Love is a many splitered thing... von Jei (Schu / Ken / Farfarello [mit wildest_angel]) ================================================================================ Kapitel 3: Schwere Zeiten ------------------------- Am nächsten Morgen war es der Ire, der zuerst aufwachte. Er musterte den Telepathen und lächelte leicht. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es grade mal sieben Uhr morgens war. Doch so früh, wie sie schlafen gegangen waren, hatte Schuldig bestimmt um die zehn Stunden geschlafen. Er strich ihm das Haar zurück, rüttelte ihn dann sanft wach. „Hey… Wach auf… du hast ausgeschlafen…“, stellte er fest und musterte den schlummernden Mann. Unwillig streckte sich der Telepath und schnuffelte sich leise gähnend über die Brust seines Bettgenossen. Er wollte noch gar nicht aufwachen... Aber letztendlich blieb ihm gar nichts anderes übrig, als die Augen aufzuschlagen. Ein erfreutes Lächeln spielte über sein Gesicht, als er den Iren erkannte. "Guten Morgen", nuschelte er leise und schnurrte wohlig, als er die zärtlichen Hände in seinem Haar bemerkte. „Morgen… Wie geht’s dir?“ Er setzte sich auf und musterte den Telepathen. Er sah auf jeden Fall viel besser aus als gestern, vor allem weil er schon mit einem Lächeln aufwachte. Wieder strich er das lange Haar zurück und lächelte ebenfalls leicht. Lange hatte er sich nicht mehr so wohl gefühlt wie jetzt. "Erinner mich nicht dran", murmelte der Orangehaarige. Es war wohl besser, wenn er gar nicht so genau darüber nachdachte, wie es ihm ging. Heftig schüttelte es ihn, als ob er in einem eisigen Fieber verbrennen würde. Es war anscheinend höchste Zeit, seinem Körper wieder die Stoffe zu geben, ohne die er kaum noch zu etwas zu gebrauchen war. "Ich brauch Frühstück", stellte er müde fest. Das ein solches in den letzten Monaten aus Zigaretten, Alkohol und diversen anderen Substanzen bestanden hatte, musste er dem Anderen nicht auf die Nase binden. Ein leises Seufzen kam von dem Iren und er drückte Schuldig noch mal leicht an sich. „Na dann komm… Gehen wir frühstücken…“, murmelte er und erhob sich aus dem Bett. Er konnte sich durchaus denken, dass Schuldig schon lange nichts wirklich vernünftiges mehr gegessen hatte, immerhin hatte er die ganze Nacht die schwächliche und abgemagerte Gestalt im Arm gehalten. Farf rückte seine Klamotten zurecht. Inzwischen waren sie wieder trocken, dennoch würde er sich gleich erstmal umziehen müssen. Der Telepath schlang den Bademantel, den er immer noch trug, fester um sich. Langsam stemmte er sich aus dem warmen Bett, das er am liebsten gar nicht verlassen wollte. Fast verlegen wartete er ab, bis sich der Weißhaarige umgezogen hatte, kurz glitt sein Blick dabei über den breiten Rücken, den ihm der Andere dabei präsentierte. „Wie… wirst du deine Suche nach Siberian anfangen?“, kam es dann von dem Weißhaarigen, als dieser seine Klamotten zu Boden gleiten ließ und zum Schrank trat. Er zog sich eine schwarze Jeans heraus und legte sie zu einem eben so schwarzen Shirt auf einen Stuhl. Fragend sah er Schuldig an. „Ich meine… du wirst ja nicht einfach durch die Gegend irren, oder?