Beichte von Jadis (Confession) ================================================================================ Kapitel 18: forever not yours ----------------------------- Es geht weiteeeeee~r!!!!! Ich warne euch am besten gleich am Anfang. Irgendwie hab ich versucht an einigen Stellen besonders lyrisch zu sein... verzeiht mir, wenn das nicht so gut ankommen sollte. Trotzdem viel Spaß beim lesen! Übrigens... ich hab ein neues, leicht abgeändertes Titelbild gebastelt, falls ihr es noch nicht bemerkt haben solltet Kapitel 18 ~ forever not yours ~ Bill war es schleierhaft was plötzlich mit Lexa los war. Sie verpatzte ihre Einsätze, sang ganze Parts gar nicht und ihre Choreo war auch schon mal besser gewesen als auf diesem Konzert. Es war nicht so, dass er sauer darüber war, es wunderte ihn einfach nur. Man konnte von Glück sagen, dass die Fans es nicht zu bemerken schienen oder, wenn doch, sich wenigstens nicht daran störten. Wie befürchtet, stand Bill nun am Ende des Bühnensteges und sang allein den ersten Refrain des Songs. Schon wieder hatte sie den Einsatz verpasst. Was war nur los? Sie war schon den ganzen Tag so seltsam gewesen, um nicht zu sagen die ganze letzte Woche. Als Gustavs Schlagzeugunterstützung plötzlich aussetzte, kurz darauf der Bass verstummte und auch noch der Gitarrist seinen Dienst quittierte und Bill nur noch a capella sang, war ihm klar, dass irgendetwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Er verstummte mitten im Satz und sah erste entsetzte Gesichter unter den Besuchern. Er wirbelte herum und sah als erstes Gustav, der sich hinter seinem Schlagzeug hervor schob und fluchtartig die Bühne verließ. Dann sah er Tom, der sich seiner Gibson-Gitarre entledigte und zum rechten Bühnenteil eilte. Und dann sah Bill weshalb sie sich alle so merkwürdig verhielten. Lexa lag ausgestreckt am Boden und war allen Anzeichen nach bewusstlos. Erste Schreie wurden laut und Bill begann zu rennen. Vermutlich hatte er die Strecke vom Steg zur Hauptbühne noch nie so schnell hinter sich gebracht wie in diesem Moment. Als er sich, neben ihr angekommen, auf die Knie warf und schliddernd zum stehen kam, war Tom bereits bei ihr und bettete ihren Kopf auf seinen Schoß. Als Bill in einer Bewegung sein Mikrofon fallen ließ und ihre Hand nahm, war auch schon Georg zur Stelle und nahm ihre kraftlosen Beine um sie in die Höhe zu halten. Bill ärgerte sich, dass er nicht auf die Idee gekommen war. “Lexa?” redeten er und Tom gleichzeitig über die laute Umgebung hinweg auf sie ein, doch ihre geschlossenen Augenlider flatterten nur. “Kannst du uns hören?” “Lexa, sag was.” bat Bill und strich mit seiner Hand über ihre Wange “sag meinen Namen.” Den Blick den Tom ihm dabei zuwarf bemerkte er nicht. In Alexandras Körper kam langsam wieder Leben. Ihre Augen öffneten sich und sie blinzelte ihnen verwirrt und mit schmerzverzerrtem Gesicht entgegen. Noch bevor sie fragen konnten was ihr weh tat, erschienen zwei Sanitäter unter Gustavs Führung und verdrängten Bill von seinem Platz. In der Halle war es mucksmäuschenstill geworden. Fassungslos beobachteten die Fans wie Tom und die Sanitäter Alexandra von der Bühne trugen. Bill, Georg und Gustav folgten ihnen auf Schritt und Tritt. Sie ließen den näheren Bühnenbereich schnell hinter sich und Bill vermutete, dass sie den Sanitätsraum für die Erstversorgung ansteuerten. Die Tür zu diesem war bereits in ihrem Blickfeld, als David ihnen in dem engen Gang entgegen geeilt kam und sich vor Aufregung kaum artikulieren konnte. Seine Augen waren ganz wässrig, als er von einer Ärztin sanft aber bestimmt aus dem Weg geschoben wurde und den Weg wieder frei gab. “Keine