Vermisst von Mono-chan (letztes Kapitel ist hochgeladen :-)) ================================================================================ Kapitel 8: Mut -------------- Kapitel 8: Mut Sanae kochte immer noch vor Wut, als sie sich kurze Zeit später von den Anderen getrennt hatte und sich einen Beobachtungsposten suchte. Aufgeben! Wie konnten sie nur aufgeben und Tsubasa einfach im Stich lassen? Nach all den Jahren, die sie zusammen auf dem Feld gestanden hatten, und der Zeit, in der er sie immer wieder zum Durchhalten motiviert hatte? „Verdammt!“ Sanae schlug mit der flachen Hand gegen einen Baumstamm. Ein einzelnes Blatt löste sich. Leicht außer Atem beobachtete sie, wie es zu Boden segelte. Ihre Wut verrauchte und machte einer gähnenden Leere Platz. Dann musste sie plötzlich lachen. „Sanae?“ Aha. Yukari war ihr wieder gefolgt. „Ist doch verrückt, oder?“ Sanae wandte sich um und lehnte sich an den Baumstamm. „Ich denke schon fast genauso oft an Fußball wie Tsubasa.“ „Äh....“ Yukari wirkte verwirrt, aber Sanae fühlte sich zu müde, um es zu erklären. „Meinst du, es geht ihm wenigstens einigermaßen gut?“, wollte sie statt dessen leise wissen. Yukari zögerte, dann kam sie vollends zu ihr hinüber. „Hör zu, Sanae. Als ich mir meinen Platz zum Beobachten gesucht habe, bin ich den Anderen noch mal über den Weg gelaufen und hab mit ihnen geredet. Sie haben mir erzählt, warum sie partout nicht weitersuchen wollen.“ Sanae hob den Kopf. „Und? Was für eine neue Ausrede haben sie aufgetischt?“ Yukari zögerte erneut, aber dann holte sie ein zusammen gefaltetes Stück Papier aus der Hosentasche. „Das hing heute morgen wieder an der Kabinentür. Sie haben es abgenommen, weil sie dich nicht beunruhigen wollten. Aber ich glaube, du solltest es auch sehen.“ Sanae riß ihr das Blatt förmlich aus der Hand und strich es glatt. Es war ein neues Foto. Dieses Mal saß Tsubasa mehr oder weniger aufrecht, also musste er zwischen durch wach gewesen sein. Aber man konnte ihm ansehen, dass es ihm nicht allzu gut ging. Er war sehr blass geworden, die Platzwunde und das mittlerweile geronnene Blut hoben sich deutlich von seiner Haut ab. Anscheinend war er noch einmal geschlagen worden oder hingefallen, wie der blaue Fleck an seiner linken Wange bezeugte. Im Moment war er wohl wieder bewußtlos oder schlief – zumindest hatte er definitiv nichts vom Foto mitbekommen, seine Augen waren wieder geschlossen. Sanae fror plötzlich trotz der warmen Sonne. „Sie machen sich wirklich nur Sorgen.“, erklärte Yukari leise. „Vielleicht wurde er geschlagen, damit er diesen Brief schreibt, und dann wären wir daran schuld.... Ich kann verstehen, dass sie Angst haben.“ Sanaes Hände krampften sich um das Foto. „Trotzdem, gerade jetzt.....wir müssen ihm helfen! Ryo hat es doch gesagt, selbst wenn sie das Spiel verlieren, wer garantiert denn, dass er gleich frei gelassen wird? Er muss endlich richtig medizinisch versorgt werden!“ Yukari nickte. „Ich weiß, aber... Sanae? Sanae! Wo willst du denn hin? Warte auf mich!“ Ihre Freundin hörte sie nicht. Sie marschierte zum Fußballplatz zurück, wo die Anderen am Trainieren waren. Yukari hatte keine andere Wahl, als ihr zu folgen. Als sie die beiden Mädchen bemerkten, unterbrachen sie ihr Training und blickten ihnen leicht verwirrt und ängstlich entgegen. „Darum wollt ihr also aufgeben, ja?