You give me something... von Blackwolf ================================================================================ Kapitel 1: ...I'm willing to give it a try ------------------------------------------ Hallo! Dieser OneShot ist dem FF-Wettbewerb des "Alles außer Shonen-Ai"-Zirkels zugeordnet! Kleine Erklärungen vorweg: - Die Keisatsucho ist das japanische Äquivalent zum amerikanischen FBI. - Eine Glock , nennt man verschiedene Produkte des Waffenherstellers Glock. - Neunmillimeter ist ein Kaliber eines Pistolengeschosses. - Eine HK M4 ist ein leichtes Maschinengewehr. - Das SAT (Special Assault Team) ist das japanische Äquivalent zum deutschen SEK . + Der Songtext gehört zu dem Lied "You give me something" von James Morrison. Und jetzt viel Spaß beim Lesen! You give me something... For every piece of me that wants you Another piece backs away cause You give me something That makes me scared alright This could be nothing But I'm willing to give it a try Please give me something cause someday I might know my heart You only waited up for hours Just to spend a little time alone with me I never thought that I'd love someone That was someone elses dream cause You give me something That makes me scared alright This could be nothing But I'm willing to give it a try Please give me something cause someday I might call you from my heart But it might be a second too late And the words that I could never say Are gonna come out anyway cause You give me something That makes me scared alright This could be nothing But I'm willing to give it a try Please give me something cause someday I might know my heart Die Stadt war lebendig, rund um die Uhr leuchteten die riesigen Reklametafeln in den herrlichsten Farben und verkündeten den unaufhaltsamen Wirtschaftsboom... , die unzähligen bunten Autos waren die Blutkörperchen, die sich durch die Hochhausschluchten, die Adern, zwängten und das gläserne und steinerne Gebilde am Leben erhielten... Die Sonne ging gerade am Horizont auf und ihre Strahlen spiegelten sich in den Fronten der Wolkenkratzern. Einer dieser Wolkenkratzer war Anlaufstelle für eine Horde Menschen, die Aktenkoffer schleppend hinein strömte... das Hauptquartier der Tokioter Keisatsucho. Jedesmal, wenn sich die metallenen Türen des Aufzuges begleitet von dem unermüdlichen und typischen kurzen Läuten öffneten, drang ein Stoß von Anzug oder Blazer tragender Männer und Frauen hinein oder heraus. Das dadurch entstehende Geschubse machte die Allgemeinsituation nicht besser – immer noch stand sie zwischen der kühlen metallenen Fahrstuhlwand und einem dicken Detectiv eingeklemmt da, und verbrannte sich allmählich die Finger an ihrem kubanischen Kaffee. Der Detectiv stieg allerdings im achten Stockwerk aus; dort befanden sich sämtliche Labore, wahrscheinlich wollte er irgendwelche Prüfstücke abholen oder mit einem Experten reden... Erleichtert seufzte sie auf und nahm den Becher in die andere Hand und nippte kurz an dem heißen Getränk. Genüsslich schloß sie die Augen und versuchte die kommenden Stunden aus ihren Gedanken zu verdrängen und das feurige Aroma in sich aufzunehmen. „Chieko?“ Verdutz öffnete sie die Augen, aber sie hatte sofort erkannt, wer sie angesprochen hatte. Sie drehte sich um und schenkte Kenny ein breites Lächeln. „Morgen! Hast du gestern noch lange gearbeitet?“, begrüßte sie ihn und bemerkte nebenbei, dass ihr Donut plattgedrückt war und so eher das Aussehen eines Pfannkuchens mit Loch in der Mitte hatte. Kenny rückte seine Brille zurecht und seufzte, um seine folgenden Worte noch etwas Nachdruck zu verleihen. „Das kann man wohl sagen... ich bin erst um kurz vor eins nach Hause gekommen... und heute früh hätte ich fast verschlafen...“ Bei näherer Betrachtung sah er auch so aus: seine Augen waren klein und er hatte dunkle Schatten unter den Grünblauen, und auch ansonsten machte er einen recht zerknitterten Eindruck. Die Fahrstuhltür öffnete sich im elften Stock und Chieko und Kenny traten mit anderen Kollegen in den langen Korridor, wo geschäftiges Treiben wie in einem Bienenstock herrschte. Sie grüßten pflichtschuldig vorbei eilende Rechtsmediziner und verwirrte Detectivs, und deren gestresste Assistenten. Diese murmelten meist nur ein hastiges „Morgen.