Tsunagari von Sery_SK (Verbindungen) ================================================================================ Kapitel 3: Part III ------------------- Part III [Ishida Yamato centric] Sein erstes Konzert wieder hier in Japan, seiner geliebten Heimat, war ein voller Erfolg gewesen. Mit Stolz hatte er erkannt, dass nicht nur die USA gefüllt mit seinen Fans zu sein schien. Als er ausgelaugt und müde von der Bühne ging, kam ihm schon sein vor Freude breit grinsender Manager entgegen. Doch statt dem routineähnlichen Lob, das er sonst auf der Zunge hatte, eröffnete er Yamato ganz andere Dinge. „Ishida-san, ach, es ist so... kommen Sie schnell mit, ich habe eine Überraschung für Sie! Na los, beeilen Sie sich!“ Der Blonde hasste seinen Manager manchmal für dessen erdrückenden Enthusiasmus. „Was ist denn, Kagami-san?“, fragte der junge Sänger leicht gereizt. Das Einzige, was er jetzt wollte, ja wonach er sich gerade wirklich sehnte, war sein warmes, weiches Bett. Nicht nur das die Rückreise zu seinem Heimatort schon anstrengend genug gewesen war, er musste natürlich an seinem ersten Abend direkt ein Eröffnungs-Konzert geben. Und jetzt musste er sich auch noch so etwas kindischem wie Überraschungen widmen. Dabei hasste er solche Dinge. Entnervt folgte er seinem Manager in Richtung des kleinen Aufenthaltsraumes. „Dort wartet jemand auf Sie.“ Das Strahlen in den Augen des schmächtigen Mannes vor ihm schien keineswegs schwinden zu wollen. „Was soll das, Kagami-san? Ich habe Ihnen ausdrücklich verboten, Fans hinter die Bühne zu lassen, dass wissen Sie!“, fuhr Yamato seinen Manager mit gereizter Stimme an, doch dieser schien ihm gar nicht mehr zuzuhören. „Ja ja, nun lassen Sie ihn nicht so lange warten.“ Mit diesen Worten schob Kagami ihn zur Tür und verschwand, immer noch begeistert lächelnd. Nun stand Yamato da, seine Hand berührte die kalte Klinke der Tür. Mit einem Mal fühlte er eine Nervosität in sich aufkommen, die er lange nicht mehr empfunden hatte. Das Leben auf der Bühne schien ihn diesbezüglich abgehärtet zu haben. Wer wartete bloß hinter dieser Tür, dessen Präsenz schon jetzt eine so fesselnde Wirkung auf ihn hatte? Langsam drückte Yamato die Klinke herunter, hörte, wie sich die Tür mir einem leisen Klacken öffnete. Und plötzlich sah er nur noch braune Augen. Entsetzen machte sich in ihm breit, durchflutete ihn und schien in jede Faser seines Körpers eindringen zu wollen. Pures Entsetzten. Er hatte Taichi sofort erkannt! Diese großen, klaren Augen, die braunen, stets verwuschelten Haare – er würde ihn immer und überall wieder erkennen. „Was.. was machst du denn hier?“, entwich es leise seiner Kehle. Die Frage schien genauso dumm wie wirkungslos, doch fühlte er sich nicht im Stande einen klaren Gedanken zu fassen und eine weniger klischeehafte Frage zu stellen. Die blauen Augen richteten sich fest auf seinen Gegenüber, musterten ihn unbewusst von oben bis unten, schienen jedes noch so kleine Detail der Veränderung ausfindig machen zu wollen, um es danach für immer in seinem Kopf zu speichern. Taichi hatte sich äußerlich verändert, nicht zur Unkenntlichkeit, aber dennoch ausschlaggebend. Die buschigen Haare hatten sich den Jahren nicht hingegeben, sondern waren in ihrer Standhaftigkeit dem Taichi von vor sechs Jahren immer noch gleich. Doch das schien auch das Einzige an ihm zu sein, was sich nicht verändert hatte. Er war eindeutig größer geworden, überragte nun den Blonden selbst, seine Gesichtszüge waren ausgeprägter, ernster. Hohe Wangenknochen, eine große Stirn und das nun kantige Kinn ließen ihn wesentlich erwachsener als damals