Ima o Ikiro von ButterFay (KuroFay) ================================================================================ Kapitel 1: Hysteria ------------------- Sie hatten es also wahrhaftig geschafft sich gegen all die bisherigen Gegner durchzusetzen und waren so bis in die Endrunde dieses seltsamen Schachturniers gelangt. Nun trennte die kleine Gruppe nur noch ein einziger Kampf vom Hauptpreis des Wettbewerbs, der nicht weit von ihnen, neben den Schiedsrichtern, unter einer Art Minibarriere verborgen, auf einem kleinen Potest stand und wobei es sich ohne Zweifel um eine von Sakuras Federn handelte. Fay riss seinen Blick von dem Erinnerungsfragment der Prinzessin los, und richtete ihn wieder auf das Spielfeld auf dem der Kampf gegen den Endgegner bereits in vollem Gange war. Obwohl Syaoran sein Bestes gab, sich wehrte so gut es ging, schien er im Gegensatz zu der emotionslosen Puppe, dem Kämpfer der gegnerischen Mannschaft, langsam zu ermüden und seine Bewegungen wirkten von Sekunde zu Sekunde kraftloser. Da er selbst auch merkte, dass seine Kräfte nachließen, schien er leicht in Panik zu verfallen, wurde unachtsam und hektisch. Die Prinzessin hatte ihre Hände fest in die Armlehnen ihres Sitzes gekrallt, während sie verbissen jeden einzelnen Schritt des tapferen Jungen verfolgte und Fay wurde erneut bewusst wie sehr sich das Mädchen verändert hatte. Seit der Klon Syaoran, der sie seit Beginn der Reise an begleitet hatte, von ihrer Seite verschwunden war, wirkte sie in sich gekehrt und obwohl sie sich ihnen gegenüber immer stark gab, wusste der blonde Magier genau, wie sehr sie ihn vermisste, wie schwer es ihr fiel die Anwesenheit des Jungen, der dem Reisegefährten haargenau glich, der sogar den selben Namen trug und nun auf dem Spielfeld versuchte für sie den Sieg zu erringen, zu ertragen. Da er selbst das Verbergen seiner wahren Emotionen perfektioniert hatte war es ein Leichtes für ihn durch Sakuras Fassade hindurch zu blicken. Überhaupt schien das Mädchen in den letzten Tagen etwas vor ihnen zu verheimlichen, wirkte noch angespannter und nervös als zuvor. Dennoch würde er die Prinzessin bestimmt nicht dazu drängen ihm zu offenbaren was sie bedrückte. Immerhin hatte jeder seine Geheimnisse, dafür war er wohl das beste Beispiel. Als Fay sein eisblaues, nicht von der Klappe verborgenes Auge von den beiden Kindern losriss, merkte er dass Kuroganes Blick auf ihm ruhte und seine Lippen verzogen sich wie von selbst zu dem falschen Lächeln, das bereits so lange ein Teil seines maskenhaften Gesichtsausdruckes war. Obwohl ihm der schwarzhaarige Reisegefährte bereits des öfteren mehr als deutlich gezeigt hatte wie sehr er dieses Lächeln hasste, Gewohnheiten ließen sich schlecht von einen Tag auf den anderen ablegen. Nach allem was geschehen war, fiel es ihm, dem Krieger gegenüber, immer schwerer seine Fassade aufrecht zu erhalten. Trotzdem schaffte er es irgendwie das gestellte, nichts über seine wahren Emotionen ausdrückende Lächeln zu bewahren. „Na, ganz wild darauf mitzumachen, Kuro...gane...?“ Der neckende Tonfall in seiner Stimme war derselbe wie immer, ein kläglicher Versuch die vergangenen Marotten zu bewahren. Trotz allem war er nicht mehr in der Lage den schwarzhaarigen Ninja weiter mit den von ihm gehassten Spitznamen zu ärgern. Es hatte Spaß gemacht, ja. Kuroganes Reaktionen auf die verschiedensten Kreationen die er aus seinem Namen gebildet hatte, die Hetzjagden, bei denen er lachend vor ihm geflohen war. In diesen Situationen war sein Lachen vielleicht sogar echt gewesen, wer wusste das jetzt schon noch? Doch nun, nach all dem was passiert war, war es ihm unmöglich ihn so zu behandeln wie früher. Wieso hatte Kurogane ihn nicht sterben lassen? Wieso hatte er es sogar in Kauf genommen, dass es sein Blut war, dass ihn am Leben erhalten würde? Er hatte darum gebeten alles einfach enden zu lassen, wieso hatte man ihm diesen Wunsch nicht gewährt? Früher oder später würde Ashura seinem Leben ohnehin ein Ende setzen. Der blonde Magier fröstelte und das Lächeln verschwand einen Augenblick aus seinem Gesicht als Chiis Stimme dunkel in seinem Kopf widerhallte: >Fay, der König... der König ist erwacht!< Ein schmerzverzerrter Aufschrei riss ihn schließlich aus seinen Gedanken, und er wandte seine Aufmerksamkeit erneut dem Spielfeld zu. Syarons Reaktion auf einen der gezielten Tritte seines Gegners war zu langsam gewesen und der Schlag hatte ihn direkt in den Magen getroffen. Zusammengekrümmt lag der Junge auf dem mit dem typischen schachbrettmuster verziertem Boden und schnappte verzweifelt nach Luft. Die Prinzessin war entsetzt aufgesprungen, wollte gerade ihren Posten verlassen um auf das Spielfeld zu stürmen, hielt aber im letzten Moment noch inne und ließ sich, ihre Hände zu Fäusten geballt und die Augen vor Sorge und Entsetzen weit aufgerissen, widerstrebend wieder auf ihrem Platz nieder. Scheinbar hatte sie realisiert, dass sie mit ihrer überstürzten Reaktion beinahe die Disqualifikation ihres Teams bewirkt hatte. Aus den Augenwinkeln nahm Fay die reflexartige Bewegung des Ninjas nach seinem Schwert wahr, war mit wenigen Schritten bei diesem angekommen, berührte mit seiner Hand sanft die verkrampft den Griff seines Schwertes umfassende des Schwarzhaarigen und schüttelte ernst den Kopf. „Nicht... Oder willst du, dass ihre Bemühungen völlig umsonst waren?“ Auf dem Spielfeld hatte Syaoran es mittlerweile geschafft, wenn auch reichlich mitgenommen wirkend wieder auf die Beine zu kommen. Kuroganes Augen verengten sich, und Fay hatte einen Moment lang das Gefühl als wollte dieser sich seinem Rat widersetzen. Der Größere schüttelte allerdings nur seine Hand ab, ließ den Griff seines Schwertes wieder los, wandte seinen Blick wortlos von ihm ab und ebenfalls wieder dem schachbrettähnlichen Kampfplatz zu. Syaorans Gegner steuerte gerade erneut den sich wackelig auf den Beinen stehenden Jungen an, um ihm wohl mit dem alles entscheidenden Angriff vom Spielfeld zu fegen. Bevor die Maschine in Gestalt eines übergroßen Mädchens diesen allerdings erreichen konnte, fing plötzlich die Erde unter ihnen an zu beben und erste hysterische Aufschreie aus dem Publikum waren zu vernehmen. Fay stolperte durch die plötzliche Erschütterung gegen Kurogane, der ihn augenblicklich am Arm packte und damit verhinderte, dass der blonde Magier unsanft auf dem Boden landete. Als Fay aufsah um sich mit dem üblichen falschen Lächeln zu bedanken, erstarrte er und augenblicklich zeigte sich Angst und nackte Panik in seinen Augen. Der vor wenigen Minuten noch wolkenlose Himmel war nun trübe und grau war und schemenhaft war eine sadistisch lächelnde Gestalt zu erkennen. „Nicht mehr lange...“ Die unverkennbare Stimme hallte dunkel wieder, übertönte das panische Schreien der von der Tribüne flüchtenden Zuschauer, schien allerdings nur von dem Magier alleine gehört zu werden. Keine Sekunde später war der Spuk auch schon vorbei, der Himmel wieder wolkenlos, das Beben hatte aufgehört, nur die noch immer ertönenden panischen Rufe der Menschen erinnerten an das eben Geschehene. „Ashura...“ Kaum hörbar entfuhr Fay der Name des Königs, während sein Blick noch immer panisch in den Himmel gerichtet war als würde er dort noch immer das Bild des gefürchteten Herrschers erkennen können, bekam von dem Trubel der um sie herum ausgebrochen war nichts mit. Als Kurogane ihn daraufhin beinahe schmerzhaft am Arm packte sah er den Schwarzhaarigen zwar an, schien allerdings kaum zu realisieren wer da vor ihm stand. Erst nach einigen Sekunden in denen er abwesend durch den Reisegefährten hindurch gesehen hatte gelang es ihm seinen tranceähnlichen Zustand abzuschütteln. Augenblicklich wurde ihm klar, dass sich seine wahren Emotionen viel zu offensichtlich in seinem Gesicht zeigten, er nicht in der Lage gewesen war seine Maske aufrecht zu erhalten. Und Kurogane hatte dies miterlebt, wartete nun wohl auf eine Erklärung für sein seltsames Verhalten. Wie erwartet war er der Einzige gewesen, der Ashuras Stimme gehört und den Herrscher gesehen hatte. Die anderen durften nicht davon erfahren, auf keinen Fall. Sein Entschluss stand fest, er musste die Gruppe so schnell es ging verlassen. Es würde nicht lange dauern bis Ashura ihn gefunden hatte, das Schicksal der Kinder und des Ninjas lag also in seinen Händen. Sollte nur einer von ihnen Wind von seinem Vorhaben bekommen würden sie ihn nicht gehen lassen. Deshalb durfte er sich keinen weiteren Fehler erlauben, musste es schaffen seine Gefühle und Emotionen weiterhin zu verbergen. Nicht mehr lange und er würde es überstanden haben. Selbst wenn er Ashura entkommen würde, sobald er von Kurogane getrennt sein würde sanken auch seine Überlebenschancen. Dass er dessen Blut benötigte war eine Tatsache die er nicht verdrängen konnte, verlangte es seinem Körper nun doch schon seit einiger Zeit nach dem roten Lebenssaft seines Reisegefährten. Der blonde Magier merkte, dass Kurogane ihn noch immer abwartend musterte, zwang sich seine Lippen erneut zu einem Lächeln zu verziehen und wand sich aus dessen Griff, obwohl er es nur mit Mühe schaffte auf seinen noch immer zitternden Beinen alleine aufrecht zu stehen. Erst jetzt bemerkte er, dass die meisten Zuschauer geflüchtet waren, nur noch einige wenige hysterisch auf der Tribüne herum liefen. Als er sich vergewissern wollte ob die Kinder in Ordnung waren, konnte er sehen, dass Syaoran sichtliche Probleme hatte auf den Beinen zu bleiben. Dennoch hatte er es noch besser erwischt als die mechanische Puppe, die nun bewegungslos neben ihm auf dem Spielfeld lag. „Das war aber ein starkes Beben...“, brach er schließlich das Schweigen während sein Blick unbewusst zu Kuroganes Hals wanderte, dessen sonnengebräunte Haut nun eine wohl durch einen durch das Beben herab fallenden Gesteinsbrocken entstandene Wunde zierte. Er hasste sich selbst für das Verlangen, das seinen Körper durchfuhr als er das schon beinahe getrocknete Blut um den nicht allzu tief wirkenden Schnitt herum entdeckte. Das eisblaue Auge zwar noch immer auf den Hals des Ninjas gerichtet, bemerkte Fay dennoch aus den Augenwinkeln wie sich Kuroganes Gesichtsausdruck auf diese lächerliche Antwort hin schlagartig verfinsterte. Bevor er jedoch reagieren konnte hatte der Schwarzhaarige bereits ausgeholt und ihm eine derartig heftige Ohrfeige verpasst, dass es ihm schwer fiel sich auf den Beinen zu halten. Mit weit aufgerissenen Augen, das falsche Lächeln völlig aus dem Gesicht verschwunden, starrte er den Ninja an. Er hatte Kurogane oft genug wütend und genervt erlebt, das war bei diesem keine Besonderheit, aber das Feuer, das nun in den Augen des Kriegers loderte zeugte von abgrundtiefem Hass. Unbewusst strich der blonde Magier sich über die brennende Wange, konnte noch immer nicht fassen was gerade passiert war. Wie sehr musste ihn Kurogane verabscheuen, wenn er ihm gegenüber nun sogar bereits zu körperlicher Gewalt griff? Der Schwarzhaarige bedachte ihn wortlos mit einem letzten eiskalten Blick bevor er sich wieder dem Spielfeld zuwandte. Einen Moment lang musterte Fay schweigend den durchtrainierten Rücken des Reisegefährten, öffnete den Mund um etwas zu sagen, schloss diesen aber sofort wieder als ihm klar wurde, dass egal mit welchen Worten er nun die Stille brechen würde es die falschen sein würden. Der blonde Magier schloss einen Moment lang die Augen, versuchte das aufsteigende Schwindelgefühl zu unterdrücken und trat schließlich neben Kurogane um sich ebenfalls einen Eindruck von dem Treiben auf dem Spielfeld zu machen. Er spürte das seine Kräfte ihn langsam verließen, sein Körper nach dem Blut des Schwarzhaarigen schrie. Trotz allem verbat es ihm sein lächerlicher Stolz den Ninja darum zu bitten, vor allem nach den eben geschehenen Ereignissen. Mit zusammengebissenen Zähnen wandte er seinen Blick von der blutverkrusteten Wunde an Kuroganes Hals auf das Spielfeld, wo Sakura von dem weißhaarigen jungen Mann, der im Finale ihr Gegner und wohl auch der Leiter des seltsamen Wettkampfs gewesen war, zum Sieg beglückwünscht wurde. Dieser erklärte gerade, dass sie die Feder zwar wie versprochen erhalten würde, dass er ihr den zusätzlichen Preis, von dessen Existenz Fay nicht einmal gewusst hatte, aber aufgrund des nicht mit völlig fairen Mittel gewonnen Kampfes nicht aushändigen könnte. Einen Moment lang zeigte sich ein Schatten auf dem Gesicht des Mädchens, bevor sie ihre Mimik wieder unter Kontrolle hatte, nickte und dann sofort besorgt zu dem verletzten Helden des Kampfes eilte. Ein trauriges Lächeln stahl sich auf Fays Gesicht. Obwohl er es verhindern hatte wollen, mit seiner ständig gut gelaunten Fassade eine Mauer um sich errichten hatte wollen, waren die Kindern und auch der ständig mies gelaunte Ninja ihm während ihrer gemeinsamen Reise immer wichtiger geworden. Er wollte sie beschützen, auf keinen Fall dafür verantwortlich sein, dass diese weiterhin leiden mussten. Um eben das zu erreichen musste er die Gruppe so schnell wie möglich verlassen. Er musste mit Yuko reden. Sie bitten ihm einen letzten Wunsch zu erfüllen. Auch wenn er dadurch erneut flüchtete, für ihn gab es nun einmal keine andere Alternative. Erneut legte sich ein schwarzer Schatten über seine Augen, und erst nachdem er einige Male geblinzelt hatte konnte er wieder scharf sehen. Einmal tief durchatmend überwand er sich schließlich und trat auf wackeligen Beinen auf Kurogane zu, dessen Blick noch immer auf das Spielfeld gerichtet war. „Ich... weiß, dass du mich verabscheust... Und es ist mir immer noch ein Rätsel wieso du mich überhaupt gerettet hast... aber du hast es getan... deshalb musst du mit den Konsequenzen leben...“ Er war dem schwarzhaarigen Ninja nun so nahe, dass er dessen Körperwärme beinahe spüren konnte. Es war wohl einzig und alleine die Tatsache, dass nur Kuroganes Blut es vermochte ihm seine Kräfte zurückzugeben und er eben diese beim Gespräch mit Yuko benötigen würde, durch die er es schaffte die nötige Überwindung aufzubringen und auch die letzte Distanz zwischen ihnen zu überbrücken. Er lehnte seinen geschwächten Körper gegen den des Größeren, während er, nach einem kurzen Moment Zögern sanft begann über die blutverkrustete Wunde an Kuroganes Hals zu lecken um sich damit das notwendige Lebenselexir zu verschaffen. ~tbc~ Kapitel 2: Escape ----------------- Danke für eure lieben Kommis, hoffe ihr bleibt unsrer FF auch weiterhin treu^_^ *knuddel* ~+~+~+~ Da Fay damit gerechnet hatte, dass der Ninja ihn sofort von sich wegstoßen würde, hielt er verwirrt einen Moment inne als er feststellte, dass sich Kurogane kein bisschen wehrte sondern wider Erwarten völlig ruhig verharrte und ihn gewähren ließ. Doch der Geruch von frischem Blut der ihm nun, da die Wunde durch die Bearbeitung mit seiner rauen Zunge wieder aufgerissen war, in die Nase stieg veranlasste ihn sämtliche Bedenken über Bord zu werfen und beinahe gierig drängte er sich erneut näher an den schwarzhaarigen Krieger und fuhr damit fort die verletzte Haut von der roten Substanz zu befreien. Er spürte wie seine Kräfte mit jedem Tropfen der kostbaren Flüssigkeit mehr und mehr zurückkehrten, merkte erst jetzt wie sehr sein Körper diese bereits benötigt hatte. Fast zärtlich leckte er ein letztes Mal über die kaum mehr blutende Wunde, sah dann, nachdem er seinen unsagbaren Durst gestillt hatte, auf und blickte direkt in rote Augen, die ihn mit einer Mischung aus Anspannung und weiteren Emotionen, die der blonde Magier nicht recht zu deuten vermochte, musterten. Erst jetzt merkte Fay wie nahe er dem Ninja noch immer war und augenblicklich senkte er seinen Blick und löste sich von diesem. „Es tut mir leid...“ Obwohl er nicht wusste weshalb, konnte er das plötzliche Gefühl sich zu entschuldigen zu müssen nicht unterdrücken. Dass Kurogane sich geopfert hatte um ihm am Leben zu erhalten war nun wirklich nicht seine Schuld. Weshalb entschuldigte er sich also? War es die Tatsache, dass er sie alle mit seiner bloßen Anwesenheit in Gefahr brachte, die ihm dieses schlechte Gewissen aufbürdete? Das alles würde bald ein Ende haben. Obwohl er im Moment noch nicht wusste wie er Yûko bezahlen sollte, um seinen Wunsch erfüllt zu bekommen, war er sich sicher, dass er eine Lösung für dieses Problem finden würde. Und hatte er diese Welt und die anderen erst einmal zurück gelassen, waren sie in Sicherheit und in der Lage ihre Reise und die Suche nach Sakuras Erinnerungen fortzusetzen. Je früher er Yûko also kontaktierte umso besser... Als er seinen Blick erneut hob um Kurogane anzusehen war das traurige Lächeln, das seine Lippen zierte, echt und aufrichtig. „Ich... fühle mich nicht wirklich gut... Ich werde mich etwas ausruhen... Pass gut auf die beiden auf, ja?“ Er winkte Syaoran, der noch immer völlig ausgelaugt auf dem Spielfeld kniete, und Sakura, die besorgt neben ihm stand, lächelnd zu, bevor er sich abwandte um das improvisierte Schachbrett zu verlassen um Mokona zu suchen. Obwohl er Kuroganes Blick in seinem Rücken spürte drehte er sich nicht um, hatte er doch das unwiderrufliche Gefühl, dass sein Entschluss ins Schwanken geraten würde sobald er erneut diesen durchdringenden Augen ausgesetzt war. „Viel Glück... Und danke für alles...“ Mit diesen kaum hörbaren Worten verabschiedete er sich endgültig von seinen Reisegefährten, die nicht das geringste von seinem Vorhaben ahnten, ließ sie ihn der Annahme zurück, dass er sich nur kurz ausruhen wollte. ~+~+~+~ Kurogane blickte dem blonden Magier währenddessen schweigend hinterher, spürte wie sich irgendetwas in seiner Brust schmerzhaft zusammenzog. Das Lächeln seines Begleiters hatte zu echt, zu ehrlich gewirkt um geschauspielert zu sein. Aber weswegen war es so traurig gewesen? Als Fay sich von ihm abgewandt hatte, hatte er plötzlich das Gefühl verspürt, dass sich dieser gerade für immer von ihm verabschiedet hatte. Die Worte, das Verhalten des Blonden machten ihm das irgendwie klar und trotzdem brachte er es nicht fertig ihm hinterherzulaufen und ihn aufzuhalten. Einen Moment lang verharrte der Blick des Schwertkämpfers auf der sich langsam entfernenden Gestalt Fays, bevor er sich herumdrehte und sich mit weitausgreifenden Schritten zu den beiden Kindern begab. „Alles okay?“ Obwohl Syaoran auf seine Frage tapfer nickte, musterte Kurogane ihn skeptisch. Der Junge wirkte, als ob es ihm bereits Mühe bereitete überhaupt nur aufrecht zu stehen, dennoch lächelte er, wahrscheinlich um die Prinzessin zu beruhigen. „Geht schon...“, war die ausweichende Antwort des mitgenommen wirkenden Jungen, auf die der Ninja nur mit einem einfachen „Aha“ reagierte, bevor er sich dann ohne jegliches weitere Wort hinunter beugte, den Bengel packte und sich über die Schultern warf. Den Schmerzenslaut, den der Kleinere dabei von sich gab, ignorierte er. „Was ist denn mit Fay-san?“ Nachdem ihre Besorgnis um ihren Kämpfer etwas abgeflaut war, bemerkte Sakura nun, dass der blonde Magier nicht bei ihnen war. „Er fühlt sich nicht gut, und ist sich ausruhen gegangen“ erwiderte der Krieger daraufhin nur, unterdrückte weiterhin den Impuls, nach ihrem Reisegefährten zu sehen, um sich zu vergewissern dass dieser nichts Unvernünftiges tat. ~+~+~+~ Als Fay die Gemächer betrat, die man ihnen für die Dauer des Wettbewerbs zur Verfügung gestellt hatte, spürte er beim Anblick der achtlos auf dem Boden liegenden Kleidungsstücke ein schmerzhaftes Ziehen. In wie viele verschiedene Welten waren sie gereist, unzählige Male hatten sie ihre Outfits gewechselt nur um doch wieder ihre gewohnte Kleidung zu tragen sobald sie in das nächste Abenteuer aufbrachen. Kuroganes schwarzer Umhang lag direkt neben seinem Mantel und als er sich bückte um das eigene Kleidungsstück aufzuheben strich er wie zufällig einen Augenblick lang über das des Ninjas bevor er davon abließ und stattdessen den warmen Pelzmantel aufhob. Er war das einzige was ihm noch geblieben war, nachdem er sowohl sein Tattoo als auch seinen Stab Yûko überlassen hatte. Mit einem letzten Blick auf den kleinen aber gemütlichen Raum, in dem sie die letzten beiden Tage übernachtet hatten, verließ er diesen, stolperte direkt davor über das bereits gesuchte Manjuu-ähnliche Wesen, das ihm den Kontakt mit Yûko ermöglichen würde. Mokona ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen sondern erklärte ihm sofort, dass die Dimensionshexe ihn sprechen wollte. Bevor Fay auch nur irgendwie reagieren konnte war das hasenähnliche Zauberwesen in den schlafenden Zustand gefallen, in dem es sich befand sobald Yûko unter vier Augen mit jemandem reden musste. Keine Sekunde später erschien auch schon die Projektion der Hexe an der weiß verputzten Steinmauer und die schwarzhaarige junge Frau sah ihn einen Moment lang mit ernstem Gesichtsausdruck schweigend an, bevor sie ihr Wort an ihn richtete. „Du bist dir also sicher? Du willst die Gruppe verlassen um die anderen zu retten? Du bist ihr wirklich ähnlich...“ Die Hexe ignorierte seinen verwirrten Gesichtsausdruck, schüttelte, als der blonde Magier seinen Mund öffnen wollte um nachzufragen, nur den Kopf. „Du weißt, dass sein Opfer dann völlig umsonst war? Der Preis den er gezahlt hat, damit du am Leben bleiben kannst? Und du bist dir im klaren, wie wichtig du den Kindern bist und wie sehr du sie durch deinen völlig unvermuteten Aufbruch verletzten wirst? Außerdem... Wirst du höchstens eine Woche ohne das Blut deines miesgelaunten Reisegefährten überleben... Es sei denn... du findest denjenigen der dir dein Auge gestohlen hat...“ Fay nickte ohne zu zögern, ignorierte das plötzliche stechende Gefühl in seiner Brust und wartete darauf, dass Yûko fortfuhr. „Du willst also die Fähigkeit alleine in eine andere Welt zu reisen? Um sie zu schützen willst du den gefürchteten Herrscher von ihnen weglocken, dich selbst opfern? Ich habe kein Recht dazu deinen Wunsch in Frage zu stellen, und ich werde auch keinen Versuch unternehmen dich davon abzubringen... Aber wie du mit Sicherheit bereits weißt muss ich für jeden Wunsch eine angemessene Gegenleistung verlangen. Da du keine materiellen Dinge mehr besitzt, die du mir anbieten könntest, kann ich nur eines von dir fordern... Die Erinnerungen der anderen an dich...“ Yûko sah wie der blonde Magier kaum merklich zusammen zuckte, fuhr aber, da er sie weiterhin schweigend ansah, fort. „Wenn du stirbst, wird sich niemand an dich erinnern... Sowohl dein Name als auch sämtliche Erinnerungen an dich verschwinden aus ihrem Gedächtnis... Ist es das was du willst? Dich opfern obwohl sich nicht einmal jemand an deinen Namen erinnern wird?“ Der blonde Magier schwieg einen Moment, starrte mit unbewegter Miene durch Yûko hindurch, bevor sich sein falsches Lächeln wieder auf seine Lippen legte und er schließlich nickte. „Ich bin keine Person die es wert ist sich an sie zu erinnern... Kuro-pyon wird die Prinzessin und Syaoran bestimmt auch ohne meine Hilfe beschützen können...“ Unbewusst hatte er einen der verhassten Spitznamen für den schwarzhaarige Ninja benutzt und es schockierte ihn wie sehr er sich einfach nur wünschte, dass dieser ihn gehört hätte, wie früher darüber an die Decke gehen und ihn durch das gesamte Anwesen jagen würde um ihm dafür den Kopf abzureißen. Es waren Kleinigkeiten, die ihm so wichtig geworden waren, dass er sich kaum vorstellen konnte jemals wieder ohne sie zu leben. Doch die Zukunft der anderen lag in seiner Hand, es gab keine andere Möglichkeit sie vor Ashura zu beschützen. „Es ist okay... Ich bin mit diesem Handel einverstanden...“ Er ignorierte das leichte Zittern in seiner Stimme, hoffte dass es Yûko nicht aufgefallen war, und sah sie mit festem und entschlossenem Blick an. Einen Augenblick lang schien irgendetwas hinter ihm die Aufmerksamkeit der Hexe auf sich zu ziehen, aber bevor er sich umdrehen konnte hatte die junge Frau sich auch schon wieder im zugewandt. „Dann will ich dir deinen Wunsch erfüllen...“ Als die Projektion der Hexe ihre Arme hob, wohl um ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen, schloss Fay seine Augen, versuchte die Bilder der vergangenen Reise die ihm durch den Kopf schossen daraus zu verbannen und sich statt dessen auf seine neue Aufgabe zu konzentrieren. Die Reise mit Sakura und den anderen war vorbei, er würde aus ihren Gedächtnissen gelöscht werden und das war auch gut so. Gerade als der blonde Magier das Gefühl verspürte, das ihm früher immer angekündigt hatte, dass sie mit Mokonas Hilfe in eine neue Welt aufbrachen, wurde er plötzlich unsanft am Arm gepackt und herum gerissen. Völlig verwirrt öffnete er seine Augen, und starrte direkt in die vor Wut und Fassungslosigkeit glühenden des schwarzhaarigen Ninjas. +~+~+ „Du bleibst!!“, fuhr Kurogane den ihn entsetzt anstarrenden Magier an, etwas lauter als wirklich nötig gewesen wäre. Er hatte darauf beharrt, dass Syaoran einen Sanitäter aufsuchte, seine Wunden versorgen ließ, wohin die Prinzessin ihn natürlich begleitet hatte. Obwohl ihn die beunruhigende Vorahnung, dass mit Fay irgendetwas nicht in Ordnung war weiterhin durch den Kopf geisterte, hatte er beschlossen sich in einem der anderen Zimmer der Herberge etwas auszuruhen, um dem blonden Mann einige Minuten für sich zu gönnen. Als er allerdings gerade einen der Räume betreten hatte wollen, hatte er plötzlich die unverkennbare Stimme der Dimensionshexe gehört, hatte gezögert und vor der geschlossenen Türe verharrt. Was Kurogane dann in den nächsten Minuten gehört hatte, hatte in ihm so viele verschiedene Gefühle ausgelöst, dass er einen Moment lang überhaupt nicht in der Lage gewesen war zu handeln. Bis zu dem Zeitpunkt als Yûko ihre Arme hob, allem Anschein nach den Wunsch des Reisegefährten erfüllen wollte hatte er sich beherrscht, dann allerdings hatte er die Türe aufgerissen, war ohne Rücksicht auf Verluste nach vor gestürmt und hatte den Magier, der ihn nun entsetzt und ertappt anstarrte am Arm gepackt. Wie konnte der blonde Mann nur glauben, dass er es nicht wert war, sich an ihn zu erinnern? Fay war ein Lügner, ein Schauspieler, eine Nervensäge, ja, aber er hatte sich ihre Reise über an den Störenfried gewöhnt, musste sich, wenn auch widerwillig, sogar eingestehen, dass er teilweise nicht ganz unglücklich darüber war, dass Tomoyo-hime ihn dazu verbannt hatte die Reise mit den Kindern, Fay und dem kleinen Fellknäuel anzutreten. Er hatte stillschweigend zugehört, wie der andere den Forderungen der Hexe zugestimmt hatte, wie dieser Idiot sich anmaßte über sie alle zu entscheiden, bevor ihm dann endgültig der Kragen geplatzt war. Erinnerungen waren das kostbarste, was ein Mensch besaß. Sie machten eine Person überhaupt erst aus, machten sie zu etwas einzigartigem. Und obwohl sie Tag für Tag miterlebt hatten, wie belastend es sein konnte, sich nicht an etwas zu erinnern, wie sehr die Prinzessin darunter litt, wollte der Magier ihnen genau das antun? Kurogane ballte seine zitternden Hände zu Fäusten, so fest, dass die Nägel in seine Handflächen schnitten, deutliche rote Male auf der gebräunten Haut hinterließen. Es war noch etwas anderes gewesen, das ihm auf irgendeine Weise endgültig klar gemacht hatte, dass dies hier todernst war, nicht nur irgendein verdammt obskurer Scherz. Der blonden Mann hatte seinen Spitznamen benutzt. Kuro-pyon. Eine Verstümmelung seines Namens von der widerlichsten Sorte, worauf er automatisch hatte den Impuls verspürt hatte, ihn zurecht zu weisen. Aber das Gefühl der Empörung war noch von einem zweiten überlagert worden, nämlich Trauer. Ihm gegenüber schaffte der Blonde es nicht mehr, diese Namen zu nennen, die zwischen ihnen irgendwann zu einem sinnlosen Spiel geworden waren, genau wie die anschließenden Verfolgungsjagden. Yûko gegenüber hingegen konnte er ihn ganz beiläufig so nennen. „Du bleibst!!“, wiederholte er etwas leiser, aber nun noch schärfer um seinem Befehl Ausdruck zu verleihen, bevor er sich dann ohne weiter auf den verwirrten und entsetzten Blick aus den eisblauen Augen zu achten, an die Hexe wandte. „Der Wunsch ist hinfällig. Solltest du allerdings auf deinen Preis bestehen...“ Kurogane brauchte diesen Satz gar nicht zu Ende führen, sein Gesichtsausdruck war auch so eindeutig genug. Obwohl er sich nicht sicher war, wie er überhaupt an die Dimensionshexe herankommen sollte, oder ob er sich überhaupt erinnern würde, wenn seine Erinnerungen an diese Sache erst einmal gelöscht waren, er würde sie umbringen. Schon immer hatte er einen starken Willen gehabt, irgendwie würde er sich schon an diese Drohung erinnern. Und Tomoyos verdammter Fluch hin oder her, er würde über unzählige Leichen gehen, um den Magier zurück zu holen. Die Frau mit den langen glatten Haaren lächelte nur undurchsichtig und ließ den Arm langsam wieder sinken, dann wandte sich ihr Blick wieder Fay zu. Auch der Ninja drehte wieder den Kopf. „Was fällt dir ein?“, wetterte er dann erneut los. „Ich hab diesen Pakt nicht geschlossen, damit du dann sang- und klanglos ohne ein Wort zu sagen verschwindest. Also bleib gefälligst bei mir!“ Die letzten Worte klangen selbst in seinen Ohren verzweifelt, und irgendwie lächerlich, aber dass war ihm momentan gleichgültig. +~+~+~ „...Also bleib gefälligst bei mir!“ Noch immer verzweifelt damit beschäftigt eine plausible Rechtfertigung zu finden, die sein Vorhaben selbst dem Ninja gegenüber verständlich machen konnte, allerdings ohne dabei zu viel über Ashura zu verraten, bekam er zwar mit dass Kurogane ihn weiter anbrüllte, allerdings erreichten ihn seine Worte nicht, bis ihn dieser letzte Satz völlig unvorbereitet traf. Einen Augenblick lang zweifelte er an seinem Verstand, hatte das Gefühl, dass er sich den Unterton den er aus dem Befehl des Schwertkämpfers heraus zuhören glaubte nur eingebildet hatte. Als sein Blick jedoch Kuroganes traf konnte er in dessen Augen wahrhaft eine viel stärkere Emotion als Wut und Hass lesen – Verzweiflung. Der schwarzhaarige Ninja von dem er immer angenommen hatte er würde ihn auf den Tod nicht ausstehen können, dessen Beweggründe weswegen er ihm das Leben gerettet hatte, dafür sogar sein eigenes Blut zur Verfügung stellte, er nie verstanden hatte, bat ihn aufrichtig an seiner Seite zu bleiben. Fay spürte wie sich der stählerne Griff lockerte, nützte diesen Moment um sich loszureißen und wich einige Schritte zurück. Auf seinem Gesicht zeigte sich nicht die kleinste Spur seines falschen Lächelns, stattdessen war es verzerrt vor Furcht vor seinen eigenen Emotionen, die er nicht mehr unter Kontrolle zu haben schien. Es hatte keinen Zweck mehr dem Ninja etwas vorzumachen, dieser hatte ihn ohnehin längst durchschaut. „Was geht es dich an was ich aus meinem Leben mache?! Du hast dich bereits einmal eingemischt als es darum ging was mit mir passieren sollte! Ich habe dich gebeten mich sterben zu lassen, du hast dich darüber hinweg gesetzt und nun hältst du mir deine aufopfernde Geste vor?! Ich habe meine Gründe dafür euch zurück zu lassen, ich habe das nicht aus einer sadistischen Laune heraus beschlossen!“, brach es schließlich aus ihm heraus. Die erwarteten, heftigen Widerworte seitens Kurogane blieben aus, der Ninja sah ihn stattdessen einen Moment lang nur schweigend an, bevor er sich von ihm abwandte. „Du verstehst es wirklich nicht...“ Was verstand er nicht? Wieso verhielt der Schwarzhaarige sich so komisch? Okay, gut, er war im Begriff gewesen die Gruppe zu verlassen ohne sich auch nur von ihnen zu verabschieden, allerdings sprach aus Kuroganes Verhalten weder Wut, noch gekränkter Stolz oder ähnliche Emotionen die für ihn typisch gewesen wären. Entschlossen schüttelte Fay den Kopf. Egal was auch passiert war, wie schief alles gelaufen war, er hatte sich entschieden, und auch der starrköpfige Ninja würde ihn nicht von seinen Plänen abbringen. Spätestens wenn er ihm von Ashura erzählen würde, würde dieser ihn gehen lassen, es verstehen, dass er nicht länger bei ihnen bleiben konnte. Bevor der blonde Magier sich allerdings an Yûko wenden konnte um sie zu bitten seinen Wunsch trotz allem zu erfüllen, hallte erneut Kuroganes dunkle Stimme durch den Raum und Fay zuckte entsetzt zusammen als er laut und deutlich die Bitte des Schwarzhaarigen vernahm. „Ich bestehe darauf, das du diesen Wunsch nicht erfüllst. Wenn eine Bezahlung dafür nötig ist, dass du das rückgängig machst... verlange was du willst.“ Er hatte sich schon damals als dieser ihm das erste mal das Leben gerettet hatte seine Gründe dafür nicht erklären können, sich allerdings nicht weiter den Kopf darüber zerbrochen und sein Verhalten als bloße Laune abgestempelt. Aber nun widersetzte sich Kurogane bereits ein zweites Mal seinem eigenen Willen, versuchte seinen Wunsch zunichte zu machen indem er sogar bereit war einen Preis zu zahlen damit die Hexe ihn nicht erfüllte. „Ich glaube, damit setzt du dich schon wieder über jemandes Willen hinweg... Ist das wirklich das was du willst?“ Doch selbst Yûkos Worte schienen den Ninja nicht umstimmen zu können und ohne sich zu dem Magier umzudrehen, ihm überhaupt die Möglichkeit zu geben einzugreifen bestätigte er die Frage der Hexe. „Wieso...?“ Endlich schaffte Fay sich aus seiner Erstarrung zu lösen. „Wieso ist es für dich so wichtig, dass ich weiter in eurer Nähe bleibe?! Du weißt gar nicht wie gefährlich meine bloße Anwesenheit für euch ist! Wenn er erst auftaucht seid ihr alle dem Untergang geweiht!“ Nackte Panik zeichnete sich in den Augen des blonden Magiers ab. „Was bezweckst du mit diesem Verhalten? Du willst erneut einen Preis dafür zahlen nur um zu verhindern dass mein Wunsch erfüllt wird? Ich verstehe dich nicht...“ Fays Stimme klang nun nicht mehr aufgebracht und panisch sondern müde und kraftlos. Er ging jeglichen Auseinandersetzungen normalerweise aus dem Weg, vermied es sich mit anderen zu streiten oder seine eigene Meinung zu offensichtlich kund zu tun. Und er war sich sehr wohl im klaren darüber, dass er sich mit seinen Vorwürfen und seiner sturen Beharrlichkeit, die er nun das erste mal Kurogane gegenüber an den Tag legte, auf dünnem Eis bewegte, er dem schwarzhaarigen Ninja damit jede Menge Zündstoff für einen saftigen Streit lieferte. Doch dieses eine mal musste er stark bleiben, durfte sich nicht von seinem Vorhaben abbringen lassen. So müde und ausgelaugt er sich, obwohl er vor nicht allzu langer Zeit vom Blut des Größeren getrunken hatte, fühlte, er durfte nicht mit einem falschen Lächeln nickend klein beigeben. Viel zu viel hing davon ab. „Warum? Warum mir deine Nähe wichtig ist? Das willst du wirklich wissen?“ Obwohl die Stimme des schwarzhaarigen Reisegefährten ruhig und beherrscht klang, konnte der Magier dennoch die unterdrückte Wut die darin mitschwang ausmachen. „Du bist ein Schauspieler, ein Lügner und so was von stur, ich weiß nie, was wirklich in deinem verdammten blonden Kopf vorgeht. Mit deinem ganzen idiotischen, irrelevanten, nervigen Gequatsche und deinem falschen Lächeln stehst du immer nur rum, im Weg, bist eine Last! Es ist verdammt egoistisch von dir, zu glauben, du würdest uns einen Gefallen tun, wenn du gehst und wir würden es auch nur ansatzweise versehen, dass du uns das antust, bloß um dein Gewissen nicht noch mehr zu belasten! Und du bist undankbar!! Die Kinder würden alles für dich tun, um nicht zu sagen, sie lieben dich und du dankst es ihnen damit, einfach so zu gehen! Ohne ein Wort! Ohne eine Erklärung!?“ Obwohl Kurogane die letzten Worte bereits fast geschrien hatte nahm seine Stimme trotzdem noch an Intensität zu. „Das alles bist du, und du bist mir verdammt egal!! Und ich will trotzdem, dass du bleibst!!“ Einmal tief durchatmend verstummte der Ninja schließlich. Die anfängliche Unsicherheit, die Verzweiflung die er kurzzeitig in Kuroganes Augen gesehen hatte, waren wieder völlig dem Ausdruck von Wut gewichen. Und obwohl er sich kaum im Stande fühlte seinem Gegenüber noch Kontra zu bieten, hielt er dem Blickkontakt mit unbewegter Miene stand. Er würde nicht aufzugeben. Das Schicksal seiner drei Gefährten, die ihm bei ihren Reisen durch die verschiedenen Welten so wichtig geworden waren, lag in seiner Hand. Nur er war in der Lage sie vor Ashura zu beschützen. Wenn er schon zu nichts anderem nütze war, davor würde er sie bewahren, dafür würde er dem anklagenden Blick Kuroganes noch etwas länger standhalten, das stechende Gefühl in seiner Brust ertragen, die harten Worte des Ninjas wegstecken. Doch so sehr der blonde Magier sich dies vornahm, es war ihm nicht möglich zu verbergen wie sehr ihn die Vorwürfe und Anschuldigungen des Schwarzhaarigen verletzten. Es war soviel Wahres in seinen wutentbrannt gebrüllten Wörtern, Dinge die Fay schon immer zu verbergen versucht hatte, die nun das erste mal jemand aussprach. Als Kurogane schließlich seinen lautstarken Vortrag beendete, herrschte einen Augenblick lang Totenstille in dem kleinen Raum. Selbst Yûko schien es für angebracht zu halten sich in dieser Situation nicht weiter einzumischen und betrachtete nur mit interessiertem Blick die beiden Männer. Obwohl der blonde Magier mit einer derartigen Konfrontation gerechnet hatte, er bereits im Vorfeld versucht hatte sich das geeignete Kontra dafür zu überlegen, fehlten ihm nun die Worte. Keine der Anschuldigungen hatte ihr Ziel verfehlt, war ohne ihn zu verletzten an ihm vorbei gegangen. „Ich widerspreche dir in keinem dieser Punkte... Ich bin ein Lügner und Schauspieler... Vielleicht nehme ich Ashura ja wirklich sogar nur als Vorwand um erneut flüchten zu können... Du zählst hier all meine negativen Eigenschaften auf, all das was dich an mir stört und dich zur Weißglut treibt, du gibst selbst zu, dass ich dir völlig egal bin, und willst mich dennoch weiterhin in deiner Nähe haben? Das ist ein einziger Widerspruch in sich selbst... Auch wenn ich hier bleiben würde, könnte ich mein Verhalten nicht ändern... Das von dir so gehasste Lächeln wird auch dann nicht aus meinem Gesicht verschwinden... Jahrelange Gewohnheiten kann man nicht so einfach ablegen...“ „Und wieso lächelst du dann nicht?“ Diese Frage traf den blonden Magier völlig unvorbereitet, dennoch war die Antwort darauf ziemlich eindeutig. Wieso? Weil Kurogane ihm mit Gewalt die immer fröhliche Maske vom Gesicht gerissen hatte, ihm all seine negativen Eigenschaften an den Kopf geknallt hatte, die er so verzweifelt zu verbergen versuchte. Der Ninja hatte ohne Rücksicht zu nehmen seinen Charakter analysiert und dabei erschreckend oft ins Schwarze getroffen. Der blonde Magier hasste sich selbst dafür, hatte deshalb immer versucht sich zu verstellen, eine Mauer um sich herum zu errichten um nur niemandem zu zeigen wie er wirklich war. Und nun hatte ein einziger Mensch all diese Bemühungen zunichte gemacht. Wie war es Kurogane gelungen durch seine Fassade zu blicken? Fay fühlte sich müde, wollte einfach nur weg, diese sinnlose Auseinandersetzung beenden, und aus dieser Welt verschwinden um dem Menschen, der sein ganzen Leben durcheinander brachte, nie wieder sehen zu müssen. Wieso also fiel es ihm dann so schwer die Worte des Ninjas einfach zu ignorieren, Yûko ohne weiter auf Kurogane zu achten zu bitten ihm endlich seinen Wunsch zu erfüllen? Der schwarzhaarige Ninja hatte der Hexe noch keinen angemessenen Preis für seinen eigenen genannt, wahrscheinlich würde er ohnehin einen Rückzieher machen sobald er diesen erfuhr. „Also bleib endlich stehen. Es bringt nichts, wenn du weiter davon läufst, irgendwann findet er dich sowieso. Und wenn es soweit ist, dann hätte ich dich gern in meiner Nähe, damit ich eingreifen kann.“ Als der Schwertkämpfer erneut das Wort ergriff blickte Fay seinen Gegenüber einen Moment wortlos an, bevor er sich traurig lächelnd abwandte und schließlich auf Yûkos Projektion zuschritt. Als er direkt vor der Hexe stand, holte er tief Luft und begann mit leiser Stimme ohne sich zu dem Ninja umzudrehen zu sprechen. „Ich danke dir für alles... Dafür dass du mich trotz all meiner Macken weiterhin in deiner Nähe haben willst... Dass du dich, obwohl ich dir egal bin, um mich sorgst nur damit das Lächeln der Kinder nicht aus ihrem Gesicht verschwindet... Aber mein Entschluss steht fest... Ich werde gehen...“ Obwohl Kuroganes Worte heftige Zweifel in ihm geweckt hatten, wollte er nun keinen Rückzieher mehr machen. Er konnte einfach nicht. Der schwarzhaarige Ninja kannte ihn zu gut, weiterhin in seiner Nähe zu sein würde schmerzhafter sein als die Gruppe für immer zu verlassen. Er nickte Yûko zu um ihr zu deuten, dass er bereit war, diese schüttelte allerdings nur den Kopf. „So lange sein Wunsch gegen deinen steht, kann ich dir deinen nicht erfüllen...“ Die Dimensionshexe ignorierte den schockierten Blick des blonden Magiers und wandte sich stattdessen Kurogane zu. „Normalerweise hat der Wunsch Vorrang der zuerst ausgesprochen wurde, allerdings bildet diese Situation eine Ausnahme. Du bist nicht die einzige Person die Fays Aufbruch verhindern will... Die Prinzessin und Syaoran wissen zwar über nichts Bescheid, aber im Unterbewusstsein ahnen sie beide, dass etwas nicht stimmt... Auch sie wollen, dass der Magier bei ihnen bleibt... Da dieser Wunsch von drei Leuten gestützt wird ist er stärker und hat Vorrang gegenüber dem zuerst Ausgesprochenem... Um dir diesen allerdings erfüllen zu können brauche ich einen angemessenen Preis... Was kannst du mir dafür anbieten?“ +~+~+~ Kurogane schwieg. Er hatte gehofft, das der Magier von selbst bleiben würde, sich nur durch seine Worte umstimmen ließ, aber anscheinend hatte diese nicht gereicht. So froh er auch war, das die Hexe ihm das Zugeständnis machte, seinen Wunsch zuerst zu berücksichtigen, einfallen, was er bieten konnte, wollte ihm nichts. Eigentlich hatte er angenommen, Yûko würde ihm einen Preis nennen, allerdings wollte diese anscheinend erfahren, wie weit er bereit war zu gehen, wollte ein weiteres mal testen, wie viel er zu opfern bereit war nur um den Blonden zu retten. Für einen kurzen Moment schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, warum nur er für diesen Wunsch bezahlen sollte, wenn doch drei Personen wollten, dass er sich erfüllte. Aber dann schalt er sich innerlich für seinen Egoismus. Die beiden Kinder hatten genug ertragen müssen, schleppten schon jetzt eine zu große Last, da wollte er ihnen nicht auch noch eine weitere aufbürden. Was konnte er ihr anbieten? Eher unbewusst richtete der Ninja seine glutroten Augen auf Fay, musterte diesen eingehend. Was war er bereit aufzugeben, nur um diesen Mann, der sich noch dazu stur dagegen wehrte und ihn für sein Eingreifen noch mehr hassen würde, in ihrer Gruppe zu halten? Sein Blick blieb an der schwarzen Augenklappe hängen. Jedes mal, wenn er den Magier ansah, machte er sich Vorwürfe deswegen. Er hätte da sein müssen, hätte es irgendwie verhindern müssen, doch er hatte es nicht vermocht und am Ende nur noch retten können, was gerade so zu retten war. Was war ihm der Magier wert...? Kurogane besaß nicht viel, was ihm irgendetwas bedeutete. Zum einen hatte er sein Schwert, das er damals in Oto-koku gekauft hatte und das ihm die ganze Zeit über gute Dienste geleistet hatte. Allerdings bezweifelte er, dass dies als Preis angemessen war. Außerdem hatte er noch seine Stärke. Es war durchaus möglich, das die Hexe die Hälfte seiner Kraft als Angebot akzeptieren würde, aber es war sinnlos ihr dies als Preis zu geben. Ohne diese würde er weder die Kinder noch den Magier vor größeren Gefahren beschützen können. Also fiel ihm nur noch eins ein. Sein Ziel. Der Schwarzhaarige spürte, wie er seine Hände erneut zu Fäusten ballte, bevor er den Blick von seinem Gegenüber abwandte, ihn einfach nicht mehr ansehen konnte. War Fay ihm so viel wert? War er wirklich bereit für ihn jede Möglichkeit nach Hause, zu Tomoyo-Hime zurückzukehren aufzugeben? Aber wo war er eigentlich zuhause? Gequält schloss der Ninja die Augen. Seine Gedanken, und die Richtung, welche diese einschlugen, gefielen ihm überhaupt nicht, dennoch musste er wohl oder übel darüber nachdenken. War er wirklich immer noch bei der schwarzhaarigen, zickigen Prinzessin, die ihn ohne wenn und aber weg geschickt hatte, zuhause, in dem Japan, wo er seine Kindheit verbracht, und allzu früh verloren hatte? Nein, schon lange nicht mehr. Leise seufzte er. Er hatte nie darüber nachgedacht, aber für ihn hatte sich ihre kleine Reisegemeinschaft langsam zu so etwas wie einer Familie entwickelt, einem Platz, an dem er gern war, und zu dem er gern zurückkehrte. Obwohl er entschlossen den Kopf hob kostete es ihn dennoch immense Überwindung seine Entscheidung laut auszusprechen. „Ich biete dir meine Heimat.“ ~tbc~ Kapitel 3: Sacrifice -------------------- Danke an alle die die FF weiterhin lesen *knuddel* Viel Spaß mit dem neuen Chapter^^ ~+~+~+~+ „Ich biete dir meine Heimat.“ Wie vom Donner gerührt starrte Fay den Ninja an, suchte in seinen Augen Anzeichen darauf, dass dieser den Verstand verloren hatte, doch Kurogane schien sich seiner Worte völlig im Klaren zu sein. „Deine Heimat? Du willst mir also als Preis das eigentliche Ziel deiner Reise anbieten? Die Möglichkeit jemals wieder dorthin zurück kehren zu können?“ Es kostete dem Schwarzhaarigen nun wohl doch einige Überwindung, dennoch nickte er nach einem kurzen Moment des Zögerns. „Das ist eine angemessene Bezahlung für deinen Wunsch... Dem Magier wird die Reise in eine andere Welt verwehrt, und eure Erinnerungen an ihn bleiben weiter bestehen...“ Wie in Trance schüttelte Fay den Kopf, nicht in der Lage wirklich zu fassen was gerade geschehen war. „Ich kenne deine Beweggründe nicht weswegen du bereit bist einen so hohen Preis zu zahlen um ihn davon abzuhalten eure Gruppe zu verlassen, aber eines ist gewiss... Du hast dich erneut seinem Willen widersetzt, seine eigenen Pläne durchkreuzt, also erwarte keinen Dank oder Verständnis...“ Yûkos Bild verblasste immer mehr, ihre Stimme wurde nach und nach schwächer, bis sie schließlich völlig verstummte und die Gestalt der Hexe verschwunden war. Keine Sekunde danach war Mokona auch schon wieder wach, und blickte sich verwirrt um. Fay war mittlerweile auf den Boden gesunken, hatte das Gesicht in seine Hände verborgen und versuchte verzweifelt die Fassung zu bewahren. Als er seinen Kopf hob und seinen Blick auf Kurogane richtete war dieser nicht anklagend oder vorwurfsvoll sondern einfach nur verzweifelt und fassungslos. „Wieso?! Wieso warst du bereit so weit zu gehen, einen derartigen Preis zu zahlen nur um mich...“ Die ohnehin bereits stark zitternde Stimme des Magiers versagte nun völlig ihren Dienst und er verstummte. Mokona, das den Ernst der Lage verstanden zu haben schien, verweilte regungslos an Ort und Stelle, bis plötzlich die Türe geöffnet wurde und die Prinzessin mit einem einbandagierten Syaoran an ihrer Seite das Zimmer betraten. Sofort beim Knarren der Türe hatte sich Fay aufgerichtet, seinen Blick von Kurogane gewandt und, wenn auch unter Anstrengung, sein maskenhaftes Lächeln aufgesetzt. Lächelnd zeigte Sakura ihnen die Feder, die sie als Wettkampfgewinn bereits überreicht bekommen hatte. „Da es laut Moko-chan in dieser Welt keine weiteren Federn gibt können wir aufbrechen...“, meinte Syaoran, der trotz seiner Blessuren relativ fit wirkte. „Perfekt! Dann wollen wir also sofort los?“ Erleichtert stellte der blonde Magier fest, dass er seine Stimmbänder wieder einigermaßen unter Kontrolle hat, sein Tonfall wieder völlig normal klang und das obwohl er innerlich das Gefühl hatte zusammen zu brechen. ~+~+~+~ Kurogane blickte den blonden Mann währenddessen fassungslos an, musste sich, wenn auch widerstrebend eingestehen, dass Fay für seine schauspielerische Leistung zu bewundern war. Oder auch zu bedauern, je nach dem. Er hatte keinen Sekundenbruchteil gebraucht, um seine Fassade wieder aufzubauen, das falsche, dem Schwarzhaarigen so verhasste Lächeln wieder auf seine Lippen zu legen. Kaum hatten die Kinder den Raum betreten, verhielt er sich wieder wie immer, obwohl er wenige Sekunden vorher noch völlig verstört auf dem Boden des Zimmers gekniet hatte. Dass Sakura und Syaoran das schwache, verzweifelte Glitzern in dem eisblauen Auge nicht auffallen würde, wusste er, hatte der Ninja doch selbst Schwierigkeiten es auszumachen. Aber er kannte Fay zu gut um nicht zu wissen, nach welchen Anzeichen er Ausschau halten musste. Und obwohl die Prinzessin den lächelnden Mann kurz besorgt musterte, schien seine Maskerade sie zu überzeugen und zu beruhigen. Er selbst war zu solchen schauspielerischen Leistungen leider nicht in der Lage. Mit mattem Blick wandte sich der Krieger ab und starrte die gegenüberliegende Wand an. Sein Kopf war völlig leer. Nur ein einziger Gedanke hing noch fest, hallte hundertfach wieder. Er würde niemals zurück können. Erst als irgendetwas seine Schulter berührte, wurde er ruckartig in die Realität zurückgeholt. Das weiße Manjuu war auf seine Schulter gesprungen und sah ihn jetzt traurig an. „Kurogane...“ Mit Tränen in den kleinen Augen kuschelte es sich gegen seinen Hals. Sie waren wohl beide keine guten Schauspieler. Im Normalfall hätte er den Flummi eigentlich angefahren, dass es sich von ihm wegscheren sollte, aber das brachte er diesmal nicht fertig. Mokona hatte zwar fast die ganze Zeit über geschlafen, aber selbst das wenige, das es mitbekommen hatte musste ihm einen ziemlichen Schrecken eingejagt, ihm bewusst gemacht haben, wie ernst die Situation war. Mit einem Seufzen strich der Ninja über das weiße Felle des hasenähnlichen Zaubertiers. „Schon gut...“ brummte er leise um das Wollknäuel etwas zu beruhigen. +~+~+~+ Fay war der besorgte Blick, den ihm die Prinzessin zugeworfen hatte, nicht entgegangen, allerdings hatte er seine Mimik wohl wieder perfekt unter Kontrolle. Das Mädchen schien jedenfalls beruhigt nachdem sie ihn einen kurzen Moment lang gemustert hatte und auch Syaoran schöpfte keinerlei Verdacht. Und trotzdem, obwohl er seine Fassade perfektioniert hatte, er es selbst in einem solchen Moment schaffte seine Maske aufrecht zu erhalten, hatte Kurogane ihn durchschaut. Einen Moment verschwand das Lächeln aus seinem Gesicht und er presste seine Lippen so stark aufeinander, dass sie nur noch eine schmale Linie bildeten, bevor er sich keine Sekunde später wieder unter Kontrolle hatte. Er verließ das Gebäude bevor die Kinder ihn alleine mit Kurogane zurück lassen konnten, vermied beim Durchqueren des Zimmers jeglichen Blickkontakt mit dem schwarzhaarigen Ninja. Aus den Augenwinkeln konnte er aber erkennen, dass Mokona auf seinen Schultern saß, der Krieger aber keinerlei Anstalt unternahm das weiße Manjuu-ähnliche Wesen wie sonst abzuschütteln. Stattdessen schien er abwesend ins Leere zu starren, realisierte wohl eben, dass er nun tatsächlich nie wieder in seine Heimat zurück kehren konnte. Und das alles nur wegen ihm... Fay biss sich auf die Lippen, weiterhin verzweifelt darum versucht seine Fassade vor den Kindern nicht bröckeln zu lassen. Er wünschte sich nichts mehr als ein paar Minuten alleine zu sein, einen Moment in dem er sich nicht bemühen musste seine Gefühle unter Verschluss zu halten. Allerdings wurde ihm auch dieser Wunsch verwehrt, da die Prinzessin und ihr treuer Gefährte ihm in der Annahme, dass er bereit war aufzubrechen, sofort folgten. Als schließlich auch Kurogane wenig später in dem kleinen, nach frischen Frühlingsblumen duftenden Garten auftauchte, von dem aus sie in die nächste Welt aufbrechen wollten, sprang Mokona sofort von seinen Schultern und platzierte sich in der Mitte ihrer kleinen Gruppe und nach der üblichen Ankündigung des kleinen weißen Wesens, die in seinen Ohren viel weniger freudig als sonst klang, spürte er bereits das übliche Gefühl der Schwerelosigkeit das in packte sobald sie ihre Reise in eine neue Welt antraten. Nachdem sie wenige Minuten in einem Tunnel aus verschiedensten Farben und Lichtern verbracht hatten, erreichten sie auch bereits ihr Reiseziel und Fay landete unsanft auf dem Boden. Nachdem er den Schmutz von seinem Mantel geklopft und sich aufgerichtet hatte blickte er sich das erste mal um, und erstarrte augenblicklich. Obwohl es bereits dämmerte und man die Umgebung nur noch undeutlich erkennen konnte war ihm sofort klar wo sie dieses mal gelandet waren. Die unverkennbare Silhouette des Schlosses in dem er Ashura versiegelt hatte ragte wie eine riesige Festung vor ihnen empor. Sie waren ohne Zweifel in Ceres. +~+~+~+ Kurogane hatte es während ihrer Reise in dem seltsamen, grellbunten Strudel geschafft seine Gedanken halbwegs zu sortieren, spürte als er unsanft auf dem Rücken landete in sich schon wieder die altbekannte schlechte Laune hochsteigen. Grummelnd rappelte er sich auf, und noch bevor er sich umsehen konnte, wo sie den nun wieder gelandet waren, fuhr ihm ein eisiger Hauch unter die Kleider, der ihn frösteln ließ. Den Umhang fester um sich ziehend, hob er nun doch den Blick. Das erste was ihm auffiel war der Schnee. Das zweite, dass es verdammt viel Schnee, und das dritte, dass der auch noch verflucht kalt war. Kurz ließ er seinen Blick über ihre Gruppe schweifen. Alle da? Gut. Die Prinzessin und der Junge standen, wohl unbeabsichtigt, ziemlich nah zusammen und bibberten vor Kälte, das weiße Knäuel zwischen ihnen. Sein Blick blieb zuletzt an dem Magier hängen, und kurz war er viel zu fasziniert um wieder wegzusehen. Fay und Schnee, das waren zwei Dinge, die wirklich perfekt zueinander passten. Auch wenn in dem Gesicht des Blonden nur allzu deutlich geschrieben stand, dass irgendwas nicht stimmte. +~+~+~+~ Fay spürte wie ihm ein Schauer über den Rücken lief, der mit Sicherheit nicht von der herrschenden Kälte, vor der er dank seines warmen, genau für diese Temperaturen vorgesehenen Mantel gut geschützt war, kam. Unbewusst wich er einige Schritte von dem in einiger Entfernung vor ihnen in den Himmel ragendem Schloss zurück, konnte ein erneutes Frösteln nicht unterdrücken. Er verspürte bei dem wohlbekannten Anblick keinerlei Anzeichen von Freude oder Nostalgie, das einzige Gefühl das in ihm hochstieg war Angst. Angst davor, dass der Herrscher vor dem er nun bereits so lange auf der Flucht war, obwohl er das Siegel aufgebrochen hatte, sich noch immer hier befand, jederzeit vor ihm auftauchen konnte. Wie ein gehetztes Tier ließ er seinen Blick durch die Gegend schweifen um sich zu vergewissern, dass sie nicht in Gefahr waren. Erst als er dabei bemerkte, dass Sakura und Syaoran vor Kälte zitterten und sogar Kurogane seinen Mantel enger um seinen muskulösen Körper gezogen hatte, wurde ihm bewusst, dass sie schnellstens nach einer Unterkunft Ausschau halten mussten. Es würde nicht mehr lange dauern bis es stockdunkel war und sie ihre Hand nicht mehr vor Augen sehen konnten. Bei diesen Temperaturen, die weit unter dem Gefrierpunkt lagen, waren sie dann verloren. Erneut wandte er seinen Blick dem Schloss, in dem er früher soviel Zeit verbracht hatte, zu. Nein, dort konnten sie unmöglich übernachten. Wenn Ashura sich wirklich noch in Ceres aufhielt, würde er sich mit Sicherheit dort befinden. Allerdings überstiegen die magischen Fähigkeiten des Herrschers seine Eigenen bei weitem, hielt er sich also noch immer hier in Ceres auf hatte er seine Anwesenheit ohnehin bereits bemerkt. Sie hatten also die Wahl. Hier draußen zu bleiben, auf gut Glück so schnell wie möglich zu versuchen eine geeignete Unterkunft zu finden oder sich auf direktem Weg ins Schloss zu begeben, und damit womöglich in ihr Verderben zu laufen. Da sich die Dunkelheit ohne Erbarmen weiter über sie senkte, beantwortete sich Fay die ungestellte Frage selbst und deutete den anderen ihm zu folgen. Selbst wenn sie hier draußen einen windgeschützten, warmen Platz finden würden, an dem sie die Nacht verbringen konnten, waren sie dennoch nicht vor Ashura sicher. Da war es doch sinnvoller das Schloss aufzusuchen, auf die kleine Chance, dass der Herrscher diese Welt bereits verlassen hatte, zu vertrauen. Erst jetzt bemerkte er die verwirrten Ausdrücke in den Gesichtern der anderen, und ihm wurde klar, dass keiner von ihnen wusste in welchem Land sie dieses mal gelandet waren. „Willkommen in meiner Heimat...“, reagierte er schließlich auf die fragenden Blicke. ~tbc~ Kapitel 4: Memories ------------------- Vielen Dank für euren lieben Kommis^__^ Was Fays ersten Wunsch betrifft, darauf wird in diesem und späteren Chapter noch eingangen^^ Hab mich extra beeilt mit dem überarbeiten da ich das ganze Wochenende nicht zu Hause bin und damit keine Zeit dafür hätte^^ Darum gehts dieses mal ziemlich fix und hier habt ihr auch bereits das neue Kapitel^^ Also dann, viel Spaß beim lesen^__^ ~+~+~ Es überraschte Kurogane schon etwas, als der Magier sich einfach in Bewegung setzte, und zielstrebig eine Richtung einschlug, so als wisse er genau, wohin er wollte. Wohin er musste, korrigierte sich der Ninja im Stillen, nachdem er Fays letzte Worte gehört hatte und sofort betrachtete er ihre Umgebung noch etwas aufmerksamer. Obwohl es schon ziemlich dunkel war hatte der Krieger kaum Probleme etwas zu erkennen. Als Ninja war er an Dunkelheit gewöhnt, nutzte sie zu seinem Vorteil und hatte so mit der Zeit eine sehr gute Nachtsicht entwickelt. Allerdings gab es um sie herum nicht viel zu sehen. Sie liefen über einen weite Ebene, auf der vereinzelt Bäume und Baumgruppen standen, die in einiger Entfernung an einen scheinbar riesigen Wald angrenzte. Anzeichen auf Leben waren nicht zu entdecken. Nun, mal abgesehen von dem riesigen Schloss dem sie sich näherten, und das mit seiner monströsen Größe fast schon etwas bedrohliches hatte. Für den Schwarzhaarigen stand außer Frage, wem dieses Schloss gehörte. Dann war es zwar verwunderlich, dass der Blonde gerade dort hin wollte, aber zum andern auch logisch, denn wenn der König schon auf der Suche nach Fay war, würde er nicht dort sein. Außerdem brauchten sie dringend einen Ort, an dem es warm war. Seine Hände wurden langsam taub, und er konnte sehen, das die der Prinzessin, obwohl sie verzweifelt versuchte sie mit Reiben warm zu halten, langsam eine bläuliche Farbe annahmen. Es war schon ein wenig absurd. Da hatte Fay nun alles daran gesetzt, um vor diesem Herrscher zu fliehen, hatte sogar versucht ihre Gruppe zu verlassen und gerade dann, wo die jüngsten Ereignisse ihm, und auch dem Ninja, noch durch und durch gingen, landeten sie ausgerechnet hier. „War es nicht dein aller erster Wunsch nie wieder hier her zurück zu kehren?“, brach er schließlich die Stille. ~+~+~+ Als der Ninja diese Frage aussprach sah Fay ihn erst verwirrt an, bevor der Sinn der Worte ihn erreichten und auch ihm bewusst wurde, dass es absolut seltsam war, dass sie genau in dieser Welt, seiner Heimat gelandet waren. Kurogane hatte Recht, er hatte Yûko darum gebeten nie wieder hierher zurück kehren zu müssen, wieso also war Ceres ihr derzeitiges Reiseziel? Als der Magier bemerkte, dass der Blick des Ninjas noch immer auf ihm ruhte zuckte er nur schwach mit den Schultern. Ohne ein weiteres Wort setzte der blonde Mann sich dann wieder in Bewegung, wandte sich aber nach wenigen Meter um, vergewisserte sich, dass ihm die anderen auch folgten, und merkte dabei sofort, dass die Prinzessin in ihrem leichtbekleideten Outfit am ganzen Körper zitterte, kaum mehr in der Lage war ihnen zu folgen. Obwohl Syaoran das zarte Mädchen schützend an sich gezogen hatte, war er selbst viel zu durchgefroren um ihm wirklich Wärme spenden zu können. Ohne lange zu überlegen schälte Fay sich aus seinem gefütterten Pelzmantel, zuckte unwillkürlich zusammen als die eiskalte Luft seine nun teilweise nackte Haut streifte, und reichte diesen dann Sakura. Die Prinzessin schien erst den Kopf schütteln und ablehnen zu wollen, griff dann allerdings doch dankbar nach dem wärmenden Kleidungsstück und zog es sich über. Lächelnd betrachtete der blonde Magier das Mädchen, bevor er sich wieder umwandte um seinen Weg fortzusetzen. Die Kälte fühlte sich wie winzige Nadelstiche auf seiner ungeschützten Haut an, und er schlang zähneklappernd seine Arme um seinen schmalen Körper um sich wenigstens ein bisschen zu wärmen. Die kleinen Wölkchen die ihr warmer Atem bildete waren ein weiteres Zeichen dafür wie kalt es war, und jeder weitere Schritt fiel noch schwerer. Obwohl er das Leben in dieser Eiseskälte gewöhnt gewesen war, ohne seinen Mantel setzte ihm diese genauso stark zu wie seinen Reisegefährten. Um sie herum herrschte Totenstille, die nur durch das knirschende Geräusch, das sie selbst durch das Stapfen durch den hohen Schnee verursachten, gebrochen wurde. Niemand von ihnen fühlte sich im Stande zu reden, jeder versuchte seine Kräfte so gut es ging einzuteilen um das Schloss heil zu erreichen. Mit einem erneuten kurzen Blick über seine Schultern vergewisserte sich der vor Kälte zitternde Magier ein weiteres mal, dass die anderen noch immer hinter ihm waren, und ein aufrichtiges Lächeln stahl sich Gesicht als er sah, dass Sakura sich eng an Syaoran schmiegte, um den frierenden Jungen ebenfalls mit Hilfe seines Mantels etwas Wärme zu schenken. Scheinbar hatte das Mädchen durch den verzweifelten Versuch des Jungen den Wettbewerb zu gewinnen, etwas an Scheu vor ihm überwunden. Trotz allem merkte man sehr wohl, dass noch immer eine gewisse Distanz zwischen den beiden Kindern vorhanden war. Obwohl die Prinzessin eng an Syaoran gedrängt hinter ihm her stolperte, merkte man sehr wohl dass sie jeglichen überflüssigen Körperkontakt vermied, den Blick kontinuierlich auf den Boden gerichtet hatte, was wohl nicht nur alleine dem Zweck diente auf diverse Stolperobjekte vor ihr zu achten. Fay war sich bewusst, dass das Mädchen den Verlust des Syaoran, den sie bereits seit Kindertagen an gekannt hatte, noch immer nicht überwunden hatte und ihrem entschlossenen Blick zufolge spielte sie auch jetzt noch mit dem Gedanken ihm zu folgen und ihn zurückzuholen. Unbewusst strich Fay über die schwarze Augenklappe während ihm ein leises Seufzen entfuhr. War es wirklich möglich, dass die Prinzessin den Jungen, der ihm eiskalt sein Auge entrissen hatte, wieder zu dem machen konnte, der er früher gewesen war? Er bezweifelte es. Nach schier endlos langem Fußweg näherte sich die kleine Gruppe schließlich endlich dem Haupttor des Schlosses. Obwohl Fay verzweifelt versuchte seinen Körper weiterhin bis ans äußerste zu bringen, die wenigen Schritte die sie noch von ihrem Ziel trennten durchzuhalten, spürte er plötzlich wie seine Beine nachgaben, hörte noch den entsetzten Aufschrei der Prinzessin bevor alles um ihn herum in tiefer Schwärze verschwand. ~+~+~+~ Er hatte es doch gewusst! Dieser verdammte Idiot! Wie konnte der Magier nur so verdammt stur sein, und kein Wort sagen, wenn ihm die Kälte doch so sehr zusetzte. Sakura ließ Syaoran sofort los und lief zu dem blonden Mann, der so plötzlich und ohne jegliche Vorwarnung zusammengebrochen war. Er selbst blieb einen Moment stehen und musterte die Szene während er Besorgnis gemischt mit Ärger darüber, dass der Magier auf sich selbst einfach nicht acht gab, in sich hoch steigen spürte, bevor er sich ebenfalls in Bewegung setzte um sich zu den Kindern, die neben dem leblosen Körper Fays in die Knie gegangen waren, zu begeben. „Kurogane-san! Was ist mit ihm?“ Die Prinzessin sah ihn verzweifelt an und automatisch wollte er etwas beruhigendes zu ihr sagen, ließ es aber vor erst. Lieber wollte er sich erst selbst davon überzeugen wie es um Fay stand, bevor er das Mädchen mit leeren Worten beruhigte. Dieser war verdammt blass und atmete nur unregelmäßig. „Liegt wahrscheinlich an der Kälte.“, teilte er Sakura und dem Jungen schließlich mit. „Oh nein! Und das nur, weil er mir seinen Mantel gegeben hat!“ Die Prinzessin machte Anstalten den Mantel wieder auszuziehen, aber der Schwarzhaarige signalisierte ihr es zu lassen. „Was bringt es uns, wenn du auch noch umfällst.“ Stattdessen hob er den Blonden behutsam hoch, wobei er erschrak, wie leicht dieser war und hüllte ihn so gut es ging mit in seinen eigenen Umhang. „Lasst uns weiter gehen, er muss schnell ins Warme... Und wir ebenfalls.“ Mit den Worten setzte er sich wieder in Bewegung und Sakura und Syaoran folgten ihm wortlos. Er bereitete Kurogane wirklich Sorgen, wie kalt sich der Mann in seinen Armen anfühlte. ~+~+~+ Fay bekam von alledem nichts mit. Sein geschwächter Körper benötigte Ruhe und unbewusst schmiegte sich der noch immer bewusstlose Magier enger an die Wärmequelle, die mit ihm im Arm und einem verbissenen Ausdruck im Gesicht weiter auf das Schloss zustapfte. Langsam beruhigte sich die Atmung des blonden Mannes, bis er schließlich wieder regelmäßig atmete, beinahe so wirkte als würde er schlafen. Gerade als sie das Schloss erreichten machte ein leises Stöhnen Kurogane und die Kinder darauf aufmerksam, dass das Bewusstsein des Magiers zurückkehrte, und keine Sekunde später öffnete Fay langsam die Augen. Sofort war Sakura an seiner Seite und lächelte ihn mit Tränen in den Augen an. „Fay-san... Ich bin so froh, dass alles in Ordnung ist... Es tut mir leid... Nur wegen mir...“ Noch immer nicht völlig bei klarem Verstand blickte er das Mädchen verständnislos an, bevor er lächelnd den Kopf schüttelte. „Jetzt weine doch nicht, Sakura-chan! Ein Lächeln steht dir viel besser!“ Langsam kehrten die Erinnerungen an den beschwerlichen Fußmarsch zurück, wie ihm plötzlich Schwarz vor Augen geworden war und... Entsetzt zuckte er zusammen, realisierte erst jetzt, in welcher Position er sich befand. Kurogane hatte ihn wohl die restliche Strecke lang getragen. Der Magier merkte, dass er sich mit einer Hand noch immer an das schwarze Hemd des Ninjas klammerte, er wohl unbewusst die Körperwärme des Schwarzhaarigen gesucht hatte. Augenblicklich ließ Fay den rauen Stoff los. „Tja, da habe ich mich wohl etwas übernommen!“ Selbst in seinen eigenen Ohren klang die betont fröhliche Stimme falsch und unecht. „Aber da Kuro-py... Kurogane ja so liebenswert war und mich getragen hat geht es mir schon wieder viel besser! Du kannst mich also runterlassen, ich bin schon okay!“ Obwohl er verzweifelt versuchte den Ninja wieder bei seinen Spitznamen zu nennen, um sowohl den Kindern als auch Kurogane zu zeigen, dass alles in Ordnung war, kamen ihm die verniedlichten Formen des Namens nicht mehr über die Lippen. Das Wissen, dass der Schwarzhaarige jede einzelne seiner Lügen ohnehin durchschauen würde, verunsicherte ihn und machte es ihm beinahe unmöglich seine Fassade den Kindern gegenüber aufrecht zu erhalten. ~+~+~ Als er spürte, wie Fay langsam wieder zu Bewusstsein kam, spannte sich der Schwarzhaarige unbewusst etwas an, erwartete er doch, das er Magier gleich kratzbürstig werden würde. Dieser brauchte zwar einen Moment, um die Situation zu realisieren, aber als er das dann endlich hatte, wirkte er merklich entsetzt. Wie Kurogane erwartet hatte, verlangte der Blonde auch fast augenblicklich, dass er ihn wieder runter ließ. Das hieß, er verlangte es nicht direkt, sondern tarnte seine Forderung mit ein paar fröhlichen, beruhigenden Floskeln, die sehr nach dem alten Fay klangen, und versuchte sogar, ihn bei einem dieser nervtötenden Spitznamen zu nenne, bloß um die Kinder und den Ninja davon zu überzeugen, das alles wieder in Ordnung mit ihm war. Nicht das Kurogane ihm dieses Schauspiel auch nur einen Moment lang abnahm. Er bezweifelte, das der Magier überhaupt auf seinen eigenen Beinen stehen, geschweige denn laufen konnte. „Nichts da.“, antwortete er schlicht und fasste den Blonden noch ein wenig fester, für den Fall dass dieser auf die Idee kommen sollte zu zappeln und sich zu wehren. „Lass dich lieber noch etwas tragen, Fay-san.“, meldete sich nun auch Sakura erneut zu Wort. „Auch wenn es dir besser geht, du bist immer noch ziemlich blass. Nicht dass du noch einmal zusammenbrichst.“ Sie lächelte dem Blonden aufmunternd zu, bevor sich wieder an Syaoran wandte, der ebenfalls zustimmend nickte. Ohne abzuwarten, ob ihr geschwächter Begleiter mit ihrem Vorschlag einverstanden war, setzten sich die beiden wieder in Bewegung, wollten scheinbar so schnell es ging endlich ins Warme. Während Kurogane ihnen folgte vermied er bewusst jeglichen Blickkontakt mit dem Magier. Er wollte lieber gar nicht wissen, was für einen Gesichtsausdruck dieser gerade hatte. Sowohl eines dieser falschen Lächeln, als auch ein total verzweifeltes Gesicht waren denkbar, und er würde im Moment beides nicht ertragen können. ~+~+~ Statt ihn wie gebeten runterzulassen festigte Kurogane seinen Griff, wohl in der Annahme dass er sich wehren würde um so seinen Willen durchzusetzen. Einen Moment lang spielte Fay auch eben mit diesem Gedanken, fügte sich dann aber, wenn auch widerstrebend seinem Schicksal. Da er sich noch immer ziemlich schwach fühlte war es wohl ohnehin eine schlechte Idee die letzten Meter auf eigenen Beinen zurück zu legen. So unangenehm es ihm auch war, es war besser wenn er sich weiterhin von dem Ninja tragen ließ. Damit verursachte er der Gruppe wohl am wenigsten Probleme und sie kamen am schnellsten voran. Außerdem musste er sich eingestehen, dass es gut tat in der Eiseskälte ein bisschen Wärmen gespendet zu bekommen. Früher war es kein Problem für ihn gewesen dem Schwarzhaarigen nahe zu kommen, es war immer Kurogane gewesen der jegliche körperliche Nähe verabscheut, ihn immer auf Distanz gehalten hatte. Und nun fühlte er selbst sich bei jeder noch so kleinen Berührung befangen und durcheinander. Soviel war passiert, so viele Dinge die verhinderten, dass sie sich so verhielten wie zu Beginn ihrer Reise. Einen Moment lang versuchte er den Blick des Schwarzhaarigen einzufangen, doch dieser starrte stur gerade aus auf die vor ihnen immer deutlicher erscheinende Festung, wich ihm wohl bewusst aus. Was hatte Kurogane nicht alles aufgegeben, nur um ihn davon abzuhalten die Gruppe zu verlassen? So sehr er sich auch anstrengte, es würde ihm nie gelingen den Ninja auch nur ansatzweise zu hassen. Wie sollte man eine Person, die ihre eigene Heimat opferte auch verabscheuen? Wie konnte er diese Schuld nur jemals begleichen? Gut, er hatte den Schwarzhaarigen nie darum gebeten, dieser hatte sogar gegen seinen Willen gehandelt, trotz allem fühlte er sich verantwortlich. Verantwortlich dafür, dass Kurogane das Land, in dem er aufgewachsen war, in dem die Leute lebten die ihm etwas bedeuteten, nie wieder sehen würde. Alleine bei dem Gedanken daran krampfte sich sein Herz schmerzhaft zusammen. Als der blonde Magier seinen Blick von dem ihn noch immer ignorierenden Ninja losriss, merkte er, dass sie das schmiedeeiserne Tor des Schlosses erreicht hatten. Die Zugbrücke war heruntergelassen und auch das Tor, das normalerweise zum Schutz vor möglichen Feinden immer geschlossen war stand sperrangelweit offen. Auch als sie schweigend die Zugbrücke passiert hatten und in den riesigen Schlosshof traten, wurde Fay das Gefühl nicht los das hier etwas nicht stimmte. Obwohl schon zur Zeit als die Festung sein zuhause gewesen war kaum jemand hier gelebt hatte, die Stille die nun herrschte war selbst dafür unheimlich. Der blonde Magier merkte dass sowohl Kurogane, dessen Blick angespannt durch den verlassen Hof wanderte, als auch Syaoran, der beim Betreten des Schlossgebäudes reflexartig nach seinem Schwert gegriffen hatte, das Gefühl, dass hier eindeutig etwas nicht stimmte mit ihm teilten. Auch die Prinzessin hatte sich enger an den Jungen an ihrer Seite gedrängt, während sich auf ihrem Gesicht ein verängstigter Ausdruck zeigte. In stiller Übereinkunft sprach keiner von ihnen ein Wort und sie durchschritten schweigend den Hof, achteten dabei auf das kleinste Geräusch, das ihnen verraten konnte, dass sich ihnen jemand näherte. Als plötzlich ein leises Knarren zu hören war zuckte Fay entsetzt zusammen, spürte wie Kurogane seinen Körper anspannte, ihn dabei unbewusst enger an sich drückte. Der blonde Magier konnte deutlich den muskulösen Oberkörper des Ninjas unter dem schwarzen, dünnen Shirt spüren, versuchte allerdings die Tatsache wie nahe er diesem war zu ignorieren und wandte seinen Blick stattdessen in die Richtung aus der er das Geräusch gehört hatte. Erleichtert stellte Fay fest, dass eine der hölzernen Türen, die einen der zahlreichen Eingänge in das Schlossinnere darstellen nur angelehnt war und nun durch den eisigen Wind, der selbst hier im Hof wehte, leise knarrend hin und her schwang. Der blonde Magier deutete seinen Reisegefährten diesen Eingang zu nehmen und weiterhin schweigend setzte sich die kleine Gruppe wieder in Bewegung. Als sie durch die Türe schritten fühlte Fay nun doch einen Hauch von Nostalgie in sich hochsteigen. Die wohlbekannte Wendeltreppe, beleuchtet von bereits beinahe völlig runtergebrannten Fackeln, die massiven Steinmauern, und die Gemälde früherer Herrscher die an den Wänden platziert waren. Allerdings zerstörte der Geruch, der in der Luft lag diesen fast idyllischen Anblick. Der blonde Magier erschauderte als ihm augenblicklich klar wurde weswegen ihm der Gestank so bekannt vorkam – es roch eindeutig nach frischem Blut. Sofort wand er sich aus Kuroganes Griff, schaffte es wohl nur deshalb, da der Ninja zu überrascht war um zu reagieren, und weder auf die Rufe des Schwarzhaarigen und der Kinder noch auf mögliche Angreifer achtend stürzte er die Stufen der Wendeltreppe hinauf, riss die Türe am Ende auf und stolperte in den riesigen gewölbeähnlichen Raum, in dessen Mitte ein kleiner künstlicher See glitzerte, das Gewässer auf dessen Grund er Ashura versiegelt hatte. Bei dem Anblick dem sich ihm nun bot konnte er ein Würgen nicht unterdrücken und reflexartig wich er einige Schritte zurück, stieß dabei unsanft gegen Kurogane, der ihm mittlerweile gefolgt war. Die weißen Fließen des Raumes waren durchtränkt mit rotem Blut, überall lagen leblose, teilweise entsetzlich entstellte Körper. Fassungslos schüttelte der blonde Magier den Kopf, war aber nicht in der Lage seinen Blick von dem Schlachtfeld vor sich zu wenden. Als er sich schließlich dem hinteren Teil des Raumes zuwandte spürte Fay wie ihm schlagartig eiskalt wurde. Bei dem Mädchen mit den langen blonden Haaren und den markanten Ohren, das direkt neben der glitzernden Wasseroberfläche lag, handelte es sich eindeutig um Chii. ~+~+~+~ Im Inneren des Schloss sah es genau so aus, wie es seine Äußeres schon vermuten ließ. Etwas sperrig, ziemlich weitläufig und rar möbliert. Der Ninja hatte sich teil interessiert, teils misstrauisch umgesehen, aber niemanden entdecken können. Dass weit und breit niemand zu sehen war bereitete Kurogane fast noch mehr Sorgen, als der Gedanke an mehrere sich ihnen in den Weg stellende Bewaffnete. Das beinahe idyllische Bild das sich ihnen bot, wurde von dem kupferartigen Geruch, der in der Luft hing und den der Krieger sofort als Blutgeruch erkannte zerstört. Dem intensiven Gestank zufolge handelte es sich um eine beträchtliche Menge Blut, die zudem auch noch frisch zu sein schien. Wo kam das her? Und was noch viel wichtiger war: Drohte ihnen irgendwelche Gefahr? Wenn der Verursacher dieser blutigen Tat, wie auch immer diese auch aussehen mochte, noch hier im Schloss war, dann sollten sie so schnell wie möglich hier weg, Kälte hin oder her. Noch während de Schwarzhaarige darüber nachdachte, riss sich Fay so plötzlich von ihm los, dass er zu überrumpelt war ihn festzuhalten. Der Magier rannte mit, für seinen Zustand erstaunlicher Geschwindigkeit die Wendeltreppe hoch, reagierte dabei nicht auf ihre entsetzten Rufe. Wie gedankenlos konnte man denn nur sein? Jeder, der es drauf angelegt hätte, hätte Fay ohne weiteres angreifen und wahrscheinlich schwer verletzten können. Der Ninja jagte ihm hinterher, stoppte in der Türe, hinter der sich ein riesiger runder Raum erstreckte allerdings so abrupt, dass Syaoran, der direkt hinter ihm war, in ihn hineinlief. Er war an den Anblick von Leichen gewöhnt, hatte selbst unzählige Male getötet, sodass ihm das Bild das sich ihnen bot höchstens einen bitteren Geschmack in den Mund trieb. Allerdings verriet ihm ein ersticktes Keuchen, dass der Junge das, was sich ihnen hier bot, gesehen hatte und es nicht so einfach wegstecken konnte. Kurogane hob ganz automatisch seinen Umhang, womit er die Sicht in den Raum versperrte und zumindest die Prinzessin von diesem grausigen Szenario verschont bleiben würde. Der Junge packte Sakura, und schob sie raus aus dem Raum, verließ mit ihr den Ort des Massaker. Im Stillen lobte der Schwarzhaarige Syaoran für seine schnelle Reaktion, während er selbst, durch den plötzlich gegen ihn taumelnden Magier fast das Gleichgewicht verlor. Fay war erstarrt, hatte die Augen weit aufgerissen, schien außerstande seinen Blick von dem grausigen Szenario abzuwenden. ‚Sieh nicht hin.’, hätte Kurogane am liebsten gesagt, aber da er befürchtete, das der Klang seiner Stimme doch noch irgendjemanden auf sie aufmerksam machen konnte, hob er nur die Hand und legte sie dem zitternden Blonden sanft auf die Augen. ~+~+~+~ Fay bemerkte die Anwesenheit des Ninjas erst gar nicht, war viel zu sehr in dem Schock gefangen den der Anblick des Schlachtfelds vor ihm ausgelöst hatte. Noch immer schüttelte er fassungslos den Kopf, als würde diese Bewegung die schrecklichen Bilder daraus vertreiben können. Erschrocken zuckte er dann zusammen als sich plötzlich eine Hand über sein nicht von der Augenklappe verborgene Auge legte, war einen Moment lang fest davon überzeugt, dass der Veranstalter dieses Gemetzels nun auch ihm dem Garaus machen würde, bevor er realisierte wie sanft diese Bewegung vorgenommen worden war und ihm bewusst wurde, dass die Person hinter ihm, bei der es sich ohne Zweifel um Kurogane handelte, ihn nur davor bewahren wollte die verunstalteten Körper weiter ansehen zu müssen. In diesem Moment war alles vergessen was zwischen ihm und dem Ninja vorgefallen war, Fay war einfach froh, dass jemand an seiner Seite war, eine Person vor der er sich genötigt fühlte nicht völlig die Fassung zu verlieren. Trotz allem erlaubte er sich mehr unbewusst als gewollt ein kleines Anzeichen der Schwäche, trat noch einen weiteren Schritt zurück, spürte Kuroganes muskulösen Körper direkt hinter sich und lehnte sich noch immer leicht zitternd gegen den Ninja. Nachdem sie einige Minuten in dieser Position verharrt hatten, der Schwarzhaarige einfach ruhig hinter ihm stand ohne seine Hand von seinem Gesicht zu nehmen, hob Fay schließlich seinen eigenen Arm, legte seine Handfläche einen Augenblick lang auf die des Reisegefährten, bevor er dessen Hand dann von seinem Auge schob. Als der blonde Magier sich zu Kurogane umwandte zwang er sich zu einem Lächeln, in seinem Gesicht spiegelten sich allerdings noch immer Fassungslosigkeit und Entsetzen wieder. Er konnte sich nicht einmal daran erinnern wann er das letzte mal geweint hatte, er würde auch diese Situation ohne Zusammenbruch meistern. „Er ist wohl nicht mehr hier...“, brach er schließlich die Stille, während er krampfhaft darum bemüht war das Lächeln weiter in seinem Gesicht zu behalten. Die Hände des Magiers waren zu Fäusten geballt, und seine Augen glänzten verräterisch, dennoch versuchte er weiterhin stark zu bleiben. ~+~+~ Auf die Worte des Magiers hin nickte Kurogane nur schweigend. Er hatte eigentlich nicht erwartet, dass Fay sich seine Berührung gefallen lassen würde, allerdings hatte er dem blonden Mann mit dieser Geste wohl zumindest etwas von dem Schreck genommen und dieser hatte sein Angebot etwas Trost gespendet zu bekommen angenommen und sich an ihn gelehnt. Der Ninja verharrte einfach nur schweigend, spürte, wie das Zittern des anderen Mannes langsam abgeflaute. Während Fay sich langsam wieder beruhigte nutzte er die Zeit sich das Massaker genauer anzusehen. Diese Menschen waren auf bestialische Weise abschlachtet worden. Ihre Körper waren teilweise zerstückelt, entstellt, regelrecht zerfetzt. Wer das getan hatte kannte wirklich keinerlei Skrupel und Respekt vor der Würde eines Menschen. Der Schwarzhaarige war der Meinung, dass es in Ordnung war, seine Feinde zu töten, aber wenn dann sollte man dies schnell tun und sein Opfer nicht lange leiden lassen. Als der Magier eine Hand auf die seine legte und sie langsam zur Seite schob um sich umdrehen zu können, wandte er den Blick ihm zu. Wie erwartet, zeigte sich ein Lächeln auf den Gesichtszügen seines Gegenübers, aber es war bei weitem nicht so sicher, wie er es normalerweise von ihm gewöhnt war. Seine Stimme zitterte, als er seine Vermutung äußerte. Kurogane nickte nur, machte er sich doch momentan viel mehr sorgen um den Blonden, als wegen irgendwelchen Gefahren. Fay schien sichtlich um Fassung zu ringen. „Es ist okay.“ Sagte er mit leiser, ruhiger Stimme. „Du darfst ruhig weinen und wenn du willst, dann werde ich dich allein lassen.“ ~+~+~+~ Als Kurogane ihm mit ruhiger Stimme versicherte, dass es okay war zu weinen, dass er ihn sogar alleine lassen würde wenn er es so wünschte, kostete es dem blonden Magier noch größere Anstrengung seinen Worten nicht einfach Folge zu leisten, sich einfach fallen zu lassen, all die Emotionen, die er verborgen hielt, an denen er innerlich zu zerbrechen drohte, einfach herauszulassen. Doch die Furcht davor, dass seine Tränen nicht mehr versiegen würden sobald er diese Schwelle überschritt, veranlassten ihn dazu tapfer den Kopf zu schütteln. „Ich bin okay... Es geht schon wieder...“ Er wandte sich ab, konnte nicht verhindern dass ihm eine einzelne Träne über die Wange lief, die er aber sofort entschlossen wegwischte. Was war sein Leid schon im Vergleich mit dem was die Bewohner des Schlosses ertragen haben mussten? Er musste stark bleiben, sollte er die Kontrolle über sich selbst verlieren würde man das seiner magischen Aura anmerken und Ashura würde ihn noch schneller finden. Für den Moment waren sie wohl sicher, der Herrscher rechnete bestimmt nicht damit, dass er jemals hierher zurück kehren würde. Die Frage war für wie lange... Sie mussten schnellstens die in Ceres verborgene Feder finden um hier verschwinden zu können. Fay atmete einmal tief durch, straffte seine Schultern und schritt dann ohne auf Kurogane zu achten, der ihn noch zurückhalten wollte, seinen Blick stur auf den glitzernden See gerichtet um bloß keine der Leichen genauer betrachten zu müssen, auf die Mitte des gewölbeartigen Raumes zu. Als er schließlich sein Ziel erreichte, kniete er sich neben dem blonden, regungslosen Mädchen auf den Boden, hob ihren schmächtigen Körper an und drückte diesen an sich ohne darauf zu achten, dass ihr Blut nun seine Kleidung befleckte. „Danke für alles... Es tut mir so leid, dass ich nichts tun konnte um dich zu retten...“ Der blonde Magier biss sich auf die Lippen als sein Blick auf die weit aufgerissenen Augen, die noch immer Schmerz und Furcht widerzuspiegeln schienen, fiel und fuhr mit seiner Handfläche dann über Chiis Gesicht um mit dieser sanften Bewegung ihre Augen zu schließen und ihr den wohlverdienten, immerwährenden Schlaf zu schenken. ~+~+~+~ Aus welchem Grund auch immer, der Magier gestand sich keine Schwäche ein, auch wenn Kurogane die einzelne Träne, die über seine Wange lief und die er schnell wegwischte trotzdem bemerkte. Wortlos beobachtete er wie Fay die Schultern straffte. Als dieser sich dann plötzlich in Bewegung setzt hob er automatisch die Hand um ihn zurück zu halten, aber der Blonde war schon aus seiner Reichweite. Zielstrebig steuerte er auf das blonde Mädchen zu, das neben dem künstlichen See in der Mitte des Raumes lag und kniete sich zu ihr. Aus den Worten, die dann folgten entnahm der Ninja, dass er die junge Frau mit den seltsamen Ohren wohl gut gekannt hatte. Kurogane beschloss, den Magier in seiner Trauer nicht zu stören, sondern bewegte sich stattdessen langsam an den aufgehäuften Leichen vorbei, blieb ab und zu stehen, um sich zu vergewissern, ob manche von ihnen nicht doch noch lebten. In regelmäßigen Abständen beugte er sich hinunter und fühlte nach, ob die Toten einen Puls hatten. Es machte ihm nichts aus, dass er Leichen anfasste, die schon fast vollständig kalt waren auch wenn die fahle Haut, die er berührte auf seiner Hand ein unangenehmes Kribben verursachte. Hier lebte niemand mehr, gestand er sich schließlich nach einer Weile ein. Wer auch immer das getan hatte, und er konnte sich denken, auf wessen Rechnung dies ging, hatte ganze Arbeit geleistet. Nachdem er seinen Rundgang durch den Raum abgeschlossen hatte, blieb er an der Tür stehen und blickte dann nach draußen in den Flur, um nach den beiden Kindern zu sehen. Syaoran saß neben der Tür auf dem Boden, die Prinzessin im Arm, die bitterlich weinte. Anscheinend ahnet das Mädchen auch ohne das Elend gesehen zu haben, was in diesem Raum vorging. Dunkel erinnerte sich der Schwarzhaarige an die Ereignisse damals in Spirit, wo Sakura den Geist der goldhaarigen Prinzessin gesehen hatte. Vielleicht erkannte sie wieder die Seelen all derer, die vor kurzen hier verstorben waren. Dann war das arme Mädchen wirklich nicht zu beneiden. Mit einem niedergeschlagenen Seufzer wandte sich Kurogane wieder in den Raum, um sich zu vergewissern, dass Fay sich von dem blonden Mädchen verabschiedet hatte, und sie dieses Schlachtfeld endlich verlassen konnten. ~+~+~+~ Nachdem Fay das blonde Mädchen noch einige Minuten lang im Arm gehalten hatte, zwang er sich Chii loszulassen, schaffte es sich trotz seiner noch immer leicht zitternden Beine aufzurichten und wandte sich von dem blutbefleckten leblosen Körper ab. So sehr es ihm auch widerstrebte die auf dem weiß gefliesten weit läufigen Boden einsam und verloren wirkende Gestalt hier in diesem Raum bei all den anderen Leichen liegen zu lassen, es blieb keine Zeit das Mädchen angemessen zu bestatten oder auch einfach nur von diesem Ort weg zu transportieren. Bevor er den Rückweg antrat fiel sein Blick noch wie automatisch auf den Grund des künstlichen Sees, auf dem nun nur mehr das komplizierte Mosaik, mit dem der Boden verziert worden war, zu sehen war. Das sargähnliche Gefäß, in dem er Ashura versiegelt hatte, war wie erwartet mitsamt dem Herrscher verschwunden. Der blonde Magier riss sich von dem Anblick des glitzernden, absolut kristallklaren Wassers los und wandte sich zum Gehen. Erneut versuchte er die teilweise bis zur völligen Unkenntlichkeit verstümmelten Körper auszublenden, merkte wie er automatisch sein Schritttempo erhöhte um den Raum so schnell wie möglich zu verlassen. Hektisch blickte er sich um, suchte panisch nach Kurogane und den anderen, legte die letzten Meter die ihn noch von der Türe, die hinaus in den Flur führte trennten, beinahe im Laufschritt zurück. Etwas außer Atem erreichte er diese, war erleichtert als er die Stimmen der Reisegefährten vernahm. Er hielt einen Augenblick inne um seine Atmung wieder zu beruhigen, strich sich über die Wangen um auch die letzten Tränenspuren zu beseitigen, und trat dann durch den Türrahmen. Sein Herz krampfte sich sofort zusammen, als er die Prinzessin leise schluchzend auf dem Boden sitzen sah, und ohne nachzudenken beugte er sich zu ihr hinunter und strich ihr sanft über die Haare. „Es wird alles wieder gut... Weine nicht, Sakura-chan... Wir werden diese Welt so schnell wie möglich verlassen...“ Er versuchte so gut es ging, das Zittern in seiner Stimme zu verbergen, dem zierlichen Mädchen einen so optimistischen Eindruck wie nur möglich zu vermitteln. Erst als er den leicht schockierten Blick, den Syaoran ihm zuwarf bemerkte, sah er an sich herunter und bemerkte, dass seine Kleidung überall befleckt mit Chiis Blut war. Augenblicklich ließ er von Sakura ab, war froh, dass das Mädchen ihr Gesicht noch immer in ihren Händen verborgen hielt und ihr dieser Anblick somit verwehrt geblieben war. Der blonde Magier zog sich das blutdurchtränkte Shirt ohne zu Zögern über den Kopf, ließ es dann achtlos auf den Boden fallen. Hier im Schloss herrschte wohlige Wärme, da fror er selbst so leicht bekleidet nicht. Und bis sie die Festung wieder verlassen würden, würde er bestimmt einen Ersatz für seine nun unbrauchbare Kleidung gefunden haben. Immerhin würde es ihnen nicht erspart bleiben die Räumlichkeiten nach Sakuras Feder, die sich laut Mokona, das nun völlig einschüchtert zu Füßen der Prinzessin saß, ganz in ihrer Nähe befinden musste. ~+~+~+~ Na bestens! Gerade war Fay vor Kälte noch ohnmächtig geworden, und jetzt zog er sich aus. Seufzend schüttelte Kurogane den Kopf. Aber immerhin war es hier warm genug und es würde niemanden von ihnen schaden, wenn der Magier NICHT mit einem blutbefleckten Oberteil durch die Gegend lief. Bei dem abscheulichen Geruch der auch hier im Gang noch viel zu intensiv in der Luft hing verzog den Ninja angewidert das Gesicht. Mit diesem ekelerregenden Aroma verband er Gefahr und Tod, da er früher oft selbst solche ähnlichen Gemetzel veranstaltet hatte. So eine Situation ließ angespannt werden und er befürchtete, bei dem kleinsten Anzeichen eines feindlichen Angriffes die Kontrolle zu verlieren. Und das wollte hier sicherlich niemand erleben. Denn dann war es durchaus möglich, dass auch die zu Schaden kamen, die er eigentlich nicht verletzen, sondern beschützen wollte. Um seine Gedanken wieder auf ungefährlichere Bahnen zurück zu lenken, blickte er sich im Korridor um, suchte nach etwas das ihn ablenken würde. Allerdings gab es nicht wirklich viel zu sehen. An den Wänden hingen pompöse, aber dennoch steril langweilig wirkende Gemälde irgendwelche Männer, schwach beleuchtet von fast zur Gänze herunter gebrannten Fackeln, von denen die ersten bereits erloschen. Letztendlich kehrte der Blick des Schwarzhaarigen wieder zu Fay zurück. Es wunderte ihn immer wieder, wie dünn dieser eigentlich war. Für seine Größe fast schon dürr. Mit einer geübten Bewegung streifte sich Kurogane den Umhang von den Schultern und warf ihn dem Magier über den Kopf. „Zieh an.“ Es war zwar nicht kalt hier im Schloss, im Gegenteil, sogar angenehm warm, aber der Blonde musste trotzdem nicht so herum rennen. Mokona, das ein paar Hopser von der Gruppe weg gemacht hatte, blieb am Ende des Ganges stehen und schaute zu ihnen. „Hier lang spüre ich Sakuras Feder am stärksten...“ ~+~+~+ Geduldig lehnte sich Fay an die Steinwand des Flurs um abzuwarten bis die Prinzessin sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, zuckte dabei leicht zusammen als er mit seinem nackten Rücken die rauen und kalten Felsen berührte. Er war froh, dass sie dank dem zierlichen Mädchen eine kurze Pause einlegen konnten, da er sich selbst noch nicht in der Lage fühlte sofort die restlichen Räumlichkeiten zu durchsuchen, aus Angst vor den Dingen, die sie dort noch erwarten würden. Als der blonde Magier aufsah traf sein Blick den ihn musternden des Ninjas, und keine Sekunde später warf dieser ihm seinen Mantel über den Kopf, begleitet von einem Befehl der keine Widerworte duldete. Mit einem schwachen Lächeln streifte Fay sich den aus schwarzen Stoff gefertigten Umhang über, wirkte in dem für ihn viel zu großen Kleidungsstück sofort noch schmächtiger als er ohnehin bereits war. Unbewusst sog er den Geruch des Schwarzhaarigen ein, der natürlich an seinem Mantel haftete ein, stellte verwirrt fest, dass dieser ihn augenblicklich etwas beruhigte, das kaum merkliche Zittern seines Körpers nach und nach völlig abebbte. Obwohl sich die schrecklichen Bilder, die sich ihnen in dem gewölbeartigen Raum geboten hatten, in sein Gedächtnis eingebrannt hatten, war das Gefühl nicht mehr Herr über seinen Körper zu sein verschwunden und er hatte sich, wenn auch mehr Schlecht als Recht, wieder unter Kontrolle. Er fühlte sich zwar noch immer nicht bereit dafür die restlichen Räume des Schlosses zu durchsuchen, folgte Mokona aber trotz allem als dieses auf das Ende des Ganges zusteuerte, und ihnen bekannt gab, dass es dort die Feder am stärksten spürte. Als er sich umwandte um sich zu vergewissern dass die anderen ihm folgten, sah er dass die Prinzessin noch immer zusammengekauert auf dem Boden saß, Syaoran ihr ohne Unterlass beruhigende Worte ins Ohr flüstert und ihr dabei tröstend über die Haare strich. Kurogane stand etwas ratlos neben ihnen, war sich wohl im Klaren darüber dass er das Mädchen auf keinen Fall mit Gewalt dazu zwingen konnte mit zu kommen. So sehr ihm die Idee sich zu trennen, die beiden Kinder alleine hier zurück zu lassen und sich mit dem Ninja alleine auf die Suche nach der Feder zu begeben, widerstrebte, musste sich der blonde Magier trotz allem eingestehen, dass es wohl das beste war. Immerhin wussten sie nicht was sie noch erwarten würde, und er wollte dem Mädchen nun wirklich jeglichen weiteren Schock ersparen. Nach einigen Sekunden des Überlegens räusperte sich Fay schließlich und teilte den anderen seinen Vorschlag mit. Syaoran und Kurogane schienen zwar alles andere als begeistert darüber zu sein, sahen aber dann wohl ein, dass dies wohl die beste Lösung war und nickten beide. Sakura, die sich noch immer an den Jungen an ihrer Seite drängte, äußerte sich gar nicht weiter zu ihrem Gespräch, der Schock über das eben erlebte hatte sie wohl völlig erschöpft. Fay, dem die Aussicht darauf die Suche nach der Feder alleine mit Kurogane durchführen zu müssen alles andere als rosig erschien, spürte ein leicht mulmiges Gefühl in der Magengegend als er mit dem Ninja an seiner Seite und Mokona als Führer in den schwach beleuchtenden Gang aufbrach. So dankbar er dem Schwarzhaarigen für seinen Beistand nachdem er den Anblick der abgeschlachteten Körper ertragen hatte müssen, gewesen war, so unwohl fühlte er sich nun in der Gegenwart dieser Person, die ihn nun schon sooft kurz vor dem Zusammenbruch erlebt hatte. Der Magier war beinahe froh darüber, dass wenigstens Mokona, das bereits seit sie die düsteren Gänge betreten hatten, einen nicht enden wollenden Monolog führte, und damit die alles andere als angenehme Stille zwischen ihm und Kurogane brach. Der schwarzhaarige Ninja hingegen wirkte alles andere als zufrieden über den monotonen Singsang des weißen Knäuel, musste sich wohl stark beherrschen um es nicht an den hasenähnlichen Ohren zu packen und es zum Schweigen zu bringen. Ein schwaches Lächeln stahl sich auf das Gesicht des blonden Magiers als er den nur allzu gut bekannten finsteren Gesichtsausdruck bemerkte. Es war gut zu wissen, dass es doch noch einige wenige Dinge gab, die sich auch in den schlimmsten Situationen nicht zu ändern schienen. Obwohl das Schloss jahrelang sein zu Hause gewesen war musste Fay sich selbst eingestehen, dass er keine Ahnung hatte wohin sie sich bewegten. Die dunklen Gänge, durch die sie nun schon eine geraume Zeit irrten, hatte er immer gemieden, war nur selten in diesen Teil der Festung vorgedrungen. Glücklicherweise schien Mokona den Aufenthaltsort der Feder ziemlich genau ausmachen zu können und führte sie zielsicher durch die für ihn alle gleich aussehnenden Gänge. Doch keine Sekunde später wurde er schon vom Gegenteil überzeugt. Das weiße Manjuu hatte vor einer weiteren Abzweigung inne gehalten, blickte verwirrt von dem einen Gang zum anderen, bevor es zitternd zurück wich und sich mit einem plötzlichen Sprung in Kuroganes Kragen flüchtete. Er beantworteten den fragenden Blick des Ninjas mit einem einfachen Schulterzucken, konnte sich selbst keinen Reim aus dem Verhalten des kugelförmigen Wesen machen. „Die Feder... Mokona weiß wo sie ist! Aber... sie bewegt sich!“ Früher hätte Fay bei der Marotte des Flummis wie ein kleines Kind in der dritten Person über sich selbst zu reden wohl gelächelt, doch in diesem Moment schnürten ihm seine Worte die Kehle zu. Die magische Aura der Feder bewegte sich? Die einzige mögliche Erklärung die es dafür gab ließ ihn erschaudern und er warf einen panischen Blick zu den beiden abzweigenden Gängen „Es ist also doch noch jemand hier... Eine Person die die magische Erinnerung der Prinzessin bei sich hat...“ Obwohl der blonde Magier am liebsten auf der Stelle kehrt machen wollte, widerstand er dem Drang, wusste dass sie Ceres ohne die Feder nicht verlassen konnten. Vielleicht hatten sie sogar Glück und es handelte sich bei dem seltsamen Fremden um einen Überlebenden, der ihnen erzählen konnte was sich schreckliches hier abgespielt hatte. Er atmete tief durch, trat dann an Kurogane heran und strich dem verängstigten Knäuel über das weiche Fell. „Du musst uns weiterführen, sonst können wir der Prinzessin ihre Erinnerung nicht zurück geben... Das willst du doch nicht, oder?“ Das Manjuu beruhigte sich unter den sanften Berührungen langsam und das Zittern hörte allmählich auf, dennoch wagte es sich noch nicht aus Kuroganes Kragen heraus. „Okay...“ piepste Mokona mit leicht schwankender Stimme. „Mokona möchte Sakuras Feder ja auch finden. Aber ihr müsst mich beschützen.“ Die letzte Aussage klang schon fast etwas trotzig, und Fay konnte sehen, dass das weiße Knäuel es schaffte dem schwarzhaarigen Reisgefährten mit dieser Aussage ein leichtes Grinsen zu entlocken. Nachdem das weiße Tierchen sich wieder einigermaßen gefasst hatte und ihnen durch sein Hüpfen in den rechten der beiden vor ihnen liegenden Gänge gezeigt hatte wo sie nun lang mussten, setzten sie ihren Weg fort. Fay, der aufgrund des nun langsam enger werdenden Schachts dicht hinter Kurogane ging, bemerkte, dass die Hand des Ninjas angespannt und jederzeit zum Angriff bereit auf dem Griff seines Schwertes ruhte. Er selbst rechnete ebenfalls bei jeder Wegbiegung mit unliebsamen Überraschungen, musste sich, da er keine Waffe bei sich trug, aber auf seine körperlichen Kräfte verlassen. Da sein gesundheitlicher Zustand noch immer angeschlagen war würde er allerdings, wie er sich wenn auch widerstrebend eingestand, wenn es wirklich zu einer Auseinandersetzung kommen würde, wohl auf die Stärke seines Begleiters angewiesen sein. Nachdem sie einige Minuten schweigend hinter Mokona, dessen Anweisungen dumpf in den Gängen wiederhallten, hergestolpert waren, endete der Gang schließlich vor einer morschen Holztüre. Aufgeregt und furchtsam zugleich hüpfte das weiße Knäuel vor dieser auf und ab, signalisierte ihnen damit, dass sie ihr Ziel beinahe erreicht hatten. Fay spürte, dass seine Hände vor Anspannung zitterten, ballte diese zu Fäusten um diesen Ausdruck von Angst zu unterdrücken, und trat schließlich, nachdem Kurogane und er einen Augenblick lang abwartend vor der Türe verharrt hatten, allerdings bis auf ihre Atemzüge kein einziges Geräusch zu hören war, vor, legte seine Hand auf die Klinke und drückte diese nach unten. Leise quietschend schwang das einzige Hindernis, das sie nun noch von dem Raum dahinter trennte auf, legte den Blick auf einen riesigen Saal, der über und über mit filigranen Verzierungen geschmückt war, frei. Ungläubig schüttelte der blonde Magier, der den weitläufigen Raum sofort als den riesigen Festsaal des Schlosses erkannt hatte, den Kopf. Sein Orientierungssinn hatte ihn in den dunkeln Gängen wohl wirklich völlig im Stich gelassen, hatte er doch vermutet dass sie sich in einem völlig anderen Teil des Schlosses befinden würden. Gerade als er durch den Türrahmen treten wollte, spürte er wie Kurogane sich an ihm vorbei drängte, sich sein Schwert bereits aus der Scheide gezogen schützend vor ihn stellte. Auf seinen verwirrten Blick hin deutete der schwarzhaarige Ninja wortlos auf den hinteren Teil des Raumes. Als Fay seinen Kopf in die gezeigte Richtung wandte zuckte er entsetzt zusammen während ihm ein überraschtes Aufkeuchen entfuhr, als er dort eine beinahe transparente, bläulich schimmernde Gestalt erblickte. Durch dieses plötzliche Geräusch wurde die Person, die ihnen bis eben noch den Rücken zugekehrt hatte, auf sie aufmerksam, drehte sich langsam zu ihnen um, wodurch der blonde Magier erkennen konnte, dass sie Sakuras Feder in ihren Händen hielt. Keine Sekunde später, als sich die unheimliche Gestalt völlig zu ihnen umgewandt hatte und langsam ihren Kopf hob, ihnen damit ihr Gesicht zeigte, war die Erinnerung der Prinzessin aber schlagartig vergessen. Mit einem ungläubigen Ausdruck im Gesicht wich Fay entsetzt einen Schritt zurück, stolperte dabei über Mokona, das hinter ihm gesessen hatte, und landete unsanft auf dem Boden. Er selbst realisierte den Sturz aber kaum, war nicht im Stande seinen Blick von den unbewegten Gesichtszügen der sich ihnen nun nähernden Gestalt zu lösen. Dieses Gesicht, das ihm selbst nur allzu gut bekannt war, sah er es doch täglich im Spiegel. Obwohl die Person merklich jünger aussah, es war dennoch eindeutig er selbst, der ihnen mit Sakuras Feder in den Händen entgegen kam. ~+~+~+~ tbc Kapitel 5: Silent Tears ----------------------- Danke an unsre treuen FF Leser und die netten Kommis *knuddel* Freuen uns wirklich jedes mal aufs neue über eure positive Resonanz ^_^ Da machts Schreiben gleich viel mehr Spaß^__^ So, genug gelabert, hier das nächste Chapi^^ +~+~+~ Kurogane hatte das dumpfe Gefühl eines Deja-vus, auch wenn er nicht so genau wusste, woher dieses stammte. Der eisige Schauer der seinen Rücken hinunter lief, rührte jedenfalls bestimmt nicht nur von der möglicherweise bestehenden Gefahr her. Die Person, die sich ihnen näherte, nicht zu erkennen, ob Junge oder Mädchen aber zweifellos ein Kind, hatte etwas Vertrautes, erinnerte ihn an irgendjemanden. Die langen blonden Haare, die blasse, fast schon elfenbeinfarbene Haut, und die halb verborgenen hellblauen Augen lösten in ihm Erinnerungen aus, die er nicht einordnen konnte. Dass diese Erscheinung – denn der durchscheinende Körper zeigte deutlich, dass es sich um keinen normalen Menschen handelte– eine von Sakuras Erinnerungsfragmenten in den Händen hielt, war dem Ninja momentan völlig gleichgültig, viel zu gefesselt war er von diesem fremden, und doch so bekannten Gesicht. Als plötzlich hinter ihm ein dumpfes Geräusch erklang, wirbelte der Schwarzhaarige herum. Fay saß aus irgendeinem Grund auf dem Boden, war anscheinend über Mokona gestolpert und starrte mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen an ihm vorbei auf die dritte Person im Raum. Und schlagartig wusste er es. Fassungslos blickte er den Magier an, wandte sich dann wieder der durchscheinenden Gestalt des Kindes zu. Das gleiche Gesicht, wenn auch älter. Das gleiche Haar, wenn auch länger. Und die gleichen Augen, auch wenn dem blonden Mann nun eines fehlte, die beinahe immer jedes Gefühl hinter einer undurchschaubaren eisblauen Fassade verbargen. Er konnte nicht anders, als den Blonden mit offenem Mund anzustarren. Wie war das möglich? Das Kind hier konnte unmöglich Fay sein! Das war absolut unlogisch. Allerdings war es eindeutig dasselbe Gesicht. Das war der blonde Magier, wenn auch einige Jahre jünger. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie gravierend er in den letzten Minuten seine Deckung vernachlässigt hatte und sofort richtete er Souhi wieder auf den sich nähernden Jungen, auch wenn ihm bewusst war, dass ihm die Waffe gegen einen Geist wohl nicht wirklich helfen würde. ~+~+~ Fay bemerkte weder, dass Kuroganes Augen sich überrascht weiteten als ihn die plötzliche Erkenntnis traf weswegen ihm das gespenstisch leuchtende Kind so bekannt vorgekommen war, noch die verzweifelten Versuche Mokonas ihn dazu zu bewegen aufzustehen, damit sie falls notwendig in der Lage waren zu flüchten. Sein Blick ruhte noch immer fassungslos auf seinem jüngeren Ebenbild, das weiter ohne eine Miene zu verziehen auf sie zukam. Erst als Kurogane mit einer ruckartigen Bewegung sein Schwert hob und es auf die durchsichtige Person richtete wurde der blonde Magier aus seiner tranceähnlichen Erstarrung gerissen, und zur Erleichterung Mokonas leistete er diesem endlich Folge und richtete sich auf. Sein Ich in Kindergestalt war mittlerweile nur noch wenige Meter von ihnen entfernt und schritt weiterhin mit immer gleichbleibendem Tempo auf sie zu. Gerade als der schwarzhaarige Ninja mit seinem Schwert auf den Jungen losgehen wollte, wohl immer noch in der Annahme, dass es sich dabei um einen Feind handelte, stieß Fay ihn unsanft zur Seite und stellte sich schützend zwischen die leuchtende Gestalt und seinen Reisegefährten. Kuroganes gebrüllten Befehl sofort zur Seite zu gehen, ignorierte er, schüttelte nur wortlos den Kopf ohne sich von seinem Platz zu bewegen und dem Ninja damit den Angriff auf den Geist, der mittlerweile direkt hinter Fay angehalten hatte, zu ermöglichen. Der blonde Magier hatte nur aus einen plötzlichen Impuls heraus gehandelt, wusste selbst nicht wieso, aber er hatte das Gefühl sein jüngeres Ich schützen zu müssen. Als er sich schließlich sicher sein konnte, dass Kurogane ihn nicht gegen seinen Willen zur Seite drängen würde um den Jungen trotz allem anzugreifen, wandte er sich zu diesem um, schüttelte verwirrt den Kopf als ihm nun wahrhaft seine eigenen eisblauen Augen entgegen blickten, das Kind ihm schließlich wortlos seine Hände und damit die Feder der Prinzessin entgegen streckte. War das nun eine Falle? Oder konnte er das Erinnerungsfragment des Mädchens ohne einen Hinterhalt befürchten zu müssen ergreifen? Da in ihm bereits ein leiser Verdacht aufkeimte weswegen er sich gerade selbst im Kinderkörper gegenüber stand, achtete er nicht auf die Warnung des schwarzhaarigen Ninjas, überwand die letzten Zentimeter die seine Hand noch von der Feder trennten und griff danach. Ein kaum merkliches Lächeln huschte über das ausdruckslose Gesicht des Kindes und sofort als Fay ihm den zierlichen Gegenstand abnahm verblasste die ohnehin bereits durchsichtige Gestalt noch mehr, bis sie schließlich völlig verschwunden war. „Er hat sie alle getötet... und er wird nicht ruhen ehe er dich gefunden hat... Nimm dich in Acht... Vertraue deinen Freunden... und deiner Magie...“ Die geflüsterten Worte, die einige Male in dem riesigen Saal wiederhallten, jagten Fay einen Schauer über den Rücken, bestärkten ihn aber in seinem Verdacht. War er es tatsächlich selbst gewesen, der mittels seiner magischen Fähigkeiten ein Abbild seiner Selbst hier zurück gelassen hatte um die Feder vor Ashura zu beschützen? War dies der Grund weswegen er nach Ceres hatte zurück kehren müssen? Weil er unbewusst geahnt hatte, dass sie hierher mussten um das Erinnerungsfragment der Prinzessin zu holen, in ihren Besitz zu bringen bevor Ashura oder der Klon es bekommen konnten? Allerdings hatte er keinen Preis dafür gezahlt damit ihm dieser unbewusste Wunsch erfüllt wurde. Wer also hatte Yûko eine Gegenleistung geboten? „Was zum Teufel war das?“ Es dauerte einen Augenblick bis Fay sich in der Lage fühlte Kuroganes Frage zu beantworten und obwohl er einige Minuten verstreichen ließ bevor er reagierte, klang seine Stimme trotz allem noch immer heiser und leicht abwesend. „Ich bin mir zwar nicht sicher, aber... ich vermute ich war es selbst der diese Projektion meines eigenen jüngeren Ichs hierher geschickt hat...“ Als der schwarzhaarige Ninja ihm einen verständnislosen Blick zuwarf, stahl sich ein schwaches Lächeln auf sein Gesicht, konnte er doch selbst kaum glauben, dass er in der Lage gewesen war eine solche Tat zu vollbringen. „Meine Magie wird meinen Wunsch die Feder zu beschützen ohne mein Wissen in diese Form umgewandelt haben um die Erinnerung der Prinzessin vor Ashura zu bewahren.“, fuhr er schließlich mit seiner Erklärung fort. Kurogane schien nun zu verstehen was sich eben vor ihren Augen abgespielt hatte, denn er nickte wortlos. Als sein Reisegefährte das kurz zwischen ihnen herrschende Schweigen brach, war es mit der Frage die er sich selbst bereits gestellt hatte, und obwohl er damit gerechnet hatte, zuckte er leicht zusammen als der Schwarzhaarige sie aussprach. „Wenn deine Magie in der Lage ist solche Dinge zu vollbringen... Wieso konntest du das blonde Mädchen damit nicht retten?“ Der Ninja schien seine unüberlegt ausgesprochenen Worte sofort zu bereuen, realisierte wohl erst durch den verletzten Gesichtsausdruck des blonden jungen Mannes wie unsensibel er gewesen war. Fay deutete nur ein schwaches Schulterzucken an, schüttelte dann den Kopf. „Ich weiß es nicht... Vielleicht galt meine größte Sorge in dem Moment als meine Magie sich materialisiert hat der Feder... und nicht Chii...“ Er biss sich auf die Lippen, spürte ein unbändiges Schuldgefühl in sich aufsteigen. Wäre er vielleicht wirklich in der Lage gewesen das blonde Mädchen zu retten? Hatte er, wenn auch unwissentlich, ihr Leben geopfert um die Erinnerung der Prinzessin zu retten? Mokona riss ihn schließlich mit seiner hellen Stimme aus den deprimierenden Gedanken, drängte sie beide dazu jetzt da sie ihre Aufgabe erfüllt hatten, schnellstens zu den Kindern zurück zu kehren um in die nächste Welt aufzubrechen und den Ort des Grauens zurück zu lassen. Der Magier nickte, wusste selbst dass die Zeit drängte, und setzte sich mit einen letzten Blick in den riesigen, nun menschenleeren Saal werfend, in Bewegung um dem weißen Knäuel zu folgen. An den knirschenden Schritten hinter sich konnte er hören, dass Kurogane ihm folgte. Schweigend durchschritten sie ein erneutes Mal die nun, da beinahe alle Fackeln erloschen waren, beinahe stockdunklen Gänge, die nur durch die Glut der verlöschenden Lichtquellen in ein unheimliches rötliches Licht getaucht waren. Als plötzlich eine entsetzt gebrüllte Warnung Seitens Kurogane die Stille zerriss, er sich verwirrt zu diesem umdrehen wollte, bemerkte Fay wie der riesige, über und über mit spitzen Stacheln, die wohl als Dekoration dienten, verzierten Fackelhalter, der etwa zwei Meter über ihm an der Wand befestigt war, mit einem grauenhaften Quietschen aus seiner Verankerung löste und bevor er reagieren, dem herunterfallenden Gegenstand ausweichen konnte, spürte er einen stechenden Schmerz als der Fackelhalter mit voller Wucht auf seinen Arm prallte, danach mit einem metallischen Klingen auf dem Boden aufkam. Die Schmerzen raubten dem blonden Magier einen Moment lang den Atem und er spürte wie seine Beine ein weiteres mal an diesem Tag ihre Arbeit verweigerten und unter ihm nachzugeben drohten. Fay stützte sich reflexartig mit dem gesunden Arm an der Steinmauer ab um nicht zu stürzen, und ein leises Aufstöhnen entfuhr seinen Lippen. Als sein Blick seinen rechte Seite streifte bemerkte er entsetzt, dass Kuroganes Mantel sich an einigen Stellen langsam dunkler färbte, sich wohl langsam mit seinem Blut voll sog. Augenblicklich merkte er wie der massive Blutverlust seinen ohnehin noch immer geschwächten Körper die letzten Kräfte entzog, verdankte es wohl nur seiner starken Willenskraft, dass er noch immer auf den Beinen stand und sich nicht vor Schmerzen auf dem Boden krümmte. „Zeig her!“ Mit leicht verklärtem Blick biss er die Zähne zusammen, zwang sich zu einem tapferen Lächeln und schüttelte den Kopf während er einen Schritt vor Kurogane zurückwich um dem Ninja damit zu zeigen, dass er schon okay war, sie den Weg zu den Kindern fortsetzen konnten. Dieser schien allerdings nun entgültig genug von seinem aufmüpfigen Verhalten zu haben, packte ihn ohne ein weiteres Wort am Arm, worauf Fay mit einem leisen Schmerzensschrei reagierte und zog den verletzten Magier wieder so nahe an sich heran, dass dieser beinahe den warmen Atem seines Reisegefährten spüren konnte. Viel zu geschwächt um ernsthaften Widerstand zu leisten ließ der blonde junge Mann sich von dem schwarzen, bereits von Blut durchtränkten Mantel befreien, schloss die Augen und lehnte sich schweratmend gegen die steinerne Mauer. Als Kurogane mit seinem Umhang sanft die noch immer blutende Wunde abtupfte, biss Fay erneut die Zähne zusammen, konnte damit allerdings nicht verhindern dass ihm ein weiteres gequältes Stöhnen entfuhr. Das alles andere als positiv klingende Seufzen, das der schwarzhaarige Ninja beim Betrachten seiner Wunde ausstieß ließ vermuten, dass die Wunde wohl genauso aussah, wie er sich fühlte, absolut schrecklich. Er spürte wie Kurogane seinen verletzten Arm losließ, öffnete unter größter Anstrengung das nicht unter einer Klappe verborgene Auge und erwiderte den beinahe entschuldigend wirkenden Blick seines Gegenübers mit einem Verwirrten. „Das wird jetzt weh tun.“ Ihn nur auf eventuelle Schmerzen vorbereitend aber ohne jegliches weitere Wort der Erklärung packte der Schwarzhaarige ihn an beiden Handgelenken, wich den nun angsterfüllten Augen des blonden Magiers aus und näherte sich seinem verwundeten Arm, legte seine Lippen schließlich behutsam auf die offene Wunde, begann diese beinahe zärtlich mit seiner Zunge von Schmutz und Dreck zu reinigen. Fay sog scharf die Luft ein als Kurogane begann auf diese Art und Weise die Verletzung zu desinfizieren, seine Augen weiteten sich vor Überraschung und Schmerz und er ballte beide Hände zu Fäusten um die Behandlung irgendwie auszuhalten. Obwohl die Schmerzen beinahe unerträglich waren, hatte Kuroganes Nähe etwas Tröstliches und er lehnte seinen Kopf gegen die angenehm kühle Steinmauer. Er spürte wie heiße Tränen in seinen Augen brannten, hatte keine Kraft mehr sie weiterhin zurück zu halten, fühlte wie warme Rinnsale sich den Weg über seine Wangen bahnten. Er vergoss seine Tränen lautlos. Für Kurogane, der seinetwegen die Möglichkeit jemals in seine Heimat zurückkehren zu können aufgegeben hatte, für die Kinder, die bereits soviel Schreckliches miterlebt hatten, für all die Bewohner des Schlosses für die jegliche Hilfe zu spät gekommen war, für Chii, deren Stimme er nun nie wieder hören würde. ~+~+~ Kurogane war etwas überrascht, dass der Blonde sich diese Berührung gefallen ließ, hatte er doch mit sehr viel mehr Widerstand gerechnet. Die Tatsache, dass da keiner kam, war allerdings beinahe noch beängstigender, als die Vorstellung von Fay, der sich mit Händen und Füßen gegen diese Behandlung wehrte. Es sagte ihm nur zu deutlich wie schlecht es um den Magier stand. Der Schwarzhaarige spürte nur zu deutlich, dass seine ‚Behandlungsmethoden’ seinem Gegenüber starke Schmerzen bereiteten, hörte aber dennoch nicht auf. Es war, zumindest auf lange Sicht, besser, wenn dieser jetzt kurz litt, als zu riskieren, dass die Wunde sich entzündete und der Magier die nächsten Wochen mit hohem Fieber und ähnlich schlimmen Krankheitssymptomen ans Bett gefesselt sein oder womöglich sogar mit dem Tod ringen würde. Er hoffte, dass Fay dies wenigstens einsehen würde, selbst wenn er es ihm trotzdem übel nahm. Am Rande spürte er, das der blonde Magier etwas zitterte, schob das aber auf den Schmerz und säuberte nun auch das letzte Stück der noch immer schwach blutende Verletzung. Nachdem er damit fertig war löste sich Kurogane von Fay, fuhr nur mit den Lippen noch einmal kurz, sanft, beinahe entschuldigend über die Wunde. Dann richtete er sich wieder vollends auf, griff nach seinem Umhang, der dem Blonden um die Schultern hing und riss ein großen Stück heraus. Mit schnellen routinierten Bewegungen verband er Fays Arm, legte den Verband ordentlich und ziemlich fest, zwar vorsichtig, aber ohne wirklich Rücksicht auf die Schmerzen, die er dem Blonden damit zufügte, nehmen zu können, an, sah seinen verletzten Reisegefährten dabei die ganze Zeit über nicht an. Der Ninja hoffte nur, das der provisorische Verband die Blutung ordentlich stillen würde, war aber relativ zuversichtlich. Sein Mantel war schon immer bestens dafür geeignet gewesen als Verband herzuhalten. Während er sich über die Lippen leckte, um den schalen Geschmack des Blutes etwas zu vertreiben hob er den Kopf um zu sehen was für einen vorwurfsvollen Blick der Blonde ihm jetzt zuwerfen würde, und erstarrte augenblicklich. Fay weinte. Kurz wollte der Schwarzhaarige das auf die erlittenen Schmerzen schieben, verwarf diesen Gedanken aber schnell. Das waren keine Schmerzenstränen, zumindest nicht nur. Die Ereignisse der letzten Stunden, vermischt mit den Qualen hatten sich wohl nicht mehr länger verdrängen lassen, die damit verbundenen Gefühle sich endlich einen Weg an die Oberfläche gesucht. Nicht in der Lage sich zu rühren, stand Kurogane einfach da, starrte den Magier an. Wie oft hatte er versucht die Maske des blonden Mannes zu zerbrechen, ihm gesagt, dass diese Schauspielerei und das falsche Lächeln nichts brachte. Vor kaum einer Stunde hatte er gemeint, das es okay war zu weinen. Und trotzdem traf ihn der Anblick des verzweifelten, tränenüberströmten Gesichts, von dem er eigentlich nur ein Lächeln, oder einen bitteren Blick gewöhnt war, absolut unvorbereitet. Langsam hob Kurogane die Hand, stockte dann aber. Er brachte es nicht fertig Fay erneut zu berühren, ihm die Tränen weg zu wischen, auch wenn er es gern getan hätte. Aber zu deutlich hatte ihm der Magier in den letzten Tagen gezeigt, das er seine Nähe nicht wollte, also würde er den angebotenen Trost wohl kaum annehmen. +~+~+~ Fay schloss seine Augen, ließ die Tränen ungehindert über seine Wangen fließen, hatte, da Kurogane seine Handgelenke noch immer festhielt, sowieso keine Möglichkeit diese weg zu wischen. Er spürte wie das Gefühl des Schmerzes langsam nachließ, sein verletzter Arm sich stattdessen beinahe taub, als würde er nicht zu seinem Körper gehören, anfühlte. Völlig kraftlos stand er an die kalte Steinmauer gelehnt, während sich glitzernde Bäche weiterhin ihren Weg bahnten, all die tief in ihm verschlossenen Emotionen Preis gaben, die er doch so verzweifelt zu verbergen versucht hatte. Fays Atmung hatte sich noch immer nicht wieder beruhigt, sein Brustkorb hob und senkte sich unregelmäßig, jeder Atemzug kostete ihm höllische Anstrengung. Er fühlte sich müde. Schrecklich müde und kraftlos, wollte einfach nur die Augen geschlossen halten, für immer schlafen... Der blonde Magier spürte wie ihm sein Bewusstsein langsam entglitt, er wohl nur noch dank Kurogane, der ihn sanft gegen die Wand drückte wohl um seine Wunde so besser reinigen zu können, auf seinen Beinen stand. Bevor er allerdings völlig in der angenehmen Dunkelheit versinken konnte, merkte er wie die beruhigende Nähe des Ninjas plötzlich verschwand, eine beinahe beängstigende Leere zurück ließ, und er zwang sich mit zusammen gebissenen Zähnen seine Augen zu öffnen, drehte leise stöhnend seinen Kopf, den er noch immer an die kühle Felswand gelehnt hatte, und blickte direkt in die rotglühenden Augen des Ninjas. Dieser hatte, wie er aus den Augenwinkeln feststellen konnte, seinen Mantel zerrissen, und seine Wunde damit notdürftig verbunden. Die Tatsache, dass er dies nicht einmal gespürt hatte bestätigte ihm, dass er wohl reichlich Blut verloren hatte, seine Verletzung wohl schwerer war, als er erst angenommen hatte. Kurogane stand nur wenige Schritte von ihm entfernt, sah ihn mit einer Mischung aus Überraschung und Schock an, schien aber nicht zu wagen sich ihm zu nähern. Fay war froh, dass der Schwarzhaarige seine Handgelenke losgelassen hatte, er seine Arme also frei hatte und die salzig schmeckenden Tränen von seinen Wangen wischen konnte. „Die Prinzessin... und Syaoran warten.... Wir sollten keine... keine weitere Zeit verlieren...“. Seine Stimme klang brüchig, kaum hörbar, trotz allem versuchte er sich aufzurichten. Diese kleine Bewegung jagte einen plötzlichen Schmerzensstoß durch seinen Arm, und obwohl er leise aufstöhnte, war er beinahe froh über dieses Zeichen, das ihm anzeigte, dass seine rechte Seite doch nicht gelähmt war. Sich an der Wand abstützend versuchte er stolpernd einige Schritte in ihre Zielrichtung zurück zu legen, doch schon nach wenigen Metern fühlte er sich so kraftlos als hätte er einen Sprint durch das gesamte Schlossgelände hinter sich. Als Kurogane schließlich neben ihn trat, ihn wortlos an sich zog und stützte schenkte er diesem bloß ein schwaches Lächeln, war froh über seine Hilfe. Schweigend setzten sie ihren Rückweg fort, und obwohl kein Wort gesprochen wurde, fühlte sich Fay dem Ninja verbundener als je zuvor. Dieser hatte ihn weinen gesehen, erlebt wie seine tief verborgenen Emotionen an die Oberfläche gelangt waren, hatte sich trotz allem nicht von ihm abgewandt sondern blieb weiterhin an seiner Seite. War es das, was man Freundschaft nannte? ~tbc~ Kapitel 6: Connection --------------------- Vielen lieben Dank an die Leser, die unsrer FF weiterhin treu bleiben*knuddel* Ihr werdet dafür mit einem besonders langen Chapter belohnt*g* +~+~+~ Schweigend führte Kurogane den verletzten Mann durch die langen, leeren Gänge, während ihre Schritte dumpf von den Wänden wiederhallten. Die gesamte Atmosphäre hatte etwas beängstigendes, wirkte beinahe traumähnlich, unrealistisch. Kein Mensch kam ihnen entgegen. Das Wissen, dass hier niemand mehr am Leben war, machte die Stille nur noch unerträglicher, dennoch sprach weiterhin keiner von ihnen ein Wort, und selbst Mokona, das mit ernstem, besorgtem Gesicht vorneweg sprang, ihm so den Weg wies, blieb still. Die gespenstige Ruhe wurde nur von seinen eigenen, gezwungen ruhigen Atemzügen, und von denen des Magiers durchbrochen. Fays Atmung ging beunruhigend unregelmäßig, er schien teilweise kaum bei Bewusstsein zu sein. Dem Ninja gingen viele Gedanken durch den Kopf. Zusammen mit dem süßlichen Geschmack in seinem Mund, der immer noch nicht verschwunden war, und dem beunruhigend intensiven Geruch von Fays Blut, machte es ihn fast wahnsinnig. Hätte der Blonde nur einen halbe Meter weiter von ihm entfernt gestanden... Und er hatte ihn wieder nicht beschützen können. Nicht vor dem herunterstürzenden Eisengebilde, nicht vor all den Schmerzen und den Erinnerungen. Kurogane wünschte, er hätte es gekonnt. All die Gedanken zu vertreiben, die seinen blonden Begleiter zu solch verzweifelten Tränen getrieben hatten. Aber das konnte er nicht, selbst als starker Krieger, der er war, konnte er ihn nicht vor solchen Qualen schützen. Das einzige was in seiner Macht stand, war bei ihm zu bleiben. Und da zu sein, sollte er ihn brauchen. Eigentlich war der Ninja immer da, immer in Fays Nähe, dennoch war meist er es der ihn verletzte. Kurogane schwor sich, in Zukunft etwas vorsichtiger zu sein. Um nichts in der Welt wollte er Fay noch mal so verzweifelt sehen. Nach einigen Minuten gab der Schwarzhaarige es auf, den Verletzten nur stützen zu wollen, er trug ihn ja sowieso schon mehr, als das er selber ging, sondern stoppte kurz und nahm den geschwächten Magier, mit einer fast schon routinierten, unendlich behutsamen Bewegung hoch. Der einzige Protest darauf war ein leiser Schmerzenslaut. Es war nun wirklich nicht nötig, das der Blonde, der jetzt schon am Rande eines Zusammenbruchs war, sich auch noch bis zum letzten strapazieren musste. Obwohl Kurogane davon überzeugt war, das dieser seine Grenzen schon lange überschritten hatte und nur weil er so willensstark, oder besser stur war, niemandem Sorgen bereiten wollte, immer zeigen musste, das es ihm gut ging, noch auf den Beinen stehen konnte. Von gehen konnte schließlich kaum noch rede sein. +~+~+~ Schweigend durchschritten sie die dunkeln Gänge, wobei wohl eher nur Kurogane schritt, während Fay von dem muskulösen Ninja gestützt neben ihm herstolperte. Er spürte den massiven Blutverlust immer deutlicher, musste einige Male blinzeln oder gar kurz die Augen schließen um die vor ihm verschwimmenden Konturen wieder deutlich erkennen zu können. Als schließlich auch seine Beine nachzugeben drohten, er nur durch die schnelle Reaktion des schwarzhaarigen Reisegefährten nicht stolperte, schien es diesem zu reichen und ohne jegliche Vorwarnung zog Kurogane den schmalen Körper des Magiers noch näher an sich und hob ihn schließlich hoch. Obwohl Fay merkte, dass er dabei so sanft und behutsam wie nur irgendwie möglich vorging, konnte er einen leises Aufstöhnen trotz allem nicht unterdrücken. Allerdings war dies auch sein einziger Protest, war er sich doch im klaren darüber dass er den Ninja in dieser Position weniger behinderte und sie schneller voran kamen. Schweigend setzten sie ihren Weg fort, und obwohl die Stille alles andere als angenehm war, diese sie nur darauf hinwies, dass außer ihnen niemand mehr in dem Schloss unter den Lebenden verweilte, war der blonde Magier dennoch froh darüber, dass er nicht seine verbleibenden Kräfte für irgendein belangloses Gespräch aufwenden musste. Ihm war klar, dass Kurogane unzählige Fragen Ashura und seine Vergangenheit betreffend auf der Zunge brannten, doch er kannte den Ninja mittlerweile gut genug um zu wissen, dass er diese niemals stellen würde. Er schien darauf zu warten, dass er sich ihm von selbst öffnete, von sich aus bereit war alles zu erzählen. Mit leicht verklärtem Blick sah Fay zu dem Schwarzhaarigen auf, bemerkte, dass sich erste Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten, während er verbissen weiter hinter Mokona herstapfte. Kurogane schien seinen Blick zu spüren, denn er senkte seinen stur gerade ausgerichteten Kopf, sodass blutrote Ovale direkt in eisblaue blickten. Automatisch verzogen sich die Lippen des blonden Magiers zu einem schwachen Lächeln, doch im Gegensatz zu den maskenartigen trügerischen Fassaden war dieses hier aufrichtig und voller Dankbarkeit. Langsam hob er seinen gesunden leicht zitternden Arm, strich dem Ninja sanft, beinahe zärtlich, den Schweiß von der Stirn, bevor er ihn geschwächt wieder sinken ließ. Eine einfache Geste, und trotzdem so bedeutend. All seine Gefühle, Emotionen, all das was er nicht in der Lage war mit Worten auszudrücken lag in dieser flüchtigen Berührung. +~+~+~ Irgend etwas war anders an Fays Lächeln. Bis gerade hatte der Schwarzhaarige seinen Blick noch verbissen auf Mokona gerichtet, um das weiße Manjuu im dunklen, nur durch die schwache Glut einiger verloschener Fackeln erhellten Gang nicht zu verlieren. Das kleine Hasenwesen hatte einen ganz schönen Zahn drauf, wollte diesen Ort anscheinend so schnell wie möglich verlassen, sodass Kurogane mit Fay im Arm Mühe hatte ihm nach zu kommen. Der Magier war nicht schwer, eher besorgniserregend leicht, aber dieser Tag war so voller grauenhafter Ereignisse gewesen, dass auch er seelisch und körperlich fast am Ende war. Blieb nur zu hoffen, das die nächste Welt, in die sie kamen, friedlicher war und sie endlich einmal den Schlaf finden würden den sie alle so dringend nötig hatten. Nach einer Weile kam in ihm das Gefühl hoch, beobachtet zu werden, und da außer ihnen niemand hier war, senkte er den Blick, und wurde, wie erwartet, von einem etwas verklärten blauen Auge angesehen. Fay sah nicht besonders gut aus, war leichenblass, was durch die schwarze Augenklappe noch verstärkt wurde, und zitterte leicht. Ob nun aus Schwäche, vor Anstrengung nicht das Bewusstsein zu verlieren, oder wegen was auch immer, das Zittern war nur ganz schwach, Kurogane konnte es überhaupt nur spüren, weil er den Magier trug. Und dann hatte dieser plötzlich gelächelt. Im ersten Augenblick hatte Kurogane ihn anfahren wollen, er könne sich das Theater sparen, dass er es endlich lassen sollte zu leugnen, dass es ihm schlecht ging, allerdings fiel ihm dann schlagartig auf dass an dem Lächeln etwas anders war. Der Ninja brauchte kurz, um zu begreifen, was es war. Das Lächeln war echt. Er wollte schon den Mund auf machen um etwas dazu zu sagen, was genau, ob etwas freundliches oder fieses, wusste er selbst nicht, als der blonde Mann langsam die Hand hob. Es schien ihm ziemliche Kraft zu kosten, dennoch strich er ihm kurz und sanft über die Stirn. Die Berührung der angenehm kühlen Finger hatte etwas beruhigendes und für einen Moment schloss Kurogane die Augen. Er wusste nicht, warum Fay das getan hatte, fragte sich, ob dieser überhaupt ahnte, was ihm diese Geste, dass der Magier ihn von sich aus berührte, die selbstauferlegte Grenze zwischen ihnen aus eigenem Willen überschritt, bedeutete. Es war nur eine kurze Berührung und dennoch, nach den Erlebnissen des Tages, nachdem er den Wunsch des Magiers, die Gruppe zu verlassen, auf so endgültige Weise vereitelt hatte, nach all dem, was zwischen ihnen vorgefallen war, war es irgendwie eine Entschädigung für alles. +~+~+~ Der schwarzhaarige Ninja schien zu verstehen was er mit dieser einfachen Berührung hatte ausdrücken wollen, Fay bildete sich sogar ein einen Moment lang ein flüchtiges Lächeln auf seinen Lippen erkennen zu können, doch schon verschwammen erneut die Bilder vor seinen Augen und er schloss die Lider, versuchte trotz dem angenehmen Gefühl der Dunkelheit, dem übermäßigen Wunsch nach Schlaf diesem nicht nachzugeben und bei Bewusstsein zu bleiben. Zuviel war geschehen, als dass er sich wirklich in der Lage fühlte ruhig und sorglos zu schlafen, hatte er doch viel zu viel Angst davor aufzuwachen und auch Kurogane und die Kinder leblos, von Ashura getötet, aufzufinden. Ein Schauer lief ihm bei dieser grauenhaften Vorstellung die einzigen Menschen, die ihn noch nicht verlassen hatten, auf bestialische Weise aus dem Leben gerissen worden waren, zu verlieren über den Rücken und er fröstelte, spürte wie der Ninja seinen geschwächten Körper sofort enger an sich drückte, wohl in der Annahme dass er fror. Als Mokona um die nächste Ecke bog war ein aufgeregtes Fiepen des Knäuels zu hören und nachdem sie die Wegbiegung ebenfalls passiert hatten konnte Fay, der sein Auge wieder geöffnet hatte um sich gegen eventuelle angenehme oder unangenehme Überraschungen zu wappnen, eine etwas hellere Lichtquelle ausmachen – das Ende des Ganges. Sie hatten ihr Ziel also fast erreicht, waren beinahe bei den Kindern angelangt, es würde also nicht mehr lange dauern bis sie diesen grauenhaften Ort, an dem doch so viele Erinnerungen hafteten, zurücklassen konnten. Erst jetzt wurde ihm wirklich klar, dass er mit den Bewohnern des Schlosses, mit Chii und all den anderen auch seine Heimat verloren hatte, konnte erst nun richtig nachempfinden wie Kurogane sich fühlen musste. Welchen Ort würden sie beide aufsuchen sollten sie die sehr wahrscheinliche Konfrontation mit Ashura überleben, die Suche nach den Erinnerungsfragmenten der Prinzessin erfolgreich abschließen? Würden sie bis an ihr Lebensende ziellos durch die verschiedensten Welten irren? Doch so lange er Kurogane an seiner Seite wusste war er sich sicher, dass er auch dies überstehen würde. Schlagartig wurde ihm bewusst wie angewiesen er bereits auf den schwarzhaarigen Ninja war, eine Tatsache die ihm Angst machte. Er, der gegenüber anderen immer eine Mauer aufgebaut hatte um niemanden zu nahe an sich heranzulassen, konnte es sich nicht mehr vorstellen alleine zu sein, und das obwohl er vor nicht einmal einem Tag noch fest davon überzeugt war die Gruppe zu verlassen. Konnte eine so kurze Zeit einen Menschen derartig prägen? +~+~+~ Als endlich ihr Ziel näher kam, konnte Kurogane nicht anders, als einen erleichterten Seufzer auszustoßen. Wenn möglich wollte er keinen Moment länger an diesem düsteren, leeren Ort bleibe. Außerdem brauchte der Ninja dringend eine Pause. Und wahrscheinlich nicht nur er. Dass Fay sich dringend ausruhen musste stand außer Frage, und den Kindern würde ausgiebiger Schlaf mit Sicherheit auch mehr als gut tun. Müde legte er die letzten Meter bis zu ihren im matten Fackelschein sitzenden Reisegefährten zurück. Die Prinzessin hob sofort den Kopf als sie das Geräusch ihrer sich nähernden Schritte vernahm und Kurogane konnte selbst aus dieser Entfernung sehen, wie sich ihre grünen Augen beim Anblick der beiden Männer panisch weiteten. Obwohl sie geschwächt schien, sprang sie sofort auf und stürzte zu ihnen. „Fay-san? Was ist mit dir?“ Das Mädchen hatte Tränen in den Augen, befürchtete wohl das schlimmste. Und wer konnte es ihr schon verübeln, so blass und kraftlos, wie der Blonde in seinen Armen hing. Dennoch schaffte dieser irgendwie ein Lächeln, nur ein matter Abklatsch von dem das sonst seine Lippen zierte und murmelte irgendwas beruhigendes, aus dem Kurogane nur die Worte ‚Sakura-chan’ und ‚okay’ heraushören könnte. Na wenigstens war Fay noch soweit bei Bewusstsein, dass er sie erkannte. Das seine Worte diesmal allerdings nicht der Wahrheit entsprachen, das sah sogar die Prinzessin und wandte sich jetzt mit einem verzweifeltem Unterton in der sich vor Sorge überschlagenden Stimme an den Schwarzhaarigen. „Was hat er denn??“ Kurogane musterte einen Moment lang schweigend die beiden besorgten Gesichter der Prinzessin und ihres Beschützers, der sich nun zu ihnen gesellt hatte, die ihn nun beide beinahe flehend ansahen. Zu gern wollte er ihnen jetzt sagen, das wirklich alles Okay war, das sie sich keine Sorgen zu machen brauchten, aber das wäre nur eine riesige Lüge, wusste er doch selbst aufgrund mangelnder medizinischer Kenntnisse nicht, ob es um den Magier, für diese Verhältnisse, nun gut oder schlecht stand. Dessen schmächtiger Körper war jedenfalls eiskalt, nur seine Stirn war warm, was dem Ninja, der seine Hand besorgt auf die Stirn gelegt hatte, deutlich zeigte, dass dieser Fieber hatte. Er seufzte leise. Sie konnten nur hoffen, dass das Fieber schnell zurück gehen würde. Während er den beiden Kindern mit ruhiger Stimme erklärte was vorgefallen war, ließ er seine Hand einfach auf Fays Stirn ruhen, hoffte, das dieser sich dadurch endlich etwas beruhigte, sich nicht weiterhin verzweifelt zwingen würde wach zu bleiben. „Ihr habt die Feder also gefunden, Kurogane-san?“ Auf die Frage des Jungen nickte dieser knapp und wies mit einer Kopfbewegung auf die Hände des Magiers, die in dessen Schoß lagen. Er hielt die Feder mit beiden Händen umklammert und Syaoran hatte Mühe sie aus diesem erstaunlich festen Griff zu befreien. Als er das geschafft hatte, und sich mit einem Lächeln zu Sakura umwand, erglühte das Erinnerungsfragment auch augenblicklich und schwebte, ein sanftes Leuchten verbreitend zu ihr. Der Blick des Mädchens verklärte sich, als die Feder mit ihrer Brust verschmolz, drohte zu stürzen, wurde aber von Syaoran aufgefangen. „Pyu...“ murmelte Mokona. „Lasst uns schnell aufbrechen.“ +~+~+~ Fay bemerkte an den stetig langsamer werdenden Schritten des schwarzhaarigen Ninjas, dass auch ihn allmählich seine Kräfte verließen, die Ereignisse der letzten Tage erste Spuren zeigten. Der blonde Magier hasste sich für seine schreckliche Hilflosigkeit, für seine Schwäche, die es Kurogane immer wieder auferlegte ihm eine Stütze sein zu müssen. Er war nutzlos, war seinem Reisegefährten noch nie eine Hilfe, immer nur eine Last gewesen, eine Ballast die dieser trotz allem immer weiter mit sich geschleppt hatte. Obwohl der Ninja ihm zwei seiner wichtigsten Wünsche durchkreuzt hatte, verdankte er ihm so viel, dass er wohl für immer in dessen Schuld stehen würde. Als sie endlich das Ende des Ganges erreichten konnte man Kurogane die Erleichterung darüber deutlich ansehen. Kaum traten sie aus dem dunklen Gang hinaus in den noch etwas heller beleuchteten Flur, dessen Fackeln aber auch bereits im Begriff waren zu verlöschen, stürzte auch schon die Prinzessin, auf deren Wangen noch immer die Spuren der vergossenen Tränen zu sehen waren, auf sie zu, und er sah wie erneut Tränen in ihren Augen glitzerten. „Sakura-chan... Es... ist alles okay...“, bekam er unter Mühe heraus, schaffte es dabei sogar ein schwaches Lächeln zustande zu bringen. Allerdings war im bewusst, dass weder das braunhaarige Mädchen, noch Syaoran, der nun neben sie getreten war, ihm diese Lüge abkaufen würde. Geschwächt von den paar wenigen Worten schloss er erneut die Augen, spürte wie ihm sein Bewusstsein entgleiten zu drohte. Als er plötzlich eine kühle Hand auf seiner glühenden Stirn spürte, Kurogane diese dort wohl zu seiner Beruhigung dort ruhen ließ, huschte ein leises „Danke“ über seine Lippen bevor sein Verstand seinem geschwächtem Körper endlich nachgab, die Stimmen um ihn herum langsam leiser wurden und er schließlich im wohlverdienten Schlaf versank. Dass Syaoran verzweifelt versuchte ihm die Feder zu entwenden, die er mit eisernem Griff in den Händen hielt, in seinem schlafenden Zustand versuchte sie vor Fremden zu beschützen, bekam er ebenso wenig mit, wie die Tatsache, dass es diesem schließlich gelang sie seinen Händen zu entnehmen und der Prinzessin zu übergeben. Auch den Aufbruch in die nächste Welt, die Reise in dem bunten Tunnel, all das bekam der blonde Magier nicht mehr mit, verzog im Schlaf zwar einige male vor Schmerz das Gesicht, wachte aber nicht auf und sobald Kurogane ihm mit seiner Handfläche beruhigend über die Stirn strich lösten sich auch seine verkrampften Gesichtszüge. +~+~+~ Während Mokona seinen Mund weit aufsperrte und ihre Flügel ausbreitete, in den Gefährten das altbekannte Gefühl der nahenden Reise aufstieg, stellte der Ninja erleichtert fest, dass der Mann in seinen Armen endlich eingeschlafen war. Mit einem schwachen Lächeln strich er diesem über die glühende Stirn. Es tat gut, zu wissen, dass der Magier ihm wenigsten so weit vertraute, dass er sich von ihm beschützen ließ. Die ganze Zeit, während sie in Mokonas Schlund gesogen wurden, während der Reise durch den leuchtend farbigen Tunnel, der ihm heute Kopfschmerzen verursachte, ließ er den Blonden nicht los, hatte das auch so bald nicht vor. Fays Zustand bereitete ihm Sorgen. Das Fieber schien gestiegen zu sein, und obwohl sich die verkrampften Gesichtszüge sobald er Fay sanft über die Wange strich etwas lösten sah man ihm dennoch an, dass er Schmerzen hatte. Als sie in der nächsten Welt ankamen, landete er wie immer etwas unsanft auf dem Boden, hatte aber nicht mal Zeit, sich darüber aufzuregen. Mit einem gequälten Stöhnen kniff er die Augen zusammen, lehnte sein Gesicht für einen Moment gegen die schmale Schulter des Magiers, den er nach wie vor fest hielt und versuchte das Flimmern vor seinen Augen los zu werden. Nach den dunklen, schummrigen Gängen in Ceres war die hoch am Himmel stehende Sonne ein regelrechter Schock. Nach einigen Augenblicken hatten sich Kuroganes Augen auf die neuen Lichtverhältnisse eingestellt und er hob den Kopf wieder. Mit einem bitteren Lächeln registrierte er, das es Syaoran auch nicht besser ergangen war als ihm, sie in diesem Moment wahrhaftig ein perfektes Ziel abgaben. Gott sei Dank wurden sie nicht angegriffen, sonst hätte dies wohl das Ende ihrer Reise bedeutet. Während sich der Schwarzhaarige umsah wurde ihm gewahr, dass sie sich an einem See befanden. Bunte Blumen, zwitschernde Vögel, alles ziemlich kitschig und alles in allem idyllisch ohne Ende. Normalerweise hätte er jetzt ein angewidertes Gesicht gezogen, aber nach all den Geschehnissen war er viel zu froh über die Tatsache, dass sie scheinbar in einer friedlichen Welt gelandet waren. Zumindest im Augenblick konnte er keine Feinde ausmachen. Am liebsten wäre er gleich hier ins Gras gesunken und auf der Stelle eingeschlafen, allerdings war ihm das selbst in seinem übermüdeten Zustand zu gefährlich. Langsam stand er auf, sorgsam darauf bedacht, dem blonden Mann in seinen Armen keine Schmerzen zuzufügen, oder ihn zu wecken. In der Ferne, wohl gut zwei, drei Kilometer von dem See entfernt konnte der Ninja ein kleines Dorf, oder besser eine Ansammlung von drei bis vier heruntergekommener Hütten ausmachen und wortlos einigte er sich mit Syaoran, dass sie sich dort eine Bleibe suchen würden. Obwohl der Marsch zum Dorf nur wenige Kilometer betrug hatte Kurogane zeitweise das Gefühl selbst diese Distanz nicht mehr überwinden zu können. Sowohl er, als auch der Junge hatten ihre Grenzen schon lange erreicht, wahrscheinlich sogar überschritten. Dennoch schafften sie es schließlich das Ziel ihres beschwerlichen Fußmarsches zu erreichen, und sobald sie auf die Häuser zutraten, kamen ihnen sofort ein paar Leute entgegen. Sie trugen zerschlissene Kleider, wirkten schmutzig und abgemagert, doch in ihren Gesichtern konnte man Aufrichtigkeit und Besorgnis lesen. Sofort wurden sie gefragt ob sie Hilfe benötigen würden und was denn vorgefallen sei. Während der braunhaarige Junge mit müder Stimme ihr Anliegen für einen Platz an dem sie sich ausruhen konnten vorbrachte stand Kurogane neben ihm und musterte die Bewohner der Gebäude misstrauisch. „Unsere Häuser sind nicht groß, und wir besitzen nicht viel, aber das was wir haben teilen wir gerne.