“, und verschwanden dann irgendwo auf der Etage oder in einem der drei Fahrstühle. Während der täglichen Besprechung im Konferenzsaal wurden den Rechtsmedizinern die Leichen zugeteilt und wie durch eine glückliche Fügung, jedenfalls aus Sicht der Lebenden, bearbeiteten Kenny und Chieko zusammen einen Doppelmord. Zwei Streifenpolizisten, Todesursachen mit höchster Wahrscheinlichkeit Schussverletzungen. Kenny nahm, während sie sich auf den Weg zu den Obduktionssälen im Untergeschoß machten, die Unterlagen mit den Daten an sich und blätterte interessiert darin herum. „Nicht schön... die beiden waren in einer ganz üblen Gegend unterwegs... der Täter war sehr hinterhältig... allerdings wurde nichts gestohlen...“, murmelte er und sah dabei Chieko von der Seite ab und zu bedeutungsvoll an. „Schön. Steht da vielleicht auch, warum man uns nicht an den Tatort beordert hat? Ich meine, nur von Fotos will ich mir kein Bild machen.“, beschwerte sich Chieko, da der Ermittlungsleiter die normale Vorgehensweise mißachtet hatte. Kenny schüttelte den Kopf. „Ich vermute, dass es einfach nicht wichtig ist...“ Nach einem Seitenblick auf Chieko, deren Stirn sich in Falten des Zweifels legte, beeilte er sich hinzu zufügen: „... jedenfalls denkt das der Ermittlungsleiter. Du weißt doch, wie Beamte sind. Sie wollen sich einfach nicht die Mühe machen dort zu stehen und die Schaulustigen von den Leichen fernzuhalten. Sie machen sich am liebsten keine Arbeit.“ Chieko stimmte ihm mit einem Nicken zu und betätigte den Knopf, der sie in das Untergeschoß führen würde. „Wer ist es?“, fragte sie nachdenklich. „Wer ist was?“ „Der Ermittlungsleiter...“ Kenny schob die Brille zurecht und sah sich das Deckblatt an. „Oh... es ist Kai Hiwatari. Er hat den Fall aber von so einem Anfänger übernommen. Schätze mal, Kai ist nicht der Schuldige...“ Chiekos Magen verkrampfte sich. Nicht dieser Kerl. Wirklich, jeden anderen hätte sie akzeptiert, nur nicht ihn. Sie sah das markante Gesicht vor sich, die hohen Wangenknochen, die mandelförmigen rotglühenden Augen... die immerzu spöttisch nach oben gezogenen Mundwinkel... seinen großen, schlanken Körper, die langen Beine und Arme, seine widerspenstigen Haare, die er sich in so einer überheblichen Beifälligkeit noch mehr verstrubbelte, dass es seine geballte Arroganz noch unterstrich. Und auch sein unverschämt gutes Aussehen. Kenny schien ihre Gedanken halb zu erraten und sagte: „Nun ja, er weiß eben, wie er aussieht... daran gewöhnt man sich, er ist wirklich ein sehr guter Cop. Hat immer alles unter Kontrolle.“ „Vor allem die naiven Staatsanwältinnen.“, höhnte Chieko. Vielleicht benahm sie sich nur so, weil er ihr auch einmal eindeutig zweideutige Signale gesendet hatte... und sie hatte sie, dumm wie sie war, begeistert und in lächerlicher Schwärmerei erwidert – mit dem erschütterten Ergebnis, dass sie ihn mit ihrer ehemals besten Freundin erwischt hatte. Kenny zuckte nur die Schultern und sein Gesichtsausdruck sagte ihr eindeutig, dass er von Frauensachen nichts wissen wollte. Im Untergeschoß angekommen, betraten sie in die Umkleiden und zogen sich ihre Chirurgenkluft an, dann wandten sie sich zum Obduktionssaal 2 und von dort gelangten sie zu einer der Verwahrungsbuchten in der Leichenhalle, wo die Leichen in Doppeldecker-Bahren in ihren Kühlfächern lagerten. Sie holten Nummer 30 426 und 30 427 aus ihren Fächern um sie dann in die Autopsie zu schieben. Chieko nahm sich das Klemmbrett auf dem sie ein Fallformular gesteckt hatte und fing mit der äußeren Besichtigung der ersten Leiche, einem älteren Mann mit grau melierten Haar, an, während Kenny genau das selbe mit der anderen, einem untersetzten jüngeren Mann, machte. Sie notierte Größe, Gewicht, Ernährungszustand und Hautkolorit. Dann lokalisierte sie die Totenflecke und beschrieb deren Farbe, hielt den Grad der Ausprägung der Totenstarre fest und dokumentierte sie, ebenso wie etwaige Hautveränderungen wie Narben, Wunden, Operationswunden, Pigmentflecken, Tätowierungen und dergleichen. Dann notierte sie, welche Bekleidung die Leiche trug und auch Gegenstände, die er bei sich hatte, als er starb, wie zum Beispiel seinen Ehering. Zum Schluss öffnete sie seinen Mund und untersuchte seine Zähne. „Schön, schön...