr in Baltimore gewesen und vor allem hier in dieser Straße, bei diesen Häusern. Doch sie freute sich bereits schrecklich die alten Freunde wieder zu sehen. Sie war gespannt, wie das Haus aussah, ob er irgendetwas in den letzten Jahren verändert hatte. An der Tür angekommen drehte sie sich noch mal zu den vier Leuten, die ihr dicht folgten, und schenkte ihnen ein Lächeln, dann betätigte sie die Klingel. Es dauerte eine Weile, ehe sich etwas im Haus regte. Schritte waren zu hören und kurz drauf öffnete sich die weiße Tür. Eine Frau des älteren Semesters mit randloser Brille, die ihr an einem Band um den Hals baumelte, einem feschen Kurzhaarschnitt der grauen Haare und doch beleibter, als Jenny sie in Erinnerung hatte, sah sie interessiert an, bevor sich ein feines Lächeln auf ihre Lippen legte. „Jenny, meine Liebe. Meine Güte, du siehst aber gut aus. Wir haben uns so lange nicht gesehen.“, ergriff die Frau die Hände der Direktorin, die ihr Gegenüber geschmeichelt angrinste. „Danke, Misses Bloodwin. Sie sehen auch sehr gut aus und ich freue mich, sie wieder zu sehen.“, gestand Jenny und wurde im nächsten Moment in eine feste Umarmung gezogen, die sie liebevoll erwiderte. Misses Bloodwin ließ dabei ihren Blick über die restlichen Besucher streichen. Die Kinder schienen alle etwas schüchtern zu sein, aber sie lächelten. Der ältere Junge allerdings wesentlich scheuer als der Kleine und die süße Blonde. Der Große stand dicht neben einer jungen Frau, die das Geschehen interessiert, überrascht und freundlich zugleich beobachtete. „Ist das deine Freundin, von der Dorian erzählt hat?“, löste sich Misses Bloodwin und sah Ziva wohlwollend an. „Ja, das ist Ziva David und ihr Sohn Jesoha. Sie wollen für eine Weile in Dorians Haus wohnen. Und das sind meine Kinder, Lindsay und Kenneth.“, stellte Jenny alle vor und Misses Bloodwin gab jedem die Hand, wobei sie die Kinder mit einem besonders liebevollen Blick bedachte. „Dann hole ich mal schnell den Schlüssel.“ Mit diesem Satz verschwand die alte Frau im Haus und kehrte nach wenigen Sekunden mit einem klingenden Schlüsselbund zurück. „Ich gieß drüben die Blumen und erledige die Post. Dorian ist ja immer schrecklich lange weg.“, erzählte sie, während sie den Weg hinab zur Straße ging und auf das nächste Grundstück einbog. Es war gut gepflegt, der Rasen gemäht, das Unkraut gejätet und auch das Haus schien im tadellosen Zustand. „Ich weiß. Momentan ist er am Amazonas.“, lachte Jenny und nickte Ziva aufmunternd zu, da sie etwas skeptisch das riesige Haus betrachtete. Die Kinder liefen aufgeregt vor und schauten bereits in de Fenster. Gespannt warteten sie, dass die Erwachsenen endlich kamen, um sie ins Haus zu lassen. „Ich habe extra noch mal sauber gemacht, nicht dass sie vor Staub gleich umfallen.“, sah die beleibte Frau zu Ziva, bevor sie aufschloss und die Gäste hineinließ. Wie von magischer Hand geführt und dazu noch hypnotisiert, betrat Jen as erstes das Haus und steuerte zielstrebig zum hinteren Teil ins Wohnzimmer. Nichts hatte sich seit ihrem letzten Hier sein verändert. Die Couch stand noch da, wo sie hingehörte, die Bücher in den Regalen waren kein Stück verschoben. Schöne Erinnerungen überkamen sie und sie ließ sich mit einem Jauchzer in einen gemütlichen Sessel fallen, der neben dem Kamin stand. Ziva, die ihrer Freundin gefolgt war, sah sie irritiert an. „Warst du schon hier, Mum?“, lief Lin zu ihr und sah sie aus ihren blaugrünen Augen neugierig an. „Ja, Schatz. Ich habe hier eine zeitlang gelebt.“, strahlte die Rothaarige und Ziva hatte das Gefühl, dass sie nicht die Direktorin einer Bundesbehörde, sondern einen Teenager vor sich hatte. Ihre Freundin sah mit einem Mal um Jahre jünger aus und strahlte unglaubliche Lebensfreude aus. Doch bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, wurde sie auch schon abgelenkt. „Maaaa!“, rief Jesoha. Er stand an der großen Fensterfront und starrte hinaus in den Garten. Ziva trat an ihn heran und musste zugeben, dass sie noch nie ein so riesiges Grundstück gesehen hatte. Auch Kenny und Lin staunten nicht schlecht, als sie zu ihnen ans Fenster kamen. Misses Bloodwin trat an Jenny heran und lächelte milde. „Sie helfen ihr ein bisschen, ja?“, fragte sie und die ältere Frau nickte liebevoll. „Ich habe die Photos in sein Arbeitszimmer gebracht und abgeschlossen. Alle anderen Zimmer sind voll zugänglich. Er hat nie erzählt, dass du Kinder hast.“, erwiderte die Grauhaarige und ließ ihren Blick auf Ziva ruhen, die sich nun die Reihen der Bücher anschaute. Die Kinder fahren bereits irgendwo im Haus verschwunden, um das neue Territorium zu erobern. „Danke. Dorian weiß nicht, dass ich Kinder habe.“ „Jenny hat sie erst vor kurzem adoptiert.“, meinte plötzlich Ziva und kam lächelnd zu den zwei Frauen. Jenny musterte ihre Freundin und hoffte, dass diese nichts von den Photos gehört hatte. „Ihre Eltern sind bei einem Autounfall gestorben.“, vollendete Jenny Zivas Aussage und Misses Bloodwin nickte beeindruckt. „Dann lass ich euch mal allein. Du weißt ja, wo alles ist.“, lächelte die alte Frau ein letztes Mal und ging anschließend. Ziva sah ihr hinterher und blickte dann zu Jen, die anscheinend in Erinnerungen schwelgte, denn sie sah wie durch sie hindurch zu der großen, weichen Couch. „Du hast hier gewohnt?“, erkundigte sich die Israelin ganz Mossad-like und Jenny grinste sie breit an. Ohne etwas zu sagen stand sie auf und bedeutete Ziva ihr zu folgen, da sie ihr das Haus zeigen wollte. Kapitel 22 Sichtlich deprimiert saß Tony an seinem Schreibtisch und tippte an einem Bericht. Er hatte keine Lust auf Arbeit. Er wünschte sich Urlaub zu haben und er wusste auch schon, was er dann machen würde. Sein Weg würde ihn nach Israel führen und direkt zu Zivas Wohnung dort. Er vermisste seine Kollegin, denn wenn er ehrlich war, war ihm in dem Moment, als sie erfahren hatten, dass sie für eine lange Zeit weg musste, klar geworden, dass er sich in dieses Rasseweib verliebt hatte. Nicht nur so für eine Nacht, nein, er hatte sich richtig verliebt. Er hatte seitdem keine andere Frau augeschaut, wobei Zivas Weggang nun bereits zwei Wochen her war. Es fiel ihm nicht mal schwer, dem Drang zu widerstehen, mit Frauen zu flirten. Er existierte gar nicht mehr, denn immer sah er nur Ziva vor sich. Ihr freches Grinsen, wenn sie ihn mal wieder so was von angemacht hatte und im nächsten Moment fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel. Ihr ernster Ausdruck, wenn sie in ihre Arbeit vertieft war. In seinem Kopf gab es nur sie und das machte ihn einerseits wahnsinnig, andererseits war er von sich selbst überwältigt, da er nie geglaubt hätte, monogam sein zu können. Doch für sie würde er es wohl werden. Gibbs hatte sich bisher dem Befehl der Direktorin widersetzt und niemand anderes in sein Team geholt. Doch anscheinend hatte die erste Frau des Staates NCIS bereits damit gerechnet und schien sich nicht besonders darüber zu ärgern. Überhaupt kamen die Zwei momentan recht gut mit einander klar. Er hatte sie in der letzten Woche öfters reden sehen, wo die Direktorin jedes Mal breit lächelte. Manchmal wollte er sogar sagen können, dass sie seinem Boss einen verliebten Blick zuwarf. Gibbs darauf anzusprechen, würde für den jungen Agenten allerdings wohl bedeuten, dass er einen Kopf kürzer wird. Ansonsten schien die Welt in Ordnung zu sein. Tim und Abby verbrachten wie immer viel Zeit in ihrem Labor. Der MIT-Absolvent und der Italiener kassierten von Gibbs ihre Dosis Kopfnüsse und Ducky schnippelte an seinen Leichen herum. Nur Ziva fehlte halt. „DiNozzo, hör auf zu träumen. Die Direktorin will deinen Bericht noch heute und zwar fehlerfrei.