“, reagierte schließlich eine ältere Frau auf Syaorans Bitte. „Du und das Mädchen, ihr kommt mit zu mir. Und ihr beiden werdet bei Runa Ostara unter kommen.“ Mit diesen, an den Krieger gerichteten Worten fasste sie Syaoran sachte am Arm und deutete ihm ihr zu folgen, was dieser auch tat, nachdem Kurogane ihm kurz zugenickt hatte. Eine weißhaarige Frau winkte den Schwarzhaarigen zu sich und ein wenig stolpernd setzte dieser sich wieder in Bewegung. Als einer der Männer an ihn heran trat, um ihm Fay abzunehmen, bedachte er diesen mit einem rotglühenden Blick, schüttelte den Kopf und drückte den Magier etwas fester an sich. Er würde ihn nicht hergeben. Die alte Frau führte ihn um eines der Häuser herum, und deutete auf eine Leiter, die nach oben, anscheinend auf den Dachboden führte. „Manchmal übernachten Reisende hier. Dort oben liegt eine Matratze und eine Decke, mehr kann ich euch leider nicht anbieten.“ Mit einem gemurmelten „Danke“ machte sich Kurogane an den Aufstieg, welcher ihm, da er Fay noch immer in den Armen hielt, nur mit Müh und Not gelang. Oben angekommen, musste er durch die niedrige Decke gezwungen den Kopf einzuziehen, blickte sich dann erst einmal in dem winzigen Dachboden um. Nicht wirklich viel Platz, aber zum Schlafen würde es in seinem übermüdeten Zustand schon reichen. Müde bückte er sich nach der zerschlissenen Decke, hüllte den Blonden darin ein. Dann ließ er sich, ohne einen weiteren Gedanken an etwaige Feinde zu verschwenden auf die Matratze sinken und zog den, immer noch eiskalten Mannsacht in seine Arme. Es dauerte kaum Minuten, da schlief der Ninja auch schon wie ein Stein. +~+~+~ Als Fay seine Augen verschlafen öffnete, musste er sie zuerst geblendet wieder schließen, da ihn strahlender Sonnenschein begrüßte. Der kupferartige Geruch von Blut der in Ceres in der Luft gelegen hatte war einem angenehmen Blumenduft gewichen und als der Magier sich vorsichtig aufsetzte merkte er sofort dass die Schmerzen in seinem Arm viel besser geworden waren, der Ninja mit seinen erste Hilfe Kenntnissen gute Arbeit geleistet hatte. Die Decke, die sorgsam um ihn gewickelt worden war, rutschte ihm als er sich aufsetzte von den Schultern, entblößte den schwarzen Stoff des Mantels, mit dem seine Wunde notdürftig verbunden worden war. Da das Schwarz an keiner einzigen Stelle eine dunklere Farbe angenommen hatte, hatte die Verletzung nach Kuroganes Behandlung wohl auch zu bluten aufgehört, er ihm damit wohl das Leben gerettet. Als Fay neben plötzlich eine Bewegung spürte, er einen Blick auf seine improvisierte Schlafstätte warf, die eine einfache Matratze gepaart mit einem Kissen bildete zuckte er überrascht zusammen als er sah, dass auf der schmalen Unterlage noch jemand lag, Kurogane wohl, um ihn die Nacht über zu wärmen und sich zu vergewissern, dass sein Zustand sich nicht verschlechterte neben ihm geschlafen hatte. Der schwarzhaarige Ninja, der selbst im Schlaf den Griff seines Schwertes umklammert hielt um gegen jeglichen Angriff gewappnet zu sein, schien am Vortag wirklich an seine Grenzen gegangen zu sein, anders konnte sich Fay nicht erklären, dass der sonst so vorsichtige Reisegefährte durch seine Bewegungen nicht aufgewacht war. Es musste diesem wirklich große Überwindung gekostet haben, auf der Matratze neben ihm Platz zu nehmen, schlief Kurogane doch normalerweise nur in sitzender Position, von welcher aus er im Falle eines Angriffs viel schneller auf die Beine kam um sich zu verteidigen. So leise wie möglich, ein Aufstöhnen erfolgreich unterdrückend, hievte der blonde Magier sich von der zerschlissenen Matratze, zog die dünne Decke, die noch bis vor wenigen Minuten ihm selbst als Schutz vor Kälte gedient hatte, über Kuroganes muskulösen Körper, bedachte den schlafenden Ninja noch mit einem sanften, beinahe zärtlichen Lächeln bevor er den winzigen Raum in Augenschein nahm. Bis auf ihre Schlafunterlage, dem Kissen und der Decke war der niedrige Raum, dessen Dachschräge ihn veranlasste leicht gebückt zu stehen um sich nicht den Kopf zu stoßen, völlig leer. Als er an das kleine Fenster trat, durch das wärmendes Sonnenlicht in das Zimmer fiel, stellte er fest, dass sie sich auf dem Dachboden eines aus einfachem, aus Holz gezimmerten Hauses befanden, und nachdem er den Raum ein weiteres Mal mit seinem Blick abgesucht hatte, fiel ihm nun auch die schmale Öffnung im Boden auf, an der eine Leiter platziert worden war, über die er höchstwahrscheinlich ins Freie gelangen würde. Er vergewisserte sich, dass Kurogane noch immer tief und fest schlief, er seine wohlverdiente Ruhe nicht gestört hatte, ließ den schwarzhaarigen Reisegefährten dann alleine zurück um sich umzusehen und nach den Kindern zu suchen. Er fröstelte leicht als er über die Leiter nach draußen gelangte, erinnerte sich erst jetzt daran, dass er sein blutbeflecktes Shirt ja in Ceres zurück gelassen hatte und der schwarze Mantel des Ninjas nun in Fetzen gerissen und einer dieser Stücke um seine Wunde gewickelt worden war. Es war also nur zu verständlich, dass er aufgrund seines nacktem Oberkörpers trotz des wärmenden Sonnelichts fror. Dies und die Tatsache, dass er trotz Kuroganes schnellen und professionellen Hilfe Fieber bekommen hatte, war wohl für das Kältegefühl verantwortlich. Allerdings hielt ihn das nicht von seinem ursprünglichen Vorhaben, die Umgebung zu erkunden, die Kinder zu suchen und wenn möglich auch Lebensmittel aufzutreiben, ab und vorsichtig stieg er die letzten Sprossen der Leiter hinab, um sich unten angekommen erst einmal umzusehen. Der Dachboden, auf dem sie Unterkunft gefunden hatten, gehört zu einer beinahe halb verfallenen Holzhütte, vor der sich ein kleiner Garten befand, in dem eine bereits etwas ältere Frau eifrig damit beschäftigt war Unkraut aus dem Boden zu rupfen und wie er erkannte als er näher trat, Karotten und andere selbst angebaute Gemüsesorten von Erde zu befreien. Er räusperte sich leise um die weißhaarige Frau auf sich aufmerksam zu machen, die bei diesem Geräusch ihre Arbeit unterbrach und sich überrascht zu ihm umwandte. Als ihr Blick auf den blonden Magier fiel, sie sich aufrichtete, ihre von harter Arbeit gezeichneten Hände an ihrer zerschlissenen Schürze abwischte und freundlich lächelnd auf ihn zukam, war sich Fay nun völlig sicher, dass der Sonnenschein und die stille, harmonische Landschaft ihn nicht trogen, sie wohl wirklich in einem friedlichen Land gelandet waren. „Du bist also aufgewacht? Ich hoffe du hast einigermaßen gut geschlafen... Wir konnten euch leider nicht mehr anbieten als diesen kleinen Raum...“ Fay schüttelte auf ihre entschuldigenden Worte hin sofort den Kopf, lächelte ihre freundliche Gastgeberin dann an. „Wir sind wirklich dankbar, dass wir uns bei Ihnen ausruhen dürfen...“ Die ältere Dame kehrte ihm einen Augenblick den Rücken zu, holte aus dem Garten das geerntete Gemüse und deutete Fay dann ihm zu folgen. „Du hast doch bestimmt Hunger, oder?“ Als sie bemerkte, dass der blonde Magier zwar nickte, allerdings stehen blieb, sich einen Moment lang etwas beunruhigt umblickte, interpretierte sie seine suchenden Blicke sofort richtig und beantwortete seine unausgesprochene Frage. „Falls du dir Sorgen um die beiden Kinder machst die dich und den schwarzhaarigen Mann begleitet haben, die sind bei einer guten Freundin untergebracht... Sie werden bestimmt hierher kommen sobald sie sich ausgeschlafen haben... Die beiden schienen genauso müde und mit ihren Kräften am Ende zu sein wie ihr beide... Du willst wahrscheinlich nicht darüber reden, was euch wiederfahren ist, oder?“ Obwohl er aufrichtige Sorge aus der Stimme der Frau hören, und er ihre Neugierde auch nachvollziehen konnte, schüttelte er nur den Kopf, war dankbar dass ihre Gastgeberin nicht weiter nachhakte und folgte ihr schließlich in das spärlich eingerichtete Haus. +~+~+~ Kurogane, der bis eben noch tief und fest geschlafen hatte, rührte sich allmählich. Die Augen noch geschlossen lag er da und suchte sich langsam einen Weg aus dem tiefen Schlaf. Noch halb im Dös spürte er, wie sich seine Hand fester um den Schwertgriff legte, da aber kein Anzeichen von Gefahr zu erkennen war lockerte er seinen Griff wieder etwas und überlegte stattdessen, was ihn geweckt hatte. Mit dieser Frage, auf die er momentan keine Antwort, außer die dass er irgendwann eine flüchtige Bewegung gespürt hatte, wusste, stellte sich auch die Nächsten. Wo war er? Und wie war er hierher gekommen? Desorientiert blinzelte er, hob dann die Hand um seine Augen gegen das helle Sonnenlicht abzuschirmen. Die halbvermoderten Deckenbalken über ihm weckten langsam seine Erinnerung und der Ninja erinnerte sich schemenhaft an einen See, einige heruntergekommene Hütte und an eine Leite, die er kaum hochsteigen können hatte. Wo zum Teufel steckte Fay?! So schnell wie Kurogane auf den Beinen war, ließ es keinen vermuten, dass er eben noch wie tot geschlafen hatte. Allerdings vergaß der Schwarzhaarige in seiner Hektik, dass er viel zu groß für den niedrigen Raum war und mit einem unangenehm lauten Krachen stieß er sich den Kopf an einem Deckenbalken. Mit schmerzverzerrtem Gesicht sank Kurogane wieder auf die Knie und presste sich beide Hände an die Schläfe. Nach schätzungsweise zwölf Stunden Schlaf war sein Kreislauf am Boden, außerdem hatte er immer noch Kopfschmerzen, die von der eher unsanften Begegnung mit der Decke nicht unbedingt besser wurden und die flimmernden Sternchen, die vor seinen Augen tanzten taten den Rest. Allerdings war seine Besorgnis, wo der Magier abgeblieben war doch größer als die Schmerzen. Langsam richtete er sich wieder auf, diesmal sorgsam darauf bedacht gebeugt zu stehen. Sein Kreislauf protestierte sofort und er schwankte leicht. Taumelnd machte er einen Schritt rückwärts, dann noch einen und als er beim Nächsten dann plötzlich ins Leere trat, konnte er nur noch perplex blinzeln, bevor er den Halt verlor und mit einem überraschten Aufschrei abstürzte. Der Aufprall auf den Erdboden war alles andere als sanft, presste ihm die Luft aus den Lungen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht blieb der Schwarzhaarige liegen, hoffte einfach, das er sich jetzt nichts gebrochen hatte und bedachte die Dachbodenluke über sich, durch die er gerade gestürzt war in Gedanken mit einer ganzen Reihe unschöner Flüche. +~+~+~ Der Innenraum der kleine Holzhütte, deren undichte Stellen notdürftig mit Brettern verdeckt worden waren, durch die aber bei stürmischen Wetter wohl trotzdem der eiskalte Wind durch alle Ritzen pfeifen würde, bestand aus einem einzigen Raum, auf dessen einer Seite sich eine schmale Pritsche, auf der sich eine der im Dachboden ähnlichen Matratze lag, befand. Gegenüber erblickte Fay einen kleinen, abgenützten Holzofen, mit dessen Hilfe sich ihre Gastgeberin sofort daran machte mit all den frischen Zutaten in einem riesigen Topf Suppe zu zubereiten. Ein wackeliger Tisch und zwei wohl selbst zusammen gezimmerte Stühle vervollständigten das sich ihm bietende Bild. Es rührte den blonden Magier zutiefst, dass die weißhaarige Frau trotz ihres ärmlichen Lebenstandart ohne mit den Wimpern zu zucken ihre kostbaren Lebensmittel mit ihnen teilen wollte. Bevor er sich allerdings dazu äußern konnte war von draußen ein lauter Aufschrei zu hören, gefolgt von einem dumpfen Aufprall. Fay, der gerade auf einem der Stühle Platz genommen hatte, stand mit einer so plötzlichen Bewegung auf, dass er den Stuhl umriss, achtete aber nicht weiter darauf sondern stolperte sofort aus dem Haus. Hatte ihn der ruhige Anblick seiner Umgebung getäuscht? War er in eine Falle getappt und hatte Kurogane womöglich schutzlos einem feindlichen Angriff ausgeliefert? Obwohl die Schmerzen in seinem Arm durch seine hektischen Bewegungen wieder heftiger wurden verlangsamte er sein Tempo nicht, bog mit vor Sorge verzerrtem Gesichtsausdruck um die Ecke... und stolperte beinahe über den am Boden liegenden Körper seines Reisegefährten. Nach Luft ringend ging er in die Knie, beugte sich zu Kurogane hinunter um sich zu vergewissern dass dieser in Ordnung war und blickte direkt in die ihn wütend anfunkelnden, glutroten Augen des Ninjas. Verwirrt hob Fay seinen Kopf zur Luke über ihnen hoch, versuchte festzustellen ob sich dort jemand befand der den muskulösen Mann durch diese gestoßen hatte, was dessen auf dem Boden liegende Position erklären würde. Allerdings war dort niemand zu sehen und bis auf das Vogelgezwitscher und dem keuchenden Atem Kuroganes war auch kein einziges Geräusch zu hören. Als dem blonden Magier klar wurde was dies nur bedeuten konnte, stahl sich ein amüsiertes Lächeln auf sein Gesicht. Sein Reisegefährte hatte doch wohl nicht wahrhaftig die Luke übersehn? „Alles in Ordnung?“ Er richtete seinen Blick wieder auf den schwarzhaarigen Ninja, der den Sturz vom Dachboden einigermaßen unbeschadet überstanden zu haben schien, sich bereits leise stöhnend aufrichten versuchte und streckte ihm hilfsbereit seinen gesunden Arm entgegen um ihm zu helfen. +~+~+~ Mit einem leisen Stöhnen versuchte Kurogane sich aufzusetzen. Gebrochen hatte er sich anscheinend nichts, aber der Aufprall war so hart gewesen, das er momentan noch nicht in der Lage war aufzustehen. Dass der Magier um die Ecke geflitzt kam und ihn zu allem Überfluss auch noch fast über ihn stolperte, machte es auch nicht besser. Na, wenigstens hatte er den Blonden so nicht lange zu suchen brauchen. Dieser ging sogleich neben ihm in die Hocke und musterte ihn besorgt, was Kurogane doch etwas überraschte, dann sah er nach oben zu der Quelle des Übels. Als Fay sich ihm wieder zuwandte blitzte es in seinen blauen Augen amüsiert und ein Lächeln umspielte die Lippen des blonden Mannes. Na, ganz toll, da hatte er sich mal wieder zum Affen gemacht... Dennoch stellte der Ninja erleichtert fest, dass es seinem Gegenüber relativ gut zu gehen schien. Er wirkte ziemlich ausgeschlafen, war nicht mehr so extrem blass, sondern hatte wieder seinen charakteristischen elfenbeinfarbenen Hautton und ein kurzer Blick auf den provisorischen Verband bestätigte dem Schwarzhaarigen, dass sich auch die Wunde nicht geöffnet zu haben schien. Das deutlichste Zeichen dafür dass es dem Magier besser ging, war allerdings das Lächeln mit dem er den Krieger nun bedachte. Nicht auf das Ziehen in seinem Rücken achtend, setzte sich dieser nun langsam auf, ignorierte die ihm hingehaltene Hand. Wenn er es drauf anlegen würde, konnte er den dünnen, blonden Mann mit einem kurzen ruck von den Füßen holen, wog er doch einiges mehr als dieser und war vor allem um einiges stärker. Endlich in einer sitzenden Position, betrachtete den ihm gegenüber Knieenden kurz, dann hob er die Hand und legte sie gegen Fays Stirn. Das Fieber war noch nicht ganz verschwunden, aber eigentlich nur noch als erhöhte Temperatur anzusehen. Erleichtert seufzte der Schwarzhaarige. „Scheint so als ob du das schlimmste überstanden hättest...“ Ob die Tatsache, dass Fays Wunde relativ gut und schnell zu verheilen schien darauf zurück zuführen war, dass er als Vampir sich schneller regenerierte oder wirklich auf sein Talent Verletzungen zu versorgen, wusste er nicht, spielte im Endefekt aber auch keine Rolle. +~+~+~ Als Kurogane seine hilfsbereit hingestreckte Hand ignorierte, sich ohne seine Hilfe in eine sitzende Position gebracht hatte, zog er diese mit einem nun etwas ernsterem Gesichtsaudruck zurück. Obwohl er einen Moment lang gedacht hatte, dass der Ninja aus verletztem Stolz, weil er sich über seinen Sturz durch die Dachluke amüsiert hatte, seine hilfsbereite Geste verschmäht hatte, war dem blonden Magier schnell klar geworden, dass dieser ihm nur nicht zutraute ihn hochziehen zu können, er wohl nur deshalb auf seine Hilfe verzichtet hatte. Erneut wurde dem Magier bewusst wie viel sich zwischen ihnen geändert hatte. Früher hätte der Ninja ihm für sein amüsiertes Grinsen mit Sicherheit eine wüste Beschimpfung an den Kopf geknallt. Nun hatte jeder von ihnen Angst mit jeder noch so kleinen Bemerkung die Verbindung zwischen ihnen völlig zu zerstören, den Hass des jeweils anderen auf sich zu ziehen. Bevor ihm weitere deprimierende Gedanken durch den Kopf schießen konnte, beugte Kurogane sich plötzlich vor, legte ihm ohne jegliche Vorwarnung seine angenehm kühle Hand auf die Stirn und Fay glaubte sogar ein besorgtes Funkeln in den glutroten Augen ausmachen zu können. Überrascht zuckte er zurück, sah seinen Gegenüber einen Moment lang verwirrt an bevor er sich aus seiner knienden Position aufrichtete. „Ich bin in Ordnung...“, antwortete er schließlich mit einem schwachen Lächeln. „Egal wie viele Tränen ich vergießen würde, es würde Ashuras Tat nicht ungeschehen machen, die getöteten Bewohner des Schlosses nicht wieder zurück bringen... Du brauchst dir keine Sorgen machen, ich werde kein weiteres mal Zusammenbrechen und Schwäche zeigen, unserer Gruppe damit Schwierigkeiten bereiten...“ Fay war längst klar geworden, dass Kuroganes einziger Grund ihn weiterhin in der Gruppe haben zu wollen wohl einzig allein der war, dass er magische Fähigkeiten besaß. Der wahre Syaoran hatte ihm zwar eines seiner Augen, die die Quelle seiner Magie darstellten geraubt, und er hatte Yûko sein Tattoo, dass seine Kräfte kontrolliert hatte als Preis für seinen Wunsch übergeben, doch trotz allem besaß er noch immer geringe Fähigkeiten die ihnen auf der Suche nach Sakuras Federn behilflich sein konnten. Welchen anderen Grund sollte es für den schwarzhaarigen Ninja sonst geben ihn immer wieder zu beschützen, sogar in Kauf zu nehmen, dass er seine Heimat nie wieder sehen würde, wenn nicht diesen? Gut, es ergab auch diese Theorie wenig Sinn, da der Ninja das Ziel seiner Reise mit seinem letzten Wunsch geopfert hatte, es also nichts gab, das nach Beendigung ihrer Suche nach den Federn auf diesen warten würde. Falls der Schwarzhaarige ihn also wirklich weiterhin in der Gruppe haben wollte um die Suche so schnell wie möglich abzuschließen, wieso hatte er dann seine Heimat geopfert? Egal wie man es drehte und wendete, es ergab keinen Sinn... Dass Kurogane ihn aus Sympathie in seiner Nähe haben wollte, erschien ihm allerdings noch viel unglaubwürdiger. +~+~+~ Kurogane hatte, in dem Moment, als er sich vorbeugte und Fays Fieber zu fühlen, nicht daran gedacht dass der Magier sich wahrscheinlich nur ungern von ihm berühren ließ. Dennoch spürte er einen kurzen Stich in der Brust, als dieser vor seiner Hand zurückzuckte. Er hätte es besser wissen müssen. Diese unüberlegten Berührungen machten ihm immer wieder klar, wie viel sich eigentlich geändert hatte. Früher war er es gewesen, der den Magier nicht gern in seiner Nähe gehabt, ihn höchstens geduldet hatte. Irgendwann hatte er sich dann daran gewöhnt, merkte erst seit sich das Verhältnis zwischen ihnen um hundertachtzig Grad gedreht hatte, wie vertraut ihm diese, meist ziemlich nervigen Rituale eigentlich geworden waren, dass er sie sogar zeitweise vermisste. Schwer zu sagen, was der Blonde früher gemacht hätte, hätte Kurogane ihn so selbstverständlich berührt, aber sicher wäre er nicht zurückgeschreckt. Während er die Hand langsam wieder sinken lies, beobachtete er wie Fay aufstand, ihn matt anlächelte. Wortlos hörte der Ninja sich an, was das Magier ihm zu sagen hatte. Nachdem dieser geendet hatte, stützte der Schwarzhaarige das Gesicht in die Hände und stieß einen frustrierten, langgezogenen Seufzer aus. „Wie kann man nur so ein Idiot sein?“ Das leise Lachen, das diese Worte begleitete klang traurig. Glaubte Fay wirklich, das er ihn als Last empfand? Dass er sich nur deswegen um ihn sorgte, weil es der Gruppe Unannehmlichkeiten bereitete, wenn es ihm schlecht ging? Wie kam er bloß darauf. Ständig redeten sie aneinander vorbei. Keiner von ihnen beiden, er nicht und der Blonde auch nicht, konnte Gedanken lesen, und keiner von ihnen brachte es fertig, das zu sagen, was er dacht. Kurogane hatte zeitweise das Gefühl, dass sie sich mit jedem Wort was zwischen ihnen gesagt wurde nur immer fremder wurden. Würden sie bald miteinander umgehen als würden sie einander nicht kennen? Niedergeschlagen schaute der Ninja auf, fing den verwirrten Blick des Blonden ein. „Wenn du weinen willst, dann darfst du weinen. Wenn es dir schlecht geht, dann darfst du zusammenbrechen. Und wenn du einen Ort brauchst, wo du Schwäche zeigen kannst ohne verletzlich zu sein, dann verkriech dich nicht in irgend einer dunklen Ecke, sondern komm zu mir.“ Selbst in Kuroganes Ohren klangen diese Worte seltsam, gerade aus seinem Mund so ein Angebot, dennoch war es vollkommen ernst gemeint. Er hatte sich geschworen, den Magier zu beschützen, und das konnte er nur, wenn dieser es auch zu ließ. +~+~+~ „Wie kann man nur so ein Idiot sein?“ Verwirrt blickte Fay zu Kurogane hinunter der noch immer auf dem Boden saß, keine Anstalt machte aufzustehen bevor sie dieses Gespräch beendet hatten. Irrte er sich oder klang das leise Lachen, das dieser rhetorischen Frage folgte traurig? Bevor der blonde Magier reagieren konnte, fuhr der schwarzhaarige Ninja allerdings bereits fort. „Wenn du weinen willst, dann darfst du weinen. Wenn es dir schlecht geht, dann darfst du zusammenbrechen. Und wenn du einen Ort brauchst, wo du Schwäche zeigen kannst ohne verletzlich zu sein, dann verkriech dich nicht in irgend einer dunklen Ecke, sondern komm zu mir.“ Einen Augenblick lang herrschte Stille zwischen ihnen, glutrote Augen hielten eisblaue gefangen, und Fay glaubte in diesen ehrliche Zuneigung zu lesen, war sich nun nicht mehr sicher ob hinter Kuroganes Handlungen wirklich nur eiskalte Berechnung steckte, klangen seine Worte doch so aufrichtig. „Ich...“ „Hier seit ihr beide also! Ich habe mir bereits Sorgen gemacht als ich den Krach draußen gehört habe und du so plötzlich aus dem Haus gerannt bist!“ Bevor Fay seinen Satz, von dem er selbst nicht wusste wie er ihn überhaupt weitergeführt hätte, aussprechen konnte, bog plötzlich ihre Wohltäterin um die Ecke, sah sie mit vorwurfsvollen Blick an, der durch ihren warmherzigen Gesichtsausdruck aber weitgehend entschärft wurde. Durch die Worte des Ninjas weitgehend aus dem Konzept gebracht wandte er sich zu der weißhaarigen vom Leben gezeichneten alten Frau um, schenkte ihr ein entschuldigendes Lächeln, was diese mit einem bloßen Schulterzucken quittierte, wohl um ihnen zu zeigen, dass sie ihnen nicht weiter böse war. Mittlerweile duftete es aus der Hütte bereits köstlich, und ihre Gastgeberin verkündete ihnen, dass das Essen bereits angerichtet war, blieb abwartend stehen, sodass sie dazu gezwungen waren ihr zu folgen ohne ihr unterbrochenes Gespräch fortsetzen zu können. Fay spürte den durchdringenden Blick seines Reisegefährten einen Moment lang auf sich ruhen, bevor sich dieser leise seufzend vom Boden hievte, an ihm vorbei schritt und der alten Frau folgte. Scheinbar hatte er selbst verstanden, dass es sinnlos war nun noch weiter zu diskutieren. +~+~+~ Mit einem resignierten Seufzer stand Kurogane auf. Am liebsten hätte er der weißhaarigen Frau, deren Name wie er sich dunkel erinnerte seltsam altertümlich geklungen hatte, den Kopf abgerissen. Das war verdammt wichtig gewesen! Wieso musste die alte Schreckschraube sie unterbrechen? Die Antwort des Magiers hätte alles einfacher machen können, oder auch sehr viel komplizierter. Es war ja nicht mal sicher, ob die Worte der Wahrheit entsprochen hätten, oder nur wie meist gelogen waren. Fay hatte ihm ja selbst gesagt, dass er aus seinen alten Verhaltensmustern nicht ausbrechen würde können. Während er der alten Frau jetzt ins Innere der Hütte folgte, sich umsah und feststellte, das es in diesem einen vorhandenen Raum auch nicht viel besser aussah, als oben auf den Dachboden, schob er seine ganzen Gedanken bezüglich des eben Gesagten einfach beiseite. Er würde nicht erfahren, was der Blonde ihm hatte antworten wollen, außer wenn er das Thema irgendwann mal wieder aufgriff. Jetzt würde er sich jedenfalls nur verrückt machen und sich am Ende noch in irgendwas hineinsteigern. Also würde er später darauf zurück kommen. Obwohl Kurogane bezweifelte, dass der Magier da überhaupt zum Reden bereit war. Das dieser gerade eben beinahe auf seine Worte reagiert hätte lag wahrscheinlich nur daran, dass der Schwarzhaarige ihn mit seinem Angebot total überrumpelt hatte. Fay hatte völlig verwirrt ausgesehen. „Setzt euch, ihr zwei. Setzt euch nur.“ Die Weißhaarige wedelte mit der Hand und blickte sie beide etwas ungeduldig an. Skeptisch betrachtet der Ninja die beiden, reichlich wackelig aussehenden Stühle, bevor er sich einfach auf dem Boden niederließ. Auf den verwirrten Blick des Magiers, und den der alten Frau hin, wedelte er nur mit der hand. „Ich bin gerade erst tief gefallen, da muss ich nicht auch noch mit einem dieser überaus stabil wirkenden Stühle zusammenbrechen.“ Ihre Gastgeberin blickte ihn tadelnd an, protestierte aber nicht, sondern setzte stattdessen zu einer Erklärung an. „Die alten Möbel sind stabiler als man denkt.“ Sie schöpfte Suppe in eine hölzerne, ziemlich abgegriffen wirkende Schale und reichte sie ihm dann. Die Gemüsesuppe roch ausgesprochen gut und sein Magen knurrte leise. „ Aber wie du willst. So können wir beide wenigstens sitzen.“ Lächelnd sah sie zu dem Blonden, der sich etwas zögernd an den Tisch setzte. Dann brachte sie auch ihm eine Schale und nahm ebenfalls Platz. +~+~+~ Als Fay die baufällige Hütte betrat meldete sich hier wo er den köstlichen Geruch der Suppe am intensivsten verspürte augenblicklich sein Magen zu Wort und er nahm, nachdem er Kurogane, der sich ohne viel Umschweifen auf dem Boden platziert hatte, mit hochgezogenen Augenbrauen gemustert hatte, vorsichtig auf dem alles andere als stabil wirkenden Stuhl, der nun nachdem er ihn vorhin unabsichtlich umgerissen hatte, noch lauter knarrte als vorhin, Platz. Kurz darauf wurde auch schon eine kleine, abgenützte Holzschale vor ihm auf den Tisch gestellt in die die weißhaarige Frau ihre dickflüssige Suppe geschöpft hatte. Erneut merkte Fay wir hungrig er war, schenkte ihrer Gastgeberin ein dankbares Lächeln bevor er den ebenfalls reichlich mitgenommenen aus Holz geschnitzten Löffel in der Flüssigkeit versenkte, den Löffel damit füllte und diesen schließlich an seine Lippen führte. Um die noch vor Hitze dampfende Suppe auf eine annehmbare Temperatur zu bringen kühlte er diese indem er sanft darauf pustete, bevor er das köstlich riechende Gericht in seinen Mund schob. Vor Überraschung weiteten sich seine Augen. Gut, er war ausgehungert und sein Magen hatte schon seit geraumer Zeit nach Essen verlangt, aber dies war bestimmt nicht der einzige Grund weswegen ihm diese Suppe ausgezeichnet schmeckte. Man merkte die Liebe die in diesem Gericht stecke, die harte Arbeit mit dem die alte Frau die verschiedenen Gemüsesorten angepflanzt, gepflegt und schließlich geerntet hatte. Hungrig leerte er seine Schüssel, merkte als er schließlich satt seinen Löffel zur Seite legte, dass ihre Wohltäterin ihn und Kurogane, der seine Portion mit selbiger Schnelligkeit geleert hatte, mit einem zufriedenen und erfreuten Gesichtsausdruck musterte. Erneut fühlte Fay Schuldgefühle in sich aufsteigen, dass er ihr für all ihre Gutmütigkeit absolut nichts geben konnte. Nachdem er die Kochkünste ihrer Gastgeberin in höchsten Tönen gelobt hatte, erhob sich der blonde Magier, stapelte die schmutzigen Schalen in einander um sie so besser tragen zu können, und warf der alten Frau dann einen fragenden Blick zu. Diese verstand sein Anliegen sofort, honorierte sein Angebot den Abwasch zu übernehmen mit einem überraschten aber erfreutem Lächeln und führte ihn, nachdem sie Kurogane gebeten hatte im Haus zu warten, falls die Kinder vorbei kommen würden, nach draußen zu einem kleinen Bach, der wohl in den glitzernden See mündete. Fay ließ sich am Rande des glasklaren Wassers nieder, begann die Holzgefäße von den Essensresten zu befreien während ihn die alte Frau mit Adleraugen beobachtete. Als er fragend seinen Kopf hob, lächelte sich nur und warf einen vielsagenden Blick zu ihrer Hütte. „Ich sehen ihn, den roten Faden... Den Schicksalsfaden der eure Zukunft miteinander verbindet... Ihr habt einiges durchmachen müssen, nicht wahr? Und es wird noch vieles geschehen was eure Beziehung auf die Probe stellen wird...“ Die Schüssel in seinen Händen entglitt seinen Fingern, landete mit einem leisen Platschen im Wasser. Gerade noch rechtzeitig gelang es dem Magier sich aus seiner perplexen Erstarrung zu lösen, das Gefäß zu ergreifen bevor es abtrieb. Wer war zum Teufel war diese Frau?! ~tbc~ Kapitel 7: Prediction --------------------- Vielen Dank an die neuen Kommischreiber *.* Vielen Dank für euer Lob, motiviert wirklich total >.< Werde natürlich weiterhin versuchen euch wöchentlich mit einem neuen Chapter zu versorgen, seit aber nicht böse wenns mal ein bissl länger dauert, fange ab Montag zum arbeiten an^^; (Ferienjob am Schiff als Matrosin*g*) Also dann, viel Spaß mit dem neuen Kapitel^^ +~+~+ Satt und zufrieden lehnte Kurogane an der Hüttenwand. Die Suppe hatte wirklich ausgezeichnet geschmeckt, auch wenn er sich nicht lobend darüber geäußert hatte. Allerdings hatte Fay diese Aufgabe sowieso mehr als überschwänglich erfüllt. Die einzige Sache die seine halbwegs gute Laune trübte waren seine immer noch vom Vortag verbliebenen Kopfschmerzen und sein Rücken, der nach der unliebsamen Bruchlandung bei jeder Bewegung schmerzte. Nach dem er eine Weile still, mit in den Nacken gelegten Kopf da gesessen hatte, erhob er sich schließlich ächzend. Draußen schien die Sonne, da würde er sich lieber ins Gras setzten, oder bevorzugt legen um auf die Kinder zu warten, statt hier in der dunklen Hütte zu versauern. Der Ninja kam gerade einmal bis zur Tür, als ihm plötzlich irgendwas Flauschiges ins Gesicht sprang und mit einem überlauten „Hyuuuuu!!!“ die Sicht versperrte. „Runter von meinem Gesicht!!“ brauste er sofort auf und Mokona krabbelte seinen Kopf hoch und machte es sich in seinen Haaren bequem. „Kuro-pi scheint’s ja wieder blendend zu gehen!“ Während der weiße Flummi auf seinem Kopf vor sich hin trällerte trat Kurogane nun endlich nach draußen, wo ihm schon Sakura und Syaoran entgegen kamen. „Guten Morgen Kurogane-san.“ Obwohl das braunhaarige Mädchen lächelte war ihm der Schock des kürzlich erlebten noch immer deutlich anzusehen. Die Blässe auf ihren Wangen, und die schwachen, aber dennoch deutlich sichtbaren Augenringe ließen darauf schließen, dass die Prinzessin nicht besonders gut geschlafen hatte. Syaoran hingegen wirkte wesentlich ausgeruhter. Anscheinend hatte er sich ganz gut von den Schrecken in Ceres erholt, auch wenn der Schwarzhaarige eher glaubte, dass der wirkliche Schock über dieses Blutbad den Jungen bloß noch nicht eingeholt hatte, da seine ungeteilte Aufmerksamkeit die ganze Zeit über Sakura galt. „Wo ist den Fay-san?“ fragte diese gerade und sah sich suchend nach dem Magier um. „Puh“ kommentierte die weiße Nervensäge sofort. „Habt ihr mal wieder gestritten?“ Mit einem heftigen Kopfschütteln vertrieb er das Manjuu aus seine Haaren. „Nein, haben wir nicht! Er hilft beim Abwasch...“ +~+~+ Mit einem geheimnisvollen Lächeln auf den Lippen nahm ihm die alte Frau die abgewaschenen Schüssel aus den Händen, machte sich dann ohne jegliches weitere Wort der Erklärung auf den Rückweg, ließ den völlig verwirrten Magier alleine am Fluss zurück. Verdattert starrte Fay ihrer Gastgeberin nach, schüttelte schließlich den Kopf und blickte nachdenklich in das glasklare, leise gluckernd an ihm vorbei fließende Wasser. Was hatte sie nur damit gemeint? Sie beide waren durch Schicksalsfäden miteinander verbunden? Meinte sie den Wunsch Kuroganes, der seinen Ausbruch aus der Gruppe verhindert hatte, ihn weiter an ihn kettete? Oder die Tatsache, dass er von dessen Blut abhängig war? Selbst wenn, wieso wusste sie darüber Bescheid? Die kurze Zeit die sie sich an diesem Ort befunden hatte, hatte ihm doch eigentlich den Eindruck vermittelt, dass hier niemand magische Fähigkeiten zu besitzen schien. Er beugte sich vor um etwas von dem Wasser mit seiner hohlen Handfläche heraus zu schöpfen, verwischte dabei sein ihm von der Oberfläche entgegen blickendes Spiegelbild. Auch bei diesem kurzen Anblick seiner Selbst hatte er erkennen können, dass er Ringe unter den Augen hatte, und obwohl er sich ausgeruht hatte wirkte er trotz allem nicht wirklich fit. Der blonde Magier führte seine Hand zum Mund, trank das kühle Nass, das nicht durch seine Finger getropft war, spürte wie dieses sich erfrischend seinen Weg seine Kehle hinunter bahnte. Als er sich schließlich aufrichtete, der geheimnisvollen alten Frau zur Hütte folgte konnte er schon von weitem die quietschende Stimme des kleinen weißen Knäuels vernehmen und als er näher heran trat wurde er auch schon von Sakura und Syaoran Willkommen geheißen. Obwohl das Mädchen noch immer müde wirkte, schien es sich so weit erholt zu haben ihm ein schwaches Lächeln schenken zu können. Natürlich hatten die Ereignisse ihre Spuren in dem zarten Gesicht der Prinzessin hinterlassen, doch diese würden wohl auch so schnell nicht wieder verschwinden, waren die Bilder doch einfach zu schrecklich um sie innerhalb einiger Tage wieder aus dem Kopf zu bekommen. Der Junge an ihrer Seite hingegen wirkte bei weitem kräftiger und ausgeruhter, hatte seinen wachsamen Blick die ganze Zeit über auf Sakura gerichtet um sich zu vergewissern, dass es dieser gut ging. Obwohl die Worte ihrer Gastgeberin noch immer durch seinen Kopf geisterten schenkte er den drei Neuankömmlingen ein Lächeln, während er aus den Augenwinkeln wahrnahm wie die alte Frau Kurogane ein trockenes Tuch in die Hand drückte, ihn am Handgelenk packte und hinter sich her ins Haus zog, wohl um ihr beim Abtrocknen zu helfen, worüber der Ninja alles andere als glücklich wirkte. Obwohl es Fay beunruhigte, dass der schwarzhaarige Reisegefährte nun allein mit der seltsamen Frau war, er nur hoffte, dass diese ihn nicht ebenfalls mit seltsamen, undurchsichtigen Sätzen verwirrte, blieb er bei den Kinder stehen, die ihm mit strahlenden Augen von der Freundlichkeit der Leute des Dorfes erzählten, dabei immer wieder von Mokona unterbrochen wurden, das seine Dankbarkeit durch einen nervtötenden Lobgesang auf die Backkünste ihrer Gastgeberin ausdrückte. +~+~+ Mit wenig Begeisterung ließ Kurogane sich mit nach Innen schleifen. Dass er nicht die geringste Lust hatte bei der Hausarbeit zu helfen sah man ihm deutlich an. Außerdem schoss als die Weißhaarige ihn am Arm packte ein unangenehmes Ziehen durch seinen Rücken. Na klasse, beinahe ausgeknockt von einer Oma! Mit einem bitteren, leicht schmerzverzerrten Lächeln ließ er sich die Schüsseln in die Hände drücken, trocknete wortlos die Holzschüsseln ab, während er sich fragte, was das überhaupt sollte. Holz wurde auch von allein ganz gut trocken, da musste er sich nicht erst damit rumnerven. Aber anscheinend war das seiner Gastgeberin egal. Sie beobachtete ihn nur mit einem wissenden, teils aber auch mütterlich wirkenden Lächeln. Vor allem der geheimnisvolle Teil dieses Gesichtsausdruck erinnerte den Ninja stark an eine andere Person. Eine Frau mit langen schwarzen Haaren, die es fabelhaft verstand einem, vor allem ihm, auf der Nase herum zu tanzen, und die Nöte Andere schamlos zu ihrem Vorteil auszunutzte. Der Gedanke an die Dimensionshexe ließ seine Laune noch etwas weiter absinken und wortlos stellte, oder eher knallte er die letzte Holzschüssel auf den Tisch, sodass dieser bedrohlich wackelte und klatschte auch gleich noch das Trockentuch daneben. Gereizt wandte er sich zum Gehen, als plötzlich die Frau hinter ihm zum Sprechen ansetzte und ihn veranlasste inne zu halten. „Du solltest gut auf ihn acht geben, sehr gut, sonst wirst du ihn schneller verlieren als dir lieb ist.“ Ruckartig wirbelte der Schwarzhaarige zu der alten Frau herum. Sein Blick glühte förmlich. Er konnte diesen Worten keinen Sinn abgewinnen, die in Rätsel gesprochenen Worte machten ihn regelrecht rasend. Doch bevor er die Alte anfahren konnte fuhr diese schon fort. „Es gibt da etwas... jemanden... der ihn sich zurück holen will. Also sei wachsam...“ Mit diesen Worten verstummte sie, verließ sofort die Hütte, noch während Kurogane nach dem Sinn ihres wirren Geredes suchte. Von wem hatte sie gesprochen? Jemand den er beschützen wollte und sollte, den er nicht verlieren wollte... Da kam nur eine Person in Frage. Fay. Dieser nervige, blonde Magier, der ihm irgendwann unbemerkt so verdammt wichtig geworden war. Diese Erkenntnis traf ihn unvorbereitet und wie ein Schlag. Mit einem frustrierten Seufzen schloss Kurogane die Augen. Seit wann dachte er so? Nicht erst seit jetzt, das war ihm klar. Seit der Sache damals, mit Fays Auge? Wahrscheinlich. Schon da hatte er dementsprechend gehandelt, sich sein Motiv nur nicht eingestehen wollen. Er sollte ihn also beschützen... vor was auch immer... „Verlass dich drauf.“, brummte er in den leeren Raum, wohl wissend, das diese seltsame Frau ihn sowieso nicht mehr hören konnte, dann folgte er ihrer Gastgeberin ins Freie. +~+~+ Während dem Gespräch mit den Kindern wanderte Fays Blick immer wieder unauffällig zu der baufälligen Hütte, in die der schwarzhaarige Ninja vor nun doch schon geraumer Zeit verschwunden war. Kuroganes lange Abwesenheit beunruhigte ihn und es fiel ihm immer schwerer sich auf die Worte der Prinzessin zu konzentrieren. Erst als das Mädchen sanft seinen Arm berührte, mit ernstem, beinahe schuldbewussten Gesichtsausdruck über seine verbundene Wunde strich gelang es ihm den Reisegefährten einen Moment lang aus seinen Kopf zu verbannen und er lächelte Sakura aufmunternd an, bewegte seinen verletzten Arm um ihr zu zeigen dass es ihm gut ging. Ein erleichtertes Lächeln huschte über das Gesicht der Prinzessin, bevor sie sich zu Syaoran umwandte, der, wie er erst jetzt bemerkte, in seinen Armen seinen Pelzmantel hielt. Dankbar nahm er das für ihn aufgrund all der Erinnerungen die er mit ihm verband kostbare Kleidungsstück entgegen, zog es sich, obwohl er dank der Sonne, die nun zur Mittagszeit wärmer denn je vom Himmel strahlte, keine Kälte mehr verspürte, über seinen nackten Oberkörper. Gerade als er in seinen Mantel geschlüpft war, trat die alte Frau wieder zu ihnen ins Freie, und wenige Sekunden später tauchte auch Kurogane mit finsterem Gesichtsausdruck im Türrahmen auf. Die Blicke, mit denen dieser ihre Gastgeberin nahezu durchbohren zu schien, zeigten Fay deutlich, dass auch der Ninja nicht von ihren undurchsichtigen Worten verschon geblieben war. Als der schwarzhaarige Reisegefährte sich bückte um durch die niedrige Türe ins Freie zu gelangen legte sich kurz eine schmerzverzerrte Grimasse auf sein Gesicht, die aber sofort wieder verschwand, hatte dieser seine Gesichtszüge augenblicklich wieder unter Kontrolle. Scheinbar war Kurogane bei dem Sturz vom Dachboden doch nicht so glimpflich davon gekommen wie er angenommen hatte. Er ließ die beiden Kinder, die bereits begonnen hatte die alte Frau über besondere Ereignisse in der Nähe des Dorfes auszufragen und sich damit über den möglichen Aufenthaltsort der Feder informierten, bei dieser zurück, schlenderte langsam zu dem schwarzhaarigen Ninja, der sich an die Hausmauer gelehnt hatte und mit abwesendem Ausdruck in den Himmel starrte. „Setz dich hier hin...“ Der ernster Ausdruck in seinen Augen strafte das Lächeln, das seine Lippen umspielte Lügen, war doch noch nur eine Marotte die er selbst jetzt nicht ablegen konnte. Rotglühende Ovale blickten aus den Gedanken gerissen verwirrt in seine eisblauen, und Kurogane verharrte auf eine Erklärung wartend, machte keine Anstalt den Worten des Magiers Folge zu leisten. „Du hast Schmerzen, nicht wahr?“ Sanft aber bestimmt packte er den Ninja am Arm, der ihm, wenn auch widerwillig folgte, sich schließlich wie befohlen auf einem der riesigen Steine vor der Hütte niederließ. Obwohl es Fay doch einige Überwindung kostete Kurogane nach all den zwischen ihnen vorgefallenen Ereignissen so nahe zu kommen, deutete er diesem das schwarze, seinen Oberkörper bedenkende Kleidungsstück auszuziehen, was sein Reisegefährte schließlich kopfschüttelnd befolgte. Der blonde Magier strich sanft über die Schrammen auf dessen Rücken, die wohl durch den heftigen Aufprall auf dem Boden entstanden waren, schloss seine Augen um diese unscheinbaren Wunden mithilfe seiner Magie zu heilen. Nachdem diese verschwunden war begann er mit seinen langen schmalen Fingern die Schultern des Ninjas zu massieren, damit die verspannten Muskeln zu lockern. +~+~+ „Setz dich hier hin...“ Die ernste, vertraute Stimme riss den Schwarzhaarigen aus seinen Gedanken. Etwas verwirrt blickte er die vor ihm stehende Person an, die selbe, um die sich auch sein ganzen Gedanken gerade gedreht hatten. Fay lächelte, allerdings erreichte dies wie gewohnt und erwartet seine Augen nicht. Er machte keinerlei Anstalten der Aufforderung nachzukommen, wartete stattdessen ab, was der Magier nun schon wieder vor hatte. Aber dieser gab ihm keine besonders klare Antwort auf die unausgesprochene Frage, griff stattdessen nach seinem Arm und führte den Ninja zu einem der großen Steine. Eigentlich hatte Kurogane sich nur mitziehen lassen, weil er viel zu überrumpelt von der plötzlichen Offensive seines Begleiters gewesen war, als das er hätte Widerstand leisten können. Es war allerdings ungewöhnlich, dass Fay von sich aus auf ihn zutrat, ihn sogar berührte um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen. Was es ihm allerdings bringen sollte, sich zu setzen, wusste der Schwarzhaarige nicht. Als der Magier dann auch noch verlangte, er solle sein Oberteil ausziehen, zweifelte er doch wirklich ernsthaft an dessen Verstand. Dennoch gab er sich kopfschüttelnd geschlagen, streifte das schwarze Kleidungsstück ab und legte es über sein Bein. Die Sonne schien unangenehm auf seinen Rücken, und an dem schwachen Brennen erkannte er, dass er wohl ein paar Schrammen von seinem morgendlichen Sturzflug zurückbehalten hatte. Als die nächsten Augenblick erst einmal nichts passierte wollte er schon wieder aufstehen und den Blonden anfahren, dass er für solche Spielchen heute nicht den Nerv hatte, da legten sich plötzlich angenehm kühle Hände auf seinen Rücken. Kuroganes rubinrote Augen weiteten sich überrascht, als der hinter ihm stehende Mann sacht über die schmerzenden Stellen auf seiner Haut strich. Was war den mit dem heute los? Normalerweise war der Magier doch meist darauf bedacht, dass mindestens ein Meter Abstand zwischen ihnen war. Seine Gedanken wurden abrupt unterbrochen, als der Ninja ein seltsames Kribbeln spürte. Das Gefühl war zum einen angenehm, erinnerte ihn irgendwie an einen sanften, warme Lufthauch, aber gleichzeitig stach es auch wie tausend kleine Nadeln. So schnell, wie sie gekommen war verschwand diese seltsame Empfindung wieder, nahm den Schmerz mit sich. Kurogane dämmerte es, was der Blonde da eben getan hatte. Aus seinem ironischen >Ach, ich dachte du könntest nicht zaubern.< wurde allerdings nur ein gebrochenes Keuchen, als sich im nächsten Moment lange, geschmeidige Finger auf seine Schultern legten, sie zu massieren begannen. Der Schwarzhaarige war verdammt verspannt, was von seiner ständigen Wachsamkeit herruhte, wusste selbst das sich seine Schulter- und Nackenmuskulatur meist anfühlte wie Stein. Demzufolge waren Fays Berührungen nicht unbedingt angenehm. Dennoch protestierte er nicht gegen die Behandlung, die dieser ihm angedeihen ließ, sondern ließ ihn gewähren, versuchte sich selbst etwas zu entspannen. Nach einer Weile spürte er, wie sich seine Muskeln langsam zu lösen begannen, die Massage dadurch nicht mehr ganz so unangenehm war, sogar etwas durchaus wohltuendes hatte. Die samtenen Finger und die Nähe des Blonden beruhigten ihn irgendwie. +~+~+ Da die Kinder noch immer aufgeregt mit der alten Frau sprachen, diese ihnen wohl wichtige Informationen lieferte, unterbrach den Magier niemand bei seiner Massage. Der Stein, auf dem Kurogane Platz gefunden hatte, befand sich etwas abseits von dem kleinen Garten neben dem die Prinzessin und Syaoran standen, wodurch ihre Worte nur gedämpft zu hören waren. Bis auf dieses leise Gemurmel, dem Kluckern des nahegelegenen Flusses und dem unermüdlichen Zwitschern der Vögel war kein einziges Geräusch zu hören. Da es dem Stand der Sonne nach gerade Mittagszeit herrschte nutzten die Dorfbewohner diese heiße Tageszeit wohl dazu um ein kurzes Schläfchen einzulegen, was die völlige Stille erklärte. Fay merkte wie seine Behandlung langsam Wirkung zeigte, der schwarzhaarige Ninja sich unter seinen gekonnten Handgriffen zusehends entspannte. Mit zielsicheren Bewegungen lockerte er sämtliche Muskeln, hoffte, dass er seinem Reisegefährten nun endlich eine Hilfe sein und ihn wenigstens von seinen Rückenschmerzen befreien konnte. „Sie hat mit dir geredet, nicht wahr?“, brach er schließlich das zwischen ihnen herrschende Schweigen, veranlasste Kurogane, der während seiner Massage irgendwann die Augen geschlossen hatte, dazu diese wieder zu öffnen, merkte, dass dieser einen kurzen verwunderten Seitenblick zu ihm warf, allerdings nur mit einem kurzen nicken reagierte. „Glaubst du man kann ihren Worten Glauben schenken? Mir ist es nicht so vorgekommen als würde es in dieser Welt magische Kräfte geben... Denkst du, dass sie vielleicht Sakura-chans Feder bei sich hat? Deshalb in der Lage ist solche Vorraussagungen zu machen? Ein roter Schicksalsfaden der uns verbindet...“ wiederholte er schließlich nachdenklich die Worte ihrer Gastgeberin, in der Annahme, dass diese dem Ninja genau dieselben gesagt hatte. +~+~+ Nachdem seine Verspannung endlich ganz nachgelassen hatte, die mit der Massage verbundenen Schmerzen nun verschwunden waren, hatte Kurogane die Augen geschlossen, die Ruhe und die wohltuenden Bewegungen einfach nur genossen. So was hatte er dringend einmal gebraucht. Und dass es gerade der blonde Magier war, welcher ihm diese Behandlung verpasste, machte es nur umso besser. Warum auch immer Fay das tat, es half und außerdem zeigte es dem Ninja, dass zwischen ihnen vielleicht doch noch nicht alles verloren war. Als die ruhige Stimme des Magiers erklang öffnete er seine Augen widerwillig, reagierte auf dessen Frage mit einem Seitenblick und einem kurzen Nicken. Total verwirrt hatte die alte Frau ihn mit ihren verschnörkelten Worten. Zumal ihn die Aussage, dass er den Blonden womöglich verlieren könnte ziemlich besorgte. Aber ob man ihr glauben konnte? Schwer zu sagen, solche Zukunftsaussagen waren ja leider nicht zu überprüfen. Allerdings fiel dem Schwarzhaarigen schon ein, welche Gefahr die Alte gemeint hatte. Höchstwahrscheinlich, nein, sogar mit Sicherheit König Ashura. Ob sie allerdings das Erinnerungsfragment der Prinzessin hatte war schwer zu sagen. Und wenn, fraglich ob sie es herausgeben würde. Allerdings schob er diese Gedanken erst einmal beiseite als er die letzten Worte des hinter sich Stehenden vernahm. „Ein roter Schicksalsfaden der uns verbindet...“ Wie bitte? Verwirrt zog er die Stirn kraus, konnte den Worten aber dennoch keinen Sinn abgewinnen. Dass sie durch irgendetwas verbunden waren, noch dazu von einem roten Faden, war ihm nun völlig neu. Blut war zwar rot, und der Blonde brauchte seines um zu überleben, aber das war mit Sicherheit nicht gemeint. Weil er denn Sinn einfach nicht fand, befreite er sich schließlich aus dem Griff des Magiers und wandte sich halb um. „Uns verbindet was?“ Durchdringend starrte er Fay an, konnte in seinem blassen, von Anstrengung gezeichneten Gesicht aber nur Verwirrung entdecken. Anscheinend waren dies die Worte gewesen, die ihre Gastgeberin ihm gesagt hatte und er war einfach davon ausgegangen, dass Kurogane die selben Worte zu hören bekommen hatte. +~+~ Erneut spürte er wie Kurogane seinen Kopf leicht zur Seite drehte, sich dabei halb aus seinem Griff wandte und ihn dann mit verständnislosem Ausdruck im Gesicht ansah. „Uns verbindet was?“ Verwirrt hielt Fay in seinem Tun inne, war es ohnehin sinnlos, da sich der Ninja halb seinen schlanken Fingern entzogen hatte, ihn statt dessen durch glutrote Augen fragend anblickte. Der blonde Magier schüttelte nur abweisend den Kopf, hielt es nicht wirklich für notwendig seinen Gegenüber mit weiteren verworrenen Wörtern zu belasten. Da er selbst den Sinn der Vorhersage nicht verstand, würde auch Kurogane wohl nicht schlau daraus werden, selbst wenn er ihm den vollständigen Wortlaut zitierte. Obwohl er sich eingestehen musste, dass es ihn interessierte, was genau die alte Frau dem Ninja gesagt hatte, wenn es nicht dieselben Worte wie die seinen waren, hakte er nicht weiter nach, war ihm doch durch den verbissen Gesichtsausdruck, mit dem der Schwarzhaarige nach dem Gespräch mit ihrer Gastgeberin die Hütte verlassen hatte, sofort klar gewesen, dass auch dieser ihre Vorhersage mehr schlecht als recht zu deuten vermochte. Gerade als sich Kurogane wieder umgewandt hatte, er wohl einsah, dass es nichts brachte den blonden Magier mit Fragen zu löchern, und er mit seiner Massage fortfahren wollte, hörten sie beide wie sich die Stimmen der Kinder näherten und nachdem Fay, aus einem Grund den er selbst nicht verstand, noch einmal sanft über die gebräunte Haut von Kuroganes Rücken gestrichen hatte, ließ er von diesem ab, trat ein paar Schritte von dem Ninja weg, als würde es der Prinzessin und Syaoran einen falschen Eindruck vermitteln wenn er zu nahe an diesem stand. +~+~ Kurogane hatte keine Antwort erwartet. Nein, nicht wirklich. Fay wäre nicht Fay, dieser, meist, nervende Blondschopf, wenn er ihm auf seine Frage auch nur einmal eine Antwort gab. Stattdessen schüttelte er nur den Kopf, wohl in der Annahmen, dass der Ninja es ohnehin nicht wissen wollte, oder nicht verstehen würde und ließ diesen somit total verwirrt im Dunkeln tappen. Sie beide verband also ein roter Schicksalsfaden? Die alte Wachtel hatte wohl ein Faible für Metaphern. Seufzend wandte er sich wieder von dem Blonden ab. Sollte dieser ruhig mit seiner Massage weiter machen, eine Antwort würde er so oder so nicht bekommen. Die wurde aber unterbrochen, als sich die Stimmen der beiden Kinder näherten. Als Kurogane spürte, wie der Magier ihm noch einmal sanft über den Rücken strich, schloss er kurz die Augen. Diese Berührung hatte etwas angenehm vertrautes und er bedauerte es schon fast dass Fay den Kontakt unterbrach, einige Schritte von ihm wegtrat. Als ob die Prinzessin und ihr Beschützer irgendetwas in ihr Verhalten hinein interpretiert hätten. Das größte Problem war da eher Mokona, das auch sogleich von Sakuras Schulter hüpfte und sich auf ihn stützte, noch bevor er sich wieder anziehen konnte. „Hyuuu!! Sexy, Kuro-rin!!“ quietschte die weiße Stofffluse überlaut, während sie auf seinen Rücken sprang und sogleich begann über seine Schultern zu tänzeln. Die beiden Kinder wanden sich währenddessen an den Magier, um ihm das In Erfahrung gebrachte zu berichten. „Geh weg! Lass mich!! Du kitzelst!“ Den letzten Satz bereute er sofort wieder, denn das flauschige Munjuu begann sofort begeistert über seinen Bauch zu robben. Erstaunlicherweise schien Mokona, ganz entgegen seiner Gewohnheiten, bald genug davon zu haben, ihm auf die Nerven zu gehen, sondern blieb ruhig auf seinen Knie sitzen, und beobachtete ihre drei Gefährten, während sich der Schwarzhaarige nun endlich anziehen konnte. Nachdem er fertig war, erwiderte er den plötzlich ernsten Blick des weißen Hasenwesens fragend. Dieses hopste zu seiner Hand die ebenfalls auf seinem Bein lag und tätschelte den kleinen Finger. „Yûko hat mal erzählt, dass der Schicksalsfaden, der zwei Menschen verbindet, am kleinen Finger festgemacht ist.“ Das Manjuu lächelte wehmütig. „Mokona hat nicht lauschen gewollt, es hat nur so gute Ohren. Weißt du Kurogane, manche von denen, die eigentlich verbunden sind finden sich nie, andere verlieren sich wieder. Und einige laufen ständig aneinander vorbei und merken es einfach nicht.“ Erneut tätschelte es seinen Finger. „Da.“ Dann wies das Knäuel zu dem Magier, der sich immer noch anhörte, was Syaoran und Sakura zu berichten hatten. „Und da. Wenn du ganz genau schaust kannst du den Faden sogar sehen. Es ist ganz wichtig, dass ihr es bald merkt, hat Yûko gesagt, sonst ist es zu spät...“ Mit diesen Worten hüpfte der weiße Flummi auf seine Schulter und wühlte sich in seinen Kragen. Kurogane wusste, das es wenig Sinn machte sich jetzt aufzuregen, weswegen er sich lieber auf die Worte des hasenähnlichen Wesens konzentrierte. Aber so sehr er seine Hand auch anstarrte, den roten Faden von dem Mokona erzählt hatte sah er nicht. Noch nicht, korrigierte der Ninja sich in Gedanken, während er aufstand und sich zu ihrer kleinen Truppe gesellte. +~+~+ Fay bekam von dem Dialog zwischen dem Ninja und dem kleinen weißen Knäuel nichts mit, lauschte viel zu konzentriert den Worten der Kinder, die ihm haargenau erzählten, was ihnen die alte Frau, die sich mittlerweile wieder ihrer Gartenarbeit gewidmet hatte, berichtet hatte. Laut ihr gab es ganz in der Nähe des Dorfes eine etwas größere Stadt deren aufgrund sengender Hitze und Wassermangels ausgedörrte Felder plötzlich wie durch ein Wunder wieder fruchtbar geworden waren, auf unfassbare Weise Früchte und Gemüsesorten hervorbrachten, mit denen ihr kleines Dorf nicht konkurrieren konnte. Da die Konsumenten ihrer selbstangebauten Ware nun lieber die billigeren und süßeren Früchte der Konkurrenz kauften waren sie selbst an ihre Existenzgrenzen gelangt, was auch die einfachen, heruntergekommen Häuser erklärte. Obwohl Fay sich nicht ganz sicher war ob er ihrer Gastgeberin glauben schenken konnte, diese sie ja ebenso gut belügen und auf eine völlig falsche Fährte schicken konnte um, wenn sie sich in ihrem Besitz befand, die Feder weiterhin für sich behalten zu können, wollte er der gutherzigen, wenn auch oft in Rätseln sprechenden alten Dame trauen, weiterhin an das Gute im Menschen vertrauen und sich auf seine Menschenkenntnis verlassen. Nachdem die Kinder mit ihrer Erzählung geendet hatten, er Kurogane, der mittlerweile zu ihnen getreten war, mit wenigen Worten den Stand der Dinge erklärt hatte, runzelte er schließlich nachdenklich die Stirn, bevor er langsam nickte, der Prinzessin und Syaoran beipflichtete. „Ihr habt Recht... Wir sollten sofort aufbrechen damit wir die Stadt erreichen bevor es dunkel wird...“ Kurogane schien nicht wirklich erfreut über die Tatsache, dass sie obwohl sich weder der blonde Magier noch die Prinzessin richtig erholt hatte, bereits den nächsten anstrengenden Fußmarsch anstrebten, zu sein, widersprach allerdings nicht, war sich wohl im Klaren darüber, dass ihre Priorität dem Bergen der Feder galt. Da sich niemand gegen diesen Vorschlag aussprach galt er als einstimmig angenommen und die Gruppe setzte sich in Bewegung um sich bei ihrer gutherzigen Gastgeberin zu bedanken und sich zu verabschieden. Die alte Frau hatte wohl bereits geahnt, dass sie früher oder später aufbrechen würden, drückte ihnen sofort als sie am Zaun des kleinen Gartens ankamen einen Korb, der mit den verschiedensten Gemüse- und Obstsorten gefüllt war, in die Hände. „Das ist alles was ich euch für den beschwerlichen Weg mitgeben kann...“, meinte sie mit beinahe entschuldigendem Tonfall, während Syaoran die Lebensmittel entgegen nahm, worauf dieser sofort den Kopf schüttelte, ihr versicherte, dass sie ihr für ihre riesige Hilfe zu großem Dank verpflichtet waren. Nun war es an der alten Frau abzuwinken und lächelnd musterte sie jeden einzelnen von ihnen eingehend bevor sie fortfuhr. „Ich sehe sie in jedem von euch, diese Emotion, die stärker als Freundschaft, und unberechenbarer und zerstörerischer als Hass ist... In den einen ist sie bereits gut sichtbar...“ Sie legte eine nachdrückliche Pause ein, blickte vielsagend zur Prinzessin und ihrem Beschützer, bevor sie ihren Satz fortsetzte. „...In anderen wiederum noch tief unter der Oberfläche verborgen...“ Dieses mal suchten ihre durchdringenden Augen Fays und Kuroganes Gestalt. +~+~+ Als sie beschlossen ihren Weg in die ungefähr eine halben Tagesmarsch entfernte Stadt sofort anzutreten, stimmte Kurogane nur widerwillig zu. Ihm selbst ging es zwar durch die ziemlich angenehme „Behandlung“ des Magiers schon sehr viel besser. Sowohl seine Rückenschmerzen, als auch die Verspannungen in Nacken und Schultern warn gänzlich verschwunden, nur ein schwaches Stechen in seinem Kopf erinnerte ihn noch an die gestern durch gestandenen Strapazen. Er würde einen so langen Fußmarsch problemlos zurücklegen, selbst wenn sein Zustand nicht ganz so gut war. Der Junge würde den langen Weg auch durchhalten, solange er sich um die Prinzessin sorgte, schien ihm alles andere kalt zu lassen. Blieb nur zu hoffen, dass der braunhaarige junge Mann nicht allzu bald Zeit hatte über die vergangenen Ereignisse nachzudenken. Aber ob die Prinzessin und der Magier diesen Gewaltmarsch durchstehen würden war mehr als fraglich. Dem braunhaarigen Mädchen aus Clow-kuni sah man die Erschöpfung immer noch mehr als deutlich an. Nach dem was sie erlebt hatte, war das auch kein Wunder. Kurz fragte sich Kurogane, wie es wohl jetzt um Sakura gestanden hätte, wäre es ihm nicht gelungen, den Magier daran zu hindern die Gruppe zu verlassen. Wahrscheinlich hätte sie diesen Verlust nicht verkraftet. Aber da Fay nun mal immer noch hier war, konnte der Schwarzhaarige diesen Gedanken getrost beiseite schieben, wandte seine Aufmerksamkeit stattdessen lieber der blonden, in ihren warmen Wintermantel gehüllte Person, dem Mann, um den sich seine Gedanken in letzter Zeit so oft drehten, zu. Bei ihm musste man schon zweimal hinsehen um Anzeichen von Ermüdung zu finden, aber Kurogane hatte längst gelernt die wenigen Zeichen zu deuten, in dem Gesicht des Blonden zu lesen. Diesem ging es bei weitem nicht schon wieder so gut, wie er glauben machen wollte. Er bewegte sich langsamer als sonst, nicht so hektisch, verzog ab und an leicht das Gesicht, wenn er seinen verletzten Arm falsch belastete. Unter den eisblauen Augen waren schwache Spuren von Augenringen zu sehen, und sein Lächeln wirkte etwas müde. Zu viert begaben sie sich zu der kleinen weißhaarigen Frau, die sie schon erwartet zu haben schien, und Syaoran nahm einen Korb voller Grünzeugs von ihr entgegen, bedankte sich für ihre Hilfe und ihr freundliches Verhalten. Als die Alte dann schon wieder begann in Rätseln zu sprechen, wollte Kurogane schon auf Durchzug schalten, allerdings erweckten die Worte dann doch seine Aufmerksamkeit. „Ich sehe sie in jedem von euch, diese Emotion, die stärker als Freundschaft, und unberechenbarer und zerstörerischer als Hass ist...“ Er musste gar nicht erst groß nachdenken, die Antwort, auf die Metapher, die die Alte benutzte drängte sich ganz automatisch in seinem Kopf in den Vordergrund. Sie sprach von Liebe. Dem womöglich stärksten, existierenden Gefühl der Welt. Die einzige Emotion die stärker war als Freundschaft und Loyalität, und die noch viel mehr Übel anrichten konnte als Hass und Wut. Liebe. Noch während der Schwarzhaarige sich über seine sentimentalen Gedankengänge wunderte, spürte er einen intensiven Blick auf sich ruhen und schaute auf, direkt in die braunen ihrer Wohltäterin. „...In anderen wiederum noch tief unter der Oberfläche verborgen...“ Mit leicht zuckenden Mundwinkel hob er eine Augenbraun, musste sich stark beherrschen um nicht auszurasten. Wie krotesk, dass sie im Zusammenhang mit „Liebe“ von ihm sprach. Er war Ninja, Krieger für sein Land, nichts war ihm wichtiger, als die Befehle die er erhielt ordnungsgemäß auszuführen, die Person, der er loyal untergeben war, mit seinem Leben zu beschützen. Kurogane stockte. Die Person, der er zu Loyalität verpflichtet war, das war Prinzessin Tomoyo, aber die Person die er nun beschützte war... Er ballte die Hände zu Fäusten, um diesen Gedanken Einhalt zu gebieten. Das war absurd! Einfach nur absurd und lächerlich. Mit einem wütenden Schnauben und einem letzten stechenden Blick aus den rotglühenden Augen wandte er sich ab. Einfach lächerlich!! +~+~+ Auch Fay war sofort klar gewesen, dass es nur eine einzige Emotion geben konnte, auf die die Beschreibung der alten Frau zutraf – Liebe. Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht als ihre Gastgeberin sich Syaoran und Sakura zuwandte, zu verstehen gab, dass man bei den beiden Kindern diese bereits deutlich erkennen konnte. Bei dem Jungen war ihm das längst selbst aufgefallen, war sich der blonde Magier doch völlig im Klaren darüber, dass dieser die Prinzessin vergötterte, ohne Nachzudenken sein Leben opfern würde um ihres zu retten. Doch was das braunhaarige Mädchen betraf war er sich da nicht sicher, denn obwohl dieses die Nähe des wahren Syaorans duldete und ihm näher war als je zuvor, glaubte Fay doch, dass ihr Herz noch immer dem geklonten Syaoran gehörte, sie es zwar nicht zeigte, aber die Hoffnung noch immer nicht aufgegeben hatte, dass dieser zu ihr zurück kehren oder sie ihn finden würde. Nachdem ihre Wohltäterin die beiden Kinder einen Moment lang nachdrücklich gemustert hatte, fuhr sie schließlich fort, blickte während sie ihren Satz beendete ohne Umschweifen zu ihm und Kurogane. Schlagartig verschwand das Lächeln aus Fays Gesicht, wich einem Ausdruck von Ungläubigkeit und Verwirrung. Liebe, eine Emotion die er tief in seinem Inneren verbarg? Liebe zu wem? Die alte Frau glaubte doch nicht wirklich... Schlagartig wurde ihm klar, was ihre Gastgeberin mit ihren verschnörkelten Worten ausdrücken hatte wollen und er schüttelte sofort unmissverständlich seinen Kopf, während sein Blick wie von selbst nach dem schwarzhaarigen Ninja suchte, der, wie er den zu Fäusten geballten Händen und dem abgewandten Blick entnehmen konnte, ebenso wenig von den Worten ihrer hilfsbereiten Wohltäterin hielt, wie er selbst. Wenn ihn überhaupt etwas mit Kurogane verband, dann war es wohl Freundschaft. Der blonde Magier hatte mittlerweile eingesehen, dass er dem Reisegefährten wohl unrecht getan hatte, dieser ihn wohl nicht aus eiskalter Berechnung heraus des öfteren beschützt, ja ihm sogar das Leben gerettet hatte. Er glaubte nicht mehr daran, dass dieser ihn hasste, seine Anwesenheit nur ertrug weil er dank seiner magischen Fähigkeiten eine große Hilfe bei der Suche nach den Federn war. >Wenn du weinen willst, dann darfst du weinen. Wenn es dir schlecht geht, dann darfst du zusammenbrechen. Und wenn du einen Ort brauchst, wo du Schwäche zeigen kannst ohne verletzlich zu sein, dann verkriech dich nicht in irgend einer dunklen Ecke, sondern komm zu mir.< Erneut schossen ihm diese Worte durch den Kopf, die selbst für ihn ziemlich deutlich zeigten, dass Kurogane ihn als Kameraden... vielleicht sogar als Freund ansah. Doch wie lange würde dies anhalten? Der Schwarzhaarige schien noch nicht wirklich verarbeitet zu haben, dass er seine Heimat nie wieder sehen würde, er dies indirekt dem blonden Magier zu verdanken hatte. Und da sprach die alte Frau von Liebe? Das war nun wirklich mehr als lächerlich, bestätigte ihn in seiner Annahme, dass diese sich einfach nur gerne reden hörte, allerdings nicht wirklich fähig war ihnen etwas über ihre Zukunft vorherzusagen, sie sich also auch bestimmt nicht im Besitz der Feder befand. Er schenkte ihrer Gastgeberin sein typisches, maskenhaftes Lächeln, hoffte, dass diese ihm nicht allzu deutlich ansah was er von ihren Worten hielt, bedankte sich erneut für ihre aufopfernde Freundlichkeit und wandte sich schließlich zum gehen. "Grüßt Yûko von mir, wenn ihr sie das nächste mal sprecht..." Ruckartig fuhr Fay herum als er den Namen der Dimensionshexe vernahm, die alte Frau hatte ihm allerdings schon den Rücken zugekehrt und war auf dem Weg in ihre verfallene Holzhütte. Nun vollends verwirrt starrte der Magier der gebückt auf ihre Unterkunft zuschlurfenden Frau nach, verstand die Welt nicht mehr. ~tbc~ Kapitel 8: Moisture ------------------- Jaa, hier sind wir wieder^__^ Freut mich, dass es nach wie vor Leser gibt die unsrer FF treu bleiben und sich auch neue Kommischreiber dazu gesellt haben^__^ Danke für eure lieben und motivierenden Kommentare*knuddel* Also dann, weiter im Text^_^ ~+~+~ Kurogane schwieg eisern. Er drehte sich nicht um als er den intensiven Blick spürte, wusste auch so, dass die Augen, in die er blicken würde blau waren, so blau wie Eis. Der Schwarzhaarige merkte, wie er schon bei der bloßen Erinnerung an diese Augen ruhiger wurde. Langsam entkrampften sich seine Hände wieder und er stieß er den wütend angehaltenen Atem aus. Dieses mal schob er das Bild, das sich ihm vor sein inneres Auge gelegt hatte nicht beiseite. Liebe also, was? Er konnte ein bitteres Lachen nicht länger unterdrücken. Aber klar doch! Er und in den Magier verliebt... Was kam als nächstes? Fliegende Katzen? Wasser, das nach oben floss? Oder vielleicht ein Berg Leichen? ... Ach nein, den hatten sie ja gestern erst gehabt. Gestern... Der Ninja schloss für einen Moment die Augen. Es hatte ihn alles andere als kalt gelassen, dass der Blonde so ohne jedes Wort der Erklärung, ohne einen Abschiedsgruß versucht hatte die Gruppe zu verlassen, und ihm mal wieder allzu deutlich gezeigt hatte, dass er dem Ninja überhaupt nicht vertraute. Aber warum? Warum empfand er den Gedanken, das er Fay hätte verlieren können ums so viel schlimmer, als den Verlust seiner Heimat? Was verband sie eigentlich? Liebe? Nein, sicher nicht. Der rote Schicksalsfaden, den sowohl Mokona als auch Fay im Zusammenhang mit den Worten der alten Frau erwähnt hatte? Allerdings konnte Kurogane damit nicht wirklich viel anfangen. Am ehesten war ihr Verhältnis zueinander wohl als Freundschaft zu definieren. Zumindest im Moment, zumindest heute und jetzt. Morgen, sogar schon in einer Stunde konnte das wieder ganz anders aussehen und sie würden sich beide wieder so verhalten, als würden sie sich abgrundtief hassen. Aber taten sie das? Er wusste nicht, wie es um die Gefühle des Magiers stand, aber es selbst hasste den blonden Mann keineswegs. Ohne Fay ging es einfach nicht. Zumindest das wusste er, dessen war er sich sicher, auch wenn er den ganzen wirren Rest seiner Gefühle nicht deuten konnte. Das ganze Chaos in seinem Inneren wurde gleich noch einmal durcheinander gewürfelt, als er den Namen der Dimensionshexe vernahm. Kuroganes Kopf schoss ruckartig herum, eine Bewegung, die sämtliche Halswirbel knacken ließ. Am Rande bemerkte er, dass der Magier genauso reagiert hatte wie er. Die weißhaarige, vom Alter und vom Leben gezeichnete Frau hatte ihnen aber schon den Rücken gekehrt. Sie kannte die Hexe der Dimensionen? Wenn das wirklich stimmte, dann war es unmöglich ihre Worte einfach als bloße Spinnerei abzutun.. Nun vollends verwirrt setzte der Ninja sich in Bewegung, blieb erst nach einigen Metern stehen, weil er realisierte, das ihm niemand folgte. Als er sich fragend umwandte, deutete Syaoran genau in die entgegengesetzte Richtung. Der Junge und die Prinzessin schienen beide etwas verwundert über sein seltsames Verhalten und ein kurzer Seitenblick auf den Magier zeigte ihm, das dieser mindestens genau so verwirrt aussah, wie er sich fühlte. ~+~+~ Einen Moment lang verspürte Fay den Drang der alten Frau zu folgen, zu versuchen ihr etwas deutlichere Worte zu entlocken, die seinem derzeitigen völlig verwirrten Zustand Abhilfe schaffen konnten. Doch Kurogane, der zwar bei Yûkos Namen ebenso plötzlich herumgefahren war, sich allerdings wohl besser unter Kontrolle hatte als der blonde Magier, machte ihm einen Strich durch die Rechnung indem er sich in Bewegung setzte, wenn auch in eine völlig falsche Richtung. Trotz der ernster Situation stahl sich ein leichtes Lächeln auf Fays Gesicht, das aber sofort wieder verschwand als die nagenden Gedanken zurück kehrten. Der Magier warf einen letzten Blick auf das verwitterte Holzhaus, folgte dann leise seufzend dem schwarzhaarigen Ninja, der nun, nach einem verwirrten Hinweis seitens Syaoran, in die richtige Richtung marschierte. Da sowohl die Kinder als auch Kurogane und er selbst ihren Gedanken nachhingen, herrschte völlige Stille, die nur von dem penetranten Zirpen der Grillen und dem gelegentlichen Zwitschern eines Vogels unterbrochen wurde. Sie passierten das ausgestorben vor ihnen liegende Dorf, dessen Bewohner wohl alle der Mittagshitze entflohen waren und sich in ihren Häusern verbarrikadiert hatten. Auch Fay spürte wie sich bereits nach wenigen Metern erste Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten, behielt seinen warmen Pelzmantel aber trotz allem an, da er sich nicht völlig sicher war ob sein Körper wirklich auf die hohen Temperaturen reagierte, oder das Fieber daran Schuld war. Mit seiner Handfläche wischte er sich den Schweiß von seiner Stirn, während er, gefolgt von den Kindern, den Blick auf den muskulösen Rücken des Ninjas gerichtet, direkt hinter diesem her durch das hohe, ungemähte Gras schritt. Kurogane hatte seinen Blick stur gerade aus gerichtet, verließ sich wohl auf sein Gehör, das ihm sagte, dass seine Reisegefährten sich hinter ihm befanden, und wandte sich kein einziges mal zu ihnen um. „Kuro-pyon ist wütend, wie gruselig!“, brach Mokona schließlich die Stille, konnte das angespannte Schweigen wohl nicht mehr ertragen. Das weiße Knäuel hopste dem schwarzhaarigen Ninja direkt vor die Beine, brachte diesen beinahe zu Fall als er darüber stolperte, und veranlasste Kurogane fluchend hinter dem hasenähnlichen Wesen herzujagen. Ein Hauch von Nostalgie stieg in dem blonden Magier auf als er diese, früher so alltägliche, Szene verfolgte. Wieso war nur alles so schrecklich kompliziert geworden? ~+~+~ Ach! Das war alles so nervig und verwirrend und so was von durch und durch bescheuert. Die Worte der alten Schreckschraube gingen ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf. Dabei hatte er weiß Gott besseres zu tun, als sich sein Hirn über dieses Gerede zu zerbrechen. Es machte ihn verrückt, schier wahnsinnig. Nicht mehr lange und Kurogane würde einen ausgewachsenen Wutanfall bekommen, und den nächst besten, der ihm über den Weg lief abstechen. Fluch hin oder her. Dass es wohl besser gewesen wäre, anstatt über das wirre Gequassel der schrulligen Frau nachzudenken, lieber wachsam die Umgebung im Auge behalten, besonders die, direkt vor seinen Füßen, stellte der Ninja erst fest, als das weiße Manjuu, das bis eben noch in seinen Klamotten herumgerobbt war, plötzlich daraus hervor und ihm direkt vor die Beine sprang. Kaum hatte der Schwarzhaarige armrudernd sein Gleichgewicht zurück, jagte er Mokona auch schon quer über die Wiese. „Bleib stehen du nervige Flauschkugel! Ich reiß dir die Ohren ab!!“ Das hasenähnliche Wesen dachte allerdings nicht im Traum daran, sauste stattdessen vergnügt quietschend und immer wieder seine typischen seltsamen Pfeifnachahmlaute von sich gebend den herum. Nach fünf Minuten Hetzjagd in der prallen Mittagssonne ging Mokona doch bald die Luft aus. Doch kampflos ergeben wollte sich das weiße Knäuel wohl trotzdem nicht, schaltete stattdessen auf Offensive, sprang gegen einen Baum und stieß sich kräftig von diesem ab, sodass es direkt auf den Ninja zusauste. Da dieser viel zu überrascht war um rechtzeitig zu reagieren erwischte Mokona ihn direkt im Gesicht, was Kurogane so abrupt stoppen ließ, dass er über seine eigene Füße stolperte und zum zweiten Mal an diesem Tag rückwärts zu Boden ging. Während der Schwarzhaarig erstenmal liegen blieb, gluggste das Manjuu fröhlich. Er war nur froh, dass der Magier vorhin seine Verletzungen geheilt hatte, sonst wäre seine erneute Begegnung mit dem Feldboden wohl nicht so glimpflich ausgegangen. Grummelnd zog er sich das weiße Flummi vom Gesicht und warf es kurzerhand in die Luft, was dieses mit einem begeistert langerzogenen „Hyuuuuuu!!“ quittierte, bevor es zurück auf seinen Bauch plumpste. Trällernd kam Mokona über seine Brust getänzelt und berührte mit seinen samtigen Pfötchen seine Nase. „Aus!“ befahl es dann streng. „Dann geh von mir runter!“ knurrte der Ninja zur Antwort. „Nein, nein. Ich meine Schluss mit Nachdenken!“ Langsam setzte Kurogane sich auf, sodass die weiße Staubfluse in seinen Schoß kullerte und von dort zu ihm hochstrahlte. „Aus!!“ Das kleine Manjuu war schon etwas besonderes. Obwohl es nerven konnte ohne Ende und meist nichts als Blödsinn im Kopf zu haben schien, bewies es mit solchen Worten immer sehr eindrucksvoll, dass es sich Gedanken machte, und sich um alle Gruppenmitglieder sorgte. Seufzend wandte Kurogane seine Aufmerksamkeit auf ihre drei, sich langsam nähernden Reisegefährten und konnte sich im nächsten Moment ein trockenen Lächeln nicht verkneifen. Dem Magier schien extrem warm zu sein, auch kein Wunder, bei dem Pelzmantel den er trug. „Wie wär’s, wenn du deinen Mantel ausziehen würdest?“ Der amüsierte Tonfall des Schwarzhaarigen war nicht zu überhören. „Es sind über 30 Grad und außerdem macht es dein Fieber auch nicht besser, wenn du dich hier zu Tode schwitzt.“ Es war schon ganz selbstverständlich, dass er sich Gedanken um den Blonden machte. Halt! Aus! Nicht nachdenken! ~+~+~ Fay sah Kuroganes Sturz bereits kommen als das weiße Knäuel auf einen der zahlreichen Bäume zusprang, sich mit seinen Beinchen von der Rinde abstieß und in einem Heidentempo wie ein Wurfgeschoss auf den Ninja zuflog. Dieser konnte Mokona wie erwartet nicht mehr rechtzeitig ausweichen und landete bereits das zweite Mal an diesem Tag auf dem Boden. Ein amüsiertes Lächeln stahl sich auf das Gesicht des Magiers und als er einen Seitenblick auf die beiden Kinder warf konnte er sehen, dass selbst die müde und von den Ereignissen der letzten Tage gezeichnete Prinzessin ihre Lippen zu einem Lächeln verzogen hatte, sie sogar leise lachte als Mokona den Ninja weiter auf die Palme trieb. Das weiße hasenähnliche Wesen strahlte mit der Sonne um die Wette, war es wohl genau das gewesen was es mit seiner Showeinlage bezwecken hatte wollen. Der Flummie schien nur allzu gut zu merken wie sehr das zarte Mädchen litt, der lange Fußmarsch an ihrer aller Kräfte zerrte, versuchte mit seinem teilweise mehr als nervigen Getue die Stimmung zu lockern, sie abzulenken, was ihm auch gut gelungen war. Auch Kurogane schien sich dieser Tatsache wohl bewusst zu sein, denn obwohl der schwarzhaarige Ninja das Wesen grimmig anfunkelte konnte der Magier den sanften Ausdruck in dessen Augen deutlich ausmachen. So sehr Kurogane sich auch dagegen sträubte es offen zu zeigen, für Fay war deutlich zu erkennen, dass er Mokona mochte. „Es sind über 30 Grad und außerdem macht es dein Fieber auch nicht besser wenn du dich zu Tode schwitzt...“ Erst jetzt merkte der in Gedanken versunkene blonde Mann, dass sein Reisegefährte seinen Blick ihm zugewandt hatte, ihn trocken grinsend musterte. Seiner Stimme war deutlich anzuhören wie sehr ihn der Anblick des in seinem viel zu warmen Mantel schwitzenden Magiers amüsierte. Dieser hatte mittlerweile selbst eingesehen, dass er bei solchen Temperaturen wohl kaum eine Verschlechterung seines gesundheitlichen Zustands befürchten musste, war allerdings zu stolz und starköpfig das Kleidungsstück nun, da Kurogane ihn darauf hingewiesen hatte auszuziehen. Da schwitzte er sich lieber zu Tode als ihm diesen Triumph zu gönnen. Zu dieser Tatsache gesellte sich außerdem noch, dass er ungern mit nacktem Oberkörper herum lief. Neben dem durchtrainierten Ninja wirkte er selbst in seinem dicken Mantel schmächtig und dürr, das musste er nicht noch deutlicher zur Schau stellen in dem er ohne Shirt rumlief. „Soll ich den Worten eines Kriegers, der durch übersehene Dachluken fällt und von kleinen Fellknäuel fertig gemacht wird, wirklich Beachtung schenken?“, antwortete er also schließlich nur breit grinsend, worauf sich Kuroganes Gesicht sofort verdunkelte. „Wenn du weiterhin mit einem so finsteren Gesichtsaudruck rumläufst bekommst du noch Falten, Kuro-pyon...“ Der neckende Tonfall und sein provozierendes Lächeln brachten einen Moment lang den alten Fay, der den Ninja sooft ohne jegliche Bedenken zur Weißglut getrieben hatte, zum Vorschein, allerdings zeigte sich schlagartig ein beinahe erschrockenes Funkeln in seinen Augen, als er realisierte, dass er seinen Gegenüber ohne nachdenken mit einem seiner verhassten Spitznamen angeredet hatte, ihm dieser einfach so über die Lippen gekommen war. Der Schwarzhaarige schien über dies genauso verwirrt zu sein wie er selbst, starrte er ihn einen Augenblick nur mit einem seltsamen Ausdruck im Gesicht an, den er nicht zu deuten vermochte. ~+~+~ „Wenn du weiterhin mit einem so finsteren Gesichtsaudruck rumläufst bekommst du noch Falten, Kuro-pyon...“ Als Fay angesetzt hatte, seinen Namen zu sagen, hatte der Schwarzhaarige ganz automatisch seinen vollständigen Namen erwartet, die Art und Weise mit der der Magier ihn immer wieder darauf hinwies wie viel, eigentlich überflüssige, Distanz, die auch nicht durch die amüsiert, triezenden Worte des Magiers verschwand, zwischen ihnen herrschte. Deswegen brauchte er auch einen Moment, um zu realisieren, dass der Blonde etwas anderes sagte, einen dieser nervtötenden Spitznamen, die früher schon oft genug Streitthema zwischen ihnen gewesen waren und die er sein Ewigkeiten nicht mehr gehört hatte. Naja, gehört zwar von Mokona, aber das war etwas anderes, etwas ganz anderes. Kurogane spürte, wie sein Gesichtsausdruck etwas verrutschte, während er den Magier verwirrt und einfach nur erstaunt ansah. Einen Moment war der Impuls, den Blonden anzufahren, ihm zu sagen er solle diesen dämlichen Name gefälligst lassen, ziemlich stark, einfach nur seine gewohnte Reaktion darauf, dennoch schaffte der Ninja es sich zurück zu halten. Die Gefahr, dass Fay einen seiner Tobsuchtsanfälle zu ernst nehmen, sich dann komplett vor ihm verschließen würde, war einfach zu groß. Zumal dieser ebenfalls erschrocken über seine eigenen Worte zu sein schien. Anscheinend hatte er ihn gar nicht so nennen gewollt und der Schwarzhaarige bemerkte das kurze verstörte Flackern in den blassblauen Augen, erwartete für seine Worte wohl bereits Schelte. Der Ninja hatte nicht vor, irgendetwas zu tun, was seinen Begleiter nun endgültig verschrecken würde, aber die triezenden Worte und das aufmüpfige Verhalten auf sich sitzen lassen konnte er natürlich auch nicht. Dass er ihn auf keinen Fall anbrüllen würde war klar. Aber was dann? Ganz automatisch wanderten seine rubinroten Augen zu dem See, dessen Ufer ein paar Meter von ihnen entfernt begann. Okay... Ein fast schon sadistische Grinsen schlich sich auf die Züge des Schwarzhaarigen, während sein Blick wieder zu Fay wanderte. Wer sich mit ihm anlegen wollte musste auch die Konsequenzen tragen! Ruckartig sprang er auf, packte den erschrocken zusammenzuckenden Mann und warf ihn sich über die Schulter. Er brauchte keine fünf Schritte bis zum Seeufer und noch bevor der Blondschopf wusste wie ihm geschah, oder er sich wehren konnte, landete er auch schon mit einem lauen Platschen im, für eine Uferregion doch erstaunlich tiefen Wasser. „So!“ Breit grinsend stemmte er die Hände in die Hüfte. „Das hast du nun davo... Was?! Nein!!“ Noch bevor Kurogane seinen Satz beenden konnte traf ihn irgendetwas rundes flauschiges im Rücken und da er viel zu nah am Rande des Sees stand verlor er das Gleichgewicht, stürzte, mit einem lauten Fluch, kopfüber hinein. Mokona, dieses Mistvieh! Hustend und prustend tauchte er wieder auf, zog den Magier, der in seinem schweren, sich allmählich mit Wasser vollsaugenden Mantel ziemliche Schwierigkeiten hatte an der Oberfläche zu bleiben, einfach wieder mit hoch. Das Wasser war nicht kalt, dafür aber verdammt tief, sodass es ihnen beiden unmöglich war zu stehen. Allem Anschein war das hier so was wie eine Bucht, und Kurogane war nun beinahe froh, dass das Manjuu ihn ebenfalls ins Wasser gestoßen hatte. Wer wusste schon ob Fay sonst nicht womöglich noch wie ein Stein untergegangen wäre... Ohne großes Umschweifen, und ohne auf den teils überraschten, teils verwirrten eisblauen Blick einzugehen, streifte er dem Magier den Wintermantel von des schmalen Schultern und klatschte das, mittlerweile erstaunlich schwere Kleidungsstück ans Ufer. Na klasse! Jetzt waren sie schon beim ausziehen. Die alte Frau würde die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. „ Hyuuuuu!! Sexy~ Fay!“ quietschte Mokona, das erst auf seinen Kopf sprang und von dort ebenfalls ins kühle Wasser hechtete, was bei der weißen Staubfluse nicht unbedingt elegant aussah. Grinsend hielt Kurogane den blonden Mann neben sich an seinem unverletzten Arm fest, damit dieser ihm nicht doch noch ersoff. „Das hast du nun davon, wenn du dich mit mir anlegst.“ ~+~+~ Wortlos starrte der blonde Mann in die glutroten Augen seines Gegenübers, fühlte sich nicht in der Lage etwas zu sagen, aber ebenso wenig im Stande seinen Blick von Kurogane zu wenden. Er wusste nicht welche Reaktion er sich nun von dem schwarzhaarigen Ninja erwartete, hoffte zwar einerseits inständig, dass dieser ihn wie früher mit Schimpfwörtern überhäufen würde, andererseits hatte er aber ebenso Angst vor einem solchen wütenden Ausbruch seines Reisegefährten, konnte er sich ja nicht sicher sein ob dieser es nicht doch ernst meinte. Und war er überhaupt noch in der Lage solche harten Worte ohne mit der Wimper zu zucken wegzustecken? Bevor er diese Gedanken weiterführen konnte bemerkte Fay, wie der leicht entgleiste Gesichtsausdruck des Ninjas verschwand, sich stattdessen ein beinahe sadistisches Grinsen darauf breit machte. Bevor er vorsichtshalber ein paar Schritte zurück weichen konnte, packte ihn dieser ohne jegliche Vorwarnung, er spürte wie er hochgehoben wurde und keine Sekunde später baumelte er kopfüber von Kuroganes Rücken. Völlig entgeistert wie er war, war er nicht in der Lage sich zu wehren, und als er sich endlich aus der überrumpelten Erstarrung löste war es auch bereits zu spät. Seine Augen weiteten sich überrascht als der Ninja ihn plötzlich losließ, und keine Sekunde später landete er auch bereits im Wasser. Einen Augenblick lang fühlte sich sein durch die Sonne aufgeheizter Körper in dem relativ kalten Nass wie gelähmt an, und der Magier spürte wie sein Pelzmantel sich mit Wasser vollsog, ihn in die Tiefe zu ziehen drohte. Da er aufgrund seiner Verletzung nur einen Arm benutzen konnte kostete es ihn ziemliche Anstrengung, und als er nach einigen kräftigen einseitigen Schwimmbewegungen die Wasseroberfläche erreichte fühlte er sich durch den Sauerstoffmangel bereits leicht benommen, schnappte erleichtert nach Luft. Während Fay damit beschäftigt war sich trotz seines immer schwerer werdenden Mantels über Wasser zu halten, vernahm er plötzlich neben sich ein weiteres Platschen, und keine Sekunde später tauchte Kurogane prustend und fluchend neben ihm auf, auf dessen Gesicht, obwohl er Mokona auf das übelste beschimpfte, ein breites Grinsen zu sehen war. Er spürte wie der Ninja ihn hochzog, ihm den immer anstrengender werdenden Kampf mit dem vollgesogenen Kleidungsstück erheblich erleichterte. Fay wollte sich gerade mit einem giftigen Blick für die ungewollte Erfrischung bedanken, als Kurogane ihm plötzlich ohne jegliches Wort den Pelzmantel von den schmalen Schultern streifte, dabei gezwungenermaßen die nackten blasse Haut darunter berührte, Stellen an denen der Magier augenblicklich ein seltsames Kribbeln verspürte. Auch dieses mal viel zu überrumpelt um sich dagegen zur Wehr zu setzen, befreite ihn der schwarzhaarige Reisegefährte völlig von dem Stück Stoff, warf es in hohem Bogen ans Ufer, um dann sofort wieder nach Fays gesunden Arm zu greifen, wohl in der Befürchtung, dass dieser auch ohne das schwere Kleidungsstück nicht in der Lage sein würde sich über Wasser zu halten. „Hyuuuuu!! Sexy~, Fay!?“ Das begeisterte Quietschen der weißen Landplage wurde einem weiteren Platschen begleitet als Mokona vor ihnen ins Wasser sprang, ihnen dadurch einen Schwall des kühlen Nasses ins Gesicht spritzte. „Das hast du nun davon, wenn du dich mit mir anlegst.“ Völlig überfordert wandte der Magier seinen Blick von dem weißen Knäuel Kurogane zu, der ihn breit grinsend ansah, bevor sich seine Lippen ebenfalls zu einem sadistischen Lächeln verzogen, und er den Kopf des schwarzhaarigen Mannes völlig unvorbereitet unter Wasser drückte. Als dieser nach Luft schnappend wieder auftauchte hatte er bereits einige Schwimmtempi zurück gelegt um einen Sicherheitsabstand zwischen sich und den Ninja zu bringen, und wandte sich grinsend zu diesem um. „Tja, wer sollte sich nun vor wem in Acht nehmen?“ ~+~+~ „Tja, wer sollte sich nun vor wem in Acht nehmen?“ Hustend hielt sich Kurogane mit einer Hand am steinigen Vorsprung des Seeufers fest und musste erst einmal das Wasser aus den Augen blinzeln. Na, aber hallo! Was war den mit dem heute los? Er hatte so ziemlich alle möglichen Bösartigkeiten als Antwort auf diese unüberlegte Badeaktion erwartet, war ihm doch erst viel zu spät eingefallen, wie Fay in letzter Zeit auf solche „Scherze“ reagierte. Dass dieser nun sogar darauf einging überraschte den Ninja. Mit der freien Hand wischte er sich die nassen Haare aus dem Gesicht und bedachte den Magier mit einem abschätzenden Blick, während dieser mit einigen schnellen Schwimmzügen einen Sicherheitsabstand zwischen sie brachte. Ihm musste eigentlich klar sein, dass er mit seinem verletzten Arm nicht weit kommen würde wenn der Schwarzhaarige es wirklich darauf anlegen würde ihm zu folgen. Allerdings war es wohl besser wenn sie so schnell wie möglich wieder aus dem Wasser raus kommen würden. Selbst wenn es nicht sonderlich kalt war, eigentlich sogar eine angenehme Temperatur hatte, der Bonde hatte schon Fieber, da brauchte er nicht auch noch eine Erkältung. Und wer wusste schon, was für Viecher hier in dem See rumschwammen. Darauf von irgendetwas großem Schuppigen, womöglich noch mit Tentakeln ausgestattet, aufgefressen zu werden, hatte er nun wirklich keine Lust. Allerdings war stark zu bezweifeln, dass der Magier auf diesen Vorschlag hören würde. Wieso musste der Kerl seit neustem auch so stur sein? Fay trat momentan einige Meter von ihm entfernt Wasser und schien breit grinsend noch immer auf eine Reaktion zu warten. Kurogane packte erst die Flauschkugel, die gluggsend um ihn herumpaddelte an den Ohren, setzte sie ans Ufer und deutete ihr mit einer kurzen Geste draußen zu bleiben, bevor er sich mit den Beinen vom Ufer abstieß und auf den blonden Magier zuschwamm. Dieser ergriff sofort die Flucht, kam aber durch sein Handicap nicht all zu gut voran, sodass der Ninja ihn bald einholt hatte. Mit einem kräftigen Ruck packte er Fay am Hosenbund und zog ihn zu sich heran. Um ihm auch die letzte Möglichkeit zur Flucht zu nehmen, legte er einen Arm um den Oberkörper des blonden Mannes, drückte diesen so fest an sich und knurrt ihm ein „Hier geblieben!“ ins Ohr. ~+~+~ Grinsend beobachtete Fay den schwarzhaarigen Ninja wie er das weiße Knäuel ans Ufer setzte, wie dieses zwar schmollend eine Schnute zog, aber wie befohlen im hohen Gras sitzen blieb. Als die Prinzessin dann neben das kleine hasenähnliche Wesen trat, sich hinkniete und es sanft lächelnd streichelte war der beleidigte Ausdruck auch schon wieder verschwunden und Mokona hüpfte dem Mädchen mit einem erfreutem „Hyuu~“ in die Arme. Der blonde Magier war mittlerweile misstrauisch noch einige Meter weiter geschwommen um sich vor einem möglichen erneuten Angriff seitens Kurogane zu wappnen, doch als dieser wie erwartet seine Verfolgung aufnahm hatte er trotz des Vorsprungs aufgrund seiner Verletzung keinerlei Chancen dem Ninja zu entkommen. Lachend und bereits am Ende seiner Kräfte gab er schließlich auf, und keine Sekunde später packte der schwarzhaarige Mann ihn auch schon am Hosenbund. Sein Lachen erstarb schlagartig als dieser ihn mit einer kräftigen Bewegung an sich zog, und sein Herzschlag setzte einen Augenblick lang aus, bevor er mit beinahe doppelte Geschwindigkeit wieder einsetzte. Nur allzu deutlich konnte Fay den muskulösen Oberkörper seines Reisegefährten, der nur durch das dünne klatschnass wie eine zweite Haut an ihm haftende Shirt bedeckt war, an seinem nackten Rücken spüren, erschauderte leicht als er dessen raue Stimme direkt an seinem Ohr vernahm, sein warmer Atem seinen Nacken streifte. >Ich sehe sie in jedem von euch, diese Emotion, die stärker als Freundschaft, und unberechenbarer und zerstörerischer als Hass ist... In den einen ist sie bereits gut sichtbar... In anderen wiederum noch tief unter der Oberfläche verborgen...< Dunkel hallten die Worte der alten Frau in seinem Kopf wieder und er schaffte es nur mit Mühe sie aus seinem Kopf zu vertreiben. Es war lächerlich überhaupt über die Vorhersage nachzudenken. Dass ihre Wohltäterin Yûko zu kennen schien änderte nichts an der Tatsache, dass ihn und Kurogane bestimmt nicht mehr als Freundschaft und ein ähnliches Schicksal verband. Dass er so seltsam auf die plötzliche Körpernähe reagiert hatte schob er auf den Überraschungseffekt und darauf, dass es zwischen ihnen, auch wenn es nach außen hin so wirkte, und Fay einen Augenblick selbst versucht gewesen war daran zu glauben, nicht mehr so war wie früher. All die Ereignisse, die sich zwischen ihnen abgespielt hatten, konnte man nicht einfach aus der Vergangenheit tilgen, waren sie obwohl sie gerade wie früher herumgealbert hatten, noch immer in ihrem Hinterkopf verankert. Nachdem er sich nach einigen Sekunden endlich wieder gefasst hatte, wand er sich mit einer plötzlichen Bewegung aus dem Griff des Schwarzhaarigen, schaffte es dank diesem Überraschungsmoment sich loszureißen und war mit wenigen Schwimmzügen am nahen Ufer angekommen. Mit seinem gesunden Arm zog er sich an einer aus dem Boden ragenden Wurzel aus dem Wasser, richtete sich tropfnass wie er war auf und wandte sich dann wieder dem in der Sonne glitzernden See zu. „Na, damit hat der starke Krieger wohl nicht gerechnet, wie, Kuro-sa... Kuro-sama...“ Der neckende Tonfall ließ nichts von seiner inneren Unruhe erkennen, doch als er den Ninja erneut mit einem seiner namenverstümmelnden Spitznamen ansprechen wollte, wollte ihm dieser nun kaum über die Lippen kommen. Als Fay ihn schließlich doch noch herausbrachte klang seine Stimme kaum hörbar, wirkte unsicher und brüchig. ~+~+~ Er hatte schon wieder nicht nachgedacht! Es war einfach alles so ähnlich wie früher gewesen und damals waren solche Albernheiten noch kein Problem, da war noch nicht alles so verdammt kompliziert! Als der Schwarzhaarige spürte, wie Fay in seinen Armen nahezu zur Salzsäule erstarrte, erwartete er schon im nächsten Moment ein halbes Dutzend lange Fingernägel im Gesicht. Die blieben Gott sei dank aus, dafür konnte er allerdings spüren, wie der Herzschlag des Magiers sich plötzlich beschleunigte. Seit wann reagierte er so auf ihn? Kurogane wollte das darauf schieben, dass er wütend war, konnte im Gesicht des anderen Mannes allerdings keinerlei Anzeichen darauf finden, sah darin nur Verwirrung und Hilflosigkeit. Er spürte auch den leichten Schauer, der durch den Körper des Blonden ging, was ihn sosehr verwirrte, dass dieser sich mit einer plötzlichen Bewegung aus seinem Griff winden konnte. Wortlos beobachtete er wie sein Begleiter an Land schwamm, sich dort aus dem Wasser zog. Er war klatschnass und sah ziemlich verloren aus, so wie er da stand und verzweifelt versuchte sein Lächeln aufrecht zu erhalten. „Na, damit hat der starke Krieger wohl nicht gerechnet, wie, Kuro-sa... Kuro-sama...“ Die sonst so ruhige und beherrschte Stimme klang dieses mal so unsicher, dass es dem Ninja nicht einmal in den Sinn kam, sich über seinen Spitznamen aufzuregen. Anscheinend war er zu weit gegangen, wieder einmal, hatte die Grenze zwischen ihnen erneut überschritten. Nur wusste er nicht genau, wo. Mit einem deprimierten Seufzer schwamm er jetzt auch zum Ufer, stemmte sich aus dem Wasser und blieb auf dem Boden knien. Der Schwarzhaarige zog sich sein Shirt über den Kopf und wrang es ordentlich aus. Während er es dann wieder anzog lehnte er sich etwas zurück, damit er zu dem hinter ihm Stehenden aufsehen konnte. Seine nächsten Worte sprach er leise, damit er Fay nicht zu ruckartig aus seinen Gedanken riss. “Hey. Was auch immer es ist, was dich gerade so verzweifelt aussehen lässt... zerbrich dir nicht den Kopf.“ ~+~+~ Fay versuchte krampfhaft sein Lächeln weiterhin aufrecht zu erhalten, was ihm auch irgendwie gelang. Allerdings zweifelte er stark daran, dass der Ninja ihm dieses abkaufte. Der Magier schob sich gedankenverloren eine Strähne seines tropfnassen blonden Haares aus dem Gesicht, während er einen kurzen Blick zu den beiden Kindern warf, die noch immer mit Mokona beschäftigt waren, das, erfreut über die Aufmerksamkeit der beiden ununterbrochen irgendwelchen Blödsinn von sich gab, den es mit hyperaktivem Rumgehüpfe untermalte. Er widerstand dem Drang Kurogane einfach zurück zu lassen, sich sofort zur Prinzessin und Syaoran zu begeben, wartete stattdessen mit einem leicht verlorenen Ausdruck im Gesicht darauf, dass der Ninja das Ufer erreichte und herauskletterte. Stumm musterte er den breiten, durchtrainierten Rücken des Schwarzhaarigen, der auf dem Boden sitzen blieb, erst einmal sein tropfnasses Shirt über den Kopf zog und so gut es ging auswrang. Als dieser sich das nicht sehr viel trockener wirkende Kleidungsstück wieder angezogen hatte, rechnete Fay damit, dass dieser sich nun aufrichten, ihm zu den Kindern folgen würde, doch wider Erwarten lehnte der Krieger sich aber in seiner sitzenden, ihm seinen Rücken zukehrenden Position zurück, so dass der blonde Magier ihm ins Gesicht sehen konnte. “Hey. Was auch immer es ist, was dich gerade so verzweifelt aussehen lässt... zerbrich dir nicht den Kopf.“ Der aufrichtig besorgte Ausdruck in Kuroganes Augen, der sanfte Tonfall seiner Stimme, die Art und Weise wie der Ninja ihn nun ansah, Fay wusste einfach nicht wie er darauf reagieren sollte. Er unterdrückte den Impuls einfach alles abzustreiten, dem Reisegefährten weiß zu machen, dass ihn nichts beschäftigte, er sich das wohl einbildete, schüttelte aber stattdessen den Kopf. Eine erneute sinnlose Lüge würde nur noch mehr Distanz zwischen ihnen schaffen, und das wollte er auf jeden Fall verhindern. Der blonde Magier zwang sich also zu einem schwachen Lächeln, wich dem Blick seines Gegenübers dann aus und bückte sich um seinen Mantel aufzuheben. „Ich versuche es...“, antwortete er leise. „Ich versuche es wirklich...“, wiederholte er seine Worte schließlich nach einer kurzen Pause. „Auch wenn es kaum möglich ist, wenn du doch ständig in meiner Nähe bist, mich an alles erinnerst...“ Bevor er es verhindern konnte, waren diese Worte auch schon über seine Lippen gekommen. Dass er sich danach entsetzt auf die Lippen biss konnte daran auch nichts mehr ändern. Obwohl es kein Vorwurf sein hätte sollen, war ihm selbst klar dass es wie einer klang, und nachdem er sich endlich überwand und in Kuroganes glutrote Augen sah, war darin deutlich zu erkennen, wie sehr er den Ninja mit dieser Bemerkung verletzt hatte. ~+~+~ „Auch wenn es kaum möglich ist, wenn du doch ständig in meiner Nähe bist, mich an alles erinnerst...“ Auch wenn er es eigentlich gewusst hatte, eigentlich hatte wissen müssen, dass der Magier ihn hasste, dass er ihm für alles, was zwischen ihnen vorgefallen war verabscheute, Vorwürfe machte, dennoch verspürte er diesen tiefen Stich in der Brust, wie sich dort irgendwas krampfhaft zusammen zog. Der Schwarzhaarige war sich nicht sicher, wie viel von seinen Gefühlen momentan in seinem Gesicht zu lesen waren, aber das man sie in seinen Augen sehen würde, das wusste er. Und als Fay ihn ansah wandte er den Blick auch nicht ab, sondern erwiderte den eisblauen Blick eine Weile, brach den Kontakt auch nicht ab während er sich aufrichtete. Der Blonde sollte ruhig sehen, was seine Worte angerichtet hatten und es war auch egal, wenn er dabei Genugtuung empfinden sollte. Als er sich schließlich abwandte, und somit den Blickkontakt brach hatte diese Geste etwas endgültiges. Aber der Andere hatte es ja so gewollt. In Zukunft würde er Abstand halten, würde sich nicht noch einmal dazu verleiten lassen, die Grenze, die der Magier zwischen ihnen gezogen hatte noch einmal zu überschreiten. Und wenn das bedeutete, in Zukunft immer über zwei Meter von ihm weg zu bleiben, dann würde Kurogane damit leben müssen. ~+~+~ Erst als Kurogane sich abwandte wurde ihm der volle Ausmaß dessen bewusst, was er mit seinen unüberlegten Worten angerichtet hatte. Die Art und Weise in der der Ninja sich von ihm weggedreht hatte, hatte etwas so entgültiges an sich, dass es den blonden Magier beinahe um den Verstand brachte. Er hob bereits seinen Arm um den schwarzhaarigen Mann zurück zu halten, ihn zu zwingen ihm erneut in die Augen zu sehen um ihm dann zu erklären wie diese Bemerkung gemeint gewesen war, doch dieser war bereits außer Reichweite. Ein trauriges Lächeln stahl sich auf Fays Gesicht als er seinen Blick zur spiegelglatten Fläche des Sees wandte. Kaum zu glauben, dass sie vor wenigen Minuten noch im Wasser rumgealbert, sich beinahe wie zu Beginn ihrer Reise verhalten hatten. Was unüberlegt ausgesprochene Worte nur anrichten konnten... Der blonde Magier riss sich von der in ihrer Situation beinahe höhnisch idyllisch wirkenden Landschaft los, setzte sich dann ebenfalls in Bewegung um Kurogane zu folgen, der sich bereits zu den beiden Kindern gesellt hatte und seine miese Laune offenbar an dem weißen Wollknäuel ausließ, das unbeeindruckt von den Schimpfwörtersalven des Ninjas weiter auf dessen Schultern rumhüpfte, sich nicht abschütteln ließ. Fay atmete tief durch, verzog seine Lippen dann zu dem maskenhaften Lächeln, das er nun doch eine kurze Zeit lang über nicht benötigt hatte, da die ruhige Atmosphäre in dieser Welt und das etwas gelockerte Verhältnis zwischen ihm und Kurogane ganz von selbst ein aufrichtiges Lächeln in sein Gesicht gezaubert hatten. Doch damit war es nun vorbei, hatte er die Verbesserung ihrer Verbindung mit einem einzigen Satz zunichte gemacht, wenn er diese damit nicht sogar völlig durchtrennt hatte. Als der Magier auf die kleine Gruppe zu trat wurde er sofort von einer beinahe glücklich wirkenden Prinzessin und einem ebenso entspannten Syaoran Willkommen geheißen. Mokona sprang mit einem fröhlichen Quietschen von Kuroganes Schulter, um keine Sekunde später in seine Arme zu hüpfen. Dem Blick des kleinen weißen Knäuels, der zwischen ihm und dem schwarzhaarigen Ninja hin und her pendelte entnahm er, dass dieses sehr wohl gemerkt hatte dass etwas zwischen ihnen vorgefallen war, es sich aber vor den Kindern nichts anmerken lassen wollte. Fay war Mokona dafür überaus dankbar. So gern er das hasenähnliche Wesen mochte, im Moment wollte er die Auseinandersetzung mit Kurogane einfach ausblenden, nicht weiter darüber nachdenken. „Na, habt ihr euch genug ausgeruht und wir können unseren Weg fortsetzen? Sonst wird es womöglich noch dunkel bevor wir die Stadt erreichen... und ich bin mir nicht sicher ob sich unser starker Krieger, trotz seines Namens, nicht im Finsteren fürchtet...“, breit grinsend wandte er sich dem schwarzhaarigen Mann zu, versuchte mit dieser neckenden Bemerkung ihr angespanntes Verhältnis zu lockern, ihm zu zeigen, dass er ihn mit seinen Worten keinesfalls verletzten hatte wollen. ~+~+~ Kurogane hatte für die neckenden Worte des Magiers allerdings nur einen eisigen Blick übrig. So weh es ihm auch tat, es war vorbei. Er hatte genug davon sich irgendwelche Vorwürfe anhören zu müssen. Früher hatte er nichts an sich heran gelassen, hatte nur für sich und seine Aufgabe als Ninja gelebt. Seit er mit den beiden Kindern, dem weißen Knäuel und dem Magier auf Reisen war, hatte sich das ganz langsam geändert, so langsam, dass er die Veränderung in seinem Verhalten anfangs nicht bemerkt hatte und später erst nicht wahrhaben wollte. Es war ihm, gefühlloser Krieger, der er doch eigentlich war, nicht leicht gefallen, sich einzugestehen, dass er an den drei, eigentlich sogar vier Personen hing, diese Reisegemeinschaft als so etwas wie seinen Familie akzeptiert hatte. Er hatte gemerkt, das selbst er einen Ort brauchte, an dem er sich geborgen fühlen und an den er zurückkehren konnte. Früher hatte er geglaubt, dass dieser Ort bei Prinzessin Tomoyo war, aber dem war nicht so, nicht mehr. Dieser „Ort“ war hier, bei ihrer kleinen Gemeinschaft. Und ob es ihm nun passte oder nicht, egal ob er es nicht wahr haben wollte, leugnete, am wohlsten hatte er sich immer in der Nähe des Blonden gefühlt. Er hatte ihm nur aus diesem egoistischen Grund das Leben gerettet, ihn gezwungen zu bleiben. Er hatte Fay nicht verlieren wollen. Die Prinzessin hatte ihren Beschützer und Syaoran hatte umgekehrt seine Sakura, auch wenn die beiden momentan ein wenig aneinander vorbei sahen. Mokona hatte sowieso alle gern und am Ende der Reise konnte es zu Yûko zurück, und er, er hatte den blonden Magier. Das war eine Tatsache, die er eigentlich für selbstverständlich gehalten hatte, so selbstverständlich, dass er es sich ab und an erlaubt hatte, sich darüber aufzuregen. Der Schwarzhaarige war einfach immer davon ausgegangen, dass sich an diesem Zustand auch nie etwas ändern würde, er den Magier sowieso nie los werden würde. Die Tatsache, dass diese Verbindung keineswegs von Dauer sein würde, hatte er zum ersten mal deutlich zu spüren bekommen, als der blonde Mann zu sterben drohte, allerdings hatte er die Situation knapp retten können. Danach war ihr Verhältnis nicht mehr ganz so normal gewesen wie sonst, obwohl „normal“ wohl auch früher nicht die passende Bezeichnung gewesen wäre, aber es hatte trotzdem irgendwie funktioniert. Kurogane hatte gehofft dass die tiefen seelischen Wunden, die sie beide an diesem Tag davon getragen hatten irgendwann verheilen würden. Aber diese Hoffnung war anscheinend umsonst gewesen. Es war vorbei. Für einen Moment schloss der Ninja seinen Augen. Es klang so verdammt grausam. So endgültig. Wie schwierig es werden würde, den ganzen Tag über mit dem Magier zusammen zu sein, ihm dennoch nicht zu nahe zu kommen, das konnte er nur erahnen, aber es würde verdammt schwer werden. Als er die Augen wieder öffnete traf sein Blick auf einen Eisblauen und da er wusste, dass man ihm deutlich ansah wie aufgewühlt er war drehte er den Kopf wenig später weg. Es war vorbei. „Gehen wir.“ ~+~+~ Der eiskalte Blick mit dem Kurogane auf seine triezenden Worte reagierte waren mehr als eindeutig, und Fay konnte nicht verhindern dass das gestellte Lächeln einen Moment aus seinem Gesicht verschwand, seine Gesichtszüge ihm entglitten und er völlig hilflos und verloren wirkte. Keine Sekunde später hatte er sich aber bereits wieder unter Kontrolle und obwohl das Lächeln nun noch verkrampfter wirkte, der verstörte Ausdruck in seinen Augen deutlicher denn je auszumachen war, schienen weder Syaoran noch Sakura etwas gemerkt zu haben. Die beiden Kinder wirkten zwar etwas verwirrt darüber, dass der Ninja Fay für seine Worte nicht verbal attackierte, da dieser ihn aber zumindest mit einem eisigen Blick bedachte wirkte seine Reaktion auf sie wohl völlig normal. Doch der Magier wusste es besser, bemerkte er doch nicht den leichtesten Hauch eines amüsierten Grinsens in dem Gesicht des Schwarzhaarigen. Allerdings konnte er auch weder Wut noch Hass darin lesen, eher Schmerz und Trauer. Nachdem Kurogane einen Moment lang seine Augen geschlossen hatte, traf sein Blick nachdem er diese wieder öffnete direkt den seinen. Fay zuckte leicht zusammen als er einen Augenblick lang deutlich die Emotionen des Ninjas erkennen konnte, er merkte wie weit sich dieser bereits von ihm entfernt hatte. Da wandte der muskulöse Mann auch schon seinen Kopf ab, und als er kurz darauf einen Blick auf sein Gesicht erhaschen konnte wirkte es völlig ausdruckslos, bar jeglicher Gefühle. „Gehen wir.“ Die beiden Kinder schienen einverstanden zu sein, und Fay äußerte sein okay mit einem angedeuteten Nicken. Ohne ihn auch nur ein weiteres mal anzusehen stapfte Kurogane an ihm vorbei, sofort gefolgt von den beiden Kindern und Mokona. Der Magier blieb noch einen Augenblick wie angewurzelt stehen, seine Augen abwesend auf die schimmernde Wasseroberfläche gerichtet. „Der Schicksalsfaden der uns verbindet? Eine Emotion, stärker als Freundschaft die in uns allen ruht?“ Die leise ausgesprochenen Worte hinterließen einen bitteren Nachgeschmack in seinem Mund und einen Augenblick lang hatte er das Gefühl aufgrund dieser völlig falschen Vorhersage lachen zu müssen, konnte dieses allerdings unterdrücken. Stattdessen äußerten sich seine bitteren Gedanken nur in einem ironischen Lächeln, bevor er sich entgültig von der spiegelnden Fläche losriss und den anderen folgte. ~tbc~ Kapitel 9: Sweet Nightmare -------------------------- Entschuldigt, dass es dieses mal so lange gedauert hat^^; Durch Job, AnimagiC, etc gings bei mir etwas drunter und drüber^^; Hatte das überarbeitete Kapitel jetzt zwar schon ne Woche am PC rumschwirren, aber da Klayrs PC auch noch abgeschmiert ist und sie nicht erreichbar war gings einfach nicht schneller^^; Hoffe ihr verzeiht uns^^ Dafür haben wir wieder mal ein richtig langes Chapi für euch^___^ +~+~+~+ Kurogane drehte sich kein einziges mal um. Er spürte wie es ihm mit jedem weiteren Schritt gelangalles zu verdrängen was sich eben ereignet hatte, wie jeder dieser schmerzenden Gedanken langsam in den Hintergrund rutschte. Irgendwann vergessen können? Nein, sicher nicht. Verdrängen ja, aber vergessen... Es waren auch einige gute Dinge darunter gewesen... So, und nun wirklich Schluss mit nachdenken!! Das würde ihn sonst noch alles durchdrehen lassen. Nicht zum ersten mal war er froh, dass man in seinem ‚Job’ eine ziemlich Selbstbeherrschung brauchte, sodass es ihm gelang all die Zweifel und quälenden Gedanken irgendwo in seinem Kopf in eine Schublade zu sperren, und ihnen zumindest vorübergehend einen Riegel vor zu legen. Er konnte sich noch früh genug damit rumschlagen. Stundenlang marschierte er wortlos vorne weg, legte ab und an kurze Pausen ein, damit die Prinzessin und der Blonde kurz verschnaufen konnten, vermied es dabei, irgendjemandem von seinen Reisegefährten in die Auge zu sehen. Schwer zu sagen, was diese dort sehen würden. Irgendwann kam Mokona wieder zu ihm vor gehopst, kuschelte sich ohne ein Wort in seinen Kragen und schmiegte sich gegen seine Halsbeuge. Die weiße Flauschkugel hatte anscheinend wieder mal das Bedürfnis etwas Trost zu spenden. Dass das kleine Manjuu den „Streit“ zwischen ihnen mitbekommen hatte stand außer Frage, immerhin hatte es selbst gesagt, dass seine Ohren gut waren. Außerdem schien das hasenähnliche Wesen ein Gespür für ihre Gefühle zu haben. Der Schwarzhaarige nahm die flauschige Nähe dieses mal ohne Widerspruch hin, war sogar ein wenig froh darüber. Es half wenn man wusste, dass notfalls immer jemand für einen da war. Selbst wenn dieser Jemand kaum zwanzig Zentimeter groß, kugelrund und schneeweiß war. Es dämmerte bereits, und der Ninja befürchtete schon, dass sie diese Nacht draußen verbringen würden, als endlich die ersten Anzeichen einer großen Stadt in Sicht kamen. Schon seit geraumer Zeit waren die Wiesen, die sich bis dato am Seeufer endlang erstreckt hatte, großen Feldern gewichen und nun kamen auch schon die ersten Häuser in Sichtweite. Hinter sich vernahm Kurogane ein gedämpftes Gähnen das anscheinend von der Prinzessin kam. Dieser Gewaltmarsch in der prallen Sonne hatte sie alle ziemlich ausgelaugt, sie sollten schleunigst eine Herberge suchen. Als die kleine Gruppe die ersten Häuser passierte, traten plötzlich zwei Wächter auf den Weg und verstellten ihn somit. „Wer seid ihn und was wollt ihr?“ Ganz automatisch legte der schwarzhaarige Ninja seine Hand auf den Schwertgriff, wartete aber noch damit Souhi zu ziehen. „Wir sind Reisende, das sieht man. Und wir wollen in die Stadt, um ein Quartier für die Nacht zu suchen, das kann man sich denken!“ Absichtlich schlug er einen barschen, herausfordernden Tonfall an, konnte er doch ein wenig Zoff gut gebrauchen um sich abzulenken. Aber die beiden Männer wechselten nur einen kurzen Blick, bevor sie beiseite traten. „Nun, dann Willkommen in Nyesa. Unsere Schöne Stadt steht jedem offen. Entschuldigt unser grobes Benehmen, aber so spät am Abend ist das notwendig.“ Mit diesen Worten gingen sie auch schon an ihnen vorbei und setzten ihren Kontrollgang fort. Na klasse! Ne pseudo-freundliche Stadt... Blieb nur zu hoffen, dass hier nicht alle so waren. Sie brauchten nicht lange zu suchen, nach kaum zehn Minuten kam eine Herberge vor ihnen in Sicht, die der Ninja auch sogleich betrat, darauf vertrauend, das die Andern ihm einfach folgen würden. +~+~+~+ Stundenlang marschierten sie durch die sengende Hitze, nur unterbrochen von kleineren Pausen, die allerdings kaum ausreichend waren um sich wirklich auszurasten und wieder zu Kräften zu kommen. Den ganzen beschwerlichen Weg über bildete Fay das Schlusslicht der Gruppe, worüber der Magier ganz froh war. Er musste nicht auf den Weg achten, konnte den anderen einfach folgen. Allerdings hatte das monotone durch das hohe Gras Stapfen auch den negativen Nebeneffekt, dass selbst die schönste Landschaft irgendwann langweilig wurde, und seine Gedanken, obwohl er sich krampfhaft auf irgendetwas anderes zu konzentrieren versuchte, sich erneut um den schwarzhaarigen, muskulösen Mann drehten der verbissen immer weiter stapfte ohne sich ein einziges mal umzudrehen, auch während den Pausen jeglichen Blickkontakt, nicht nur mit ihm, sondern auch mit den beiden Kindern, so weit es ging vermied. Obwohl der noch immer klatschnasse Mantel, den der Magier sich mittlerweile wieder übergestreift hatte um ihn nicht in den Händen tragen zu müssen, bei jedem Schritt schwerer zu werden schien, war Fay doch froh über das seinem erhitzten Körper kühle Feuchtigkeit spendende Kleidungsstück. Als es bereits zu dämmern begann, tauchten vor ihnen die ersten Umrisse von Häusern auf, und die weiten Wiesen wichen riesigen Feldern, auf denen um diese Uhrzeit allerdings niemand mehr arbeitete. Scheinbar hatte der plötzliche Wohlstand die Einwohner der Stadt faul werden lassen. Gerade als sie an den ersten Gebäuden, die beinahe alle so wirkten als wären sie erst vor kurzem renoviert worden, wohl eine weitere Auswirkung des unvermuteten Reichtums, vorbei gingen, traten zwei uniformierte Männer aus einer der zahlreichen Gassen, die von dem sich durch die Stadt schlängelnden Hauptweg abzweigten, und versperrten ihnen den Weg. Fay sah wie Kuroganes Hand sich automatisch um den Griff seines Schwertes legte, er diese allerdings erst einmal abwartend darauf ruhen ließ ohne die Waffe zu ziehen. Völlig entnervt erklärte der schwarzhaarige Ninja den beiden Wachen den Grund ihres Aufenthalts und wider erwarten traten diese zur Seite und ließen sie vorbei. Obwohl der Magier sich über die Leichtgläubigkeit der beiden Männer wunderte, folgte er den anderen ohne zu zögern. Scheinbar war ihre für diese Gegend seltsame Kleidung Grund genug dafür ihrer Erklärung, dass sie Reisende waren die eine Unterkunft benötigten, Glauben zu schenken. Nachdem sie die beinahe menschenleere Straße noch etwa 10 Minuten entlang geschritten waren, tauchte endlich eine neben all den frisch gestrichenen und teilweise wohl sogar neu gebauten Häusern etwas heruntergekommen wirkende Herberge vor ihnen auf, die Kurogane, da sie ohnehin viel zu müde waren um sich noch nach einer weiteren möglichen Unterkunft umzusehen, ohne zögern betrat. Die Dielen des Holzfußbodens knarrten unter ihnen als sie das kleine Eingangszimmer betraten, das bis auf eine improvisierte Rezeption, die eigentlich nur aus einer Holztheke und einem an der Wand hängenden Schlüsselbrett bestand, leer war. Wie jedes Mal wenn sie auf bekannte Gesichter in einer fremden Welt trafen, entfuhr ihnen auch dieses mal ein überraschter Laut, als sich der junge Mann, der das Aussehen des Bruders der Prinzessin hatte, aber doch ein völlig anderer war, hinter der Theke erhob und sie lächelnd ansah. „Ich nehme an ihr seit auf der Suche nach einem Zimmer?“ Als Kurogane nickte, nahm Touya zwei der zahlreichen Schlüssel von dem Brett, und deutete ihnen zu folgen. Mit dem Problem, dass sie kein Geld in der Währung dieses Landes hatten, würden sie sich später auseinander setzen müssen, es würde ihnen wohl nicht erspart bleiben sich am nächsten Tag nach einem Job umzusehen. Sie stiegen eine etwas wackelig wirkende Treppe hinauf in den ersten Stock, wo der junge Mann gleich die ersten beiden Zimmer aufsperrte. Die Räume waren klein, nichts besonderes, aber sauber und mit Liebe eingerichtet. Der einzige große Nachteil war, dass es laut Touya in der gesamten Herberge nur Doppelbetten gab. Als Fay sich schließlich, nachdem der junge Mann wieder hinunter zur Rezeption gestiegen war, suchend nach den Kindern umsah um mit diesen die Zimmeraufteilung zu verhandeln merkte er dass die Prinzessin und Syaoran bereits eines der beiden betreten, und sich bereits völlig übermüdet auf das Bett fallen lassen hatten. Beide schienen von dem anstrengenden Fußmarsch viel zu erschöpft zu sein als dass sie sich Gedanken darüber machten die kommende Nacht gemeinsam in einem Doppelbett zu verbringen. Am gleichmäßigen Atmen der Prinzessin stellte Fay keine Sekunde später fest, dass diese auch schon eingeschlafen war, und auch Syaoran bereits ins Land der Träume wanderte. Ein sanftes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht als er das Licht löschte und leise die Türe schloss, bevor ihm klar wurde was dies zu bedeuten hatte. Augenblicklich erstarrte er, blieb wie angewurzelt vor der Zimmertüre der Kinder stehen, spielte einen Moment sogar mit dem Gedanken den Jungen wieder zu wecken um ihn hinüber zu Kurogane zu schicken. Allerdings hatte sich dieser seinen Schlaf wohlverdient, und so trat der blonde Magier widerwillig auf die Türe des anderen Zimmers zu, öffnete diese dann. Kurogane, der mit hinter dem Kopf verschränkten Armen und geschlossenen Augen auf dem breiten Doppelbett lag, öffnete diese als er das Geräusch der knarrenden Türe vernahm, musterte ihn wortlos als er eintrat. +~+~+~+ Nachdem die erste, immer wiederkehrende Überraschung darüber ein bekanntes Gesicht zu sehen, verflogen war, ließ Kurogane seinen Blick desinteressiert durch die „Eingangshalle“ ihres Domizils schweifen. Zugegebenermaßen, er hatte eine ziemlich heruntergekommenen Herberge ausgesucht, aber da sie den Besitzer ja sozusagen kannten, oder zumindest dessen Charakter in allen Welten relativ der Gleiche war, war sich Kurogane ziemlich sicher, dass sie hier dennoch ein annehmbares Zimmer bekommen würden. Der junge Mann, das Ebenbild von Sakuras Bruder, lächelte höflich, nahm zwei Schlüssel von ihren Hacken und führte sie nach oben, wobei er sich wenig, bis gar keinen Kopf über die Bezahlung zu machen schien. Während der Ninja ihm und den Anderen die, fast bei jeder Stufe knarrende Treppe hinauffolgte und sich mit halbem Ohr anhörte, dass es in dieser Herberge nur Doppelbetten gab, zählte er schon mal eins und eins zusammen mit wem er sich heute das Zimmer teilen würde. Mit der Prinzessin ja wohl nicht und da weder sie noch Syaoran etwas von der eisigen Stimmung mitbekommen hatten, die im Moment zwischen ihm und dem blonden Mann herrschte, würde der Junge kaum Rücksicht nehmen können und anbieten mit dem Ninja in einem Zimmer zu schlafen. Dem Schwarzhaarigen war das relativ egal. Distanz war nicht unbedingt eine Frage der Entfernung, auch wenn das half und es ziemlich hart werden würde, nach den heutigen Ereignissen neben dem Magier zu schlafen. Nachdem Touya die beiden ersten Zimmer auf dieser Etage aufgeschlossen hatte und wieder nach unten verschwand, betrat Kurogane sogleich eines der Beiden, ohne darauf zu achten, was seine Reisegefährten machten. Schon möglich, das Fay den Jungen darauf ansprechen würde, wer heute wo schlief, schließlich schien es dem Blonden seine Gesellschaft ja unangenehm zu sein, da würde er sich wohl kaum freiwillig mit ihm das Bett teilen. Na, er hatte jedenfalls keine Lust auf dem Boden zu schlafen, auch wenn das sicherlich eine Option für den Notfall war. Nur einen kurzen Blick auf die schlichte Einrichtung des Raumes verschwendend, streifte Kurogane seine Stiefel ab und ließ sich aufs Bett fallen. Er hatte erwartet, das die Matratze quietschen würde, aber erstaunlicher weise gab sie keinen Laut von sich, war unerwartungsgemäß sogar ziemlich bequem. Mit einem teilweise zufriedenen Seufzer verschränkte der Schwarzhaarige die Hände hinter dem Kopf und schloss die Augen. Der lange Weg hatte auch ihn ziemlich erschöpft, dazu kam noch die Restmüdigkeit von Gestern. Ein Gähnen unterdrückend öffnete er beim knarren der Tür erneut seine Augen und musterte die Person die eintrat schweigend. Wie vermutet war es Fay und dieser schien nicht sehr glücklich mit ihrer Zimmeraufteilung. Der Blonde schloss die Tür hinter sich, machte aber sonst keine Anstalten, weiter in den Raum hinein zu treten. Wenn er unbedingt an die Tür gelehnt schlafen wollte... Bitte, seine Sorge sollte es nicht sein. Das Bett in dem der Ninja lag war allerdings ziemlich groß, sodass, sollte der Magier sich doch dazu durchringen sich hinzulegen, selbst dann zwei Meter Sicherheitsabstand kein Problem darstellten. Kurogane jedenfalls rührte sich keinen Zentimeter, sondern sah seinen blonden Gegenüber nur aus undeutbaren Rubinroten Augen an. Das einzige Anzeichen dafür, das er nicht so gelassen war wie er tat, ihn das hier doch nicht kalt ließ, waren sein scharf hervortretender Kieferknochen, weil er die Zähne fest zusammen biss. +~+~+~+ Kurogane schien nicht sonderlich darüber überrascht zu sein als er den kleinen Raum betrat, war es normalerweise ja auch selbstverständlich gewesen, dass sie sich in solchen Situationen ein Zimmer teilten. Tja, normalerweise... Hin und her gerissen blieb Fay im Türrahmen stehen, war einen Augenblick lang versucht kehrt zu machen und Touya um einen weiteren Schlüssel zu bitten. Doch sowohl die Tatsache, dass ein solches Verhalten mehr als lächerlich und kindisch sein würde, als auch die, dass sie schon jetzt kein Geld besaßen, sich dieses am nächsten Tag wohl mühevoll erarbeiten müssen würden, hielten ihn davon ab. Der schwarzhaarige Ninja machte keine Anstalt das eisige zwischen ihnen herrschende Schweigen zu brechen, wich seinem Blick aber auch nicht aus, sondern sah ihn mit seinen glutroten Augen an ohne sich abzuwenden. Er wirkte im Gegensatz zu ihm selbst völlig ungerührt und gelassen, nur der ungewöhnlich stark hervortretende Kieferknochen zeigte ihm, dass auch diesen seine Anwesenheit nicht völlig kalt ließ. „Die Kinder schlafen bereits...“, brach er die Stille als er über den knarrenden Boden auf das Bett zu schritt, dieses umrundete um auf sich auf der noch freien Seite Kurogane den Rücken zukehrend auf der Matratze niederzulassen. Dass diese angenehm weich war, gar nicht quietschte als er sich darauf setzte, fiel ihm kaum auf, hätte er die weiche Unterlage doch sowieso ohne zu Zögern gegen eine harte Holzpritsche eingetauscht wenn er dadurch nur dieser unangenehme Situation hätte entkommen können. Der Ninja antwortete nur mit einem unverständlichen Murren, schien nicht gewillt auf seinen beinahe verzweifelten Versuch mit ihm zu reden einzugehen. Erneut herrschte Stille in dem kleinen Raum, welche nur durch die Geräusche die der Magier beim Ausziehen seiner Stiefel verursachte, unterbrochen wurde. Kaum hatte er sich seiner Schuhe entledigt hievte er sich noch einmal aus dem Bett, löschte die in dem Zimmer verteilten Kerzen, deren flackernde Flammen die einzige Lichtquelle geboten hatte. Im Dunkeln tastete er sich zurück, ließ sich dann auf der Matratze nieder und zog die dünne Decke über seinen schmächtigen Körper. Obwohl seine Hose noch immer nass von seinem unfreiwilligen Bad war machte er keine Anstalt diese noch auszuziehen. Einen Moment lang war bis auf ihre gleichmäßigen Atemzüge kein einziger Laut zu hören, bis Fay es erneut nicht mehr aushielt. „Hast du bereits über den morgigen Tagesablauf nachgedacht?“ Er war froh, dass es so stockdunkel war, er dadurch nicht erkennen konnte ob Kurogane ihn ansah, womöglich bei diesem erneuten kläglichen Versuch eine Unterhaltung in Gang zu bringen seine Lippen zu einem verbitterten Lächeln verzogen hatte. +~+~+~+ Dass der Magier verzweifelt versuchte die eisige Stille zwischen ihnen zu brechen nahm Kurogane zwar zur Kenntnis, ging aber vorerst nicht drauf ein. Es war noch immer fraglich, ob der Blonde sich soweit an ihn heranwagen würde, um zumindest im selben Bett zu schlafen, und der Ninja wollte erst einmal sehen, ob sein Gegenüber bereit war ihn dieses Zugeständnis zu machen, bevor er hier auf irgendetwas einging. Somit grummelte er nur irgendetwas unverständliches, während der andere Mann sich jetzt doch in Bewegung setzte, langsam um das Bett herum ging und sich dann darauf niederließ, möglichst weit entfernt und mit dem Rücken zu ihm. Der Schwarzhaarige hatte die ganze Zeit über seinen stechenden Blick nicht von Fay abgewandt, fixierte auch jetzt, während sich dieser die Stiefel auszog weiterhin dessen Rücken. Auch als der Magier dann wieder aufstand und die Kerzen löschte, die den Raum bis eben noch in spärliches, aber durchaus angenehmes Licht getaucht hatten, folgten ihm glutrote Ovale. Selbst im Dunkeln hatte der Ninja, nachdem sich seine Augen schnell an die sich veränderten Lichtverhältnisse gewöhnt hatte, keinerlei Probleme etwas zu sehen, wurde der Raum durch die spärliche durchs Fenster hineinfallende Helligkeit doch genügend ausgeleuchtet, zumindest für seine nachtsichtgeprüften Sehnerven. Die Matratze senkte sich auf einer Seite leicht als der Magier sich wieder darauf niederließ, und die nächsten Minuten war bis auf ihre beider ruhigen Atemzüge nichts zu hören. Er schreckte leicht auf als die unsicherklingende Stimme des blonden Reisegefährten schließlich das Schweigen durchschnitt. „Hast du bereits über den morgigen Tagesablauf nachgedacht?“ Nur mit Mühe konnte sich der Schwarzhaarige ein humorloses Auflachen verkneifen. Morgen? Sollte Fay sich nicht erst mal den Kopf zerbrechen, wie er diese Nacht ohne größeren Herzstillstand überstand? Um ein Haar hätte Kurogane seinen Gedanken laut ausgesprochen, behielt ihn dann aber doch für sich. Er sollte den, wenn auch ziemlich kläglichen, Versuch des Blonden nicht mit Spott vereiteln, war es ihm doch schon hoch anzurechnen, dass er überhaupt versuchte ein Gespräch zu beginnen. Distanz zu wahren hieß nicht jemand anderen zu verletzen, zumindest nicht immer. „Keine Ahnung.“ antwortete er deswegen, bemüht weder zu laut noch zu leise zu sprechen, sodass seine Stimme ein wenig gedämpft in dem kleinen Raum klang. „Wir sollten zusehen, das wir Landeswährung besorgen und außerdem schauen wo die Feder der Prinzessin abgeblieben ist. Mal abgesehen davon... Ist dir nicht kalt?“ Ganz wie von selbst kam ihm dieser letzte Satz über die Lippen, fast schon sanft und mit besorgtem Unterton gesprochen. Während des Redens hatte er seinen Blick wieder ganz automatisch auf den blonden Mann neben sich gerichtet und festgestellt, dass dieser, trotz fest um sich gewickelter Decke leicht zitterte. Nicht unbedingt verwunderlich. Immerhin war die Decke nicht sehr dick und er trug nasse Klamotten. Kuroganes Sachen waren während des Marsches in der prallen Sonne aufgrund ihrer dunklen Farbe schnell getrocknet, aber Fay hatte die ganze Zeit über seinen nassen Mantel angehabt, da war es nicht wirklich überraschend, dass sowohl dieser als auch die darunter getragene Kleidung noch immer feucht war.. Er würde wohl nie aufhören können, sich Sorgen zu machen, dachte der Schwarzhaarige resigniert, egal wie heftig zwischen ihnen die Fetzen flogen. +~+~+~+ Nachdem er seine Frage gestellt, ein allerletztes Mal versuchte hatte den Ninja zum Reden zu bewegen, starrte er schweigend an die pechschwarze Decke, konnte nicht verhindern dass ihm ein leises frustriertes Seufzen entfuhr als Kurogane auch dieses mal nicht reagierte. Gerade als er die Hoffnung aufgeben, sich zur Seite drehen wollte um wenigstens zu versuchen ein paar Stunden Schlaf zu bekommen, war plötzlich die dunkle Stimme seines unfreiwilligen Zimmergenossen zu vernehmen, die seltsam beherrscht klang, als kostete es ihm einige Mühe seine Frage im richtigen Tonfall, nicht zu laut aber auch nicht zu leise, zu beantworten. Fay spürte das unbändige Gefühl von Erleichterung in sich hochsteigen, biss sich auf die Lippen um nicht erneut mit einer unüberlegten Bemerkung alles kaputt zu machen. „...ist dir nicht kalt?“ Verwirrt wandte er seinen Kopf in die Richtung, in der er nun da sich seine Augen etwas an die Dunkelheit gewöhnt hatten schemenhaft die Gestalt des Ninjas erkennen konnte. Der sachliche Tonfall von Kuroganes Stimme wirkte nun beinahe sanft, und die Fürsorge des Schwarzhaarigen war deutlich herauszuhören. Fays Lippen verzogen sich zu einem schwachen, aber dankbaren Lächeln. Da er sich nicht sicher war ob er dieses in der Dunkelheit sehen konnte, versuchte er all diese Emotionen in seine nächsten Worte zu legen. „Es geht schon...“, hörte er sich selbst sagen, verpasste sich dafür eine mentale Ohrfeige. Das waren bestimmt nicht die Worte gewesen mit denen er antworten hatte wollen. Sofort schien die Luft um sie herum wieder eine Nuance eisiger zu werden, und erneut herrschte Schweigen. Der Magier zog die Decke noch enger um seinen Körper, hoffte inständig dass ihm dadurch wärmer werden und er das Zittern dadurch unter Kontrolle bekommen würde. Ihm war kalt. Eiskalt. Die feuchte Hose klebte an seinen Beinen, und nun da er die Kerzen, die zusätzlich zu dem flackernden Licht mit ihrer kleinen Flamme auch die einzige Wärmequelle gewesen waren, ausgeblasen hatte, schien die Temperatur von Minute zu Minute noch weiter abzusinken. Mit einem leisen, kaum hörbaren „Gute Nacht...“ beendete er die ohnehin nicht sehr effiziente Unterhaltung, wandte sich zur Seite, schlang seine Arme um seinem unterkühlten Körper um diesem damit wenigstens etwas der verlangten Wärme zu verschaffen. Da ihn der Kraftmarsch, der sie wohl quer durch das Land geführt hatte, absolut ausgelaugt hatte, fühlte er wie seine Atmung langsam ruhiger wurde, das Zittern ebenfalls abnahm und sein Bewusstsein langsam aber doch ins Reich der Träume abglitt. Dunkel nahm er noch wahr, dass der Ninja ihm ebenfalls eine gute Nacht wünschte bevor er einschlief. Als er schließlich von einem Alptraum, in dem Ashura alles und jeden getötet hatte was im lieb und teuer war, aus dem Schlaf schrak, brauchte er einige Minuten um sich zu erinnern wo er war. Verwirrt stellte er fest, dass die Eiseskälte in dem Zimmer einer molligen Wärme gewichen war, und als er seinen Kopf zur Seite drehte stellte er, beinahe einen Herzinfarkt erleidend auch sofort fest, wieso. Er hatte im Schlaf wohl unbewusst nach Wärme gesucht, sich dabei so nahe an den schlafenden schwarzhaarigen Mann geschmiegt, dass dessen Gesicht nur wenige Zentimeter von seinem eigenen entfernt waren. Fay unterdrückte den Drang Kuroganes Arm, der diesen wohl ebenfalls unbewusst um ihn gelegt hatte, abzuschütteln, somit dieser verhängnisvollen Position zu entkommen. Schon die allerkleinste Bewegung konnte den Ninja wecken. Daran, dass dieser eigentlich bereits bei seinem plötzlichen Aufschrecken aufwachen hätte müssen, dachte er in seinem benommenen Zustand nicht. Nachdem er den ersten Schock überwunden, er dem Brustkorb seines Reisegefährten, der sich gleichmäßig hob und senkte entnommen hatte, dass dieser noch immer schlief, entspannte er sich etwas und sein Blick wanderte langsam über das ausdrucklose Gesicht des Schlafenden. Gerade als er seine Hand hob, einem plötzlichen Impuls folge leistete und Kurogane eine ihm ins Gesicht hängende Haarsträhne wegschieben wollte, öffnete dieser seine Augen. Ruckartig hielt Fay in seiner Bewegung inne, blickte wortlos in die völlig munter und absolut nicht überrascht wirkenden Ovale seines Gegenübers, war sich nun völlig sicher, dass dieser die ganze Zeit über wach gewesen war. +~+~+~+ „Es geht schon...“ Eigentlich hatte er auch nichts anderes erwartet. Das der Magier zugeben würde, das ihm eiskalt war, er so sehr fror, dass er zitterte wie Espenlaub, war Kurogane von Anfang an klar gewesen. Warum eigentlich fragen... Innerlich seufzte er tief, während sein unfreiwilliger Zimmergenosse ihm leise eine Gute Nacht wünschte. Nach einigen Minuten Schweigen, in denen der Schwarzhaarige nur wortlos an die Decke gestarrt hatte, überwand er sich schließlich und erwiderte den Gruß, spürte aber, dass der Blonde schon am einschlafen war, seinen Worte wahrscheinlich nicht einmal mitbekommen hatte. Er fühlte, das Fays Zittern allmählich abnahm, er langsam einschlief, schien er von ihrem langen ‚Spaziergang’, zusätzlich zu seinem Fieber, doch sehr geschwächt. Eine Weile lauschte er noch den immer ruhiger werdenden Atemzügen des anderen Mannes, während er die nagenden Gedanken, die er den ganzen Tag lang irgendwo in der hintersten Ecke seines Kopfes eingekerkert hatte, auch weiterhin verbannte. Jetzt darüber nachzudenken, wo der Grund für all das Chaos in seinem Kopf nicht mal eine Armeslänge von ihm entfernt ruhig schlief, würde ihn nur wahnsinnig machen. Schließlich döste auch der Ninja ein. Als Kurogane aus dem Schlaf schreckte, brauchte er einen Moment, um sich zu orientieren, aber noch bevor er überhaupt wusste wo er war hatte er auch schon Souhi, das er neben dem Bett an die Wand gelehnt hatte, halb gezogen, realisierte dann aber, dass Niemand, oder nichts im Raum war von dem Gefahr drohte. Mit einem leisen erleichterten Seufzen ließ er sich zurücksinken. Was hatte ihn geweckt? Sogleich bekam er darauf eine Antwort, als sich etwas ziemlich kaltes an ihn drängte. Perplex wandte Kurogane den Kopf und blickte verständnislos auf blassblondes Haar, was ihm unangenehm im Gesicht kitzelte. Eine erneute kalte Berührung ließ ein Frösteln durch seinen Körper gehen. Anscheinend hatte Fay auf der Suche nach etwas Wärme im Schlaf seine Nähe gesucht, lag jetzt direkt neben ihm. Mit einem matten Lächeln drehte sich der Ninja auf die Seite. Soviel also zum Thema Distanz... Er konnte den Magier jetzt natürlich auch einfach wieder von sich weg schieben, aber da dieser im Schlaf wieder leicht zu Zittern begonnen hatte, brachte er es nicht über sich. Kälte war etwas grausames, konnte einem noch viel wirkungsvoller die Erholung rauben, als alles andere. Außerdem hatte Fay immer noch leichtes Fieber, stellte der Schwarzhaarige fest, als er sich leicht nach vorn und somit seine Stirn gegen die des Magiers legte. Abstand zu halten war wirklich schwer, vor allem in einer solchen Situation. Sanft legte er einen Arm um den schmächtigen Körper des Blonden, zog diesen noch etwas enger an sich. Höchstwahrscheinlich würde ihm der Blonde dafür die Augen auskratzen sobald er aufwachte, allerdings war ihm das im Moment ziemlich egal. Zumindest begann der an ihn geschmiegte Mann, der sich ganz automatisch in seine Arme kuschelte, sich endlich etwas aufzuwärmen. Entspannt schloss Kurogane die Augen, von der Wärme etwas schläfrig gemacht, öffnete sie aber bald darauf wieder, weil Fay irgendetwas im Schlaf murmelte. Sein Gesicht war angespannt, anscheinend träumte er schlecht. Die Worte waren meist unverständlich, nur ab und zu war so etwas wie ein „Nein...“ oder ein „Nicht...“ darunter, einmal glaubte er auch einen Namen gehört zu haben, der ihm sofort ein wütendes Glitzern in die Augen trieb. Ashura. Gerade als der schwarzhaarige Ninja überlegte, ob er den Träumenden wecken sollte, spürte er, wie dieser von selbst wach zu werden schien, und schloss aus undefinierbarem Grund die Augen, stellte sich schlafend. Als der Blonde dann aus dem Schlaf schreckte, rührte er sich nicht, auch nicht, als er spürte, wie dieser ihm das Gesicht zuwandte, sein warmer Atem über seine Wangen strich. Deutlich spürte er, wie Fays Herzschlag für einen Moment aussetzte und sich dann beschleunigte. Allerdings wandte der Magier sich nicht aus seinen Armen, hatte anscheinend Angst ihn zu wecken. Ganz langsam beruhigte er sich wieder und ein paar Minuten lang passierte nichts. Dann spürte Kurogane, wie der Andere seinen Arm bewegte, was ihn jetzt doch veranlasste die Augen zu öffnen. Die Hand des Magiers, auf halbem Weg zu seinem Gesicht erstarrte sofort, rubinrote, ausdruckslose Augen trafen auf eisblaue, verstört flackernde. Keiner von ihnen sagte ein Wort. +~+~+~+ Es war totenstill in dem kleinen Raum. Selbst von draußen klang kein einziges Geräusch herein, sogar das Zirpen der Grillen war verstummt. Fay spürte wie sein Herz hart gegen seinen Brustkorb schlug, war sich sicher, dass Kurogane, so nahe wie dieser ihm war, es spüren konnte. Keiner von ihnen brach den Blickkontakt, wagte es aber auch nicht ein Wort zu sagen, die beinahe mystisch wirkende Stille zu brechen. Verzweifelt suchte Fay in den Augen des Ninjas nach irgendeinem Zeichen das ihm helfen würde sich für eine angemessene Reaktion zu entscheiden, doch die rubinroten Ovale wirkten völlig ausdruckslos. Der blonde Magier spürte wie sich etwas in ihm verkrampfte als ihm, während er wohl einem masochistischen Trieb Folge leistete und weiterhin in den Augen seines Gegenübers starrte, bewusst wurde, wie weit Kurogane trotz der körperlichen Nähe von ihm entfernt war. Obwohl der Drang seinen Blick einfach abzuwenden, sich aus der Umarmung des Mannes zu befreien und an den äußersten Rand des Bettes zu rutschen beinahe übermächtig wurde, widerstand er ihm, war sich im Klaren darüber, dass er damit wahrscheinlich die wohl allerletzte Chance dem Ninja jemals wieder etwas näher zu kommen verspielen würde. Außerdem war ihm bewusst, dass er bei der nun in dem Raum herrschenden Kälte ohne die Nähe und Wärme seines Reisegefährten mit Sicherheit nicht mehr in der Lage sein würde zu schlafen. In diesem Land schienen beinahe wüstenähnliche Temperaturverhältnisse zu herrschen. Tagsüber war es so heiß, dass einem bei der kleinsten Bewegung bereits der Schweiß ausbrach, und nachts war es so kalt, dass es den Magier beinahe wunderte, dass das Fensterglas noch keine Eisblumen zierten. Gerade in diesem Augenblick erschien der Vollmond, der wohl bis jetzt hinter einer Wolkendecke verborgen gewesen war, tauchte das Zimmer in silbriges Licht, sodass Fay den Ninja nun nicht mehr nur schemenhaft wahrnehmen konnte, sondern jedes noch so kleine Detail seines Gesichts, das noch immer völlig ausdruckslos wirkte, erkannte. Allerdings konnte der Magier aufgrund des fahlen Mondlichts nun ein unsicheres, verwirrtes Flackern in dessen Augen ausmachen. Ein leichtes, undurchschaubares Lächeln umspielte Fays Lippen, bevor er seine Lider wieder schloss, damit den Blickkontakt unterbrach ohne sich von Kurogane abzuwenden, rückte dabei weder von dem Ninja weg noch schmiegte er sich näher an ihn. +~+~+~+ Dass der Mond just in diesem Moment aufging hatte der Schwarzhaarige Ninja nun wirklich nicht gebraucht. Auch wenn er wenig Probleme damit hatte, sein Gesicht völlig ausdruckslos wirken zu lassen, fast wie eine Statue, wusste er doch, dass man in seinen Augen Gefühle lesen konnte, die das fahle Licht des Vollmondes nun offenbarte. Momentan war er vor allem verwirrt. Verwirrt und ziemlich, um nicht zu sagen total, verunsichert. Er hatte eigentlich mit irgendeiner Kratzbürstaktion des Blonden gerechnet, aber dieser machte nicht die geringsten Versuche irgendetwas gegen ihre momentane Situation zu unternehmen. Was sollte er jetzt davon halten? Es war kaum zehn Stunden her, dass Fay ihm gesagt hatte, das seine Nähe ihn verletzte, er sie nicht ertragen konnte. Wieso ergriff er dann nicht jetzt die Flucht? Kurz hatte der Magier den Anschein erweckt, genau das tun zu wollen, und Kurogane war sich nicht sicher, ob er ihn hätte gehen lassen, oder festgehalten hätte. Die Nacht war unangenehm, geradezu eisig kalt, der schlanke Mann würde sich den Tod holen. Außerdem war dem Ninja auch nicht unbedingt warm, auch wenn er nicht wirklich Probleme hatte bei solchen niedrigen Temperaturen zu schlafen. Sie sollten die gegenseitige Körperwärme schon nutzen, da sie schon mal die Möglichkeit dazu hatten. Das leichte Lächeln, was sich auf die Züge des Blonden legte, sagte Kurogane, das dieser die Zeichen in seinen Augen durchaus gesehen hatte. Allerdings war es schwer zu sagen, was er daraus schloss. Diesmal war es dem Schwarzhaarigen erstaunlicher Weise absolut unmöglich irgendetwas aus dem Gesichtsausdruck seines Gegenübers abzulesen. Das lag anscheinend an seiner eigenen Verwirrung, die noch zunahm, als dieser dann seine Augen schloss, somit den Blickkontakt zwischen ihnen unterbrach. Allerdings machte er noch immer keinen Versuch abzuhauen. Wie sollte er jetzt bitte darauf reagieren? Er mochte es überhaupt nicht, wenn er nicht wusste, wie mit einer Situation umzugehen war. Seine Standartlösung für solche Fälle war eigentlich sein Schwert, aber er konnte seinen Reisegefährten ja schlecht einfach abstechen. Das war schlecht fürs Image, außerdem gab das Flecken die nie wieder raus gehen würden. An seinen sarkastischen Gedanken bemerkte der Schwarzhaarige, dass er langsam wieder die Oberhand über seine Verwirrung gewann. Was sollte er schon großartig tun, was konnte er schon tun. Fay machte ausnahmsweise mal keine Anstalten vor ihm zu fliehen, und außerdem hatte er wenig Lust diese Nacht zu frieren, also würde er dem Blonden seinen Willen lassen. Außerdem zeigte es ihm,dass zwischen ihnen vielleicht doch noch nicht alles so endgültig vorbei war, wie er heut Mittag geglaubt hatte. Endlich schaffte er es auch, die zwischen ihnen herrschende, fast schon unheimliche Stille zu durchbrechen. „Was hast du gerade geträumt?