Angst,” beruhigte die Ärztin nachdem Lexa in den Raum getragen wurde und Tom rückwärts aus dem Zimmer geschoben wurde “das wird schon wieder.” Sie ließ die Tür ins Schloss fallen und die Wartenden blieben vorerst in Unwissenheit zurück. “Was ist denn passiert?” fragte David komplett aus der Fassung gebracht und mit erstickter Stimme. Die Jungs konnten nur hilflos mit den Schultern zucken. “Sie ist einfach umgekippt.” sagte Gustav schließlich und Georg fügte hinzu: “Sah nicht gut aus.” “Sie war schon die ganze Zeit so komisch.” brachte Tom in Erinnerung und kratzte sich am Kopf. Georg und Gustav murmelten eine Bestätigung und Bill starrte unentwegt auf die geschlossene Tür, als wöllte er sie durch Hypnose dazu bringen sich auf der Stelle zu öffnen. “Meint ihr damit, dass sich der Zusammenbruch angekündigt hat?” fragte David auf der Höhe seiner Stimmlage. G-Quadrat und Tom warfen sich Blicke zu. “Na ja, eigentlich nicht.” sagte Tom, doch David schien ihn nicht zu hören. “Ich bin so ein schlechter Mensch,” beschimpfte er sich selbst “Ich hab das nicht bemerkt. So hätte ich sie doch nie auf die Bühne gelassen.” “Es ist schon okay,” schalltete sich Georg ein, klang dabei jedoch nicht ganz überzeugt “Wir hams doch auch nicht kommen sehen.” Bills Hypnoseversuche schienen endlich Wirkung zu zeigen, denn bevor David sich noch tiefer in Schuldgefühle steigern konnte, öffnete sich die Tür und die Ärztin kam zum Vorschein. Sie lächelte den besorgt aus der Wäsche guckenden Männern entwarnend zu. “Sie dürfen jetzt zu ihr.” Sie hatte den Satz kaum zu Ende gesprochen, als Bill als erster an ihr vorbei ins Innere des steril wirkenden Raumes preschte, dicht gefolgt von Tom und dem Rest. Bill war richtig elend zumute, als er Lexa sah. Sie lag auf einer Liege und eine Nadel steckte in der Haut ihrer Armbeuge. Bill hasste Nadeln. Ein kleiner Schlauch führte zu einer Infusion mit klarem, flüssigem Inhalt. Die farblose Flüssigkeit war bereits zu einem Viertel in Lexas Körper verschwunden. Sie tat ihm richtig leid, wie sie da so lag. Sie war so hilflos und verwundbar. “Hey,” waren seine ersten Worte nachdem er bei ihr angekommen war “du machst ja Sachen.” Er sah, dass sich Lexa zu einem Lächeln zwang. “Ach, halb so wild.” “Hast uns nen ganz schönen Schrecken eingejagt,” meinte Tom und sein Blick wanderte unruhig zwischen der Infusion und ihrem Arm hin und her “Tut das nicht weh?” Lexa folgte seinem Blick. “Nicht wirklich.” “Lexa ist doch nicht so ein Weichei wie du, sondern hart im nehmen.” schaltete Georg sich ein und hielt ihr seine Faust hin. Lexa hob ihren ungenadelten Arm, bildete ebenfalls eine Faust und berührte Georgs Faust damit. “Genau.” bestätigte sie. Tom sagte nichts. Er schien zu schmollen. David, der sich bis dato im Hintergrund gehalten hatte, räusperte sich lautstark und tat einen Schritt nach vorn. “Dann ist das Konzert wohl gelaufen. Ich sag den Fans was passiert ist,” sagte er schlicht und wandte sich dann wieder an die Ärztin “Waren es Kreislaufprobleme?” Diese nickte nur stumm. “Moment mal,” sagte Lexa plötzlich mit kräftiger Stimme und war mit einem Mal von der Liege gesprungen, hätte dabei fast die Infusion aus ihrem Arm gerissen “ich bin wieder fit, es kann weiter gehen.” “Auf gar keinen Fall!” sagten Tom und Bill gleichzeitig noch bevor die Ärztin an ihrer Seite war. “Das wäre mehr als unverantwortlich,” erklärte sie “das war eine Warnung ihres Körpers. Sie sollten das nicht auf die leichte Schulter nehmen.” Als Lexa in die Gesichter der Anwesenden sah, war ihr klar, dass es wohl wahrscheinlicher war heute noch ein Date mit Brad Pitt zu haben, als auf der Bühne zu performen. Also