Warum? von grummel_chan (-Schmerzhafte Erinnerungen-) ================================================================================ Kapitel 8: -Memories- --------------------- Kapitel VIII -Memories- Es war ein strahlend schöner Tag. Die Sonne lachte, die Vögel zwitscherten. „Asato…“ „Hmmm…?“ Blinzelnd erwachte er aus seinem Nachmittagstraum. Er hatte nicht bemerkt, wie er im Garten auf einer Decke eingeschlafen war, und dass er kurz vor dem Sonnenbrand stand. Zwei blaue Augen sahen ihn lieb an. Er kannte dieses tiefe blau, bei dem er immer das Gefühl hatte in einem Meer zu versinken. Es waren schöne Augen, im Vergleich zu seinen. Wie oft hatte man ihn selbst deswegen verspottet und wie oft hatten ihm diese blauen Augen wieder Mut zum weiterkämpfen gegeben. Er dankte dieser Person. Seinem Bruder. Er würde alles für seinen Bruder tun, solange dieser nur bei ihm blieb. Er hatte Angst allein, suchte Zuflucht bei seinem Bruder. Ja, er vergötterte ihn geradezu. Und sein Bruder hatte immer ein herzliches und willkommenes Lächeln für ihn übrig. Ja, das war sei Bruder. Plötzlich wechselte der Schauplatz. Er fand sich an einem kalten Tag in der Stadt in einer Gasse wieder. Man hatte ihn verprügelt, zusammengeschlagen, niedergestreckt. Seine Glieder schmerzten, und er hatte offene Schürfwunden. Ja, dieser Tag war einer der schlimmsten gewesen. Er konnte sich nicht bewegen und traute sich auch nicht nach Hilfe zu rufen. Zu groß war die angst, dass die Angreifer zurückkommen würden. Also blieb er still sitzen und zitterte wie Espenlaub. Ihm war verdammt kalt und keiner aus seiner Familie war da um ihn zu wärmen. Zudem setzte ausgerechnet jetzt Regen ein. Warum war alles gegen ihn? Er umschlang seine Beine mit seinen Armen und wiegte sich langsam von rechts nach links. So machte er es immer, wenn er sich einsam fühlte. Und er fühlte sich verdammt einsam. Er erkannte, wie viele Menschen an der Gasse vorbeigingen, in Hektik, die Regenschirme öffnend um ja schnell nach Hause zu kommen weil bald Heiligabend war, aber keiner beachtete die kleine Gasse in der er saß. Tsuzuki konnte es sich nur erträumen jetzt im warmen zu sitzen, bei seinem Bruder. Ja, er würde ihn jetzt in den Arm nehmen, ihm Trost spenden. Eine einsame Träne rann seine Wange hinunter. Warum passierte immer alles schreckliche ihm? War das ein Fluch der ihm auferlegt worden war, oder hatte das Schicksal einfach nur vergnügen daran ihn zu quälen? Er begann zu schluchzen, sein gesamter Körper bebte. Der Regen wurde stärker und der Wind wurde heftiger. Nun setzte auch das Gewitter ein, wovor er immer solche Angst hatte. Warum immer wenn er allein war? Er bettete seinen Kopf auf seine Knie und schluchzte weiter. Die ganze Nacht über, bis er schließlich am nächsten Morgen vollkommen erschöpft war. Das Gelächter der Kinder, die vor der Gasse spielten, weckte ihn schließlich auf. Wo war er? Was war passiert? So langsam fiel es ihm wieder ein. Er war in einer Gasse in der Stadt und man hatte ihn verprügelt, wodurch er wiederum nicht in der Lage war aufzustehen. Insgeheim hoffte er darauf, dass sein Bruder ihn finden würde. Dann packte ihn das Verlangen aufzustehen, auch wenn er die Zähne zusammenbeißen müsste. Er wollte nicht in dieser Gasse vor sich hin siechen, nein, er wollte stark sein, damit sein Bruder stolz auf ihn sein konnte. Ja, mehr wollte er gar nicht. Seinen Bruder glücklich und stolz machen, zumindest einmal in seinem Leben. Vorsichtig versuchte er sich von dem Boden abzustützen. Anfänglich mit ein paar Startschwierigkeiten, doch letztendlich stand er. Langsam tapste er zum Anfang der Gasse. Ob sich sein Bruder wohl um ihn sorgte und ihn suchen würde? Was er wohl gerade machte…oder würde er zusammen mit den Eltern daheim sitzen und fröhliche Weihnachtslieder singen?? Durch seine ganze Nachdenkerei bemerkte er nicht, dass er mittlerweile schon am Anfang der Gasse war. Erstaunt und erschöpft lugte er hervor. Die einst lachenden Kinder verstummten und musterten ihn. Tsuzuki kam sich unwohl vor, gerade weil er durch die Schlägerei fast nur noch Lumpen trug. Ja, er schämte sich für sein Aussehen. Nur flüchtig sah er die Kinder an, und versuchte ihnen seine Augen nicht zu zeigen, was sich als schwer erwies. Die Kinder bildeten einen Kreis um ihn um ihn zu bestaunen. So etwas wie ihn sah man schließlich nicht alle Tage. „Warum hast du violette Augen? Bist du ein Alien? Oder bist du derjenige, der dem Weihnachtsmann hilft?