Campen-Mal ganz anders von Black_Sakura_90 (Was alles in der Nacht passieren kann...) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Es sollte ein ganz normales Camp-Wochenende werden, mit Lagerfeuer, mit Marshmallows und dem ganzen anderen Zeugs. Wir waren unter uns Mädchen, sogar unser Campleiter war eine Frau! Mrs. Winterbottom hatte für uns ein schönes Programm auf die Beine gestellt – was schönes Asiatisches. Offenbar wusste die Frau, was ich mochte…//Hi, hi//. Wer ich bin? Mein Name ist Sayuri. Na ja, gesagt, getan schwärmten wir aus, um Feuerholz zu sammeln. Ich fand im hinteren Teil des Waldes, wo wir campten, einen riesigen See, der von einigen Felsen umgeben war. Hinter dem See türmte sich ein riesiges Gebirge auf. So was Majestätisches habt ihr noch nie gesehen, glaubt mir. Alles in einen ergab ein sehr schönes Bild. Wie auch immer, am Ufer des Sees fand ich einige schöne Äste, doch die Hälfte von ihnen waren angekokelt…das gab mir zu bedenken…Na ja, dann sammelte ich halt einige Äste auf und ging damit zurück zum Lager, doch diese verbrannten Äste bescherten mir immer noch Gedanken. Über das konnte ich mir aber noch im Bett Gedanken machen, jetzt war keine Zeit dafür. „Na? Habt ihr genug Feuerholz gesammelt?“ hörte ich unsere Campleiterin fragen, als ich und die anderen Mädels zurück am Sammelplatz waren. Wir nickten und legten die Äste ab. Ich entschloss mich dazu, dass ich nach dem Abendessen noch einmal zum See zu gehen, aber heimlich, da es unsere Campleiterin verboten hatte. Doch irgendwas faszinierte mich an dem See und ich hatte das Gefühl, dass etwas Geheimnisvolles und doch wunderschönes geschehen würde. Ich konnte es kaum erwarten, bis es dunkel war. Es war gar nicht so einfach meine Begeisterung zum Geheimnisvollen im Zaum zu halten, die Mädels und die Campleiterin wären einmal beinahe dahinter gekommen, was ich vorhatte, da ich mich fast verplappert hatte. Aber es kam zum Glück ganz anders. Später am Abend bekam ich plötzlich Kopfschmerzen //Das war keine Ausrede!!// und Mrs. Winterbottom sagte, dass ich mir das Gesicht waschen solle und so musste ich mich nicht einmal davonschleichen, um zum See zu gehen //So ein Glück! Trotzdem tat mir noch die Birne weh!//. In Richtung See aufgebrochen und vor Schmerzen die Hand an die Stirn gelegt, malte ich mir die schönsten Dinge aus, die passieren könnten und freute mich zum ersten Mal, dass ich Kopfschmerzen hatte //So was bescheuertes musste man sich erst mal vorstellen…//. Na ja und als ich nun am Seeufer angekommen war, guckte ich mich erst mal genau um, doch es gab nichts Interessantes zu entdecken //Man darf doch wohl noch hoffen…//. Also wusch ich mir das Gesicht und trocknete es mir an meinem T-Shirt ab und auf einmal hörte ich eine geheimnisvolle Melodie und suchte die Richtung, aus der die sie kam. Sie kam von einer kleinen Felsenkette am Seeufer, die von Bäumen und Büschen umgeben war. Ich kämpfte mich durch das Geäst und suchte den geeignetsten Weg und zu meinem Glück schien der Mond. Heute Nacht war Vollmond. Wieder so was Unheimliches. Na ja, wie auch immer. Ich näherte mich dem Felsen, blieb doch im Dickicht verborgen. Die Melodie