“ Damit machten auch seine Shorts einen Abgang und er zog sich frische an. "Ich weiß es nicht", antwortete Schuldig leise, wobei er sich zwang, den Blick von seinem Teamkollegen abzuwenden. Himmel, Farf war sein Freund, da sollte er nicht unbedingt aussehen, als wollte er auf der Stelle über ihn herfallen... Noch dazu nach dem Erlebnis von gestern. Entschlossen drehte sich der Telepath von dem Anderen weg. "Ich hab keine Ahnung, wo und wie ich anfangen könnte. Vielleicht wäre es am besten, wenn ich einfach in die Eszett-Zentrale stürme und dort alles in Schutt und Asche lege." So eine blödsinnige Idee konnte nur aus Verzweiflung geboren sein, aber immerhin war das schon mal besser als gar nichts. Der Ire schlüpfte in seine Jeans und sah den Anderen an. „Aha? Und dann kommst du nicht mehr wieder und ein paar Stunden später werden auch wir anderen eliminiert, wegen Verrats? Schlechte Idee…“ Er zog sich ein Hemd über und noch während er es zuknöpfte kam er auf den Telepathen zu und baute sich vor ihm auf. „Vielleicht musst du dich einfach mal wieder etwas zusammenreißen, ein wenig trainieren, wie du es vor ein paar Monaten noch getan hättest und endlich mal wieder deinen Kopf benutzen! Und das meine ich wörtlich.“ Farfarello wusste nicht, wann Schuldig das letzte mal seine telepathischen Fähigkeiten gebraucht hatte, aber er ahnte, dass das nicht so leicht war, wenn der Dauerzustand von Drogen und Alkohol gehalten wurde. Ergeben nickte der Orangehead. Im Grunde hatte Farfarello ja recht. Aber... das war halt alles nicht so einfach. Irgendwie war ihm die Motivation abhanden gekommen, genau das zu tun, und nicht mal der Gedanke an Ken konnte daran so wirklich etwas ändern. Er saß in einer verdammten Zwickmühle fest. Klar wollte er seinen Liebsten da rausholen, keine Frage. Aber ihm war auch klar, was das für ihn bedeuten würde, und er wusste nicht, ob er die Kraft dazu hatte, den nötigen Willen aufzubringen. Ein wenig genervt seufzte er auf. "Gehen wir frühstücken", meinte er schließlich statt einer Antwort. Farf seufzte leise und nickte. „Ist wohl erstmal das Beste…“ Er führte Ken aus seinem Zimmer und hinunter in die Küche. Grade als sie diese betraten, verließ Brad sie und verschwand nach oben. Nur ein kurzer Blickwechsel mit den beiden anderen, dann war er außer Sicht. Farf blitzte dem Amerikaner hinterher und trat mit Schuldig in die Küche. Ohne eine Widerrede zu dulden, drückte er den Mann auf einen Stuhl und machte sich daran den Tisch zu decken und Brötchen aufzubacken. Ein merkwürdiger Anblick war es schon, wie der Berserker durch die Küche marschierte und ein Frühstück vorbereitete, doch Farfarello machte sich nichts daraus. Das erste Mal seit langem hatte er endlich wieder das Gefühl, dass er nicht nutzlos und nur im Weg war, und dieses Gefühl wollte er so schnell nicht wieder hergeben. Der Telepath am Tisch wurde dagegen immer kleiner. Er wollte seinen Kollegen ja nicht enttäuschen, aber eigentlich hatte er sich unter 'Frühstück' etwas anderes vorgestellt. Vor allem, da ihm der Anblick seines Leaders eine eiskalte Gänsehaut über den Rücken gejagt hatte. Unwillkürlich schüttelte er sich ab und versuchte dann, dem Iren beizubringen, dass er im Grunde gar keinen Hunger hatte. "Ähm...Farf? Ist ja echt lieb, dass du dir soviel Mühe machst, aber...." Verlegen sah er den Anderen an. Der Ire schüttelte den Kopf, legte Schuldig den Toast vor die Nase und packte Aufschnitt auf den Tisch. „Iss einfach…“, murmelte er und