“, riss Gibbs seinen Agent aus den Gedanken, als er an seinem Schreibtisch vorbei ging. Der Special Agent ließ sich in seinen Stuhl sinken und nippte an seinem Kaffeebecher, aus dem es noch immer dampfte. Tim kam auch gerade aus dem Keller und grinste in sich hinein, als er die Rüge hörte. Doch dem jungen Mann war nicht entgangen, dass sein Kumpel meist so abgelenkt war, weil er an die Kollegin dachte, die nun irgendwo im Ausland ihrem Beruf nachging. Auch er selbst sorgte sich um die Freundin, jedoch Tony schien doch eher mit dem Herzen daran zu hängen. Abby meinte, dass man ein wenig auf ihn achten sollte, damit er aus Liebeskummer und Sehnsucht nicht eingehe. Doch diese Befürchtungen hielt Tim für absurd, wobei er nichts heraufbeschwören wollte. Er warf, wie ihm von seiner Freundin aufgetragen wurde, ein Auge auf Tony. Kapitel 23 Jenny saß an ihrem Schreibtisch und kontrollierte Berichte, die ihr am Morgen gebracht wurden. Vor einigen Minuten hatte Ziva sich gemeldet. Der werdenden Mutter und ihrem ersten Kind ging es sehr gut. Der Junge lernte unglaublich schnell die englische Sprache und schien richtig Spaß daran zu haben, endlich bei seiner Mum sein zu dürfen. Mister Byron kam jeden Tag für ein paar Stunden, in denen er Jesoha nicht nur in englisch, sondern auch in Mathe und weiteren Fächern unterrichtete. Misses Bloodwin half Ziva im Haushalt und zeigte ihr die Umgebung, wo sie einkaufen konnte oder auch mal ins Kino. Im Großen und Ganzen schien es ein wunderbares Leben zu sein, was sie da führte. Doch Jenny hatte auch die Wehmut in der Stimme ihrer Freundin gehört. Sie hatte schon nach zwei Wochen Sehnsucht und vermisste die Arbeit, immerhin war Ziva kein Mensch, der still sitzen konnte. Sie unterschrieb den Bericht und packte ihn auf den abgehakt-Stapel. Gott sei Dank war heute Freitag. Am Wochenende lagen keine Termine an und sie würde ihn gemütlich mit den Kiddies im Hallenbad verbringen. Meine Güte, Lin bequatschte sie schon seit Wochen, dass sie ins Hallenbad wollte. Endlich hatte sie sich breit schlagen lassen und irgendwie freute sie sich ja auch darauf. Trotzdem wusste sie nicht so recht, damit umzugehen, da sie schon seit Jahren nicht mehr baden war, ihre eigene Badewanne mal ausgenommen. Leise lachte Jenny und schüttelte den Kopf, während sie den nächsten Bericht aufschlug. Es dröhnte laute Musik durch das Labor und die Inhaberin hüpfte vergnügt von einem Gerät zum nächsten. Ihre Rattenschwänze wippten im Takt ihrer Bewegungen und ab und zu bemühte sie sich ihren Becher anzuheben und einen kräftigen Schluck des koffeinhaltigen Getränks zu nehmen. Zwischendurch verschwand sie im hinteren Teil des Labors und grinste ein Photo schief an, worauf Tony und Ziva bei der letzten Weihnachtsfeier zu sehen waren. Die Israelin war nicht so begeistert davon gewesen, das Bild zu machen. Tony hingegen hatte einen Arm um seine Kollegen gelegt und sie fest an sich gezogen. Er hielt ein Sektglas in die Höhe und grinste sein typisches Grinsen. Schließlich hatte auch Ziva sich zu einem Lächeln durchgerungen. Abby mochte das Photo sehr, genauso wie das von Gibbs und der Direktorin unter dem Mistelzweig. Zwar hatten die Zwei sich bereitwillig einen Kuss gegeben, aber anschließend musste sich das Team anhören, dass Mistelzweige auf den nächsten Weihnachtsfeiern nichts mehr im NCIS zu suchen haben würden. Die Goth kicherte. Gott sei es gedankt und gepfiffen, dass keiner der Beiden das Photo bis heute gesehen hatte. Vermutlich würde es sonst schon irgendwo in der Hölle lodern. Zwischen dem Bass ihrer Musik vernahm sie mit einem Mal das Klingeln ihres Telefons. Mit wenigen, großen Hüpfern war sie wieder im vorderen Bereich, drehte mit der einen Hand die Musik leiser und griff mit der anderen nach dem Hörer. „NCIS Labor, Abigail Sciuto.“, meldete sie sich und horchte, wer sie in ihren Gefilden behelligte. Umso länger der Herr am anderen Ende sprach, wurden ihre Augen immer größer und schließlich ließ sie nur ein quiekendes, ersticktes Was hören, bevor sie versprach, so schnell es ging, zu kommen. Sie legte den Hörer auf und entledigte sich ihres Mantels, während sie sich umdrehte. „Wo kommst du hin?“, sahen sie zwei blaue Augen fragend an, während der Besitzer an einem Becher Kaffee nippte. „Gibbs! Ein Kumpel hat Ärger, ich muss ihn vom Revier abholen.“, meinte sie mit reichlich verärgertem Ton in der Stimme und flitzte an ihm vorbei zum Fahrstuhl. Gibbs sah ihr hinterher, konnte aber nur noch sehen, wie die Fahrstuhltüren sch schlossen. Er fragte sich, was das für ein Kumpel war, wenn er Abby anrief, damit sie ihn von einem Revier abholte. Kapitel 24 Mit schnellen Schritten erklomm sie die Treppe zum Eingang des Reviers. Ihre Schuhe machten auf dem Gang klackende Geräusche und einige der Polizisten sahen sie skeptisch an, doch darauf achtete die Goth gar nicht. Schnurstracks ging sie auf den Herren an der Rezeption, oder wie immer man es im Revier nannte, zu und wartete, dass er ihr seine Aufmerksamkeit schenkte. Nach einigen Minuten hob er endlich den Kopf und lächelte freundlich. „Abigail Sciuto. Ich wurde angerufen, dass ich Garrett Hall abholen soll.“, trug sie ihr Anlegen vor. Der Polizist nickte und tippte auf der Tastatur herum, bevor er einen anderen Polizisten heran rief. „Bringe Miss Sciuto doch bitte ins Büro von Keller.“, wies er seinen Kollegen an und brachte Abby anschließend in genanntes Büro. Am Schreibtisch saß ein Mann mit kurzen mittelblonden Haar und Dreitagebart, der in einer Akte las. „Sir, Miss Sciuto für Garrett Hall.“, stellte der Polizist die Schwarzhaarige vor. Keller hob den Kopf und lächelte. Er bedeutete seinem Gegenüber sich zu setzen und bat dann den Polizisten Garrett zu holen. „Wir haben vorhin ja schon telefoniert, aber sie haben sicher noch ein paar Fragen.