war jetzt ganz nahe. Im Schein des Vollmondes sah ich jemanden auf den Felsen sitzen und zwar derjenige, der dieses Lied spielte. Ich glaube es war ein Junge, etwa in meinem Alter – also ungefähr 16. Er spielte dieses unglaublich schöne Lied auf einer silbernen Querflöte. Mir kamen beinahe die Tränen, es hörte sich so traurig an. Ich entschloss mich dazu, näher an die Felsen ran zu gehen, um den Jungen näher zu betrachten. Im Schein des Mondes sah der Typ verdammt gut aus, ein Bild für die Götter! Er hatte rote, kurze Haare und hatte sich eine Strähne rechts am Ohr lang wachsen lassen. Und…whoa! Er öffnete kurz seine Augen und wow! Bernsteinfarben! Ein Traumtyp! Was allerdings eigenartig war, ist, dass er spitze Ohren hatte. Feststand, dass er kein Mensch war, soviel war klar. Das hätte jeder Blinde gemerkt. „Du kannst mich sehen? Du bist doch ein Mensch, oder nicht?“ hörte ich eine männliche Stimme fragen, doch ich traute mich nicht aus meinem Versteck, bis er schließlich von seinem Felsen herunter und auf mich zukam, was ich natürlich, wie immer, nicht mitbekam. Ehe ich mich auch versah, stand er auch schon vor mir und musterte mich von oben bis unten. Saß der Typ nicht gerade noch auf seinem Felsen und spielte Flöte??//Kann der sich beamen??// „Du bist ein Mensch! Hundertprozentig! Aber wieso kannst du mich sehen? Das geht eigentlich gar nicht!“wunderte sich der Typ, während er mich noch von oben bis unten begutachtete. Diese Augen…..die bringen mich noch um den Verstand!! Oh Gott…was soll ich denn jetzt machen?.... „Ja, ich bin ein Mensch…Und…und kann dir auch nicht sagen, wieso ich dich sehen kann. Aber…das war ein schönes Lied!“ antwortete ich und dann merkte ich, wie mir heiß wurde und das hieß: Ich laufe Rot an. Das war kein gutes Zeichen…Jetzt guckt der mich schon wieder so komisch an! //Boah, ist der süß!// „Du bist ein wenig dünn für dein Alter, oder?“ Wie bitte? Was hat der da gesagt? Ich glaub, ich spinne!! „Na hör mal! Es gibt auch Menschen, bei denen das Essen nicht sofort ansetzt!“ Ha! Da hat er sein Fett zurück! „Entschuldige! Aber das ist doch nicht gleich ein Grund so in die Luft zu gehen.“ Da hatte er völlig Recht. „Hast ja Recht. Bei so was reagiere ich total über. Es ist nicht so leicht mit diesem Körper. Alle halten mich für eine 14-jährige, das nervt manchmal, weißt du?“ Er nickte und gab mir zu verstehen, dass er mich verstanden hatte. Eins war mal klar: Der Typ konnte gut zuhören! „Ach ja, ich hab mich noch nicht vorgestellt! Mein Name ist Ryokotsei. Aber nenn mich Ryo, wie alle meine Freunde. Und wie heißt du?“ Stimmt, ich hatte immer noch nicht meinen Namen genannt, mein Gott, wie konnte ich das nur vergessen?! „Mein Name…also, ich heiße Sayuri.“ Er lächelte kurz und sah dann den Mond an. „Sayuri…ein schöner Name. Dem Mond fast gleich…“ »Bobumm« In dem Moment dachte ich, mein Herz würde zerspringen. So was Schönes hatte ich bisher noch nicht gehört. Und dann auch noch über meinen Namen. Eigentlich hasse ich meinen Namen, weil ich eine Deutsche bin, aber einen japanischen Namen besitze. Sicher, ich liebe die asiatische Kultur, aber das mit meinem Namen ist schon fast kriminell! ….Ohhh, im Mondlicht sieht er so gut aus! „Hm…du sagtest, sie halten dich für eine 14-jährige. Wie alt bist du denn wirklich?