“, murmelte sie und starrte die Leiche an. Das sagte sie immer, aber sie meinte damit keineswegs, dass sie sich freute, dass sie Arbeit hatte, nein, sie schickte diese Worte an den Mörder, den Verantwortlichen... es war wie eine Drohung, ein Schwur, dass sie an seiner Ergreifung Teil haben würde. Sie machte sich an die innere Besichtigung der Leiche; zu diesem Zweck legte sie die Schädelhöhle, Brusthöhle und Bauchhöhle mit einer speziellen Schnitttechnik offen um die Organe frei zu legen. Sie beurteilte die Organe nach Größe, Form, Farbe und Konsistenz und hielt Abweichungen von der Norm in ihrem Bericht fest. Dann entnahm sie von den wichtigsten Organen Proben für weitere Untersuchungen und außerdem noch etwas Blut und Urin für den toxikologischen Test. Kenny räusperte sich und murmelte leise vor sich hin. Dann seufzte er und flickte die Leiche des jungen Mannes wieder so zusammen, damit seine Familie ihn noch einmal sehen konnte. „Todesursache ist eine Verletzung der Arterie im Hüftbereich, Schusswunde, Ein- und Austrittswunde. Schätze, dass der Schütze von nicht all zu weiter Entfernung auf ihn geschossen hat. Der Ärmste hatte keine Chance, ist in wenigen Minuten verblutet.“ Der Braunhaarige schüttelte den Kopf und beschriftete seine Proben. Chieko seufzte ihrerseits. „Der hier hatte es wohl etwas besser... war sofort tot. Wo die Kugel in getroffen hat, ist allerdings nicht sehr schwer zu übersehen...“ Sie wedelte mit der Hand in Richtung Kopf, wo ein deutliche runde Öffnung zu sehen war. Dann hob sie eine Tüte hoch und sagte: „Und das hier ist der Übeltäter. Eine Neunmillimeter, vermutlich eine Glock, die sind am weitesten verbreitet.“ „Ja, das stimmt... die Spurensicherung hat Neunmillimeter-Patronenhülsen gefunden.“ Kenny schob seine Leiche zurück in die Verwahrungsbucht; Chieko tat das selbe. Mit der Stirn in konzentrierte Falten gelegt, saß Kai Hiwatari in seinem Bürostuhl und kratzte sich abwesend an seinem Hinterkopf. Als er davon abließ, stand eine seiner sowieso schon unordentlichen Haarsträhnen vorwitzig nach oben gerichtet ab. Dieser Fall, er war einfach absolut unschlüssig. Er passte einfach nicht in das Muster eines Raubmordes, weil nichts gestohlen wurde... „Rachemord.“, stieß er nachdenklich aus. Aber die beiden Beamten hatten erst seit wenigen Wochen zusammen Dienst gehabt und absolut nichts war in dieser Zeit passiert. Aber vielleicht war es nur einer, an dem Rache verübt worden war, der andere dagegen war einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort... Er sah sich die Akten der beiden noch einmal durch. Der jüngere war direkt von der Polizeiakademie gekommen, unauffällig... es gab einfach keinerlei Hinweise auf Konflikte in seinem Bekannten- oder Verwandtenkreis. Der ältere Beamte war auch nicht besonders auffällig, das spannendste, das in seiner Dienstlaufbahn passiert war, war das plötzliche Ende, nämlich sein Mord. Ansonsten hatte er nur mit Falschparkern und aufmüpfigen Jugendlichen zutun gehabt. Auch sein Umfeld war absolut normal. Er war Opa gewesen, hatte in einer langjährigen und scheinbar glücklichen Ehe gelebt... „Hiwatari?“ Der Kopf des Angesprochenen fuhr nach oben und fixierte den Eindringling. „Tyson. Kannst du nicht klopfen?“, brummte er argwöhnisch. Der Schwarzhaarige grinste nur, was sein jugendliches Aussehen betonte. Dann ließ er sich mit einem wohligen Seufzer direkt in den Lederstuhl gegenüber von Kai nieder. „Du bist hierher gekommen um die Qualität meines Bürostuhls zu testen?“, fragte Kai sarkastisch. „Das auch, aber eigentlich wollte ich dir nur nahe legen, dass dein Fall noch etwas verzwickter ist. Jetzt ist nämlich noch ein Polizist tot. Und einer liegt im Koma auf der Intensivstation.“ Tyson rutschte etwas auf dem Stuhl herum und musterte dann Kais goldenen Briefbeschwerer. Kais Mundwinkel zuckten. „So nett, dass du mir das persönlich gesagt hast... was willst du wirklich?