“ Sanae funkelte sie wütend an und streckte das Foto in ihre Richtung. „Ihr seid noch feiger, als ich dachte!“ „Sanae....“, setzte Shingo an, aber sie unterbrach ihn. „Gerade deshalb müssen wir weitersuchen, die Zeit drängt! Er braucht unsere Hilfe, verdammt noch mal!“ „Aber unsere Hilfe hat alles noch schlimmer gemacht, sieh ihn dir doch an!“, entgegnete Kisugi. „Wir können ihm nur helfen, wenn wir der Forderung nachkommen....“ „Und absichtlich verlieren, ja?“ Sanae lachte bitter. „Habt ihr eine Ahnung, was ihr Tsubasa damit antut? Was wird er wohl denken, wenn er erfährt, dass Nankatsu sich seinetwegen bis auf die Knochen blamiert hat?“ „Aber es geht doch um sein Leben...“ „Ja, es geht um sein Leben, und Fußball ist ein wichtiger Teil davon!“ Sanae holte tief Luft. „Bei den Meisterschaften habt ihr euch doch auch nicht darum gekümmert, was für „Forderungen“ gestellt wurden! Dr. Nahkata und Herr Kutami haben beide darauf bestanden, dass Tsubasa aus dem Finale aussteigt, und ihr habt euch dafür eingesetzt, dass er bleiben kann, obwohl es seiner Gesundheit geschadet hat! Und warum? Nur weil ihr auf sein Talent nicht verzichten wolltet, oder was?!“ Mittlerweile schrie sie beinahe, Tränen rannen ihr die Wangen hinunter. „Was...?“, meinte Taki perplex. „Nein!! Nein, nein, das stimmt nicht! Wir kannst du so was nur denken? Es ging uns nicht um sein Talent, er konnte gegen Ende doch kaum noch stehen...“ „Was soll ich denn denken? Wenn es euch in den Kram passt, unterstützt ihr ihn, und wenn er ernsthaft in Schwierigkeiten steckt und euch sogar noch um Hilfe bittet, dann ignoriert ihr es?“, fauchte Sanae herausfordernd. „Warum zur Hölle habt ihr es damals gemacht? Ihr meint, ihr könnt das Foto nicht ertragen, aber habt ihr eine Ahnung, wie es mir ging, als ich auf der Tribüne mit ansehen musste, wie er sich quält? Also, warum?“ Die darauffolgende Stille schien wie eine Zentnerlast ihnen allen zu liegen. Sanae wußte, dass derjenige, der hinter dem Ganzen steckte, möglicherweise jedes Wort der Unterhaltung mitanhörte, aber das störte sie nicht, im Gegenteil. Er konnte ruhig wissen, dass sie sich nicht länger einschüchtern ließ! „Er....er wollte es so.“, meinte Shingo leise und blickte auf den Boden. „Tsubasa wollte unbedingt dabei bleiben, bis zur letzten Minute....und wir....“ Er stockte. „Wir wollten gemeinsam gewinnen.“, vollendete Taki den Satz. „Gemeinsam, als Mannschaft....und als Freunde.....“ Sanae nickte grimmig und hielt ihnen wieder das Foto hin. „Wir wären keine Freunde, wenn wir wirklich kampflos aufgeben würden!“, meinte sie schlicht. Wieder senkte sich Schweigen über die Gruppe. „Wer hilft?“, fragte Yukari schließlich leise, die sich unbemerkt zu ihnen gesellt hatte, und nach kurzem Zögern hoben alle die Hand, einschließlich Kumi, die ebenfalls stumm weinte und noch den Lappen umklammerte, mit dem sie Fußbälle geputzt hatte. Sanae lächelte erleichtert und wischte sich mit dem Arm die Tränen ab. „Halt durch, Tsubasa....Halt nur noch ein bisschen durch.....“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)