machte sich dann daran, Rührei zuzubereiten. Er gab sich wirklich alle Mühe, denn wie oft stand er schon mal hinterm Herd. Dass es ihm tatsächlich gelang, das Essen genießbar und eigentlich sogar lobenswert hinzubekommen, hatte er nur seiner Beobachtungsgabe zu verdanken. Seit Schuldig ihn aus dem Keller geholt hatte und er sich wieder frei im Haus bewegen konnte, hatte er so einiges mitbekommen… Resignierend, da er einsah, dass so ziemlich jeder Widerspruch zwecklos war, biss der Deutsche lustlos in den warmen Toast und versuchte dabei, den Empathen dankbar anzulächeln. Es tat ihm im Grunde unheimlich gut, so umsorgt und bemuttert zu werden. Und überraschenderweise war das Essen genau so, wie er es am liebsten hatte, auch wenn er nicht wirklich etwas davon schmeckte. Schließlich setzte sich Farf mit an den Tisch. Schuldig aufmerksam beobachtend, begann auch er zu essen. „Und gleich wirst du versuchen, mir Kopfschmerzen zu verpassen, die sich gewaschen haben… Gleich wird geübt…“ Wieder kam ein leichtes Lächeln von dem Iren. Er schob sich eine Gabel mit Rührei in den Mund, erhob sich und stellte Schuldig einen Kaffee hin. Ach herrje, auch das noch! Wie stellte Farfarello sich das eigentlich vor? Schuldig hatte doch schon seit... Monaten keine Telepathie mehr angewandt, geschweige denn versucht, irgendwem Schmerzen zuzufügen oder gar jemanden vollständig zu übernehmen. Trotzdem nickte er erst einmal tapfer und griff mit zitternden Fingern nach der Tasse, die er gleich darauf mit beiden Händen packen musste, damit er den Kaffee nicht verschüttete. Nach diesem Frühstück würde er sich als erstes einen ordentlichen Schluck Wodka genehmigen, beschloss er, damit dieser erbärmliche Zustand ein Ende nahm. Und dann konnte er immer noch weitersehen. Als Farfarello aufgegessen hatte, erhob er sich und schenkte sich ein Glas Wasser ein. Seine Tabletten spülte er widerwillig hinunter. Sie waren ein Muss, denn sonst würde Brad ihn wieder einsperren – aus Angst. Farf wandte sich wieder um und lehnte sich an die Arbeitsplatte, beobachtete das Häuflein Elend am Tisch. Als Schuldig fertig war, begann er aufzuräumen und alles an seinen Platz zurückzustellen. Das Geschirr kam in die Spülmaschine, danach bekam Schuldig noch einen Kaffee. Nachdem er endlich auch die zweite Tasse ausgetrunken hatte, stand der Telepath auf und ging auf den Größeren zu, der immer noch lässig an der Küchentheke lehnte. "Danke!", raunte er leise und lächelte dabei schwach. "Ich geh mich jetzt erst mal anziehen. Danach können wir dann immer noch... üben." Für einen Moment hatte er das Bedürfnis, sich einfach wieder an den Anderen zu lehnen und sich wie ein kleines Kind von ihm festhalten zu lassen. Aber das hätte der Ire wohl nicht verstanden - verstand er selber ja kaum, wieso sich dieser Wunsch auf einmal in ihm breit machte. Der Weißhaarige nickte leicht und strich noch einmal kurz durch das ungebändigte Haar. „Ich warte im Trainingsraum auf dich…“ Er lächelte noch einmal kurz, eine Geste, die nur Schuldig von ihm bekam, dann löste er sich von dem wohltuenden Anblick und ging mit einer Flasche Wasser hinüber in den Trainingsraum. Langsam aber sicher wurde dem Iren klar, dass es einige Tage dauern würde, bis er Schuldig so weit hatte, dass der wirklich mit einer auch nur minimal geringen