“ Tyson ließ den schweren Füllfederhalter sinken, den er unter die Lupe genommen hatte, und sagte wie aus der Pistole geschossen: „Chiekos Handynummer.“ Dann errötete er tief und schaute Kais Schreibtischplatte an. Kai runzelte die Stirn. Chiekos Handynummer? Vor seinem inneren Auge sah er ihre schneeweiße haut, die wunderschönen Mandelaugen und ihren rosigen Mund. Außerdem wusste er noch genau, wie sich ihr Hintern in seinen Händen angefühlt hatte... „Nein, Tyson... sie ist nicht dein Niveau.“ „Nicht mein Niveau?“ Tyson wirkte beleidigt. Kai zuckte mit den Achseln. „Komm schon, Tyson. Die Frau ist erwachsen. Sie würde dich auslachen, wenn sie heraus fände, dass du ihre Nummer von mir bekommen hast.“ In diesem Punkt war Kai sich absolut sicher, Chieko war die Art Frau, die man mit all seinen Künsten erobern musste... eine Frau, die es verdiente, dass man es ernst meinte – Moment... hatte er das gerade gedacht? Kai schüttelte nachdenklich den Kopf, was Tyson noch mehr verwirrte. „Was soll ich dann machen?“ Erst jetzt wurde Kai klar, dass Tyson immer noch vor ihm saß. „Wie wäre es mit Hilary? Ihr kennt euch schon so lange, sie mag dich... ein paar schöne Komplimente, etwas zu lange Blicke, und sie liegt dir zu Füßen.“, schlug er vor. Ja, die Braunhaarige und Tyson schienen wie für einander bestimmt. Das war eigentlich allen klar; er hatte Max Mizuhara und Ray Kon darüber diskutieren hören. Tyson sah Kai zweifelnd an. „Hilary? Sie ist so... naja... so schlau... ich dachte, sie will was von Kenny.“ „Kenny?“, echote Kai. „Nein, Kenny ist doch nicht der Typ... Der ist der Graue-Maus-Typ... so eine wie Hilary ist ein anderes Kaliber...“ „Über meinem Niveau?“, wollte Tyson wissen. „Vielleicht, aber ihr kennt euch schon seit eurer Schulzeit, da ist das etwas anders.“ Tyson war mit Kais Antwort sichtlich nicht zufrieden, aber er schien sich eindeutig über sich und Hilary Gedanken zumachen. Der Schwarzhaarige verschwand mit einem nachdenklichen Nicken. Kai indes war jetzt von seiner Arbeit absolut frustriert. Allerdings nicht nur deswegen, dass es jetzt ein dreifach Mörder war, den er suchte, sonder auch deswegen, dass ihm der Fall nicht wichtiger war, als die Erinnerung an die einzige und unvergessliche Nacht mit Chieko. Seine Finger prickelten und er spürte ihre weiche Haut, ihren blumigen Duft, er sah die weichen, fast unsichtbaren Härchen auf ihren schlanken Armen, er sah die Adern unter ihrer Haut... Der dritte Leichnam gehörte einem Mann in den mittleren Jahren. Er war seinen inneren Verletzungen erlegen, und auch in diesem Fall war die Tatwaffe wieder eine Neunmillimeter. In der Zwischenzeit hatten sie die Bestätigung bekommen, dass es sich bei der Tatwaffe tatsächlich um eine Glock handelte, um ein und die selbe Glock... Kenny seufzte abermals. „Der Ärmste...“ Und Chieko nickte zustimmend, auch wenn es ihr langsam schon mechanisch vorkam. Jedesmal, wenn sie etwas abgelenkt war, wanderten ihre Gedanken von Innereien und diversen Befunden zu Kai Hiwatari. Vielleicht, aber nur vielleicht, würde er sich herablassen zu ihnen in den Obduktionssaal zukommen. Denn immerhin war er noch nicht ins Bild gesetzt... Diese Gedanken bestätigten sich eine Stunde später, als Hiwatari in voller Montur, nämlich mit Sicherheitsweste und zwei Dienstwaffen in die Nummer zwei marschierte. Sein Blick ruhte erst auf der Leiche, dann wanderte er zu Chieko, die seinen bohrenden Augen auswich. „Lange nicht mehr gesehen, Chieko.“, sagte er ungerührt und nickte dann Kenny beiläufig zu. „Könntet ihr mir bitte sagen, was mit den drei passiert ist? Aber bitte die Schnellfassung, ich muss mir noch mal den Tatort vornehmen.“ „Mit zwei Waffen? Hast du Angst, dass die Beweisstücke lebendig werden und dich angreifen?“, fragte Chieko zynisch. Kai sah sie kurz an, dann lächelte er seelenruhig. „Mit drei Waffen!“ „Ach ja?“ Die Rechtsmedizinerin zog eine ihrer Augenbrauen nach oben. „Und welche soll das bitte schön sein?“ „Mein Charm.“, sagte Hiwatari wie aus der Pistole geschossen, aber er grinste dabei spöttisch. „Und die hier.“ Er zog sein linkes Hosenbein etwas nach oben. Dort hing an einer Halterung eine Pistole von etwas kleinerem Kaliber. „Ähm... um zum Punkt zu kommen – sie sind alle drei erschossen worden.