“ Tsuzuki spürte wie ihm erneut Tränen in die Augen schossen. Warum waren immer alle so direkt? Er hasste seine Augen so sehr…aber sein Bruder mochte sie…. „Lasst mich in Ruhe...“, erwiderte er kleinlaut. Er wollte keinen Streit. Er war doch ein friedvoller und sanftmütiger Junge wenn man ihn ließ. Doch alle verabscheuten ihn. Erstickten ihn, wie ein Feuer, damit es nicht gefährlich werden konnte. „Asatoooo“, rief jemand. Er drehte sich um. „Onii-chan“, sagte er sichtlich erleichtert, dass es doch jemanden gab, der ihn vermisste. „WAS? Du bist SEIN Bruder?“ die Kinder um ihn herum begannen zu tuscheln, schließlich nahm sich fast ein jeder Junge in Tsuzukis Alter und auch darunter, ein Beispiel an seinem Onii-chan. Sein Bruder drängte sich zwischen die Kinder hindurch zu Tsuzuki und nahm ihn sogleich schützend in den Arm. „Onii-chan“, erwiderte er, wobei er mit den Tränen zu kämpfen hatte. Überglücklich schloss er seine Augen und atmete den Geruch seines Bruders tief ein. Ja, er würde diesen Geruch niemals vergessen, nicht, solange er lebte. „Fröhliche Weihnachten“, erinnerte er Tsuzuki an den heiligen Abend. „Oh…“Tsuzuki blickte auf. Stimmte ja, es war Weihnachten. Dann sagte er, „die wünsche ich dir auch!“ und presste sich fest an ihn. Plötzlich machte Tsuzuki „Brrrrr“, als ihm eine Schneeflocke auf die Nase fiel. „Ohhhh,….guck mal….es schneit Onii-chan!...Machen wir nachher eine Schneeballschlacht??“ Seine Augen begannen zu leuchten und zu strahlen. Tsuzukis Bruder musste lächeln. Wie süß sein Bruder doch war, wenn er sich freute…… Und erneut wechselte der Ort… Mittlerweile war er schon im Jugendlichen Alter. Die Probleme, die er aufgrund seines „anders seins“ hatte, hatten sich eher verschlechtert als verbessert. Er war zwar alt genug um sich zu wehren, aber er hatte einfach keine Kraft mehr, wurde halb wahnsinnig. Seine Eltern interessierte es mittlerweile herzlich wenig wie es Tsuzuki ging, da sie der Meinung waren, er sei nun alt genug und könnte sich wehren. Leider war dem nicht so. Und auch sein Bruder kümmerte sich nicht mehr so viel um ihn wie damals als sie beide noch Kinder gewesen waren. Sein Onii-chan hatte nun auch eine feste Beziehung, aber kennen gelernt hatte er dessen Freundin trotzdem noch nicht. Aber nichts wunderte ihn mehr. Sein damaliger sicherer Hafen hatte sich urplötzlich in die gleiche Hölle verwandelt, die draußen, außerhalb seines Elternhauses auf ihn wartete. Seiner Familie fiel gar nicht auf, dass er sehr ruhig geworden war und sich immer und immer mehr zurückzog, in eine Traumwelt, fernab der Realität. Diese Welt konnte niemand außer ihm betreten. Sie gehörte ganz allein ihm. Und von diesem Zeitpunkt an war sein Leben schlagartig anders geworden. Er begann das Essen zu verweigern und ritzte sich in seinen Unterarm. Nie tief. Immer nur ein wenig mehr. Es erstaunte ihn immer wieder, dass es sofort verheilte. Es war die Hölle. Allein diese Tatsache, und die Tatsache, dass ihn keiner für voll nahm, trieben ihn damals in den Abgrund. Er wurde wahnsinnig, war nicht mehr Herr der Lage. Alles wurde finster um ihn und in ihm. Dies führte ihn eines Tages sogar so weit, dass er ganz normal in die Küche ging, an seinen Eltern vorbeischlurfte und sich in Richtung Kühlschrank* begab. Dann glitt seine Hand zu den Messern der Küche. „Und Asato, hast du gut geschlafen?“, wollte seine Mutter von ihm wissen. „Hnn“ Ausführlichere Antworten gab er schon seit längerem nicht mehr. „Und, was schönes geträumt?