aussehen und schienen den kindlichen Leichtsinn aus seinem Gemüt gestrichen zu haben. Taichi schaute zu Boden, er dachte wohl über seine Antwort nach. Als er Yamato dann wieder anschaute, öffnete der Braunhaarige kurz seinen Mund, doch, ohne das ihm ein Laut entwich, schloss er ihn wieder. Er wusste wohl auch nicht Recht, was er sagen sollte. Und so verhallte Yamatos Frage in der aufkommenden Stille. Auf eine Antwort wartend, schaute der Blonde weiter auf Taichi. Ob sein alter Freund das gesamte Konzert mit angehört hatte? Moment, das hieße dann ja auch.. Nein! Das durfte nicht sein! Nicht jetzt schon… Sicher, sein Abschlusssong jeden Konzertes war für den Braunhaarigen bestimmt und Yamato war sich auch bewusst, dass dieser ihn irgendwann hören würde. Doch das kam jetzt alles so schnell, so unverhofft, hatte sich der junge Sänger überhaupt nicht darauf vorbereiten können. Ein leises „Uhm...“ unterbrach seinen Gedankenverlauf. Taichi schien wohl seine Stimme wiedererlangt zu haben. „Yamato… ich…“ Doch der Braunhaarige stockte erneut. War es so schwer für zwei junge Männer in ihrem Alter ein Gespräch aufzubauen? Aber dem Blonden selbst viel jetzt auch nichts ein, was er hätte sagen können, zu sehr war er aufgewühlt von Emotionen. Die Nachwirkungen seines Konzertes und das Adrenalin kochten noch in seinem Blut, vermischten sich mit der drückenden Müdigkeit und ergaben eine paradoxe Mischung aus Tatendrang und Lethargie. Dazu kam sein Herz, das wohl den Drang bekommen hatte, immer lauter und schneller zu pochen. Langsam aber sicher registrierte der Blonde, das wirklich Taichi vor ihm stand. Kam ihm der Braunhaarige vorhin noch eher wie eine Erscheinung vor, so traf ihn nun langsam die Erkenntnis. Yagami Taichi, chaotischer Anführer der damaligen DigiRitter und sein… ja, was waren sie damals denn? War ihre Freundschaft schon so tiefgründig gewesen, das er ihn als besten Freund bezeichnen durfte? Doch bevor er nun dem intensiven Nachdenken verfiel, startete Taichi einen neuen Gesprächsversuch: „Du… hast doch sicher auch dieses Dunkle gespürt… oder? Koushirou und ich suchen im Moment nach den Anderen... den anderen DigiRittern... und... und da bin ich hier auf dich gestoßen...“ Ein leichtes Stocken zierte hin und wieder die Stimme des Braunhaarigen. Das war also die Erklärung für sein unangemeldetes Auftauchen. Wäre wenigstens schon einmal eine der Fragen, die Yamatos Kopf vernebelten, beantwortet. Der Blonde erinnerte sich, dass er mitten in seinem Konzert wirklich irgendetwas derartiges wie Dunkelheit empfunden hatte. Doch zu sehr aufgewühlt mit Emotionen, die ein solches Konzert mit sich brachte, hatte er das fremde und doch irgendwie so vertraute Gefühl nicht richtig einordnen können. „Aha…“, entwich es unsanft trocken seiner Kehle. Hatte er sich jetzt einen anderen Grund erhofft? Vielleicht einen mehr… freundschaftlichen Drang, den Taichi gehabt haben könnte? Yamato spürte, wie sich eine leichte Welle der Enttäuschung in seinem Körper breit machte. Da sahen sich die alten Freunde schon mehr oder weniger zufällig wieder und dann hatte all das einen solchen Grund? So zu denken war aber auch nicht richtig. In der DigiWelt passierte etwas, wenn er das alles richtig sah, schienen sie bald wieder die dortigen Konflikte lösen zu müssen. Sollte man sich jetzt nicht eher darum Gedanken machen? Hatten die aufkommenden Probleme in der DigiWelt nicht höchste Priorität verdient? Sieben Jahre war es nun her, seit sie wieder nach Hause zurückgekehrt waren, sich allen damaligen Feinden gestellt und gesiegt hatten. Sieben Jahre in denen Yamato sein