“ Dass seine Hand sich selbstständig machte und mit einer Strähne von Fays blondem Haar zu spielen begann bekam er gar nicht mit. +~+~+~+ Obwohl ihn Kuroganes Nähe noch immer verunsicherte, spürte Fay, dass seine Müdigkeit aufgrund der Strapazen des vergangenen Tages Überhand gewann sobald er seine Lider schloss. Bevor sein Bewusstsein allerdings erneut ins Reich der Träume abgleiten konnte, da er ohnehin nicht mehr damit rechnete, dass der Schwarzhaarige es noch wagen würde die Stille zu brechen, vernahm er dessen dunkle Stimme, die so nahe war, dass der Magier leicht zusammen zuckte. Der beinahe friedliche Ausdruck verschwand aus seinem Gesicht machte einem distanzierterem Platz, während sein eisblaues Auge, das er nun, da er durch den Ninja an seinen Alptraum erinnert wurde, wieder geöffnet hatte, sich leicht weitete als die schrecklichen Bilder erneut durch seinen Kopf jagten. Er spürte wie Kuroganes Hand, wohl unbewusst, mit einer Haarsträhne spielte, musste sich eingestehen, dass diese einfache Geste etwas tröstendes hatten. Obwohl Fay sich bemühte seine Stimme ungerührt und ausdruckslos klingen zu lassen, zitterte diese leicht, ließ erkennen wie schrecklich der Traum gewesen sein musste. „Er hat euch alle... Ashura er...“ Der blonde Magier biss sich auf die Lippen, und er verstummte. Sein Blick wirkte abwesend, er schien Kurogane, obwohl er diesen direkt ansah, nicht wirklich wahrzunehmen, war gefangen in den Erinnerungen an die schrecklichen Dinge die der gefürchtete Herrscher in seinem Traum dem Ninja und den Kindern angetan hatte. Der leblose Körper des Schwarzhaarigen, der blutüberströmt auf felsigem Boden lag, ihm mit toten, leeren Augen entgegenblickte, geisterte durch seinen Kopf, konnte erst vertrieben werden als Kurogane ihn sanft am Arm packte, ihn damit in die Realität zurück beförderte. „ Tut mir leid...“, entfuhr es Fay als er die aufrichtige Besorgnis in den glutroten Augen registrierte. „Es war nur ein Traum... es ist nicht weiter wichtig was darin passiert ist...“, wich er schließlich der noch immer unbeantwortet im Raum schwebenden Frage aus, war sich sicher, dass der Schwarzhaarige ohnehin bereits wusste wovon er geträumt hatte. +~+~+~+ Als Fay seine eisblauen Augen erneut öffnete, beobachtete der Schwarzhaarige besorgt, wie sich dessen Augen leicht weiteten er ihn zwar direkt fixierte, aber dennoch nicht wahrzunehmen schien. Die Panik und die Verzweiflung, die über das blasse Gesicht des Blonden flackerten, verschafften Kurogane nur einen zu deutlichen Eindruck, wie grauenhaft der Alptraum gewesen sein musste, dass er ihn besser nicht daran erinnert hätte. Die wenigen, mit zitternder Stimme gesprochenen Worte, bestätigten seine Vermutung, das es um dem gefürchteten Herrscher von Ceres ging, der sie im Traum anscheinend getötet, oder was für Grausamkeiten auch immer angetan hatte. Wieso musste dieser Typ den Magier bis in seinen Schlaf verfolgen? Diesen hatte er sich wohlverdient, nach den anstrengenden Strapazen der letzten Tag, den grausigen Bildern und erlittenen Qualen. Beunruhigt registrierte er, dass sein Gegenüber wohl in den Erinnerungen gefangen war und vorsichtig berührte er ihn am Arm. Dieser reagierte auf seine Berührung mit einem leicht desorientierten Blinzeln, fand den Weg in die Realität aber dadurch. Für was er sich dann allerdings entschuldigte, verstand Kurogane nicht, war doch er Schuld am Zustand des Anderen gewesen, hatte er doch nach dem Traum gefragt. Fay zwang sich zu einem Lächeln, das aber ziemlich misslang, während er ihm weiszumachen versuchte, dass der Traum nicht weiter wichtig gewesen war. Dass der blonde Mann dabei aber so hilflos wirkte, missfiel ihm und deswegen schob er all seine, heut Mittag gefassten Beschlüsse, von wegen, Ende und Aus, und zwei Meter Abstand, einfach mal Beiseite, legte seine Hand in den Rücken des Magiers und drückte diesen so etwas näher an sich, sodass er ihn behutsam ordentlich in den Arm nehmen konnte. „Du hast Recht, es war wirklich nur ein Traum.“ Der Schwarzhaarige sprach leise, hoffte das, wenn seine Worte es vielleicht nicht vermochten, wenigstens der Klang seiner Stimme Fay beruhigen würde. „Und deswegen denk einfach nicht mehr dran. So etwas wird nie passieren.“ +~+~+~+ Es waren weder die Worte noch der Tonfall von Kuroganes Stimme die es schafften die grauenhaften Bilder aus seinem Kopf zu vertreiben, das leichte Zittern seines Körpers zum Verschwinden zu bringen. Es war einzig und allein die Art und Weise wie der Ninja ihn sanft an sich zog, ihn in den Arm nahm als würde er dadurch sämtliches Unheil von ihm abhalten können. Sich im Klaren darüber wie viel Überwindung es dem Schwarzhaarigen gekostet haben musste, nachdem dieser ihm seine harten Worte bestimmt noch nicht verziehen hatte, diese mit Sicherheit noch in seinem Kopf herum spukten, auch die letzte Distanz zwischen ihnen zu überwinden, und, obwohl er ihn bereits sooft von sich gestoßen hatte, einen erneuten Schritt auf ihn zuzumachen, bedeutete ihm diese Umarmung soviel, dass er sich nicht in der Lage fühlte dieses Gefühl in Worte zu fassen. Fay verharrte völlig ruhig in den Armen des Ninjas, hatte Angst, dass dieser sich von ihm lösen, die tröstende Nähe verschwinden würde, sobald er sich auch nur das kleinste bisschen bewegte. Die Stille, die nun zwischen ihnen herrschte war von völlig anderer Natur als die bisherige, sie zeugte von Verbundenheit und Fürsorge, nicht von Distanz. Der Kopf des Magiers ruhte auf der Brust des Schwarzhaarigen, der sich unter dessen gleichmäßigen Atemzügen leicht hob und senkte. Dass er sogar Kuroganes Herzschlag spüren konnte, beruhigte Fay zusätzlich und nachdem er seinen Kopf etwas angehoben hatte, dem Reisegefährten ein Lächeln geschenkt hatte, das mehr als alle Worte der Welt ausdrückte wie dankbar er ihm war, schloss er erneut seine Augen, nun mit dem Wissen, dass ihn kein erneuter Alptraum aus dem Schlaf reißen würde. Und keine Minute später war der Magier dann aufgrund seiner totalen Erschöpfung auch bereits eingeschlafen. +~+~+~+ Dieses Mal hatte er nicht erwartet, dass der Blonde sich gegen seine Nähe sträuben würde, was dieser ja auch nicht tat, sondern sie mit tiefem, vertrauten Schweigen und einem Lächeln, welches mehr sagte als es tausend Worte könnten, hinnahm, akzeptierte und für gut zu heißen schien. Als Kurogane spürte, wie der Mann, dessen Kopf jetzt auf seiner Brust ruhte, sich allmählich beruhigte, sein Atem wieder gleichmäßiger wurde, merkte er, wie ein zufriedenes Lächeln über seine Züge huschte. ^ Es tat gut zu wissen, dass vielleicht doch noch nicht alles verloren war, der Magier wenigstens weiterhin zuließ, dass er ihn beschützte. Auch wenn es dennoch etwas seltsam war wie vertraut ihre Nähe plötzlich wieder war, hatte der Schwarzhaarige heute Nachmittag nach ihrer unfreiwilligen Badetour ihre Beziehung doch endgültig für beendet erklärt. Zum ersten mal an diesem Tag kam ihm der Gedanke, dass Fay seine Worte am Seeufer vielleicht gar nicht so gemeint hatte, wie er diese zunächst interpretiert hatte. Es war definitiv ein Vorwurf gewesen, aber hatte er ihn wirklich damit verletzten wollen? Schwer zu sagen, aber sollte das stimmen, hätte er selbst nur auf sinnlosen Spekulationen beruhend ihre Beziehung zueinander zerstört. Zum Glück war es allerdings genauso schwierig selber auf Distanz zu bleiben, wie jemanden auf Distanz zu halten. Dass das fast unmöglich war, hatte er während ihrer Reise lernen müssen, schließlich schien der Magier das Wort „Abstand“ im Wortschatz des blonden Mannes nicht Vorhanden zu sein. Dass Fay dann so plötzlich einen großen Schritt von ihm weggemacht hatte, hatte ihm deutlich gezeigt, wie wenig er eigentlich über die Gefühle des Anderen wusste. ‚Herz aus Glas’ ging es Kurogane durch den Kopf, wobei sein schwaches Lächeln etwas traurig wurde. Woran Fays sensibles Herz zerbrochen war, das wusste er nicht, konnte es nichtein mal erahnen, er wusste nur, dass er sich beim Einsammeln der Scherben noch oft in die Finger schneiden würde, verletzt werden, und selbst verletzten würde. Aber solange er nur nie aufgab, würde selbst diese Wunde irgendwann heilen. Seine seltsamen, so metaphorischen Gedanken überraschten den Ninja selbst ein wenig. Anscheinend hatte er sich in letzter zeit zu viel wirres Gerede anhören müsse, dass er jetzt schon selbst damit anfing. Es dauerte nicht lange, und der anstrengende tag forderte auch bei ihm so langsam seinen Tribut, die Wärme und Nähe des Anderen taten den Rest. Nach einer weile, in der der Schwarzhaarige noch seinen Gedanken nachhing, sank auch er in einen erholsamen, wenn auch nicht sonderlich tiefen Schlaf. +~+~+~+ Als Fay das nächste mal aufwachte, war es kein plötzliches auf Grund eines Alptraums aus dem Schlaf Schrecken, sondern er spürte wie ihn warme Sonnenstrahlen im Gesicht kitzelten, hörte leises Vogelgezwitscher, das den Schlaf langsam vertrieb. Nachdem er die Augen noch einige Minuten geschlossen gehalten, die behagliche Wärme genossen hatte, öffnete er noch immer etwas verschlafen sein nicht von der Klappe verborgenes eisblaues Auge, blinzelte kurz um sich an das gleißende Licht zu gewöhnen, merkte dann, dass sein Kopf noch immer auf der breiten Brust des Kriegers ruhte, der noch ruhig und gleichmäßig atmend zu schlafen schien. Die Ereignisse der letzten Nacht kehrten schlagartig in seinen Kopf zurück. Der schreckliche Alptraum, die tröstende Umarmung und die sanften Worte des Ninjas. Der strahlende Sonnenschein und die friedliche Atmosphäre ließen die blutigen Bilder des Traumes in weite Ferne rücken, und sogar die schrecklichen Geschehnisse der letzten Tage kamen ihm in dieser Idylle wie bloße Einbildung vor. Vielleicht hatte er das alles ja nur geträumt? Es war nie geschehen und Chii und die anderen Schlossbewohner waren noch immer am Leben. Die Hoffnung wurde sofort zunichte gemacht als sein Blick seinen einbadagierten Arm streifte. Obwohl es nun doch so unwirklich schien, es war die bittere Realität, eine unwiderrufliche Tatsache, dass Ashura erwacht war und ihm jedes Mittel Recht war ihn zu finden. Der Magier legte seinen Kopf leicht in den Nacken, langsam um Kurogane bloß nicht zu wecken, und ein sanftes Lächeln zauberte sich auf seine Lippen als er sah wie der Schwarzhaarige im Schlaf kaum merklich sein Gesicht verzog als seine blonden Haare ihn bei dieser Bewegung kitzelten. Obwohl er ihn bereits sooft, aus Angst ihm zu nahe zu kommen von sich gestoßen hatte, hatte ihm der Ninja auch dieses mal wieder verziehen, erneut einen Schritt auf ihn zu gemacht. Und er war nicht zurück gewichen, sondern hatte an Ort und Stelle verharrt, hatte versucht die Panik vor den Gefühlen, die er für den Reisegefährten empfand, zu unterdrücken, sich fallen zu lassen. Es beruhigte ihn eine Person an seiner Seite zu wissen, die selbst in den schlimmsten Situationen immer für ihn da war. Auch wenn er sich noch immer schuldig fühlte, da er die kleine Gruppe alleine durch seine bloße Anwesenheit in Gefahr brachte, er hatte es nun endlich akzeptiert, dass diese ihn nicht gehen lassen würden, war froh darüber nicht alleine vor dem mächtigen Magier fliehen zu müssen. +~+~+~+ Irgendetwas kitzelte sein Gesicht und Kurogane verzog leicht das Gesicht, sein Bewusstsein driftete etwas weiter vom Halbschlaf ins Erwachen, dennoch war er noch nicht entgültig wach. Einen kurzen Moment war zwar der Impuls da gewesen aufzuspringen und das, was auch immer ihn geweckt hatte als eventuelle Gefahr einzustufen, aber irgendetwas in seinem Kopf, sein Instinkt, sagte ihm, das momentan keine Grund dazu bestand. Der Schwarzhaarige atmete weiterhin ruhig und gleichmäßig, während er nun Stück für Stück langsam aufwachte. Ihm stieg ein angenehm süßlicher, vertrauter Geruch in die Nase, der ihn irgendwie an frische Blumen erinnerte, den er automatisch mit einem, manchmal liebevollen und manchmal triezenden Lächeln, sanften himmelblauen Augen und blassblondem Haar verband. Während die Erinnerungen an den gestrigen Tag, den Streit und den darauffolgenden Abend allmählich an die Oberfläche seines noch verschlafenen Bewusstseins stiegen, konnte er sich ein leises zufriedenes Seufzen nicht verkneifen und spürte, wie sich seine Lippen zu einem schwachen Lächeln verzogen. Dass Fay immer noch eng an ihn geschmiegt in seinen Armen lag, sagte ihm, dass sie wiedereinmal eine ihrer Krisen überwunden hatten. Es musste schon seltsam aussehen, wie sie hier lagen, er den zierlichen blonden Mann im Arm hielt. Würden die Prinzessin oder Syaoran jetzt ins Zimmer kommen...Okay, das würde wohl nicht weiter tragisch sein, da die beiden Kinder ihre Nähe wohl höchstwahrscheinlich auf die Kälte zurückführen würden. Sollte es aber Mokona sein, das sie in dieser Umarmung erwischte wusste Kurogane genau, dass er die nächsten Wochen keine Ruhe vor der weißen Flauschkugel haben würde. Das Vieh konnte bei so was sehr penetrant sein, und würde sowieso nur ihm auf die Nerven gehen, den Magier schön in Ruhe lassen, was wohl vor allem daran lag, dass er so herrlich auf das provokante Getue des Knäuels einstieg. Aber selbst diese Horrorvorstellung konnte den Ninja nicht dazu bringen Fay los zu lassen, zumindest noch nicht. Viel zu angenehm war die Wärme, das Gefühl, den Blonden so nah bei sich zu wissen. Als dieser erneut den Kopf bewegte, auf eine vorsichtige Art, anscheinend um ihn nicht zu wecken, wusste er, das der Andere wach war, und schnaubte leise, als ihn wieder feine Haarsträhnen im Gesicht kitzelten. Als er die Augen öffnete, wurde er sanft angelächelt. Anscheinend fand der Magier, der ihm so nahe war, dass sich ihre Nasenspitzen fast berührten, es unterhaltsam, ihn mit seinen Haaren zu ärgern. Naja, für dieses Lächeln, was Kurogane sofort als echt, nicht geschauspielert, erkannte, wollte er das gern erdulden. Behutsam neigte er den Kopf etwas nach vorn, sodass seine Stirn die des Blonden berührte, und er stellte erleichtert fest, dass das Fieber heute gänzlich verschwunden war. Den Kopf nicht wieder zurückziehend, schloss er erneut entspannt seine rubinroten Augen. „Hast du gut geschlafen..?“ brummte er leise, hatte Mühe, sich von der Wärme und der idyllischen Ruhe nicht wieder einlullen zu lassen. +~+~+~+ Fays Augen weiteten sich leicht vor Überraschung als Kurogane seinen Kopf etwas neigte, er mit dieser Bewegung die Stirn des Magiers mit seiner eigenen berührte, gleich darauf wurde ihm aber klar, dass diese Nähe wohl einzig und alleine dazu diente sich zu vergewissern ob er noch Fieber hatte, sicherlich keine Geste von Zuneigung war. Diese Annahme geriet aber sofort wieder ins wanken als der schwarzhaarige Ninja keinerlei Anstalt machte seinen Kopf wieder zurück zu ziehen. Im Gegenteil, der Reisegefährte schloss mit beinahe entspanntem Gesichtsausdruck die glutroten Augen, brach damit den Blickkontakt, nicht aber ihre Nähe. „Hast du gut geschlafen...?“ Die leise gebrummte Stimme ließ deutlich erkennen, dass Kurogane noch nicht gewillt war aufzustehen, die angenehme Wärme noch etwas länger genießen wollte, bevor sie sich auf die anstrengende Suche nach einer geeigneten Arbeit machen würden. Der blonde Magier war froh darüber. Die Ereignisse der vergangenen Nacht hatten sie einander wieder näher gebracht, er hatte nicht mehr das Gefühl dass der Schwarzhaarige trotz körperlicher Nähe meilenweit von ihm entfernt war. Trotz allem hatte er Angst davor, dass sich dies sofort ändern würde, sobald sie sich voneinander lösen, dieses Zimmer verlassen würden um sich erneut der harten Realität zu stellen. Angst davor, dass der Ninja über die Auseinandersetzung am Vortag nachdenken würde, er sich dann doch dazu entschließen würde die unsichtbare Mauer zwischen ihnen, deren Existenz ja eigentlich einzig und allein auf seinem Mist gewachsen war, wieder aufbauen würde. Fay merkte, dass er unbewusst ebenfalls die Augen geschlossen hatte, ihn die mollige Wärme und die beruhigende Nähe des Ninjas wohl trotz seiner negativen Gedanken einlullte. Als er diese wieder öffnete, blickte er direkt in die glutroten Ovale seines Gegenübers, in denen der Magier erneut ein seltsames Funkeln erkennen konnte, das er in den vergangenen Tagen bereits einige male ausmachen hatte können, und das er noch immer nicht zu deuten vermochte. Kurogane war ihm noch immer so nah war, dass sich ihre Nasenspitzen beinahe berührte, er seinen warmen Atem spüren konnte. Schweigend erwiderte er den Blickkontakt. Es schien beinahe so, als würden sie beide darauf warten, dass der jeweils andere den ersten Schritt wagte, die kaum mehr vorhandene Distanz zwischen ihren Lippen überbrückte und... Entsetzt von seinem eigenen Gedankengang wich Fay so weit es in Kuroganes Umarmung überhaupt möglich war zurück, seine Augen ein Wechselbad von Gefühlen offenbarend. Überraschung, Verwirrung spiegelten sich ebenso darin wie Entsetzen und Angst. +~+~+~+ Kurogane merkte, wie er erneut einzuschlafen drohte, die Wärme, die momentan herrschte ihn beruhigte und einlullte. Einzig die Tatsache, dass er noch keine Antwort auf seine Frage bekommen hatte, ließen ihn die Augen wieder öffnen. Nachdenklich huschte sein Blick über das Gesicht des blonden Mannes in dem der Krieger deutlich lesen konnte, dass er die Nacht gut verbracht hatte. Er wirkte ziemlich zufrieden und, wie der Ninja erleichtert feststellte, erholt. Außerdem machte er keine Anstalten sich von ihm zu befreien, der Umarmung zu entfliehen. Und dafür war er dankbar. Der Schwarzhaarige hatte noch keine Lust aufzustehen, ihre momentane Verbindung zu lösen, tat die Nähe des Anderen doch einfach zu gut, vielleicht sogar zu gut. Versunken betrachtete er das blasse, fein geschnittene Gesicht vor sich. Irgendwie brachte es ihn auf seltsame Gedanken, besonders als sein glutroter Blick für einen Moment an seinen Lippen hängen blieb. Na, das war ja mal was Neues... Seit wann rastete er eigentlich nicht mehr aus, wenn der Magier ihm so nahe war, sondern überlegte, ob er ihn küssen sollte? Jetzt wurde es langsam verrückt. Aber auch, wenn er sich aufs ärgste über sich selbst wunderte, ließ sich diese Idee einfach nicht wieder aus seinem Kopf vertreiben, Einzig die Frage, wie der andere Mann darauf reagieren würde, ließ ihn lieber von seinem Vorhaben ablassen. Es war sicherlich dumm, jetzt mit so etwas zu kommen, zumal er ja selbst nicht genau wusste, wieso er das überhaupt mit einem solchen Gedanken spielte, würde das Fay doch mit Sicherheit verschrecken, das so mühsam neu aufgebaute Vertrauen zwischen ihnen erneut zerstören. Als sein gegenüber das eine, nicht von der Augenklappe verdeckte eisblaue Auge öffnete war er ganz froh über die dadurch entstehende Ablenkung, konnte man sich in Fays Augen doch genauso gut verlieren, wie in anderen, ziemlich abwegigen Gedanken. Dieser schien genauso versunken in die Betrachtung des Ninjas, wie er es gerade noch umgekehrt gewesen war, und zu der Frage, seit wann er so seltsame Gedanken im Zusammenhang mit dem Magier hatte, gesellte sich die, was dieser wohl gerade dachte. Dass der blassblaue Blick ebenfalls kurz seine Lippen streifte entging ihm nicht, aber Fays plötzliche Reaktion ließ ihm keine Zeit sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Ruckartig wich er zurück, starrte ihn mit Augen an, in denen er so viele Emotionen aus einmal lesen konnte. Überraschung, Verwirrung und Angst, beinahe schon Entsetzen. Es gefiel Kurogane überhaupt nicht, dass der Blonde auf ihn reagierte als befürchtete er, dass er verletzt werden würde. Aber das hatte er nicht vor, hatte er nie vor gehabt, auch wenn es viel zu oft passiert war. Er wusste nicht was es war, was ihn dazu bewegte dem verschreckten Magier zu folgen, vielleicht wollte er ihn einfach nur überzeugen, das es keinen Grund gab, so verschreckt zu sein, dennoch tat er es, brachte sein Gesicht wieder ganz nah an das des Blonden. „Keine Angst...“ flüsterte er leise, jetzt schon einen leicht entschuldigenden Ton in der Stimme. Dann legte er ganz behutsam die Lippen auf die seinen. +~+~+~+ Obwohl es Kurogane war, der ihn so durcheinander brachte, dessen Nähe ihn verwirrte und die seltsamsten Gedanken in seinem Kopf entstehen ließ, konnte Fay den Blickkontakt nicht brechen, war gefangen in den rotglühenden Augen. Unbewusst versuchte er noch ein weiteres Stück zurück zu weichen, spürte allerdings sofort die Arme des Ninjas an seinem Rücken, die ihm nicht gestatteten weiter von ihm wegzurücken. Die Nähe, die er gerade eben noch so angenehm gefunden hatte, erschien ihm plötzlich beunruhigend, beinahe erdrückend. >Diese Emotion, stärker als Freundschaft, und unberechenbarer und zerstörerischer als Hass...< Erneut hallten die Worte, die ihn einfach nicht mehr loslassen wollten, durch seinen Kopf und er verfluchte die alte Frau, die mit dieser dämlichen Vorhersage diese ganzen Verwirrungen ins Leben gerufen hatte, im Stillen. Liebe? Das war einfach lächerlich... viel zu weit hergeholt... absolut unrealistisch... Die plötzliche Bewegung des Schwarzhaarigen riss ihn aus seinen Gedanken, und mit einem gehetzten, verschreckten Blick registrierte er, dass sich dieser ihm erneut näherte, sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von seinem trennte. „Keine Angst...“ Die gewisperten Worte, in denen er einen leicht entschuldigenden Unterton zu hören glaubte, die ihn wohl beruhigen sollten, bewirkten eher das Gegenteil und Fay spürte wie sein Herzschlag sich beschleunigte, dann einen Moment aussetzte als der Ninja die letzten Zentimeter zwischen ihnen überwand, er plötzlich die weichen Lippen des Reisegefährten auf seinen spürte. Obwohl der Verstand des Magiers danach schrie Kurogane von sich weg zu stoßen, am besten fluchtartig das Zimmer zu verlassen, gehorchte ihm sein Körper nicht. Statt dessen schloss er langsam die bis vor wenigen Sekunden noch weit aufgerissenen Augen, verdrängte alle Bedenken aus seinem Kopf und schaltete seinen ihn noch immer zur Vernunft bringen wollenden Verstand ab, wollte den Kuss gerade erwidern als plötzlich jemand an die Tür klopfte. Dieses Geräusch riss Fay endlich aus seinem tranceähnlichen Zustand, er drückte den Schwarzhaarigen mit reflexartig von sich, und keine Sekunde wurde auch schon die Türe geöffnet und Sakura betrat den Raum, dicht gefolgt von Syaoran. ~tbc~ Kapitel 10: Interruption ------------------------ Wai~ Ihr seit echt die besten >.< Soviele positive Resonanz zum letzten Chapter >.< Haben uns extra beeilt mit dem neuen Kapitel damit wir, wenn schon jemand so lieb darum bittet, es noch vor dem 12. hochladen können^_^ Danke nochmal für eure lieben Kommentare, wir freuen uns wirklich über jedes einzelne davon riesig >.< Und jetzt will ich euch nicht länger zumüllen, viel Spaß mit dem 10. Kapitel! (wow, Jubiläumschapter*g*) +~+~+ Als sich ihre Lippen trafen hatte Kurogane nur einen einzigen Gedanken. Idiot! Er war ein verdammter Vollidiot. Was glaubte er eigentlich, was er hier tat? Hatte er sich nicht gerade eben noch geschworen Fay nicht zu verletzen? Aber was gerade zwischen ihnen passierte würde genau dies heraufprovozieren. Egal wie der Blonde auf den Kuss reagierte, ob er sich wehren oder darauf eingehen würde, er würde ihm damit weh tun. Wenn der Magier dies hier nicht wollte, dann sowieso, und selbst wenn sich dieser darauf einließ, was der Schwarzhaarige allerdings für mehr als zweifelhaft hielt, er würde ihm im Nachhinein keine sinnvolle Erklärung für sein Handeln liefern können. Und wie würde Fay sein Verhalten dann wohl interpretieren? Ein Spiel, ein blöder Scherz? Dabei wusste er ja selbst nicht was er damit bezweckte. Warum hatte er den blonden Mann einfach geküsst? War es wirklich nur ein Spiel? Nein... Er hatte ihm beweisen wollen, dass es keinen Grund gab, vor ihm zurückzuweichen, ihm gegenüber so panisch zu reagieren. Aber war das alles? Er wusste es nicht. Er wusste im Moment eigentlich überhaupt nichts mehr. Nur, dass sie sich gut anfühlten, die samtenen Lippen des Anderen auf den seinen. Außerdem stieg Kurogane Verwirrung mit jeder Sekunde die verging, ohne dass eine Gegenreaktion kam. Der Ninja hatte seine rubinroten Augen nicht geschlossen, wollte er doch auf eventuelle Fingernägel oder eine Ohrfeige vorbereitet sein, erwiderte so den Blick aus den erschrocken geweiteten eisblauen Augen. Gerade als er entschied lieber einen Rückzieher zu machen, die sanfte Berührung zu lösen, schloss Fay seine Lider langsam, schien den Kuss wahrhaftig erwidern zu wollen. Aber bevor Kurogane das überhaupt realisieren konnte, zeriss ein leises Klopfen die Stille. Er spürte wie der Blonde die Hände gegen seine Brust legte, ihn sanft aber bestimmt von sich drückte, und reflexartig ließ der Ninja los, ging sofort auf Abstand. Niemand musste sehen, was hier passierte. Was auch immer es war, was gerade geschehen war... Als Syaoran und Sakura kurz darauf ins Zimmer kamen saß der Magier schon aufrecht, war halb aus dem Bett und erwiderte mit einem Lächeln den Morgengruß der beiden Kinder. Was auch immer in seinem Kopf vor ging, man sah ihm nichts an. Selbst der schwarzhaarige Krieger konnte im Moment nicht sagen, was er gerade dachte. Obwohl Kurogane durcheinander war zwang er sich vorerst all das Chaos beiseite zu schieben und setzte sich langsam auf. Weit kam er allerdings nicht, da ihm augenblicklich irgendetwas weißes, flauschiges mit einem lauten „Guten Morgen, Kuro-pii!!“ ins Gesicht klatschte. Entnervt kippte er daraufhin zurück in die Kissen, bevor er das Manjuu am Stummelschwänzchen packte und es sich knurrend vom Gesicht zog. „Hyu! Kuro-Kuro hat schon am Morgen miese Laune? Schlecht geschlafen?“, wollte Mokona wissen, fröhlich mit allen vier Pfötchen zappelnd. „Nein...“ Glutrote Augen streiften kurz den blonden Magier. „Nein. Ich hab sehr gut geschlafen.“ „Sieht man! Du bist ja noch ganz verpennt.“ Vergnügt hin und her pendelnd griente das hasenähnliche Wesen ihn bis über beide Ohren an. „Und deswegen musst du dich jetzt von mir Wachärgern lassen! Oder du lässt dich von jemandem Wachküssen.“ >Wachgeküsst wurde ich schon.<, war die einzige Antwort die Kurogane dazu einfiel, und um ein Haar hätte er diese laut ausgesprochen. Allerdings konnte er sich diese Erwiderung doch noch verbeißen, machte sich stattdessen eine gedankliche Notiz, die Aktion von eben irgendwann zuende zu bringen, oder bei Gelegenheit zu wiederholen. Na Klasse...! Eine Runde blaue Pillen für alle Bitte. +~+~+ Obwohl Fays Herz ihm immer noch bis zum Hals schlug, er innerlich völlig aufgewühlt und durcheinander war, kam ihm wieder einmal die jahrelange Perfektionierung des Verbergens seiner wahren Emotionen zu gute und so gelang es ihm die beiden Kinder mit einem freundlichen, völlig ruhig wirkenden Lächeln zu begrüßen. Obwohl der Magier es vorüber gehend vermied Kurogane anzusehen, merkte er anhand der Matratze, dass dieser sich aufgesetzt hatte, und keine Sekunde später sprang auch schon das bereits vermisste weiße Knäuel an ihm vorbei auf seinen Lieblingsspielpartner zu um den Ninja mit dieser plötzlichen Attacke wieder zurück in die Kissen zu befördern. Während der Schwarzhaarige Mokona entnervt aus seinem Gesicht beförderte, befeuchtete Fay in Gedanken versunken seine Lippen, hatte beinahe das Gefühl als würde der Geschmack des Reisegefährten noch immer an ihnen haften. Der blonde Magier spürte die rotglühenden Augen einen Moment auf sich ruhen, als Kurogane auf die Frage des Manjuus reagierte, ihm antwortete, dass er gut geschlafen hatte. „Sieht man! Du bist ja noch ganz verpennt. Und deswegen musst du dich jetzt von mir wach ärgern lassen! Oder du lässt dich von jemandem wach küssen.“ Bei den weiteren Worten des hasenähnlichen Zauberwesens zuckte Fay leicht zusammen, hatte die Befürchtung, dass er den Ninja doch zu spät von sich weggedrückt hatte, die Kinder und das weiße Knäuel sie gesehen hatten und Mokona dem Schwarzhaarigen nur deshalb riet sich wach küssen zu lassen, in der Hoffnung dass einem von ihnen etwas unüberlegtes herausrutschen würde. Allerdings schien die Aufmerksamkeit des Knäuels ungeteilt auf Kurogane gerichtet zu sein, was ihn von seinem paranoiden Verfolgungswahn befreite. Entschlossen hievte er sich schließlich aus dem Bett, stellte dabei fest, dass seine Hose mittlerweile getrocknet war und trat dann auf Sakura und Syaoran zu, die im Türrahmen stehen geblieben waren, und lächelnd die erfolglosen Versuche des muskulösen Mannes sich von Mokona zu befreien, verfolgten. „Na, habt ihr gut geschlafen?“ Amüsiert bemerkte Fay wie sich die Gesichter der beiden Kinder augenblicklich leicht röteten und beide krampfhaft auf den Boden starrten, jeglichen Blickkontakt vermieden als sie nickten. Der blonde Magier hakte nicht weiter nach, wollte die Prinzessin und ihren tapferen Beschützer nicht noch mehr in Verlegenheit bringen. Statt dessen warf er einen prüfenden Blick aus dem Fenster, stellte dabei fest, dass die Sonne wie erwartet bereits hoch am Himmel stand, sie also wahrscheinlich bis Mittag geschlafen hatten und es allerhöchste Zeit wurde sich nach Arbeit umzusehen. „Wir sollten uns langsam auf den Weg machen... Immerhin müssen wir noch das Geld für die Unterkunft verdienen und uns bei dieser Gelegenheit auch sofort nach dem Aufenthaltsort von Sakura-chans Feder umsehen! Am besten teilen wir uns auf...“ Augenblicklich spürte er Kuroganes Blick erneut auf sich ruhen. Er hielt einen Moment inne, bevor er fortfuhr, wagte es nicht sich zu dem Ninja umzudrehen aus Angst davor was er in seinen glutroten Augen sehen würde. „Ich werde mit Sakura-chan gemeinsam den Norden der Stadt erkunden und mich dort mit ihr nach Arbeit umsehen... Syaoran-kun, du und Kuro...-wan ihr nehmt euch den südlichen Teil vor. Sind damit alle einverstanden?“ Ja, er war ein Feigling, flüchtete erneut vor Kuroganes Nähe um sich so mehr Zeit zu verschaffen um seine Gefühle zu ordnen, zu verstehen, wieso er den Kuss überhaupt zu gelassen hatte, sogar bereit gewesen war ihn zu erwidern. Er konnte nur hoffen, dass der Schwarzhaarige dies verstehen würde, dass er gemerkt hatte, dass er ihm indem er erneut einen der eigentlich verhassten Spitznamen gebraucht hatte, zeigen wollte, dass er nicht vor hatte erneut eine Barriere zwischen ihnen aufzubauen. +~+~+ Als die Frage darüber, ob sie sich aufteilen sollten um Arbeit und die Feder der Prinzessin zu suchen laut wurde, richtete Kurogane sofort seinen durchdringenden glutroten Blick auf den blonden Magier, wobei er Mokona einen Moment zu lange aus den Auge ließ, dieses die Chance sofort nutzte und sich in seinen Kragen wühlte und sich irgendwo unter seinem Hemd häuslich einrichtet. Das war dem Ninja im Moment aber reichlich egal. Es interessierte ihn viel mehr wie Fay seinen Satz zuende bringen würde. „Ich werde mit Sakura-chan gemeinsam den Norden der Stadt erkunden, mich dort mit ihr nach Arbeit umsehen... Syaoran-kun, du und Kuro...-wan ihr nehmt euch den südlichen Teil vor. Sind damit alle einverstanden?“ Fast hätte der Ninja laut und bitter aufgelacht. Da konnte er also sehen, was er mit seiner unüberlegten Handlung angerichtet hatte. Der Magier zog sich schon wieder vor ihm zurück, floh davor, in seiner Nähe, mit ihm allein zu sein. Früher wäre es ganz selbstverständlich gewesen, dass die Kinder eine Gruppe bildeten, er und der Blonde eine Zweite, aber was hatte er nach dem eben Geschehenen erwartet? Allerdings war es einer dieser verhassten, namensverstümmelnden Anhängsel, die Fay längere Zeit überhaupt nicht, und seit kurzem nur gezwungen benutzt hatte, was Kurogane diesmal ein wenig an seinen Gedanken zweifeln ließ. War es nicht verständlich, dass der Magier jetzt etwas Abstand brauchte? Außerdem war er ja diesmal wirklich selbst Schuld an dieser neuen, festgefahrenen Situation. Höchstwahrscheinlich würde diese Situation hier noch komplizierter werden als ihr dem Ereignis zuvor gegangener Streit. Viel komplizierter. Mit einem tiefen Seufzen stieg er jetzt endlich auch aus dem Bett, zog sich seine Stiefel an während er auf die Frage des Magiers mit einem desinteressiert geknurrten „Einverstanden.“ antwortete. +~+~+ Die Prinzessin und Syaoran nickten sofort, schienen sich nicht weiter über die Gruppenaufteilung zu wundern, waren wohl sogar ganz froh darüber nach der im selben Bett verbrachten Nacht etwas Abstand zu gewinnen. Vor allem Sakura wirkte verwirrt und durcheinander darüber, dass sie sich langsam an den Jungen gewöhnte, sich bei ihm immer wohler fühlte und das obwohl er nicht derjenige war dem ihr Herz gehörte. Oder gehört hatte? Fay bemerkte wie sich die Gesichtszüge des Mädchens leicht verkrampften, und er strich ihr beruhigend über die Schultern was dieses mit einem dankbaren Lächeln quittierte. „Einverstanden.“ Als Kurogane dem Vorschlag schließlich knurrend zustimmte richtete Fay seinen Blick zögernd auf den Schwarzhaarigen und ein erleichtertes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht als dieser nachdem er seine Schuhe angezogen hatte aufsah, die glutroten Augen zwar deutlich zeigten, dass er den Plan nicht unbedingt gut hieß, aber er nicht vor hatte ihm sein Flüchten vorzuwerfen. Er hielt den Blick des Ninjas noch einen Augenblick lang fest, bevor er sich abwandte und der Prinzessin lächelnd deutete ihm zu folgen. „Vielleicht... liegt in ihrer Vorhersagung ja doch ein Körnchen Wahrheit...“ Mit diesen Worten verließ er, ohne sich noch einmal umzudrehen, mit dem Mädchen, das noch einen letzten scheuen Blick zu Syaoran warf, im Schlepptau das Zimmer, und schließlich, nachdem er sich von Toya ein ihm zwar etwas zu weites aber sonst einigermaßen passendes Hemd geborgt hatte, die Herberge. Im Gegensatz zum Vortrag herrschte nun reges Treiben und wider Erwarten wurden sie von beinahe allen an ihnen vorbei eilenden Stadtbewohnern freundlich gegrüßt. Wie es schien hegte ihnen gegenüber niemand Misstrauen, was Fay zwar verwunderte, aber die Suche nach Arbeit gehörig erleichtern würde. Nachdem sie die belebte Straße im strahlenden Sonnenschein eine Zeit lang entlang geschritten waren, fanden sie sich vor einem kleinen, gemütlich wirkenden Cafe wieder. Die beleibte Geschäftsführerin, die den belebten Laden mit nur zwei Kellnern managte, war froh, dass sich ihr an diesem sonnigen, viele Kunden anlockenden Tag zwei weitere Hilfskräfte anbaten und wenig später waren Fay und Sakura bereits damit beschäftigt die warteten Gäste mit Getränken und Süßwaren zu versorgen. Obwohl sie bei ihrer Arbeit viel über die Stadt, ihrem plötzlichen Wachs- und Reichtum erfuhren, war unter all diesen Information nichts wirklich brauchbares und so konnten sie nur hoffen, dass der Ninja und Syaoran erfolgreicher waren. Nachdem die Cafebesitzerin sie nach einem überaus anstrengendem Arbeitstag bezahlt hatte verabschiedeten sie sich und machten sich auf den Weg zurück zur Herberge. Dank Sakuras warmherzigen Lächeln, und dem süßen Outfit in das die Frau die Prinzessin gesteckt hatte, waren ihnen die Herzen der Kunden nur so zugeflogen, was sich mit gehörigem Trinkgeld bemerkbar gemacht hatte. Alles in allem hatten sie genügend verdient um die beiden Zimmer auch noch für die kommende Nacht zu mieten zu können. +~+~+ „Vielleicht... liegt in ihrer Vorhersagung ja doch ein Körnchen Wahrheit...“ Wie Bitte? Kuroganes Kopf, den er nachdem sein Gegenüber den Blickkontakt unterbrochen hatte abgewandt hatte, ruckte automatisch herum und verwirrte, glutrote Augen hefteten sich auf den Rücken des Magiers, fixierten ihn, als könne er ihn allein dadurch dazu bewegen, sich herum zu drehen um ihm sein Gesicht zu zeigen. Aber Fay tat ihm diesen Gefallen nicht, verließ stattdessen mit der Prinzessin im Schlepptau, und immer noch nacktem Oberkörper das Zimmer. Der Ninja fragte sich kurz, ob sein Reisegefährte jetzt so draußen herum laufen wollte, allerdings kehrten seine Gedanken schnell wieder zu dessen letzten Worten zurück. Was sollte das bedeuten? Was hatte Fay ihm damit sagen wollen? Ohne es zu wollen, driftete die Vorhersage der weißhaarigen Frau an die Oberfläche seines Bewusstseins. >Diese Emotion, stärker als Freundschaft, und unberechenbarer und zerstörerischer als Hass...< Wenn darin ein Körnchen Wahrheit lag, dann war er jetzt vollends verwirrt. Hatte der Magier ihm damit sagen wollen, dass er irgendetwas – er wollte es nicht gleich Liebe nennen – für ihn empfand? Wenn das wirklich so war... Ja, was dann? Einen lauten Fluch ausstoßend riss sich der Schwarzhaarige von seinen wirren Gedanken los, bekam dafür von Syaoran, der immer noch wie bestellt und nicht abgeholt an der Tür stand, einen verständnislosen Blick zugeworfen. Mit nur einer ungeduldigen Handbewegung als einzige Erklärung für seinen Gefühlsausbruch setzte sich der Ninja in Bewegung und begab sich an dem Junge vorbei hinaus in den Flur. Ihm fiel auf, dass der braunhaarige Knirps anscheinend gerade genauso viele Sorgen hatte wie er selbst. Der Grund dafür war sicherlich die immer freundliche Prinzessin. Tja, die Jugend hatte es nicht leicht. >Wir erwachsenen aber auch nicht...< fügte er in Gedanken hinzu, während er, gefolgt von Syaoran die Herberge verließ, auf der Straße den Weg Richtung Süden einschlug. Logischerweise herrschte im Gegensatz zu gestern Abend ziemlicher Betrieb in der großen Stadt, und Kuroganes Laune wurde mit jedem freundlichen Gruß, der ihnen entgegengebracht wurde, schlechter, sank langsam aber sicher in den Keller. Mokona ließ sich Gott sei dank nicht blicken, sondern schnarchte irgendwo in seinen Klamotten, war doch fraglich, wie die Menschen auf das Knäuel reagieren würden. So scheißfreundlich wie die Leute hier allerdings waren... Als sie sich langsam der Stadtgrenze näherten, machte der Junge ihn auf ein Schild aufmerksam auf dem jemand Hilfskräfte für die Weinlese suchte. Und obwohl der Ninja nicht besonders begeistert von der Idee war den ganzen Tag über eine Weinplantage zu wandern und Trauben zu pflücken, sich bei der sengenden Hitze vielleicht auch noch einen Sonnenbrand zu holen, fragten sie trotzdem nach und standen schon zehn Minuten später, jeder mit einem großen Flechtkorb, den man auf den Rücken tragen konnte, ‚bewaffnet’ auf der Plantage. Die Arbeit erwies sich als anstrengender als gedacht, gab ihnen aber die Möglichkeit sich von ihren Grübeleien abzulenken. Irgendwann hatte Kurogane sein schwarzes Shirt ausgezogen, das nun zusammen mit Mokona unter einem Baum im Schatten lag. Lieber einen Sonnenbrand, als sich zu Tode schwitzen. Korb und Korb wurde vollgefüllt mit Trauben zum Sammelwagen geschleppt, bis die Sonne schon ziemlich tief stand und endlich der Feierabend verkündet wurde. Mit der Äußerung, dass sie am nächsten Tag gerne wiederkommen konnten wurde ihnen ihr Tageslohn in die Hand gedrückt, wonach sie endlich gehen konnten. Immer noch mit freiem Oberkörper, Mokona, das fröhlich brabbelte, unter den Arm geklemmt, ging der Schwarzhaarige neben dem Jungen her, verließ sich ausnahmsweise mal auf Syaorans Orientierungssinn um zur Herberge zurück zu finden, da er selbst gedankenverloren die Umgebung betrachtete, welche allerdings nicht sonderlich viel zu bieten hatte. Abgesehen davon, dass sie absolut nichts über die Feder der Prinzessin herausgefunden hatten, war der Tag gut gelaufen, sie hatten gut verdient. Froh, nach dem heißen Tag endlich in den Schatten zu kommen, betraten sie die Herberge. +~+~+ Nachdem Fay bemerkt hatte, dass die Prinzessin bereits auf dem Heimweg erfolglos gegen ihre Müdigkeit ankämpfte, schickte er das Mädchen sobald sie die Herberge erreicht hatten auf ihr Zimmer, versicherte ihr lächelnd, dass er mit Kurogane und Syaoran die Pläne für den nächsten Tag durchgehen würde, sie also beruhigt schlafen gehen konnte. Mit einem verlegenen Nicken verabschiedete sich Sakura, wirkte merklich erleichtert darüber nach dem anstrengenden Tag endlich ins Bett zu kommen. Als der blonde Magier schließlich das Zimmer, das er während ihres Aufenthalts in dieser Welt mit dem schwarzhaarigen Ninja teilte, betrat fand er es wie erwartet verlassen vor. Ein einziger kurzer Blick auf das Doppelbett brachte schlagartig die Erinnerungen an die vergangene Nacht und den darauffolgenden Morgen, die er aufgrund des stressigen Jobs den ganzen Tag lang erfolgreich hatte verdrängen können, zurück. Unbewusst hob er seine Hand, strich mit einem Finger langsam über seine Lippen. Als er diese Bewegung registrierte entfuhr ihm ein leiser Seufzer und er ließ seine Hand sinken. Was war nur mit ihm los? >Vielleicht... liegt in ihrer Vorhersagung ja doch ein Körnchen Wahrheit...< Und was zur Hölle hatte er sich dabei gedacht sich mit diesen Worten von Kurogane zu verabschieden? Hatte er damit nicht indirekt gestanden, dass er etwas für den Ninja empfand? Etwas das über Freundschaft hinaus ging... Stöhnend schüttelte Fay den Kopf, ließ sich schließlich auf die weiche Matratze fallen. Wahrscheinlich hatten die schrecklichen Ereignisse und die seltsamen Prophezeiungen der alten Frau seine Sinne verwirrt, versucht ihm Gefühle vorzugaukeln die nicht existierten. Es war wohl die angenehme Ruhe und Geborgenheit die er in der Nähe des schwarzhaarigen Reisegefährten empfand, die er nun als Zuneigung missinterpretierte. Wieso allerdings hatte Kurogane ihn überhaupt geküsst? War es ein Spiel gewesen? Oder eine Art Test, wie weit er gehen konnte bis er ihn von sich stoßen würde? Das ergab alles keinen Sinn... Egal wie man es auch drehte und wendete, es würde kein Weg an einem klärenden Gespräch mit seinem Zimmerpartner vorbei führen. Allerdings stand nun erst einmal die Planung für den nächsten Tag an, beruhigte der blonde Magier sich selbst. Gerade als er sich aus dem Bett hieven wollte um, da es bereits dämmerte, die Kerzen anzuzünden, wurde die Türe geöffnet und ein ziemlich geschafft wirkender Kurogane betrat den kleinen Raum. Fays Hoffnung, dass der muskulösen Gestalt des schwarzhaarigen Ninjas noch die des Jungen folgen würde, wurde enttäuscht. Scheinbar hatte dieser auch ohne Umwegen ihr eigenes Zimmer angesteuert um sich für den nächsten Tag auszuruhen. Der blonde Magier begrüßte den Neuankömmling mit einem nervösen Lächeln, bevor er sich seinem ursprünglichen Vorhaben widmete und die Kerzen anzündete. „Ihr habt also auch Arbeit gefunden?“ +~+~+ Im Empfangsbereich wurden sie von dem Ebenbild von Sakuras Bruder, dem Touya dieser Welt begrüßt, der ihnen mitteilte, dass der andere Teil ihrer kleinen Gesellschaft schon da, kurz vor ihnen eingetroffen war. „Ihr seht fertig aus. Kann ich euch etwas zu essen anbieten? Die anderen Beiden haben abgelehnt.“ Da sowohl der schwarzhaarige Ninja, als auch Syaoran den ganzen Tag über nichts gegessen hatten, nahmen sie das Angebot ihres Gastgebers gern an. Es gab zwar nur jeweils zwei Scheiben Brot mit einem gebratenen Ei darauf und Touya entschuldigte sich auch mehrmals dafür, dass er ihnen nicht mehr anbieten konnte. Hungrig wie sie waren schmeckte es aber ausgezeichnet, und keiner von ihnen wäre auf die Idee gekommen sich zu beschweren. Nachdem sie satt waren wünschten sie dem jungen schwarzhaarigen Mann noch eine Gute nacht, und begaben sich dann nach oben. Bevor der Junge, der immer wieder teils besorgte, teils verlegene Blicke auf die Tür des Zimmers warf, das er sich mit der Prinzessin teilte, sich ebenfalls verabschieden konnte, drückte Kurogane ihm noch wortlos Mokona in die Hand. Das weiße Vieh konnte er nun wirklich nicht gebrauchen, wollte er nach dem anstrengenden Tag doch nur noch in Ruhe schlafen. Er beobachtete den braunhaarigen Jungen, dem es sichtlich Schwierigkeiten bereitete sich zu zwingen das Zimmer zu betreten noch kurz. Nach einem Moment des Zögerns brachte er es dann allerdings doch über sich und verschwand hinter der benachbarten Holztüre. Der Ninja, der sich gerade noch bestens über das Verhalten des Knirpses amüsiert hatte, musste feststellen, dass er sich genauso verhielt, vor der Tür zum Zimmer erst einmal zögerte, wusste er doch, wen er dort vorfinden würde. Allerdings bestand immerhin auch die Möglichkeit, dass Magier bereits schlief. Kurogane jedenfalls schwor sich von sich aus kein klärendes Gespräch anzufangen. Und er bezweifelte, dass der Blonde von sich aus den Mund aufmachen würde. Seufzend trat er schließlich ein. Fay, der anscheinend gerade im Begriff war aufzustehen begrüßte ihn mit einem Lächeln, das der Schwarzhaarige selbst im Halbdunkel des Raumes als etwas unsicher erkannte, und erkundigte sich, ob sie Arbeit gefunden hatte, während er die im Raum verteilten Kerzen anzündete. „Du sagst es...“ Entnervt und fix und fertig durchquerte Kurogane den Raum, kippte sozusagen aus seinen Stiefeln, halbangezogen wie er war ins Bett und wollte am liebsten sofort schlafen. Allerdings hinderte ihn der kurze, unangenehm brennende Schmerz, der sich plötzlich über seine Schultern zog daran einfach die Augen zu schließen, stattdessen verzog er leicht das Gesicht. Na toll! Da hatte er sich also doch einen Sonnebrand geholt. +~+~+ Nachdem Fay alle Kerzen angezündet hatte, diese den kleinen Raum in flackerndes Licht tauchten, kehrte der Magier ebenfalls zum Bett zurück und ließ sich auf der Matratze nieder. Erst als er ein leises Aufstöhnen seitens Kurogane vernahm, hob er seinen Blick, wandte sich zu dem Ninja um, und sah ihn besorgt an. Als dieser sich auf den Bauch drehte konnte der blonde Magier selbst im nur dämmrigen Licht den sonnenverbrannten Rücken erkennen. Er konnte sich nun bereits denken welche Art von Arbeit er und Syaoran den ganzen Tag über verrichtet hatten, sprach die von der sengenden Sonne in Mitleidenschaft gezogene Haut doch Bände. Da er dem Schweigen des Größeren entnahm, dass auch ihre Suche nach der Feder ohne Ergebnisse verlaufen war, würden sie auch am nächsten Tag arbeiten müssen, was Kurogane in einem übermüdeten Zustand, in dem er sich wenn der Magier nichts gegen den Sonnbrand unternahm bestimmt befinden würde, alles andere als leicht fallen würde. Nach einem kurzen Moment des Zögerns überwand Fay schließlich seine Hemmungen, beugte sich zu seinem Reisegefährten und berührte mit einer Hand sanft die stark gerötete Stelle. Er zwang sich dazu die Bilder der vergangenen Nacht aus seinem Kopf zu verbannen, musste sich immer wieder daran erinnern, dass diese Berührung einzig und allein dazu diente den Ninja zu heilen. Dieser wehrte sich nicht, zuckte unter seinen auf der erhitzten Haut sich wohl eiskalt anfühlenden Fingern nur leicht zusammen und warf ihm über die Schulter einen etwas irritierten Blick zu. Erst als der blonde Mann seine Augen schloss um Kurogane wie auch bereits am Tag zuvor mit seiner Magie zu heilen, spürte er wie dieser sich plötzlich umwandte, bei dieser Bewegung, bei der sein Rücken schmerzhafte Bekanntschaft mit der Matratze machte leise aufstöhnte und ihn dann am Arm packte. Verwirrt blickte er in die glutroten Augen seines Gegenübers, konnte darin lesen, dass dieser nicht zulassen würde, dass er ihn in seinem erschöpften Zustand mittels Kraft erfordernder Magie heilte. Selbst als Fay sich leise seufzend etwas zurückzog, dem Schwarzhaarigen damit zeigte, dass er nicht vorhatte mit ihm zu diskutieren und sich seiner Entscheidung fügte, ließ dieser seinen Arm nicht los, hielt auch weiterhin seinen Blick gefangen. Einen Moment gelang es dem Magier den undeutbaren Augen des Ninjas stand zu halten, bevor er sich abwandte und angestrengt in die Dunkelheit starrte als würde er irgendetwas darin suchen was ihm den Umgang mit Kurogane erleichtern würde. „Und... wie sehen unsre Pläne für morgen aus?“, brach er schließlich die Stille, sich voll und ganz bewusst darüber, dass dies bestimmt nicht das Thema war über das sie nun sprechen sollten. +~+~+ Nachdem Kurogane schon nach einigen Minuten liegen festgestellt hatte, dass er so nicht würde schlafen können, rollte er sich mit einem widerwilligen Stöhnen auf den Bauch. So wurde es zwar auch nicht viel besser, aber schlechter Schlaf war ihm lieber als gar keiner. Er reagierte nicht als der Magier, der mittlerweile zu seiner Seite des Bettes zurückgekehrt war, sich rührte, erst als Finger, die kälter zu sein schienen als Eis über die verbrannte Haut auf seinem Rücken strichen, zuckte er zusammen, mehr noch vor Überraschung, als vor Schmerz oder wegen der plötzlichen Kälte. Irritiert wandte er seinen Kopf, sodass er den blonden Mann über seine Schultern hinweg ansehen konnte. Als der erste Schreck verflogen war, hatte die schmale Hand auf seinem Rücken durchaus etwas angenehmes, kühlendes. Aber was zum Teufel bezweckte Fay damit? In dem Moment, in dem dieser sein eisblaues, nicht von der Klappe verdecktes Auge schloss, wusste der Ninja die Antwort und drehte sich mit einer schnellen Bewegung unter der Berührung weg, unterbrach den Kontakt von Haut auf Haut. Während er den Magier durchdringend fixierte packte er ihn am Arm. Er würde nicht zulassen, dass der Reisegefährte ihn schon wieder heilte, hätte es eigentlich auch gestern nicht, aber da war er zu überrascht gewesen um zu reagieren. An einem Sonnenbrand starb man nicht. Da musste der Andere nicht schon wieder seine, ohnehin geschwächten Kräfte einsetzten. Der Kleinere protestierte nicht, ging wortlos etwas auf Abstand, zeigte damit, dass er nicht gewillt war, auf sein Tun zu beharren, zu diskutieren, womit der Schwarzhaarige allerdings auch nicht wirklich gerechnet hatte. Kurogane ließ den Arm des Blonden nicht los, bedachte diesen mit einem undeutbaren Blick aus glühend roten Augen. Was sollte das? Früher hatte Fay sich geweigert Magie zu benutzen, behauptet, das er gar keine besaß und jetzt wollte er sie schon das zweite Mal in zwei aufeinanderfolgenden Tagen einsetzen. Und warum gerade bei ihm? Es war zwar gut, das der Magier ihm die Aktion mit dem Kuss von heut Morgen nicht all zu übel nahm, dennoch hatte der Ninja angenommen, das dieser in nächster Zeit wieder die zwischen ihnen herrschende Distanz, die fast schon traurige Gewohnheit geworden war, aufrecht erhalten, sich nicht in seine Nähe, geschweige den an ihn heran trauen würde. Aber anscheinend hatte er sich geirrt. Aber was brachte ihm dieses Verhalte, das der schwarzhaarige Krieger zwar durchaus als gutgemeinte Geste akzeptierte, aber nicht dulden konnte? Fays Frage nach dem morgigen Tagesablauf riss Kurogane aus seinen Gedanken und er musterte seinen Gegenüber abschätzend. „Wohl genauso wie die heutigen. Arbeit. Der Junge und ich können morgen noch mal dort wo wir heute waren arbeiten. Wies bei euch aussieht weiß ich ja nicht, aber vielleicht sollte sich auch mal jemand intensiver nach der Feder unserer Prinzessin umsehen.“ Auch während er sprach hatte er den Blonden nicht losgelassen, sah ihn immer noch an, auch wenn sich dieser mittlerweile abgewandt hatte, ihn anscheinend nicht mehr hatte ansehen können. Vielleicht sollten sie wirklich mal miteinander Reden... Das war mit hoher Sicherheit sogar das sinnvollste was sie tun konnten. Allerdings hatte der Ninja keine Ahnung wie er ein solches Gespräch am besten anfangen sollte, weswegen er vorerst einfach nur schwieg. +~+~+ Fay unternahm zwar keinen Versuch seinen Arm aus Kuroganes Griff zu befreien, blickte aber weiterhin stur auf einen nicht definierbaren Punkt in dem dämmrigen Zimmer als er mit betont ruhiger Stimme antwortete. Obwohl ihm selbst klar war, dass sein Versuch gelassen zu wirken völlig fehl schlug, er dadurch nur noch verkrampfter und nervöser erschien, war er nicht gewillt diese letzte schützende Barriere fallen zu lassen. „Sakura-chan und ich haben Arbeit in einem kleinen Cafe gefunden. Wenn das Wetter morgen auch so schön wird ist die Besitzerin bestimmt froh wenn wir ihr erneut unter die Arme greifen... Außerdem haben wir so die Möglichkeit die Bewohner der Stadt unauffällig auszuhorchen und Hinweise auf die Feder herauszubekommen.“ Verzweifelt suchte der blonde Magier nach weiterem Gesprächsstoff als Kurogane auf seine Worte nur mit einem Nicken reagierte, allerdings wollte ihm nun, da sie bereits beschlossen hatten auch den nächsten Tag über in der Stadt zu verweilen und zu arbeiten, Nichts mehr einfallen. Okay, Nichts war nicht ganz richtig. Denn eine wichtige Frage brannte ihm schon die ganze Zeit über auf der Zunge, wagte er diese aber nicht laut auszusprechen aus Angst davor ihre Beziehung zueinander noch weiter zu verkomplizieren. Allerdings würde ihnen ohnehin nichts anderes übrig bleiben als früher oder später über den morgendlichen Vorfall zu reden. So sehr Fay es sich auch wünschte, es verwirrte ihn einfach zu sehr als dass er den Kuss einfach verdrängen und das Thema totschweigen konnte. Als er sich schließlich nach einem kurzen Augenblick völliger Stille endlich dazu überwinden konnte sich dem durchringenden Blick des Schwarzhaarigen, der noch immer auf ihm zu ruhen schien, zu stellen, hatte sich dieser wieder aufgerichtet ohne bei dieser Bewegung seinen Arm loszulassen. Scheinbar war es auch dem Ninja bewusst, dass sie sich unbedingt unterhalten mussten, wollte sich mit dieser Umklammerung wohl versichern, dass Fay nicht plötzlich doch noch die Flucht ergriff. Erneut herrschte ein unangenehmes Schweigen in dem kleinen Zimmer während dem der blonde Magier verzweifelt nach den richtigen Worten suchte, es schließlich aufgab da er langsam aber doch begriff dass es um ihre Situation zu klären keine angemessene Einleitung gab. Er atmete tief durch und als er schließlich die Stille brach klang seine Stimme seltsam fremd. „Heute morgen... was... was wolltest du mit dem Ku...“ Er brach einen Moment ab, brachte es einfach nicht über die Lippen. „... was wolltest du damit bezwecken? War es ein Spiel? Ein Scherz?“ Wie von selbst verzog sich sein Mund zu einem falschen Lächeln und ein gezwungenes Lachen entfloh seinen Lippen. „Du wolltest dich damit für meine Worte am See rächen, nicht wahr? Das ist dir wirklich gelungen, damit hatte ich nicht gerechnet...“ Obwohl er weiterhin versuchte amüsiert zu klingen, so als ob ihn der ganze Zwischenfall völlig kalt ließ, spürte er wie seine Fassade von Sekunde zu Sekunde mehr bröckelte, sein nicht von der Klappe verdecktes Auge längst seine wahren Emotionen Preis gab. +~+~+ „Heute morgen... was... was wolltest du mit dem Ku...“ Das Zögern sagte dem Ninja mehr als es jedes Wort vermocht hatte, Fays verzweifelter Versuch, seine Fassade aufrecht zu erhalten sprach für sich. „... was wolltest du damit bezwecken? War es ein Spiel? Ein Scherz?“ Es tat ihm irgendwie weh, diese Worte zu hören, mit ansehen zu müssen, wie sein Gegenüber sich zwang zu lächeln, sich sein Gesicht maskenhaft verzerrte, die Mimik noch viel verlogener, gespielter wirkte als sonst und das Lachen verursachte dem Schwarzhaarigen eine eisige Gänsehaut. Was hatte er nur angerichtet? Fay in den Wahnsinn getrieben? „Du wolltest dich damit für meine Worte am See rächen, nicht wahr? Das ist dir wirklich gelungen, damit hatte ich nicht gerechnet...“ Und obwohl sich der Magier große Mühe gab, so zu klingen, als wäre das alles ein Witz, über den man sich bestens amüsieren konnte, als ließe es ihn völlig kalt, dass Kurogane, wie er ja annahm, sich nur über ihn lustig gemacht hatte, konnte dieser in seinem einen himmelblauen Auge lesen, wie in einem Buch. Er war es nicht gewöhnt, dass sein Reisegefährte die Emotionen so schlecht verbarg, sie so deutlich in seinen Augen, und allmählich auch in seinem Gesicht zu sehen war. Verzweiflung, Angst, Verwirrung, und noch so viel mehr, und nichts davon war ein angenehmer Anblick, ein positives Gefühl. Und Kurogane fühlte sich selbst auch nicht anders. Nur dass bei ihm Ratlosigkeit und Verwirrung im Vordergrund stand. Er hatte gewusst, dass diese Frage irgendwann kam, obwohl er doch keine wirklich Antwort darauf wusste. Wieso hatte er Fay geküsst? Was hatte er damit eigentlich bezweckt... ? Sicher war, dass er sich damit nicht für die Sache am See gestern hatte rächen wollen. Was hätte es ihm auch gebracht, den Magier schon wieder zu verletzen, irgendetwas zu tun, das die Distanz zwischen ihnen wieder aufbauen würde, nachdem er doch froh gewesen war, dass ihr Streit nicht so entgültig gewesen war, wie er erst geglaubt hatte. Aber warum dann? Nachdenklich saß er da, sah seinen gegenüber erst an, und dann durch ihn hindurch, während er in dem Chaos in seinem Kopf nach einer Antwort auf diese Frage suchte. Erst nach einigen Minuten nachdenken blinzelte Kurogane, kehrte wieder in die Realität zurück, bemerkte nur am Rande, dass er Fays Arm mittlerweile wieder los gelassen hatte. Er wusste noch immer nicht, was er erwidern sollte, oder wollte, nur dass die Worte wichtig waren, entschieden sie doch wahrscheinlich über ihr weiteres Verhältnis. Kurz dachte er auch daran einfach eine Gegenfrage zu stellen, nämlich, warum der Blonde überhaupt auf ihn eingegangen war, entschied sich dann aber dagegen. Schließlich hatte er mit dem ganzen verwirrenden Kram angefangen, da war es nur gerecht, dass er auch als erstes antwortete. Also sagte er einfach das, was ihm jetzt als erstes einfiel. „Ich dachte...“ Kurz verstummte Kurogane, brachte die Worte erst in eine ordentliche Reihenfolge bevor er weitersprach. „Ich hielt es für den besten Weg, dir zu sagen, dass du dich nicht von mir zu distanzieren brauchst, nicht ständig vor mir weglaufen musst... Dass du mir vertrauen kannst.“ Er hatte Fay die ganze Zeit über angesehen, wandte den Blick auch jetzt nicht ab. „Für all das, was ich getan, oder gesagt habe, womit ich dich verletzt habe, sollte es eine Entschuldigung sein...“ +~+~+ Einerseits war Fay darüber die ihn bereits den ganzen Tag über quälende Frage gestellt zu haben, andererseits wollte er nichts lieber als die Zeit zurück drehen um die Worte für immer unausgesprochen zu lassen. Der blonde Magier spürte wie Kuroganes Griff sich lockerte, der Ninja ihn schließlich völlig los ließ, er zwar den Blickkontakt weiterhin aufrecht erhielt, aber abwesend wirkte, völlig durch ihn hindurch sah. Als er plötzlich Blut schmeckte merkte Fay, dass er sich vor Anspannung so fest auf die Lippen gebissen hatte, dass die dünne Haut gerissen war. Obwohl er sich sicher wahr, dass er die Antwort des Schwarzhaarigen ohnehin nicht hören wollte, trieb ihn wohl irgendein masochistisches Verlangen dazu den Ninja weiterhin unverwandt anzusehen, abzuwarten dass dieser auf seine Frage reagierte. Es verwirrte ihn, dass sein Gegenüber so angestrengt über seine Antwort nachzudenken schien, immerhin hatte er doch längst klar gestellt, dass er den Kuss als Racheakt erkannt hatte. Erst nach einigen Minuten, die ihm selbst wie Stunden vorkamen zeigte ihm ein plötzliches Blinzeln an, dass Kurogane wohl endlich gewillt war ihm zu antworten. Sich wohl voll und ganz im Klaren darüber, dass die Worte des Reisegefährten über all ihr zukünftiges Miteinanderauskommen entscheiden würde, zögerte der Schwarzhaarige noch einen Moment bevor er endgültig das Schweigen brach. „Ich dachte... Ich hielt es für den besten Weg, dir zu sagen, das du dich nicht von mir zu distanzieren brauchst, nicht ständig vor mir weglaufen musst... Das du mir vertrauen kannst.“ Fays Augen weiteten sich überrascht als er diese Antwort erhielt. Er hatte mit allem gerechnet, mit einem spöttischen Lachen, mit einem hämischen Grinsen, mit einem gleichgültigen Schulterzucken, doch mit diesen Worten gepaart mit einem Blick der mehr als deutlich zeigte, dass es sich dabei um keine Lüge handelte, nun wirklich nicht. „Für all das, was ich getan, oder gesagt habe, womit ich dich verletzt habe, sollte es eine Entschuldigung sein...“ Wortlos starrte in die glutroten ehrlichen Augen seines Gegenübers, unfähig auf diese Entschuldigung zu reagieren, das gezwungene Lächeln längst aus seinem Gesicht verschwunden, bevor er es endlich schaffte sich aus seiner Erstarrung zu lösen und den Kopf zu schütteln. „Eine Entschuldigung? Wofür? Du hast meine Pläne durchkreuzt, gut, aber du musstest einen Preis dafür zahlen für den ich wohl immer in deiner Schuld stehen werde... Du opferst dein eigenes Blut um mich am Leben zu erhalten, nimmst in Kauf deine Heimat nie wieder zu sehen um mich daran zu hindern die Gruppe zu verlassen, bist ständig an meiner Seite um mich zu beschützen... Ich bin es, der sich entschuldigen sollte...“ Der überraschte Ausdruck in Fays Augen war nun einem schuldbewussten, traurigem gewichen und er hasste sich dafür, dass er dem Ninja unterstellt hatte sich mit dem Kuss an ihm rächen hatte wollen. „...ich sollte mich entschuldigen...“, wiederholte er kaum hörbar als er sich vorbeugte, die körperliche Distanz überwandt, sich dem Gesicht seines Gegenübers mit seinem eigenen näherte, schließlich die letzten Zentimeter überbrückte und mit seinen Lippen sanft die des Ninjas berührte um sich mit derselben Geste zu entschuldigen wie es wenige Stunden zuvor Kurogane getan hatte. +~+~+ Jedes von Fays Worten stimmte. Dass er seine Pläne vereitelt hatte, ihm dafür jedes Mittel recht gewesen war, kein Opfer zu groß, er bereitwillig sein Blut und seine Heimat gegeben hatte, nur damit der Magier weiterhin bei ihm blieb. Dass er ständig an seiner Seite war, egal was geschah und ihn immer beschützet. Nur eines war nicht wahr... Dass der blonde Mann für irgendetwas in seiner Schuld stand. Kurogane hatte alles, wirklich alles aus freien Stücken getan, eigentlich nur für sich selbst. Eigentlich war er ein unverbesserlicher Egoist, seinem Reisegefährten all diese Dinge anzutun, unter denen dieser so offensichtlich litt, bloß um ihn nicht zu verlieren. Davon einmal abgesehen war der schwarzhaarige Krieger unglaublich erleichtert darüber, dass der Blonde seine Worte zu akzeptieren, sie zu verstehen schien. Eigentlich hatte er irgendwelche abwertenden Worte als Erwiderung erwartet, und deswegen hörte er sich schweigend zuende an, was Fay erwiderte, wie er nicht dem Ninja, sondern sich selbst die Schuld an alle dem gab. Es war typisch für ihn. „...ich sollte mich entschuldigen...“ Aber noch bevor sich Kurogane weiter den Kopf über die Macken des Magiers machen konnte, rissen ihn diese geflüsterten Worte aus den Gedanken, mit, vor Überraschung geweiteten Augen beobachtete er, wie sich der Magier langsam zu ihm beugte. Er hatte gerade noch Zeit, sich zu fragen, wie viel Überwindung es diesen wohl kosten musste, sich ihm zu nähern, dann waren im nächsten Moment alle Gedanken wie weggefegt. Als der Schwarzhaarige weiche, samtenen Lippen auf den seinen spürte hatte er einen Moment lang das Gefühl, dass sein Herz stehen blieb. Das tat es auch einen Schlag lang, aber als es wieder einsetzte, schlug es nicht halb so schnell, wie er es erwartet hatte, blieb fast annähernd so ruhig, wie gerade eben noch. Er verstand die Geste, wusste was der Kleinere ihm mit dieser behutsamen, scheuen Berührung sagen wollte. Eine Entschuldigung, genauso ‚formuliert’ wie die seine heute Morgen. Während er langsam seine rubinroten Augen schloss erwiderte er den sanften Kuss, vorsichtig um Fay nicht das Gefühl zugeben, er würde jetzt irgendetwas erwarten. Aus genau dem selben Grund ließ er auch seine Hände bei sich, widerstand dem Drang sie nach dem Magier auszustrecken. Er wollte, dass dieser jederzeit die Möglichkeit hatte sich zu lösen, sich nicht festgehalten vorkam. Also erwiderte er nur mit sanftem Druck den Kuss, ließ seine Augen geschlossen, und genoss das Gefühl, die Nähe und das Verständnis, das momentan zwischen ihnen herrschte. +~+~+ Diese hauchzarte Berührung, der sanfte Druck auf seinen Lippen als Kurogane den Kuss erwiderte, das Gefühl dem Schwarzhaarigen so nahe zu sein wie noch nie zuvor, ließ Fay einen Moment lang alles um sich herum vergessen. Dass er den Ninja an seiner Seite wusste, sich nun völlig sicher sein konnte, dass der Kuss am Morgen kein Racheakt oder ein misslungener Scherz gewesen war, war das einzige das im Moment zählte. Selbst die Tatsache, dass sich jederzeit die Türe öffnen konnte, die Kinder oder Mokona sie ertappen konnten war völlig belanglos. Obwohl der Kuss so scheu und harmlos war, eher einer freundschaftlichen Geste glich als leidenschaftlichem Verlangen, wussten sie doch beide, dass sie weitaus mehr verband als nur einfache Freundschaft. Mit dieser Berührung hatten sie eine Grenze überschritten, die es ihnen unmöglichen machen würde sich wie früher zu verhalten. In diesem Moment wurde Fay das erste mal in vollem Ausmaß bewusst, wie wichtig ihm der Ninja geworden war, dass dieser es, von ihm völlig unbemerkt, geschafft hatte sich einen Weg in sein Herz zu bahnen. Mit leicht geröteten Wangen löste der Magier sich schließlich von Kurogane, und obwohl in seinen Augen noch immer Unsicherheit und Verwirrung zu sehen war, war das Lächeln das nun seine Lippen umspielte echt. „Du kannst ja richtig sanft sein, Kuro-pyon...“ Der neckende Tonfall glich dem des früheren Fay, und doch war er es nicht. Seine Seite, die seine wahren Gefühle verborgen hielt, war, zumindest im Moment verschwunden, wusste er nun doch, dass der Schwarzhaarige ihn nicht verurteilen würde wenn er Schwäche zeigte. +~+~+ Als der Blonde den Kuss löste spürte Kurogane teils Bedauern, aber auch ein kleines bisschen Erleichterung. Bedauern, weil es sich wirklich gut angefühlt hatte Fays weiche Lippen auf seinen zu spüren, und weil es gut war, zu wissen, dass dieser diesmal nicht vor ihm die Flucht ergriffen hatte, eigentlich sogar von sich aus den ersten Schritt gemacht hatte. Das war bis jetzt noch nicht oft, eigentlich noch nie, der Fall gewesen. Und Erleichterung, weil er dem Weg, den ein Teil seiner Gedanken einschlug, nicht traute. Es war schon ziemlich abwegig, zu denken, dass sie das gern jederzeit wiederholen könnten. „Du kannst ja richtig sanft sein, Kuro-pyon...“ Die Worte des Magiers klangen etwas unsicher, dennoch lächelte er. Das klang verdammt nach dem alten Fay, dem Mann, der sich hinter einer meterdicken Schutzmauer verbarg und immer eine Maske trug um Gefühle und Emotionen zu verstecken, dennoch, er war es nicht. Einen Augenblick lang hatte der Ninja dies geglaubt, aber der etwas verwirrte, scheue Ausdruck in den himmelblauen Augen zeigte ihm, dass er es mit Fays echtem Selbst zu tun hatte, vielleicht zum ersten mal überhaupt. Deswegen, und weil er viel zu entspannt war, rastete er auf die scherzhaften Worte hin nicht aus. Allerdings konnte er das auch schlecht auf sich sitzen lassen. „Was beschwerst du dich? Ich kann auch anders, wäre dir das lieber?“ Die Worte waren zwar drohend geknurrt, aber die Mischung aus Lächeln und Grinsen auf dem Gesicht des Schwarzhaarigen zeigten deutlich, dass dir Bemerkung nicht ernst zu nehmen war. Wäre ja auch schön dumm von ihm, jetzt, wo gerade alles wieder halbwegs im Reinen war – wobei es sicherlich noch ein paar Fragen zu klären gab – mit so einer Drohung alles wieder ins Wackeln zu bringen. Es war so eigentlich schon kompliziert genug. Es war ‚nur ein Kuss’ gewesen, aber dennoch war ihnen wohl beiden klar, das sich mit dieser Sache einiges zwischen ihnen geändert hatte. Sie konnten wohl nicht so weiter machen wie bisher... +~+~+ „Was beschwerst du dich? Ich kann auch anders, wäre dir das lieber?“ Als Kurogane auf seine neckende Bemerkung mit seiner üblichen mürrischen Stimme reagierte zeigte sich einen Augenblick lang ein unsicheres Flackern in Fays Augen. Allerdings wurde die Befürchtung, dass er zu weit gegangen war, durch ein den harten Tonfall entschärfendes Grinsen, sofort widerlegt. Das Lächeln, das einen Moment lang aus seinem Gesicht verschwunden war, umspielte erneut seine Lippen, bevor er schließlich leise lachend den Kopf schüttelte. „Im Gegenteil... Du solltest dich öfter so verhalten...“ Er bemerkte den verwirrten Blick seines Gegenübers, stellte amüsiert fest, dass dieser absolut nicht mit einer solche Antwort gerechnet zu haben schien, hatte er wohl eher eine schlagfertige, triezende Bemerkung erwartet. „Mokona würde sich bestimmt darüber freuen!“ Grinsend lieferte er dem Ninja nun doch noch das erwartete Kontra, erhob sich dann mit einer plötzlichen Bewegung um lachend vor Kurogane zu flüchten. Die Hetzjagd, die in dem kleinen Raum natürlich schnell endete, und dazu führte, dass sich der blonden Magier bereits wenige Minuten später von dem muskulösen Mann mit grimmigem Gesichtausdruck gegen die Wand gedrückte wiederfand, erinnerte Fay zwar an früher, an die unbeschwerte Zeit bevor sich all die schrecklichen Zwischenfälle ereignet hatten, allerdings war es doch anders. Leicht außer Atem lehnte Fay an der Holzwand, versuchte gar nicht erst sich aus dem festen Griff seines Gegenübers zu winden. Früher hatte er alles unternommen um den Reisegefährten zur Weißglut zu treiben, hatte das, gemeinsam mit Mokona, auch ziemlich oft geschafft. Der Gesichtsausdruck des Ninjas war damals derselbe gewesen, genervt, mürrisch und bereit dazu ihm oder dem kleinen weißen Knäuel den Kopf abzureißen, doch das nun amüsierte, beinahe befreite Funkeln in den rotglühenden Ovalen war neu, nie da gewesen. Erneut herrschte einen Moment lang Stille zwischen ihnen, der Ausdruck in ihren Augen zeugte nun nicht mehr nur von Belustigung sondern vor allem von Zuneigung. Als Kurogane, der noch immer beide seiner Handgelenke neben seinem Kopf an die Wand drückte, sich ihm näherte zuckte er kein bisschen zurück, unternahm auch nicht den kleinsten Versuch sich loszureißen sondern schloss wie automatisch langsam die Augen. Bevor sich ihre Lippen zu einem nun da sie den ersten Schritt hinter sich gebracht hatten wohl weniger scheuen, viel leidenschaftlicheren Kuss treffen konnten, fuhr plötzlich ein eiskalter Windstoß durch das Zimmer, was die Flammen der Kerzen zum Flackern brachten bis sie schließlich alle auf einen Schlag erlöschten, und das ganze Zimmer in Dunkelheit getaucht wurde. Der Magier spürte wie ihm ein Schauer über den Rücken lief als er seinen Blick dem einzigen Fenster des kleinen Raumes zuwandte, das, wie er also doch richtig in Erinnerung hatte, geschlossen war. Außerdem konnte er durch die spiegelnde Glasfläche die Umrisse der Bäume davor erkennen, sah sofort dass es draußen absolut windstill war. tbc Kapitel 11: Pure Jealousy ------------------------- Gaaanz lieben Dank für eure positive Resonanz zum letzten Chapter >.< Wissen gar nicht was ich zu den vielen, lieben Kommis sagen soll *total gerührt* Am besten bedanken können wir uns wohl mit einem neuen Kapitel^_^ Drum will ich gar net weiter rummüllen, sondern wünsch euch lieber viel Spaß beim lesen! +~+~+ „Im Gegenteil... Du solltest dich öfter so verhalten...“ Kurogane blinzelte überrascht, hatte er doch mit einer völlig anderen Antwort gerechnet. Er solle sich öfter so verhalten? War Fay eigentlich bewusst, dass er diese Erwiderung als Einladung ihn erneut zu küssen auffassen konnte? Aber groß den Kopf zerbrechen brauchte Kurogane sich gar nicht, da das erwartete neckende Kontra dann doch noch folgte. „Mokona würde sich bestimmt darüber freuen!“ Na klar! Mit einem lauten Knurren sprang er vom Bett auf und jagte dem Blonden, der seine Attacke schon voraus gesehen und sicherheitshalber die Flucht ergriffen hatte, hinterher. Die von Lachen und Flüchen begleitete Hetzjagd dauerte allerdings nur wenige Minuten, denn selbst kreuz und quer davon flitzend hatte der Magier in dem kleinen Zimmer kaum Chancen ihm zu entkommen. Als der Schwarzhaarige ihn endlich zu fassen bekam drückte er die schmalen Handgelenke des Flüchtenden gegen die Wand, musste selbst erst einmal durchatmen, wobei er seinen Gegenüber allerdings keinen Moment aus den Augen ließ. Die kurze Hetzjagd hatte ihn so stark an früher erinnert, dass er beinahe kurz vergessen hatte, was sie bis jetzt alles hatten durch machen müssen, was Grausames geschehen war. Aber eben nur beinahe. Irgendetwas war dennoch anders. Kurogane konnte die Veränderung zwar nicht genau in Worte fassen, aber es hatte etwas mit der Art zu tun, wie Fay ihn gerade ansah. Ein Funkeln in den eisblauen Augen war er ja gewöhnt, früher meist ein amüsiertes, in letzter Zeit eher ein vorwurfsvolles. Das hier wirkte allerdings so frei von jeglicher Maskerade und brachte ihn gleich wieder auf ziemlich abwegige Ideen, die er eigentlich gerade versucht hatte beiseite zu schieben. Da der schwarzhaarige Ninja sich sicher war, dass der blonde Mann, den er nach wie vor fest hielt, ihm nicht ausweichen würde, verdrängte er jeglichen vernünftigen Gedanken aus seinen Kopf und beugte sich langsam zu diesem hinunter. Als er bemerkte wie der Magier seine Augen schloss stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht, aber noch bevor er die letzten Zentimeter zwischen ihren Lippen überbrücken konnte um ihn erneut zu küssen, diesmal sicherlich nicht ganz so scheu, spürte er plötzlich einen eisigen Windhauch, der durchs Zimmer wehte, die Kerzen, spärliche Lichtquellen im Raum, zuerst zum Flackern und dann endgültig zum Erlöschen brachte. Im nächsten Moment standen sie in nachtschwarzer Dunkelheit. Kurogane verfluchte sich im Stillen für seine Unachtsamkeit, sodass Souhi auf der anderen Seite des Raumes, an die Wand gelehnt, stand, zu weit weg um es schnell zu erreichen. Obwohl er niemanden in ihrer Nähe ausmachen konnte erinnerte ihn dieser Luftzug, der noch immer auf der Haut zu kribbeln schien, an irgendetwas bestimmtes. Fieberhaft suchte der Ninja nach einer Antwort, während er gleichzeitig registrierte, dass das Fenster geschlossen war, sich draußen außerdem kein Lüftchen regte. Dann fiel es ihm ein. Die Magie von Tomoyo-hime. Eigentlich fühlte sich die magische Energie der schwarzhaarigen Prinzessin viel wärmer an, bloß wenn sie wütend war, was er bis jetzt nur einmal erlebt hatte, dann wurde sie derartig unangenehm. Aber warum? Was wollte sie, und weshalb war sie wütend? Dass sie den Ninja eigentlich die meiste Zeit über beobachtete, das hatte er irgendwie vermutet, aber was mischte sie sich gerade jetzt ein? Tomoyo, diese Hexe! Bloß weil Kurogane geschworen hatte, sie zu beschützen, hieß das doch noch lange nicht, dass es in seinem Leben nur sie geben durfte, zumal ihn nichts mit ihr nichts weiter verband als einfache Loyalität. Wie konnte sie es wagen...?! +~+~+ Fay verharrte regungslos in der Dunkelheit, versuchte krampfhaft seine Augen an die tiefschwarze Finsternis zu gewöhnen um irgendetwas erkennen zu können. Die Angst vor der unbekannten Macht hielt ihn noch immer mit eisigem Griff umklammert, schnürte ihm die Luft ab. Konnte es sein? Konnte Ashura sie bereits ausfindig gemacht haben? Wieso hatte er ihn dann nicht gespürt? Er kannte die Magie des Herrschers, wusste sie von jeder anderen zu unterscheiden. Der Windstoß der durch das Zimmer gefegt war, war eindeutig nicht auf natürlichem Weg entstanden. Hatte Ashura seine Kräfte mittlerweile so weit unter Kontrolle dass er sie sogar vor ihm verbergen konnte? Panisch ließ er seinen Blick durch das stockfinstere Zimmer wandern, seine an Licht gewöhnten Augen konnten aber nicht einmal schemenhafte Umrisse erkennen. Als Kurogane plötzlich den Griff um seine Handgelenke festigte, schließlich wutentbrannt fluchte und ihn losließ, rechnete er fest damit dass der Ninja in der Dunkelheit etwas ausgemacht hatte, wohl zu seinem Schwert hetzen wollte um sie verteidigen zu können. Allerdings schien der Schwarzhaarige nicht im geringsten an Verteidigung zu denken, wirkte eher außer sich vor Wut als kampfbereit. „Was... ist los? Was ist passiert?“ Die Stimme des blonden Magiers zitterte leicht, seine Augen wanderten noch immer unruhig durch das kleine Zimmer auf der Suche nach der Ursache für den plötzlichen Wutausbruch seines Gegenübers, konnten allerdings nichts entdecken. Als Kurogane ihm nicht antwortete, er den Schwarzhaarigen daraufhin sanft am Arm berührte fuhr erneut eine eiskalte Böe durch den Raum, so stark, dass es die Bilder von der Wand riss und die Kerzenständer zu Boden fegte. Fay taumelte zurück, stieß dabei mit dem Rücken hart gegen die Holzfassade. Eher vor Überraschung als vor Schmerz aufstöhnend, blickte der schmächtige Mann auf, merkte dabei, dass Kurogane trotz des Windstosses, der so heftig gewesen war, dass es selbst den muskulösen Krieger von den Füßen reißen hätte müssen, noch immer auf dem selben Platz stand, so als ob der einzige Zweck des magischen Windes der gewesen war, sie beide zu trennen. +~+~+ Den zweite Luftzug spürte Kurogane überhaupt nicht. Ihm flogen zwar die Bilder und die Kerzenständer um die Ohren, und der schmächtige Magier wurde heftig gegen die Wand gedrückt, aber er selbst fühlte nicht einmal den kleinsten Windhauch. Erneut aufs unmoralischste fluchend, wobei es ihn selbst erstaunte, dass er teilweise Wörter benutzte, von deren Existenz in seinem Wortschatz er nichts gewusst hatte, wollte er sich zu Fay runter beugen um ihm aufzuhelfen, besann sich dann aber eines besseren und ließ es bleiben. Auch wenn dieser sein Verhalten wahrscheinlich merkwürdig fand, mit Sicherheit falsch interpretierte, wer wusste schon, was als nächstes kam wenn er Fay zu nahe kam... Vielleicht stürzte ja das Haus ein? Das musste er ja nun nicht unbedingt herausfordern. Immer noch aufs übelste fluchend begab sich der Schwarzhaarige auf die Suche nach einer Kerze und etwas zum Anzünden, was sich als schwieriger erwies als gedacht, da er ständig gegen etwas stieß, was sein momentanes verbales Niveau jedes Mal noch ein Stückchen weiter absinken ließ. Einige Minuten und unzählige Flüche später hatte er endlich gefunden wonach er gesucht hatte, zündete eine Kerze an und stellte sie aufs Fensterbrett. Die einzelne kleine Flamme spendete nur spärlich Licht, aber es reicht um das Chaos im Zimmer zu begutachten. Da hatte sie ja ganze Arbeit geleistet. Diese verdammte Ziege! Was fiel Tomoyo ein sich wegen belangloser Eifersüchteleien einer verwöhnten Prinzessin derart in sein Leben einzumischen? „Hexe!“, grollte der Ninja, wobei weniger das Wort, als die Betonung auf einen wirklich bösen Fluch schließen ließ. Mit einem wütenden Stöhnen ließ er sich auf dem Bettende nieder und raufte sich frustriert durchs Haar. Als ob nicht so auch schon alles kompliziert genug war, nein, da musste die dumme Kuh natürlich auch noch ihren Senf dazugeben! Aus zornig funkelnden, roten Augen warf er einen Blick zu Fay, der immer noch auf dem Boden saß, ihn verständnislos ansah. „Steh auf!“ Obwohl er seine Wut auf den Störenfried eigentlich nicht an dem Magier auslassen hatte wollen, hatte er diese nicht genug unter Kontrolle um seinen Tonfall etwas ruhiger klingen zu lassen. „Setz dich irgendwo hin, halt möglichst Abstand zu mir!“ Selbst in Kuroganes Ohren klang das ziemlich nach einer Zurückweisung, passte so gar nicht zu den Dingen, mit denen sie vor Tomoyos Unterbrechen beschäftigt gewesen waren. Damit der Magier ihn nicht falsch verstand, nicht verletzt sein würde, schilderte er mit knappen Worten, was Sache war. „Diese Hexe hat anscheinend etwas dagegen, wenn du mich berührst. Diese miese...“ Den Satz ließ er lieber unvollendet, befürchtete er doch, dass ihn für dieses Schimpfwort sofort der Blitz traf. +~+~+ Fay wurde aus dem erneuten verbalen Ausbruch des Ninjas nicht wirklich schlau, konnte seinem Verhalten aber doch entnehmen, dass er wohl wusste auf wessen Konto die magischen Windböen gingen. Obwohl Kurogane scheinbar kurz davor war in Rage das ganze Zimmer (oder den Teil der noch nicht verwüstet worden war) kurz und klein zu schlagen, spürte der blonde Magier Erleichterung in sich hochsteigen. Immerhin bewies das Verhalten des Schwarzhaarigen, der auch jetzt noch keinerlei Anstalt machte nach seinem Schwert zu greifen, dass sie wohl nichts schlimmeres zu befürchten hatten. Und, was noch viel wichtiger war, er konnte sich dadurch sicher sein, dass die rätselhaften Kräfte nicht von Ashura stammten, ihnen doch noch Zeit blieb um vor dem Herrscher zu flüchten. Vorsichtshalber blieb Fay allerdings am Boden sitzen, wusste er ja immer noch nicht weswegen sie, oder wohl besser nur er selbst, die Zielfläche dieser seltsamen Angriffe wurden. Seine Augen, die sich nun doch einigermaßen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannten, dass Kurogane sich zu ihm runterbeugen wollte, wohl um ihm aufzuhelfen, es sich aber im letzten Moment doch anders überlegte, und stattdessen erneut laut fluchend durch das kleine Zimmer stolperte. Als kurz darauf ein leises zischendes Geräusch ertönte, ihm Schwefelgeruch in die Nase stieg und dann auch schon eine kleine Flamme den Raum in schwaches, flackerndes Licht tauchte, wurde Fay klar was der Ninja so verbissen gesucht hatte. „Hexe!“ Nicht weiter auf das hinterlassene Chaos achtend, blickte der blonde Magier verwirrt zu seinem Reisegefährten auf, dessen wutverzerrtes Gesicht im Schein der Kerze beinahe unheimlich wirkte. Hexe? Wen meinte er damit? Yûko? Hatte die Dimensionshexe ihre Finger im Spiel? Sinn ergab das allerdings nicht wirklich. Als die rotglühenden Augen des Ninjas sich schließlich wieder auf ihn richteten, er hoffte endlich eine Erklärung für die seltsamen Ereignisse zu erhalten, befahl dieser ihm nur mit eiskalter Stimme aufzustehen, so viel Abstand wie nur irgendwie möglich zu ihm zu wahren. Der Tonfall seines Gegenübers gepaart mit dem beinahe hasserfüllten Blick ließen den Magier entsetzt zusammen zucken, bevor er sich leise stöhnend vom Boden erhob um die Wut Kuroganes nicht noch weiter auf sich zu ziehen. War es seine Schuld gewesen was hier passiert war? Hatte er irgendetwas falsch gemacht? Scheinbar hatte der muskulöse Mann, der nun am Fuße des Doppelbetts Platz genommen hatte, realisiert wie hart seine Befehle geklungen hatten, denn er begann ohne danach gefragt zu werden zu erklären wer für den ganzen Tumult verantwortlich war. Als er schließlich geendet hatte starrte Fay ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an, konnte nicht verhindern dass sich, nachdem die Worte zu ihm durchgesickert waren, zu seinem ungläubigen Gesichtsausdruck ein amüsiertes Lächeln gesellte. „Tomoyo-hime ist dafür verantwortlich? Sie ist diejenige, die...“ Kopfschüttelnd trat der Magier näher an Kurogane heran, vergaß einen Moment seine Vorsicht, was er keine Sekunde später mit einer erneuten Bekanntschaft mit der Holzwand büßen musste. Stöhnend fuhr der Magier sich über seinen Hinterkopf, spürte wie sich unter dem blonden Haar bereits eine kleine Beule bildete. „Deine Prinzessin scheint ziemlich eifersüchtig zu sein, kann das sein?“ +~+~+ Während Fay zugehört hatte, war sein erstaunte Gesichtsausdruck ziemlich schnell einem amüsierten gewichen. Als der Blonde dann einige Schritte an ihn heran trat, hatte Kurogane nicht einmal Zeit ihn auf den vorsichtshalber einzuhaltenden Sicherheitsabstand hinzuweisen, da wurde dieser schon wieder, allem Anschein nach sehr heftigen Windböe erfasst und umgerissen. Das Geräusch als Fays Kopf gegen die Holzwand schlug, wogegen ihn der Wind erneut geweht hatte, war nicht besonders angenehm und klang ziemlich schmerzhaft. Der Schwarzhaarige spürte, wie die Wut erneut in ihm hoch kochte. Schlimm genug, dass Tomoyo hier alles aufs übelste durcheinander brachte, was erlaubte sich diese dumme Pute eigentlich den Magier auch noch zu verletzen? Und was noch viel schlimmer war, er konnte ihn nicht einmal davor schützen, denn sobald er ihm zunahe kommen würde... Wusch, und weg. „Deine Prinzessin scheint ziemlich eifersüchtig zu sein, kann das sein?“ riss ihn sein, momentan recht angeschlagener Gegenüber aus den Mordgedanken. „Scheint so, ist mir auch neu. Alles okay?“ Wenn er schon nicht in seine Nähe konnte, sich wenigstens nach seinem Zustand erkundigen durfte er ja wohl noch. Aber es stimmte. Seit wann war Tomoyo so drauf? Eigentlich hatten sie beide immer ein gutes Verhältnisse gehabt, was man, trotz ihrer lauten Eskapaden und dem etwas überdrehtem Umgangston, oder auch gerade deswegen, als geschwisterlich bezeichnen hatte können. Dass die sehr viel jüngere Prinzessin dabei meist die Rolle der älteren Schwester übernommen hatte war zwar gewöhnungsbedürftig, aber nie ein Problem gewesen. Wieso mischte sie sich also jetzt in seine Angelegenheiten ein. „Sie hat überhaupt kein Recht, eifersüchtig zu sein.“ Frustriert stützte er sein Gesicht in die Hände. Na, das konnte ja heiter werden. Mal abgesehen davon, dass er und der Magier gewisse Dinge von gerade eben nicht würden fortsetzen können, war es auch im täglichen Umgang ein Problem. Wie sollte man normal miteinander reisen, wenn ab zwei Meter Entfernung eine Windböe ankam und Chaos hinterließ? Aber was noch viel entscheidender war, wie sollten sie Tomoyo dazu bringen mit dem Scheiß aufzuhören? +~+~+ Fay fuhr sich erneut über die Beule auf seinem Hinterkopf, verzog dabei leicht das Gesicht, nickte aber schließlich auf Kuroganes Frage sein körperliches Befinden betreffend, schenkte seinem Gegenüber sogar ein schiefes Lächeln. „Alles okay... Allerdings... sollte ich mich wohl bis auf weiteres von dir fern halten...“ Erst jetzt wurde dem blonden Magier das volle Ausmaß ihres Problems bewusst und sein Blick verdüsterte sich als er sich erneut aufrichtete, nun allerdings bewusst auf den Abstand zwischen ihm und seinem Reisegefährten achtend. Sein Blick wanderte zuerst zu dem breiten Doppelbett, auf dessen Ende noch immer Kurogane saß, dann von dort zu dem abgenutztem Holzboden, wobei ihm ein leises Seufzen entfuhr. Das würde wirklich eine sehr gemütliche Nacht werden... Er verfluchte die eifersüchtige Prinzessin im Stillen, wagte es allerdings nicht diese Gedanken laut auszusprechen, fürchtete er doch, dass Tomoyo sich sofort dafür rächen würde. „Könntest du mir vielleicht meine Decke und das Kissen runter werfen?“, riss er schließlich den wohl über eine Lösung dieses Desasters nachdenkenden Ninja aus seinen Gedanken, deutete dann auf seinen fragenden Blick hin wortlos auf die gewünschten Utensilien. Der schwarzhaarige Krieger sah ihn erst weiterhin verständnislos an, bevor er zu verstehen schien, was er vorhatte, sofort entschlossen den Kopf schüttelte und ihm widersprechen wollte, was Fay aber verhinderte indem er selbst erneut das Wort ergriff. „Ich habe keine Lust jedes Mal wenn ich mich im Schlaf drehe, dir versehentlich nahe komme, aus dem Bett gefegt zu werden... Und du kannst bei deinem Rücken froh sein wenn du überhaupt schlafen kannst...“ Als Kurogane noch immer keine Anstalt machte ihm die Decke und das Kissen zuzuwerfen, seufzte er erneut auf, trat, einen großen Bogen um den Ninja machend, auf das Doppelbett zu um sich die beiden Dinge selbst zu holen. Gerade als er danach greifen wollte, schnellte der Arm des Reisegefährten plötzlich nach vor, packte ihn um ihn davon abzuhalten. Die Augen des Kriegers weiteten sich entsetzt als er merkte, dass er Fay unbewusst erneut zu nahe gekommen war, während dieser bereits die Augen schloss, damit rechnete, dass die Prinzessin ihn erneut unsanft von seinem Gegenüber trennen würde. Doch nichts dergleichen geschah. Verwirrt öffnete der Magier das nicht von der Klappe verborgene Auge, sah sich vorsichtig um, dem Frieden noch immer nicht trauend. +~+~+ „Könntest du mir vielleicht meine Decke und das Kissen runter werfen?“ Verständnislos blinzelnd schaute Kurogane seinen Gegenüber, der mittlerweile aufgestanden war und jetzt auf einigen Abstand zwischen ihnen achtete, an, wusste erst nicht was er meinte. Erst als Fay das Gesagte mit ein paar Gesten untermalte dämmerte es dem Ninja, und er schüttelte sofort entschlossen den Kopf. Er würde ihn doch nicht auf dem Boden schlafen lassen, bloß weil Tomoyo der Meinung war hier ein Eifersuchtsdrama abziehen zu müssen. Als er allerdings den Mund öffnete um zu protestieren, schnitt der Magier ihm das Wort ab und brachte ein paar gute Argumente, warum sie heut nicht im selben Bett schlafen sollten. Wenn man schlief war es nun mal schwer darauf zu achten einen angemessenen Abstand zu halten. Das mit seinem Sonnebrand was auch nicht so falsch, aber momentan doch so etwas von nebensächlich. Er würde trotzdem nicht zulassen, dass der blonde Mann die Nacht auf dem abgenutzten, kalten Holzboden verbrachte, war er sein Fieber doch gerade erst los geworden. Außerdem hatte er ihn lieber in seiner Nähe. Da war aber wieder das Problem mit Tomoyo. Zum Verrückt werden... Während Kurogane erneut in Grübelein verfiel wie man dieser Sache am besten Abhilfe schaffen konnte, wobei ihm aber perdu nichts einfallen wollte, bekam er gar nicht richtig mit, wie der Magier, immer auf einen möglichst großen Abstand bedacht sich dem Bett näherte, nach einer Decke und einem Kissen angelte. Als er aufmerkte und das registrierte, dachte er gar nicht weiter nach, sondern packte Fay, einem Reflex folgend, einfach am Arm. Erst im nächsten Moment wurde ihm bewusst, dass sie sich dadurch wieder näher, zu nahe gekommen waren und mit entsetzensgeweiteten Augen wartete er darauf, dass der heftige Windstoss den blonden Mann vom Bett fegen würde. Dieser hatte das Gesicht leicht verzogen, erwartete anscheinend auch das schlimmst, was allerdings völlig ausblieb. Desorientiert sah Kurogane sich um. Was war den jetzt kaputt? Hatte Tomoyo genug? Unwahrscheinlich. Aber was war es dann? Da der Ninja die schwarzhaarige, eigentlich sanftmütige Prinzessin gut kannte, dämmerte ihm schnell eine mögliche Erklärung. Tomoyo war einfach zu gutherzig als dass sie den Blonden auch dann bestrafen würde, wenn Kurogane es war, der sich ihm näherte, wofür der Magier also offensichtlich nichts konnte. Trocken lachend brachte er Fay mit einem kurzen Ruck an seinem Arm aus dem Gleichgewicht, sodass dieser halb auf ihn stürzte und legte mit einem amüsiertem Grinsen die Arme um ihn. „Dann werden wir eben so schlafen müssen. Solange du nicht Schuld bist, daran, dass wir uns zu nah sind wird nichts passieren.“ +~+~+ Nachdem sie einen Moment lang in dieser Position verharrt hatten, Kurogane nicht wagte seinen Arm loszulassen, um Tomoyo mit einer plötzlichen Bewegung nicht vielleicht doch noch zu provozieren, merkte Fay dass er unbewusst seinen Atem angehalten hatte, atmete erleichtert aus als auch weiterhin nichts passierte. Als er in die glutroten Augen seines Gegenübers blickte, in der Hoffnung dort eine Antwort auf seine unausgesprochene Frage zu finden konnte er in diesen ein plötzliches Funkeln der Erkenntnis lesen. Bevor er allerdings überhaupt eine Chance bekam nach dem Grund weswegen die Prinzessin sie nun auf einmal in Ruhe ließ fragen konnte, lachte der Schwarzhaarige bitter auf, zog schließlich völlig unvorbereitet an seinem Arm, so dass der Magier halb auf ihm landete. Fest der Überzeugung, dass Kurogane mit dieser Bewegung das Fass zum Überlaufen gebracht hatte, er nun doch erneut das Opfer Tomoyos Eifersuchtsanfälle werden würde verkrampfte Fay sich sofort, sah sich bereits mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden liegen. Allerdings spürte er statt einem heftigen Windstoß nur die muskulösen Arme des Ninjas die sich um ihn schlossen und ihn noch näher an ihn zogen. „Dann werden wir eben so schlafen müssen. Solange du nicht schuld bist, daran, dass wir uns zu nah sind, wird nichts passieren.“ Obwohl er die Erklärung seines Reisegefährten nicht wirklich verstand, hakte der Magier nicht nach, war einfach nur froh, dass er damit nicht gezwungen war die Nacht auf dem abgenütztem und eiskalten Boden zu verbringen. Wahrscheinlich hatte die Prinzessin einfach Skrupel davor ihn zu bestrafen, wenn Kurogane sich ihm von sich aus näherte, er gar nichts dafür konnte. „Das werden anstrengende Tage werden...“, war sein einziges Statement zu dem ganzen Fiasko. Selbst wenn Tomoyo-hime ihn nicht mit Hilfe ihrer Magie von dem Schwarzhaarigen trennte wenn dieser ihn von sich aus berührte, er war sich sicher, dass die Prinzessin im Moment vor Wut und Eifersucht schäumte, sie auch die nächsten Tage nicht aus den Augen lassen würde. Wenn er dem Ninja auch nur unbewusst zu Nahe kommen würde, würde diese ihn bestimmt mit Freude erneut aus dem Weg räumen. Natürlich wusste er, dass das Mädchen es keinesfalls darauf anlegte ihn zu verletzen, allerdings war die Eifersucht einer Frau ein Gefühl das man nicht unterschätzen durfte. Deshalb war der Magier selbst jetzt in der Umarmung des Kriegers darauf bedacht sich bloß nicht von sich aus näher an diesen zu schmiegen. +~+~+ Tomoyo war mit Sicherheit fuchsteufelswild. Hundert pro saß sie vor ihrem Spiegel, oder einer ruhigen Wasseroberfläche, oder mit was auch immer sie ihnen nachspionierte und zetterte aufs unprinzessinnenhafteste. Und sobald sie damit fertig war, würde sie Sôma, oder Amaterasu, und alle anderen, die sonst gerade in der Nähe waren terrorisieren. Die sonst so sanftmütige Prinzessin konnte ausgesprochen garstig sein, kam sie erst einmal auf den Geschmack. Aber immerhin war sie ja an dieser momentanen Situation selbst Schuld. Hätte sie nicht rumgepfuscht, würde Kurogane den Magier sicher nicht schon wieder im Arm halte, wobei er auch nicht vor hatte, ihn diese Nacht wieder los zu lassen. So würden sie wenigstens beide etwas Schlaf bekommen. Wieso musste alles immer noch viel komplizierter werden, als es eigentlich überhaupt schon war? Ein richtiges Eifersuchtsdrama, eine Dreiecksbeziehung, wobei er mit keiner der beiden mitbeteiligten Personen, weder mit der Prinzessin noch mit Fay, etwas hatte, gehabt hatte, oder in nächster Zeit haben würde was auch nur ansatzweise einer Beziehung glich, zumindest das hatte die eifersüchtige Aktion der Schwarzhaarigen gebracht. Was er allerdings jetzt gegen Tomoyos Attacken auf den Blonden unternehmen sollte, das wusste er nicht. Frustriert schüttelte er den Kopf, während er eine Hand vom Rücken des Magiers zu seinem Haar hob, ihm über den Hinterkopf strich, bis er gefunden hatte, was er suchte. „Du hast eine Beule...“ brummte der Schwarzhaarige leise, während ihm schon wieder die Wut hoch kochte. Diese dumme Ziege würde er was erzählen, wenn sich das nächste mal die Gelegenheit ergab. Ohne eine eventuelle Antwort abzuwarten ließ er sich mit einem frustrierten Aufstöhnen nach hinten aufs Bett kippen, zog den anderen Mann einfach mit. Allerdings saß er genau so schnell wieder aufrecht, wie er unten gewesen war. Mit schmerzverzerrtem Gesicht fluchte der Ninja leise. Verdammt, den Sonnenbrand gepaart mit den noch nicht völlig abgeklungenen Nachwirkungen von seinem Fall aus der Dachluke hatte er doch völlig vergessen! Grummelnd und jetzt etwas vorsichtiger ließ er sich erneut zurück sinken, drehte sich dabei zur Seite, sodass er nicht auf den Rücken, und Fay jetzt neben ihm lag. Schon viel besser. +~+~+ Fay spürte wie einer der beiden muskulösen Arme sich von seinem Rücken löste, Kurogane mit der nun freien Hand sanft durch seine blonden Haare strich, schließlich am Hinterkopf fündig wurde und sachte die kleine Beule abtastete, dabei so vorsichtig vorging dass der Magier nicht einmal zusammen zuckte. Obwohl das Licht der Kerze einen Moment lang flackerte, auszugehen drohte, damit anzeigte, dass Tomoyo sie weiterhin beobachtete, hatte diese ihre Eifersucht aber wohl ebenso weit im Griff wie ihre Kräfte und schickte den Windhauch wahrscheinlich nur als Warnung. Der Ninja schien diesen aber gar nicht wahrgenommen zu haben, war wohl in Gedanken viel zu sehr damit beschäftigt sich all die grausamen Dinge auszumalen die er der Prinzessin antun würde wenn er sie nur zwischen die Finger bekam. Als der muskulöse Mann ihn an sich gezogen hatte, hatte sein Gesichtsausdruck etwas beruhigter, beinahe amüsiert darüber gewirkt, Tomoyos Schwachpunkt gefunden zu haben, doch nun, nachdem dieser die kleine, unbedeutende Verletzung an seinem Kopf entdeckt hatten, glühte in den roten Augen wieder wutentbranntes Feuer. Er kam gar nicht erst dazu dem Kämpfer zu versichern, dass mit ihm alles in Ordnung war, die Beule nicht einmal schmerzte, da ließ der schwarzhaarige Mann sich schon frustriert aufstöhnend rücklings auf die Matratze fallen, zog ihn dabei mit sich. Obwohl Fay noch versuchte sich mit seinen Armen abzustützen um nicht mit seinem ganzen Gewicht auf Kurogane zu laden, war es dafür bereits zu spät. Dem Ninja entfuhr ein leises Fluchen als er sich keine Sekunde später schon wieder aufrichtete, ließ sich, nachdem die Schmerzen die sein Rücken bei dem heftigen Kontakt mit der Matratze verursacht hatte halbwegs abgeklungen waren, nun vorsichtiger und in Seitenlage auf dem Bett nieder, Fay noch immer im Arm. Der blonde Magier hatte bereits einen seiner Arme gehoben, wollte seine Handfläche gerade auf der sonnenverbrannten Haut platzieren um diese mit seinen Fingern etwas zu kühlen, zuckte aber im letzten Augenblick zurück. Noch vor wenigen Stunden war es ihm unsagbar schwer gefallen dem Ninja so nahe zu kommen, nun geschahen diese Berührungen beinahe unbewusst, und er musste sich immer wieder daran erinnern, dass er sich dem Reisegefährten nicht von sich aus nähern durfte. Seine Lippen verzogen sich zu einem traurigen Lächeln als er den Blick seines Gegenübers auf sich spürte. „Tut mir leid... Ich bin wohl wieder einmal zu nichts nutze... Nicht einmal bei einem einfachen Sonnenbrand kann ich dir helfen...“ Es war keine schwere Verletzung die sich der Kämpfer zugezogen hatte, und trotzdem konnte er nicht einmal gegen diese etwas unternehmen. Obwohl Fay sich im Klaren war, dass er nur indirekt für das Desaster mit Tomoyo verantwortlich war, fühlte er sich schuldig und hilflos. Wie sollte das die nächsten Tage über weiter gehen? Den nächsten Tag würden sie zwar getrennt arbeitend verbringen, doch am Abend würden sie dasselbe Problem haben wie schon jetzt. Und mit Syaoran das Zimmer zu tauschen würde dieses zwar für eine Nacht lösen, aber ihre weitere Reise noch immer behindern. Nun wo sie es endlich geschafft hatten die unsichtbare Barriere zwischen ihnen einzureißen, zumindest vorläufig verschwinden zu lassen, wurden ihnen schon wieder neue Hindernisse in den Weg gelegt. Es war zum verrückt werden. +~+~+ Langsam beruhigte sich Kurogane wieder. Es war gut zu wissen, dass er, trotz Tomoyos bescheuerter Aktion, den Blonden immer noch berühren konnte, ohne größere oder kleinere Katastrophen erwarten zu müssen. Obwohl sie die unsichtbare Mauer zwischen ihnen gerade erst nieder gerissen hatten, hatte ihre Nähe etwas beruhigend vertrautes, fast als wäre es schon immer selbstverständlich, dass sie so nahe beieinander lagen, er den Magier im Arm hielt. Es war auch diese Nähe, die die Wut des Schwarzhaarigen langsam abflauen ließ. Was brachte es ihm schon, sich über Tomoyo aufzuregen, wo er ihr doch momentan sowieso nicht die Meinung geigen konnte. Lieber sollte er sich überlegen wie es jetzt weiter gehen sollte. Auch der Magier schien sich des vollen Ernstes ihrer Situation bewusst zu sein, traute sich noch nicht einmal ihm eine Hand auf die verbrannten Schultern zu legen, obwohl dessen kalten Finger seinem Sonnenbrand sicherlich gut getan hätten. Allerdings fragte sich der Ninja, ob Fay nicht etwas zu übervorsichtig war. Natürlich, er sollte es vielleicht nicht herausfordern, aber wenn sie Beide so nah beieinander waren, dann musste Tomoyo-hime, um sie zu trennen, schon alle beide angreifen und dass die Prinzessin dies tun würde bezweifelte er stark. „Tut mir leid... Ich bin wohl wieder einmal zu nichts nutze... Nicht einmal bei einem einfachen Sonnenbrand kann ich dir helfen...“ Sein rubinroter Blick, der nachdenklich auf Fays blassem Gesicht geruht hatte, als dieser traurig zu sprechen begonnen hatte, wurde erst verwirrt und dann bei jedem weiteren Wort bitterer. Das war ja mal wieder typisch! Der blonde Mann schien sich sowohl für das Problem mit Tomoyo, als auch dafür, dass der Ninja selbst einfach zu dämlich war, sich an seinen Sonnenbrand zu erinnern und sich neue Schmerzen zufügte, wenn auch indirekt die Schuld zu geben. Es war nur ein Sonnenbrand. So ein bisschen verbrannte Haut würde ihn, der schon zahlreiche Schlachten geschlagen hatte, und dabei des öfteren schwer verletzt worden war, wohl nicht umbringen. Und dafür, dass Tomoyo es plötzlich für einen netten Zeitvertreib hielt, eifersüchtig zu werden und anderen das leben schwer zu machen, dafür konnte er erst recht nichts. „Du bist so ein Idiot!“ Kurogane sah seinen Gegenüber unverwandt an, sprach ernst, aber sanft, wollte den Blonden mit seinen Worten schließlich nicht verletzen, sondern nur im Bezug auf dessen Äußerung die Wahrheit klar stellen. „Denkst du etwa, dass du mir eine Last bist? Wieso glaubst du mir nicht einfach wenn ich dir sage, dass es mir schon reicht, wenn du überhaupt da bist...?“ Während seine Worte zum Ende hin immer leiser geworden waren, hatte er sich langsam zu dem Magier gebeugt. Nur am Rande bekam er mit, dass erneut eine wütende Windböe am Fenster rüttelte, dann durch den Raum fuhr, aber ihnen, da sie so flach auf dem Bett lagen, kaum etwas anhaben konnte. Er registrierte auch kaum, dass die Kerze auf dem Fensterbrett erneut flackernd verlöschte, den Raum wieder in nur von Mondlicht erhellte Dunkelheit hüllte. Viel zu versunken war er in Fays eisblaue Augen, die ihn unverwandt, einwenig unsicher ansahen. „Idiot...“, hauchte er gegen die Lippen des Blonden, bevor er sie mit den Seinen berührte. +~+~+ Der verbitterte Blick seines Gegenübers zeigte Fay mehr als deutlich, was dieser von seiner erneuten Selbstbeschuldigung hielt. Der blonde Magier hatte bereits vermutet, nein sogar sicher gewusst, dass der Ninja ihm keine Vorwürfe machen würde, was aber die Tatsache dass er sich hilf- und nutzlos fühlte nicht änderte. „Du bist so ein Idiot!“ Kurogane blickte ihn nun direkt an, seine Worte klangen trotz des Inhalts des Satzes sanft, der Tonfall unterstrich, dass er ihn damit nicht beschimpfen oder verletzen wollte. „Denkst du etwa, dass du mir eine Last bist? Wieso glaubst du mir nicht einfach wenn ich dir sage, dass es mir schon reicht, wenn du überhaupt da bist...?“ Tja, wieso glaubte er es nicht? Es war nicht da erste mal dass der schwarzhaarige Krieger ihm dies sagte, während seine Augen offenbarten dass er nicht scherzte, es keine leeren Worte waren sondern er sich deren Bedeutung voll und ganz bewusst war. Trotz allem fiel es ihm noch immer schwer diesen aufrichtigen Worten Glauben zu schenken, konnte er doch einfach nicht verstehen weswegen dieser gerade ihn in seiner Nähe haben wollte. Die immer leiser werdende Stimme seines Gegenübers zeigte deutlich an, dass sein Gegenüber auf seine Frage keine Antwort erwartete, er wohl ohnehin wusste, dass er ihm keine geben konnte. Die letzten Silben waren nur noch ein Flüstern, das der blonde Magier nur noch verstand, da sich Kurogane langsam zu ihm herunter beugte. Schlagartig fegte ein erneuter Windstoß durch den Raum, rüttelte an den Fenstern, brachte die zarte Flamme der Kerze zum verlöschen. Allerdings schien Tomoyo-hime noch immer Hemmungen davor zu haben sie direkt anzugreifen, weswegen die Böe sie zwar leicht streifte, diese aber nur durch ihre Haare fuhr. Kurogane schien von der erneuten Warnung der Prinzessin unbeeindruckt, ignorierte auch die plötzliche Dunkelheit, und sah ihn weiterhin mit selbst in der Schwärze der Nacht erkennbaren rotglühenden Augen an. In diesem Augenblick kam der Mond hinter einer Wolke hervor, tauchte das finstere Zimmer in silbriges Licht. Unsicher erwiderte er den Blick des Ninjas, wusste nicht was dieser nun vorhatte. Er würde doch nicht jetzt wo er wusste, dass die Prinzessin ihnen zusah, bereits bei einer einfachen Berührung vor Eifersucht tobte, noch einen Schritt weitergehen... „Idiot...“ Die kaum hörbare Beschimpfung klang so sanft und zärtlich, dass sie beinahe wie ein Kosename wirkte, und Fay spürte wie ihm ein Schauer über den Rücken lief als er die raue Stimme seines Gegenübers aus solcher Nähe vernahm, dessen Atem dabei sein Gesicht streifte. Obwohl er seine Hände an Kuroganes muskulöse Brust legte, eigentlich um diesen sanft von sich wegzudrücken um die Wut der Prinzessin nicht weiter zu schüren, ließ er diese als der Ninja ihn sanft küsste ohne jeglichen Druck auf der warmen, braungebrannten Haut verharren. +~+~+ Kurogane wusste mit hundertprozentiger Sicherheit, dass er zu weit ging, dass er Tomoyo zu sehr reizte, sie, wenn sie wirklich so eifersüchtig war, wie sie Glauben machte, ihn dafür jetzt auch angreifen würde, bloß um ihn und den Blonden von einander zu trennen. Und trotzdem war es ihm egal. Selbst wenn ihn die schwarzhaarige Prinzessin dafür bis ans Ende der Welt verfluchen würde war es ihm gerade so verdammt egal. Das einzige was für ihn in diesem Moment zählte, waren diese samtweichen, feuchten Lippen auf seinen, der leichte Druck mit dem der blonde Mann den Kuss erwiderte, die angenehm kühlen Hände an seiner Brust, mit denen dieser ihn aber dennoch nicht von sich schoben. Langsam schloss der schwarzhaarige Ninja seine glutroten Augen und verlor sich einfach nur vollkommend in diesen Geschmack, dem Gefühl, der Wärme der Lippen des Magiers. Er war sich absolut sicher noch nie einen Kuss so intensiv gefühlt zu haben, leidenschaftlicher, aber nicht so intensiv, schon bevor der Mann, der sich mittlerweile ein wenig an ihn schmiegte, leicht den Mund öffnete und er fast Vorbehalte hatte mit der Zunge in die weiche warme Mundhöhle zu dringen. +~+~+ Obwohl Fay spürte wie der Wind an Intensität zunahm, einige der Kerzenständer von ihren Plätzen fegte und nun etwas stärker an ihren Haaren zerrte konnte der blonde Magier Kurogane trotz allem nicht von sich drücken. Der Kuss war kein Vergleich zu ihrem ersten, bei dem sich ihre Lippen unschuldig und scheu nur hauchzart berührt hatten bevor sie sich wieder von einander gelöst hatten, zeugte von tiefer Zuneigung und Leidenschaft, ließ deutlich erkennen, dass der Ninja nicht gewillt war diesen sofort wieder abzubrechen. Langsam schloss Fay seine Augen, konnte die Eifersucht der Prinzessin einen Moment lang noch deutlicher fühlen, doch es war ihm egal. Nun, da er wusste dass Tomoyo-hime ihrem Krieger nichts antun, sie nicht beide bestrafen würde, blendete er die pfeifenden Geräusche der durch den Raum fegenden Windböen aus, verlor sich völlig in dem Kuss. Unbewusst schmiegte er sich näher an seinen Reisegefährten, öffnete zaghaft seine Lippen um Kurogane zu zeigen, dass er bereit war weiter zu gehen. Die Zunge des Schwarzhaarigen strich erst neckend über seine nun leicht geöffneten Lippen, bevor er seiner scheuen Aufforderung nachkam und mit dieser in seinen Mund eindrang. Seine Hände lösten sich wie von selbst von der muskulösen Brust seines Gegenübers, schlangen sich stattdessen um den Nacken des Schwarzhaarigen, womit er den Kuss und ihre Nähe noch intensivierte. Fay konnte den ebenfalls alles andere als ruhigen Herzschlag des Schwarzhaarigen fühlen, der ihm nur allzu deutlich zeigte dass dieser Kuss nicht nur dazu diente die Prinzessin zur Weißglut zu treiben, ihr zu zeigen, dass sie wehrlos war, ihnen nichts anhaben konnte. Er erwiderte diesen zu erst zaghaft, dann beinahe mit selbiger Leidenschaft, drückte seinen schmalen Körper, dessen weiße Haut einen auffälligen Kontrast zu der des braungebrannten Kämpfers bildete, enger an Kurogane während er dessen forsche Zunge sanft mit seiner eigenen umspielte. +~+~+ Die Arme um seinen Hals, die ihn verlangend nach unten zogen, der warme Körper der sich gegen seinen schmiegte, die feuchte Zunge, die zärtlich die seine umspielte, das alles ließ Kurogane die Welt um sich einfach vergessen. Er war versunken in den Kuss, wollte sich am liebsten nie wieder lösen, dieses Gefühl für immer genießen. Obwohl der Schwarzhaarige den Kuss gern noch leidenschaftlicher hätte werde lassen, spürte er plötzlich etwas, ein unangenehm stechendes Kribbeln auf der Haut, was in ihm eine böse Vorahnung weckte, und er löste sich ruckartig. Tomoyos Magie war so konzipiert, dass man es schon bevor sie einen starken Energischwall aussandte fühlen konnte. Diese „Welle“ die der Kraft voraus ging, war meist nur schwer zu erspüren, je nachdem, welche Gefühle der Anwender mit hineinlegte. Aber Wut war eine verdammt starke Emotion, und das allein war der Grund, warum Kurogane vorgewarnt war. Eine eifersüchtige Frau, verletzte bis zu einem bestimmten Grad nur die Person, der ihre Eifersucht galt. Wenn es allerdings zu weit ging dann verlor sie jegliche Vernunft und richtete ihre Wut auch gegen den Menschen für den sie eigentlich etwas empfand. Und anscheinend waren sie jetzt an diesem Punkt, an dem die Prinzessin so sehr tobte, dass sie jede Hemmung verlor. Ihm blieben vielleicht zwei bis drei Sekunden um in Deckung zu gehen. Nur durch seine guten Reflexe war es dem Ninja möglich wirklich sofort zu reagieren, Fay, der ihn einfach nur total verwirrt ansah, etwas unsanft bei den Schultern zu packen und ihm vom Bett zu ziehen. Dass sein Rücken erneut schmerzhaft protestierte als er hart auf dem Boden landete, den Magier an sich gepresst, bekam Kurogane nur am Rande mit, denn seine Aufmerksamkeit galt voll und ganz dem beginnenden Fiasko. Mit entsetzt geweiteten Augen beobachtete er, wie der plötzlich durchs Zimmer fegende orkanartige Sturm sogar die Matratze vom Bett riss. Wollte Tomoyo sie umbringen, oder was? Selbst unten auf dem Boden war der Wind derartig stark, dass er den blonden, auf ihm liegenden Mann mit beiden Armen umklammert hielt und nur hoffte, dass sich die, anscheinend vor Wut rasende Prinzessin schnell wieder ein bekam. Die starken Böen flauten zwar etwas ab, der Wind verschwand aber nicht völlig. Allerdings musste er Fay, aus Sorge es könnte ihn wegwehen, zumindest nicht mehr ganz so fest halten. Langsam richtet er sich auf, zog den kleineren Mann dabei mit sich hoch. „Alles okay?“ fragte er sanft, mit den Händen über seine schmalen Schultern streichend. Aber noch bevor sein Gegenüber etwas erwidern konnte, begann das wütende Pfeifen schon wieder. „Ist ja gut jetzt!“ Der Schwarzhaarige ließ den Magier sofort los und wich, etwas behindert durch den starken Wind und auf herumfliegenden Dinge achtend, von Fay zurück, hatte die Hände beschwichtigend gehoben. „Ich hab’s kapiert, also hör auf mit dem Scheiß!“ Ob die Prinzessin ihn hören konnte, wusste er nicht genau, aber solang die sturmartigen Böen nachließen war das auch egal. +~+~+ Bevor Fay sich in dem Gefühl völliger Leidenschaft verlieren, sie den Kuss noch intensiver werden lassen konnten, stieß Kurogane ihn plötzlich von sich, brach damit den Kontakt ihrer Lippen. Verwirrt blickte er erst seinen Gegenüber an, ließ seinen Blick dann nachdem er dessen gehetzten Gesichtausdruck bemerkte unruhig durch den Raum gleiten. Bis auf den mittelstarken Wind, der noch immer durch das Zimmer pfiff, der auf ihn allerdings nicht wirklich bedrohlich wirkte, konnte er allerdings keinerlei Anzeichen erkennen, die die Reaktion des Schwarzhaarigen plausibel erklärt hätten. Dem blonden Magier blieb aber keine Zeit sich darüber den Kopf zu zerbrechen, denn ohne jegliche Vorwarnung packte der Ninja ihn unsanft bei der Schulter, achtete nicht auf das protestierende Aufstöhnen des Magiers als er dabei versehentlich die verheilende Wunde berührte, sondern riss ihn mit sich von der Matratze, sodass er direkt auf Kurogane auf dem Boden landete. Dem schmerzverzerrtem Gesichtausdruck seines Reisegefährten konnte er entnehmen wie unangenehm der plötzliche Aufprall auf dem harten Holzboden gewesen sein musste, konnte sich aber nicht aufrichten um sich von ihm zu lösen, da dieser ihn sofort mit seinen starken Armen an sich presste. Und dann begann auch schon das Fiasko, dessen Kommen der Schwarzhaarige wohl irgendwie vorhergesehen hatte. Mit vor Entsetzen geweiteten Augen sah er wie die heftigen Windböen die Matratze vom Bettgestell fegten, so lange an der weichen Unterlage zerrten bis diese aufriss und die Federn des Innenfutters durch den Raum wirbelten. Als die Windstöße allmählich etwas schwächer wurden, die Kräfte der Prinzessin wohl langsam erschöpft waren, hob Fay den während dem Angriff an die Brust des Ninjas gepressten Kopf, sah sich vorsichtig um. Er spürte, dass der muskulöse Mann auf dem er noch immer lag Anstalten machte aufzustehen, und wich zur Seite, damit dieser sich erheben konnte. Als Kurogane ihn dann mit sich hochzog, jagte ihm ein kurzer Stich durch den verletzten Arm, doch es gelang ihm ein Aufstöhnen zu unterdrücken. „Alles okay?“ Als er aufsah, blickte sein eisblaues Auge direkt in zwei ihn besorgt musternde rotglühende, und er spürte wie der Ninja ihm sanft über die Schultern strich. Doch bevor er antworten konnte, nahm das Lüftchen, das die Federn der zerfetzten Matratze durch die Luft wirbelte wieder an Intensität zu und veranlasste den Krieger ihn augenblicklich loszulassen. Fay wich zusätzlich ein paar Schritte von seinem Gegenüber weg, wollte die Eifersucht der Prinzessin nicht noch weiter anheizen und sie zu einem erneuten Angriff verleiten. Tomoyo schien auf diese Geste hin etwas friedfertige gestimmt zu sein, jedenfalls ließ der Wind sofort nach. Schweigend ließ der blonde Magier seinen Blick durch das verwüstete Zimmer streifen bevor er leise aufseufzte und auf die Türe zutrat. Im Türrahmen hielt er noch einmal inne, und wandte sich mit einem undurchsichtigen Lächeln zu Kurogane um. „Ich werde Syaoran-kun wecken und ihn hier rüber schicken... Ich sage dann auch gleich Touya Bescheid damit er euch eine neue Matratze bringt...Man sollte die Wut einer eifersüchtigen Frau nicht unterschätzen, wer weiß was deine Prinzessin noch veranstaltet wenn wir uns einander noch einmal nähern... Also dann...Gute Nacht...“ Ohne eine Antwort abzuwarten verließ Fay den nun einem Schlachtfeld gleichenden Raum, ließ den schwarzhaarigen Mann alleine zurück. Im Flur angekommen atmete der Magier erst einmal tief durch, lehnte sich an die Wand um seine zitternden Beine wieder unter Kontrolle zu bringen. Es war nicht nur der plötzliche Angriff der eifersüchtigen Prinzessin der ihn zu dem fluchtartigen Verlassen ihres Zimmers getrieben hatte. Nein, wenn er ehrlich zu sich selbst war, war der Grund ein ganz anderer gewesen. Das Gefühl, das er bei dem Kuss verspürt hatte, das ihn dazu gebracht hatte alles um ihn herum zu vergessen, es sogar geschafft hatte die wütenden Versuche der Prinzessin sie zu trennen zu ignorieren, das war keine einfache Leidenschaft oder bloße Begierde gewesen. Diese Berührung ihrer Lippen, die Intensität des Kusses zeugte nicht nur von einfacher Zuneigung, war viel stärker als das. Hatte die alte Frau letzten Endes doch Recht behalten? War diese Emotion von der sie gesprochen hatte wirklich in ihm verborgen, drängte nun an die Oberfläche? War dieses Gefühl, das er in der Nähe des Ninjas verspürte etwa wahrhaftig.... „Liebe?“ Lautlos formten seine Lippen dieses so bedeutungsstarke Wort, bevor er entschlossen den Kopf schüttelte und sich aufrichtete. „Unmöglich...“ +~+~+ „Und ich darf alleine aufräumen, oder was?“ rief Kurogane dem blonden Mann noch nach, wusste aber, dass dieser ihn höchstwahrscheinlich nicht gehört hatte. Mit einem niedergeschlagenen Seufzen wandte er sich um und betrachtete das im Zimmer herrschende Chaos. Die heftige Sturmböe hatte das Fenster aufgedrückt, das jetzt leise quietschend hin und her schwang, was der Szene, die sich ihm bot noch etwas viel trostloseres gab. Nur das schwere Bettgestell stand noch an seinem Platz, ansonsten erkannte der Schwarzhaarige den Raum kaum wieder. Die Kerzenhalter lagen kreuz und quer auf dem Boden, meist ohne Kerzen, die selbst irgendwo herumkullerten, zum Teil zerbrochen waren. Um ihn her regneten immer noch sanft Federn herunter, die der Situation etwas surreales verliehen und seine breiten Schultern und sein schwarzes Haar bedeckten. Fast unbewusst hob er die Hand und strich langsam über seine Lippen. Er konnte das Gefühl das die Lippen das Magiers auf seinen verursacht hatten noch immer spüren, schmeckt seinen leicht süßlichen Geschmack. Erst jetzt wurde ihm vollends bewusst, was sich gerade hier abgespielt hatte, wie weit sie gegangen waren. Die Antwort darauf, wann er und Fay zur Vernunft gekommen wären falls Tomoyo sich nicht eingemischt hätte, wollte er lieber gar nicht wissen. Vielleicht war es besser, dass sie unterbrochen worden waren. Selbst nach „nur“ einem Kuss – bessergesagt drein, wenn man die beiden Entschuldigungen dazuzählte, die aber eher als freundschaftliche Geste zu werten waren – würde zwischen ihnen Beiden wohl nun nichts mehr so sein wie bisher. Wie genau sich die Ereignisse auf ihr Verhältnis auswirken würde, würde er wohl erst morgen definieren können. Laut fluchend schüttelte der Ninja den Kopf, vertrieb so die lästigen Federn. Er spürte wie erneut Wind aufkam, diesmal nicht stürmisch und wütend, sondern sanft, ihm angenehm über Gesicht und Wangen streichend. Tomoyo wollte ihn anscheinend beruhigen, allerdings bewirkte diese Geste genau das Gegenteil, ließ erneut Wut in ihm hochwallen. „Lass mich!“ Ungehalten wedelte er mit der Hand, als wollte er ein lästiges Insekt verscheuchen und der sanfte Wind verschwand sodass sich über den Raum absolute Stille legte. Seufzend fuhr sich Kurogane durch das rabenschwarze Haar, schloss ermattet die Augen. Alle Gedanken drehten sich um die letzte halbe Stunde und immer wieder drängte sich ihm eine Frage auf: Warum hatte er Fay erneut geküsst? Und warum so? Der Kuss war leidenschaftlich gewesen, ja, aber hatte er mehr gewollt? Nein. Es war ihm nicht um die Befriedigung seiner Begierde gegangen. Er hatte Fay einfach nur küssen wollen weil... Ja? Was, ‚Weil’? Stöhnend raufte er sich durchs Haar. Das war doch zum verrückt werden!! Er stand sich hier doch selbst im Weg. Wenn er so nicht fertig bracht, sich die Wahrheit einzugestehen, dann halt auf die logische Tour, denn er hasste es einfach, wenn jemand nicht ehrlich war, auch nicht er zu sich selbst. Wenn man jemanden küsste, dann gab es keine sehr große Auswahl von Gründen. Einfach nur aus Leidenschaft, zur Befriedigung, was es ja, wie er schon festgestellt hatte nicht gewesen war. Als Entschuldigung, oder Freundschaftsbekundung, aber dann war die Leidenschaft fehl am Platz gewesen. Oder um sich einen Scherz zu erlauben oder Rache zu üben. Aber dass das nicht der Grundgewesen war hatten sie auch schon geklärt. Die einzige Möglichkeit die übrig blieb... Kurogane stand nur da, mit leicht geweiteten Augen, hörte seinen Gedanken zu... und irgendwie machte es einfach Klick. +~+~+ Zögernd blieb Fay vor der alten Holztüre stehen, hinter der der Raum der beiden Kinder lag. Da kein einziges Geräusch zu hören war, entnahm er dieser Tatsache, dass die Prinzessin und der Junge wohl selbst durch die Ereignisse im Nebenzimmer nicht aufgewacht waren. Obwohl es ihm widerstrebte die beiden von einem harten Arbeitstag geschafften Reisegefährten zu stören, fiel ihm keine Alternative ein, wie sie das Problem mit der eifersüchtigen Prinzessin sonst aus dem Weg schaffen konnten und so klopfte er schließlich, öffnete dann als ein verschlafenes „Herein“ zu hören war die leise knarrende Türe. Als Syaoran, der sich gerade gähnend im Bett aufrichtete, dabei aber acht gab, die noch tief und fest schlafende Prinzessin nicht zu wecken, ihn sah, weiteten sich seine Augen entsetzt, und er wirkte plötzlich hellwach. „Was ist passiert, Fay-san?“ Der Junge schob mit einer ruckartigen Bewegung die Decke von sich und hievte sich aus dem Bett, was die beinahe völlig runtergebrannte Kerze auf dem Nachttisch stark flackern ließ, deren Flamme, die die einzige Lichtquelle darstellte, aber glücklicherweise nicht verlöschte. Erst durch den panische Ausdruck in Syaorans Augen bemerkte der blonde Magier dass seine schwarze Hose völlig Grau vom Staub auf dem Boden war, und sich in seinen feinen Haaren einige der Federn aus der Matratze verfangen hatten, er alles in allem ziemlich mitgenommen wirkte. Fay fuhr sich durch die Haare um sie von den störenden Objekten zu befreien, schüttelte dann beruhigend lächelnd den Kopf. „Keine Sorge, es ist nichts schlimmes passiert... Nur eine kleine... Auseinandersetzung mit Kuroganes Prinzessin...“ Als er den verständnislosen Gesichtausdruck des Jungen bemerkte winkte er nur ab. „Ich erzähle dir morgen alles weitere... Ich muss dich nur aufgrund diverser... Umstände bitten das Zimmer zu wechseln...“ Syaoran blickte in einen Moment verwirrt an, nickte aber schließlich ohne weitere Fragen zu stellen als die Prinzessin sich im Schlaf plötzlich bewegte, durch ihr Gespräch aufzuwachen drohte, warf dem Mädchen dann noch einen liebevollen Blick zu bevor er das Zimmer verließ. Leise seufzend ließ der blonde Magier sich auf dem Bett nieder, zog dann die Decke über seinen schmalen Körper und schloss die Augen. Doch obwohl er sich durch die Arbeit und der Auseinandersetzung mit Tomoyo müde und ausgelaugt fühlte, hielten ihn die durch seinen Kopf geisternden Gedanken und vor allem die Erinnerung an den letzten Kuss davon ab einzuschlafen. Als er dann schließlich völlig erschöpft doch noch ins Land der Träume abglitt dämmerte es bereits. +~+~+ Die einzig übrigbleibende Erklärung weshalb er den blonden Magier geküsst hatte, war Liebe, oder nicht? Naja, er wollte und konnte es nicht gleich Liebe nennen, aber es war Zuneigung... tiefe Zuneigung... also doch Liebe? Mit einem ungehaltenen Fluche trat Kurogane wütend gegen das nächstbeste, das ihm in den Weg kam, in diesem Fall gegen die fast leere Hülle der Matratze, die daraufhin durch den Raum flog und weitere Federn verstreute. Erneut wurde der Schwarzhaarige von den zarten Objekten wie mit Schnee bedeckt, machte sich diesmal nicht einmal die Mühe sie wieder los zu werden. Es war einfach nur zum durchdrehen. Er verliebt? ER in den Magier verliebt?! Das war doch absolut lächerlich, total undenkbar und so was von bescheuert!! Aber irgendwie... Der Ninja fluchte erneut. Es regte ihn alles hier tierisch auf, am meisten, dass er es nicht schaffte seine idiotischen Gedanken zu ende zu denken. Konnte das denn so schwer sein? Anscheinend ja. Er, der weder Tod noch Teufel fürchtete hatte ein Problem, sich seine Gefühle einzugestehen... Na, wenn das mal nicht perfekter Stoff für eine Komödie war... Kurogane setzte gerade wieder an zu fluchen, diesmal über sich selbst, als plötzlich die nur angelehnte Zimmertür geöffnet wurde und Tôya den Kopf zur Tür hinein steckte. „Ihr blonder Freund meinte...“, die restlichen Worte blieben ihm beim Anblick des Zimmers im Halse stecken und das Lächeln fiel ihm buchstäblich aus dem Gesicht, sodass der Ninja geschworen hätte, es vom Fußboden aufsammeln zu können. „Wie...“ Setzte der junge Mann an, schüttelte aber dann entschieden den Kopf, wollte es anscheinend lieber gar nicht wissen. „Ich werde euch eine neue Matztatze bringen. Allerdings müsst ihr mir die Alte bezahlen, die ist wohl nicht mehr zu reparieren.“ Auf Kuroganes knappes Nicken hin verschwand er wieder. Stattdessen betrat jetzt Syaoran das verwüstet Zimmer. Mit entsetzt aufgerissenen Augen sah er sich um, musterte das den älteren Reisegefährten, schien sich zu vergewissern, dass dieser unverletzt war. „Wie ist das denn passiert?“ „Es gab Streit.“ Aus dem verständnislosen Blick des braunhaarigen Jungen entnahm er, dass Fay ihm nichts erzählt hatte, und er selbst hatte es auch nicht vor, winkte nur ab. Dann nahm er Tôya, der gerade mit einer schweren Matratze ins Zimmer gewankt kam, diese ab, dankte ihm mit einem Nicken, worauf ihr Gastgeber ihnen eine gute Nacht wünscht und wieder ging, wobei er kein Wort zu Syaorans plötzlicher Anwesenheit im Raum verlor. Auch der Junge stellte keinen Fragen mehr und wortlos kamen sie überein, das Chaos hier erst am nächsten Morgen zu beseitigen. Der Knirps schien ziemlich müde zu sein, den kaum, dass er auf der neuen Schlafunterlage lag war er auch schon wieder eingeschlafen, atmete ruhig und gleichmäßig. Bewundernswert, dass man trotz so vieler ungeklärter Fragen einfach schlafen konnte. Nachdem Kurogane sich auch hingelegt hatte verschränkte er die Hände hinter dem Kopf, seinen Sonnenbrand weitgehend daraus verdrängt, da viel zu viele andere Dinge durch seine wirren Gedanken geisterten. Diese Nacht fand er keinen Schlaf, starrte nur die ganze Zeit an die Decke, zwischendurch ab und zu einen Blick aus dem Fenster werfend und beobachtend wie es bei jedem Blick nach draußen etwas heller wurde. +~+~+ Als Fay am nächsten Morgen durch das auf ihn beinahe ohrenbetäubend wirkende Vogelgezwitscher geweckt wurde, hatte er das Gefühl seine Augen vor wenigen Minuten erst geschlossen zu haben, fühlte sich wie gerädert. Seine müden Glieder streckend setzte er sich schließlich gähnend auf, weckte mit dieser Bewegung, die man bei der Matratze deutlich spüren konnte, die Prinzessin, die blinzelnd ihre Augen aufschlug und sich verwirrt umsah. „Fay-san...? Was...?“ Beunruhigt richtete sich das Mädchen auf, während ihr Blick augenblicklich den Raum nach Syaoran absuchte. „Keine Sorge, es ist alles okay... Syaoran-kun ist bei Kurogane... Wir haben gestern Nacht die Zimmer gewechselt, da... es eine kleine Auseinandersetzung gegeben hat...“ Der blonde Magier formulierte seine Antwort betont wage, wollte Sakura nicht weiter beunruhigen. Das Problem mit Tomoyo betraf einzig alleine ihn und den Ninja. Solange er sich von dem Schwarzhaarigen fern halten würde, würde die eifersüchtige Prinzessin sie auch in Ruhe lassen. Es wirkte zwar einen Moment lang so als ob das braunhaarige Mädchen nachfragen wollte, schien sich dann aber anders zu entschließen, nickte nur lächelnd, starrte dann abwesend aus dem Fenster. Es versetzte Fay einen Stich wie sehr Sakura sich darum bemühte vor ihnen allen stark zu wirken, täglich ihr bestes gab, obwohl man ihr deutlich ansah wie sehr sie die Ereignisse der letzten Tage geprägt hatten, wie sehr sie die Anwesenheit des wahren Syaorans verunsicherte. „Es wird schon alles gut werden, Sakura-chan...“ Der Magier strich dem Mädchen sanft lächelnd durch die Haare, schob dann die Decke beiseite und erhob sich von der weichen Matratze. Obwohl diese Worte eine absolut leere Versprechung waren, er keinerlei Ahnung davon hatte was sie in Zukunft noch erwarten würde, bemerkte er das dankbare Funkeln in den Augen der Prinzessin, und augenblicklich fühlte er sich etwas besser. Nachdem sie einen kurzen Blick in das ebenfalls sonnendurchflutete Nebenzimmer geworfen, dieses aber bereits menschenleer vorgefunden hatten, gönnten sie sich ein einfaches, aber wohl schmeckendes Frühstück, verließen dann die Herberge um sich erneut zu dem Cafe zu begeben, in dem sie bereits am Tag zuvor gearbeitet hatten. Wie erwartet war die beleibte Besitzerin mehr als froh über ihr erneutes Angebot zu helfen und schon wenige Minuten später konnten sie sich an die Arbeit machen. Seine durch Müdigkeit eingeschränkte Arbeitsfähigkeit wurde durch Sakuras Einsatz mehr als ausgeglichen, sodass ihm die alte Frau nicht einmal einen Vorwurf machte als er versehentlich einen Teller fallen ließ. Er war froh, dass er auch diesen Tag getrennt von dem schwarzhaarigen Ninja verbringen konnte, reichte es ihm doch völlig aus, dass sich seine Gedanken unentwegt um den leidenschaftlichen Kuss und die zärtlichen Berührungen der letzten Nacht drehten. Was wäre passiert, wenn Tomoyos Eifersucht nicht eskaliert wäre? Diese Frage, auf die ihm wohl ohnehin niemand, nicht einmal Kurogane, eine Antwort geben konnte, geisterte ständig durch seinen Kopf. Der blonde Magier war gerade dabei denselben Teller bereits das dritte mal abzuwaschen als plötzlich eine völlig aufgeregte Sakura in den Raum eilte, ihm außer Atem mitteilte, dass sie nun den Aufenthaltsort der Feder kannte. ~tbc~ +~+~+ Es war nicht Ashura...*ggg* Fands aber genial, dass ausnahmelos jeder von euch darauf getippt hat^___^ Also dann, bis zum nächsten Chapi, hoffe ihr bleibt uns weiterhin treu^__^ Kapitel 12: Dream Pictures -------------------------- So, habs wirklich geschafft, dass Chapi noch bevor ich das Wochenende über net an den PC kann hochzuladen^_^ Danke für eure lieben Kommentare, die motivieren perfekt zum Weiterschreiben^^ +~+~+ Die Sonne kämpfte schon seit einer geraumen Weile damit, endlich über den Horizont zu finden und hinauf auf ihren vorgeschriebenen Platz zu steigen, was Kurogane gelangweilt mit halb geschlossenen Augen, die er teils vor Müdigkeit kaum offen halten konnte, teils weil er geblendet wurde. Irgendwann hatte sie es dann geschafft, flutete den Raum mit hellem Licht, und wie als wäre es drauf abgepasst, donkte plötzlich von draußen etwas gegen die Zimmertür. Das bummelig verschlafene „Hyuu~“ das auf dieses Geräusch folgte, ließ den Ninja entnervt die Augen verdrehen. Kaum war es hell, dapperte das nervige Vieh hier an. Mokona hatte es mittlerweile geschafft auf die Türklinke zu springen, des es beim ersten Versuch wohl aufgrund Verschlafenheit verfehlt hatte, und die Tür schwang ein Stück auf. Das weiße Hasenwesen wollte schon losplärren klappte den Mund aber wieder zu als es das Chaos im Zimmer sah, blickte sich stattdessen verunsichert um. Langsam hopste es ins Zimmer, versuchte den Sinn hinter dem zu finden, was es sah, dann sprang es mit einem großen Satz zu Kurogane und kuschelte sich verängstigt gegen dessen nackte Brust. „Kurogane...“, fiepte das Manjuu ängstlich „Kurogane... was ist denn passiert? Wieso sind hier überall magische Wellen?“ Es überraschte den Schwarzhaarigen nicht wirklich, das Mokona die noch im Zimmer spürbaren Nachwirkungen von Tomoyos Magie spüren konnte. „Schon gut...“ Da außer dem tief schlafenden Jungen sonst niemand im Raum war musste er sich mal nicht darüber aufregen, dass das weiße Flummi ihm auf die Pelle rückte, stattdessen streichelte er beruhigend Mokonas weiches Fell, spürte, wie das kleine Hasenwesen zitterte. „Keine Angst, es ist eine Sache, die nur mit mir und dem Magier zu tun hat. Niemandem wird was passieren.“ Die Flauschkugel schien noch nicht ganz beruhigt, hörte aber auf, sich gegen ihn zu knuddeln, sondern setzte sich auf sein leicht angezogenes Knie und betrachtete ihn aufmerksam. „Hab ihr euch gestritten?“ Kurogane setzte an das zu verneinen, aber der weiße Ball plapperte schon weiter. „Nein... Aber du hast ihn gefunden, du kannst ihn jetzt sehen, nicht?“ Ganz wie von selbst hob der Ninja seine rechte Hand, betrachtete die Finger eingehend. Trotz der wagen Formulierung des Manjuus wusste er sofort wovon es sprach. Mokona redete von dem „roten, sie verbindenden Faden“ und auf irgendeine, ihn bei all den bereits passierten Ereignissen nicht mehr überraschenden Weise konnte er diesen nun sogar erkennen. „Vielleicht.“ Kurz tätschelte er der Flauschkugel den Kopf, damit dieses das schwache aber liebevolle Lächeln nicht sehen konnte das über sein sonst so ernstes Gesicht huschte. Das Flauschvieh war doch echt unglaublich. „Hyu~!“ flötete es, bevor es sich unter seiner Hand hervorwand, ihn kurz wie ein Honigkuchenpferd anstrahlte und sich dann auf Syaoran stürzte. Der Junge wurde mit einer Hingebung wachgekitzelt, die wahrhaft bewundernswert war. Nachdem sie – mit Hilfe von Mokonas Saugfähigkeit – das Zimmer ziemlich schnell aufgeräumt hatten, verließen sie nach einem kleinen aber wohlschmeckenden Frühstück die Herberge und machten sich wieder auf den Weg zur Weinplantage. Der Besitzer begrüßte sie freudig und bald darauf waren sie wieder mit ihrer schweren Arbeit beschäftigt. Aufgrund des Schlafmangels und der zunehmenden Hitze hatte Kurogane schon Probleme sich auf die monotone Arbeit zu konzentrieren, sodass seine Gedanken kaum um den gestrigen Abend kreisten. Nur dann und wann, sobald ein angenehm kühler Wind über seinen erhitzten Oberkörper strich, der so wenig zu den herrschenden Temperaturen passte, dass er nur magisch sein konnte, stoppte er in seiner Arbeit, sah sich abwesend um, als würde Tomoyo irgendwo stehen. Es musste doch eine Möglichkeit geben, sie dazu zu bringen, mit diesen Eifersüchtelein aufzuhören... +~+~+ Aus den Gedanken gerissen wandte Fay sich zu der aufgeregt auf ihn einredenden Prinzessin um, blickte sie einen Moment lang verständnislos an, bevor ihre Worte ihn erreichten und er den ohnehin bereits blitzenden Teller zur Seite legte um seine ungeteilte Aufmerksamkeit den Worten des Mädchens zu widmen. Sakura erzählte ihm ausführlich, dass vor etwa einer Viertelstunde zwei schwarzgekleidete Männer das Cafe betreten, sich sofort in den hinteren Teil verzogen hatten um sich dort sofort ihrem Gespräch zu widmen. Im Gegensatz zu den anderen freundlichen Stadtbewohnern hatten diese nur kurz und angebunden ihre Bestellung getätigt, ihre Anwesenheit dann sofort wieder ignoriert und ihre Diskussion fortgesetzt. „Sie haben zwar nur leise geredet, aber als ich den Nebentisch gesäubert habe, habe ich gehört, dass sie sich über irgendeine seltsame Energiequelle unterhalten haben, die in der gut gesicherten Stadtverwaltung aufbewahrt wird und angeblich für den plötzlichen Wirtschaftswachstum verantwortlich ist...“ Der blonde Magier nickte nachdenklich, schenkte dem braunhaarigen Mädchen dann ein anerkennendes Lächeln. „Das hört sich wirklich stark nach deiner Feder an... Jetzt gilt es nur noch zu klären wie wir in das Gebäude eindringen können um uns deine Erinnerung zurück zu holen...“ Fay trocknete seine tropfnassen Hände an der umgebundenen Schürze ab, warf dann einen Blick aus dem kleinen Fenster, konnte am Stand der Sonne deutlich erkennen, dass es bereits später Nachmittag war, die Besitzerin höchstwahrscheinlich nicht dagegen haben würde sie bereits gehen zu lassen. „Sakura-chan, du kehrst erst einmal in die Herberge zurück, und wartest dort auf die anderen... Ich werde mittlerweile schon einmal die Stadtverwaltung aufsuchen, mich informieren ob diese wirklich so gut gesichert ist und versuchen irgendeinen Weg ins Innere zu finden...“ Obwohl das Mädchen nicht wirklich glücklich darüber schien sich von ihm trennen zu müssen, verstand sie wohl wie wichtig es war, dass sie sich so schnell wie möglich einen Überblick verschafften und nickte schließlich. Als Fay mit Sakura an seiner Seite die Küche verließ und den Gästeraum des Cafes betrat, hatten die beiden schwarzgekleideten Männer dieses bereits verlassen, zurück waren nur die beiden Tassen geblieben, aus denen diese ihren Kaffee getrunken hatten. Wie erwartet hatte die beleibte Frau keine Einwände als sie sie baten bereits gehen zu dürfen, bezahlte ihnen ihren Lohn und verabschiedete sich mit einem freundlichen „Bis Morgen“ von ihnen, rechnete wohl auch die nächsten Tage mit ihrer Hilfe. „Also dann, Sakura-chan! Wir sehen uns dann später, ja? Sobald Kuro-pyon und die anderen zurückkehren kommt ihr nach, okay?“ Er schenkte der Prinzessin ein aufmunterndes Lächeln, blickte dieser noch einen Moment lang nach als diese noch immer ihr Kellnerinnendress tragend die Straße in Richtung ihrer Herberge entlang ging, zwischen all den anderen Stadtbewohnern ziemlich verloren wirkte. Seufzend wandte er sich schließlich ab und machte sich ebenfalls auf den Weg. Die Zeit drängte, je schneller sie diese Welt wieder verlassen konnten umso besser. +~+~+ Was war nur los mit ihm? Diese Frage stellte sich Kurogane heut schon annähernd zum hundertsten Mal, während er wiedereinmal ein kurze Pause einlegen musste, sich den Schweiß vom erhitzten Gesicht wischte. Natürlich, die Arbeit war anstrengend, aber so anstrengend nun auch wieder nicht, und ja, er hatte diese Nacht kein Auge zugemacht, aber dafür die beiden davor sehr gut geschlafen. Aber wieso konnte er heute dann kaum stehen? Mit einem erschöpften, ratlosen Seufzen ging er wieder an die Arbeit, pflückte Trauben, schleppte den schweren Weidekorb ein Stück weiter, pflückte wieder Trauben... Bloß gut, dass das so eine Routinearbeit war, sonst hätte er wohl heut nichts Zustande bekommen. So schleppte sich der Tag dahin, begleitet von prasselndem Sonnenschein und brütender Hitze. „Kuro-rin! Kuro-rin!! Feierabend!!“ Der Ninja hatte nicht einmal bemerkt, wie nah die Sonne schon an den Horizont gesunken war und blinzelte etwas desorientiert als Mokona plötzlich auf seine Schulter sprang. Die unbedachte Bewegung ließ seinen Blick etwas verschwimmen, aber das fing sich Gott sei Dank schnell wieder. Das Munjuu hatte nichts bemerkt, war schon zu Syaoran weiter gehoppelt und verkündete ihm die frohe Botschaft. Nachdem sie beide ihre letzte Fuhre Trauben in den Sammelwagen geleert und ihren Tageslohn bekommen hatten machten sie sich auf dem Weg zurück in die Herberge. Da der braunhaarige Junge selbst ziemlich müde war von dem harten Tag, fiel ihm nicht auf, dass der Ninja ab und zu leicht schwankte, sich unnatürlich oft an den Kopf fasste. Seit einigen Stunden hatte Kurogane rasende Kopfschmerzen, kein Vergleich zu denen die er verspürt hatte kurz nach dem sie hier angekommen waren. Es fühlte sich an, als versuchte jemand seine Schädeldecke aufzusägen. Ab und zu ließen die Schmerzen aber mal so weit nach, das er einen vernünftigen Gedanken fassen konnte. Was, wenn sein bedenklicher Zustand nicht von den körperlichen Anstrengungen der letzten Tage herruhte, sonder von den Seelischen? Davon hatte er nun weiß Gott genug gehabt. Die Leichen in Ceres, der Streit am Fluss und allem voran die ständige Sorge um den Magier hatten ihn anscheinend so sehr geschafft, das es ihm fast unmöglich war, aufrecht zu stehen. Aber irgendwie würde es schon gehen...müssen. Mittlerweile waren sie an ihrer Unterkunft angelangt. Während Kurogane dem Jungen in das Gebäude folgte, spürte er plötzlich, das sein Kreislauf am Rad drehte, hielt sich krampfhaft am Türrahmen fest. Dennoch merkte er, das seine Beine unter ihm nachgaben, hörte eine hohe piepsige Stimme seinen Namen rufen... Dann nicht mehr. Als Mokona mit einem panischen „Kurogane!“ an ihm vorbei sprang, wandte Syaoran sich um und starrte mit vor entsetzen geweiteten Augen auf den am Boden liegenden Ninja. Einen Moment war er außerstande sich zu bewegen, so sehr erschreckte ihn dieser Anblick, dann löste er sich allerdings aus seiner Starre, lief zu seinem schwarzhaarigen Reisegefährten. „Kurogane-san? Alles in Ordnung?“ Doch der Angesprochene reagierte nicht. „Meine Güte! Er sieht ja grauenhaft aus.“ Touya, der bei ihrem Eintreten hintern Tresen gestanden hatte, war sofort herbei geeilt gekommen, kniete sich jetzt neben den Jungen. „Was habt ihr den gemacht?“ „I-ich weiß es nicht....“ stotterte Syaoran nur völlig überfordert. „Er wirkte schon den ganzen Tag etwas mitgenommen, aber das es so schlimm ist...“ Ihr Gastgeber nickte nur, anscheinend reichte ihm diese Antwort, und sie kamen überein, den Schwarzhaarigen erst einmal hinauf aufs Zimmer zu bringen, was ihnen dann auch, nach einiger Zeit und ziemlichem Kraftaufwand gelang. Oben auf dem Gang war gerade Sakura dabei den Raum, den sie sich jetzt mit dem Magier teilte zu verlassen, hatte sie sich doch entschieden unten auf ihre Begleiter zu warten um der Einsamkeit zu entkommen, erblasste beim Anblick des bewusstlosen Kriegers. „Kurogane-san!?“ Ohne weiter Fragen eilte sie in das andere Zimmer voraus, deckte das Bett ab, sodass die beiden Jungen Männer den Ninja darauf ablegen konnten. “Syaoran-kun, was ist denn passiert?