“ „Ich bin 16…“ Auf einmal drehte er sich zu mir um, als hätte mich der Blitz getroffen. „16? Du siehst wirklich nicht so aus. Mach mal den Zopf auf, vielleicht hilft das!“ Ich ging seinem Wunsch nach, öffnete meine Haare und seine Augen weiteten sich. „Du…Du siehst…wunderschön aus!“ Ich stutzte, weil ich das ihm nicht so recht glauben konnte, doch seine Augen und sein Gesichtsausdruck verrieten mir, dass er es ernst meinte. „Meinst du das wirklich?“ Da nickte er und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Dieses Gefühl war unbeschreiblich. Ich schloss die Augen, da ich Angst hatte, dass ich dieses Gefühl verlieren würde, wenn ich es mir nicht in Erinnerung halten würde. „Sayuri? Was hast du?“ Ich öffnete meine Augen und sah ihn an. Da schüttelte ich meinen Kopf. „Es ist alles in Ordnung. Wirklich, glaub mir.“ „Dann ist ja gut. Ich dachte schon, ich hätte dich mit irgendwas verletzt.“ Eine Weile schwieg er, doch dann erschrak er sich, fast beinahe schon panisch. „Oh Schande, das hab ich ja fast vergessen!“ „Was ist denn Ryo?“ „Ganz einfach, ich sollte um Mitternacht zuhause sein, weil mich mein Vater braucht!“ Dann wurde ich mit einem Mal ganz traurig, denn irgendwie wollte ich ihn nicht gehen lassen. Ich konnte mir das selbst nicht erklären – es war auf einmal da…dieses selbstsüchtige Gefühl, obwohl ich diesen Jungen doch gar nicht kannte. Wirklich merkwürdig… Dass mir das ganze überhaupt nicht in den Kram passte, sah man mir auch an. Es stand mir ins Gesicht geschrieben. Und das bemerkte Ryo. Er sah mich an, grinste und meinte hinterher: „Jetzt guck doch nicht gleich so. Wir sehen uns so schnell wie es nur geht wieder. Jetzt, wo ich eine neue Freundin gefunden habe.“ Was? Ich…er hat ´eine neue Freundin´ gesagt! Das heißt, dass ich ihn auf jeden Fall wieder sehe!! „Also…ich muss dann gehen.“ „Wirklich? Jetzt schon?“ Er sank den Kopf und seufzte. „Hey?!“ „Hm? Was gibt’s denn?“ „Treffen wir uns bei Sonnenaufgang wieder hier bei diesem Felsen?“ fragte er mich. Zuerst wusste ich nicht, was ich sagen sollte, doch seine Augen hatten so einen komischen Ausdruck, dass mir das ganze leichter fiel. Ich nickte und er lächelte. Da nahm er plötzlich meine rechte Hand und küsste sie!!! „Ich freue mich. Also dann, wir sehen uns morgen!“ Er ließ sie los und sprang mit riesen Abständen davon. Ich beobachtete ihn eine Weile und dann entschloss ich mich dazu, zurück zum Lager zu gehen. Die anderen erwarteten mich schon seit Minuten. Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Als ich zurückkam, musste ich erstmal eine Gardinenpredigt über mich ergehen lassen, doch das war es wert. Nun hatte ich ein Geheimnis, das es in sich hatte! Zum ersten Mal konnte ich es nicht erwarten, bis der Morgen anbrach…. Der Rest der Nacht war zwar für mich kurz, doch für die anderen Mädels war er ziemlich lang. Die stopften sich Asia-Chips, Cola und das andere Zeugs rein, als ob es Kekse wären. Einmal hatte Mrs. Winterbottom Saké zum probieren rumgereicht, doch den rührten nur wenige an. Saké sollte ziemlich