Leben endlich wieder unter Kontrolle bekommen hatte. Und jetzt ging alles wieder von vorne los…? Das… das war gerade zu viel auf einmal. Zu viele Gedanken, zu viele Fragen, zu viele Erinnerungen. Erst tauchte Taichi nach all den Jahren so unverhofft auf, erweckte mit seiner plötzlichen Anwesenheit einen Haufen Gefühle in dem Blonden… und dann hieß es plötzlich, sie müssten wieder in die DigiWelt. Taichi hatte es zwar nicht laut ausgesprochen, doch es war klar, was es hieß, wenn sie ‚die Anderen’ suchen, wenn sie von ‚Dunkelheit’ sprachen. Von der Dunkelheit. „Ich… also…“, fing Taichi wieder an, doch er wusste wohl auch nicht mehr, was er noch hätte sagen sollen. Für beide schien diese Situation sehr schwer zu sein, schließlich hatten sie sich Jahre lang nicht gesehen. Und anstelle einer harmonischen Zusammenkunft war ihr Treffen jetzt so plötzlich, so unverhofft zustande gekommen. Keiner der beiden hatte sich auf den Anderen vorbereiten können. Yamato spürte, wie er allmählich den Drang bekam, hier heraus zu kommen. Die drückenden Gedanken schienen sich jetzt auf seine Umgebung zu projizieren, er fühlte sich langsam aber sicher in diesem kleinen Raum eingeengt. Sehnsucht nach frischer Luft überkam ihn; vielleicht könnte er dann auch klarere Gedanken fassen. „Okay, Taichi. Also… ich geh dann jetzt eben mal… rüber zu meinem Manager und der Band… und sag ihnen bescheid… und dann, dann hol ich mein DigiVice noch kurz und dann können wir auch schon... auch schon losgehen. Warte einfach draußen am Hinterausgang auf mich“, sprach der Blonde mit eigenartig verzerrter Stimme. Er war froh, wenigstens noch halbwegs vernünftige Sätze auf die Reihe bekommen zu haben. Taichi nickte bloß kurz und schaute ihn mit einem, für den Blonden undefinierbaren Blick an. Aber Yamato fühlte sich gerade sowieso nicht im Stande dazu, irgendwelche Ausdrücke seines Gegenübers zu interpretieren. Damals hatte er es ständig gemacht, somit fast immer gewusst, wie sich Taichi gerade gefühlt hatte. Aber jetzt war Yamato selbst viel zu verwirrt und überfordert mit seinen eigenen Gedanken und Gefühlen. Es fiel ihm schwer seinen Blick von Taichi abzuwenden, er hatte irgendwie Angst, dass dieser plötzlich wieder verschwinden würde… oder gar nicht da gewesen war. Aber er musste sich jetzt zusammenreißen, sich irgendwie wieder unter Kontrolle bekommen. Schließlich wollte er seiner Band und Kagami nicht so begegnen. Diese Seite von ihm sollten sie gar nicht erst kennen lernen. Seine Band hatte ihn zwar etwas verwundert angeschaut, aber er hatte nur abgewinkt, mit der Erklärung, dass er einfach total müde sei und nur noch ins Bett wolle. Das hatten sie zum Glück so hingenommen und nicht weiter gefragt. Als er auf dem Weg zum Hinterausgang war, beschlich ihn wieder dieses mulmige Gefühl, weil er Taichi vorhin einfach so zurückgelassen hatte. Sein Verstand sagte ihm zwar ausdrücklich, dass der Braunhaarige nicht abhauen würde, schließlich war er nicht ohne Anliegen gekommen. Aber irgendwo tief in seinem Inneren konnte er die Angst nicht verdrängen… sie hatten sich einfach schon lange nicht mehr gesehen. Langsam machte die Verwunderung der Enttäuschung Platz. Wieso musste denn ihr erstes Treffen nach so langer Zeit gerade so verlaufen sein? Hätten sie sich nicht in den Arm nehmen können, darüber freuend, dass sie sich endlich wieder gesehen hatten? Stattdessen hatte keiner von beiden genau gewusst, was er sagen sollte… hatte keinen Schritt auf den Anderen zugemacht. Würde das jetzt die ganze Zeit so weitergehen…? to be continued Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)