Chance losziehen konnte, um den Helden zu spielen. Denn heute würde Farf ihn sicher noch nicht loslassen… In seinem Zimmer angekommen, ließ sich der Deutsche erst mal auf sein Bett fallen und schnaufte frustriert auf. Warum war Siberian auch so gottverdammt dämlich gewesen und hatte sich entführen lassen?! Unbewusst tastete seine Hand nach der Flasche, die er neben seinem Bett stehen hatte und die er an die Lippen setzte, kaum dass er sie zu greifen bekommen hatte. Nach einem kräftigen Schluck der klaren Flüssigkeit, die seine Kehle hinunter brannte, ging es ihm doch schon um einiges besser... Als sich die Hitze wie eine Explosion in seinem Magen ausbreitete, setzte er sich wieder auf; ein leicht debiles Lächeln lag auf seinen Lippen, als er die Schublade seines Nachtkästchens aufzog und einen Beutel mit brauner Substanz sowie ein Päckchen Tabak herausnahm. In aller Seelenruhe, da er - wie immer - die Zeit vergessen hatte, begann er, den nicht grade kleinen braunen Klumpen mit dem Feuerzeug zu erwärmen... Farf lehnte an der Wand und wartete. Doch allmählich machte sich ein Gefühl in ihm breit, das ihm sagte, dass etwas nicht stimmte. Sanfte Erleichterung und falsche Ruhe. Das Auge des Iren verengte sich und blitzte auf. Er starrte die Tür an und öffnete sie dann mit einer leicht zitternden Hand. Seine Hand zitterte? Na super… Eine Übelkeit der Aufregung machte sich in ihm breit und er wusste, dass sie nicht von ihm selbst ausging. Mit weichen Knien kam er schließlich an seinem Ziel an und trat ohne zu Klopfen in das Zimmer des Telepathen ein. Der Anblick, der sich ihm hier bot, ließ eine heiße Welle des Zorns in ihm aufkommen. Doch Schuldig schien ihn nicht mal zu bemerken. Mit zwei Schritten war er bei dem Jüngeren und schlug ihm alles aus der Hand. „Reiß dich endlich zusammen!!“, brüllte er und schnappte sich die Wodkaflasche. Mit ungebändigter Wut schleuderte er sie gegen die nächste Wand und packte Schuldig dann grob am Kragen des Bademantels. Drohend und gefährlich blitzte sein Auge auf. „Was tust du hier???“ Fest drückte er den Telepathen gegen die Wand und knurrte ihm die Worte förmlich ins Gesicht. „Was soll das??!“ Zutiefst erschrocken versuchte der Kleinere, sich aus dem harten Griff zu befreien, Panik flammte in seinen Augen auf. Diese Szene erinnerte ihn zu sehr an den Vorfall des vergangenen Tages. Sein Atem wurde hektisch, als er sich verzweifelt bemühte, aus der Watteschicht, die sein Gehirn zu umgeben schien, in die Realität zurückzukommen. Wie war die Frage des Anderen gewesen? Schuldig war sich sicher, dass er besser eine Antwort gab, auch wenn er nicht einmal wusste, worum es eigentlich ging. Unbestimmt fuchtelte er mit den Händen herum und stotterte: "Ich... Es... Also, weißt du..." Dann brach er einfach ab und zuckte vage mit den Schultern. Es war doch sowieso alles sinnlos. Doch dem Iren war das alles hier nicht so egal, wie es Schuldig zu sein schien. Mit ungeahnter Kraft schleuderte er den Deutschen zu Boden. „Warum. Tust. Du. Das???“, fragte er ausdrücklich und mit hartem Blick auf den Telepathen hinabblickend. Doch Schuldig sah nicht so aus, als wenn er ihm eine Antwort geben würde. „Du bist so ein verdammter Schlappschwanz!!