starkes Zeug sein, also rührte ich es nicht an. Doch kurze Zeit später zog ich mich in mein Zelt zurück, da meine Kopfschmerzen wieder da waren. Ich musste diese unbedingt weg kriegen, ich hasste Kopfschmerzen über alles, besonders dann, wenn ich mir schöne Sachen ausmalen wollte. Also schlief ich in aller Ruhe ein…… ~ ∞ ~ Jedoch bevor ich zu Bett gegangen war, stellte ich mir den Wecker auf kurz vor fünf, denn ich wusste, dass ungefähr zu dieser Zeit die Sonne aufging. Ich war froh, dass ich mein Zelt mit niemand anderen teilen musste, so konnte ich unbemerkt am nächsten Morgen mein Zelt verlassen. Die paar Stunden, die ich schlief, vergingen wie im Flug und schon ging der Wecker los. Ein leiser Radiowecker, damit niemand Verdacht schöpfte. Ich rappelte mich auf, schlüpfte aus meinem Schlafsack und zog mich rasch an. Leise, langsam und behutsam zog ich den Reißverschluss meines Zeltes auf und krabbelte hinaus. Hier und da hörte man schon die ersten Vögel zwitschern, die bereits erwacht waren, doch etwas störte die selige Ruhe: Auf dem gesamten Zeltplatz hörte man aus allen Ecken leises und lautes – Quatsch! Sehr lautes Geschnarche. Das laute Sägewerk kam mit Sicherheit von Mrs. Winterbottom. Aber egal, ich wollte nur so schnell wie nur möglich zurück zum See. Ich rannte so schnell wie möglich dorthin, nur weg. Weg von diesem gewöhnlichen Ort und zurück zum geheimnisvollen und mystischen Ort meiner Träume. Gesagt, getan stand ich schneller als ich mir gedacht hatte an der Felsenkette, doch dieser Junge, Ryo, war nirgends zu sehen, was mich ein wenig traurig stimmte. Also entschied ich mich, auf die Felsen zu klettern und dort auf ihn zu warten. „Ob er wirklich kommt? Was wenn nicht?“ schoss es mir durch den Kopf, als ich es mir oben angekommen, gemütlich machte. Eine Weile betrachtete ich den morgendlichen Himmel, der in sanftes rosa getaucht war. Man konnte meinen, man wäre von rosa Watte umgeben. Als ich gerade meine Augen schließen wollte, vernahm ich hinter mir auf dem Felsen ein Kratzen, ein Scharren und dann dieses Geräusch, wenn man sich hinsetzen würde. Langsam setzte ich mich auf, schaute hinter mir und blickte in die bernsteinfarbenen Augen von Ryo. „Hi! Wartest du schon lange?“ Zuerst wusste ich gar nicht, was ich ihm erwidern sollte, irgendwie war auch meine Stimme futsch, aber Ryo lächelte nur und gab mir auch dieses Gefühl, alles sagen zu können. Da schüttelte ich einfach meinen Kopf und lächelte zurück. „Nein…überhaupt nicht…Aber…Schön, dich wieder zu sehen!“ Da brachte er ein suuuuper herzliches Lächeln über die Lippen, was ich noch nie bisher gesehen hatte…Es war unglaublich. Ich fühlte mich in seiner Nähe super wohl. Das hatte ich bereits gestern Nacht bemerkt. In meinem Körper machte sich ein ungewöhnliches Gefühl breit, welches ich noch nie zuvor gespürt hatte. „Sayuri? Alles okay?“ Er war so lieb. Ich hatte gerade mal 10 Sekunden still nachgedacht und schon machte er sich Sorgen…Ich schüttelte einfach den Kopf. „Es ist alles in Ordnung, Ryo…Wirklich!“ Er nickte und fragte auch nicht weiter nach. So ein Junge war mir noch nie begegnet...Allein seine Anziehungskraft…//Kommt wahrscheinlich von seinen Augen…>//< //Ich könnte ewig in seiner Gegenwart schwelgen. „Sag mal, wo kommst du eigentlich her? Ich hab dich noch nie hier gesehen!