“ Er konnte der Prinzessin nur die selbe Antwort geben, wie ihrem ‚Bruder’, sodass das Mädchen nicht sonderlich beruhigt wirkte. Nachdem Touya mit den Worten, dass sie sich wenn irgendwas war, gern an ihn wenden konnte, gegangen war, berichtete die Prinzessin von ihrer Entdeckung, und dem Grund, warum Fay nicht hier war, warf zwischendurch immer wieder besorgte Blicke auf das zwar entspannte, aber extrem blasse Gesicht des Bewusstlosen. Mokona saß mit sorgenvoller Mine auf seiner Brust, stupperte ihm immer wieder gegen die Nase, als hoffte es, ihn so wecken zu können. Doch Kurogane wachte nicht auf, verzog bei der Berührung nicht mal das Gesicht. Dennoch fuhr das kleine Hasenwesen damit fort, bis Sakura es endlich in den Arm nahm und an ihre Brust schmiegte. Nach einer Weile kamen sie und der Junge überein, dass der Erwachsene hier sicher war und sie trotzdem zu Fay gehen würden, da sie ihn ja schlecht einfach dort lassen konnte, außerdem brauchten sie die Feder. Also verließen sie kurz darauf die Herberge wieder, nicht ohne Touya vorher noch zu bitten ab und an nach ihrem bewusstlosen Reisegefährten zu sehen. Als Kurogane erwachte stellte sich ihm als erstes eine Frage: Warum zum Teufel ging es ihm so beschissen? Er fühlte sich wie durch den Fleischwolf gedreht. Die nächste Frage, die sich ihm stellte war, Wo zur Hölle war er? Während sich der Ninja langsam, unter einem gequälten Stöhnen aufsetzte, sah er sich verwirrt um. Wieso lag er auf einer Wiese in der ihm das Gras fast bis zu den Knie reichte, und die definitive nicht in die Welt gehörte, wo sie gerade noch gewesen waren? Waren sie vielleicht weiter gereist? Daran konnte er sich beim besten Willen nicht erinnern. Er erinnerte sich an so ziemlich überhaupt nichts mehr, ab der Stelle, wo sie Feierabend gemacht hatten. Blackout? Aber was war dann passiert? Träumte er vielleicht? Hinter ihm erklang ein leises Kichern, und er wirbelte herum. „Du bist in einem Traum, Kurogane. In meinem Traum.“ Schwarzes langes Haar, sanfte dunkle Augen, ein Lächeln auf den Lippen und in lange Gewänder gehüllt... Kurogane klappte der Mund auf. „Tomoyo?“ +~+~+ Da Fay befürchtete, dass er, wenn er sich als Nicht-Einheimischer nach dem Weg zur Stadtverwaltung erkundigen würde, Aufsehen erregen und das Misstrauen der Stadtbewohner auf sich ziehen könnte irrte der Magier eine Zeit lang orientierungslos umher, bevor er, mehr zufällig als wirklich bewusst, am Stadtrand auf ein einfaches Gebäude, das wie auch die meisten anderen Häuser frisch verputzt war, aufmerksam wurde Eigentlich war es nicht das unscheinbare Bauwerk, das ihn veranlasste neugierig näher zu treten, sondern eher die Tatsache, dass zwei muskelbepackte Männer vor dem vermutlichen Eingang positioniert worden waren, beide mit Schwertern bewaffnet, die die Umgebung immer wieder mit grimmigem Gesichtausdruck nach auffälligen Personen absuchten. Die schmiedeeisernen Buchstaben, die wohl erst vor kurzem an der Mauer angebracht worden waren und in der Spätnachmittagssonne glänzten, bestätigten seine Vermutung dass es sich bei dem Haus um die Stadtverwaltung handelte. Vorsichtig sah der Magier sich um, vergewisserte sich dass niemand ihn beobachtete, und zwängte sich dann in das dichte Gebüsch, das das ganze Gebäude umgab. Darauf bedacht so wenige Geräusche wie möglich zu machen, drückte Fay die ihm den Weg versperrenden Zweige beiseite, achtete nicht darauf dass einige dieser zurückschnalzten und ihn im Gesicht streiften. Verglichen mit den Verletzungen, sowohl seelisch als auch körperlich, die er in den letzten Tagen erlitten hatte, war das ja nun auch wirklich eine Lappalie. Mit einiger Mühe schaffte er es endlich Nahe genug an das Gebäude heran zu kommen. Er bedankte sich im Stillen bei Mutter Natur, die, wenn auch wahrscheinlich unterstützt von der Kraft der Feder, die Sträucher selbst bei diesen Temperaturen nicht verdorren lassen hatte, sondern diese mit reichlich ihm guten Schutz bietenden grünen Blätterwerk versehen hatte. Obwohl er nur wenige Meter von den Wachposten entfernt war, er in seiner Position den Vorgarten gut überblicken konnte, war er für die Männer so gut wie unsichtbar. Aufmerksam sah der blonde Magier sich um, konnte rund um das Gebäude herum noch einige weitere bewaffnete Männer entdecken, die höchstwahrscheinlich ebenfalls als Schutz vor Eindringlingen dienten. Fay gestand sich zwar ein, dass die Stadtverwaltung im Großen und Ganzen nicht schlecht bewacht war, wohl auch jeglichen Stadtbewohner daran hindern konnte diese ohne Erlaubnis zu betreten. Allerdings lag die Betonung hierbei auf Stadt“bewohner“. Wie der blonde Magier bereits bei der alten Frau vermutet hatte, schien es in dieser Welt, bis auf die Feder, keine Magie zu geben, was ihnen ihr unerlaubtes Eindringen gehörig erleichtern würde. Obwohl er seine Kräfte ungern einsetzte, er diese mehr schlecht als recht unter Kontrolle hatte und natürlich das Risiko, dass Ashura sie dadurch aufspüren konnte, hoch war, sah er keine andere Möglichkeit die Feder aus der sicheren Festung zu befreien. Außerdem würde er um die Wachtposten, die mit Sicherheit nicht auf einen derartigen Angriff vorbereitet waren, bestimmt auch mit einfacher Magie ausschalten können. Gerade als Fay sich wieder zurück ziehen wollte um auf der Straße auf die restliche Truppe zu warten, spürte er wie sich plötzlich ein Paar Hände auf seine Schultern legten, und er fuhr entsetzt herum, rechnete bereits mit einem gezogenen, auf ihn zeigendem Schwert. Stattdessen blickte er direkt in die, durch seine plötzliche Bewegung ebenfalls erschrocken aufgerissenen Augen Syaorans, neben dem eine nicht minder eingeschüchterte Prinzessin mit Mokona im Arm stand. Erleichtert ließ Fay seine schützend gehobenen Arme sinken, lächelte die beiden Kinder dann, nachdem sich sein Herzschlag etwas beruhigt hatte, an. „Ich hab schon gedacht ich wäre aufgeflogen... Woher wusstet ihr...“ Als sein Blick auf das ihn zufrieden angrienende weiße Knäuel fiel, konnte er sich die nicht fertig gestellte Frage bereits selbst beantworten, und er wuschelte Mokona sanft durch das Fell. „Gut gemacht!“, lobte er das kleine Zauberwesen dann mit leiser Stimme um die Wachposten nicht doch auf sich aufmerksam zu machen. Erst als Fay erneut zu Sakura und Syaoran aufsah wurde ihm bewusst dass eindeutig etwas fehlte. Jemand. Kurogane. „Wo ist...?“ Der Magier spürte wie Angst in ihm hochstieg, ihm die Kehle zuschnürte, als die Prinzessin und ihr Beschützer einen beunruhigten Blick austauschten, schließlich in stiller Einverständnis beschlossen, dass der Junge Fays Frage beantworten sollte. „Kurogane-san... hat sich wohl in den letzten Tagen überanstrengt... Er wollte in der Herberge bleiben um wieder zu Kräften zu kommen... Es ist alles in Ordnung“. Dass Syaoran während seiner Erklärung die ganze Zeit über vermied ihm in die Augen zu sehen, stattdessen immer wieder unsichere Blicke zur Prinzessin warf, bestätigte Fay, dass die beiden Kinder und der weiße Flummi ihm eindeutig etwas verheimlichten, mit Sicherheit etwas nicht stimmte und er musste sich stark zusammen reißen um nicht dem plötzlichen Panikgefühl nachzugeben und den Jungen an den Schultern zu rütteln, ihn damit zu zwingen ihm die Wahrheit zu sagen. Stattdessen zwang er sich weiterhin zu lächeln, sah Syaoran dann direkt an. „Was ist wirklich geschehen?“ Die Augen des Jungen weiteten sich einen Moment überrascht, bevor er schließlich leise seufzend aufgab die Wahrheit zu verheimlichen. „Er hat sich überanstrengt und ist zusammengebrochen... Wir haben ihn in sein Zimmer gebracht, aber es war nicht möglich ihn aufzuwecken... Da wir ohnehin nichts machen konnten, haben wir ihn in Touyas Obhut gelassen und sind so schnell wie möglich hierher gekommen... Fay-san? Ist alles in Ordnung?" +~+~+ Fassungslos war Kurogane erst einmal außerstande, sich irgendwie zu rühren, zu reagieren, stand nur wie zur Salzsäule erstarrt da, konnte nicht anders, als die schwarzhaarige Prinzessin, die ihm mit einem sanften Lächeln auf den Lippen und einem amüsierten Glitzern in den dunklen Augen mit offenstehendem Mund anzustarren. Wie war das möglich? Wie konnte Tomoyo hier sein? Mal abgesehen davon, dass er immer noch nicht genau kapiert hatte, wo er eigentlich war. „Ach Kurogane... wieso dieser entgeisterte Gesichtsausdruck? Freust du dich nicht, mich zu sehen?“ Auf die Worte des Mädchens hin kam der Ninja endlich wieder in der Realität an, löste sich augenblicklich aus seiner Starre. Es war ihm unmöglich die Wut, die plötzlich in ihm hoch kochte zu unterdrücken. Mit nicht mal vier Schritten hatte er die Entfernung zwischen sich und der Prinzessin überwunden, packte sie grob an den Schultern. „Und wie ich mich freue, Hexe! Ich hab dir so einiges zu sagen!!“ Tomoyo blieb von seinem Wutausbruch gänzlich unbeeindruckt, lächelte weiterhin undurchsichtig und legte eine Hand auf die seinen, die ihr noch immer gefährlich die Luft abschnürten. „Nun, ich höre dir gern zu. Das wir uns unbedingt einmal unterhalten müssen steht außer Frage.“ Als sie ihre schmale Hand wieder von der des Ninjas wegzog ließ sie einen langen, hauchdünnen roten Faden zwischen ihren Fingern hindurchgleiten. Perplex blinzelnd konnte der Schwarzhaarige gar nicht anders, als sie los zu lassen, schaute verwirrt auf den Faden, der an seinem rechten kleinen Finger befestigt war und sich irgendwo im nirgendwo verlor. „Traumbilder.“, erklärte Tomoyo belehrend. “Im Traum offenbaren sich die Dinge, die dich beschäftigen anhand von Bildern. Aber dieses hier ist gar nicht so bildhaft, wie es erscheint. Es gibt Menschen die können diesen roten Faden auch sehen, wenn sie wach sind.“ Während sie geredet hatte war die Prinzessin wieder ein paar Schritte von Kurogane zurückgewichen, schaute ihn aufmerksam an. Und wartete ab bis dieser sich wieder gefangen hatte. Nachdenklich wickelte er sich den Faden etwas um den Finger. Scheiß Metaphern... Aber irgendwie half es ihm, seinen Kopf klar zu bekommen, sodass er anstatt sich aufzuregen mit betont ruhiger Stimme die Fragen die ihn beschäftigten stellen konnte. „Was soll das alles, Tomoyo?“ Das dunkelhaarige Mädchen lächelte immer noch, wenn auch jetzt etwas traurig. „Hast du es denn noch immer nicht begriffen? Ich liebe dich Kurogane.“ Auf seinen ziemlich verrutschten Blick hin lachte sie amüsiert und fuhr mit ihrer Erklärung fort. „Ich liebe dich wie einen Bruder. Manchmal auch wie einen Sohn, je nach dem, was du gerade wieder angestellt hast. Du bist wie ein Teil meiner Familie. Und deswegen konnte ich das gestern nicht zulassen.“ Das musste der Schwarzhaarige jetzt erst mal überdenken. Er war froh darüber, dass Tomoyo nicht aus Eifersucht heraus gehandelt hatte, akzeptierte ihre Worte und ihre Gefühle. Dann gab es also nur noch zu klären, warum sie sich nun wirklich eingemischt hatte. „Warum hast du uns dann unterbrochen?“ Plötzlich verschwand die Liebenswürdigkeit aus den dunklen Augen der Prinzessin, sie wirkten mit einmal kühl, geradezu kalt. „Du hast bereitwillig zugestimmt ihm dein Blut zu geben, damit er überleben kann, du hast deine Heimat geopfert, nur um ihn weiterhin beschützen zu können... jetzt soll er dich nicht auch noch bekommen. Er hat dich nicht verdient!“ +~+~+ Einen Augenblick lang war Fay ein Gefangener seiner eigenen Emotionen, spürte wie die umbändige Sorge um den schwarzhaarigen Reisegefährten seinen Verstand vernebelte. Es war wohl einzig und allein der Verdienst der Prinzessin, die Mokona sanft auf dem Boden absetzte, dann auf ihn zutrat und ihn umarmte, dass er es durch diese tröstende Geste schaffte den Drang ohne Rücksicht auf Verluste einfach aufzuspringen, ihre Anwesenheit und ihren wahren Aufenthaltsgrund in der Stadt den Wachposten preis zu geben, nur um zur Herberge zurück zu hetzen zu unterdrücken. Obwohl es dem Magier widerstrebte es sich einzugestehen, aber Kurogane war in Touyas Obhut sicher, um ihn würden sie sich später kümmern müssen. Zuvor galt es erst die Feder der Prinzessin zu finden. Endlich schaffte er es sich aus seiner Erstarrung zu lösen, strich Sakura sanft über die braunen Haare, zeigte ihr damit, dass er okay war. Wie hatte das Mädchen es nur geschafft so stark zu werden? Selbst nach all den schrecklichen Bildern die sie gesehen hatte, gab sie die Hoffnung nicht auf, suchte weiterhin tapfer an ihrer Seite nach ihren Erinnerungen. Was gab ihr diese Kraft, diese beschwerliche Reise trotz allem was geschehen war fortzusetzen? War es der unbändige Wunsch den Syaoran, der sie zu Beginn begleitet hatte, wiederzusehen? Oder war es der Junge der nun an ihrer Seite war, der ihr den Mut gab durchzuhalten? Was es auch war, das das zarte Mädchen so entschlossen um jede ihre Erinnerung kämpfen ließ, er bewunderte sie für ihre innere Stärke. „Ich danke dir, Sakura-chan...“ Das Mädchen schenkte ihm ein Lächeln, schüttelte dann nur den Kopf. „Kurogane-san würde nicht wollen, dass wir seinetwegen ohne die Feder zurück kehren...“ Sie hatte Recht. Der Ninja würde es ihm niemals verzeihen, wenn er wegen ihm die Möglichkeit die Erinnerung zu entwenden verstreichen ließ, sie damit weitere wertvolle Zeit verloren. „Da hast du Recht... Deshalb sollten wir uns beeilen und die Feder so schnell wie möglich in unseren Besitz bringen...“ Der Magier zwang sich Kurogane erst einmal in seinen Hinterkopf zu verbannen, deutete Syaoran dann mit Mokona ebenfalls näher an ihn heran zu treten, schloss dann seine Augen und hob seine Hände. Kurz darauf waren sie alle von einer Hülle umgeben, die in den verschiedensten Regenbogenfarben schimmerte. „Es ist nur ein einfacher Tarnzauber... Da die Menschen hier aber keinerlei Erfahrung und Wissen Maige betreffend haben, dürfte dieser genügen um uns sicher ins Inner zu bringen... Sollten wir uns zu weit voneinander entfernen ist diese Hülle nutzlos, also bleibt nahe bei mir...“, beantwortete er die fragenden Blicke. Die Prinzessin und ihr Beschützer nickten ernst, drängten sich an den schlanken Körper des Magiers um nur bloß nicht für das Fehlschlagen ihrer Mission verantwortlich zu sein. Selbst Mokona schien die Wichtigkeit der Situation zu verstehen, hüpfte ohne die üblichen Quietschlaute von sich zu geben in Sakuras Arme und verhielt sich völlig still. „Ab jetzt kein Wort mehr... Wir sind zwar im Moment nicht sichtbar, aber hören können sie uns dennoch...“ Sachte schob Fay die letzten Zweige die sie nun noch von der Rasenfläche des Vorgartens trennten zur Seite, war froh, dass die Wiese gemäht war, also kein hohes, sich bewegendes Gras ihren Marsch auf das Haus zu verraten konnte. Als sie das Gebäude schließlich beinahe erreicht hatten, sie nur noch wenige Meter von der angesteuerten Türe trennten, übersah Fay einen auf dem Boden liegenden Zweig, der unter seinem Schuh leise, aber dennoch deutlich hörbar zerbrach. Sofort blickten die Wachmänner alarmiert in ihre Richtung, die Schwerter bereits in Angriffsposition gebracht. Mucksmäuschenstill verharrte die kleine Gruppe an Ort und Stelle, und Fay konnte spüren wie die Prinzessin an seiner Seite zitterte, sich aber tapfer auf die Lippen biss um jeglichen Laut zu ersticken. Okay... Es würde ihm also nichts anderes übrig bleiben, als erneut seine Fähigkeiten einzusetzen. Die muskulösen Männer waren gewarnt, würden nun noch angespannter ihre Umgebung in Augenschein nehmen, es ihnen nahezu unmöglich machen, die Türe unbeobachtet zu öffnen. Der Magier spürte wie sich erste Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten als er erneut die Augen schloss, sich konzentrierte um seine kraftraubenden Fähigkeiten ein weiteres mal in Anspruch zu nehmen. Keine Sekunde später erschien am Rande des Gartens, weit weg von ihnen, eine schwarze Gestalt, die ohne Umwege auf den hinteren Teil des Hauses zusteuerte. Die Aufschreie der dort positionierten Wächter alarmierten auch die restlichen bewaffneten Männer die ohne lange zu Zögern ihren Platz verließen und im Laufschritt auf den vermeintlichen Feind zuliefen. Diesen chaotischen Moment nutzte Fay, schob die beiden Kinder vor sich her, direkt auf den nun frei vor ihnen liegenden Haupteingang der Stadtverwaltung. Obwohl der blonde Mann damit gerechnet hatte die stabile Holztüre zumindest verschlossen vorzufinden, schwang diese ohne Widerstand auf als er die Klinke hinunter drückte. Sehr unvorsichtig. Keine Sekunde später zog er diese dann auch schon wieder hinter ihnen zu, konnte durch das schwere Holz nur noch gedämpfte Aufschreie von draußen vernehmen. Fast zeitgleich mit ihrem Eindringen in das Haus, war die Barriere die sie vor den Wachmännern verborgen hatte verschwunden. Es war ein Wunder, dass der durch die weitere Anwendung seiner Fähigkeiten bereits stark geschwächte Magier es überhaupt geschafft hatte den Zauber solange aufrecht zu erhalten. Fest stand nur, dass sie die restliche Hürde ohne magische Hilfe bewältigen würden müssen. +~+~+ „Er hat dich nicht verdient!“ Wie bitte? Was sollte das denn heißen? Fassungslos starrte er Tomoyo an. „Wie kommst du dazu, so etwas zu sagen? Du kennst ihn doch nicht mal!“, fauchte Kurogane das dunkelhaarige Mädchen an. Sie lächelte nur unbeeindruckt. „Und? Kennst du ihn denn?“ Einen Moment lang wollte Kurogane darauf einfach mir ‚Ja’ antworten, aber er stockte. Kannte er Fay? Kannte er ihn wirklich? „Wie weit willst du behaupten einen Mann zu kennen, von dem du kaum mehr weißt, als seinen Namen?“ Die Prinzessin beobachtete ihn aufmerksam, schien seine Verwirrung, seine Nachdenklichkeit über die Frage zu spüren, oder in seinem Gesicht zu lesen. Er wusste über den Magier wirklich nicht viel, gerade mal, dass er auf der Flucht vor einem König war. Und ansonsten...? Dass er immer, oder zumindest meistens, nur log, anscheinen schon gar nicht mehr anders konnte, als seine Gefühle und Emotionen hinter einer lächelnden Maske zu verstecken. Aber dennoch war diese Maske in letzter Zeit immer häufiger gefallen, hatte den Menschen hinter dem falschen Lächeln offenbart. Und was er dahinter gesehen hatte, die Trauer und Verzweiflung, die Dunkelheit, all dies bereitete ihm schon wieder Sorge. Obwohl er selbst wusste, dass er Tomoyos Frage wenn er ehrlich zu sich selbst war nur verneinen konnte, wollte er den blonden Magier jetzt nicht einfach allein lassen, jetzt, wo er die Maske mit Gewalt so weit herunter gezerrt hatte und Fay damit verletzlich machte. „Es ist egal, was ich weiß, und noch viel egaler ist es, was ich nicht weiß. Ich habe mir geschworen, ihn zu beschützen, und das werde ich auch, ob es dir passt oder nicht.“ „Das dachte ich mir...“ Das Schwarzhaarige Mädchen lächelte traurig. „Du bist niemand, der sich einfach so um den Finger wickeln lässt... vielleicht war ich vorschnell mit meinem Urteil. Ich hätte ihn gern einmal kennen gelernt, deinen blonden Begleiter, aber das geht ja nun leider nicht mehr... Gut möglich, dass auch dies ein Grund war, warum ich so überreagiert habe.“ Sie schwieg eine weile bedächtig, war ausnahmsweise einmal völlig ernst. „Jeder Mensch verdient eine zweite Chance... und das ihr für einander bestimmt seit, das steht außer Frage... Nur selten habe ich einen solch intensivroten Faden gesehen. Ihr müsst es nur noch merken. Und dem ein oder andern Lüftchen ausweichen.“ „Tomoyo!!“ Was den nun? Zeitweise hatten ihre Worte gelungen, als würde sie jetzt endlich Ruhe geben, aber ihr letzte Aussage bedeutete wieder was ganz anderes. +~+~+ Dicht gefolgt von Syaoran und Sakura, die das noch immer keinen einzigen Laut von sich gebende weiße Knäuel fest umschlungen im Arm hielt, durchquerte Fay die sich vor ihnen erstreckende Eingangshalle. Der rote Teppichläufer, der auf de Fliesenboden platziert worden war, schluckte jeden ihrer Schritte, ermöglichte es ihnen sich völlig lautlos fortzubewegen. Unruhig wanderte der Blick des blonden Magiers durch die Halle. Es verunsicherte ihn, dass sie keinem einzigen Wachmann begegneten, das ganze Haus völlig menschenleer zu sein schien. Hatten sie sich geirrt? Waren die Männer vor dem Gebäude nur als Finte davor platziert worden? Diente ihr Zweck einzig und alleine dazu Personen, die auf der Suche nach der Feder waren in die Irre zu führen? Wie sonst konnte man die völlige Abwesenheit von Schutzkräften erklären? Als sie schließlich die breite Treppe am Ende der Halle erreichten, Fay gerade einen Fuß auf die erste Stufe setzen wollte, riss Mokona seine sonst schlitzförmigen Augen auf, verkündete mit seinem nur allzu gut bekannten „Mekkyo!“, dass es die Feder nun spüren konnte. Der blonde Mann berührte nur leicht mit der Sohle seines Schuhs die steinerne Stufe, stieg dann aber zurück als das weiße Knäuel von Sakuras Armen hüpfte und in eine völlig andere Richtung hopste. Verwirrt folgten sie dem hasenähnlichen Zauberwesen, bis plötzlich ein ohrenbetäubendes Quietschen zu hören war, und sie veranlasste kampfbereit herum zu fahren. Mit weit aufgerissenen Augen sah Fay, dass die Stufen der Treppe verschwunden waren, sich diese ihn eine spiegelglatte Rutschbahn verwandelt hatte. Der Boden am Fuße des Aufgangs, wo sie noch bis vor wenigen Sekunden gestanden hatten, war verschwunden, hatte sich ähnlich einer Falltüre nach unten geklappt und der Magier konnte selbst von hier die spitzen Eisenstäbe erkennen die aus dem Abgrund emporragten. Einen Augenblick lang blieb Fay wie angewurzelt stehen, konnte kaum fassen wie knapp sie dem Tod entronnen waren, bevor er sich zwang sich zusammen zu reißen. Die momentanen Besitzer der Feder hatten also sehr wohl dafür gesorgt, dass diese nicht so einfach entwendet werden konnte, was höchstwahrscheinlich bedeutete dass dies hier nicht die einzige Falle in dem Gebäude war. „Wir müssen weiter! Sofort!“ Mit so fester Stimme wie es ihm in Anbetracht der Tatsachen überhaupt möglich war, riss er die noch immer fassungslos auf das rutschenähnliche Gebilde starrenden Kinder aus ihrem tranceähnlichen Zustand, war froh, dass keiner der beiden zögerte und ihm beide augenblicklich hinterher stolperten. „Die Feder, Mokona weiß wo sie ist! Sie ist ganz in der Nähe!“ Aufgeregt hielt das weiße Wesen schließlich vor der weißen Mauer inne, und als der Magier näher trat, konnte er eine völlig unscheinbare Türe erkennen, die aufgrund ihrer ebenfalls weißen Farbe völlig mit der Wand verschmolz. Ohne lange Nachzudenken, hatte der Lärm in der Eingangshalle ohnehin schon jede Person, die sich im Haus aufhielt vorgewarnt, warf sich Fay, nachdem er festgestellt hatte, dass es keine Klinke gab, gegen die Türe, stöhnte leise auf, als der heftige Stoß einen heftigen Schmerz durch seinen verletzten Arm jagte. Trotz allem gab er nicht auf, wusste, dass ihnen wenig Zeit blieb bis die Wachmänner in die Halle stürmen würden. Allerdings war es nicht sein erneuter Versuch die Türe mit Gewalt aufzubrechen die sie schließlich in den Raum dahinter brachte, sondern die scharfen Augen der Prinzessin, die erkannte, dass einer der an der Wand angebrachten Kerzenhalter nur eine Attrappe war. Als das Mädchen sie darauf hinwies, sie diesen dann nach unten zogen, schwang die Türe durch den versteckten Mechanismus wie von Geisterhand auf, legte den Blick auf ein allem Anschein nach völlig leeres Zimmer frei. Erst als Fay durch den Türrahmen trat konnte er in einer der hinteren Ecken einen gläsernen Behälter auf einem hölzernen Potest erkennen, in dem die Erinnerung eingeschlossen war, deren Schimmern den Raum in ein beinahe surreales Licht tauchte. Mit wenigen Schritten war der Magier bei dem Gefäß angelangt, schlug dieses, nachdem er festgestellt hatte, dass er keine andere Wahl hatte, mit seinem Ellbogen ein und befreite die Feder. Das plötzliche Aufschreien der Kinder, die noch immer vor dem Raum in der Halle standen, lenkte ihn von dem heftigen Schmerz ab, und als er sich zu ihnen umwandte, merkte er dass sich die Wände des Zimmers auf ihn zu bewegten, es unmöglich war die Türe noch zu erreichen bevor ihn die massiven Steinmauern wie ein Insekt zerdrücken würden. Panisch versuchte er dennoch auf den rettenden Ausgang zuzuhechten, stolperte dabei allerdings über eine Erhebung im Boden die er zuvor übersehn hatte und ging zu Boden. Sein Ende bereits erwartend schloss der blonde Magier seine Augen, als plötzlich ein heftiger Windstoß durch den Raum pfiff, die Steinwände bremste, und sogar wieder leicht auseinander drückte. //Tomoyo-hime?// Der Name der Prinzessin war das einzige was ihm durch den Kopf schoss, bevor er sich sofort aufrappelte und mit der Feder im Arm aus dem Zimmer hastete. Keine Sekunde später krachten die Felswände aufeinander, zermalmten den hölzernen Potest auf dem der Behälter mit der Feder gestanden hatte. Das Entsetzen stand Sakura und Syaoran buchstäblich ins Gesicht geschrieben und auch Fay fühlte sich einen Moment lang nicht in der Lage seinen Blick von der Türe zu wenden, hinter der sich nun nur noch eine massive Steinmauer befand. War es wirklich Kuroganes Prinzessin gewesen die ihm das Leben gerettet hatte? Aber wieso?! Mokonas Aufforderung, schnellstens das Gebäude zu verlassen, riss ihn schließlich aus seinen Gedanken. Ohne lange nachzudenken packte er mit der einen Hand Sakura mit der anderen Syaoran, und zerrte die beiden hinter sich her. Sie konnten gerade noch hinter einem dicken Brokatvorhang in Deckung gehen als auch schon die Eingangstüre aufgerissen wurde, und sämtliche vor dem Haus positionierten Wachmänner in die Halle stürmten, direkt auf den kleinen Raum zu in dem sich bis vor wenigen Sekunden noch die Feder befunden hatte. Eben diesen Moment nutzte der Magier, trat hinter dem Vorhang hervor, und stolperte ohne von den bewaffneten Männern gesehen zu werden mit der Prinzessin und ihrem Beschützer, die sich wie willenlose Marionetten hinterher ziehen ließen, aus dem Haus. Obwohl Fay sich völlig ausgelaugt fühlte, seine Kräfte mit jedem Schritt weiter schwanden, drosselte er sein Tempo nicht, legte auch keine Pause ein, bis sie völlig außer Atem die Herberge erreichten. Erleichtert stellte der Magier beim Betreten des kleinen Vorzimmers fest, dass Touya bereits zu Bett gegangen war, sie ihr gehetztes Verhalten also vor niemandem rechtfertigen mussten. „Hier, Syaoran-kun... Die Feder...“ Mit einem schwachen Lächeln drückte er dem Jungen die Erinnerung der Prinzessin in die Hand, stolperte dann sofort die Treppe hinauf in den ersten Stock. Die ganze Zeit lang über hatte er den schwarzhaarigen Ninja erfolgreich aus seinem Kopf verbannen können, doch nun da sie die Feder erfolgreich geborgen und sie die Herberge erreicht hatten, hatte er sich schlagartig an den Zustand Kuroganes erinnert, wollte sich so schnell wie möglich vergewissern dass es diesem gut ging. +~+~+ „Kannst du nicht einmal ernst bleiben, und mir eine ordentliche Antwort geben?“ Mit einem teils wütenden, teils verzweifelten Funkeln in den glutroten Augen sah Kurogane die japanische Prinzessin an, welche nur ein amüsiertes Kichern für ihn übrig hatte. Konnte Tomoyo ihm nicht einfach sagen, ob sie weiterhin vor hatte, ihn und dem Magier das Leben schwer zu machen, oder ob sie kapiert hatte, dass das nichts ändern würde. „Ach Kurogane, ohne ein paar Probleme und Überraschungen ist es doch langweilig.“ Na toll. Glaubte sie etwa, er wäre jetzt auch noch dankbar dafür, dass sie sich einmischte? „Es ist auch ohne deine ‚Unterstützung’ schon kompliziert genug. Also lass es gefälligst!“ „Ich bedaure es zwar zu tiefst, aber das ist nicht möglich.“ Das dunkelhaarige Mädchen schüttelte etwas den Kopf. „Man sieht ja, was dabei raus kommt, wenn man einmal nicht auf dich aufpasst. Du solltest nicht nur auf den Magier achten, sondern auch mal auf dich selbst.“ Daraufhin schwieg Kurogane erst einmal. Er war durchaus davon überzeugt, dass er genug auf seinen gesundheitlichen Zustand achtet, außerdem, wer war den Schuld, dass er gestern nicht hatte schlafen können....? Na ja, genau genommen... Energisch schüttelte er den Kopf, sodass seine schwarzen Haare nur so hin und her flogen. „Irgendjemand muss schließlich auf ihn acht geben, tut er es doch selbst nicht.“ Eine ganze Weile lang sahen sie sich nur an, bis die Prinzessin leise seufzte. „Du hast dich sehr verändert, seit wir uns das letzte mal begegnet sind... durch ihn... Und ich muss zugeben, ich bin durchaus beeindruckt, was solch ein undurchschaubarer Mensch aus dir gemacht hat. Außerdem muss ich gestehen, dass auch ich mit Schuld an deinem derzeitigen Zustand bin... Ich musste dir einen Teil deiner Kraft rauben, sonst wäre ich nicht in der Lage gewesen hier mit dir... Oh Gott...“ Die letzten Worte hauchte sie nur, so leise, dass der Ninja sie kaum verstand, ihre dunklen Augen weiteten sich erschrocken. Dann war sie plötzlich weg. Verschwunden. Perplex blinzelnd stand Kurogane da, und fragte sich, ob das jetzt ein dummer Scherz war, oder so. Da kein Lüftchen mehr über die Traumlandschaft fegte, lag die Vermutung nahe, dass Tomoyo wirklich verschwunden war. War irgendetwas passiert? Aber was brachte es ihm schon, sich mit der Frage herumzuschlagen, hatte er doch momentan ganz andere Sorgen. Wie kam er jetzt wieder hier weg? Die Tatsache, dass Tomoyo unter anderem dafür verantwortlich war, dass er zusammengebrochen war schob er erst einmal beiseite. Blinde Wut würde ihm nur die Sinne vernebeln, etwas was er im Moment bestimmt nicht brauchen konnte. Eigentlich hatte er vorgehabt, die Prinzessin danach zu fragen, doch das hatte sich nun wie es schien ja erübrigt. Dass die Landschaft sich auch nicht als sehr viel aufschlussreicher erwies musste er wenige Minuten später feststellen. Riesige Wiesen, hier und da mal ein Baum, oder auch mehrere und nicht weit von ihm ein kleiner See. Und irgendwo in der Ferne verlor sich alles in nebligem Grau. Er konnte also in so ziemlich jede Richtung gehen, ob er die richtige wählte war eine andere Frage... Eine plötzliche Böe, die ihn unvorbereitet im Rücken traf, schupste ihn ein Stück und der Schwarzhaarige sah sich stirnrunzelnd um, entdeckte das Mädchen aber nirgends. Was die Geste bedeutet hatte, war ziemlich deutlich. Er sollte diese Richtung nehmen. Jetzt viel ihm auch auf, dass der rote Faden der an seiner Hand festgebunden war, auch in diese Richtung verlief, und irgendwie erschien es ihm plausibel, diesem zu folgen. Bevor er sich umwandte deutete er noch eine spöttische Verbeugung an. „Nun Prinzessin, auf das wir uns Bald wiedertreffen. Nur bitte nicht allzu bald.“ In dem sanften Lufthauch, der daraufhin über sein Gesicht strich, glaubte der Ninja das herzliche Lachen der Prinzessin zu hören und mit einem knappen Nicken, das Lächeln unterdrückend wandte er sich um, ging los. Während er lief wickelte er den Faden nachdenklich auf. Blieb nur zu hoffen, dass es nicht so weit war, wie es von hier aus erschien. +~+~+ Im ersten Stock angekommen merkte Fay erneut, wie sehr die Rettungsaktion der Feder an seinen Kräften gezerrt hatte. Nach den paar wenigen Stufen hinauf zu ihren Zimmern fühlte er sich wie benommen, musste sich einen Moment lang an der Wand abstützen um wieder zu Atem zu kommen. Allerdings achtete er nicht weiter auf seinen angeschlagenen Gesundheitszustand, ignorierte auch die Schmerzen an seinem Arm und stolperte nach einer kaum erwähnenswerten Verschnaufpause sofort auf die Türe, hinter der ihr Zimmer lag, zu. Er unterdrückte den Impuls diese einfach aufzureißen, öffnete die leise knarrende Holztüre stattdessen so langsam wie möglich um so wenige Geräusche wie möglich zu verursachen, den Ninja nicht zu wecken falls dieser schlief. Das dämmrige Licht der bereits untergehenden Sonne verlieh dem Raum eine friedliche Atmosphäre. Mit wenigen Schritten war der Magier bei dem Doppelbett, das er sich noch zwei Nächte zuvor mit Kurogane geteilt hatte, angekommen, stellte beunruhigt fest, dass dieser völlig ruhig da lag, nicht wie ein Schlafender sonder eher wie ein Toter wirkte. Erleichtert sah er dann aber, dass der Brustkorb des Kriegers sich, wenn auch kaum merklich, hob und senkte. Vorsichtig ließ er sich auf der Matratze neben dem regungslosen Reisegefährten nieder, beugte sich dann vor um ihm seine Handfläche auf die Stirne zu legen, sich damit zu versichern, dass der sonst nie Schwäche zeigende Ninja kein Fieber hatte. Die Haut unter seinen Fingern fühlte sich zwar warm an, wofür aber wohl nur die Hitze der der Schwarzhaarige den ganzen Tag über ausgesetzt gewesen war, verantwortlich war. Wie hatte es so weit kommen können? Ihm war doch bereits am Vortag aufgefallen, wie müde und ausgezerrt dieser gewirkt hatte, wieso hatte er nichts unternommen? „Du Idiot... Mir vorhalten, dass ich nicht auf mich selbst aufpasse, meinen Körper als selbstverständliche ansehe und nicht darauf Acht gebe, aber selbst bist du keinen Deut besser...“ Sanft strich er Kurogane eine pechschwarze Haarsträhne aus dem Gesicht, hoffte inständig, dass dieser, wachsam wie er sonst war, alleine durch diese flüchtige Berührung aufwachen würde, reflexartig nach seinem Schwert greifen würde um sich gegen etwaige Angreifer zu verteidigen, doch nichts geschah. Obwohl der blonde Magier wusste, dass er wahrscheinlich überreagierte, er dem Reisegefährten den erholsamen Schlaf gönnen sollte, trieb ihn die Furcht, dass diesem doch etwas schlimmeres zugestoßen war, dazu ihn sanft an den Schultern zu rütteln. Doch selbst als er ihn stärker schüttelte rührte der Ninja sich nicht, lag da wie eine bewegungslose Puppe. „Wach auf! Verdammt noch mal, öffne deine Augen! Du hast mir versprochen weiterhin an meiner Seite zu sein, also steh gefälligst zu deinen Worten! Ich kann die Kinder nicht alleine beschützen, ich brauche deine Hilfe!“ Entsetzt stellte Fay fest, dass seine Stimme durch die aufsteigende Angst schrill und laut klang, biss sich sofort auf die Lippen um jeden weiteren Ausbruch zu verhindern, und die Kinder nicht auf sich aufmerksam zu machen, ließ dann die Schultern des Schwarzhaarigen los. Tief durchatmend um sich wieder zu beruhigen strich sich Fay durch seine blonden Haare, richtete sich dann auf und trat an das kleine Fenster, konnte den regungslosen Anblick des Kriegers nicht länger ertragen. +~+~+ Wie lange war er jetzt schon unterwegs? Er wusste es nicht so genau. Hier schien die Zeit irgendwie anders zu vergehen, wenn sie denn überhaupt verging und Kurogane hatte das undeutbare Gefühl, eigentliche gar nicht vorwärts zu kommen. Jedes Mal wenn er sich umwandte erschienen der kleine See und die Bäume genau so weit entfernt, wie zuvor, und der Nebel kam auch nicht näher. Das einzige, das ihm sagte, dass er überhaupt unterwegs war, war die ständig zunehmende Menge roter Schnur in seiner Hand. Wie lang war das Ding eigentlich? Wahrscheinlich unendlich, schließlich war es nur ein Traumbild. Der Wind um ihn her war längst verstummt, die Luft absolut unbewegt. Tomoyo war schon lange verschwunden, ließ ihn den Weg aus ihrem Traum allein hinter sich bringen, worüber der Ninja auch ziemlich froh war. Um so mehr überraschte es ihn, als er plötzlich ein leises Geräusch vernahm, fast wie ein Flüstern, nur zu leise um die Worte zu verstehen. Verwirrt schaute der Schwarzhaarige sich um, fand aber nichts oder niemanden von dem dieses Geräusch stammen könnte. Außer seinen Schritten im hohen Gras war nichts zu hören gewesen. Bis eben. Als das Geflüster zunahm, sich etwas in der Tonlage veränderte, schloss Kurogane die Augen, blendete alle anderen äußeren Reize aus, um sich ganz darauf konzentrieren zu können. Es war eine Stimme. Eine, die er kannte und jetzt konnte er sogar die Worte verstehen. „Wach auf! Verdammt noch mal, öffne deine Augen! Du hast mir versprochen weiterhin an meiner Seite zu sein, also steh gefälligst zu deinen Worten! Ich kann die Kinder nicht alleine beschützen, ich brauche deine Hilfe!“ Der Ninja stand weiterhin mit geschlossenen Augen da, ließ sich das Gehörte immer und immer wieder durch den Kopf gehen. Fays sonst so ruhige und wohlklingende Stimme, hatte laut und panisch geklungen, kaum noch wieder zu erkennen. Es war wirklich an der Zeit endlich aufzuwachen. Genug geträumt. Er schlug seine Augen wieder auf und plötzlich stand er direkt vor der grauen Nebelwand, die gerade noch so unerreichbar weit weg gewirkt hatte. >Traumbilder< ging es ihm durch den Kopf. >Sie zeigen was dich beschäftigt...< Aber das war auch gleich, hauptsacht er kam endlich hier weg. Entschlossen trat der schwarzhaarige Mann in den Nebel. Im nächsten Augenblick kippte die Welt. Kurogane kam mit einem gequälten Stöhnen zu sich. Sofort wusste er, das er wieder wach war, sprachen die Schmerzen, die er in Tomoyos Traum kaum gespürt hatte, und ihn jetzt so unvorbereitet trafen, doch für sich. Wie gerädert... Es kostete ihn schon mühe seine glutroten Augen zu öffnen. Der Blick an die trostlose graue Decke erinnerte ihn aus irgendeinem Grund daran, dass ein solch schwaches Verhalten für einen Ninja absolut unangebracht war. Mit einem kräftigen Ruck setzte er sich auf, was sich aber als dermaßen schlechte Idee erwies, dass er vor Schmerz vorn über sackte, seine Stirn beinahe seine Knie berührte. Tomoyo im Stillen dafür verfluchend, dass sie seinen ohnehin bereits angeschlagenen gesundheitlichen Zustand ausgenutzt hatte um ihn mit Hilfe ihrer Magie soweit zu bringen, dass er sich völlig verausgabte, sodass sie in der Lage war mit ihm zu sprechen. Wann war es ihm eigentlich das letzte Mal so dreckig gegangen? Er erinnerte sich wirklich nicht. +~+~+ Obwohl Fay im Moment absolut nichts für Kurogane tun konnte, er sich bei dessen Anblick von Sekunde zu Sekunde mut- und hilfloser fühlte, konnte der Magier sich dennoch nicht dazu überwinden das Zimmer zu verlassen, den regungslosen Ninja alleine zu lassen. Er wusste, dass er zu den Kinder zurück kehren sollte um diese aufzubauen und zu beruhigen, doch er fühlte sich als ob ihn ein nicht sichtbarer Faden an den bewusstlosen Krieger kettete, verhinderte dass er sich von diesem entfernte. Einen Augenblick lang verharrte der Blick des blonden Magiers auf dem ausdruckslosem, puppenartig wirkendem Gesicht, wandte sich dann wieder ab und starrte erneut hinaus in die ihm nun höhnisch freundlich und idyllisch erscheinende Landschaft. Die laue Abendluft spielte sanft mit seinen blonden Haaren, kühlte seine von der Flucht noch immer erhitzten Wangen, schaffte es aber auch nicht ihn zu beruhigen. Der sanfte Wind trug aus der Ferne das für diese Uhrzeit ungewöhnliche Läuten der Kirchenglocke herüber, was wohl bedeutete, dass diese wohl nun dem Zweck diente die Stadtbewohner zu versammeln, sie davon zu unterrichten was passiert war. Bis auf ihre Gruppe hatte Fay die letzten Tage über keine anderen Reisende sichten können, es würde also nicht lange dauern bis die sonst so freundlich wirkenden Einwohner ihnen auf die Schliche kommen und aufgebracht und zu allem bereit um den Gegenstand ihres Wohlstands zurück zu erobern bei ihnen auftauchen würden. Die Zeit drängte, sie mussten diese Welt so schnell wie möglich verlassen, doch mit Kurogane in diesem Zustand war das ein Ding der Unmöglichkeit. Wie lange würde es dauern bis der Ninja wieder sein Bewusstsein wieder erlangen würde? Der blonde Magier schluckte schwer als er den Gedanken noch einen Schritt weiter führte. Würde dieser überhaupt wieder aufwachen? Immerhin wussten sie nicht was mit ihm passiert war, ob die Ursache seines Zustands wirklich „nur“ Überanstrengung war. „Verdammt...“ Verzweifelt schlug der Magier mit seiner zur Faust geballten Hand gegen die unverputzte Steinmauer, spürte wie sich absolute Hoffnungslosigkeit in ihm breit machte, jegliche positiven Gedanken vertrieb. Leise aufstöhnend hielt der blonde Mann inne, nur um keine Sekunde später seine Faust erneut gegen die Wand zu donnern. Er hatte die Schmerzen verdient. Es war seine Schuld gewesen, dass das alles passiert war. Er hatte gesehen, wie erschöpft Kurogane gewesen war und nichts unternommen. Er war es, der absolut nichts tun konnte um ihm nun zu helfen. Gerade als er erneut seinen Arm heben wollte, vereitelte ein leises Stöhnen sein selbst zerstörerisches Vorhaben und er fuhr sofort zu dem Doppelbett herum. Der Ninja hatte die Augen aufgeschlagen, setzte sich nun erneut aufstöhnend im Bett auf, sackte dabei sofort nach vorne. Mit wenigen Schritten war Fay neben dem Schwarzhaarigen, wollte ihn gerade an den Schultern berühren um ihn zu stützen, zuckte dann aber zurück. Als er sich dem Krieger vorhin im bewusstlosen Zustand genähert hatte, war zwar nichts passiert, dennoch war es nicht völlig auszuschließen, dass Tomoyo einen erneuten hysterischen Anfall bekam wenn er ihm nun zu nahe kam. Oder hatte die Prinzessin ihr eifersüchtiges Verhalten nun unter Kontrolle? War es nicht genau derselbe Wind gewesen der ihn bei der Suche nach der Feder das Leben gerettet hatte? Er kannte keine Antwort auf diese Frage, weshalb es wohl besser war erst einmal Abstand zu halten. Das vorher völlig ausdrucklose Gesicht des Ninjas wirkte nun schmerzverzerrt, ein erneuter Ausbruch der Prinzessin war wohl das letzte was er gebrauchen konnte. Fay blieb also widerwillig in sicherer Entfernung stehen, spürte einen Stich als er den Reisegefährten so schmerzgepeinigt sah, nichts dagegen unternehmen konnte. „Bist du okay?“ Keine triezenden Worte, kein gestelltes Lächeln um die Situation zu entspannen. Dazu fühlte er sich nicht in der Lage. +~+~+ Schwer atmend saß Kurogane da, versuchte die Schmerzen, die durch seinen Rücken schossen und das Dröhnen in seinem Kopf irgendwie etwas unter Kontrolle zu bekommen. Vor seinen Augen tanzten weiße, grelle Flecke, kurz spürte er, wie ihm sein Bewusstsein wieder entglitt und seine Sicht beunruhigend verschwamm. Aber diesmal war der Ninja nicht bereit der Schwäche nachzugeben, krallte seine Hände in die weiche Unterlage auf der er saß, zwang sich eisern, die Augen offen zu behalten, wartete ab, bis er wieder klar sehen konnte. „Bist du okay?“ Es dauerte, bis er den Sinn der Worte verstand, bis die Stimme zu ihm durchsickerte und er sie zuordnen konnte. Langsam, dabei gequält das Gesicht verziehend hob er den Kopf. Es dauerte wieder kurz, bis seine Sicht wieder klar war, dann starrte er wortlos zu Fay auf, sein Gesichtsausdruck deutlich zeigend, dass er nicht vor hatte auf dessen Frage etwas zu erwidern, war es doch offensichtlich, dass mit ihm nicht alles Okay war. Allerdings sah der Magier auch nicht viel besser aus, als er sich fühlte. Er war blass, viel blasser noch als sonst, wirkte erschöpft und abgespannt. Lange Zeit hing sein Blick an Fays Gesicht fest. Ihm gingen viele Dinge durch den Kopf. Irgendetwas musste geschehen sein, während er bewusstlos gewesen war, die Kirchenglocken, die zu einer absolut unpassenden Zeit läuteten, bestätigte seine Vermutung nur noch, zusammen mit dem gehetzten Blick des Magiers. Außerdem verwirrte es ihn, dass der auf einem Auge blinde Mann sich nicht an ihn heran traute, brauchte eine Weile um sich den Grund dafür ins Gedächtnis zu rufen. Da der Schwarzhaarige sich mit Tomoyo unterhalten hatte, war er sich ziemlich sicher, dass sie ab jetzt friedfertiger sein würde, egal was sie vorhin noch über den Magier gesagt hatte. Ihre Wortwahl hatte doch irgendwie ausgedrückt, dass sie diesen respektierte, vielleicht sogar eigentlich ganz gut leiden konnte. „Setzen.“, brummte er nur, die Stimme rau von den immer noch anhaltenden Schmerzen, und klopfte leicht auf die Matratze neben sich. „Die Sache ist geklärt... Es wird vorerst wohl nicht passieren. Tomoyo hatte ihren Spaß.“ Das Sprechen bereitete Kurogane momentan ziemlich Schwierigkeiten und seine Worte wurden immer leiser, dennoch zwang er sich, weiter zu reden. „Setz dich hin, und dann sag mir was ich verpasste habe.“ +~+~+ Als Kurogane auf seine Frage hin langsam seinen Kopf hob und ihn ansah, konnte er die Spuren der vergangenen Tage noch deutlicher erkennen. Die tiefen Ringe unter den müden Augen, die in die weiche Matratze gekrallten Hände, die um erneute Schmerzenslaute zu unterdrücken zusammen gepressten Lippen, all das waren deutliche Zeichen dafür wie schlecht es dem Ninja ging, der trotz allem noch immer darum bemüht war Haltung zu bewahren. „Setzen.“ Verwirrt blickte er den Reisegefährten an, rührte sich noch immer nicht vom Fleck, wagte nicht dem Befehl Folge zu leisten und erneut die Eifersucht der Prinzessin auf sich zu sehen, zu lebhaft geisterten ihm noch das Fiasko des letzten Abends im Kopf herum. „Die Sache ist geklärt... Es wird vorerst wohl nicht passieren. Tomoyo hatte ihren Spaß. Setz dich hin, und dann sag mir was ich verpasste habe.“ Fay merkte, dass die Worte seines Gegenübers immer leiser wurden, dessen Atmung mittlerweile unregelmäßig ging und sich auf dessen Stirn von der Anstrengung die Fassung zu bewahren erste Schweißperlen bildeten. Obwohl er nicht wusste, ob Kurogane die Wahrheit sprach, die Prinzessin sie wirklich in Frieden lassen würde, gehorchte er dieses mal, ließ sich widerstandslos neben ihm auf die Matratze sinken und tatsächlich blieb alles ruhig. „Wir haben die Feder geholt...“, reagierte der Magier kurz und bündig auf die Aufforderung des Ninjas ihn über die Dinge zu informieren, die in seiner Abwesenheit passiert waren, als würden diese paar Worte alles erklären. Und im großen und ganzen taten sie das auch. Dass sie sobald wie möglich aufbrechen mussten, dass die Stadtbewohner nicht mehr lange brauchen würde um in der Herberge einzutreffen, das alles konnte man aus seiner prägnanten Antwort herauslesen. Fay konnte an dem trüben Blick seines Gegenübers erkennen, dass dieser damit kämpfte aufgrund der Schmerzen erneut das Bewusstsein zu verlieren, drückte den Schwarzhaarigen mit sanfter Gewalt zurück auf die weiche Matratze. Dass Kurogane dies, wenn auch widerwillig mit sich geschehen ließ, bestätigte ihm erneut wie schwach der Krieger im Moment war. „Wir sollten also so schnell wie möglich von hier verschwinden...“ Als der blonde Magier merkte wie der Ninja sich sofort wieder aufsetzen wollte, drückte er ihn erneut sanft aber bestimmt zurück. „Was nicht bedeutet, dass du sofort aufspringen musst und uns demonstrieren dass du in Ordnung bist... Wir reisen ab sobald es dir besser geht...“ +~+~+ Nur widerstrebend ließ sich Kurogane auf die Matratze zurück drücken, wehrte sich aber dennoch nicht, war auch gar nicht richtig in der Lage da ihm schlichtweg die Kraft dazu fehlte. Es erleichterte ihn zu hören, dass die Anderen die Feder im Alleingang gefunden hatten. Glücklicherweise schien auch alles gut über die Bühne gegangen zu sein. Na ja, abgesehen davon, dass es jetzt Stress gab, und sie schnell weiter mussten. Trotz dieser Notwendigkeit die Welt schnellstmöglich zu verlassen, hinderte der Magier ihn erneut am Aufstehen. „Was nicht bedeutet, dass du sofort aufspringen musst und uns demonstrieren dass du in Ordnung bist... Wir reisen ab sobald es dir besser geht...“ Kurz war der Ninja wirklich versucht den Worten seins Blonden Gegenübers Glauben zu schenken, einfach wieder die Augen zu schließen und zu schlafen. Stunden, vielleicht Tage, bis es ihm endlich wieder besser ging. Aber genau da lag das Problem. „Ich kenne meine Grenzen...“ Erwiderte Kurogane deswegen matt, die Stimme mittlerweile nicht mehr als ein schmerzgetränktes raues Flüstern. „Und ich habe sie schon vor Tagen überschritten. Wenn wir... wenn wir warten, bis es mir besser geht... es wird Tage dauern...“ Jetzt versagte seine Stimme total. Dennoch hob er die Hand, schob die schmalen Hände das Magiers, mit denen dieser ihn am Aufstehen hindern wollte von seinen Schultern, biss die Zähne zusammen und setzte sich wieder auf. Er war ein Krieger, verdammt! Er war es gewohnt unter extremen Bedingungen zu agieren, da würde er auch mit diesen hier klar kommen müssen. Zumindest bis sie in der nächsten Welt angekommen waren. Galt zu hoffen, dass diese friedlich war und dass sie dort dann wieder zu Kräften kommen konnten. Nicht auf den entsetzten Blick, oder die Versuche des blonden Magiers ihn wieder zum Hinlegen zu bewegen, achtend, schwang der Schwarzhaarige die Beine aus dem Bett, zögerte kurz und stemmte sich dann hoch. Sofort spielte sein Kreislauf verrückt. Schwer atmend presste er sich die Hand auf die Stirn, wartete, bis das extreme Schwindelgefühl vergangen war. Dann machte er probeweise ein paar Schritte, merkte, dass es wohl gehen würde. Nachdem er Souhi aufgehoben und an seinem Gürtel befestigt hatte, wandte er sich wieder zu seinem Begleiter um, der immer noch mit fassungslosem Gesichtsausdruck auf dem Bett saß. Mit einem kurzen Nicken deutete er dem Blonden, dass sie gehen konnten, machte eine diesbezügliche Geste und schaffte es mit eisernem Willen sogar, dass seine Hand dabei nicht mal zitterte. +~+~+ Einen Moment lang hatte Fay das Gefühl, dass Kurogane seinen Worten Folge leisten würde, nachgab, sich fügte und sich noch etwas ausruhen würde. Allerdings schien der Ninja dann doch all seine verbleibende Selbstdisziplin zusammen zu kratzen, befreite sich von seinen ihn auf die weiche Matratze drückenden Händen und setzte sich wieder auf. „Ich kenne meine Grenzen...Und ich habe sie schon vor Tagen überschritten. Wenn wir... wenn wir warten, bis es mir besser geht... es wird Tage dauern...“ Entsetzt sah Fay zu wie der geschwächte Reisegefährte sich aus dem Bett hievte, schweratmend kurz stehen blieb, wirkte als würde er sofort wieder zusammen brechen. Es war wohl nur seiner wahnsinnigen Willensstärke zu verdanken, dass der schwarzhaarige Mann sich doch wieder fing, es sogar schaffte ohne zu wanken einige Schritte vorwärts zu gehen, sich dann nach seinem Schwert zu bücken und dieses dann an seiner Gürtelschlaufe zu befestigen. Der blonde Magier öffnete seinen Mund um zu protestieren, schloss ihn allerdings sofort wieder als Kurogane sich zu ihm umwandte, er zwar körperlich alles andere als fit wirkte, seine glutroten Augen aber eine Entschlossenheit wiederspiegelten, die ihm deutlich zeigten, dass dieser sich nicht umstimmen lassen würde. Fassungslos den Kopf schüttelnd richtete sich der schmächtige Mann auf um dem Reisegefährten zu folgen, zuckte entsetzt zusammen als er zufällig einen Blick aus dem Fenster warf, in dem dämmrigen Licht einen Zug aus mehreren duzend Leuten ausmachen konnte, alle bewaffnet mit Schwertern, einige von ihnen ausgestattet mit Fackeln. Es stand außer Frage, dass deren Ziel die Herberge war, in der sie sich im Moment aufhielten. Selbst aus dieser Entfernung bildete er sich ein die grimmigen und fest entschlossenen Gesichtsausdrücke der Stadtbewohner erkennen zu können, war es auch nur allzu gut verständlich, dass diese die Eindringlinge, die ihnen ihre wichtigste Kraftquelle gestohlen hatten, am liebsten tot sehen wollten. Mittlerweile trug der laue Abendwind auch das wütende Stimmengewirr zu ihnen herüber, und als er sich Kurogane zuwandte konnte er sehen, dass dieser bereits verstanden hatte, dass es allerhöchste Zeit war zu verschwinden. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, riss der schwarzhaarige Ninja die Türe auf, stolperte hinaus auf den Flur, schaffte es nur unter Mühe sich weiterhin aufrecht zu halten, musste sich zeitweise sogar an der Wand abstützen um nicht umzukippen. Da Fay sich denken konnte wie sehr der Krieger unter diesem plötzlichen Anfall von Schwäche litt, unterließ er es ihm seine Hilfe anzubieten, wusste er doch sowieso dass dieser selbst in einer solchen Situation zu Stolz war um sie anzunehmen. Er begnügte sich damit direkt hinter Kurogane zu gehen, um diesen falls ihn seine Kräfte doch noch verlassen würden, auffangen zu können. Gerade als der Ninja die Türe zum Zimmer der Kinder erreichte, diese aufreißen wollte, schwang sie auf und Sakura und Syaoran blickten ihnen überrascht entgegen, bevor sie wortlos zum Fenster deuteten. „Ja, wir haben es bereits gehört und gesehen... Wir müssen sofort los! Mokona, da wir die Feder nun haben, kannst du uns in die nächste Welt bringen?“ Das kleine weiße Wesen, dessen Blick sorgenvoll auf den Mob von Leuten den man selbst vom Türrahmen aus durch das Fenster sehen konnte, gerichtet gewesen war, nickte sofort. Gerade als das hasenähnliche Zaubertier sich zwischen ihnen platziert hatte, waren Schritte zu hören und keine Sekunde später tauchte Touya am Ende des Gangs auf. Fay spürte wie Kurogane neben ihm nach seinem Schwert fasste, wusste aber, dass dieser in seinem Zustand nicht in der Lage sein würde sie zu verteidigen. Verzweifelt wandte der Magier sich zu Mokona um, hoffte das endlich das bekannte Gefühl der Schwerelosigkeit einsetzen würde, doch das Manjuu schien noch ein paar Sekunden zu benötigen. Zeit die sie nicht hatten, da der „Bruder“ der Prinzessin immer näher kam. Gerade als das Knäuel verkündete, dass es nun losgehen würde, spürte Fay wie Touya ihn am Arm packte, wollte sich schon losreißen, als er direkt in die aufrichtig besorgten Augen des jungen Mannes blickte. Wortlos drückte dieser ihm ein kleines Päckchen in die Hand, schenkte ihnen allen dann ein Lächeln. „Ich weiß nicht wer ihr seit, und was genau hier passiert, aber ich bin mir sicher dass ihr keine schlechten Menschen seit... Wenn ihr die Feder, die uns diesen unverhofften Reichtum beschert hat entwendet habt, wird es sicherlich Gründe dafür geben... Außerdem war es ohnehin falsch sich auf die Macht eines magischen Gegenstandes zu verlassen... Ich werde die Menschen hier wieder auf den richtigen Pfad führen, wir werden es auch ohne der Hilfe der Feder schaffen unsere Stadt weiterhin in voller Blüte erstrahlen zu lassen... Ich wünsche euch eine gute Reise, passt auf euch....“ Die letzten Worte konnten sie nicht mehr verstehen, da die Welt um sie herum langsam verblasste. Der Magier konnte noch erkennen wie die ersten wütenden Stadtbewohner am Ende des Flurs auftauchten, sah wie Touya diese versuchte mit Worten zu beschwichtigen und sich ihnen in den Weg stellte, verschaffte ihnen damit genug Zeit um diese Welt entgültig zu verlassen. Die Reise in dem bunten, farbendurchfluteten Tunnel dauerte dieses mal nicht lange, und kurze Zeit später setzten sie, zur Abwechslung einmal sanft auf dem Boden auf. Irritiert blinzelte der Magier als er sich umsah, bemerkte dass sie sich direkt auf einem ziemlich belebten Platz befanden, in dessen Mitte ein riesiger über und über mit Weihnachtsschmuck behängter Baum aufgestellt worden war. Die Luft war erfüllt von freudigem Lachen von Kindern, und es roch nach Bratäpfel, süßem Punsch und gebrannten Mandeln. Da sie direkt neben einem kleinen Cafe gelandet waren, in dessen Vorgarten einige Heizstrahler aufgestellt worden waren war die Kälte einigermaßen erträglich. Trotz allem konnten sie an den befremdeten Blicken der an ihnen vorüber gehenden Leute und der Personen, die neben den Heizstrahlern an ihren warmen Getränken nippten, erkennen, dass sie eindeutig die falsche Kleidung für diese Jahreszeit trugen. ~tbc~ Kapitel 13: Confrontation ------------------------- ^_^ So, hier sind wir wieder, dieses mal mit einem extra langen Kapitel, da ich (ButterFay) nun für drei Wochen nicht im Lande bin und ihr dadurch etwas länger auf das nächste Chapi warten müsst^^; Werd mich aber sobald ich von der Connichi und Griechenland zurück bin hinter den PC klemmen damit ihr nicht länger als drei Wochen warten müsst*nicknick* Nochmals vielen Dank für die lieben Kommentare und die motivierenden Worte^^ Ihr seit toll! +~+~+ Kurogane war wirklich dankbar dafür, dass der Magier nicht versuchte ihn umzustimmen, brauchte er doch momentan seine ganze Kraft um auf den Beinen zu bleiben weswegen er sich nicht unbedingt in der Lage fühlte nun darüber zu diskutieren wie dämlich sein Verhalten war. Dass es nicht gerade von Intelligenz, sondern nur von Sturheit zeugte, das war ihm selber klar. Als Fay sich kopfschüttelnd erhob, glitt sein glutroter Blick kurz an diesem vorbei zum Fenster und seine Augen weiteten sich leicht als er den sich nähernden Mopp bemerkte. Ach, was hatten die Anderen da nur wieder angestellt... Allerdings war nun wirklich kein geeigneter Zeitpunkt um sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Sie mussten hier weg, und zwar schleunigst. Ihnen blieben wenn sie Glück hatten höchstens fünf Minuten. Nachdem die beiden Männer wortlos übereingekommen waren, dass sie sich beeilen mussten, riss Kurogane hektisch die Türe auf und verließ den Raum mehr stolpernd als gehend. Das Gefühl wieder zusammenbrechen wurde mit jedem weiteren Schritt wieder stärker, zeitweise verschwamm die Sicht vor seinen Augen, und zwang ihn, so sehr es ihm auch widerstrebte, sich immer wieder an der Wand abzustützen. Dennoch schaffte er es irgendwie dem Blonden vorweg an der Zimmertür der Kinder anzukommen. Gerade als der Ninja die Hand nach der Klinke ausstreckte, wurde diese von drinnen betätigt. Etwas überrascht schauten Sakura, Syaoran und das weiße Manjuu zu ihm auf, fingen sich aber schnell wieder und deuteten, dass sie die wütende Menschenmenge auch schon gesehen hatten. Sofort bat der Blonde Mokona, sich schnellst möglich für ihre Abreise bereit zu machen, und das Hasenwesen nickte sofort, platzierte sich in ihrer Mitte, war dabei allerdings nicht schnell genug. Das Abbild von Sakuras Bruder kam um die Ecke geeilt, hielt direkt auf sie zu. Rein aus Gewohnheit legte der Schwarzhaarige seine Hand auf den Schwertgriff, auch wenn er wusste, dass er in seinem Zustand wohl kaum etwas ausrichten konnte. Als der junge Mann Fay am Arm packte wollte er entgegen alle Vernunft Souhi dennoch ziehen, doch Touya drückte dem Magier nur eine kleines Päckchen in die Hand und versicherte ihm, dass er ihre Tat nicht verurteilte. Der „Bruder“ der Prinzessin wünschte ihnen stattdessen sogar viel Glück. Gerade als die ersten Stadtbewohner an Ende des Ganges zu sehen waren, stellte sich endlich das wohlbekannte Gefühl der Schwerelosigkeit ein. Im nächsten Augenblick reisten sie auch schon durch den bunten Tunnel, welcher den Ninja veranlasste die Augen zu schließen, taten die hellen bunten Lichter seinen Kopfschmerzen doch nicht gerade gut. Erstaunlicherweise blieb die erwartete Bruchlandung dieses mal aus, stattdessen wurden sie ganz behutsam abgesetzt. Das erste, das Kurogane auffiel war der ekelhaft süßliche Geruch, der ihn angewidert das Gesicht verziehen ließ. Die Geräusche um sie herum klangen auch nicht wesentlich besser, alles und jeder hier schien scheiß fröhlich zu sein. So was ging ihm ja schon normalerweise auf den Geist, aber heute war es extrem belastend. Langsam öffnete er jetzt seine Augen und sah sich matt um. Überall Kitsch und Schleifen, bunt und völlig übertrieben. Die Leute, die an ihnen vorbei eilten, warfen der kleinen Gruppe befremdete Blicke zu, sahen diese doch allzu fehl am Platz aus mit ihrer seltsamen Kleidung und ihrem Auftreten. Allerdings gab es nichts was Kurogane in diesem Moment weniger interessierte. Allzu lange würde er nicht mehr durchhalten. So sehr er es auch hasste sich diese Schwäche einzugestehen, aber er brauchte dringend ein Bett. Die beiden Kinder, die verhältnismäßig am fitesten von ihnen allen waren, übernahmen ungefragt die Führung. Syaoran erweckte irgendwie den Eindruck, als wisse er ganz genau, wohin er wollte, weswegen sie ihm ohne Widerworte folgten. Hier schien alles und jeder so friedfertig zu sein, dass ihm die Vorstellung, dass ihnen hier irgendjemand etwas böses wollte völlig absurd erschien. Nachdem sie ungefähr zehn Minuten unterwegs gewesen waren, hielt der Junge endlich vor einem großen Gebäude, dessen Aufschrift der Ninja nicht lesen konnte. Mit einem zuversichtlichen Nicken betrat der Beschützer der Prinzessin dieses gefolgt von den Anderen. Es gab ein paar Stühle zum Setzten, und einen Tresen, an dem momentan ein wohlbeleibter Mann eine lebhafte Diskussion mit Syaoran führte. Der Schwarzhaarig hörte nicht großartig zu, zwang sich aber, nicht dem Drang sich zu setzten nachzugeben. Bald kam der Knirps mit zwei Schlüsseln in den Händen und einem triumphierenden Lächeln im Gesicht zurück. Kurz erklärte er, dass der Mann bereit gewesen war, sich mit anderer Währung zu bezahlen zu lassen. Sie hatten nun zwei Zweibettzimmer, die direkt nebeneinander lagen und durch ein Bad verbunden waren. Auch das war ihm völlig egal, genau wie die Frage, wer mit wem das Zimmer teilen sollte. Hauptsache er musste nicht mehr stehen! +~+~+ Fay war froh, dass Syaoran ohne darum gebeten zu werden, die Führung übernahm, mit der Prinzessin, die Mokona wieder auf ihren Arm genommen hatte, zielstrebig eine der zahlreichen Gassen ansteuerte, in der wie auch auf dem Platz mit dem riesigen geschmückten Baum reges Treiben herrschte. Durch die Schaufenster der zahlreichen mit Tannenzweigen und kitschigem Schmuck dekorierten Geschäfte konnte er wahre Menschenmassen vor den Kassen erkennen, dennoch wirkte niemand genervt von den langen Wartezeiten, jeder der Kunden trug ein von Vorfreude zeugendes Lächeln in seinem Gesicht, während sie geduldig darauf warteten an die Reihe zu kommen. Obwohl Fay diesen seltsamen Brauch die ganze Stadt zu dekorieren, über und über mit glitzernden Lichtern und funkelnden Kugeln zu verzieren, nicht kannte, zauberten die glücklichen Gesichter der Erwachsenen und die strahlenden Augen der Kinder ein schwaches Lächeln auf seine Lippen. Die Welt in der sie zuvor gewesen waren, war zwar ebenfalls zum größten Teil friedlich gewesen, trotz allem hatte die bittere Armut in der viele der Dorfbewohner leben mussten, diese nicht sonderlich warm und freundlich erscheinen lassen. Natürlich wurden sie ihm vorbei gehen immer wieder gemustert, doch die Blicke waren nicht misstrauisch oder feindselig, aus ihnen sprach nur Neugierde und Verwunderung über die seltsame Kleidung die sie trugen. Der blonde Magier bildete erneut freiwillig das Schlusslicht ihrer Gruppe, konnte sich so vergewissern, dass der schwarzhaarige Ninja nicht plötzlich doch noch zusammenbrach. Mehrere Male konnte er sehen wie Kurogane leicht wankte, er hatte sich aber sofort wieder unter Kontrolle und stapfte, wenn auch viel langsamer als üblich weiter. Seufzend ließ der Magier seine Arme sinken, die er wie von selbst sofort hob sobald der Krieger zu stürzen drohte, folgte diesem dann nach. Nach einigen Minuten Fußmarsch, und mühsamen Gedränge durch die Menschenmengen in denen Fay den Rest der Truppe beinahe verloren hatte, blieb Syaoran schließlich vor einem ziemlich großen Gebäude stehen, trat schließlich als auch der blonde Magier zur Gruppe aufgeschlossen hatte ein. Nachdem der Junge in einer erfolgreichen Diskussion ausgehandelt hatte, dass sie mit ihrer fremden Währung die Zimmer bezahlen konnten, kehrte der Beschützer der Prinzessin lächelnd mit zwei Schlüsseln zurück, reichte ihm einen der beiden. Er deutete den fragenden Blick Syaorans richtig, wies mit dem Kopf auf Kurogane um ihm zu verstehen zu geben, dass sie die Zimmeraufteilung diese mal wieder in gewohnter Konstellation vornehmen würden. Natürlich konnte Fay sich noch immer nicht hundertprozentig sicher sein, dass die Eifersuchtsausbrüche Tomoyos wirklich gebannt waren, dennoch wollte den geschwächten Ninja diese Nacht auf jeden Fall an seiner Seite wissen. Nicht dass er wirklich in der Lage sein würde etwas zu tun wenn sich dessen Zustand verschlechterte... Der Magier nickte dem Herbergsbesitzer freundlich zu, folgte dann Syaoran der den hinteren Teil des Gebäudes ansteuerte, in dem sich wohl ihre Zimmer befanden. Als sie das Ende des Ganges und damit die gesuchten Nummern erreichten, verabschiedete Fay sich mit einem müden Lächeln von den beiden Kindern und Mokona, das bereits schlafend in Sakuras Arme geschmiegt lag, schloss dann die Türe auf und trat anschließend beiseite um den neben ihm schwer atmend an der Wand lehnenden Reisegefährten zuerst hinein zu lassen. Dieser reagierte erst gar nicht, richtete seinen leicht verklärten Blick erst auf ihn als der Magier ihn sanft am Arm berührte. Obwohl sich deutliches Widerwillen in den glutroten Augen zeigte, wehrte sich der Krieger nicht dagegen als Fay ihn die letzten Schritte zum Bett hin stützte. Leise stöhnend ließ Kurogane sich auf dem weichen Federbett nieder, schaffte es noch irgendwie seine Schuhe abzustreifen bevor er erschöpft auf die Matratze sank. Der Magier sah wie sich der verkrampfte Gesichtsausdruck des Reisegefährten zu einem angewidertem verzog als er erkannte, dass auch dieses Zimmer nicht von dem Dekowahn der Bevölkerung verschont geblieben war, an der von er Decke hängenden Lampe golden glänzende Engel befestigt worden waren. Kurogane schien noch etwas sagen zu wollen, höchstwahrscheinlich eine abwertende Bemerkung über die kitschige Dekoration, war aber bevor ihm auch nur ein Wort über die Lippen kommen konnte vor Erschöpfung bereits eingeschlafen. Sanft lächelnd zog Fay die wärmespendende Decke über den muskulösen Körper des Ninjas, war erleichtert, dass dessen Atmung sich wieder beruhigt hatte, er nun im Schlaf beinahe entspannt wirkte. Gähnend befreite sich der Magier dann ebenfalls von seinen Schuhen, schlüpfte unter die Decke und war aufgrund des Schlafmangels des vorherigen Tages sofort eingeschlafen. +~+~+ Gott sei dank lagen die Zimmer im Erdgeschoss! Eine Treppe hätte Kurogane wahrscheinlich nicht überlebt. Er hatte ja schon Schwierigkeiten damit gerade aus zu gehen, oder besser, überhaupt zu gehen. Als die Anderen stoppten, anscheinend waren sie an ihren Zimmern angekommen, lehnte sich der Ninja ermattet an die Wand, verschnaufte kurz. Erst nachdem der Magier ihn sanft am Arm berührte und somit wieder halbwegs in die Realität zurückbefordert hatte, betrat er der Raum. Dass sein Reisegefährte ihn die letzten Schritte bis zum Bett stützte, ließ sich der Schwarzhaarigen zwar nur widerwillig gefallen, sah aber ein, dass es wohl das Beste war, konnte er sich doch kaum noch aufrecht halten. Mit einem kraftlosen Seufzen lies er sich auf das Bett sinken, streifte vorher noch aus Gewohnheit seine Stiefel ab. Trotz seines miserablen Zustandes könnte er sich einen angewiderten Gesichtsausdruck nicht verkneifen, als sein etwas verschwommenen Blick die kitschigen Engelsfiguren, die an der Deckenlampe hingen, streifte, wollte auch noch einen abfälligen Kommentar dazu abgeben, aber noch während er den Mund öffnete, senkte sich, jetzt, da er sich endlich nicht mehr verbissen dazu zwang bei Bewusstsein zu bleiben, eine bleierne Müdigkeit über ihn und noch bevor er nur ein Wort sagen konnte, war er eingeschlafen. Als Kurogane langsam aus seinem totenähnlichen Zustand erwachte und die Augen aufschlug, stellte er fest, dass durch das Fenster, an dem deprimierender Weise auch irgendwelches buntes Dekorzeug hing, gedämpftes Licht fiel. Entweder war die Sonne gerade am auf- oder am untergehen. Da er nicht genau wusste, zu welcher Zeit sie angekommen waren, und wie die Zeit hier in dieser Dimension überhaupt lief, hatte er keine Ahnung wie spät es war. Seine innere Uhr sagte dem Ninja aber, dass er wohl über zwanzig Stunden geschlafen hatte. Und trotzdem war er anscheinend der Erste, der aufwachte. Als der Schwarzhaarige warmen Atem über seinen Hals streifen spürte, wandte er verwirrt den Kopf und blickte direkt in das entspannte Gesicht des blonden Magiers. Fay lag so nahe bei ihm, dass er die Körperwärme des anderen Mannes spüren könnet, dennoch berührten sie sich nicht. Sein blasses Gesicht wirkte zwar im Schlaf ungewohnt entspannt, da es weder von einem breiten Lächeln, noch anderen negativeren Emotionen gezeichnet war, dennoch konnte man die Anstrengung der vergangenen Tage noch darin erkennen. Ihm selbst ging es etwas besser, verglichen mit dem gestrigen Zustand sogar phänomenal gut. Ob dies daran lag, dass Tomoyo ihm irgendwie geholfen hatte, ob sein Körper sich selbst schnell erholt hatte wusste er nicht, allerdings war es auch völlig belanglos. Außer einem schwachen Stechen im Kopf, die Nachwirkungen der mörderischen Kopfschmerzen, ging es ihm gut, bis auf die Tatsache dass er sich nach wie vor ziemlich ausgelaugt fühlte. Jetzt würde er erst einmal abwarten bis der Magier aufwachte, bevor sie sich dann erst einmal ein ausgiebiges Mahl gönnen würden. Eigentlich konnte er auch alleine gehen, allerdings konnte es bestimmt nicht schaden noch etwas liegen zu bleiben. Außerdem war es unter der Decke, die er sich seltsamerweise mit dem Blonden teilte, angenehm warm. Und so hatte er auch endlich Zeit, sich über seine Gefühle klar zu werden. Was war Fay für ihn? Eine Gute Frage. Ab und zu, war er total undurchschaubar und so link, dass es fast nicht auszuhalten war... Allerdings war das nun keine Antwort auf seine Frage. Was noch... Der Magier war für ihn blond, blauäugig und blöd. Okay, so war es vielleicht früher mal gewesen... Höchstwahrscheinlich musste er die Frage anders formulieren. Was bedeutete Fay ihm? Nachdenklich hob der Schwarzhaarige die Hand, strich, ohne den schlafenden Mann direkt zu berühren, über dessen blondes Haar, spielte mit einer feinen Strähne davon. Was bedeutete er ihm? Einiges. Um nicht zu sagen viel. Oder würde er gar soweit gehen zu sagen alles? Mittlerweile hatten seine Finger sich, ohne dass er es wirklich bewusst mitbekam, auf Reisen begeben, strichen zart über das blasse Gesicht seines Gegenübers. Über seine Wangen, seine Stirne, Nase, die geschlossenen Augenlieder und über seine Lippen. Kurogane war so abwesend vertieft in das was er tat, dass er nicht daran dachte, das seine Berührungen den Blonden womöglich aufwecken könnten. +~+~+ Der Zustand völliger Erschöpfung in dem Fay die neue Welt erreicht hatte, war wohl dafür verantwortlich, dass der Schlaf des Magiers tief und traumlos war, er endlich einmal wieder durchschlafen konnte ohne von Alpträumen gepeinigt hoch zu schrecken oder durch die ihn in letzter Zeit ständig beschäftigenden Gedanken Kurogane betreffend wach gehalten zu werden. Als der blonde Mann langsam wieder zu sich kam, spürte er sofort, dass sein ausgezerrter Körper sich bei weitem besser anfühlte, er endlich einmal wieder ausgeschlafen und ausgeruht war. Die Augen noch geschlossen um die angenehme Stille und Wärme im Halbschlaf noch etwas zu genießen, spürte er wie sanft etwas über sein Wangen strich, glaubte erst, dass es nur die wohl ins Zimmer fallenden Sonnenstrahlen waren, die ihn im Gesicht kitzelten. Obwohl die hauchzarte Berührung weiter wanderte, sanft seine Stirn, dann die geschlossenen Lider streifte, damit deutlich erkennbar war, dass die Ursache nicht die Sonne war, hielt der Magier seine Augen weiterhin geschlossen, genoss die sanfte Liebkosung. Erst als diese auf seinen Lippen inne hielt, öffnete er blinzelnd das eisblaue Auge, blickte direkt in die rotglühenden Ovale des schwarzhaarigen Ninjas, der leicht überrascht wirkte, wohl nicht damit gerechnet hatte, dass er aufwachen würde. Einen Augenblick lang verharrten sie in dieser Position, Kuroganes Finger auf seinen leicht geöffneten Lippen, ihre Gesichter so nahe, dass der Magier den Atem seines Gegenübers spüren konnte, bevor dem Krieger wohl bewusst wurde, was er da tat und seine Hand wegzog, sich dann im Bett aufsetzte. „Dir geht es also wieder besser, Kuro-pyon?“ Einen Augenblick lang verspürte Fay den Drang den Ninja mit einer triezenden Bemerkung über seinen Zusammenbruch aufzuziehen, hielt sich dann aber zurück. Er wusste, wie sehr Kurogane es hasste vor anderen Schwäche zu zeigen, sogar auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein, wollte die entspannte Atmosphäre zwischen ihnen nicht zerstören. Obwohl... entspannt? Das war wohl das falsche Wort. Obwohl der Gesichtsausdruck des Kriegers völlig ungerührt wirkte, konnte der blonde Mann in dessen Augen dasselbe Verlangen lesen, das auch er seit einigen Tagen in dessen Nähe verspürte, wusste dass dieses den Ninja ebenso sehr verwirrte wie auch ihn selbst. +~+~+ Kuroganes Fingerkuppen waren auf den weichen Lippen des Magiers zum Liegen gekommen, sein Blick hing an ihnen fest. Sofort kam ihm der Kuss von vor zwei Tagen ins Gedächtnis, an dem Abend, an dem Tomoyo so verrückt gespielt hatte. Wie weit wären sie wohl gegangen, hätte sich die dunkelhaarige Prinzessin nicht eingemischt? Er für seinen Teil wusste nicht genau, ob er schnell genug zur Vernunft gekommen wäre, um nichts Dummes zu tun. Und irgendwie interessierte es ihn. Sollte er vielleicht ein weiteres mal...? Allerdings kam er nicht dazu den Gedanken zu Ende zu denken, geschweige denn, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen, öffnete der Magier just in diesem Moment die eisblauen Augen, blinzelte ihn verschlafen und verwirrt an. Erst jetzt wurde dem Schwarzhaarigen bewusst, was er eigentlich gerade gemacht hatte, wo sich seine Hand befand und er zog sie, nach einem langen Moment, in dem keiner von ihnen irgendetwas tat, sie sich nur ansahen, langsam zurück. Im Stillen war er sauer auf sich selbst, dass er den Blonden anscheinend damit geweckt hatte, hatte sich dieser noch etwas Ruhe doch redlichst verdient gehabt. Nachdem er sich aufgesetzt hatte, stellte sein Reisegefährte die Frage nach seinem Befinden und Kurogane ging mal ausnahmsweise nicht auf seinen Spitznamen ein, bedachte ihn nur mit einem kurzen warnenden Blick. So dumm, sich zu beschweren war er nicht, hatte er sich einige Tage zuvor doch nichts lieber gewünscht, als dass der Blonde endlich aufhören würde ihn bei seinem richtigen Namen zu nennen. „Noch nicht wieder top, aber sehr viel besser als gestern.“, antwortete er knapp. Kurz wollte er dieselbe Frage dem Magier stellen, allerdings brauchte man den kleineren Mann nur anzusehen, um zu merken, dass es ihm viel besser ging. Jetzt wo er wach war und wieder lächelte waren die Anzeichen, dass er sich auch noch etwas zu schonen hatte, fast nicht mehr sichtbar. Aber eben nur fast. Einen Augenblick lang fixierten die glutroten Augen des Ninjas die schwachen Augenringe dann wanderte sein Blick wie ganz von selbst wieder zu Fays Lippen. Das war doch zum wahnsinnig werden!! Was war nur mit ihm los? Wieso konnte er den Blonden nicht einmal mehr ansehen, ohne auf dumme Gedanken zu kommen? Vielleicht waren es die Dinge die in letzter Zeit gesagt worden waren, von der alten, in Rätsel sprechenden Frau, Mokona und Tomoyo. Apropos... Neugierig betrachtet er seine rechte Hand, war nicht wirklich überrascht dort einen roten Faden zu sehen. Anscheinend gehörte er zu den Menschen die die Gabe besaßen so etwas zu sehen. Auch erstaunte es ihn kaum, dass das andere Ende des Fadens an Fays rechtem kleinen Finger befestigt war. Bildhafte Metaphern waren doch echt etwas dämliches... Eigentlich hatte er vorgehabt aufzustehen, aber stattdessen zog er jetzt die Knie an und stützte den Kopf darauf ab, musterte den blonden Mann neben sich. „Sag mal, sind Magier eigentlich in der Lage Metaphern zu sehen?“ +~+~+ „Noch nicht wieder top, aber sehr viel besser als gestern.“ Fay war froh, dass Kurogane nicht vorgab schon wieder völlig fit zu sein, hatte dadurch das Gefühl, dass auch dieser ihm langsam eine Seite offenbarte die er nicht jedem zeigte. Der blonde Magier setzte sich gähnend auf, ließ seinen Blick dann durch den Raum wandern, war er gestern doch viel zu müde gewesen um die Einrichtung noch näher zu betrachten. Das Bett in dem sie lagen, war zwar etwas kleiner als das der letzten Nächte, bot aber trotzdem genügend Platz. Die gesamten Möbel waren, wenn er es richtig erkannte, aus Kirschbaumholz gefertigt, dessen rötlich glänzender Schimmer dem Zimmer einen edlen Touch verlieh. Der Boden war mit einem sandfarbenen Teppich bedeckt, der den Raum warm und freundlich wirken ließ. Erst jetzt fiel Fay auf, dass die Engel, die von der Lampe baumelten und leicht durch die Brise die durch das gekippte Fenster wehte hin und her schaukelten, nicht die einzige Dekoration waren. Auch an den Vorhänge, die sich nun durch den schwachen Wind leicht aufbauschten, waren goldene Sterne und einige Tannenzweige befestigt worden. „Sag mal, sind Magier eigentlich in der Lage, Metaphern zu sehen?“ Die Frage des Ninjas riss Fay aus seiner Betrachtung des festlich geschmückten Raumes, und er wandte seinen Blick verwirrt dem nun den Kopf auf seine angezogenen Beine gestützt dasitzenden und ihn musternden Krieger zu. „Metaphern? Ich weiß nicht genau was du meinst... also denke ich nicht, dass ich in der Lage bin diese zu sehen...“ Kurogane, der mittlerweile seine glutroten Augen von ihm abgewandt hatte, stattdessen mit einem undeutbaren Gesichtausdruck den kleinen Finger seiner rechten Hand betrachtete, nickte nur. „Wieso? Kannst du etwas erkennen? Bist du in der Lage etwas zu sehen was meinen Augen verborgen bleibt?“ Neugierig beugte er sich zu dem Reisegefährten, versuchte an dessen Finger etwas zu erkennen was ihm bis jetzt entgangen war, doch da war nichts. Der Ninja schwieg weiterhin, schien stattdessen an irgendeinem unsichtbaren an seinem Finger befestigten Faden zu ziehen, und verwirrt stellte der Magier fest, dass er einen kaum merklichen aber doch spürbaren Ruck an seinem kleinen Finger fühlte. „Was...?“ +~+~+ „Metaphern? Ich weiß nicht genau was du meinst... also denke ich nicht, dass ich in der Lage bin diese zu sehen...“ Hmm, irgendwie hatte sich Kurogane das schon gedacht. Auf die Frage, was er eigentlich meinte, wusste er auch keine richtige Antwort. Wie sollte er denn erklären von was er eigentlich sprach? Wenn er ihm von dem roten Faden erzählte, den er selbst so deutlich, und der Magier anscheinend überhaupt nicht sehen konnte, würde dieser ihn wahrscheinlich für verrückt erklären. Gedankenverloren betrachtete er die blutrote Verbindung, die in einer Schlaufe um seinen kleinen Finger lag und so real wirkte, dass er sich ins Gedächtnis rufen musst, dass es nur eine Einbildung war, ein Trugbild, was wahrscheinlich nur in seinem Kopf existierte. Der Blonde beugte sich jetzt zu ihm, betrachtete seinen Finger neugierig und interessiert, schien aber nichts erkennen zu können. Mit einem lautlosen Seufzen nickte der Ninja abwesend, während er sich fragte, ob man den Faden eigentlich auch spüren konnte, nicht nur sehen. Probeweiße zupfte er daran, sodass er sich spannte und dann auf Widerstand stieß, sodass er seine Hand nicht weiter weg ziehen konnte. Na, das konnte ja heiter werden. Hieß das jetzt, dass er sich keinen Meter mehr von dem anderen Mann entfernen konnte? Aber kaum hatte er das gedacht, wurde der Faden auch schon länger, gab den leichten Zug nach. Traumbilder... Die plötzlichen verwirrten Worte Fays ließen ihn aufmerken und überrascht musterte er den Magier. So perplex wie dieser auf seinen eigenen kleinen Finger der rechten Hand starrte, schien er den leichten Zug gespürt zu haben. Nicht sehen, aber spüren? Ging das überhaupt? Schien so. „Mach mal deine Augen zu.“ Sein blonder Reisegefährte schaute ihn erst verwirrt an, tat dann aber doch, was ihm aufgetragen worden war. Der Schwarzhaarige betrachtet ihn einen Moment, wie er ihm gegenüber saß, etwas angespannt darauf wartete, was als nächstes passierte. Langsam hob er seine rechte Hand und legte sie über Fays blasses Geicht, so dass er beide Augen, auch das unter der Klappe, bedeckte. Obwohl er nicht genau wusste, was es eigentlich brachte, ihm etwas darüber zu erzählen, tat er es dennoch. „Weißt du...“ Den Blick nachdenklich aus dem Fenster richtend und nicht weiter auf den kitschige Dekorkram achtend, begann er zu reden. „Du selbst hast mir zuerst davon erzählt, wusstest eher davon als ich und hast mich damit total verwirrt.“ Mit Absicht sagte er nicht, wovon er sprach. Da musste der Blonde schon selber draufkommen. Dieser hielt völlig still und hörte ihm aufmerksam zu. „Dann hat mir das weiße Manjuu gesagte, dass es wichtig ist, dass wir nicht mehr allzu lange aneinander vorbei laufen, da sonst alles zu spät ist. Und diese nervige Prinzessin... na ja, sie hat auch so einiges dazu gesagt.“ Ein ziemlich lahmer Schluss, aber er konnte Fay ja kaum sagen, dass die Prinzessin gemeint hatte, dass sie füreinander bestimmt waren. Nachdenklich ließ er seine Hand wieder sinken, strich dabei mit den Fingerspitzen erneut über Fays Wange. „Und jetzt denk nach, was ich gemeint habe. Und wenn du dann die Augen wieder auf machst, dann siehst du es vielleicht ebenfalls.“ Was für ein Spielchen... Was erhoffte er sich eigentlich von diese Aktion? +~+~+ „Mach mal deine Augen zu.“ Perplex blickte der Magier seinen Gegenüber an, tat dann verwirrt was ihm befohlen worden war. Unsicher saß er da, die Lider geschlossen, darauf wartend was der schwarzhaarige Ninja nun mit ihm vor hatte. Nachdem einen Moment lang gar nichts passierte, Fay versucht war sein nicht von der Klappe bedecktes Auge wieder zu öffnen, spürte er wie Kurogane sanft seine Handfläche auf sein Gesicht legte, zuckte leicht zusammen, wich aber nicht vor dieser Berührung zurück. An der Stimme des Kriegers konnte er erkennen, dass dieser sich von ihm abgewandt hatte, dessen Hand aber noch immer seine Augen bedeckten. „Du selbst hast mir als erstes davon erzählt, wusstest eher davon als ich und hast mich damit total verwirrt.“ Der Magier verharrte völlig still, konnte sich zwar absolut keinen Reim aus den Worten seines Reisegefährten machen, wagte es aber nicht diesen zu unterbrechen. „...dann hat mir das weiße Manjuu gesagte, dass es wichtig ist, dass wir nicht mehr allzu lange aneinander vorbei laufen, weil sonst alles zu spät ist. Und die nervige Prinzessin...na ja, sie hat auch so einiges dazu gesagt.“ Mokona hatte ebenfalls davon gesprochen? Und sogar Tomoyo-hime hatte darüber Bescheid gewusst? Er spürte wie Kurogane seine Hand langsam von seinen noch immer geschlossenen Augen nahm, stattdessen sanft über seine Wange strich. Und erneut hatte er das Gefühl, dass er genau zeitgleich mit den Bewegungen seines Gegenübers einen leichten Ruck an seinem Finger verspürte. „Und jetzt denk nach, was ich gemeint habe. Und wenn du dann die Augen wieder auf machst, dann siehst dus vielleicht auch.“ Die warme Hand des Ninjas, die auch während seiner Worte nicht aufgehört hatte über die blasse Haut seiner Wange zu streichen, hielt schließlich in der Bewegung inne, verharrte dort, und im selben Moment spürte der Magier wie der sanfte Zug an seinem Finger nachließ. „Der Faden... Du sprichst von dem roten Faden, nicht wahr?“, verstand er schließlich endlich wovon Kurogane die ganze Zeit über geredet hatte. Als er langsam das geschlossene Lid seines gesunden Auges öffnete entfuhr ihm ein überraschtes Keuchen, konnte er nun allzu deutlich an dem kleinen Finger der noch immer auf seiner Wange ruhenden Hand einen dunkelroten Faden erkennen. Als er dessen Verlauf verfolgte, wissen wollte wohin dieser führte, wunderte es ihn nicht mehr wirklich, dass das andere Ende mit dem kleinen Finger verbunden war, an dem er den Ruck verspürt hatte. „Was... hat das zu bedeuten?“ Fasziniert betrachtete der Magier die Verbindung zwischen ihren Händen, bevor er aufsah, sein eisblaues Auge hoffte in den glutroten seines Gegenübers Antworten zu finden. +~+~+ „Ich weiß nicht...“ Kurogane konnte ein schwaches Lächeln nicht unterdrücken, freute es ihn doch irgendwie, dass er instinktiv die richtige Methode angewandt hatte, um seinem Gegenüber zu zeigen, wovon er gesprochen hatte. Dass Fay den blutroten Faden jetzt auch sehen konnte, hatte seine Reaktion deutlich bewiesen, noch immer starrte der Blonde überrascht und verwirrt auf die Verbindung ihrer beider kleinen Finger. Was bedeutete es eigentlich...? Nun, ihre Hände waren mit einem Faden verbunden, den sie jetzt auch beide sehen konnten. Einem Schicksalsfaden. Aber was brachte ihnen das? Änderte das irgendetwas? Wenn sie jetzt weiterhin so kurz aneinander gekettet waren, dann sicherlich, allerdings war es wahrscheinlich nicht so schwer, den Faden selbst auf gewaltige Längen zu verlängern. Er würde garantiert nicht reißen. Zumindest dessen war sich der Schwarzhaarige sicher. „Viel mehr, als die Dinge, die ich dir gerade gesagt habe weiß ich auch nicht darüber. Es ist eine Verbindung zwischen zwei Menschen... zwischen uns... die vom Schicksal vorbestimmt ist. Was das nun allerdings konkret bedeutet...“ Mit einem vagen Schulterzucken ließ er den Satz unvollendet, wusste doch ohnehin nichts mehr dazu zu sagen. Durch das Schicksal verbunden zu sein bedeutete nicht zwangsläufig, dass sie sich irgendwie gut verstehen musste. Eine schicksalhafte Verbindung konnte auch von abgrundtiefem Hass zeugen, oder von irgend einem ausschlaggebenden Ereignis. Langsam ließ er seine Hand von dem Gesicht des Magiers sinken, berührte stattdessen dessen rechte Hand, das andere Ende des Fadens. Dann legte er, ohne groß darüber nach zu denken, seine Hand auf die des Magiers, verschränkte ihre Finger miteinander. Fasziniert stellte Kurogane fest, dass ihre beiden Hände einen ziemlichen Kontrast zueinander bildeten. Nicht nur Fays blasse Hautfarbe hob sich so stark von der seinen ab, sondern die Finger des Magiers waren auch viel dünner als die seinen, die Hand etwas kleiner. Während er sie noch betrachtete, entwickelte der rote Faden, der bis dato nur entspannt auf der Matratze gelegen hatte ein Eigenleben, schlang sich plötzlich um ihre beiden Hände, nicht so fest, als dass er in die Haut schnitt, aber auch nicht schwach genug, um ihre verschränkten Finger zu lösen. Der dämliche rote Strick schien ja einen diabolischen Sinn für Humor zu haben... +~+~+ Der Ninja hatte recht. Der rote Faden, der sie verband und den auch er nun ihn der Lage war zu sehen, konnte alles mögliche bedeuten. Sowohl Hass, Loyalität, Freundschaft, als auch verschiedenste weitere Emotionen waren eine mögliche Erklärung für diese schicksalhafte Verbindung. Fay spürte wie sein Gegenüber seine Hand von seinem Gesicht nahm, musste sich eingestehen, dass er die sanfte Berührung sofort vermisste. Statt den Körperkontakt völlig zu trennen, wie der Magier eigentlich erwartet hatte, legte der Schwarzhaarige seine Hand auf die etwas kleinere des Blonden, verschränkte ihre Finger dann so ineinander, dass ihre Hautfarben einen starken Kontrast bildeten. Fay konnte fühlen wie sein Herzschlag sich beschleunigte, wirkte diese naive Geste, die von so tiefer Verbindung zeigte, auf ihn beinahe bedeutungsstärker und intimer als die leidenschaftlichen Küsse der letzten Tage. Kaum hatten sich ihre Finger in einander verhakt, ging ein plötzlicher Ruck durch den bis dahin nur ruhig auf der Matratze liegenden Faden, wickelte sich um ihre beiden Hände, sodass es ihnen nun unmöglich war diese voneinander zu lösen. Verwirrt hob er seinen Blick, suchte in den glutroten Augen Kuroganes erneut nach einer Erklärung für das plötzliche Eigenleben des Fadens, doch auch dieser schien darauf keine Antwort zu wissen. „Es könnte ein bisschen unpraktisch werden die ganze Zeit über so einander gekettet zu sein, oder nicht, Kuro-rin?“, verfiel der Magier wieder in seinen triezenden Tonfall, versuchte mit dieser Bemerkung die knisternde Spannung zwischen ihnen etwas zu entschärfen, war sich nicht sicher, ob er sonst nicht noch plötzlich irgendetwas unüberlegtes tat. Er ertappte sich dabei wie sein Blick erneut die Lippen des Schwarzhaarigen suchte, zwang sich diesen abzuwenden. Ohja, er war definitiv kurz davor etwas völlig dämliches zu tun, wofür er seinem Reisegefährten bestimmt keine Antwort liefern konnte. Für die ersten drei Male, in denen sich ihre Lippen bisher schon getroffen hatten, hatte sie immer eine mehr oder weniger logische Erklärung parat gehabt. Mit den ersten beiden, hauchzarten Berührungen hatten sie eine Entschuldigung ausgedrückt, und, auch wenn ihm selbst die Deutung des letzten, leidenschaftlichsten Kusses als die Art und Weise Kuroganes ihn von seinen Selbstzweifeln zu befreien reichlich lasch erschien, gab es doch auch dafür eine Begründung. Was aber sollte er dem Reisegefährten sagen, wenn er die Distanz zwischen ihnen erneut überwandt? Würde er sich mit einem völlig unbegründeten Kuss nicht eingestehen, dass die Gefühle für den Ninja mittlerweile so stark geworden waren, dass er sich selbst nicht mehr unter Kontrolle hatte? Er bemerkte, dass sein Gegenüber ihn musterte, sein Blick wohl schon eine geraume Zeit lang auf ihm ruhte, und schenkte Kurogane ein schwaches Lächeln. „Ich denke nicht, dass wir den Faden so einfach durchschneiden können um unsere Hände zu trennen, oder?“ Die Tatsache, dass er nicht im Traum daran dachte, die einzige sichtbare Verbindung zwischen ihnen zu zerstören, behielt er vorerst für sich. +~+~+ „Es könnte ein bisschen unpraktisch werden die ganze Zeit über so einander gekettet zu sein, oder nicht, Kuro-rin?“ Auf die rhetorische Frage des Magiers hin hob Kurogane nur die Augenbrauen und ging nicht weiter auf den nervige Spitznamen ein. Es war durchaus sehr unpraktisch, wenn sie jetzt die ganze Zeit so aneinander hingen. Auch wenn ihn die Verbindung ihrer Hände an sich nicht störte. Als der Schwarzhaarige ihre Finger miteinander verflochten hatte, war ihm nicht klar gewesen, was diese Geste auszudrücken vermochte. Ihm, als Krieger, fielen zwar auf Anhieb zehn verschiedenen Möglichkeiten ein, einen Menschen qualvoll ins Jenseits zu befördern, aber was zwischenmenschliche Beziehungen anging besaß er nicht gerade besonders viel Erfahrung. Seit dem Tod seiner Eltern hatte er es vermieden irgend jemanden zu nah an sich heran zu lassen, so dass diese Person ihm zu wichtig wurde, ihm zu viel bedeutete, und bestimmte Gefühle bedeutender wurden als alles andere. Aber anscheinend hatte es nicht geklappt. Das wurde Kurogane bewusst, während er ihre ineinander verschränkten Hände betrachtete die sich nicht voneinander lösen ließen, da der rote Schicksalsfaden immer noch keine Anstalten machte irgendwie locker zu lassen. Nachdenklich hob er seinen rubinroten Blick, suchte den Eisblauen seines Gegenübers, der aber in eine andere Richtung schaute, genauso in Gedanken versunken zu sein schien, wie er. Fay bedeutete ihn also zu viel? >Zu viel...< Das hieß, dass er ihm wichtiger war, als alles andere, sogar wichtiger als er selbst. War das so? Anscheinend... Zumindest hatte sein Zusammenbruch das ziemlich deutlich demonstriert. Er war einfach viel zu sehr mit dem Blonden beschäftigt gewesen als auf die eigene Gesundheit zu achten. Dass die Prinzessin ebenfalls nicht unschuldig an seiner körperlichen Schwäche gewesen war, war unwichtig. In Zukunft würde der Schwarzhaarige besser aufpassen müssen, es brachte schließlich keinem was, wenn er bewusstlos war. So konnte er niemanden beschützen, auch nicht Fay. Diesem war gerade aufgefallen, dass er angesehen wurde und er lächelte kurz. „Ich denke nicht, dass wir den Faden so einfach durchschneiden können um unsere Hände zu trennen, oder?““ Hmm, das war wahr. Nachdenklich richtete Kurogane seine Aufmerksamkeit wieder auf ihre Hände. Nicht dass es ihm irgendwas ausmachte, einmal abgesehen davon, dass es unpraktisch war. Eigentlich gefiel es ihm sogar, dass sie jetzt auf diese Weise verbunden waren und sich nicht trennen konnten, aber so bleiben konnte es natürlich auch nicht. Und irgendwie war es auch seltsam. Früher hatte der Ninja schon einen Wutanfall bekommen, wenn der Blonde ihm nur einen halben Schritt zu nahe gekommen war. Wann hatte sich das geändert? Und wieso? Anscheinend hatte Fay unbewusst, und ohne es zu merken das geschafft, woran Tomoyo jahrelang verzweifelt war. Raubtierbändigung. So hatte die Prinzessin das genannt, womit sie ihn regelmäßig in den Wahnsinn und zur Raserei getrieben hatte, ihre Versuche, ihn zu einem etwas umgänglicheren Menschen zu machen. Brauchte man nicht mal erwähnen, dass sie jedes Mal erfolglos das Handtuch geworfen hatte, nachdem wieder irgendwas teures zu Bruch gegangen war. Statt den Magier mit irgendwelchen fiesen Windböen zu terrorisieren sollte Tomoyo wohl lieber einen Kniefall vor ihm machen. Das einzige, was Kurogane bei der Vorstellung davon abhielt in lautes Lachen auszubrechen, war, dass es stimmte. Irgendwie... Er und der andere Mann, hatten schon seit sie sich kannengelernt hatte ein etwas eigenes Verhältnis gehabt. Fays nervtötende Art ihn immer zur Weißglut treiben zu müssen, die dämlichen Spitznamen... Jeden anderen hätte der Ninja ohne wenn und aber, und ohne große Vorrede dafür gekillt, aber von dem Blonden hatte er sich das gefallen lassen, auch wenn er ab und an ausgerastet war. Tomoyos Sorge, er konnte irgendwann dem Magier >gehören< war anscheinend begründet, kam aber reichlich spät, um nicht zu sagen, zu spät. Und diese Erkenntnis störte ihn nicht im geringsten. Versonnen schweigend hob er seine Hand, wodurch er die des Blonden natürlich mitzog, führte sie zu seinem Gesicht. Was dachte er sich eigentlich bei dem, was er vorhatte? Kleines Spiel, kleines verrücktes Spiel... Aber konnte er das überhaupt gewinnen? Nein... aber es war ihm egal. Ohne auch nur zu zögern legte er die Lippen auf den schmalen Handrücken des vor ihm Sitzenden. Ein Handkuss, Geste zur Ehrerbietung, konnte aber auch mehr bedeuten, viel mehr und das sollte er auch. Einen Moment schloss Kurogane die Augen, genoss das angenehme Gefühl der kühlen Haut unter seinen Lippen, bevor er Fay dann aus glutroten Augen unverwandt ansah, sich ein Stück löste. Weit genug um deutlich sprechen zu können, aber immer noch so nah, dass sein warmer Atem über die blasse Haut strich. „Ich glaube nicht, dass der Faden sich zerschneiden lässt. Es ist nur ein Sinnbild für etwas, was wir eigentlich weder sehen noch spüren können.“ Der Schicksalsfaden suchte sich genau diesen Moment aus, um sich noch etwas mehr um ihr, eh schon fest verbundenen Hände zu wickeln. „So viel zum Thema >Eigentlich<...“ +~+~+ Verwirrt spürte Fay wie der schwarzhaarige Ninja seine Hand hob, damit seine eigene mit sich zog, sie an sein Gesicht führte und sanft seinen Handrücken küsste. Kuroganes Gesichtsausdruck, die Augen als die weichen Lippen sanft die bleiche Haut berührten geschlossen, zeugte von so tiefer Zuneigung, dass es den schmächtigen Mann richtiggehend irritierte so deutliche Emotionen in den Zügen des Reisegefährten lesen zu können. Als dieser den Kontakt schließlich löste, seine Hand aber weiterhin so nahe an seinem Gesicht behielt, dass er dessen warmen Atem spüren konnte, blickten ihn rotglühende Augen unverwandt an, deren Intensität es dem Blonden beinahe unmöglich machten sich auf die Worte des Kriegers zu konzentrieren. „Ich glaube nicht, dass der Faden sich zerschneiden lässt. Es ist nur ein Sinnbild für etwas, was wir eigentlich weder sehen noch spüren können.“ Abwesend nickte er, registrierte am Rande dass der rote Faden sich, wie um die Aussage des Schwarzhaarigen zu unterstreichen noch etwas enger um ihre Hände wickelte. Da es sich wie Kurogane bereits deutlich erkannt hatte, um ein eigentlich nicht reales Sinnbild handelte, war dies aber nicht unangenehm, schnürte sich nicht in ihre Haut, sondern drückte seine Hand nur enger an die seines Gegenübers. Bevor Fay sich davon abhalten konnte, hatte der Magier unbewusst seinen nicht an den Krieger gebundenen Arm gehoben, legte seine Handfläche an eine braungebrannte Wange des Ninjas, der seinen Kopf hob, und ihn irritiert anblickte. Langsam lehnte er sich gegen den muskulösen Körper seines Gegenübers, brach ihren Blickkontakt dabei nicht, bis schließlich, in stiller Einverständnis, er zuerst die Augen schloss, auch die letzten Zentimeter überbrückte und sanft die Lippen Kuroganes küsste. Soviel also zum Thema „Im Begriff sein etwas dämliches zu tun“, schoss es dem Magier durch den Kopf, doch der Gedanke war ebenso schnell wieder verschwunden wie er aufgetaucht war. Er konnte fühlen wie der Schwarzhaarige einen Augenblick vor Überraschung darüber, dass er die Initiative übernahm etwas steif wirkte, sich dann aber sofort entspannte, und als er seine Lippen leicht öffnete, dieser Aufforderung sofort nachkam, mit seiner Zunge sanft darüber strich, bevor er in seinen Mund eindrang, seine eigene in ein leidenschaftliches Spiel verwickelte. Fay spürte wie sein Gegenüber sich leicht gegen ihn lehnte, gab dieser eindeutigen Geste nur allzu gerne nach und ließ sich, den Kontakt ihrer Lippen dabei keine Sekunde lösend, sanft in die weichen Kissen zurück sinken. Er konnte fühlen wie der rote Faden sich lockerte, wieder lose von ihren Fingern baumelte, wohl nicht mehr den Eindruck hatte sich aneinander ketten zu müssen, hob nun auch diese Hand um beide Arme um den Nacken des Reisegefährten zu legen, ihn damit noch näher an sich zu ziehen. Einige schwarze Haarsträhnen kitzelten ihn im Gesicht, ließen ihn deutlich erkennen, dass das alles wirklich passierte, kein bloßer Traum war. Der Ninja brach schließlich den Lippenkontakt, worauf der Magier seine Arme vom Nacken des Gegenübers löste um ihn nicht womöglich gegen seinen Willen weiter an sich zu drücken. Dieser löste sich aber nicht wie erwartet von ihm, blickte ihn nur einen Augenblick lang wortlos mit seinen rotglühenden Augen an, bevor er seinen Kopf schließlich senkte, dann anfing die sensible Haut seines Halses mit hauchzarten Küssen zu bedecken, bevor er diese sanft mit seiner Zunge zu verwöhnen begann, entlockte dem bereits etwas heftiger atmenden Magier ein leises Aufkeuchen, das dieser indem er sich sofort auf die Lippen biss erstickte, völlig durcheinander darüber was diese Berührungen in ihm auslösten. Er neigte seinen Kopf leicht zur Seite, legte seinen Hals damit noch weiter frei, bot Kurogane so mehr Platz. Die nun neben ihm auf der Matratze ruhenden Hände gruben sich in die weiche Unterlage, während Fay verzweifelt dagegen ankämpfte auch das letzte verbleibende Stückchen seines Verstandes abzuschalten, sich seiner Leidenschaft völlig hinzugeben. Tomoyo schien sich wirklich mit ihrer Nähe abgefunden zu haben, würde sie nicht stören. Und die Kinder... Er bezweifelte, dass diese bereits wach waren, hatte die Prinzessin doch am Vortag völlig erschöpft gewirkt. Es würde sie also höchstwahrscheinlich niemand unterbrechen... Der Magier zuckte leicht zusammen, riss überrascht die Augen auf als er plötzlich eine warme Hand auf der nackten Haut seines flachen Bauches spürte, merkte, dass der Ninja augenblicklich inne hielt, seine Lippen von seinem Hals löste, ihn dann, bereits ebenfalls etwas heftiger atmend, mit rotglühenden Augen ansah, sich wohl vergewissern wollte ob es in Ordnung war weiter zu gehen. Obwohl das letzte verbleibende Stückchen seines Verstandes lautstark protestierte, ihn dazu aufforderte aufzuhören bevor sie es nicht mehr konnten, erwiderte Fay den Blickkontakt etwas unsicher lächelnd, löste dann eine noch immer in die Matratze verkrampfte Hand und zog den Schwarzhaarigen erneut an sich, legte seine Lippen erneut auf die des Größeren, zeigte ihm damit deutlich dass er bereit war weiter zu gehen. Er konnte fühlen wie die Hand des Ninjas sanft über seinen Bauch nach oben strich, dabei den störenden Stoff von Touyas Hemd, das er noch immer trug, langsam hoch schob. +~+~+ Als der rote Faden die Nähe ihrer Hände noch intensivierte indem er sich noch fester um sie band musterte Kurogane das nervige Bändel abschätzend. Natürlich, er empfand es als sehr angenehm, den Magier so berühren zu können. Wenn dieser sadistische Strick aber vorhatte so zu bleiben, konnte der heutige Tag recht anstreckend werden... Bevor er allerdings Zeit hatte, sich drüber irgendwelche Gedanken zu machen, zum Beispiel, wie sie das Ding abbekommen würden, spürte er plötzlich eine sanfte Berührung auf seiner Wange, schaute, nachdem er registriert hatte dass es sich um Fays Hand handelte, irritiert auf. Natürlich war ihm klar gewesen, dass es sich nur um die Hand des Magiers sein konnte, und dennoch überraschte es ihn irgendwie, dass es auch wirklich so war. Die blassblauen Augen seines Gegenübers betrachteten ihn einen kurzen Augenblick versonnen, während er sich langsam vorbeugte, den Schwarzhaarigen damit noch mehr in Überraschung versetzte. Dieser Blickkontakt wurde erst unterbrochen, als der Magier langsam seine Augen schloss, auch den letzten Abstand zwischen ihnen überwandt und die Lippen auf die seinen legte. Einen Moment war der Ninja so überrascht von dem plötzlichen >Überfall< dass er gar nichts tat. Aber das Gefühl die Lippen das Magiers zu spüren, seine Nähe so intensiv wahrnehmen zu können, ließen ihn diesen Schreck schnell vergessen. Stattdessen erwiderte er den Kuss, erst sanft und vorsichtig, dann leidenschaftlicher. Als der kleinere Mann seinen Mund leicht öffnete, ihn einlud seine Mundhöhle mit der Zunge zu erkunden, kam er der auffordernden Geste sofort nach, strich erst kurz mit der Zunge über dessen Lippen, bevor er sie in seinen Mund gleiten ließ, wobei ihm die feuchte Wärme und der leicht süßliche Geschmack des Magiers die Sinne vernebelten. Irgendwo in seinem Hinterkopf klopfte zwar die Vernunft gegen eine Tür, versucht ihn daran zu erinnern, dass dies, was er hier gerade tat garantiert nicht gut war, mit Sicherheit irgendein Nachspiel haben würde, doch Kurogane ignorierte die Stimme einfach, lehnte sich stattdessen etwas gegen den Blonden. Dieser kam der Aufforderung nach, ließ sich langsam, sodass der Ninja ihm folgen konnte, sie den Kuss nicht lösen mussten, zurück in die weichen Kissen sinken. Nur am Rande bekam der Schwarzhaarige mit, dass der Schicksalsfaden sich wieder gelöst hatte, wohl zufrieden war mit dem, was er >angerichtet< hatte, allerdings merkte er dies auch nur, weil Fay plötzlich beide Arme um seinen Nacken schlang, ihn näher zu sich zog. Irgendwann unterbrach Kurogane den Kontakt ihrer Lippen, musterte den unter ihm Liegenden aus glutroten Augen, bevor er den Kopf wieder senkte, die Lippen diesmal an dessen Hals legte, erst sanfte Küsse auf die empfindliche Haut platzierte, bevor er begann sie mit der Zuge zu verwöhnen. Fays Reaktion darauf, sein leises Keuchen, was er verzweifelt zu ersticken versuchte, entging seinen guten Ohren nicht, ebenso wenig wie das Neigen seines Kopfs, wodurch er ihm noch mehr Platz für seine Liebkosungen bot. Höchstwahrscheinlich war es die Wirkung, die de Blonde auf ihn hatten, die dazu führte, dass sich so ziemlich der ganze Rest von seinem Verstand letztendlich verabschiedete, er nicht mehr an Mögliche Konsequenzen oder Unterbrechungen, zum Beispiel durch Tomoyo oder die Kinder dachte. Allerdings bekam er noch genug mit, um zu spüren wie der Kleiner leicht zusammen zuckte, als sich Kuroganes Hand auf dessen nackten Bauch legte, das Hemd etwas beiseite schob. Sofort hielt er inne, suchte den eisblauen Blick seines Reisegefährten, der lustverhangen und etwas trübe war, sah ihn fragend an. Anscheinend war es okay, wenn er so weit ging, denn dieser fasste wieder nach ihm, zog ihn erneut in einen tiefen und leidenschaftlichen Kuss. Besser, deutlicher hätte er sein Einverständnis zu den Handlungen des Schwarzhaarigen gar nicht geben können, und Kuroganes Hand, die auf dem flachen Bauch des Anderen geruht hatte setzte sich wieder in Bewegung, wanderte langsam nach oben, schob so das viel zu große, geborgte Hemd mit hoch. Da der Magier ihm zur Hand ging, hatte er wenig Probleme diesem das Kleidungsstück über den Kopf zu streichen, warf es dann achtlos beiseite. Da sie sich erneut in einen Kuss vertieft hatten, genoss er das Gefühl einfach, gestand sich ein, dass er das schon lange gewollte hatte, den Magier so zu spüren, so intensiv, heiß und leidenschaftlich. Keuchend lösten sie sich voneinander, bevor er kurz seine Lippen erneut auf die des Blonden presste, bevor er sich endgültig löste, wieder zu dem zurückkehrte, was er vorher getan hatte. Aber seine Zunge verweilte, jetzt wo sie so viel freigelegte Haut zur Verfügung hatte, nicht lange an Fays Hals, sondern ging langsam auf Erkundungstour, strich sanft erst dessen Schusselbein entlang, dann langsam über seine Brust tiefer, hinterließ eine feuchte Spur. Ab und an haucht er einen heißen, atemlosen Kuss auf die erhitzet Haut unter seinen Lippen, hinterließ an manchen stellen mit Absicht rote Male. Bald war er tief genug, sodass seine Lippen über eine von Fays Brustwarzen strichen, er sie sanft mit der Zunge zu umspielen begann, bevor er leicht daran saugte. Das Geräusch, das der Magier darauf von sich gab entlockte ihm ein feines Grinsen und hörte sich so gut an, das er die reizenden Berührungen für die andere Brustwarze ausführte, das gewünschte Ergebnis aber nicht ganz erzielte. Er würde sich schon noch was einfallen lassen müssen, damit der Magier nicht mehr auf die Idee kam, die lustvollen Geräusche, die er von sich gab zu ersticken oder zu dämpfen. Er wollte Fay hören. Hören, was für eine Wirkung seine Berührungen auf ihn hatte. +~+~+ Als Kurogane das Hemd weiter nach oben schob, hob der Magier seinen Oberkörper leicht an, damit es dem Schwarzhaarigen leichter fiel ihn von dem störenden Stück Stoff zu befreien. Bis auf das knisternde Geräusch das das Material des Hemdes von sich gab als der Ninja es achtlos auf den Boden fallen ließ und ihren unregelmäßigen Atemzügen war es völlig still in dem Raum. Selbst durch das gekippte Fenster drang keine Laut, was wohl daran lag, dass ihr Zimmer im hinteren Bereich des Gebäudes lag, weg von der Straße. Der leise rieselnde Schnee trug wohl ebenfalls seinen Teil dazu bei, schluckte jegliche Geräusche. Er fröstelte leicht als die kalte Morgenluft seinen erhitzten nackten Oberkörper streifte, was aber höchstwahrscheinlich nicht nur an der Kälte sondern auch an den leidenschaftlichen Berührungen des Ninjas lag, dessen Zunge sich langsam einen Weg von seinem Hals über das Schlüsselbein zu seiner Brust bahnte. Dass er dabei wohl für einige Tage danach noch deutlich sichtbare Spuren hinterließ war Fay in diesem Moment völlig egal. Als der Reisegefährte schließlich erst hauchzart, wie zufällig über eine seiner Brustwarzen strich, diese dann mit seiner Zunge reizte, umspielte und leicht daran saugte entlockte er den blassen Lippen des Magiers damit ein lustvolles Aufstöhnen, das er aber sofort erstickte indem er sich erneut auf die Lippen biss um nicht womöglich etwaige andere Hotelbewohner auf sich aufmerksam zu machen. Der schwarzhaarige Krieger schien es aber eben darauf anzulegen, widmete sich nun der anderen Brustwarze, umspielte sie erst zärtlich mit seiner Zunge, bevor er spielerisch sanft hineinbiss, dann sofort entschuldigend darüber leckte. Obwohl der Magier verzweifelt darum bemüht war sich leise zu verhalten, seine Hände so sehr in die weiche Matratze vergrub, dass die Knöchel weiß hervortraten, gelang es ihm nicht ein erneutes Aufkeuchen zu unterdrücken. Wohl zufrieden mit der erzielten Reaktion ließ Kurogane einen Moment lang von ihm ab, gönnte ihm einige Sekunden Erholung, bevor er seine feuchte Bahn weiter nach unten zog, jeden Zentimeter der blassen Haut mit sanften Küssen bedeckte, bis er schließlich seinen Bauchnabel erreichte. Fay sog scharf die Luft ein, als der Ninja diesen erst völlig unbeachtet ließ, ihn mit seiner Zunge umrundete bevor er dann mit seiner Zunge hineintauchte. Er löste eine seiner in die Matratze verkrampften Hände vergrub seine Finger in das dichte schwarze Haar des Reisegefährten. Sein nicht von der Klappe verborgenes Auge hatte er längst wieder geschlossen um die Berührungen Kuroganes noch intensiver wahrnehmen zu können. Als dieser sich schließlich, ebenfalls schwer atmend von ihm löste spürte er dass dessen Hände mittlerweile am Bund seiner Hose verweilten. Er fühlte den glutroten Blick des Kriegers auf sich ruhen, öffnete langsam sein Auge, versuchte seine Atmung etwas zu beruhigen bevor er schließlich die Stille brach. „Wir... sollten... aufhören, solange wir noch... noch können...“ Es war seiner heiseren Stimme deutlich anzuhören wie schwer es ihm fiel zu sprechen, seinen Verstand wieder soweit unter Kontrolle zu bringen um einen sinnvollen Satz zu formulieren. Und selbst als es ihm gelang ihn endlich unter Mühe zu beenden, sprach sein Körper eine völlig andere Sprache, verlangte nach mehr, wollte den Ninja wieder spüren, seine Lippen, seine Hände, seinen Körper. Er sah wie der Schwarzhaarige langsam nickte, konnte das enttäuschte aber verständnisvolle Flackern in seinen Augen deutlich ausmachen. Als dieser seine Hände vom Bund seiner Hose lösen wollte, strich der Reisgefährte dabei wohl eher zufällig als beabsichtigt über seinen Schritt, worauf es dann auch schon wieder um den letzten Rest von Fays Selbstbeherrschung geschehen war. Obwohl er verzweifelt versuchte ein Stöhnen zu unterdrücken gelang es ihm nicht, zeigte Kurogane deutlich an, dass er alles andere wollte als dass er seinem Vorschlag Folge leiste, sprach die Reaktion seines Körpers doch Bände. Sie hatten die unsichtbare Grenze bereits überschritten, es war ein Ding der Unmöglichkeit jetzt noch aufzuhören. +~+~+ „Wir... sollten... aufhören, solange wir noch... noch können...“ Als Fays Stimme, so heiser und rau, dass es deutlich zu hören war, wie schwer ihm das Sprechen fiel, er Mühe hatte einen sinnvollen Satz zu formulieren, die Stille zwischen ihnen, die nur durch ihre unregelmäßigen Atemzüge und das gelegentliche lustvolle Aufkeuchen des Magiers unterbrochen wurde, durchbrach, schaffte es der Teil von Kuroganes Verstand, der schon seit geraumer Zeit darauf pochte wieder zur Vernunft zu kommen, endlich sich Gehör zu verschaffen. Aufhören solange sie es noch konnten... Konnten sie es den noch? Er für seinen Teil zweifelte gewaltig an seiner Selbstbeherrschung und auch der unter ihm liegende Mann, dessen blasse Hände sich so tief in die Matratze krallten, dass die Fingerknöchel weiß hervor traten, der verzweifelt um etwas Kontrolle bemüht schien sah nicht so aus, als könnte er noch aufhören. Der Schwarzhaarige spürte Bedauern, konnte Fays Worte aber durchaus nachvollziehen. Sie waren schon viel zu weit gegangen, hatten sich zu weit getrieben und treiben lassen, wenn sie jetzt auch noch diese letzte Grenze, dieses Tabu zwischen ihnen überschritten, dann würde nichts mehr so sein wie früher. Es war gefährlich, auch reizvoll, ja, aber vor allem gefährlich und unüberlegt, und obwohl Kurogane alles andere wollte, bloß nicht aufhören, sondern den Magier weiter leidenschaftlich berühren, ihn schmecken, ihn noch viel intensiver spüren wollte, nickte er dennoch leicht, löste seine Hände, die abwartend auf dem Hosenbund seines Reisegefährten geruht hatten langsam und widerwillig. Dass seine Hand dabei über dessen Schritt strich, hatte er nicht beabsichtigt, aber die Reaktion des Blonden auf diese zufällige, nur ganz leichte Berührung, das lustvolle Stöhnen das er verzweifelt zu unterdrücken versuchte, was ihm aber nicht gelang, brachte den Entschluss des Ninjas, aufzuhören, gewaltig ins Wanken, fast zum Kippen. Fays körperliche Reaktion zeigte so deutlich, dass er alles wollte, bloß nicht dass der Schwarzhaarige mit seinen leidenschaftlichen Liebkosengen, seinen heißen Küssen aufhörte. Kurogane brauchte all seinen Willen und seine Selbstbeherrschung um nicht doch seinem Verlangen nachzugeben, einfach alle Vernunft über Bord zu werfen und sich zu nehmen, was der Magier ihm so bereitwillig anbot. Und er wollte ihn, mit jeder Faser seines erhitzten Körpers, wollte ihn spüren, ihn so weit treiben, dass er jegliche Selbstkontrolle verlor, da dass, was sich gerade zwischen ihnen Beiden abspielte endlich einmal ehrlich war, weder von Masken, noch von Lügen überdeckt. Und es war dieser Gedanke, der Kurogane letztendlich wieder komplett zur Vernunft brachte. Wenn er den Magier nehmen musste, bloß damit zwischen ihnen für einen Moment keine Mauer stand, keine Distanz, dann war es der falsche Weg. Wortlos ließ er von dem kleineren Mann ab, beugte sich zu ihm hoch, küsste ihn noch einmal auf die geröteten Lippen, sanft und behutsam, nicht leidenschaftlich, verlangend oder fordernd. Eine hauchzarte Berührung, gleich ihrer ersten beiden Küsse. Eine Entschuldigung, dafür dass er es so weit hatte kommen lassen, dafür dass er so ein Idiot war aber auch dafür, dass er aufhörte, Fay nicht das gab, nach was diesem zu verlangen schien. Dann löste er den Kontakt ihrer Lippen wieder, legte seinen Mund stattdessen sanft an das Ohr des Blonden. „Genug...“ raunte er leise, mit einem beruhigenden Tonfall, der allerdings auch deutlich machte, dass es sein Ernst war. Ob der Magier seine Beweggründe verstehen würde oder nicht, das war gleich. Vielleicht würde es nur wieder einen bösen Streit geben, aber Kurogane war dennoch erleichtert, rechtzeitig wieder zu Verstand gekommen zu sein. +~+~+ Unwillig öffnete der Magier das automatisch wieder geschlossene Auge als der Ninja gegen jegliche Erwartung wirklich von ihm abließ. Ja, es war sein eigener Vorschlag gewesen, aufzuhören, zu stoppen so lange sie noch in der Lage dazu waren, doch er hatte nicht damit gerechnet, dass dieser nachdem er selbst jegliche Bedenken über Bord geworfen hatte, einfach nur noch die Berührungen Kuroganes spüren wollte, seine Zunge, seine Lippen und den warmen Atem auf seiner Haut, seinen Worten ohne weiteres Folge leisten würde. Verwirrt und leicht verunsichert blickte er den Krieger an, der sich nun zu ihm hoch beugte, ihn sanft auf den Mund küsste. Allerdings zeugte der Kuss dies mal nicht von ungezügelter Leidenschaft, war nicht voller Verlangen und Hitze, sondern war eine harmlose, zärtliche Geste, wohl als Entschuldigung gedacht. Als der Schwarzhaarige den Lippenkontakt brach fiel es Fay schwer ihn nicht erneut an sich zu ziehen, sich damit abzufinden, dass der Ninja sich seine Worte wahrhaftig zu Herzen genommen hatte. „Genug...“ Der warme Atem der dabei sanft sein Ohr strich ließ den Magier erneut erschaudern, dennoch hatte sein Verstand wieder so weit Überhand gewonnen, dass ihm bewusst war, dass Kurogane es ernst meinte. Während der blonde Mann schweigend auf der Matratze lag, beruhigte sich seine Atmung langsam wieder, und als sein Blick den seines Gegenübers traf, merkte er sofort, dass das leidenschaftliche Glühen daraus verschwunden, war einem Ausdruck gewichen den Fay nicht so recht zu deuten vermochte. War es Bedauern darüber, dass sie aufhören mussten? Oder Erleichterung darüber, dass der Ninja wieder Herr über seine Sinne war? Er wusste es nicht. Wieso hatte der Krieger sich überhaupt von ihm gelöst, hatte von ihm abgelassen obwohl der Körper des Magiers ihm doch deutlich vermittelt hatte, dass er mehr wollte? Wieso hatte er verhindert, dass sie... ja... dass sie mit einander geschlafen hatten? Schlagartig wurde dem Magier das Ausmaß ihres Handelns bewusst, wie wenig sie noch davon getrennt hatte, den letzten Schritt aufeinander zu zu wagen. Völlig in seinem Verlangen gefangen hatte er nicht realisiert was sie im Inbegriff gewesen waren zu tun, doch nun, da sein Verstand sich wieder einschaltete, spürte er wie sich seine Wangen alleine bei dem Gedanken an die leidenschaftlichen Geräusche die er bei den zärtlichen Berührungen von sich gegeben hatten röteten. Der sanfte, entschuldigende Kuss und der beruhigende Tonfall des Ninjas, ließen deutlich erkennen, dass es sich auch für diesen nicht um ein bloßes Spiel oder um einfaches körperliches Begehren gehandelt hatte. Es wäre ein Leichtes für den Krieger gewesen weiter zu gehen, die Reaktionen des Magiers hatten offensichtlich gezeigt, dass er sich nicht wehren würde. Nein. Er hatte das Funkeln in den glutroten Augen deutlich erkennen können, diesen Ausdruck der nicht nur von leidenschaftlichem Verlangen, sondern von tiefer Zuneigung zeugte. Allerdings schien Kurogane selbst da noch in der Lage gewesen zu sein, rational zu denken und zu verhindern, dass sie womöglich einen riesigen Fehler begingen. Obwohl es Fay schwer fiel seinem Gegenüber nach den eben geschehenen Ereignissen in die Augen zu sehen, huschten dabei doch immer wieder die Bilder durch seinen Kopf, wie er sich gerade noch stöhnend unter dessen Körper gewunden hatte, zwang er sich dazu den Blickkontakt aufrecht zu erhalten, schaffte sogar ein schwaches Lächeln als er sich aufrichtete. „Die ganze kitschige Dekoration hier drinnen hat wohl unsere Sinne verwirrt... So muss es gewesen sein, nicht wahr, Kuro-sama?“ Ein weiterer verzweifelter Versuch mit einer triezenden Bemerkung das eben Passierte zu rechtfertigen, seine wahren Emotionen nun wieder hinter einer Maske verbergend. Als er sich aus dem weichen Bett hievte merkte er sofort dass seine Beine noch immer leicht zitterten, hatte sich aber so weit unter Kontrolle, dass Kurogane ihm dies wohl nicht anmerkte. Der Magier bückte sich nach dem achtlos auf den Boden geworfene Hemd, zog es sich über den Kopf und trat dann auf die Türe zu. „Ich werde uns dann mal Frühstück besorgen, ja?“ Grinsend wandte er sich noch einmal zu dem ihn leicht verdattert anstarrenden Reisgefährten, ließ ihm aber keine Möglichkeit zu antworten, sondern hatte das Zimmer dann auch schon verlassen. +~+~+ „Die ganze kitschige Dekoration hier drinnen hat wohl unsere Sinne verwirrt... So muss es gewesen sein, nicht wahr, Kuro-sama?“ Das war ja wieder so typisch!! Obwohl der Magier hochrot im Gesicht war, regelrecht glühte, versuchte er mit einem maskenhaften Lächeln und einigen triezenden Worten die Situation zu entschärfen, eine geradezu lächerliche Erklärung für ihr unüberlegtes Handeln zu liefern. Oder besser für sein Handeln. Der Schwarzhaarige wusste, warum er es getan hatte, warum es beinahe eskaliert wäre und kein zurück gegeben hätte. Er hatte es einfach gewollt. Er hatte ihn gewollt. Wollte das eigentlich immer noch, aber der Ninja würde sich hüten, irgendetwas in dieser Art zu tun oder zu sagen. Und was Fays Reaktion auf seine leidenschaftliche Liebkosungen anging, stand außer Frage, dass dieser es genauso gewollt hatte. Aber der Blonde war anscheinend mal wieder damit beschäftigt, seine Maske aufzusetzen, die Mauer zwischen ihnen wieder ein Stück aufzubauen, ihn und sich selbst zu belügen. Im nächsten Moment war er auch schon aufgestanden und bevor Kurogane etwas sagen, oder ihn zurückhalten konnte, verließ er mit einer sehr nach einer Ausrede klingenden Begründung das Zimmer, lief davon. Mal wieder. Der Schwarzhaarige seufzte. Eigentlich hatte er gehofft, das sie die Sache mit dem Weglaufen, wenigstens diese, überwunden hatten. Vielleicht würde es noch ewig dauern, bis der Blonde endlich ganz stehen blieb, und das obwohl es keinen Grund gab vor ihm zu fliehen. Auch wenn die Situation an sich doch relativ unangenehm gewesen war, nachdem sie endlich beide wieder bei Verstand waren. Gar nicht auszudenken, wäre ihre Vernunft erst wieder gekehrt, nachdem sie miteinander geschlafen hatten. Miteinander geschlafen... allein der Gedanke war schon... Argh! Kurogane rieb sich frustriert mit den Händen über die Wangen. Die Bilder die ihm durch den Kopf gingen, wie sich der blonde Magier lustvoll stöhnend unter seinen Berührungen gerekelt hatte, halfen ihm nicht gerade, sich wieder zu akklimatisieren. +~+~+ Tja, alte Gewohnheiten konnte man nun nicht so einfach ablegen, was wohl erklärte weswegen er wieder einmal geflüchtet war. Aber es war nun einmal die einzige logische Reaktion in dieser Situation gewesen, oder etwa nicht? Er hatte versucht ihr leidenschaftliches Intermezzo mit einer triezenden Bemerkung abzutun, damit die knisternde Spannung zwischen ihnen zu entladen, was aber nur dazu geführt hatte, dass er die Mauer zwischen ihnen wieder aufgebaut hatte, sich wie von selbst das maskenhafte Lächeln, das Kurogane so sehr hasste, seine Lippen umspielt hatte. Er hatte gesehen wie der beinahe zärtliche Ausdruck aus dem Gesicht des Ninjas verschwunden war, er einem Moment beinahe müde wirkte, es wahrscheinlich Leid war erneut mit dieser Fassade konfrontiert zu werden. Da war es noch besser gewesen das Zimmer mit einer lächerlichen Ausrede zu verlassen, als weiterhin gezwungen zu versuchen sich mit dem schwarzhaarigen Reisegefährten zu unterhalten, wobei er es nicht einmal schaffte diesem in die Augen zu sehen. Seufzend durchquerte Fay den von edlen Marmorsäulen gesäumten Gang, wunderte sich erneut wie Syaoran es mit dem bisschen verdienten Geld der vorherigen Welt gemanagt hatte, dass sie in einer so luxuriösen Unterkunft übernachten konnten. Lächelnd bemerkte er, dass auch hier überall Tannenzweige angebracht worden waren, und jeder der filigranen Kristallbeleuchtungen behängt war mit glänzendem Schmuck. Dass ihm das bei seiner Ankunft nicht aufgefallen war, er musste wirklich todmüde gewesen sein. Am Ende des Ganges, an dem sich auch die Rezeption befand, war in einer Ecke eine mit roten Kugeln und goldenem Lametta behängte Tanne aufgestellt worden, die zusätzlich noch mit duzenden Plastikkerzen versehen worden war, deren elektrisches Licht im Minutentakt die Farbe wechselte. Er konnte sich bereits denken wie Kurogane auf die geschmückte Empfangshalle reagieren würde, spürte wie das Lächeln auf seinem Gesicht noch etwas breiter wurde, als er sich den finsteren Gesichtsausdruck des Ninjas ausmalte. Das war eindeutig keine Welt für den missmutigen Reisegefährten. Auch wenn er nun bereits viele andere Seiten an diesem kennen gelernt hatte, dass der Schwarzhaarige die funkelnde Pracht über alles verabscheute war so sicher wie die Tatsache, dass Syaoran der Prinzessin voll und ganz verfallen war. Als der beleibte Mann hinter der ebenfalls aus Marmor gefertigten Theke auf ihn aufmerksam wurde, nickte der Magier ihm lächelnd zu, merkte dann dass er langsam wirklich Hunger verspürte, und beschloss sich nach einem eventuellen Frühstück zu erkundigen. Der alte Mann schien sein Anliegen sofort zu verstehen und wies, ohne dass er seine Frage stellen musste, auf eine offenstehende Türe. Als Fay auf diese zu trat konnte er dahinter einen riesigen Speisessaal erkennen, an dessen einer Seite ein stattliches Büfett angerichtet war, dessen Tische sich unter der Last der reichlichen Speisenauswahl beinahe bogen. Als ihm der Duft von frischen Brötchen und heißem Tee in die Nase stieg, meldete sich Fays Magen zu Wort, und er betrat den ebenfalls reich geschmückten Saal, ließ sich an einem der wenigen noch gedeckten Tischen nieder. Höchstwahrscheinlich hatten die meisten Gäste ihr Frühstück bereits eingenommen, was auch erklärte weswegen es völlig menschenleer war, er den Saal für sich ganz alleine hatte. Der Magier beschloss sich erst einmal, um den gröbsten Hunger zu stillen, ein Brötchen zu gönnen, dann Kurogane und die Kinder über das reichhaltige Frühstück zu informieren. Gerade als er aufstand um sich am Büfett zu bedienen, trat eine weitere Person durch die Türe, und als der blonde Mann irritiert aufsah konnte er die Gestalt des schwarzhaarigen Ninjas erkennen, der bei der Fülle von Dekormaterial wirkte als musste er unsagbare Schmerzen erleiden. Da der Magier hinter dem Reisegefährten niemanden ausmachen konnte, konnte er sich bereits denken, dass die Kinder noch schliefen. Er war also erneut mit dem Krieger alleine. Und nun konnte er nicht schon wieder die Flucht ergreifen. +~+~+ Es war doch zum wahnsinnig werden!! Die Bilder wollten nicht verschwinden! Und wenn man das alles etwas drehte, dann konnte man durchaus sagen, dass er auch nicht wollte, dass sie verschwanden. Fays Anblick war fast schon göttlich gewesen, so willenlos und ohne irgendwelche Hemmungen. Entschlossen schüttelte Kurogane den Kopf. So konnte das nun wirklich nicht weiter gehen! Wie so oft in letzter Zeit war er über sein Talent froh, irgendwelche lästigen oder störenden Dinge einfach in einer der hintersten Schubladen seines Kopfes verstauen und sie, wenn auch nur vorläufig, vergessen, oder besser, verdrängen zu können. Seufzend stand der Schwarzhaarige auf. Er würde noch oft genug Zeit haben sich über das eben geschehene den Kopf zu zerbrechen, das musste nun wirklich nicht jetzt sein, zumal sich sein Magen gerade deutlich zu Wort meldete. Immerhin hatte er in den letzten Tagen nicht viel gegessen und sein Zusammenbruch kam ja auch noch dazu. Das hieß sein momentan wichtigstes Problem war wohl, wo er nun etwas zu essen herbekam. Hatte der Magier nicht vor seiner Flucht irgendwas gebrabbelt, von wegen Frühstück? Na ja, da musste er ihn erst mal finden... Allerdings musste sich Kurogane darüber nicht all zu lange den Kopf zerbrechen, denn kaum hatte er diesen Gedanken gedacht, zupfte irgendetwas an seiner rechten Hand, und er hielt sie sich vors Gesicht, betrachtete grinsend den blutroten Faden der an seinem kleinen Finger befestigt war. Na, zumindest das mit dem Finden würde so kein Problem darstellen. Sein amüsiertes Grinsen verschwand allerdings sofort wieder, als er auf den Flur hinaustrat und sich mit einer Menge buntem Dekorkram konfrontiert sah. Sofort sank die Laune des Schwertkämpfers ein Stück, mit jedem neuen Glitzerding an dem er vorbei ging etwas mehr. Wie hirnverbrand mussten die Menschen hier sein, solch sinnlose Zeugs hier aufzuhängen und –zustellen. Er konnte hinter den ganzen kitschigen Schmuck nicht den geringsten Sinn erkennen, außer vielleicht ihn in den Wahnsinn zu treiben. Allerdings hatte er sich und seine Mimik noch relativ gut im Griff, bis ihm dieser bescheuerte Baum in der Eingangshalle den Rest gab. Da stand doch echt so ein... Ding... und freute sich seines Lebens, wobei es aller Minuten die Farben der Lichter wechselte und die überroten Kugeln und das kotzgoldenen Lametta in seltsames Licht tauchten. Kuroganes Gesichtsausdruck rutschte so weit ins mörderische ab, dass der Mann hinterm Tresen, der den Herrn in Schwarz eigentlich hatte fragen wollen ob er etwas suchte, lieber schnellstens hinter seinem lächerlichen, ebenfalls mit einem Strauß aus Tannenzweigen geschmückten Tresen in Deckung ging. Und das war auch besser für ihn. Mit angewidert verzogenem Gesicht versuchte der Ninja diesen flackernden Inbegriff der Hässlichkeit zu ignorieren, folgte stattdessen weiterhin dem Schicksalsfaden und betrat den großen Speisesaal. Für einen kurzen Moment blieb sein Blick an dem blonden Magier hängen, der gerade im Begriff schien von seinem Stuhl aufstehen zu wollen, ihn ebenfalls mit irritierten Gesichtsausdruck musterte. Der Schwarzhaarige entschied sich, nicht weiter auf die jüngsten Ereignisse einzugehen, sondern ignorierte seinen Reisegefährten erst einmal, genau wie die auch hier vorhandenen Dekoration, und wandte seine Aufmerksamkeit erst mal auf das reichlich gedeckte Büfett. Sofort meldete sich sein Hunger wider lautstark und mit einem ergebenen Seufzer stapfte er zum Büfett, und stapelte wahllos alle möglichen Dingen auf ein Tablett, allerdings nichts, was er nicht kannte, und auch nichts, was auch nur annähernd nach Süßkram aussah. Als er einen ansehnlichen Berg auf seinen Teller geladen hatte, ging er zu dem Tisch, an dem Fay immer noch unschlüssig herumstand und setzte sich auf den Platz dem Magier gegenüber, streckte mit einem gequälten Seufzer die Beine aus. Das beste war wohl, wenn er sich dem Blonden gegenüber so verhielt wie immer. +~+~+ Verwirrt blieb Fay neben dem ausgewählten Tisch stehen, verfolgte mit seinem Blick die Bewegungen des schwarzhaarigen Ninjas, der ihn kurz mit seinen rotglühenden Augen streifte, dann aber ohne ein Wort zu sagen auf das Büfett zu steuerte, sich dort erst einmal ein Tablett mit allen möglichen Leckerein voll lud, bevor er schließlich auf ihn zu kam, sich direkt auf dem Platz gegenüber niederließ. Der blonde Magier war froh darüber, dass Kurogane ihm nicht wie befürchtet aus dem Weg ging, statt dessen versuchte ihn so zu behandeln als wäre nie etwas zwischen ihnen vorgefallen. Okay, das war natürlich auf Dauer keine Lösung ihrer Probleme, aber für den Moment würde es so gehen müssen. Bis sie es endlich einmal schaffen würde offen und ehrlich zu reden... Er schenkte dem Krieger ein schwaches, dankbares Lächeln, das zwar noch immer etwas verkrampft wirkte, aber schon bei weitem echter als das direkt nach dem... Vorfall und begab sich dann ebenfalls zum Büfett. Erneut geisterten Bilder ihrer lustvollen Berührungen durch seine Gedanken und er schüttelte entschlossen den Kopf um sie daraus zu vertreiben. Der Magier goss sich aus einer Thermoskanne dampfenden Tee in eine Tasse, packte dann noch zwei Brötchen, Marmelade und ein Stück Kuchen auf sein Teller und kehrte voll beladen zurück zum Tisch. Kurogane hob nur kurz seinen Blick, widmete sich dann wieder dem Essen, sodass sie beide schweigend ihr Frühstück verzerrten. „Sind Sakura-chan und Syaoran-kun bereits wach?“, brach Fay schließlich die Stille als sie ihre Teller geleert hatten. Der Krieger schüttelte den Kopf, wollte gerade zu einer Antwort ansetzen als genau in diesem Augenblick die Stimme des Hotelbesitzers zu hören war, der wohl gerade weiteren Gästen den Weg in den Speisesaal wies und keine Sekunde später erschienen die Prinzessin und ihr Begleiter im Türrahmen. Lächelnd bemerkte Fay das begeisterte Funkeln in den Augen der Prinzessin, der die Dekorationen offensichtlich zu gefallen schienen. Syaoran wirkte ebenfalls entspannt und ausgeschlafen, und man konnte ihm deutlich ansehen wie erleichtert er darüber war, dass das Strahlen in den Augen des Mädchen zurück gekehrt war. Der Junge deutete Sakura sich zu setzen, begab sich währenddessen zum Büffet um etwas zu Essen zu holen. Die Prinzessin ließ sich gerade auf einem der noch freien Stühle nieder, begrüßte sie beide lächelnd, als Mokona, hyperaktiv wie immer, und über und über in goldenes Lametta eingewickelt in den Saal hopste. „Kuro-rin! Fay! Mokona hat bereits Arbeit gefunden! Ihr werdet bestimmt begeistert sein!“ Das hasenähnliche Zaubertier hüpfte erst auf Kuroganes Kopf, dann von dort in den Schoß des Schwarzhaarigen, verlor dabei einige der Lamettafäden, die nun in den Haaren und an der Schulter des Ninjas hafteten, der wirkte als ob er kurz davor war dem Knäuel den Kopf abzureißen. +~+~+ Als die Kinder den Raum betraten lockerte sich die angespannte, schweigsame Spannung zwischen ihnen sofort etwas, da sie sich nun mit irgendwelchen anderen Dingen beschäftigen konnten, nur nicht mehr mit dem jeweils anderen. Kurogane kam nicht darum herum sich zu fragen wie man beim Anblich dieser derbst hässlichen Dekoration nur so begeistert aussehen konnte wie die Prinzessin. Syaorans entspannten Gesichtsausdruck konnte er da schon eher nachvollziehen, immerhin schien es >seiner< Sakura wieder viel besser zu gehen. Das Mädchen setzte sich zu ihnen an den Tisch, während ihr Beschützer sich um das Frühstück kümmerte und wünschte ihnen lächelnd einen guten Morgen. Bevor allerdings einer von ihnen den Gruß erwidern konnte, kam auch schon die weiße Nervkugel in den Saal gesprungen, bloß dass sie diesmal nicht mehr weiß war, sondern so über und über mit goldenem Lametta umwickelt, sodass das weiche Fell kaum noch zu sehen war. „Kuro-rin! Fay! Mokona hat bereits Arbeit gefunden! Ihr werdet bestimmt begeistert sein!“ Der Schwarzhaarige war jetzt schon alles andere als begeistert, vielmehr spürte er brodelnde Wut in sich aufsteigen, als das nervige runde Etwas auf seinen Kopf hüpfte und ihn dabei ebenso mit Lamettaflusen eindeckte, die sich dann auf grund ihrer Farbe auch noch so schön von deinen schwarzen Haaren und der dunklen Kleidung abhoben. Dann kugelte sich das glitzernde Zauberwesen in seinen Schoß und strahlte von unten mit dem Lametta um die Wette, worauf der Ninja es packte und am liebsten auf den Tisch geschmettert hätte, dies aber, mangels anderer, weniger nervtötender Viecher die in der Lage waren die Dimensionen zu wechseln, unterlies und das hasenähnliche Tier nur auf die Tischplatte drückte und mit einem gereizten Knurren hin und her kurbelte. „Hyuuu!! Kuro-tan ist sau-auer!!! Dabei hat er doch noch gar nicht gehört, was für eine tolle Arbeit ich für ihn gefunden habe!“ „Will ich auch gar nicht!“, war die geblaffte Antwort auf Mokonas begeistertes Gequietsche. Mittlerweile drückte Kurogane das Manjuu so fest auf die Tischblatte, dass es nur noch nuschelnd sprechen konnte. „Du freuscht disch sischer!!“ trällerte es und klang dabei wie ein zu Brei gelatschter Frosch während es fröhlich mit allen Vieren zappelte. „Du dafscht nähmlisch Weihnaschtsmann schein!“ Der Schwarzhaarige, noch immer über und über mit Lametta bedeckt, war so überrascht, das er Mokona los ließ, welches sich auch sogleich außerhalb seiner Reichweite flüchtete, dabei amüsierte Katzenlaute von sich gab. Bitte was für ein Ding? Was war den ein Weihna...was auch immer? Das klang ja schon total beschränkt, würde also mit Sicherheit nichts gutes bedeuten „Was soll das bitte sein?“ Diesmal übernahm es Sakura, ihm zu erklären um was es ging. Anscheinend wollte sie nicht, dass das Manjuu den Ninja noch weiter reizte und einen Wutanfall seinerseits herausforderte. „Hier in dieser Welt ist momentan Weihnachten, das Fest der Liebe, an dem man den Menschen, die einem etwas bedeuten ein Geschenk macht und den Abend mit ihnen verbringt. Und der Weihnachtsmann ist die Person, die diese Geschenke verteilt.“ +~+~+ Fay konnte sich ein amüsiertes Lächeln nicht verkneifen als Kurogane die Prinzessin auf ihre Erklärung hin wie vom Donner gerührt ansah. „Kuro-rin darf Geschenke verteilen? Ein überaus passender Job...“ Die Stimme des Magiers strotzte vor belustigter Ironie, was der Ninja mit einem tödlichen Blick in seine Richtung quittierte. „Wah... Kuro-sama ist sau-auer!“, wiederholte der blonde Mann die Worte des Zauberwesens im selbigen singsangartigen Tonfall. Dieses mal war es kein verzweifelter Versuch die Spannung zwischen ihnen zu lockern, die Bemerkung war ihm ganz von selbst über die Lippen gekommen, der Grund dafür war wohl, dass er es nach wie vor liebte den Schwarzhaarigen mit Mokona zusammen auf die Palme zu bringen. Der Ninja schien genau das zu merken, konnte man trotz seines grimmigen Gesichtausdruck ein erleichtertes Funkeln in seinen Augen ausmachen. Die Mauer zwischen ihnen stand nach wie vor, doch immerhin schienen sie erneut ein paar Steine davon abgebaut zu haben. Das weiße Knäuel öffnete just in diesem Moment seinen Mund, beförderte aus seinem etliche Dinge verbergenden Körper einen braunen Leinensack. Die Prinzessin bückte sich, öffnete ihn und beförderte den Inhalt ans Tageslicht. Eine knallrote mit weißem Plüsch eingefasste Jacke, folgte der Hose und einer Mütze in selbiger Farbe, welche Sakura mit einem weißen, unechten Bart zusammen vor Kurogane auf den Tisch legte, der das Mädchen fassungslos anstarrte und nur wortlos den Kopf schüttelte. Als die Prinzessin ihm schließlich auch seine Arbeits“uniform“ überreicht hatte, ein weißes Kleid, an dessen Rücken ein Paar glitzernde Flügel angebracht worden waren, eine lange blonde Perücke und ein goldener Heiligenschein konnte er sich ein ironisches Grinsen nicht verkneifen. Gerade er ein Engel... Was für eine Ironie. Waren diese Wesen nicht normalerweise unbefleckt und rein? Das genaue Gegenteil von ihm... Abwesend drehte Fay den Heiligenschein in seinen Händen, spürte dann den rotglühenden Blick des Ninjas auf sich ruhen und sah ihn lächelnd an. In den durchdringenden Ovalen seines Gegenübers war deutlich zu sehen wie sehr er dieses Verhalten missbilligte, wie sehr er es hasste, dass er erneut im Inbegriff war seine Maske aufzusetzen, doch daran konnte er im Moment wohl nichts ändern. Auf alle Fälle versprach der Job lustig zu werden, würde sie hoffentlich den Tag über von ernsteren Themen ablenken. Nicht, dass er unbedingt begeistert war ein Kleid tragen zu müssen, doch ihre Arbeit schien nicht sonderlich anstrengend zu werden, was ihn dafür mehr als entschädigte. Und die Aussicht darauf Kurogane in dem weiß-roten Weihnachtsmannoutfit bewundern zu dürfen, war ebenfalls ein großer Pluspunkt. Dieses Fest gefiel ihm eindeutig von Sekunde zu Sekunde besser. Wenn es dem ganzen auch einen bittersüßen Nachgeschmack verlieh, dass es sich dabei gerade um das "Fest der Liebe" handelte. +~+~+ Das konnte doch jetzt nicht ihr Ernst sein! Dieses... Ding – Kurogane sträubte sich das Zeug überhaut als Kleidung zu bezeichnen - dieses grottenhässliche, zum Würgen quietschrote Zeug sollte er doch nicht wirklich anziehen?! Die widerwärtige Farbe und dieses Plüschgehmurkse und... und erst der BART! Waren hier denn alle total irre? Es grenzte doch an Menschenrechtsverletzung, so etwas tragen zu müssen. Und noch dazu sollte er Geschenke verteilen! ER! Das war einfach nicht zu fassen!! Wortlos, nicht in der Lage irgendwas zu sage und mit mehr als verrutschtem Gesichtsausdruck schüttelte der, immer noch mit goldflimmerndem Lametta bedeckte Schwarzhaarige immer wieder angewidert den Kopf, hoffte, dass dies hier alles nur ein überaus geschmackloser und grausiger Alptraum war. Da er allerdings enttäuscht wurde und er, seit er mit der kleinen Gruppe unterwegs war, ohnehin an derartige Dämlichkeiten gewöhnt war, kapitulierte er nur mit einen zutiefst bodenlosen Seufzer, wusste er doch, dass ihm am Ende sowieso keine andere Wahl bleiben würde. Um sich wenigstens ein bisschen von seinem Elend abzulenken, richtete der Ninja seine Aufmerksamkeit jetzt auf die anderen Kostüme, die die Prinzessin noch aus dem braunen Leinensack zu tage brachte. Die beiden seltsam anmutenden, tannengrünen Kleidungsgarnituren, eine davon ein Kleid, die andere eine Art Uniform, die mit übertrieben vielen Fransen ausgestattet waren, waren mit Sicherheit für die Kinder bestimmt. Ebenso wie die beiden lächerlichen, ebenfalls in grün gehaltenen Zipfelmützen. Die beiden waren auch nicht gerade zu beneiden, auch wenn sie von weißen Plüschkragen verschont blieben. Allerdings setzte das Kostüm, das vor dem Magier ausgebreitet lag, der ganzen Sache ja noch die Krone auf. Ein weißes, vor Spitze und Schleifen gerade so strotzendes Kleid an dem zwei überraschend echt aussehende, glitzernde Flügel angebracht waren, eine lange blonde Perücke, die Fay´s natürlicher Haarfarbe erstaunlich glich und ein goldener Heiligenschein. Ein Engelskostüm... jetzt ganz im Ernst? Fay und ein Engel? Das war doch ein Paradoxon der heftigsten Sorte! ...Oder nicht...? Und vor allem, ein Kleid? Der blonde Mann hatte ja wirklich das ganz große Los gezogen... Das konnte er selbst ja beinahe froh über sein eigenes Outfit sein. Der heutige Tag würde mit Sicherheit der Schlimmste der letzten Wochen werden! Noch viel schlimmer als alle Leichenberge, oder harten Arbeitstage die in einem Zusammenbruch endeten oder damit, das man über seinen blonden Reisegefährten herfiel. Sofort musste der Schwertkämpfer sich zwingen, seine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken, da einige Bilder der vergangenen Stunde nach oben zu kommen drohten, was er im Moment wirklich nicht gebrauchen konnte. Stattdessen beobachtete er Fay, der gerade mit einem abwesenden Lächeln den Heiligenschein in den Händen drehte, einen etwas trübsinnigen Ausdruck in seinem blassblauen Blick aber dennoch das maskenhafte Lächeln auf den Lippen, auch wenn dieses nun etwas ironisch wirkte. Sein Gegenüber registrierte den rubinroten durchdringenden Blick, reagierte mit einem weiteren falschen Lächeln. Würde das denn niemals aufhören? Vor kurzem noch hatte er ihn fast alles mit sich anstellen lassen, und nun schaffte er es nicht einmal seine wahren Emotionen und Gefühle zu zeigen. Es war zum Verzweifeln. Und darüber hinaus war es deprimierend und stimmte den Schwarzhaarigen traurig, dass der andere Mann, obwohl sie schon so viel zusammen durchgemacht hatten, ihm noch nicht einmal so weit vertraute. Mokona, das entweder gemerkt hatte, dass er in etwas bedenkliche Gedankengänge abzurutschen drohte, oder ihm einfach nur auf die Nerven gehen wollte, packte den weißen Kunstbart und sprang, begleitet von einem erneutem Lamettaregen, wieder auf seine Schulter. „Kuro-pi!! Probier mal den schicken Bart an!!“, verlangte der Hefeknödel lautstark, wobei er ihm das besagte unechte Teil gegen die Wange drückte und ihn damit unangenehm kitzelte. „Wieso sollte ich?