“, warf Kenny ein; er war sichtlich verwirrt. Kai sah ihn kurz an und verdrehte die Augen. „ Und mir wurde gesagt, sie wären über einen Hund gestolpert und hätten sich das Genick gebrochen...“ „Der eine hatte eine Kopfwunde, einer hatte eine tödliche Verletzung an der Arterie im Hüftbereich und der andere ist an inneren Verletzungen gestorben. Das ist der hier.“ Chieko wies auf die Leiche, die immer noch mit geöffnetem Brustkorb da lag. Kai trat etwas näher, und im Gegensatz zu vielen anderen Detectivs schien ihm der Anblick nichts auszumachen. „Ah, ist das die linke Niere, die durchsiebt worden ist?“, fragte er und beugte sich über die Öffnung. Kenny bejahte dies, während Chieko damit beschäftigt war, Hiwatari mit Blicken zu töten. „Na dann, also ich wurde benachrichtigt, dass ihr noch keine Chance hattet, den Tatort zu besichtigen, also dachte ich mir, Kenny, dass du mit mir mitkommst, okay?“ Es war weniger eine Frage, als ein Beschluss, denn Kai hatte sich schon zum Gehen umgewandt. „Ähm, ich habe keine Zeit, ich halte eine Lesung an der Universität. Nimm doch lieber Chieko mit.“ Bei diesen Worten warf Kenny Chieko einen entschuldigenden Blick zu, den diese allerdings mit einem wütenden Schnauben und einem hörbaren „Schön.“ quittierte. Der Detectiv zuckte mit den Achseln und nickte Kenny zu. Chieko verschwand in die Umkleide, warf ihre schmutzigen Arbeitskleidung beiseite und holte ihren Arbeitskoffer aus ihrem Spind. Diesen schlug sie so fest sie konnte zu und öffnete dann immer noch vor Wut kochend die Tür, wo sie dann fast mit Hiwatari zusammen stieß, der anscheinend Anstalten gemacht hatte, die Frauenumkleide zu betreten. „Was soll das?“, fauchte sie und sah ihn angewidert an. Hiwatari fuhr etwas zurück, strich sich dann geistesabwesend die Haare und sagte ungerührt: „Ich dachte, dass etwas nicht stimmt... du warst so laut.“ Die Rechtsmedizinerin schüttelte den Kopf und schleppte den Metallkoffer in Richtung Aufzug. Bevor sie diesen allerdings erreicht hatte, entwand ihr Hiwatari den Koffer mit den Worten „Der ist doch viel zu schwer!“ Während sie ihn nur empört an schnaubte, schob er sie mit seinem freien Arm in die Aufzugkabine. Da Chieko es aufgegeben hatte, ließ sie Hiwatari den Kavalier spielen, und es gefiel ihr sehr, als sie durch das Foyer liefen, denn sie spürte die neidischen Blicke der dort befindlichen Kolleginnen. Danach allerdings holte sie die Wirklichkeit ein. „Na, gefällt’s dir? Wie in alten Zeiten, oder?“, fragte Hiwatari und grinste sie an. Chieko sah in kurz an. „Wirklich? Ich spür‘ deine Hand gar nicht auf meinem Hintern.“, sie grinste ihn spöttisch an. Der Detectiv verzog das Gesicht. „Du weißt genau, dass ich nicht so einer bin.“ Chieko nickte nur mit einem sarkastischen Lächeln und öffnete die Fahrertür des Jeeps. Hiwatari sah sie genervt an. „Ich war der Meinung, dass ich fahren sollte.“ Er stand neben ihr und verschränkte die Arme. Chieko allerdings startete schon den Motor. „Schön. Aber deine Meinung interessiert mich nicht mehr.“ Das war die falsche Antwort, denn Hiwatari hastete um den Wagen und setzte sich auf den Beifahrersitz. „Meine Meinung interessiert dich nicht mehr? Also hat sie dich einmal interessiert?“ Er sah sie neugierig an und lächelte einfach nur göttlich. Die Rechtsmedizinerin ignorierte ihn und fuhr mit Vollgas los. Dann bremste sie abrupt, und Hiwatari wurde unsanft nach vorne geschleudert, da er es vor lauter Neugierde verpasst hatte, sich anzuschnallen. „Hey, hey! Das ist doch gefährlich!“, beschwerte er sich und legte sich den Sicherheitsgurt um. „Ich finde, du solltest deine Frauenmätzchen nicht an mir ausleben. Du hast doch deine Tage, oder?“ „Halt doch einfach mal deinen Mund, Hiwatari!“, fauchte Chieko, während sie fast einen LKW rammte. Wie ein Wundert tat er das tatsächlich. Allerdings lehnte er sich gemütlich zurück und sah sie ab und zu mit einem jovialen Lächeln an. „Mist!“, stieß sie aus, nach dem sie ziellos die Straße entlang gefahren war. „Wo ist der Tatort?“ Hiwataris Lächeln wurde breiter. Dann deutete er auf seinen Mund und schüttelte den Kopf. „Wo, verdammt!