“ Oje…wie sollte ich ihm das nur erklären? Dann würde er auch erfahren, dass ich nicht immer hier bin!!...Egal…Los Sayuri, sag ihm die Wahrheit!! „Ich ….Ähm…“ Arg…, jetzt guckt er mich schon wieder mit diesem süßen Blick an! „Ich…bin auch nicht immer hier gewesen. Ich bin erst gestern Mittag hier angekommen. Ich komme von woanders her.“ Da guckte er mich mit einem leicht verletzten Gesichtsausdruck an, er schien zu wissen, dass ich nicht ewig hier bleibe. „Das ist mir gestern auch aufgefallen. Ich spürte, wie eine kleine Anzahl von Menschen in der Nähe des Drachensees aufgetaucht waren.“ Der See hatte also einen Namen! Interessant…Aber der stand doch gar nicht auf meiner Wanderkarte! Ich sah stirnrunzelnd auf den See… „Der Drachensee also…“dachte ich und grinste Ryo an. „Jetzt hast du mich neugierig gemacht! Wieso heißt der See denn so?“ Der rothaarige Dämon stand auf, hüpfte von dem Felsen herunter, auf dem wir beide saßen und ging an das Seeufer heran. „…In den Tiefen dieses Sees…sind im Laufe der Jahrtausende Hunderte von meinen Vorfahren gestorben, auf natürliche und unnatürliche Weise. Dieser See ist für uns heilig. Dort drüben…“ Er zeigte auf das gegenüberliegende Ufer. „…Wurde vor 200 Jahren ein Schrein zu Ehren unserer Vorfahren errichtet, der für menschliche und normal sterbliche nicht zu sehen ist.“ Ich runzelte erneut die Stirn. „Du kannst mich für verrückt halten, aber ich kann den Schrein sehen. Er hat ein blaues Dach und jeweils zwei goldene Drachen auf dem Dachfürsten, nicht?“ Ryo staunte nicht schlecht… „…Das stimmt! Dann bist du keine normale Sterbliche! Das kann nur eines bedeuten…“ Er stemmte seine Hände gegen seine Hüfte und sah weiterhin auf den See. Ohne, dass ich es merkte, stand ich auch schon neben ihm und sah in sein nachdenkliches, aber doch verwundertes Gesicht. „Ryo?! Ist alles in Ordnung?“ Da sah er mir in die Augen und lächelte. „Ganz einfach…Alles ist in bester Ordnung, es könnte gar nicht besser sein, weil du mir und meinem Volk vorbestimmt wurdest! Du bist die Wiedergeburt unserer Priesterin, die kurz nach meiner Geburt – sprich vor ca. 200 Jahren, gestorben war.“ Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Ich hatte an alles gedacht, aber nicht an so was. „Aber ich….“ „Keine Sorge, ich glaube nicht, dass du ihre Fähigkeiten besitzt…du bist einfach nur ihre Wiedergeburt. Wie…Wie wär´s, wenn ich dich meinem Volk vorstelle, schließlich haben sie seit 200 Jahren auf dich gewartet.“ Sein Volk? Hm…wäre schon interessant zu sehen, wie er und seines gleichen leben. Durch ein kleines Kopfnicken willigte ich ein, mit ihm zu gehen. „Aber ich hab höchstens bis…warte kurz…“ Schnell sah ich auf meine Armbanduhr von Fishbone. „Ich hab noch bis ca. 10.00 Uhr Zeit. Das sind ungefähr noch 4 Stunden.“ Da legte Ryo mir seine linke Hand auf meine rechte Schulter. „Keine Sorge, bei uns auf unserm Berg herrscht folgendes Zeitgesetz: Hier in der Sterblichen Welt eine Minute, im Reich der Dämonen eine Stunde. Also brauchst du dir keine Sorgen zu machen!