gab sie sich geschlagen. “Okay, aber ihr geht jetzt da raus und macht weiter,” forderte Lexa nachdem sie sich gegen die Liege gelehnt hatte “ihr braucht mich doch nicht...unbedingt.” David, der schon auf dem Weg zur Tür gewesen war und die Hand bereits an der Klinke hatte, verharrte in dieser Bewegung und wartete auf die Reaktion der Jungs. Sie sahen sich stumm an. “Es wäre so wie früher.” meinte Lexa weiter “Das seit ihr euren Fans doch schuldig.” “Unseren Fans.” korrigierte Tom sie fast augenblicklich. Lexas Mundwinkel zuckten nur. Gustav, der bis dahin noch gar nichts gesagt hatte, ergriff das Wort: “Na dann, auf ein gelungenes Finale.” “Also gut,” sagte Bill noch, als er den Anderen zur Tür folgte “aber du ruhst dich ja richtig aus. Man sieht sich später.” Lexa hob die Hand zu einem Gruß. “Viel Spaß.” rief sie und die Tür schloss sich hinter den Fünf. Bill war es nicht geheuer plötzlich nur noch zu viert auf der Bühne zu stehen, zu sehr hatte er sich an Lexas Unterstützung in den letzten Monaten gewöhnt. Die Menge hatte sich besorgt gezeigt, besorgt doch auch erleichtert, als er ihnen berichtete, dass es ihr soweit wieder besser ging. Auch waren sie froh, dass das Konzert nicht abgebrochen wurde. Lexa war zwar nicht mehr dabei, aber da es ihr den Umständen entsprechend gut ging, war ein Konzert ohne sie besser als gar kein Konzert. “Und wenn ihr alle mal ganz laut ihren Namen ruft, wird sie euch bestimmt hören.” Er hielt das Mikro hoch über sich in die Menge gerichtet und die Massen jubelten, grölten und schrieen was das Zeug hielt. Es war sogar so laut, dass Bill sah wie Tom sich lachend die Ohren zu hielt. ”Was meint ihr, widmen wir ihr den nächsten Track?” schrie er regelrecht und hatte Mühe sein eigenes Wort zu verstehen. Zustimmendes Kreischen. Tom nickte genau wie die anderen und begann schon bald das Intro zu “An deiner Seite (Ich bin da)” zu spielen. Bill war sich nicht sicher, ob er es sich nur einbildete, aber er hatte das Gefühl, dass die Fans heute noch lauter und emotionaler mitsangen als sonst. Er sah unauffällig zu Tom und musste sich ein Grinsen verkneifen. Typisch, er war wieder am Flirten. “Ich bin da, wenn du willst, ganz egal wo du bist. An deiner Seite, nur eine Weile. Du bist nicht alleine.” hauchte Bill abschließend in das Mikrofon und dachte daran, dass er jetzt bestimmt nicht der einzige war der Lexas Gesicht vor sich sah. Nach etwas mehr als einer Stunde stand Bill wie bei jedem Konzertende auf der Mitte der Bühne und sah mit leuchtenden Augen in die jubelnde Menge. Tom gesellte sich links neben ihn und Georg und Gustav positionierten sich zu seiner rechten. Sie ließen sich feiern und beobachten noch ein paar Sekunden wie der Glitterregen zu Boden segelte. Tom wandte sich plötzlich etwas von ihm ab und als er nach links sah, erblickte er Lexa die neben Tom stand und entschuldigend in die Menge winkte. Am liebsten hätte er sie sofort geknuddelt. Sie sah noch so blass aus und hatte doch keine Schuld an irgendetwas. Er beugte sich nach vorn und deutete ihr, sich zwischen ihn und Gustav zu stellen. Sie sträubte sich, aus welchem Grund auch immer, etwas und musste erst von Tom auf die richtige Position geschoben werden. Als sie sich alle über Schulter oder Taille ineinander einhakten merkte Bill, dass sie zu zittern schien. Er lächelte, aber innerlich war er froh, dass sie die Bühne verlassen konnten, nachdem sie sich vorsichtig verbeugt hatten. Sie waren kaum hinter der Bühne verschwunden , als David bereits herbeigeeilt kam und Lexa eine geöffnete Wasserflasche in die Hand drückte. Sie nahm die Flasche, legte vorsichtig ihren Kopf in den Nacken und trank ein