“ Chieko funkelte ihn gefährlich an. „Na siehst du...“, murmelte Hiwatari und machte Anstalten ihr seine Hand auf den Oberschenkel zu legen. Als er ihren Blick einfing, wanderte sein Hand zu der Kaugummipackung. Schulter zuckend nannte er ihr die Adresse und unternahm die restliche Fahrt über keine Avancen mehr. Der nächste Tag begann ruhig und sie hatte etwas Zeit, um über ihr seltsames Schicksal nachzusinnen. Der gestrige Tag hatte damit geendet, dass sie zusammen mit Hiwatari noch einige Beweise gefunden hatte und die zwei Tatorte noch einmal dokumentiert hatte. Dann hatten sie zurück im Hauptquartier versucht mit Hilfe der Bilder und einer Computersimulation den Tatvorgang zu rekonstruieren. Es gelang außerordentlich gut, denn Hiwatari kannte sich mit vielen Dingen aus und konnte so auch bestimmen, warum die Blutflecke da oder dort zu finden waren und warum sie verspritzt oder flächig waren. Kenny hatte Recht gehabt, Kai Hiwatari war ein guter Cop. Und er konnte auch wirklich charmant sein, das hatte er ihr deutlich gezeigt, in dem er sie mit Kaffee und Donuts versorgt hatte. Sie musste zugeben, sie hatten sich gestern Abend in lauter Zweisamkeit sehr gut amüsiert; sie hatten gelacht und sich gegenseitig zu ihren Einfällen beglückwünscht. Sie war so gelassen gewesen, dass sie fast vergessen hatte, dass sie Hiwatari eigentlich nicht leiden konnte. Ein leises Klopfen ertönte und ließ Chieko aus ihrer Gedankenwelt purzeln. „Chieko?“ Die Tür wurde vorsichtig geöffnet und Hilary schob sich hinein. „Es gibt wieder eine Leiche, Hiwatari hat mich direkt zu dir geschickt, er meint, du solltest sofort kommen und deinen Koffer mitnehmen, er will mit dir zum Tatort.“ Die Rechtsmedizinerin seufzte und machte sich widerwillig auf den Weg. Insgeheim hatte sie gehofft, dass so etwas passieren würde... und das beunruhigte sie. Nervös schritt er neben dem schwarzen Jeep auf und ab, verstrubbelte seine Haare, rückte seine Pistolen zurecht. Er hatte sofort nach Chieko schicken lassen, warum beeilte sie sich nicht? Er wollte sie sehen... und das war äußert beunruhigend, denn er war nicht der Typ, der sich freute, mit Rechtsmedizinern zutun zu haben – das bedeutete nur, dass man Leichen hatte... Andererseits... er konnte immer noch ihr glockenhelles Lachen in seinen Ohren hören, und er wollte einfach nur, dass sie ihn nun in guter Erinnerung behielt... und das wollte er ausgerechnet erreichen, in dem er ihr imponierte, weil er einen Verrückten stellte... das konnte heiter werden. „Hey, was machst du da, Hiwatari?“ Chieko eilte auf ihn zu, jedenfalls so schnell es mit dem großen Metallkoffer ging. Kai hörte sofort auf Hin und Her zu wuseln, öffnete ihr die Beifahrertür und wie durch ein Wunder stieg sie ohne Proteste ein. Kai fuhr mit Vollgas los, denn der Tatort war weiter weg, sie würden ungefähr zwanzig Minuten durch den schleppenden Verkehr brauchen. Es schien ihm zwar der falsche Zeitpunkt, aber er konnte einfach nicht widerstehen... „Und, gut geschlafen?“, fragte er vorsichtig. Chieko nickte und schenkte ihm ein kleines Lächeln. „Und was ist mit dir, Hiwatari?“ „Oh, ich auch... aber, Chieko, könntest du mich bitte Kai nennen? Ich nenne dich ja auch nicht dauernd Kawabata.“ Er warf ihr einen unergründlichen Blick zu. Chieko lachte kurz auf. „Aber du nennst mich nur nicht Kawabata, weil dieser Name bescheuert klingt.“ Sie machte eine kurze Pause. „Und außerdem nennen dich alle Hiwatari.“ Kai zuckte mit den Schultern. „Ich heiße Kai mit Vornamen, du heißt Chieko mit Vornamen. Das ist doch nicht schwer, oder?“ Die Schwarzhaarige zuckte ebenfalls mit den Schultern. „Na meinetwegen. Kai.“ Der Detectiv grinste. „Chieko.“ Sie schaute zum Fenster hinaus und ein zufriedenes Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie konnte sich nicht erklären, warum sie wieder mit Hiwatari – nein, Kai – sprach. Nach dieser großen Enttäuschung hatte sie sich eigentlich geschworen, dass sie ihn für immer hassen würde und alle anderen Frauen vor ihm und seinem Charm warnen würde. Und jetzt war sie ihm wieder verfallen. Zum zweiten Mal. Verdammt. Er unterbrach das Schweigen, in dem er sich räusperte. „Chieko, ich dachte mir, dass –“ Was Kai sich dachte, ging in der aufdringlichen Meldung des Funkgerätes unter. „An alle Einheiten, der Verdächtige in den vier Polizistenmorden befindet sich am letzten Tatort. Wir brauchen Verstärkung!