“ Man sah mir an, dass ich erleichtert war. Also war alles in Butter. So konnte ich wenigstens noch ein wenig Zeit mit ihm verbringen ohne, dass ich schon wieder zum Camplager zurück muss. Ich will mir gar nicht ausmalen, was Mrs. Winterbottom dazu sagen würde, wenn ich etwas länger ohne Abmeldung und ohne Begleitung weg bliebe…Das gäbe wieder eine Gardinenpredigt, die sich gewaschen hat…oje, ich glaube, dann wäre ich für den Rest der Fahrt bei ihr unten durch. Das will ich natürlich vermeiden. „Kommst du nun mit? Später bringe ich dich schon rechtzeitig zurück.“ Wieder willigte ich durch ein Kopfnicken ein und entlockte dadurch Ryo ein Lächeln. Mann, ich sterbe!! Dieses Lächeln bringt mich wirklich eines Tages um den Verstand!....Was macht er denn jetzt?? Uhaa!! Er nahm mich auf seine Arme und sprang eben mal so meterhoch in die Luft! Ich konnte mich gerade noch so an Ryo festkrallen, trotz des Schocks. Aber….von hier oben sieht alles so…so anders aus, als ob ich in eine andere Welt eintauchen würde….Da unten ist das Lager und….Uhaa!! Wir fliegen auf die Gebirgsketten zu!!! Was macht der??!! „Ryo!! Ist das richtig so, wenn wir gleich auf den Felsen aufschlagen!?“ Er lachte aber nur. „Keine Sorge, das ist schon richtig! Schließe nun deine Augen!“ Wie befohlen tat ich dies und schloss meine Augen. Mit mir auf den Armen „fiel“ er praktisch durch eine Art Barriere, mitten in das Herz des Gebirges. Ich merkte irgendwie gar nichts, schon gar nicht unsere Landung. ~ ∞ ~ Als ich meine Augen wieder öffnete, sah ich vor mir eine in Stein geschlagene Stadt, die mit Pflanzen nur so überwuchert war. Wenn man das jetzt so sah, könnte man annehmen, dass Elfen oder der gleiches wohnen würde und nicht dieses Drachendämonenvolk…Doch die Frauen und Männer hier…hatten nur eine leichte Ähnlichkeit mit Dämonen. Die älteren Herrschaften hier dann schon eher mit Dämonen und Drachen zusammen. „Nun, wie du siehst sind wir nun bei mir zuhause, in meinem Reich, bei meinem Volk. Gefällt es dir?“ Ich nickte und sah mich weiter um. Immer mehr Leute blieben stehen und bekamen riesige Augen. Ich vermute mal, dass sie hier noch nie einen Menschen in ihrer Mitte gehabt hatten. Kein Wunder also, dass sie mich schon wie ein Alien anstarrten…okay, ich war vermutlich so was ähnliches für die. Doch ehe Ryo etwas sagen konnte, schob sich die Menge auseinander und ein prächtig gekleideter Dämon mit einem Stab in der rechten Hand kam hervor getreten. „Wie ich sehe, bist du zurück mein Sohn. Und wie ich ebenfalls sehe, hast du uns da eine Sterbliche mitgebracht. Wieso der Anlass?“ Ryo ließ mich los //Ja, er hatte mich immer noch auf den Armen, weiß der Geier warum…// setzte mich auf meine Beine und kniete vor seinem Vater nieder. Offenbar hatte er riesigen Respekt vor ihm. „Vater, dieses Mädchen ist keinesfalls eine normal Sterbliche, sonst hätte ich sie ja niemals mitgebracht, da es ja eigentlich unser Gesetz verbietet. Nein, aber sie kann den Drachenschrein sehen!