“ Er wirkte sympathisch, doch trotzdem wollte Abby nicht gerade Freundschaft mit ihm schließen. „Sie haben gesagt, dass sie Garrett bei einer Razzia festgenommen haben. Was für eine war das? Was hat er getan?“ Abby war sichtlich besorgt. Allerdings störte es sie sehr, wie Keller sie musterte. „Es war eine Drogenrazzia. Er befand sich im Gebäude und wir haben ihn mit festgenommen. Er beteuert aber, dass er nichts mit Drogen zu tun hat. Er hat uns nicht gesagt, wo er wohnt oder wie seine Eltern heißen. Er wollte nur von ihnen abgeholt werden.“ Abby seufzte und sah auf ihre Finger. „Sie müssen wissen, ich habe Garrett seit zwei Jahren nicht gesehen. Er hat damals den Kontakt einfach abgebrochen.“, meinte sie und Keller nickte. „Sie sind aber nicht mit ihm verwandt?“ „Nein. Er lebt in einem Heim, seine Mutter ist bei einem Unfall gestorben und sein Vater liegt seitdem im Koma. Ich habe mich nach dem Unfall um ihn gekümmert.“, erklärte sie. Kaum hatte sie den Satz beendet, öffnete sich die Tür und der Polizist brachte einen Teenager hinein. Seine braunen Haare hingen ihm strähnig vom Kopf, die Klamotten waren schmutzig und zerrissen. Irgendwie machte er einen sehr verwahrlosten Eindruck, der Abby regelrecht schockierte. Ungläubig sah sie ihn an. Seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, war er unglaublich gewachsen und schien sich auch sonst ziemlich verändert zu haben. Sie seufzte leise und lächelte ihn dann an. Doch Garrett starrte nur missmutig zu Keller, ohne einen Blick an Abby zu verschwenden. „Ich denke, er sagt die Wahrheit. Sie können ihn mitnehmen, Miss Sciuto. Kümmern sie sich um ihn.“ „Danke sehr.“ Abby lächelte und erhob sich. Ohne ihn zu berühren, legte sie eine Hand an Garretts Rücken und zusammen verließen sie das Revier. Sie sprachen kein Wort und Abby ging zu ihrem Wagen. „Danke, Abbs.“, meinte der Junge, als sie das Auto aufschloss. Unschlüssig stand er an der Beifahrertür und sah zu ihr hinüber. Sie nickte stumm, dann stieg sie ein. Regungslos blieb sie sitzen, nachdem sie die Tür geschlossen hatte. Es würde sie zwar interessieren, wie es ihm ging und was er in dem Gebäude zu suchen hatte, doch sie wollte ihn nicht dazu zwingen, mit ihr zu reden. Es vergingen ein paar Minuten, ehe sich die Beifahrertür öffnete und der Junge zu ihr einstieg. Sie lächelte und startete den Motor. „Soll ich dich zum Heim bringen?“, fragte sie, als sie an der ersten Ampel standen. „Nein. Ich bin abgehauen. Aber bevor du meckerst, ich gehe noch zur Schule.“, verteidigte er sich sofort und Abby atmete tief ein und aus. „Dann hast du in dem Gebäude geschlafen?“, erkundigte sie sich und bog um die nächste Ecke. „Ja. Meine ganzen Sachen sind noch da. Aber bleiben will ich da nicht mehr. Kann ich nicht zu dir, Abby?“ Er sah sie aus großen Augen flehend an. Kapitel 25 Tim stand an dem PC in Abbys Labor und versuchte etwas über ein paar Fingerabdrücke, die sie gefunden hatten, herauszufinden. Gibbs meinte, die Goth hätte wichtige Sachen zu erledigen, weshalb McGee es alleine machen sollte, aber darauf achten, nichts kaputt zu machen. Er fragte sich, was mitten am tag so wichtig war, dass sie einfach das Labor verließ und nicht mal ihm etwas sagte. Kaum diesen Gedanken zu Ende gedacht, öffnete sich die Tür zum Labor und die flippige Schwarzhaarige betrat es. „Bring deine Sachen nach hinten, Gary. Aber nichts anfassen.“, wies sie einen Jungen an, der hinter ihr ins Labor kam. Tim schaute die Zwei wohl ziemlich blöd an, denn Abby grinste breit und drückte ihm mit einem ‚Hey Schatz’ einen Kuss auf die Lippen. Wie geheißen, tat der Junge und verschwand, während Abby sich anschaute, woran Tim arbeitete. „Wer ist das?“, erkundigte sich dieser und blickte seine Freundin treu doof an. Diese bedeutete ihm, einen Moment zu warten und ihre Finger huschten währenddessen über die Tastatur. Als sie sah, dass Garrett zurückkam, angelte sie in einem kleinen Behälter neben dem Bildschirm. Der Junge kam grinsend zu ihr und stellte sich zwischen tim und Abby. „Gary, mein Freund und Kollege Timothy McGee. Timmy, Garrett Hall, so was wie mein Patenkind.“, stellte sie die Zwei einander vor. Gary hielt Tim freundlich die Hand hin und der MIT-Absolvent ergriff sie. Beide lächelten und Abby atmete erleichtert auf. „Gary, aber kein Wort zu Gibbs, dass Tim und ich zusammen sind. Du weißt doch, Regel zwölf.“ Der Junge begann zu lachen und nickte, wobei er die Finger vor den Mund legte und so tat, als würde er ihn abschließen. Den imaginären Schlüssel schmiss er weg. „Gary wird bei mir wohnen, weil er nicht zurück ins Heim will.“, fixierte sie den Teenager, der sie nun breit angrinste. Tim nickte nur stumm und schaute Garrett nun doch etwas irritiert an. Doch ehe er seine Freundin fragen konnte, wie sie sich dies vorstellte, betrat Gibbs das Reich der Goth. Gary begann noch breiter zu grinsen, als er den Silberfuchs erkannte. „Hey Gibbs.“, hob er zur Begrüßung die Hand und der ältere Agent schien den Jungen regelrecht mit seinem Blick zu durchbohren, während er überlegte, woher er den Teenager kannte. Abby bemerkte die Lücke im Kopf ihres Ersatzvaters und musste sich ein Lachen verkneifen. „Gibbsman, du erinnerst dich doch sicher an Garrett.“ Nun staunte er doch nicht schlecht. Er wusste von den Geschehnissen, die den Jungen zur Halbwaise gemacht hatten und warum Abby sich für ihn verantwortlich fühlte. Allerdings war Gary die letzten Jahre etwas verschwunden. Nun hatte Gibbs einen schon jungen Mann vor sich, der aussah, als würde er aus der Gosse kommen. „Oh Mann, Gary. Bist gewachsen und siehst aus, als ob….“ „Ich auf der Straße lebe? Stimmt. Ich hasse das Heim, bin vor nem Jahr abgehauen.“, brummte er zurück und Gibbs lenkte seine Aufmerksamkeit zu Tim. „Hast du was, McGee?“, fragte er in seinem typischen Ton, was Gary ein Grinsen entlockte. Tim gab ihm das, was er bisher rausgefunden hatte und tippte dann weiter, um mehr über die Person zu erfahren, zu denen die Fingerabdrücke gehörten. „Und was machst du jetzt?“, erkundigte sich Gibbs, während er auf die Ergebnisse wartete. „Abby nimmt mich erst Mal auf. Dann kann ich mich besser auf meinen Abschluss konzentrieren.“ „Gut, du bist jetzt sechzehn, oder?“ „Jop, Sir.“, grinste der Junge und strich sich die langen Fransen aus der Stirn. „Achja.