“ Mit langen Schritten ging Farf durchs Zimmer. Er nahm alles, was es hier an Medikamenten, Alkohol und anderem Drogenkram gab, an sich. Er brachte es in sein Zimmer, sicherte es so vor Schuldig und kehrte dann zu diesem zurück. „Steh auf!!“ Entsetzt und unfähig, sich zu rühren, hatte der Langhaarige zugesehen, wie sein Kollege all seine Schätze zusammenraffte und wegbrachte. Leise vor sich hin ächzend, da der Aufprall doch ziemlich schmerzhaft gewesen war, lag er immer noch auf dem Boden, als Farfarello wieder zurückkam. Wut über den vorwurfsvollen Ton des Anderen glomm in ihm auf. War das also der Dank, dass er dem Iren geholfen hatte, wo immer er nur gekonnte? Mühsam rappelte er sich auf, fixierte den Weißhaarigen dabei zornig. "Was bildest du dir eigentlich ein, verdammt?", schrie er den Größeren an, als er sich endlich vor ihm aufgebaut hatte. Kalt lachte Farfarello auf. „Was ich mir einbilde?? Dass du ein undankbares, verdammtes Arschloch bist, das nicht genug Mumm in den Knochen hat, sich zu seinem Leben, seinen Gefühlen und seinen Pflichten zu bekennen!!“ Alle Sicherungen brannten durch. Schuldig sollte endlich wieder zu Sinnen kommen. Er packte den schwachen Telepathen im Nacken und sein fester Griff schmerzte richtig. Das zeigte nun auch dem letzten, dass der Ire nicht mehr spaßte. Er zerrte Schuldig mit sich ins Bad. „Du wirst dich jetzt endlich wieder sammeln und der Realität ins Gesicht blicken!!“, schnauzte er und schlug die Badezimmertür hinter ihnen zu. Er riss Schuldig den Bademantel weg und im nächsten Moment fand der Deutsche sich unter dem eiskalten Wasserstrahl der Dusche wieder. Das Farf dabei ebenfalls schon wieder nass wurde, war ihm egal. Er wollte nur Schuldig wieder zum klaren Denken bewegen – egal wie. "AAAH!" Geschockt schrie der Telepath auf, als er das eiskalte Wasser auf seiner Haut brennen spürte. "Bist du wahnsinnig?" Verbissen kämpfte er gegen die erbarmungslose Hand an, die ihn wie eine Stahlklammer an Ort und Stelle hielt. Während er versuchte, den Anderen irgendwie zu erwischen, ihn zu schlagen oder zu treten und dabei mit seinem kaum vorhandenen Gleichgewicht kämpfte, wurde seine Haut vor Kälte krebsrot. Der Anblick des Telepathen tat Farf einfach nur weh. Doch er blieb standhaft. Wie oft hatte er seine eigenen Gefühle nun schon verdrängt und sich so weiter gekämpft? Die Antwort darauf war ihm unbekannt. Kein Mensch konnte so weit zählen. Und er wusste was für ein Schmerz das war. Allerdings setzte er sich, im Gegensatz zu Schuldig, mit seinen Gefühlen auseinander und ließ ihnen freien Lauf, soweit es ihm möglich war. Er verdrängte sie nicht mehr. Mit kaltem und erbarmungslosem Blick starrte er den Deutschen an. Eine ganze Weile noch hielt er den Mann unter dem eisigen Wasser, dann zog er ihn raus. Schuldigs Hass und Wut auf ihn war unerträglich groß geworden. Der Deutsche klapperte förmlich mit den Zähnen, als der Ire ihn endlich von dem eisigen Wasserstrahl erlöste. Seine Lippen waren blau angelaufen und er bibberte am ganzen Körper. Doch in seinem Inneren tobte eine unbeschreibliche Hitze, eine Welle rot glühender Wut. Kaum hatte er sich soweit gefangen, dass er wieder selber stehen konnte, holte er aus und verpasste dem Anderen eine gehörige Ohrfeige. "Du tickst doch nicht mehr richtig!", brüllte er ihn rasend vor Zorn an. Farfs Kopf wirbelte zur Seite. Jedoch nicht doll. Er wandte das Gesicht wieder zu Schuldig und lachte dunkel. „Das ist alles?? Für mehr reicht deine Wut nicht?? Du bist echt ein Schlappschwanz geworden. Wie kommt das? Hat Ken dich dazu gemacht? Dann hat er es nicht verdient, dass du ihn retten kommst, dann kann er ruhig drauf gehen…“ Er schüttelte abfällig den Kopf und warf Schuldig wieder seinen Bademantel zu. „Beweg deinen Arsch in den Trainingsraum!!“ Na, der Größere würde schon sehen, zu was seine Wut reichte. Rasch warf er sich den Bademantel über, rannte in sein Zimmer, schlüpfte schnell in einen schicken, weichen, weißen Jogginganzug und machte sich dann auf den Weg, dem Anderen eine Lektion zu erteilen. Donnernd krachte die Tür des ausgepolsterten Trainingsraums hinter ihm ins Schloss. "Mach dich auf was gefasst!", zischte er den Empathen giftig an. Vergessen war alles andere, nur noch der rot glühende Zorn hatte in seinem Denken Platz. Zufrieden sah Farf den Mann an, als der auch den Trainingsraum betreten hatte. „Was? Denkst du tatsächlich, ich hab Angst vor einem schwachen Junkie wie dir??“ Sarkasmus ohne Grenzen schwang in seiner Stimme mit und er warf sein Hemd bei Seite. „Na los, Kleiner… trau dich. Aber denk dran, dass du mit gebrochenen Gliedmaßen rein niemanden retten kannst…“ Er grinste ihn herausfordernd an. Es war doch immer wieder ein Wunder, wie viel so eine Provokation doch helfen konnte. Mit einem wütenden Knurren wollte sich Schuldig auf Farfarello stürzen, doch er musste einsehen, dass das eine denkbar schlechte Idee gewesen war, denn es war ein leichtes für den Iren, auszuweichen. Auch der nächste Angriff ging ins Leere und die Wut des Telepathen steigerte sich mit jeder Sekunde. Mit flinken Sprüngen wich der Ire immer wieder aus. Und nicht nur das. Er bewegte sich so geschickt, dass Schuldig schließlich in einer Ecke stand und keinen Ausweg mehr hatte. Erst dann schlug Farf zu. Es zerriss ihn innerlich, doch er wusste, dass es keine andere Möglichkeit gab, Schuldig wieder auf die Beine zu bekommen. Der Schlag traf Schuldig blitzschnell und würde ihm ein Veilchen zur Erinnerung schenken. Im nächsten Moment machte der Ire wieder einen Satz nach hinten, um Schuldig wieder Platz zum Angreifen zu bieten. Stöhnend ging der Kleinere in die Knie und hielt sich das geschundene Gesicht. Schmerzverzerrt und mit Tränen in den Augen sah er schließlich zu Farfarello auf. "Du Bastard!", knirschte er durch zusammengebissene Zähne. Ein wenig taumelnd kam er wieder auf die Beine, setzte zum nächsten, allerdings recht nutzlosen Angriff an. Ungefähr zwanzig Minuten ging dieser ‚Kampf’. Dann beobachtete Farfarello, wie sein Gegner, offenbar am Ende seiner Kräfte angelangt, zu Boden ging und schwer atmend an der Wand lag. Er sah auf den Mann hinab und hockte sich schließlich vor ihn. Er selbst hatte nicht mal einen beschleunigten Atem. „Siehst du jetzt endlich ein, dass du ohne Training rein gar keine Chance hast, überhaupt noch deinen Job auszuüben?“, fragte er und seine Stimme sowie sein Blick war wieder sanfter. „Wie sollst du so Siberian befreien können…?“ Schweißüberströmt und keuchend hob der Telepath den Kopf. Er war erst einmal gar nicht in der Lage überhaupt zu antworten, dazu war er viel zu sehr damit beschäftigt, nach Luft zu hecheln. Dennoch blitzte schon wieder Wut in seinen Augen auf. "Es geht... dir doch… gar nicht... um Siberian", brachte er endlich krächzend heraus. "Du willst mich... doch nur am... Boden sehen." Okay… Das war jetzt eindeutig zu hart für Farf. Er schluckte leicht und erhob sich. „Dann trainier alleine… dann sehe ich nicht, wie du kraftlos zusammen brichst, weil du dich nicht mehr halten kannst… Schlappschwanz…“ Farf trat aus dem fensterlosen Zimmer und schloss von außen ab. Dann sollte Schuldig alleine üben, sollte er alleine durch diesen Scheiß durchkommen, bis er bereit war. Kraftlos ließ sich der Orangehead auf den Boden fallen und versuchte erst einmal krampfhaft, wieder zu Atem zu kommen. Er fühlte sich, als hätten sich sämtliche Muskeln in Brei verwandelt. Er war für den Moment unglaublich froh, allein zu sein und einfach nur daliegen zu können. Noch mehr trainieren? Er war doch jetzt schon am Ende... ~+~ Farfarello trug sein Hemd wieder, als er gegen Abend wieder in den Trainingsraum kam. Er trat mit ausdrucksloser Miene ein und blickte zu Schuldig hinüber. Ein Blick auf die Wasserflasche sagte ihm, dass diese halb leer war. Also hatte Schuldig wohl tatsächlich noch etwas trainiert. Er spürte, dass der Telepath noch immer nicht sonderlich gut auf ihn zu sprechen war, also wandte er sich wieder ab, ließ die Tür aber offen und verschwand in die Küche. Gut, so wirklich hatte Schuldig nicht mehr trainiert. Vielmehr hatte er völlig fertig in seinem Eck gesessen und vor sich hingegrübelt. Es tat ihm leid, was er zu dem Anderen gesagt hatte. Aber nach wie vor war er auf den Iren wütend, vor allem auch darüber, dass der ihn so eiskalt eingesperrt hatte. Stinkig verließ er den Übungsraum, war gerade auf dem Weg in die Küche, da er nach diesem Tag wirklichen Hunger hatte. Doch im letzten Moment überlegte er es sich anders - er konnte und wollte Farfarello jetzt nicht unter die Augen treten. So schleppte er sich die Treppe wieder nach oben und ging in sein Zimmer. Resigniert seufzte der Ire auf. Er hörte wie Schuldig Richtung Küche kam und schließlich doch wieder ging. Also füllte er sich sein Essen auf einen Teller und nahm sich Besteck. Wenn Schuldig solche Probleme damit hatte, mit ihm in einem Zimmer zu bleiben, würde der Ire sich eben in sein eigenes Zimmer verziehen. Im Vorbeigehen öffnete er Schuldigs Tür. Doch er trat nicht ein. „In der Küche sind Nudeln…“ Und damit ging er weiter und verschwand hinter der eigenen Zimmertür. Die ganze Zeit, in der Schuldig im Trainingsraum gewesen war, hatte Farf mit Kochen verbracht. Es war eine Katastrophe geworden, aber letzten Endes war er nun zufrieden mit der Tomatensoße und dem Hack. Er schloss seine Tür und setzte sich auf sein Bett. Lustlos begann er zu essen. Fast automatisch stand der Angesprochene auf, um sich in der Küche sein Essen zu holen. Doch kaum hatte er die Klinke in der Hand, verließ ihn wieder sämtliche Kraft. Er allein in der Küche? Wie lange würde er wohl allein sein, bevor der Amerikaner auf die Idee kommen würde, ihm einen kleinen Besuch abzustatten? Nein, das ging nicht... In einer hilflosen Geste ließ er sich gegen die Wand sinken und schlug die Hände vor das Gesicht. Was sollte er nur tun? Auf irgendeine Art musste er über seinen Schatten springen - und entweder zu Farf gehen oder aber sich Brad stellen. Wobei ihm die Gegenwart des Iren um Längen lieber war. Es war einfach nicht zu glauben, wie sehr die Gefühle des Telepathen ihm immer wieder entgegen sprangen. Der Weißhaarige begann leicht zu zittern und sein Teller fiel zu Boden. Ohne es wirklich zu realisieren, erhob er sich und trat aus dem Zimmer. Er brauchte nicht mal einen Blick in das Zimmer des Telepathen zu werfen um zu wissen, dass er sich nicht raustraute. Also holte er Schuldig sein Essen hoch. Leise klopfte er an, öffnete die Tür und blieb neben Schuldig stehen. In der Hand hielt er einen Teller mit duftendem Essen und Besteck. Eine Weile sah er auf den Mann hinab, dann trat er weiter ein und stellte den Teller auf dem Schreibtisch ab. Ohne noch etwas zu sagen oder Schuldig anzusehen, verließ er das Zimmer wieder und schloss die Tür leise hinter sich. Kaum fiel die Tür ins Schloss, kam wieder Leben in den Telepathen. Er schoss wie angestochen in die Höhe. Eilig riss er die Tür wieder auf und trat auf den Gang und schloss den Anderen von hinten in die Arme. "Es tut mir leid!", raunte er leise, "Bitte bleib!" Farf blieb stehen und senkte den Blick. Schweigend nickte er dann und drehte sich um. Er sah in die grünen Augen und küsste Schuldig auf die Stirn. Dann trat er wieder in dessen Zimmer ein und schloss die Tür hinter sich. „Du solltest das essen... Ich hoffe es schmeckt dir…“, sagte er leise und setzte sich auf den einzigen Sessel im Zimmer. Das Essen, das der Weißhaarige gezaubert hatte, schmeckte sogar hervorragend. Erst als der Teller leer war, schaute Schuldig wieder auf, lächelte den Anderen schief an. "Das alles war in den letzten Tagen ein wenig viel", wollte er ein Gespräch anfangen. "Dabei weiß ich im Moment gar nicht, wo mir der Kopf steht..." Aber das war nur die Spitze des Eisbergs, wie er selbst sehr wohl wusste. Farf beobachtete den Anderen und nickte bei seinen Worten leicht. „Ich will nur helfen… du solltest keine Zeit verlieren und demnächst Ken da raus holen. Sonst überlebt er das nicht…“ Er sah dem Telepathen in die Augen und seufzte leise. „Na los… bist du noch der starke Telepath, der du einst warst, oder nicht? Und pass auf was du sagst… Sonst geht der Kampf gleich wieder von vorne los…“ Er lächelte kurz schwach und sah den Anderen abwartend an. "Ich weiß", nickte Schuldig zustimmend. Klar würde Eszett Ken nicht allzu lange am Leben lassen. Aber zaubern konnte er noch nicht. "Was erwartest du denn von mir?", fragte er dann ein wenig gereizter. Er wollte Ken doch helfen, er wusste nur nicht wie. Hilflos senkte er wieder den Kopf, dachte nicht einmal daran, dass er seine Kräfte überhaupt einmal ausprobieren könnte... „Alles was ich erwarte ist, dass du dir wenigstens ein bisschen Mühe gibst!“ Farf war nicht weniger gereizt und blitzte den Jüngeren an. Wie konnte man nur so sehr in sich selbst zusammenbrechen? „Verdammt, Schuldig. Denkst du, ich merke nicht, dass es dir scheiße geht? Ich will nur nicht, dass es so bleibt… Aber ich will mich auch nicht mit dir streiten. Es ist alleine deine Sache… Ich helfe dir, wo ich kann, vorausgesetzt, du lässt dir helfen und zischst mich nicht jedes Mal an…“ Er erhob sich und nahm den Teller des Kleineren. „Leg dich hin… du siehst fertig aus….“, murmelte er noch und brachte den Teller dann in die Küche. ~tbc~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)