“ Wie vom Blitz getroffen sah sein Vater mich an und sein Blick wurde scharf und streng zugleich. Das machte mir irgendwie Angst…ziemliche Angst…Ältere Dämonen darf man nicht unterschätzen…Doch da ging er an Ryo vorbei und kam auf mich zu. Mit prüfenden, aber immer noch scharfen Blick blieb er vor mir stehen. Ich glaube, mein Herz war mir gerade in meine Hose geplumpst… „Wie heißt du, Menschenweib?“ Ich war wie gelähmt, während er mich so ansah. Allein seine Größe war beängstigend…Ryos´s Vater war mindestens 3-4 Köpfe größer als ich, doch ich besaß dennoch den Mut, ihm zu antworten. „Mein Name ist Sayuri, Herr…“ „Dein Name lautet also Sayuri….Sage mir besitzt du so etwas wie einen Kristall?“ Einen Kristall? Ob er vielleicht den Kristall mit dem Drachen meinte, den ich im Camp neben meinem Schlafsack stehen hatte? Ich sah ihm in die Augen und antwortete ihm höflich. „Ja, Herr…Es ist ein rechteckiger, durchsichtiger Kristall, der in sich das Abbild eines Drachen trägt.“ Seine Augen weiteten sich. „Junge Sayuri…wie vermutlich schon erfahren hast, bist du ein Teil unserer Legende. Du bist die Hüterin des Drachenkristalls, die unser Volk wieder zurück ins Licht bringen wird. Bitte folge mir. Ryo, du bitte auch.“ Ryo nickte und stand auf, als sein Vater und Ich an ihm vorbei gegangen waren – ins Berginnere. Denn ein Bereich wurde nicht bearbeitet, aus dem Fels wurden keine Häuser geschlagen. Nein, er wurde so gelassen, wie die Natur ihn geschaffen hatte. Er glich einer Höhle. Doch trotz der Schönheit der ganzen Anlage hier, verstand ich eine Sache nicht. Gut, dass Ryo hinter mir ging. „Ryo, hast du nicht gesagt, ich wäre die Wiedergeburt der Priesterin? Wieso bin ich jetzt die Hüterin des Kristalls?“ flüsterte ich ihm zu und sah kurz nach hinten. Ryo lächelte kurz. „Ganz einfach, die Priesterin und die Hüterin des Kristalls sind ein und dieselbe Person!“ flüsterte er zurück. Ich verstand, schwieg und schaute wieder nach vorne. Der Weg führte immer weiter ins Berginnere, bis wir vor einer riesigen Steinernen Tafel stehen blieben. Wir befanden uns in einer kreisförmigen Halle und überall an der Wand befanden sich Fackeln. Von der Decke fiel ein Lichtkegel in die Mitte des Raumes – genau wo ich jetzt stand. „Sayuri, bitte komm her!“ Ryos Vater wunk mich zu sich und zeigte auf die Tafel. Als ich die Tafel begutäugte, hatte ich das Gefühl, schon mal hier gewesen zu sein….Aber das konnte nicht sein. Ich hatte diesen Ort zum ersten Mal betreten. „Diese Tafel, mit der Überlieferung für jenes, was die Priesterin des Drachensees – und Berges zu tun hat, wenn die Zeit eines neuen Du Fyrn Skulblaka nahe ist. Ach ja, mein Name ist Glaedr.“ (sprich „Gleydar“) stellte er sich vor. Jetzt wusste ich zumindest, wie Ryos Vater hieß. Eine gewisse Ähnlichkeit im Namen hatten die beiden ja nicht, auch nicht im Aussehen. Doch das war jetzt nicht der springende Punkt. „Du Fyrn Skulblaka? Wer oder was ist das?“ fragte ich und sah Ryo an. Dieser aber sah seinen Vater an und Glaedr nickte ihm zu, dass er sprechen durfte. „´Du Fyrn Skulblaka´ ist der Drachenkrieg in der alten Sprache, die heute niemand mehr benutzt, außer die großen Drachenherrscher rund um die Welt selbst. Dieser Krieg…es ist jener, der dafür gesorgt hat, dass Hunderte von unseren Vorfahren in den Tiefen des Sees zum Opfer gefallen sind. Allein die Tatsache, dass es diesen Krieg gab und er wieder kommen wird, hat tiefe Wunden in unsere Herzen gerissen…“ „…Und allein deshalb halten wir und unser Volk an dir und der alten Legende fest. Du darfst uns nicht enttäuschen!