“ Knurrend versuchte der Ninja das Flummi loszuwerden, doch dieses erwies sich heut als überaus hartnäckig und ausdauernd. Nach fast zehn Minuten unentwegtem „Bütäääääää!!“ und „Och, Kuro~...“ war dieser mit den Nerven so weit am Ende, dass er sich einfach geschlagen gab. Er bedachte das weiße Zaubertier noch einmal mit einem tiefen Knurren und einem so mörderischen Blick, dass es eigentlich sofort tot umfallen hätte müssen, dann ergab er sich seinem grausamen Schicksal und streiften den struppigen weißen Rauschebart über. „Hyuu! Hyuuu~!!!“ Mokona strahlte über sein ganzes weißflauschiges Gesicht und schien sich bei Kurogane´s Anblick bestens zu amüsieren. „Das steht dir Kuro-wan!! Allerdings macht dich der Bart etwas alt!“ „Ich geb dir gleich ALT du nervtötendes Vieh!!“, brauste der schwarzhaarige Krieger sofort auf und wollte das Manjuu packen, doch dieses war schneller und schon aus seiner Reichweite, bevor dieser es erreichen konnte, summte übermütig und hatte anscheinend Selbstmordgelüste. „Kuro-mune ist a~haa~alt!!“ +~+~+ Während die Kinder sich ihrem Frühstück widmeten und Kurogane seinen Kleinkrieg mit Mokona fortsetzte, erhob sich der blonde Magier, wies seine Reisegefährten noch darauf hin sich zu beeilen, da sie laut dem fröhlich vor sich hin summenden und auf den Nerven des Ninjas rumtrampelnden Knäuel in nicht einmal einer halben Stunde im Einkaufstempel mit dem klingenden Namen „Palace“ sein sollten um dort ihre neue Arbeitsstelle anzutreten, bevor er, sein Kostüm unter dem Arm, den Speisesaal verließ um sich umzuziehen. Als sich wenige Minuten später die Türe zu ihrem Zimmer öffnete und der Krieger eintrat, blieb er wie angewurzelt im Türrahmen stehen, den Blick auf den Magier gerichtet, dessen blasses Gesicht nun eine Mähne aus langen platinblonden Haaren umspielte und der sich gerade einen erbitterten Kampf mit dem Reißverschluss des weißen Kleides lieferte. Die langen Haare und das über und über mit Rüschen verzierte Kleidungsstück hoben die weiblichen Züge des Magiers noch deutlicher hervor, ließen diesen beinahe wirklich wie eine hübsche Frau erscheinen. Durch die unsicheren Schritte die Fay in den zu dem Kostüm gehörenden Schuhen machte zerstörte der Mann allerdings augenblicklich das engelsgleiche Erscheinungsbild, riss Kurogane dadurch aus seiner Erstarrung. Erst als der Ninja in das Zimmer trat, wurde der Magier auf ihn aufmerksam, unterbrach seinen ohnehin aussichtlosen Versuch den Reißverschluss des Kleides selbst zu schließen, wandte seinen gespielt gequälten Blick stattdessen dem Reisgefährten zu. „Als Mokona uns den neuen Job verkündet hat, habe ich gedacht, dass es dieses Mal eine leichte Arbeit sein wird... Allerdings bin ich mir da nun nicht mehr wirklich sicher...“ Er trat auf den Krieger zu, hatte Mühe dabei nicht zu stürzen, da sich das gebauschte Kleid angezogen in eine absolute Stolperfalle verwandelte, er bei jedem Schritt auf den Saum des Unterrockes zu steigen drohte. „Und ich bin mir ziemlich sicher, dass du nicht gewillt bist zu tauschen, oder Kuro-pyon?“ Als vor seinen Augen das imaginäre Bild von Kurogane in dem Prinzessin ähnlichen Kleid erschien, erschauderte der Magier. Diese Vorstellung war ja nun wirklich mehr als abstrus. Obwohl Fay es eigentlich verhindern hatte wollen, den Ninja um Hilfe zu Bitten, sah er nun doch keine Möglichkeit als sich von diesem den störrischen Reißverschluss schließen zu lassen. Er zögerte kurz, wandte dem schwarzhaarigen Mann dann den Rücken zu, wo zwischen den weißen Stoffmassen noch blasse Haut hervorschimmerte. „Kannst du... mir kurz helfen?“ Er versuchte seiner Stimme einen ungerührten Tonfall zu verpassen, konnte trotz allem nicht verhindern, dass man ihm anmerkte, wie viel Überwindung es ihn kostete diese Frage zu stellen. +~+~+ Nachdem Mokona ihn endlich in Frieden ließ und sich eine andere Beschäftigung suchte, was diesmal darin bestand das Büfette aufs ärgste zu plündern und überall goldenen Lamettafäden zu hinterlassen, seufzte Kurogane erleichtert und entschied, es dem Magier gleich zu tun und wieder zurück aufs Zimmer zu gehen. Nicht weil er so unbedingt dieses erniedrigende Kostüm anziehen wollte, sondern um schnellstmöglich aus dem Einflussbereich des weißen Manjuus zu kommen. Also klemmte er sich die Weihnachtsmanngarnitur unter den Arm und verließ den Speisesaal. In Gedanken versunken betrat der Ninja das Zimmer, welches er sich mit dem Magier teilte, blieb aber auf der Schwelle wie angewurzelt stehen, und ließ beinahe die Kleidungsstücke in seinem Arm los. Mitten im Raum stand... nun... ein Engel. Das hübsche, überaus weiblich anmutende, blasse Gesicht eingerahmt von einer Mähne aus langem platinblondem Haar, gehüllt in mehr lilienweiße Spitze als es eigentlich auf dieser Welt geben sollte. Kurogane brauchte überhaupt erst einmal einige Augenblicke um die Person zu erkennen. Im Endeffekt war es das rüschenüberladene Kleid, und die Tatsache, dass die Person die drin steckte ziemlich unengelhaft in den zum Kleid gehörenden Schuhen hin und her stolperte, die ihn in die Realität zurück brachten. Fay. Natürlich, wer sonst...? Innerlich über sich selbst fluchend, dass er beim Anblick des Blonden so erstarrt war, betrat er jetzt das Zimmer, schloss die Tür hinter sich. Sein Reisegefährte, der bis eben verzweifelt damit beschäftigt gewesen war, den Reisverschluss am Rücken des Kleides zu schließen, sah auf und lächelte etwas gequält. Während dieser dann sprach trat, oder besser wankte, er ein paar Schritte auf ihn zu, schien bei jedem Schritt fast über seine eigenen Füße oder den Saum des unpraktisch langen Kleidungsstückes zu stolpern. Die rhetorische Frage, ob sie nicht tauschen wollten quittierte der Schwarzhaarige nur mit einer zuckenden Augenbraun und einem mehr als tödlichen rotglühenden Blick. „Kannst du... mir kurz helfen?“ Auch wenn der Schwarzhaarige das Gesicht seines Gegenübers, der sich jetzt mit dem Rücken zu ihm drehte, nicht sehen konnte, hörte er in Fays Stimme ziemlich deutlich, wie viel Überwindung es diesen kosten musste, ihn um Hilfe zu bitten. Ob das nun generell an seinem Stolz lag, oder aber an dem letzten Vorfall, wusste Kurogane nicht zu sagen, war es ihm doch gelinde gesagt auch völlig egal. Wortlos betrachtete er den Mann vor sich, bevor er die Hände hob und ihm die langen unechten Haare mit einer sanften Bewegung über die Schultern nach vor strich, so sowohl den Rücken als auch den Nacken des Magiers freilegte. Und obwohl er wusste, dass er mal wieder etwas total bescheuertes tat, dass er seinen Vorsatz, Fay so zu behandeln wie immer, damit brach, konnte er einfach nicht widerstehen. Langsam beugte er sich zu dem Kleineren hinunter, legte sanft die Lippen in dessen Nacken. Sein warmer Atem strich über die weiche Haut den Magiers, während er seine Lippen etwas wandern ließ, dann die Berührung noch intensivierte, indem er sich sanft festsaugte, auf der elfenbeinfarbenen Haut ein rotes Mal hinterließ. Der Gedanke, dass der Blonde dieses deutliche Zeichen noch einige Zeit lang tragen würde, gefiel ihm, weswegen er sich wenig Gedanken machte, was andere denken würden, wenn sie dieses entdecken würden. Kurz leckte er noch entschuldigend über die gerötete Stelle, bevor der rationale Teil seines Verstandes wieder vollends die Kontrolle übernahm, und er sich löste, das tat, was er eigentlich nur hatte tun sollen, und den Reisverschluss zuzog. Dann ließ er ohne einem weiteren Wort von dem Magier ab, warf stattdessen sein Kostüm aufs Bett und zog sich das Hemd über den Kopf. Er war ja so ein Idiot! Wieso hatte er sich verdammt noch mal nicht zusammenreißen können? +~+~+ Völlig regungslos stand der blonde Magier da, wartete darauf, dass Kurogane ihm den störrischen Reißverschluss zuzog, konnte nicht verhindern, dass er kaum merklich zusammen zuckte, als der Ninja seine nackte Haut berührte als er ihm mit einer sanften Bewegung die unechten langen Haare über die Schultern strich, um diese nicht einzuklemmen. Den Reisegefährten direkt hinter sich zu spüren machte Fay nervös, jagte erneut die morgendlichen leidenschaftlichen Bilder durch seinen Kopf und er hoffte verzweifelt, dass dieser einfach schnell den Reißverschluss zu ziehen würde, er wieder ein paar Meter Abstand zwischen sie bringen konnte. Gerade als er dachte, dass der Krieger seiner Aufforderung nachkommen würde, merkte er wie dieser ihm noch näher war, spürte den warmen Atem des Schwarzhaarigen in seinem Nacken. „Kuro-sama, das kitzelt...“ Der Versuch seine Stimme amüsiert und belustigt klingen misslang kläglich, stattdessen wirkte der Tonfall eher gehetzt und nervös. Kurogane schien diese Worte allerdings ohnehin nicht wirklich zu hören, denn anstatt sich von ihm zu entfernen, spürte Fay plötzlich die weichen Lippen des Kriegers auf der sensiblen Haut seines Nackens, konnte nicht verhindern, dass ihm ein überraschtes Keuchen entfuhr. Obwohl sein Verstand innerlich aufschrie, ihn verzweifelt dazu bewegen wollte Abstand zwischen sich und den Reisegefährten zu bringen, fühlte er sich nicht in der Lage sich zu bewegen, sein eisblaues, nicht von der Klappe bedecktes Auge starrte weit aufgerissen ins Nichts. Er fühlte wie die Lippen des Ninjas zärtlich über seinen Nacken glitten, er schließlich daran saugte, mit Sicherheit ein sichtbares Mal auf seiner blassen Haut zurück ließ. Keine Sekunde später löste Kurogane sich auch schon wieder von ihm, zog den Reißverschluss des Kleides hoch, wandte sich dann ohne ein weiteres Wort ab, beförderte sein Kostüm auf das Bett und begann ebenfalls damit sich umzuziehen. Erst jetzt merkte Fay, dass er vor Anspannung die ganze Zeit über den Atem angehalten hatte, atmete stoßweise aus. Sein Herz schlug ihm noch immer bis zum Hals, mit einer solchen Intensität dass der blonde Magier beinahe das Gefühl hatte, dass sogar der schwarzhaarige Mann am anderen Ende des Raumes es hören musste. Was hatte der Ninja damit bezwecken wollen? Wieso war er ihm erneut so nahe gekommen? Hatte er die Kontrolle über sich verloren? Das konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen, war es doch immerhin Kurogane gewesen der am Morgen noch genügend bei Verstand gewesen war um sie vor einem riesigen Fehler zu bewahren. Als er sich schließlich endlich im Stande fühlte sich zu dem Krieger umzudrehen ließ ihn der Anblick seines Gegenübers schlagartig das eben Passierte vergessen. Der weiße Bart hatten den Ninja wirklich einige Jahre altern lassen, das mit weißem Plüsch eingefasste rote Kostüm passte wie angegossen. Kurogane wirkte als ob er einem der kitschigen Weihnachtsgemälde im Speisesaal entsprungen war. Obwohl Fay sich krampfhaft darum bemühte seine Belustigung nicht allzu offensichtlich zu zeigen, den Mann der ihn sowieso bereits mit einem finsteren Gesichtsausdruck bedachte nicht weiter auf die Palme zu bringen, verrieten ihn seine zuckenden Mundwinkel schon bevor er schließlich laut los lachte. „Absolut kuschelig, Kuro-tan! Der Traum aller Kinder!“ +~+~+ Während Kurogane sich umzog, dabei so wenig wie möglich daran dachte, was er da gerade anzog, geisterten seine Gedanken um das eben Geschehene. Wieso zum Teufel hatte er das getan? Hatte er einfach die Beherrschung verloren? Nun, in gewisser Weise, aber sein Verstand war die ganze Zeit voll da gewesen... Er hatte genau gewusst, was er tat. Aber wieso dann? Weil es ihm einfach nicht möglich war, Fay so zu behandeln wie früher. Viel zu viel war ihm in den letzten Tagen klar geworden, darüber was der Magier ihm bedeutete, welche Gefühle er für diesen hatte. Deswegen hatte er ihn wieder unter seinen Lippen spüren wollen, wenn auch nur kurz. Ob sein Reisegefährte die Geste der Zuneigung nun verstand, oder sie ihn einfach nur total verschreckte, das wusste er nicht, war sich über diese möglichen Konsequenzen aber im klaren gewesen. Auch wenn der Schwarzhaarige ihn mittlerweile gut kannte, fast immer durchschaute, so wusste er dennoch nicht, wie dieser am Ende darauf reagieren würde. Resigniert seufzend knöpfte er die rote, mit weiß beplüschte Jacke zu, band den breiten schwarzen Gürtel um, der so ziemlich das einzige war, was ihm an diesem lächerlichen Kostüm zumindest etwas gefiel. Er konnte nur hoffen, dass er nicht so bekloppt aussah, wie eine dieser seltsamen kitschigen Figuren auf den Bildern in der Eingangshalle. Allerdings war es immerhin schon einmal ein Trost, dass er zumindest nicht deren Leibesfülle hatte. Das letzte Fünkchen Hoffnung, das er doch noch um diese Schmach drum herum kam, verblasste, als er letztendlich genervt den künstlichen Bart über den unteren Teil seines Gesichtes zog und die komische, rote Mütze, die am Ende mit einem weißen Fellbommel versehen was, aufsetzte. Als er dann komplett verkleidet aufschaute traf er auf den blassblauen Blick des Magiers, worauf sich sein Gesicht sofort verfinsterte. Das amüsierte Glitzern in den Augen seines Gegenübers, das verräterische Zucken seiner Mundwinkeln, all das entging dem Ninja nicht, und als Fay dann in lautes Gelächter ausbrach, konnte er sich nur mit Mühe davon abhalten Souhi zu ziehen, das leider, oder zum Glück des Magiers, auf der anderen Seite des Raumes an der Wand lehnte. „Absolut kuschelig, Kuro-tan! Der Traum aller Kinder!“ Sofort kochte dem Ninja die Wut hoch und er setzte sich in Bewegung, während er sich den Bart wieder von Gesicht zog, um den Magier, der sich vor Lachen kaum halten konnte, zu erwürgen. Dieser ergriff die Flucht, dachte aber nicht mehr an den langen Fummel den er trug und geriet ins straucheln, wodurch er eher gegen Kurogane stolperte, als von ihm weg. Ganz reflexartig griff der Schwarzhaarige zu, damit der andere nicht stürzte und zog ihn an sich. Als er spürte, wie der Magier aufgrund der plötzlichen Nähe zur Salzsäule erstarrte, wusste er wie er sich für das Auslachen rächen konnte. Mit einem gefährlichen Grinsen legte er beide Arme um Fays Taille, zog diesen fest an sich, sodass sich ihre Nasenspitzen fast berührten. „Wenigstens trage ich kein rüschenüberladenes Kleid, mein Engel.“ Der sarkastische Unterton in seiner Stimme, der vor allem bei dem eigentlichen Kosenamen so deutlich herauszuhören war, wies eindeutig darauf hin, dass er sauer war. +~+~+ An dem wutentbrannten Gesichtausdruck seines Gegenübers konnte der Magier deutlich erkennen, dass er wohl zu weit gegangen war, wandte sich noch während der Ninja sich den Bart vom Gesicht zog um um zu flüchten. Dabei wurde ihm allerdings erneut das bodenlange Kleid zum Verhängnis. Natürlich trat auf den Saum des Unterrocks, geriet ins Straucheln, taumelte anstatt von Kurogane weg direkt auf diesen zu. Es war alleine dessen schnellen Reflexen zu verdanken, dass er nicht zu Boden ging, dabei womöglich noch das nur geborgte Kleidungsstück zerriss. Fay erstarrte augenblicklich als sich die muskulösen Arme um seinen Körper schlangen, das Lachen blieb ihm im Hals stecken. Obwohl er nun wieder sicher auf dem Boden stand, es keinerlei Grund mehr gab ihn weiterhin festzuhalten, ließ der Krieger ihn nicht los. Im Gegenteil, der Reisegefährte zog den blonden Magier mit einem Unheil verkündenden Grinsen noch näher an sich heran. Fay versuchte sich erfolglos aus dem stahlharten Griff zu befreien, sah aber schnell ein, dass er nicht den Hauch einer Chance hatte. „Wenigstens trage ich kein rüschenüberladenes Kleid, mein Engel.“ Hätte er nicht längst am Gesichtausdruck seines Gegenübers gemerkt, wie sauer dieser war, sein sarkastischer Tonfall bewies es nun eindeutig. „Kuro-pyon, als Weihnachtsmann musst du lieb und freundlich sein, sonst schüchternst du die Kinder ein...“ Bevor Fay es verhindern konnte war ihm die tadelnde Bemerkung auch schon über die Lippen gekommen, und am sich nun noch fester um seine Taille legenden Griff merkte der Magier sofort dass er das Fass nun entgültig zum Überlaufen gebracht hatte. Es war wohl nur Mokona zu verdanken, das gefolgt von den ebenfalls bereits umgezogenen Kindern, in den Raum hüpfte, sich fröhlich zwischen die beiden Männer katapultierte, dass Kurogane ihm nicht den Kopf abreißen konnte. Fay nutzte den Überraschungsmoment, schaffte es dank dem etwas gelockerten Griff sich zu befreien und rettete sich hinter Sakura und Syaoran, die sie mit großen Augen anstarrten. Da er bei dem erneuten Fluchtversuch sogar daran dachte den Saum des Kleides anzuheben, stürzte er dieses mal nicht, hatte nur Mühe in den Schuhen zu laufen. „Sakura-chan, Syaoran-kun, beschützt mich, Kuro-wan hat noch nicht ganz verstanden wie sich ein Weihnachtsmann verhalten soll!“ Nun da er sich in sicherer Entfernung befand, Kurogane gerade dabei war Mokona zu lynchen, fühlte sich Fay wieder sicher genug um eine weitere triezende Bemerkung hinterher zu schießen. +~+~+ Diese elende blonde...!! Er legte es heute anscheinend wirklich darauf an. Dass der Magier ab und an sterben wollte war für Kurogane ja nichts neues, aber dass Fay auf einmal einen langsamen und qualvollen Tod bevorzugte, das war mal was andere. Und der Ninja war diesmal wirklich drauf und dran gewesen, die Beherrschung zu verlieren. Er hatte schon überlegt ob man mit dem roten Faden, der momentan sinnlos, aber auch nicht störend, an seiner Hand befestigt war, auch jemanden erwürgen konnte, bevorzugt die Person am anderen Ende. Zum Glück für alle Beteiligten waren aber just in dem Moment in dem sich der Schwarzhaarige entschied es auf einen Versuch ankommen zu lassen, die Kinder und das weiße Knäuel in en Raum gekommen und hatten ihn von seinem Vorhaben abgebracht, zumal der Blonde seine kurze Überraschung genutzt und schnell die Flucht ergriffen hatte. Besser so. Da sich Mokona sogleich wieder mit liebevoller Hingabe seiner Lieblingsbeschäftigung widmete und den Schwertkämpfer mit den erneuten Nervattacken von seiner Wut ablenkte, beruhigte sich dieser auch bald wieder, oder besser, ließ seinen Ärger an dem weißen Staubfussel aus. Schlussendlich richtete Kurogane seine Aufmerksamkeit dann auf die beiden Kinder, die nun wirklich das Beruhigendste im Raum waren. Die Prinzessin und ihr Beschützer, beide etwas rot um die Nase, sahen in ihren grünen Kostümen ebenfalls ziemlich lächerlich aus, allerdings sicher nicht so schlimm wie er oder der Magier. Obwohl... lächerlich traf es bei dem Blonden nicht ganz... Der Ninja schob diesen irrelevanten Gedanken beiseite, konzentrierte sich lieber erst einmal auf das bevorstehende. „Was muss ich eigentlich machen, außer dieses dämliche Kostüm tragen?“ Auf die Frage hin lächelte ihn Sakura etwas unsicher an. „Naja... der Weihnachtsmann...ähm...“ Ihr Zögern zeigte deutlich, wie sicher sich das Mädchen war dass er von seiner Aufgabe nicht begeistert sein würde. „Der Weihnachtsmann nimmt kleine Kinder auf den Schoß, hört sich an, was diese sich zum Fest wünschen und schenkt ihnen dann etwas.“ Na KLASSE!!! Als sie zehn Minuten später im >Palace<, dem Einkaufszentrum in dem sie arbeiten sollten, ankamen, hatte sich an Kuroganes fassungslosem Zustand noch nicht viel verbessert. Das konnten die doch nicht von ihm verlangen! Das war so etwas von... abartig! Er als Ninja kleine Kinder auf den Schoß nehmen... Kaum hatten sie das Büro des Managers erreicht wurde die kleine Gruppe auch schon von diesem freudig in Empfang genommen. Der etwas ältere, wohlbeleibte Mann war sofort begeistert und betrachtete jeden von ihnen genauer, wobei er bei dem Magier begann, geradezu entzückt um diesen herumwuselte. „Aber nein! Wie reizen! Sie sind für diese Rolle wie geschaffen, mein Fräulein!“ Fay öffnete den Mund, ob sich nun für das Kompliment zu bedanken, oder den Mann darauf hinzuweisen, das er kein Fräulein war, aber dieser war schon weiter, begutachtete jetzt Syaoran und Sakura. Für die beiden hatte er ähnlich begeisterte Ausrufe parat, bevor er sich an den >Weihnachtsmann< wandte. Bei dessen mörderischem, glutroten Blick blieben ihm allerdings die Lobeshymnen im Halse stecken und er nickte nur schnell, bevor er sich beeilte, möglichst viel Abstand zwischen sich und den wütenden Ninja zu bringen. +~+~+ Da das Einkaufszentrum, in dem sie vorübergehend arbeiten sollten, mit seiner unverkennbaren Glasfassade mitunter das höchste Gebäude der Stadt war hatten sie keine großen Problem es zu finden, erreichten das Büro ihres Arbeitgebers sogar etwas früher als vereinbart. Als sie eintraten unterbrach der grauhaarige Mann, der hinter einem wuchtigen über und über mit allem möglichen Weihnachtsschnickschnack, den die Kaufhauskette wohl vertrieb, beladenen Schreibtisch saß, seine Zeitungslektüre, stand sofort begeistert auf um sie näher in Augenschein zu nehmen. „Aber nein! Wie reizend! Sie sind für diese Rolle wie geschaffen, mein Fräulein!“ Verwirrt blickte Fay den beleibteren Herren an, der mit strahlenden Augen um ihn herumlief, dabei verzückt an den Rüschen des Kleides herumzupfte, wollte dann gerade den Mund öffnen um sich grinsend für das Kompliment zu bedanken, doch dieser hatte seine Aufmerksamkeit bereits den beiden Kindern zugewandt, stieß bei deren Anblick selbige Entzückungsrufe aus. Als der Direktor des Einkaufszentrums sich nun dem eigentlichen Mittelpunkt ihrer Gruppe widmen wollte, sein Blick die rotglühenden Augen des Ninjas trafen, entgleisten seine Gesichtszüge einen Moment, bevor er einige Schritte zurück wich, sich schnell wieder hinter seinen Schreibtisch verzog um so möglichst viel Abstand zwischen sich und Kurogane zu bringen. Seiner nun gefurchten Stirn konnte Fay deutlich entnehmen, dass der vor wenigen Sekunden noch vollends beigeisterte ältere Herr bei dem Anblick des missmutigen Weihnachtsmann seine potentiellen Einnahmen bereits verschwinden sah, und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Nachdem ihr Arbeitgeber ihnen erklärt hatte, dass in der riesigen Vorhalle extra für diesen Anlass eine künstliche Renntierkutsche aufgestellt worden war, auf der sie Platz nehmen sollte, führte der Direktor sie dorthin, verabschiedete sich dann schnellstens als er die unheilverkündenden zuckenden Augenbrauen des Kriegers bemerkte. Obwohl Fay erneut eine triezende Bemerkung auf der Zunge lag, schluckte der Magier diese hinunter, wusste dass Kurogane ohnehin kurz davor war zu explodieren. Widerstrebend und leise vor sich hin fluchend nahm der Reisegefährte schließlich auf dem Schlitten, der von vier grinsenden Renntieren aus Plastik „gezogen“ wurde, Platz, bedachte Syaoran, der ihm einen großen braunen Sack überreichte, in dem wohl die Geschenke für die Kinder verstaut waren, nur mit einem finsteren Blick. Den Nachmittag hatten Fay, die Prinzessin, Syaoran und Mokona alle Hände damit zu tun, die bei dem Anblick des mürrischen Weihnachtsmannes nicht selten in Tränen ausbrechenden Kinder zu trösten. Als die Schlange der Kinder, die nacheinander zu ihnen geschickt wurden, endlich kürzer wurde, atmete Fay erleichtert auf, konnte in den hochhakigen Schuhen doch kaum mehr stehen. Außerdem sehnte er den Feierabend entgegen um endlich die von Sekunde zu Sekunde mehr juckende Perücke von seinem Kopf zu bekommen. Grinsend wandte er seinen Blick von Kurogane, der mit einem absolut angewiderten Gesichtausdruck ein kleines strahlendes Mädchen davon abzuhalten versuchte ihm den Bart vom Gesicht zu reißen, ab, bückte sich mit dem bereits geleerten braunen Sack unter den Schlitten um diesen mit den dort noch verbleibenden Geschenken zu füllen. Gerade als er die Spielsachen dem schwarzhaarigen Reisegefährten bringen wollte, spürte er plötzlich eine Hand auf seinen Schultern, wandte sich erstaunt um und erstarrte augenblicklich. Der Leinenstoff des Sackes glitt ihm aus den Händen, das Spielzeug kullerte auf den Boden heraus, doch die weitaufgerissenen Augen des Magiers waren weiterhin auf die Person ihm gegenüber gerichtet. Bevor der blonde Mann sich aus seiner Erstarrung befreien konnte, wurde ihm plötzlich von einer weiteren, hinter ihm stehenden Person ein Taschentuch über Mund und Nase gepresst, und kaum hatte er den seltsam stechenden Geruch eingeamtet verschwamm die Welt um in herum. „A...shura-Ô“ Kaum hörbar kam der Namen des Herrschers, der ihn nun mit einem sadistischen Grinsen im Gesicht auffing, über seine Lippen bevor er endgültig das Bewusstsein verlor. Sein letzter Gedanke galt seinen Reisegefährten. ~tbc~ Kapitel 14: Fear ---------------- Hey, da sind wir wieder! Tut mir wirklich leid, dass es so ewig lange gedauert hat^^; Durch Semesterbeginn war direkt nach meinem Griechenlandurlaub die Hölle los, weswegen ich einfach nicht früher zum Überarbeiten gekommen bin^^; Und ein Chapter voller Rechtschreibfehler will ich euch natürlich auch nicht zumuten... Also, hier endlich der nächste Teil. Hoffentlich vergraulen wir euch damit nicht^^; Und noch einmal sorry wegen der langen Wartezeit! Dafür werde ich mich mit dem nächsten Chapter beeilen. Und es wird auch wieder länger sein, versprochen! +~+~+~+ Der heutige Tag war, mit einigen wenige vergleichbaren, wirklich der schlimmste in Kuroganes ganzem Leben. Nicht nur, dass sich die meisten der nervigen kleinen Gören überhaupt nicht an seiner bodenlos schlechten Laune und seinem Killergesichtsausdruck störten, nein, die Bälger schienen das sogar sehr witzig und erheiternd zu finden. Und was sich Kinder alles so wünschen konnten... zum Würgen! Er jedenfalls wünschte sich momentan nichts sehnlicher als sein Schwert, zur Not auch nur irgendeins, um jeden, der ihm gerade auf den Nerven herumtrampelte aufs bösartigste ins Jenseits zu befördern. Zu diesen Personen gehörten momentan unter anderem auch Mokona, das sich mal wieder bestens über seine Situation amüsierte, das freche Gör auf seinem Knie, das rigoros nach irgendeinem bestimmten Geschenk verlangte, und der Magier, der ab und an zu einer dummen Bemerkung anzusetzen schien und sich sein dämliches Grinsen perdu nicht aus dem Gesicht wischte. Der Nachmittag verging schleppend langsam, aber mittlerweile war der Feierabend zumindest schon in Sichtweite gerückt. Der Schwarzhaarige hatte gerade mal wieder ein Kind verscheucht, eins von der Sorte, die der Meinung waren, dass Mokona ein Spielzeugtier war und es unbedingt haben wollten. Eigentlich hatte er ja nichts dagegen das weise Fellknäuel an ein nervendes Gör zu verschenken, allerdings würden sie dann womöglich ewig hier in dieser kitschigen Welt fest sitzen. Und dieser Gedanke war furchterregender als zwanzig Dämonen auf einem Haufen. Eins der letzten Kinder erwies sich als besonders hartnäckig. Das kleine Mädchen versuchte mit einer fast schon bewundernswerten Ausdauer ihm den künstlichen Bart vom Gesicht zu ziehen. Der Ninja wollte das verdammt juckende Ding zwar los werden, aber es gehörte wohl zu seinem Job, dass er es aufbehielt, weswegen er mit dem Mädchen ganzschön zu kämpfen hatte. Mokona stürzte sich auch noch ins Getümmel und die „Bartschlacht“ artete in einer kleinen Rauferei aus, wobei seine beiden Peiniger begeistert jauchzten. Nachdem die Mutter des Kindes eingegriffen und den Weihnachtsmann von seinen Qualen befreit hatte indem sie ihr Balg bei der Hand nahm und mit einer kurzen Entschuldigung ging, setzte dieser sich leise fluchend wieder auf und fischte Mokona aus seinen roten Sachen. Anscheinend war die Kleine die Letzte gewesen. Außerdem schien das Kaufhaus bald zu schließen, zumindest hielten sich nur noch wenige Menschen in den Gängen auf. Na, das waren zur Abwechslung ja mal gute Nachrichten! Kaum zehn Minuten später verkündete eine zum würgen freundliche Lautsprecherstimme, dass der Laden in fünf Minuten schließen würde und er bitte zu verlassen sei. Kurz darauf tauchte auch schon der Filialleiter auf. „Ich muss sagen, meine Herrschaften, ich bin hocherfreut über den Erfolg ihres Auftrittes!“ Etliche Lobeshymnen und eine Erklärung wo der Hinterausgang war später wuselte der hyperaktive Typ auch schon wieder von dannen. Mit einem genervten, aber auch erleichterten Seufzen ließ sich Kurogane auf seinem komischen Sitz zurücksinken, und zog sich Mütze und Bart vom Kopf. Endlich war der Horror vorbei! „Ähm, Kurogane-san?“ Das Mädchen im grünen Wichtelkleid hielt den großen braunen Leinensack, in dem sie die Geschenke verstaut hatten, in den Händen. „Den hab ich hinter dem Schlitten auf dem Boden gefunden.“ „Und?“ Desinteressiert musterte er den Sack, und dann die Prinzessin, die ihrem Gesichtsausdruck zufolge seine Reaktion als etwas zu lasch empfand. „Naja... Fay-san wollte eigentlich neue Geschenke nachholen. Aber jetzt ist er nirgends zu finden.“ Der Magier war nicht da? Suchend sah er sich um, konnte den Blonden allerdings wirklich nirgends entdecken. Seine von den heutigen Strapazen ausgeleierten Nerven verhinderten aber, dass er sich wirkliche Sorgen um das Befinden des blonden Magiers machte. „Wahrscheinlich ist er schon zurück ins Hotel gegangen...“ erwiderte er mit einem gleichgültigen Schulterzucken. Was interessierte es ihn, wo er sich mal wieder rumtrieb. Natürlich schien es seltsam zu sein, dass Fay ohne jegliches Wort in ihre Unterkunft verschwunden war, doch Fays Handlungen konnte man des öfteren nicht wirklich nachvollziehen. Das braunhaarige Mädchen wirkte nicht sonderlich beruhigt, doch nachdem Syaoran ihm versichert hatte, das sie noch einmal herkommen würden falls der verschwundene Reisegefährte nicht im Hotel war, willigte es ein. Müde von dem langen Arbeitstag traten sie den Heimweg schweigend an. +~+~+~+ Als Fay wieder zu sich kam, blinzelnd die Augen öffnete, fiel sein Blick direkt auf eine altmodisch verzierte Holzdecke. Noch nicht völlig wach, setzte er sich langsam auf, und stöhnte leise auf als diese einfache Bewegung einen Stich durch seinen Kopf jagte, seine Schläfen schmerzhaft zu pochen begannen. Was war nur passiert? Wo war er hier? Seine eisblauen Augen glitten verwirrt an sich herab, wodurch er merkte, dass er noch immer das Engelskostüm trug, bevor die Erinnerungen an die Geschehnisse im Einkaufszentrum schlagartig zurück kamen und ihm eiskalt wurde. Hektisch wanderte sein Blick durch den unbekannten Raum, wobei er feststellte, dass er auf ein kitschiges Himmelbett gelegt worden war, dessen Satinbettwäsche in zarten Rosatönen glänzte. Auch die Vorhänge waren in selbiger Farbe gehalten, harmonierten perfekt mit dem weißen Teppichboden. Jede noch so kleine Ablagefläche war vollgestellt mit kitschigen Vasen und ähnlichen Dekorgegenständen, die einen nahezu erdrücken drohten. Der knisternde, offene Kamine, der an einer Seite des Zimmers angebracht worden war, war das einzige, das dem Raum eine halbwegs freundliche Atmosphäre verpasste. So leise wie möglich, um nur keine etwaigen vor dem Raum positionierten Aufpasser auf sich aufmerksam zu machen hievte der Magier sich von der weichen Matratze, hob den Saum des Kleides an, dieses im Stillen erneut für seine Unbequemlichkeit verfluchend, und stolperte auf das einzige Fenster zu. Es war bereits dunkel geworden war und die ersten Sterne zeigten sich am wolkenlosen Nachthimmel. Er war wohl länger außer Gefecht gewesen als befürchtet. Als er einen Blick durch das leicht beschlagene Glas nach draußen warf, konnte er einen schmutzigen Hinterhof erkennen, und er stellte fest, dass der Raum in dem er sich befand mindestens 5 Meter über dem Boden lag. Diesen Fluchtweg konnte er also getrost vergessen. Allerdings fühlte er sich nun, da er das Zimmer näher in Augenschein genommen hatte, bereits etwas beruhigter. Es würde schon eine sinnvolle Erklärung für seinen Aufenthalt hier geben. Wie war er nur auf die lächerliche Idee gekommen, dass Ashura ihn hierher befördert hatte? Seine Paranoia nahm langsam aber doch beängstigende Ausmaße an. Gerade als Fay sich umwandte um auf die Türe zuzusteuern und zu prüfen ob diese sich öffnen ließ, schwang diese auf, und ein hochgewachsener, muskulöser Mann betrat den Raum, musterte den wie angewurzelt vor ihm stehenden Magier erst verwirrt, verzog seine Lippen dann zu einem schmierigen Grinsen. „Na, Prinzessin schon aufgewacht?“ Das Gefühl der Erleichterung, das Fay, der einen Moment lang wirklich damit gerechnet hatte, gleich Ashura gegenüber zu stehen, verspürt hatte, verschwand ziemlich schnell als sein Gegenüber seinen Blick lüstern über seinen Körper gleiten ließ. Sein Entführer hielt ihn doch nicht ernsthaft für eine Frau?! Gezwungen lächelnd wich der Magier einige Schritte zurück, zog dann die Perücke von seinem Kopf, und hoffte dass dem Mann nun endlich klar wurde, dass er nicht weiblich war, diesen schien das allerdings völlig kalt zu lassen. Der dunkelhaarige Mann griff nach seinem Handgelenk, zog den schmächtigen Blonden unsanft an sich heran. „Nicht so schüchtern...“ „Ähm, ich fühle mich zwar sehr geehrt, wirklich, aber Sie scheinen da irgendetwas verwechselt zu haben...“ Verzweifelt versuchte Fay sich aus dem stählernen Griff des Mannes zu befreien, was ihm allerdings nicht gelang. „Wir haben dich bereits gestern gesehen... dich und deine Freunde... Ganz plötzlich seit ihr auf dem Hauptplatz aufgetaucht... Ihr seit nicht von hier, nicht wahr? Ich wage sogar zu wetten, dass ihr nicht einmal aus dieser Welt stammt...“ Entsetzt weiteten sich die Augen des Magiers, nun nicht einmal mehr in der Lage das gezwungene Lächeln aufrecht zu erhalten. „Woher...?“ Auf seine kaum hörbare Frage reagierte sein Gegenüber nur mit einem amüsierten Lachen. „Wie wir darauf kommen? Es war schon einmal jemand hier, der in der Lage war durch verschiedene Welten zu reisen... Er war auf der Suche nach zwei Vampiren... doch bevor wir ihm sein Geheimnis entlocken konnten, war der geheimnisvolle Fremde auch wieder verschwunden. Keine Angst, wir wollen nur den Gegenstand der es euch erlaubt in eine andere Welt zu wechseln. Sobald wir diesen haben kannst du gehen. Solltest du dich allerdings weigern...“ Die Lippen des Fremden verzogen sich zu einem sadistischen Grinsen, als er eine Hand unter dem Kinn des Magiers platzierte, dieses anhob und ihn damit zwang ihm direkt in die Augen zu sehen. „... du hast bestimmt bereits gemerkt, dass ich eine Schwäche für schöne Dinge habe...“ Sanft wanderte die bis dahin an seinem Kinn ruhende Hand über seinen Hals nach unten, strich leicht den Kragen des Kleides beiseite um die blasse Haut drunter frei zu legen. Stocksteif stand Fay da, wagte nicht sich zu wehren, hatte er doch in der anderen Hand des Mannes einen glänzenden Gegenstand ausmachen können, der verräterisch nach einem Messer aussah. Bevor der muskulöse Mann ihm allerdings noch näher kommen konnte, wurde die Türe ein weiteres Mal aufgestoßen. Der Magier riss sich erleichtert los als sich der Griff seines Entführers lockerte, wandte seinen Blick dann zur Türe, und erstarrte. Die langen schwarzen Haare, die unverkennbaren Augen, der stechende Blick. Auch wenn der junge Mann anstatt der Kleidung die er an ihm kannte, einen schwarzen Anzug trug, es handelte sich ohne Zweifel um Ashura. Er hatte sich also nicht geirrt. Ein belustigtes Lächeln umspielte die Lippen des Herrschers als dieser näher trat, seine Augen funkelten amüsiert als Fay ihn wie ein gehetztes Tier anstarrte, nicht in der Lage war sich zu bewegen. Ashura wandte seinen Blick einen Moment lang von ihm ab, dem muskulösen schwarzhaarigen Mann, der nun etwas kleinlaut ein paar Schritte von ihnen entfernt stand, zu. „Habe ich dir nicht gesagt, dass du unseren Engel hier gut behandeln sollst? Stattdessen scheint er nun geradezu panische Angst vor mir zu haben... Ich hoffe doch du hast eine Erklärung dafür?“ Der eiskalte Tonfall der nur allzu gut bekannten Stimme jagte Fay einen Schauer über den Rücken, ließ ihn noch einen weiteren Schritt zurück weichen, nach dem er aber bereits die Wand hinter sich spürte. Er musste hier weg. Schnellstens raus. Ashura würde ihn eiskalt umbringen. Dessen war der Magier sich sicher. +~+~+~+ Kaum hatten sie das große, noble Hotel betreten, eilte die Prinzessin ohne auf den Pförtner oder Syaorans Blick achtend in Richtung ihrer Zimmer davon. Die Fröhlichkeit des Mädchens, die den ganzen anstrengenden Tag über angehalten hatte, war wie weggeweht, statt dessen hatte sich auf dem Weg hierher tiefe Sorgenfalten auf ihrer Stirn gebildet. Und um so mehr Kurogane darüber nachdachte, kam ihm das Verschwinden des Magiers auch immer suspekter vor. Natürlich war er rein theoretisch möglich, dass der Blonde wirklich schon in ihre Herberge vor gegangen war. Wenn er allerdings ehrlich zu sich selbst war, dann musste er sich eingestehen, dass dieses Verhalten nicht zu dem Magier passte. Es war einfach nicht Fays Art einfach zu verschwinden. Seine Gedanken wurden unterbrochen als Sakura wieder zurückgelaufen kam. Sie wirkte noch viel aufgewühlter als zuvor, schien kurz davor in Tränen auszubrechen. „Er ist nicht hier... Fay-san ist nicht auf seinem Zimmer!“ Ihre Stimme überschlug sich förmlich vor Panik. Der Junge versuchte sie zu beruhigen, indem er ihr eine Hand auf die Schulter legte, aber das Mädchen schüttelte sie sofort ab. „Wir müssen zurück!“ „Immer mit der Ruhe.“ Kurogane schüttelte bestimmt den Kopf, worauf die Prinzessin ihn entsetzt anstarrte und ihre Unterlippe leicht zu zittern begann. Auf seine folgenden Worte hin wirkte sie dann aber etwas beruhigter. „Zuerst ziehen wir uns um. Dann gehen wir zurück.“ Als Kurogane das Zimmer, das er mit dem Magier bewohnte, betrat, sah er sich trotz Sakuras Worten aufmerksam um, wusste aber sofort, dass dieser nicht hier gewesen war. Alles war genauso, wie sie es heute Früh verlassen hatten. Er konnte noch nicht einmal richtig erleichtert sein, endlich dieses dämliche rote Kostüm ausziehen zu dürfen, da er sich mittlerweile doch immer mehr Sorgen um den blonden Reisegefährten machte. Irgendetwas war hier gehörig faul. Nachdem er endlich wieder seine normalen Sachen trug, deren schwarze Farbe auf ihn seltsamerweise etwas beruhigend wirkte, griff er nach Souhi und befestigte es auf den Weg in die Eingangshalle an seinem Gürtel. Da weder die Prinzessin noch ihr Beschützer schon da waren, wandte er sich kurzerhand an den Mann hinterm Tresen, der ihn etwas eingeschüchtert musterte. „Der blonde Mann, der gestern mit mir und den beiden Kindern hier angekommen ist, war er heute Abend schon einmal hier?“ „Ich bedaure es zutiefst, aber, nein Sir.“, antwortete dieser sofort. „Auch nicht in seiner Kostümierung.“ Der Schwarzhaarige nickte kurz, war in seinen Überlegungen schon wieder ganz wo anders. Als die Kinder dann endlich kamen war er drauf und dran gewesen schon allein los zu gehen, da er sich später sonst womöglich noch auf die Suche nach ihnen beiden begeben musste. Als sie wieder beim Einkaufszentrum ankamen waren dort schon alle Lichter gelöscht worden, die riesige Glasfassade lag dunkel und verlassen da, erweckte nicht den Eindruck, als ob sich noch jemand in dem Gebäude befand. „Hier ist Fay nicht. Mokona kann ihn nicht spüren.“, verkündete das Manjuu wie zur Bestätigung seiner Vermutung in diesem Moment. „Aber Moko-chan, wie kann das sein?“ Doch weder das Zauberwesen, noch Syaoran oder der Ninja wussten eine Antwort darauf. „Am besten, wir teilen uns auf.“ Auf den Vorschlag des Jungen hin nickte Kurogane nach kurzem Zögern, ordnete dann an, dass die Kinder und das Wollknäuel eine Gruppe bilden sollten. Auch wenn es den Drein nicht zu gefallen schien ihn allein zu lassen, wussten sie doch, dass der Schwertkämpfer auf sich selbst aufpassen konnte, weswegen sie schließlich der Anweisung nachkamen und in die vereinbarte Richtung losliefen. Kurogane selbst stand noch einige Augenblicke nur da, versuchte seine Gedanken so weit zu ordnen um wieder rational denken zu können. Wie sollte er Fay finden? Er wusste ziemlich gut, wie der Blonde tickte, an was für einem Ort er suchen müsste, wenn dieser sich freiwillig von der Gruppe entfernt hatte. Aber hatte er das? Was wenn nicht? Dann würde es um einiges schwieriger werden ihn aufzuspüren. Ein plötzlicher Ruck an seiner rechten Hand riss ihn aus seinen Gedanken. Perplex blinzelnd richtete er sein rubinroten Augen auf den Schicksalsfaden. Diesen hatte er doch ganz vergessen gehabt! Ohne weiter zu überlegen rannte er in die Richtung los in die der Faden verlief. +~+~+~+ Der vorher noch so von sich selbst überzeugte muskulöse Mann wirkte unter dem stechenden Blick Ashuras plötzlich völlig eingeschüchtert, zuckte nur hilflos mit den Schultern, bevor er sein Handeln zu rechtfertigen versuchte. „Ich wollte nur... damit er...“, stotterte er mit der sprachlichen Eloquenz eines Toastbrots, bevor der Herrscher ihn mit einer entnervten Handbewegung zum Schweigen brachte und sich erneut Fay zu wandte, der es endlich geschafft hatte seinen Blick von Ashura loszureißen, sich mit einem gehetzten Ausdruck im Gesicht nach einer Fluchtmöglichkeit aus seiner hoffnungslosen Lage umsah. Sadistisch lächelnd trat der Mann mit den schwarzen Haaren auf ihn zu, hob mit seinen langen, feingliedrigen Fingern wie der andere Entführer zuvor sein Kinn an, und schmunzelte amüsiert als er in das weit aufgerissene eisblaue Auge blickte. „Du spielst doch nicht mit dem Gedanken von hier weg zu laufen, ohne uns den Gegenstand um den wir dich doch so nett bitten zu überlassen?“ Der Magier spürte wie sich der Druck an seinem Kinn verstärkte, der Herrscher damit verdeutlichte, wie er auf einen Fluchtversuch reagieren würde. Was hatte Ashura nur vor? Wieso hatte er ihn nicht längst erledigt? Er wollte die Fähigkeit in andere Welten zu reisen erwerben? Diese besaß er doch dank seiner gigantischen magischen Kraft ohnehin. „Was... willst du wirklich, Ashura?“ Mit Mühe gelang es Fay zu sprechen, der Versuch seiner Stimme einen harten und festen Klang zu geben scheiterte aber kläglich, stattdessen wirkte er völlig verängstigt und verunsichert. Verwirrt stellte er fest, dass sich der Griff augenblicklich lockerte, und er konnte einen Augenblick lang ein irritiertes Flackern in den Augen des Königs ausmachen, bevor dieser ihn völlig los ließ, ihn aus gefährlich funkelnden Ovalen anblickte. „Woher kennst du meinen Namen? Ich hab ihn nicht einmal ihm hier verraten...“ Was? Woher er den Namen der Person kannte, vor der er schon so lange auf der Flucht war? Wie sollte er diesen jemals vergessen können? Fassungslos starrte er seinen Gegenüber an, bevor ihm langsam dämmerte weswegen ihm das Verhalten des gefürchteten Herrschers schon die ganze Zeit über seltsam erschienen war. >Menschen die ihr aus eurer bisherigen Welt kennt, führen in anderen Welten auch andere Leben.< Die Worte der Dimensionshexe, die diese ihnen ganz zu Beginn ihrer Reise mit auf den Weg gegeben hatten, hallten dumpf in seinem Kopf wieder. Konnte das sein? Handelte es sich bei dieser Person um den Ashura dieser Welt? „Wie sollte ich diesen Namen jemals vergessen...?“, brach der Magier die knisternde Stille. Er wollte sich damit nun vollends vergewissern ob er mit seiner Vermutung richtig lag. „Vergessen? Wir sind uns noch nie zuvor begegnet! Wer war es?! Wer hat dir meinen Namen verraten?“ Die heftige Reaktion seines Gegenübers, die nun schon beinahe panisch wirkte, bestätigte seine Annahme mehr als eindeutig, lieferte ihm den Beweis dass es sich bei dem vor ihm stehenden Ashura wohl nur um einen einfachen Kriminellen handelte, der, nun da er seinen Namen kannte, scheinbar Angst um seine Existenz hatte. Es war so abstrus, dass Fay wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre, wohl in lautstarkes Lachen ausgebrochen wäre. Als der Magier nicht auf die beinahe gebrüllte Frage des Herrschers reagierte, packte dieser ihn an den Schultern, stieß ihn dann unsanft auf seinen stumm daneben stehenden Gefährten zu. „Bring ihn zum Reden... Wie du das machst ist mir egal... Hauptsache er spricht...“ Nachdem er Fay noch mit einem letzten eiskalten Blick bedacht hatte verließ der Ashura dieser Welt das Zimmer, ließ den blonden schmächtigen Mann mit dem nun selbstgefällig grinsenden Entführer zurück. Bevor er auch nur den Hauch einer Chance hatte sich zu wehren, hatte dieser ihn gepackt, drängte ihn zurück sodass er nach hinten auf das Bett stürzte, wo dieser ihn auch schon mit einer Hand an seinen Handgelenken auf die weiche Matratze drückte. „Du hast gehört was mein Boss gesagt hat... Du solltest also lieber schnellstens ausspucken was er wissen will... Obwohl ich mich natürlich auch gerne ein bisschen mit dir vergnügen würde... Diese perlengleiche Haut... Kaum zu glauben, dass du ein Mann bist...“ Der lüsterne Blick glitt über den schmächtigen Körper des Magiers, bevor er mit der freien Hand grob den Hals des blonden Magiers frei legte, sich über ihn beugte um fortzufahren wobei er vorhin von seinem Vorgesetzten gestört worden war. Fay hatte seine erfolglosen Befreiungsversuche längst aufgegeben, lag nun völlig willenlos unter dem muskulösen Mann, dessen feuchte Zunge über die nackte Haut seines Halses wanderte, starrte mit ausdrucklosen Augen an die Decke. Er hörte das Reißen von Stoff, als der Entführer mit Hilfe seines Messers grob das Kleid zerschnitt, damit auch seinen Oberkörper freilegte. „Ach sieh mal einer an... So unschuldig wie du dich im Moment verhältst scheinst du gar nicht zu sein...“ Mit einem amüsierten Grinsen entdeckte dieser die roten Male die Kurogane zuvor auf seiner blassen Haut zurück gelassen hatte. „Gut zu wissen, dann brauch ich mich auch nicht zurück zu halten, wie?“ Entsetzt spürte Fay wie sein Peiniger den gebauschten Rock hoch schob, zuckte unter der eiskalten Hand die sich grob ihren Weg an seinem Bein hinauf bahnte, zusammen. Ein allerletztes mal versuchte er erfolglos sich zu befreien, bevor er schließlich entgültig aufgab, einfach nur noch seine Augen schloss, hoffte dass es schnell vorbei sein würde. „Kurogane...“, lautlos formten seine Lippen den Namen des schwarzhaarigen Ninjas. +~+~+~+ Kurogane hatte sein Schritttempo mittlerweile soweit beschleunigt, dass er rannte. Als Ninja war dies für ihn kein Problem, wenn er wollte konnte er schnell sein und sich dennoch in den Schatten bewegen ohne gesehen zu werden. Obwohl er sich um das ‚gesehen werden’ gerade absolut keine Gedanken machte. Stattdessen war er krank vor Sorge. Der blutrote Schicksalsfaden riss so fest an seiner Hand, dass es weh tat, zeigte ihm damit deutlich an, dass irgendetwas nicht stimmte. Ganz und gar nicht stimmte. Außerdem war da noch etwas anderes, was in ihm fast schon Panik auslöste. Um ihn her wehte ein drängender, fast schon heißer Wind, wirbelte die Schneewehen an denen er vorbei hetzte auf, hüllte die dunkle Straße mit einem gespenstigen Rauschen ein. Er erkannte diesen Wind nun sofort, war er doch mit dieser Magie erst vor wenigen Tagen konfrontiert worden. Tomoyo. Und sie trieb ihn zur Eile an. Schlitternd kam der Schwertkämpfer an der nächsten Abzweigung zum Stehen, hatte kaum Zeit die düstere, heruntergekommene Gasse näher zu betrachten, auf eventuelle Feinde oder Gefahren abzusuchen, da drückte ihn auch schon die nächste Böe vorwärts. Dann halt heut mal ohne Sinn und Verstand. Zumal der Ninja sowieso kaum einen klaren Gedanken fassen konnte. Sein Verstand war bis auf wenige rationale Teile ausgeschaltet, er verließ sich voll und ganz auf seinen Instinkt. Killerinstinkt. Irgendwo im hinteren Drittel der mit Kisten und Abfall zugestellten Gasse, in der man den sanft fallenden Schnee kaum sehen konnte weil er im Matsch sofort schmolz, verschwand der rote Faden unter einer Tür. Kaum hatte er davor gestoppt riss ein Windstoß die Türe auf, der Schwarzhaarige reagierte aber schnell genug, ließ seine Hand hervorschnellen und erwischte gerade noch den Türgriff, verhinderte so, dass es einen lauten Knall gab, der seine Anwesenheit verraten würde. Tomoyos Magie zerrte wütend daran, erinnerte ihn erneut daran, dass er sich beeilen musste. „Lass das! Wenn du mich verrätst, dann werde ich nur aufgehalten...“ Auf sein leises Zischen hin legte sich der Wind etwas. Leise schob Kurogane die Tür auf, fand sich, nachdem er eingetreten war, in einer großen aber heruntergekommenen Eingangshalle wieder. Anscheinend handelte es sich bei diesem alten Gebäude um eine frühere Villa. Der Prunk der hier allerdings einmal geherrscht haben musste war unter den meterdicken Staubschichten nur noch zu erahnen. Nachdem er sich vergewissert hatte, das niemand in der Nähe war, beschleunigte er seine Schritte wieder, folgte weiterhin dem roten Faden ohne auf dem Marmorboden ein einziges Geräusch zu verursachen. Im oberen Stockwerk brannte Licht, zwar gedämpft, aber es fiel bis auf die Treppe, und warnte den Ninja somit vor. Mit dem Rücken an der Wand blieb er stehen und lugte wachsam um die Ecke. In dem dort liegenden Gang war nur ein einziger Mann zu sehen, der in einem gepolsterten Stuhl saß und abwesend, leicht nervös auf seinem Daumennagel herumkaute. Obwohl er für den kampferprobten Ninja keine Gefahr darzustellen schien, zog dieser vorsichtshalber sein Schwert, wusste er doch dass man einen Gegner nie unterschätzen sollte. Souhi ‚sang’ leise, als er es aus der Scheide zog und er wog es kurz in der Hand, ließ sich von dem vertrauten Gewicht etwas beruhigen. Dann trat er hinaus auf den Flur. Der langhaarige Mann schrak zusammen als Kurogane mit Absicht etwas lauter auftrat, der Staub unter seinen Füßen knirschte. In den seltsam katzenhaften Blick seines Gegenübers mischte sich Panik, er erblasste deutlich und sprang auf, sichtlich erschrocken über das Auftauchen des Schwarzhaarigen. Während dieser jetzt langsam näher kam, das Schwert angriffsbereit erhoben, versuchte der Mann seine Fassung zurück zugewinnen, schob unauffällig eine Hand in seine Jackentasche und legte sie um den Griff der Pistole die er zur Sicherheit immer bei sich trug. „Na, wen haben wir denn da?“ Auf den gezwungen beherrschten, eiskalten Klang der Stimme hob der Ninja nur die Augenbrauen. „Du bist wohl gekommen um den Gegenstand, der die Macht hat die Dimensionen zu wechseln, gegen deinen blonden Freund einzutauschen?“ Kurz war der Schwertkämpfer überrascht, woher der Fremde von so etwas wissen konnte, allerdings war es ebensächlich. Viel wichtiger war, dass der Typ ihm betätigt hatte, dass Fay hier war. Sofort preschte er los, um den Mann aus dem Weg zu räumen. Dieser riss im selben Moment die Hand aus der Tasche und es knallte mehrere male laut. Kurogane reagierte schnell, allerdings nicht schnell genug. Eine der Kugeln, die eigentlich für seinen Kopf bestimmt gewesen waren, bohrte sich stattdessen mit einem explodierenden Schmerz in seine Schulter. Ihm entfuhr ein leiser Schmerzenslaut, aber er blieb nicht stehen, nutzte das Erstaunen seines Gegners und schlug diesem die Waffe aus der Hand, packte ihn am Kragen und schmetterte ihn gegen die Wand. „Wo ist er? Die Stimme des Ninjas war gefährlich ruhig, ein sicheres Zeichen dafür, dass er kurz davor war zur rasenden Bestie zu mutieren, dennoch schien der Langhaarige es darauf anzulegen. „Nicht... Nicht doch. Erst den Gegenst...“ Weiter kam er allerdings nicht. Mit einem ekelerregenden Knirschen brach seine Nasenbein, als Kurogane ihn mit voller Wucht die Faust ins Gesicht rammte. „Wo?!“ Ein zitternder Arm wies auf eine Tür etwas weiter den Gang hinunter, unter welcher auch der Faden verschwand. Mit einem zufriedenen Knurren packte der Ninja den aschfahlen Mann vor sich am Kragen und rammte seinen Kopf gegen die Wand. Rücksichtslos ließ er den Bewusstlosen fallen, dann eilte er zu der Tür. Dieses mal verhinderte er nicht, dass die Windböe der Prinzessin die große Flügeltür aufdrückte. Bei dem Anblick, der sich ihm bot, erstarrte er entsetzt, einen Moment nicht in der Lage sich zu bewegen, geschweige den zu handeln. +~+~+~+ Obwohl Fay verzweifelt versuchte alles um sich herum auszublenden, einfach willenlos alles mit sich geschehen zu lassen damit er es möglich schnell hinter sich hatte, schaffte er es nicht seinen Verstand abzuschalten. Er konnte die eiskalte sich langsam an seinem Bein hochtastende Hand einfach nicht ignorieren. Dem Magier entfuhr ein entsetztes Keuchen als die grobe Berührung seinen Oberschenkel erreichte, über die weiche Haut der Innenseite weiter nach oben strich. Das nicht von der Klappe verdeckte Auge nun wieder weit aufgerissen, starrte er direkt in die vor Lust verklärten Augen seines Peinigers, welche ihm deutlich zeigten, dass dieser bestimmt nicht davor zurück schrecken würde noch einen Schritt weiter zu gehen. Als sich plötzlich die Lippen des Mannes hart auf seine pressten, sie dieser mit Gewalt auseinander zwang um mit seiner Zunge grob in seinen Mund einzudringen, hatte Fay das Gefühl sich übergeben zu müssen, biss schließlich ohne lange über die möglichen Konsequenzen nachzudenken zu. Einen Schmerzenslaut ausstoßend zuckte der Entführer zurück, gab seine Lippen zwar frei, hielt ihn aber immer noch an den Handgelenken auf die weiche Unterlage gepresst. Wütend zog der Mann seine Hand von Fays Bein, strich sich über die blutende Unterlippe, bevor er dem blonden Magier eine schallende Ohrfeige verpasste. „Ich kann auch anders, du verdammtes Miststück! Wenn du die harte Tour bevorzugst, gerne...“ Erneut war das Reißen von Stoff zu hören, als der muskulöse Mann mit einer heftigen Bewegung den noch intakten Teil des Kleides zerfetzte, er damit die blassen Beine des Magiers völlig freilegte. Gerade als der Kerl mit seiner freie Hand erneut an der Innenseite seines Oberschenkels hoch glitt, sich Stellen näherte die noch nicht einmal Kurogane berührt hatte, wurde plötzlich die Türe aufgerissen und ein heftiger Windstoß fegte durch den Raum. Als Fay langsam seinen Kopf zur Seite drehte, die vor Scham und Widerwillen geschlossenen Augen öffnete, glaubte er erst, dass seine Verzweiflung ihn bereits so weit trieb sich Dinge einzubilden, die nicht hier sein konnten. Doch als auch der halb auf ihm liegende schwarzhaarige Mann verwirrt aufsah, wurde ihm klar, dass der Ninja ihn tatsächlich gefunden hatte. In allerletzte Sekunde. Ein schwaches Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, als sein Blick die glutroten Augen traf, die fassungslos auf die darbietende Szene starrten. „Du... bist spät, Kuro-rin...“ Leise, aber dennoch hörbar kamen im die Worte über die Lippen. Fay spürte wie der Griff um seine Handgelenke sich lockerte, fühlte sich allerdings selbst so nicht mehr in der Lage sich zu befreien. Irritiert wanderte der Blick seines Peinigers von Fay zu Kurogane, bevor sich ein amüsiertes Grinsen auf sein Gesicht stahl. „Du willst also deinen blonden Freund hier wieder haben? Ah, dann bist du wohl auch derjenige der seine Spuren auf der sonst so makellosen Haut hinterlassen hat? Ich kann dich schon verstehen... Er schmeckt auch wirklich zu süß...“ Provokant leckte der schwarzhaarige Mann sich über die Lippen, strich dann grinsend über den flachen Bauch des Magiers, der unter der erneuten Berührung nur schwach zusammen zuckte, ansonsten keine Reaktion zeigte. ~tbc~ Kapitel 15: Sincere Words ------------------------- So, hab euch wieder mal warten lassen, tut mir wirklich leid^^; Dafür ists dieses mal wieder ein bisschen längeres Chapter^__^ Danke für eure Kommis und eure Geduld *knuddel* edit: und vielen herzlichen Dank an Lady_Ocean für ihre Kritik^^ Habe einige der aufgezählten Dinge schon geändert, nicht dass ihr euch wundert, dass ihr diese im Text nicht mehr findet*g* edit²: und danke an flyinglamb für ihren hinweis *knuddel* +~+~+~+ Kurogane stand mit vor Entsetzen geweiteten Augen da, starrte fassungslos auf die Szene die sich ihm bot. Für einen Moment hoffte, dass er sich das alles nur einbildete, der Magier nicht wirklich in dem zerrissenen Kleid auf dem Bett lag, über ihn ein Typ gebeugt, der gerade wer weiß was mit ihm anstellen wollte. Allein bei der Erinnerung, von wo dieser grobschlächtige Mistkerl seine Hand zurückgezogen hatte, als er ins Zimmer getürmt war, ließ in ihm Übelkeit aufwallen. Übelkeit und Wut. Bodenlose, kochende Wut. „Du... bist spät, Kuro-rin...“ Sein glühend roter Blick heftete sich auf das blasse Gesicht, und Kurogane spürte wie sich beim Anblick des Entsetzens und der Angst in den sonst so strahlend blauen Augen sein Herz schmerzhaft zusammenzog. Wenn er später gekommen wäre, nur wenige Minuten... „Du willst also deinen blonden Freund hier wieder haben? Ah, dann bist du wohl auch derjenige der seine Spuren auf der sonst so makellosen Haut hinterlassen hat? Ich kann dich schon verstehen... Er schmeckt auch wirklich zu süß...“ Bei den Worten von Fays Peiniger flackerte in den Augen des Ninjas der pure Hass auf. Der Mann musste wahnsinnig sein, ihn jetzt auch noch zu provozieren, musste er doch wissen, das seine Überlebenschancen jetzt schon sehr gering waren. Als er den Blonden dann auch noch anfasste, mit der Hand über dessen Bauch strich, schlug die Wut in ihm so hohe Wellen, dass sie seine Vernunft mit hinfort nahm. Jeglicher Gedanke, daran, dass er schon verletzt war, daran, dass er niemanden töten durfte, verschwand irgendwo im hintersten Teil seines Kopfes. Er würde diesen Bastard töten. Egal welchen Preis er am Ende dafür zahlen musste, der Typ sollte leiden, aufs bestialischste leiden. Endlich löste sich der Ninja aus seiner Starre, riss Souhi in einem großen Bogen nach hinten, während er losstürmte, ein hasserfülltes Glimmen in den feuerroten Augen. Sein Gegner schien über die plötzliche Geschwindigkeit überrascht, reagierte aber schnell genug und richtete sich auf, riss den Magier vom Bett hoch und benutzte ihn als Schutzschild, während er sein Messer an den blassen Hals presste. „Immer locker Freundchen. Wir wollen doch nicht, dass ihm hier etwas passiert.“ Grinsend sah er Kurogane, der kurz innegehalten hatte über die Schulter des Blonden hinweg an. Mit einer Hand hielt er dessen Kinn umklammert, rieb jetzt mit dem Daumen über Fays Lippen. Der Schwertkämpfer reagierte ganz automatisch, brauchte noch nicht einmal nachzudenken. So schnell, dass seine Bewegungen kaum wahr zu nehmen waren, schnellte er vor, um den Entführer herum, zog diesem sein Schwert mit einer fliesenden Aufwärtsbewegung über den Rücken. Der andere Mann schrie schmerzerfüllt auf, stieß den Magier von sich zurück aufs Bett, wirbelte stattdessen zu dem schwarzhaarigen Ninja herum, bewegte dabei sein Messer auf dessen Gesicht zu. Der Mann mochte stark sein und auch ziemlich schnell, aber gegen den der Raserei verfallenen Ninja hatte er nicht den Hauch einer Chance. Kurogane duckte sich unter dessen Messer hinweg, entschied von >langsamen und qualvollen Tod< in einem Bruchteil von Sekunden in >Hauptsache sofort tot< um. Souhis Klinge pfiff unheilverheißend durch die Luft, bevor er sie mit einem kraftvollen Stoss tief in die Brut seines Gegenübers trieb. Dieser starrte erst fassungslos auf das Schwert das aus ihm ragte, dann den Ninja an, während sich seine Pupillen langsam verkleinerten. Mit einem letzten Todesröcheln hob er beide Hände, klammerte sie um Souhi, glitt aber nur daran ab, schnitt sich erneut. Mit einem Ruck zog Kurogane die Klinge wieder aus dem Körper heraus, achtete nicht auf das ganze Blut, was ihm ins Gesicht und auf die Kleider spritzte. Sein Gegner war tot, noch bevor er vollkommen auf dem Boden zusammen gesackt war. Kurz wehte ein leichter Wind durch den Raum, streifte den schwarzhaarigen Krieger. Diesem wurde für einen Moment schwindelig, aber das Gefühl verflog innerhalb von Augenblicken, zurück blieb das Wissen, dass er für diesen Mord einen Teil seiner Kraft als Preis gezahlt hatte. Aber das war ihm gleich. Das war es ihm allemal wert gewesen. Während er sich halbherzig das fremde Blut aus dem Gesicht wischte, trat er langsam aufs Bett zu, den Blick auf den blassen Magier gerichtet. „Hey, alles in Ordnung?“ +~+~+~+ Als Kurogane plötzlich ohne jegliche Vorwarnung sein Schwert hoch riss, in einem beinahe übermenschlich wirkenden Tempo auf das Bett zu stürmte, konnte Fay einen Augenblick lang einen überraschten sowie sogar leicht panischen Ausdruck in den Augen seines Peinigers ausmachen, bevor dieser sich wieder unter Kontrolle hatte, und schnell genug reagierte um den Magier hochzureißen, diesen als Schutzschild verwendete damit der Ninja ihn nicht angreifen konnte. Der blonde Mann wagte nicht sich zu bewegen, spürte schon als er nur schluckte wie sich die Spitze des Messers in die sensible Haut bohrte, fühlte bereits wie ein dünnes warmes Rinnsaal sich seinen Weg über die blasse Haut nach unten bahnte. Verzweifelt schloss er seine Augen, schon damit rechnend dass sein Entführer ihm in einem Anfall von Panik die Kehle durchschneiden würde, als dieser plötzlich laut und schmerzerfüllt aufschrie und ihn augenblicklich von sich stieß. Als der Magier unsanft auf der weichen Matratze landete, es schließlich wagte sein eisblaues Auge wieder zu öffnen, konnte er erkennen, dass Kurogane es irgendwie geschafft hatte den Mann am Rücken zu verwunden, dieser nun wie ein in die Enge getriebenes Tier auf den Reisegefährten losging. Allerdings wusste Fay schon als er in die hasserfüllten glutroten Ovale des Kriegers blickte, dass dieser nicht den Hauch einer Chance hatte. Fay hatte den Ninja oft genug wütend erlebt, sodass er wusste, dass dieser ohne mit der Wimper zu zucken eine Horde von Gegnern fertig machen konnte, doch den mordlustigen Ausdruck den er nun in dessen Augen sah, ließ selbst ihn erschaudern. Bevor sein Peiniger auch nur irgendwie reagieren konnte, hatte Kurogane einen weiteren Schritt auf ihn zu getan und trieb die Klinge seines Schwertes mit einem hasserfüllten Schrei tief in die Brust seines Gegners. Dieser starrte fassungslos auf den glänzenden Gegenstand, der aus seinem Oberkörper ragte, richtete dann, während sich sein Hemd langsam mit dem dunkelroten Lebenssaft voll sog seinen immer leerer werdenden Blick auf den Ninja. Wohl nicht mehr ganz bei Sinnen hob er seine Hände, und schloss sie um die Schwertklinge höchstwahrscheinlich um den Fremdgegenstand aus seinem Körper zu ziehen, obwohl dies auch zwangsweise sein Ende bedeuten würde. Doch der schwarzhaarige Krieger ließ es gar nicht so weit kommen, ignorierte die an dem Schwert ohnehin abgleitenden Hände und zog Souhi mit einem Ruck aus der Brust des Mannes, der noch einmal im Todeskampf seine Augen aufriss, einen heiseren Schrei ausstieß, bevor das aus seinem Mund quellende Blut diesen erstickte, seine Augen dumpf und leblos wurden und er zur Seite kippte. Der Geruch des frischen Blutes, das nun wie ein ausgeleerter Eimer roter Farbe die rosa Bettwäsche, die Kleidung und das Gesicht seines Reisegefährten befleckte, ließ in Fay die Erinnerung an das Massaker in Ceres hochsteigen, und er spürte wie anstatt des Gefühls der Erleichterung, das er eigentlich aufgrund seiner Rettung hätte verspüren müssen, nacktes Entsetzen in ihm hochstieg. Zitternd schlang er seine dünnen Arme um den schmächtigen, fast völlig entkleidenden Körper, fröstelte trotz der molligen Wärme die in dem Raum herrschte. Noch immer glaubte er die eiskalten rauen Hände des nun tot auf dem Boden liegenden Mannes auf sich zu spüren, zuckte wie ein eingesperrtes Tier zusammen als ihn tatsächlich jemand berührte. „Hey, alles in Ordnung?“ Einen Augenblick lang starrte der Magier völlig apathisch durch seinen Retter hindurch, bevor er langsam realisierte wer da vor ihm stand. Noch immer am ganzen Körper zitternd, aber nun wieder bei Verstand nickte er langsam, schaffte es sogar sich ein schwaches Lächeln abzuringen. „Danke...“ +~+~+~ Erschrocken riss Kurogane seine Hand, mit der er den Magier sanft und beruhigend am Arm berührt hatte, zurück, hatte diese Geste anscheinen etwas ganz anderes ausgelöst als er damit bezwecken hatte wollen. Mit entsetzensgeweiteten, leeren Augen starrte Fay ihn an, schien ihn aber nicht wirklich wahrzunehmen. Am liebsten hätte der Schwarzhaarige den vor Panik und Angst zitternden Mann einfach in den Arm genommen, ihm so lange beruhigend durchs Haar gestrichen, bis er endlich aufhörte zu zittern, aber er war sich sicher, dass es eins der dümmsten Dinge war, die er jetzt tun konnte. Ihn berühren. Nachdem was gerade passiert war und so wie er vor Blut triefte hätte der Blonde darauf wohl wie ein in die enge getriebenes Tier reagiert, sich in einer erneuten Panikattacke gewehrt. Kurogane entschied sich, seinem Reisegefährten jetzt so viel Abstand wie möglich und nötig zu lassen, aber trotzdem noch nah genug zu bleiben, sollte dieser ‚fallen’, jemanden brauchen der ihn auffing, an dem er sich fernhalten konnte. Wortlos packte er die rosa Bettdecke, wobei der verschreckte Mann erneut zusammen zuckte als seine Hand sich ihm näherte, das schwache Lächeln, mit dem er sich gerade noch bedankt hatte, sofort wieder von einem verzweifelten Gesichtsausdruck vertrieben wurde, zog sie vom Bett. Der Ninja war sich nicht einmal sicher, ob sein Gegenüber ihn wirklich erkannt hatte, schien es zeitweise zwar so, aber nicht immer. Seine Wut flaute langsam ab, legte sich noch immer nicht ganz, aber weit genug, dass er wieder zu rationalem Denken fähig war. Mit dem besudelten Bettbezug rieb er sich übers Gesicht, entfernte so die Reste von Blut, bevor er die Decke dann über den Toten am Boden breitete, wobei er sich allerdings nicht verkneifen konnte der Leiche einen verächtlichen Fußtritt zu verpassen. Wieder kam ein sanfter, warmer Windhauch auf, streifte kurz ihn, dann den Magier, den er sanft einhüllte. Tomoyo schien den bibbernden Mann beruhigen zu wollen, was ihr aber nur bedingt gelang, da dieser noch immer mit geweiteten Augen vor sich hin starrte. Kurogane seufzte. Langsam trat er ans Fenster, riss einen der bodenlangen dunklen Vorhänge herunter, mit dem er dann zum Bett zurückkehrte. Er würde den Blonden wohl oder Übel brutal in die Realität zurückholen müssen. Blieb nur zu hoffen, dass er diesen dann auch wieder beruhigen konnte. Kurz zögerte der Schwarzhaarige noch, dann griff er behutsam nach einem der dünnen Handgelenke, auf denen sich dunkelblau der feste Griff des Entführers abzuzeichnen begann, zog ihn auf die Füße, zu sich. Sofort begann der Magier sich in seinem Griff zu winden, der eisblaue Blick zuckte gehetzt hin und her während ihm ein leises Wimmern über die Lippen kam. Mit einer schnellen Bewegung hüllte Kurogane ihn in den dunklen Stoff den er vom Fenster gerissen hatte. Er hoffte einfach, dass er intuitiv das richtige tat, den Blonden nicht komplett in den Wahnsinn trieb, bevor er beide Arme um ihn legte, einen um seine Taille, den andern um die schmalen, bebenden Schultern, womit er ihn daran hinderte zu fliehen. Die Stirne gegen die eiskalte seines blonden Reisegefährten gelehnt stand er da, fing dessen panischen Blick in seinen rubinroten Augen ein. „Beruhige dich, Fay... bitte beruhig dich. Es ist alles Okay, ich bin’s nur... Hörst du, Fay? Er kann dir jetzt nichts mehr tun...“ Kurogane sprach leise und sanft, ließ sich von dem Entsetzten des anderen Mannes nicht mitreißen. Es war das erste mal, dass er den Magier beim Namen nannte. Das aller erste mal, seit sie sich kennen gelernt hatte, seit sie zusammen auf Reisen waren. Normalerweise sprach er niemanden beim Namen an, dem er nicht voll und ganz vertraute, seit vielen Jahren kannte, dennoch verlangte es ihm keine Überwindung ab, ihn nun auszusprechen. Er würde es immer wieder sagen...wenn es nur half, den Magier zu beruhigen, ihm endlich klar zu machen, das alles in Ordnung und er in Sicherheit war. +~+~+~+ Das gezwungene Lächeln verschwand schlagartig aus Fays Gesicht als der Ninja sich ihm näherte um die blutdurchtränkte Decke vom Bett zu ziehen, zuckte zusammen und blickte den Schwarzhaarigen verstört an, ohne ihn wirklich zu erkennen. Auch der laue Wind, der den Magier einen Augenblick lang einhüllte und wohl Tomoyos Werk war, schaffte es nicht, den zitternden Körper zu wärmen, war die ihn quälende Kälte ja nicht von physischer sondern psychischer Natur. Und selbst die Magie der Prinzessin vermochte es nicht die seelischen Wunden des blonden schmächtigen Mannes zu heilen. Sobald Kurogane die Decke an sich gebracht, sich wieder entfernt hatte, wurde der panische Blick des Magiers wieder leer und ausdruckslos. Fay wirkte wie eine leblose Marionette, deren Fäden, mit deren Hilfe sich diese bewegen konnte, mutwillig durchtrennt worden waren. Er wollte nicht mehr. Nein, er konnte nicht mehr. Es war genug. Ja, er lief erneut weg, verkroch sich in sein Innerstes um die geschehenen Ereignisse ausblenden zu können, nicht mehr damit konfrontiert zu werden. Doch niemand konnte ihm einen Vorwurf machen. Er hatte gekämpft. Er hatte es versucht. Mit aller Kraft versucht zu leben. Aber sobald er gedacht hatte, dass es endlich vorbei war, er alles überstanden hatte, brach die nächste Katastrophe über ihn herein. Als der Magier plötzlich spürte wie sein Körper in schweren Stoff eingehüllt wurde, ihn einengte und jegliche Bewegungsfreiheit nahm, riss er entsetzt die Augen auf und versuchte sich verzweifelt zu befreien. Starke Arme drückten den rauen Stoff allerdings noch enger an seinen Körper, verhinderten dass er sich losriss, sodass er nach einigen weiteren schwachen Versuchen sich zu befreien, schließlich aufgab, sich fügte und zitternd in der Umarmung des Ninjas verharrte, mit weit aufgerissenen Augen ins Nichts starrte. Selbst als Kurogane seine Stirn gegen die des Magiers lehnte wehrte Fay sich nicht, zuckte nicht einmal mehr zusammen. Jeglicher Überlebenswille war aus dem Blick des blonden Mannes verschwunden, das eisblaue nicht von der Klappe verdeckte Auge wirkte nun matt, beinahe wie das eines Toten. „Beruhige dich, Fay... bitte beruhig dich. Es ist alles Okay, ich bin’s nur... Hörst du, Fay? Er kann dir jetzt nichts mehr tun...“ Wer rief ihn da? Wer störte ihn, versuchte ihn aus der Sicherheit und Trostspenden Dunkelheit zu holen? Wieso kam ihm die besorgte dunkle Stimme so bekannt vor? Und weswegen krampfte sich sein Herz zusammen, als den verzweifelten Tonfall in dieser vernahm? „Fay!!“ Erneut hörte er wie sein Name gebrüllt wurde, nun näher, lauter und verzweifelter als zuvor, und schlagartig wurde ihm bewusst, dass er nicht hier bleiben konnte. Er durfte nicht aufgeben. Es gab Menschen die auf ihn angewiesen waren, die seine Hilfe brauchten. Er durfte seinem Egoismus nicht nachgeben, durfte die Person die so verzweifelt seinen Namen rief nicht enttäuschen. Es dauerte noch einige Sekunden bis Fay blinzelnd wieder zu sich kam, nun endlich den Menschen, der es geschaffte hatte ihm so nahe zu kommen wie kein anderer erst verschwommen und dann nach und nach immer deutlicher vor sich erkannte. „Hab ich... dir überhaupt erlaubt mich beim Vornamen zu nennen?“ Ein schwaches Lächeln umspielte die Lippen das Magiers, das jeder andere wohl als Zeichen wahnsinniger Stärke gedeutet hätte, das für Kurogane aber ein eindeutiger Hinweis darauf war, dass Fay, obwohl er nun wieder bei klarem Verstand zu sein schien kurz davor war zusammen zu brechen. +~+~+~+ „Hab ich... dir überhaupt erlaubt mich beim Vornamen zu nennen, Kuro-pyon?“ Beim klang dieser matten, fast leblosen Stimme krampfte sich alles in Kurogane zusammen, dennoch war er unglaublich erleichtert, sie zu hören. Erst hatte er geglaubt, dass die plötzlich Nähe, die er dem Blonden aufzwang, diesen zugrunde gerichtet hatte, da er weder auf seine beruhigende Stimme reagiert hatte und auch nicht, als er seinen Namen gerufen hatte. Es war so knapp gewesen. So verdammt knapp! Der Schwarzhaarige wusste, dass er den Magier fast verloren hätte, sah auch jetzt in den glanzlosen blauen Augen seines Gegenübers, trotz das dieser lächelte, dass die Gefahr noch nicht komplett gebannt war. Sie sollten schleunigst von hier verschwinden. Fay musste so schnell wie möglich an einen anderen Ort, weg von dem hier, wo es so verhemmend nach Blut stank, ihn alles an des eben passierte erinnerte. Trotzdem gönnte sich Kurogane einen kurzen Moment, in dem er einfach nur erleichtert war, ihn wieder zu haben, und drückte ihn fest an sich. „Idiot...“ murmelte er. Und dann „Gott sei dank...“ In der Stimme des Ninjas schwangen so viele Emotionen mit, dass sie noch tiefer war als sonst, beinahe unnatürlich rau. Er kannte Fay lange genug, um dessen >Schneckenhaus-Schutzmischanismus< zu kennen. Wenn man ihm zu nahe kam, dann verkroch er sich einfach, meist hinter einem Lächeln oder ergriff die Flucht. Das, was sich hier gerade abgespielt hatte war so ähnlich gewesen, nur schlimmer. Denn hätte er es nicht geschafft ihn zurück zu holen, dessen war sich der Schwarzhaarige sicher, wäre der Magier für immer an diesem Ort in seinem Inneren verschollen geblieben. Aber obwohl Tomoyo ihm in ihrem Traum vorgehalten hatte, er würde nichts über seinen Reisegefährten wissen, wusste er anscheinend zumindest genug um ihn am endgültigen Weglaufen zu hindern. Und darüber war er froh. +~+~+~+ Obwohl Fay wieder genug bei Verstand war um Kurogane zu erkennen, wusste, dass dieser nur das Beste für ihn wollte, ihm niemals Schaden zufügen würde, versteifte sein Körper sich trotzdem augenblicklich als der Ninja ihn in die Arme schloss, was wohl nach den geschehenen Ereignissen eine allzu verständliche Abwehrreaktion auf jeglichen Körperkontakt war. „Gott sei dank...“ Es war einzig und allein der Klang der dunklen Stimme, in der so viele Emotionen mitschwangen, dass sie so noch tiefer wirkte als sonst, der ihn etwas beruhigte, verhinderte, dass der Magier den Reisegefährten sofort wieder von sich stieß. Obwohl er die Nähe des Kriegers duldete, sich das Zittern seines Körpers sogar etwas beruhigte, verharrte er trotz allem stocksteif in der Umarmung. Er konnte sich einfach nicht überwinden sich an den muskulösen Körper zu schmiegen, sich einfach fallen zu lassen. Die Gedanken an die groben Berührungen seines Entführers waren tief in sein Gedächtnis eingebrannt, machten ihm jeglichen Körperkontakt, selbst den des Ninjas, zur Qual. Er wusste, dass er Kurogane mit dieser Abwehrhaltung verletzte, wollte sich nicht von ihm entfernen, ihn auf Abstand halten, doch er konnte nicht anders. Es kostete ihn schon all seine Kraft die Umarmung zu dulden, das aufsteigende Gefühl von Panik zu unterdrücken. „Ich will hier weg... Bitte gehen wir...“ Obwohl Fay sich bemühte seine Stimme beherrscht und ruhig klingen zu lassen, war der verzweifelte Unterton kaum zu überhören, veranlasste den Reisegefährten ihn schließlich loszulassen. Einen Moment lang ruhten die besorgten glutroten Augen seines Gegenübers auf ihm, ein Augenblick der ihm wie eine Ewigkeit vorkam, in dem er sich erneut ein Lächeln abrang, versuchte seinen wahren Zustand zu verbergen. Obwohl er dem Blick des Ninjas eindeutig ansah, dass dieser seine Fassade durchschaute, nickte dieser nur, deutete Fay dann einen Arm um seinen Nacken zu legen, damit er ihn besser stützen konnte. Kurogane schien sehr wohl zu wissen wie viel Überwindung ihn diese winzige Geste kosten würde, allerdings war es unvermeidbar. Der Magier war genug bei Sinnen um zu erkennen, dass er ohne Hilfe vielleicht ein paar Meter gehen konnte, aber es niemals bis zu ihrer Unterkunft schaffen würde. Und die einzige Alternative, nämlich die, dass der Schwarzhaarige ihn trug, würde einen noch engeren Körperkontakt bedeuten, den Fay im Moment einfach nicht ertragen konnte. Zögernd hob er seinen dünnen Arm, schlang ihn dann wie befohlen um den braungebrannten Nacken, lächelte seinen Lebensretter erneut schwach an um ihm zu zeigen, dass er okay war. Als sie schließlich den ersten Schritt wagten, der Magier noch immer halb in den schweren Stoff des Vorhangs gewickelt, den Kurogane festhielt, damit dieser nicht über die schmächtigen Schultern des blonden Mannes zu Boden glitt, spürte er wie der Ninja kaum merklich zusammen zuckte. Augenblicklich blieb Fay stehen, ignorierte den besorgten Blick des Reisegefährten, während sein eisblaues Auge stattdessen suchend über dessen Körper wanderte, bis er schließlich die Wunde an seiner Schulter entdeckte, die ihm bis dahin verborgen geblieben war, da man das frische Blut auf dem dunkeln Shirt kaum ausmachen konnte. Der Magier löste sich sofort von dem Krieger, überwand seine Hemmungen, nützte die Tatsache, dass der Ninja zu überrascht war um ihn davon abzuhalten und schob den schwarzen Stoff, der die Verletzung bedeckte sanft zur Seite, konnte hören wie Kurogane unterdrückt aufstöhnte als er ihn berührte. Entsetzt riss er die Augen auf, als er erkannte, dass die Verletzung nicht wie erst vermutet von einem Messer oder einem ähnlichen Gegenstand stammte, sondern von einer Schusswaffe, deren Kugel noch immer im Arm des Kriegers steckte. +~+~+~+ Da Fay in seiner Umarmung stocksteif da stand, sich zwar etwas zu beruhigen schien, das Zittern etwas nachließ, der Körperkontakt ihm aber zu schaffen machen schien, ließ der Schwarzhaarige ihn nach einem langen Moment endlich wieder los. Er hätte es sogar verstanden, hätte der Magier ihn von sich gestoßen, nach dem, was ihm gerade wiederfahren war, eine nur zu verständliche Reaktion, und Kurogane war etwas überrascht, mit was für einer Willensstärke sein verängstigter Reisegefährte sich davon abhielt. „Ich will hier weg... Bitte gehen wir...“ Allerdings konnte dieser nicht ganz verbergen, wie sehr er litt, eigentlich überhaupt nicht, den der Ninja wusste die Zeichen in den blassblauen Augen, und den verzweifelten Unterton sehr gut zu deuten und durchaus zu verstehen. Auch er hatte nicht mehr die geringste Lust hier zu bleiben. Von dem Blutgeruch wurde ihm schlecht. Das war neu, aber es lag vielleicht daran, dass er seit sie auf Reisen waren, also ungefähr seit einem Jahr, kein einziges mal getötet hatte. Man verlernte das zwar nicht, aber es war doch etwas... anders, es nach so langer Zeit wieder zu tun. Mit einer knappen Geste deutet er dem Magier, dass diese seinen Arm um seinen Nacken legen sollte, und obwohl es diesen unsäglich viel Überwindung zu kosten schien, tat er es dann doch. Erneut lächelte sein Reisegefährte tapfer, um ihm anzuzeigen, dass es gehen würde, dass es ihm gut ging, was der Ninja allerdings anzweifelte. Mit Sicherheit ging es dem Magier so schlecht wie seit Ewigkeiten nicht mehr, wahrscheinlich war es ihm seit sie sich kannten noch nie so dreckig gegangen. Aber das war jetzt auch Nebensache, und außerdem nicht zu ändern. Was viel wichtiger war, sie mussten jetzt erst einmal hier weg! Fay stützte sich vorsichtig auf ihn und versuchte einen ersten Schritt, während der Schwarzhaarige damit beschäftigt war, den schweren Vorhangstoff um seine Schultern zusammen zuhalten, wurde aber unsanft aus seinem Tun gerissen, als plötzlich ein stechender Schmerz durch sein Schulter schoss, er nicht verhindern konnte, leicht zusammen zu zucken. Sofort hielt der Blonde inne, sah ihn erst irritiert an, bevor sein Blick suchend über den muskulösen Körper des Ninjas huschte, schlussendlich an dessen verletzter Schulter hängen blieb. Kurogane selbst hatte die tiefe Schusswunde durch seine Wut und Raserei und Seine Sorge um den kleineren Mann zeitweise völlig vergessen gehabt, spürte sie jetzt aber um so deutlicher. Viel zu überrascht um zu wiedersprechen, oder ihn zurückzuhalten, entwich ihm nur ein unterdrückter Schmerzenslaut, als Fay sich plötzlich von ihm löste, stattdessen den Stoff von seinem Shirt beiseite schob und die Wunde berührte. Kurogane hatte mühe, unter dem plötzlichen, bestialischen Schmerz, der durch seinen Arm und seinen Oberkörper schoss, nicht in die Knie zu gehen, obwohl ihn der Magier doch nur ganz leicht berührt hatte. Wie es schien war es schlimmer als gedacht. Auch wenn der Ninja nicht behaupten konnte, dass es wirklich schlimm aussah, wie eine normale Schusswunde eben. Allerdings schien die Kugel nach wie vor in seinem Arm zu stecken... +~+~+~+ Fassungslos schüttelte der Magier den Kopf als er die Wunde näher in Augenschein nahm, den Ärmel des Shirts noch etwas höher schob, worauf Kurogane scharf die Luft einsog. Es war ein Wunder, dass der Ninja überhaupt noch stand, sich noch bewegen konnte und dann hatte er in seinem bedenklichen Zustand sogar noch vorgehabt den Magier zu stützen? „Wer ist hier der Idiot...“ Die Sorge um den Reisegefährten, dessen verkrampfter Gesichtsausdruck deutlich zeigte wie stark seine Schmerzen waren, weckten die letzten verborgenen Kräfte des blonden Mannes, mit Hilfe denen es ihm irgendwie gelingen musste auf eigenen Beinen zurück zur ihrer Unterkunft zu kommen. Er konnte froh sein, wenn der Krieger lange genug durchhielt um den Rückweg selbst zurück zu legen, konnte ihm da nicht zusätzlich eine Last sein. Der Magier warf dem Reisegefährten einen kurzen entschuldigenden Blick zu bevor er die Zähne zusammen biss, so sanft wie nur irgendwie möglich über die offene Wunde tastete um die Kugel zu erspüren. Fay merkte wie die Muskeln des Kriegers sich verkrampften, genau das was er verhindern hatte wollen, da dies nur zu noch größeren Schmerzen führen würde, hörte wie der Reisegefährte erneut aufstöhnte, bevor er leise auffluchte. „Tut mir leid... Ich... spüre sie zwar, aber sie steckt zu tief drinnen... Ich kann sie nicht... sie nicht...“ Als dem Magier der Geruch des frischen Blutes in die Nase stieg, merkte er schlagartig wie lange es bereits her war seit er das letzte Mal davon getrunken hatte. Kuroganes roter Lebenssaft hatte eine völlig andere Wirkung auf ihn als der metallische Gestank des leblosen, nun von der Decke verborgenen Mannes. Er spürte wie der Geruch seine Sinne vernebelte, war nicht mehr in der Lage seinen Satz zu beenden, starrte nur wie gebannt auf die dickflüssige Substanz. Bevor sein innerer Trieb allerdings Oberhand gewinnen, er dem unbändigen Verlangen nachgeben konnte, vernahm er plötzlich die gepresste, schmerzgepeinigte Stimme des Ninjas, ließ seinen Arm darauf hin wie elektrisiert los. „Alles okay?“ Es dauerte einen Moment bis Fay sich in der Lage fühlte zu nicken, wandte dabei seinen Blick ab bevor der schwarzhaarige Mann womöglich noch darin lesen konnte. Was war er nur gerade im Begriff gewesen zu tun?! Wie hatte er nur in einer solchen Situation daran denken können seine Gier nach dem Lebenselexir des Kriegers zu stillen? Gerade jetzt, wo dieser sich aufgrund des hohen Blutverlusts und der unbändigen Schmerzen ohnehin kaum mehr auf den Beinen halten konnte? Was steckte da nur für ein Monster in ihm, dass ihn zu einer solchen Tat treiben wollte? Noch immer völlig entsetzt über sich selbst, schaffte der Magier es dennoch sich zusammen zu reißen. „Wir müssen so schnell wie möglich in das Hotel zurück... Du musst behandelt werden...“ +~+~+~+ „Tut mir leid... Ich... spüre sie zwar, aber sie steckt zu tief drinnen... Ich kann sie nicht... sie nicht...“ Als der Magier stockte, merkte Kurogane trotz der höllischen Schmerzen in seinem Arm kurz auf, sah aber sowieso alles nur leicht verschwommen. Was Wut alles so vermochte... sie schien ein besseres Betäubungsmittel zu sein, als jegliche Medizin. Anders konnte er sich jedenfalls nicht erklären, wie er die Schmerzen bis eben noch ausgehalten, sie nicht einmal wirklich gespürt hatte. Jetzt allerdings wunderte es ihn, dass er überhaupt noch auf den Beinen stand. Anscheinend wurde das noch zur Gewohnheit, dass er ständig zusammenbrach, auch wenn ihm der diesmalige Grund um einiges besser gefiel als der letzte. Verletzt worden zu sein, weil man jemanden beschützt hatte, der einem wichtig war... Mit dieser Person schien allerdings etwas noch weniger zu stimmen, als gerade eben noch, aber als der Schwarzhaarige sich mit gepresster Stimme danach erkundigte, ließ der Magier erschrocken seinen Arm los und schüttelte den Kopf, sah ihn aber dabei nicht an. Kurz wollte der Ninja ihn deswegen anfahren, wurde aber von einer erneuten Schmerzenswelle daran gehindert. Sie sollten schleunigst von hier weg... Weder er, noch der Blonde würden noch allzu lange auf eigenen Füßen stehen können, und hier wollte er nun ja nicht unbedingt gern umkippen. „Wir müssen so schnell wie möglich in das Hotel zurück... Du musst behandelt werden...“ Anscheinend hatte sein Reisegefährte eben den selben, oder zumindest einen ähnlichen Gedanken gehabt. Es war doch wirklich typisch für Fay, dass er mal wieder nicht an sich selbst dachte. Kurogane konnte darauf nur nicken, wollte seine verbleibende Kraft nicht für ein Gespräch aufbringen. Auf ein erneutes Zeichen hin, dass der Magier ihm seinen Arm geben sollte, schüttelte dieser nur verhemmend den Kopf und Kurogane seufzte leise, teils gequält, auf, gab dieses mal aber nach. Das Laufen bereitete ihm einige Schwierigkeiten, aber es ging noch im Bereich des Erträglichen. An der Zimmertür hielt er sich erst mal fest, wartete auf den Blonden, bevor sie schweigend den Flur hinunter wankten. Für den bewusstlos an Boden liegenden Entführer hatte er nur einen kurzen desinteressierten Blick übrig. Wie sie den Weg zum Hotel zurückgelegt hatten, daran erinnerte er sich nicht mehr. Das erste, was er wieder bewusst war nahm war ein lauter angsterfüllter Ruf. „Fay-san!!? Kurogane-san!!?“ Erst jetzt realisierte er , dass sie auf der Schwelle zum Hoteleingang standen. Er hatte die Hand seines unverletzten Armes in den Türrahmen gekrallt und Mühe zu stehen. Dem blonden Mann neben ihm schien es auch nicht viel besser zu gehen. Ihnen eilte eine schreckensblasse Sakura und ein total besorgter Syaoran entgegen. Beide Kinder wirkten zutiefst erschüttert über den Anblick der Erwachsenen, was sie aber nicht davon abhielt ihren Reisegefährten sofort zu helfen. +~+~+~+ Als Kurogane ihm trotz seines geschwächten Zustandes erneut deutete sich auf ihn zu stützen, schüttelte der Magier sofort entschlossen den Kopf. Dass er sich selbst so kraftlos fühlte, rührte nicht von körperlichen Verletzungen her, es waren die seelischen Wunden die an seinen Kräften zehrten. Er musste sich zusammenreißen, sich wenigstens so lange unter Kontrolle haben bis sie wieder im Hotel waren. Fay stolperte mit zusammen gebissenen Zähnen hinter dem Ninja her, zuckte leicht zusammen als er den Ashura dieser Welt mit blutverschmiertem Gesicht regungslos auf dem Boden liegen sah, wandte seinen Blick sofort ab, spürte wie er erneut am ganzen Körper zu zittern begann. Der Magier zog den Vorhangsstoff, in den er noch immer eingehüllt war, enger an sich, bevor er dann weiterstolperte. Schweigend durchquerten sie den spärlich beleuchteten Flur, verließen schließlich das villenähnliche Gebäude. Den Rückweg erlebte Fay wie in Trance, konnte sich bei ihrer Unterkunft angekommen nur noch dunkel daran erinnern, dass sie von einem lauen Wind durch die unbekannten Gassen geführt worden waren, wohl nur dank dieser Hilfe Tomoyos ihr Ziel überhaupt erreichten. Erleichtert stolperte der blonde Mann die letzten Stufen zum Hoteleingang hinauf, hielt dabei das hölzerne Stiegengeländer so fest umklammert, dass die Knöchel seiner Hände weiß hervor traten. Gerade als er oben ankam, auf die Türe zu wankte, kamen ihnen, wahrscheinlich von Kuroganes Prinzessin alarmiert, die beiden Kinder und Mokona entgegen. Beide wirkten bei ihrem Anblick völlig entsetzt, und selbst als Fay der Prinzessin ein schwaches Lächeln schenkte verschwand der erschütterte Ausdruck nicht aus ihrem Gesicht. Der blonde Magier war froh, dass weder Sakura noch Syaoran ihnen Fragen stellten, selbst Mokona stumm neben ihnen herhüpfte, sie ihnen stattdessen umgehend halfen in ihr Zimmer zu gelangen. Er zuckte unter der sanften Berührung des braunhaarigen Mädchens zwar erst zusammen, hatte sich aber so weit unter Kontrolle, dass er sich nicht entsetzt losriss als die Prinzessin ihn so gut es ging stützend den Gang hinunter beförderte. Kaum hatte die kleine Gruppe das Zimmer erreicht, ließ der Magier sich auf die weiche Matratze sinken, entnahm einem leisen Aufstöhnen, dass sich auch Kurogane sich auf das Bett gelegt hatte, während die beiden Kinder schon wieder nach vor zur Rezeption eilten um einen Arzt zu verständigen. Obwohl an dem seinen Körper nach wie vor einhüllende Stoff der Gestank von Blut haftete, ihm dieser die Erinnerungen der vergangenen Ereignisse wieder ins Gedächtnis rief, schaffte er es ebenso wenig diesen abzulegen, wie sich von dem zerfetzten Kleid zu befreien. Das Kleidungsstück wie auch der Vorhangsstoff schützten seinen Körper, verbargen außerdem die Haut, die sein Entführer mit seinen rauen Händen und seiner Zunge verunreinigt hatte, versteckten die Spuren die dieser mit seinem groben Griff hinterlassen hatte. +~+~+~+ Obwohl es ihm sein Stolz eigentlich verbot, Kurogane erst auch wirklich versucht war, allein zu gehen, die Hilfe des braunhaarigen Jungen, der nach seinem Arm griff um ihn zu stützen, anzunehmen, ließ er sich dann doch helfen, stolperte neben Syaoran her, der der Prinzessin und dem Magier nach in ihr gemeinsames Zimmer folgte. Mit einem schmerzerfüllten Aufstöhnen ließ er sich auf seiner Seite der Matratze nieder, fragte sich kurz, ob es wirklich eine gute Idee war, mit dem Magier in einem Bett zu schlafen. Dieser lag regungslos da, klammerte sich in den dunklen Vorhang und verhinderte so, dass der schwere Stoff nicht mehr von seinem Körper sehen ließ als unbedingt notwenig. Die beiden Kinder waren schon wieder aus den Raum gelaufen, hatten etwas von einem Arzt gemurmelt. Mit einem lautlosen Ächzen hievte der Schwarzhaarige sich wieder in eine aufrechte Position, da seine verletzte Schulter immer noch viel zu sehr schmerzte um zu liegen. Sitzen war zwar auch nicht unbedingt besser... Da er sich die Wunde einmal genauer ansehen wollte, befreite sich der Ninja unter einigem schmerzhaften Geräuschen von seinem Shirt, versichte die Schmerzeswellen, die dabei durch seinen Körper brandeten so gut es ging zu ignorieren. Das ging nur bedingt und wirklich etwas erkennen konnte er auch nicht, also hob er die Hand, betastete die Verletzung vorsichtig. Die Kugel. Er konnte sie unter der Haut erfühlen, dennoch würde er sie nicht ohne Hilfe entfernen können. Also doch auf den Arzt warten. Dieser betrat just in diesem Moment den Raum, eskortiert von der Prinzessin und ihrem Beschützer. Der Mediziner klappte bei Kuroganes blutüberströmten Anblick der Mund auf und man sah ihm deutlich an, dass er in seiner Laufbahn als Arzt wohl mit keiner vergleichbaren Verletzung konfrontiert worden war. Der Mann eilte schnell zu ihm, stellte seine Tasche am Fuße des Bettes ab und beförderte daraus notwendige Utensilien zu Tage. Erstaunlicherweise stellte er keine Fragen, murmelte nur unverständliches Zeug vor sich hin, während er den Ninja ab und an kurz musterte. Dann zückte er eine Pinzette und beugte sich zu ihm. „Um die Schmerzen erträglich zu machen würde ich Ihnen zumindest eine örtliche Betäubung...“ „Holen Sie die Kugel einfach raus!“ „Aber...“ Der Arzt zuckte unter dem forschen Befehl des schwarzhaarigen Ninjas zusammen, probierte es aber erneut den Patienten von der Notwendigkeit dieser Vorkehrung zu überzeugen. Die wütend funkelnden roten Augen brachten ihn aber sofort zum Verstummen. „Also dann beißen Sie die Zähne zusammen..." Ohne die Antwort des Schwarzhaarigen abzuwarten schob er die Pinzette in die Wunde und Kurogane wünschte sich sofort etwas zum Draufbeißen. Seine Zähne knirschten laut, als er sie auf einander presste um einen Schmerzensschrei zu unterdrücken. Gott sei dank hatte der Mann die Kugel schnell zu fassen bekommen und zog sie jetzt aus dem Fleisch. „Hier, nehmen sie das.“ Der Arzt drückte ihm sein blutverklebtes Shirt in die Hand. „Als erstes muss die Blutung zurückgehen. Bitte pressen sie das fest auf die Wunde.“ Der Ninja tat wie befohlen, verzog vor Schmerz das Gesicht, gab aber sonst keinen Mucks von sich. Derweil ging der andere Mann ums Bett herum, setzte sich auf die andere Seite, neben den Magier. Als er die Hand ausstreckte und den Vorhangstoff griff um ihn beiseite zu ziehen, den Körper des Blonden auf Verletzungen zu untersuchen, begann dieser sofort angstvoll zu Wimmern. Der Doktor blinzelte überrascht und wollte einen zweiten Versuch unternehmen ihm den Vorhang zu entziehen, das wurde aber von Kurogane verhindert. Trotz das sein verwundeter Arm aufs schmerzhafteste protestierte lehnet er sich halb über Fay drüber, und griff nach dem Handgelenk des Arztes. Sein Griff war fest wie ein Schraubstock, auch wenn seine Hand etwas zitterte. „Fassen sie ich nicht an!“ +~+~+~+ Tief in den Vorhangsstoff eingemummt, lag Fay auf dem weichen Bett, versuchte verzweifelt seine Augen offen zu halten, da jedes Mal wenn er seine Lider schloss das lüstern grinsende Gesicht seines Peinigers vor seinem geistigen Blick auftauchte. Er konnte hören wie die Türe geöffnet wurde, entnahm dem Stimmengewirr, dass die Kinder gefolgt von dem gerufenen Arzt das Zimmer betraten, fühlte sich aber zu schwach um seinen Kopf zu heben. Der Doktor, der sich gerade mit der Prinzessin zu unterhalten schien, hielt entsetzt inne, hatte wahrscheinlich gerade Kurogane erblickt. Als der Magier sich nun doch zwang sich zur Seite zu drehen, damit er einen Blick auf den Neuankömmling erhaschen konnte, sah er einen Mann im mittleren Alter, der hastig seine auf dem Boden abgestellte Tasche öffnete und eine Pinzette ans Tageslicht beförderte, dann zum Bett trat, auf den verletzten Ninja zu. Fay konnte sehen wie der junge Arzt einen Moment völlig überfordert auf die Verletzung starrte, bevor er sich wieder unter Kontrolle hatte und den verwundeten Arm des Kriegers mit der einen Hand festhielt, damit dieser sich bei den Schmerzen, die er beim Entfernen der Kugel mit Sicherheit verspüren würde, sich nicht losreißen konnte, dann mit einem entschlossenen Gesichtausdruck mit der Pinzette in die Wunde eindrang. Obwohl der schwarzhaarige Reisegefährte mit dem Rücken zu ihm saß, er sein Gesicht nicht sehen konnte, hörte er deutlich wie dessen Zähne knirschten als er diese fest zusammenbiss, dann schmerzgepeinigt aufstöhnte als der Doktor endlich das matt glänzende Fremdobjekt aus seiner Verletzung entfernte, begleitet von einem Schwall Blut. Erneut spürte der Magier das Verlangen nach dem frischen Lebenssaft in sich aufsteigen, wandte sofort den Kopf ab und hielt verzweifelt den Atem an um den Geruch der seine Sinne vernebelte nicht einzuatmen. Erst als ihm vom Sauerstoffmangel bereits schwarze Punkte vor den Augen tanzten, konnte er sich überwinden tief Luft zu holen, stellte erleichtert fest, dass der Geruch zwar nach wie vor in der Luft hing, aber bei weitem nicht mehr so intensiv war. Als er plötzlich spürte wie die Matratze sich direkt neben ihm etwas absenkte, sah Fay auf, zuckte erschrocken zusammen als er merkte, dass der Arzt sich auf der weichen Unterlage niedergelassen hatte, wohl vor hatte nun ihn zu untersuchen. Mit vor entsetzen weit aufgerissenen Augen rückte der Magier so weit es ging von dem ihn verwirrt musternden Doktor weg. Er hatte es mit Mühe und Not geschafft die Berührungen seiner Freunde zu erdulden, aber schon dafür hatte er all seine Kräfte aufwenden müssen. Den Körperkontakt eines Fremden konnte er in seiner momentanen Verfassung nicht ertragen, spürte wie ihm bereits schlecht wurde, als er sich nur ausmalte wie der junge Mann seinen Körper von dem schützenden Stoff befreite, seine Hände dann prüfend über ihn glitten. Ihm entfuhr ein angstvolles Wimmern, hasste sich für dieses Zeichen der Schwäche, konnte aber nicht anders, hatte all seine Selbstbeherrschung bereits aufgebraucht. Der Arzt schien einen erneuten Versuch starten zu wollen ihn von dem Vorhang zu befreien, wurde dieses mal aber von Kurogane daran gehindert, der ihn am Arm packte, ihn aus wütenden glutroten Augen ansah. „Fassen sie ihn nicht an!“ Fay konnte ein angstvolles Flackern im Blick des Doktors erhaschen, bevor dieser schlagartig den Stoff losließ, sich, sobald der Ninja seinen Arm losgelassen hatte, aufrichtete und seine Tasche packte. Man konnte ihm eindeutig ansehen, dass er sie beide für völlig verrückt hielt. Mit einem kurzen, hektischen Nicken verabschiedete er sich, verließ den Raum dann fluchtartig, vergaß sogar darauf seine Bezahlung zu verlangen. Fay konnte die Nähe des Reisegefährten spüren, der noch immer halb auf ihm lehnte, entnahm dessen abgehackten Atemzügen, dass dieser mit großen Schmerzen zu kämpfen hatte, wagte es nicht sich von ihm zu entfernen aus Angst mit dieser Bewegung noch größere Qualen zu verursachen. +~+~+~+ Da der Mediziner keine Anstalten gemacht hatte, sich seiner Forderung zu widersetzen, und erneut zu versuchen dem blonden Magier von dem schützenden Vorhangstoff zu befreien, ließ Kurogane seinen Arm wieder los. Dieser schien vollkommen überfordert mit der Situation und total eingeschüchtert und packte nur so schnell es ging seine Sachen zusammen. Bevor er den Raum fast fluchtartig verließ, sogar vergaß seine Dienste in Rechnung zu stellen, drückte er Sakura, die neben der Tür stand noch ein paar Verbände in die Hand und verschwand dann so schnell er konnte. Der Ninja hatte währenddessen sichtlich Mühe, nicht einfach vorn über, auf den halb unter ihm liegenden Blonden zu kippen. Die Wut, die er verspürt hatte als der Arzt Fay untersuchen wollte, bei diesem damit eine erneute Panikattacke ausgelöst hatte, hatte seine Schmerzen erneut überdeckt, ihn sie vergessen lassen. Aber jetzt war sein Ärger verraucht, und sein Körper schrie vor Schmerz. Mit seiner unbedachten Bewegung hatte er anscheinend genau die Nerven und Sehnen belastet, die betroffen waren, und jetzt konnte der Ninja nichts anderes tun als dazusitzen, zu hoffen, dass die tanzenden, flackernden Lichter vor seinen Augen wieder verschwanden, und flach zu atmen. Es dauerte eine Weile, bis der Schmerz so weit abgeklungen war, dass er wieder halbwegs klar denken konnte, und sofort registrierte er, dass der Magier immer noch absolut bewegungslos unter ihm lag, sich entweder nicht zu rühren traute, oder es nicht konnte. Es war nicht die Absicht des Schwarzhaarigen gewesen, diesem so nahe zu kommen, spürte er doch, wie schwierig es für Fay war das zu erdulden. Deswegen richtet er sich mit einem leisen Keuchen und einem fast lautlos geflüsterten „Entschuldige...“ wieder in eine fast sitzende Position auf. Sakura kam zu ihm geeilt und legte die Verbände neben ihm aufs Bett ab. „Ich wird deine Schulter verbinden, Kurogane-san“ Er schüttelte nur den Kopf, gab etwas verspätet auch noch eine Antwort darauf, da das Mädchen ihn mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck ansah. „Ich werde das... selber machen.“ Seine Stimme klang gepresst, dennoch blickte er das Mädchen mit unbewegter Miene an. Sowohl die Prinzessin als auch ihr Beschützer versuchten ihn umzustimmen, nur Mokona verhielt sich vollkommen ruhig, spürte es doch, dass es dem schwarzhaarigen Krieger ernst war. Die beiden Kinder sahen das auch bald ein und gaben auf. „Aber können wir den sonst nichts tun?“ fragte Sakura niedergeschlagen. „Geht euch schlafen legen... und macht euch nicht so viele Sorgen.“, war alles, was Kurogane darauf zu sagen hatte. Er bemühte sich dabei beruhigend zu sprechen, schaffte es sogar, dass seine Stimme nicht zitterte. „Wir sind schon in Ordnung.“ Keiner ihrer drei jungen Reisegefährten wirkte wirklich überzeugt oder beruhigt, dennoch leisteten sie den Anweisungen des Älteren folge, verließen, nicht ohne vorher noch einmal darum gebeten zu haben, er solle ja rufen, wenn etwas nicht in Ordnung war, das Zimmer. +~+~+~+ Kurogane schien zu merken wie schwer es ihm fiel die körperliche Nähe zu ertragen, wie angespannt und nervös er war, sodass er sich deshalb wohl trotz seiner Schmerzen aufrichtete um Abstand zwischen sich und den wieder leicht zitternden Magier zu bringen. Als der Ninja sich dann auch noch mit kaum hörbarer Stimme bei ihm entschuldigte bevor er den Kontakt völlig löste spürte Fay einen Stich in der Brust, drehte sich zur Seite und verbarg sein Gesicht in dem weichen Kissen. Würde es jetzt immer so zwischen ihnen sein? Wie lange würde es dauern bis die Erinnerungen an den schrecklichen Zwischenfall verblassen würden, die seelischen Wunden heilten und er nicht bei jeder kleinen Berührungen zusammen zucken würde? Verzweifelt ballte er seine Hände zu Fäusten, verfluchte sich selbst für seine Schwäche, dafür, dass er selbst seine Freunde von sich stieß, obwohl diese nur das beste für ihn wollten. Er könnte hören wie Kurogane Sakuras Versuch ihm die Verbände anzulegen mit gepresster Stimme ablehnte, er sich auch von den verzweifelten Versuchen der Prinzessin nicht umstimmen ließ bis das Mädchen schließlich aufgab. Bevor die zwei Kinder mit Mokona im Schlepptau das Zimmer verließen konnte Fay noch hören wie Syaoran zu einer Frage ansetzte, sich nun wohl doch erkundigen wollte was geschehen war, doch der schwarzhaarige Ninja ließ den Jungen gar nicht erst zu Wort kommen, schüttelte nur den Kopf. Der Beschützter der Prinzessin schien zwar nicht wirklich glücklich darüber zu sein, dass ihnen verheimlicht wurde was passiert war, verstand aber, dass es keinen Sinn hatte weiter nachzuhaken und schlossen dann mit der Bitte, sofort zu rufen wenn etwas nicht in Ordnung war, die Türe hinter sich. Augenblicklich war es völlig still, nur die keuchenden Atemzüge des Kriegers und das leise Geräusch der durch die Brise, die vom gekippten Fenster aus durch den Raum wehte, leicht hin und her schwingenden Engelsdekoration waren zu hören. So konnte es nicht weitergehen. Er konnte sich nicht vor allem verschließen, musste sich den Ereignissen stellen. Und den ersten Schritt dies zu tun war die Kraft zu finden sich von dem nach Blut riechenden Stück Stoff und dem zerrissenen Kleid zu befreien. Der Magier schloss kurz seine eisblauen Augen bevor er sich dazu überwinden konnte sich aufzusetzen, schaffte es schließlich aber sogar sich aus dem Bett zu hieven. Er spürte den durchdringenden Blick seines Reisegefährten auf sich ruhen, konnte aus den Augenwinkeln erkennen, dass dieser, gerade damit beschäftigt seinen Arm zu verbinden, in der Bewegung inne gehalten hatte, wandte dem schwarzhaarigen Krieger dann den Rücken zu. Er wollte ihm nicht zeigen wie schwer ihm dieser kleine Schritt fiel, wollte nicht, dass dieser sah wie er seine Lippen fest aufeinander presste damit ihm kein panischer Laut entfuhr, wie sich seine Augen panisch weiteten. Der schwere Stoff rutschte, nun da er ihn nicht mehr festhielt, von seinen Schultern, glitt schließlich von seinem Körper lautlos zu Boden. Der Magier spürte wie sich augenblicklich eine tonnenschwere Last auf seinen Brustkorb senkte, ihm das Atmen immer schwerer fiel, er am ganzen Körper zu zittern begann. Stocksteif, seine blasse Haut nur spärlich von dem zerrissenen Kleid bedeckt, stand er da, versuchte verzweifelt den Drang seine Arme um sich zu schlingen und sich wieder in den Vorhangsstoff einzuwickeln zu widerstehen. Er hörte wie Kurogane hinter ihm sich mit einer ruckartigen Bewegung aufrichtete, konnte Schritte hören die sich ihm näherten. Anscheinend nahm der Ninja an, dass ihm das Stück Stoff unabsichtlich von den Schultern geglitten war, wollte ihn wieder darin einhüllen. „Nicht!“ Obwohl Fay dem Reisgefährten noch immer den Rücken zuwandte, wusste er, dass dieser seinem mit zitternder Stimme rausgepressten Befehl Folge leistete, sofort stehen blieb. „Nicht...“, wiederholte er dann leiser, um dem Krieger zu zeigen, dass er es ernst meinte. Wenn er nun zuließ, dass der schwarzhaarige Mann den Stoff wieder über seinen zitternden Körper zog, waren alle Bemühungen umsonst gewesen. Er atmete tief durch, wandte sich dann schwach lächelnd zu dem verletzten Ninja um. „Ist das nicht absolut lächerlich? Wie viel Kraft es mich kostet mich nur von diesem Stück Stoff zu befreien... das ist wirklich erbärmlich, nicht?“ Das leise Lachen, das seinen Lippen entfuhr, klang alles andere als amüsiert, sondern wirkte verbittert und verzweifelt. Er hob seinen auf den Boden gesenkten Blick, blickte direkt in die glutroten Ovale Kuroganes. Der Magier spürte wie ihn sein letztes bisschen Selbstbeherrschung verließ, das Lächeln aus seinem Gesicht vertrieben wurde. „Wieso hast du mich erneut zurück geholt? Wie hast du es geschafft zu einem Grund zu werden wegen dem ich verzweifelt an meinem Leben festhalte? Wieso sehne ich mich nur so nach deiner Nähe obwohl es doch so schmerzt dich ständig um mich zu haben?“, brach es aus ihm heraus, hasste sich bereits als er die Worte aussprach dafür, dass er diese dem Ninja an den Kopf warf. Er spürte wie ihm heiße Tränen in die Augen stiegen, konnte den Reisegefährten nur noch verschwommen wahr nehmen. „All das was passiert ist... Ist das nicht langsam genug? Habe ich denn noch immer nicht genug für meine Vergangenheit gebüßt?!" +~+~+~+ „Nicht!“ Kurogane, der überrascht inne gehalten hatte, als der Magier plötzlich vom Bett aufstand war, der ihn die ganze Zeit über nicht aus den Augen gelassen hatte, und dann sofort aufgestanden war, um den schweren Stoff den der Blonde, wie er annahm, unbeabsichtigt hatte fallen lassen, wieder aufzuheben, um ihn erneut um den schmächtigen Körper zu legen, zuckte bei dem zittrig gesprochenen Befehl zurück und blieb automatisch stehen. Nicht? Was sollte das heißen? Aber Fay wiederholte dieses Wort leise, zeigte ihm somit, dass es ihm ernst war. Sollte er dem Blonden jetzt nicht zunahe kommen, oder den Vorhang nicht aufheben? Oder Beides? Aber beide Dinge gleichzeitig zu verlangen schloss sich aus. Und da der kleinere Mann, dessen Haltung verriet, wie absolut angespannt er war, wie viel Überwindung es ihn kostete ruhig zu stehen, keine Anstalten machte sich selbst nach dem dunklen Stoff zu bücken, dem Schwarzhaarigen weiter nur den Rücken zuwandte und in seinem zerrissenen Kleid elendig und mitleiderregend aussah, hielt Kurogane es für besser in ein, zwei Schritten Entfernung stehen zu bleiben, und abzuwarten. Nach einigen Augenblicken konnte er hören, wie der Magier tief durchatmete, dann straffte er sich und wandte sich langsam zu ihm um. „Ist das nicht absolut lächerlich? Wie viel Kraft es mich kostet mich nur von diesem Stück Stoff zu befreien... das ist wirklich erbärmlich, nicht?“ Wie immer lächelte er bei seinen Worten, aber das leise, verbitterte Lachen was darauf folgte veranlasste den Schwertkämpfer weiterhin irritiert an Ort und Stelle zu verharren. War Fay jetzt das letzte bisschen Vernunft abhanden gekommen? Kurogane hasste sich für diesen kurzen, abwertenden Gedanken, zumal die blassblauen Augen, die jetzt, da sein Gegenüber den Blick gehoben hatte, zwar immer noch etwas matt, aber bei klarem Verstand zu ihm aufblickten, ihm direkt in die rubinroten Augen sahen. Dann verschwand Fays allgegenwärtiges Lächeln schlagartig. „Wieso hast du mich erneut zurück geholt? Wie hast du es geschafft zu einem Grund zu werden wegen dem ich verzweifelt an meinem Leben festhalte? Wieso sehne ich mich nur so nach deiner Nähe obwohl es doch so schmerzt dich ständig um mich zu haben?“ Mehr als überfordert blinzeln konnte der schwarzhaarige Ninja darauf nicht. Er konnte den Sinn der Worte, die ihm der Magier mit so verzweifeltem Gesichtsausdruck gegen den Kopf knallte weder erfassen noch verstehen. Zumindest nicht sofort. Es brauchte erst einmal Zeit, musste wirken. Aber als er es endlich realisiert hatte was die Dinge bedeuteten, blieb nur noch mehr Überraschung und bodenlose Verwirrung in ihm zurück. Wie bitte? Er war für den Magier ein Grund am Leben zu bleiben? Nun... rein theoretisch... ja, die Sache mit dem Blut, aber irgendwas sagte ihm, dass der Magier das nicht meinte. Das bewies sein nächster Satz nur zu deutlich. Fay sehnte sich nach seiner Nähe... Egal wie der Ninja diesen Satz im Kopf drehte und wandte, er fand keine andere Interpretationsweise als diese eine. Aber das war doch verrückt! Doch noch bevor er den Mund aufmachen könnte, um irgendetwas dazu zu sagen, fuhr sein Gegenüber auch schon fort, schien zu Kuroganes Überraschung Tränen in den Augen zu haben. „All das was passiert ist... Ist das nicht langsam genug? Habe ich denn noch immer nicht genug für meine Vergangenheit gebüßt?!" Er wusste nicht genug über die Vergangenheit des blonden Magiers, um dazu wirklich etwas sagen zu können. Aber selbst so bezweifelte er, dass Fay verdiente was er in den letzten Tagen, Wochen hatte durchmachen müssen. Schweigend standen sie sich jetzt gegenüber, keiner von ihnen beiden sagte ein Wort. Der Krieger überlegte lange, was er darauf erwidern sollte, kam aber nicht so richtig zu Rande, sagte dann einfach mit sanfter, ernster Stimme das, was ihm durch den Kopf ging. „Jeder Mensch büßt für die Taten, die er begangen hat, oder die er in der Zukunft noch begehen wird... aber keiner ist dabei allein. Du hast so viele Personen um dich, die dir die Hand reichen, dich auf deinem Weg ein Stück begleiten wollen um dir deine Last wenigstens für eine Weile abzunehmen... Stoß sie nicht immer von dir... und irgendwann wirst du dich daran erinnern, dass nicht immer alles schlecht war...“ Kurogane verstummte, versucht in seinen eigenen wirren Worten einen Sinn zu erkennen. Ja, das waren alles Dinge die er dem Blonden schon immer mal hatte sagen wollen, die aber sonst immer im Streit und Geschrei untergegangen waren. Aber das wichtigste hatte er noch immer nicht gesagt. „Ich bin bei dir...“ +~+~+~+ Verzweifelt blickte Fay seinen Gegenüber an, bevor ihm bewusst wurde wie sinnlos es war den Ninja danach zu fragen. Er hatte diesem nie von seiner Vergangenheit erzählt, hatte es immer vermieden mehr als unbedingt nötig über sich selbst Preis zu geben. Und auch Kurogane hatte sich so verhalten. Der bestürzten Reaktion Syaorans, der das geheimnisvolle Buch, in dem man die Erinnerungen der Person die dieses zuvor berührt hatte sehen konnte, nach dem Ninja aufgeschlagen hatte, hatte er zwar entnehmen können, dass auch diesem bereits schlimme Dinge wiederfahren waren, doch er hatte es nie gewagt den Ninja darauf anzusprechen. Wieso fühlte er sich dem Reisegefährten dann so verbunden obwohl sie eigentlich rein gar nichts voneinander wussten? Der blonde Mann spürte wie ihm eine Träne über die Wange lief, wischte diese sofort weg, bemerkte bei dieser Bewegung das erste mal die Abdrücke die der klammernde Griff seines Peinigers an seinen Handgelenken hinterlassen hatte. Sofort ließ er seine Hand sinken, verbarg diese unter dem noch vorhandenen Stoff des Kleides um die deutlichen Spuren des brutalen Entführers nicht mehr sehen zu müssen. Als Kurogane schließlich das zwischen ihnen herrschende Schweigen brach, rechnete der Magier fest damit dass dieser die gefürchtete Frage nach seiner Vergangenheit stellen würde, dachte, auch wenn er sich dafür hasste, im Stillen bereits über eine plausible Lüge nach. Allerdings lieferte der Ninja ihm eine völlig andere Antwort, Dinge die dieser ihm schon des öfteren gesagt hatte, die ihn aber nie so erreicht hatten wie in diesem Moment. „Jeder Mensch büßt für die Taten, die er begangen hat, oder die er in der Zukunft noch begehen wird... aber keiner ist dabei allein. Du hast so viele Personen um dich, die dir die Hand reichen, dich auf deinem Weg ein Stück begleiten wollen um dir deine Last wenigstens für eine weile abzunehmen... Stoss sie nicht immer von dir... und irgendwann wirst du dich daran erinnern, das nicht immer alles schlecht war...“ Wortlos blickte Fay seinen Gegenüber an, bis dessen Worte ihn richtig erreichten. Er stieß den Krieger immer wieder von sich weg, konnte im Moment nicht einmal dessen Körperkontakt ertragen, und trotzdem blieb dieser geduldig an seiner Seite, machte immer wieder einen Schritt auf ihn zu, wurde es nicht Leid ihn in seiner Nähe zu haben. „Ich bin bei dir...“ Es waren diese vier kleinen Worte, die dem Magier den Rest gaben. Die Tränen liefen ungehindert über seine Wangen, während seine Lippen sich dieses mal zu einem aufrichtigen Lächeln verzogen, das all seine Dankbarkeit ausdrückte, bevor seine Beine, die ihn trotz seines geschwächten Zustands so lange getragen hatten, nun doch nachgaben, und die Welt um ihn herum verschwamm. Es war okay. Er brauchte nicht länger stark sein. Er durfte Schwäche zeigen, konnte sich fallen lassen. Denn er konnte sich sicher sein, dass die starken Arme des Ninjas ihn jederzeit auffangen würden. „Ich liebe dich...“ Kaum hörbar kamen die Worte über seine Lippen bevor er das Bewusstsein verlor. ~tbc~ Kapitel 16: Second Encounter ---------------------------- Ich habs endlich geschafft, das neue Chapter zu überarbeiten >.< Tut mir wirklich leid, dass ihr so lange warten musstet^^; Hoffe, ihr bleibt unsrer FF trotzdem weiterhin treu, werd mich bemühen, die nächsten Kapitel mit weniger Verzögerung hochzuladen ^^;; Danke im Voraus für euer Verständnis*knuddel* So, will euch gar nicht länger warten lassen, hier ist das neue Chapter^_^ ~+~+~ Kurogane hatte seine Worte aufrichtig gemeint, doch nun im nachhinein fragte er sich ob es die richtigen gewesen waren. Allerdings war es das einzige gewesen womit er Fay weder Vorwürfe machte, noch etwas von ihm verlangte. Und der Reaktion des blonden Mannes zu folge hatte er es ein weiteres mal geschafft die richtigen Worte zu finden, dem Magier genau das gesagt, was dieser in so einer Situation hören musste. Die Tränen die dieser bis eben noch mit Mühe zurückgehalten hatte, liefen jetzt ungehindert über die blassen Wangen, während sich ein Lächeln auf sein Gesicht legte, das der Ninja als absolut echt, nicht geschauspielert erkannte. Dann schien die so lange tapfer zurück gehaltene Erschöpfung endgültig ihren Tribut zu fordern und die Beine gaben unter ihm nach. Kurogane reagierte reflexartig, überbrückte die zwei Schritten, die er Abstand gehalten hatte mit einem Satz und fing Fay auf, ganz so wie er es immer tat, und immer tu würde. Nur am Rande bekam er mit, dass dieser noch etwas sagte, schrie sein Arm doch durch die plötzliche Belastung sofort vor Schmerz auf. Langsam sank er auf die Knie, den bewusstlosen Mann fest an sich gedrückt. Erst nach und nach sickerten die geflüsterten Worte in sein Bewusstsein. „Ich liebe dich...“ Einen Moment lang saß Kurogane einfach nur da, die gegenüberliegende Wand anstarrend ohne diese wirklich zu sehen. Wie bitte? Fay liebte ihn? Ihn... Das war doch absurd! Und dennoch... der Magier hatte nicht so ausgesehen als ob er lügen würde. Außerdem passte diese Art von Scherzen nicht zu den üblichen des Magiers. Trotzdem fiel es ihm den Worten glauben zu schenken... Die drei kurzen Worte, denen man so viel nachsagte, hatten in seinem Kopf nur Chaos hinterlassen, Gefühle, Emotionen und Gedanken wirbelten durcheinander, umeinander, übereinander. Nachdem es ihm allerdings gelungen war dieses Wirrwarr etwas zu ordnen musste er sich eingestehen, dass die positiven Dinge bei weitem überwogen. Im Grunde machte es ihm nichts aus. Nein, eigentlich überhaupt nicht. Natürlich schockte es ihn auch, aber... Hey, es gab schlimmeres! Außerdem zeigte ihm das Geständnis des Magiers mehr als deutlich wie weit er in den letzten Tagen zu diesem durchgedrungen war, wie sehr dieser ihm mittlerweile vertraute. Dennoch braucht er noch eine Weile um sich an den Gedanken zu gewöhnen. Es vergingen vielleicht zehn Minuten, in denen er weiterhin nur auf dem Boden saß, Fay im Arm, dem Magier abwesend durch das weiche platinblonde Haar streichend, bevor er sich dann, begleitet von einem unterdrückten Schmerzenslaut wieder aufrichtet und den schmächtigen Mann mit hoch zog. Vorsichtig, darauf bedacht, den Blonden nicht mehr als nötig zu berühren, befreite er ihn von dem zerfetzten Kleid, legte ihn dann aufs Bett und hüllte ihn fest in die Decke. Mit einem kurzen Lächeln beugte sich Kurogane noch einmal zu dem Bewusstlosen hinunter und berührte mit den Lippen sanft seine blasse Stirn. „Danke...“, murmelte er leise obwohl er wusste dass dieser ihn ohnehin nicht hören konnte. Nachdem er anschließend eine Decke im Schrank gefunden hatte bereitete er diese vor der Heizung auf dem Boden aus und ließ sich in sitzender Position darauf nieder. Der Schwarzhaarige hielt es für eine dumme Idee, diese Nacht zusammen mit dem Magier in einem Bett zu verbringen, war es doch schwer zu sagen, wie dieser darauf reagieren würde, wenn er morgen aufwachte. Nach einer Weile gelang es dem Ninja sogar trotz seiner schmerzenden Schulter auf dem relativ weichen Untergrund eine halbwegs bequeme Position zu finden, und bald schlief er tief und fest. +~+~+~+ Mit einem leisen Aufschrei schrak Fay am nächsten Morgen aus dem Schlaf, fuhr entsetzt hoch und blickte sich verstört um, bevor er realisierte, dass er nur schlecht geträumt hatte, er sich sicher in ihrer Unterkunft befand. Sein Herz schlug hart gegen seinen Brustkorb, beruhigte sich erst nach einigen Minuten langsam. Als er sich mit zitternden Händen die Haare aus dem Gesicht streichen wollte, merkte er dass die blonden Strähnen schweißnass an seiner Stirn klebten. Der Albtraum war so schrecklich real gewesen. Der lüsternen Blick seines Entführers, das knisternde Feuer im Kamin, die groben Berührungen, so als hätte dieser ihn tatsächlich erneut erwischt. Der Magier fröstelte, ließ sich zurück auf die weiche Matratze sinken und zog die Decke, die ihm von den Schultern geruscht war, wieder hoch, merkte dabei, dass er bis auf die Shorts, die er unter dem Engelskostüm getragen hatte, völlig nackt war. Entsetzt fuhr er erneut hoch, während seine eisblauen Augen gehetzt durch den Raum wanderten, und er spürte bei dem bloßen Gedanken, dass sein Traum vielleicht doch Realität gewesen war, Panik in sich aufsteigen. Der Platz neben ihm im Bett war leer, von Kurogane keine Spur. Er spürte wie die Angst sich eiskalt um seinen Brustkorb legte, schnappte verzweifelt nach Luft, wollte sich gerade von der Decke befreien und aus dem Zimmer flüchten, als er plötzlich im fahlen Licht der Morgendämmerung die unverkennbare muskulöse Gestalt des Ninjas auf dem Boden vor der Heizung erkannte. Augenblicklich spürte der Magier Erleichterung in sich hochsteigen, so unsagbar froh war er, zu sehen, dass der Reisegefährte hier und von seinem Peiniger keine Spur zu sehen war. Wie auch... Er war tot... Verbittert lächelnd ließ sich Fay zurück ins Bett sinken, starrte dann abwesend an die Decke. Er war wohl gestern Abend doch noch zusammen gebrochen, worauf ihn der Krieger scheinbar von dem zerfetzten Kleid befreit und ins Bett verfrachtet hatte. Die blassen Wangen des blonden Mannes röteten sich leicht als ihm langsam bewusst wurde, dass der Krieger ihn um ihn zu entkleiden können berühren hatte müssen. Obwohl ihn der Gedanke an körperliche Nähe noch immer verschreckte, konnte er sich dennoch erinnern welche Gefühle die Berührungen des Ninjas vor dem... Zwischenfall in ihm hervor gerufen hatten. Würde er sich irgendwann wieder so fallen lassen können? Würde es überhaupt jemals wieder so weit kommen? Obwohl er sich dem Reisgefährten nahe fühlte, körperlich hatte er eine höhere Mauer zwischen ihnen errichtet als je zuvor. Er zuckte leicht zusammen als ein leises Stöhnen das Erwachen Kuroganes ankündigte, schloss reflexartig seine Augen um vorzugeben noch zu schlafen. Merkte der Ninja, dass er bereits wach war, würde er ihm zwangsweise eine Erklärung dafür weswegen er trotz all der Strapazen des vergangenen Tages schon munter war liefern und ihm von dem Albtraum erzählen müssen, worauf dieser sich mit Sicherheit nur erneut Sorgen um ihn machen würde. +~+~+~+ Als Kurogane mit einem gequälten Stöhnen erwachte, drehte er sich ganz automatisch etwas zur Seite, und saß im nächsten Moment auch schon mit schmerzverzerrtem Gesicht und einem gepressten Schmerzenslaut aufrecht auf der Decke. Er hatte die ganze Nacht nicht besonders gut, um nicht zu sagen miserabel geschlafen. Höchstens zwei Stunden am Stück, dazwischen war er ständig aufgrund irgendwelcher Geräusche, oder erneuten Schmerzen aus dem Schlaf geschreckt, hatte dann geraume Zeit gebraucht, um wieder Ruhe zu finden. Jetzt besah er sich seine Schulter, stellte in dem fahlen Licht der Morgendämmerung fest, dass die vorher schmutzig weiße Binde nun dunkelrot verfärbt war. „Ach je... Ich verblute...“, richtet sich Kurogane anklagend an die Welt, allerdings mit einem sarkastischen Unterton der deutlich zeigte, dass er nicht wirklich ein sein nahendes Ende glaubte. Mit Sicherheit würde er nicht verbluten, allerdings würde die Wunde sich trotzdem bemerkbar machen, ihn schwächen und behindern. Schweigend begann der Ninja den durchweichten Stoff von seiner Schulter zu wickeln, wobei er ab und an ein leises, schmerzgepeinigtes Keuchen von sich gab. Kaum hatte er den Verband ab, stieg dem Schwertkämpfer der penetrante, leicht metallische Geruch seines eigenen Blutes in die Nase, und er kräuselte diese leicht. Von einem leisen Stöhnen begleitet stand er schließlich auf, erinnerte er sich doch dunkel, gestern Abend in dem Schrank aus dem er die Decke entwendet hatte, auch einen Stapel Handtücher gesehen zu haben, holte sich dann genau davon eines und presste es behutsam auf die immer noch blutende Wunde. Anschließend richtete er sein rubinroten Blick auf den blonden Magier, der noch immer zu schlafen schien. Allerdings merkte Kurogane sofort, dass dem nicht so war, der Andere hellwach war und nur vorgab zu schlafen. Fays leicht angespanntes Gesicht, der, für einen Schlafenden, viel zu schnelle Atem und das nicht von der Klappe verborgene Auge, das sich deutlich sichtbar unter dem geschlossenen Lied bewegte zeigten ihm dies mehr als offensichtlich. Immer noch auf der Flucht... Der Ninja seufzte, während er die zwei Meter Entfernung einhielt. Er würde den Magier sicher nicht nach dem gestern gesagten fragen. Er würde sich damit zufrieden geben, dass er sich selbst sicher war, dass diese Worte ernst gemeint gewesen waren. Mehr brauchte er im Moment nicht. Sollte Fay ihm diesen einen Satz ein weiteres mal von sich selbst aus sagen wollen umso Besser. Und bis dahin würde er sich normal verhalten, so wie immer. „Ich bin auch nicht fair...nicht wahr? Da sag ich dir immer, dass du mir vertrauen kannst, und dann kann ich dich nicht mal vor zwei Perversen beschützen...“ Der Schwarzhaarige stieß einen bodenlos deprimierten Seufzer aus. Die Tatsache, dass die beiden Entführer den Magier sozusagen direkt vor seiner Nase entführt und er davon absolut nichts mitbekommen hatte gefiel ihm überhaupt nicht. Im Stillen verfluchte er die kleinen Gören, die ihn abgelenkt hatten, allerdings musste er sich eingestehen dass er zum Großteil selbst Schuld daran gewesen war. Wieso hatte er nicht einfach wachsamer sein können... „Und ich verlang immer von dir, dass du mich nicht mehr belügst... dabei verschweig ich selbst die Wahrheit genauso...“ >Lügen< und >Verschweigen<, das waren für Kurogane zwei verschiedene Dinge. Was Fay tat, lenkte ihn auf einen falschen Weg, in die entgegen gesetzte Richtung der Wahrheit. Verschweigen hingegen bedeutete einfach nur, dass der Ninja die Teile die bedeutungslos waren, die keinen etwas angingen und nach denen auch niemand fragte für sich behielt. Dennoch konnte er von Fay wohl nicht verlangen, dass dieser ehrlich zu ihm war, solange er selbst nichts von sich Preis gab. „Hmm.. Vielleicht erzähl ich dir irgendwann mehr... über mich... über meine Vergangenheit... dann, wenn du nicht mehr der Meinung bist, dich schlafend stellen zu müssen, bloß um mir aus dem Weg zu gehen.“ Der Schwarzhaarige kam nicht darum herum zu lächeln, als sich auf das blasse, immer noch mühsam beherrschte Gesicht seines Gegenübers ein leicht ertappter Ausdruck schlich. Volltreffer! +~+~+~+ „Ach je... Ich verblute...“ Obwohl die Stimme des Ninjas eindeutig vor Sarkasmus triefte, fiel es Fay trotzdem schwer die Augen geschlossen zu halten, vor allem als gleich darauf ein weiterer unterdrückter Schmerzenslaut zu hören war. Dennoch beherrschte er sich, wusste, dass es noch auffälliger wirken würde wenn er nun ganz plötzlich aufwachte. Den leisen Geräuschen entnahm er, dass Kurogane seinen verletzten Arm von den Bandagen befreite, dabei immer wieder leise schmerzgepeinigt aufkeuchte. Als durch das gekippte Fenster ein lauer Windhauch durch den Raum wehte, das Engelsmobiliar dabei leicht hin und her schwang, trug die Brise erneut den kupferartigen Geruch von frischem Blut zu ihm herüber. Augenblicklich wurde die Sorge um den schwarzhaarigen Reisegefährten verdrängt von dem unbändigen Verlangen nach dem roten Lebenssaft. Nur mit Mühe konnte Fay seinen vorgetäuschten schlafenden Zustand weiter aufrecht erhalten, schaffte es kaum dem Drang seinem Körper zu verschaffen nach was diesem so verzweifelt dürstete, zu unterdrücken. „Ich bin auch nicht fair...oder? Da sag ich dir immer, das du mir vertrauen kannst, und dann kann ich dich nicht mal vor zwei Perversen beschützen...“ Die leisen, die Stille brechenden Worte des Ninjas, begleitet von dem nachfolgenden deprimierten Seufzen schafften es seinen Verstand wieder etwas aufzuklären, halfen ihm die Kontrolle über sich selbst wieder zu erlangen. Noch immer lag er regungslos in die Decke eingehüllt auf der weichen Matratze, gab weiterhin vor zu schlafen. Allerdings war er sich nicht mehr sicher, ob Kurogane ihm dies noch abkaufte, oder längst Bescheid wusste und ihn deshalb ansprach. Dennoch verharrte er weiterhin in dieser Position, wartete darauf, dass der Ninja fortfuhr. „Hmm.. Vielleicht erzähl ich dir irgendwann mehr... über mich... über meine Vergangenheit... dann, wenn du nicht mehr der Meinung bist, dich schlafend stellen zu müssen, bloß um mir aus dem Weg zu gehen.“ Fay zuckte kaum merklich zusammen, konnte nicht verhindern, dass sich ein schuldbewusster Ausdruck auf sein Gesicht schlich. Nun hatte er mit seinem eigentlich nur gut gemeinten Verhalten erneut einen Keil zwischen sich und den Krieger getrieben, dem Reisegefährten erneut das Gefühl gegeben ihm noch immer nicht zu vertrauen und weiterhin zu flüchten. Da es ohnehin zwecklos war nun weiterhin den Schlafenden zu mimen, öffnete der Magier langsam seine eisblauen Augen, setzte sich dann verlegen lächelnd auf. Als er jedoch seinen Mund gerade öffnete um sich recht zu fertigen, schüttelte Kurogane nur den Kopf, wollte seine klägliche Ausrede wohl ohnehin nicht hören. „Du hast keinen Grund dir Vorwürfe zu machen... Du hast mich doch beschützt... Wer weiß, was der Kerl mit mir angestellt hätte wenn du nicht aufgetaucht wärst... So weiblich sehe ich doch eigentlich gar nicht aus, oder doch? Sag jetzt bloß nichts falsches, Kuro-wan...“, antwortete Fay deshalb ohne auf seinen vorgetäuschten schlafenden Zustand einzugehen. Das Lächeln drohte einen Augenblick zu verschwinden als der Magier seinen Entführer erwähnte und sofort die Bilder der Beinahe-Vergewaltigung durch seinen Kopf geisterten, bevor er sich wieder unter Kontrolle hatte, das ernste Thema mit dieser lächerlichen rhetorischen Frage zu entschärfen versuchte. +~+~+~+ Der Magier gab es auf weiterhin so zu tun als ob er schlief, öffnete auf Kuroganes Feststellung, oder auch Vorwurf, wie man das sehen wollte, hin endlich seine Augen, lächelte etwas angekratzt, da der Ninja ihm so schnell auf die Schliche gekommen war. Der Schwarzhaarige hatte bereits erwartet, dass sein Gegenüber sich für sein Verhalten rechtfertigen wollen würde, schüttelte deshalb nur den Kopf als dieser den Mund öffnete. Er wollte die Ausreden nicht hören. Ein andermal vielleicht wieder, doch dieses mal nicht. „Du hast keinen Grund dir Vorwürfe zu machen... Du hast mich doch beschützt... Wer weiß, was der Kerl mit mir angestellt hätte wenn du nicht aufgetaucht wärst... So weiblich sehe ich doch eigentlich gar nicht aus, oder doch? Sag jetzt bloß nichts falsches, Kuro-wan...“ Daraufhin hob der Ninja nachdenklich die Augenbraun. Es tat gut zu wissen, dass der Magier ihm keinen Vorwurf für sein spätes Erscheinen machte, sondern der Meinung war, dass er ihn durchaus beschützt hatte. Kurogane war sich da zwar nicht so sicher, bei den Zwar nicht sichtbaren, aber dennoch nicht weniger schlimmen Wunden, die sein Reisegefährte davon getragen hatte, aber das Argument, was alles ansonsten noch hätte passieren können, wäre er nicht aufgetaucht, war durchaus überzeugend. Mit einem tiefen Seufzer ließ sich der Schwarzhaarige auf dem Fußende des Bettes nieder, wie er hoffte weit genug entfernt, um erneuten Panikattacken des blonden Magiers vorzubeugen und wandte seine Aufmerksamkeit wieder auf seine verletzte Schulter. Das Handtuch war mittlerweile an manchen Stellen bereits wieder leicht rötlich verfärbt. „Du siehst gut aus, so wie du bist.“, antwortete er dann nur schlicht, ohne aufzusehen, verhinderte damit gerade noch dem Magier an den Kopf zu knallen, dass er zumindest mit der Perücke und dem Kleid bekleidet sehr weiblich ausgesehen hatte. +~+~+~+ „Du siehst gut aus, so wie du bist.“ Leicht aus dem Konzept gebracht blickte Fay den Ninja, der am Fußende des Bettes Platz genommen hatte und das nun blutbefleckte Handtuch kritisch beäugte, an. Mit dieser Antwort hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Eine nicht ernst gemeinte Beleidigung, oder eine genervte Bemerkung auf seinen erneuten Versuch seine wahren Emotionen hinter dieser lächerlichen Frage zu verbergen, das wären für den Krieger normale Reaktionen gewesen, aber dass dieser ihm, wenn auch wahrscheinlich unbeabsichtigt, ein Kompliment machte... Da er zu perplex war um auf die Worte des Reisegefährten mit einer schlagfertigen Antwort zu reagieren, lachte er nur verlegen, bevor sein Blick magisch von dem Handtuch, dessen ursprüngliche weiße Farbe nun an einigen Stellen von rotem Blut befleckt war, angezogen wurde. Unbewusst benetzte er seine trockenen Lippen mit seiner Zunge, beugte sich dann wie in Trance zu dem schwarzhaarigen Krieger vor. Kurogane, der noch immer damit beschäftigt war die schwach blutende Wunde abzutupfen, hob, als er die plötzliche Bewegung aus seinen Augenwinkeln wahr nahm, verwirrt den Blick. Der Magier ignorierte die ihn musternden rotglühenden Ovale, achtete auch nicht auf das leise Aufstöhnen als er den verletzten Arm des Ninjas berührte. Er zog das Handtuch, das der Reisegefährte irritiert losgelassen hatte, das aber noch immer die Wunde bedeckte, von der Verletzung, ließ es achtlos auf den Boden fallen. Gierig sog er den nun noch intensiveren Geruch des roten Lebenselexirs ein, bevor er sich langsam mit seinen Lippen der blutverschmierten Haut näherte um sich endlich zu holen was er so verzweifelt begehrte. Als Fay mit seiner rauen Zunge über die Verletzung leckte, entfuhr dem Krieger erneut ein Stöhnen, das den Verstand des Magiers dieses Mal erreichte, den starren Ausdruck aus dem eisblauen Auge vertrieb. Entsetzt ließ er den Arm seines Gegenübers los, und fuhr zurück. „Es tut mir leid, ich... ich...“ Fassungslos wich der blonde Mann so weit es ging von dem Krieger zurück, hatte Angst, dass der Geruch des Blutes ihn womöglich wirklich noch dazu treiben würde, den ohnehin geschwächten Reisegefährten wie ein ausgehungertes Tier anzufallen. Er schmeckte an seinen Lippen noch den schalen Geschmack des Blutes, wischte sich mit einem zitternden Handrücken darüber um die letzten Reste des roten Lebenssaftes davon zu entfernen. +~+~+~+ Seine Worte konnte man als Kompliment auffassen, ja, und sie waren eigentlich auch eins gewesen. Immerhin konnte man auch ohne Hintergedanken behaupten, dass sein Reisegefährte gut aussah, mit seinem feinen platinblonden Haar, den schönen klaren eisblauen Augen, der ebenmäßigen elfenbeinfarbenen Haut, die sich so hübsch rötete, wenn er... Stopp! Kurogane schob seinen Gedanken selbst den Riegel vor, da sie zu dem gestrigen Morgen abzudriften drohten. Das war nun wirklich nicht der richtige Moment, um über so etwas nachzudenken. Als er plötzlich eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahrnahm, blickte der Ninja irritiert auf, ließ vor Überraschung, dass der Magier ihm plötzlich so nahe war, die Hand sinken. Im nächsten Moment zuckte er zusammen, da Fay seinen Arm berührte. Bevor er aber nach den Beweggründen des Magiers fragen konnte, senkte der Blonde seinem Kopf und legte seine weichen Lippen auf die verletzte Schulter, strich mit der Zunge darüber. Der Schmerz, der durch den Arm des Ninjas zuckte ließ ihn gequält aufstöhnen und der andere Mann fuhr plötzlich von ihm zurück, starrte ihn mit entsetzt geweiteten Augen an. „Es tut mir leid, ich... ich...“ Anscheinend war er gerade nicht Herr seiner Sinne gewesen, konnte es nicht fassen dem Krieger Qual zugefügt zu haben. „Schon gut...“, brachte Kurogane nach einem kurzen Moment, als endlich die Schmerzen abgeklungen waren hervor. Der Blonde hatte ihn kaum berührt, dennoch waren die Schmerzen mehr als unangenehm gewesen. Aber wenn er sich seinen Gegenüber so ansah, das verlangende Glitzern in den blauen Augen, dann schien dessen Begehr nach der dickflüssigen Substanz noch immer nicht wirklich abgeklungen zu sein. Verständlich. Immerhin war es schon eine ganze Weile her, seit Fay zuletzt von seinem Blut getrunken hatte. Genaugenommen war es vor seinem Versuch die Gruppe für immer zu verlassen gewesen. Danach war einfach zu viel passiert, als dass der Schwarzhaarige daran gedacht hatte ihm welches anzubieten. Und danach gefragt hatte der sture Magier natürlich nicht. Also war diese Situation wohl der Preis für seine Nachlässigkeit. „Schon gut, trink...“ Mit einer schwachen, aber durchaus bestimmten Geste deutet er dem Blonden, wieder näher zu kommen. Dann würde er halt mal die Zähen zusammen und in den sauren Apfel beißen... +~+~+~+ „Schon gut, trink....“ Fassungslos blickte Fay den muskulösen Mann ihm gegenüber an, schüttelte dann nur wortlos den Kopf. War es nicht der Ninja gewesen der ihm mehr als nur einmal befohlen hatte auf sich selbst aufzupassen, seinen Körper nicht als Selbstverständlichkeit zu sehen? Wieso ging er dann selbst so sorglos mit seiner Gesundheit um? Gut, ein paar Tropfen würden Kurogane nicht wirklich schaden, doch er hatte sein Verhalten selbst miterlebt, gesehen, dass er sobald der Geschmack der roten Flüssigkeit seine Sinne vernebelte nicht mehr Herr über sich selbst war. Ein paar Tropfen des Lebenselexirs würden nicht genügen. Er wusste, dass er nicht in der Lage sein würde aufzuhören, selbst wenn er damit das Leben des Kriegers gefährdete. „Ich weiß nicht was in mich gefahren ist.... Es tut mir leid...“, entschuldigte er sich erneut, ohne auf das verlockende Angebot des Ninjas einzugehen. Er beugte sich zu dem kleinen Nachttisch, auf dem der Arzt am Vortag eine Packung mit Bandagen liegen gelassen hatte, zerriss die den Verband schützende Plastikhülle und wandte sich dann das mit dem kleine bräunliche Knäuel in der Hand dem Reisegefährten zu. Obwohl es immense Willenskraft erforderte dem umbändigen Verlangen nach frischem Blut nicht erneut nachzugeben, deutete er Kurogane seinen Arm auszustrecken, damit er die Wunde verbinden konnte. Er zuckte leicht zusammen als der schwarzhaarige Mann ihn stattdessen am Handgelenk festhielt, die Berührung ihn sofort an den festen Griff seines Peinigers erinnerte, hatte sich aber so weit unter Kontrolle dass er sich nicht panisch losriss. Die rotglühenden Ovale seines Gegenübers zeigten ihm erneut, dass er sich nicht zurück halten musste, seinen Durst löschen sollte. „Ich werde nicht trinken... Bis du wieder völlig gesund bist werde ich keinen Tropfen deines Blutes anrühren!“ Der Ninja sah ihn schweigend an, schien dann einzusehen, dass es keinen Sinn hatte ihn weiter zu drängen, ließ ihn schließlich los. Schweigend begann Fay die schwach blutende Wunde mit dem dafür vorgesehenen Material einzuwickeln, ignorierte die Tatsache, dass seine Hände dabei leicht zitternden, war froh, dass der metallische Geruch des Blutes nach und nach an Intensität verlor. Als er die Verletzung schließlich versorgt hatte, strich er mit seiner schmalen Hand noch gedankenverloren über den rauen Stoff der Bandage, bevor er den Arm des Reisgefährten losließ. Er zögerte einen Moment, bevor er seinen Blick senkte, sich sanft gegen den muskulösen Körper des Reisegefährten lehnte. „Ich will nicht vor dir weglaufen... Ich will dir vertrauen, mich fallen lassen... Aber es ist so unsagbar schwer... Wieso sehe ich nur ständig diesen... schrecklichen Typ von mir auch wenn du es bist der mich zärtlich berührt? Wieso kann ich nicht einfach vergessen was passiert ist?“ +~+~+~+ Nachdem Kurogane den blonden Mann, der ihn leicht gehetzt, aber immer noch mit diesem Funkeln in den Augen ansah, eine ganze Weile durchdringend fixiert hatte, er erfolglos versucht hatte ihn allein durch den glutroten, intensiven Blick dazu zu bringen doch von seinem Blut zu trinken, gab der Ninja schließlich auf. Er musste wohl einsehen, dass es momentan nicht sinnvoll war den Magier weiter zu drängen, weshalb der Schwertkämpfer schlussendlich das dünne, mit blauen Flecken gezeichnete Handgelenk wieder los ließ, ihm stattdessen wortlos den Arm hinstreckte, damit er den Verband anlegen konnte. Während der Prozedur hielt der Schwarzhaarige die ganze Zeit über still, gab keinen Laut von sich, verzog nur ab und an etwas das Gesicht. Der Blonde ging wirklich behutsam vor, war darauf bedacht, ihm mit seinen sanften, wenn auch leicht zitternden Händen so wenig Schmerzen wie möglich zuzufügen. Nachdem Fay fertig war, strich er mit den Fingern noch einmal behutsam über sein Werk, bevor er langsam den Blick senkte, sich zur großen Überraschung des Ninjas dann behutsam gegen ihn sinken ließ. „Ich will nicht vor dir weglaufen... Ich will dir vertrauen, mich fallen lassen... Aber es ist so unsagbar schwer... Wieso sehe ich nur ständig diesen... schrecklichen Kerl von mir auch wenn du es bist der mich berührt? Wieso kann ich nicht einfach vergessen was passiert ist?“ Sowohl die Worte als auch das Handeln des Magiers überraschten Kurogane, dennoch blieb er weiterhin sitzen, trat weder einen Rückzug an, noch legte er die Arme um den Anderen, auch wenn er kurz versucht war dies zu tun. Es freute ihn, dass Fay von sich aus einen Schritt auf ihn zumachte, seine Nähe suchte und erneut ehrlich zu ihm war, deswegen reichte es des Schwertkämpfer auch, ihm einfach mit Beistand, ein Halt zu sein. „Vergessen kann man nur, wenn man stirbt... Du kannst höchstens verdrängen, was passiert ist. Bevor du das tust, stell dich lieber den Erinnerungen, denn irgendwann wirst du sie in deine Vergangenheit eingliedern können, ohne dass es dir noch Angst macht. Und dann werde ich dich auch wieder berühren können, ohne dich damit zu verletzen.“ Kurz hob er die Hand, strich dem Magier mit den Fingerspitzen zart über die blasse Wange, dabei hoffend, dass diese kleine Geste der Zuneigung nicht ausreichte, um seinen Reisegefährten erneut in Panik verfallen zu lassen. Er hatte seine Hand gerade wieder zurückgezogen, da öffnete sich plötzlich, nach einem kurzen Klopfen die Tür. Der Magier war erstaunlich schnell wieder von ihm weg und Kurogane konnte sich ein trockenes Lächeln nicht verkneifen. Syaoran trat, gefolgt von der Prinzessin, die ein mit Frühstückszeug beladenes Tablett bei sich trug, ein. Den beiden nach folgte noch Mokona, das sofort begleitet von einem fröhlichen „Hyuu! Guten Morgen!