“ Dann wurde noch die Adresse durchgegeben Eine fast greifbare Anspannung breitete sich über den beiden Insassen des Jeeps aus. „Null Zwei Sechs, Hiwatari.“, sagte Kai. „Bin auf dem Weg zum Tatort.“ Und das war er eindeutig... und zwar mit Sirene und Blaulicht. Sie waren nicht die ersten; augenscheinlich befand sich der Tatverdächtige in einem leerstehenden Gebäude, denn mehrere Beamte standen mit erhobenen Waffen am Eingang und fuchtelten unschlüssig mit den Händen herum. Es war sehr eindeutig zu erkennen, dass sie keinen geschulten Einsatzleiter hatten, der sie koordinieren konnte. „Detective Hiwatari!“ Morisaki, ein untersetzter Beamter, eilte mit sichtlich ereichterter Miene auf ihn zu. „Der Kerl ist in dem Gebäude und er hat noch einen anderen Beamten angeschossen. Was sollen wir tun?“ „Wir müssen auf das SAT warten. Die Stürmung muss professionell sein, sonst gibt's hier nur Tote. Ist schon ein SA-Team unterwegs?“ Kai blickte seinerseits missmutig auf das Gebäude, dessen Fenster mit Brettern vernagelt worden war. Es hatte drei Stockwerke, mehrere Ein- und Ausgänge. „Sind die Ausgänge gesichert?“ Morisaki nickte. „Das SA-Team muss jeden Moment eintreffen. Und ja, es gibt drei Fluchtwege, jeweils vier Beamte an den beiden Feuertüren und hier am Haupteingang ist der Rest. Genau neun Beamten hier vorne, mit ihnen sind wir zu zehnt.“ Auf den Punkt genau machte sich das SA-Team durch ohrenbetäubendes Sirenengeheul bemerkbar; drei schwarze Wägen hielten mit quietschenden Reifen und sofort sprangen hollywoodtypisch gepanzerte Beamte aus den Wägen. „Hiwatari?“ Ray Kon nickte Kai zu. Der Schwarzhaarige mit den Tigeraugen war der Einsatzleiter des SA-Teams. „Ray, drei Ausgänge. Die Pläne sind veraltet, aber unten ist eine große leerstehende Halle, also etwas weniger Arbeit, als es aussieht.“, erklärte Kai. „Und habt ihr noch eine Sicherheitsweste?“ Ray sah Kai kurz verdutzt an, dann grinste er. „Ja, haben wir. Du warst doch auch einmal beim SAT, oder?“ Chieko, die sich beunruhigt im Hintergrund aufgehalten hatte, trat nun vor. „Müsstest du nicht eigentlich auch noch andere Schutzkleidung tragen, Kai?“ Dieser sah sie nur kurz an und zuckte mit den Schultern. „Ray hat bestimmt noch einen Helm.“ Das bejahte dieser. Chiekos weitere Proteste gingen in der folgenden Lagebesprechung unter. Die Polizisten des SAT formierten sich an den Eingängen und sollten dann auf Kommando in das Gebäude eindringen. „Hey, Chieko.“ Kai hielt den Helm in den Händen und grinste sie an. „Wie wäre es mit einem Date nach diesem Einsatz?“ Er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern setzte sich resolut den Helm auf und stellte sich neben Ray Kon auf, während Chieko von den Streifenpolizisten außer Gefahrenzone gebracht wurde. Dann strömten die dunkel gekleideten Beamten in geduckter Haltung in das Gebäude. Das Drecksschwein hatte sich irgendwo in einem der kleineren Räume in den oberen Stockwerken versteckt... aber er würde ihn dran kriegen... „Sauber.“ war das Topwort der Stunde. Das Schwein war nicht im ersten Obergeschoß, was hieß, dass er im obersten Stockwerk festsaß. Gut so. Kai hielt die Waffe angewinkelt, als er um die Ecken spähte. In vielen Hollywoodfilmen wurden die Protagonisten mit weit ausgestreckten Armen dargestellt, aber das war in der realen Welt ein absolutes Don’t, denn das würde es einem Gegner viel zu leicht machen, einem die Waffe aus der Hand zu schlagen. Er spähte in die Räume, befand sie als sauber. Verdammt, wo war der Typ? Er machte sich zur nächsten Tür. In dem Raum lag eine alte Decke und eine löchrige Matratze. Daneben die Neunmillimeter. Im klopfte das Herz förmlich in den Ohren. Er starrte das Lager des Mörders an und fragte sich, wo der Typ abgeblieben war. Da wurde die Tür zugeschlagen. „Soso. Das sind also die Experten der Keisatsucho.