“, meinte plötzlich Abby und reichte ihrem jungen Freund einen Haargummi, den sie aus dem Becher neben ihrem PC-Bildschirm gekramt hatte. Gary betrachtete ihn skeptisch, nahm ihn aber schließlich und band sich die Haare zu einem Zopf zusammen. Kapitel 26 Jenny gönnte sich gerade eine Pause und schlürfte an ihrem Becher. Sie stand an der Galerie und beobachtete, wie Tim, Tony und Abby sich mit einem Teenager von circa sechzehn Jahren unterhielten. Er schien gut mit der Goth bekannt zu sein und auch wenn sie nichts hörte, wollte sie sagen könne, dass Tony ihm gerade irgendetwas über Frauen erzählte. Vielleicht waren es auch Filme, aber beides gehörte in sein Interessensgebiet. Sie hörte nicht, dass sich einige Meter weiter der Fahrstuhl öffnete. Gibbs trat leise an sie heran. „Päuschen?“, fragte er und folgte ihrem Blick hinab zu seinem dezimierten Team. „Ja, ich habe fast alle Berichte durch. Ich will nichts liegen lassen. Lin hat mich überredet am Wochenende ins Hallenbad zu fahren.“, erzählte sie und lächelte ihn fröhlich an. „Wer ist der Junge?“ „Abbys kleines Geheimnis.“, meinte Gibbs ungerührt und Jen sah ihn erschrocken an. Mit Geheimnissen kannte sie sich ja nun gut aus. Selbst hatte sie genug, zudem kannte sie Zivas größtes und nun erfuhr sie vielleicht von Abbys. Doch in Wirklichkeit hoffte sie nur, dass Gibbs niemals ihres erfuhr, außer sie erzählte es ihm selbst. „Er heißt Garrett Hall.“ Nun atmete Jenny auf. Sie hatte von dem Unfall in Abbys Akte gelesen. „Ahja, ich weiß.“, meinte sie und sah denn lächelnd zu Gibbs. „Sag mal, hast du nicht Lust mitzukommen?“ „Wohin?“ Gibbs wusste auf Anhieb nicht, was Jenny mit dieser Frage meinte. Sie hatte so schnell das Thema gewechselt, dass er es nicht schaffte, ihr gedanklich zu folgen. Er selbst war noch immer bei Garrett und Abby. Jenny, der dies nicht entgangen war, lachte leise und schüttelte seufzend den Kopf. „Ins Schwimmbad. Lin und Kenny mögen dich und würden sich sicher freuen. Außerdem brauche ich jemanden, der mir hilft, sie im Auge zu behalten.“ Ihre Augen glänzten geheimnisvoll, so wie Gibbs es lange nicht bei ihr erlebt hatte. Dafür war sie lange Zeit einfach zu melancholisch gewesen. Wenn er ehrlich war, hatte er genau dies wahnsinnig vermisst. Sie flirtete in diesem Moment, bis auf Teufel komm raus, mit ihm. Seit sie sich damals, nachdem sie zwei Monate wieder zusammen gewesen waren, plötzlich und ohne Begründung von ihm getrennt hatte, tat sie dies nicht mehr und riss sich mächtig zusammen, wenn Gibbs es versuchte, selbst wenn es nur ein Lächeln war. Aber genau in diesem Moment hatte er das Gefühl, wieder in ihre Seele schauen zu können. „Gern.“ Mehr konnte er nicht sagen, so überwältigt war er von ihrem eigenartigen Verhalten. Sie nickte und löste sich von der Galerie, um zurück in ihr Büro zu gehen. Sie setzte sich an ihren Schreibtisch und fing an zu lachen. Sie schlug die Hände vor ihr Gesicht und kicherte wie ein kleines Mädchen. „Scheiße, habe ich gerade mit ihm geflirtet. Oh mein Gott. Jennifer Shepard, du bist ein ganz böses Mädchen.“, stellte sie selbst fest und schüttelte nun auch noch den Kopf. Kapitel 27 Mit einem zufriedenen Grinsen ging Gibbs die Treppe hinab und steuerte auf sein schwatzendes Team zu. Abby und Gary standen zwischen den Schreibtischen und alle lachten ausgelassen über einen Witz, den der Teenanger erzählt hatte. Gibbs ging an ihnen vorbei und ließ sich seufzend in seinen Stuhl fallen. Irgendwie war dies eine eigenartige Situation. Zumindest kam es dem Specialagent so vor. Es gab nicht oft Momente, wo alle so gelassen bei einander standen und lachten, erst recht nicht, seitdem Ziva zurück nach Israel gegangen war. „Woher kennt ihr euch, eigentlich?“, wollte plötzlich Tony wissen und fixierte die schwarzhaarige Goth und ihren jungen Freund mit den strähnigen Haaren. Tim, der die Geschichte ja ebenfalls nicht kannte, sah seine Freundin ebenso neugierig an und Gibbs ließ wieder ein leises Seufzen hören. „Tja, ist ’ne echt dumme Geschichte. Ich war achtzehn und Gary acht.“, meinte Abby und man konnte ihr ansehen, dass sie die Geschichte eigentlich lieber nicht erzählen wollte. Trotzdem holte sie tief Luft und sprach, nachdem sie Garrett ein verzweifeltes Lächeln zugeworfen hatte, weiter. „Ich war das erste Mal alleine mit dem Auto unterwegs und an einer Kreuzung…“ „..hat mein Vater die Vorfahrt missachtet. Wir sind schrecklich zusammen gecrasht.“, übernahm Gary das Wort, während er Abbys Hand drückte. „Meine Mutter ist gestorben und Dad liegt seitdem im Koma. Abby und ich waren wie durch ein Wunder vollkommen unverletzt. Sie hat sich meiner angenommen, nachdem ich ins Heim kam. Wir haben viel unternommen und sie hat mir sehr geholfen, darüber hinweg zu kommen. Vor zwei Jahren, hat typisch pubertierender Teenager, habe ich den Kontakt zu Abbs abgebrochen.“, erzählte er die Geschehnisse, die vor Jahren stattfanden. Abby war überrascht, wie locker er davon berichten konnte und das auch noch mit einem liebevollen Lächeln ihr gegenüber. Die anderen grinste er frech an, während diese ihre Freundin und den Jungen mit ehrlichem Bedauern betrachteten. Abby schloss kurz die Augen und umarmte ihren jungen Freund anschließend. „Jetzt bist du ja wieder da, Gary.“, meinte sie und strahlte ihn breit an, was den Jungen dazu veranlasste, kräftig zu nicken. „Ich hoffe, du wirst uns nicht noch mal so einen Schrecken einjagen. Abbs hat sich große Sorgen gemacht, als du dich nicht mehr gemeldet hast.“, mischte sich nun Gibbs ein und Gary drehte sich zu ihm. „Ich weiß und es tut mir leid. Ich denke, jetzt bin ich auch wieder umgänglicher.“, grinste er breit zurück und wand seinen Blick wieder Abby zu. Tony und Tim sahen blinzelnd zu ihrem Boss. „Du wusstest davon?“, zog Tony die Augenbrauen zusammen und wechselte seinen Blick zwischen Abby, Gary und Gibbs. „Oh, Tony. Nicht böse sein. Ich habe viele Geheimnisse, von denen du nichts ahnst, auch wenn wir Freunde sind.“, meinte Abby mit einem kleinen Schmollmund, hinter dem sich allerdings ein breites Lachen versteckte. Tony schnaufte kurz und schloss die Augen zu Schlitzen, bevor er sich daran machte, weiter am PC zu arbeiten. Abby lachte nun und ging anschließend mit ihrem neuen Mitbewohner zurück in ihr Labor, während die Herren der Schöpfung weiter arbeiteten. Kapitel 28 Tief in den gemütlichen Sessel gekuschelt, saß Ziva im Wohnzimmer und beobachtete Jesoha und Mister Byron, die am Wohnzimmertisch saßen und schulische Aufgaben erledigten. Der Junge lernte verdammt schnell und beherrschte schon eine Unmenge von Wörtern. Nur bei der Grammatik haperte es noch etwas. Aber die hatte auch Ziva zu schaffen gemacht, als sie sich der englischen Sprache bemächtigt hatte. Die Israelin lächelte glücklich und strich sanft über ihren Bauch. Noch war nicht viel zu sehen, aber sie merkte in ihrem eigenen Verhalten, dass sie sich schwangerschaftsbedingt veränderte. Sie war irgendwie ruhiger, genoss es einfach mal wie jetzt an einem gemütlichen Platz zu sitzen und ihren Sohn zu beobachten. Die ersten paar Tage waren schwierig gewesen, doch inzwischen schien der Achtjährige sie zu vergöttern und tat alles, um ihr zu beweisen, wie gern er sie hatte. Morgens stand er vor dem Frühstück auf und pflückte im Garten ein paar Blumen. Er half, wo immer er konnte und strengte sich extra doll an, ganz viel und schnell zu lernen. Ziva hatte das Gefühl, dass dieser kleine Junge zu spüren schien, unter welchen Heimweh sie eigentlich litt, wie sehr sie sich wünschte, doch wieder zu ihren Freunden zurückzukehren. Er war einfach nur wunderbar. In wenigen Tagen hatte er alle Zweifel, ob sie eine gute Mutter sein konnte, weggewischt. Lächelnd seufzte Ziva, als ihr eine Tasse Tee hingehalten wurde. Mit einem dankbaren Nicken nahm sie die Tasse entgegen, während sich Misses Bloodwin auf einen Stuhl neben sie setzt. „Sagen sie mal. Woher kennt Jenny den Besitzer dieses Hauses?