paar Schlucke. “Wie gehts dir?” wollte Bill wissen. “Bisschen schwindelig.” “Sie hat es sich nicht nehmen lassen noch mal auf die Bühne zu gehen.” rechtfertigte sich David, als er die beschuldigenden Blicke der Jungs sah “Jetzt aber schnell zurück.” Sie huschten alle noch schnell unter die Dusche und liefen dann zielstrebig zum Hinterausgang wo die Fanmassen auf sie warteten um ein paar Autogramme zu erhaschen. Bill ließ sich von Saki einen Stift überreichen und fing an sich durch die Mengen zu arbeiten, genau wie seine Bandkollegen. Nur Lexa huschte direkt zum Bus und winkte nur im vorbei gehen dem einen oder anderem zu. In ihrem Kopf drehte sich alles. Sie lag mit geschlossenen Augen auf der Couch in der Lobby und wartete auf die Ankunft der Jungs. Irgendwie sehnte sie sich nach Gesellschaft. Sie musste kurz weg genickt sein, denn sie schreckte hoch, als Tom herbei gerumpelt kam und versuchte Georg, der hinter ihm lief, ein Bein zu stellen. Alexandra richtete sich auf und wünschte sich augenblicklich sie hätte es nicht getan. Leichte Übelkeit stieg in ihr hoch, doch noch bevor sie entscheiden konnte was sie dagegen tun konnte, war Tom bei ihr und hatte sie zurück in eine liegende Position gedrückt. “Du bleibst liegen.” Ehe sie sich versah schob er ein Kissen unter ihren Kopf und Georg hatte eine warme Wolldecke zum Vorschein gebracht mit der er sie zudeckte. Gustav kam mit ihrem Lieblingsfilm um die Ecke und ein paar Minuten später brachte Bill ein Tablett mit Tassen und einer Kanne Tee mit sich. Alexandra war zu perplex um etwas zu sagen. Sie sah nur stumm zu, wie die Jungs alles arrangierten und sich um sie kümmerten. Tom schüttelte alle fünf Minuten ihr Kissen auf und gerade als es anfing sie zu nerven setzte der Bus sich endlich in Bewegung um sie in Richtung Hamburg zu bringen. Alexandra war gerührt. Sie blickte in die Runde und sah wie sich alle bemühten bei ihrer Lieblingsszene des Films nicht laut aufzustöhnen. Georg saß angespannt neben Tom, hatte seine Füße auf dem niedrigen Tisch abgelegt und hielt sich den Mund in der verzweifelten Anstrengung keine Grimasse zu ziehen. Gustavs Blick hatte sich irgendwo über dem Fernseher fokussiert, Tom biss sich auf die Unterlippe und spielte mit der Blende seines Cappies und Bill, Bill war der einzige der den Film wirklich zu verfolgen schien. Alexandras raue Lippen formten sich zu einem kleinen Lächeln. Sie konnte sich wirklich geehrt fühlen, dass die Jungs sich, nur ihr zuliebe, ‘Moulin Rouge’ ansahen. Der Film war noch nicht ganz zu Ende, als sie in Hamburg ankamen und der Bus sich in die Einfahrt ihrer WG parkte. Sie beschlossen, den Film noch zu Ende zu sehen und dann ein paar Stockwerke weiter nach oben in die Wohnstube vor den großen Fernseher zu wechseln. Alexandra war ein wenig genervt, dass sie nicht einmal ihren Schminkkoffer tragen durfte, aus Angst der Jungs sie würde sich überanstrengen. Also trottete sie zwischen ihnen das Treppenhaus empor und lauschte ihren keuchenden Atem. Sie war froh, als sie sich endlich wieder auf das bequeme Ecksofa setzen konnte. Die kurze Anstrengung hatte ihr doch ganz schön zugesetzt. Sie entschieden sich für ein paar obligatorische Sandwichs und schalteten durch das Programm des Abends. Tom verabschiedete sich zuerst und schlich in sein Zimmer um für den morgigen Tag fit zu sein. “Ich glaub ich werd heut auch nicht mehr alt.” gähnte Gustav und verabschiedete sich wenig später in der Werbepause eines Horrorstreifens. Alexandra weckte Georg als er anfing zu schnarchen und die Stimmung zu versauen. “Okay, ich geh ja schon ins Bett.” sagte er und tat dies sogleich. Alexandra schlürfte ihre Tasse