“ fuhr Glaedr fort und bekam erneut einen scharfen, aber sehr nachdenklichen Gesichtsausdruck. „Herr…was genau steht denn auf der Tafel?“Ryo und Glaedr sahen ebenfalls auf die Tafel. Ryos Vater seufzte. „Dort wurde folgendes niedergeschrieben: Oh, Priesterin des Drachensees, Beschützerin des Drachenvolkes, Hüterin des Drachenkristalls. Durch das Licht des Drachen sollst du bringen die Hoffnung und das Ende der Finsternis. Um zu schützen das Volk, stecke den Kristall in den goldenen Lotus der Eintracht und erfülle das Schicksal. Doch um dich zu schützen und zu erfüllen des Schicksals, finde die Saat des großen Anführers, Große Priesterin der Drachen und Natur. Folge deiner Bestimmung und höre auf dein Herz, um im Einklang mit dem Leben zu sein.“ las Glaedr von der Tafel ab und entlockte mir eine kleine, unscheinbare Träne im linken Augenwinkel. „Der letzte Teil ist wunderschön…“ Aber man könnte auch meinen, dass die Priesterin und die Saat des großen Anführers für einander bestimmt wa…ren…Da ging mir ein Licht auf. Mit dem Großen Anführer war bestimmt Glaedr gemeint! Und als Saat wurden immer die Nachkommen von jemanden bezeichnet, also Ryo, sein Sohn!! Also werden Ryo und ich…Oh…mein…Nein, das konnte nicht sein…niemals. „Sayuri? Ist…alles okay? Du bist so still!“ Ryo sah mich schräg von der Seite an und ich merkte, wie ich schon wieder rot wurde. „Vielleicht sollten wir vorerst den Ernst der Lage vergessen und uns entspannen. Ryo, zeige bitte unserem Ehrengast sein Quartier. Wir sehen uns dann später, Sayuri-chama.“meinte Glaedr und ging aus der Halle. „Tja…mein Vater, wie er leibt und lebt. Er stammt von Europäischen Drachen ab. Aber ich habe noch etwas Blut von meiner Frau Mutter in mir.“ Ich stutze. „Deine Mutter?“ Ryo nickte. „Ja. Meine Mutter stammte von Asiatischen Drachen ab, deshalb bin ich ein Mischling, wie man sieht.“ Das erklärte die Differenzen im Aussehen zwischen ihm und seinem Vater. Ich wüsste gerne, wie seine Mutter aussieht. Sie ist bestimmt eine Schönheit von Dämon. „Ich würde deine Mutter gerne kennen lernen, wo…“ „Meine Mutter ist vor 70 Jahren an einer alten Wunde vom Drachenkrieg gestorben. Sie weilt leider nicht mehr unter uns, doch sie wird für immer in unseren Herzen leben.“ Seine Mutter ist also tot….Mist, das hätte ich doch merken müssen, sonst wäre sie doch mit hier in der Halle gewesen. Ich bin so blöd!! Ich könnte mich selbst ohrfeigen! „Ich…Ich wollte dich nicht daran erinnern…Verzeih mir, Ich war ein Idiot…“ Ryo aber schüttelte den Kopf. „Schon gut, das konntest du ja nicht wissen, außerdem hätte meine Mutter gewollt, dass ich dir von ihr erzähle. Na komm Sayuri. Ich zeige dir dein Zimmer, schließlich wirst du noch lange bei uns bleiben. Folge mir.“ Trotzdem fühlte ich mich schuldig und mies. Ryo ging mit einem lächeln los, doch ich wusste, dass sein Herz weinte. Schweigend folgte ich ihm raus aus der Halle und der gesamten Höhle. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)