“, fragte sie leise, um Jess, wie sie ihm liebevoll rief, und Byron nicht beim Lernen zu stören. „Schon von der Schule. Dorian und Jenny hatten sich recht gern. Sie hat eine Weile hier gewohnt. Auch heute sind sie noch gute Freunde, die sich leider selten sehen.“, erklärte die nette Nachbarn und lächelte mütterlich. Ziva merkte sofort, dass dies alles sein würde, was sie zu diesem Thema erfuhr. Misses Bloodwin schien eine Menge darüber zu wissen, allerdings ein Sprechverbot in Bezug darauf bekommen zu haben. Plötzlich stand die Dame auf. „Luke, ich denke, der Junge hat für heute genug gelernt. Lass uns gehen.“, strich sie dem älteren Herren liebevoll über den Rücken, nachdem sie an ihn heran getreten war. Dieser sah auf und nickte lächelnd. Er gab Jesoha noch ein paar Aufgaben zum alleine üben und dann verschwand das Pärchen. Ziva lehnte sich tiefer in den Sessel und schloss die Augen, während Jess sich die Bücher im Regal anschaute. Er versuchte die Buchtitel zu entschlüsseln und in seine eigene Sprache zu übersetzen. Um auch die besser lesen zu können, die durch die halb Glas- halb Holztüren verdeckt wurden, öffnete er diese und fuhr mit seinem Finger leicht über die Buchrücken. Im unteren Bereich entdeckte der Junge nach einer Weile einen Stapel Zeitungen. Vorsichtig nahm er sie raus. Sie schienen schon ein paar Jahre auf dem Buckel zu haben, weshalb er sie behutsam auf den Boden legte und sich setzte. Langsam verteilte er sie um sich herum und betrachtete die Cover. „Mum.“, rief er nach einer Weile. Ziva öffnete die Augen und blinzelte zu ihm. Stirn runzelnd erhob sie sich und kam zu ihm. Sie ließ ihren Blick über die Zeitungen schweifen und verstand schon nach kurzer Zeit, weshalb Jesoha sie gerufen hatte. Auf den meisten Covern, selbst wenn es nur ein kleines Bild war, konnte sie Jenny erkennen. Eine verdammt junge Jenny, die noch blonde Haare hatte. Mit einem Seufzen ließ sie sich zu Jess auf den Boden sinken und nahm eines der Hefte, auf dem ihre Freundin mit einem jungen Mann zu sehen war. Schnell entdeckte sie, dass das Heft bereits zwanzig Jahre alt war. Aufmerksam las sie sich den Titel durch. ‚Dorian O’Toole und Jennifer Shepard – Alles über die Trennung’ Misses Bloodwin schien etwas untertrieben zu haben, als sie meinte, dass Dorian und Jenny sich recht gern hatten. Neugierig schlug die Israelin die Seite auf, wo sich der Artikel befand. Direkt unter dem Titel stand ein kurzer einleitender Text, bevor der eigentliche Artikel begann. ‚Noch nicht mal ein halbes Jahr verheiratet, verkündeten der Milliardärssohn Dorian O’Toole (19) und Jennifer Shepard (18 ), dass sie sich wieder scheiden lassen würden. Sie hätten gemerkt, dass es etwas anderes sei, seit Jahren ein Paar zu sein, als verheiratet und zusammenzuleben. Trotzdem würden sie weiter gute Freunde bleiben, denn ‚der Sex mit dem Ex ist bekanntlich der Beste’ so Jennifer.’ Ziva blieb die Spucke weg. Sie befand sich im Haus von Jennys Exmann und ihre Freundin empfand es nicht als nötig, ihr dies zu sagen. Vollkommen irritiert sah sie sich auch die anderen Zeitschriften an. Dorian und Jenny schienen ihrerzeit ein sehr beliebtes Pärchen gewesen zu sein, gerne auf Partys gesehen, kaum Allüren, wie man es von den heutigen Stars kennt. Wie Ziva auch erfuhr, sie konnte gar nicht glauben, wie informativ Klatschzeitungen von vor anno Knips waren, erhielt Jenny monatlich eine schöne Summe Unterhalt von diesem Dorian. Damit wäre zumindest Jennys Lebensstil erklärt, dachte Ziva. Nicht, dass die Direktorin des NCIS geldverschwenderisch war, aber man sah ihr an, dass sie ein gutes Budget besaß. Jess beobachtete seine Mutter, während sie die Zeitungen durchblätterte und immer wieder amüsiert mit dem Kopf schüttelte. Kapitel 29 Jenny war bereits früh aufgestanden, um Frühstück zu machen und alles für den Tag im Schwimmbad vorzubereiten. Sie achtete darauf, dass sie wirklich alles dabei hatte, von Schwimmflügel für Kenny bis Naschzeug für zwischendurch. Momentan stand sie vor ihrem Schrank und überlegte, ob sie einen Bikini oder einen Badeanzug mitnahm. Für beide Varianten hatten sie schöne Exemplare. Sie fragte sich, was Gibbs gefallen würde und musste, als sie sich bei diesem Gedanken erwischte, breit grinsen. „Komm schon, Mum.“, riss Lin sie aus den Gedanken. Die kleine Blonde stand in der Tür und strahlte ihre Mutter glücklich an. Sie liebte es, etwas mit ihr und Kenny zu unternehmen. Diese Zeit mit Jenny war für sie die Kostbarste, die sie sich vorstellen konnte. Viel zu lange hatte sie darauf verzichten müssen, bei ihrer Mutter zu leben und sie jeden Tag um sich zu haben. Jenny sah zu ihr und lächelte entschuldigend, was Lin ein Seufzen entlockte. Die Siebenjährige war mit wenigen Sprüngen am Schrank, schaute fünf Sekunden rein und griff dann nach den Bikinis, die sie ihrer Mutter in die Hand drückte. „Einpacken und runterkommen. Kenny und ich sind schon lange fertig.