Tee zu Ende und sah sich stumm das Finale des Films an. Als der Film zu Ende war, sie sich aufrichtet und nach schräg hinten blickte, sah sie dass Bill ebenfalls eingeschlafen war und auf der Lehne des Sofas ruhte. Hm, vielleicht war der Film doch nicht so spannend gewesen wie sie anfangs gedacht hatten. Denn schließlich waren nur noch vierzig Prozent der anfänglichen Zuschauer anwesend und davon war die Hälfte eingeschlafen. Alexandra schlug die Decke zurück mit der sie sich zugedeckt hatte, schwang ihre Beine darunter hervor und ging zum Fernseher um ihn auszuschalten. Die Hardrockmusik, die den noch laufenden Abspann untermalte, verstummte sogleich. Alexandra sah zur Couch. Bill rührte sich nicht. Sein Brustkorb hob und senkte sich in ruhigen gleichmäßigen Abständen. Er schien tief und fest zu schlafen. Auf Zehenspitzen schlich sie vorsichtig zu ihm und hockte sich vor das Sofa. Sekundenlang tat sie nichts anderes, als seinem Atem zu lauschen. “Bill?” fragte sie schließlich ohne den Blick von ihm zu wenden “Bill?” Seine Lider flatterten kurz. Für Alexandra war das Grund genug ihn nicht mehr wecken zu wollen. Es würde irgendwie... eine Idylle zerstören. Sie reckte sich ein Stück und griff über den Tisch bis sie die Zudecke zu halten bekam. In einer fließenden Bewegung streifte sie die Decke über ihn und nahm ihm vorher noch sein Handy aus der Hand an welches er sich geklammert hatte. Sie vergewisserte sich, dass er garantiert nicht frieren würde und als sie mit ihrer Arbeit zufrieden war, stand sie auf und wandte sich zum gehen, doch irgendetwas in ihr hielt sie auf. Unsicher was es war, drehte sie sich wieder zu ihm um und ließ ihren Blick über sein makelloses schlafendes Gesicht schweifen. Die Bewegung ihres Armes nicht kontrollieren könnend und wollend, strich sie ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht und streichelte über seine Wange. Sie schluckte, hatte jegliches andere Gefühl ausgeschaltet und beugte sich nach vorn, kam seinem Gesicht, seinen Lippen immer näher. Sein Geruch stieg ihr in die Nase und sie schloss die Augen. Es war eine Mischung aus verbrannter Erde und etwas anderem, undefinierbarem. Vermutlich lag es an der Marke der Zigaretten die er rauchte. Ihre Hand ruhte noch immer auf seiner Wange und als sich ihr Kopf dem seinen so weit genähert hatte, dass sich ihre Lippen fast berührten, hörte sie hinter sich ein Geräusch und ein anschließendes leises Räuspern. Langsam, als könnte sie es nicht glauben, öffnete sie die Augen und sah über ihre Schulter zurück. Da stand er, nur in Unterhosen bekleidet, der Teufel. Er grinste sie auf seine typische Art an, sein Gesicht wurde dabei von Dreadlocks umspielt, da er sein Cappie nicht mehr auf hatte. “Es ist nicht das wonach es aussieht.” sah sich Alexandra zu einer Aussage gezwungen und erhob sich, dies flüsternd. “Nach was sieht es denn aus?” fragte Tom ohne, dass das Grinsen verschwand. Alexandra antwortete nicht, setzte sich in Bewegung und zwängte sich an ihm vorbei, versuchte dabei so wenig Körperkontakt wie möglich herzustellen. Sie spürte wie sich sein grinsender Blick in ihren Rücken bohrte, als sie die Treppe erklomm. “Und wehe du weckst ihn.” zischte sie noch von oberhalb und stürmte in ihr Zimmer. Aus den Lautsprechern des Computers erklang eine von einem Fan eingespielte und aufgenommene Piano-Version von “Heilig” in Endlosschleife. Alexandra surfte durchs Netz und war in einem inoffiziellen Tokio Hotel Forum hängen geblieben. Heidi hatte ihr erzählt, dass es bereits unzählige Fanfiktion mit und über ihre Person gab, und nicht wenige handelten von einer schwierigen Liebesbeziehung zwischen ihr und