“, fragte sein Vater, der gerade Zeitung las. „Hnn…“, er begann zu kichern, „…nun ja, ich habe davon geträumt, wie mein Leben in Zukunft ablaufen wird….ohne euch. Ich brauche eure kranke Liebe nicht! Ihr habt mich nie geliebt, habt mich immer mit meinem Bruder verglichen und wie gut er doch war….ich habe euch nie etwas bedeutet! Ich war euch immer egal.“ Er drehte sich schwungvoll um und sah seine Eltern aus leeren Augen an. Oh, ihm war alles egal geworden. Dann ging er ganz langsam auf seine Mutter zu, überhörend, was seine Eltern ihm zu sagen hatten. Er nahm sie in den Arm und rammte ihr erbarmungslos eines ihrer Lieblingsmesser in den Magen. Sie schrie qualvoll auf. Der Vater schaute aus seiner Zeitung auf. Tsuzuki entfernte das Messer wieder, um es ihr sogleich noch mal in die Brust zu rammen. Er empfand keine Trauer und auch keine Schuld. Er empfand gar nichts. Außer vielleicht ein kleines Fünkchen Respekt. Sein Vater holte tief Atem und stand von seinem Stuhl auf, um seinem Sohn eine Lektion zu erteilen. Dieser jedoch begann nur wieder zu kichern und schlich genauso zu ihm, wie er zu seiner Mutter geschlichen war. Wie eine Wildkatze, die auf Beutefang war. Seine Mutter währenddessen war zusammengesackt und lag nun blutend am Boden. Sie ächzte noch etwas, was Tsuzuki gekonnt überhörte. Nun war da nur noch sein Vater. „Tsuzuki, was ist mit dir los, mein Junge?“, versuchte es der Vater auf die nette Art. „Ach, auf einmal bin ich dein Junge? Mein Leben lang hast du dich einen Scheißdreck um mich gekümmert und nun bin ich dein ``Junge``? Nein danke, das habe ich nicht mehr nötig. Für euch war doch immer nur mein Bruder interessant….“ Tsuzuki sackte auf den Boden und begann zu weinen. Sein Geschluchze wurde immer lauter. Sein Vater brachte es noch nicht einmal übers Herz ihn jetzt so dort sitzen zu lassen. Langsam beugte er sich zu ihm hinab und kniete sich letztendlich vor ihm hin. Er legte sein Hand auf Tsuzukis Kopf und streichelte ihm über sein braunes haar. Tsuzukis Sternstunde war gekommen. Er nahm das Messer erneut in die Hand und stach zu zweimal…. dreimal…. auch ein viertes mal… Bis sein Vater endlich Blut spuckte und vor ihm zusammensackte. Und wieder spürte er nichts. Nicht einmal den Hauch eines Gefühls. Er stand auf und ging nach draußen. Er verfluchte sein leben. Er verfluchte seine Eltern und seinen Bruder. Wozu leben? Ihn brauchte eh niemand. Er war über, dessen war er sich bewusst. Er blieb vor dem Elternhaus stehen und drehte sich um, sodass er das Haus von vorne sah, und ihm nicht den Rücken zudrehte. Daraufhin holte er ein Leinentuch aus seiner Hosentasche und zündete es mit einem Streichholz*² an. Im Anschluss daran warf er das brennende Tuch in den Hauseingang und machte sich auf den Weg woandershin. Er verschwendete nicht einen weiteren Blick an sein „zu Hause“. -Memories Ende- * Kühlschrank: Jaha, ich habe mich extra für euch schlau gemacht und siehe da: Anfang des 19Jhd. Gab es tatsächlich die ersten Kühlschränke, nur damit ihr Bescheid wisst und nicht sagt, ich hätte nicht auf die Jahrhunderte im Rückblick geachtet^^ *² Streichholz: Und auch hier habe ich recherchiert und siehe da: Auch die gab es^^ Zwar noch nicht so wie wir sie heutzutage haben, aber es war der Anfang^^ Schlusswort: 1.Ja, ich weiß, ich habe mich schon lange nicht mehr gemeldet, aber nun bin ich zurück, mit zwei Teilen^^ 2.Ich bedanke mich bei den Kommischreibern und alle denen, die „Warum“ bis hierhin gelesen haben^^ 3.Ich weiß, das Kapitel 9 sehr kurz geworden ist, aber ich muss erst überlegen, wie es weitergeht^^° 4.Ich hoffe, euch hat „Warum“ bis hierher gefallen und ihr bleibt mir auch weiter treu ^.- Und nun wünsche ich euch allen einen guten und gesunden Rutsch ins Neue Jahr, rutscht nicht zu weit rein, und ich hoffe, wir lesen/schreiben uns im neuen Jahr Bis dahin haltet die Ohren steif^^ Eure grummel_chan Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)