“, grinste sie frech und verschwand aus dem Schlafzimmer. Während sie die Wahl ihrer Tochter einpackte, hörte sie diese die Treppe runter hüpfen und wie Kenny im Erdgeschoss laut jauchzte. Lächelnd schulterte sie die Tasche und folgte Lin. Sie und Kenny hatten bereits die Schuhe an und erwarteten Jenny gespannt. Jethro band sich gerade die Schuhe aus, als es draußen hupte. Sie hatten abgesprochen, dass Jenny ihn abholte und sie zusammen zum Schwimmbad fuhren. Irgendwie kam es ihn lächerlich vor, dass ein Mann in seinem Alter ins Hallenbad ging. Doch allein der Gedanke, dass es mit Jenny und den Kids war, ließ seine Zweifel in Rauch aufgehen. Er wusste nicht warum, aber er hatte die Kinder total ins Herz geschlossen und freute sich eigentlich jedes Mal wie ein kleines Kind, wenn er sie sah und mit ihnen sprechen konnte. Schnell schnappte er seine Tasche, zog die Tür hinter sich zu und hechtete zum Auto. In Windeseile hatte er seine Tasche im Kofferraum verstaut und saß keine Minute später neben Jen auf dem Beifahrersitz und grinste sie an. Sie lachte leise und startete den Motor, während Gibbs sich kurz nach hinten beugte und die Kinder begrüßte. Dann schnallte er sich an und schaute die Fahrerin gespannt an. Er wusste, dass sie ins Schwimmbad fuhren, doch nicht in welches. Er würde sich wohl überraschen lassen müssen, denn weder Jen noch die Kinder machten Anstalten ihm irgendetwas zu sagen. Die Fahrt verbrachten sie damit, dass eine CD mit kindergerechten Liedern lief, die alle mitsangen, und Gibbs feststellen musste, dass er nicht mal die üblichen Lieder mehr kannte. So dauerte es nicht lange, bis sie ankamen. Kapitel 30 Lindsay und Kenny liefen aufgeregt zum Eingang des Schwimmbades, während Jenny und Gibbs die Taschen aus dem Kofferraum holten. Die Rothaarige sah ihren Kindern Kopf schüttelnd hinterher und warf dann einen Blick zu ihrem Begleiter. Auch er musste amüsiert grinsen, als er die Tasche schulterte. Jen schloss ihren Wagen ab und zusammen folgten sie den zwei Rackern, die wild auf und abhüpften. Gibbs griff dem Dreijährigen grinsend um die Taille und nahm ihn auf den Arm. Mit etwas Mühe stemmte Lin die Glastür auf und lief ins Innere. Ihre Mutter seufzte und hielt Gbbs die Tür auf, damit er mit Kenny reingehen konnte. Sie gingen direkt zur Kasse, um sich ein Familientagesticket zu kaufen, was Gibbs ein ungewöhnlich breites Grinsen auf die Lippen lockte. In den Umkleiden trennte man sich, da Männlein und Weiblein streng getrennt waren, so dass man sich erst in der Halle wieder traf. Gibbs, der eine lockere Badehose im Hawaiiboxershortslook trug, hatte Kenny bereits die Schwimmflügel aufgeblasen und war gerade damit beschäftigt, sie dem Kleinen auf die Oberarme zu streifen, als Jenny mit Lin zu ihnen kam. Gibbs schaute zu ihr auf und wenn er wohl nicht bereits gekniet hätte, wäre er bei ihrem Anblick wahrscheinlich umgefallen. Sie trug einen schwarzen Trianglebikini und lächelte ihn zuckersüß an. Lin strahlte breit in einem violetten Badeanzug und schaute zwischen ihrer Mom und dem NCIS-Agent aufmerksam hin und her. Wieder war diese Spannung zwischen ihnen, die ihr vermittelte, wie gern die Zwei sich doch hatten. „Ich will ins Wasser.“, löste schließlich Ken die Spannung und rüttelte an Gibbs Arm. Der schaute zu ihm und grinzte. „Ich geh mit ihm zum Kinderbecken. Nimmst du Lin mit ins Große? Sie kann schwimmen, aber nicht so lange.“, meinte Jenny und nahm ihren kleinen Sprössling an die Hand. Jethro nickte und bot Lin seine Hand an. Die lachte jedoch nur und lief zum Becken. Mit einem Sprung war sie drin und das Wasser spritzte fast bis zu ihren Begleitern. Gibbs schüttelte den Kopf und folgte ihr. Langsam ließ er sich neben ihr am Rand, zu dem sie geschwommen war, ins Wasser gleiten. Es hatte eine angenehme Temperatur, wie der alternde Mann feststellte. Jenny schaute noch kurz zu ihnen, bevor Ken mit aller macht an ihrer Hand Richtung Kinderbecken zerrte. Lachend ging sie mit ihm und setzte sich an den Rand des Beckens, dessen Wasserstand dem Dreijährigen knapp bis zu den Schultern ging. Ein Stück weiter gab es noch ein Becken für die noch jüngeren Kinder. Aufgeregt planschte er wild um her. Es schien ihn unglaublichen Spaß zu machen, was Jen sehr beachtlich fand, weil er zu Hause das Baden eigentlich lieber vermied. Lächelnd beobachtete sie ihn und schaute ab und an mal rüber zum großen Becken. Gibbs und Lin schwammen erstmal ein paar Mal hin und her, ehe sie anfingen Faxen zu machen. Lachend schmiss Jethro die Kleine immer mal wieder in die Höhe, so dass sie mit einem lauten Platscher wieder im Wasser landete. Auch zu der langen Rutsche ließ er sich von ihr überreden. Mit einem Affenzahn rasten sie diese hinab und Gibbs, der sich ja nun mit Tempo auskannte, hielt Lin doch etwas erschrocken fest. Als sie allerdings unten in das flache Wasserbecken rutschten, lachte er schon wieder. Kapitel 31 Inzwischen waren die Vier bereits seit zwei Stunden im Schwimmbad. Lin und Kenny lagen vollkommen erschöpft vom Rumtoben im Wasser auf je einer Liege und schliefen selig. Jenny saß bei ihnen und beobachtete sie lächelnd, während Gibbs es sich zur Aufgabe gemacht hatte, ihnen etwas zu trinken zu holen. Mit zwei verschließbaren Wasserflaschen kam er zu ihr und reicht ihr die eine. Dankbar grinsend nahm sie diese und öffnete sie. Bereits nach dem ersten Zug war sie fast zur Hälfte geleert, was Gibbs ein breites Grinsen auf die Lippen trieb. Die Rothaarige seufzte erleichtert und strich sich eine feuchte Haarsträhne aus der Stirn, die ihr aber kurz später wieder in diese fiel. Gibbs hockte sich neben sie auf den Boden und betrachtete die schlafenden Kinder. „Sie sind so friedlich.“, flüsterte er, wobei das bei dem allgemeinen Lärm im Schwimmbad wohl nicht so viel Unterschied machte. Jen nickte knapp und strich Kenny sanft über den Kopf. „Hm, das wäre die Möglichkeit, dass wir etwas toben.“, grinste der Specialagent frech und wurde dementsprechend irritiert von seiner Chefin angeschaut. Doch bevor sie überhaupt weiter reagieren konnte, hatten sich seine Arme um ihre Hüfte gelegt und sie schwebte einige Zentimeter über dem Boden. „Jethro.“, schrie sie erschrocken. Dieser grinste nun noch breiter und sprang im nächsten Moment mit ihr ins Wasser. Prustend tauchten Beide wieder auf und Jen schlug sofort nach ihm. Wasser spritzte ihm ins Gesicht, was ihm allerdings nicht sein Lachen nahm. Schnell packte er sie wieder und wollte sie unterstucken, doch sie entwand sich seinem griff und schwamm ihm ein Stück weg. Sie schüttelte belustigt den Kopf. Noch bevor er unter der Wasseroberfläche verschwand, zierte ein fieses Grinsen seine Lippen, so dass Jen nun etwas irritiert das doch eigentlich recht klare Wasser absuchte. Doch leider schwammen einige Leute an ihr vorbei, so dass sie ihren Agent aus den Augen verlor. Es vergingen einige Sekunden, ehe sie von hinten gepackt und unter Wasser gezogen wurde. Sie kniff die Augen zusammen und öffnete sie erst wieder, als sie auftauchte. Jethro war so dicht hinter ihr, dass sie ihn für Millisekunden immer mal wieder berührte. Böse drehte sie sich zu ihm. „Du Schuft.“, schimpfte sie eher amüsiert, als wirklich ernsthaft gemeint. So zog auch ein feines Lächeln über ihre Lippen. Jethro grinste zufrieden. Er mochte es sie zu überraschen, ob in einem Fall oder so wie gerade in einer privaten Sache. Sanft strich er ihr über die Wange. Irgendwie sah sie wunderschön aus mit den einzelnen Wassertropfen im Gesicht. Sie lächelte verlegen und ihre grünen Augen funkelten ihn sanft an. Sacht legte er seine Hand in ihren Nacken, krauelte ihn sanft. Um sie herum schien die Zeit still zu stehen und nur sie Zwei zu existieren. Minutenlang sahen sie sich in die Augen, bevor Gibbs sich langsam ihrem Gesicht näherte. „Jethro.