“, höhnte der dunkelhaarige Mann mit dem pockennarbigen Gesicht. Kai starrte in den Lauf der HK M4. Ein leichtes Maschinengewehr. Er biss sich schmerzhaft auf die Unterlippe. Verdammt. Wie hatte er nur diesen gottverdammten Fehler machen können? Er hätte erst den Raum vollkommen sichern sollen. Aber nein, kaum war sein Blick auf die Glock gefallen, hatte er sich mit seiner eigenen in der Hand absolut wohl gefühlt. Und dann hatte dieser Freak ein Maschinengewehr... „Bleiben sie ruhig. Wenn sie jetzt eine Dummheit anstellen, kommen sie hier nicht mehr lebend raus.“ Kai hatte seine Pistole immer noch auf den Typen gerichtet. „Waffen weg!“, schnarrte dieser. Kai ließ die Pistole fallen, dann legte er auch die andere Glock weg. Die kleine an seinem Fuß ließ er allerdings dort. Die hatte der Typ noch nicht gemerkt. Aber es war sowieso egal. Es gab einfach keine Möglichkeit die Pistole unauffällig zu ziehen... „So. Du hörst mir jetzt zu. Ihr scheiß Bullen habt mein Leben zerstört. Ich kenne keine Gnade.“ Der Typ funkelte ihn wütend an. „Bleiben sie ruhig, dann kommen sie hier lebend heraus.“, wiederholte Kai mit bemüht ruhiger Stimme. „Ich will gar nicht mehr leben.“, sagte der Typ und drückte ab. Er spürte, wie das Geschoss seine Sicherheitsweste durchdrang und in seine Bauchdecke schoss. Er fühlte, wie seine Organe gegen den ungebetenen Gast protestierten. Er starrte auf die Vorderseite seiner Jacke... und der Stoff wurde dunkel vom Blut. Dann ertönten mehrere Schüsse. Als er aufblickte, sah er den Mörder durchsiebt auf dem Boden vor ihm liegen. Sternchen tanzten vor seinem Auge und verwandelten sich in einen wilden Schneesturm... Er sank zu Boden... dann wurde es dunkel um ihn und er fühlte sich, als würde er in eiskaltem Wasser treiben. Jemand rief seinen Namen. Laut, weinerlich und mit besorgter Unterstimme. Er wollte antworten, aber irgendwie versagte ihm seine Gesichtsmuskulatur den Dienst. „Kai!“ Angestrengt versuchte er heraus zu finden, wer ihn rief. Ein Bild stieg vor seinem inneren Auge auf... eine junge Frau... wunderschön... Chieko. „Kai.“ Er bemühte sich, ihr zu zuhören. „Kai, verdammt. Du darfst nicht sterben. Hörst du mich?“ Kai seufzte innerlich. Er konnte absolut nichts machen. Weder gegen sein vorzeitiges Ableben, noch für es. „Wenn du überlebst, dann gehen wir Abendessen. Ich verspreche es! So oft du willst! Verdammt, nur stirb jetzt nicht einfach so!“ Ein herzzerreissender Schluchzer ertönte. „Verdammt, Hiwatari!“ Dann sank er wieder zurück in die Eiseskälte. Die piepsenden Geräte waren es, die ihn weckten. Dann das gleißende Licht. Er sah ihr blasses Gesicht, ihre riesigen sorgenvollen Augen auf ihm ruhend. Er brachte ein schwaches Lächeln zustande. „Falls du das ernst gemeint hast, ich kenne da einen netten Italiener...“ „Oh, Kai...“ Chieko sah ihn glückselig an und glitzernde Tränen liefen ihre Wangen hinunter. Oh, Gott, wie hatte sie gehofft, dass er endlich aufwachen würde. Er war zwei Tage im Koma gelegen und sie war nur selten von seinem Bett gewichen. Er war blass, seine Augen eingefallen und er sah einfach grauenvoll aus. Aber er lebte. „Italiener klingt super.“ Dann musste sie ihm alles erzählen... besonders seine dramatische Rettung schien ihm zu gefallen. „Verdammt, die dachten, du bist mausetot, aber dann hat dein Puls doch noch mal geflattert. Und du hast so viel Blut verloren. Und deine Milz.“ Kai grinste nur schwach. „Du siehst müde aus. Geh nach hause und leg dich ins Bett, Chieko.“ Natürlich war sie müde. Dachte er, sie könnte seelenruhig schlafen, während er Gefahr lief zu verrecken? Aber er schien einen munteren Eindruck zu machen, und auch der Arzt bestätigte, dass er weitgehend auf dem Weg der Besserung war. Sie protestierte, aber nur halbherzig, da sie sich wirklich nach ihrem warmen Bett sehnte. Zum Abschied gab sie Kai das Versprechen, sobald sie ausgeschlafen hatte, wieder zu kommen. Und außerdem einen zärtlichen Kuss auf den Mund. Sie hätte stundenlang seine rauhen, trockenen Lippen mit ihren weichen berühren können... Aber sie nahm ihre Tasche und ging zur Tür. „Chieko?“ Kai sah sie grimmig an. „Was?“, fragte sie vorsichtig. „Nenne mich nie wieder Hiwatari.“ ENDE Blackwolf Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)