einem der Jungs. Doch nicht die Fanfiktions waren es die sie gerade so aus der Fassung brachten, sondern diverse Fotomanipulationen mit ihr in eindeutigen Situationen. Es waren Manipulationen, aber einige sahen so echt aus, dass sie sich manchmal wirklich fragte, wann zur Hölle sie mit Gustav im Bett gewesen und mit Tom im Liebesurlaub war. Als sie geschätzte drei Stunden auf ein Bild mit Bill und ihr gestarrt hatte, klopfte es plötzlich an der Tür. Schnell schloss sie die Seite und drehte sich in dem Bürostuhl zur Tür. “Ja?” Die Tür öffnete sich und Filzlöckchen steckte seinen Kopf in das Innere. “Darf ich rein kommen?” fragte er und sah sie mit großen Augen an. “Sicher.” sagte Alexandra mit keinem guten Gefühl und drehte die Musik etwas leiser. Als er sich wie selbstverständlich auf eine Ecke ihres Bettes setzte, dachte sie, dass er sich hätte wenigstens etwas überziehen können. Einen Augenblick lang starrten sie sich nur an. Tom musterte sie aus seinen dunkelbraunen Augen. Gerade als Alexandra fragen wollte wie sie ihm helfen kann, ergriff er das Wort und sagte aus heiterem Himmel “Du solltest es ihm sagen.” “Entschuldigung?” fragte Alexandra perplex und wusste nicht was er damit meinte. Toms Lippen formten sich zu einem Lächeln. “Du solltest Bill sagen, dass du dich in ihn verliebt hast.” Alexandra riss ihre Augen so weit auf, dass ihr prompt Tränen in die Augen schossen. Sie sah ihn ungläubig an, als hätte er gerade etwas furchtbar dummes gesagt. Sie begann zu stottern, als sie versuchte zu erklären, dass er auf dem Holzweg war, doch er... richtig, er grinste nur. “Du brauchst gar nicht denken, dass du mich für blöd verkaufen kannst. Ich hab doch Augen im Kopf. Auch Andy meint, dass du-“ “ANDY?” fragte Alexandra so laut, dass sie selber darüber erschrak “Andy?” Tom nickte. “Yup, aber keine Angst, sonst weiß es niemand.” In Alexandras Kopf ratterte es. Ganz richtig, sonst wusste es niemand, nicht einmal sie selbst. Brauchte es wirklich erst jemanden wie Tom Kaulitz der ihr die Augen öffnete? “Wie-?” “Wie ich darauf komme, dass du ihn liebst?” Alexandra nickte stumm, konnte sich noch nicht an diese Wortlaute gewöhnen. “Du hast aufgehört ihn zu berühren.” Fassungslos starrte Alexandra ihn an. Im Hintergrund dudelte “Heilig” vor sich hin. Sie schluckte schwer, wusste nicht was sie sagen sollte. Plötzlich stand Tom ruckartig auf und lief zur Tür. “Sag es ihm, sonst tu ich es.” “NEIN!” rief sie entsetzt und sprang aus dem Stuhl. Tom wandte sich noch einmal zu ihr um bevor er die Tür hinter sich zu zog. “Tus jetzt, er ist wach.” Unschlüssig stand sie im Zimmer und wägte pro und contra ab. Die Liste der Contra-Einträge auf ihrer geistigen Liste war um einiges länger, und doch setzte sie einen Fuß vor den anderen und verließ ihr Zimmer um nach unten in den Wohnbereich zu gehen. Langsam nahm sie die Treppen in Angriff und fühlte sich bei jedem Schritt wie bei einem Gang zum Schafott. Als die Sitzecke in ihr Blickfeld kam, konnte sie nicht anders als wahrzunehmen, dass ihr Herzschlag an Geschwindigkeit zunahm. Bill saß im Schneidersitz auf seiner Ecke des Sofas, hatte die Decke über seine Beine geschlagen und tippte auf seinem Handy rum. “Hat Tom dich geweckt?” fragte Alexandra neugierig und bahnte sich ihren Weg zur Couch. “Nein,” sagte er und sah mit einem leuchten in den Augen zu ihr auf bevor er sich weiter seinem Handy widmete “mein Telefon wars.” Alexandra nickte verstehend und setzte sich neben ihn. “Ich muss mal mit dir reden.” sagte sie und unwillkürlich dachte sie an den Songtext zu dem gleichnamigen Song. “Augenblick noch,” meinte Bill und schrieb die SMS die er tippte noch zu