“ In ihrer Stimme schwang leichter Vorwurf mit und er wusste, was sie meinte. Doch es war ihm egal. „Jen.“, lächelte er stattdessen. Immer mehr verringerte er den Abstand zwischen ihnen. Millimeter für Millimeter kam er ihren Lippen näher und sah ihr dabei tief in die Augen. Jen hatte das Gefühl sich nicht bewegen zu können. Seine Augen hypnotisierten sie. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie nur noch ein Zentimeter von ihm trennte. Kapitel 32 Tief einatmend schloss sie die Augen und drehte den Kopf zur Seite, so dass seine Lippen auf ihrer Wange landeten. Ein trauriger Schimmer schwebte über seine Augen, doch dann grinste er wieder. Ohne sie vorzuwarnen, drückte er sie unter Wasser, so dass sie prustend wieder auftauchte. Ihn anfunkelnd boxte sie ihm auf die Brust, stieß sich von ihm ab und schwamm zum Rand. Bevor er ihr folgen konnte, stemmte sie sich in die Höhe und verließ das Becken. Ihre nassen Haare klebten ihr in der Stirn und sie wischte unwirsch weg, als sie einen Blick zum Becken warf, um zu sehen, wo Jethro war. Jedoch konnte sie ihn nicht erblicken. Hektisch suchten ihre Augen das Wasser ab, doch nirgends war der Grauhaarige zu sehen. Sie ging zurück zum Beckenrand und versuchte zu erkennen, ob er vielleicht nur tauchte. Keine Ahnung warum breitete sich in ihr ein ungutes Gefühl aus. Sie ging am Rand lang, schaute ab und an zu den Liegen, auf denen Lin und Ken schliefen, falls Jethro dort auftauchte. Langsam bekam sie Panik, weil er nirgends zu sehen war. Schließlich ließ sie sich wieder ins Wasser gleiten und schwamm kreuz und quer durch das doch ziemlich große Becken, bis sie ihn endlich breit grinsend am Beckenrand unterhalb ihrer Liegen sitzend sah. Sie schwamm zu ihm, ignorierte ihn allerdings, während sie sich wieder aus dem Wasser hievte. „Hast du mich etwa gesucht?“, grinste er schadenfroh. Sie schnaufte ihn an und bevor er sich versah, landete er durch einen Tritt an den Rücken unsanft im Wasser. Langsam tauchte er wieder auf und sah ihr hinterher, wie sie zu den Kindern ging. Vorsichtig hob sie Kenny hoch und setzte sich mit ihm im Arm auf die Liege. Er kuschelte sich eng an sie und schlief ungerührt weiter. Auch Jen schloss die Augen. Jethro seufzte. Da hatte er es wohl zu weit getrieben. Sie war eindeutig sauer auf ihn. Trotzdem folgte er ihr ungerührt zu den Liegen, nahm Lindsay ein Stück hoch und machte es sich auf der Liege bequem. Lin lag quer auf seinem Bauch und der Brust und schlummerte, nachdem sie ihn kurz angeblinzelt hatte, friedlich weiter. Kapitel 33 Es verging circa eine halbe Stunde, bis Lin wieder die Augen öffnete. Sie blinzelte leicht und begann sich auf ihrem unebenen Untergrund zu strecken. Jethro erschrak etwas und legte sofort die Hände auf ihren Rücken, um ihr den Halt zu geben, damit sie nicht von ihm runterrutschte. Lächelnd hob die Kleine den Kopf und grinste den alternden Agent vom NCIS breit aus ihren blaugrünen Augen an. Dann blickte sie sich suchend um, wobei sie sich aufsetzte und nun auf seinem Bauch saß. Sie kicherte leise, als sie Jen und Kenny noch immer friedlich schlafend entdeckte. „Niedlich, oder?“, meinte Gibbs leise und das Mädchen nickte heftig mit dem Kopf, so dass ihre blonden Haare wild umher wippten. „Bei Mommy ist es immer so bequem zum Schlafen.“, meinte sie mit einer Ernsthaftigkeit in der Stimme, dass Gibbs amüsiert grinsen musste. Er nickte und wandte seinen Blick zu seiner Chefin. Es hatte nicht lange gedauert, bis auch sie eingeschlafen war. Seitdem hatte er sie gedankenverloren beobachtet. Er hatte an viele Dinge gedacht. An Shannon und Kelly, an ihren Auftrag in Europa, ihre doch sehr heftige Affäre und den Tag, als sie ihm als Direktorin vorgestellt wurde. Es waren viel schöne Erinnerungen, aber auch sehr schmerzhafte. Der Tod seiner Familie, der Tag von Jens Verschwinden. Wieder drifteten seine Gedanken zu dem Morgen, an dem er bemerkte, dass sie spurlos verschwunden war, gegangen, ohne ihm etwas zu sagen. Er spürte den Schmerz und sein Gesicht musste sich ziemlich verdüstern, denn plötzlich rüttelte Lin an ihm. „Warum schaust du so böse?“, fragte sie mit ihrer hellen Kinderstimme und er sah sie erstmal völlig irritiert an. Dann lächelte er aber wieder und schüttelte den Kopf. „ich musste nur an etwas denken. Aber nichts, was dich interessieren dürfte.“, piekte er ihr sanft in die Seiten und sie fing an zu lachen. Anschließend stand er mit ihr auf und ging zum Becken. Er wollte Jenny und Ken noch eine Weile schlafen lassen und entschied sich, Lin solange zu beschäftigen. Gerade waren sie wieder im Stopbecken der Rutsche gelandet. Lin sprang aufgeregt auf und wartete, dass auch Jethro sich erhob. Lachend lief sie zum Schwimmbecken und ließ sich hineingleiten. Jethro folgte ihr Kopf schüttelnd. Die Kleine war ein wirklicher Wildfang. Während er sich an den Rand setzte und seine Beine ins Wasser baumeln ließ, blickte er hinüber zu den Liegen. Seine rothaarige Vorgesetzte schien noch immer mit Kenny im Arm zu schlafen, so dass er zufrieden nickte und seinen Blick wieder auf Lindsay richtete. „Jethro?“ Ihre blaugrünen Augen funkelten neugierig und er nickte knapp, um ihr zu bedeuten, dass er zuhörte. „Magst du Mommy?“ Ein schelmisches Grinsen umspielte ihre rosa Lippen. Jethro war etwas überrascht von ihrer Frage und runzelte erst mal die Stirn. Zwar war ihm nicht klar, warum, aber er wusste genau, dass dieses kleine siebenjährige Mädchen nicht irgendein Mögen meinte. Unwillkürlich spürte er, wie das Blut in seine Wangen schoss. „Ich glaube, Mommy mag dich wirklich sehr. Sie lächelt immer, wenn sie von dir spricht. Sogar wenn sie ein bisschen böse auf dich ist.“, strahlte sie den Grauhaarigen an, während sie sich am Rand des Beckens festhielt und die Füße hin und her bewegte. Jethro musste grinsen. So war das also. Die gute Direktorin spielte ihm gegenüber nur die Furie, wenn er ihrer Meinung nach etwas falsch gemacht hatte. „Also, magst du Mommy?