“ zu Fay hopste und ihm einen Schmatzer auf die Wange drückte. Der Blonde zuckte zwar nicht vor der plötzlichen Berührung des Manjuus zurück, dennoch huschte ein kurzer Schatten über sein Gesicht. Da dem Fellknäuel dieser nicht entgangen war, es auch spürte, dass der Magier sich nicht wohl fühlte, hüpfte es mit einem großen Sprung auf Kuroganes Kopf, kuschelte sich in das schwarze Haar und strahlte seine Reisegefährten an. +~+~+~+ Fay war dem schwarzhaarigen Ninja dankbar, dass dieser ihm die Stütze war, die er nun so dringend brauchte, ihn aber nicht zu engerem Körperkontakt drängte, einfach still in seiner sitzenden Position verharrte und seinen leisen Worten lauschte. „Vergessen kann man nur, wenn man stirbt... Du kannst höchstens verdrängen, was passiert ist. Bevor du das tust, stell dich lieber den Erinnerungen, denn irgendwann wirst du sie in deine Vergangenheit eingliedern können, ohne dass es dir noch Angst macht. Und dann werde ich dich auch wieder berühren können, ohne dich damit zu verletzen.“ Die eisblauen Augen des Magiers weiteten sich etwas als Kurogane seine Hand hob, mit seinen Fingerspitzen hauchzart über seine Wange strich, wich aber nicht zurück, sondern ließ die Berührung zu. Auch wenn es schwer fiel, er würde es schaffen, sich den schrecklichen Erlebnissen zu stellen. Er wollte nicht weiter vor dem Reisegefährten zurück weichen, er brauchte seine Nähe, dessen war er sich längst bewusst. War es nun Liebe oder nicht, es war belanglos. Was zählte war einzig und allein, dass der Ninja bei ihm war und es auch immer sein würde. Gerade als er sich noch etwas enger an den warmen Körper des Kriegers schmiegen wollte, sich seiner Angst vor jeglichem Körperkontakt stellen wollte, klopfte es leise an der Türe und der Magier schrak augenblicklich zurück. Mit einem Tablett beladen, auf dem wohlriechende Brötchen, eine dampfende Kanne mit Kaffee oder Tee und noch weitere für ein herzhaftes Frühstück benötigte Lebensmittel platziert worden waren, betrat Syaoran, dicht gefolgt von der Prinzessin das Zimmer. Gerade als er sich wunderte wo denn das kleine weiße Knäuel abblieb, hüpfte dieses, hyperaktiv wie immer, auf das Bett zu, ihm in den Schoß und drückte ihm einen überschwänglichen Kuss auf die Wange. Nicht auf diesen plötzlichen „Angriff“ des weißen Zauberwesens vorbereitet hatte der Magier sich zwar genug unter Kontrolle um nicht zusammen zu zucken, schien das panische Flackern in seinen Augen aber nicht vor Mokona verbergen zu können. Wahrscheinlich nahm das weiße Manjuu, so sensibel das kleine Wesen auf Gefühle reagierte, seine Angst auch sofort wahr, hopste deshalb umgehend zu Kurogane weiter. Der Magier schenkte den beiden Kindern, die ihn beide besorgt musterten, wahrscheinlich noch immer an seinen Ausbruch als der Arzt ihn berühren hatte wollen dachten, ein beruhigendes Lächeln. „Sakura-chan, Syaoran-kun, was ist denn los? Ihr beide seht aus als ob jemand gestorben ist... Ich bin okay, mir geht es gut, wirklich!“ Wie um seinen Worten Ausdruck zu verleihen, erhob er sich von dem Bett, die Decke noch immer um seine Schultern geschlungen, und trat auf den kleinen Tisch zu auf dem der Beschützer der Prinzessin das Tablett abgestellt hatte und nahm sich eines der Brötchen. Mokona verkündete daraufhin lautstark, dass es ebenfalls Hunger hatte, hüpfte ungeduldig auf dem Kopf des Ninjas auf und ab hüpfte, trieb diesen damit so lange zur Weißglut bis diesem fluchend der Kragen platzte und er sich erhob. Mit wenigen Schritten war der Ninja bei dem improvisierten Frühstückstisch angekommen, packte eines der noch offenwarmen Brötchen und stopfte dem Knäuel damit den Mund. Als Mokona dieses keine Sekunde später auf einmal hinunter geschluckt hatte, und erneut in seinen nervtötenden Singsang verfiel, konnte sich Fay ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. Es tat gut zu wissen, dass manche Dinge sich einfach niemals ändern würden. Ein erneutes Klopfen an der Türe, dieses mal aber fester und energischer, beendete schließlich den Kleinkrieg zwischen dem schwarzhaarigen Ninja und dem weißen Knäuel. Verwirrt öffnete Syaoran, der direkt neben der Holztüre stand, diese. Fay konnte von seinem Platz aus nicht erkennen wer davor stand, entnahm dem entschuldigenden Worten des Jungen aber, dass sie wohl jemanden der benachbarten Hotelgäste gestört hatten. Der Magier wollte neben den jüngeren Reisegefährten treten um diesem zu helfen, blieb aber wie erstarrt stehen als sein Blick auf die reichlich bandagierte Nase des vor der Türe stehenden Mannes fiel, das Brötchen glitt aus seinen Händen, und kam mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden auf. Entsetzt wich Fay sofort wieder zurück in den Teil des Zimmers den man aus der Sicht des gestörten Hotelgastes nicht überblicken konnte. Dieser schien ihn glücklicherweise nicht gesehen zu haben, brüllte weiter auf Syaoran ein, der sich immer wieder entschuldigend verbeugte. War er sich aufgrund des entstellten Gesichts noch nicht völlig sicher gewesen, die Stimme zeigte ihm nun deutlich, dass es sich um den Ashura dieser Welt handelte. Aber wie konnte das sein? War dieser nicht tot gewesen? Am ganzen Körper zitternd presste Fay sich an die holzverkleidete Wand, wagte kaum zu Atmen aus Angst davor, dass der verunstaltete Herrscher ihn doch noch entdecken würde. +~+~+~+ Nachdem Mokona ihn mit so viel Hingabe ‚überzeugt’ hatte, dass er auch aufstehen sollte um sich was zu essen zu nehmen, und was noch viel wichtiger war, dem Manjuu auch welches zu geben, erhob sich Kurogane genervt, trottete zu dem kleinen Tisch, auf dem der Junge das Tablett platziert hatte. Grummelnd schnappte er sich eins der noch warmen Brötchen und stopfte es der weißen Nervkugel umgehend in die große Klappe. Wie bereits befürchtet schluckte dieses die doch relativ große Semmel sofort und verlangte lautstark nach mehr. Sofort brach zwischen dem Ninja und dem weißen Zauberwesen ein lautstarker Streit vom Zaun, wobei Mokona mehr als einmal quietschend verlautbarte, wie herzlos >Kuro-pi< doch wieder einmal war. Nach einigen Minuten hingebungsvollem Diskutieren oder besser Gebrüll wurden sie allerdings von erneutem Klopfen, dieses mal heftiger, unterbrochen. Während Syaoran verwirrt die Tür öffnete, konnte sich der Schwertkämpfer endlich seinem Frühstück widmen, da die anstrengend Fellfluse viel zu abgelenkt von dem neuen Besucher war um ihm weiter auf den Nerven herumzutrampeln. Er achtete momentan nicht wirklich auf das von der Türe herschallende Gezeter, entnahm der lautstarken, unbekannten Stimme nur, dass der Herr sich anscheinend durch sie in seiner Ruhe gestört fühlte, was nun Syaoran zu spüren bekam. Es war das weiße Manjuu, das ihn darauf aufmerksam machte, dass etwas nicht stimmte, auch wenn er die Veränderung der Aura bereits zuvor gespürt hatte. „Kuro...“ wisperte das hasenähnliche Wesen auf seinem Kopf verunsichert und automatisch richtete der glutrote Blick sich in die Richtung in die der Flummi wies. Auf Fay. Beunruhigt musterte Kurogane den Magier, der sich bis gerade eben noch ziemlich gut unter Kontrolle gehabt hatte, sich nun aber leichenblass und am ganzen Leib zitternd an die Wand presste. Der Schwarzhaarige widerstand dem Drang zu dem verängstigten Mann zu laufen, überließ es der Prinzessin, die etwas ratlos neben dem blonden Reisegefährten stand, sich um diesen zu kümmern, sah sich stattdessen nach dem Grund für Fays verstörtem Zustand um. Da brauchte er auch nicht lange zu suchen. Denn im Türrahmen stand, immer noch aufs bösartigste auf Syaoran einbrüllend einer der gestrigen Entführer, logischerweise der, den er nicht umgebracht, sondern nur das Gesicht zur Hälfte zertrümmert hatte. Sofort kochte in dem schwarzhaarigen Ninja Wut hoch und es war wohl nur der Tatsache zu verdanken, dass Souhi sich auf der anderen Seite des Zimmers befand, dass er diesem penetranten Arschloch nicht sofort die Kehle aufschlitzte. So holte er einfach nur schwungvoll aus, und knallte dem langhaarigen das halb gegessene Brötchen genau gegen die sorgfältig bandagierte Nase, die, wahrscheinlich frisch gerichtet, unter der Wucht des Treffers ein unwilliges Knirschen von sich gab. Mit einem lauten Schmerzensschrei taumelte der Mann auf den Flur zurück, beide Hände dabei auf sein Gesicht pressend. Ohne auf die entsetzten Blicke seitens Sakura und ihrem Beschützer zu achten, trat der Ninja aus den Zimmer, direkt auf den wimmernden Mann zu, der sich mit panikgeweiteten Augen beeilte wieder ein paar schritte Abstand zwischen sich und den rasenden Ninja zu bringen. So ein feiger Drecksack! Menschen, die sich nicht wehren konnten, denen schadete er, aber sobald jemand herzukam, der stärker war als er, dann winselte er wie ein Tier. „Mörder...“ presste sein gegenüber mit schmerzverzerrter Miene zwischen seinen Händen hervor, was dem Schwarzhaarigen aber nur ein bitteres Lachen entlockte. „So wie ich das sehe wird es nicht der letzte gewesen sein“, erwiderte er schließlich eiskalt. +~+~+~+ Die eisblauen Augen noch immer weit aufgerissen lehnte Fay an der Wand, hielt sich nur durch die Angst, dass er wenn er nun auf den Boden sank irgendein den Entführer alarmierendes Geräusch von sich geben könnte, noch auf den zitternden Beinen. Er spürte wie die Prinzessin näher an ihn heran trat, ihn besorgt und hilflos ansah, es aber nicht wagte ihn zu berühren, schaffte es aber nicht seinen panischen Blick von Syaorans Rücken abzuwenden. Dieser redete noch immer beschwichtigend auf den brüllenden Hotelgast ein, riskierte dabei aber einen kurzen, verwirrten Steinblick über seine Schultern, wohl um sich zu vergewissern weswegen der Magier so plötzlich zurück gewichen war. Bevor der Beschützer der Prinzessin allerdings den entsetzten Gesichtausdruck des blonden Mannes erkennen konnte, zischte plötzlich ein Wurfgeschoss durch die Luft, verfehlte ihn nur um Haaresbreite, und traf den ihm gegenüberstehenden Mann direkt im Gesicht. Dieser stieß einen lauten Schmerzenschrei aus, hielt sich die ohnehin bereits bandagierte Nase, und taumelte nach hinten. Als Syaoran sich vollends verwirrt umwandte konnte er sehen wie Kurogane gerade seinen gesunden Arm sinken ließ, wurde dann keine Sekunde später von dem schwarzhaarigen Ninja zur Seite gedrängt als dieser mit einem mordlustigen Flackern in den Augen hinaus in den Flur trat. Der Ashura dieser Welt zuckte entsetzt zusammen als er seinen muskulösen Widersacher erkannte, versuchte verzweifelt noch weiter vor diesem zurück zu weichen, hatte aber augenblicklich die Wand im Rücken. Wie ein in die Enge getriebenes Tier funkelte der langhaarige Mann seinen Gegenüber an. „Mörder...“ Der Beschützer der Prinzessin konnte sehen wie ein bösartiges Grinsen über die Lippen des Kriegers huschte, bevor dieser sich zu ihm umwandte, ihn schweigend ansah, bevor er dann ohne ein weiteres Wort die Türe zwischen ihnen schloss. „So wie ich das sehe wird es nicht der letzte gewesen sein.“ Dumpf konnte der Junge die hasserfüllte Stimme Kuroganes durch das Holz hören, zuckte bei seinen Worten entsetzt zusammen. „Fay-san, du musst ihn aufhalten, ich habe Kurogane-sans Blick gesehen! Er wird ihn...“ Geschockt brach Syaoran ab als er den verstörten Magier sah, war mit wenigen Schritten bei ihm und der Prinzessin, die verzweifelt gegen aufsteigende Tränen ankämpfte. „Ich weiß nicht was mit ihm los ist! Seit Fay-san diesen Mann gesehen hat ist er völlig weg getreten!“ Die Stimme des Mädchens überschlug sich beinahe als sie ihren Beschützer mit glasigen Augen um Hilfe anflehte. Eine Träne lief ihr über die Wange, doch sie wischte sie entschlossen weg. „Ich habe keine Ahnung was passiert ist, aber es scheint mit dem Vorfall gestern zu tun zu haben! Wenn wir Kurogane-san nicht sofort daran hindern wird er den Mann mit Sicherheit umbringen!“ Entsetzt zuckte Fay zusammen als ihn die verzweifelten Worte des Jungens wie durch eine dicke Nebelwand hindurch erreichten, sammelte all seine Kräfte und stolperte dann die entsetzten Rufe der Kinder ignorierend auf die Türe zu, riss diese ohne lange nachzudenken auf. Er durfte nicht zulassen, dass der Ninja erneut Blut vergoss. Der Entführer hatte den Tod und Schlimmeres verdient, das mochte schon wahr sein, doch es sollten nicht die Hände des Reisegefährten sein die erneut mit Blut beschmutzt wurden. „Nicht! Tu es nicht!“ Sein verzweifelter Schrei hallte laut durch den langen Flur, ließ den schwarzhaarigen Mann, der seine geballte Faust gerade erhoben hatte um auf die am Boden kauernde Gestalt loszugehen, in seiner Bewegung inne halten. +~+~+~+ Sein wimmernder Gegenüber, der sich mit weitaufgerissenen Augen mit dem Rücken an die Wand presste, und seinen Blick auf der Suche nach einem Fluchtweg panisch umherzucken ließ, erblasste noch etwas mehr, als Kurogane die Zimmertür hinter sich zuzog, so etwaige Beobachter oder Zeugen aus dem Geschehen heraus hielt. Dennoch, obwohl er sich vor Angst kaum noch auf den zitternden Beinen halten konnte, schien er nicht genug Vernunft zu besitzen einfach die Klappe zu halten, den Ninja nicht noch mehr zu reizen. „Sie können... sie können mich nicht einfach hier mitten auf dem Gang... die Polizei wird sie einsperren... die Polizei wird...“ „Dann bring ich diese eben auch noch um. Wie schon treffend festgestellt, ich bin ein Mörder.“, unterbrach Kurogane seinen schlotternden Gegenüber mit eiskalter Stimme, bedachte ihn mit einem Blick, der so mörderisch war, dass der pure Wahnsinn darin funkelte. Es war ihm einfach scheiß egal! Alle möglichen Konsequenzen-egal. Ob die hiesigen Ordnungshüter ihn festnehmen, er wegen Mord angeklagt würde- egal. Ob er schon wieder Tomoyos Fluch brach, der ihm, wie schon gestern Abend erneut einen Teil seiner Kräfte berauben würde, sollte er diesen Mann jetzt töten, das ging ihm einfach alles so was von am Arsch vorbei. Vor ihm stand der Bastard, der dafür verantwortlich war, dass es Fay schlecht ging, dass der blonde Magier jetzt unter Panikattacken litt. Wie sollte er sich da zusammenreisen können? Außerdem war dieses Schwein auch dafür verantwortlich, dass er seien Arm vielleicht wochenlang nicht richtige belasten können würde. Auch wenn es nicht sein Schwertarm war, so war es doch ziemlich lästig und behinderte ihn. Zusätzlich würde es seine Aufgabe, die Kinder und den Magier zu beschützen nicht gerade erleichtern. Mit einem tiefen, bedrohlichen Knurren machte er langsam einige Schritte auf seinen zitternden Gegner zu, verringerte den Abstand zwischen ihnen bis auf eine Armlänge. Auf das Gesicht des Kriegers schlich sich ein grausames Lächeln, während seine glutroten Augen weiterhin ausdrucksstark unmenschlich funkelten, bei dem Gedanken, dass es nicht viel Aufwand erfordern würde um den Peiniger des Magiers für immer aus dieser Welt zu entfernen. Jetzt war der Schwarzhaarige erneut froh, Souhi nicht bei sich zu haben. Durch die scharfe Klinge seines Schwertes war schon der Handlanger dieses Mannes hier viel zu schnell und schmerzlos aus dem Leben geschieden, weil er selbst seine Wut nicht hatte zügeln können, er ihn einfach hatte tot sehen wollen, ohne dabei noch länger darauf Wert zu legen, seinen Gegner noch lange zu quälen, ihm dabei bestialische Folter und Schmerzen zuzufügen. Diesen Fehler würde er nicht noch einmal begehen. Mit den bloßen Händen konnte man einen Menschen am besten zu Tode quälen. Und etwas anders, als einen menschenunwürdigen brutalen und schmerzhaft Tod hatte der blasse Mann mit den langen schwarzen Haaren für das, was auf sein Geheiß hin dem Blonden angetan worden war auch nicht verdient. Der Krieger packte seinen Gegenüber grob am Hals, bevor er dann die Hand seines gesunden Arms gänzlich um den ziemlich dünnen Hals schloss und diesen gegen die Wand presste. Der Mann vor ihm begann panisch sich in seinem Griff zu winden, schnappte immer wieder unkontrollierbar nach Luft, welche ihm aber nicht gegönnt wurde. Erst als die Versuche sich zu befreien langsam abflauten, der sich hilflos windende Mann schon ansatzweise Blau im Gesicht war, und nur noch mit gepeinigten Augen vor sich hin starrte, ließ der Ninja ihn ruckartig los, allerdings ohne ihm Zeit lassen überhaupt Luft zu holen. Brutal rammte er seine geballte Faust in die Magengrube des Mannes, welcher darauf hin mit einem erstickten Wimmern zusammen klappte, auf die Knie ging, und sich vor Schmerzen krümmte, nur noch keuchend und unregelmäßig abgehackt atmete. Gerade als Kurogane die Faust zu einem erneuten Schlag hob, diesmal um ihm das Schlüsselbein zu zertrümmern, wurde die zuvor sorgsam geschlossene Türe aufgerissen, so heftig, dass die stabile Holztür mit einem unangenehm lauten, in dem mit Marmor eingefassten Gang mehrfach wiederhallenden Lärm gegen die Wand knallte. „Nicht! Tu es nicht!“ Für einem Moment war Kurogane versucht, die entsetzte, aber dennoch vertraute Stimme zu ignorieren, einfach weiterhin auf das wimmernde Häufchen Elend, das da so erbärmlich zu seinen Füßen lag einzuprügeln. Allerdings hinderte ihn ein plötzlicher Druck an seinem gesunden Arm daran. Als er etwas irritiert den Blick zur Seite wand starrte er genau in die, vor entsetzen weit aufgerissenen Augen des blonden Magiers, der sich mit aller Kraft an seinen Arm klammerte, ihn so sowohl am Zuschlagen hinderte als auch versuchte ihn von seinem Opfer wegzuziehen. Doch der Schwarzhaarige dachte nicht mal dran, dieser Bitte nachzukommen. Stattdessen befreite er sich aus dem Griff des Blonden, wandte sich wieder seinem, jetzt schon erledigten Gegenüber zu. Allerdings wurde er genau in diesem Moment ein weiteres Mal am Arm gepackt, dieses Mal am Verletzten. „Bitte! Er ist es doch nicht wert!!“ Erstaunlicherweise erreichte ihn Fays eindringliche Stimme diesmal, der Krieger blinzelte desorientiert, bevor es ihm gelang seinen rasenden Zustand völlig abzuschütteln. Ja, der Magier hatte recht, dieser um Gnade winselnde Abschaum war es wirklich nicht wert, seine Hände erneut mit Blut zu tränken, den Fluch der japanischen Prinzessin noch ein weiteres mal zu brechen und wieder einen Teil seiner Stärke einzubüßen. Mit einem leisen, matten Seufzer ließ er seinen Arm sinken, deutete seinem blonden Reisegefährten damit, dass er sich wieder unter Kontrolle hatte. „Na sieh mal an... was das blonde Miststück alles...“ Die abwertenden, beleidigenden Worte des am Boden sitzenden Mannes, gesprochen in einem ekelerregend süßlichen Ton wurden je unterbrochen, als Kurogane wutentbrannt den Fuß hoch riss, Ashura damit so fest unters Kinn trat, dass dessen Kopf nach hinten schnellte, mit einem unangenehmen Geräusch und voller Wucht gegen die Wand knallte. Mit einem erstickten Röcheln sank er in sich zusammen und bleib bewegungslos liegen. Blieb nur zu hoffen, dass das ekelerregende Knirschen, das bei dem erneuten Angriff des Ninjas zu hören gewesen war, ‚nur’ davon herruhte, dass er dem Andern den Kiefer gebrochen hatte, und nicht beim Aufprall auf die massive Steinwand die Schädeldecke. +~+~+~+ Kurogane reagierte nicht auf seine verzweifelten Worte, seinen hasserfüllten Blick in rasender Wut gefangen ohne ihn auch nur einen Augenblick lang abzuwenden weiterhin auf den wimmernden Mann gerichtet hielt, die zur Faust geballten Hand noch immer erhoben um weiter auf den Ashura dieser Welt einzuschlagen, wahrscheinlich so lange bis dieser sich nicht mehr bewegen würde. Entsetzt stolperte Fay auf den schwarzhaarigen Reisegefährten zu, konnten ihn gerade noch am gesunden Arm packen als der Ninja mit diesen zum Schlag ausholte, fing diesen in letzter Sekunde ab. Der Krieger wandte seine vor purer Mordlust funkelnden Augen von dem Objekt seines Hasses ab, ihm zu, ließ deutlich erkennen, dass er seiner stummen Bitte nicht Folge leisten würde. Einen Augenblick lang rechnete Fay sogar damit, dass der schwarzhaarige Mann, dem sein Blutrausch ihm völlig die Sinne vernebelte, ihn unsanft zur Seite stoßen würde, um sein Werk zu Ende zu bringen. Allerdings schien Kurogane doch noch genug bei Verstand zu sein um den Magier nicht zu verletzen, schüttelte seinen Handgriff also nur ab, und wandte sich dann erneut dem auf dem Boden kauernden Mann zu. Bevor er allerdings nur den Hauch einer Möglichkeit hatte erneut auf das Ashura Double loszugehen, packte der blonde zitternde Mann ihn erneut, dieses mal, da ihm keine andere Lösung mehr einfiel, am verletzten Arm. „Bitte!! Er ist es doch nicht wert!!“ Der durch seine Verletzung zuckende Schmerz gepaart mit der Intensität seiner Stimme schaffte es den Ninja aus seinem tranceartigen Zustand zu befreien, ihn schlagartig von der Besessenheit dem Entführer den Gar aus zu machen zu kurieren. Desorientiert blickte der Reisegefährte ihn an, bevor er langsam seine erhobene Hand sinken ließ, gab dem Magier damit zu verstehen, dass er sich wieder unter Kontrolle hatte. „Na sieh mal an... was das blonde Miststück alles...“ Das Abbild des Herrschers hingegen schien noch immer nicht zu kapieren, dass es an der Zeit war einfach nur den Mund zu halten, und bevor Fay reagieren konnte schnellte der Fuß des Kriegers nach vor, rammte dem kurz zuvor noch amüsiert grinsenden Mann das Knie so hart unter sein Kinn, dass sein Kopf zurück schnellte, das splitternde Geräusch von brechenden Knochen zu hören war als dieser Bekanntschaft mit der Wand machte. Entsetzt zuckte der blonde Magier zurück, den Blick starr auf den bewegungslosen Herrscher gerichtet. Als Kurogane sich zu ihm umwandte war der hasserfüllte Ausdruck aus den glutroten Ovalen verschwunden, war ersetzt worden von einem besorgten. „Keine Sorge, er ist nicht tot...“ Fay hatte keine Ahnung wie der Ninja dies, ohne den Mann näher in Augenschein zu nehmen feststellen hatte können, konnte dem ernsten Tonfall seiner Stimme aber entnehmen, dass es nicht bloß leere Worte waren um ihn zu beruhigen. Wahrscheinlich durch die plötzliche Stille alarmiert erschien plötzlich Syaoran im Türrahmen, zuckte entsetzt zusammen als er den in seltsam verkrüppelter Form auf dem Boden liegenden Mann erkannte, zwang sich aber seinen Blick von diesem abzuwenden und stattdessen seine beiden Reisegefährten anzusehen. „Mokona... hat eine Feder gespürt... Wahrscheinlich trägt... trägt er sie bei sich...“ Mit einer leicht zitternder Hand wies der Beschützer der Prinzessin auf den Hotelgast, konnte jetzt erkennen dass sich dessen Brustkorb kaum merklich hob und senkte. Kurogane hatte ihn also doch am Leben gelassen, wenn auch höchstwahrscheinlich unbeabsichtigt. Fay wandte seinen Blick ab, als der Ninja die Worte des Jungen mit einem Nicken zur Kenntnis nahm, sich dann zu dem ohnmächtigen Entführer auf den Boden kniete, und dessen Hosentaschen ohne mit der Wimper zu zucken nach der Erinnerung Sakuras zu durchsuchen begann. Als er die Jacke des Mannes grob auseinander riss, so dass sämtliche Knöpfe abrissen und durch den plötzlichen Ruck durch die Luft flogen, konnte er darunter bereits das unverkennbare Leuchten der Feder erkennen, brachte diese sofort an sich, ließ Ashura unsanft wieder los und richtete sich auf. „Er... hatte die Feder die ganze Zeit über? Was... wenn sie ihn manipuliert hat? Wenn er eigentlich völlig unschuldig war...?!“ Die Augen des Magiers weiteten sich entsetzt als ihm seine eigenen Worte ihm vollständigen Ausmaß bewusst wurden, schüttelte entsetzt den Kopf. All die Dinge die die beiden Männer ihm angetan hatten, waren unverzeihlich, aber was wenn sie wirklich unter dem Einfluss des schimmernden magischen Gegenstands gestanden hatten? Hatte Kurogane dann nicht einen völlig unschuldigen getötet? Und eine weitere Person aufs schwerste verletzt? „Nein... Es war sein eigener Wille...“ Verwirrt zuckte er zusammen als plötzlich eine dunkle, weibliche Stimme durch den Flur hallte, riss seine Augen überrascht auf als er die Projektion der Dimensionshexe an der weißen Wand erkannte. „Die Feder besitzt große Macht, das ist wahr... Dennoch kann sie eine Person nicht von Grund auf verändern... Sie hebt die dunkle Seite die in jedem Menschen schlummert hervor... Je mächtiger diese Seite ist, desto stärker ist die Auswirkung der Feder... Bei dem Menschen, der dem Herrscher vor dem du so verzweifelt fliehst, so ähnlich sieht ist diese dunkle Seite so stark ausgeprägt, dass es für die Feder ein leichtes war ihn zu manipulieren, seine düsteren Gedanken noch weiter zu verstärken... Ihr könnt euch glücklich schätzen, dass er keine magischen Fähigkeiten hatte... Wäre dies der Fall gewesen, hätte er wohl, durch die Feder unterstützt, die selben immensen Kräfte erlangt die auch der Ashura besitzt, den du einst versiegelt hast...“ Yûkos Stimme hallte ruhig durch den langen Gang, dennoch konnte man sehen, dass ihr normalerweise immer völlig unbewegtes Gesicht besorgt wirkte. „Ich habe gesehen was passiert ist... und es tut mir leid, dass ich nicht eingreifen konnte... Es ist mir nicht erlaubt mich in das Raum-Zeit-Geschehen einzumischen... Auch deine eifersüchtige Prinzessin musste ihren Preis dafür zahlen, um in der Lage zu sein ihre Präsenz in dieser Welt für euch spürbar zu machen... Allerdings beschränkte sich der Wert dieses Preises nur auf diese eine Welt... Sobald ihr weiterreist wird sie nicht mehr in der Lage sein euch zu unterstützen... oder zu stören...“ +~+~+~+ „Keine Sorge, er ist nicht tot...“ Kurogane seufzte leise, während er den blonden Magier, der mit weit aufgerissenen Augen auf seinen, am Boden liegenden, Peiniger starrt und am ganzen Leib zittert, besorgt aus rubinroten Augen musterte. Er brauchte sich den Bewusstlosen nicht einmal näher ansehen um das zu wissen. Seine Wahrnehmung war durch den plötzlichen Blutrausch noch immer so verstärkt, dass er nicht nur die flachen Atemzüge von diesem vernehmen konnte, sondern sogar seinen unregelmäßigen Puls, der allerdings fast komplett von dem rasenden Herzschlag des Magiers überdeckt wurde. Außerdem hätte ein erneuter Mord seinen Tribut gefordert, da dieser aber ausblieb hatte er den Langhaarigen anscheinend nicht mal wirklich lebensbedrohlich verletzt. Schade eigentlich... Keinen Moment später tauchte Syaoran im Türrahmen auf, erstarrte beim Anblick der verkrümmt auf dem Boden liegenden Gestalt und wurde unnatürlich blass. „Mokona... hat eine Feder gespürt... Wahrscheinlich trägt... trägt er sie bei sich...“ Mit zitternder Hand wies der Junge auf den Bewusstlosen, sah aber die beiden Erwachsenen an, wirkte immer noch zu tiefst erschüttert über den Anblick, der sich ihm hier bot. Der Schwertkämpfer nickte kurz, bevor er neben seinem Opfer auf die Knie ging, ohne Skrupel dessen Hosentaschen auf das Erinnerungsfragment der Prinzessin abtastet. Dann riss er die Jacke des Mannes grob auf, beachtet die wie Wurfgeschosse durch die Luft fliegenden, abgerissenen Knöpfe dabei nicht. Sogleich entdeckte er was er suchte. Die sanft leuchtend Feder des Mädchens hing dem Langhaarigen an einer langen, feingliedrigen Kette um den, mit ersten Anzeichen von Würgemalen übersäten Hals, welche Kurogane kurzerhand abriss, bevor er den Mann wieder achtlos auf den Boden zurückfallen ließ. „Er... hatte die Feder die ganze Zeit über? Was... wenn sie ihn manipuliert hat? Wenn er eigentlich völlig unschuldig war...?!“ Zweifelnd schaute der Schwarzhaarige auf diese Worte hin zu Fay, musterte sein blasses, fast schon panisches Gesicht, beobachtet die entsetze Reaktion auf seine eigenen Worte. Das glaubt der Magier doch nicht wirklich, oder? War die Feder wirklich in der Lage aus einem freundlichen Menschen so ein Scheusal zu machen? Nun, wenn das wirklich der Fall war, dann hatte er einen unschuldigen, nicht für seine Taten verantwortlichen Menschen umgebracht, und einen zweiten zusammengeschlagen. Aber auch wenn es stimmen sollte, der Krieger empfand keinerlei Reue bei diesem Gedanken. Auch wenn sie vielleicht nicht die Herren über ihre Sinne gewesen waren, hatten sie seinem blonden Reisegefährten etwas grausames angetan, wären noch viel weiter gegangen, hätte er nicht eingegriffen. Schon zu viele Menschen hatte er ohne Grund umgebracht, damals, als er noch in Japan gelebt hatte, als dass ihn dies hier wirklich berühren konnte. Als dann plötzlich eine vertraute dunkle Frauenstimme durch den marmorverzierten Gang hallte, blinzelte Kurogane irritiert, war genauso überrascht die Projektion der Dimensionshexe an einer der weißen Wände zu erblicken wie seine Reisegefährten. „Nein... Es war sein eigener Wille... Die Feder besitzt große Macht, das ist wahr... Dennoch kann sie eine Person nicht von Grund auf verändern... Sie hebt die dunkle Seite die in jedem Menschen schlummert hervor... Je mächtiger diese Seite ist, desto stärker ist die Auswirkung der Feder... Bei dem Menschen, der dem Herrscher vor dem du so verzweifelt fliehst, so ähnlich sieht ist diese dunkle Seite so stark ausgeprägt, dass es für die Feder ein leichtes war ihn zu manipulieren, seine düsteren Gedanken noch weiter zu verstärken... Ihr könnt euch glücklich schätzen, dass er keine magischen Fähigkeiten hatte... Wäre dies der Fall gewesen, hätte er wohl, durch die Feder unterstützt, die selben immensen Kräfte erlangt die auch der Ashura besitzt, den du einst versiegelt hast...“ Mit tief gerunzelter Stirn blickte Kurogane die Hexe der Dimensionen eine Weile aus glutroten, schwer zu lesenden Augen an. Wie bitte, was bitte, wo bitte? Dieser zu breigeschlagene Typ, der unbequem verrenkt zu seinen Füßen lag war ein Abbild von Fays Ashura? Gut zu wissen. Allerdings erklärte das nicht wieso Fay keinen Ton gesagt hatte... Immerhin erklärte es die geschockte Reaktion des Magiers, oder besser, die noch geschocktere Reaktion, als sie der Situation sowieso schon angemessen war. Aber es war ja auch mal wieder typisch... Kein Grund sich aufzuregen oder sich zu beschweren, immerhin kannte er den blonden Mann lange genug um mit solchen Dingen vertraut zu sein, dass er gerade das verschwieg, was wirklich wichtig war. Es verletzte ihn nur etwas, dass sein langzeitlicher Gefährte, ihm noch nicht einmal so weit vertraute, obwohl sie schon so viel miteinander hatten durchstehen müssen, auch die schwierigsten Situationen bis jetzt immer erfolgreich gemeinsam gemeistert hatten. Es verletzte ihn nur wenig... Nur ein ganz klein wenig... Mit einem lautlosen Seufzer senkte der Schwarzhaarige den Blick. Er hatte sich noch nie gut selbst belügen können... „Ich habe gesehen was passiert ist... und es tut mir leid, dass ich nicht eingreifen konnte... Es ist mir nicht erlaubt mich in das Raum-Zeit-Geschehen einzumischen... Auch deine eifersüchtige Prinzessin musste ihren Preis dafür zahlen, um in der Lage zu sein ihre Präsenz in dieser Welt für euch spürbar zu machen... Allerdings beschränkte sich der Wert dieses Preises nur auf diese eine Welt... Sobald ihr weiterreist wird sie nicht mehr in der Lage sein euch zu unterstützen... oder zu stören...“ Als er wieder aufsah konnte er das teils leicht besorgte teils bedauernd, entschuldigende Glitzern in Yûkos Augen erkennen. Tomoyo hatte also einen Handel mit der Hexe abgeschlossen, um sie auseinander bringen zu können. Nur deswegen? Immerhin hatte die japanische Prinzessin dann wenigstens so viel Vernunft besessen, dieses Opfer nicht ganz ungenutzt zu lassen, und ihnen mit ihren Kräften so gut es ging geholfen. Nachdenklich schwieg der Schwertkämpfer. Vielleicht sollte er seiner Prinzessin doch etwas dankbar sein, dafür, dass sie ihn so tatkräftig unterstützt hatte, seinen Magier zu beschützen. Ähm... Moment... seinen Magier? Aber der Ninja kam nicht dazu, sich großartig über seinen seltsamen Gedankengang zu wundern, da plötzlich lautes Sirenengeheul zu hören war. „Da kommen sie, die Ordnungshüter dieser Welt... “ Die Dimensionshexe lächelte schwach, während ihr Bild so langsam zu verblassen begann. „Ihr solltet zusehen, das ihr diese Welt verlasst...“ Ein letztes Mal wehte ihre dunkle Stimme durch den Flur, dann war es still. +~+~+~+ „Da kommen sie, die Ordnungshüter dieser Welt... Ihr solltet zusehen, das ihr diese Welt verlasst...“ Die dunkle Stimme der Hexe wurde langsam immer schwächer, ihre Projektion verblasste, sodass die Konturen ihres schwach lächelnden Gesichts auf der weißen Wand kaum mehr zu erkennen waren. Yûko hatte Recht, sie mussten schnellstens weg von hier. Der Magier stolperte zurück in ihr Zimmer, schaffte es sogar der Prinzessin, die, mit Mokona im Arm ans Fenster getreten war und bei seinem plötzlichen Eintreten entsetzt zusammen fuhr, ein schwaches Lächeln zu schenken. „Wir müssen weiter, Sakura-chan...“ Während Fay die Decke, die erstaunlicherweise auch bei dem verzweifelten Versuch Kurogane von seinem Entführer weg zu zerren nicht von seinen Schultern gerutscht war, auf das Bett zurück legte, seinen schmächtigen Körper stattdessen in den warmen Mantel hüllte und die anderen Kleidungsstücke vom Stuhl neben dem Bett holte, deutete er dem Mädchen sich schnellstens zu den anderen auf den Gang hinaus zu begeben. Das deutlich lauter werdende Heulen der Sirenen veranlasste den blonden Mann gehetzt zur anderen Seite des Raumes zu stolpern, wo er das dort an der Wand lehnende Schwert des Ninjas mit der freien Hand packte. Nur mit Mühe gelang es ihm die schwere Waffe hochzuheben, konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen wie der schwarzhaarige Reisegefährte damit in der Lage war zu kämpfen. Als er gerade durch die Türe hinaus in den marmorierten Gang trat, stieß er mit Kurogane zusammen, der wohl gerade erkannt hatte, dass er sein Schwert nicht bei sich trug. Schwach lächelnd drückte er dem Ninja Souhi in die Hand, trat dann auf die Kinder zu, die sich schon dicht an Mokona gedrängt hatten. Dass es langsam zur Gewohnheit wurde von einer Welt in die nächste flüchten zu müssen war wirklich bedenklich... Hoffentlich hatten sie mit ihrem aktuellen Reiseziel mehr Glück. Die eisblauen Augen des Magiers fielen ein letztes Mal auf den noch immer regungslos auf dem Boden liegenden Mann, der dem gefürchteten Herrscher aufs Haar genau glich, bevor er seinen Blick abwandte. Es war nicht der wahre Ashura gewesen, sie hatten noch einmal Glück gehabt... obwohl „Glück“ die geschehenen Ereignisse und ihre aktuelle Lage betrachtend bestimmt nicht der richtige Ausdruck war. Kaum war Kurogane ebenfalls zu ihnen getreten, öffnete das weiße Knäuel seinen riesigen Mund, saugte sie keine Sekunde bevor die Schritte der Polizisten durch den Gang hallten ein um sie in die nächste Welt zu transportieren. Die verwirrten Gesichtsausdrücke der Wachbeamten blieben ihnen damit ebenso verborgen wie die um die Handgelenke des gerade erwachenden Ashura-Doubles klickenden Handschellen, war dieser doch augenblicklich von den Ordnungshütern als lange gesuchter Betrüger und Verbrecher identifiziert worden. Der Aufenthalt in dem regenbogenfarbenen Tunnel verfolgte auch dieses mal in absoluter Stille. Die Prinzessin drückte sich eng an ihren Beschützer, schien aber erleichtert darüber, dass der panische, weggetretene Ausdruck aus den Augen des Magiers und das mordlustige Funkeln aus denen des Kriegers verschwunden war. Als sie schließlich ungewöhnlich sanft auf dem Boden aufsetzten, war das erste das Fay bemerkte, dass es unwahrscheinlich heiß war. Das zweite war der salzige Geruch von Meerwasser der ihm in die Nase stieg. Als er sich umsah erblickte der Magier einen lange Sandstrand, der über und über mit Menschen gefüllt war, die entweder einfach nur faul in der Sonne lagen, im Wasser schwammen oder anderen Freizeitbeschäftigungen nachgingen. Von dem grellen Licht geblendet schloss der blonde Mann einen Augenblick die eisblauen Augen, bevor er es blinzelnd wieder öffnete als er ein genervtes Fluchen neben sich hörte. Als er seinen Kopf zur Seite wandte konnte er Kurogane erkennen, der gerade wütend zwei kleine Mädchen im Badeanzug anfunkelte die ihm allen Anschein versehentlich einen Wasserball an den Kopf geworfen hatten. Die beiden Kinder entschuldigten sich zwar höflich, schienen von dem durchdringenden Blick des Kriegers aber weitgehend unbeeindruckt, widmeten sich sofort wieder ihrem Spiel. „Ihr seit bestimmt nicht von hier, wie ich eurer seltsamer Kleidung entnehmen kann, nicht wahr?“ Überrascht zuckte Fay zusammen als er plötzlich eine helle Stimme vernahm, erkannte erstaunt die junge Frau, die sie in Ôto-kuni als Barkeeperin kennen gelernt hatten. Cardina, wie ihr Name gewesen war, wenn er sich richtig erinnerte, stand ihm nun nur mit einem knappen Bikini bekleidet gegenüber, musterte sie freundlich lächelnd. Als der Magier auf ihre Frage reagieren wollte, unterbrach diese ihn aber sofort. „Bevor wir uns ausgiebiger unterhalten sollten wir erst einmal eure Outfits wechseln... Sonst geht ihr in dieser Hitze noch ein...“ Mit einem Augenzwinkern, hob sie ihre braungebrannte Hand, und schnipste einmal mit den Fingern. Überrascht riss Fay die Augen auf als er erkannte, dass sowohl die Kinder als auch Kurogane anstatt ihres üblichen Outfits nun Badebekleidung trugen, selbst Mokona eine schicke Schwimmbrille verpasst bekommen hatte, was das kleine weiße Knäuel dazu veranlasste glücklich durch den Sand zu springen. Als der Magier an sich hinunter blickte merkte er, dass sein Mantel ebenfalls verschwunden war, fein säuberlich zusammen gelegt neben ihm auf dem Boden lag, er stattdessen nur eine dunkelblaue Shorts trug. Fay hatte die Ereignisse in der vorherigen Welt zwar noch immer nicht aus seinem Gedächtnis löschen können, fühlte sich so leicht bekleidet alles andere als wohl, versuchte sich aber nichts anmerken zu lassen. Naja... Immerhin wussten sie jetzt, dass in dieser Welt Magie existierte. ~tbc~ Kapitel 17: Decision -------------------- So~ Mal wieder ein Lebenszeichen von mir >.< Ja, ich faules Ding habs endlich geschafft das nächstes Chapter zu überarbeiten! Danke für eure Geduld^__^ In diesem Kapitel wird nun endlich der Titel der Story enthüllt... "Lebe im Jetzt"... Eigentlich ganz passend, oder?^_^ Genug gelabert, viel Spaß beim Lesen*wink* Danke dass ihr IoI trotz langer Wartezeit treu geblieben seit! +~+~+~+ Kaum war der blonde Magier hektisch in das Zimmer zurückgestolpert, bemerkte Kurogane, dass sein Schwert sich nach wie vor in ihrer Unterbringung der letzten Tage befand. Da er mit Sicherheit nicht ohne seine Waffen in die nächste Dimension aufbrechen würde, wollte er den Raum ebenfalls ein letztes mal betreten, stieß im Türrahmen allerdings mit Fay zusammen. Der Magier trug Souhi in einer Hand, hatte sichtlich Mühe dabei die schwere Waffe zu halten. Sofort nahm der Ninja ihm das Schwert ab, und trat dann, während er es an seinem Gürtel befestigte zurück zu ihrer Reisegruppe. Es waren schon aufgeregtes Stimmengewirr und Fußgetrappel aus Richtung der Eingangshalle zu vernehmen, und sie verdankten es wohl nur Mokonas schnellen Reaktion, dass die Polizisten anstatt sie zu fassen sich nur in dem leeren Flur umsehen und den gerade wieder zu sich kommenden Entführer festnehmen konnten. Während sie durch den Dimensionstunnel flogen, schwiegen sie alle, jeder von ihnen seinen eigenen Gedanken nachhängend. Kurogane hoffte inständig, dass die nächste Welt in der sie landeten friedlich und möglichst frei von jeglichem Dekorkitsch sein würde. Er, nein, sie alle fünf brauchten dringend etwas Entspannung und Zeit zum erholen. Manche zum Heilen der körperlichen und andere der seelischen Wunden. Als sie, für ihre Verhältnisse und Gewohnheiten dieses mal überraschend sanft abgesetzt wurden, blinzelte Kurogane, und hob im nächsten Moment den gesunden Arm, um die Augen gegen die grelle Sonne abzuschirmen. Da in dem Flur, aus dem sie aufgebrochen waren, nur dämmriges Morgenlicht geherrscht hatte, tat die helle Sonne ziemlich weh in den Augen, und der Schwarzhaarige brauchte erst einmal einen Moment um sich an die veränderten Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Nachdem sich seine Augen an die gleißenden Sonnenstrahlen gewöhnt hatten, blickte der Krieger sich um. Sofort spürte der Ninja, wie ihm beim Anblick der vielen fröhlichen Menschen, die irgendwelchen Tätigkeiten nachgingen, die für ihn weder Sinn noch Verstand hatten, und der bunten und strahlenden Farben die Laune, um die ohnehin nicht wirklich gut bestellt war, noch weiter sank. Scheinbar hatte es das Schicksal wirklich darauf angesetzt ihn in den Wahnsinn zu treiben. Nervige Menschen, Palmen, Strand, Meer... Moment.. das Meer mochte er. Als sie zum ersten mal in einer am Meer gelegenen Welt gelandet waren, war ihm das viele Wasser auf einem Haufen anfangs etwas suspekt vorgekommen. Allerdings hatte er schnell festgestellt, dass das Geräusch der sich brechenden Wellen und die endliche Weite des schimmernden Blaus etwas beruhigendes an sich hatte. Allerdings nur, wenn man sich nicht an einem absolut überfüllten Strand befand, wie er kurz darauf feststellen musste. Etwas Weiches hatte ihn am Kopf getroffen, ein Objekt, dass er gleich darauf als einen quietschbunter, zwei kleinen Mädchen in ebenso bunten Badeanzügen gehörenden Ball, erkannte. Die Gören entschuldigten sich zwar höflich, blieben von dem glutroten Blick des Schwertkämpfers allerdings absolut unbeeindruckt und setzten ihr Spiel sogleich fort. „Ihr seit bestimmt nicht von hier, wie ich eurer seltsamer Kleidung entnehmen kann, nicht wahr?“ Es überraschte nicht nur ihn, dass sie plötzlich angesprochen wurden, und etwas verwirt richtet er seinen rubinroten Blick auf die braungebrannte Frau, die in knapper Badekleidung vor dem Magier stand, diesen breit anlächelte. Nachdem er das Gesicht zugeordnet hatte, erinnerte er sich, warum ihm dieses so bekannt vor kam. Die Barkeeperin aus der Clover-Bar. „Bevor wir uns ausgiebiger unterhalten sollten wir erst einmal eure Outfits wechseln... Sonst geht ihr in dieser Hitze noch ein...“ Mit einem breiten Lächeln hob sie ihre Hand, schnippte mit den Fingern, und im nächsten Moment stellte Kurogane mit hochgezogenen Augenbrauen fest, dass seine Reisegefährten nun allesamt Badebekleidung anstatt ihres ursprünglichen Reiseoutfits trugen. Genervt registrierte der Ninja, das auch er von diesem kleinen Umkleidetrick nicht verschont geblieben war. Zumindest waren die komischen Shorts schwarz... Nachdem er seine eigentliche Kleidung ordentlich zusammengelegt und zusammen mit seinem Schwert neben sich auf dem sandigen Boden entdeckt hatte, war er auch in dieser Hinsicht relativ beruhigt, und ließ seinen Blick nun erst einmal über die anderen Mitglieder der kleinen Gruppe wandern. Den flauschigen Kopf des weißen Manjus zierte nun eine stylische, gelbe Taucherbrille, worüber sich dieses hyperaktiv im Sand herumhüpfend freute. Syaoran trug eine etwas zu große, tannengrüne Shorts und die Prinzessin einen rot-gelb gestreiften, rückenfreien Badeanzug. Letztendlich blieben seine Augen an dem schmächtigen Körper des blonden Magiers hängen, der sich, nur bekleidet durch eine dunkelblaue Shorts nicht besonders wohl zu fühlen schien, was nach den Ereignissen der letzten Tage auch durchaus verständlich war. Kurz sah er sich um, deutet dann auf das buntgemusterte große Handtuch, neben dem sie gelandet waren. „Ist das deins?“, wandte er sich an Cardina, welche sofort, wenn auch etwas irritiert nickte. Der Schwarzhaarige bückte sich danach, achtete nicht auf Mokonas heiteres >Kuro-pyon ist ein Handtuchdieb!< sondern schüttelte mit einer knappen Armbewegung den Sand von dem Badetuch ab und schlang es dem Magier um die Schultern. Dieser zuckte zwar unter der plötzlichen Berührung zusammen, griff aber automatisch nach dem Stoff, den Kurogane vor seiner Brust zusammen hielt. Nachdem er die Hand wieder sinken gelassen hatte, bemerkte der Schwertkämpfer den belustigten Blick der jungen, hellhaarigen Frau und erwiderte ihn teils fragend, teils warnend, was diese mit einem amüsierten Lachen quittierte. „Oh la la! Keine Panik, deinem Freund wird schon keiner was abkucken. Du solltest dir weniger Sorgen um ihn machen, sondern viel mehr um dich.“ Die Aussage irritierte den Krieger, sodass er gar nicht auf das mit einem breiten, zweideutigen Grinsen gespickte >dein Freund< reagierte, Cardina stattdessen nur verständnislos anstarrte. Diese deutete ihm mit einer Handbewegung seine auf den Magier fixierte Aufmerksamkeit einmal einen Moment von diesem loszureißen und ich umzusehen. Die Augen der meisten Frauen in der Nähe der kleinen Gruppe ruhten anerkennend auf dem durchtrainierten, muskulösen Oberkörper des Ninjas, manche Blicke eindeutig von anrüchiger Natur. Kurogane könnte nicht anders, als genervt die Augen zu verdrehen, während die Dunkelhäutige ihm spielerisch grinsend gegen den unbandagierten Arm knuffte. „Na, bist wohl´n richtiger Womanizer, was?“ +~+~+~+ Verkrampft lächelnd blickte Fay hinaus auf die in der Sonne glitzernde, sich im sanften Wind leicht kräuselnde Oberfläche des Meeres, versuchte seinen nun etwas hektischeren Atem wieder unter Kontrolle zu bringen und sich von der Tatsache, dass sein schmächtiger Körper nur von der azurblauen Badeshort bedeckt wurde, abzulenken. Überrascht zuckte der Magier zusammen als Kurogane plötzlich neben ihn trat, ihm ein buntgemustertes Handtuch um die Schultern schlang, den rauen Stoff so lange vor seiner Brust zusammen hielt, bis der blonde Mann selbst danach griff, schenkte dem Ninja dabei ein dankbares Lächeln. „Oh la la! Keine Panik, deinem Freund wird schon keiner was abkucken.“ Dem breiten, zweideutigen Grinsen, das nun Cardinas Lippen umspielte und ihrer Bemerkung konnte man deutlich entnehmen, welche Art von Beziehung die junge Frau ihnen unterstellte. „Wir sind nicht...“, wollte Fay sie sofort vom Gegenteil überzeugen, doch die junge Frau achtete nicht weiter auf seine Worte, wies stattdessen auf eine kleine Gruppe von leicht bekleideten Frauen, deren anerkennende und teilweise sogar anrüchig anmutende Blicke auf dem braungebrannten, durchtrainierten Oberkörper des Kriegers gerichtet waren. „Du solltest dir weniger Sorgen um ihn machen, sondern viel mehr um dich.“ Als der Ninja seine rotglühenden Augen auf ihre Worte hin in die gezeigte Richtung wandte, begannen sich zwei der jungen Frauen sofort zu streiten wem seine Aufmerksamkeit galt, während die anderen beiden den Blick des schwarzhaarigen Mannes als Anlass nahmen sich ihm nervös kichernd zu nähern. Sofort unterbrachen auch die zwei Streithähne ihre Diskussion und folgten ihren Freundinnen. Amüsiert trat Cardina zur Seite, überließ Kurogane seinem Schicksal, der keine Minute später von den ihn anhimmelnden Frauen dazu gedrängt wurde mit ihnen etwas trinken zu gehen. Sie schienen gegen den genervten Blick des schwarzhaarigen immun zu sein, waren so begeistert von dem Krieger, dass sie es wohl sogar schafften diesen, wie auch immer das möglich war, als freudige Zustimmung miss zu interpretieren und zerrten ihn schließlich hinter sich her auf ein kleines, gemütliches Strandcafe zu. „Hyuu~ Kuro-rin ist ja ein richtiger Frauenschwarm~“ Obwohl er mit der Bemerkung eigentlich zeigen hatte wollen, dass es ihm völlig egal war, dass der Reisegefährte das Objekt der Begierde sämtlicher Frauen am Strand zu sein schien, konnte er dem belustigten Lächeln der rosahaarigen Frau sofort entnehmen, dass sie ihn durchschaut hatte. Als er auf die Frage der Kinder, ob er nicht mit ins Wasser kommen wollte lächelnd den Kopf schüttelte, diese sich dann mit einem hyperaktiv rumspringenden Mokona in das glitzernde Nass wagten, blieb er schließlich mit Cardina alleine zurück. Seine eisblauen Augen wanderten wie von selbst zu der Terrasse des hübschen Cafes, auf der Kurogane gerade von den Mädchen gegen seinen Willen in einen der Stühle gedrückt wurde. Als sich einen Moment lang ihre Blicke trafen hob Fay sofort seine Hand und winkte dem Reisegefährten lächelnd zu. „Nimm mir etwas zu trinken mit wenn du fertig bist, Kuro-sama!“ Er wusste nicht ob der Ninja ihn wirklich gehört hatte, war dieser gerade schwer damit beschäftigt die Mädchen davon abzubringen ihm einen Löffel mit Eiscreme in den Mund zu stopfen. Der Magier wandte seinen Blick ab, ließ sich dann, das Handtuch noch immer um seine Schultern geschlungen, im angenehm warmen Sand nieder, blickte lächelnd zum Wasser, wo die Prinzessin, ihr Beschützer und Mokona gerade strahlend mit zwei Mädchen in ihrem Alter mit einem Wasserball spielten. In solchen Momenten wurde ihm wieder einmal klar, dass die beiden noch Kinder waren, eigentlich viel zu jung um die Bürde dieser Reise aufgehalst zu bekommen, war froh, dass sie wenigstens in diesem Augenblick unbeschwert ihren Spaß haben und die Ereignisse der letzten Tage vergessen konnten. „Du liebst ihn, nicht?“ Verwirrt sah er auf als Cardina, die sich neben ihm niedergelassen hatte, ihr Wort erneut an ihn richtete, ihn dabei lächelnd ansah. Bevor er überhaupt in der Lage war abzustreiten was die junge Frau ihm unterstellte, schüttelte diese den Kopf und wandte ihren Blick wissend zu dem kleinen Cafe. „Du kannst deine Emotionen gut verbergen, aber ich habe schon von klein auf die Gabe Gefühle von Menschen spüren zu können... Es stört dich, dass er mit den Mädchen mitgegangen ist... Auch wenn du es nicht zeigst, es dir selbst nicht eingestehen willst...“ +~+~+~+ Kurogane wünschte sich augenblicklich sein Schwert in die Hand, als er sich plötzlich von vier giggelnden, knappbekleideten Weibern umringt sah, die ihn mit nervig hohen Stimmen dazu drängten, mit ihnen etwas trinken zu gehen. Genervt stellte der Schwarzhaarige fest, dass sein mörderischer Blick, der sonst eigentlich jeden Gegner sofort zu Eis erstarren ließ, bei diesen Mädchen absolut wirkungslos war, dieser die Mädchen in ihrer Annahme, er würde ihrer Einladung liebend gerne nachkommen, sogar noch zu bekräftigen schien, sodass sie begannen ihn in Richtung eines kleinen Strandcafés zu ziehen und zu schieben. Da es Frauen waren, und der Schwertkämpfer zumindest so weit Skrupel hatte, sich nicht gegen Unbewaffnete mit Gewalt zu wehren, blieb ihm wohl kaum was anderes übrig als sich mitschleifen zu lassen. Er warf noch einen teils verzweifelten, teils absolut genervten Blick zu Cardina, die aber nur belustigt grinste und keine Anstalten macht, ihn von seinem grausamen Schicksal zu erlösen. Die dämliche Bemerkung des blonden Magiers, die der Schwarzhaarige aber nur mit einem Ohr mitbekam, da die Weiber viel zu laut gackerten und von allen Seiten auf ihn einredeten, ließ ihn genervt die Augen verdrehen. Als ob er das freiwillig mitmachen würde! Während seine selbsternannten Verabredungen ihn auf die Terrasse des kleinen, Cafes zogen und ihn dann unter viel Gekicher und Herumgealbert in einen Korbstuhl drückten, verfluchte er diese nervige Strandwelt aufs gotteslästerlichste. Kurz traf sein glutroter, Blick den eisblauen, belustigten des Magiers. Allerdings hatte Kurogane keine Zeit den, leicht seltsamen, etwas verbergenden Ausdruck in den Augen des Reisegefährten zu entziffern, wurde er doch erneut von der Schar enthusiastischer Mädchen abgelenkt, die ihm jetzt irgendetwas aufzwingen wollten, das verdächtig und ekelerregend süß aussah. Nach einer ihm endlos erscheinenden Gefecht schaffte er es schließlich die penetranten Weiber endlich davon abzubringen, ihm die Eiscreme in den Mund zu stopfen. Bald sah der Schwarzhaarige allerdings ein, dass er die aufdringlichen Tussen mit seinem Gezeter nur zu noch hyperaktiverem Verhalten anstachelte, sodass er sich schließlich seinem Schicksal ergab und nur noch einmal bodenlos deprimiert seufzte, bevor er sich gelangweilt in ein völlig einseitiges und vor allem sinnloses Gespräch verwickeln ließ. „Wie sieht’s aus? Gehst du heut Abend mit uns aus?“ Eines der Mädchen grinste ihn breit und mit einem anrüchigen Glitzern in den Augen an, zeigte mit ihrer aufdringlichen Körpersprache nur zu deutlich, dass er sich dann noch mehr erhoffen konnte, als nur einen Drink. Der Ninja schüttelte sofort verneinend den Kopf, konnte nicht verhindern, dass ihm ein leicht angewiderter Ausdruck übers Gesicht huschte. Allerdings schien keine der Damen dies zu bemerken, diskutierten sie doch viel zu aufgeregt und sichtlich angetan von der Idee mit ihm auszugehen, welcher von ihnen die Ehre zu teil werden sollte seine Begleitung zu mimen. Solche Flittchen! Eine von ihnen ließ sich jetzt sogar mit einer eleganten Bewegung auf seinem Schoß nieder, legte ihm mit einem, wie sie wohl glaubte, verführerischen Lächeln lasziv einen Arm um dem Hals. „Komm schon Großer! Das wird ein Abend, den du so schnell nicht vergisst!“ Bei diesen Worten strich sie ihm mit der freien Hand anstößig über die muskulöse Brust. +~+~+~+ Als Cardina ihren Blick wieder dem blonden Magier zu wandte war der amüsierte Ausdruck verschwunden, abgelöst von einem mitfühlenden, verständnisvollen. „Ich weiß nicht was passiert ist, weswegen du es nicht schaffst aufrichtig zu deinen Gefühlen zu stehen, aber du solltest nicht weiter weg laufen... Was auch immer geschehen ist, wie schrecklich es auch war, es ist Vergangenheit... Hör auf damit nachzudenken, was gewesen wäre, wenn diese Ereignisse, die dich so verstören, nicht passiert wäre... Hör auf der Vergangenheit mehr Bedeutung zu zollen als der Gegenwart... Du musst im jetzt leben, nicht im damals... Deine Erinnerungen sind wichtig, machen dich als Menschen aus, doch du hast selbst die Kraft dich zu verändern... Nicht die Vergangenheit sollte dein Handeln bestimmen, sondern du selbst...“ Aufmunternd lächelte die hübsche junge Frau den sie schweigend anblickenden blonden Mann ihr gegenüber an, strich sich dann den Sand von den langen schlanken Beinen und richtete sich auf. „Na, was denkst du... Sollten wir uns auch einen Eisbecher gönnen?“ Der auf das kleine Cafe gerichtete Blick ließ deutlich erkennen was sie vorhatte, und Fay, der nach dem Vortrag Cardinas noch etwas neben sich stand, nickte nur, erhob sich ebenfalls um ihr zu folgen. „Jetzt zieh nicht so ein Gesicht, ich wollte dir keine Vorwürfe machen...“, riss das Mädchen, als er gedankenversunken neben ihr durch den Sand stapfte, ihn aus den Gedanken. „Es hat nur keinen Sinn so krampfhaft an der Vergangenheit festzuhalten... Weder ändert es etwas... noch bringt es Tote zurück...“ Einen Augenblick lang verschwand das Lächeln aus dem hübschen Gesicht, und der Magier glaubte in ihren Augen tiefe Trauer und Schmerz lesen zu können, doch die junge Frau hatte sich sofort wieder unter Kontrolle. „Und jetzt genug von diesem deprimierendem Thema! Auf zum Eis essen!“ Breit grinsend hakte Cardina sich bei Fay ein, schien das Zusammenzucken des blonden Mannes zwar zu registrieren, ließ ihn aber nicht los. „Ima o ikiro... Vergiss das nicht…” Der Magier zwang sich zu einem Lächeln, ließ die Berührung zu und betrat dann mit der Zauberin an seiner Seite die sonnige Terasse. Er erstarrte als sein Blick auf Kurogane fiel, der nur ein paar Tische weiter mit einer braungebrannten Bikini-Schönheit auf dem Schoß, umringt von den drei anderen Mädels vom Strand dasaß, ein riesiger Eisbecher vor ihm auf dem Tisch der bereits zur Hälfte geleert war. Dass der Ninja keinen Bissen davon angerührt hatte, es die Mädchen gewesen waren die das Eis vernichtet hatten, wusste der Magier nicht, deshalb war es genau diese Kleinigkeit die ihm den Rest gab. Der Krieger hasste Süßigkeiten. Selbst er war nur ein einziges Mal in der Lage gewesen dem Reisgefährten die verhasste Süßspeise in den Mund zu stecken, und auch da war es nur gelungen weil dieser absolut nicht damit gerechnet hatte, zu überrascht gewesen war um sich zu wehren. Cardina bemerkte seinen Blick, folgte diesem und seufzte dann auf. „Wieso seit ihr nur beide so völlig unfähig...“, entfuhr es ihr, allerdings so leise, dass es der Magier nicht hören konnte. Die rosahaarige junge Frau packte zog Fay mit sich zu einem freien Tisch, drückte ihn auf einen Stuhl und ließ sich dann ihm gegenüber nieder. „Na, was hältst du davon mal nachzuprüfen was dein schwarzhaariger Reisegefährte wirklich für dich empfindet?“ Irriertiert wandte der Magier sein eisblaues Auge von Kurogane ab, der viel zu beschäftigt schien um ihn überhaupt zu bemerken. „Schau mich nicht so zweifelnd an, das können wir leichter feststellen als du vermutest...“ Zwinkernd winkte Cardina einen Kellner zu sich an den Tisch, der ihnen wenig später einen riesigen Eisbecher brachte. Lächelnd versenkte das Mädchen den langen silbernen Löffel in dem Glasbecher, beugte sich dann über den Tisch und hielt den mit Eiscreme gefüllten Löffel dem Magier vor den Mund. „Spiel mit...“, wisperte Cardina leise als sie aus dem Augenwinkel erkennen konnte, dass Kurogane nun auf sie aufmerksam geworden war. +~+~+~+ Liebstolle Frauen waren wirklich schlimmer als alles andere was ihm bisher untergekommen war. Schlimmer als kleine, nervige Kinder, als weiße Fellkugeln, die einem so hingebungsvoll penetrant auf den Wecker gehen konnte, oder als blonde Magier, die nichts als Ärger und Komplikationen machten. Sogar schlimmer als eine ganze Legion schwerbewaffneter Feinde. Diese Weiber waren einfach hundert mal schlimmer als... als... ALLES!! Und die vier, die ihm hier gerade so begeistert auf dem letzten verbliebenem Rest seiner Nerven herumtrampelten, waren der Gipfel der Nervigkeit. Zu allem Überfluss waren es nicht nur die ihn gerade quälenden Weibsbilder, fast jeder weiblich Blick in diesem verdammten Cafe ruhte auf ihm und der Großteil der Blicke Hälfte verriet deutlich, dass diese nicht unbedingt keusche Gedanken hegten. Kurogane konnte bei diesem Anblick nur angewidert das Gesicht verziehen. Allerdings blieb ihm ohnehin nicht viel Zeit sich umzusehen, beanspruchten die vier plappernden, kichernden, herumalberten und rumzickenden Individuen der Gattung Frau doch gerade seine volle Aufmerksamkeit. Diese gaben sich nämlich natürlich nicht mit seinem eindeutigen Nein auf ihre Einladung zufrieden, sondern versuchten immer noch den Schwarzhaarigen davon zu überzeugen, dass das >Das beste war, das ihm passieren konnte<, wie die braungebrannte Tussi auf seinem Schoß ihm vertrauensvoll ins Ohr säuselte. Seine Definition vom >Besten, das ihm passieren konnte<, war da allerdings eine ganz andere. Das Mädchen auf seinem Schoß hatte immer noch die Hand auf seiner durchtrainieren Brust, streichelte aufreizend darüber und lächelte ihn so zuckersüß an, dass der Schwertkämpfer ihr am liebsten eine verpasst hätte. Was bildete sich diese Schlampe überhaupt ein, ihn einfach anzufassen?! „Runter von mir.“, zischte der Ninja bedrohlich, funkelte sie aus glutroten Augen verächtlich an, worauf allerdings nur lächelte und sich etwas zu ihm herunter beugte. „Ich steh auf gefährliche Männer...“ Im selben Abstand, wie sie ihm näher kam, lehnte er sich zurück, war damit aber nicht sonderlich erfolgreich, da der Korbsessel diesen Fluchtversuch schnell stoppte. Er wollte gerade aufstehen, um dieses aufdringliche Frauenzimmer endlich von seinem Schoss zu vertreiben, wurde aber von seinem Vorhaben abgelenkt, als sein Blick auf Fay und Cardina fiel, die sich plötzlich einige Tische von ihm entfernt ebenfalls auf der Terrasse befanden. Anscheinend hatten die beiden sich in den letzten Minuten, in denen er gerade abgelenkt gewesen war, sich dorthin begeben. Die rosahaarige Zauberin hielt dem Magier gerade mit einem breiten Lächeln einen Löffel Eis vor die Nase und dieser ging auch noch ohne mit der Wimper zu zucken darauf ein, erwiderte da Lächeln, nachdem er den Löffel abgeleckt hatte. Schlagartig kochte in ihm die Eifersucht so heiß hoch, dass er, nur stock steif zu den beiden Turtelnden starren konnte, die Hände zu Fäusten geballte, ein wutentbranntes Glühen in den rubinroten Augen. Sein mörderischer Blick galt Cardina, die ihn einen Moment lang erwiderte, allerdings dann nur süß zu ihm herüber lächelte und sich erneut ihrem riesigen Eisbecher und dem blonden Mann ihr gegenüber widmete. Wie konnte sie es wagen...! Und was noch viel schlimmer war, wieso ging sein Reisegefährte auf diese Avancen ein? Dem Mädchen auf seinem Schoß war sein seltsamer Blick durchaus nicht entgangen, sodass es seine Augen ebenfalls auf das vermeintliche Objekt seiner Aufmerksamkeit richtete. Sie schien anzunehmen, dass sein Interesse der rosahaarigen, hübschen Frau galt und schnalzte missbilligend mit der Zunge. „Was willst du denn mit der?“ Mit einem kritischem Stirnrunzeln legte sie die Hände an die braungebrannten Wangen des schwarzhaarigen Mannes und drehte sein Gesicht zu sich. Als ihre Lippen dann auf die seinen trafen, weiteten sich Kuroganes Augen überrascht. Das Mädchen reagierte nicht auf seinen Unwillen, hatte die Augen geschlossen und bewegte ihre Lippen fordernd, um den Ninja dazu zubringen darauf ein zu gehen. Und entgegen aller Vernunft tat er das. Die lodernde Eifersucht machte ihn fast rasend, da kam ihm diese Abwechslung gerade recht. Als sie sich nach mehreren Minuten endlich wieder voneinander lösten, der Krieger seine Hände aus ihrem blonden Haar zurückzog, atmete das Mädchen schwer. „Wahnsinn...“, hauchte sie gegen seine rauen Lippen und sah ihn aus lustverschleierten Augen an. +~+~+~+ Auch Fay konnte die rotglühenden Augen des Ninjas auf sich spüren, zwang sich seinen Mund zu öffnen damit die junge Frau ihn füttern konnte, erwiderte dann ihr strahlendes Lächeln, ging damit auf ihre kleine Showeinlage ein. Der Magier konnte sehen wie Cardina einen koketten Blick zu Kurogane warf, bevor sie sich wieder ihm zu wandte um ihn mit einem weiteren Löffel der bereits schmelzenden Eiscreme zu versorgen. „Na, unsere kleine Einlage scheint zu wirken... Jedenfalls passt es deinem schwarzhaarigen Frauenschwarm offensichtlich absolut nicht, dass ich hier mit dir am Tisch sitze...“, wisperte die rosahaarige junge Frau ihm triumphierend zu, verleitete Fay mit diesen Worten dazu ebenfalls einen kurzen Seitenblick auf den Reisegefährten zu riskieren. Entsetzt riss der blonde Mann seine Augen auf, konnte nicht verhindern, dass ihm ein leises Keuchen entfuhr. Verwirrt wandte Cardina, die gerade damit beschäftigt gewesen war sich selbst einen großen Löffel der Süßspeise zu gönnen, sich um, schüttelte bei dem Anblick der sich ihr nun bot dann nur fassungslos den Kopf. "Dieser Idiot...", stöhnte sie leise, konnte nicht glauben, dass der Ninja, dessen Gefühle für seinen Reisegefährten sie deutlich spüren konnte, wirklich so dämlich war. Das blonde Mädchen auf dem Schoß des Kriegers hatte sich während ihre Freundinnen, sowie auch so ziemlich alle anderen weiblichen Cafegäste inklusive dem Personal ihr eifersüchtige Blicke zuwarfen, noch enger an den Ninja gedrückte, ihre Hände an dessen Wangen gelegt, und es tatsächlich gewagt ihre vollen Lippen vor allen Leuten auf die des schwarzhaarigen Mannes zu pressen. Und, als wäre das dreiste Verhalten des Mädchens nicht schon genug gewesen, schien der Krieger den Kuss wider Erwarten zu genießen, stieß die junge Frau nicht von sich, sondern schloss die Augen und erwiderte den Druck auf seinen Lippen. Das plötzliche Wackeln des Tisches ließ Cardina schließlich aufschrecken, und sie konnte sehen wie der ihr gegenüber sitzende Magier sich mit einer ruckartigen Bewegung erhob um wohl auf dem schnellsten Weg das Cafe zu verlassen. Reflexartig richtete sie sich ebenfalls auf, beugte sich über den Tisch, ignorierte dabei dass sie beinahe den Eisbecher umwarf und packte den Arm des blonden Mannes, hielt ihn so zurück. „Bleib hier... Lauf nicht schon wieder davon...“ Trotz deutlichem Widerwillen unterließ Fay seinen Fluchtversuch, ließ sich zurück auf den Stuhl fallen. Seinem verkrampften Gesichtausdruck konnte man deutlich ansehen wie schwer es ihm fiel nicht erneut aufzuspringen und die Flucht zu ergreifen. „Ich wollte nicht flüchten... Deine Methode hat deutlich gezeigt, dass es ihm völlig egal ist, dass ich hier mit dir am Tisch sitze... Immerhin scheint seine nette Begleitung all seine Aufmerksamkeit für sich zu beanspruchen...“ Der Magier vermied es seinen Blick ein weiteres mal zu dem Tisch wandern zu lassen an dem Kurogane mit seinem weiblichen Fanclub saß, starrte stattdessen verbissen auf den Eisbecher, in dem sich die kalten Kugeln in der Sonne langsam zu Brei verwandelten. Es war ihm egal, der Appetit war ihm sowieso gründlich vergangen. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass das nur eine lächerliche Art ist seine Eifersucht zu verbergen...“ Auf die aufmunternden Worte Cardinas hin, schüttelte Fay nur wortlos den Kopf, schaffte es dann sein maskenhaftes Lächeln auf sein Gesicht zu zaubern. „Es ist schon okay... Du hast dich geirrt, ich bin nicht in ihn verliebt... Ich war nur neugierig ob es eines der Mädchen schafft bei ihm zu landen, da er sonst immer sofort auf Distanz geht, niemanden wirklich an sich ran lässt... Nur deshalb bin ich dir hierher ins Cafe gefolgt... Ich glaube dir schon, dass du die Gabe hast Gefühle anderer Menschen zu spüren, doch bei mir scheinst sie versagt zu haben.“ Jeder andere hätte dem Magier seine Fassade abgenommen, ihm seine Worte, denen ein leises Lachen folgte, geglaubt, doch Cardina konnte deutlich die Fassungslosigkeit und den Schock hinter dem Lächeln fühlen. „Wenn das so ist hast du doch bestimmt nichts dagegen heute Abend mit mir auszugehen, oder?“ Verwirrt starrte der Magier das Mädchen ihm Gegenüber an, das ihn anlächelte, nicht zeigte dass sie ihm nicht glaubte. Fays eisblaues Auge wanderte nun doch ein weiteres mal zu dem Bereich des Cafes, an dem Kurogane sich nun von der braungebrannten Dame gelöst hatte, aber nicht im geringsten so wirkte als würde er diese nun von seinem Schoß befördern, spürte wie seine Hände sich bei dem Anblick zu Fäusten ballten. „Na, was hältst du davon?“ Cardinas helle Stimme ließ ihn zusammenzucken und ertappt richtete er seinen Blick wieder auf die junge Frau, zuckte dann nur gezwungen lächelnd mit den Schultern und nickte schließlich. „Wieso eigentlich nicht?“ +~+~+~+ Das Mädchen auf Kuroganes Schoss strich mit ihrer Hand aufreizend die Konturen von der muskulösen, gebräunten Brust des Ninjas nach, zeigte sich von den eifersüchtige und neidischen Blicken, die ihr von allen Seiten zugeworfen wurden absolut unbeeindruckt und quälte ihn erneut mit einem verführerischen Lächeln. „Du küsst genau so gut, wie du aussiehst... wahnsinnig gut...!“ Erneut ließ sie ihre Lippen kurz über die des Ninjas streifen, welcher weder zurückwich, noch Anstalten machte sie erneut zu küssen. Es klang vielleicht etwas eingebildet, aber er wusste dass er ein guter Küsser war, hatte er das früher doch von beinahe jeder Frau bestätigt bekommen, die das Vergnügen gehabt hatte ihm so nahe zu kommen. Allerdings konnte man das von der Blonden, die sich so vertrauensvoll an ihn schmiegte nicht behaupten. Sie küsste viel zu feucht, viel zu sehr darauf bedacht ihm ihr Können zu beweisen. Da war weder Gefühl, nur Triumph darüber, dass gerade sie das Objekt der allgemeinen Begierde abbekommen hatte. Ohne es zu wollen erinnerte der Schwarzhaarig sich an einen ganz anderen Kuss. Einen der sehr viel angenehmer und schöner gewesen war, nicht bloß ein Mittel zum Zweck. Einen Moment lang hatte er das hübsche, blasse Gesicht des Magiers vor Augen, und er fühlte sich einfach nur mies bei dem, was er gerade hier veranstaltet hatte, hasste sich selbst dafür, dass er so überreagiert hatte. Und dann hatte der Blonde auch noch alles mit ansehen müssen... Kuroganes Vernunft, die gerade noch so sehr von Eifersucht vernebelt gewesen war, hatte sich jetzt zur Gänze wieder geklärt. Mit einem frustrierten Seufzen schloss er seine rubinroten Augen, versuchte erst einmal alles um sich aus zu blenden. Hatte er nicht eigentlich vorgehabt, Fay nie wieder zu verletzen? Und dann tat er so etwas, obwohl der Magier ihm noch am Abend zuvor mit einem – zwar total erschöpften – aber ehrlich dankbaren Lächeln seine Liebe gestanden hatte. „Was hast du denn, Süßer?“ Erneut legten sich weiblich volle Lippen auf die seine was Kurogane aber kaum registrierte. Ja, natürlich, der Magier hatte gesagt, dass er ihn lieben würde, aber bewies er mit seinem Flirt mit Cardina nicht gerade genau das Gegenteil? Wieso sollte er sich eigentlich schuldig fühlen, diente seine eigene Reaktion doch nur dazu seine Eifersucht in den Hintergrund zu drängen. Diese wallte erneut auf, als er sich daran erinnerte, wie der Blonde die braungebrannte Frau angelächelt hatte und er öffnete seine Augen, um das imaginäre Bild nicht mehr länger sehen zu müssen. Vergessen... Verdrängen... Wieder erwiderte er den Kuss, sah die Frau vor sich, die ihre graublauen, nicht besonders eindrucksvollen Augen ein weiteres mal genießerisch geschlossen hatte, unverwandt an, vermied mit Absicht jeglichen Blick in Richtung des Magiers und der rosahaarigen Frau. Ablenkung... >Ich bin ein Arschloch...< dachte der Schwertkämpfer noch, während er seine Lippen öffnete und seine der Zunge über die ekelhaft nach Lippenstift schmeckende Lippen streichen ließ. Sofort bekam er das was er wollte. Obwohl >wollen< hier wohl ein nicht wirklich angebrachter Ausdruck war, waren es doch eigentlich ganz andere Lippen nach denen er sich sehnte. Die diesen Mannes mit dem weichen, platinblonden Haar und den wunderschönen strahlenblauen Augen, wegen dem in seinem Kopf so ein Chaos herrschte. Obwohl er nicht einmal halb bei der Sache war, entlockte er dem blonden Mädchen einige zufriedene Laute bis sie sich irgendwann endlich von ihm löste. Während Kurogane gegen den unbändigen Drang sich aufgrund des widerlichen Geschmacks zu übergeben kämpfte, atmete die junge Frau erst einmal mit verklärtem Blick tief durch, bevor sie sich aufreizend an ihn schmiegte. „Gehst du nun heut Abend mit mir aus? Du wirst es sicher nicht bereuen...“ Als würde er wirklich nur im entferntesten in Betracht ziehen mit dieser Schlampe ins Bett zu gehen. „Na meinetwegen.“ +~+~+~+ Nachdem Cardina darauf bestanden hatte den Eisbecher zu bezahlen, der mittlerweile, da die verschiedenen Kugeln geschmolzen waren und sich zu einer bräunlichen dickflüssigen Masse vermischt hatten, ohnehin ungenießbar geworden war, war Fay froh das Cafe endlich verlassen zu können. Als er sich aufrichtete warf er einen letzten Blick zu Kurogane, der von dem braungebrannten Mädchen nun in einen noch leidenschaftlicheren Kuss verwickelt worden war. Oder war er es selbst gewesen der sie dieses mal geküsst hatte? Der Magier spürte wie ihm übel wurde als er sah wie die Hand der jungen Frau sanft über den braungebrannten Oberkörper strich, konnte sogar hier, einige Tische weiter, die zufriedenen Laute hören, die der Krieger ihr entlockte. Was er aber nicht mehr merkte, war dass Kurogane ihn aus halb geöffneten Augen anblickte, den verletzten und geschockten Ausdruck auf seinem Gesicht sehr wohl registrierte, bevor er dann mit Cardina gemeinsam, die sich wieder bei ihm eingehakt hatte, die Terrasse verließ. „Also, wo treffen wir uns heute Abend?“, riss ihn seine rosahaarige Begleitung schließlich aus seinen Gedanken, lächelte ihn breit an, dennoch glaubte der Magier in ihren Augen ein besorgtes Funkeln erkennen zu können. Tja, da hatte er die Zauberin wohl doch nicht hinters Licht führen können. Der Ninja hatte es geschafft ihm seine Maske vom Gesicht zu reißen, sodass er nun nicht mehr in der Lage war seine Emotionen völlig zu verbergen. Er glaubte Cardina, dass sie in der Lage war Gefühle anderer Menschen wahr zu nehmen, dennoch... seine magischen Fähigkeiten hätten seine Emotionen unter anderen Umständen bestimmt vor ihr abschirmen können. Schwach lächelnd zuckte der Magier nur mit den Schultern. „Ich bin nicht von hier, vielleicht ist es besser wenn du den Ort bestimmst?“ Die braungebrannte Frau schien mit dieser Antwort gerechnet zu haben und nickte nachdenklich, bevor sich ihre Lippen zu einem breiten Grinsen verzogen. „Okay, dann lass dich überraschen!“ Einen kurzen Blick auf ihre Armbanduhr werfend verzog sie dann leicht das Gesicht und lächelte ihn entschuldigend an. „Ich muss mich dann auch leider kurz verabschieden...“ Erneut glitt ein Schatten über ihr Gesicht, und einen Moment funkelten ihre Augen traurig, bevor sie sich wieder unter Kontrolle hatte, ihn an sich zog und stürmisch umarmte. Nachdem sie ihm völlig ohne Vorwarnung sanft auf die Wange geküsst hatte, verabschiedete sie sich winkend und ließ ihn alleine am Strand zurück. Als sein Blick zu der spiegelnden Fläche des Meeres glitt konnte er sehen, dass die Kinder noch immer mit ihrem Wasserballspiel beschäftigt waren, ließ sich leise seufzend im warmen Sand nieder, schöpfte mit der Handfläche gedankenverloren etwas von den feinkörnigen Steinchen und ließ diese dann langsam wieder auf den Boden zurück rieseln. Entsetzt zuckte er zusammen als sich plötzlich eine Hand auf seine Schultern legte. „Hey, ich hoffe du...“ Augenblicklich riss er sich los als er die dunkle Stimme des Ninjas erkannte, rappelte sich auf und trat ein paar Schritte von seinem Reisegefährten weg. Ja, sein Verhalten war lächerlich und kindisch. Dennoch fühlte er sich im Moment nicht in der Lage sein künstliches Lächeln aufrecht zu erhalten, den schwarzhaarigen Mann so zu behandeln als wäre nichts geschehen. Der beinahe entschuldigende Ausdruck verschwand aus den rotglühenden Augen, wurde abgelöst von einem bitteren. „So ist das also... Bei ihr ist es kein Problem wenn sie sich bei dir einhakt, dich berührt, aber bei mir reagierst du als ob ich es gewesen wäre der dich beinahe vergewaltigt hätte... Wenn es dir so zu wider ist wenn ich dich anfasse dann sag es klar und deutlich und schieb es nicht auf diesen Zwischenfall!“ Fassungslos starrte Fay seinen Gegenüber an, konnte nicht glauben was dieser ihm an den Kopf warf. Jedes seiner harten Worte traf sein Ziel, ließ ihn kaum merklich zusammen zucken. Er zwang sich zu einem Lächeln, strich sich dann den Sand vom blassen Körper und blickte Kurogane mit einem eiskalten Ausdruck in den Augen, der ihm immense Kräfte abverlangte diesen aufrecht zu erhalten, an. „Du unterstellst mir also, dass ich nur simuliere? Dass es halb so wild war beinahe von einem Mann vergewaltigt zu werden?“ Ein bitteres, alles andere als amüsiert klingendes Lachen entfuhr ihm. „Du bist das allerletzte...“, waren seine letzten Worte bevor er sich umdrehte und den Ninja alleine stehen ließ. +~+~+~ Mittlerweile hatte Kurogane wirklich die Schnauze voll! Von der Tussi auf seinem Schoß, von dem ganzen Scheiß hier und vor allem von seinem eigenen lächerlichen Verhalten. Wieso hatte er nicht einfach, wie immer, mit dem Magier darüber diskutiert? Er wäre bei Fays maskenhaften Lächeln zwar ausgerastet, sie hätten sich wahrscheinlich so richtig gezofft, allerdings hätte er den blonden Mann damit mit Sicherheit nicht so verletzt. Denn das war ihm mit seiner unüberlegten Handlung mehr als perfekt gelungen, wie ihm allerdings erst in vollem Ausmaß bewusst wurde, als er den verletzten und traurigen Ausdruck in Fays tiefblauen Augen bemerkte, bevor sich dieser abwandte und mit Cardina das Strandcafe verließ. Scheinbar war das Geständnis von gestern Abend wirklich ernst gemeint gewesen, wieso hatte er auch nur einen Moment daran gezweifelt? Mit einem lautlosen Seufzer schob der Ninja das Mädchen von sich, löste so endlich den widerlich nach Lippenstift schmeckenden Kuss. „Das reicht. Runter.“ Die Blonde zog einen Schmollmund. „Aber...?“ „Runter!“ Die zornig funkelnden Augen des Schwarzhaarigen veranlassten sie nun doch lieber schnell der Forderung nachzukommen. Ohne ein weiteres Wort erhob sich Kurogane jetzt ebenfalls, ließ die verdatterte junge Frau dann einfach stehen. „Hey! Wo treffen wir uns heut Abend?“, rief sie ihm noch nach, was der Schwertkämpfer nur mit einer wegwerfenden Handbewegung als Zeichen dafür, dass seine Zusage hinfällig war, quittierte. Ihr giftiges >Arschloch!< bekam er dann schon gar nicht mehr mit. Der Anblick, wie Cardina dem Magier um den Hals fiel und ihn auf die Wange küsste, beanspruchte momentan seine volle Aufmerksamkeit. Sofort machte sich wieder seine Eifersucht bemerkbar. Allerdings hatte er ja nun wirklich kein Recht, sich darüber aufzuregen... Während die rosahaarige Frau endlich davon ging, ließ sich der Blonde in den Sand sinken, richtete seinen Blick auf Mokona und die beiden Kinder, die im Wasser Ball spielten. Nach einem kurzen Zögern trat Kurogane an seinen Reisegefährten heran, legte ihm sanft die Hand auf die Schulter, wollte gerade etwas sagen wozu es aber gar nicht kam, da Fay bei der Berührung so heftig zurück zuckte, dass der Ninja automatisch seine Hand wieder sinken ließ. Er konnte nicht verhindern, dass sich ein bitteres Lächeln auf seine Lippen stahl. „So ist das also... Bei ihr ist es kein Problem wenn sie sich bei dir einhakt, dich berührt, aber bei mir reagierst du als ob ich es gewesen wäre der dich beinahe vergewaltigt hätte... Wenn es dir so zuwider ist wenn ich dich anfasse dann sag es klar und deutlich und schieb es nicht auf diesen Zwischenfall!“ Das waren nun wirklich nicht die Worte die er sich bereits zurecht gelegt hatte... Eigentlich hatte es eine Entschuldigung werden sollen, die er allerdings im wahrsten Sinne des Wortes in den Sand gesetzt hatte. Fays Reaktion hatte ihm einen Stich versetzt und so waren ihm die Worte herausgerutscht ohne dass er es verhindern konnte. Der Magier schaute ihn mit großen Augen an, keine Spur seines übliches Lächelns, bevor sich ein Schatten auf sein Gesicht legte und sich ein eiskalter Glanz sich in die sonst so sanften blauen Augen stahl. „Du unterstellst mir also, dass ich nur simuliere? Dass es halb so wild war beinahe von einem Mann vergewaltigt zu werden?“ Ein bitteres, alles andere als amüsiert klingendes Lachen entfuhr ihm. „Du bist das allerletzte...“, Dann wand er sich mit einem letzten vernichtenden Blick ab. Kurogane war außerstande irgendwie zu reagieren, starrte nur mit ausdruckslosem Gesicht auf den schmalen Rücken des Blonden, während in seinem Kopf Chaos herrschte. Das Letzte... das Allerletzte... Immer wieder hallten die Worte in seinem Kopf nach. Wie bitte? Wie kam der Magier dazu ihm so was an den Kopf zu werfen? Natürlich, seine Worte waren nicht besonders feinfühlig gewesen, aber es hatte mit Sicherheit nicht bedeuten sollen, dass das, was seinem Reisegefährten wiederfahren war, deswegen weniger schlimm war. Ihm so einen Vorwurf an den Kopf zu werfen, obwohl er doch die ganze Zeit über auf Fay Rücksicht genommen, ihm wahrscheinlich sogar das Leben gerettet hatte...! Der Schwarzhaarige spürte, wie die Wut in ihm hoch kochte, wie er seine Selbstbeherrschung zu verlieren drohte. Mit wenigen Schritten war er dem Magier nach und packte ihn fest am Arm, riss ihn grob zu sich herum. Einige der Badegäste in ihrer Nähe schauten kurz zu ihnen herüber, sonst schenkte ihnen allerdings kaum jemand großartig Beachtung. “Das Allerletzte, ja? Weißt du was ich mit dir machen würde, wenn es so wäre? Weißt du das?!“ Er schäumte vor Wut. Auch wenn er sich schon oft mit dem Magier aneinander geraten war, so hatte er sich diesem gegenüber noch nie verhalten, so hatte ihn Fay noch nie erlebt. Der blonde Mann hatte die Augen panisch geweitet, versuchte verzweifelt sich aus den eiserne Griff des Ninjas zu befreien. Der eiskalte Blick, welchen er dem Schwarzhaarigen gerade noch zugeworfen hatte, war längst wieder verschwunden, sodass nun nur noch Angst darin zu lesen war, rief diese Situation doch wahrscheinlich Erinnerungen an die Ereignisse des gestrigen Abends hervor. Kurogane war allerdings viel zu aufgebracht um diesen panischen Ausdruck zu bemerken. Grob zog er diesen jetzt noch näher zu sich, ein gefährliches Glitzern in den rotglühenden Augen. Fay zuckte entsetzt zusammen als er spürte wie der Schwertkämpfer ihm die Lippen ans Ohr legte. „Du hast ja keine Ahnung...“ Sanft, fast spielerisch, ließ der größere Mann seine Zunge an dem Ohr entlang wandern. Das hier war kein Spiel mehr. Der Magier keuchte entsetzt auf, stand aber ansonsten wie gelähmt da, schien nicht in der Lage sich bewegen zu können oder gar zu wehren. Während Kuroganes Atem noch immer über das Ohr des blassen Mannes strich musste er verbittert Grinsen. „Hast du dich bei ihm auch so sehr gewehrt, mein Engel?“ Obwohl er sicher war, dass der Magier auch so wusste, von wem er sprach, benutzte Kurogane diesen Kosenamen mit voller Absicht. Die ironischen Worte ließen Fay panisch zusammenzucken. Das leise Wimmern, das er dabei von sich gab, veranlasste den Schwarzhaarigen endlich dazu auf zu blicken. Als er in die leblosen, matten Augen seines Reisegefährten sah, war war Kuroganes lodernde Wut augenblicklich verraucht. Dieser sah ihn zwar an, schien ihn aber nicht zu erkennen, war gefangen in seinen schrecklichen Erinnerungen. Einen Moment lang konnte er den Blonden nur fassungslos anstarren, bevor er realisierte, bevor er realisierte was er mit seinem völlig überspannten Verhalten angerichtet war. Nun war es also wirklich dazu gekommen, dass sein hitziger Charakter ihn, wie Tomoyo bereits einige male prophezeit hatte, ernsthaften Schaden hinterlassen hatte. Was hatte er da nur gerade angerichtet? All das nur, weil es ihm einfach gegen den Strich gegangen war, dass Fay mit der Rosahaarigen rumgeschakert, sich von ihr widerstandslos anfassen lassen hatte. Dabei war es doch nur verständlich, dass der Magier unter Männerhänden mehr zurückschreckte, nach all dem, was ihm angetan worden war. Er hatte dem Ninja gegenüber keinerlei Verpflichtungen und Kurogane nicht das Recht ihn für was auch immer zur Rechenschaft zu ziehen. Was im Moment allerdings wichtiger war, und in dem schwarzhaarigen Krieger kalte Furcht aufsteigen ließ, war die Frage ob er ihn auch dieses mal würde zurück holen können. Kurogane versuchte ruhig zu bleiben, weiterhin rational zu denken. Er musste es zumindest versuchen. „FAY!“ Blieb nur zu hoffen, dass sein Gegenüber wenigstens wie auch sonst auf seine Stimme reagieren würde. „Tu es nicht schon wieder, lauf nicht schon wieder weg... nicht vor mir... Was gerade passiert ist, ich... das wollte ich dir nicht antun... Bitte verzeih mir...“ Es war ihm egal, dass er nun doch einige verwirrte Blicke auf sich zog, es war ihm egal, dass er sich vor etlichen Leuten lächerlich machte, nichts von alledem zählte. Er musste den Magier zurück holen, er musste Fay davon abhalten sich für immer selbst aufzugeben. Der Schwarzhaarige wusste, dass er kein Recht hatte, dies von dem Magier zu verlangen, nicht nach dem, was er eben gesagt und getan hatte. Aber was blieb ihm anderes, als um Entschuldigung zu bitten. Auch wenn er fest damit rechnete, dass der Blonde selbst wenn er es schaffte zu ihm durchzudrängen ihm nicht vergeben würde, wünschte er sich gerade nicht anders als ein Lächeln auf den bebenden Lippen zu sehen. Während er Fay langsam los ließ, einen Schritt von seinem Reisegefährten zurück trat, sah er ihn unverwandt an, in den rubinroten Augen nichts als ein verzweifeltes stummes Flehen, das diese Worte ich erreichen, er sie akzeptieren würde. Es war auch nicht wichtig, ob Fay ihm verzieh, solange es nur ausgereicht hatte, um ihn zurückzuholen. +~+~+~+ Kaum hatte Fay dem schwarzhaarigen Ninja den Rücken zugewandt war der gezwungene eiskalte Ausdruck auch schon aus seinen Augen verschwunden, einem von purer Verzweiflung und Fassungslosigkeit gewichen. Wieso hatte er nur so derartig die Beherrschung verloren? Kuroganes Worte hatten ihn verletzt, ihm das Gefühl gegeben, dass die einzige Person die ihm immer eine Stütze gewesen war, immer an seiner Seite gewesen war, sich nun von ihm abgewandt hatte. Aber seine Reaktion hatte das ganze Desaster nur noch verschlimmert, einen Keil zwischen sie getrieben, bei dem es unsicher war, ob sie diesen jemals wieder entfernen würden können. Der blonde Magier biss sich auf die Lippen, zwang sich ohne sich zu dem Krieger umzuwenden weiter zu gehen. Wohin? Tja, das wusste er selbst nicht, aber er musste hier weg. Sich beruhigen, damit er es schaffte seine Maske vor den Kindern wieder aufzusetzen, um vor diesen nicht zu zeigen wie aufgewühlt und am Ende er war. Als er plötzlich fest am Arm gepackt und herum gerissen wurde, entfuhr dem blonden schmächtigen Mann ein entsetzter Aufschrei, starrte dann mit weit aufgerissenen Augen in die glutroten Ovale des Ninjas, durch die dieser ihn so wütend anfunkelte wie er ihn noch nie zuvor erlebt hatte. Ein Mundwinkel des Kriegers zuckte gefährlich, die Adern auf seiner braungebrannten Stirn traten Unheil verheißend hervor, während seine Hand sich eisern um sein Handgelenk legte, jeglichen Fluchtversuch unmöglich machte. “Das Allerletzte, ja? Weist du was ich mit dir machen würde, wenn es so wäre? Weißt du das?!“ Der eiskalte Tonfall in der Stimme seines Gegenübers ließ Fay entsetzt zusammen zucken, veranlasste ihn dazu trotz seiner aussichtslosen Lage zu versuchen sich loszureißen, worauf ihn Kurogane allerdings nur unsanft noch näher an seinen vor Wut bebenden Körper heran zog. Noch nie hatte der Magier sich so sehr gewünscht, dass der Reisegefährte auf ihn einbrüllen würde, hätte sogar in Kauf genommen, dass dieser ihn schlug, wenn dadurch nur der vor unterdrückter Wut zitternde, aber dennoch beherrscht und eiskalt klingende Tonfall in der dunklen Stimme verschwinden würde. „Du hast ja keine Ahnung...“ Entsetzt sog Fay die Luft ein, als er die rauen Lippen des Ninjas an seinem Ohr spürte, konnte den kalten Tonfall, der eindeutig zeigte, dass es sich dabei mit Sicherheit um keine zärtliche Geste handelte, in der Stimme des Reisegefährten kaum ertragen. „Hör auf... Bitte hör auf...“, flehte er, doch Kurogane schien seine vor Panik kaum hörbaren Worte kaum zu registrieren, zog mit seiner Zunge nun eine feuchte Spur über sein Ohr. Ein entsetztes Keuchen entfuhr den fest aufeinander gepressten Lippen des Magiers, allerdings war dies auch die einzige Reaktion die Fay noch zeigte. „Hast du dich bei ihm auch SO sehr gewehrt, mein Engel?“ Diese Worte waren es die dem schmächtigen blonden Mann den Rest gaben. Der vorher noch verzweifelte und völlig verängstige Blick, hatte sämtlichen lebendigen Glanz eingebüßt, das eisblaue Auge wirkte nun leer als Fay völlig apathisch seinen Gegenüber ansah, durch diesen hindurchblickte, den Mann, der ihn so schrecklich verletzt hatte nicht mehr erkannte. Der Anblick des weggetretenen Magiers schien Kurogane dann endlich von der seinen Verstand benebelnden Eifersucht und Wut zu befreien, und die glutroten Augen weiteten sich entsetzt als er realisierte was er gerade getan hatte. Ihn umklammernde raue Hände, unregelmäßiger, heißer Atem der über seinen Hals weiter nach unten glitt, lüsterne Blicke die seinen Körper abtasteten. Entsetzt schüttelte der Magier seinen Kopf, gefangen in den grauenhaften Erinnerungen, nicht in der Lage diesen zu entkommen. Allerdings waren es nicht diese Bilder die ihm einen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagten, ihn so sehr schockten, dass er sich kaum in der Lage fühlte zu atmen. Es war die unverkennbare muskulöse Gestalt des schwarzhaarigen Kriegers die mit einem amüsierten, sadistischen Grinsen daneben stand und ihn beobachtete, belustigt dabei zusah wie er sich verzweifelt unter dem stahlharten Griff seines Peinigers wand. Gefangen in diesem Albtraum schüttelte Fay verzweifelt den Kopf, die leeren Augen weit aufgerissen. „FAY!!!!“ Die imaginären Bilder seines Entführers wie auch die des Reisegefährten verschwanden, stattdessen hüllte ihn nun tiefer schwarzer Nebel ein. „Tu es nicht schon wieder, lauf nicht schon wieder weg... nicht vor mir... Das was gerade passiert ist, ich... das wollte ich dir nicht antun... Ich war einfach nur verdammt eifersüchtig... Bitte verzeih mir...“ Der Magier spürte wie der Griff sich lockerte, sich schließlich ganz löste. Verzeihen? Konnte er das noch? Er wusste es nicht. Dennoch... Weglaufen würde nichts ändern, nichts klären, ihn weder einen Schritt nach vorne noch zurück bringen. Obwohl er weglief würde er an einer Stelle verharren, nichts würde sich ändern. Außerdem... War die Schuld wirklich alleine bei dem Ninja zu suchen? War es nicht er gewesen, der auf Cardinas Vorschlag eingegangen war, die Gefühle des Reisegefährten für ihn zu überprüfen? Wieso hatte er ihm nicht einfach vertrauen, das Mädchen auf seinem Schoß ignorieren können? Sie war eine völlig Unbekannte, eine Person die der Krieger wenn sie diese Welt verließen nie wieder sehen würden... Im Gegensatz zu ihr war er selbst ständig an Kuroganes Seite. Wieso war dann trotzdem dieser ihn nicht loslassende Gedanke gewesen nicht mit ihr konkurrieren zu können? Dieses schreckliche Gefühl von Eifersucht und Hilflosigkeit das ihn zu dieser lächerlichen Showeinlage getrieben hatte? Hatte er damit nicht versucht genau das Gefühl in Kurogane zu wecken, das ihn so gequält hatte? Hatte ihn die Angst die einzige Person, die ihn so lange Zeit über mit all seinen Macken ertragen hatte, zu verlieren so übertrieben auf die Worte des Reisegefährten reagieren lassen? „Wieso... fällt es nur so schrecklich schwer zu vertrauen?“ Die belegte Stimme des Magiers klang schwach, kaum hörbar, war dennoch ein deutliches Zeichen dafür, dass er wieder bei Verstand war, es geschafft hatte sich aus dem dunkeln Albtraum zu befreien, ließ aber nicht erkennen ob er gewillt war dem Ninja zu verzeihen. +~+~+~+ Einen Moment, der Kurogane wie eine Ewigkeit erschien, passierte gar nichts. In Fays blassen, ausdruckslosen Gesicht zeigte sich nicht eine einzige Regung, seine trüben, glanzlosen Augen starrten weiterhin durch Kurogane hindurch. Was in drei Teufels Namen war nur in ihn gefahren, dass er diesen Mann, der ihm, wie er sich in den letzten Tagen vermehrt eingestanden hatte, eingestehen hatte müssen, mehr bedeutete als alles andere auf der Welt, ohne den er einfach nicht mehr leben können würde, so etwas anzutun. Und das aufgrund weniger, im Zorn gesprochener Worte. Es war noch nie passiert, dass er dem Blonden gegenüber die Beherrschung verloren hatte. Ja, vielleicht war er ab und an ausgerastet, aber der Ausbruch eben war von ganz anderer Natur gewesen... Er hatte sich einfach nicht mehr unter Kontrolle, und das hasste er. Genauso wie die Tatsache, dass er seinen Reisegefährten darunter leiden lassen hatte. „Wieso... fällt es nur so schrecklich schwer zu vertrauen?“ Der Ninja schrak aus seinen Selbstvorwürfen auf, blinzelte beim Klang der leisen Stimme. Fays Worte waren kaum hörbar und leicht zittrig, aber sie waren ein Zeichen dafür, dass er sich wieder aus seinem Schneckenhaus hatte heraus locken lassen. Zumindest das beruhigte den Schwertkämpfer. Die Gewissheit, dass seine Stimme noch immer dazu ausreichte, egal was zwischen ihnen geschehen war. „Vertrauen...?“ Kurogane schwieg einen Augenblick, starrte abwesend auf die funkelnde, sich im Wind kräuselnde Oberfläche des Meeres, suchte in seinem Kopf nach einer Antwort auf die Frage des Magiers. „Vertrauen bedeutet zu wissen.“ Da er Fays verständnislosen Blick auf sich ruhen spürte, wandte er ihm das Gesicht zu, nahm die eisblauen Augen problemlos gefangen. „Es bedeutet zu wissen, dass man jemanden hat, der einen festhält, wenn man Angst hat und Halt braucht, der einen auffängt wenn man diesen verliert, der immer da ist und Trost spendet, wenn man traurig ist und wärmt, wenn es kalt ist. Und Vertrauen bedeutet zu wissen, dass diese Person los lassen wird, wenn man gehen will.“ Nachdem der Schwarzhaarige mit seinen Worten geendet hatte, hob er langsam die Hand, hielt sie dem Magier hin und sah ihn dabei unverwandt an. Es war eine einfach Geste, klar verständlich, wobei er Fay die Wahl ließ ob er sie ergreifen würde, oder nicht, ob er ihm vergeben würde, oder ihn abweisen. „Wenn du gehen willst, werde ich dich gehen lassen.“ +~+~+~+ „Wenn du gehen willst, dann werd ich dich gehen lassen.“ Das eisblaue nicht unter der Kappe verborgene Auge des Magier weitete sich bei diesen Worten seines Gegenübers. Es war eine rein rhetorische Frage gewesen, nichts worauf er wirklich eine Antwort erwartet hatte. Genau genommen hatte Kurogane ihm auch keine geliefert, doch die Entgegnung seines Reisegefährten ließ seine eigentliche Frage auch alles andere als wichtig erscheinen. Er würde ihn gehen lassen. Der schwarzhaarige Ninja, der ihm nie eine Wahl gelassen hatte, sich sogar seinem Todeswunsch wiedersetzt hatte, überließ ihm nun selbst die Entscheidung. >Wenn du wirklich sterben willst, dann werde ich dich töten. Bis dahin lebe...<, schossen ihm die Worte des Kriegers durch den Kopf, mit denen dieser ihn dazu bekommen hatte sein Blut zu trinken, die ihn dazu gebracht hatten sich doch dafür zu entscheiden weiterzuleben. Es waren diese Worte gewesen die ihn darin gehindert hatten sich einfach fallen zu lassen, aufzugeben, die Augen zu schließen und nie wieder aufzuwachen. Es war dieser Befehl gewesen, der ihm Kraft gegeben hatte, weiter zu leben. Und sein Stolz, der ihm untersagte Kurogane zu bitten ihn zu töten. Doch nun ließ dieser ihm die Wahl. Erst jetzt wurde ihm im vollen Ausmaß bewusst was dies bedeutete, wie unrecht er dem Ninja getan hatte. Niemand hatte so sehr versucht ihn zu verstehen wie dieser, seine seelischen Wunden die der Vorfall hinterlassen hatte zu heilen, sich zurückgehalten um ihm nicht weh zu tun. Wie schwer musste es für den schwarzhaarigen Krieger gewesen sein? Und er hatte nie auch nur einen einzigen Gedanken daran verschwendet, immer nur an sich gedacht. Sein Leben war ein Scherbenhaufen, ein einziges Trümmerfeld, mit keiner Hoffnung auf Besserung. So wichtig ihm der Reisegefährte war, so sehr er ihn auch liebte, denn er musste sich eingestehen, dass die Gefühle die er für ihn hatte, bei weitem über einfache Zuneigung hinausgingen, ebenso sehr verletzte und zerstörte ihn seine Nähe. Entschlossen hob Fay seinen Blick, lächelte seinen Gegenüber dann schwach an, trat auf ihn zu, das eisblaue Auge auf dessen Hand, die dieser ihm als Zeichen der Versöhnung hingestreckt hatte, gerichtet. Er musste endlich einen Schlussstrich unter sein ständiges Flüchten ziehen. Seine Entscheidung war gefallen, der Beschloss getroffen, er war bereit die Karten offen auf den Tisch zu legen. Der Magier sah das erleichterte Funkeln in den rotglühenden Augen als er seine Arm hob, dann den entsetzte Ausdruck der Erkenntnis als er an seiner ausgestreckten Hand vorbei fasste, stattdessen nach dem Schwert griff, das der Ninja bei seinem Rückweg von dem Cafe provisorisch an seiner Badebekleidung befestigt hatte. Fay trat noch einen Schritt näher, das Lächeln, in dem nun aber ein Hauch von Trauer, Entschuldigung und vor allem Dankbarkeit lag, weiterhin seine Lippen umspielend. „Ich danke dir... für alles...“ Er konnte sehen wie sich die Hände des Kriegers zur Fäusten ballten, wusste wie viel Selbstbeherrschung es ihn kostete ihn nicht davon abzuhalten, dennoch ließ er zu, dass der Magier das Schwert aus der Scheide zog, reagierte kaum als dieser ihn sanft auf die Lippen küsste, sich dann von ihm löste und ein paar Schritte weg trat. Einen kurzen Augenblick lang schloss Fay seine Augen, umhüllte sie beide mit Hilfe seiner Kräfte mit einer schillernden Barriere, schirmte sie somit von den anderen Strandbesuchern, von denen in dem Getümmel niemand merkte, dass plötzlich zwei Leute aus der Menge verschwanden, ab. Er hatte seine Magie nicht mehr verwenden wollen, war es doch sie die Ashura auf ihre Fährte bringen konnte. Doch das alles hatte keine Bedeutung mehr. Der Herrscher hatte es auf ihn abgesehen, ganz alleine auf ihn. Und er würde bald verschwunden sein. Aus dieser Welt, aus sämtlichen Dimensionen, eine Erinnerung in den Herzen derer denen er wichtig gewesen war. Vielleicht war er egoistisch, doch er hatte nicht die Kraft noch länger aus eigenem Antrieb weiter zu leben. Gab es nicht Zeitpunkte an denen man egoistisch sein durfte? Bestimmt... Das Stück Metal wog schwer in seinen Händen, dennoch ließ er es nicht sinken, drehte den Griff so, dass die Klinge nun auf ihn zeigte. Dass das Schwert obwohl Fay selbst jetzt Probleme hatte es mühelos zu führen, nun nur noch einen Bruchteil seines ursprünglichen Gewichts zu haben schien, war ebenso unwichtig wie die Tatsache, dass die Klinge des Langschwerts nun viel kürzer war als zuvor. Es gab in dieser Welt Magie, wahrscheinlich hatte er die Form mit seinen bloßen Gedanken verändert. Es war ohnehin bedeutungslos. Der Magier konnte sehen, wie Kurogane seinen Blick abwandte, seine zu Fäuste geballten Hände zitterten, er dennoch auf Ort und Stelle verharrte. Fay lächelte schwach. Der Ninja würde zu seinen Worten stehen, ihn gehen lassen wenn er so wollte, schien zu wissen, dass der Magier selbst in seiner Verzweiflung niemals zu lassen würde dass er selbst ihn töten würde. Der blonde schmächtige Mann warf einen letzten Blick zum Strand, zu den im Wasser spielenden Kindern und Mokona, zuckte verwirrt zurück als die Prinzessin ihn direkt anzusehen schien, wandte sich dann ab und schloss die Augen. Das Mädchen konnte ihn nicht sehen, nicht solange sie unter dieser Barriere verborgen waren. Es blieb ihm verborgen wie der fröhliche, entspannte Ausdruck schlagartig aus Sakuras Gesicht verschwand, an dessen Stelle pures Entsetzen trat, hörte nicht das panische Rufen seines Namen, sah nicht die verwirrten Blicke die die umstehenden Leute ihr zuwarfen. Es war genug, er würde nicht mehr fliehen, bald war er frei. „Leb wohl...“ Gerade als er als er seine zweite Hand um den Griff des Schwertes gelegt hatte, bereit war seinem Leiden für immer ein Ende zu setzen, zuckten plötzlich wirr und durcheinander Bilder durch seinen Kopf, Erinnerungen an ihre Reise, Szenen in denen er mit Kurogane gestritten hatte, die Federn die sie durch Teamarbeit erlangt hatten, die Abenteuer die sie gemeinsam erlebt hatten, und immer wieder der rote Faden, der in jedem dieser Momente enthalten war. Fay spürte wie ihm das schwere Stück Metall aus den Händen glitt, mit einem dumpfen Geräusch auf dem Sand aufkam, sank dann auf die Knie und stützte sich mit den Händen auf dem warmen, körnigen Untergrund ab. So saß er einen Moment lang da, bevor er es schaffte seinen völlig verwirrten Blick zu heben und er direkt vor sich den schwarzhaarigen Krieger erkannte. Dieser war näher auf ihn zugetreten, allerdings noch immer eine gewisse Distanz wahrend, wohl fürchtend ihm zu nahe zu kommen. Die Lippen des Magiers verzogen sich wie von selbst zu einem verzweifelten Lächeln. „Ich kann es nicht... Ich kann nicht mehr gehen, selbst wenn du mich lässt...“ Er wusste es nicht wie der Ninja es geschafft hatte, was genau ihm im allerletzten Moment diese Erinnerung durch den Kopf gejagt hatte, aber der Tonfall in seiner Stimme zeigte deutlich dass er es ernst meinte. Kurogane war ihm zu wichtig geworden, selbst der Schmerz den er oft in seiner Nähe empfand konnte diese Gefühle nicht zunichte machten. Er sah die Erleichterung in den Augen seines Gegenübers, erkannte erneut wie dumm er gewesen war. Sein Leben war ein Scherbenhaufen, ja... Doch dem Ausdruck in den rotglühenden Ovalen konnte er deutlich entnehmen, dass der Krieger bereit war jede einzelne aufzusammeln, auch wenn er sich daran schnitt, keine davon fallen lassen würde. Und er würde nicht aufgeben bis er sämtliche Teile wieder zu dem Ganzen, das sie ursprünglich gebildet hatten, zusammen gefügt hatte. ~tbc~ Kapitel 18: Magical Similarity ------------------------------ Ihr seit der absolute Wahnsinn T.T über 100 Kommentare, fast 60 Favos >.< Danke, danke, danke T.T Ich freue mich wirklich, dass soviele Leute unsere FF lesen ^^ Deshalb hab ich mich auch dieses mal gezwungen das nächste Chapter so schnell wie möglich zu überarbeiten^^; Da Klayr allerdings moment gerade kein Internet hast, musste ich dieses mal leider ohne Betaleser hochladen^^; Falls ihre also Rechtschreibfehler, Wortauslassungen (jaa~ sowas passiert mir leider des öfteren beim umändern), Grammatikfehler, etc. fehlt sagt bitte bescheid^^ Bin euch auf alle fälle dankbar für die Hinweise^_^ Ich muss gestehen, dass ich mit dem Chapter weniger zufrieden bin, allerdings kann ich im Nachhinein nun leider nichts mehr umändern*seufz* Hoffe ihr habt beim Lesen trotzdem Spaß^^ Nochmal vielen Dank für eure lieben Kommis ^___^ +~+~+~+~+ Es gab Worte, die man lieber niemals sagen sollte, Worte zu denen man aber dennoch stehen musste. Und es gab Dinge, die sich wohl niemals ändern würden. Das wurde Kurogane schlagartig bewusst, als der Magier nicht, wie er zuerst vermutet hatte, nach seiner ausgestreckten Hand griff, sondern stattdessen die langen Finger um Souhis Griff legte. Und dabei lächelte er auch noch, in den eisblauen Augen ein Ausdruck von Trauer, aber vor allem von Entschuldigung. „Ich danke dir... für alles...“ Am liebsten hätte der Ninja ihn gepackt, um ihn irgendwie daran zu hindern das zu tun was dieser vor hatte. Denn was genau dieser gewillt war zu tun, das war nun offensichtlich. Dennoch, anstatt seinen Gefühlen nachzugeben, ballte er seine Hände einfach nur zu Fäusten, verharrte, auch wenn es ihn fast unmenschliche Beherrschung kostete bewegungslos, während Fay das Schwert aus der Scheide zog, für einen kurzen Augenblick die Lippen sanft auf die seinen legte und dann einige Schritte zurück trat. Der Schwarzhaarige würde zu seinen Worten stehen, so schwer dies auch fiel. Er hatte seinem Reisegefährten versichert, dass er seine Entscheidung akzeptieren würde, wie auch immer diese ausfallen würde. Er musste ihn gehen lassen... Auch wenn Kurogane es eigentlich nicht konnte, nicht wollte. Natürlich erinnerte er sich an seine eigenen Worte, die Tatsache, dass er Fay damit ans Leben gekettet und ihn gezwungen hatte weiterzumachen. Durch ihn zu sterben... Hätte er den Magier jemals töten können? Über die Antwort brauchte er gar nicht weiter nachzudenken. Einmal davon abgesehen, dass dieser es nie gewagt hätte einen solchen Wunsch zu äußern, ihn damit zum Mörder zu machen, er hätte es ohnehin nicht gekonnt. Allerdings musste er einsehen, dass er kein Recht mehr darauf hatte den Reisegefährten ans Leben zu fesseln. Die Ereignisse der vergangenen Tage, nein, der vergangenen Wochen, waren zuviel gewesen, ein Unglück hatte das nächste gejagt. Er war die ganze Zeit über an Fays Seite gewesen, hatte mitbekommen wie dieser nach und nach zerbrochen war, dennoch hatte er nichts dagegen tun können. Er würde ihn nicht aufhalten. Er durfte es nicht. Dennoch konnte er den Anblick kaum ertragen, wie sein Gegenüber die Klinge jetzt auf sich selbst richtet, bereit seinem Leiden nun für immer ein Ende zu setzen. In seinem Kopf herrschte absolute Leere, irgendwo schrie sein Verstand, dass er ihn doch einfach aufhalten sollte, ihm das Schwert aus der Hand schlagen, und seine Arme um den schmächtigen Körper schließen sollte, aber er tat es nicht, wandte seine Augen, in denen der Ausdruck der Hoffnungslosigkeit nun allgegenwärtig war, von dem Blonden ab, und starrte stattdessen verbissene durch die sie umgebende Barriere. Auch wenn er ihren Sinn nur erahnen konnte, so sprach das ungerührte Treiben der Menschen um sie herum doch mehr als offensichtlich dafür, dass das schillernde Kraftfeld sie von den Blicken sämtlicher Strandbesucher abschirmte. Oder doch nicht von allen? Mit einem irritierten Gesichtsausdruck registrierte der Ninja, wie die Prinzessin mit entsetzt aufgerissenen Augen zu ihnen starrte, sich dann ganz plötzlich in Bewegung setzte um zu ihnen zu laufen. Allerdings hielt ihr Beschützer sie am Arm zurück, völlig verwirrt von dem seltsamen Verhalten der Prinzessin, die immer wieder verzweifelt Fays Namen rief, sich loszureißen versuchte, während ihr Tränen über das fassungslose Gesicht liefen. Syaoran hingegen schien sie wirklich nicht sehen zu können, was wohl daran lag, dass die Kräfte des braunhaarigen Mädchens mittlerweile groß genug waren um durch einen so starken Zauber zu blicken. „Leb wohl...“ Die leisen, fast geflüsterten Worte ließen den schwarzhaarigen Krieger leicht zusammenzucken, und hilflos schloss er seine Augen, wusste, dass es das letzte Mal sein würde, dass er diese Stimme hörte. Aber statt dem erwarteten, ihm so bekannten Geräusch einer Klinge, die in zartes Fleisch stieß war es einen Moment still, dann erklang ein dumpfer Aufprall. Sofort öffneten sich seine rubinroten Augen wieder, und nun nicht mehr in der Lage den Impuls nach dem Blonden zu sehen zu unterdrücken, wandte er seinen Kopf zur Seite, sodass er sah, wie die Beine unter Fay nachgaben, dieser auf die Knie sank, während Souhi nun unverrichtete Dinge vor ihm im Sand lag. Nur im letzten Augenblick unterdrückte der Ninja den Drang die Distanz zwischen ihnen zu überbrücken und ihn an der Schulter zu berühren, sodass er stattdessen nur einige zaghafte Schritte auf den schmächtige, in sich zusammengesunkenen Körper zu machte, bevor er in genügend Abstand stehen blieb. Er war sich sehr wohl im klaren darüber, dass er nicht vorausahnen konnte wie Fay auf seine Nähe reagieren würde. „Ich kann es nicht... Ich kann nicht mehr gehen, selbst wenn du mich lässt...“ Es dauerte einen Moment bis die mit einem ehrlichen, wenn auch schwachen Lächeln gesprochenen Worte, zu ihm durchgesickert waren. Doch sobald er deren Bedeutung in vollem Ausmaß verstanden hatte, spürte er wie ihm ein Stein, oder eher ein ganzer Berg vom Herzen fiel. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie stark seine Hände eigentlich zitterten, wie sehr die Situation ihn mitgenommen hatte. Trotz allem bemühte er sich um Fassung. Jetzt war es vor allem wichtig seinem blonden Reisegefährten den Halt zu geben, den er jetzt so offensichtlich brauchte. Kurogane ging vor dem Blonden in die Hocke, legte seine Hand auf Souhis Griff, wartete aber, ob der Magier nicht doch erneuten Anspruch auf das Schwert erheben würde. Bevor allerdings einer von ihnen auch nur ein Wort sagen konnte, war die Luft um sie plötzlich erfüllt von einem leisen Knistern und keine Sekunde danach brach die magische Barriere um sie. Wahrscheinlich war Fay nicht mehr in der Lage gewesen sie in ihrer ursprünglichen Stärke aufrechtzuerhalten, und die Prinzessin, die wie es schien ebenfalls beachtliche Fähigkeiten besaß, hatte mit ihrem verzweifelten Versuch den Magier zu retten wohl den Rest dazu getan. Als Syaoran nun ebenfalls in der Lage war sie beide zu sehen, ließ er das Mädchen automatisch los. Der Junge schien zwar noch nicht zu verstehen, was genau hier vor ging, doch dass die Sache ernst war, war offensichtlich. Sakura war mit wenigen Schritten bei ihnen angekommen, fiel dem Blonden dann mit einem herzzerreisenden Schluchzen um den Hals. Ein schuldbewusster Ausdruck stahl sich auf das zuerst verwirrte Gesicht des Magiers als er realisierte was diese emotionale Umarmung zu bedeuten hatte. Mit einem zutiefst entschuldigenden Lächeln, legte er sacht die Arme um den bebenden Körper der Prinzessin, versuchte sie zu beruhigen, stark bemüht diesen intensiven Körperkontakt so gut es ging zu ertragen. Währenddessen zog Kurogane sein Schwert nun doch an sich, und schob es zurück in die Scheide. Auf den fragenden Blick des Jungen, der sich ihnen mittlerweile ebenfalls genähert hatte, erwiderte er nur ein Kopfschütteln. Mokona hatte sich währenddessen zu Fay und Sakura gesellt, und sich ebenfalls mit eingekuschelt. Es war wohl noch einmal alles gut gegangen... Gerade noch... +~+~+~+ Obwohl Kurogane vor ihm in die Hocke ging, ließ sein Gegenüber dennoch genügend Abstand, fixierte stattdessen mit seinen rotglühenden Augen, die noch immer leicht beunruhigt funkelten und deutlich zeigten, dass er nicht fest davon überzeugt war, dass Fay seinen Plan wirklich sein gelassen hatte, das im Sand liegende Schwert. Der Magier lächelte schwach als er sah, dass der Ninja selbst jetzt noch verharrte, abwartete ob er nicht doch noch nach dem Stück Metal fasste um sein Vorhaben zu Ende zu führen. Erst als der noch immer im Sand kniende blonde Mann keinerlei Anstalt machte erneut danach zu greifen und die Klinge auf sic zu richten, legte seine Hand sich um Souhis Griff. Fast zeitgleich mit dieser Bewegung spürte Fay wie seine Kräfte plötzlich schwanden, die Barriere, die sie nach wie vor schillernd umhüllte langsam verblasste bis sie völlig verschwunden war. Verwirrt löste er seinen Blick von Kurogane als er fühlte wie sich ihm eine Person, die ebenfalls beträchtliche magische Fähigkeiten zu haben schien näherte, riss überrascht die Augen auf als ihm keine Sekunde später die Prinzessin um den Hals fiel, sich schluchzend an ihn klammerte. Schlagartig wurde dem Magier bewusst, dass er sich doch nicht getäuscht hatte, das Mädchen ihn sehr wohl hatte sehen können. Wahrscheinlich hatte die letzte Feder einen Teil ihrer ursprünglichen Kräfte zurück gebracht. Auch wenn Sakura noch nicht in der Lage war diese zu kontrollieren, sich wahrscheinlich noch nicht einmal im Klaren darüber war, dass sie diese Fähigkeiten besaß, war es für den Magier doch ziemlich eindeutig, dass es sie gewesen war die ihm, wenn auch höchstwahrscheinlich unbewusst, diese Bilder und Erinnerungen geschickt hatte. Diese Gedanken, die ihn das Schwert hatten fallen lassen, ihm klar gemacht hatten, dass er selbst nach allem was passiert war nicht einfach loslassen konnte. Er hatte das Mädchen mit seinem egoistischen Verhalten erneut zum Weinen gebracht. Genau Sakura, die ihn noch gebeten hatte, besser auf sich selbst acht zu geben, sein Leben nicht als bedeutungslos anzusehen hatte mit ansehen müssen wie er diesem beinahe ein Ende gesetzt hätte. Obwohl ihm der enge Körperkontakt noch immer schwer fiel, Kurogane mit seinem Handeln die ohnehin noch kaum verheilten Wunden erneut gewaltsam aufgerissen hatte, schloss er seine Arme um den bebenden Körper der Prinzessin, auf dem Gesicht ein entschuldigendes, schuldbewusstes Lächeln. „Ich danke dir, Sakura-chan...“ Obwohl er wusste, dass das Mädchen höchstwahrscheinlich nicht verstand weswegen er ihr dankbar war, sie mit Sicherheit keine Ahnung hatte, dass er es nur ihren, wohl durch die unbändige Verzweiflung aktivierten Kräften zu verdanken hatte, dass er noch am Leben war, sprach er diese Worte dennoch aus. Er hatte wirklich vorgehabt allem ein Ende zu setzen, endlich einen Schlussstrich zu ziehen um nicht länger leiden zu müssen. Natürlich, er fühlte sich nach wie vor unsicher und schwach, wollte nicht daran denken was die Zukunft noch bringen würde, dennoch musste er sich eingestehen, dass er auch erleichtert war. Erleichtert darüber, dass er nun doch an der Seite seiner Reisegefährten sein konnte, diese ihn deutlich spüren ließen, wie wichtig er ihnen war. Sanft strich er Mokona, das sich ebenfalls an sie gekuschelt hatte über das weiche Fell, bevor sich die Prinzessin noch immer leise schluchzend von ihm löste, ihn mit geröteten Augen ansah. Obwohl nicht das kleinste Anzeichen von Vorwurf darin zu sehen war, zuckte der Magier leicht zusammen als er die Angst in den grünen Ovalen erkennen konnte. Die entsetzliche Angst davor ihn zu verlieren. Er lächelte das Mädchen aufmunternd an, strich ihr durch das braune Haar, richtete sich dann auf, während er Sakura dabei mit sich hochzog. Erst dann ließ er seinen Blick durch die kleine Gruppe gleiten, merkte, dass Kurogane sein Schwert wieder in die Scheide zurück gesteckt hatte, erblickte Syaoran, der mit einem verwirrten Ausdruck im Gesicht neben ihm stand. Scheinbar war wirklich nur die Prinzessin in der Lage gewesen, sie zu sehen. „Ich denke ich schulde euch allen eine Entschuldigung, wie?“ Bevor er jedoch überhaupt nur den Hauch einer Chance hatte sich für sein egoistisches Verhalten zu exkulpieren, unterbrach ihn Kurogane auch schon. „Halt die Klappe! Ich denke keiner hier verlangt eine Entschuldigung von dir...“ Obwohl der Ninja nun in seinen üblichen, rüden Tonfall verfallen war, erkannte Fay deutlich die Erleichterung, die darin mitschwang. Selbst die noch immer leicht verstörte Prinzessin nickte auf diese Worte hin, zwang sich zu einem schwachen Lächeln. „Jeder hat manchmal Angst, will aufgeben und kann nicht mehr. Dass du dich doch dafür entschieden hast weiter zu leben zeugt von großer Stärke. Und selbst wenn du dich anders entschieden hättest, du dein ursprüngliches Vorhaben zu Ende gebracht hättest, hätten wir kein Anrecht darauf gehabt dein Handeln zu verurteilen...“ Fay löste seinen eisblauen Blick von der Prinzessin richtete ihn stattdessen auf den schwarzhaarigen Ninja. „Es tut mir leid...“ Der ehrliche Ausdruck in seinen Augen zeigte deutlich, dass er dies nicht tat um seinen Gegenüber zu Weißglut zu treiben, dass er sich nicht für seinen Egoismus und den Versuch sich selbst mit dem Schwert zu richten, entschuldigte, sondern für all die unausgesprochenen Dinge die zwischen ihnen vorgefallen waren. Die Eifersucht, die Vorwürfe, das Misstrauen und die vielen Zweifel. Sie waren es wofür der Magier den Krieger nun um Verzeihung bat. +~+~+~+ „Es tut mir leid...“ Dass Fay ihn keineswegs um Verzeihung bat um ihn der Tradition willen zu reizen, war Kurogane klar, nachdem er nur einen einzigen Blick in die eisblauen Augen geworfen hatte. Einen Moment, der ihm fast wie eine Ewigkeit vor kam, sah der Schwarzhaarrige nur in die wunderschönen blauen Augen, ließ es zu, dass er sich kurz in deren Tiefe verlor. Wie hätte er nur ohne diesen Anblick leben sollen, wenn Fay sich wirklich selbst gerichtet hätte? Diese Augen nie wieder sehen... diesen Mann nie wieder sehen... „Du musst dich für nichts entschuldigen.“ Er selbst trug genauso Schuld daran, dass es so weit gekommen war, sein Anteil an diesem Disaster war mit Sicherheit sogar noch größer. Es hätte niemals so weit kommen dürfen, dass er aufgrund eines lächerlichen Anfalls von Eifersucht so die Kontrolle über sein Handeln verlor. Auch wenn er nicht noch einmal direkt um Vergebung bitten würde. Er hatte es einmal getan, aber keine richtige Antwort erhalten. Fay hatte sich zwar dazu entschieden weiterzuleben, doch dies musste noch lange nicht bedeuten, dass er ihm auch verziehen hatte. Das weitere Handeln des Magiers würde ihm schon deutlich zeigen wie die Entscheidung des Reisegefährten ausgefallen war. „Mokona tut es auch Leid!!“ Ein synchrones, überraschtes „Hä?“ war die Reaktion auf dieses seltsame Geständnis, und fast gleichzeitig wandten sich alle Augen dem weißen Manjuu zu, das bei seiner überschwänglichen Entschuldigung auf den Kopf des Schwertkämpfers gesprungen war und sich jetzt in das schwarze Haar einkuschelte. „Es gibt keine Feder in dieser Welt. Mokona hat das gewusst, aber nichts gesagt. Ich dachte, da es doch hier so schön ist, und alle Leute so nett, könnten wir doch etwas hier bleiben um auszuruhen. Aber... aber...“ Das Zauberwesen verstummte verunsichert, vergrub sich noch weiter in Kuroganes Haar. Auch wenn Mokona nicht hatte wahrnehmen können, was sich hinter der Barriere abgespielt hatte, konnte es dennoch die Gefühle seiner Reisegefährten lesen, wusste, das etwas ganz und gar nicht in Ordnung gewesen war. Auf die Eröffnung der Flauschkugel schwiegen erst einmal alle, bis Syaoran das Wort ergriff. „Es wäre vielleicht wirklich das beste, wenn wir noch ein paar Tage hier bleiben... Wir müssen uns alle einmal richtig erholen.“ Das sein Blick dabei kurz die verletzte Schulter des Ninjas streifte, entging diesem keineswegs und er hob skeptisch die Augenbrauen. Dass der Junge der Ansicht war auf ihn Rücksicht nehmen zu müssen, schmeckte Kurogane überhaupt nicht. Immerhin war es nur ein Kratzer! Deshalb schnaubte er auch erst abfällig, bevor er sich dann aber dennoch positiv zu dem Vorschlag äußerte. „Auf ein paar Tage mehr oder weniger kommt’s auch nicht an.“ Allerdings machte der Schwarzhaarige daraufhin den Fehler, mit den Schultern zu zucken, sodass er den Kopf sofort zur Seite wandte, damit niemanden von seinen Gefährten das schmerzerfüllte Flackern in seinen Augen sehen konnte. Bis jetzt hatte er die Schmerzen weitgehend ausblenden können, zu groß war zuerst seine Wut und anschließend die Angst um Fay gewesen um sich damit auseinander zu setzen. Doch nun meldete seine Schulter sich wieder unmissverständlich zu Wort. Was musste dieser dämliche Abklatsch von einem König ihn auch unbedingt anschießen?! +~+~+~+ >Du musst dich für nichts entschuldigen…< Fay war froh, dass diesen Worten nicht erneut eine Bitte um Vergebung folgte, hätte er auf diese doch ohnehin keine passende Antwort parat gehabt. Dass er dem schwarzhaarigen Ninja verzeihen, ihm keine Vorwürfe machen würde stand außer Frage. Dennoch waren die Erinnerung an den eiskalten Blick, den festen Griff, und die harten Worte des Reisegefährten noch viel zu fest in seinem Kopf verankert, als dass er diesen Zwischenfall sofort hätte vergessen können. „Mokona tut es auch Leid!!“ Verwirrt richteten die eisblauen Augen sich auf das kleine Fellknäuel, das mit einem Satz auf Kuroganes Kopf gehüpft war, die Reisegefährten durch das schwarze Haar hindurch treuherzig ansah. „Es gibt keine Feder in dieser Welt. Mokona hat das gewusst, aber nichts gesagt. Ich dachte, da es doch hier so schön ist, und alle Leute so nett sind, könnten wir doch etwas hier bleiben um auszuruhen. Aber... aber...“ Der Magier lächelte das weiße Manjuu beruhigend an, als dieses verunsichert verstummte, während sein Blick zwischen ihm und dem Ninja hin und her pendelte. Selbst das Zauberwesen schien nicht in der Lage gewesen zu sein durch die Barriere hindurch zu blicken, wusste also nicht was genau passiert war, allerdings hatte Mokona ihnen bereits mehr als ein mal bewiesen, dass es sofort spürte wenn etwas nicht in Ordnung war. Als Syaoran schließlich die nach dem Geständnis des Knäuels entstandene Stille brach wollte Fay im zu erst sofort widersprechen, schloss seinen bereits zum Protest geöffneten Mund dann allerdings wieder und schwieg. Der Magier hatte den schmerzgepeinigten Ausdruck in den rotglühenden Augen des Kriegers, obwohl sich dieser sofort abgewandt hatte, sehr wohl gesehen. Der Beschützer der Prinzessin hatte Recht. Sie sollten sich ausruhen, hier bleiben so lange es ging. Natürlich barg es ein gewisses Risiko sich nun nachdem er erneut seine magischen Kräfte angewandt hatte weiterhin in dieser Welt aufzuhalten, andererseits gab es hier aber keine Feder, was bedeutete, dass Ashura höchstwahrscheinlich nicht hier nach ihnen suchen würde. Der Herrscher vermutete bestimmt, dass sie die Erinnerungen der Prinzessin so schnell wie möglich vervollständigen wollten, sich dabei mit Sicherheit nicht länger als nötig in einer Welt in der keine existierte aufhalten würden. Der Magier nickte also langsam, blickte dann nachdenklich auf das Meer hinaus. „Wenn wir hier bleiben wollen benötigen wir zu aller erst eine Arbeit... Ohne Geld können wir keine Unterkunft finanzieren...“ Fay spürte den Blick Kuroganes auf sich ruhen, sah wie der Ninja ungläubig den Kopf schüttelte. Tja, es überraschte ihn selbst, dass er in der Lage war nach dem eben geschehenen so ruhig und sachlich zu bleiben, sich nur ein paar Minuten nachdem er sich beinahe das Leben genommen hatte nun so zu tun als wäre nichts geschehen. Es war einfach seine Art. Er hatte sich dafür entschieden zu Leben, aus eigenem Antrieb weiter zu machen, damit er weiterhin an der Seite seiner Freunde sein konnte. Er wusste, dass weder Kurogane noch Sakura seinen Selbstmordversuch so einfach weg stecken konnten. Es war knapp gewesen. Zu knapp. Beinahe hätte er diesen allerletzten Schritt gewagt, sich für etwas entschieden wovon kein Weg mehr zurück führte. Seine Verzweiflung hatte sich in vollem Ausmaß gezeigt, sich in seinem Handlung deutlich wiedergespielt, der Prinzessin und dem Ninja gezeigt wie schlecht es ihm wirklich ging. Verwirrt zuckte er zusammen als Mokona plötzlich vom Kopf des Kriegers sprang, aufgeregt vor einem weißen handbeschriebenen Plakat auf und ab hüpfte. „Rettungsschwimmer gesucht“, entzifferte Fay den von der Sonne bereits leicht ausgeblichenen Schriftzug. „Die Suche nach Arbeit hätte sich damit also wohl erledigt...“ Obwohl niemand wirklich begeistert von diesem Job zu sein schien, einigten sie sich trotzdem sich einmal dort vorzustellen. Wenig später verließen sie das direkt am Strand liegende Hauptgebäude der Küstenwache, wo sie wohl nur aufgrund Kuroganes Beisein den Rettungsschwimmerjob bekommen hatten. Die skeptischen Blicke des durchtrainierten Mannes, nun ihr Vorgesetzter, der restlos begeistert von dem schwarzhaarigen Ninja, der mit seinem dunkelbraunen Taint und dem muskulösen Körper genau dem Klischeebild eines Rettungsschwimmers entsprach, gewesen war hatten deutlich gezeigt, dass dieser ihm nicht einmal zutraute dass er überhaupt in der Lage war zu schwimmen, geschweige sich denn selbst auch nur über dem Wasser halten konnte. Die Prinzessin und ihren Beschützer hatte der Mann sofort für die Kinderbetreuung am Strand eingeplant, was im Anbetracht der Tatsache, dass es nur so wimmelte von Kindern, auch kein leichter Job sein würde. Da sie erst am nächsten Tag zu arbeiten beginnen mussten, und von der Küstenwache auch eine Unterkunft in einem gemütlichen Hotel direkt am Meer zur Verfügung gestellt bekamen erübrigte sich auch die Suche nach einem Schlafplatz und so beschlossen sie erst einmal irgendwo einen Bissen essen zu gehen. Gerade als sie sich zum gehen wenden wollten hörte der Magier wie plötzlich sein Name gerufen wurde, und erstaunt wandte er sich um. Cardina, die ihr Badeoutfit gegen eine weiße Bluse, die ihre dunkle Haut noch besser hervor hob, einen Jeansmini und modische Flip-Flops eingetauscht hatte, kam mit geröteten Wangen auf ihn zugelaufen. Entschuldigend lächelnd und etwas außer Atem kam sie schließlich bei ihm an, musste erst ein paar mal durchatmen bevor sie sich wieder gefasst hatte. „Tut mir leid, ich Idiot hab völlig vergessen dir einen Zeitpunkt zu nennen, Gott sei dank hab ich dich auch so gefunden! Na, bist du fertig? Können wir los?“ Verdammt, das Date mit Cardina hatte er total vergessen. +~+~+~+ Nachdem sie die Küstenwache wieder verlassen hatten, den Job ‚zum Glück’ bekommen hatten, beschlossen sie, erstenmal eine Kleinigkeit essen zu gehen und dann ihre Unterkunft näher zu inspizieren. Gerade als sich die fünfköpfige Reisegruppe zum verlassen des Strandes umwandte, rief irgendjemand hinter ihnen nach dem Magier. Nicht nur dieser reagierte daraufhin verwirrt, auch die Kinder und der Ninja schauten auf und beobachtete die sich nähernde rosahaarige Frau, die ihre Bademode mittlerweile gegen etwas gesellschaftsfreundlichere Kleidung getaucht hatte. Nachdem sie bei ihnen angekommen war musste sie erst mal nach Luft schnappen und Kurogane konnte über so wenig nicht vorhandene Kondition nur geringschätzig die Augenbrauen heben. Als sie sich einigermaßen akklimatisiert hatte, richtet sich die braungebrannte Frau an den Magier. „Tut mir leid, ich Idiot hab völlig vergessen dir einen Zeitpunkt zu nennen, Gott sei dank hab ich dich auch so gefunden! Na, bist du fertig? Können wir los?“ Daraufhin wurde sie aus vier Paar Augen verständnislos angesehen. Dass die Kinder und Kurogane nicht wussten, um was es ging, war ja verständlich, der Reaktion des Magiers konnte man allerdings entnehmen, dass er ebenfalls überrascht war. „Sag bloß du hast das vergessen?“ Cardina klang leicht vorwurfsvoll, aber in ihren Blick mischte sich irgendetwas wie Besorgnis, langsam schweiften ihre Augen über die Gruppe. Kurogane fragte sich, was die Zauberin da zu sehen vermochte. Zwar konnte er sich nicht vorstellen, dass sie wusste, was passiert war, aber irgendetwas sagte ihm, dass sie zumindest einen Teil davon erahnen konnte. Mit einem distanzierten Blick musterte er die junge Frau und den blonden Magier, der sich gerade für seine Vergesslichkeit entschuldigte. Allen Anschein nach hatten sich die beiden für heut Abend verabredet. Sofort kochte in dem Ninja wieder die Eifersucht hoch, allerdings hatte er sich nun genug im Griff sich diese nicht anmerken zu lassen. Fay konnte tun und lassen was er wollte. Er hatte versprochen ihn gehen zu lassen, natürlich in einem anderen Sinne, dennoch konnte man seine Worte auch auf diese Situation anwenden. „Aber erst mal machen wir euch für den Abend schick!“ Die fröhlichen Worte der Rosahaarigen holten Kurogane vorerst aus seinen Gedanken und er beobachtete zum zweiten Mal an diesem Tag wie sie kokett mit den Fingern schnippte und dabei breit lächelte, sich anscheinend vorstellte, mit was sie ihre „Opfer“ am besten bekleiden sollte. Diese Zauberei nervte ihn zwar, dennoch musste er, wenn auch widerwillig, gestehen, dass sie zumindest Geschmack hatte. Die Prinzessin trug jetzt ein leichtes, knielanges, gelbes Sommerkleid, Sandalen und einen großen Strohhut auf dem Kopf, ihr Beschützer kurze, shortähnliche, braune Hosen und ein weites weißes T-Shirt und den Körper des Magiers verhüllte nun ein helles, blaues Hemd mit hochgeschlagenen Ärmeln und dazu marineblaue, etwas weitere Hosen. Der Krieger selbst trug glücklicherweise größtenteils Schwarz, so wie immer. Glück für die junge Frau, da er ihr bei jeder anderen Farbe den Kopf abgerissen hätte. Ein schwarzes, offenes Hemd, mit einem komischen roten Schnörkel auf der linken Brust und normale, blaugraue Jeans. „Dann können wir jetzt, oder Fay?“ Die junge Frau griff nach der Hand des Blonden, zog ihn demonstrativ ein Stück um ihrer Frage noch mehr Ausdruck zu verleihen. Nach allem was passiert war erstaunte es Kurogane nicht wirklich, dass die Augen des Magiers unsicher zu ihm wanderte, so als ob er ihn um Erlaubnis bitten würde. „Los, zisch ab“, war alles, was der Ninja dazu zu sagen hatte, dann drehte er sich um und ging ohne ein weiteres Wort davon. Er wollte nicht, das irgendjemand in seinem Gesicht las, wie sehr ihn die Tatsache, das Fay mit der Rosahaarigen ausging, eifersüchtig machte. Außerdem reichte es sehr wohl, dass die Situation heute bereits einmal eskaliert war. Dann würde er eben jetzt etwas spazieren gehen, um sich wieder unter Kontrolle zu bekommen. +~+~+~+ „Sag bloß du hast das vergessen?“ Obwohl Cardinas Stimme eindeutig vorwurfsvoll klang, schwang dennoch ein besorgter Unterton darin mit. Tja, selbst wenn die empathischen Kräfte der Zauberin nicht völlig ausgereift waren, so aufgewühlt wie im Moment jeder von ihnen war, war es wohl ein leichtes für sie ihre Gefühle wahr zu nehmen. Der Magier schenkte dem Mädchen ein entschuldigendes Lächeln, worauf diese nur leise seufzte und dann mit einem Schulter zucken zeigte, dass sie nicht sauer war. „Aber erst mal machen wir euch für den Abend schick!“ Verwirrt blickte Fay die junge Frau ihm gegenüber an, die ihren Blick kurz durch die Runde wandern ließ, ihn dann vielsagend angrinste und anschließend wie auch bereits bei ihrer Ankunft mit ihren Fingern schnippte, damit ihr Badeoutfit in ein gesellschaftstauglicheres, aber dennoch gemütliches austauschte. Was Kleidung betraf hatte die rosahaarige Zauberin wirklich ein Händchen dafür. „Dann können wir jetzt, oder Fay?“ Als Cardina ihn an der Hand nahm, demonstrativ daran zog um den blonden Mann endlich zum gehen zu bewegen richtete der Magier seinen eisblauen Blick verunsichert auf Kurogane, wusste nicht wie er reagieren sollte. Er hatte der Zauberin zu gesagt, er konnte sie nun schlecht versetzen. „Los, zisch ab.“ Ein amüsiertes Lächeln stahl sich auf das braungebrannte Gesicht seiner Begleiterin als der Ninja sich ohne ein weiteres Wort abwandte und sie stehen ließ. Die beiden Kinder verharrten einen Moment verwirrt an Ort und Stelle, bevor sie sich von Fay und der hübschen jungen Frau verabschiedeten und dem Krieger folgten. Der Gesichtsausdruck der Prinzessin zeigte zwar deutlich, dass sie am liebsten an der Seite des Magiers bleiben wollte, noch immer Angst hatte, dass dieser sich doch noch etwas an tat. Allerdings vertraute sie auf die Urteilskraft Kuroganes. Wenn dieser Cardina vertraute, ihr den blonden Mann anvertraute, dann würde diese schon auf ihn aufpassen können. Fay konnte sehen wie Sakura sich noch ein letztes mal zu ihm umwandte, ihn direkt ansah, dabei traurig lächelte, ihn stumm bat auf sich aufzupassen, sein Leben nicht mehr weg zuschmeißen. Er winkte dem braunhaarigen Mädchen aufmunternd zu, schenkte ihr ein beruhigendes Lächeln, worauf dieses sich nun etwas erleichterter wirkend umdrehte und dem Ninja hinterher lief. „Es ist etwas passiert, nicht wahr?“ Die ernste Stimme der Zauberin riss ihn aus seinen Gedanken, erinnerte ihn schlagartig an sein Versprechen mit ihr auszugehen. Die Gesichtszüge des Magiers verkrampften sich etwas, als er sich der jungen Frau zuwandte, die aber nur den Kopf schüttelte als er antworten wollte. „Keine Sorge, ich verlange keine Erklärung... Ich habe nur gemerkt, dass sich zwischen euch etwas verändert hat...“ Der auf den breiten Rücken des Reisegefährten gerichteten Blick ließ deutlich erkennen von wem sie sprach. „Obwohl ihr nun noch enger an einander gebunden zu sein scheint, ich noch nie einen so intensiv roten Faden zwischen zwei Personen gesehen habe, könntet ihr doch nicht weiter voneinander entfernt sein...“ Gedankenverloren blickte Cardina auf das Meer hinaus. „Ich wollte mich nicht zwischen euch drängen, dich in eine unangenehme Lage bringen... Du brauchst es nicht abzustreiten, ich habe deinen verunsicherten Blick in seine Richtung gesehen!“ Lächelnd winkte die junge Frau ab, zeigte deutlich dass sie ihm deshalb nicht böse war. „Du siehst nur einem Menschen der mir wichtig ist sehr ähnlich... Deshalb... bitte ich dich nur um diesen einen Abend, ja? Ich weiß, dass das egoistisch ist... Ich würde es auch verstehen wenn du ablehnst...“ Fay konnte deutlich den Schmerz in den Augen der hübschen Frau erkennen, das Leid und die Sehnsucht nach dem Menschen, dem er wohl so ähnlich sah. Er schüttelte den Kopf und lächelte dann. „Egoismus ist eine ganz natürliche Eigenschaft, deswegen wird dir bestimmt niemand einen Vorwurf machen... Also dann, wo wollen wir hin?“ Der traurige Ausdruck verschwand aus dem Gesicht Cardinas, die junge Zauberin hatte sich wieder unter Kontrolle, war sichtlich froh darüber, dass der Magier nicht weiter nachhakte, ohne Fragen zu stellen ihrer Bitte nachkam. „Ich kenne ein schickes Restaurant hier in der Nähe, deren Gerichte auf der ganzen Insel bekannt sind!“ Nun wieder strahlend lächelnd zog sie ihn am Arm die Promenade entlang bis sie schließlich nach einigen Minuten Fußmarsch ein gemütliches Lokal betraten, sich in der lauen Abendluft an einem Tisch auf der Terrasse niederließen. „Anschließend können wir zum Strand hinunter schauen, dort findet später eine große Party statt!“ Obwohl der Abend wirklich gemütlich war, er sich perfekt mit Cardina unterhalten konnte, die junge Frau ihn selbst nach den geschehenen Ereignissen zum Lachen brachte, bemerkte Fay immer wieder den Ausdruck in ihren Augen, der deutlich zeigte, dass sie nicht ihn selbst sah, sondern die Person die sie so schmerzlich vermisste. Dennoch ließ er sich nichts anmerken, wehrte sich auch nicht als die junge Frau sich bei ihm einhakte als sie aufstanden um zum Strand zu schlendern. Schon bei den ersten Schritten merkte Fay, dass er trotz seiner hohen Alkoholtoleranzgrenze doch einige Gläser Wein zuviel konsumiert hatte. Auch Cardinas Wangen waren bereits leicht gerötet, dennoch schien die junge Frau bei weitem mehr zu vertragen als er selbst. Als sie den Sandstrand erreichten war dort die Party schon in vollem Gange, und ihnen wurden sofort erneut zwei Becher in die Hand gedrückt. Die Tatsache, dass der Alkohol ihn wenigstens vorübergehend die vergangenen Ereignisse vergessen ließ brachte Fay dazu, dass er trotz seines protestierenden Verstands auch diesen leerte, bevor er auch schon von Cardina auf die improvisierte Tanzfläche gezogen wurde. Das war dann auch schon so ziemlich das letzte an das sich der blonde Magier erinnern konnte. Als er wieder zu sich kam, sein Verstand wieder zu arbeiten begann, merkte er dass er halb auf der rosahaarigen jungen Frau hing die ihn mit einer Hand stützte während sie mit der anderen gerade damit beschäftigt war eine Türe aufzuschließen. „Na, wieder bei Verstand?“ Grinsend blickte sie ihn an, öffnete dann die Türe und half ihm hinein. „Da ich es einfach nicht mehr geschafft habe den Namen eures Hotels aus dir rauszubekommen habe ich dich zu mir mit genommen... Am besten ruhst du dich erst ein paar Stunden aus...“ +~+~+~+ Da die beiden Kinder ihm folgten, schlug Kurogane erst einmal zielstrebig den Weg zu ihrem Hotel ein, um die Prinzessin und ihren Beschützer dort abzusetzen und sie eine Weile sich selbst zu überlassen. Den Zweien schadete es sicherlich nicht, endlich zu versuchen die letzte Scheu vor einander zu überwinden. Na, immerhin hatte sich Sakura dem Jungen in den letzten Tagen mehr und mehr geöffnet, sich nun doch einigermaßen an ihn gewöhnt. Bei ihrer Unterkunft, ein einfaches Mittelklassehotel, angekommen waren, verabschiedete sich der Ninja mit der knappen Begründung, dass er sich noch etwas die Beine vertreten wolle, drückte dem Mädchen noch die weiße Flauschkugel, die die ganze Zeit über in seinen Haaren gepennt hatte, in den Arm, bevor er einfach ging. Es war ihm relativ egal, was die Beiden jetzt machten, solange sie keinen Ärger verursachten, Probleme hatten sie in letzter Zeit genug gehabt. Kurogane brauchte nun jedenfalls erst einmal ein wenig Ruhe, Zeit für sich und seine Gedanken. Bis gerade eben war es ihm noch verhältnismäßig gut gegangen, aber jetzt, wo das Gröbste überstanden war, legte sich der seine Empfindung lähmende Schock nach und nach und er begann zu realisieren, was gerade passiert war. Natürlich hatte er es vorher auch schon kapiert gehabt, aber... Ohne groß auf Links und Rechts und die Ungebung achtend schlug der Schwarzhaarige eine x-beliebige Richtung ein, die ihn seines Erachtens zurück zum Strand führen würde. Wenn er die Stadt in diese Richtung verließ, würde er wenigstens wirklich Ruhe haben und nicht zu den lauten Gässchen und dem Hauptstrand, an dem sich bestimmt auch noch um diese Zeit haufenweise Leute tummelten, gelangen. Es dauerte nur einige Minuten, bis er statt Beton unter den Füßen Sand spürte, und kurz sah der Schwertkämpfer auf, ließ seine rubinroten Augen über die, sich leicht kräuselnde, glitzernde Wasseroberfläche schweifen. Die Sonne war schon fast untergegangen, nur ein dünner roter Streifen markierte den fernen Horizont. Am Himmel waren sogar schon die ersten Sterne zu sehen. In einiger Entfernung den Strand hinunter schien gerade eine Party zu beginnen, weswegen Kurogane dazu entschied die andere Richtung zu wählen. Er trat ans Wasser heran, zog dann seine Schuhe aus und krempelte die Hosenbeine ein Stück hoch, bevor er, seine Turnschuhe jetzt in der Hand, zwei Schritte ins Meer hinein machte und dann schweigend los lief. Das angenehm kühle Nass, das seine Füße umspülte, half ihm, nicht ganz den Kontakt zur Realität zu verlieren, während er in seinen Gedanken versank. Wie hatte das nur alles heute nur passieren können? Das Verhältnis zwischen ihm und dem blonden Magier war schon vorher schwierig gewesen. Allerdings hatte die >Beziehung<, wenn man es denn überhaupt so nennen konnte, die sie nun seit einigen Tagen zueinander pflegten ihnen noch haufenweise mehr Steine in den Weg gelegt. Er hatte das Vertrauen seines Reisegefährten zu ihm durch seinen Ausraster sicherlich ein ganzes Stück, wenn nicht sogar total, eingerissen. Es war einfach zu viel gewesen. Kurogane ertrug sonst immer alle Macken des Reisegefährten, ließ alles wortlos über sich ergehen, blieb aber dennoch immer in der Nähe um ihn zur Not beschützen zu können oder Halt zu geben. Und der Magier hatte es ihm damit gedankt, vor ihm zurückzuschrecken und ihn zu beschimpfen... da war bei dem Schwertkämpfer einfach eine Sicherung durchgebrannt. Auch wenn ihm das Verhalten des Reisegefährten im Nachhinein betrachtet natürlich mehr als plausibel erschien. Bei klarem Verstand hätte er so etwas auch niemals getan. Normalerweise war es Fay, der die Distanz zwischen ihnen aufrecht zu erhalten suchte, aber diesmal hatte Kurogane einen großen Graben zwischen sie geschaufelt. Waren es diese Gefühle gewesen, die er noch nie in einer solchen Intensität gespürt hatte, die in zu einer so kopflosen Reaktion getrieben hatte? Hatte er diese Mauer zwischen ihnen vielleicht sogar willkürlich errichtet aus Angst vor seinem unüberlegten, so absolut nicht zu ihm passen wollenden Benehmen? Am Schlimmsten war die Gewissheit, das er den Magier damit so stark verletzt hatte, dass dieser sogar bereit gewesen war sich das Leben zu nehmen. Nun, er hatte zwar schön öfter vom Sterben gesprochen, aber so ernst, so knapp war es noch nie gewesen... Völlig in Gedanken, achtete Kurogane nicht auf den Weg, bemerkte das alte Fischernetz nicht, das von den Wellen angespült worden war und jetzt halb am Strand lag. Erst als er mit dem Fuß daran hängen blieb, wurde er darauf aufmerksam, allerdings war es da schon zu spät sodass er das Gleichgewicht verlor. Reflexartig riss der Ninja die Arme nach vorn um seinen Sturz abzufangen. Da er dabei seine verletzte Schulter außer acht gelassen und nicht mit einkalkuliert hatte, dass seine Arme sein gesamtes Körpergewicht auf sich gelastet bekommen würden, jagte ein rasender Schmerz durch seinen Körper und er konnte nicht verhindern, das ihm die Arme wegknickten. Da er noch immer gequält nach Luft schnappte, als er mit dem Gesicht im Wasser landete, verschluckte er sich. Die plötzliche Flüssigkeit in seinen Lungen und der Schmerz verursachten flimmernde, vor seinen Augen tanzende Punkte, und für einen Moment drohte seine ganze Umgebung in tiefem Schwarz zu versinken. Nur mit Anstrengung und der Aufbietung seines gesamten Willens schaffte Kurogane es diese Schwächeattacke niederzukämpfen, sodass er es irgendwie bewerkstelligte sich zur Seite zu drehen. Während er versuchte nicht auf den bohrenden Schmerz zu achten schnappte er nach Luft, wobei er immer wieder heftig hustete, und das Gefühl hatte zu verrecken. Es dauerte einige Minuten, bis sich der Atem des Schwerkämpfers wieder so weit beruhigt hatte, das er überhaupt genügend Luft bekam um einen klaren Gedanken zu fassen. Anscheinend war die Wunde durch die heftige Belastung wieder aufgerissen... Leise stöhnend versuchte der Krieger sich aufzusetzen, was in seinem Zustand allerdings wohl auch nicht die beste Idee war, da erneut Sterne vor seinen Augen zu tanzen begannen. Mit einem leisen Stöhnen kippte Kurogane ein ganzes Stück weit vorn über sodass seine Haarspitzen schon wieder die Wasseroberfläche berührten, und brauchte erneut eine Weile, bis es wieder halbwegs ging. Heut war wirklich nicht sein Tag. Seit wann schaffte es eine so lächerliche Wunde ihn in die Knie zu zwingen? Hatte er gerade wirklich dagegen angekämpft die Besinnung zu verlieren? Ging es denn noch jämmerlicher? Mal davon abgesehen wäre er wahrscheinlich ertrunken, hätte sich sein Bewusstsein tatsächlich verabschiedet. Und das in zwanzig Zentimeter tiefem Wasser... Ihm entfuhr ein bitteres Lachen. Jedes Kabaretttheater würde sich wohl um diese Darstellung reißen. Langsam hob er die Hand und legte sie auf seinen verletzten Arm, begann die Sandkörner von dem blutdurchdrängten Verband zu streichen. +~+~+~+ Fay nickte nur, fühlte sich nicht mehr in der Lage Cardina zu widersprechen. Außerdem konnte er sich ohnehin beim besten Willen nicht mehr an den Namen ihres Hotels erinnern und hatte außerdem absolut keinen Schimmer wohin die junge Frau ihn überhaupt gebracht hatte. Da ihm nachdem er mit der Zauberin die Tanzfläche betreten hatte sämtliche Erinnerungen fehlten, war es möglich, dass diese direkt um die Ecke wohnte, allerdings konnte es auch sein, dass sie bereits einen längeren Fußmarsch hinter sich hatten. Seine Reisegefährten würden ohnehin bereits schlafen, wenn er also am nächsten Morgen früh aufbrach würden diese im besten Fall sein langes Ausbleiben gar nicht bemerken. So stolperte er nur wortlos an Cardina vorbei, würdigte seine Umgebung keines Blickes, steuerte stattdessen direkt auf das Zimmer zu auf das die hübsche Frau gezeigt hatte, öffnete die Türe und fand sich in einem kleinen, gemütlich eingerichteten Wohnzimmer wieder. „Warte, ich zieh dir nur schnell das Sofa...