Ende “Okay, schieß los.” Alexandra holte tief Luft und versuchte das Zittern, die Angst und die Unsicherheit in ihrer Stimme zu verbannen, als sie fortfuhr: “Ich... Ich bin verliebt.” stürzte sie hervor und war etwas erleichtert, dass wenigstens der Anfang gemacht war. Bills Blick hellte sich auf und er griff nach ihrer Hand. Überrumpelt blickte sie zwischen seinem Gesicht und seiner Hand hin und her. “Wirklich?” fragte er und klang dabei irgendwie erfreut “Du auch?” “Ja,” sagte Alexandra schnell und realisierte erst jetzt seine Worte “Wie ‘du auch?’” Er kicherte und spielte nervös mit ihren Händen. “Na, ich auch.” “Echt?” fragte Alexandra und Hoffnung keimte zum ersten Mal in ihr auf “In wen denn?” Bill lächelte sie an und sie sah ihr Spiegelbild in seinen Pupillen. Es reflektierte sich trotz des schlechten Lichtes. “In Anna-Lenas Schwester, Linda.” Alexandras Lächeln gefror ihr auf den Lippen. Als sie Anna-Lenas Namen aus seinem Mund gehört hatte, hatte sie geglaubt ihr Herz bliebe auf der Stelle stehen. Aber da es NUR Anna-Lenas Schwester war, setzte es ein paar Schläge aus und schlug dann schließlich doch weiter. “Äh,” brachte sie gerade so hervor und versuchte so überzeugt wie möglich zu klingen, als sie fortfuhr “das... das ist toll, wirklich.” Bill strahlte während die versuchte mit den aufkommenden Gefühlen zu kämpfen. Sie kam sich so schrecklich dumm vor. “Und du?” fragte er plötzlich und ihr wurde klar, dass sie sich jetzt ganz schnell eine Ausrede einfallen lassen musste “In wen bist du verliebt?” Sie sah in seine leuchtenden Augen und wollte darin versinken. In dich, wollte sie sagen, doch kein vernünftiger Laut kam über ihre Lippen, nur unartikuliertes Gestammel. “Ich... äh... in...” Mit einem Mal kam Tom die Treppe herunter geschlurft und sah mit wissendem Gesichtsausdruck zu ihnen. “Lasst euch nicht stören,” meinte er nur und ging geradewegs zum Kühlschrank “ich bin gleich wieder weg.” Alexandra starrte ihm hinterher und sah nur eine Möglichkeit. Ohne etwas zu sagen deutete sie mit ihren Augen in Toms Richtung. Bill runzelte fragend die Stirn. Sie wiederholte die Geste und setzte zur Unterstützung auch noch ihren Kopf ein. Bills Gesichtsausdruck wurde verstehend und seine Augen weiteten sich. Seine Lippen formten die stumme Frage “Tom?”. Alexandra zuckte mit den Schultern und machte eine Kopfbewegung die er als ein Nicken missverstehen konnte. Dabei lächelte sie nervös. In der Zwischenzeit hatte Tom seinen nächtlichen Snack aus dem Kühlschrank zusammen gekramt, trottete wieder an ihnen vorbei und verschwand mit einem “Frohes Schaffen noch.” nach oben. Bill und Alexandra sahen sich an. Fast entschuldigend blickte sie in sein Gesicht und wünschte sich, dass sie heute nicht mehr aus ihrem Zimmer gekommen wäre, um dieses Himmelfahrtskommando in Gang zu setzen. “Du solltest es ihm sagen.” meinte Bill nur und Alexandra wollte ihren Kopf gegen etwas sehr, sehr hartes schlagen. Sie schluckte nur und bemerkte, dass ihre Kehle ganz trocken war, im Gegensatz zu ihren Augen. “Ich erzähl dir von Linda,” meinte Bill weiter “und dann besprechen wir, wie du Tom ganz für dich bekommst.” Alexandra lauschte seinen Schwärmereien und verinnerlichte sie. Sie war schon immer Masochist gewesen. Ihr Blick wurde traurig, doch Bill schien dies nicht zu merken, zu glücklich berichtete er über seine ersten Begegnungen mit Linda. In Alexandras Herzgegend machte sich immer mehr ein zermatschtes Gefühl breit. Bill Kaulitz hatte aus ihrem Leben ein Kartenhaus gemacht und er war gerade dabei die unterste Karte heraus zu ziehen. ~ Ende des 18. Kapitels ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)