“, fragte Lindsay ein weiteres Mal. Gespannt fixierte sie sein Gesicht. Kapitel 34 Gibbs räusperte sich. Was sollte er denn auf die Frage antworten? Die blaugrünen Augen des siebenjährigen Mädchens musterten sein Gesicht und er fühlte sich wie einer der Verbrecher, die er normalerweise so ansah, mit diesem typischen Verhörblick. Typischer Blick? Ein Gedanke machte sich in ihm breit. Eine Idee, die ihm Unwohlsein bescherte. Statt ihr zu antworten, begann nun er sie zu mustern. Sieben Jahre; blaugrüne Augen; lange, blonde Haare; hatte Jen nicht mal erwähnt, dass sie selbst eigentlich naturblond war? Sein Herz begann unwillkürlich schneller zu schlagen. Lindsay nannte Jen so selbstverständlich Mom, als wäre sie es wirklich. Als hätte Claire Brown nie existiert. Doch in ihrem Alter stellte man sich eigentlich nicht so schnell um. Man erinnerte sich, wo man vorher war. Bei Kenny war es schon wahrscheinlicher, dass er die Browns einfach vergaß und Jenny ohne viel Getöse einfach Mommy nannte. Warum schien es für Lin so selbstverständlich zu sein, seine Direktorin Mom zu rufen? War sie vielleicht doch Jennys leibliche Tochter? Doch warum hätte die Rothaarige sie in eine Pflegefamilie geben sollen? Sein Kopf rauchte schrecklich und umso mehr er darüber nachdachte, umso mehr Fragen bildeten sich. Denn wenn Jennifer wirklich Lindsays Mutter war, bedeutete es für ihn, dass er rein theoretisch rechnerisch der Vater dieses aufgeweckten Wildfanges sein könnte. „Jethro!“ Leicht schlug sie auf seine Brust und holte ihn aus seinen Gedankengängen in die Realität zurück. Leicht blinzelte sie und ihre zarten Lippen umspielte ein freches Grinsen. „Magst du Mommy?“, fragte sie ein weiteres Mal. Jethro setzte ein leichtes Lächeln auf und wischte ihr mit einer langsamen Bewegung seiner Hand eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht. Was sollte er sagen? Wenn sie Jens Tochter war, wusste sie es wahrscheinlich auch. Doch hatte Jen ihr erzählt, wer ihr Vater war? Er wollte diesen kleinen Engel nicht verletzen. Leise seufzte er. „Deine Mommy ist meine Chefin. Ich muss sie mögen, um mit ihr klar zu kommen.“ Er sah, wie sich Enttäuschung in den strahlenden Kinderaugen breit machte, so dass sein Grinsen unwillkürlich breiter wurde. „Aber ich mag sie auch so, wenn sie nicht meine Chefin ist. Sonst würde ich euch wohl kaum begleiten, oder?“, strahlte er nun das Mädchen an. Diese lachte und nickte kräftig. Völlig unvermittelt schlang Lin die Arme um seinen Hals und schmiegte sich an den Special Agent. „Ich hab dich lieb.“, meinte sie fröhlich. Jethro nickte leicht und legte seine Arme um den kleinen Körper. „Ich dich auch, Lin.“, flüsterte er und strich über ihre Haar. Kapitel 35 Jen war schon seit geraumer Zeit wach und beobachtete ihre Tochter, wie sie ausgelassen mit Jethro spielte. Im Moment umarmten sich die Zwei und die rothaarige Frau spürte, wie ihr Herz sich zusammenzog. Die Beiden kamen so gut mit einander klar, dass Außenstehende vermutlich wirklich der Meinung waren, sie hatten Vater und Tochter vor sich. Leise seufzte sie und senkte ihren Blick auf Kenny. Der Kleine schlief noch immer friedlich an sie gekuschelt und ließ sich rein gar nicht von dem Lärm um ihn herum stören. Ein Lächeln legte sich auf ihren Lippen, bevor sie wieder den Kopf hob und Ausschau nach Lin und Jethro hielt. Sie stiegen gerade aus dem Becken und liefen lachend zur Rutsche. Jen schüttelte den Kopf. Sie hätte nie gedacht, dass sie Jethro mal so ausgelassen sehen würde. Still wartete sie, bis die Zwei wieder aus der Rutsche auftauchten. Als würde der Special Agent spüren, dass er beobachtet wurde, wand er suchend den Blick umher, ehe sein Blick sie fixierte. Er beugte sich zu Lin und sagte ihr irgendetwas, woraufhin das Mädchen lachend in ihre Richtung gelaufen kam. Als sie sah, dass Kenny noch immer schlief, verlangsamte sie ihre Schritte und setzte sich ans Ende der Liege, um ihre Mutter happy anzustrahlen. „Na, hast du Spaß?“, fragte Jen mit ruhiger Stimme. „Ja!!! Jethro ist toll.“, nickte Lin heftig und blickte sich nach dem Genannten um. Er trottete gemütlich am Rand entlang und kam schließlich bei ihnen an. Lächelnd ließ er sich auf die zweite Liege sinken und schaute zu Jen hinüber. Er hoffte inständig, dass sie wegen vorhin nicht mehr böse war. Ein leichtes Lächeln und geheimnisvolles Blitzen in ihren Augen verriet ihm sofort, dass sie seine kleine ‚sie-ärgern-wollen’-Aktion schon vergessen hatte. Gerade wollte er sie etwas fragen, als Kenny ruckartig die Augen aufschlug und die Drei kurz musterte, ehe er sich auf Jens Schoß aufrichtete. Er gähnte kurz und strahlte dann in die Runde. „Wasser.“, rief er begeistert und alle fingen an zu lachen. Jethro erhob sich wieder, nahm die Schwimmflügelchen und dann Kenny auf den Arm. Mit einem Zwinkern zu Jenny verschwand er mit dem Jungen zum Kinderbecken. Lin rutschte an ihre Mutter ran und kuschelte sich nun in ihren Arm. Jen lächelte. Liebevoll legte sie die Arme um den Körper ihrer Tochter und strich ihr liebevoll übers Haar. „Jethro mag dich.“, flüsterte Lin und die Direktorin hob überrascht die Augenbrauen, ehe sie verlegen lächelte. „Ich weiß, Lin. Ich mag Jethro ja auch. Wir sind gute Kollegen.“, antwortete sie mit ruhiger Stimme und drückte ihrer Tochter einen Kuss aufs Haar. „Er mag dich nicht nur als Kollegin. Auch so, sonst wäre er ja nicht mitgekommen.“, wiederholte sie die Worte, die Jethro nur kurz zuvor ihr gesagt hatte. Wieder strich ein verlegenes lächeln über Jenny Lippen und diesmal konnte sie nur nicken. Natürlich wusste sie, wie Jethro zu ihr stand. Ihr ging es ja im Grunde nicht anders. Trotzdem fand sie nicht den Mut, ihm zu sagen, was sie fühlte und vor allem, was ihn mit Lindsay verband. Dabei hätte sie sich vorhin nur küssen lassen müssen. Dann wäre ein teil schon aus dem Spiel gewesen. Doch ihr Verstand regierte nun mal ihr Herz. Nach einer kleinen Kuscheleinheit mit Lin, gingen auch die Zwei wieder ins Becken. Circa eine Stunde tollten sie noch fröhlich herum, ehe sie sich entschieden, endlich wieder nach Hause zu fahren. Sie setzte Jethro bei sich ab und war kurze Zeit später auch bei ihrem Haus angelangt. Nach eine kleinen Abendbrot, brachte sie die Kinder ins Bett und fiel selbst völlig erschöpft auf die Couch, wo sie nach wenigen Minuten Fernsehen wegdämmerte. Dieses Wochenende war nun bereits fast vier Monate her. Die Arbeit hatte sich wieder ihre Leute gekrallt und ließ sie vor Toten und Verschwundenen kaum über Vergangenes nachdenken. Ab und zu fragte man sich, wie es Ziva ging. Aber kaum war die Frage gestellt, trudelte schon ein neuer Fall ins Haus. Abbys junger Freund hatte sich in ihrer Wohnung eingenistet, während sie hauptsächlich bei Tim schlief, und tauchte regelmäßig auch im Hauptquartier auf. Jenny hatte Garrett unter der Bedingung absoluter Verschwiegenheit zu ihrem Angestellten gemacht und er durfte einige, speziell Tonys Berichte Korrektur lesen und anschließend an ihre Verfasser zur Überarbeitung zurückbringen. Von dem Geld, was er dafür bekam, versorgte er sich bezüglich Essen und Kleidung selbst. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)