“ Der Magier winkte nur müde ab, ließ sich dann angezogen wie er war auf die kleine Couch fallen, war innerhalb weniger Minuten trotz der unbequemen Liegeposition eingeschlafen. Lächelnd schüttelte die Zauberin den Kopf, holte aus einem Schrank eine dünne Wolldecke und breitete diese über dem Schlafenden aus, bevor sie neben ihm in die Hocke ging und den ruhigen, entspannten Gesichtsausdruck Fays musterte. Das sanfte Lächeln verschwand von ihren Lippen, und ihre Augen funkelten traurig als sie dem Magier eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht strich. „Wo bist du nur Larfarga...“ Eine einzelne Träne lief ihr über die Wange als sie sich schließlich erhob, mit einem letzten Blick auf den blonden Mann das Licht löschte und dann das Zimmer verließ. Als Fay am nächsten Morgen zu sich kam fühlte er sich wie gerädert. Seine Schläfen pochten bereits unheilverkündend, ließen deutlich erkennen, dass er sich den Tag über mit heftigen Kopfschmerzen abquälen müssen würde. Außerdem schmerzten seine Glieder von dem zusammengekrümmten Schlafen auf dem schmalen Sofa und er spürte Muskeln von denen er bis dahin gar keine Ahnung gehabt hatte, dass er an diesen Stellen überhaupt welche besaß. Als er sich schließlich stöhnend aufrichtete wusste er erst gar nicht wo er war, wurde erst als Cardina lächelnd mit einer dampfenden Tasse in der Hand im Türrahmen erschien daran erinnert, dass diese ihn gestern noch mit zu sich nach Hause genommen hatte. „Tut mir leid... Normalerweise vertrage ich mehr als alle anderen...“ Verlegen nahm er die ihm gereichte Tasse entgegen, schenkte der jungen Frau dabei ein entschuldigendes Lächeln, worauf diese sofort amüsiert den Kopf schüttelte. „Ich wohne nicht weit weg vom Strand, es war also kein großer Aufwand dich hierher zu bringen...“ Neugierig ließ Fay seinen Blick durch das in freundlichen Farben gehaltene Zimmer streichen, blieb schließlich an der Kommode hängen auf der einige eingerahmte Fotos aufgestellt worden waren. Jedes von ihnen zeigte Cardina an der Seite eines jungen, blonden Mannes, dessen Gesichtsausdruck zwar ernst, aber dennoch entspannt und glücklich wirkte. Die Zauberin wandte sich verwirrt um, prüfte nach was seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, nahm dann schweigend eines der Fotos und reichte es dem Magier. Obwohl Fay keinerlei Ähnlichkeiten zu sich selbst an dem Mann erkennen konnte, dieser bei weitem muskulöser war als er, die Haare viel kürzer trug und auch eine völlig andere Augenfarbe hatte, konnte er dem strahlenden, überglücklichen Lächeln das Cardinas Lippen auf dem Foto umspielte, sofort entnehmen, dass dies die Person war die die junge Frau so schmerzlich vermisste. „Du wunderst dich bestimmt gerade weswegen er dir nicht ähnlich sieht...“, deutete sie seinen verwirrten Blick richtig, lächelte dann traurig als er ertappt zusammen zuckte. „Ich habe dich nicht angelogen... Allerdings war meine Formulierung zugegebenermaßen unglücklich gewählt... Du sieht ihm nicht optisch ähnlich... Es sind seine Kräfte die mich an ihn erinnern.... Deine magischen Kräfte übersteigen die Lafargas zwar bei weitem, aber dennoch...“ Gedankenverloren blickte sie aus dem großen, beinahe eine ganze Seite des Wohnzimmers einnehmendem Fenster, durch das die ersten zarten Strahlen der Morgensonne fielen. „Es ist nun knapp ein Jahr her seit er verschwunden ist... Vor ein paar Tagen wurde er offiziell für tot erklärt...“ Ihre Stimme klang nun seltsam fremd, völlig beherrscht obwohl ihr Gesichtsausdruck deutlich offenbarte wie schwer es ihr fiel darüber zu reden. Erneut wanderte Fays eisblaues Auge durch den kleinen Raum, bevor ihm schlagartig klar wurde nach was er unbewusst gesucht hatte. „Entschuldige meine Neugierde, aber ist es hier in diesem Land nicht üblich den Toten zu Ehren eine bestimmte Ecke des Wohnraumes dementsprechend zu verzieren?“ Cardina lächelte auf seine Worte hin nur schwach, nickte dann zustimmend. „Doch, diesen Brauch gibt es auch hier... Allerdings... weiß ich, dass er nicht tot ist... Du wirst meinen Worten wohl ebenso wenig Glauben schenken wie die anderen Stadtbewohner, aber... Ich kann fühlen, dass er noch am Leben ist!“ Der entschlossene Ausdruck in den dunklen Augen ließ deutlich erkennen, dass die junge Frau die Hoffnung noch nicht aufgegeben hatte. „Ich habe mich nach seinem Verschwinden sofort verzweifelt überall erkundigt ob ihn jemand gesehen hat... Einige Leute wollen ihn an dem besagten Tag mit einem in edle Gewänder eingehüllten Mann mit schwarzen, langen Haaren gesehen haben... Das ist aber auch das einzige was ich rausfinden habe können...“ Der Magier spürte wie ihm der heiße Kaffee augenblicklich im Hals stecken blieb, verschluckte sich und rang hustend nach Luft. Als er sich unter dem besorgten Blick Cardinas endlich wieder gefangen hatte, war der Ausdruck in seinem eisblauen Auge panisch und gehetzt. „Du weißt nicht wie dieser Mann geheißen hat, oder?“ Wie erwartet schüttelte die junge Frau nur irritiert durch sein plötzlich aufgebrachtes Verhalten den Kopf, hielt dann aber einen Moment lang inne. „Oder Moment... Der alte Mann im Hafen hat gemeint, dass sein Name fremdländisch geklungen hat... Irgendwie adelig... Er hat ihn mir sogar genannt... Ich glaube er lautete „Ashura“ oder so ähnlich...“ Fassungslos schüttelte Fay seinen Kopf, verzog sein Gesicht als diese Bewegung sofort einen stechenden Schmerz durch seine Schläfen jagte. Die Kräfte Larfargas ähnelten also seinen eigenen. Konnte es wirklich sein, dass der Herrscher ihn verwechselt hatte? Blieb nur die Frage weswegen Cardina sich dann so sicher war, dass ihr Freund noch am Leben war. Ashura hatte in Ceres wahllos jeden getötete. Sobald der König seinen Irrtum bemerkt hätte, hätte dieser Lafarga doch bestimmt in Rage hingerichtet... Wieso also? „Wir werden ihn zurück holen...“ Die junge Frau blickte ihn auf seine entschlossenen Worte hin verwirrt an, ein hoffnungsvolles Funkeln in ihren Augen. „Ich kann dir deine Fragen nicht beantworten“, kam der Magier ihr als sie bereits den Mund öffnen wollte zuvor. „Ich hoffe du kannst mir vertrauen... Ich werde tun was in meiner Macht steht... Ich hoffe, dass dein Gefühl dich nicht betrügt und er wirklich noch am Leben ist...“ Cardina sah ihn einen Moment lang schweigend an, schien in seinen eisblauen Augen nach Antworten zu suchen, gab es aber schließlich auf und nickte nur. „Ich danke dir...“ Die dunklen Ovale der jungen Frau glitzerten verräterisch, dennoch schaffte sie es die Tränen weiter zu unterdrücken. Lächelnd richtete Fay sich auf, stellte die geleerte Kaffeetasse auf dem Tisch ab. „Ich sollte dann langsam los....“ „Okay... Ich fürchte wir werden uns so schnell nicht wiedersehen, wie?“ Es war das erstemal, dass das Mädchen ihn selbst zu sehen schien, nicht den vermissten Freund in ihm suchte. „Wer weiß das schon... Das Schicksal sucht sich oft eigensinnige Wege...“ Cardina nickte nur schwach lächelnd, begleitete ihn dann zur Türe, fiel ihm dort noch einmal dankbar um den Hals bevor sie sich entgültig von ihm löste, ihm hinterher winkte als er die um diese Uhrzeit noch menschenleere Promenade entlang davon schritt. +~+~+~+ Irgendwann gab Kurogane es auf, die nassen, klebenden Sandkörner von dem nur noch lose die Wunde verdeckenden Verband zu streichen. Die Schmerzen, die das sich langsam in die Verletzung brennende Salzwasser verursachte, waren so heftig, dass er durch zusammengebissene Zähne vor sich hinfluchte, einfach nur um jegliches Aufstöhnen zu unterbinden. Er war ein Krieger verdammt noch mal! Da zählte er sich selbst zu einem der stärksten Schwertkämpfer, die es gab und dann machte so ein bisschen Wasser, okay, zugegebenermaßen angereichert mit einigen Mineralien, ihn fertig... Wirklich erbärmlich! Langsam ließ er seine Hand sinken, bevor er sich mit einiger Mühe und unter schmerzhaftem Keuchen aufrichtete, und sich unter Aufbietung all seiner Kräfte weiter den Strand hinauf schleppte. Dort ließ er sich einfach der Länge nach in den Sand fallen, achtet gerade noch darauf, nicht auf der Verletzung zu landen. Anscheinend hatte der heutige Tag das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht. Der Schwarzhaarige war in letzter Zeit viel zu oft und viel zu weit über seine Grenzen hinaus gegangen, und die knappen Verschnaufpausen hatten kaum ausgereicht, aus diesem extremen Zustand heraus zu kommen. Früher hatte er besser auf seine Grenzen und auf die Bedürfnisse seines Körpers geachtet, allerdings war er anscheinend nun auch nicht mehr besser als der Magier, dem er ständig vorhielt, dass er nicht genug auf sich Acht gab. Überhaupt lag es doch nur an Fay, dass der Ninja immer wieder über seine Grenzen hinaus ging. Natürlich konnte er dem blonden Reisegefährten für sein eigenes unüberlegtes Handeln nicht die Verantwortung zuschanzen, dennoch war die Sorge um ihn einer der Gründe die ihn in diesen erbärmlichen Zustand getrieben hatten. Mit einigen schwachen Bewegungen befreite er sein Schulter von dem durchweichten Verband, hoffte einfach dass die frische Luft dem unangenehmen Brennen Einhalt gebieten würde, es zumindest etwas linderte, dann schloss er ermattet die Augen. Er konnte sich nicht erinnern, wann es ihm zum letzten mal so schlecht gegangen war, das er sogar einfach an Ort und Stelle liegen blieb, sich über eventuelle Gefahren oder Feinde, nicht mal den Kopf zerbrach. Dass er im Kampf nun ohnehin unterliegen würde, war sein letzter Gedanke, bevor ihn tiefe Schwärze umhüllte und er in einen halb schlafähnlichen, halb bewusstlosen Zustand sank. Als er am nächsten Morgen mir einem leisen Stöhnen wieder zu sich kam und die Augen aufschlug, blinzelte er erst mal nur perplex. Nicht etwas, weil ihn die Sonne blendete, die gerade erst dabei war aufzugehen, sondern weil er in zwei vertraute blaue Augen schaute, die ihn besorgt von oben musterten. „Was willst du denn hier?“ Selbst in seinen eigenen Ohren klang seine Stimme erbärmlich. Mit einem gequälten Gesichtsausdruck versuchte er sich aufzusetzen, ließ sich, da sein Rücken nach der Nacht auf dem Boden sofort protestierte, erst einmal wieder leise fluchend zurück sinken, bevor er seinen durchdringenden Blick wieder auf den Magier richtete, der nach wie vor verdattert zu ihm herunterblickte. +~+~+~+ Fay sog tief die frische Morgenluft ein, genoss den sanften Wind der leicht mit seinen Haaren spielte, die friedliche Stille, durch die das Geräusch der sich am Strand brechenden Wellen noch intensiver zu hören war. Der strahlend blaue Himmel, von dem langsam die letzten Sterne verschwanden, versprach gepaart mit den ersten Sonnenstrahlen auch diesen Tag traumhaftes Wetter. Da der Magier nach den nervenaufreibenden und kraftraubenden Ereignissen der letzten Tage sowieso nicht damit rechnete, dass seine Reisegefährten in nächster Zeit schon aufwachen würden, hielt er einen Augenblick inne, bewunderte das sich ihm bietende idyllische Bild des menschenleeren Strandes. Er zögerte einen Augenblick, bevor er sich entschied sich noch etwas Zeit zum Nachdenken zu gönnen, bückte sich, streifte seine Schuhe ab, und trat dann von der asphaltierten Straße der Promenade in den kühlen Sand. In Gedanken versunken schlenderte er an den zahlreichen verlassenen Liegestühlen vorbei zum Meer, lächelte leicht als das salzige Wasser seine Füße umspülte. Allerdings trübte die Erinnerung an das Gespräch mit Cardina augenblicklich die innerliche Ruhe, die er noch vor wenigen Sekunden verspürt hatte. Konnte es wirklich sein, dass Lafargas Verschwinden mit Ashura zusammen hing? Wie sonst ließ sich die Tatsache, dass der Freund der rosahaarigen Frau kurz bevor er sich in Luft aufgelöst hatte mit einem Mann gesehen worden war, dessen Beschreibung haargenau auf den Herrscher zutraf. Außerdem hatte die Zauberin sich sogar an seinen Namen erinnern können. Eigentlich stand außer Zweifel, dass der König hier in dieser Welt gewesen war. Die viel wichtigere Frage, die es zu klären galt, war wohl diejenige, weswegen Ashura den jungen Mann am Leben gelassen hatte. Dafür galt natürlich die Vorraussetzung, dass Cardinas Gefühl sie nicht betrog... Fay seufzte leise auf. Wieso war es ihm selbst in dieser ruhigen Welt nicht vergönnt einfach nur mal abzuschalten? Allerdings hatte die Tatsache, dass der Herrscher bereits in dieser Welt nach ihm gesucht hatte doch auch etwas gutes. Die Wahrscheinlichkeit dass dieser in nächster Zeit hierher zurückkehren würde, war mehr als gering. Gerade als der Magier sich nun endlich auf den Weg zum Hotel, dessen Name ihm nun, da er wieder bei Verstand war, ohne Probleme wieder eingefallen war, machen wollte, zog ein in einiger Entfernung leblos im Sand liegender Körper seine Aufmerksamkeit auf sich. Verwirrt trat der blonde Mann näher, beschleunigte seine Schritte besorgt als er erkannte dass es sich dabei eindeutig um einen Menschen handelte. Überrascht zuckte er zusammen als er realisierte, dass es sich bei der Gestalt um Kurogane handelte. Er spürte wie Panik und Angst in ihm hochstiegen, legte die letzten Meter im Laufschritt zurück, beugte sich dann besorgt über den Reisegefährten. Kaum hatte er diesen erreicht, kam dieser mit einem leisen Stöhnen zu sich, öffnete blinzelnd die Augen, schien einen Moment zu brauchen bevor er ihn registrierte. „Was willst du denn hier?“ Mit hochgezogenen Augenbrauen musterte Fay den Ninja, der einen erfolglosen Versuch startete sich aufzusetzen, seinem scheinbar protestierenden Rücken aber schließlich nachgab und wieder zurück in den Sand sank. Erst jetzt bemerkte der Magier, dass die Sandkörner in der Nähe des Kriegers seltsam dunkel, beinahe nass wirkten, keuchte entsetzt auf als er neben ihm in die Hocke ging und nun die Ursache dieser seltsamen Verfärbung erkannte. „Bist du völlig verrückt geworden? Wie hast du es nur geschafft die Wunde wieder zu öffnen?! Was machst du überhaupt um diese Uhrzeit hier draußen?! Sei froh, dass ich gerade auf dem Heimweg war, sonst...“ Augenblicklich wurde Fay bewusst, dass er sich verraten hatte, dem verletzt neben ihm liegenden Reisegefährten selbst gestanden hatte, dass er die ganze Nacht über nicht im Hotel gewesen war. +~+~+~+ „Bist du völlig verrückt geworden? Wie hast du es nur geschafft die Wunde wieder zu öffnen?! Was machst du überhaupt um diese Uhrzeit hier draußen?! Sei froh, dass ich gerade auf dem Heimweg war, sonst...“ Kurogane hob auf diese Aussage hin skeptisch eine Augenbraue, konnte sich aber beim Anblick des ertappten Gesichtsausdrucks des Magiers ein trockenes, aber dennoch amüsiertes Grinsen nicht verkneifen. „Sieh an, da ist wohl jemand lange außer haus gewesen, was? Übrigens riechst du nach Alkohol.“ Fays Vorwürfe überging er jetzt einfach mal, weil er auch selbst wusste, sie bescheuert er eigentlich war. Allerdings war’s ja auch keine Absicht gewesen. Hätte er es sich aussuchen können, wäre er auch lieber davon verschont geblieben, über dieses dämliche Netz zu stolpern, dann beinahe zu ersaufen und am Ende hier halbtot am Strand rumzuliegen und sich Rückenschmerzen und nen steifen Nacken zu holen. Der Blonde grummelte auf Kuroganes Feststellung hin nur irgendetwas unverständliches, sah ihn aber weiterhin teils schuldbewusst, teils vorwurfsvoll an. Der Ninja ging nicht drauf ein, sondern versuchte erneut sich aufzusetzen, diesmal mit etwas mehr erfolg. Nachdem er sich in eine halbwegs sitzende Position gebracht hatte, musste er erst mal wieder innehalten, weil ihm kurz schwindelig wurde, da sein Blutdruck nach der Nacht nicht so richtig in Bewegung kommen wollte. Nachdem auch die ganzen flimmernden Punkte vor seinen Augen verschwunden waren, stand er vorsichtig auf, ignorierte dabei die Hand die sein Gegenüber ihm hinhielt einfach. Es dauerte etwas und erforderte einige schmerzhafte Laute, aber schlussendlich stand er dann, halb auf Souhi gestützt. Nachdem er feststellen musste, dass er sich in seinem Zustand unmöglich richtig strecken konnte seufzte er nur frustriert, während er seinen gesunden Arm hob und probeweise die steifen Muskeln in seinem Nacken knetete. Zwar erinnerte er sich noch gut daran, dass Fay so was gut konnte, aber er würde sich wohl eher die Zunge abbeißen, als um eine Massage zu bitten, außerdem würde der Blonde ihn eh nicht anfassen wollen. „Dann sollten wir wohl zusehen, das wir ins Hotel kommen, nicht das sich die Anderen noch sorgen machen.“ Der Ninja hatte wirklich nicht die geringste Lust, jetzt mit dem Magier über irgendetwas zu diskutieren, weder über sein, noch über dessen Verhalten. +~+~+~+ „Sieh an, da ist wohl jemand lange außer Haus gewesen, was? Übrigens riechst du nach Alkohol.“ Obwohl nun ein Grinsen Kuroganes Lippen umspielte, wirkte dieses eher trocken als wirklich über die Situation amüsiert. Der bittere Unterton in der dunklen Stimme des Kriegers hob zusätzlich hervor, dass der Ninja über ihre aktuelle Sachlage alles andere als belustigt war. Fay zuckte ertappt zusammen, wandte sich ab um seinen nach Alkohol riechenden Atem vor dem Reisegefährten zu verbergen. Eine lächerliche Geste, da dieser ihn doch ohnehin bereits darauf angesprochen hatte, man in seinem Gesicht deutlich lesen konnte dass er sich schuldig fühlte. Als er merkte, dass Kurogane einen erneuten Versuch unternahm sich aufzurichten hielt er ihm hilfsbereit seine Hand entgegen, hoffte dass dieser diesem entschuldigenden Zeichen nachkam und sie ergreifen würde, doch der schwarzhaarige Mann ignorierte sie völlig, schaffte es schließlich sich leise stöhnend und auf Souhi gestützt ohne fremde Hilfe aufzurichten. „Dann sollten wir wohl zusehen, dass wir ins Hotel kommen, nicht das sich die Anderen noch Sorgen machen.“ Kein Wort der Erklärung, keine Begründung wieso er in diesem Zustand zu dieser Tageszeit am Strand lag, nur dieser eine Satz, der distanzierter nicht sein hätte können. Obwohl es einzig und alleine der Ninja war, wegen dem er überhaupt noch die Kraft besaß an seinem Leben festzuhalten, entfernte dieser sich immer weiter von ihm. Als sein Blick mehr zufällig als beabsichtigt zu Kuroganes Hand glitt zuckte er entsetzt zusammen als er merkte, dass die rote Farbe des sie verbindenden Fadens an Intensität verloren hatte, die dünne Verkettung eher wirkte als ob sie im Begriff war sich völlig aufzulösen. Der schwarzhaarige Ninja hatte nichts von Fays Verhalten gemerkt, hatte sich bereits in Bewegung gesetzt um den Rückweg anzutreten. Wie angewurzelt blieb der Magier im weichen Sand stehen, starrte auf den breiten Rücken des sich entfernenden Reisegefährten, bevor er hinter diesem herstolperte, seine Hände in den zerknitterten Stoff von Kuroganes schwarzem Hemd krallte und seine Stirn an die muskulösen Schultern lehnte. „Bitte lauf nicht weg vor mir... Lass mich nicht alleine zurück...“ Der Krieger war bei dieser plötzlichen Berührung leicht zusammen gezuckt, verharrte nun zwar bewegungslos, machte aber auch keine Anstalt sich zu Fay umzudrehen. „Es war nichts mit Cardina... Ich habe zuviel getrunken, sie hat mich zu sich mitgenommen weil ich mich nicht mehr an den Hotelnamen erinnern konnte, das ist alles!“ Der Magier wusste nicht weswegen er sich rechtfertigte, warum er den Drang verspürte sich entschuldigen zu müssen, aber er konnte nicht anders. Sie waren nicht zusammen, jeder hatte das Recht zu tun und zu lassen was er wollte, und dennoch... Das schmale Band das sie an einander knüpfte war dabei zu verblassen, sich für immer aufzulösen. Das konnte er nicht zulassen. Die blassen Hände des Magiers schlossen sich verzweifelt noch fester um den dunkeln Stoff, ließen nicht zu, dass der Ninja ihn einfach ignorierte und seinen Weg fortsetzte. ~tbc~ Kapitel 19: Beach Revelations ----------------------------- Auf den Tag genau 1-jähriges Jubiläum *.* *allen Sekt einschenk* Kampai ^___^ Danke an alle, die uns nach wie vor treu geblieben sind und sich auch von den teilweise etwas längeren Wartezeiten abschrecken lassen haben >.< Ganz ganz GANZ lieber Dank gebührt natürlich meiner besseren Hälfte Klayr_de_Gall, die die Hoffnung in mich noch net ganz aufgegebn hat und immer wieder brav auf meine Postings wartet >.< Tut mir leid Hasi, dass ich deine Nerven teilweise sehr überstrapaziere! Hab dich mega doll lieb, freu mich riesig auf die Animagic! So~ hier das neue Chapter, leider bissl kürzer als die letzten^^; +~+~+~+ Ohne ein weiteres Wort hatte Kurogane sich abgewandt, ging jetzt einfach in die Richtung los, aus der er gekommen war. Es ging den Magier nun wirklich nichts an, warum er die Nacht am Strand verbracht hatte, zumal der Grund wirklich lächerlich war. Also verließ er sich jetzt einfach darauf, dass der blonde Mann ihm folgen würde, während er sich Richtung Hotel in Bewegung setzte. Er reagierte nicht auf die hastigen Schritte, die plötzlich, gedämpft durch den Sand, hinter ihm erklangen, hielt erst inne als sich schmale Finger in den Stoff seines Hemdes krallten, zuckte leicht zusammen, als Fay die Stirn gegen seine Schultern lehnte, womit er, wenn auch bestimmt nicht beabsichtigt, erneut ein wenig Schmerz in seiner Verletzung hervorrief. Allerdings ließ die darauffolgende Bitte diesen völlig unwichtig erscheinen. „Bitte lauf nicht weg vor mir... Lass mich nicht alleine zurück...“ Kurogane verharrte bewegungslos, wusste nicht was er darauf erwidern, oder wie er reagieren sollte. Natürlich würde er nicht weglaufen, schon gar nicht wenn Fay ihn so inständig darum bat, das erste mal offen aussprach was er wollte. Es war einfach diese immer größer werdende Distanz zwischen ihnen, die mit jedem unüberlegten Handeln noch zuzunehmen schien, die ihn krank machte, die er einfach nicht mehr ertragen wollte. Und da er mit der Zeit hatte akzeptieren müssen, dass der Blonde für jeden Schritt, den Kurogane auf ihn zutrat, einen zurück machte, war er es einfach nur noch Leid gewesen sich dem Reisegefährten weiterhin zu nähern. Natürlich war nicht alles bloß die Schuld des Magiers und selbst wenn würde er ohne zu Zögern dennoch immer in seiner Nähe bleiben, um ihn zu beschützen, allerdings fiel es ihm zusehends immer schwerer die ständigen Zurückweisungen hinzunehmen. Fays Worte waren so plötzlich gekommen, erstaunten und verwirrten ihn zugleich. Lass mich nicht alleine zurück...< Hatte Fay ihn jemals schon einmal so direkt darum gebeten bei ihm zu bleiben? Vielleicht war die Entscheidung auf Abstand zu gehen doch nicht die richtige... „Es war nichts mit Cardina... Ich habe zuviel getrunken, sie hat mich zu sich mitgenommen weil ich mich nicht mehr an den Hotelnamen erinnern konnte, das ist alles!“ Was sollte er schon groß dazu sagen. Eigentlich hielt er den Magier nicht für jemanden, der sich bedenkenlos abfüllen ließ, und dann mit irgendjemandem im Bett landete. Und Cardina hatte ebenfalls nicht wie ein solcher Frauentyp gewirkt. Dennoch erleichterte es den Schwarzhaarigen nun Gewissheit zu haben, auch wenn er nicht verstand wofür Fay sich entschuldigte. „Du musst dich für nichts rechtfertigen. Weder für das was du tust, noch für das was du lässt schuldest du mir einer Erklärung. Und ich werde auch keine verlangen. Eigentlich sind wir zwei völlig Fremde, wissen nichts über den jeweils anderen und früher oder später werden sich unsere Wege wieder trennen. Also bist du mir nichts schuldig und kannst so handeln wie du es willst und für richtig hältst.“ Als der Ninja spürte, wie sich die Hände noch fester in den Rückenstoff seiner Kleidung krallten, er das leichte Zittern der schmalen Finger fühlen konnte, wurde Kurogane sofort bewusst, dass er, hitzköpfig wie er war, wieder einmal die falschen Worte gewählt hatte. War er nicht gerade noch der Ansicht gewesen, dass es vielleicht doch besser war ein weiteres mal zu versuchen auf den Magier zuzugehen anstatt diese heuchlerische Distanz aufzubauen, die ihn selbst nur quälte? Wieso fiel es ihm nur entsetzlich schwer die Worte auszusprechen, die er seinem schmächtigen Reisegefährten wirklich sagen wollte? Er kannte die Antwort auf seine Frage selbst nur zu gut. Er war Krieger durch und durch, Gefühle waren beim Kämpfen nur hinderlich. Wenn man diese schon nicht verhindern konnte, so war es zumindest ein ungeschriebenes Gesetz nicht darüber zu sprechen. Und genau das wurde ihnen immer wieder zum Verhängnis. Er war immer alleine gewesen, hatte für sich gekämpft, dafür gelebt den Tod seiner Eltern zu rächen. Tomoyo hatte er loyal gedient, sie als einzige Herrin angesehen, doch die Beziehung zu ihr war ganz anderer Natur als die zu Fay. Was er für den blonden Magier empfand ging weit darüber hinaus, das hatte er längst eingesehen, und genau diese Tatsache verunsicherte ihn, schaffte die Unterlage für die ständigen Missverständnisse. Genau wie jetzt. Wo sein Reisegefährte es von sich aus gewagt hatte einen Schritt auf ihn zuzutun. Mit einer leichten Bewegung deutete er dem Magier ihn loszulassen, damit er sich herumdrehen konnte, worauf dieser sofort die Hände sinken ließ und einen Schritt von dem Ninja zurück trat. Da er den Blick auf den Boden gerichtet hatte, konnte Kurogane sein Gesicht nicht sehen, allerdings wusste er auch so, dass seine unüberlegten Worte erneut Schaden angerichtet hatten. Vorsichtig hob er den Arm, zögerte dann aber. Wieso war nur alles so verdammt kompliziert? Dass sein Gegenüber körperliche Nähe im Moment nur schwer ertrug, diese wichtige Tatsache hatte er nun beinahe außer Acht gelassen. Eigentlich hatte der Schwarzhaarige vorgehabt den Magier in den Arm zu nehmen, in anbetracht der Umstände griff er nun allerdings doch lieber nur nach der schmalen Hand, die kraftlos neben seinem Körper hing. Als sein rubinroter Blick auf den Schicksalsfaden fiel, der noch vor wenigen Tagen eine so intensive und unzerstörbare Verbindung zwischen ihnen gewesen war, und nun erschreckend durchscheinend und dünn wirkte, ließ der Ninja einen Moment wie gelähmt weitere wertvolle Sekunden verstreichen, bevor er sich endlich aus der Erstarrung löste und ihre Finger in der Art und Weise ineinander verschränkte wie er es bereits einmal getan hatte. Er konnte nur hoffen, dass er mit dieser Geste nicht zu weit ging, sondern es irgendwie schaffte die Gefühle, die er selbst nicht in der Lage war in Worten auszudrücken mit dieser Geste zu übermitteln. „Es ist viel schief gelaufen, in letzter Zeit, nicht war? Ich habe nichts von alle dem gewollt, und wenn ich könnte würde ich es sofort wieder ungeschehen machen... Aber das kann ich nicht, und das tut mir Leid. Das einzige, was ich tun kann, ist bei dir bleiben...wenn du das denn willst. Vielleicht sollten wir einfach nur mehr acht geben, auf das, was wir bereits haben und daran festhalten, auch wenn es gerade nicht so einfach ist...“ +~+~+~+ >Zwei völlig Fremde... früher oder später werden sich unsere Wege wieder trennen...< Dumpf hallten Kuroganes Worte im Kopf des Magiers nach, und unbewusst vergrub dieser seine schlanken Finger noch tiefer in dem Stoff des Hemdes, so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Wieso hatte er nur das Gefühl, dass bei der Antwort des schwarzhaarigen Ninjas etwas in ihm zerbrach? Er hatte doch die ganze Zeit über gewusst, selbst in den Momenten in denen er dem Ninja näher als je zuvor gewesen war im Hinterkopf gehabt, dass ihre gemeinsame Reise nur vorübergehend sein würde, der Krieger sobald sie sämtliche Federn der Prinzessin gefunden hatten von seiner Seite verschwinden würde. Selbst als dieser die Möglichkeit in seine Heimat zurückzukehren als Preis an Yûko gezahlt hatte, der Reisegefährte ihm mehr als einmal versprochen hatte bei ihm zu bleiben, hatte er diesen Worten nie wirklich Glauben geschenkt, immer an die bittere Wahrheit, dass sie nicht auf ewig zusammen durch die verschiedenen Welten reisen würden, denken müssen. Natürlich hatte er die harte Realität immer wieder ausgeblendet, versucht sich nicht damit auseinander setzen zu müssen, dass Kurogane irgendwann von seiner Seite verschwinden würde, die Person die ihm immer wieder Halt gab plötzlich nicht mehr da sein würde. Seine Stirn noch immer an den Rücken des Ninjas gelehnt, die Hände nach wie vor in den schwarzen Stoff vergraben, verharrte Fay in dieser Position. Er schaffte es nicht diesen nun los zu lassen, hatte Angst, dass er dadurch das zarte Band das sie nun nur noch verband durchtrennte. Selbst als der Schwertkämpfer ihm mit einer leichten Bewegung deutete ihn loszulassen, fiel es ihm schwer dieser Aufforderung nachzukommen, dennoch schaffte er es sich endlich zu überwinden, löste seine Fingern von dem rauen Material, und seine Hände glitten kraftlos an dessen Rücken hinab. Den Blick auf den Boden gesenkt starrte der blonde Magier auf den Sand, hatte Angst vor dem Ausdruck den er nun, da der Reisegefährte sich zu ihm umdrehte, in den rotglühenden Ovalen vorfinden würde. Einen entsetzlichen Moment lang befürchtete Fay, dass dieser ihn nur schweigend mustern würde, um sich dann, ohne jegliches weitere Wort wieder umzudrehen und seinen Rückweg zum Hotel fortzusetzen. Kurogane schien wahrhaftig einen Augenblick zu zögern, nicht wirklich zu wissen wie er mit der Situation umgehen sollte, bevor der Magier plötzlich spürte wie dieser nach seiner Hand griff, diese anhob und ihre Finger nach einem weiteren kurzen Zögern ineinander verschränkte. Die Geste der absoluten Vertrautheit, die ihre Verbindung bereits gestärkt hatte als er das erste mal den roten Faden bemerkt hatte. Verwirrt hob der blonde Mann seinen eisblauen Blick, wagte es nun doch seinen Gegenüber direkt anzusehen. Dieser hatte wohl nicht vor sich einfach umzudrehen, wirkte stattdessen beinahe schuldbewusst und schien seine Worte zu bereuen. „Es ist viel schief gelaufen, in letzter Zeit, nicht wahr? Ich habe nichts von alle dem gewollt, und wenn ich könnte würde ich es sofort wieder ungeschehen machen... Aber das kann ich nicht, und das tut mir Leid. Das einzige, was ich tun kann, ist bei dir bleiben...wenn du das denn willst. Vielleicht sollten wir einfach nur mehr acht geben, auf das, was wir schon haben und daran festhalten auch wenn es gerade nicht so einfach ist...“ Einen Moment lang sah der Magier den Kämpfer nur schweigend an, bevor sich ein Lächeln auf sein Gesicht stahl, das zwar schwach war, aber von so großer Erleichterung zeugte, dass es beinahe strahlend wirkte. Sanft drückte er die braungebrannte Hand des Ninjas, zeigte ihm damit dass er ihm zustimmte und deutete dazu noch ein leichtes Nicken an. „Ich will, dass du an meiner Seite bleibst... So schwer es mir auch manchmal fällt dich in meiner Nähe zu haben, ich... ich brauche dich...“ Es war Fays leisen Stimme deutlich anzumerken wie viel Überwindung es ihn kostet dies anzusprechen, sich damit selbst einzugestehen wie abhängig er von dem schwarzhaarigen Mann war. Dennoch ging er noch einen Schritt weiter, zog diesen an der mit seiner eigenen verschränkten Hand an sich heran, zeigte damit dass es okay war sich ihm zu nähern, er den Körperkontakt zulassen würde, ihn spüren wollte. Kurogane schien einen Moment lang zu zögern, sich noch immer nicht sicher zu sein ob er der Aufforderung des Magiers wirklich nachkommen sollte, ließ dann plötzlich seine Hand los. Ein verunsichertes Flackern zeigte sich in Fays eisblauen Auge, bevor sich dann starke Arme um seinen schmächtigen Körper schlossen, ihn sanft umarmten. +~+~+~+ Einen Augenblick lang befürchtet Kurogane, dass der Magier seine versöhnenden, entschuldigenden Geste nicht annehmen würde, ihn erneut von sich wies indem er die Verschränkung ihrer Finger wieder lösen würde und damit wahrscheinlich das dünne, brüchige Band zwischen ihnen, die vom Schicksal auferlegte Verknüpfung, vollständig und unwiderruflich zerstörte. Obwohl dieser wahrscheinlich nur Sekunden schwieg, kam es dem Ninja vor wie eine Ewigkeit und irgendwann wünschte er sich einfach, dass Fay nur irgendetwas sagen würde, um diese entsetzliche Ungewissheit endlich zu vertreiben. Und dann reagierte er plötzlich. Er lächelte. Zwar nur schwach und irgendwie wirkte es müde, aber das Lächeln des blonden Mannes zeugte von so viel Erleichterung dass es dennoch aufrichtig wirkte. Der Schwerkämpfer konnte nicht anders, als einfach nur erleichtert zu sein, schien sein gegenüber seine Worte doch zu akzeptieren, sie anzunehmen und für gut und richtig zu heißen. „Ich will, dass du an meiner Seite bleibst... So schwer es mir auch manchmal fällt dich in meiner Nähe zu haben, ich... ich brauche dich...“ Die leise, stockend Stimme des Blonden zeigte deutlich, wie schwer es ihm fiel, dies anzusprechen, Kurogane darum zu bitten an seiner Seite zu bleiben, aber er unterstrich diese Worte sogar noch damit, dass er den Schwarzhaarigen ein Stück zu sich heran zog, ihm damit deutlich zeigte, dass es in Ordnung war, ihm nahe, vielleicht auch zu nahe, zu kommen. Und plötzlich war alles ganz einfach. Es war in Ordnung, all die Dinge, die zwischen ihnen vorgefallen war... sie waren jetzt nicht mehr zu ändern, und wichtig war nur, dass ihm verziehen wurde. Nach einem letzten, kurzen Zögern ließ Kurogane die Hand seines Reisegefährten los, schloss den schlanken Mann stattdessen fest in die Arme. Augenblicklich waren all die nagenden Zweifel, die Sorgen und die Eifersucht der letzten Tage vergessen. Es tat einfach nur gut, Fay wieder so nah sein zu dürfen. Mit einem tiefen, erleichterten Seufzer vergrub der Ninja das Gesicht in dem feinen blonden Haar, genoss einfach nur das Gefühl, den Geruch und die Nähe des Magiers. Und der Krieger musste sich eingestehen, dass er das vermisst hatte. Er hatte es vermisst einfach nur zusammen zu sein, ihn so selbstverständlich und seltsam vertraut berühren zu dürfen und die Gewissheit zu haben, dass Fay diese Art von Nähe nur bei ihm zuließ. „Dann werde ich bleiben... Um zu gehen ist es ohnehin schon lange zu spät... viel zu spät...“, schaffte er es nun endlich die Worte zu sagen, die er auch sagen hatte wollen. +~+~+~+ Erst dieses Zögern bevor Kurogane seine Arme um ihn legte, der unentschlossene, beinahe ratlose Blick bevor er ihn endlich an sich zog ließen Fay in vollem Ausmaß verstehen, weswegen der Ninja den Körperkontakt so bewusst gemieden hatte. Einzig und alleine um ihm nicht weh zu tun, um nicht womöglich Erinnerungen in ihm zu wecken die schmerzhaft und qualvoll sein würden. Erleichtert stellte der Magier aber fest, dass der Schwertkämpfer seiner stummen Aufforderung nachkam, jegliche Distanz überwandte, sein Gesicht sogar in seinen Haaren vergrub, sodass der blonde Mann den warmen, regelmäßigen Atem seines Gegenübers spüren konnte. Es kostete ihn keine Überwindung mehr die Umarmung zu zulassen, fühlte er sich in den Armen des Kriegers doch so sicher und geborgen, dass er sich sogar noch enger an den muskulösen Körper schmiegte. Erneut herrschte Schweigen, doch dieses mal war es angenehmer und beruhigender Natur, verleitete nicht dazu dieses mit irgendeiner unnötigen Bemerkung zu brechen. Einen Moment lang standen sie einfach nur so da, verharrten in dieser Berührung, waren einfach nur froh, wieder einige Schritte aufeinander zu gewagt zu haben. Fay hatte seine Augen geschlossen, seinen Kopf zaghaft an den Brustkorb Kuroganes gelegt, konnte darunter deutlich den Herzschlag des Ninjas hören. „Dann werde ich bleiben... Um zu gehen ist es schon lange zu spät... viel zu spät...“ Das unermüdliche Rauschen der sich brechenden Wellen, die vereinzelten Schreie der über dem Strand kreisenden Möwen und die Sonnenstrahlen der sich langsam über den Horizont wagende Sonne vervollständigten dieses idyllische Bild, ließ die beiden eng umschlungenen Männer wie die Hauptfiguren eines romantischen Kunstwerks wirken. Erst als von der Promenade die ersten geschäftigen Geräusche zu hören waren, die Bewohner langsam die Rollländen ihrer Geschäfte öffneten um sich auf den neuen Arbeitstag vorzubereiten, lösten sie sich langsam von einander. Gerade als Fay auch seine letzten Bedenken verdrängt hatte, sich trotz des langsam steigenden Lärmpegels noch vorbeugen wollte um den schwarzhaarigen Mann mit einem sanften Kuss zu zeigen wie wichtig ihm seine Nähe war, wie viel ihm dessen Beteuerung, dass er an seiner Seite bleiben würde, er selbst sich eingestand dass es bereits zu spät war um ihn zu verlassen, bedeutete, betraten die ersten Badegäste den Sandstrand. Augenblicklich zuckte der Magier zurück, schenkte der Kleinfamilie, die gerade bepackt mit Luftmatratzen, Handtüchern und allerlei anderen Kram den man zum Sonnenbaden und schwimmen mehr oder weniger benötigte auf sie zukamen ein Lächeln. Glücklicherweise schienen diese ihnen kaum Beachtung zu schenken, erwiderten Fays freundlichen Gesichtsausdruck zwar mit einem leichten Nicken, steuerten dann aber ohne ein weiteres Wort die Liegen in der ersten Reihe an. Erst jetzt bemerkte der Magier das amüsierte Grinsen, das nun die Lippen seines Gegenübers umspielte, und er zuckte überrascht zusammen als dieser ihn plötzlich ohne jegliche Vorwarnung erneut an sich zog, ihn sanft auf den Mund küsste. Als Kurogane sich wenige Sekunden später schon wieder von dem überrumpelten blonden Mann löste, verzog sich dessen Mund bei dem Anblick des verdatterten Reisegefährten belustigt zu einem noch breiteren Grinsen. „Wieso gibst du nur soviel auf die Meinung anderer? Keinen Menschen interessiert was wir hier machen...“ Dass dies wahrscheinlich einzig und alleine daran lag, dass der schmächtige Mann mit seinen halblangen blonden Haaren von weitem wohl auf die meisten Leute ziemlich weiblich wirkte, sich deshalb niemand an ihnen störte, behielt er allerdings besser für sich. +~+~+~+ Während Fay der kleinen, bestens für einen Tag am Meer ausgerüsteten Familie nun ein Lächeln, das nur halbwegs zur Kenntnis genommen und erwidert wurde, schenkte, konnte sich der Ninja ein Grinsen nicht verkneifen. Wie konnte man sich nur so viel Gedanken deswegen machen, was andere über einen dachten? Zumal die meisten mit Sicherheit ohnehin nur sahen, was sie sehen wollten, und das war in ihrem Fall wohl ein normales, durchschnittliches verliebtes Pärchen. Dass es nicht schwer war Fay auf einige Entfernung für eine Frau zu halten war ihnen ja mittlerweile schon des öfteren bestätigt worden. Und genau aus diesem Grund ignorierte Kurogane die an ihnen vorbei marschierenden Strandbesucher schlichtweg, zog stattdessen den überrumpelten Magier ein weiteres mal an sich heran und küsste ihn zärtlich auf den Mund. Nur kurz, dann löste er sich auch schon wieder, wobei der absolut verdatterte Gesichtsausdruck seines Reisegefährten das Grinsen noch etwas breiter werden ließ. „Wieso gibst du nur soviel auf die Meinung anderer? Keinen Menschen interessiert was wir hier machen...“ Die Hände immer noch lose um die Taille das Magiers gelegt, sah er diesen aufmunternd und leicht tadelnd an, worauf Fay zaghaft lächelte, aber noch immer nicht ganz davon überzeugt schien, dass sie hier so offen miteinander umgehen konnten und durften. „Aber...Aber es muss doch nicht sein...“ Kurogane seufzte leise, ließ den blonden Mann aber auf diesen erneuten verunsicherten Protest hin dann doch endlich los. Immerhin mussten sie es nicht herausfordern. Sie kannten die Gesellschaft dieser Welt kaum, wussten nicht wirklich wie man darauf reagieren würde, wenn doch jemand herausfand, dass sein Partner keine Frau war. Höchstwahrscheinlich waren die Menschen sich in jeder Welt relativ ähnlich. Was hinter geschlossenen Türen passierte interessierte sie kaum, aber sobald etwas das nicht der gesellschaftlichen Norm entsprach in aller Öffentlichkeit geschah, dann war die Empörung meist groß. Und da sie nicht wussten, wie es hier um die Normen stand, war es vielleicht wirklich besser sich zurück zu halten. Auch wenn es dem schwarzhaarigen Ninja wirklich schwer fiel, jetzt, wo er ihn endlich wieder berühren durfte. Es war ihm gar nicht bewusst gewesen, wie sehr er das vermisste hatte. Schon seltsam. Zu Beginn der Reise hatte er es gehasst und verabscheut, dass der Magier immer an ihm gehangen war wie eine Klette und es hatte eine Zeit lang gedauert, bis er eingesehen hatte, dass er dagegen nichts machen konnte, bis er sich dann einfach dazu entschlossen hatte, das beste draus zu machen indem er ihn ignorierte oder ab und zu mal einen Wutausbruch bekam. Irgendwann war aus diesem Erdulden einfach eine Gewohnheit geworden, ein allgegenwärtiger Zustand, ohne dem irgendetwas fehlte. Allerdings hatte er nicht im Traum gedacht jemals offen zugegeben, dass ihm die nervigen, manchmal kraftaufreibenden Spielchen mit dem Magier und Mokona eigentlich Spaß gemacht hatten, ganz egal, wie sehr er darüber geflucht hatte. Und dann war diese „Normalität“ plötzlich vorbei gewesen. Da er Fay das Leben gerettet hatte, obwohl dieser sich schon langes selbst aufgegeben hatte, eigentlich sterben wollte. Aus Gründen die der Schwertkämpfer damals selbst nicht verstanden hatte, hatte er es nicht fertig gebracht ihn gehen zu lassen. Ab da war alles immer schlimmer geworden. Wahrscheinlich gab es auf der ganzen Welt, oder besser in allen Welten keine anderen Personen, die so sehr aneinander vorbei reden konnten wie sie beide. Eine sanfte Berührung, als jemand die Hand vorsichtig gegen seine verletzte Schulter legte, riss den Schwertkämpfer schließlich aus seinen Gedanken, machte ihm bewusst, dass er wohl ein wenig in geistige Sphären abgedriftet war. +~+~+~+ Obwohl Fay sich eingestehen musste, dass es ihn einerseits freute, dass der Reisegefährte keine Skrupel davor hatte seine Gefühle für ihn in aller Öffentlichkeit zu zeigen, ihn ohne mit der Wimper zu zucken vor all den fremden Leuten küsste, musterte der Magier immer wieder nervös ihre Umgebung, hoffte, dass keine der Personen auf die immer noch lose um seine Taille gelegten Arme aufmerksam wurde. Als er den aufmunternden aber auch tadelnden Blick seines Gegenübers registrierte, zwang er sich seine ungeteilte Aufmerksamkeit Kurogane zu schenken, sich nicht anmerken zu lassen, dass ihn die Anwesenheit der sich nach und nach ans Meer begebenden Touristen und einheimischen Stadtbewohnern beunruhigte, konnte allerdings nicht verhindern, dass sein Blick sich erneut selbstständig machte und unruhig die sie passierenden Menschen fixierte. Diese schienen allerdings allesamt viel zu sehr damit beschäftigt einen guten Platz in den vordersten Reihen zu ergattern, beachteten sie gar nicht. „Aber...Aber es muss doch nicht sein...“, reagierte er mit reichlicher Verspätung auf Kuroganes Worte, spürte wie dieser ihn auf seinen leisen Protest hin nun doch los ließ. Er vermisste den Körperkontakt, die Nähe des Ninjas sofort, war aber dennoch froh, dass nun eine gewisse Distanz zwischen ihnen herrschte, ihnen nun niemand mehr anmerken konnte, dass sie mehr als nur Freundschaft verband. Der Magier schenkte seinem Gegenüber ein entschuldigendes Lächeln, das dieser aber gar nicht registrierte, schien er doch tief in Gedanken versunken. Ein liebesvolles Lächeln stahl sich auf das Gesicht des blonden Mannes und es fiel ihm schwer den Drang den Schwertkämpfer erneut zu küssen zu unterdrücken. Einen Augenblick lang legte sich ein Schatten über Fays Gesichtszüge, das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. Früher war es einfach gewesen. Er hatte kein Problem damit gehabt, dem missmutigen Reisgefährten immer und überall um den Hals zu fallen, hatte diesen auch vor anderen Leuten berührt, sich ihm ohne jegliche Scheu genähert, sich einfach aus Spaß und um diesen zu ärgern an ihn gedrückt. Tja, darin lag wohl der große Unterschied. Früher war es aus Spaß gewesen, hatte nichts bedeutet, hatte nur dazu gedient den Krieger zur Weißglut zu treiben. Doch nun war es anders. Sein Körper reagierte auf jede noch so kleine Berührung Kuroganes, wollte mehr. Zu Beginn ihrer Reise hatten sie auf Außenstehende trotz der häufigen körperlichen Nähe nur immer wie Freunde gewirkt, dessen war er sich sicher. Doch jetzt... Seine Lippen waren von dem Kuss leicht gerötet, seine Wangen wirkten trotz der kühlen Morgentemperaturen erhitzt, kurz, er wirkte bestimmt nicht wie jemand der mit einem „Freund“ herumgealbert hatte. Fay schüttelte leicht den Kopf, wollte nicht weiter darüber nachdenken. Es hatte ohnehin keinen Sinn sich weiter damit zu beschäftigen, es würde doch nichts ändern. Sanft berührte er die Schultern seines Gegenübers, merkte erst als dieser zusammenzuckte, dass er den verletzten Arm erwischt hatte. Sofort zog er seine Hand zurück, sah den schwarzhaarigen Ninja schuldbewusst ein. „Tut mir leid...“ Zumindest schien die Berührung seinen Gegenüber aus seinem abwesenden Zustand zu reißen, die ihn beschäftigenden Gedanken vertrieben zu haben. „Wir sollten wirklich langsam zurück... Deine Wunde neu verbinden... Und versuchen möglichst bevor die Kinder aufwachen und unsere Abwesenheit bemerken im Zimmer zu sein...“ Der Krieger nickte nur, grinste ihn als er seinen besorgten Blick einfing nur beruhigend an. Dennoch konnte Fay in den feuerroten Ovalen lesen, dass seinen Gegenüber nach wie vor etwas zu beschäftigen schien, es sich dabei höchstwahrscheinlich um sein distanziertes Verhalten als die ersten Strandbesucher aufgetaucht waren, handelte. Obwohl es dem Magier nicht leicht fiel trat er, als sie sich schließlich in Bewegung setzten näher an den Krieger heran, griff, diesen dabei nicht ansehend, nach dessen Hand, verschränkte ihre Finger wie bereits zuvor ineinander, zog diesen sanft weiter als dieser irritiert stehen bleiben wollte. Als er Kuroganes irritierten Blick spürte, wandte er sein eisblaues Auge dem Reisegefährten zu, schenkte ihm ein sanftes Lächeln. „Es ist okay... Du hast recht... Was kümmert mich die Meinung anderer... Wer weiß wie lange diese Ruhe anhält... Ich will... es genießen einfach an deiner Seite sein zu können...“ Als der verwirrte Ausdruck aus Kuroganes Gesicht verschwand, stattdessen ein dankbares Lächeln seine sonst beinahe immer mürrisch zusammen gepressten Lippen umspielte, merkte Fay, dass er sich das erste mal seit langer Zeit wieder glücklich fühlte, froh war, dass er daran gehindert worden war seinem Leben ein Ende zu setzen. Der Magier richtete seinen Blick wieder auf den Weg vor sich, um nicht womöglich über einen der mittlerweile auch in den hinteren Strandbereichen ihre Handtücher aufschlagenden Touristen zu stolpern. Er spürte zwar, dass sie beim vorbei gehen immer wieder eingehend gemustert wurden, allerdings schaffte er es die Blicke weitgehend zu ignorieren, zog seine Hand auch nicht aus Kuroganes, drückte sie stattdessen sogar unbewusst ein bisschen fester. Überhaupt schienen es vor allem junge Frauen zu sein, die ihnen eifersüchtig hinterher blickten, deren Aufmerksamkeit vor allem dem schwarzhaarigen Reisegefährten galt, die ihn wohl nur deshalb verwünschten, weil er an der Seite ihres Anbetungsobjekts war, sie es deswegen nicht wagten sich dem Krieger zu nähern. Seltsamerweise schien sich aber niemand daran zu stören, dass sie beide Männer waren. Dass eine Gruppe von mehreren braungebrannten Mädchen tuschelnd über die „flachbrüstige“ Begleiterin ihres Schwarms zu lästern begannen hörte Fay glücklicherweise nicht. Schweigend schritt er neben dem Reisegefährten her, während dieser ihrer Umgebung immer wieder bitterböse Blicke zuwarf, mit denen er wohl verhindern wollte, dass doch noch jemand abwertende Bemerkungen über sie machte. Als Kurogane plötzlich unvermutet die Stille brach, richtete er seine eisblauen Augen etwas verwirrt auf den schwarzhaarigen Reisegefährten. „Die Umstände, unter denen wir uns heut wieder vertragen haben sind so deprimierend lächerlich, es widerstrebt mir richtig, dir zu erzählen, wieso ich überhaupt um dies Zeit am Strand rumgelegen habe.“ Der Magier lächelte leicht als der Ninja von sich aus dieses Thema ansprach, war zwar froh, dass er ihm dies von sich aus erzählen wollte, schüttelte aber den Kopf. „Es ist okay, ich verlange nicht, dass du...“ Bevor er seinen Satz allerdings beenden konnte wurde er schon von der dunkeln Stimme des Kriegers unterbrochen. „Ich bin gestolpert... über ein Fischernetz... Die Wunde hat sich geöffnet und ich hatte nicht mehr genug Kraft um aufzustehen... Du hast sicher eine etwas aufregendere Erklärung erwartet, nicht so etwas... dämliches und lächerliches, oder?“ Der schwarzhaarige Mann verzog leicht angesäuert sein gebräuntes Gesicht ließ deutlich erkennen wie sehr es ihm widerstrebte zuzugeben was für ein unspektakuläres Ereignis hinter seiner unfreiwilligen Übernachtung am Strand steckte. Fay versuchte zwar verzweifelt sich das aufsteigende Lachen zu verbeißen, konnte es aber schließlich nicht länger unterdrücken und brauch in lautes Gelächter aus. Kurogane wirkte über diese Reaktion zwar alles andere als glücklich, verzog finster sein Gesicht, dennoch konnte man dem weichen Ausdruck in den rotglühenden Ovalen entnehmen wie erleichtert er darüber war, dass der Magier endlich wieder einmal unbeschwert lachen konnte. „Tut mir leid... Ich... Ich... es ist nur...“, verzweifelt versuchte der blonde Mann sich wieder unter Kontrolle zu kommen, prustete aber jedes Mal von neuem los, bis es dem Ninja schließlich wirklich zu bunt wurde, er Fay mit einer ruckartigen Bewegung eng an sich zog, ihm direkt in die Augen sah. Augenblicklich erstarb das Lachen und der Magier blickte verwirrt und etwas verunsichert in die rotglühenden Ovale, versuchte herauszufinden ob dieser nun sauer auf ihn war. Der Schwertkämpfer ließ seinen Augenblick lang in der Ungewissheit, bevor sich seine Lippen sich zu einem Lächeln verzogen. „Okay, ich habs verstanden, es war lächerlich! Streu nicht noch Salz... in die Wunde...“ Der Krieger verzog schmerzhaft das Gesicht als ihm bewusst wurde dass das Sprichwort in seiner Situation nicht nur metaphorisch verwendet werden konnte, entlockte dem Magier mit diesen Worten ein erneutes Kichern. „Hey~ Sucht euch ein Zimmer!“ Die gegrölten Worte eines jungen Mannes, der mit einigen anderen Freunden, alle am frühen Morgen schon mit einer Flasche Alkohol in der Hand, an ihnen vorbei stolperte, veranlasste Fay augenblicklich sich von Kurogane zu lösen, ließ sogar die Hand des Reisgefährten los. Einer der betrunkenen Kerle stieß einen anerkennenden Pfiff aus als der Magier den Fehler machte sich irritiert umzudrehen. „Hut ab, bei dieser Schönheit könnte ich meine Finger wohl auch nicht für mich behalten! Hast du nicht Lust sie uns mal auszuleihen? Wir könnten dir auch ganz hübsche Mädels zum Tausch bieten!“ Grinsend blickte der betrunkene Typ den schwarzhaarigen Ninja an, bemerkte in seinem Rausch weder den hasserfüllten rotglühenden Blick des Kriegers, noch die Unheil verkündend hervortretende Ader auf dessen Stirn. ~tbc~ Kapitel 20: Unrestrained Desire ------------------------------- ^_^ So, wie versprochen wieder ein etwas längeres Kapitel! Danke euch allen für die lieben Kommentare >.< Das motiviert mich sogar an den sonnigen Tagen dazu mich vor den PC zu pflanzen und das Chapter zu überarbeiten ^_^ +~+~+~+ „Es ist okay, ich verlange nicht, dass du...“ Kurogane ignorierte den Einwand, fuhr stattdessen mit seiner Erklärung weswegen er sich zu dieser frühen Stunde in einer derartigen Verfassung am Strand befunden hatte fort. Nun hatte er sich schon durchgerungen darüber zu reden, so lächerlich der Grund auch war, da wollte er es auch zuende bringen. „Ich bin gestolpert... über ein Fischernetz... Die Wunde hat sich geöffnet und ich hatte nicht mehr genug Kraft um aufzustehen... Du hast sicher eine etwas aufregendere Erklärung erwartet, nicht so etwas... dämliches und lächerliches, oder?“ Mit absolut düsterer und angesäuerter Mine beobachtet der Ninja, wie sein Begleiter langsam das Gesicht verzog, anscheinend ein Lachen zu unterdrücken versuchte. Er wusste ja selbst, dass es total lächerlich war, auch wenn ihm gestern, und auch jetzt noch, nicht unbedingt zum Lachen zumute war. Allerdings hob sich seine Laune doch etwas, als der Magier schließlich in schallendes Gelächter ausbrach, auch wenn sich dies nur minimal in seinem Gesicht zeigte. Der finstere Gesichtsausdruck verschwand schon aus reinem Prinzip nicht völlig. Wenn seine unfreiwillige Badetour zumindest dazu gutgewesen war, Fay wieder einmal so richtig unbeschwert zum Lachen zu bringen, dann waren es die Quälereinen wirklich wert gewesen. Nach einigen gescheiterten Versuchen des Magiers seinen Lachkrampf wieder unter Kontrolle zu bringen, wurde es ihm dann allerdings doch zu bunt und ohne groß nachzudenken zog er Fay mit einem kräftigen Ruck eng an sich, eine Aktion von der er sich ziemlich sicher war, dass er das Lachen des Magiers damit zum Ersticken bringen konnte. Und wie erwartet verstummte sein kleinerer Gegenüber sofort, das belustigte Glitzern in seinen Augen wich einem verwirrten, leicht verunsicherten Ausdruck. Allem Anschein nach fürchtete er, den Bogen mit seiner Reaktion wieder mal überspannt zu haben, und für einen kurzen Moment ließ er den Blonden auch in dem Glauben indem er schwieg. Eine kleine Rache für das Auslachen musste schließlich sein. „Okay, ich hab’s verstanden, es war lächerlich! Streu nicht noch Salz... in die Wunde...“ Zum Satzende hin verzog der Krieger leicht das Gesicht, da seine verletzte Schulter ihn lautstark darauf hinwies, dass dieses Sprichwort keineswegs nur wörtlich zu nehmen war. Allerdings wurden seine leichten Schmerzen, zusammen mit dem Gedanken, was für ein Schwächling er doch war, sofort vertrieben. „Hey~ Sucht euch ein Zimmer!“ Einige, wohl vom zu exzessiven Feiern am Vorabend noch betrunkene Typen stolperten johlend an ihnen vorbei, schienen sich bestens über den blöden Kommentar ihres Kumpanen zu amüsieren. Sofort löste der Blonde sich von ihm, wie eigentlich auch nicht anders zu erwarten und wandte sich irritiert um. Der nächste Fehler... „Hut ab, bei dieser Schönheit könnte ich meine Finger wohl auch nicht für mich behalten! Hast du nicht Lust sie uns mal auszuleihen? Wir könnten dir auch ganz hübsche Mädels zum Tausch bieten!“ Der Betrunkene grinste den Ninja süffisant an, bekam in seinem Suff überhaupt nicht mit, wie sich dessen Augen zu Schlitzen verengten, er plötzlich von einem Augenblick auf den anderen eher einen wilden Bestie glich als einem Menschen. Fay hingegen war dieser Wandel nicht entgangen, hatte er sich doch gleich nach diesen Worten zu dem Ninja umgewandt. Den Versuch des blonden Magiers ihn zu beruhigen indem er ihm sanft eine Hand auf den Arm legte registrierte er nur am Rande, war er doch schon viel zu wütend um sich durch diese Geste besänftigen zu lassen. Wie konnte er es wagen?! Dieser... Dieser...elende Bastard! Mit einem tiefen, bedrohlichen Knurren, ein mörderisches Funkeln in den rotglühenden Augen, fasste Kurogane nach seinem Schwert, war aber noch soweit Herr über seine Sinne es nicht zu ziehen, sondern Souhi nur mit einer geschickten Geste von seinem Gürtel zu lösen und die Waffe samt Scheide dann in einem weiten eleganten Bogen zu schwingen und seinem Gegenüber gegen die Schläfe zu schmetterte. +~+~+~+ Aus seinen Augenwinkeln konnte Fay sehen, dass Kuroganes Hand sich angriffsbereit um den Griff seines Schwertes gelegt hatte, dass diese in Erwartung dem ihn betrunken angrinsenden Mann eine zu verpassen zitterte. Die Schnapsdrossel und seine Freunde nicht weiter beachtend, wandte er sich zu seinem Reisegefährten dessen rotglühenden Augen vor unterdrückter Wut blitzten, deutlich zeigten, dass er bereit war dem Störenfried in Rage die Strafe zu erteilen, die dieser verdiente. Bevor der schwarzhaarige Krieger seinem erhitzten Gemüt allerdings nachgeben konnte, legte der Magier ihm beruhigend seine schmale Hand auf den Arm, versuchte ihn dadurch zur Vernunft zu bringen. Sie waren nur Gäste in diesem Land, sollten auf jeden Fall vermeiden aufzufallen. Eine Schlägerei, vor allem eine solche bei der der Gegner keinerlei Chance hatte, war das letzte was sie brauchen konnten. Nicht, dass er den ekelhaft nach Alkohol stinkenden Mann in Schutz nahm, doch sie konnten sich einen Ausraster seitens Kurogane im Moment einfach nicht leisten. Dennoch, seine beschwichtigende Geste schien den Reisegefährten zwar davon abzuhalten dem Mann ohne nachzudenken sein Schwert in den Magen zu rammen, aber schaffe es nicht den Ninja daran zu hindern seine Rachepläne in die Tat umzusetzen. Ehe der Magier reagieren konnte hatte der Schwertkämpfer nach dem in der Scheide steckenden Souhi gefasst, packte dieses samt Hülle und schmetterte es ohne Rücksicht auf Verluste gegen die Schläfe des ihn völlig verduzt anblickenden Betrunkenen, den die Wucht des Schlages zu Boden fegte, wo er einen Augenblick lang verduzt liegen blieb bevor der Schmerz selbst in seinem alkoholisierten Zustand sein Gehirn erreichte, er laut aufstöhnte und sich die durch die raue Hülle des Schwertes aufgerissene Haut seiner Wange hielt. Seine Freunde wichen bei dem Anblick des sie mörderisch anfunkelnden Mannes entsetzt zurück, ließen den wimmernden Typen schließlich überaus kollegial zurück und ergriffen die Flucht. Kurogane hatte Souhi bereits erneut erhoben, war noch immer in Wut und Rage, wollte das Schwert ein weiteres mal auf die am Boden liegende Gestalt sausen lassen, als Fay sich vor diesen warf, den zitternden Körper mit seinem eigenen schützte. Es war wohl nur der schnellen Reaktion des Reisegefährten zu verdanken, dass dieser es noch entsetzt schaffte den Schlag abzuschwächen, und den ihn mit großen Augen anblickenden Magier zu verfehlen. Der blonde Mann zuckte entsetzt zusammen als die nach wie vor in der Scheide steckenden Klinge des Schwertes an seinem Kopf vorbei zischte, konnte sogar den Luftzug spüren. Entsetzt darüber, dass er wenn auch ungewollt anstelle seiner tatsächlichen Zielperson beinahe Fay erwischt hatte, ließ der Ninja den metallenen Gegenstand fallen und schüttelte fassungslos den Kopf. „Bist du verrückt?! Wieso beschützt du ihn?! Um ein Haar hätte ich dich getroffen! Bist du dir bewusst, dass ich dich beinahe erwischt hätte?“ Der regungslos hinter dem Magier verharrende Kerl war nun völlig vergessen, genauso unwichtig wie die neugierigen Blicke ihrer Umgebung. Besorgt ging der Kämpfer in die Knie, während er den blonden Freund schuldbewusst nach möglichen Verletzungen absuchte. Erleichterung zeigte sich in dem gebräunten Gesicht als er sich vergewissert hatte, dass Fay keinerlei Schäden davon getragen hatte. Der Magier schenkte ihm ein schwaches Lächeln, zeigte damit, dass er in Ordnung war, er seinem Gegenüber mit dem hitzigen Gemüt nicht böse war und richtete sich auf. Erst jetzt bemerkte er die musternden, argwöhnischen Blicke ihrer Umgebung, sodass er sich wortlos bückte um Souhi aufzuheben, dieses seinem verwirrten Besitzer in die Hände drückte und den Ninja dann am Arm packte, und den verwirrten Krieger hinter sich herzog. Erst als er genügend Abstand zwischen sich und den, wie der Magier bei einem kurzen riskierenden Blick über die Schultern bemerkte, sich bereits wieder aufgerappelten jungen Mann, gebracht hatte, hielt er an. „Wieso hast du dich davon provozieren lassen? Ich habe dir doch gesagt, dass es okay ist... Sein Kommentar war mir egal... Begib dich doch nicht auf dieses Niveau, sondern ignorier solche Aussagen in Zukunft einfach...“ In den rotglühenden Augen waren noch immer Reste von Kuroganes Wut zu sehen, dennoch wirkte dieser nun eher schuldbewusst als weiterhin bereit jemanden niederzuschlagen. Als er bemerkte, dass der Blick seines Gegenübers erneut prüfend über sein Gesicht wanderte, schüttelte er nur ein weiteres mal lächelnd den Kopf. „Es ist nichts passiert... Mach dir keine Sorgen, ich bin okay!“ Sanft berührte er den Arm des Mann, der ihm mehr bedeutete als alles andere auf der Welt, in seinem Blick nun soviel Liebe wie man ohne Worte nur ausdrücken konnte. „Ich danke dir, dass du bereit warst dich meinetwegen an ihm zu rächen... Aber es war nicht nötig... Diese Bemerkung war lächerlich, völlig unbedeutend...“ Der Ausdruck in seinen eisblauen Augen zeigte zwar deutlich, dass seine Worte nicht ganz der Wahrheit entsprachen, die Aussage des betrunkenen Mannes ihn nicht völlig kalt gelassen hatte, dennoch nickte Kurogane, wollte sich wohl nicht auf eine Diskussion einlassen. Er schien zu verstehen, dass er falsch gehandelt, mit seiner Überreaktion ihren Aufenthalt in dieser Welt beinahe gefährdet hätte. Ernst strich er dem blonden Magier eine Haarsträhne aus dem Gesicht, räusperte sich dann leise. „Wir sollten wirklich zurück ins Hotel...“ +~+~+~+ Dass sein Schlag den besoffenen Kerl von den Füßen holte, war die mindeste Reaktion, die Kuroange erreichen hatte wollen. Hätte er sein Schwert nur ein kleines bisschen höher angesetzt, direkt die in den Schläfen verlaufenden Nervenbahnen getroffen, wäre der Angriff wohl nicht verhältnismäßig glimpflich ausgegangen. Die anderen Betrunkenen erwiesen äußerst viel Teamgeist und Kampfeswillen, indem sie beim Anblick des vor Wut bebenden Ninjas sofort die Flucht ergriffen. Der Krieger schenkte dieser feigen Reaktion nur wenig Beachtung, konzentrierte sich stattdessen wieder auf seinen Gegner, oder besser auf sein Opfer, das sich mittlerweile wimmernd auf dem Boden rollte und seine Wange hielt, die vom Kontakt mit der rauen Schwertscheide ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden war und deren leicht bläuliche Verfärbung bereits zeigte welche schillernden Farben diese die nächsten Tage zieren würde. Erneut hob er Souhi, um es erneut auf den wimmernden Mann niedersausen zu lassen, als sich der Magier plötzlich schützend vor diesen warf. Kurogane schaffte es nur aufgrund seiner guten Reflexe im allerletzten Moment, den mit voller Wuchte geführten Schlag etwas abzuschwächen, ihn leicht zur Seite zu lenken, sodass er den blonden Mann um Haaresschärfe verfehlte. Mit entsetzt aufgerissenen Augen, die Wut fast zur Gänze vergessen, starrte Kurogane auf seinen Begleiter hinunter, ließ dann mit einem fassungslosen Kopfschütteln Souhi fallen, welches mit einem dumpfen Geräusch im Sand landete. „Bist du verrückt?! Wieso beschützt du ihn?! Um ein Haar hätte ich dich getroffen! Bist du dir bewusst, dass ich dich beinahe erwischt hätte?“ Ohne weiter auf die Leute um sich zu achten, die ihnen beiden und dem Geschehen argwöhnische Blicke zuwarfen, ging Kurogane in die Knie. Sein Reisegefährte lächelte nur schwach, machte keinerlei Anstalten dem Ninja Vorwürfe zu machen, sondern zeigte damit, dass er in Ordnung war und richtet sich auf. Während sich der Schwertkämpfer nun ebenfalls erhob, registrierte er die Blicke der Umstehenden und erst jetzt wurde ihm bewusst, wie dumm es eigentlich gewesen war, sich provozieren zu lassen und Ärger zu riskieren. Normalerweise war er doch immer so bedacht... Allerdings setzte sein Verstand anscheinend öfter aus, wenn es um den Fay ging. Dieser hatte sich gerade nach Souhi gebückt, drückte es nun dem etwas irritiert blinzelnden Ninja in die Hand, packte diesen dann am Arm und zog ihn ohne ein weiteres Wort vom Ort des Geschehens weg. Erst nach gut 500 Metern hielte er dann wieder an, und wandte sich an den schwarzhaarigen Mann. „Wieso hast du dich davon provozieren lassen? Ich habe dir doch gesagt, dass es okay ist... Sein Kommentar war mir egal... Begib dich doch nicht auf dieses Niveau, sondern ignorier solche Aussagen in Zukunft einfach...“ Natürlich war es kein Vorwurf, es klang nicht einmal wie einer, dennoch kam es dem Schwertkämpfer so vor. Und das schlimmste daran war wohl, dass sein kleinerer Gegenüber absolut recht hatte. Er selbst hatte doch gesagt, dass die Meinung der anderen Leute egal war und sie nicht zu interessieren brauchte. Und dann rastete er aufgrund einer dämlichen Bemerkung so aus... Mit einem niedergeschlagene Seufzer richtete er seinen Blick erneut auf das Gesicht des Magiers, suchte dieses nach möglichen Wunden ab. „Es ist nichts passiert... Mach dir keine Sorgen, ich bin okay!“ Fay hatte seinen schuldbewussten Blick anscheinend bemerkt und schenkte ihm ein aufmunterndes und beruhigendes Lächeln, in den eisblauen Augen soviel Gefühl, dass Kurogane dazu weder etwas zu sagen, noch zu tun wusste. Hatte der Blonde schon jemals so angesehen? Er konnte sich nicht daran erinnern... Und falls doch dann hatte der Magier es nicht bewusst und direkt getan. So viel Liebe war in dem unverdeckten Auge zu lesen, mehr, als man mit Worten auszudrücken vermochte und der Schwertkämpfer merkte zum ersten Mal seit langem, dass es genau die selben Gefühle waren, die ihn immer wieder dazu bewegt hatten in der Nähe des schlanken Mannes zu bleiben. Es war ihm seit einiger Zeit bewusst gewesen, aber so richtig eingestanden hatte er es sich noch nie. „Ich danke dir, dass du bereit warst dich meinetwegen an ihm zu rächen... Aber es war nicht nötig... Diese Bemerkung war lächerlich, völlig unbedeutend...“ Gewisse Marotten schienen sich im Gegensatz dazu nicht so schnell zu ändern... Der Magier log schon wieder. Die Bemerkung des jungen betrunkenen Mannes hatte ihn durchaus getroffen, das konnte der Ninja in seinen Augen lesen, auch wenn sein Gegenüber versuchte es sich nicht anmerken zu lassen. Daran würden sie also noch arbeiten müssen. Aber wie schon gesagt. >Vielleicht sollten sie einfach nur mehr acht geben, auf das, was sie schon hatten und daran festhalten auch wenn es gerade nicht so einfach war...<. Es war wichtig, nicht sofort alles, oder zu viel zu verlangen, und irgendetwas krampfhaft Verändern erzielen zu wollen. Und immerhin wusste er die Zeichen zu lesen und hatte es gelernt den Blonden trotz der immer wiederkehrende Maske trotzdem zu verstehen. Mit ernstem Gesichtsausdruck hob der Ninja seine braungebrannte Hand und strich seinem Begleiter eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht, dann räusperte er sich leise. „Wir sollten wirklich zurück ins Hotel...“ Daraufhin nickte dieser nur kurz. Den restlichen Weg über die Strandpromenade hinweg zu ihrem Hotel, der mehrere Minuten in Anspruch nahm, legten sie schweigend zurück, jeder in seine eigenen Gedanken versunken, und darauf achtend, ob nun bewusst oder unbewusst, sich nicht mehr zu berühren. Es war nicht unbedingt notwendig, erneut irgendeine Bemerkung von einem Passanten herauszufordern und Kuroganes Wut damit wieder anzufachen. Als sie die Empfangshalle ihrer Unterkunft betraten wurden sie von der etwas ältern Frau, die gerade an der Rezeption herumwerkelte, argwöhnisch betrachtet. Der Morgen war zwar schon ein ganzes Stück wortgeschritten, allerdings waren alle notorischen Frühaufsteher schon zum Strand geschwärmt, während die etwas länger Schlafenden noch in ihren Betten lagen, weswegen die große Halle bis auf einige wenige Ausnahmen leer war. Da sie jeder einen Zimmerschlüssel mit der dazugehörigen Nummer von ihrem neuen Vorgesetzten bekommen hatten, beachteten sie die Rezeptionistin nicht, sondern wandten sich sofort der Treppe zu, und machten sich auf die Suche nach ihren Zimmern, die laut Schlüsselnummer irgendwo im dritten Stock zu finden waren. +~+~+~+ Auf seine Worte hin nickte Kurogane nur kurz, warf Fay noch einen letzten besorgten Blick zu bevor er sich in Bewegung setzte und sie beide endlich den Rückweg antraten. Mittlerweile hatte sich die Sonne bereits vollständig über den Horizont gewagt, stieg langsam aber stetig weiter den strahlend blauen Himmel hinauf. Die warmen Temperaturen, die bereits so früh am morgen herrschten ließen bereits jetzt erahnen wie heiß es in wenigen Stunden sein würde. Schweigend legten sie den Weg zum Hotel zurück, beide darauf bedacht genügend Abstand zu halten um nicht erneut provozierende Bemerkungen herauszufordern. Die Wut des Ninjas schien zwar verraucht, aber wer wusste schon wie dieser auf eine weitere Beleidigung reagieren würde. Nach einigen Minuten Fußweg, in denen dem Magier ein weiteres mal schmerzhaft bewusst wurde, dass er am Vorabend eindeutig zuviel getrunken hatte und jeder einzelne Schritt ihm einen Stich durch den Kopf jagte, erreichten sie endlich ihr Ziel. Erleichtert durchquerten sie den Vorgarten, in dem die Hotelangestellten gerade damit beschäftigt waren den Pool und die Liegen zu säubern, ignorierten die argwöhnischen Blicke der älteren Dame hinter der Rezeption, holten stattdessen beide ihre mit massiven Anhängern, auf denen die Zimmernummer eingraviert war, behängten Schlüssel heraus und betraten anschließend den Lift der sie in den dritten Stock bringen sollte. Als sich die elektrischen Türen hinter ihnen schlossen, sie endlich einen Augenblick lang von den Blicken fremder Leute abgeschirmt waren, herrschte verlegenes Schweigen. Der Lift setzte sich mit einem leisen Ruck in Bewegung, ließ durch seine Geschwindigkeit deutlich erkennen, dass es sich dabei um ein etwas älteres Modell handelte. Da hätten sie den Weg ins dritte Stockwerk wohl zu Fuß bei weitem schneller zurück gelegt. Abwartend lehnte der Magier sich gegen die aluminiumverkleidete Wand, hob dann seinen Blick und sah Kurogane das erste mal seit sie das Hotel betreten hatten direkt an. Dieser erwiderte den eisblauen Blick nur wortlos, bevor er das bisschen Distanz, das sie in der engen Kabine voneinander trennte überwand, auf Fay zu trat, ihm einen Moment Zeit gab, damit dieser sich wehren konnte, falls er es wollte, sich dann zu dem blonden Mann hinunter beugte und ihn sanft auf die Lippen küsste. Der Magier, der bereits damit gerechnet hatte und das kurze Zögern des schwarzhaarigen Reisegefährten sehr wohl registriert hatte, nahm dieses allerdings nicht als Anlass zur Flucht, schloss stattdessen die Augen, genoss diesen kurzen Moment der Zweisamkeit, das Gefühl von Nähe und die Wärme der Hand, die erst über seine Wange strich, sich dann in seine Haare vergrub. Er öffnete seine Lippen leicht als der Ninja fordernd mit seiner Zunge über seine Lippen strich, zog ihn etwas näher an sich heran. Bevor sie den Kuss allerdings intensivieren konnten, verkündete ein leises „Pling“, dass sie das gewünschte Stockwerk erreicht hatten. Gerade noch rechtzeitig bevor die Türe sich öffnete lösten sich voneinander, nickten dem älteren Ehepaar das abwartend vor dem Lift stand zu während Fay sich verlegen durch das zerzauste blonde Haar strich. „Ist bereits ziemlich heiß draußen, was?“, bemerkte der weißhaarige Herr freundlich als sie die Liftkabine verließen, dieser seine geröteten Wangen glücklicherweise auf das warme Wetter schob. Der Magier nickte nur kurz, verpasste Kurogane, dessen Lippen nun ein breites Grinsen zierte, einen Stoß in die Rippen und steuerte dann schleunigst den Gang an in dem ihre Zimmer lagen. „Ohja... es ist wirklich bereits ziemlich heiß, nicht?“, vernahm er, als er vor der Türe mit der richtigen Nummer hielt, plötzlich direkt neben seinem Ohr die raue Stimme des Kriegers, zuckte leicht zusammen als der warme Atem die empfindliche Haut streifte und wandte sich mit einer ruckartigen Bewegung zu diesem um. Das amüsierte Grinsen strafte den gespielt unschuldigen Gesichtsausdruck seines Gegenübers Lügen. Fay konnte nicht verhindern, dass sich seine Lippen zu einem Lächeln verzogen, hauchte dem ihn nun verwirrt anblickenden Krieger dann einen sanften Kuss auf den Mund, bevor er die bereits aufgeschlossene Zimmertüre öffnete. „Du hast recht... Es ist heiß...“, antwortete er mit betont rauer Stimme, bevor er dann grinsend sein Zimmer betrat, die Türe mit einem letzten lasziven Blick auf seinen verdatterten Reisegefährten schloss. Tja, da sollte noch jemand sagen, dass er nicht in der Lage war sich zu wehren. +~+~+~+ Mit einem absolut verdatterten Gesichtsausdruck stand Kurogane einen Augenblick nur wie bestellt und nicht abgeholt vor der Tür, die ihm gerade vor der Nase zugeschlagen worden war. Hallo...? Das hatte er nun nicht erwartet, auch wenn sein provokantes, triezendes Verhalten es ja geradezu herausgefordert hatte. Da war es eigentlich nur verständlich, dass sich der Magier dafür revanchierte, und ihn einfach stehen ließ. Zumal sich der Schwarzhaarige auch nicht so wirklich sicher war, was er mit seinem Verhalten eigentlich bezwecken hatte wollen... Einen Moment lang überlegte der Ninja, ob er anklopfen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Mit einem tiefen Seufzen wandte er sich ab und sah auf das Anhänger mit seiner Zimmernummer, registrierte nach einem kurzen Blick den Gang hinunter, dass es das Zimmer direkt neben dem Magier war. Nachdem er aufgeschlossen hatte, trat er ein, und sah sich desinteressiert um. Der Raum war bei weitem nicht so luxuriös, wie der der letzten Dimension, allerdings war das Hotel hier auch kein solcher Nobelschuppen, was dem Schwertkämpfer auch ganz recht war. Zuviel Bequemlichkeit war bekanntermaßen schlecht für Körper und Geist, viel Luxus führte nur zu Faulheit. Außerdem war das hier absolut ausreichend. Das Zimmer war normal groß, an der linken Wand stand ein schlichtes Bett mit zurückgeschlagener Decke, neben der Tür ein großer, einfachgehaltenen Kleiderschrank mit einer Stange an der man Mäntel und Jacken aufhängen konnte und gegenüber in der Ecke ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen. Nur fraglich, wofür man in einem Einzelzimmer zwei Sitzangelegenheiten benötigte... Direkt ihm gegenüberliegend, auf der anderen Seite des Zimmers führte eine große Glastüre auf einen Balkon, und selbst von Kuroganes momentanen Standpunkt aus war zu sehen, dass es von dort draußen einen atemberaubenden Blick hinaus aufs Meer gab. Ansonsten gab es im Zimmer noch eine dritte Tür, die der Ninja da er davon ausging, dass sie ins Badezimmer führte nun ansteuerte. Zuerst wollte er sehen, ob es hier Verbandszeug gab, wenn nicht, dann musste er sich unten am Empfang etwas besorgen. Außerdem würde er mit Sicherheit ein Handtuch brauchen, um die Sauerei aufzuwischen, die es mit Sicherheit beim Desinfizieren seiner Wunde anrichten würde. Auch im Badezimmer herrschte angenehme Schlichte. Überrascht richtet der Schwertkämpfer seinen rubinroten Blick auf die zweite Türe im Badezimmer, die in ein anderes Zimmer zu führen schien. Da Fays Unterkunft direkt neben seiner lag, wohl mit ziemlicher Sicherheit in das des Magiers. Aber darüber konnte er sich später auch noch Gedanken machen, erst mal war der Verbandkasten wichtig, der in einer Ecke des Raumes, halb hinter der Duschvorhang verborgen an der Wand angebracht war. Schnell wurde er fündig und beförderte einige Verbände zu Tage und nach ein paar Minuten vergeblicher, von Flüchen begleiteter Suche schließlich auch ein paar Handtücher, die das Zimmermädchen scheinbar versehentlich >unter< die Bettdecke gelegt hatte. Kurogane legte seine gesamte „Ausrüstung“ auf den Wachbeckenrand, zog sein schwarzes Hemd aus, und betrachtet die Wunde erst einmal argwöhnisch im Spiegel. Natürlich hatte er sich schon schlimmere Verletzungen zugezogen, allerdings hatte er da immer mehrere Tage zur Verfügung gehabt um sich davon zu erholen. An sich war sie zwar nicht unbedingt tief, aber bei seinem unfreiwilligen Übernachten am Strand hatte sich scheinbar das eine oder andere Sandkorn in die Wunde verirrt, sodass der Schwertkämpfer sich auf eine schmerzhafte Entzündung vorbereiten konnte, wenn er sie nicht bald desinfizierte. Mit einem leisen Seufzend befeuchtete er das Handtuch, bevor er, ein schmerzgepeinigtes Keuchen unterdrückend, mit der Reinigung der Verletzung begann. +~+~+~+ Lächelnd schüttelte Fay den Kopf, fuhr sich mit einem Finger gedankenverloren über die noch immer leicht geröteten Lippen. Kaum zu glauben, wie schnell sich die Art und Weise wie sie miteinander umgingen geändert hatte. Gerade noch war er verzweifelt genug gewesen um seinem Leben ein Ende zu setzen, was ihm nun völlig unvorstellbar erschien, und in weite Ferne gerückt war. Es war wohl genau diese Tatsache, die ihm bewusst gemacht hatte, wie schnell es zu Ende gehen konnte, dass sich jederzeit etwas ereignen konnte, das die zarten Bande zwischen ihnen wieder zum Einreißen bringen konnte. Er wollte nicht mehr darüber nachdenken was passieren konnte, sich nicht all die schrecklichen Dinge ausmalen die vielleicht noch vor ihnen lagen. Das Zusammentreffen mit Ashura war nun, da er Cardina versprochen hatte ihren Freund zu befreien, zu ihr zurück zu bringen, unausweichlich. Dennoch... er wollte die Zeit genießen bevor er entgültig auf den gefürchteten Herrscher traf. Leise summend trat der Magier auf die verglaste Tür am Ende des Raumes zu, zog den das Sonnenlicht etwas dämpfende, weißen Stor beiseite damit die hellen Strahlen das spärlich aber gemütlich eingerichtete Zimmer durchfluten konnten. Der blonde Mann betätigte den eisernen Griff und drückte die beiden Flügel, die ohnehin beinahe wie von selbst aufschwangen, noch weiter auf trat dann hinaus und atmete die angenehm nach Meer riechende Luft ein. Die Augen geschlossen genoss er einen Augenblick lang die kühle Brise. Nachdem er einige Minuten in dieser Position verhaart hatte, ließ er die Türe offen stehen, damit frische Luft in den doch etwas stickigen Raum gelangen konnte, trat dann auf die weitere Türe zu, öffnete diese und erkannte dahinter wie bereits vermutet das Badezimmer. Dem geschlossenen Zugang auf der anderen Seite entnahm er, dass Kuroganes Zimmer durch dieses mit seinem eigenen verbunden war. Eine erfrischende Dusche war nach der durchzechten Nacht genau das was er gebrauchen konnte. Außerdem hatte er selbst jetzt, nachdem doch einige Zeit vergangen war, noch immer den Drang, seinen Körper, den Ashuras Untergebener mit seinen groben Händen beschmutzt hatte, rein zu waschen. Natürlich wusste er selbst, dass selbst das sauberste Wasser nicht in der Lage sein würde diese imaginären Spuren zu beseitigen, dennoch beruhigte ihn der Gedanke an eine ausgiebige Dusche. Er verließ das Badezimmer wieder, schloss die Türe, damit diese nicht durch einen plötzlichen Windstoß laut zuknallen konnte, und schälte sich erst einmal aus der von Cardina an ihren Körper gezauberten Kleidung. Nachdem er das auf dem Bett bereit gelegte weiße Handtuch um seine Hüften geschlungen hatte, und die auf dem Nachtisch vom Hotelpersonal hinterlegten kleinen Shampoo- und Duschgelproben mitgenommen hatte, öffnete er erneut ohne lange nachzudenken die ins Badezimmer führende Türe. Überrascht zuckte er zusammen als er die wohlbekannte Gestalt Kuroganes erkannte, ließ entsetzt die Döschen in seiner Hand fallen als dieser ihm sein schmerzverzerrtes Gesicht zuwandte. Erst jetzt erkannt er, dass sich seine Wunde bei dem Versuch diese von Sand und Dreck zu befreien wieder geöffnet hatte. Dickflüssig bahnte sich frisches Blut über die braungebrannte Haut, tropfte auf die Fliesen und befleckte deren strahlendweiße Farbe. „Geh raus... Ich bin sofort fertig...“, quetschte der Reisegefährte zwischen zusammengepressten Lippen hervor, deutete Fay mit seinen funkelnden Augen, dass er den Raum verlassen sollte, er nicht wollte, dass ihn jemand ihn diesem Zustand sah. Er zögerte einen Augenblick, spürte augenblicklich wieder das unbändige Verlangen nach der roten Substanz, schaffte es aber dieses zu unterdrücken. Entschlossen schüttelte er den Kopf um ihn wieder frei zu bekommen. Mit wenigen Schritten war er bei dem Krieger angekommen, der seinen Blick ohne ein weiteres Wort wieder von ihm abgewandt hatte und sich nun wieder der Verletzung widmete, die er mit zusammengebissenen Zähnen mit seinem Handtuch abtupfte. „Lass mich das machen... Du kommst selbst doch kaum rann...“ Widerstrebend, aber sich wohl im Klaren darüber, dass der blonde Mann die Verletzung schneller und besser von Schmutz und Sand befreien konnte, reichte der Schwertkämpfer ihm das Handtuch. Fay wandte sich einen Moment lang ab, atmete flach damit er nicht zuviel des verlockenden Geruchs einsog, bevor er sich daran machte die bereits leicht entzündete Haut zu reinigen. +~+~+~+ Eine Bewegung im Spiegel, die er flüchtig aus dem Augenwinkel wahr nahm, veranlasste ihn aufzusehen, sich herumzudrehen und er schaute direkt in das blasse Gesicht des Magiers dessen eisblaue Augen sich bei seinem Anblick entsetz weiteten. Frisches Blut quoll aus der, durch den rauen Stoff des Handtuchs natürlich wieder geöffneten Wunde, bahnte sich dickflüssig und zäh einen Weg über seinen Oberkörper, bevor es auf Waschbecken und Fliesen tropfte, den sterilen Anblick des Raumes damit beträchtlich trübte. „ Geh raus... Ich bin sofort fertig...“, bat er den Magier mit gepresster Stimme. Er wollte nicht, dass jemand diesen schmerzgepeinigten Ausdruck in seinem Gesicht sah. Auch nicht der blonde Reisegefährte. In letzter Zeit hatte Fay ihn zwar schon mehrmals am Rande des Zusammenbruchs erlebt, allerdings änderte das die Tatsache nicht, dass er es hasste sich so vor anderen zu zeigen. Ohne groß auf die Antwort seines Gegenübers zu warten, wandte er sich wieder ab, griff nach einem frischen Handtuch, während er sich mit der anderen Hand am Wachbeckenrand festklammerte, wobei seinen Fingerknöchel weiß hervortraten. Seine eiserne Willensstärke half ihm auch hier und er schaffte es, ungeachtet der erneuten Schmerzenswelle, die durch seinen gesamten Körper brandete, die Wunde zu säubern. Allerdings wurde ihm schnell bewusst, dass er ohne Hilfe die Verletzung wohl kaum gänzlich von Schmutz und Sand befreien würde können, deswegen war er fast schon dankbar, als der Magier plötzlich an ihn herantrat und ihm das Handtuch aus den leicht zitternden Fingern zog. „Lass mich das machen... Du kommst selbst doch kaum rann...“ Trotzdem ließ es der Schwertkämpfer nur widerwillig zu, dass Fay seinen Wunde säuberte. Allerdings ging der Magier so behutsam und vorsichtig vor, dass die Schmerzen durchaus erträglich waren, und der Krieger sich etwas entspannen konnte. Das Abnehmen der Schmerzen, ermöglichte ihm nun wieder eine bewusstere Wahrnehmung seiner Umgebung und sein erster rubinroter Blick galt seinen Gegenüber, der seltsam flach atmete. Es dauerte aber nicht lange, bis ihm klar wurde, wieso. Wegen dem Blutgeruch. Der Blonde hatte schon beim letzten mal, als sie die Wunde versorgt hatten, beinahe die Beherrschung verloren. Wie viel Mühe musste es ihn da nun einige Zeit später kosten, sich zurückzuhalten? Von einem Moment auf den anderen entschied er sich dazu, diesen endlich dazu zu bringen etwas von dem roten Lebenssaft zu trinken, notfalls auch mit Gewalt. Mit einer schnellen Bewegung fasste er um den schlanken Mann herum, sodass er den Arm auf dessen Taille legen konnte, und er dabei auch noch zusätzlich das Handtuch festhielt. Er verzog bei dieser ruckartigen Bewegung kurz das Gesicht, ließ sich aber sonst nicht weiter anmerken, wie schmerzhaft diese gewesen war. So konnte er sich aber immerhin sicher sein, dass der Magier nicht so schnell abhauen würde, da er bei einer möglichen Flucht unbekleidet da stehen würde. Der Magier hielt augenblicklich in seinem Tun inne, sah stattdessen verwirrt und leicht beunruhigt zu dem schwarzhaarigen Krieger auf. „Was soll das den werden, wenn’s fertig ist?“ Der Blonde schien bemüht ein amüsiertes Lächeln auf seinen Züge zu legen, das allerdings kläglich scheiterte, und auch seinen Stimmer klang eher verunsichert als fröhlich. „Kurogane?“, hakte er nach, als er keine Antwort bekam, stattdessen nur aus undurchschaubaren rubinroten Augen gemustert wurde. Auch wenn er immer noch nicht wusste, was sein Gegenüber vor hatte, klang er jetzt fast ängstlich, und er schien sich nicht sicher zu sein, ob er flüchten sollte, hatte wohl noch gar nicht registriert, dass er es gar nicht konnte. Der Ninja hob seine gesunde Hand an und strich über die Wunde, sodass an seinen Fingern einige Tropfen Blut hängen blieben. Als er sie dann zu den Lippen des Magiers hob und sanft darüber strich, sie mit dem roten Lebenssaft benetzte, weitete sich dessen eisblaue Augen entsetzt und er versuchte sich aus Kuroganes Griff zu winden, stellte aber schnell fest, dass er in der Falle saß und erstarrte zur Salzsäule, sah den Ninja nur mit einem schwachen Kopfschütteln und einem Flehen in den Augen, dass dieser ihn doch gehen lassen möge an. „Keine Wiederrede.“, war alles was Kurogane darauf erwiderte, und sein Gesichtsausdruck zeigte deutlich, dass er der stummen Bitte nicht nachkommen würde. +~+~+~+~+ Selbst durch das flache Atmen hatte Fay Mühe den intensiven Blutgeruch zu ignorieren, ertappte sich dabei wie sein Blick immer wieder wie hypnotisiert an der roten Substanz hängen blieb, er in seinen tupfenden Bewegungen einen Augenblick inne hielt, bevor er sich wieder unter Kontrolle hatte. Mehrere male benetzte er seine trockenen Lippen mit seiner Zunge und zwang sich seine Aufgabe so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Völlig konzentriert damit beschäftigt die Wunde zu säubern, ohne sich dabei von seinem Durst dazu verleiten zu lassen, sich einfach das kostbare Lebenselexir ohne Rücksicht auf Kuroganes Zustand zu verschaffen, bemerkte er den plötzliche Erkenntnis wiederspiegelnden Blick des Reisegefährten nicht. Als sich der verletzte Arm des Kriegers ohne jegliche Vorwarnung um seine Taille legte, entfuhr Fay ein überraschtes Keuchen, bevor er seinen Kopf hob, seinen Gegenüber verwirrt und leicht beunruhigt ansah. „Was soll das den werden, wenn’s fertig ist?“ Das Lachen das dieser Frage folgte, das eigentlich amüsiert klingen hätte sollen, wirkte stattdessen nervös und gezwungen. „Kurogane?“ Es war mit Sicherheit keine Absicht gewesen, den schwarzhaarigen Schwertkämpfer anstatt einen der verhassten Spitznamen zu verwenden beim vollen Namen zu nennen. Er war ihm einfach so über die Lippen gekommen, wirkte auch nicht distanziert, sondern einfach nur verunsichert. Doch selbst als Fay nachhakte reagierte der Schwertkämpfer nicht, erwiderte seinen nun beinähe ängstlichen Blick nur mit einem nicht deutbaren rotglühenden, bevor er seine andere, freie Hand hob, mit den Fingern sanft über die noch blutende Wunde strich, dabei den Griff um Fays Taille aber nicht lockerte. Verwirrt beobachtete der Magier wie einige Bluttropfen die Finger benetzten, und die eisblauen Augen weiteten sich entsetzt als er endlich realisierte was sein Gegenüber vorhatte. Verzweifelt versuchte er sich aus dem Griff zu winden, bemerkte erst jetzt, dass Kurogane seinen verletzten Arm nicht nur um ihn geschlungen hatte um ihn festzuhalten. Zusätzlich hatte er seine Hand auf dem lose um seine Hüften geschlungene Handtuch platziert hatte. Selbst wenn es ihm also gelingen würde sich loszureissen, der weiße Stoff würde bestimmt in der Hand des Ninjas zurück bleiben. Als der Magier realisierte, dass es keinen Ausweg gab, erstarrte er, formte mit seinen Lippen nur ein stummes „Nein“, schüttelte schwach den Kopf und hoffte, dass sein Gegenüber dem wortlosen Flehen nachkommen würde. Dieser hatte seine blutbefleckten Finger jedoch bereits an die zusammengepressten Lippen des blonden Mannes gelegt, zeigte deutlich, dass er nicht gewillt war nachzugeben. Obwohl Fay bewusst war, dass der Krieger nur das beste für ihn wollte, er ihm nur helfen wollte seinen Durst zu stillen, wandte der Magier seinen Kopf zur Seite, versuchte erfolglos das aufsteigende Verlangen zu unterdrücken. Der schwarzhaarige Reisegefährte schien aber nicht gewillt ihm diesen Fluchtversuch durchgehen zu lassen, legte seine Hand sanft an das blasse Kinn und drehte den Kopf des widerspenstigen Freund wieder in seine Richtung, hinterließ dabei mit seinen blutigen Fingern Spuren auf der blassen Haut. „Es ist okay... Trink einfach! Es war mein Preis an die Hexe dafür dich am Leben zu erhalten... Ich war bereit diesen zu zahlen und war mir der Konsequenzen bewusst! Also wehr dich nicht, sondern still deinen Durst!“ Erneut platzierte er seine Finger auf den nun bereits leicht geöffneten Lippen. Fay spürte wie sein Widerstand schwand, er nicht länger in der Lage war das unbändige Verlangen zu unterdrücken. Auch der Selbsthass den er verspürte als er zaghaft begann Kuroganes Finger von dem roten Lebenselexir zu säubern, und auch das Gefühl von Hilflosigkeit, sich in dieser Situation nicht unter Kontrolle zu haben, verschwanden, das einzige das nun zählte war, dass er seinen Durst stillen konnte. Der vorher noch ängstliche und verunsicherte Ausdruck in seinen Augen war einem von unbändiger Gier und Verlangen gewichen. Er bemerkte weder wie sich die rotglühenden Ovale des Reisegefährten leicht weiteten als er dessen Finger sanft mit seiner rauen Zunge ableckte, dieser dann seinen Blick von dem blonden Mann abwandte, der mit halbgeschlossenen Augen und wie in Ekstase wirkend einen Finger nach dem anderen mit seinen Lippen umschloss. Stattdessen starrte der schwarzhaarige Ninja die weißgeflieste Wand an und versuchte angestrengt die aufsteigenden unkeuschen Gedanken zu unterdrücken. Immer wieder strichen die weichen Lippen des Magiers über seine Haut, reinigten diese von jedem noch so kleinen Tropfen Blut, Berührungen die den Ninja fast in den Wahnsinn trieben. Gerade als er erleichtert feststellte, dass Fay von seinen Fingern abgelassen hatte, er den noch immer um die Taille geschlungenen Arm zurück ziehen wollte, spürte er plötzlich einen stechenden Schmerz, merkte, dass der blonde Freund in seinem Blutrausch gefangen begonnen hatte sich das begehrte Blut direkt aus der frisch geöffneten Wunde zu holen. Kurogane entfuhr ein leises Aufstöhnen als der Magier alles andere als sanft die Verletzung bearbeitete, in seiner Gier dabei sogar seine Zähne leicht in das verwundete Fleisch bohrte, schien es aber dennoch nicht zu wagen ihn am Trinken zu hindern. Er war selbst daran Schuld, er war bereit gewesen Yûkos Preis zu zahlen, nun musste er die Konsequenzen tragen, dennoch konnte er nicht verhindern dass er vor Schmerz zusammen zuckte als Fay damit fortfuhr sich unsanft zu verschaffen was er so verzweifelt begehrte. Ob es diese winzige Bewegung war, oder irgendetwas anderes, es war unwichtig, auf alle Fälle zuckte der Magier plötzlich zusammen, der dumpfe Ausdruck in seinen eisblauen Augen klärte sich auf und er stieß den verletzten Mann entsetzt von sich. „Es ist okay... Trink einfach! Es war mein Preis an die Hexe dafür dich am Leben zu erhalten... Ich war bereit diesen zu zahlen und war mir der Konsequenzen bewusst! Also wehr dich nicht, sondern still deinen Durst!“ Ein bittender Unterton schwang in der tiefen Stimme Kuroganes mit, als er den Magier ansah, weiterhin nicht bereit war diesen los zu lassen, bevor er nicht endlich getrunken hatte. Die Lippen unter seinen Fingern waren mittlerweile nicht mehr so fast zusammengepresst sondern leicht geöffnet, und langsam legte sich über den entsetzten und verzweifelten Ausdruck in den eisblauen Augen ein andere. Für einen Moment spiegelte sich Hilflosigkeit darin, doch diese wich fast sofort unbändiger Gier und Verlangen. Kuroganes glutrote Augen weiteten sch leicht, als er plötzlich die samtene feuchte Zunge des Reisegefährten an seinen Fingern spürte, musste den Blick nach einigen Augenblicken von dessen Gesicht abwenden, da dessen Gesichtsausdruck, und die halbgeschlossenen Augen, viel zu Phantasie anregend waren. Dennoch, selbst der Anblick von einfachen, weißen Steinfliesen hinderten seine Gedanken nicht daran langsam in gefährliche Regionen abzudriften und die Gefühle, die der Magier bei ihm auslöste, indem er jeden seiner Finger mit den Lippen umschloss und gierig mit der Zunge von jedem noch so kleinen Blutstropfen reinigte, waren auch nicht gerade hilfreich. Unbewusst krallten sich seine Finger etwas tiefer in den weichen Stoff des Handtuchs, das nur lose um Fays Hüfte geschlungen war und er presste die Lippen fest aufeinander, damit ihm kein Keuchen oder gar Stöhnen entwich. Kurogane war bewusst, das sein Herz viel zu schnell schlug, und dass es für sie beide besser war, wenn sein Gegenüber seinen Durst schnellstmöglich stillte, da er sonst für absolut nichts mehr würde garantieren können, viel zu atemberaubend fühlte sich die raue, einen Finger umspielende Zunge an. Als Fay dann endlich von ihm ab ließ, konnte der Schwarzhaarige nicht anders als erleichtert aufzuatmen, auch wenn er sofort feststellen musste, dass er eigentlich mehr von dieser sinnesraubenden Berührungen wollte. Gerade wollte er seinen Arm, mit dem er den Magier nach wie vor festhielt, sinken lassen, als plötzlich ein stechender Schmerz durch seinen Körper fuhr. Mit schmerzverzerrten Blick sah er wieder zu seinem Begleiter, stellte fest, das dieser wohl so sehr in seinem Blutrauch gefangen war, dass er noch nicht genug hatte, sich jetzt das kostbare, für ihn lebensnotwendige Elexir direkt aus der Wunde holte, wobei er alles andere als sanft vorging. Gefangen in seiner Begierde schien er sein Handeln nicht mehr unter Kontrolle zu haben, grub sogar seinen spitzen Eckzähne leicht in das verletzte Fleisch. Kurogane konnte ein schmerzgepeinigtes Stöhnen nicht unterdrücken, dennoch brachte er es nicht fertig den Magier aus seiner Blutlust zu reissen. Immerhin hatte er ihn dazu gedrängt zu trinken, ihm gesagt dass es okay war und er sich keinen Kopf zu machen brauchte. Da würde er die Konsequenzen nun wohl oder übel tragen müssen. Dennoch zuckte er leicht zusammen, als Fay sich erneut unsanft verschaffte, nach was sein Körper so verzweifelt verlangte. Und irgendwie reichte diese kurze, unüberlegte Bewegung aus um den Magier aus seinem tranceartigen Zustand zu reisen. Seine mittlerweile zur Gänze goldene Augen klärten sich von einer Sekunde auf die andere und weiten sich entsetzt, bevor er den Schwertkämpfer dann plötzlich hastig von sich stieß, der, überrascht von der plötzlichen Abwehrreaktion nicht besonders sanft gegen das Wachbecken taumelte. Es vergingen Minuten, die dem Ninja wie Stunden vorkamen, in denen sie sich einfach nur anstarrte. Kurogane schaffte es irgendwann den Blick von seinem Gegenüber abzuwenden, sah stattdessen auf das weiße Handtuch, das er nach wie vor in der Hand hielt. Erst nachdem die hastigen Schritte des anderen Mannes verklungen waren und eine Tür laut ins Schloss fiel, hob er seinen Kopf wieder und war keineswegs erstaunt jetzt allein in dem kleinen Raum zu sein. Sie stolperten wirklich von einer prekären Situation in die nächste... Nicht dass er sich über den Anblick, der sich ihm gerade geboten hatte beschweren würde... Mit einem tiefen Seufzer legte der Ninja das saubere Handtuch beiseite, hob stattdessen die beiden blutbefleckten, die während der kurzen Auseinandersetzung auf dem Boden gelandet waren auf und säuberte den Rest seiner Verletzung, versuchte dabei so wenig wie möglich nachzudenken. Zumindest ein gutes hatte Fays „Behandlung“ gehabt, die Blutung hatte endlich aufgehört, wodurch sich der Schwertkämpfer nach einigem Abtupfen eine der Mullbinden nehmen konnte, womit er sich provisorisch, und so gut es eben ohne Hilfe ging, verband. Dieser Teil des Verarztens tat weitaus weniger weh, auch wenn er mit den Gedanken nicht ganz bei der Sache war und ab und an eine unbedachte Bewegung machte. Schlussendlich konnte er das schwarze Hemd, das Cardina ihm an den Leib gezaubert hatte wieder überstreifen. Kurz ruhte seine Aufmerksamkeit auf der Türe, die erst vor wenigen Minuten überlaut hinter dem blonden Magier ins Schloss gefallen war, bevor er an diese herantrat und klopfte. „Hey? Was dagegen wenn ich reinkomme?“ Auf die Frage ob er sich mittlerweile etwas angezogen hatte, verzichtete der Ninja absichtlich. +~+~+~+ Einen Augenblick lang herrschte völliges Schweigen in dem kleinen Raum, das nur von den gedämpft durch die geöffnete Balkontüre klingenden Geräusche der Strandbesucher und seinem eigenen hektischen Atem durchbrochen wurde. Wortlos starrte Fay in die glutroten Augen seines Gegenübers, konnte kaum begreifen, dass er erneut die Beherrschung über seinen eigenen Körper verloren hatte, bevor ein kalter Windhauch durch die nur angelehnte Badezimmertüre wehte, er realisierte was er mit seiner unüberlegten Reaktion bewirkt hatte. Entsetzt fiel sein Blick auf das weiße Handtuch in Kuroganes Arm, spürte wie seine Wangen sich röteten, stolperte dann ohne ein weiteres Wort aus dem weißgefliesten Raum. Lautstark knallte er die Türe hinter sich zu, packte die Bettdecke und zog sie sich über den völlig nackten Körper, bevor er sich darin eingehüllt auf der weichen Matratze niederließ, fassungslos durch die verglaste Balkontüre hinaus aufs Meer starrte ohne den atemberaubenden Ausblick wirklich zu erkennen. Der Ninja hatte nur das Beste für ihn gewollt, versucht ihm zu helfen und das so verzweifelt gebrauchte Lebenselexir zu verschaffen, dennoch... Hatte der Krieger nicht gemerkt wie wenig Kontrolle er über sich selbst hatte sobald der kupferartige Geruch des Blutes ihm den Verstand vernebelte? Der Ninja war verletzt, damit sowieso nicht völlig bei Kräften, und trotzdem hatte er ihn gezwungen von der kostbaren Substanz zu trinken. Seufzend verbarg der blonde Mann sein Gesicht in seinen Händen, kühlte damit seine glühenden Wangen, merkte dabei, dass sowohl an seinen Lippen als auch an seinem Kinn noch immer etwas der roten Flüssigkeit haftete. Mit dem Handrücken fuhr er sich angewidert von sich selbst über den Mund, richtete sich dann auf und trat auf das kleine Waschenbecken zu, das glücklicherweise zusätzlich zu dem im Badezimmer an der Wand angebracht worden war. Obwohl er es vermied in den Spiegel darüber zu sehen, er stattdessen stur ins Waschbecken starrte als er den Hahn auftrete und sich das Gesicht wusch, konnte er nicht vermeiden das sein Blick doch einen Moment lang über die spiegelnde Fläche huschte, zuckte entsetzt zurück als er merkte, dass seine weiße Haut noch immer blutbefleckt war, seine sonst eisblauen Augen nun eine leicht gelbliche Farbe angenommen hatte, die zwar nach und nach verblasste, bereits seiner ursprünglichen Nuance wich, aber dennoch noch deutlich erkennbar war. Mit zitternden Händen schaffte er es schließlich die letzten Reste seines Blutrausches zu beseitigen, bevor er sich an die Wand lehnte, ins nichts starrend daran zu Boden rutschte, seine Beine anzog, und so zusammen gekauert sitzen blieb. Was war nur aus ihm geworden? Dass ihn Subarus Blut zu einem Vampir gemacht hatte, dem war er sich bewusst gewesen. Auch dass er von diesem Moment an Kurogane brauchen würde um weiterhin überleben zu können. Aber dass er sich beim Anblick oder dem Geruch des roten Lebenselexirs in eine Marionette ohne eigenem Willen verwandelte, nicht mehr in der Lage war sein eigenes Handeln zu kontrollieren verstörte ihn. Der Ninja war verletzt gewesen, hatte Schmerzen gehabt, und er hatte sich trotzdem ohne Rücksicht auf Verluste genommen was er brauchte. Gut, in gewisser Hinsicht war der Reisegefährte selbst daran Schuld gewesen, aber das änderte nichts daran, dass er sich nicht beherrschen hatte können. Ein leises Klopfen riss ihn aus den Gedanken, und sein Kopf fuhr entsetzt zur Badezimmertüre herum als er erkannte dass das Geräusch von dort kam. „Hey? Was dagegen wenn ich reinkomme?“ Keine Sekunde später war auch schon die leicht beunruhigt klingende Stimme des Kriegers zu hören, der geduldig auf eine Antwort wartend hinter der geschlossenen Türe verharrte. Fay atmete tief durch bevor er sich, die Decke nach wie vor um seinen schmalen Körper geschlungen aufrichtete. „Du kannst rein kommen...“ Er sah wie die Klinke nach unten gedrückt wurde, die Türe leise knarrend aufschwang, dann der Schwertkämpfer, der seine Wunde wohl notdürftig wieder verbunden und das schwarze Hemd darüber gezogen hatte, das Zimmer betrat. Sein Blick glitt suchend durch den Raum bevor er den Magier, der noch immer an Ort und Stelle neben dem Waschbecken stand, seinen Blick wieder dem Spiegel zu gewandt hatte, und bitter lächelnd das Abbild seiner selbst darin anstarrte. Als Kurogane Anstalt machte auf ihn zuzukommen, fuhr er sofort herum, deutete seinem Gegenüber mit einem panischen Funkeln in dem noch immer nicht wieder völlig blauen Auge stehen zu bleiben. „Nicht... Wer weiß was ich dir antue wenn du mir erneut zu nahe kommst...“ Dieser knöpfte nur wortlos sein Hemd auf, streifte die eine Seite von seinem Körper um dem Magier zu zeigen, dass er die Wunde bereits verbunden, er nichts zu befürchten hatte. Trotzdem wirkte Fay nicht völlig beruhigt, ließ nun aber zu, dass der Ninja auf ihn zu kam. „Was ist nur aus mir geworden...? Ich verhalte mich wie eine Bestie sobald ich dein Blut nur rieche..." +~+~+~+ „Du kannst rein kommen...“ Erleichtert atmete Kurogane aus, hatte er doch unbewusst darauf gewartet, dass der Magier ihn zurückweisen würde, er damit erneut die Mauer zwischen ihnen, die sie in den letzten Stunden so mühsam um ein paar Steine verkleinert hatten, aufbaute. Langsam öffnete der Ninja die Tür, sah sich suchend nach dem Blonden um. Dieser stand in einer Ecke des Raumes, seine schlanke Gestallt eingehüllt in seine Bettdecke und starrte sein Spiegelbild an. Sein sonst von einem Lächeln geziertes, feingeschnittenes Gesicht wirkte bitter, und der Schwarzhaarige brauchte gar nicht zu fragen, was seinem kleineren Gegenüber im Kopf herumging. Kaum trat er jetzt einen Schritt auf diesen zu wirbelte er auch schon herum, das unverdeckte Auge panisch aufgerissen. „Nicht... Wer weiß was ich dir antue wenn du mir erneut zu nahe kommst...“ Wortlos öffnete der Ninja sein Hemd und streift es von der verletzten Schulter und zeigte dem Magier damit, das der Verband erneute Eskalationen mit ziemlicher Sicherheit verhindern würde, da das Blut nun nicht mehr zu sehen, und nur doch gedämpft zu Riechen war. Als er sich diesmal in Bewegung setzte kam kein Protest, obwohl Fay nach wie vor nicht völlig überzeugt zu sein schien. „Was ist nur aus mir geworden...? Ich verhalte mich wie eine Bestie sobald ich dein Blut nur rieche..." Schwach mit dem Kopf schüttelnd trat Kurogane nun vollends an den Blonden heran, und achtete nicht auf dessen leichten Protest, als er seinen Arme lose um seine Taille legte, womit er ihm ohnehin die Möglichkeit ließ zu flüchten wenn er wollte. „Dann solltest du wohl eher mir Vorwürfe machen und nicht dir selbst. Schließlich war ich es, der dir dieses Schicksal aufgezwungen hat. Ich habe gewusst, auf was ich mich einlasse, war mir über die Konsequenzen im Klaren, deswegen mach dich bitte nicht verrückt. Ich hab schon bei weitem schlimmere Schmerzen erleiden müssen, da macht mir so was kaum etwas aus... Zumal du es warst, der sie mir zugefügt hat...“ Sanft hob Kurogane seine Hand, strich erst über die blasse Wange des Magiers, bevor seine Finger höher wanderten, kurz neben dem, nun wieder eisblauen Auge verweilten und dann in die weichen platinblonden Haare fuhren. Der Ninja hatte mit Absicht beinahe jeden Satz mit „Ich“ begonnen, womit er unterstreichen wollte, dass die Schuld bei ihm selbst zu suchen war. Und auch mit der zarten Liebkosung wollte er zeigen, dass es ihm absolut nichts ausmachte, von dem Blonden verletzt zu werden. Es war ein notwendiges Ritual, dem er zugestimmt hatte. +~+~+~+ Fay zuckte zwar leicht zusammen als der schwarzhaarige Ninja seinen Arm um seine Taille legte, ließ die sanfte Berührung aber zu, merkte dass dieser nicht vor hatte ihn gegen seinen Willen festzuhalten. „Dann solltest du wohl eher mir deswegen Vorwürfe machen und nicht dir selbst. Schließlich war ich es, der dir dieses Schicksal aufgezwungen hat. Ich habe gewusst, auf was ich mich einlasse, war mir über die Konsequenzen im Klaren, deswegen mach dich bitte nicht verrückt. Ich hab schon bei weitem schlimmere Schmerzen erleiden müssen, da macht mir so was kaum etwas aus... Zumal du es warst, der sie mir zugefügt hat...“ Der Magier blickte nur stumm in die rotglühenden Augen seines Gegenübers, wusste auf diese Worte hin nichts zu erwidern. Es war die Wahrheit, natürlich, Kurogane war im vollen Besitz seines geistigen Verstandes bereit gewesen diesen Preis zu bezahlen, dennoch hatte er ihm längst verziehen. Natürlich hatte er dem Krieger zu Beginn Vorwürfe gemacht, ihm nicht mehr in die Augen sehen können, einfach nicht verstanden weswegen sich dieser über seinen Todeswunsch hinweg gesetzt und ihn gezwungen hatte weiterzuleben obwohl er sich selbst bereits aufgeben hatte. Er hatte dessen Reaktion und seinem verwirrten Blick angesehen, dass er selbst keine Ahnung hatte weswegen er bereit gewesen war so weit zu gehen um ihn zu retten, doch langsam war ihm klar geworden, dass das rote Band zwischen ihnen schon damals existiert hatte, wohl noch viel zarter, gerade erst geknüpft, aber es war vorhanden gewesen, hatte verhindert dass der Schwertkämpfer zuließ, dass er starb. Fay spürte wie der Reisegefährte sanft den Arm hob, ihm zärtlich über die Wange strich, schließlich durch sein blondes Haar fuhr. Der Magier wollte erst den Kopf schütteln um ihm zu zeigen, dass er ihm keine Vorwürfe machte, entschloss sich dann aber dagegen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Kurogane diese Reaktion als Zurückweisung deutete war zu groß. „Vielleicht war es anfangs so...“, brach er stattdessen schließlich die Stille, weiterhin in dieser Position verharrend. „Vielleicht habe ich dich anfangs dafür gehasst... Aber mir ist bald gewusst geworden wie dankbar ich dir eigentlich sein muss... dafür, dass ich dir wichtig genug war, dass du bereit warst dich selbst zu opfern um mir zu helfen... Ich habe es nicht verstanden... Ich verstehe es jetzt noch nicht genau weswegen du so gehandelt hast, dennoch bin ich dir dankbar... Allerdings... musst du mir versprechen, dass du dich wehren wirst wenn ich das nächste Mal die Beherrschung verliere, dich wie eine wildgewordene Bestie anfalle... Dieses mal habe ich es noch rechtzeitig geschafft mich wieder unter Kontrolle zu bringen, aber wer weiß ob es nicht wieder geschieht? Vielleicht gelingt es mir dann nicht mehr...“ Fay brach ab und wandte seinen Blick zur Seite, zuckte überrascht zusammen, als Kurogane ihn plötzlich enger an sich zog, ihm beruhigend über den Rücken strich. „Ich kann mich nur wiederholen... Es macht mir kaum etwas aus wenn du es bist, der mir Schmerzen zufügt...“ Obwohl in die Worte des Schwarzhaarigen nicht sonderlich zufrieden stellten, es ihn störte, dass dieser seine Bitte völlig ignorierte, nicht darauf einging, schaffte es das zärtliche Lächeln das die Lippen des Ninjas umspielte ihn trotzdem etwas zu beruhigen. „Ich hasse dieses Gefühl nicht mehr ich selbst zu sein... Erst zu erkennen was ich getan habe, wenn es bereits passiert ist...“, antwortete er schließlich leise, lehnte sich sanft gegen den muskulösen Körper des Kämpfers, atmete dessen Geruch tief ein, entspannte sich in seinen Armen zusehends, konnte aber nicht verhindern, dass weiterhin die abstrusesten Szenarien durch seinen Kopf geisterten. „Was wenn ich dein Leben dadurch gefährde? Wenn du dich erneut verletzt, und ich... ich...“ Kurogane schnitt die stammelnden Worte des Magiers ab indem er eine Hand an dessen Kinn platzierte, dieses sanft anhob, ihn damit zwang ihm in die Augen zu sehen. „Das wird nicht passieren! Ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen... und nimm es mir nicht übel, aber selbst wenn du nicht du selbst bist, glaube ich nicht dass du eine Chance gegen mich hast!“ Das gespielt selbstgefällige Grinsen schaffte es auch auf Fay Gesicht ein schwaches Lächeln zu zaubern, bevor er schließlich ein Nicken andeutete und sich dann von seinem Gegenüber löste. „Ich werde kurz duschen gehen... Danach sollten wir am besten mal nach den Kindern sehn...“ Mit diesen Worten zeigte er deutlich, dass er nicht weiter über das Thema reden wollte, er ohnehin nichts an seinem Zustand ändern konnte. +~+~+~+ Kurogane hatte die ganze Zeit über nur schweigend zugehört und mit jedem weiteren Wort des blonden Mannes in seinem Arm war sein sanftes Lächeln etwas breiter geworden. Es war ein absolut neuer Ton, dass Fay ihm für sein selbstsüchtiges und egoistisches Handeln dankbar war. Natürlich war der Schwertkämpfer nicht mehr unbedingt davon ausgegangen, dass er für seine Taten abgrundtief gehasst wurde, mit einem Danke hatte er aber trotzdem nicht gerechnet. Nur die Bitte, er solle sich das nächste mal, wenn der Magier die Beherrschung verlor doch wehren, überhörte er einfach geflissentlich. Darüber musste sie sich ohnehin noch einmal unterhalten. Immerhin war es alles andere als gut, für keinen von ihnen, wenn der Blonde immer erst dann zum Trinken zu bewegen war, wenn es wirklich nicht mehr anders ging. Er würde mehr darauf acht, dem unfreiwilligen Vampir sein Blut öfter anbieten müssen, da er sich ziemlich sicher war, dass dieser auch in Zukunft nicht von sich selbst aus danach fordern würde. Dieser sah gerade betreten zur Seite, und da es Kurogane überhaupt nicht gefiel, dass seinen Worte nicht ausreichten um ihn zu beruhigen, zog er ihn ohne Vorwarnung enger an sich, ließ seine Hand beruhigend über Fays Rücken wandern. „Ich kann mich nur wiederholen... Es macht mir kaum etwas aus wenn du es bist, der mir Schmerzen zufügt...“ Nach einigen Minuten des Schweigens brach die leise Stimme des Magiers den Raum, während er sich von selbst an den Schwarzhaarigen lehnte. „Ich hasse dieses Gefühl nicht mehr ich selbst zu sein... Erst zu erkennen was ich getan habe, wenn es bereits passiert ist... Was wenn ich dein Leben dadurch gefährde? Wenn du dich erneut verletzt, und ich... ich...“ Kurogane gebot dem verunsicherten Gestammel seines Gegenübers Einhalt indem er ihm sanft die Hand unters Kinn legte und ihn somit zwang ihm direkt in die Augen zu sehen. Die nächsten Worte des Ninjas wurden von einem breiten, leicht überheblichen Grinsen begleitet. „Das wird nicht passieren! Ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen... und nimm es mir nicht übel, aber selbst wenn du nicht du selbst bist, glaube ich nicht dass du eine Chance gegen mich hast!“ Mit dieser Bemerkung schaffte er es endlich ein zartes Lächeln auf das blasse Gesicht des Blonden zu zaubern, wobei der Krieger den dezenten Hinweis seiner „Inneren Stimme“, dass er gestern Abend aufs gemeingefährlichste von einem alten Fischernetz ausgeknockt worden war, einfach einmal ignorierte. Solche Gedanken und Erinnerungen waren schlecht fürs Ego und gehörten verdrängt, oder besser noch, vergessen. „Ich werde kurz duschen gehen... Danach sollten wir am besten mal nach den Kindern sehn...“ Nachdem Fay sich von ihm gelöst hatte, zeigte er mit diesen Worten deutlich an, dass er nicht mehr über das Thema und das gerade Geschehene reden wollte, und der Schwertkämpfer ließ ihm seinen Willen, machte sich aber eine gedankliche Notiz, dass er in nächster Zeit noch einmal darauf zurückkommen musste, möglichst bevor der Magier das nächste mal so verzweifelt nach Blut verlangte, dass er ihn wie ein ausgehungertes Tier anfiel. „Nun, von mir aus.“, war dann auch seine schlichte Antwort, schließlich konnte er seinem Reisegefährten schlecht verbieten zu duschen. Und auch der Verschlag einmal nach der Prinzessin und ihrem Beschützer sehen, war nicht der schlechteste. Er wusste nicht genau was ihn zu dieser für ihn absolut untypischen Geste bewegte, aber einer Eingebung folgend beugte sich der Schwarzhaarig vor und gab dem Kleineren sanft einen Kuss auf die Stirn, bevor er sich ohne ein weiteres Wort umdrehte und, nur mit einem Lächeln, das Zimmer verließ. +~+~+~+ Verwirrt blickte Fay dem schwarzhaarigen Reisegefährten nach, strich sich dann lächelnd über die Stirn auf der er noch immer dessen weiche Lippen zu spüren glaubte. Es war wirklich seltsam wie sehr der sonst so mürrische Ninja sich verändert hatte. Kurogane war ihm ähnlich gewesen, hatte zwar auf eine völlig andere Art und Weise eine Mauer zwischen sich und dem Rest der Gruppe aufgebaut, aber er hatte sich ebenfalls dahinter verschanzt, ihnen mit seinem genervten Gesichtsausdruck deutlich zu verstehen gegeben, dass er nur mit ihnen unterwegs war um sobald wie möglich wieder in seine eigene Welt zurück kehren zu können. Doch nach und nach waren sie sich näher gekommen, es war so langsam gegangen, dass sie es selbst kaum gemerkt hatten, bis es plötzlich zu spät gewesen war, sie nicht mehr von einander loskamen. Fay zog die weiche Decke von seinen Schultern, legte sie auf dem Bett ab, trat dann in der kühlen Morgenluft leicht fröstelnd auf die Badezimmertüre zu, öffnete sie und bückte sich beim Eintreten erst einmal nach den hinuntergefallenen Duschgel- und Shampoo Döschen. Sobald er festgestellt hatte, dass der Krieger sein Handtuch in dem sterilen Raum zurück gelassen hatte zog der Magier den Duschvorgang beiseite, um sich dann unter dem Duschkopf zu platzieren und den Warmwasserhahn aufzudrehen. Es lag zwar noch ein leichter Blutgeruch in der Luft, dieser beeinflusste ihn aber, da er ohnehin gerade getrunken hatte und Kurogane die restlichen Spuren säuberlich beseitigt hatte nicht. Entspannt schloss er die Augen als die ersten Tropfen auf seine Schultern prasselten, legte den Kopf leicht in den Nacken um die jegliche Verkrampfungen lösende Massage zu genießen. Das warme Wasser beruhigte ihn, schien im Moment wirklich in der Lage zu sein die Ereignisse der letzten Tage von ihm abwaschen zu können. Dass das höchstwahrscheinlich nicht an der Dusche, sondern daran lag, dass er sich endlich wieder besser mit dem Kämpfer verstand, sie sich nicht mehr behandelten wie Fremde, über diese Tatsache sah er großzügig hinweg. Als Fays Blick auf seine Hand fiel verzogen sich seine Lippen wie von selbst zu einem erneuten Lächeln als er bemerkte, dass der rote Faden wieder an Intensität zugenommen hatte, wieder stark und unzerstörbar wirkte. „Danke...“, wisperte er leise, drückte die mit Kurogane verbundene Hand an seine Brust, fühlte sich einfach nur froh und erleichtert. Gerade als er seine Haare shampooniert, den Schaum wieder aus den blonden Haaren gewaschen hatte und damit begann das nach Pfirsich duftende Duschgel auf seiner blassen Haut zu verteilen, hörte er plötzlich wie es an der Türe klopfte, zuckte verwirrt zusammen und verharrte einen Moment lang bewegungslos. „Tut mir leid, dass ich dich störe, aber kann ich kurz rein kommen? Die Frau von der Rezeption war gerade da, angeblich haben die Gäste die vor und die Zimmer bewohnt haben, irgendetwas im Bad vergessen.“ Man konnte der rauen Stimme deutlich anhören, dass es dem Reisegefährten alles andere als angenehm war den Magier zu unterbrechen, aber scheinbar hatte ihn die Empfangsdame ausdrücklich gebeten den vergessenen Gegenstand so schnell wie möglich zu bringen. „Ist schon okay... Komm ruhig rein...“, überwand sich Fay schließlich. Was stellte er sich überhaupt so an? Der Duschvorhang schirmte ihn ohnehin vor Kuroganes Blicken ab, und zusätzlich war der Raum nun durch das warme Wasser in dichten Dunst gehüllt. Er fröstelte leicht als der Ninja die Türe öffnete, sein Eintreten von einem kühlen Lufthauch begleitet wurde. +~+~+~+ Kurogane hatte gerade sein Zimmer durchs Bad betreten und die Verbindungstür hinter sich geschlossen, wandte seine Aufmerksamkeit gerade der großen, verglasten Balkontüre zu, als es plötzlich an seiner Tür klopfte. Mit hochgezogenen Augenbrauen betrachtete er seine Zimmertüre, als erwartete er, dass er sie mit bloßem Blick zum verschwinden bringen können, bevor er durch ein zweites, durchdringenderes Klopfen daran erinnert wurde, dass man Türen eigentlich öffnete, sollte jemand um Einlass bitten. Also öffnete der Schwarzhaarige, mit seinem üblichen finsteren Gesichtsausdruck und blinzelte dann erst einmal überrascht. Zuerst war er überzeugt dass überhaupt niemand vor ihm stand, erst nachdem er seinen Blick um ungefähr einen Meter senkte starrte er in zwei durchdringend graue Augen, die ihn nur erneut verwirrt Blinzeln ließen. Vor ihm stand die Dame in den Mitfünfzigern, die ihn und den Magier beim Eintreten ins Hotel so argwöhnisch hinterm Tresen hervor gemustert hatte. „Guten Morgen.“, begrüßte sie ihn jetzt und wirkte dabei etwas angesäuert, darüber, dass gerade sie sich auf das gesellschaftliche Niveau herablassen musste, mit einem der Spätheimkehrer zu sprechen. Sie erweckte sowieso den Eindruck als ob sie es nicht besonders guthieß, dass sie so spät oder besser früh hier aufgekreuzt waren, und in ihren Augen stand deutlich zu lesen, dass sie dem Schwertkämpfer einiges Unanständiges zutraute, was diesem allerdings nur ein trockenes Grinsen entlockte. „Die Gäste, die vor ihnen diese Zimmer bewohnt haben, haben gerade angerufen, dass sie ein Handy im Badezimmer vergessen haben, das sie so schnell wie möglich abholen wollen.“ Kurogane schwieg einen Moment und sah mit Absicht über diese penetrante, rundliche Person hinweg, was ihm nicht besonders schwer fiel, aber die Rezeptionistin zur Weißglut trieb. „Da werden sich die Herrschaften noch etwas gedulden müssen. Mein Begleitung steht gerade unter der Dusche.“ „Nun haben sie sich nicht so.“, war die augenrollende Erwiderung darauf. „Sie werden es ja wohl fertig bringen ins Bad zu gehen, während ihre Freundin duscht.“ Mit einem trockenen Räuspern sah der Schwarzhaarige in eine andere Richtung, um nicht den Kommentar abzugeben, dass Fay weder seine, noch überhaupt eine Frau war. Wie die alte Hexe auf diese Schlussfolgerung kam war ihm sowieso schleierhaften. Dass sie gemeinsam frühmorgens heim gekommen waren hatte doch wirklich rein gar nichts zu bedeuten, zumal sie sich ja nicht einmal das Zimmer teilten. Allerdings hatten solche ältere Damen ihre Spitzel meist überall, weswegen es wohl gar nicht so abwegig war, dass eine ihrer Bekannten die Auseinandersetzung am Strand mitangesehen hatte. „Also?“, wurde der Krieger von ihrer penetranten Stimme aus seinen Gedanken gerissen, was er mit einem genervten Seufzen quittierte. „Wenn sie sich kurz gedulden würden...“ Ohne eine eventuelle Erwiderung abzuwarten, machte er der Frau Rezeptzionistin die Tür vor der Nase zu und wandte sich zur Badtür um. Nach einem kurzen Zögern, in dem er sich fragte, warum er sich eigentlich so anstellte, klopfte er an. „Tut mir leid, dass ich dich störe, aber kann ich kurz rein kommen? Die Frau von der Rezeption war gerade da, angeblich haben die Gäste die vor und die Zimmer bewohnt haben, irgendetwas im Bad vergessen.“ Einen kurzen Moment war nur das melodische Rauschen der Dusche zu hören, nichts anderes. Als Kurogane sich gerade damit abfinden wollte, dass das Schweigen in diesem Fall wohl als Nein zu werten war, erklang dann doch die Stimme des Magiers. „Ist schon okay... Komm ruhig rein...“ Also trat der Schwarzhaarige ein, begleitet von einem kühlen Luftzug, der sich aber sofort in dem, in feuchten warmen Dunst gehüllten Raum verlor. Gegen die plötzliche Wärme die ihm entgegen schlug musste der Ninja kurz blinzeln, dann trat er vollends ein, schloss die Tür wieder hinter sich, damit die kühle Luft draußen blieb. Aufmerksam ließ er seine glutroten Augen durch den Raum schweifen, vermied dabei lediglich den Bereich, in dem sich die Dusche befand. Er hatte heut schon genug, viel zu viel, von dem Magier gesehen, was seinem Verstand alles andere als gut getan hatte, weswegen er es für besser hielt seinen Blick auf alles andere zu richten, nur nicht auf die angedeutete Silhouette hinter dem Duschvorhang. Noch während diese Gedanken in seinem Kopf herumspukten, ertappte Kurogane sich allerdings schon dabei, dass sich sein Blick selbstständig machte, sich ganz automatisch seinen eigenen Weg gesucht hatten und jetzt an der schlanken Silhouette des Magiers festhing. Der Ninja musste kurz die Augen schließen, um sich endlich von diesem Anblick losreißen zu können, konzentrierte sich dann mehr schlecht als recht auf seine eigentlich Aufgabe. Es dauerte auch nicht wirklich lange, bis er das mobile Telephon, das lediglich unter das Waschbecken gefallen war, entdeckte. Mit leicht angewidertem Gesichtsausdruck betrachtete er das kaum handgroße Gerät, das ihnen aufgrund seines weißen Rückencovers zuvor nicht aufgefallen war. Die Vorderseite hingegen war mit pinken Schnörkeln übersäht, allem Anschein nach das Handy einer Frau. „Gott... widerlich...“, brummte er genervt, bevor er noch ein letztes Mal zu dem hinter dem Duschvorhang verborgenen Magier sah. „Ich bin dann wieder draußen.“ +~+~+~+ Nervös fuhr Fay damit fort seine blasse Haut mit dem Duschgel einzuschäumen, ertappte sich dabei wie seine eisblauen Augen durch den milchigen Vorhang hindurch die Silhouette von Kurganes Körper suchten, konnte schemenhaft erkennen wie dieser sich bückte, wahrscheinlich um den gesuchten Gegenstand vom Boden aufzuheben. „Gott... widerlich...“ Ein leichtes Lächeln stahl sich bei diesen Worten auf die Lippen des Magiers und er konnte sich bereits denken, dass das vergessene Ding, worum auch immer es sich handeln mochte, wohl für den Geschmack des Ninjas einige Schnörkel zuviel zierten. „Ich bin dann wieder draußen.“ Der blonde Mann glaubte zu erkennen wie der Kämpfer seinen Blick in Richtung der Dusche richtete, spürte, obwohl er genau wusste, dass dieser ihn ebenso undeutlich sehen konnte wie er ihn, wie sich seine bereits durch das heiße Wasser erhitzten Wangen noch etwas deutlicher röteten. „Okay...“, antwortete er schließlich, da er das Gefühl hatte, dass der Krieger auf eine Reaktion wartete, konnte hören wie die Türe erneut geöffnet wurde, fühlte ein weiteres mal einen kalten Windhauch. „Kurogane!“ Entsetzt biss sich Fay auf die Lippen, wusste selbst nicht genau was ihn dazu getrieben hatte den schwarzhaarigen Mann zurück zu rufen. An der kalten Luft konnte der Magier deutlich erkennen, dass der Reisgefährte inne gehalten hatte, vermutete dass dieser sich verwirrt wieder in seine Richtung gewandt hatte. Einen Moment lang war nur das leise Prasseln des Wassers zu hören, bevor die dunkle Stimme des Ninjas diese durchbrach. „Ja?“ Geduldig schien dieser weiterhin auf eine Erklärung zu warten, während der blonde Mann sich im Stillen für dieses unüberlegte Handeln verfluchte. Was hatte er damit bezwecken wollen? Tja, was? „Ich... wollte... Ich... also...“, stotterte er hilflos, bevor er schließlich abbrach, konnte über sein eigenes Verhalten nur den Kopf schütteln. Wahrscheinlich war es der Restalkohol der seinen Verstand benebelte, oder die Nachwirkungen des Blutrausches die sich jetzt noch bemerkbar machten, anders konnte er sich sein Benehmen nicht erklären. „Vielleicht solltest du gleich mal nach den Kindern schauen. Mittlerweile ist es doch schon einigermaßen spät geworden, sie sind bestimmt schon wach...“, versuchte er schließlich mit dieser schwachen Ausrede zu rechtfertigen weswegen er den schwarzhaarigen Freund zurück gehalten hatte. Erneut herrschte Stille in dem kleinen Raum, und Fay fröstelte leicht in der kalte Luft die noch immer durch die halb offenstehende Türe zog, während der Ninja abwartete ob diese lahme Antwort wirklich alles war was der Magier ihm zu sagen hatte. Als er aber keine Anstalt machte weiter zu sprechen, vernahm der blonde Mann ein leises Seufzen seitens Kurogane, bevor dieser schließlich mit einem gemurmelten „Ist gut...“ das Badezimmer verließ. ~tbc~ Kapitel 21: Merciless Countdown ------------------------------- ^^;; Ich habs wieder mal geschafft, euch ewig warten zu lassen^^;;; Ich will mich gar nicht rausreden, ich war einfach faul*hust* Arbeiten, Cons und Cosplay hatte mich durchgehend im Griff, war da einfach zu unmotiviert um mich hinzusetzen und das neue Chapter zu überarbeiten^^; Dabei wärs ja wirklich nicht soviel Arbeit gewesen... Nya^^; Ich schäme mich und bitte vielmals um verzeihung... Hoffe, es gibt noch Leute die uns weiterhin treu bleiben. Ich verspreche euch nun wieder regelmäßig mit Lesestoff zu versorgen =) Ab nächste Woche ist wieder Uni, da hab ich dann wieder nen geregelteren Tagesablauf und bin hoffentlich nimma ganz so faul XD So, und nun viel Spaß beim Lesen ^^ +~+~+~+ „Kurogane!“ Die Hand bereits auf der Türklinke, die Tür selbst schon halb geöffnet hielt der Ninja inne, als er plötzlich und so unerwartet seinen Name vernahm. Wieso rief der Magier ihn zurück? Irritiert wandte er sich um, konnte an dessen hinter dem Duschvorhang nur verschwommenen wahrnehmbaren Umriss erkennen, dass Fay absolut reglos verharrte, anscheinend wie erstarrt in seine Richtung sah. Dann herrschte Stille. Unangenehmes Schweigen, nur durchbrochen von dem regelmäßig prasselnden Wasser. Da trennten sie doch nur ein paar Meter und ein dünner milchiger Vorhang, dennoch schafften sie es wieder einmal sich durch die gespannte Stille ferner zu sein als man es in diesem kleinen Raum für möglich hielt. „Ja?“, hakte er schließlich nach als einige sich endlos hinziehende Minuten vergangen waren ohne dass Fay eine Erklärung für den plötzlichen Rückruf von sich gegeben hatte. Er hatte kein Problem damit zu bleiben, die alte Schachtel von der Rezeption noch warten zu lassen, solange es nur reichte um sie wieder einander näher zu bringen. „Ich... wollte... Ich... also...“ Warten. Schweigen. „Vielleicht solltest du gleich mal nach den Kindern schauen. Mittlerweile ist es doch schon einigermaßen spät geworden, sie sind bestimmt schon wach...“ Natürlich, was hatte er auch anderes erwartet… Es war immer einfacher einen Rückzieher zu machen. Das letzte Mal war er es gewesen, auch wenn er sich selbst genügend plausible Gründe geliefert hatte um es nicht als Schwäche oder Flucht zu sehen, sondern als die bessere Entscheidung zu akzeptieren. Auch wenn er jetzt im Nachhinein bereute. Ein leises Seufzen kam über die Lippen des Schwertkämpfers, und mit einem gemurmelten „Ist gut...“ kam er der stummen Bitte den Raum zu verlassen nach, und schloss die Badezimmertür hinter sich, sperrte die feuchte Wärme und all seine Gedanken damit aus. Als Ninja war das einfach. Einfach verdrängen, was einen belastete, sich auf anderes konzentrieren und mochte es noch so unwichtig sein. Seine momentane Ablenkung reichte ihm kaum bis zur Brust und bedachte den Krieger mit einem vorwurfsvollen Blick, als dieser die Tür zum Gang hin wieder öffnete. „Was haben Sie den solange getrieben, junger Mann?“ Die Dame schien noch nicht einmal zu registrieren, wie man die Worte in der momentanen Situation auslegen konnte und Kurogane wollte die zweideutige Bedeutung gar nicht verstehen, ignorierte sie einfach. Wortlos ließ er das rosa verzierte Handy in die ausgestreckte pummelige Hand der Rezeptzionistin fallen, welche nur knapp nickte und dann mit, wie sie wohl dachte würdevollen Schritten den Gang hinunter rauschte. Der Schwarzhaarige sah der in Bewegung geratenen Masse für einen Moment mit skeptisch gehobenen Augenbraun nach, dann schüttelte er leicht belustigte den Kopf und trat hinaus auf den Flur. Soweit er sich an die Nummern aus den Schlüsseln der Kinder erinnerte lagen die Zimmer etwas versetzt auf der gegenüberliegenden Seite und nach wenigen Schritten stoppte er schon vor besagter Tür und klopfte an. Die verwirrte Mädchenstimme die aus dem Raum drang sagte dem Krieger, das es sich um Sakuras Zimmer handelte, und keine Sekunde später öffnete das braunhaarige Mädchen auch schon, und ihr verwirrter Gesichtsausdruck verwandelte sich in ein Lächeln, als sie ihn erkannte. „Guten Morgen Kurogane-san! Hast du gut geschlafen?“ Kuroganes angesetztes ‚Naja’ wurde zu einem „Nmpf!“ als ihm ein flauschiges weißes Etwas mit viel Enthusiasmus mitten ins Gesicht klatschte. „Kuro-rin! Kuro-rin, ich hab dich voll erwischt!! Touchdown! Hyuuu~!!“ +~+~+~+ Fay konnte hören wie die Türe mit einem leisen Knarren ins Schloss fiel, wusste dass er wieder alleine war. Einen Augenblick lang verharrte er regungslos, während der warme Wasserstrahl ununterbrochen auf seine Schultern herunterprasselte. Seine Arme hingen kraftlos neben seinem Körper, die Finger der einen Hand noch immer lose um die Flasche mit dem Duschgel geschlossen, bevor er diese achtlos fallen ließ, er sich dann mit den zu Fäusten geballten Händen an der Wand abstützte, nach vor lehnte und seine glühende Stirn an den weißen Fliesen kühlte. Er spürte wie ihm seine Haare nass ins Gesicht hingen, Wassertropfen daran herunter perlten, ihm in das nicht von der Klappe geschützte Auge tropften, und das Bild davor verschwamm. Er belog sich selbst wenn er sich nicht eingestand, dass er genau wusste, weshalb er den schwarzhaarigen Ninja zurück halten hatte wollen. >Bleib hier... Berühr mich... Hilf mir meinen Körper von den Spuren die er hinterlassen hat zu reinigen! Lass sie verschwinden...< Nur Kurogane würde es schaffen den unsichtbaren Schmutz auf seiner blassen Haut, den nicht einmal das sauberste Wasser rein waschen konnte, zum Verschwinden zu bringen. Nur bei ihm fühlte er sich sicher genug um zu wissen, dass dieser es vermochte die ohnehin momentan nur verdrängten seelischen Wunden erneut aufzureißen, um sie dieses mal richtig zu versorgen, zu verbinden, damit sie verheilen und völlig verschwinden konnten. Dennoch... Mit seinem unüberlegten Handeln hatte er erneut das Vertrauen das sie gerade mühevoll wieder aufgebaut hatten, gefährdet. Es war zu früh... Er wusste, dass er den Berührungen des Reisegefährten trotz seiner eigenen Bitte nicht Stand gehalten, ihn erneut von sich gestoßen hätte, diesem damit wohl das Gefühl gegeben hätte sich über ihn lustig zu machen. Er spielte ein gefährliches Spiel, dessen Hauptpreis, das aufrichtige Vertrauen und die Nähe des Kriegers, er verlieren würde wenn er nicht aufpasste. Frustriert seufzend, richtete er sich schließlich auf, versicherte sich, dass auf seiner Haut sich keine Schaumrückstände mehr befanden und drehte schließlich den Wasserhahn ab. Er schob den milchigen Duschvorhang zur Seite, angelte sich das Handtuch, frottierte damit erst seine blonden Haare ab, bevor er sich selbst abtrocknete und das Stofftuch wie zuvor um seine schmalen Hüften wickelte. Gedankenverloren blieb er vor dem beschlagenen Spiegel stehen, starrte einen Moment lang auf die Fläche auf der er nur schemenhaft das Abbild seiner selbst erkannte, hob dann seine Hand. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf sein ernstes Gesicht als er sie schließlich sinken ließ, sich dann abwandte und den Raum verließ. „Ima o Ikiro...”, wiederholte er leise die Worte, die er mit seinem Finger auf der beschlagenen Scheibe hinterlassen hatte. Nachdem er wenig später angezogen war verließ er das Zimmer zwar noch mit feuchten Haaren, die allerdings an der warmen Sonne mit Sicherheit schnell trocknen würden um sich ebenfalls zu den Kindern zu begeben. Gerade als er vor der richtigen Zimmernummer hielt, klopfen wollte, wurde diese aufgerissen, und Mokona sprang ihm wie ein Hüpfball entgegen. „Waaaai~ Kuro-sama ist wütend! Flüchte!“, versuchte es den Magier mit seinem quietschenden Stimmchen, das deutlich zeigte wie viel Spaß es ihm machte den Ninja mal wieder auf die Palme zu treiben, zu warnen, allerdings reagierte Fay zu spät, hatte keine Chance mehr aus der Schusslinie zu gelangen. Mit einem lauten „Rums“ fand er sich keine Sekunde später auf demFußboden wieder, der schwarzhaarige Reisegefährte, der wie es schien hinter dem weißen Flauschball hergejagt war und ihn dabei übersehn hatte, auf ihm. Glücklicherweise hatte der Schwertkämpfer es noch geschafft seinen Sturz reflexartig mit seinen Händen, mit denen er sich nun neben Fays Kopf abstützte, abzufangen, war damit nicht mit seinem gesamten Gewicht auf ihn gestürzt. +~+~+~+ Mit einem lauten, aber Gott sei dank durch Mokona gedämpft unverständlichen Fluch griff der schwarzhaarige Ninja nach dem flauschige Manjuu, aber dieses war schneller und auf den Wutausbruch vorbereitet, robbte schnell über Kuroganes Gesicht nach oben, bevor es hyperaktiv aus seinen Haaren schnellte und in Sakuras Zimmer flüchtete, wo es sich leise kichernd unter der Bettdecke verkroch. Seiner guten Kinderstube Folge leistend verharrte Kurogane an Ort und Stelle, wurde einen Moment lang verwirrt von Sakura gemustert, bevor das Mädchen zu verstehen schien weswegen er nicht eintrat. Die Prinzessin lächelte ihn gut gelaunt an und trat von der Tür weg, bedeutete ihm, dass er ruhig reinkommen konnte. Gerade als sie die Tür hinter sich schloss klopfte es erneut und sie blickten sich irritiert an, bevor ihnen dann bewusst wurde, dass das leise Geräusch von der Verbindungstüre zum Bad her klang. „Ja?“ Auf die höfliche, etwas verunsicherte Frage der Prinzessin hin öffnete sich diese dann auch schon und Syaoran betrat zögernd das Zimmer. Wie es schien hatten es die Kinder auch nicht mehr so leicht... Mit einem schwachen Grinsen registrierte der Krieger den leichten Rotschimmer auf den Wangen der Prinzessin. Ein gutes Zeichen. Immerhin hatte Sakura den Jungen nun wohl doch an ihrer Seite akzeptiert. Ob es daran lag, dass er ihrem Syaoran exakt glich, oder sie tatsächlich Sympathie für ihre neue Begleitung entwickelte konnte man allerdings nicht mit Gewissheit feststellen. Offensichtlich war nur, dass die Prinzessin für den Jungen alles bedeutete. „Guten Morgen Hime. Ich denke wir sollten mal nach Fay-san und... Oh, Guten Morgen Kurogane-san“ Syaoran lächelte erfreut, als er der Anwesenheit des Ninjas gewahr wurde. „Wo ist Fya-san?“ „Duschen.“, war Kuroganes knappe Erwiderung, worauf unter der Bettdecke ein belustigtes „Hyu, Hyu! Sexy~“ zu hören war. Diese Flauschkugel war doch echt nervig! Sakura riss ihn aus seinem inneren Fluchmonolog und sah ihn mit einem besorgten Ausdruck in den grünen Augen an. „Geht es ihm denn wieder besser?“ Der Trauer in der mühsam beherrscht ruhigen Stimme konnte Kurogane entnehmen, dass sich die Prinzessin noch immer große Sorgen um den Magier machte. Wahrscheinlich würde ihre Angst vor einem erneuten derartigen Zwischenfall auch nicht so schnell wieder verschwinden. Und was mochte sie über ihn selbst denken? Wie er nur regungslos daneben gestanden und es geschehen lassen hatte? „Ich denke es gibt keinen Grund zur Sorge mehr Prinzessin.“, antwortete er schließlich mit ruhiger Stimme, Worte die das weiße Knäuel sofort lautstark bestätigte. „Genau!“ verkündete Mokona, wagte sich nun wieder unter der Bettdecke hervor und sprang erneut auf Kuroganes breite Schulter. „Mokona passt nämlich auf ihn auf!!“ Vielleicht hatte es ein Seitenhieb auf den Ninja sein sollen, dass er nicht genug auf den blonden Magier Acht gab und dennoch konnte der der Schwarzhaarige nicht verhindern, dass sich ein kurzes, fast schon dankbares Lächeln auf sein sonst so angespanntes Gesicht legte. Ein so seltener Gesichtszug, dass die Kinder und Mokona verwirrt blinzelten. „Das ist auch gut so…“ Fay konnte jeden Halt gebrauchen, egal ob er es war, der ihm diesen gab, das weiße Zauberwesen oder die Prinzessin und ihr Beschützer, die beide mit ganzem Herzen an dem Magier hingen. Es konnten nie genug Leute sein, die einem verletzten Menschen zeigten, dass er gebraucht und geliebt wurde. Kurz schmiegte sich das wuschelige Knäuel an seine Wange, bevor es dann seine übliche Routine wieder aufnahm und eine stichelnde Bemerkung hinterher schoss. „Hyu... Kuro-pyon ist wohl Feuer und Flamme!! Nya!!“ „Wie BITTE??!! Ich geb dir gleich Feuer und Flamme du Vieh!!” Und sofort begann eine Hetzjagd quer durchs Zimmer, welche die beiden Kinder veranlasste lieber in eine Ecke zu verschwinden um nicht umgerannt zu werden. Mokona musste bald feststellen, dass es in dem kleinen Zimmer kaum Fluchtmöglichkeiten hatten, weswegen es auf die Tür zusprang und sie mit einem geschickten Punch gegen die Klinke öffnete. Die darauf folgende quietschige Warnung des Zauberwesens registrierte der Schwertkämpfer zwar, war aber viel zu verwirrt darüber um sie wirklich zu verstehen, und auch fiel zu schnell um anzuhalten. Im nächsten Augenblick stieß er auch schon mit jemandem frontal zusammen. Das Einzige das er dann registrierte waren überraschte eisblaue Augen und die Tatsache, dass er den Halt verlor. Es war gar kein bewusster Gedanke, nur ein Reflex, dass sich der Ninja mit beiden Armen abfing, erst einmal genauso perplex in das Gesicht des unter ihm liegenden Mannes starren konnte, wie dieser zu ihm hoch blickte. Wo kam denn der Magier plötzlich her? Allerdings wurde der Gedanke von einem durch seinen Körper zuckenden Schmerz sofort beiseite gewischt. Unbewusst hatte er schon wieder seine Schulter belastet. Obwohl es ihn einige Anstrengung kostete schaffte er es dennoch nicht zur Gänze aus dem schlanken blonden Mann zu landen, sackte mit einem gequälten Keuchen nur noch ein Stück nach unten, sodass sich ihre Nasenspitzen fast berührten. Wieder brachte es keiner fertig sich zu rühren und es herrschte betretenes peinliches Schweigen, dem Mokona dann aber Abhilfe verschaffte indem es begleitet von einem lautstarken „Hyuu~“ auf Kuroganes Hinterkopf hüpfte. Völlig überrascht von dem plötzlichen Überfall überbrückte der überrumpelte Krieger die letzten Zentimeter zwischen ihnen, versiegelte ihre Lippen miteinander. Ein Sekundenbruchteil in dem sie sich nur groß ansahen, dann riss der Schwarzhaarige den Kopf zurück, richtete seinen glühenden Blick auf das hasenähnliche Zauberwesen, das es sich neben ihm auf dem Boden bequem gemacht hatte und ihn unschuldig und auch etwas selbstgefällig anstrahlte. Wie viel davon war wohl Absicht gewesen? Ruckartig stand Kurogane auf, zog den blonden ohne Rücksicht auf Proteste mit sich auf die Beine, vermied es dabei aber diesen anzusehen. Der unübersehbare Rotschimmer der sich auf Fays sonst so blasse Wangen gelegt hatte, hatte auf den Schwarzhaarigen eine nicht gerade vorteilhafte Wirkung, lud diese Reaktion doch gerade zu einem erneuten Kuss ein. Ein schneller Blick zu den Kindern sagte ihm, dass sie alles mitbekommen hatten, nun verlegen schweigend in verschiedenen Richtungen, nur nicht zu den Erwachsenen sahen. Verdammter Schneeball!!! +~+~+~+ Völlig verdattert starrte Fay in die nur wenige Zentimeter entfernten glutroten Augen des Reisegefährten, war viel zu perplex um überhaupt Schmerz zu empfinden. Allerdings schien er sich aber ohnehin nicht verletzt zu haben da er relativ weich auf dem Teppichboden gelandet war. Kurogane, der sich reflexartig mit seinen Armen abgestützt hatte um nicht mit seinem gesamten Gewicht auf ihm zu landen, hatte da wohl nicht so viel Glück gehabt. Der Schwertkämpfer hatte bei dieser unbewussten Bewegungen erneut seine verletzte Schulter belastet und sackte nun mit schmerzverzerrtem Gesicht und einem gequälten Aufstöhnen noch etwas weiter zu ihm herunten, verringerte den Abstand zwischen ihnen um weitere Zentimeter, sodass er den Schmerz gepeinigten, stoßweise gehenden Atem des Ninjas spüren konnte. Einen Augenblick lang war es völlig still, keiner von ihnen wagte es sich zu bewegen, war gefangen in den Augen des jeweils anderen. Diesen Moment nutzte Mokona zu seinen Gunsten, katapultierte sich fröhlich quietschend gegen den Hinterkopf des Kriegers, sodass dieser völlig überrumpelt noch weiter nach vor kippte, ungewollt die letzte Distanz zwischen ihnen überwand und seine weiche Lippen auf die leicht geöffneten des blonden Mannes unter ihm legten. Überrascht weiteten sich Fays Augen. Er merkte, dass sein Gegenüber nicht minder überrumpelt war, bevor er dann auch schon seinen Kopf in plötzlicher Erkenntnis was gerade passierte zurückriss. Der Magier konnte sehen wie die Augen des Ninjas sich wütend verengten als sein Blick auf das breit grinsende Zauberwesen neben ihnen fiel, und langsam wurde auch ihm klar was sich gerade vor den Augen der Kinder ereignet hatte. Er spürte wie seine blassen Wangen sich röteten, stöhnte innerlich auf, als er plötzlich von dem schwarzhaarigen Krieger hochgezogen wurde, der seine leisen Proteste völlig ignorierte. Durch den unerwarteten heftigen Ruck stolperte Fay gegen Kurogane, der seine Arme sofort um den schmächtigen Körper schloss damit der Magier nicht ein weiteres Mal zu Boden ging. Der blonde Mann konnte die Körperwärme des Ninjas fühlen, spürte deutlich wie ihm erneut das Blut ins Gesicht schoss, seine Wangen sich noch offensichtlicher röteten als zuvor. Einen Moment lang machte der Krieger keine Anstalten ihn loszulassen, schien selbst zu überrumpelt um zu begreifen in welcher prekäre Situation sie sich gerade befanden, bevor er schließlich die verwirrten Blicke der Kinder einfing, seine Arme wie elektrisiert von ihm löste und einige Schritte von ihm weg trat. Erst jetzt wandte Fay sich der Prinzessin und Syaoran zu, die ziemlich offensichtlich vermieden sie anzusehen, sich verlegen darum bemühten, dass sich die Verwirrung über das so eben Geschehene nicht zu deutlich in ihren Gesichtern zeigte. „Hyuu~ Kuro-sama kann ja richtig gut küssen!