Bis(s) in den Tod von BabyG2005 ================================================================================ Kapitel 9: Wolfsjammer ---------------------- Angst ist ein starkes Gefühl. Ein Gefühl, dass bei jedem Menschen unterschiedlich stark und schwach ausgeprägt ist. Manche suchen geradezu den Nervenkitzel um von dem ausgestoßenen Adrenalin berauscht zu werden. Es gibt unterschiedliche Arten von Ängsten. Sei es die Angst um die Existenz, die Angst um die eigene Familie oder aber die Angst vor engen Räumen oder Tieren. Shana hatte nicht viele Ängste. Doch das sollte sich bald ändern. Eine neue Angst sollte hinzukommen. Die Angst vor Werwölfen. „Geht es dir etwas besser?“, fragte Chris besorgt. Shana nahm einen Schluck von ihrem Wasser und atmete einmal tief durch. „Ja. Es geht wieder.“ Nachdem Chris Shana durch die halbe Stadt geschleift hatte, machten sie in einem Schnellrestaurant halt. Sie setzten sich in eine ruhige Ecke und Shana fing an zu essen. Trotz der Ereignisse mit Akiko, haute sie ordentlich rein. Nachdem sie zwei Hamburger verschlungen hatte und gerade bei ihren Pommes war, begann Chris, ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Shana riss sich so lange zusammen, bis Chris geendet hatte, rannte dann auf die Toilette und übergab sich. Mehrmals. Sie liefen schon etwas länger durch die Gegend, damit Shana sich erholen konnte. „Du siehst immer noch sehr blass aus.“ „Mir geht es gut. Ehrlich.“ „Tut mir leid. Ich wollte nicht, dass es dir schlecht geht.“ „Du kannst ja nichts dafür. Ich meine, es ist deine Lebensgeschichte. Da kannst du nicht viel dran ändern.“ „Ich hätte es vielleicht ein bisschen schöner formulieren können. Außerdem, wenn ich gewusst hätte, dass du so reagierst, dann hätte ich sie dir nicht erzählt.“ Shana lächelte verkrampft. Allein der Gedanke an Chris` Lebensgeschichte bereitete ihr Unbehagen. Sie nahm einen weiteren Schluck von ihrem Wasser. Chris seufzte. „Ich hätte es dir wirklich nicht erzählen sollen.“ „Du musst dir keine Vorwürfe machen, Chris-chan. Ich war nur so überrascht, dass du zu deinen Lebzeiten so anders warst. Ich kann es mir nur sehr schlecht vorstellen. Und dass dein Vater so ein Mistkerl war, ist wirklich unglaublich. Ich bewundere dich, dass du das ausgehalten hast.“ Chris lächelte, sagte aber nichts weiter dazu. Sie gingen noch eine Weile schweigend nebeneinander her. Shana hatte sich inzwischen soweit wieder erholt, dass ihre Gesichtsfarbe nicht mehr der von Chris glich. „Soll ich dich zurückbringen?“ Shana nickte. Sie spürte, wie Chris ihre Arme um sie schlang und an sie presste. Im nächsten Moment befanden sie sich auch schon auf einem Dach. Shana kniff ihre Augen fest zusammen und klammerte sich an Chris. Doch es war keine Angst, die sie zu dieser Tat bewegte. Ganz und gar nicht. Sich mit Chris fortzubewegen war mehr als nur angenehm gewesen. Doch sie befürchtete, dass ihr wieder schlecht werden würde, wenn sie die Augen offen behielt. Den Weg zu Mika verbrachten sie schweigend. Erst als Chris Shana auf dem Balkon von Mikas zu Hause absetzte, fühlten sie sich wieder in der Lage zu sprechen. Chris musterte Shana eingehend, als sie wieder genügend Abstand zu einander hatten. Shana bemerkte es. „Mir geht es wirklich gut.“, beteuerte sie. „Ich bin noch nicht ganz überzeugt.“ „Du konntest ja nicht wissen, dass ich so reagieren würde. Du musst dir um mich keine Sorgen machen.“ „Mir tut es trotzdem leid.“ Shana lächelte. Dann wandte sie sich von Chris ab, lehnte sich leicht an die Balkonbrüstung und starrte in die Nacht. Chris trat neben sie. „Darf ich dir eine Frage stellen, Chris-chan?“ „Natürlich. Du kannst mich alles fragen.“ „Ethan und du… Wart ihr nur Freunde?“ Chris schwieg einen Moment. „Ja. Nur Freunde. Mehr nicht. Wieso fragst du?“ Shana zuckte leicht mit den Schultern. „Nur so.“ „Sicher? Du machst den Eindruck, als würde mehr dahinter stecken.“ Shana seufzte. „Naja. Es ist schwer vorstellbar, dass du mit Ethan befreundet warst. Ethan ist so… du weißt schon. Ihr seit so grundverschieden.“ Chris fing plötzlich an zu kichern und Shana sah sie ein wenig verärgert an. „Was ist daran so komisch?“ „Entschuldige bitte. Du bist nicht die Erste, die mich das fragt. Weißt du, Ethan und mich verbindet etwas. Es liegt nicht nur daran, dass wir unser Blut miteinander geteilt haben. Das trifft es nicht ganz. Wir verstehen uns eher auf mentaler Ebene. Ich weiß wie er denkt und er weiß wie ich denke. Wir respektieren und achten einander. Zumindest war es so, als wir in China waren. Doch seit ich mit Jay zusammen bin und mein Charakter so gegensätzlich dem von früher ist, hält Ethan Abstand zu mir. Ich verstehe ja, dass ihn meine Art nervt, aber er kapselt sich ab. Ich mache mir Sorgen, dass er noch einsamer wird.“ Chris seufzte entmutigt, was zu ihrem sonst so heiteren Gemüt überhaupt nicht passte. Shana konnte sich das alles nicht so wirklich vorstellen. Ethan und einsam? Er wollte es doch so oder nicht? Niemand zwang ihn dazu, Einzelgänger zu sein. Er wies doch jeden von sich der ihm zu Nahe kam. „Shana-san?“ Chris drehte sich zu ihr um und Shana ahnte nichts Gutes. „Ja?“, fragte sie deswegen vorsichtig. „Ich möchte dich um einen Gefallen bitten.“ „Was denn?“ „Freunde dich bitte mit Ethan an.“ „Was?“ Shana war entsetzt. Das konnte doch nicht ihr ernst sein. „Hör mir erst zu, bevor du widersprechen willst. Ethan braucht einen Freund. Er kommt zwar mit allen aus dem Clan aus, aber er distanziert sich. Nie würde er ihnen von seinen Problemen erzählen. Es gibt Leute, die sterben an Einsamkeit. Ich will nicht, dass Ethan auch so ein Schicksal widerfährt.“ „Das kannst du nicht von mir verlangen. Wir hassen uns. Ich will nicht mit ihm befreundet sein! Warum ich? Warum nicht du?“ „Er lässt mich nicht an sich ran.“, gestand Chris ein wenig beschämt. „Ach und mich lässt er oder was?“ „Ich weiß nicht. