Sieben von Chi_desu (ItaSasu) ================================================================================ Dies primus – Absit omen ------------------------ Absit omen – Fern sei ein böses Vorzeichen Blutige Hände griffen nach Sasuke. Völlig verstört wich er zurück, versuchte zu rennen, einfach nur zu rennen, doch seine Füße waren schwer wie Blei und als die erste Hand sein Gesicht berührte und wie Feuer auf seiner Haut brannte, hörte er seine eigenen Schreie wie aus weiter Entfernung. Und plötzlich sah er Itachis grinsendes Gesicht vor seinem eigenen. Die Schmerzen machten ihn fast wahnsinnig und er wollte schreien, irgendetwas sagen, als ihm klar wurde, dass er schon schrie. Wieso gehorchte ihm sein Körper nicht mehr? Itachis Gesicht kam näher, sein Mund bewegte sich doch Sasuke konnte ihn nicht hören. Tränen liefen ihm über die Wangen, alles in ihm schrie gegen das an, was grade mit ihm geschah. Alles um ihn herum wirkte so unwirklich, verschwommen. Stimmen. Schritte. Dunkelheit. Jemand berührte ihn. Und dann plötzlich blendendes Licht. Mit einem Schrei riss Sasuke die Augen auf. Auf einmal war es so still. Er hörte nur sich selbst atmen und sein Herz wie verrückt pochen. Was er sah war das trübe Licht eines abgedunkelten Zimmers. Es war fast wie immer, wenn er in seinem kleinen Raum in Orochimarus Versteck morgens aufwachte. Aber nur fast. Denn trotz der Schmerzen, die, wie er nebenbei registrierte, von seinem linken Arm kamen, begriff er sofort, dass er nicht mehr bei Orochimaru war. Dieser Raum war ihm fremd. Die Luft roch anders, irgendwie modrig, das Bett quietschte nicht, wenn er sich bewegte… Sasuke blinzelte. Bett? Er bemühte sich, den Kopf zu bewegen. Er lag nicht im Bett, wie er es automatisch angenommen hatte. Langsam wurden sein Kopf und auch seine Sicht klarer. Er lag auf einer zerrissenen, alten Decke, seine rechte Wange gegen das schmutzige Material gedrückt. Mühsam kämpfte er sich in die Höhe, so lange, bis er, sich mit dem rechten Arm abstützend, aufrecht saß. Ihm wurde schwindlig und er musste ein paar Mal tief ein und ausatmen, bis er wieder klar sehen konnte. Seine erste Vermutung war richtig gewesen. Das hier war nicht sein Zimmer, diesen Ort kannte er überhaupt nicht. Der Raum bot überhaupt nicht viele Anhaltspunkte, wem er gehören mochte. Er war fast kahl, nur ein zerbrochener Stuhl lag irgendwo in einer Ecke und daneben zerrissenes Papier. Das Fenster war mit Brettern vernagelt und durch die Schlitze drangen Lichtstrahlen, in denen er den Staub sehen konnte, den er aufgewirbelt hatte. Kein Zweifel, dass hier normalerweise niemand wohnte. Er glaubte sogar Spuren auf dem staubigen Boden erkennen zu können, Fußspuren und etwas das aussah, als hätte man ihn einfach am Arm gepackt und hier rein geschleift. Aber wer hatte ihn hergebracht? Dunkel erinnerte er sich an eine hämische Stimme und einen merkwürdigen Geruch, aber mehr auch nicht. Als er einen Blick auf seinen Arm warf, merkte er, dass die Wunde versorgt worden war. Nicht unbedingt fachmännisch, aber es gab wenigstens einen Verband. Sasuke löste den Knoten und merkte dabei erstaunt, dass sich seine Finger wie taub anfühlten und irgendwie… kraftlos. Der Verband fiel auf den Boden und Sasuke stöhnte, als er sah, was Kabuto angerichtet hatte. Die Wunde hatte sich entzündet, der ganze Arm war angeschwollen und von den auseinanderklaffenden Rändern des Schnitts zogen sich seltsam dunkelrote Verfärbungen über seinen Arm. Bei dem Anblick wurde ihm regelrecht übel, obwohl er noch gar nicht wirklich realisierte, was das eigentlich für ihn bedeutete. Er drehte den Kopf bis zur Tür, die halb offen stand und- Eisiger Schreck durchfuhr ihn. Im Türrahmen stand jemand und Sasuke hätte schwören können, dass er gerade eben noch nicht dagewesen war. Im ersten Moment konnte er die Gestalt nicht richtig erkennen, bis er ein paar Mal blinzelte, und sich zwang, sich darauf zu konzentrieren. Seine Augen wurden groß, als er die Person an ihrer Statur zu erkennen glaubte. "Das kann nicht… sein", hörte er sich selbst sagen. Die Worte waren geradezu lächerlich in Anbetracht dessen, was er sah. Itachi. Sein Bruder kam ohne besondere Eile näher und Sasukes Kopf ruckte nach unten. Völlig verstört starrte er auf den Boden und versuchte, sich zu beruhigen. Das war bloß wieder ein Traum, so wie immer. Bloß ein Traum. Itachi konnte nicht hier sein. Er war immer noch an diesem Baum, an dem er zusammengebrochen war, oder vielleicht bei Orochimaru, und träumte das nur. Die Schritte verstummten und er wagte es kaum, den Kopf wieder zu heben. Die Sharingan waren das erste, was ihm ins Auge stach und ihm wurde wieder übel. Ein Traum! Das ist nur ein Traum! Er ist nicht wirklich da! Itachi ging vor ihm in die Knie und blickte ihn ausdruckslos an. "Du solltest dich nicht so viel bewegen", sagte er. Sasuke konnte spüren, wie er blass wurde. "Du bist nicht wirklich hier", murmelte er, mehr zu sich selbst, so wie er es sonst auch machte, wenn er nachts aufwachte und nicht sofort wusste, ob er wach war oder nicht. Das war bloß ein böser Traum, und er kannte ihn nur zu gut. Er träumte ihn schließlich fast jede Nacht. Aber warum war es diesmal so anders? Sein Bruder schüttelte abfällig den Kopf. Sasuke versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen, aber es ging einfach nicht. Blitzschnell schnellte Itachis Arm vor und er packte Sasuke am linken Handgelenk. Er stieß einen gellenden Schmerzensschrei aus, weil es sich anfühlte, als stünde sein ganzer Arm in Flammen. Dann verstummte er, denn von einem Moment zum anderen wurde ihm bewusst, dass dies kein Traum war. Entsetzt riss er sich los, was er nur konnte, weil Itachi es nicht darauf anlegte, ihn festzuhalten. So als wäre es erst gestern gewesen sah Sasuke plötzlich in aller Klarheit seine Eltern vor sich, wie sie blutüberströmt zu Itachis Füßen gelegen hatten. Er wollte aufstehen, aber in dem Moment als er seinen Fuß belasten wollte, gab der nach und Sasuke fiel nach vorne. Er sah Itachi an und der hockte immer noch da und beobachtete ihn ohne einen Funken Emotion in seinen Augen. Leise sagte er: "Du kannst hier nicht weg." Entsetzt erkannte Sasuke, dass er zu schwach war, um wegzulaufen. Er war allein mit seinem Bruder, ungewaffnet, verletzt, schwach. Hass und Furcht tobten in seinem Inneren und ließen ihn bewegungslos verharren, während Itachi aufstand. Langsam wurde sein Kopf klarer und er begriff mit blankem Entsetzen, in welcher Lage er sich befand. Er hatte Itachi gefunden. Aber er war nicht in der Lage, seinem Bruder auch nur ein Haar zu krümmen. Im Gegenteil, schwach und krank wie er war, war er Itachi hilflos ausgeliefert. Sasuke tat das einzige, was er in seinem Zustand noch tun konnte. Er schrie. Schrie, als würde Itachi dadurch verschwinden. Als würde er dadurch aus einem bösen Traum aufwachen und feststellen, dass er noch ein Kind war und seine Eltern noch lebten. Seine Hände krallten sich in seine eigenen Haare und er schüttelte den Kopf. "Geh… weg…", keuchte er erschöpft. "HAU AB!!" Aber Itachi regte sich nicht. Etwas zerbrach in Sasuke, als er den Kopf hob und seinem Bruder ins Gesicht schaute. Itachi lächelte. Sasukes Hände verkrampften sich und er riss sich an den Haaren. Tränen rannten seine Wangen hinunter. Es war, als würde er einen tiefen Abgrund hinunterstürzen, immer tiefer und tiefer… Und dann wurde ihm schwarz vor Augen. Stimmen und eigenartige Geräusche holten Sasuke in die Wirklichkeit zurück. Zuerst dachte er, er würde noch immer träumen, bis er sich zwang, die Augen einen Spalt zu öffnen. Das erste was er sah, war seine Umgebung. Er lag nicht mehr in dem schäbigen dunklen Raum. Das Zimmer hier war... anders. Heller. Er sah Tageslicht. Über ihm standen zwei Personen. In einer erkannte er seinen Bruder, den anderen kannte er nicht. Er hörte das Blut in seinen Ohren rauschen und versuchte, sich zu konzentrieren, um zu verstehen, was sie sagten. Der Fremde kniete bei ihm nieder und musterte ihn. Sasuke spürte eine kalte Hand auf seiner Stirn und ein kritisches "Hmm" des Unbekannten. "Er hat Fieber." "Ich weiß", erwiderte Itachi knapp. "Die Verletzung ist an seinem linken Arm. Sieh es dir an." Sasukes Oberkörper wurde unsanft in die Höhe gezogen und sein Kopf rollte kraftlos hin und her. Eine klamme Hand packte sein Kinn und zog seinen Kopf hoch. Er sah ein durchdringendes Auge, das ihn prüfend anstarrte, und hörte dann wieder die fremde Stimme: "Was für ein schöner Junge. Er sieht dir so ähnlich… wer ist er?" "Mein Bruder." Sasukes Kinn wurde abrupt losgelassen und sein Kopf sackte zurück nach unten. Der Fremde sagte amüsiert: "Du hältst deinen eigenen Bruder hier wie ein Tier gefangen? Das ist sadistisch und grausam… das mag ich." Itachi erwiderte eisig: "Halt dich zurück. Sag mir nur, was du für ihn tun kannst." Gleißender Schmerz raste durch Sasukes Arm, als er am Handgelenk gepackt wurde und er schrie auf. Instinktiv versuchte er, sich loszureißen, aber die Finger des Unbekannten hatten sich wie ein Schraubstock um sein Handgelenk gelegt. Blindlings schlug er um sich, bis er von hinten gepackt wurde und eine scharfe Stimme zischte: "Halt still, Sasuke." Itachi drückte sich von hinten an ihn und hielt seinen Arm fest. Er hatte keine Chance, sich loszureißen. Hilflos musste er zulassen, wie der Fremde seinen Arm grob untersuchte und ihm dabei Höllenqualen bereitete. Er konnte nur schreien, und das auch nur, bis Itachis zweiter Arm sich um seinen Hals legte und seinen Kopf nach hinten drückte. Mit weit aufgerissenen Augen starrte Sasuke zu seinem Bruder hoch, der über ihm den Fremden beobachtete. Nach einer halben Ewigkeit spürte Sasuke plötzlich noch etwas anderes, neben dem brennenden Schmerz. Er erkannte es sofort. Er spürte eine Klinge an seinem Arm, dann eine völlig andere Art von Schmerz, als der Fremde ihm ins Fleisch schnitt. Sasuke schrie diesmal nicht sondern biss sich auf die Unterlippe. Diesen Schmerz kannte er, er wusste damit umzugehen. Er spürte warmes Blut über seinen Unterarm laufen und dann berührte etwas die frische Wunde. Es dauerte ein paar Augenblicke, aber dann… ließ der gleißende Schmerz plötzlich nach. Sasuke atmete erleichtert aus und im selben Moment löste Itachis Arm sich von seinem Hals. Er hob mühsam den Kopf und sah, wie der Fremde seinen Arm bandagierte. Als er fertig war, ließ er Sasukes Arm unzeremoniell fallen und gleichzeitig ließ auch Itachi ihn los und Sasuke fiel zurück auf den harten Boden. Wortlos standen beide Männer auf und verließen den Raum. Sasuke war erleichtert, dass der Schmerz nachgelassen hatte, und hätte am liebsten für die nächsten Minuten einfach nur so dagelegen und dieses Gefühl genossen, aber er musste wissen, was Itachi vorhatte. Deshalb stemmte er sich mühsam wieder hoch. Erst versuchte er, aufzustehen, musste aber schnell einsehen, dass es keinen Sinn hatte. Deshalb kämpfte er sich auf allen Vieren bis zur Tür und lauschte dem Gespräch der beiden. "Es wird die Wirkung nur hinauszögern", sagte der Fremde. "Das Gift kann ich nicht neutralisieren, ich bin kein Experte." "Wird es ihn töten?" "Vermutlich. Das ist Kabutos Werk, oder? Ich erkenne doch seine Handschrift." Sasuke nahm an, dass Itachi an dieser Stelle nickte, denn der Fremde fuhr fort: "Wenn du ihn retten willst, musst du ihn zu Kabuto zurückbringen." "Ich verstehe." Wieder eine Pause, dann: "Sag den anderen noch nicht, wo ich bin." Und die amüsierte Antwort war: "Werde ich nicht. In spätestens einer Woche bist du wieder da, würde ich sagen." Sasuke hatte genug gehört. Mühsam schleppte er sich zurück zu seinem Platz und ließ sich fallen. Erdrückende Angst kroch in ihm hoch. Wollte Itachi ihn in diesem Loch sterben lassen? Er wollte nicht zurück zu Orochimaru und Kabuto, aber noch weniger wollte er von Itachi hier gefangengehalten werden und langsam zugrunde gehen. Ich will hier nicht sterben! Die Angst schnürte ihm die Kehle zu. Übelkeit stieg in ihm auf und nur im letzten Moment konnte er sich noch umdrehen bevor er sich hustend übergab. Zitternd und keuchend sank er schließlich wieder zurück und versuchte sich zu beruhigen oder einen klaren Gedanken zu fassen. Eine Woche… Es waren die altbekannten Bilder, die aus der Finsternis auftauchten. Der süßliche Geruch von Blut hing in der Luft. Jemand zerrte an seinem Arm, der plötzlich nicht mehr wehtat. Oder doch? Sasuke blinzelte, versuchte etwas Deutliches zu erkennen. Jemand - Itachi - hatte seinen gesunden Arm gepackt. Wie in Trance stellte Sasuke fest, dass sein Bruder ihn im wahrsten Sinne des Wortes irgendwo hinschleifte. Sein Kopf rollte leblos hin und her, er sah aus trüben Augen wie Itachi sich nicht ein einziges mal nach ihm umsah. Er wusste nicht, wieso ihn Itachi durch das Haus - war das überhaupt ein Haus? - schleifte, sein verletzter Arm schmerzte weil er dauernd an Hindernisse stieß. Sasuke hatte keine Kraft, ihn anders zu halten. Er konnte sich nicht konzentrieren, wollte nur schlafen, er wollte... Licht und Schatten wechselten undeutlich vor seinen Augen. Der Raum war wieder düster. Das Fenster war offen, von der umgekippten Vase am Fenstersims tropfte Wasser auf den Holzfußboden. Ein Lichtstrahl kam durch das Fenster und schien direkt auf die blutüberströmten Körper seiner Eltern. Er konnte die Augen seines Vaters sehen. Sie waren grau, blicklos. Aber dann tauchte etwas anderes auf. Der Raum veränderte sich. Es wurde heller. Sonnenlicht schien durch die Ritzen der vernagelten Fenster. Ein modriger Geruch mischte sich mit dem Geruch von Blut. Er saß halb aufrecht. Irgendetwas hielt ihn in dieser Position. Sein Blick war starr auf die Leichen seiner Eltern gerichtet. Etwas berührte ihn. Nein, jemand. Finger, die über seine nackte, fiebrige Haut streichelten. Warmer Atem in seinem Nacken. Plötzlich hatte er nur noch einen Geruch in der Nase, fremd und vertraut zugleich. Da war ein Flüstern an seinem Ohr, aber er konnte die Worte nicht verstehen. Widerstrebend wandte er den Blick ab von seinen Eltern und schaute an sich herunter. Eine Hand lag auf seiner Brust. Er trug kein Hemd. Sasuke sah fast wie ein unbeteiligter Beobachter zu, wie sich seine Hand auf die fremde Hand legte. Sein Arm war bandagiert. Sasuke versuchte, sich zu konzentrieren, aber es wollte ihm nicht gelingen. Da war nur dieses ständige Flüstern, beklemmend und beruhigend zugleich. Er schaute nach oben und jemand tauchte in seinem Blickfeld auf. Er sah die Sharingan über sich und spürte gleichzeitig, wie die Hand auf seiner Brust nach unten rutschte und versuchte, in seine Hose zu schlüpfen. Sofort verkrampfte Sasuke sich und öffnete den Mund, um zu schreien, aber er konnte keinen Ton von sich geben. Eine Hand tauchte über seinem Gesicht auf und das Flüstern wurde lauter. Abrupt versank er wieder in der Finsternis. Weite, fast leere Landschaften erstreckten sich vor ihm. Sie schienen Traurigkeit auszustrahlen, hatten die Farbe von getrocknetem Blut. Itachi vor ihm, die Klinge seines Katana an seinem Hals. Sakura mit Tränen in den Augen. Er schloss die Augen, dachte an Zeiten, die wie ein wirrer Traum wirkten. Eine unendliche Leere schien ihn auszufüllen, als Itachi die Klinge fester an seinen Hals drückte. Flammen um ihn herum. Sakuras tränenüberströmtes Gesicht verschwand aus seinem Blickfeld. Seine Hände waren blutüberströmt. Er atmete tief ein, als Itachi das Katana in seinen Hals trieb, wartete auf den Schmerz, der nie kam. Kälte weckte Sasuke aus seinen Fieberträumen. Schneidende Kälte. Er zitterte unkontrollierbar und sein Arm pochte schmerzhaft. Ein seltsam unwirkliches Gefühl hatte Besitz von ihm ergriffen und ließ ihn nicht mehr los. Ihm war schwindelig. Dieses Gefühl der… Erlösung nach dem Tod in seinem Traum hatte so erschreckend real gewirkt. Und auch das, was Itachi davor getan hatte... Eine unerklärliche Panik, vermischt mit einem Gefühl des puren Ekels stieg in ihm auf und es dauerte eine Weile, bis er begriff, wo er eigentlich war. Der Geruch von Blut lag in der Luft. Der Geruch von seinem Blut. …tbc… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)