“, versuchte der Magier schließlich nachdem er sich endlich gefangen hatte die Situation zu retten, mit dieser triezenden Bemerkung das peinliche Schweigen zwischen ihnen zu brechen. Natürlich, er hatte Kurogane schon des Öfteren geküsst, am Strand sogar vor anderen Leuten, doch sie hatten nie vor den Kindern gezeigt was sich zwischen ihnen entwickelt hatte, dass sie mehr als nur Freundschaft verband. Glücklicherweise stieg Mokona sofort darauf ein, sprang einen Kussmund formend quietschend auf den Ninja zu. „Waii~ Mokona will auch! Kuro-tan, Chuu, Chuu~!“ Erleichtert stellte Fay fest, dass Sakura leise lachte, als der Krieger das weiße Knäuel packte, sich dieses aber seinen Händen entwand und ihm, den Überraschungsmoment nutzend, einen dicken Schmatzer auf den Mund drückte. Einen Moment lang spürte Fay Syaorans undurchschaubaren Blick auf sich ruhen, bevor er seine Aufmerksamkeit ebenfalls auf Kurogane und Mokona lenkte, sich seine Lippen auch zu einem Lächeln verzogen. Dennoch schien es Fay als ob der Beschützer der Prinzessin bereits etwas ahnte, ihm den unbeschwerten Ton seiner Bemerkung nicht abgekauft hatte. „Wir sollten uns langsam auf den Weg machen, wir müssen in einer halben Stunde am Strand sein!“, wechselte der Magier deshalb das Thema, bevor irgendjemand auf den Kuss zu sprechen kommen konnte, deutete dann betont ungeduldig zur Balkontüre, hinter deren Glastüre das Meer zu sehen war. „Gleich am ersten Tag zu spät zur Arbeit zu erscheinen macht bestimmt keinen guten Eindruck, nicht? Kuro-pyon, du bist doch bestimmt meiner Meinung, nicht wahr?“ Obwohl es ihn einige Überwindung kostete drückte er sich betont eng an den Reisegefährten, versuchte damit zu zeigen, dass der Körperkontakt zwischen ihnen rein gar nichts zu bedeuten hatte. Er wusste nicht wieso er sich so verzweifelt darum bemühte den Schein, dass sie nur Freunde, Kameraden, waren, zu wahren, aber er hatte einfach den Eindruck, dass sobald die Kinder von ihren Gefühlen füreinander, die sie ja selbst kaum verstanden und damit umzugehen vermochten, erfahren würden, der Umgang miteinander sich noch schwieriger gestalten würde. Es war besser nichts zu sagen. Dadurch waren sie beide gezwungen sich zurück zu halten, würden nichts überstürzen, zumindest in Anwesenheit der Kinder die Kontrolle über sich selbst behalten. +~+~+~+ „Hyuu~ Kuro-sama kann ja richtig gut küssen!“ Diesmal war Kurogane wirklich froh, dass Mokona sofort auf den Kommentar des Magiers einging, somit seine volle Aufmerksamkeit beanspruchte, und ihn davon abhielt die Reaktion zu bringen die ihm automatisch einfiel. Irgendetwas wie „Das war nur der Anfang.“ und ein erneuter Kuss. Seit wann war er so hitzig und unbedacht? Es war offensichtlich, dass Fay ihm ein solches Verhalten übel nehmen würde. Sein Zwang die Meinung anderer mehr zu achten als seine eigenen Gefühle war ja scheinbar chronischer Natur. Dem Ninja passte das nicht ganz, eigentlich überhaupt nicht. Ging es nicht eigentlich nur sie beide etwas an was sie für einander empfanden? Außerdem war er sich ziemlich sicher, dass die Kinder bestimmt nicht mit Ablehnung auf die Tatsache reagieren würden, dass sie mehr als nur Freundschaft verband. Gut, vielleicht würde sie es anfangs verwirren, verunsichern, doch das würde sich legen… „Waii~ Mokona will auch! Kuro-tan, Chuu, Chuu~!“ Gott sei dank lenkte Mokona ihn ab indem es mit einem geformten Kussmund auf ihn zusprang. Da der Schwarzhaarige noch viel zu sehr in seinen Gedanken war, schaffte es das Manjuu sich aus seinem abwehrenden Griff zu winden und ihm einen dicken Schmatz auf den Mund zu drücken und der Schwertkämpfer kam nicht drum herum angewidert das Gesicht zu verziehen. Von dem flauschigen Zauberwesen abgeknutscht zu werden war so viel anders als den Magier zu küssen. Viel widerlicher! Fluchend versuchte er das weiße Vieh zu erwischen, worauf dieses aber natürlich vorbereitet war. Er hatte noch nicht einmal die Hand gehoben, da war Mokona auch schon auf und davon. Als sichere Festung hatte es erneut Sakuras Bettdecke gewählt, konnte es sich dabei doch sicher sein, dass Kurogane ihm nicht darunter nachfolgen würde. „Wir sollten uns langsam auf den Weg machen, wir müssen in einer halben Stunde am Strand sein! Gleich am ersten Tag zu spät zur Arbeit zu erscheinen macht bestimmt keinen guten Eindruck, nicht? Kuro-pyon, du bist doch bestimmt meiner Meinung, nicht wahr?“ Mit diesen Worten schmiegte sich der Blonde gegen ihn, riss seinen funkelnden Blick damit von dem kleinen Hügel unter Sakuras Bettdecke los. Die Geste, die für Kurogane viel zu offensichtlich zeigte, dass Fay krampfhaft versuchte den Kuss als belanglos abzutun, trug dazu bei, dass seine Stimmung rapide absank. Er konnte der erzwungenen Berührung absolut nichts abgewinnen, befreite sich somit ruckartig und wortlos, wandte sich anschließend mit einem bitteren Blick ab. Er hatte genug von den Masken und Lügen, von der Schauspielerei! Wieso konnte das nicht endlich aufhören? Mit einer ruppigen Geste bedeutet der Schwarzhaarige den Anderen, dass sie wirklich gehen sollten, marschierte dann ohne zu warten vorneweg. Erst in der Eingangshalle des Hotels blieb er stehen, registrierte, dass weder die Prinzessin und ihr Beschützer, noch der Magier ihm nachkamen. Wahrscheinlich mussten die Kinder sich noch zum Abmarsch bereit machen. Seufzend sah Kurogane sich um, ignorierte die kleine Gruppe junger Frauen, die, kaum dass sie ihn entdeckt hatten aufgeregt zu tuscheln begannen. Als die Erste Anstalten machte sich ihm zu nähern, bedachte der Krieger sie mit einem Blick, der wohl auch die Hölle zufrieren hätte können und die Brünette erstarrte sofort, ergriff kurz darauf die Flucht. Nachdem er von der wohlbeleibten Rezeptzionistin, die ihn wohl der Kategorie „gemeingefährlicher Verbrecher“ eingeordnet hatte, einen warnenden Blick aufgefangen hatte, schlug er den Weg in Richtung Frühstückssaal ein. Keiner von ihnen hatte gefrühstückt und wer wusste schon ob bei ihrem Job Mahlzeiten beinhaltet waren. Besser also wenn er sich noch um das kulinarische Wohl seiner Mitreisenden kümmerte. Nachdem er für die beiden Kinder einige ziemlich süß aussehende Stück Kuchen in eine Serviette gepackt hatte, nahm er noch zwei belegte Brote vom Büfette und begab sich dann auf den Weg zurück in die Lobby, wo ihm die andern endlich entgegen kamen. + ~+~+~+ Als Kurogane sich ruckartig von ihm abwandte, sich von ihm löste ohne auf seine Worte zu reagieren, seinem fragenden Blick absichtlich auswich, verschwand das Lächeln einen Augenblick lang von Fays Lippen, bevor er sich Sekunden später wieder unter Kontrolle hatte, man ihm nicht mehr anmerkte wie sehr ihn das abwehrende Verhalten des Reisegefährten verletzte. Er hatte nur versucht die Situation zu retten, ihr Gefühlschaos vor den Kindern zu verbergen, diese nicht auch noch mit hineinzuziehen, und so wurde es ihm gedankt. Natürlich, er hätte sich denken können wie der Ninja, der seine Schauspielerei von Anfang an verabscheut hatte, auf diese gezwungene Darstellung reagieren würde, allerdings musste dieser sein Handeln doch auch irgendwie verstehen. Oder war es in seinen Augen in Ordnung die Prinzessin und ihren Beschützer in alles einzuweihen? Ihnen von etwas zu erzählen, worüber sie sich selbst nicht im Klaren waren? Der Krieger würdigte ihn keines Blickes als er ihnen mit einer eindeutigen Geste zu verstehen gab, dass sie sich wirklich beeilen sollten, verließ dann ohne sich weiter zu versichern ob sie ihm folgten das Zimmer. Verwirrt blickten Sakura und Syaoran ihm nach, sahen Fay dann fragend an, worauf er nur mit einem Schulterzucken reagierte, gefolgt von einem beruhigenden Lächeln. „Kuro-sama hat wohl schlecht geschlafen!“ Die Prinzessin schien sich mit dieser Erklärung zufrieden zu geben, war es ohnehin nichts Besonderes, dass der Reisegefährte des Öfteren miese Laune hatte, und machte sich daran die gelben Tshirts, Kappen und die gleichfarbige Badebekleidung für sie alle, die ihnen ihr Arbeitgeber am Tag zuvor überreicht hatte, fein säuberlich in eine Tasche zu schichten, die sie sich wohl an der Rezeption geborgt hatten. Der Blick des Jungen zeigte hingegen deutlich, dass er sehr wohl wusste, dass etwas zwischen ihnen vorgefallen war, schien einen Moment abzuwarten ob Fay ihnen nicht doch noch etwas zu sagen hatte, bevor er sich schließlich leise seufzend abwandte um Sakura zu helfen. Fay spürte Schuldgefühle in sich aufsteigen als Syaoran, nachdem sie die Tasche fertig gepackt hatten und beide aufgestanden waren, ihn erneut einen Moment lang wortlos musterte, bevor sich das übliche sympathische Lächeln auf seine Lippen legte und er Sakura deutete ihm das schwere Gepäcksstück alleine tragen zu lassen. War es wirklich die richtige Entscheidung es vor den Kindern zu verheimlichen? Vor allem nun, da der Junge ohnehin bereits etwas zu ahnen schien? Wie lange würde es dauern bis sie selbst eins und eins zusammen zählten? Allerdings war es nun ohnehin zu spät das Thema erneut anzuschneiden. Die Prinzessin schien den Vorfall bereits wieder vergessen zu haben, musterte ihn nur immer wieder besorgt, hatte es offensichtlich noch nicht geschafft die Szene die sich ihr am Tag zuvor am Strand geboten hatte aus ihrem Kopf zu vertreiben. Er lächelte Sakura beruhigend an, hoffte, dass er ihr damit zeigen konnte, dass er keinen erneuten Versuch starten würde sich das Leben zu nehmen, dass er erkannt hatte wie wichtig er ihnen war und wie sehr er sie mit diesem Verhalten verletzt hatte, bevor er sich zum gehen wandte um das Zimmer ebenfalls Richtung Rezeption zu verlassen. Dort wartete bereits ein leicht genervter Kurogane, der die Wartezeit scheinbar sinnvoll genützt hatte um ihnen Frühstück zu besorgen, den Kindern wortlos einige in Servietten eingehüllte Küchenstücke in die Hand drückte, wovon diese sofort dem bettelnd um sie rum springenden Mokona eines abgaben. Als der Reisegefährte ihm dann eines der belegten Brote in seiner Hand reichte, lächelte er diesen nur dankbar an, wusste dass das die unbeholfene Art des Kriegers war sich bei ihm zu entschuldigen. Fay wusste, dass der Krieger sein Verhalten nach wie vor nicht gut hieß, rechnete es ihm darum noch höher an, dass er ihm mit dieser Geste zeigte, dass er nicht vorhatte ihm deshalb Vorwürfe zu machen, er mittlerweile ja wusste, dass es die Art des Magiers war so mit Problemen umzugehen. Wenig später erreichten sie dann endlich den vereinbarten Treffpunkt, wo sie schon von ihrem Arbeitgeber erwartet und sofort skeptisch gemustert wurden. Scheinbar hatte man erwartet, dass sie in der vorbereiteten Kleidung erscheinen würden. Der übertrieben muskulös wirkende Mann schickte sie ohne ein freundliches Wort der Begrüßung in die kleine Hütte am Strand, an der sie sich getroffen hatten, rief ihnen noch nach, dass sich im hinteren Teil Kabinen befanden und dass er es ihnen vom Lohn abziehen würde wenn sie nicht in wenigen Sekunden auf der Matte stehen würden. In die aus Holz gezimmerten Hütte an deren Wände verschiedene Rettungsringe angebracht worden waren und in deren Regalen sich diverse andere Gegenstände stapelten die für einen Rettungsschwimmer von wichtiger Bedeutung waren, drang nur durch zwei kleine Fenster Licht, wodurch sich ihre Augen nach dem gleißenden Sonnenschein erst einmal an die schummrigen Lichtverhältnisse gewöhnen mussten. Als sie den knarrenden Boden überquert hatten fanden sie am hinteren Ende der Hütte wie erklärt kleine Umkleidekabinen, genau drei an der Zahl. Zwei von ihnen würden sich also zusammen umziehen müssen... + ~+~+~+ Nachdem er den Kindern das ihnen zugedachte Essen ausgehändigt hatte wandte sich Kurogane wortlos an den Magier und hielt auch ihm hin, was er vom Frühstück mitgebracht hatte. Mit einem schwachen, aber dankbaren Lächeln nahm dieser das in eine Serviette eingewickelte Brötchen entgegen und schien die entschuldigende Geste durchaus zu verstehen. Er war eben Fay. Immer nur er... und vielleicht würde Kurogane irgendwann akzeptieren, dass dessen Art mit Problemen umzugehen seiner eigenen einfach nur unähnlich war, aber deswegen doch noch lange nicht falsch. Und immerhin hatte der blonde Mann zumindest ihm gegenüber die Maske in letzter Zeit immer häufiger sinken lassen, oder besser, es zugelassen, dass der Schwertkämpfer sie ihm abnahm. Außerdem, was brachte es ihm schon, was brachte es ihnen beiden, wenn er den Magier mit Gewalt zur Ehrlichkeit zwang und ihm keine andere Wahl ließ. Es war die Entscheidung des Reisegefährten dass sie Schweigen bewaren sollten, und so sollte, musste und würde der Schwertkämpfer sie akzeptieren. Den Weg zum Strand legten sie schweigend zurück und auch den kurzen Strandabschnitt, den sie sich durch die liegenden Badegäste durchschlängeln mussten, sprach keiner. Immerhin hatten sie genug damit zu tun nicht auf die herumliegenden Menschen oder Badeutensilien zu treten, oder womöglich über spielende Kinder zu stolpern. Am Gebäude der Küstenwache wurden sie schon ungeduldig von ihrem neuen Vorgesetzten erwartet, und ohne einen weiteren Gruß zum Umziehen geschickt. Die Prinzessin schien von diesem groben Umgangston etwas verunsichert genau wie der Magier und Syaoran auch, nur Kurogane störte sich wenig daran. Hunde die bellten bissen nicht. Und dieses Sprichwort traf bei ihrem Arbeitgeber mit Sicherheit zu. Das Rettungsschwimmerdomizil war nicht besonders eindrucksvoll, aus schlichtem Holz, die Wände bis zum Dach zugestapelt mit irgendwelchen Utensilien und Hilfsmitteln die ein Rettungsschwimmer eben so benötigte. Am hinteren Ende befanden sich die noch zuvor von ihrem Vorgesetzen beschriebenen Umkleidekabinen. Kurz herrschte zwischen ihnen betretenes Schweigen, da keiner so recht wusste, wer jetzt, wo, wie und mit wem die Umkleide teilen sollte, dann brach die fröhliche, aber wie Kurogane dem kaum hörbaren Unterton entnehmen konnte, gezwungene Stimme des Magiers die Stille. „Husch, husch! Nur zu, geht ruhig. Ich werde so lange warten und mich dann schnell umziehen, sobald der erste fertig ist.“ Da das nun wirklich die einzige sinnvolle Lösung war, protestierte niemand. Seufzend ließ sich Kurogane von der Prinzessin noch seine überaus ekelerregend sonnengelbe Badeshorts in die Hand drücken, zusammen mit einem T-Shirt der selben Farbe, dann betrat er die rechte Kabine. Die Türen ließen sich nicht verriegeln, was im Grunde aber auch egal war, da die Wahrscheinlichkeit, dass jemand ungefragt eintrat relativ gering war. Zumal die einzige draußen wartende Person wohl der Mensch war, der sich am allerwenigsten freiwillig zu ihm in die enge Umkleide quetschen würde. Während sich der Ninja das Hemd von den durchtrainierten Schultern streifte, fuhr er mit der Hand unbeabsichtigt über seinen Verband, und er fragte sich zum ersten Mal, ob er den überhaupt schwimmen können würde, sollte er es müssen. Tja, wenn es sich um einen Notfall handelte, musste es gehen. Gerade als der Schwarzhaarige seine Hose aufknöpfen wollte, hörte er außerhalb der Umkleidekabine laute Schritte. „Du stehst ja immer noch hier! Hatte ich nicht gesagt, auf der Stelle umziehen?!“, wurde die Stille, die bis eben nur durch das leise Rascheln der Kleidung getrübt worden war, plötzlich von einer wütenden Stimme zerrissen, die eindeutig ihrem Arbeitgeber gehörte. Das erschrockene „Ja, aber...“ des Magiers würde sofort mit einem „Nichts aber!!“ abgewürgt. Dann wurde eine Tür aufgerissen und Kurogane realisierte erst, als jemand gegen seinen Rücken stolperte, dass es die zu seiner Umkleidekabine war. Und wer da nun hinter ihm stand war auch ohne dass er sich umwandte ziemlich klar. Jetzt wurde es wirklich kompliziert… +~+~+~+ „Husch, husch! Nur zu, geht ruhig. Ich werde so lange warten und mich dann schnell umziehen, sobald der erste fertig ist.“ Bevor irgendjemand einen anderen Vorschlag machen konnte, brach Fay die Stille, war froh dass niemand protestierte und seine drei Reisegefährten, wenn auch teilweise etwas widerstrebend, in den Kabinen verschwanden um sich umzuziehen. Der blonde Magier wollte sich gerade abwartend an die raue Holzwand lehnen, wandte sich dann aber erstaunt um als plötzlich die Hüttentüre geöffnet wurde, sich ihm schwere Schritte näherten, und ihm auch schon die zeternde Stimme ihres Arbeitsgeber anzeigte wer da das Rettungsschwimmerdepot betreten hatte. „Du stehst ja immer noch hier! Hatte ich euch nicht befohlen, euch auf der Stelle umzuziehen?!“ Die Ader auf der Stirn des Mannes pulsierte bedrohlich, sein rechter Mundwinkel zuckte Unheil verheißend, ließ erkennen, dass dieser wohl generell zu Jähzorn neigte und schon durch Kleinigkeiten explodierte. „Ja, aber...“, versuchte der Magier sich zu rechtfertigen, wurde aber sofort von dem muskulösen Rettungsschwimmer unterbrochen. „Nichts Aber!!“ Er zuckte leicht zusammen als dieser ihn grob am Arm packte, sah noch wie dieser eine der Türen aufriss, bevor er ihm auch schon einen Stoß verpasste, sodass er in die dahinter liegende Kabine stolperte. Er konnte gerade noch rechtzeitig zurück weichen als die Holztüre auch schon wieder lautstark zu geknallt wurde, prallte bei dieser reflexartigen Bewegung nach hinten allerdings unsanft gegen jemanden. „So, und jetzt beeilt euch endlich! Meine Geduld neigt sich langsam dem Ende zu! Wenn ihr den Job also haben wollt, will ich euch in zwei Minuten draußen vor der Hütte sehen!“ Langsam entfernten sich die Schritte, und Fay atmete erleichtert auf als die Türe ins Schloss fiel, wieder angenehme Stille herrschte. Allerdings war die Freude darüber nur von kurzer Dauer, denn als der Magier sich nun umwandte, blickte er direkt in die rotglühenden Augen des Reisegefährten, der ihm mit nacktem Oberköper, seine aufgeknöpfte Hose lose an seinen Hüften, gegenüberstand. Das eisblaue Auge des blonden Mannes weitete sich entsetzt und er stöhnte innerlich auf. Irgendjemand musste ihn wirklich abgrundtief hassen, anders konnte er es sich nicht erklären, dass er von den drei Kabinen genau in die geschubst worden war, in der Kurogane sich umzog. „1 Minute noch! Ich hoffe ihr wisst, dass ich die Zeit stoppe!“, drang es gedämpft von draußen zu ihnen, und der Magier blickte sich gehetzt um. Okay, die Umkleidekabine war geräumiger als er von außen vermutet hatte, dennoch war es unmöglich sich hier zu zweit umzuziehen ohne den anderen dabei zu berühren. Dafür war es eindeutig zu eng. Der Ninja schien zu merken wie unwohl er sich fühlte, wich noch einen Schritt weiter zurück, hatte dann aber auch schon die Wand im Rücken. Tja, sie brauchten den Job, ihnen würde also nichts anderes übrig bleiben als sich umzuziehen. Wie selbstverständlich wandte der Krieger sich wieder um, zog sich ohne ein weiteres Wort das gelbe Shirt über den Oberkörper, befreite sich dann von seiner Hose. Fay riss seinen Blick los, versuchte seinen hämmernden Herzschlag unter Kontrolle zu bekommen. Mit leicht zitternden Händen knöpfte er sein Hemd auf, ließ es dann achtlos zu Boden gleiten, bückte sich anschließend nach seiner Arbeitsbekleidung, die ihm der cholerische Mann in die Kabine nachgeworfen hatte, wobei er in dem engen Raum natürlich gegen den Reisegefährten stieß. Wie elektrisiert fuhr der Magier wieder hoch, was sich augenblicklich als Fehler entpuppte, da er dadurch nur noch engere Bekanntschaft mit Kuroganes Körper machte der sich gerade bemühte in die gelben Shorts zu schlüpfen ohne Fay dabei ein weiteres Mal zu nahe zu kommen. „Tut mir leid...“ Nervös lachend versuchte er soviel Abstand wie nur irgendwie möglich zwischen sie zu bringen, zog sich dann sofort das gelbe Shirt über um seinen blassen Oberkörper zu bedecken. Er zögerte einen Moment, vernahm aber erneut die nun bereits die Sekunden herunter zählende Stimme ihres Arbeitsgebers. Der erbarmungslose Countdown zwang ihn dazu seine Hose aufzuknöpfen, und sie schließlich widerstrebend abzustreifen. Gerade als sich endlich zwingen wollte sich der Shorts die er darunter trug zu entledigen, konnte er aus den Augenwinkeln erkennen, dass der Ninja bereits fertig war, einen fragenden Blick über seine Schultern riskierte wohl um nachzuprüfen wie weit der Magier umgezogen war. Die Hände des blonden Mannes verharrten augenblicklich am Bund der Shorts, die eisblauen Augen unsicher auf den Rücken des Reisegefährten gerichtet, der sich sofort wieder umgedreht hatte. Bevor der Magier sich überwinden konnte das Stück Stoff abzustreifen, damit er die vor geschriebene gelbe Shorts anziehen konnte, wurde ihm seine Entscheidung erleichtert. Kurogane wandte sich mit einer schnellen Bewegung um, vermied dabei bewusst den Blick auf seinen Körper. „Ich geh schon mal raus und warte dort...“ Mit diesen Worten, bei denen die Stimme des Ninjas seltsam rau und gepresst klang, versuchte er an Fay vorbei zur Türe zu gelangen, was allerdings nur dazu führte dass er seinen muskulösen Körper noch enger an den des Magiers drängte, diesen ungewollt gegen die Wand der Kabine drückte. +~+~+~+ Dieser Anblick... Fay, wie er einfach nur dastand, ihn ansah, verunsichert, verwirrt, auf eine undefinierbare Weise einfach nur atemberaubend. Wieso konnte man bei einer Berührung, die vor einigen Wochen noch nichtssagend gewesen wäre, nur ein Spiel um ihn zur Weisglut zu treiben, nun plötzlich so viel empfinden? Und diese Augen! Eisblau und so tiefgründig, dass er darin versank, dass es ausreichte Kuroganes Verstand für kurze Zeit aussetzen zu lassen. Lang genug um seine Lippen mit den leicht geöffneten des blonden Mannes zu verschließen, zu küssen, auf eine fordernde Art und Weise, die er selbst nicht mehr unter Kontrolle hatte. Er wollte mehr von diesem Mann. Alles. Einfach nur berühren, schmecken, fühlen. Und genau der Gedanke, dass er nicht bekommen würde, was er wollte, war es, der ihn für Sekunden dazu trieb seinem Körper das Handeln zu überlassen. Der Ninja wusste nicht mehr was er tat, war in jeder Hinsicht, mit jeder Faser seines Körpers und seines Geistes versunken, gefangen in den eisblauen Augen. Es machte ihn einfach wahnsinnig... Wie von selbst suchte sich seine Zunge einen Weg in die feuchte Mundhöhle des Magiers, begann zu erkunden, auf eine Art gierig, verlangend, fordernd, aber trotzdem mit der gleichen Sanftheit, die er nur dem Blonden zukommen ließ. Dem Schwertkämpfer war es egal, dass die dumpfe Stimme von außerhalb des Gebäudes schon bis zur dreißig heruntergezählt hatte, solange er diese intensive Berührung nur noch einen Moment länger genießen konnte. Neunundzwanzig... Achtundzwanzig... Eine seiner gebräunten Hände fand den Weg in platinblondes Haar, vergriff sich sanft, fast liebevoll darin... Siebenundzwanzig... Sechsundzwanzig... Noch immer nicht im Stande die Augen zu schließen, sich vollends fallen zu lassen und zu genießen, da die blauen Ovale des Reisegefährten ihn nach wie vor in ihren Bann zogen. Fünfundzwanzig... Vierundzwanzig... Seine freie Hand streifte Fays nackten Oberschenkel und die weiche Haut erst einmal erspürt wollte er auch mehr davon, strich mit seinen Fingern erneut sanft über die nicht von der Shorts verhüllte Haut. Erst als der Magier unter dieser Berührung zusammenzuckte wurde der Schwarzhaarige endlich in die Realität zurück befördert. Dreiundzwanzig... Zweiundzwanzig... Rückartig riss er sich los, löste sofort jeglichen Körperkontakt, und wich bis zur Wand zurück. Wie hatte er sich nur so gehen lassen können? So die Beherrschung verlieren? Und das alles nur wegen diesem Mann... Einundzwanzig... Zwanzig... Seine Lippen formten lautlose Worte, vielleicht eine Rechtfertigung, vielleicht einen Entschuldigung, aber sie blieben ungesagt und somit auch ungehört. Und nach einer kurzen Ewigkeit in denen sie sich nur anstarrten, tat Kurogane etwas für ihn absolut untypisches. Er ergriff die Flucht. Auf seine Art zwar, mit einem distanzierten Blick, und bedachten, ruhigen Schritten, dennoch konnte man sein Verhalten nicht schön reden. Er lief davon. Neunzehn... Achtzehn... +~+~+~+ Obwohl Fay versuchte noch etwas weiter zurück zu weichen um dem Reisegefährten Platz zu bieten, damit dieser an ihm vorbei die Kabine verlassen konnte, war es kaum möglich. Der warme Körper Kuroganes drückte sich bei diesem Versuch nur noch enger an ihn, schnürte ihm die Luft ab und machte ihn völlig wahnsinnig. Einerseits genoss er dieses Gefühl von Nähe, durch die er sogar den viel schneller als normalerweise pochenden Herzschlag seines Gegenübers fühlen konnte, wollte mehr. Doch andererseits geisterten erneut die Erinnerungen an den schrecklichen Zwischenfall durch seinen Kopf, hemmten ihn und wollten ihn dazu bringen den Ninja von sich weg zu stoßen. In diesem Zwiespalt gefangen reagierte er gar nicht auf den engen Körperkontakt, stand nur wie erstarrt da, blickte verwirrt und verunsichert in die rotglühenden Augen des Kriegers, in denen sich ungezügelte Verlangen zeigte. Dass der Schwertkämpfer obwohl er ihn mehr als offensichtlich auch körperlich begehrte es immer geschafft hatte sich unter Kontrolle zu halten, seine eigenen Bedürfnisse ihm zu liebe zurück gestellt hatte, hatte er ihm hoch angerechnet, doch die aktuelle Situation schien dessen Selbstbeherrschung beträchtlich ins Wanken zu bringen. Ohne den Blickkontakt zu brechen näherte Kurogane sich seinem Gesicht, verschloss keine Sekunde später seine Lippen mit den eigenen. Viel zu überrascht und noch immer gefangen in seinem Zwiespalt riss Fay zwar das nicht von der Klappe bedeckte Auge auf, unternahm aber keinerlei Versuch den muskulösen Körper von sich zu stoßen. Die Berührung ihrer Lippen war anders als früher, es lag soviel Verlangen, soviel ungezügelte Leidenschaft darin, Gefühle die der Ninja bisher immer unter Verschluss gehalten hatte um ihm nicht weh zu tun. Wie von selbst öffnete sich der Mund des Magiers, und er ließ zu, dass dessen Zunge sich fordernd und nach mehr verlangend sich ihren Weg hinein bahnen konnte, das eisblaue Auge allerdings nach wie vor geöffnet um sich nicht völlig in diesem Moment zu verlieren. Die Augen seines Gegenübers waren ebenfalls geöffnet, allerdings höchstwahrscheinlich aus einem anderen Grund als bei ihm selbst. Kurogane schien sich schlichtweg nicht von seinem Anblick losreißen zu können, die vor Leidenschaft verklärten, roten Ovale zeigten deutlich, dass das letzte bisschen Selbstbeherrschung des Reisgefährten sich eben verabschiedet hatte. Neunundzwanzig... Achtundzwanzig... Nur am Rande nahm er die Stimme ihres Arbeitgebers wahr, dem es gerade zu sadistischen Spaß zu machen schien sie mit diesem Countdown zu hetzen. Doch obwohl sein Verstand danach schrie endlich zu beenden was ohnehin nur in einer Katastrophe enden konnte, war er weder in der Lage den Kuss zu lösen noch sich überhaupt von dem Reisegefährten zu lösen. Er spürte wie eine Hand Kuroganes sanft durch seine weichen Haare strich, eine so zärtliche Geste die deutlich zeigte, dass dieser ihm selbst in seiner zügellosen Leidenschaft gefangen niemals weh tun würde. Fay merkte wie seine Augenlider schwerer wurden, wollte sie nur noch schließen, sich ihm hingeben. Er begehrte den Schwertkämpfer in diesem Augenblick wohl ebenso sehr wie dieser ihn. Obwohl die Stimme ihres Arbeitgebers noch immer dunkel zu hören war, erreichten ihn die Zahlen, die dieser ununterbrochen herunterzählten, nicht, waren bedeutungslos und unwichtig. Gerade als der blonde Mann sich vollends fallen lassen, sich den Berührungen einfach nur hingeben wollte ohne darüber nachzudenken, dass sich in den Kabinen neben ihnen die Kinder befanden, der cholerische Rettungsschwimmer draußen auf sie wartete, spürte er plötzlich die warme Hand des Ninjas auf seinem nackten Oberschenkel. Eine eigentlich harmlose Geste, die aber deutlich zeigte dass der Krieger mehr wollte. Viel mehr. Er war bereit eine Grenze zu überschreiten, der sie sich seit dem Zwischenfall mit Ashuras Double und dessen Gehilfen nicht einmal zu nähern gewagt hatten. Entsetzt zuckte er zusammen, riss das halbgeschlossene eisblaue Auge panisch auf, zeigte nun das erste mal deutlich, dass es ihm zuviel war, es einfach zu schnell ging. Er liebte Kurogane, er brauchte und ja, er begehrte ihn, aber seine innere Hemmschwelle, die Angst vor Berührungen war einfach noch zu groß um diese Grenze zu überschreiten. Vor allem in einer solche Umgebung. Dreiundzwanzig... Zweiundzwanzig... Diese heftige Reaktion, sein Zusammenzucken und der plötzliche panische Ausdruck in seinen Augen rissen den Reisegefährten schlagartig aus seinem beinahe tranceartigen Zustand, und nun zeigte sich entsetzte Erkenntnis darüber, dass er völlig die Kontrolle über sich selbst verloren hatte, in den rotglühenden Ovalen. Sofort ließ der Ninja ihn los und wich so weit es ging zurück. Er konnte sehen wie die Lippen seines Gegenübers lautlos Worte formten, brauchte einen Moment um zu realisieren, dass wirklich kein Ton aus dem Mund des Kriegers drang, es nicht daran lag, dass er selbst zu gefangen in seinen eigenen Emotionen war und ihn die Worte deshalb nicht erreichten. Einige wenige Sekunden starrten sie sich nur ein, Sekunden die ihm wie eine Ewigkeit vorkamen, in beiden Gesichtern deutlich zu sehen wie entsetzt sie darüber waren wie die ganze Situation eskaliert war. Bevor Fay nur den Hauch einer Möglichkeit hatte irgendetwas zu sagen, zu reagieren, legte sich plötzlich ein distanzierter Ausdruck über den rotglühenden Blick, bevor dieser ihn abwandte, sich nun endgültig an ihm vorbei drängte und schließlich ohne ein weiteres Wort die Kabine verließ. „Dreizehn, zwölf...“, drang es nun da die Türe, die langsam wieder zu schwang, kurz geöffnet worden war etwas lauter zu ihm durch, riss ihn endlich aus seiner Erstarrung. Mit einer hektischen Bewegung zerrte er die Shorts von seinen schmalen Hüften, schlüpfte in die gelbe, wobei er versuchte stechende Gefühl in seiner Brust zu ignorieren. Kurogane hatte so reagiert, wie er selbst schon so oft ohne nachzudenken gehandelt hatte. Er war geflüchtet. War zu überfordert gewesen, sodass er einfach die Flucht ergriffen hatte. Und das erste Mal konnte Fay nun in vollem Ausmaß verstehen weswegen der Reisegefährte diesen Charakterzug an ihm so derartig verabscheute. Nun da er selbst in der Situation war, der Ninja sich einfach von ihm abgewandt hatte, er den distanzierten Blick in dessen Augen gesehen hatte, er merkte wie dieser sich weiter und weiter von ihm entfernte, wurde ihm klar wie sehr er diesen mit seiner ständigen Flucht vor ihm verletzt haben musste. Zehn... Neun... „Fay-san! Bist du endlich fertig?“, konnte er die nervöse Stimme der Prinzessin vor der Kabine hören, atmete kurz tief durch, bevor er nach draußen trat, dem dort wartenden Mädchen ein Lächeln schenkte. Die Maske war noch da, würde nicht verschwinden, vielleicht sogar immer ein Teil von ihm bleiben. Und das obwohl er nun verstand wie sehr er die Menschen in seiner Umgebung damit verletzte. Den Grund weswegen er sich selbst so abgrundtief verabscheute, die Tatsache dass er ein egoistischer, schrecklicher Mensch war, wurde ihm in diesem Augenblick so schmerzhaft bewusst wie schon lange nicht mehr, dennoch hielt sich das Lächeln tapfer auf seinen Lippen. „Also los, Sakura-chan! Lass uns unser bestes geben!“ Mit der Prinzessin an seiner Seite durchquerte er im Laufschritt die Hütte, riss die Türe auf und trat hinaus ins grelle Sonnenlicht. „Eins... Gerade noch rechtzeitig!“ +~+~+~+ tbc Kapitel 22: Unintentional Hero ------------------------------ Ich hab wieder ewig gebraucht... Es tut mir wirklich leid ^^;;;; Will mich gar nicht rausreden, ich war einfach zu faul mich hinzusetzen^^; Ich werde mich bessern, ja? Bitte bleibt IoI weiterhin treu >.< Achja, das Chapter ist nicht beta gelesen, da Klayr momentan kaum an den PC kann, ich euch aber nicht noch länger warten lassen wollte^^; Entschuldigt also diverse Fehler im Voraus^^; Hoffe, es gibt noch ein paar Leute die unsre FF verfolgen und die lange Wartezeit noch nicht Leid sind... +~+~+~+~+ Als Kurogane die Kabine endlich verlassen hatte und endlich im dämmrigen Halbdunkel der Hütte stand, allein, da abgesehen von dem Manjuu, das auf einen Rettungsringstapel an der Wand hockte, niemand hier war, fiel es ihm schwer nicht einfach laut loszufluchen. Dennoch, trotz des Sturms aus Vorwürfen und Selbsthass, der in ihm tobte, blieb sein Gesicht ausdruckslos, nichtssagend wie immer. Allein das matte Glühen in den rubinroten Augen vermochte einem aufmerksamen Beobachter zeigen, wie aufgewühlt er war. Ohne einen Ton über die Lippen zu bringen schlug er mit der geballten Faust gegen das nächstbeste, was sich als das Regal an der Wand erwies, und ein stechender Schmerz raste durch seine Schulter, hatte er doch absichtlich seinen verletzten Arm benutzt. Was hatte er sich nur dabei gedacht?! Die Antwort war ziemlich eindeutig -Nichts. Schließlich war sein Verstand gar nicht mehr zu einem klaren Gedanken fähig gewesen. Wieso hatte der Anblick des Magiers diesmal ausgereicht seine Selbstbeherrschung niederzureißen wie eine Wand aus Papier, wo er doch sonst immer die Kontrolle aufrecht erhalten konnte egal was geschah, einfach weil er wusste, dass er Fay indem er ihm offensichtlich zeigte, dass er mehr wollte überfordern und verletzen würde? Ja, er hatte es gewusst, in jeder Hinsicht, dass der Blonde noch nicht zu diesem Schritt bereit war. Immerhin war das Trauma der erlittenen Qualen der letzten Welt doch noch lange nicht überwunden. Und es würde ihm bestimmt alles andere als helfen, wenn der Ninja sich einfach nahm, was er so sehr begehrte. Niemals wäre Kurogane so weit gegangen, selbst im absoluten Rausch der Leidenschaft nicht. Man konnte sich nur vollends in solchen Berührungen verlieren, sich fallen lassen und willenlos vertrauen, wenn der Andere es auch konnte. Es hätte sowieso nicht mehr lange gedauert und der Schwarzhaarige wäre endlich zur Vernunft gekommen, denn trotz seines benebelten Zustands beharrte irgendein Teil seines Verstands immer darauf Rücksicht auf den verletzlichen, blonden Mann zu nehmen. Er wusste viele Dinge, weniger die, die mit Fays Vergangenheit zu tun hatten, sondern vor allem solche welche in der Gegenwart ausschlaggebend waren und konnte so Rücksicht nehmen, auffangen, Halt geben du sich selbst bremsen, bevor es zu spät war. Aber wer es dieses mal nicht schon zu spät gewesen? War er nicht schon zu weit gegangen? Er hatte dem Magier deutlich gezeigt, wie sehr er ihn begehrte, dass er mehr wollte als nur harmlose Küsse... Gefühle, die er eigentlich sorgsam zurückgehalten hatte, um seinen Reisegefährten nicht zu verunsichern, ihm nicht das Gefühl zu geben, er würde ihn zu mehr drängen. Und jetzt hatte er in nur wenigen Sekunden diese Selbstverständlichkeit kleine, zärtliche Berührungen auszutauschen, wenn sie einmal Zeit für sich hatten, zerstört. Der Umgang miteinander würde sich erneut um einiges erschweren, denn vermutlich würde der blonde Mann jetzt sorgsam darauf achten, ihm nicht erneut nahe zu kommen, um nicht noch so einen absoluten Verlust an Selbstkontrolle Seitens des Ninjas zu riskieren. Obwohl doch allein die Tatsache, dass es einmal passiert war, Garantie genug war, das es mit Sicherheit nicht noch einmal passieren würde. Immerhin hatte Fay ihm die Konsequenzen seiner unüberlegten Handlung mehr als deutlich vor Augen geführt. Erneut hob Kurogane seine Hand, erneut wollte er sie gegen das schlichte Stahlgerüst des Billigregals schmettern, aber eine flüchtige Berührung hielt ihn davon ab. Mokona war auf seinen Schulter gesprungen, berührte nun mit seinem Pfötchen zaghaft das Ohr des Ninjas, als befürchtete es mehr Kontakt würde die Wut des Ninjas noch weiter schüren. „Kurogane...“ Sein, mit leiser, verunsicherter und vor allem trauriger Stimme gesprochener Name machte dem Schwertkämpfer klar, dass das Zauberwesen etwas mitbekommen hatte, wahrscheinlich nicht was genau geschehen war, aber sicherlich genug um es zu beunruhigen. „Nicht... Tu dir nicht weh, deswegen... weswegen auch immer... es ist nie einfach zu lieben, aber tu dir nicht noch mehr weh...“ Einen Moment lang war Kurogane versucht die Worte des Knäuels ungläubig zu wiederholen, doch stattdessen schwieg er und dachte über die Worte des Manjuus nach, das sich mittlerweile an seinen Hals schmiegte. Liebe...? War es wirklich Liebe, die ihn und den Magier verband? Es war mehr als Freundschaft, aber sprach seine letzte, unbedachte Aktion nicht vielmehr dafür, dass es sich nur um bloßes Verlangen handelte? Nein. Er hatte diesen Mann gewollt, wollte ihn immer noch, allerdings nicht bloß seinen Körper. Sondern alles. Seinen Seele, seine Gefühle, sein Vertrauen. Mit allem was Fay ausmachte. Aber Liebe? Würde er wirklich so weit gehen, seinen Gefühle für den Blonden so zu benennen? Würde dann nicht alles noch schwieriger werden als es ohnehin schon war? … Wenn das überhaupt möglich war… Eine barsche Stimme die mittlerweile bei Fünf angekommen war riss den Schwertkämpfer aus seinen Gedanken. Außerdem trat gerade der Junge aus seiner Kabinen und bedacht ihn mit einem nervösen Blick, anscheinend gehetzt von den Countdown ihres Arbeitgebers. Offensichtlich hatte Syaoran nichts von seiner kleinen Unterhaltung mit Mokona mitbekommen. Gott sei dank. Kurogane deutete ihm mit einem Kopfnicken, dass sie sich beeilen sollten, durchquerte dann zügig den Raum und trat hinaus in die Sonne. Nach dem düsteren Innenraum war das grelle Licht Gift für die Augen, dennoch blinzelte er nicht einmal. Ihr übertrieben muskulöser Arbeitgeber bedachte sie beide mit einem kurzen Blick, bevor er seinen erbarmungslosen Countdown fortsetzte. Gerade als er bei Eins angekommen war, wurde die Tür des Rettungsschwimmerdomizils erneut aufgerissen und Sakura, dicht gefolgt von Fay kamen heraus gehetzt. Auch für den Rest der Gruppe hatte ihr Chef nur einen abschätzenden Blick übrig, bevor er sich dann mit gelangweilter Stimme an die kleine Truppe wandte. „Ich denke nicht, dass ich groß erklären muss, um was es hier geht. Immerhin definiert das Wort Rettungsschwimmer den Job doch ziemlich treffend. Ihr Beide“, dabei wies er auf Sakura und ihren Beschützer, „Ihr seid dafür zuständig am Strand auf die Kinder zu achten, sie zu ermahnen nicht zu weit herauszuschwimmen und von allen anderen gefährlichen Bereichen zum Beispiel den tiefen Uferregionen dort und dort“, erneut Fingerweisungen in die entsprechende Richtung, „fernzuhalten. Verstanden?“ Natürlich nickten die beiden Jugendlichen, schließlich waren die Anweisungen nun wirklich klar verständlich gewesen. Mit einem letzten „Gut.“ drückte der Rettungsschwimmer ihnen beide noch jeweils eine, an einem Band befestigte Trillerpfeife in die Hand und entließ sie. +~+~+~+ Einen Augenblick lang streifte Fays Blick den schwarzhaarigen Reisegefährten, der sich als sie hektisch die Türe aufgerissen hatten und ins Freie gestolpert waren allerdings nicht einmal umgewandt hatte. Stattdessen kehrte er ihnen halb den Rücken zu und stand abwartend neben ihrem Arbeitgeber, der beinahe enttäuscht darüber zu sein schien, dass sie rechtzeitig eingetroffen waren und er nun irgendjemand anderen finden musste an dem er seine miese Laune auslassen konnte. Es war offensichtlich, dass ihren Arbeitgeber vor allem die Tatsache auf die Palme trieb, dass Kurogane, nun in dem Rettungsschwimmer Outfit ihn völlig in den Schatten stellte. Die gelbe Farbe der Kleidung hob seinen dunklen Teint noch stärker hervor und auch seine muskulösen Oberarme wurden durch den Schnitt des Shirts deutlich betont. Der blonde Muskelprotz hingegen, dessen Lippen sich, sobald sich der Blick einer jungen Dame auch nur in seine Nähe wagte, zu einem schmierigen Lächeln verzogen, wirkte, als wäre er einer billigen Frauenzeitschrift entsprungen. Er hatte seine dunkle Haut mit soviel Sonnenöl eingeschmiert, dass sie in der Sonne glänzte. Dass er die Frauen damit eher amüsierte, als sie zu beeindrucken, schien er nicht zu kapieren, sodass er die belustigten Blicke sofort als Interesse deutete. Kurz und bündig erklärte er erst den Kindern ihre Aufgabe, drückte ihnen dann beiden eine Trillerpfeife in die Hand und scheuchte sie Augen rollend davon. Nachdem Sakura und ihr Begleiter beinahe fluchtartig davon gestolpert waren, wandte er sich nun dem Ninja, der noch immer jeglichen Blickkontakt mit Fay vermied, und dem Magier zu und deutete mit einer gelangweilten Bewegung den Strand hinunter, wo sie etwas weiter entfernt einen hölzernen Hochstand erkennen konnten. Dadurch gab er ihnen zu verstehen, dass es sich dabei um ihren Arbeitsplatz handelte. „Einer sitzt oben und hält Ausschau, und falls jemand zu ertrinken droht, oder sonst welchen Blödsinn anstellt, ist er zu retten oder zu ermahnen. Ich rate euch, euch mit dem Ausschauhalten abzuwechseln, denn dort oben holt man sich schneller einen Sonnenbrand, als einem lieb ist.“ Nachdem er ihnen während dieser Erklärung ebenfalls jeweils eine Signalpfeife ausgehändigt und dem blonden Magier zusätzlich dazu noch ein Fernglas überreicht hatte, musterte er Fay noch einen Moment, deutete ihnen dann gequält seufzend noch einen Moment zu warten. Dann verschwand in der Holzhütte und kehrte wenige Minuten später mit einer Tube Sonnencreme zurück, die er dem blassen Mann in die Hand drückte. „Hier... Extra hoher Lichtschutzfaktor! Ich frag mich sowieso wieso sich gerade jemand wie du für einen solchen Job bewirbt...“ Abschätzend musterte er ihn, zuckte dann mit den Schultern. „Aber mir soll es ja egal sein...“ Es war deutlich zu merken, dass er seine Laune an Fay ausließ, da er keinerlei Chance hatte gegen Kurogane, dem seine eigentliche Wut galt, anzukommen. Den stechenden, glutroten Blick des schwarzhaarigen Ninjas ignorierend deutete er ihnen sich endlich ihrer Arbeit zu widmen, und verschwand dann selbst Richtung Meer, höchstwahrscheinlich um sich in der Aufmerksamkeit der knapp bekleideten Bikini Schönheiten zu suhlen. Seufzend setzte Fay sich in Bewegung, während er sich erneut fragte, was ihn dazu getrieben hatte, diesen Job anzunehmen. Bereits nach wenigen Minuten in der glühend heißen Sonne, klebten seine blonden Haare schweißnass an seinem Kopf. Er war derartige Temperaturen einfach nicht gewohnt, hatte er früher doch nur die Eiseskälte in Ceres gekannt. Dennoch, sie benötigten das Geld. Immerhin mussten sie noch ihre Unterkunft bezahlen und sich außerdem Essen kaufen. Gerade jetzt, wo er dringend ein bisschen Abstand von Kurogane benötigt hätte, waren sie also durch ihre Arbeit den ganzen Tag lang aneinander gebunden, ohne irgendeine reelle Chance darauf, dass sich die angespannte Stimmung zwischen ihnen im Laufe des Nachmittags lockern würde. Schweigend schritten sie den Sandstrand entlang, umgeben von lachenden, fröhlichen Menschen, die alle den Sonneschein genossen, ausspannten und im Wasser herum tollten. Genau die Atmosphäre die er im Moment wirklich nicht gebrauchen konnte. Als sie den Hochstand erreichten, warf Fay einen kurzen Blick zu Kurogane, der ihm nur deutete, dass er ruhig die erste Schicht übernehmen konnte und sich dann neben dem Holzgerüst im Sand niederließ. Einen Augenblick lang verweilten die eisblauen Augen des Magiers auf Kurogane, und er öffnete seine Lippen um etwas zu sagen, überlegte es sich aber dann doch anders, und wandte sich ab um auf den Hochstand zu klettern. Gerade als er oben angekommen war, seine Augen mit einer Hand gegen das strahlende Sonnenlicht abschirmte um etwas erkennen zu können, drang plötzlich die dunkle Stimme des Ninjas zu ihm hoch, die selbst durch den Trubel der am Strand herrschte gut zu hören war. „Es tut mir leid...“ Verwirrt wandte er seinen Blick nach unten, merkte dabei, dass der Ninja ihn nicht ansah sondern hinaus auf die glitzernde Fläche des Meeres starrte. Kurogane entschuldigte sich bei ihm? Okay, der Schwertkämpfer hatte mit Gesten und seiner Körpersprache schon des Öfteren gezeigt, dass ihm etwas Leid tat, aber nie hatte er es mit Worten ausgesprochen. Nie so deutlich und ohne Umschweifen gezeigt, dass er sich schuldig fühlte. „Schon gut...“, antwortete er schließlich nur sanft, sich im Klaren darüber, dass jegliche anderen Worte überflüssig waren. Fay konnte sehen wie der Gesichtsausdruck des Reisegefährten sich zusehends entspannte, war froh, dass sie zumindest einen winzigen Schritt aufeinander zugewagt hatten. Gleich zu Beginn ihres Dienstantritts hatte der blonde Magier die gelbe Schirmkappe, die ebenfalls bei den ihnen ausgehändigten Sachen gewesen war, aufgesetzt, um sich damit vor einem möglichen Sonnenstich zu schützen. Im Gegensatz zu dem Ninja wirkte er in den hellen Klamotten noch blasser als er normalerweise ohnehin schon war, der Grund weswegen er solche Farbtöne eigentlich mied. Bereits nach einer halben Stunde war ihm so heiß, dass er sich, entgegen aller Vernunft, das bereits verschwitzt an seinem Oberkörper haftende Shirt auszog, womit er seine empfindliche Haut direkt dem aggressiven Sonnenlicht aussetzte. Er erinnerte sich an die Sonnencreme, die ihm ihr Arbeitgeber in die Hände gedrückt und die nun bis jetzt vergessen neben ihm gelegen hatte, schraubte den Deckel ab und drückte etwas der weißen, dickflüssigen Substanz in seine Handfläche, bevor er diese dann auf seiner Haut verteilte. Nachdem er den erfolglosen Versuch sich den Rücken selbst einzucremen schließlich aufgegeben hatte, stöpselte den Behälter wieder zu und wandte seinen Blick wieder der beinahe völlig spiegelglatten Fläche des Meeres zu, die sich nur an einigen wenigen Stellen ab und an durch eine kaum spürbare Brise kräuselte. +~+~+~+ Wortlos folgte Kurogane dem Magier, der sich mit einem leisen Seufzen in Bewegung gesetzt hatte. Sie hatten den Hochstand nicht einmal erreicht, da schwitzte der schlanke Mann schon, seine Haar und das T-Shirt klebten an seinem Körper. Da der Schwertkämpfer zumindest wusste, dass der Reisegefährte aus einer Welt stammte, in der immer Winter herrschte, war es für ihn auch nicht verwunderlich, dass Fay schon jetzt absolut fertig zu sein schien. Ihm selbst machte die Hitze nichts aus. In Japan konnte es im Sommer immerhin ebenfalls sehr warm werden. Viel mehr störte sich der Schwarzhaarige daran, dass ihm schon wieder die meisten weiblichen Augenpaare folgten, er mal wieder die ungeteilte Aufmerksamkeit aller Frauen am Strand zu haben schien. Außerdem drückte ihm die Stimmung aufs Gemüt. Um ihn und den Magier herrschte ausgelassenen Fröhlichkeit, doch zwischen ihnen betretenes Schweigen. Und die Tatsache, dass es diesmal ganz allein seine Schuld war, dass sich ihr Verhältnis schon wieder in einer so verfahrenen Situation befand, machte es auch nicht gerade besser. Immerhin bedeutete es, dass er sich entschuldigen müssen würde. Als sie endlich den Hochstand erreichten, trafen sich ihre Blicke kurz, woraufhin Kurogane dem Kleineren bedeutete, dass er die erste Schicht übernehmen konnte und sich dann ohne ein weiteres Wort neben das Gerüst im warmen Sand niederließ. Kurze Zeit verharrte der Blonde noch neben ihm, schien etwas sagen zu wollen, machte sich dann aber schweigend an den Aufstieg. Der rubinrote Blick des Ninjas schweifte aufs Meer hinaus. Konnte es so schwer sein um Verzeihung zu bitten? Einfach mal seinen Stolz hinunter zu schlucken und sich zu einigen Worten überwinden, die ihre prekäre Lage wieder entschärfen würden. „Es tut mir leid...“ Der Magier hatte ihn, trotz des Tumultes und des Lärmes um sie, eindeutig verstanden, wandte er seinen blonden Kopf zu ihm, eine Bewegung, die der Krieger nur aus dem Augenwinkel heraus wahrnahm, da er noch immer hinaus aufs Wasser blickte. Er hoffte inständig, dass der andere Mann die Worte auch akzeptieren würde, selbst wenn er ihm dabei nicht in die Augen sah. Er hatte Fay bis jetzt nur ein einziges Mal um Verzeihung gebeten. Gestern. Nachdem er ihn so mies behandelt hatte, vor dessen Selbstmordversuch, allerdings war der Blonde da nur halb geistig anwesend gewesen, viel zu sehr in seinen Erinnerungen gefangen, die der Ninja wachgerüttelt hatte. Und jetzt schwieg er, während Kurogane abwartete. „Schon gut...“ Seinen unbewusst angehaltenen Atem in Form eines leisen Seufzers ausstoßend, spürte der Krieger, wie ein Teil seiner Anspannung von ihm abfiel, als er die Worte vernahm, die zwar so schlicht waren, die es in diesem Moment aber vermochten, sämtliche Anspannung von ihm abfallen zu lassen. Der sanfte Ton in Fays Stimme sagte ihm deutlich, dass ihm schon wieder verziehen wurde. Ob sich der Magier überhaupt bewusst war, was für ein guter Mensch er war? Obwohl es dem Schwarzhaarigen erst selten gelungen war ein Blick unter Fays zahllose Masken zu werfen, die wenigen Momente die er den blonden Magier ohne diese Fassaden gesehen hatte, hatten es geschafft ihn völlig in seinen Bann zu ziehen. Eine Person, die so verwundbar, so erschreckend verletzlich war und dennoch bereit immer wieder zu verzeihen… so jemanden hatte er bis dahin nicht gekannt. Wahrscheinlich war es gerade dieser Teil von Fays Charakter, der Ninja so sehr faszinierte. Er schätzte den blonden Magier. Als Reisegefährte, Kamerad, Freund, und all das was sie sonst noch verbinden mochte... Auch wenn er viel über den Blonden schimpfte, trotzdem hatte er sich wohl zu einem der wichtigsten Menschen in seinem Leben entwickelt. Vielleicht sogar zu dem Wichtigsten… Die nächste Stunde verging in Schweigen und absoluter Untätigkeit. Kurogane hatte sich seines gelben T-Shirts schon lange entledigt, da ihn die Farbe zum Würgen brachte und er so außerdem die kühle Briese, die sich ab und an auf den Strand verirrte, viel besser spüren konnte. Alle anzügliche Blicke diverser Bikini tragender, gut geformter Frauen wurden ignoriert oder mit einem eisigen Blick bedacht, wagte es auch nur eine von ihnen sich ihm nähern zu wollen. Die ganze Zeit über hatte er auch dem Magier keine Beachtung geschenkt, runzelte aber jetzt die Stirn, als er zu dem Blonden hoch sah. Dieser sah aus als würde er gleich in der Sonne eingehen. Schweißüberströmt, das farbenfrohe Shirt mittlerweile ebenfalls ausgezogen, hing er mehr als dass er sahs auf dem Hochsitz. Wieso konnte dieser Trottel nicht einfach sagen, dass er die Wärme nicht vertrug? „Hey, komm da runter und in den Schatten, verdammt. Was bringts wenn du nen Hitzekollaps bekommst?“ Matte blassblaue Augen wandten sich ihm zu. „Aber Kuro-rin, ich muss doch arbeiten.“ „Das kannst du auch hier unten, du sturer Esel.“ knurrte der Ninja zur Antwort unwillig. „Entweder du kommst freiwillig runter, oder ich hol dich. Schließlich hab ich nicht die geringste Lust dich heut Abend mit nem Hitzeschock ins Hotel schleppen zu müssen.“ Daraufhin schien der Blonde endlich gewillt, seiner Aufforderung nachzukommen und stemmte sich mit einem leisen „Hyu...“, das sowohl amüsiert als auch kraftlos klang, aus dem Sitz. Und dann passierte genau das, womit Kurogane gerechnete hatte. Nur deshalb war er auch in der Lage schnell genug zu reagieren, als der andere Mann sich plötzlich mit einem Stöhnen an den Kopf fasste, da sein Kreislauf scheinbar gegen die ruckartige Bewegung protestierte, bevor er dann vornüber kippte. Geschickt fing er ihn auf, achtete dabei nicht auf den kurzen Schmerz in seiner Schulter. Fay war nicht wirklich schwer, eigentlich erschreckend leicht und der Schwarzhaarige machte sich eine gedankliche Notiz, darauf zu achten, dass sein Begleiter in Zukunft etwas mehr aß, während er den Kontakt ihrer nackten Oberkörper so gut es ging ignorierte und den Blonden im schattigen Teil des Sandes neben dem Hochsitz absetzte. „Wie lange hattest du noch vor, dich zu quälen? Bis du bewusstlos wirst?“ Der vorwurfsvolle Ton in Kuroganes dunkler Stimme war nicht zu überhören. +~+~+~+ Immer wieder wischte Fay sich mit dem Handrücken über die schweißnasse Stirn, zog sich dann die Schirmkappe vom Kopf um sich mit deren Hilfe etwas Luft zuzufächern, was aber mehr schlecht als recht funktionierte. Pflichtbewusst hatte er seinen Blick die ganze Zeit über auf das Meer gerichtet, suchte dieses nach Auffälligkeiten ab, musste dabei aber immer wieder kurzzeitig die Lider schließend, da die Sicht vor seinen Augen verschwamm, was bestimmt nicht nur am Flimmern der heißen Luft lag. Die ab und an über ihn hinweg streifende Brise spürte er kaum, war sie doch viel zu schwach um seinen erhitzten Körper zu kühlen. „Hey, komm da runter und in den Schatten, verdammt. Was bringts wenn du nen Hitzekollaps bekommst?“ Verwirrt wandte der blonde Mann seinen matten Blick von der glitzernden Fläche vor ihm nach unten, dem Reisegefährten zu, bevor er schwach lächelnd antwortete. „Aber Kuro-rin, ich muss doch arbeiten.“ „Das kannst du auch hier unten, du sturer Esel.“ Der Unterton in der dunklen Stimme des Ninjas zeigte deutlich, dass dieser keine Widerworte duldete, und seine nächsten Worte, dass er den Magier eigenhändig vom Hochstand holen würde wenn dieser sich weigerte freiwillig runterzukommen, unterstrichen seinen Befehl noch. Fay wusste dass jeglicher Protest von dem Krieger ignoriert werden würde, weswegen er sich der Aufforderung des Reisegefährten widerstrebend fügte. Außerdem musste er sich eingestehen, dass sein Körper ein schattiges Plätzchen wirklich dringend gebrauchen konnte. Mit einem leisen „Hyuu~“, womit er zeigen wollte, dass ihn das in seinen Augen übertrieben besorgte und bemutternde Verhalten des schwarzhaarigen Mannes amüsierte, das allerdings schwächer und kraftloser klang als beabsichtigt, richtete er sich auf, spürte wie sich augenblicklich ein schwarzer Schatten über seine Augen legte und ein plötzlicher Stich durch seinen Kopf jagte. Stöhnend griff er sich an die Schläfe, spürte dann wie er nach vor kippte, bevor er auch schon merkte, dass er fiel. Er machte sich bereits darauf gefasst unsanft auf dem Boden aufzukommen, als sich plötzlich zwei starke Arme um ihn schlossen und ihn auffingen. Blinzelnd öffnete er seine beim Sturz reflexartig geschlossenen Augen, spürte noch immer ein leichtes Stechen im Kopf, durch das sein Körper sich wohl dafür rächte, dass er für seine Verhältnisse viel zu lange der prallen Sonne ausgesetzt worden war. Außerdem hatte er höllischen Durst, war durch die Hitze völlig dehydriert, was wohl ebenfalls dazu beigetragen hatte, dass sein Körper seinen Dienst versagt hatte. Erst als er seinen Blick etwas hob realisierte er, dass er sich in Kuroganes Arme befand, es sich dadurch nicht vermeiden ließ, dass sein nackter Oberkörper eng an den des Reisegefährten gedrückt wurde. Fay spürte wie sein Herzschlag einen Augenblick aussetzte, er erstarrte, wurde dann aber schon im kühlen Sand im Schatten des Hochstands abgesetzt bevor er auch nur irgendwie reagieren konnte. Einen Moment lang blieb der Magier nur regungslos liegen, versuchte den nun in doppelter Geschwindigkeit wieder einsetzenden Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bringen, was ihm schließlich auch langsam gelang. Er genoss den kühlen Untergrund, und die Brise, die hier im Schatten viel deutlicher zu spüren war, mit seinen Haaren spielte und seine erhitzten Wangen kühlte. „Wie lange hattest du noch vor, dich zu quälen? Bis du bewusstlos wirst?“ Der schwarzhaarige Ninja ließ sich neben ihm nieder, sah ihn dann mit einer Mischung aus Besorgnis und Vorwurf in den rotglühenden Augen an. Fay lächelte nur schwach, starrte in den wolkenlosen Himmel über sich, bevor er sein Gesicht zu Seite drehte und Kurogane direkt an sah. „Ich will nicht nur nutzlos daneben sitzen... Ich war dir oft genug eine Last...“ Leise stöhnend setzte er sich dann auf, strich sich den Sand von den Armen und vom Oberkörper bevor er sich völlig aufrichten wollte um wieder seiner Arbeit nach zu gehen. Er hatte sich abgekühlt, fühlte sich schon wieder etwas besser, da würde den Rest seiner Schicht schon noch durchstehen. Er zuckte leicht zusammen als ihn plötzlich zwei Arme sanft, aber bestimmt an den Schultern zurück in den Sand drückten, der Krieger ihn dann finster anfunkelte, bevor er sich aufrichtete. „Ich hol dir etwas zu trinken, bleib bloß hier im Schatten... Sollte ich dich wenn ich zurück komme oben auf dem Hochstand finden, werde ich dich bestimmt kein weiteres mal auffangen wenn du zusammen klappst...“ +~+~+~+ Lüüüge!! Als ob er das konnte. Einfach tatenlos daneben stehen, sollte der Magier erneut von dem über drei Meter hohen hölzernen Gerüst fallen. Das glaubte er doch wohl selber nicht. Allerdings war auch viel wichtiger, dass Fay die Drohung glaubte, und sich von dem Hochstand fernhielt. Mit einem letzten warnenden Blick bedeutete Kurogane seinem Reisegefährten, dass dieser ja im Schatten bleiben sollte, wandte sich dann seufzend ab und machte sich daran sich einen Weg über den völlig überfüllten Strand zu bahnen um etwas zu trinken zu besorgen. Der weibliche Teil seiner Umgebung wurde dabei geflissentlich ignoriert, den Rest behielt der Ninja allerdings um so aufmerksamer im Auge, hatte er doch keine Lust zufällig ihrem jähzornigen Arbeitgeber zu begegnen. Die Frage, wo er etwas zutrinken herbekommen konnte wurde ihm kurzerhand beantwortet, als ihm plötzlich Syaoran entgegen kam. Der braunhaarige Jugendliche trug ein kleines Mädchen auf dem Arm, dessen Knie ein dickes Pflaster zierte und in der anderen Hand einen Beutel. „Oh, da bist du ja Kurogane-san. Sakura-hime meinte ich soll euch etwas zu trinken vorbeibringen.“ Der Junge warf einen kurzen Blick über seine Schultern, wo einige Meter entfernt die Prinzessin damit beschäftigt war drei Rotzlöffel davon abzuhalten die Badetücher fremder Leute im Meer zu versenken. Sakura stellte sich geschickt an. Offensichtlich hatte sie den kleinen Jungen vorgeschlagen einen Wettbewerb zu veranstalten wer denn die schönste Sandburg bauen könnte, und die Bälger waren sofort Feuer und Flamme. Die Kinder waren abgelenkt, die Handtücher gerettet. Zumindest vorerst. „Wo ist den Fay-san?“ Syaoran hatte dem Krieger mittlerweile zwei eiskalte Limodosen aus dem Beutel gereicht, die so kalt waren, das selbst Kurogane schauderte, als er sie entgegen nahm. „Im Schatten. Und wenn’s nach mir geht, dann wird er auch den Rest des Tages dort bleiben.“ Der Hochstand war zwar einige hundert Meter weit entfernt, doch selbst von hier aus war zu erkennen, dass sich im Moment niemand dort oben aufhielt. Um so besser. „Er mag die Sonne nicht, oder?“ Der besorgte Blick des Jungen hing für einen Moment ebenfalls an dem hölzernen Gerüste. „Die Frage ist nicht ob er sie mag, er verträgt sie einfach nicht. Gerade eben ist er schon zusammen gebrochen.“ Kurogane seufzte tief. Er war ja selbst mit in Ceres gewesen und wusste wie eisig kalt es dort war, da wunderte es ihn nicht, dass der Blonde, der sein ganzes Leben dort verbracht hatte und nur an solche Temperaturen gewöhnt war mit den hiesigen nicht klar kam. „Aber Fay-san will dir doch nur helfen.“ Irgendwie wurde der Ninja das Gefühl nicht los, dass der Junge das Wort >dir< mit voller Absicht betonte. Blieb nur fraglich, ob Fay auch daran dachte, dass es Kurogane viel mehr Probleme machen würde, wenn er einfach zusammenklappte, da er zu stur war sich eine Pause zu können, als wenn er sich den Tag über mal etwas zurücknahm. Ihr kleines Plauderstündchen wurde just gestört, als der Schwerkämpfer und Syaoran ihren Arbeitgeber entdeckten, der wutschnaubend auf sie zugestampft kam, und der Junge entschied sich schleunigst die Flucht zu ergreifen. Kurogane hingegen wartete gelassen ab. „Was stehst du hier rum? Der Hochsitz ist da drüben!!“ „Es spricht doch nichts dagegen, wenn ich mal einen Kontrollgang über den Strand mache, oder? Befürchten Sie etwa, dass ich ihnen die Aufmerksamkeit der Damen wegschnappe, oder was?“ Zugegebenermaßen ziemlich frech, aber er erreichte damit genau die Reaktion die er bezwecken hatte wollen. Sein Gegenüber lief vor Wut knallrot an wie eine Tomate, schien es aber nicht zu wagen den Schwertkämpfer, der ihn immer noch aus eiskalten Augen musterte, anzubrüllen. Gut, damit war das auch geklärte. Ohne ein weiteres Wort machte sich der Krieger auf den Rückweg zum Hochstand. +~+~+~+ Fay blickte dem schwarzhaarigen Reisegefährten hinterher bis sein breiter, braungebrannter Rücken in der Menschenmenge verschwunden war. Dass ihm auch dieses mal die schmachtenden Blicke der Frauen und die eifersüchtigen der Männer folgten schien Kurogane entweder gar nicht zu bemerken, was er bei dem so offensichtlichen Interesse der weiblichen Strandbesucher aber für ziemlich unwahrscheinlich hielt, oder aber, eine viel plausiblere Erklärung, er ignorierte diese genervt. Seufzend zog der Magier seine Beine an, schlang seine Arme darum und stützte sein Kinn darauf ab, bevor er seine eisblauen Augen wieder auf die glitzernde Fläche vor ihm richtete. Wieso war nur alles so wahnsinnig kompliziert? Die Entschuldigung des Ninjas hatte ihn gefreut, natürlich. Immerhin wusste er genau wie viel Überwindung ihn diese paar Worte gekostet haben mussten. Dennoch, war es nicht falsch gewesen sie überhaupt zu akzeptieren? Was hatte der Krieger getan, dass er es für nötig hielt um Verzeihung zu bitten? Gut, er hatte die Kontrolle über sich verloren, aber war es nicht er selbst gewesen der sich nicht gewehrt, es bis zu einem gewissen Punkt zugelassen hatte? War er nicht zu einem gewissen Grad selbst Schuld gewesen, dass es so weit gekommen war? Obwohl er wusste wie schwer es dem Reisgefährten fiel seine Gegenwart, die scheuen, aber dennoch leidenschaftlichen Küsse, die flüchtigen Berührungen zu ertragen, und dabei immer im Hinterkopf behalten zu müssen, dass er nicht weiter gehen durfte, hatte er nie wirklich daran gedacht wie es dem Ninja dabei gehen musste. Er wusste, dass es kein rein körperliches Verlangen war, dass Kurogane ihm entgegen brachte. Niemand der sich nur nach Sex und Lust verzerrte würde so rücksichtsvoll mit ihm umgehen, ständig darauf acht geben, dass er nicht verletzt wurde. Natürlich, er würde sich nie so weit aus dem Fenster lehnen und die Gefühle die der Krieger ihm entgegen brachte als Liebe bezeichnen, aber er wusste dass es mehr als nur einfache Zuneigung war, mehr als nur körperliches Verlangen. Wieso konnte er sich nicht einfach fallen lassen? Wie lange würde es dauern bis die psychischen Wunden verheilt sein würden und er die zärtlichen Berührungen zulassen konnte ohne dabei zusammen zu zucken? Ein plötzlicher Aufschrei riss ihn aus seinen depressiven Gedanken, vertrieb die Fragen auf die er ohnehin keine Antwort finden würde. „Hilfe!!“, gellte eine vor Panik schrille Frauenstimme über den Strand und veranlasste Fay nervös den Strand abzusuchen um die Quelle des Lärms auszumachen, die er schließlich als ein Mädchen in knappen Bikini ausmachte. Die junge Frau stand so nahe am Meer, dass die Wellen ihre Füße umspülten, und deutete immer wieder entsetzt auf das Wasser hinaus. Als der Blick des Magiers schließlich in die gezeigte Richtung wanderte, weiteten sich seine Augen entsetzt. Etwas weiter draußen, in dem Bereich von dem ihr Arbeitgeber ausdrücklich befohlen hatte, dass Sakura und Syaoran die Kinder davon fern halten sollten da der sandige Untergrund dort steil abfiel, sodass man bereits nach wenigen Meter nicht mehr stehen konnte, versuchte eine junge Frau verzweifelt sich über Wasser zu halten, verschwand aber immer wieder mit dem Kopf unter der Wasseroberfläche. Was auch immer passiert war, es war offensichtlich, dass sie das rettende Ufer niemals ohne fremde Hilfe erreichen würde. Obwohl die Schreie des Mädchens am Strand, bei dem es sich höchstwahrscheinlich um ihre Freundin handelte, auch viele andere Strandbesucher alarmiert hatten, starrten alle nur fassungslos und entsetzt hinaus auf die glitzernde Wasserfläche, machten allerdings keinerlei Anstalt ihr zu helfen. Ruckartig richtete Fay sich auf, ignorierte den schwarzen Schatten der sich durch diese plötzliche Bewegung erneut über seine Augen legte. Während er los lief blinzelte einige Male um wieder klare Sicht zu bekommen und das aufsteigende Schwindelgefühl zu unterdrücken. Ohne auf seinen geschwächten Zustand Rücksicht zu nehmen hechtete er ins Wasser, das ihm durch seinen sonnenerhitzten Körper eiskalt erschien und ihm einen Moment lang die Luft abschnürte, kraulte dann so schnell es ihm möglich war aufs Meer hinaus, auf die junge Frau zu. Ihr Kampf ums Überleben wurde immer kraftloser und die Intervalle in denen ihr Kopf sich unter Wasser befand bevor sie es ein Weiteres mal schaffte nach Luft zu schnappen immer größer. Die Befürchtung, dass die untergehende Frau ihn in ihrem panischen Zustand mit sich hinunter ziehen würde, lösten sich schlagartig in Luft auf als er diese endlich erreichte, und sie bereits völlig regungslos im Wasser trieb. Den Rückweg zum Strand erlebte Fay wie im Nebel. Obwohl ihn seine Kräfte immer mehr verließen, er Mühe hatte sich selbst über Wasser zu halten, schaffte er es den regungslosen Körper irgendwie zurück ans Ufer zu bringen, wo sich dann endlich ein älterer Mann aus seiner Erstarrung löste und die gaffenden Badegäste wütend aufforderte etwas Platz zu machen. Der hilfsbereite Badegast war es auch, der ihm half das Mädchen aus dem Wasser zu ziehen und auf dem Rücken in den Sand zu legen. Allerdings starrte ihn der ältere Herr dann ebenfalls nur mit großen Augen an und machte keinerlei Anstalt Wiederbelebungsversuche zu starten. Scheinbar war er sich wohl sicher, dass der schmächtige Rettungsschwimmer ihm gegenüber genau wusste was zu tun war. Da ihm nichts anderes übrig blieb, sackte Fay schweratmend neben der jungen Frau auf die Knie, achtete nicht darauf, dass seinem Körper selbst nach Sauerstoff verlangte und bereits schwarze Punkte vor seinen Augen tanzten. Er neigte ihren Kopf leicht zurück und hob ihr Kinn dabei an, bevor er mit Daumen und Zeigefinger die Nase der jungen Frau verschloss, ihre Lippen auseinander zwang, einmal tief einatmete, bevor er sich dann über sie beugte, seine Lippen auf die ihren legte und die Luft in den Mund des regungslosen Mädchens blies. Als er dies einige Male wiederholt hatte und trotz allem kein Puls zu fühlen war, ließ er von ihr ab, begann verzweifelt mit einer Herzmassage, wobei er nicht darauf achtete, dass ihm der Schweiß von der Stirn tropfte und sein Körper selbst am Rande seiner Kräfte angelangt war. Er sah nur das nun bereits leicht bläuliche Gesicht der jungen Frau, während er weiterhin panisch versuchte sie zu reanimieren. Wie in Trance drückte er seine Hände immer wieder auf den Brustkorb, spürte wie sich die Verzweiflung wie ein eiskalter Panzer um ihn legte, der schwarze Schatten vor seinen Augen immer dunkler wurde und ihm die Sicht vernebelte, als er plötzlich grob an den Schultern zurück gerissen wurde und unsanft im Sand landete. +~+~+~ Mit gerunzelter Stirn näherte sich der Krieger wieder dem hölzernen Hochstand. Irgendetwas war im Gange. Mehrere Dinge, die alle nicht zu ignorieren waren wiesen ihn drauf hin. Erstens hatte sich eine ziemlich große Menschentraube am Strand versammelt und schirmte den Mittelpunkt ihres Interessens vor seinen Blicken ab. Zweitens wehte der Wind ziemlich lautes, aufgeregtes Stimmengewirr zu ihm herüber, das er aufgrund der Entfernung aber nicht verstehen konnte. Und Drittens lag Angst in der Luft, gemischt mit Verzweiflung und Panik. Kuroganes Schritte hatten sich unbewusst beschleunigt, während er über den Sand eilte. Ein kurzer Blick hatte genügt, um ihn zu zeigen, dass der Magier sich nicht mehr am Hochsitz aufhielt und in seinem Kopf machten sich schon die ersten Horrorszenarien breit. Die Getränkedosen hatte er unachtsam in den schattigen Sand neben dem Hochstand geworfen, bevor er auf den Menschpulk zu lief. Da die Leute ihn aufgrund seiner Kleidung als Rettungsschwimmer identifizierten, machten sie ihm glücklicherweise bereitwillig Platz. Als er endlich das Geschehen im Blick hatte, erstarrte der Schwarzhaarige für einen Augenblick. Fay, der verzweifelt versuchte ein blau angelaufenes Mädchen wiederzubeleben, das in Kuroganes Augen schon ziemlich tot aussah. Allerdings wusste er natürlich, dass man noch lange nicht tot war, bloß weil man nicht mehr atmete. Fraglich ob der Magier das auch wusste... Dieser sah nicht unbedingt so aus als ob er noch bei klarem Verstand war. Das Gesicht vor entsetzten wie versteinert, noch viel blasser als sonst und schweißüberströmt, die Augen panisch geweitet und verklärt. Als plötzlich ein Rück durch den Körper des Mädchens ging, sie sich kurz aufbäumte und dann röchelnd nach Luft zu schnappen begann, schien der blonde Mann das nicht einmal zu realisieren, sondern machte einfach weiter, wie in Trance. Nach kaum einer Sekunde war Kuroganes Schock aber überwunden, stattdessen trat er einen Schritt vor und packte den Magier etwas grober als nötig an der Schulter, zog ihn damit von dem hustenden Mädchen weg. Da der Blonde überhaupt keine Kraft mehr zu haben schien, kippte er einfach hintenüber in den Sand. Mit einem kurzen Blick vergewisserte sich der Krieger noch, dass sich jemand um die Kleine kümmerte, was auch sogleich ihre bitterlich weinende Freundin übernahm, bevor er sich dann neben den Magier kniete. Fay sah auch nicht viel besser aus als die junge Frau, der er gerade das Leben gerettet hatte und immer wieder schnappte er unkontrollierbar nach Luft. Der Ninja legte seinen Hand über die immer noch blicklos geöffneten, in den Himmel starrenden Augen seines Reisegefährten, beugte sich etwas zu ihm hinunter, damit dieser seine ruhige Stimme trotz des Lärmes um sie verstehen würde. „Ruhig... ganz ruhig. Egal wie sehr es im ersten Moment schmerzt und unmöglich scheint, du musst so langsam wie es geht tief durchatmen. Sonst erstickst du.“ Ob der Magier ihn überhaupt gehört hatte war fraglich, jedenfalls tat er nichts der gleichen. Dann würde der Krieger ihn ewig dazu zwingen müssen. Kurogane legte seine freie Hand auf Fays Brustkorb und presste ihn mit gespreizten Fingern nach unten, und somit alle Luft heraus. Er wusste, dass er dem schlanken Mann damit Qualen verursachte, aber scheinbar ging es nicht anders. Sofort begann der Liegende sich zu wehren, doch Kurogane ließ nicht los, beugte sich nur noch etwas hinunter, sodass er mit den Lippen fast Fays Ohr berührte. „Vertrau mir. Und jetzt atme tief ein.“ Langsam verringerte der Schwarzhaarige den Druck seiner Hand. Gezwungen ruhig und beherrscht schnappte der Blonde immer wieder nach Luft, wurde dabei aber jedes Mal wen sein Atem zu schnell wurde, von dem Ninja gebremst, sodass er sich ganz langsam beruhigte. +~+~+~+ Obwohl Fay unkontrolliert nach Luft schnappte, seinen Lungen nach Sauerstoff schrie, galt die einzige Sorge des Magiers weiterhin dem Mädchen, von dem er unsanft weggestoßen worden war und deren Anblick ihm nun, da einige Leute besorgt näher getreten waren, sich näher an den Ort des Geschehens drängten, verwehrt blieb. Er musste helfen, auf der Stelle! Er musste sofort... Panisch rang er erneut um Luft, während die schwarzen Punkte vor seinen Augen an Intensität zunahmen, langsam drohten zu einer einzigen großen Fläche zu verschmelzen. Obwohl er verzweifelt versuchte seinen Zustand unter Kontrolle zu bringen, er sich krampfhaft darum bemühte sich wieder zu fangen damit er dem Mädchen helfen konnte, schnürte ihm die Angst und die Erinnerung an die leicht bläuliche Gesichtsfarbe der völlig regungslosen jungen Frau weiterhin die Luft ab, und machte es ihm unmöglich gleichmäßig zu atmen. Mit weit aufgerissenen Augen lag er auf dem Rücken im Sand, starrte in den wolkenlosen Himmel ohne diesen wirklich zu erkennen, während sich sein Brustkorb hektisch hob und senkte. „Ruhig... ganz ruhig. Egal wie sehr es im ersten Moment schmerzt und unmöglich scheint, du musst so langsam wie es geht tief durchatmen. Sonst erstickst du.“ Von irgendwoher drang eine beherrschte, ruhige Stimme zu ihm durch, die ihn ausdrücklich dazu aufforderte, was er schon die ganze Zeit über verzweifelt versuchte, was ihm aber einfach nicht gelingen wollte. Ein tonnenschweres Gewicht, das es ihm unmöglich machte soviel Luft wie er benötigte in seine Lungen zu pumpen schien auf seinem Brustkorb zu lasten. Als er plötzlich spürte wie der zuvor nur eingebildete Druck auf seinem Brustkorb schmerzhaft zunahm, allem Anschein nach nun wirklich etwas darauf drückte und sämtliche Luft heraus presste, versuchte Fay verzweifelt sich zu wehren, sich zu befreien, was ihm allerdings nicht gelang. „Vertrau mir. Und jetzt atme tief ein.“ Erst als er die auch vorhin bereits dumpf vernommenen Stimme erneut an sein Ohr drang, er endlich realisierte wer da an seiner Seite war, gelang es ihm sich etwas zu beruhigen, sodass er es schließlich sogar schaffte gezwungen beherrscht dem Befehl des Reisegefährten Folge zu leisten. Er spürte, dass der Druck auf seinem Oberkörper langsam nachließ, seine Lungen sich stetig mit dem kostbaren Sauerstoff füllten. Nachdem es ihm mit Kuroganes Hilfe gelungen war seine Atmung nach einigen Minuten wieder unter Kontrolle zu bringen, der schwarze Schatten und das Gefühl von Ohnmacht verschwunden waren, öffnete er die bei der schmerzhaften Prozedur automatisch geschlossenen Augen und blickte direkt in die rotglühenden Ovale des Ninjas, dessen eine Hand noch immer flach auf seinem Brustkorb ruhte. Scheinbar wollte Kurogane sich damit versichern, dass er weiterhin gleichmäßig atmete. Er lächelte den Reisegefährten schwach an, bevor sich in seinem Gesichtsausdruck sofort wieder Panik und Besorgnis zeigte, sein Blick hektisch in die Richtung glitt in der hinter den sie verdeckenden Menschen die junge Frau liegen musste. Als er dann leise stöhnend einen Versuch sich aufzusetzen startete wurde er allerdings sofort wieder zurück in den Sand gedrückt. „Sie ist okay, du hast sie gerettet! Dass du dabei aber selbst fast draufgegangen bist war dir wohl ziemlich scheißegal, was?!“ Obwohl die Stimme des Kriegers scharf und wütend klang, schwächte der fassungslose und besorgte Ausdruck in seinen Augen diese sofort ab. Einen Augenblick lang versuchte Fay in dem Gesicht des Gegenübers zu lesen ob er seinen Worten Glauben schenken konnte, bevor er schließlich jeglichen Widerstand resignierend aufgab und einfach im Sand liegen blieb. „Tut... mir leid... Ich wollte dir nicht schon wieder Probleme bereiten...“, kam es dann leise von ihm. „Aber ich konnte sie doch nicht ertrinken lassen... Ich konnte doch nicht...“ Bevor der Magier seinen Satz zu Ende führen konnte, wandten sich plötzlich die Köpfe der den Körper des Mädchens von ihm abschirmenden Menschen, ihm zu, und ein mit Mikrophon bewaffneter junger Mann stolperte aufgeregt auf ihn zu, dicht gefolgt von einem weiteren der eine schwere Kamera geschultert hatte. Der erste der beiden drängte Kurogane unsanft beiseite, hielt dem Magier das Mikrophon dann direkt vor die Lippen und sah ihn mit Augen an, die deutlich zeigten, dass er eine Sensationsstory witterte. „Sie sind also der geheimnisvolle neue Rettungsschwimmer der das Mädchen unter Aufopferung seines eigenen Lebens gerettet hat?“ Erwartungsvoll blickte er den ihn überrumpelt und völlig überfordert anstarrenden blonden Mann an, wartete ungeduldig auf eine Antwort. „Ich... Es war mein Job ihr zu helfen...“, reagierte Fay schließlich schwach lächelnd während sein Blick unruhig auf der Suche nach dem markanten schwarzen Haarschopf durch die ihn plötzlich umringende Menschenmenge wanderte. Er spürte erneut Panik in sich aufsteigen als er diesen nirgends ausmachen konnte, fühlte sich eingeengt, eingekreist und gefangen. Er wollte weg von hier, auf der Stelle. +~+~+~+~ Kuroganes Augen verengten sich zu Schlitzen, als er so unsanft beiseite geschoben wurde, riss sich aber zusammen um nicht einfach auszurasten, hatte ihn der Magier doch heut früh erst darauf hingewiesen, dass er sich nicht so schnell aufregen sollte. Stattdessen ging er etwas auf Abstand, behielt das Geschehen dabei aber weiterhin wachsam im Auge. Die beiden Typen mit Mikro und Kamera waren doch etwas arg aufdringlich und der Ninja konnte sich nicht sicher sein inwiefern Fay mit so viel Aufdringlichkeit momentan umgehen konnte. Außerdem trugen die etlichen Schaulustigen, die immer mehr zu werden schienen und die den Kreis um Fay und die Reporter auch immer enger schlossen, bestimmt nicht gerade dazu bei den Magier zu beruhigen. Dieser stotterte grade nervös irgendetwas, während sein blassblauer Blick suchen umherwanderte, hektisch, fast schon panisch. Eigentlich brauchte man kein Hellseher zu sein, um zu merken, dass der Blonde sich absolut nicht wohl fühlte und mit der Situation absolut überfordert war. Allerdings bekamen seine Gegenüber es wirklich nicht mit, oder die Fernsehheinis ignorierten es einfach geflissentlich. Der schlanke Magier schien langsam aber sicher in Panik zu verfallen. Anscheinend suchte sein verunsichert herumirrender Blick nach dem Krieger und fand ihn nicht, außerdem rückte der aufdringlich Kerl immer näher, dicht gefolgt von dem Kerl mit der Kamera, hinter dem Kurogane momentan stand. Flucht war dem Magier auch nicht möglich, da hinter ihm Leute standen und neugierig gafften. Fay stand mittlerweile wie erstarrt, die Arme schützend um den nackten Oberkörper geschlungen und auf die Fragen des Reporters nur noch zusammenhanglos stotternd. Mit einem schnellen Schritt, absolut unbeachtet von allen Umstehenden, da deren Aufmerksamkeit dem Fernsehheini und seinem Gegenüber galt, trat der Ninja vor und verpasste der schweren Kamera vor sich einen Schlag, sodass sie dem Mann aus den Händen rutschte und mit einem lauten, unheilverkündenden Scheppern auf dem Strandboden aufkam. Sofort wandte sich der Mann mit dem Mikrophon um und starrte seinen Begleiter mit entsetztem Gesichtsausdruck an. Innerhalb von Sekunden entbrannte ein hitziger Disput, wer von ihnen beiden wohl Schuld war, und sogar zu blöd eine einfache Kamera zu halten, sodass das Publikum sich auf die beiden Streitenden konzentrierte, und der Ninja sich an den Leuten vorbeizwängen konnte ohne groß Aufmerksamkeit zu erregen. Nachdem er die menschliche Wand zwischen ihm und Fay endlich überwunden hatte, schaffte er es endlich den Magier an der Schulter zu berühren. „Komm!“ Der blonde Mann zuckte zwar unter der plötzlichen Berührung zusammen, schien aber dennoch unglaublich erleichtert ihn zu sehen und folgte dem Schwarzhaarigen ohne ein weiteres Wort. Allerdings hatte er auch gar keine andere Wahl hatte, immerhin hatte dieser ihn am Handgelenk gepackt. Kurogane machte nur schnell einem Bogen zum Hochstand, um die Getränkedosen einzusammeln dann zog er seinen Begleiter auch schon weiter in Richtung Strandpromenade. Egal was ihr Arbeitgeber sagen würde, Fay brauchte dringend einen ruhigen, möglichst menschenleeren Platz im Schatten, wo er erst mal wieder richtig zu sich finden konnte. +~+~+~+ Was hatte dieser entsetzliche Vorfall nur aus ihm gemacht? Okay, er war schon früher oft auf die Hilfe des schwarzhaarigen Reisegefährten angewiesen gewesen, war nicht nur einmal von diesem im Kampf vor Angreifern geschützt worden. Wenn er unaufmerksam gewesen war, oder einfach keinerlei Chance gegen etwaige Feinde gehabt hatte, war Kurogane immer zur Stelle gewesen, hatte nicht selten sogar seine eigene Deckung vernachlässigt um ihm zu helfen. Selbst in diesen Situationen hatte es ihn gewurmt auf den Ninja angewiesen zu sein, doch nun hatte sich das alles noch verschlimmert. Obwohl er auch früher mit seinem maskenhaften Gesichtsausdruck eine Mauer um sich herum errichtet hatte, er hatte nie ein Problem damit gehabt sich inmitten von Menschen aufzuhalten, ebenso wenig wie es ihn gestört hatte wenn sie auf ihrer Reise in ihrer seltsamen Kleidung aufgefallen waren, damit oft der Mittelpunkt des Geschehens gewesen waren. Er hatte sich zwanglos unterhalten können, mit wildfremden Leuten gescherzt und gelacht, ihnen auf diesem Weg Informationen über Sakuras Federn besorgt. Doch nun war er wie erstarrt nur weil ihn einige Leute umringten, man ihn interviewen wollte da er dem Mädchen scheinbar das Leben gerettet hatte. Obwohl ihm selbst klar war wie lächerlich sein Verhalten war, dass er völlig sicher war, er grundlos in Panik verfiel, konnte er dieses beklemmende Gefühl nicht abstreifen. Hektisch sah er sich nach irgendeinem Ausweg um als die beiden Fernsehtypen ihm immer näher kamen und ungeduldig darauf warteten, dass er endlich einen zusammenhängenden Satz herausbrachte. Da sich allerdings mittlerweile auch hinter ihm neugierige Passanten versammelt hatten, er dadurch eingekreist war und nirgendwohin entkommen konnte, fiel es ihm sofort noch viel schwerer sich zu konzentrieren, sodass er es einfach nicht schaffte dem Reporter die Antwort zu liefern die dieser hören wollte. Stattdessen blickte er wie ein gehetztes Tier in die Kamera, schlang seine Arme wie um sich selbst durch diese Geste zu schützen um seinen nackten Oberkörper. Seinen Reisegefährten in dem Menschenauflauf zu suchen hatte er mittlerweile aufgegeben. Gerade als der hartnäckige Journalist eine neue Frage stellen wollte, sah Fay wie die schwere auf ihn gerichtete Kamera plötzlich von den Schultern des weiter hinten stehenden Mannes rutschte, aus seinen Händen glitt und schließlich unter dessen entsetzen Blicken auf dem sandigen Boden landete. Das metallische Scheppern, das diese von sich gab als sie aufkam zeigte nur allzu deutlich dass das moderne Gerät nun höchstwahrscheinlich reif für die Schrottpresse war. Augenblick fuhr der Mann, der ihm noch vor wenigen Sekunden stur das Mikro vor den Mund gehalten hatte, herum, keuchte entsetzt auf als sein Blick auf das Desaster vor ihm fiel, bevor er lautstark anfing auf seinen Kollegen einzubrüllen. Dieser ließ die Anschuldigungen allerdings nicht auf sich sitzen, donnerte in derselben Lautstärke zurück, sodass sie sämtliche Aufmerksamkeit der umstehenden Leute auf sich zogen. Fay zuckte entsetzt zusammen als er inmitten dieses Tumults plötzlich eine Hand auf seiner Schulter spürte, konnte seine Erleichterung dann kaum verbergen als er Kurogane erkannte. Er nickte auf dessen Befehl hin nur und stolperte folgsam hinter ihm her, war froh, der Menschenmenge endlich zu entkommen. Nachdem der Ninja ihn zum Hochstand gelotst hatte, der Magier schon vermutete, dass dieser vorhatte sich wieder ihrer Arbeit zu widmen, sodass er sich bereits im Schatten niederlassen wollte, zog dieser ihn, nun zwei Getränkedosen in der freien Hand, schon weiter und deutete ihm sich zu beeilen. „Aber der Job... Wir...“ „Halt die Klappe! In deinem Zustand wärst du sowieso nicht in der Lage ein weiteres mal jemanden zu retten! Außerdem würdest du, sobald die beiden Vollidiot fertig damit sind sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen bestimmt erneut von ihnen belagert werden... Auch wenn die Kamera hinüber ist, diesen Fernsehtypen fällt da bestimmt irgendetwas ein!“ Fay verstummte, schluckte jeglichen Protest hinunter und folgte dem Reisegefährten schließlich schweigend. „Dich kann man wirklich keine Sekunde aus den Augen lassen...“ Noch immer fassungslos schüttelte der schwarzhaarige Mann seinen Kopf, realisierte erst jetzt in vollem Ausmaß was in den paar Minuten Abwesenheit passiert war, worauf der Magier nur mit einem schwachen Lächeln reagierte. Als der Ninja ihm dann eine der beiden Dosen reichte nahm er diese dankbar an, öffnete sie und leerte sie mit gierigen Schlucken. Augenblicklich merkte er wie sein ausgedörrter Hals sich wieder besser anfühlte. Nachdem sie den Strand endlich hinter sich gebracht hatten, steuerte Kurogane zielstrebig einen kleinen mit Palmen bepflanzten Park an, der ihm wohl am Vortag bei seinem kleinen „Spaziergang“ aufgefallen war. Dort angekommen drückte er Fay auf eine im Schatten stehende Bank. Da die meisten Leute in der Mittagshitze entweder in ihren Häusern blieben, oder diese Zeit am Strand verbrachten, war es hier völlig menschenleer, nur das penetrante Zirpen der Grillen und der gedämpfte Lärm vom Strand war zu hören. Gerade als Fay sich bei dem Reisegefährten für die Rettung bedanken wollte, wurde er von einem melodischen Klingeln daran gehindert und als sie sich beide der Quelle des plötzlichen Lärms zuwandten, konnten sie einen jungen Mann erkennen, der vor sich her einen kleinen Wagen schob. An einer Seite des Wägelchens war eine Glocke befestigt worden war, die nun sobald dieser über irgendeine Erhebung holperte das markante Geräusch, womit er wohl Kundschaft anlocken wollte, erzeugte. Die eisblauen Augen des Magiers weitete sich leicht als erkannte, dass sie auch diese Person bereits in einer Welt getroffen hatten. Der Zwillingsbruder des Vampirs dessen Blut vermischt mit Kuroganes ihm das Leben gerettet hatte. Subaru. Als er seinen Blick von der sich nähernden Person losriss, und sie dem Ninja zuwandte konnte er erkennen, dass auch dieser den Jungen sofort erkannt hatte und sich erst daran gewöhnen musste, dass sie erneut mit jemandem konfrontiert wurden den sie bereits einmal getroffen hatten, der in dieser Welt aber ein völlig anderer war. Lächelnd hielt „Subaru“ schließlich mit seinem Wagen vor ihnen an. „Na, kann ich euch beiden zur Erfrischung vielleicht ein Eis anbieten?“ Sein Blick wanderte von dem schwarzhaarigen Schwertkämpfer, der sofort angewidert den Kopf schüttelte, zu Fay, der ihm nur verlegen lächelnd deutete dass sie kein Geld besaßen. Seine Augen weiteten sich vor Überraschung, und einen Moment lang hatte der blonde Mann das Gefühl, dass dieser ihn erkannte und es sich um den Subaru handelte, den sie in Acid Tokyo getroffen hatten, was dieser aber keine Sekunde später mit seinen Worten aber widerlegte. „Du bist doch der Rettungsschwimmer, den am Strand alle verzweifelt suchen, nicht? Der Held des Tages, der das Mädchen gerettet hat!“ Der bewundernde Unterton in seiner Stimme war kaum zu überhören. Geschäftig öffnete er dann seine Kühltruhe, kramte eine bunt verpackte kleine Tüte heraus und reichte sie dem Magier lächelnd. „Hier! Geht auf mich! Dafür, dass du meine Schwester gerettet hast... Hokuto wird sich bestimmt noch persönlich bei dir bedanken!“ Mit diesen Worten verabschiedete sich der junge Mann, winkte ihnen noch einmal zu, bevor er seinen Wagen auf die Strandpromenade zusteuerte. +~+~+~+ tbc Kapitel 23: Sweet Seduction --------------------------- Ich gelobe jedes mal wieder Besserung, und brauch trotzdem beim nächsten Chapter wieder ewig^^;;;; Es tut mir wirklich Leid ^^;; Hoffe, es gibt dennoch nach wie vor ein paar Leute, die uns trotz langer Wartezeiten weiterhin treu bleiben >.< +~+~+~+ „Aber der Job... Wir...“ Oh, natürlich, der Job. Als ob es gerade nichts wichtigeres gab! Das war nun wieder einmal so was von... typisch! „Halt die Klappe! In deinem Zustand wärst du sowieso nicht in der Lage ein weiteres mal jemanden zu retten! Außerdem würdest du, sobald die beiden Vollidiot fertig damit sind sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen bestimmt erneut von ihnen belagert werden... Auch wenn die Kamera hinüber ist, diesen Fernsehtypen fällt da bestimmt irgendetwas ein!“ Gott sei Dank kam der Magier nicht auf die Idee zu protestieren, sondern folgte Kurogane auf dessen Wutausbruch hin nur schweigend. Der Schwerkämpfer hatte eigentlich nicht vorgehabt sich so aufzuregen, aber irgendwie musste er seinem Ärger über diese dämlichen Fernsehfritzen Luft machen. Dass es dabei allerdings genau deren eigentliches Opfer traf war nicht gewollt. Abgesehen davon wäre die Wut des Kriegers wohl unlängst heftiger ausgebrochen, wenn irgendjemand anderes an Fays Stelle gewesen wäre. Er würde es nie fertig bringen, dem Magier irgendwie weh zu tun, egal wie sehr er sich aufregte. Zumindest nicht absichtlich... Erst jetzt dämmerte dem Schwarzhaarigen langsam, was am Strand während seiner kurzen Abwesenheit tatsächlich passiert war. Er war nur ein paar Minuten nicht in Fays Nähe gewesen um etwas zu trinken zu holen und hatte dabei kurz mit dem Jungen geredet. Und sogar in dieser kurzen Zeit hatte es der Magier fertig gebracht, sich in eine so gefährliche Situation zu bringen. Er hätte tot sein können! Dieser verdammte... Dachte er eigentlich nie nach? „Dich kann man wirklich keine Sekunde aus den Augen lassen...“ Mit fassungslosem Gesicht reichte er eine Dose Limo, die mittlerweile, durch die lange Liegezeit im Sand nicht mehr so eiskalt war, sondern eine angenehme Temperatur hatte, an seinen Begleiter, der sie auch dankbar entgegen nahm und mit großen Schlücken hinunterkippte. Gut, dass das Getränk nicht mehr so kalt war, sonst hätte dieser leichtsinnige Kerl jetzt wohl auch noch Magenkrämpfe bekommen. Mit einem resignierten Seufzen führte er den Magier zu einem kleinen, etwas von der Straße abseits gelegenen Park, an dem er bereits gestern Abend vorbeigelaufen war und der dank der Mittagshitze menschenleer war, und drückte den Blonden ohne Umschweifen auf eine Bank im Schatten. Hier war es angenehm ruhig, ganz im Gegensatz zum Strand, der mittlerweile vollgestopft mit Touristen und badefreudigen Einheimischen war. Eine Weile herrschte zwischen ihnen Schweigen, während Kurogane abwesend an seiner Getränkedose nippte und aufgrund der süßen Flüssigkeit ab und an das sonst so starre Gesicht verzog. Aus den Augenwinkeln konnte er erkennen, dass Fay immer wieder Anstalt machte etwas zu sagen, seine Lippen dann aber doch wieder schloss. Gerade als es dann so schien als hätte er endlich die richtigen Worte gefunden, wurde ein Redeversuch aber von einem melodischen, in Kuroganes Ohren kitschigen, Klingeln unterbrochen. Beide Männer wandten fast synchron ihren Kopf um die Quelle des Lärmes ausfindig zu machen, und gleich darauf kam ein Wagen in ihr Blickfeld gekarrt, geschoben von einem Junge, bei dessen Anblick sich die rubinroten Augen des Ninjas leicht weiteten. Subaru. Es war offensichtlich, dass es sich bei dem Eisverkäufer nicht um den ruhigeren der beiden Vampire, die Fay zu einem der Ihrigen gemacht hatten, handelte, dennoch löste es ein mulmiges Gefühl in dem Schwertkämpfer aus, erneut mit einem bekannten Gesicht konfrontiert zu werden. Und dann auch noch mit diesem... Subaru war immerhin maßgeblich an einer ziemlichen Wende in seinem Leben beteiligt gewesen. „Na, kann ich euch beiden zur Erfrischung vielleicht ein Eis anbieten?“ Die freundliche Stimme des mittlerweile bei ihnen angekommenen Jungen riss den Schwarzhaarigen aus seinen melancholischen Gedanken und sofort schüttelte er angewidert den Kopf. Ein Eis? Das fehlt noch! So ein ekelhaft süßes Ding. Ihm reichte schon die Limonade… Der Magier schien nicht abgeneigt, deutete dem jungen Eisverkäufer aber mit einer bedauernden Geste, dass er leider kein Geld bei sich hatte. Als die Augen des Jungen sich plötzlich ohne ersichtlichen Grund überrascht weiteten, hatte der Ninja eine Moment das Gefühl, dass sie erkannt worden waren und es sich bei ihrem Gegenüber doch um den Vampir handelte, doch seine nächsten Worte ließen den Krieger diesen Gedanken verwerfen. „Du bist doch der Rettungsschwimmer, den am Strand alle verzweifelt suchen, nicht? Der Held des Tages, der das Mädchen gerettet hat! Hier! Geht auf mich! Dafür, dass du meine Schwester gerettet hast... Hokuto-chan wird sich bestimmt noch persönlich bei dir bedanken!“ Mit diesen freundlichen Worten bekam der blonde Magier auch schon eine bunt verpackte Eistüte in die Hand gedrückt, dann verabschiedete sich der Kleine auch schon mit einem dankbaren Lächeln und karrte seinen Eiswagen Richtung Strandpromenade davon. Sowohl Kurogane als auch der Magier schwiegen erneut, bevor sich ihre Blicke trafen. „So ein netter Junge, findest du nicht auch, Kuro-rin?“ Der blonde Mann strahlte zu ihm hoch und obwohl das Lächeln zum großen Teil aus einer Maske bestand, war der Ninja doch froh, dass es seinem Reisegefährten wohl mittlerweile wieder etwas besser ging. Fay schien sich wirklich über das geschenkte Eis zu freuen und packte es auch sogleich aus, damit es nicht zuvor in der Wärme schmolz. Kurogane schnappte ihm geschickt das bunte Papier aus den langen Fingern und beförderte es samt seiner mittlerweile leeren Getränkedose in den Mülleimer neben sich. Dafür bekam er zum Dank erneut ein Lächeln, das bereits viel weniger geschauspielert wirkte, bevor sich der schlanke Mann seinem Eis widmete. Was sich als schwieriger als erwartet erwies, denn dieses war schon voll damit beschäftigt in der Wärme zu zerfliesen. Ein wenig hektisch machte sich der Magier daran die Süßspeise zu essen. Schon bald waren seine Hände klebrig und er über und über mit dem süßem Zeug beschmiert, was Fay aber wenig zu stören schien, und seiner Begeisterung für das Geschenk keinerlei Abbruch tat. Das sich in der Wärme rasch verdünnisierende Eis war noch schneller verspeist, und der Magier wandte sich nun mit ungemindertem Enthusiasmus seinen verklebten Fingern zu und begann sie ausgiebig sauber zu lecken. Eine ganze Weile lang ruhte der rubinrote Blick des Kriegers auf ihm, bevor Kurogane sich zwang sich abzuwenden, wurde ihm bei dem Anblick doch auf eine undefinierbare Weise, die garantiert nichts mit der Sonne zu tun hatte, heiß. Schon der Anblick allein vernebelte seinen Verstand. Außerdem weckte es in dem Schwarzhaarigen die Erinnerung an den Morgen, als sein Begleiter mit selbigem Elan die Finger des Kriegers von Blut gesäubert hatte. Ob es dem Magier überhaupt bewusst war, wie er auf ihn wirkte? „Hmm... Das war lecker!“ Diese Verkündung sagte Kurogane, dass er wohl endlich wieder hinsehen konnte, und der Magier war tatsächlich fertig mit seiner katzenhaften Säuberung und schien nun restlos zufrieden und erholt. „Du hättest ruhig einmal probieren können, Kuro-pon! Es war wirklich gut!“ „So?“ war die skeptische Erwiderung, worauf der Blonde nur nickte, sodass die feinen Haare nur so flogen. Probieren also… „Dann spricht doch wohl nichts dagegen, dass ich das jetzt nachhole, oder?“ Auf den verwirrten Blick seines Gegenübers hin konnte Kurogane nur grinsen, während er sich zu dem Magier beugte und ihm zwei Finger unters Kinn legte, ihn somit zwang den Kopf etwas in den Nacken zu legen. Dann leckte er genussvoll langsam die Eisspuren von dem blassen Kinn. +~+~+~+ Erleichtert blickte Fay dem Subaru dieser Welt nach. Dem Verhalten des Jüngeren und der Tatsache, dass dieser ohne nervös oder beunruhigt zu wirken weiterhin seiner Arbeit nachging, konnte er deutlich entnehmen, dass es seiner Schwester wohl wirklich gut ging und er sich keine Sorgen mehr um das Mädchen machen musste. Einen Moment lang war nur das sich langsam entfernende Bimmeln des Eiswagens zu hören, bevor der Magier seine eisblauen Augen auf den schwarzhaarigen Reisegefährten richtete, die Verpackung des geschenkten Eises aufriss während er diesen lächelnd ansah. „So ein netter Junge, findest du nicht auch Kuro-rin?“ Dieser reagierte nicht weiter auf seine Worte, nahm ihm nur das Papier ab und beförderte es mit samt seiner leeren Dose in den Mülleimer. Der blonde Mann schenkte dem Ninja ein dankbares Lächeln, bevor er sich dann sofort dem bereits in der Mittagshitze langsam schmelzende Eis widmete. Dass bei diesem schwierigen Unterfangen immer wieder Tropfen der klebrigen Süßspeise auf seinen Händen landete, ignorierte er erst einmal, stattdessen versuchte er sich das angenehm kalte Eis so schnell wie möglich einzuverleiben, damit dieses nicht womöglich noch von dem kleinen Stäbchen fiel und auf dem Boden landete. Als er das Holzstäbchen sauber abgeleckt hatte, widmete Fay sich anschließend seinen klebrigen Fingern, reinigte diese gewissenhaft mit seiner Zunge von den letzten Spuren. Dass Kuroganes Blick dabei eine Zeit lang auf ihm ruhte, der Reisegefährte sich schließlich mit einem undefinierbaren Ausdruck in den glutroten Augen abwandte, merkte er, da er so enthusiastisch damit beschäftigt war seine Finger zu säubern, nicht. Du hättest ruhig einmal probieren sollen, Kuro-pon! Es war wirklich gut!“ Dass der Schwertkämpfer Süßes auf den Tod nicht ausstehen konnte hatte dieser schon oft genug deutlich gezeigt, allerdings verstand Fay noch immer nicht wie man solche Delikatessen verschmähen konnte. „So?“, war die einzige, und nicht wirklich überzeugt klingende, Reaktion des Ninjas, dessen Lippen sich zu einem leichten Lächeln verzogen als der Magier heftig nickte wie um seine Worte mit dieser Bewegung noch zu unterstreichen. „Dann spricht doch wohl nichts dagegen, das ich das jetzt nachhole, oder?“ Den verwirrten, fragenden Ausdruck der sich auf das nun wieder gesünder wirkende Gesicht Fays gelegt hatte, beantwortete der Krieger mit einem amüsierten Grinsen, bevor er sich leicht nach vor beugte, das Kinn des blonden Mannes sanft anhob, dann die letzten Zentimeter überbrückte und mit seiner rauen Zunge sanft über seine weiche Haut leckte um diese von den darauf zurück gebliebenen klebrigen Eisrückständen zu befreien. Überrascht von dem plötzlichen „Überfall“ weiteten sich die eisblauen Augen, er wehrte sich allerdings nicht gegen diese zärtliche Geste, wandte seinen Kopf auch nicht ab, als Kuroganes Zunge sich langsam seinem Mund näherte. „Viel zu süß...“, hauchte der Krieger gegen seine leicht geöffneten Lippen, entlockte Fay damit ein leises, heiseres Lachen. „Es hat dich niemand gezwungen wirklich zu kost...“ Der Satz blieb unabgeschlossen, da der Schwertkämpfer den Abstand zwischen ihnen überwand und seine Lippen sanft auf die des Magiers legte. Obwohl der blonde Mann diese sofort automatisch etwas öffnete, Kurogane damit deutlich zeigte, dass er nichts dagegen hatte den Kuss zu vertiefen reagierte dieser nicht auf die offensichtliche Aufforderung, ließ seine Lippen nur mit sanften Druck auf denen des Magiers ruhen. Er wollte ihm mit dieser Geste wohl zeigen, dass er kein weiteres mal die Beherrschung verlieren würde, er bestimmt nicht wieder zu weit gehen würde. Als sie sich schließlich voneinander lösten, lächelte Fay den Ninja beinahe schüchtern an, hatte diese sanfte, scheue Berührung ihrer Lippen auf ihn doch beinahe mehr Wirkung erzielt als der leidenschaftliche Kuss in der Rettungsschwimmerresidenz. „Dafür, dass es dir zu süß war, hast du aber ausgiebig davon gekostet, Kuro-rin...“, konnte er sich schließlich eine amüsierte Bemerkung nicht verkneifen, bevor er sich dann etwas enger an den Reisegefährten schmiegte, einfach seine Nähe genoss. Der Kontakt ihrer beider nackten Oberkörper ließ ihn leicht erschaudern, war ihm aber nicht unangenehm. Natürlich würde es nicht von einem Moment auf den anderen gehen, dass er sein Trauma überwinden konnte, dessen war es sich bewusst, dennoch... Es tat gut zu wissen, dass sein Körper langsam aber doch wenigstens den Körperkontakt zu dem Ninja wieder akzeptierte, er die sanften Berührungen genießen konnte ohne sofort panisch zusammen zu zucken. Natürlich, im Moment waren sie nur völlig harmlos, nicht leidenschaftlich sondern zärtlich, aber trotzdem war es ein Fortschritt. „Bist du vielleicht doch noch auf den Geschmack von Eis gekommen?“ Fay lächelte leicht. Vielleicht würde es noch längere Zeit dauern bis er sich dem Reisegefährten völlig hingeben können würde, doch der Zeitpunkt würde kommen. Und er wusste, dass dieser geduldig darauf warten, ihn nicht drängen würde. +~+~+~+~ Kurogane hatte die Augen halb geschlossen, während sich seinen Zunge langsam einen Weg hoch zu den Lippen des Magiers suchte, dabei die meisten verkleckerten Eisrückstände fortleckte. Es war ein seltsamer Geschmack. Zum einen natürlich das Eis, so widerlich süß, dass der Ninja leicht das Gesicht verzog. Dann der leichte, aber dennoch auffallende Geschmack nach Meersalz, der noch von der Rettungsaktion an der blassen Haut haftete. Und natürlich noch der Geschmack, so undefinierbar aber auch unverwechselbar, nach dem blonden Mann selbst, der in jeglicher Hinsicht der wohlschmeckernste war. „Viel zu süß...“ kommentierte der Schwertkämpfer letztendlich das Eis, das für sein Empfinden tatsächlich nur ekelhaft schmeckte, während sein warmer Atem über die leicht geöffneten Lippen seines Gegenübers strich. Das leise Lachen, das daraufhin von diesem zu hören war, klang so viel rauer als sonst, dass es Kurogane einen leichten Schauer verursachte. „ Es hat dich niemand gezwungen wirklich zu kost...“ Fays Satz blieb unvollendet, da sich der Krieger plötzlich vorbeugte, die letzten Zentimeter zwischen ihren Lippen überbrückte und seine zärtlich auf die weichen Lippen des Reisegefährten legte. Zwar spürte er, wie dieser seinen Mund sofort etwas öffnete, ihm somit deutete, das es okay war und er sich nicht wehren würde, wenn der Ninja weiter ging, doch Kurogane hatte nichts dergleichen vor. Sanft, nicht fordernd oder leidenschaftlich, sondern einfach nur unendlich liebevoll küsste er den Blonden, übte nur leichten Druck aus und gab ihnen beiden damit das Versprechen, dass er niemals wieder die Kontrolle über sich verlieren würde. Er begehrte Fay, ja, aber viel wichtiger war, dass dieser sich erst einmal gänzlich erholte, den Schock und das Trauma überwinden konnte. Und der Schwertkämpfer konnte warten. Solange er nur weiterhin an der Seite „seines Magiers“ geduldet wurde, ihn begleiten und beschützend durfte, war alles andere egal. Ein schwaches Lächeln huschte über die Züge des Kriegers. Was hatte Fay bloß aus ihm gemacht...? War er früher schon do gefühlsduselig gewesen? Und war es wirklich schlimm, dass es jetzt so war? Nein. Und es viel Kurogane nicht schwer, sich das einzugestehen. Jemanden beschützen zu wollen, das war keine Schwäche, sondern machte stärker. Nachdem sie sich wieder voneinander gelöst hatten, schenkte der Magier ihm ein zaghaftes, schüchternes Lächeln, bevor er sich zutraulich an ihn schmiegte. Eine einfache, zärtliche Geste, dennoch freute sich der Schwarzhaarige darüber, zeigte es doch deutlich, dass Fay wenigstens ihm gegenüber nicht mehr so scheu war, und bei jeder noch so kleinen Berührung zusammen zuckte. „Dafür, dass es dir zu süß war, hast du aber ausgiebig davon gekostet, Kuro-rin... Bist du vielleicht doch noch auf den Geschmack von Eis gekommen?“ Darauf hatte er nur gewartet. „Ach, sei doch still! Du tust ja gerade so, als ob es dich gestört hätte.“ Daraufhin kicherte der Magier nur noch einmal leise, bevor zwischen ihnen vertrautes Schweigen aufkam, in keiner Weise gezwungen oder unangenehm. Sie Beide genossen einfach die Nähe des jeweils anderen. Wie von selbst fand eine braungebrannte Hand den Weg in das weiche blonde Haar und strich abwesend hindurch. Mit einem Seufzer wandte der Ninja leicht seinen Kopf, sodass er sein Gesicht in das blonde, wohlriechende Haar drücken konnte. „Ist dir eigentlich klar, dass du heute hättest sterben können? Ich hatte einen Moment wirklich Angst... um dich...“ Die Worte wurde zwar durch die Haare des Magiers gedämpft, dennoch waren sie deutlich genug zu verstehen, um den besorgten Tonfall, der in der dunklen Stimme mitschwang, zu hören. +~+~+~+ „Ach, sei doch still! Du tust ja gerade so, als ob es dich gestört hätte.“ Auf Kuroganes gespielt patzige Antwort reagierte Fay nur erneut mit einem leisen Lachen, war es doch allzu offensichtlich gewesen, dass er die flüchtige Berührung ihrer Lippen genossen hatte. Ein entspanntes Lächeln stahl sich auf das Gesicht des Magiers als der Ninja erst mit seiner Hand abwesend durch seine feinen Haare strich, seinen Kopf dann so wandte, dass er sein Gesicht in seiner blonde Mähne vergraben konnte. Der warme Atem des Krieger kitzelte ihn leicht am Nacken, ließ ihn leicht erschaudern. „Ist dir eigentlich klar, das du heute hättest sterben können? Ich hatte einen Moment wirklich Angst... um dich...“ Die ehrliche Besorgnis die in der Stimme des Reisegefährten mitschwang vertrieb das Lächeln aus dem blassen Gesicht, stattdessen legte sich ein schuldbewusster Ausdruck auf dieses. „Es tut mir leid, ich wollte nicht, dass du dich erneut um mich sorgst... Aber ich musste doch so handeln... Du warst nicht da, und von den anderen Strandbesuchern hat keiner reagierte... Ich konnte sie doch nicht sterben lassen...“, versuchte er sein unüberlegtes Handeln zu rechtfertigen nachdem sie beide einen Moment geschwiegen hatten. Er spürte wie der Ninja ihn etwas enger an sich drückte, ihm damit zeigte, dass seine Worte überflüssig waren. „Es ist okay... Ich weiß, dass du der Typ Mensch bist der immer zuerst an andere denkt, nicht auf sich selbst achtet... Allerdings solltest du immer im Hinterkopf haben, dass es Menschen gibt die... dich lieben... die dich brauchen...“ Kurogane hatte sich bei diesen Worten von ihm gelöst, hatte sich abgewandt, was deutlich zeigte wie sehr es ihm widerstrebte diese auszusprechen, wie sehr er es verabscheute selbst so schmalzige Worte in den Mund zu nehmen. Sanft lächelnd schlang der Magier beide Arme um den Nacken des Kriegers, zog ihn wieder an sich und zwang ihn damit ihm wieder in die Augen zu sehen. „Ja, ich weiß, Kuro-rin... Ich habe nicht vor die Menschen die ich liebe erneut zu verletzten...“ Ernst blickte er in die rotglühenden Ovale seines Gegenübers, wurde sich erst als er die Worte ausgesprochen hatte ihrer Bedeutung bewusst. Es war nicht beabsichtigt gewesen, diese wie ein Liebesgeständnis klingen zu lassen. Natürlich hatte er es nicht direkt formuliert, seine Bemerkung allgemein gehalten, dennoch spürte er wie sich seine Wangen leicht röteten. „Ich meine natürlich rein freundschaftlich... dass ich... nicht dass ich dich... ich meine...“, stotterte er verlegen, versuchte sich irgendwie rauszureden, verwickelten sich dabei aber immer weiter in seinen eigenen Worte, bis er schließlich unter dem amüsierten Blick des Kriegers abbrach, seine Arme von Kuroganes Nacken löste und sich nervös aufrichtete. „Wir sollten langsam wieder zurück, nicht?“, versuchte er schließlich nicht sehr elegant das Thema zu wechseln. +~+~+~+ „Es tut mir leid, ich wollte nicht, dass du dich erneut um mich sorgst... Aber ich musste doch so handeln... Du warst nicht da, und von den anderen Strandbesuchern hat keiner reagierte... Ich konnte sie doch nicht sterben lassen...“ Kurogane hatte bereits in dem Moment, in dem er seine Besorgnis geäußert hatte, gewusst, dass der Magier diese sofort wieder als Hinweis auslegen würde, dass er ihm zur Last gefallen war und sich dann dafür entschuldigen würde. Mit einem leisen traurigen Lächeln zog er den Blonden an sich, zeigte ihm so deutlicher als mit Worten, dass er sein Handeln nicht verurteilte. „Es ist okay... Ich weiß, dass du der Typ Mensch bist der immer zuerst an andere denkt, nicht auf sich selbst achtet... Allerdings solltest du immer im Hinterkopf haben, dass es Menschen gibt die... dich lieben... die dich brauchen...“ Bei diesen Worten ließ der Ninja Fay los und wandte den Blick von ihm ab. Zum einen fiel es ihm nicht besonders leicht solche schnulzigen Sachen zu auszusprechen, zum anderen war er sich nicht sicher, was sein Gegenüber in seinen rubinroten Augen würde lesen können. Aus ihnen konnte er seine Gefühle nie wirklich verbannen, egal wie beherrscht er sonst auch war. Der Magier ließ diesen Rückzug allerdings nicht zu, legte ihm gleich darauf die Arme um den Hals, zog ihn erneut näher und zwang ihn damit außerdem ihn wieder anzusehen. „Ja, ich weiß, Kuro-rin... Ich habe nicht vor die Menschen die ich liebe erneut zu verletzten...“ Für eine Sekunde huschte ein überraschter Ausdruck über Kuroganes Gesicht, dann wurde ein liebevolles, aber auch amüsiertes Lächeln daraus, als der Magier zu realisieren schien, wie seine Worte gerade geklungen hatten, nämlich wie ein ungewolltes Liebesgeständnis, und seine blassen Wangen sich röteten. „Ich meine natürlich rein freundschaftlich... dass ich... nicht dass ich dich... ich meine...“,versuchte sich Fay jetzt irgendwie aus der, zumindest für ihn selbst, unangenehmen Situation zu winden. Mit einem kleinen Grinsen beobachtete der Ninja ihn dabei, wie er sich immer aussichtsloser in seine Worte verhedderte, bevor er dann schließlich aufgab, einen Moment schwieg, und sich schließlich nervös von dem Krieger löste und aufrichtete, wobei er seinen Blick bewusst mied. „Wir sollten langsam wieder zurück, nicht?“ Ohne eine Antwort abzuwarten wandte der Blonde sich Richtung Strand, kam aber kaum zwei Schritte, bis Kurogane ihn wieder eingefangen hatte indem er ihm folgte und von hinten einen Arm um die schmalen Schultern legte. „Was für eine unauffällige Art, das Thema zu wechseln...“ Kurz streiften seine rauen Lippen Fays weiches Ohr und er konnte spüren, wie dieser unter der Berührung leicht erschauerte. Mit einem leichten Lächeln löste er sich dann auch schon wieder, richtete seinen aufmerksamen Blick stattdessen auf den etwas entfernten Strand. So ganz konnte sich der Schwarzhaarige nicht darauf konzentrieren, was dort vor sich ging. Die Frage, wie der Magier wohl reagieren würde, wenn er ihm offenbaren würde, dass dieser ihm bereits seine Liebe gestanden hatte, ließ ihm einfach keine Ruhe. Kurogane schüttelte leicht den Kopf um diesen wieder frei zu bekommen, und richtete seine Aufmerksamkeit dann erneut auf den belebten Strand. Scheinbar hatte der Trubel sich gelegt, und alles schien wieder dem gewohnten Gang zu gehen. „Du hat recht, wir sollten wohl besser zurück. Das wird sicherlich eine laute Abreibung geben...“ Mit einem theatralischen Seufzen trat er an dem kleineren Mann vorbei, lächelte ihn kurz aufmunternd an. „Also, gehen wir.“ +~+~+~+ Fay wartete nicht ab bis Kurogane auf seine Frage reagierte, sondern wandte sich stattdessen zum Gehen. Er war sich sicher, dass der Reisegefährte ihm ohnehin folgen würde. Dies wurde ihm auch keine zwei Schritte später bestätigt, als sich plötzlich ein Arm um seine Schultern legte, er die Lippen des Reisegefährten direkt an seinem Ohr spüren konnte. Die zarte Berührung ließ ihn leicht erschaudern. „Was für eine unauffällige Art, das Thema zu wechseln...“, vernahm er die leise Stimme des Ninjas, bevor sich dieser dann auch schon wieder von ihm löste, seinen Blick zum Strand richtete und trotz seiner triezenden Bemerkung offensichtlich auf den Themenwechsel einging. „Du hat recht, wir sollten wohl besser zurück… Das wird sicherlich eine laute Abreibung geben... Also, gehen wir!“ Der Magier nickte nur, konnte sich ebenfalls bereits lebhaft vorstellen wie „erfreut“ ihr Arbeitgeber sie begrüßen würde, sobald sie wieder am Strand auftauchten. Sie konnten nur hoffen, dass der mies gelaunte Typ durch seine Rettungsaktion etwas milder gestimmt sein und der Vorfall davon abhalten würde sie direkt zu feuern. Schweigend traten sie also den Rückweg an, ignorierten beim Überqueren des Strandes die neugierigen Blicke, die nun nicht mehr nur auf Kurogane sondern sogar zum Großteil auf Fay hafteten und steuerten zielstrebig den Hochstand an. Schon von weitem konnten sie den muskulösen, in der Sonne glänzenden Körper ihres Arbeitgebers erkennen, der wie ein gehetztes Tier vor ihrem Arbeitsplatz auf und ab lief, sich dabei immer wieder hektisch umsah. Obwohl sie aus dieser Distanz das Gesicht des Mannes nicht erkennen konnten, war seinem Verhalten doch schon jetzt anzumerken, dass er alles andere als gute Laune hatte und wohl nur darauf wartete, dass es irgendjemand wagte sich ihm zu nähern, damit er seinem Ärger endlich lautstark Luft machen konnte. Der Magier seufzte bei dem sich ihnen bietenden Anblick leise auf, wandte seine eisblauen Augen dann dem schwarzhaarigen Krieger zu, der ihn aufmunternd ansah und anschließend ohne zu zögern auf ihren Sklaventreiber zuschritt. Sich bereits innerlich auf eine lautstarke Auseinandersetzung vorbereitend folgte der Magier dem Reisegefährten schließlich, konnte dabei aus den Augenwinkeln Sakura und Syaoran ausmachen, die noch immer in einem etwas weiter entfernten Bereich des Strandes damit beschäftigt waren Kinder zu unterhalten. Scheinbar hatten die beiden von seiner gewagten Rettungsaktion nichts mitbekommen. Gott sei Dank. Die Prinzessin machte sich ohnehin genug Sorgen um ihn, da war es besser wenn sie nichts von diesem Zwischenfall erfuhr. Gerade als sie den Platz passierten an dem vor nicht allzu langer Zeit Fay verzweifelt um das Leben des Mädchens gekämpft hatte, wo nun nur noch der an dieser Stelle etwas stärker zerwühlte Sand an das schreckliche Ereignis erinnerte, entdeckte ihr Arbeitgeber sie und sein ohnehin bereits völlig aufgebracht wirkender Gesichtsausdruck verfinsterte sich noch weiter. Ohne auf die pikierten Blicke der Badegäste zu achten brüllte er ihnen auch schon die erste Schimpftirade entgegen, während er mit großen Schritten auf sie zu stapfte. „Seit ihr von allen guten Geistern verlassen?! Ihr könnt doch nicht einfach euren Platz verlassen!! Was wenn in eurer Abwesenheit etwas passiert wäre?! Ich wusste ja von Anfang an, dass ihr für diesen Job absolut ungeeignet seit! Dass ein schwächlicher, blonder Schönling wie du bei dieser Hitze sofort zusammen klappt und dieser Arbeit nicht gewachsen ist, ist ja auch wirklich mehr als offensichtlich!“ Ihr Arbeitgeber schien weder mit angesehen zu haben dass der Magier beinahe zusammen gebrochen war, noch mitbekommen zu haben, dass Fay nun aufgrund seiner heldenhaften Rettungsaktion in aller Munde war. Es war offensichtlich, dass er ihnen unterstellte, dass sie aufgrund Fays Gesundheitszustand ihren Posten verlassen hatten. Da der Magier wieder der prallen Sonne ausgesetzt war, hatte sich die Gesichtsfarbe des blonden Mannes erneut stark gerötet, und auf seiner Stirn bildeten sich schon erste Schweißperlen bildeten. Bevor er allerdings weiter auf Fay, der den übertrieben muskulösen Mann nur müde ansah, einbrüllen konnte, oder Kurogane, dessen rechter Mundwinkel bereits unheilverheißend zuckte, eingreifen konnte, drängte sich plötzlich eine junge Frau zwischen sie und funkelte den Bademeister wütend an. „Sind Sie völlig verrückt einen ihrer fähigsten Mitarbeiter so fertig zu machen?! Dieser überaus tapfere Mann hat diese Behandlung wirklich nicht verdient! Haben sie nicht einmal mitgekriegt, dass er vorhin sein Leben riskiert hat um ein junges Mädchen zu retten? Hat er sich da nicht einige Minuten Erholung verdient, sie ignoranter Trottel?!“ Die Gesichtszüge ihres Arbeitsgeber entgleisten als die hübsche Dame ihn angiftete, und sein hilfloses Stammeln zeigte deutlich, dass er keine Ahnung hatte wie er gegen diese geballte Frauenpower ankommen sollte. +~+~+~+~+ Während Kurogane neben dem Magier her über den Strand in Richtung Hochstand lief, fiel ihm immer öfter auf, dass die Aufmerksamkeit der Menschen um sie herum vor allem dem blonden Mann galt und sich nur noch wenige Blicke irgendwelcher hartnäckigen Verehrerinnen auf ihn richteten. Jemand anderes, beispielsweise ihr cholerischer Auftraggeber, hätte sich über dieses „Showstehlen“ sicherlich tierisch aufgeregt, doch er war sogar dankbar darfür, hatte er gestern doch erst erlebt, zu was so viel Aufmerksamkeit führen konnte. Mittlerweile kam der hölzerne Hochstand in unmittelbare Nähe und der Krieger konnte die übertrieben muskulöse Gestalt ihres Arbeitgebers bereits an ihrem Arbeitsplatz ausmachen. Dieser schien nicht gerade bester Laune zu sein und suchte wohl ein Opfer, an dem er seinen Missmut auslassen konnte. Dann entdeckte er sie auch schon und kam schon ihm nächsten Moment mit zornesrotem Gesicht und gefährlich pulsierender Stirnader auf sie zugeprescht. Das würde sicherlich eine interessante „Unterhaltung“ werden… „Seit ihr von allen guten Geistern verlassen?! Ihr könnt doch nicht einfach euren Platz verlassen!! Was wenn in eurer Abwesenheit etwas passiert wäre?! Ich wusste ja von Anfang an, dass ihr für diesen Job absolut ungeeignet seit! Dass ein schwächlicher, blonder Schönling wie du bei dieser Hitze sofort zusammen klappt und dieser Arbeit nicht gewachsen ist, ist ja auch wirklich mehr als offensichtlich!“ Anscheinend hatte der Typ noch nicht mitbekommen, was hier am Strand momentan in aller Munde und das Gesprächsthema schlechthin war. Komisch war allerdings, dass er sofort davon ausging, dass der Magier Schuld an ihrer Abwesenheit war. Okay, es war auch relativ naheliegend es auf seinen, nach wenigen Minuten in der heißen Nachmittagshitze, leicht erhitzten und schweißnassen Zustand zu schreiben. Außerdem schien der jähzornige Rettungsschwimmer zu wissen, oder zumindest zu ahnen, dass er gegen Kurogane nicht die geringste Chance haben würde, weswegen er lieber auf dem Blonden rumhackte, der ja nun wirklich nicht so aussah, als konnte er ihm anständig Kontra bieten. Kurogane stieß der grobe Ton, in dem sein Begleiter angebrüllt wurde, ziemlich gallig auf und prompt verabschiedete sich seine, bis dato zumindest halbwegs gute Laune. Der Magier schien für das laute Gezeter allerdings nicht mehr übrig zu haben als einen müden Blick und bereitete sich wahrscheinlich seelisch schon auf den großen Knall und ihren anschließenden Rausschmiss vor. Der schwarzhaarig Ninja hatte allerdings nicht vor sang und klanglos das Feld zu räumen und hatte schon den Mund geöffnet, um ihren Chef einmal ganz dezent auf gewisse Dinge hinzuweisen. Ein Wutausbruch seinerseits wurde allerdings vereitelt, als sich plötzlich eine braungebrannte Frau zwischen sie und den Bademeister drängte. „Sind Sie völlig verrückt einen ihrer fähigsten Mitarbeiter so fertig zu machen?! Dieser überaus tapfere Mann hat diese Behandlung wirklich nicht verdient! Haben sie nicht einmal mitgekriegt, dass er vorhin sein Leben riskiert hat um ein junges Mädchen zu retten? Hat er sich da nicht einige Minuten Erholung verdient, sie ignoranter Trottel?!“ Mit hilflosem Gestotter versuchte sich der überforderte Mann gegen diese Frauenpower zu rechtfertigen, schien aber unter dem stechenden, vorwurfsvollen Blick dieser Bikinischönheit immer kleiner zu werden. Ein äußerst amüsanter Anblick. Da dem Rettungsschwimmer fürs erste das Maul gestopft worden war, wandte sich die junge Dame jetzt dem Magier zu, und schüttelte ihm lächelnd die Hand. Dieser wirkte völlig verwirrt, und leicht überfordert von dem Verhalten der unbekannten jungen Frau. „Es war wirklich heldenhaft, was du gemacht hast. Ich selbst schäme mich es zuzugeben, aber ich war wie erstarrt. Hättest du nicht so schnell gehandelt, dann wäre das Mädchen sicherlich ertrunken.“ Mit einem kecken Lächeln wandte sie ihren Blick dann Kurogane zu. „Und du solltest aufpassen, dass dir die zwei Typen vom Fernsehen nicht auf die Schliche kommen. Die sind wirklich sauer wegen ihrer Kamera.“ Kurogane besaß zumindest soviel Anstand ein ertapptes Gesicht zu machen, auch wenn in seinen Augen deutlich zu lesen war, dass es ihn nicht die Bohne interessierte, was für Schaden er angerichtet hatte. Fay, der ja nicht die geringste Ahnung gehabt hatte, dass der Absturz der Kamera auf sein Konto ging, wirkte ziemlich überrascht, was den Schwertkämpfer aber nur veranlasste mit den Schultern zu zucken. Was hätte er denn auch sonst groß tun können. „Ähmm...“ räusperte sich ihr Arbeitgeber jetzt kleinlaut, während er die letzten Minuten wie apathisch in die Luft gestarrt hatte und warf einen misstrauischen Blick in Richtung der jungen Frau, die noch immer die blasse Hand des Magiers hielt. „Am besten, ihr geht einfach wieder an eure Arbeit... Ja, das wird wohl das beste sein...“ Das gemurmelte „Für euch und vor allem für mich“ war wahrscheinlich nicht für andere Ohren bestimmt gewesen war, aber dennoch laut genug, dass zumindest der Ninja mit seinem guten Gehör es vernehmen konnte. Was für ein Weichei! Spielte sich auf wie der König des Strandes, und dann ließ er sich von einer Frau fertig machen. Köstlich. +~+~+~+ Völlig überrumpelt von dem Ausbruch der jungen Frau erwiderte Fay den Händedruck, während er diese verwirrt anblickte. „Es war wirklich heldenhaft, was du gemacht hast. Ich selbst schäme mich es zuzugeben, aber ich war wie erstarrt. Hättest du nicht so schnell gehandelt, dann wäre sie sicherlich gestorben.“ Der Magier reagierte auf diese bewundernden Worte hin nur mit einem verlegenen Lächeln, wollte gerade abwehrend antworten, dass es sein Job war und in dieser Position wohl jeder so gehandelt hätte, als das Mädchen ihren Blick auf Kurogane richtete und sich ein amüsiertes Grinsen auf ihre Lippen legte. „Und du solltest aufpassen, dass dir die zwei Typen vom Fernsehen nicht auf die schliche kommen. Die sind echt sauer, wegen ihrer Kamera.“ Die eisblauen Augen weiteten sich in plötzlicher Erkenntnis wem er es überhaupt zu verdanken hatte, dass sämtliche Aufmerksamkeit von ihm gelenkt worden war, bevor er dann Gespielt vorwurfsvoll den Kopf schüttelte. Kurogane war wirklich unverbesserlich. „Ähmm... Am besten, ihr geht einfach wieder an eure Arbeit... Ja, das wird wohl das beste sein...“ Als sich ihr Arbeitgeber leise und ziemlich kleinlaut wieder zu Wort meldete, konnte sich der Magier ein belustigtes Grinsen nicht verkneifen. Sie hatten es wohl nur dieser dominanten jungen Frau zu verdanken, dass der übertrieben muskulöse Mann ihnen den Job weiterhin überließ, sie nicht einfach feuerte. Auch Kurogane schien sich über sein Verhalten königlich zu amüsieren, brach auf dessen Worte hin in schallendes Gelächter aus, worauf dieser sein Gesicht verzog, bereits den Mund öffnen wollte wohl um ihnen irgendeine Beleidigung an den Kopf zu werfen, verstummte aber augenblicklich als der stechende Blick der jungen Frau auf ihn fiel. Ohne ein weiteres Wort wandte der Rettungsschwimmer sich ab, und ergriff die Flucht. „Danke... Sie haben uns gerade unseren Job gerettet...“, lächelte Fay das Mädchen schließlich an, als ihr Arbeitgeber in der Menschenmenge verschwunden war, worauf dieses nur den Kopf schüttelte und seine Hand, die noch immer von ihrer festgehalten wurde, sanft drückte, was Kurogane nun mit einer hochgezogenen Augenbraue zur Kenntnis nahm. „Nichts zu danken! So fähiges Personal wie euch beide findet der Kerl hier sowieso kein zweites mal! Also dann, arbeitet noch fleißig!“ Freundlich lächelnd ließ sie seine Hand los, und verabschiedete sich winkend. Der restliche Nachmittag verging dann relativ ereignislos. Der schwarzhaarige Ninja bestand darauf, dass Fay den Arbeitstag im schützenden Schatten verbrachte, übernahm stattdessen selbst sämtliche Schichten auf dem Hochstand. Obwohl es dem Magier widerstrebte, dass der Reisegefährte wegen ihm stundenlang der prallen Sonne ausgesetzt war, konnte er nicht wirklich etwas dagegen unternehmen, hatte er doch selbst im Schatten Probleme mit der sengenden Hitze zurecht zu kommen. Er merkte, dass Kurogane immer wieder prüfende Blicke zu ihm herunter warf, wie um sich zu versichern, dass er okay war, woraufhin er ihm jedes Mal ein beruhigendes Lächeln schenkte. Die Sonne senkte sich immer weiter vom Himmel, es wurde langsam kühler und die ersten Badegäste packten ihre Sachen zusammen um sich auf den Heimweg zu machen. Als die Sonne schließlich wie ein rotglühender Ball am Horizont angelangt war, langsam im Wasser versank, hatten auch die letzten Besucher den Strand verlassen und sie machten sich auf dem Weg zur Bademeisterresidenz, wo sie bereits von Sakura und Syaoran erwartet wurden. Die Kinder wirkten völlig fertig von dem langen, anstrengenden Tag, überreichten ihnen schwach lächelnd ihren Lohn, den ihnen ihr Arbeitgeber bereits ausgezahlt hatte, und informierten sie dann, dass dieser bereits weg war, ihnen aber zuvor noch aufgetragen hatte die vor dem Haus stehenden Liegen ins Innere zu räumen und darin sauber zu machen. Da die Prinzessin ihre Augen kaum mehr offen halten konnte und ununterbrochen gähnte, drückte Fay den beiden lächelnd einen Geldschein in die Hand, versicherte ihnen, dass sie alleine zurecht kommen würden, sie ohne schlechtes Gewissen essen und anschließend schlafen gehen konnten. Die Müdigkeit trieb das Mädchen dazu das Angebot mit einem schuldbewussten Ausdruck im Gesicht anzunehmen, und wenig später verließ Sakura mit ihrem Beschützer den Strand. Nachdem der Magier die Liegen sicher im Haus verstaut hatte, Kurogane darin noch die letzten rumstehenden Sachen verräumte, ließ sich Fay davor im weichen, noch von der Sonne warmen Sand nieder, während er gedankenverloren auf die glitzernde Fläche des Meeres hinausblickte, in der die Sonne nun in den verschiedensten Oange-, Rosa- und Gelbtönen versank. Die ersten Sterne und auch der Mond zeigten sich am Himmel, unterstrichen die friedliche Atmosphäre. „Am liebsten würde ich für immer hier bleiben...“, meinte er schließlich leise, die eisblauen Augen weiterhin auf das Meer hinaus gerichtet, als sich der Schwertkämpfer schweigend neben ihm niederließ. „Trotz der Hitze?“, reagierte dieser nur grinsend, worauf sich ein Lächeln auf Fays Lippen legte. „Trotz der Hitze...“, bestätigte er dann die Frage, richtete seinen Blick dann auf Kurogane. „Immerhin gibt es ja jemanden der krampfhaft penibel darauf acht gibt, dass ich mich nicht zuviel in der Sonne aufhalte...“, konnte er sich einen Seitenhieb auf das bemutternde Verhalten des Ninjas nicht verkneifen. +~+~+~+ Der Rest des Tages verging in einer so wunderschön deprimierenden Ereignislosigkeit, dass man es schon fast als tooootal langweilig bezeichnen konnte. Nicht, dass es Kurogane störte. Für die nächste Zeit hatte er wirklich genügend Aufregung gehabt. Was in den letzten Tagen alles passiert war, war selbst für ihre Situation als Weltenpendler zuviel. Fay, ein paar mal halb tot, er selbst verletzt und zu blöd auf die Wunde zu achten, und noch so einiges, aufwühlendes dazu. Es reichte vorläufig wirklich. Am besten suchten sie sich irgendwo eine Höhle, am Ende der Welt und versauerten dort die nächsten Wochen, oder zumindest ein paar Tage… Sein Bedarf an Action war vorläufig komplett gedeckt. Momentan hing er gelangweilt in dem hölzernen Hochstuhl, wie auch schon die letzten sechs Stunden, da er den Magier regelrecht dazu gezwungen hatte, im Schatten zu bleiben. Das komische gelbe Cap, das zu ihrer Arbeitskleidung gehörte hatte er vor einer Weile aufgesetzt, auch wenn er Mützen eigentlich überhaupt nicht mochte, er Stirnbänder bevorzugte, doch nach so langer Zeit brennender Hitze hatte er leichte Kopfschmerzen. Mit dem Ding ging es ihm da doch schon wesendlich besser. Außerdem hatte er so schon genug damit zu tun, sich um den Blonden Sorgen zu machen, da hatte er ohnehin kaum Zeit sich mit seinem eigenen „Leid“ zu beschäftigen. Allerdings schien Fay im Schatten neben dem Hochstand ganz gut zurecht zu kommen, da er jedes Mal, wenn der prüfende Blick des Ninjas auf ihm ruhte, aufschaute und ihm ein beruhigendes Lächeln schenkte. So ganz traute der Schwertkämpfer dem Frieden zwar nicht, doch die Mimik seines Begleiters wirkte zumindest weit genug echt, um sich darüber aufzuregen. Irgendwann war aber auch dieser Tag zu Ende, die Sonne sank langsam gen Horizont und nur die hart gesottenen Badegäste verweilten noch am Strand. Irgendwann wurde es allerdings selbst denen zu frisch, wobei der Krieger den kühle Wind der aufkam eher als sehr angenehm empfand, und bald war der helle Strand wie leergefegt, nichts wies mehr darauf hin, dass man hier am Tag vor lauter Besucher kaum gehen konnte. Als endlich alle weg waren stand die Sonne schon ziemlich tief, färbte den Himmel in zarte Rot- und Orangetönen und die beiden „Gelegenheitsrettungsschwimmer“ beendeten ihren Arbeitstag und trotteten, jeder ziemlich fertig von dem ganzen Tag Hitze und in seine eigenen Gedanken versunken zurück zum Rettungsschwimmerdameziel. Dort trafen sie auf Sakura und ihren Beschützer, die ihnen den Tageslohn überreichten und erklärten, dass ihr Vorgesetzter schon vor einiger Zeit nachhause gegangen war. Fauler Sack. Noch dazu hatte er ihnen aufgetragen, die ganzen Liegen am Strand einzusammeln und ins Haus zu bringen und auch dort drinnen noch Ordnung zu machen. Da die Prinzessin ihre Augen kaum mehr noch offen halten konnte, war es keine große Sache und für die beiden Erwachsenen absolut selbstverständlich den zwei erschöpften Kindern etwas Geld fürs Abendessen auszuhändigen und sie schon einmal ins Hotel zu schicken. Um die Liegen würden sie sich schon kümmern. Das Mädchen sah zwar mehr als nur schuldbewusst drein, aber letztendlich war es so erschöpft, dass Sakura und Syaoran das Angebot doch annahmen, und sich, zusammen mit Mokona, das den ganzen Tag faul in dem kleinen Holzhaus verbracht hatte auf den Weg zurück in ihre Unterkunft machten. Nachdem er und der Magier alle Liegen in dem Rettungsschwimmerdomizil verstaut hatten, werkelte Kurogane dort drinnen noch etwas herum während der andere Mann das Haus schon verließ. Als er ebenfalls fertig war trat er zu Fay nach draußen. Bei dem Anblick, der sich ihm bot, kam selbst Kurogane nicht darum herum es schön zu finden. Trotz der kitschigen Farben. Am Himmel zeigte sich ein prächtiger Sonnenuntergang, während über der Stadt schon die Nacht hereinbrach und der Mond zusammen mit einigen Sternen am Firmament stand. Dass das Meer die Farben des Himmels reflektierte, machte alles noch eindrucksvoller. Schweigend setzte er sich zu seinem blonden Reisegefährten in den angenehm warmen Sand. „Am liebsten würde ich für immer hier bleiben...“,durchbrach Fays angenehm leise Stimme die Ruhe, und ein Grinsen stahl sich auf Kuroganes Lippen. „Trotz der Hitze?“ Schwer vorstellbar, dass es dem Magier hier wirklich so sehr gefiel. Immerhin hatte er selbst im Schatten ziemliche Probleme mit den hohen Temperaturen gehabt. Doch anscheinend meinte dieser es doch ernst. „Trotz der Hitze... Immerhin gibt es ja jemanden der krampfhaft penibel darauf acht gibt, dass ich mich nicht zuviel in der Sonne aufhalte...“ Das hatte ja kommen müssen! Kurogane seufzte tief und warf seinen Nebenmann einen leicht gereizten Blick zu. „Wir wissen beide, dass du nicht genug auf dich selbst Acht gibst. Also beschwer dich gefälligst nicht!“ Das sanfte Lächeln verschwand für einen Moment aus dem fein geschnittenen, blassen Gesicht, dann wandte der Magier seinen Blick wieder hinaus aufs Meer. Für eine Weile herrschte Schweigen zwischen ihnen, das jetzt nicht mehr ganz so angenehm war, wie eben noch, doch einen Moment später richteten sich die eisblauen Augen wieder auf den Krieger. „ Nicht selbst auf mich achten... hmm... Aber das sagt genau der Richtige...“ Bei diesen leisen Worten hob er langsam die Hand, berührte Kuroganes Schulter dort, wo der helle Verband sich selbst im Halbdunkeln so sehr von der gebräunten Haut abhob. Vorsichtig strich er über die Verletzung, nicht zu fest, um wirklich Schmerzen zuzufügen, aber dennoch mit ausreichend Druck um ihn an die Wunde zu erinnern. Kurogane schloss kurz seine rubinroten Augen, ließ es aber nicht zu, dass sich auf seinem Gesicht irgendeine Regung zeigte, die darauf hinwies, dass die Berührung schmerzte. Dennoch schien allein diese Geste ihn zu verraten. „Siehst du?“ „Das ist nichts. Nur ein Kratzer.“, wehrte der schwarzhaarige Ninja sofort ab, entzog sich der Berührung aber nicht. Er war wirklich schob bei weitem schlimmer verletzt worden. Außerdem waren die seelischen Wunden, die der Magier davongetragen hatte viel ernster. Allerdings schien dieser da anderer Meinung zu sein. „Du bist wirklich unverbesserlich, Kuro...“ Aus undefinierbaren Gründen bekam er dieses Mal weder seinen richtigen Namen, noch einen dieser nervigen Spitznamen, was es dem Krieger besonders schwer machte, die Worte einzuordnen. War es nun ernst gemeint oder eher ein Scherz? „Du hilfst doch niemandem damit, wenn du dich zwingst stark zu sein. Weder dir noch irgendjemandem sonst... auch mir nicht...“ Die letzten Worte waren so leise gesprochen, dass sie fast nicht zu verstehen waren, doch Kurogane hatte gute Ohren. Und dann herrschte wieder Stille, auf eine bedrückende Art und Weise und er wusste, dass Fay von ihm eine Rechtfertigung für sein Verhalten erwartete. Dennoch schwieg der Schwertkämpfer noch lange, bevor er sich mit einem leisen, teils traurigen Seufzer der Länge nach in den Sand sinken ließ und die Hände hinter dem Kopf verschränkte. „Weißt du...“, durchbrach seine dunkle Stimme dann die Stille, „Ich habe zu viel verloren, weil ich schwach war... also hab ich mir irgendwann geschworen, das zu ändern.“ Kurogane sah denn anderen Mann nicht an während er sprach, viel zu ungewöhnlich war das Gefühl, diesem etwas über sich zu erzählen. Dinge die noch nie zur Sprache gekommen waren. „Schwäche zu zeigen... allein der Gedanke daran, schwach zu sein... Dafür ist in meinem Leben kein Platz.“ +~+~+~+ „Wir wissen beide, das du nicht genug auf dich selbst acht gibst. Also beschwer dich gefälligst nicht!“ Tja, eigentlich hatte er genau diese Reaktion herausgefordert, war selbst daran Schuld, dass die angenehme, beinahe melancholisch anmutende Stimmung zwischen ihnen nun wieder angespannter war. Das Lächeln verschwand von Fays Lippen und der Magier wandte sich von Kurogane ab, richtete seinen ernsten Blick hinaus auf das Meer, wo gerade die letzten Strahlen der Sonne im Wasser versanken, die warm leuchtenden Farben langsam dem dunkeln Nachthimmel wichen, bevor er nach einem kurzen beinahe unerträglichen Schweigen die eisblauen Augen wieder seinem Reisegefährten zu wandte, ihn sanft an der verletzten Schulter berührte. „ Nicht selbst auf mich achten... hmm... Aber das sagt ja genau der Richtige...“ Ohne jeglichen Druck strich Fay zärtlich über den selbst in der Dämmerung deutlich erkennbaren Verband, sah seinem Gegenüber obwohl sich keinerlei Regung in dessen braungebrannten Gesicht zeigte, trotzdem an, dass selbst diese zarte Berührung schmerzte. „Siehst du?“ „Das ist nichts. Nur ein Kratzer.“, lieferte der Schwertkämpfer sofort die Antwort mit der er ohnehin bereits gerechnet hatte. Wider Erwarten entzog er sich seiner Hand aber nicht, ließ die sanfte Berührung zu. „Du bist wirklich unverbesserlich, Kuro...“ Dass er dieses mal weder den richtigen Namen des Reisegefährten verwendete noch einen der gehassten Spitznamen, schien Kurogane zu verwirren, sodass er schwieg, nicht auf die Worte reagierte. Eigentlich hatte er ja vorgehabt an den Namen noch eine der lächerlichen Suffixe anzuhängen, doch er hatte es gelassen. Völlig bewusst. Er wusste wie sehr der Ninja es hasste, wenn er versuchte ernste Situationen mit seinen lächerlichen Bemerkungen zu entschärfen, und wollte nicht nur mehr Spannung zwischen ihnen schaffen. „Du hilfst doch niemandem damit, wenn du dich zwingst stark zu sein. Weder dir noch irgendjemandem sonst... auch mir nicht...“ Bei jedem Wort wurde Fays Stimme noch leiser, das Ende das Satzes flüsterte er beinahe, dennoch hatte Kurogane ihn wohl verstanden, schien schweigend zu überlegen wie er darauf reagieren sollte, bevor er sich schließlich leise seufzend nach hinten in den Sand sinken ließ, die Hände hinter dem Kopf verschränkte und abwesend in den Himmel blickte in dem sich nun immer mehr Sterne zeigten. „Weißt du... Ich habe zu viel verloren, weil ich schwach war... also hab ich mir irgendwann geschworen, das zu ändern. Schwäche zu zeigen... allein der Gedanke daran, schwach zu sein... Dafür ist in meinem Leben kein Platz.“, brach die dunkle Stimme schließlich das Schweigen, worauf Fay nur traurig lächelnd nickte. Auch bei ihm war es so gewesen. Mit dem Unterschied, dass er es nie geschafft hatte wirklich stark zu werden. Obwohl er eine Mauer um sich aufgebaut hatte war es ihm nie gelungen ohne Unterstützung anderer zu leben, er war immer auf die Hilfe anderer angewiesen gewesen. „Ist es allerdings nicht ebenfalls eine Art von Schwäche sich bei niemanden fallen lassen zu können? Ist es nicht in Ordnung ab und an Schwäche zu zeigen, bevor einen die Last, die man mit sich herumschleppt erdrückt?“ Auf seine fragenden Worte hin herrschte erneut Stille zwischen ihnen, die nur von dem Rauschen des Meeres getrübt wurde. Es war seinem musternden Blick wohl deutlich anzumerken, dass er gerne nachgefragt hätte, was in Kuroganes Vergangenheit passiert war, das ihn bis jetzt verfolgte, nicht losließ, denn der schwarzhaarige Mann ging nicht auf seine Fragen ein, reagierte stattdessen auf die unausgesprochenen die sich in seinen eisblauen Augen widerspiegelten. „Meine Eltern wurden...“ Weiter kam der Ninja allerdings nicht, da der Magier sich zu ihm gebeugt, ihm einen der schmalen Finger sanft auf die Lippen gelegt hatte, ihn damit am weitersprechen hinderte. Als Fay den Kopf schüttelte wirkte sein Gesichtsausdruck obwohl er lächelte ernst. „Nicht... Erzähl es noch nicht... Nicht so lange ich mich noch nicht in der Lage fühle dir auch von meiner Vergangenheit zu erzählen... Ich habe noch nicht das Recht darauf alles über dich zu erfahren...“ Der blonde Mann spürte wie sich die weichen Lippen des Kriegers unter seinem Finger zu einem Lächeln verzogen, und einen Moment lang verharrten sie in dieser Position ohne ein Wort zu sagen, bevor der Kämpfer seine verschränkten Arme löste, Fay dann am Arm zu sich herunter zog, sodass er halb auf dem muskulösen Körper des Reisegefährten lag. „Du bist es, der unverbesserlich ist...“, vernahm der Magier seine raue Stimme schließlich direkt an seinem Ohr. +~+~+ tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)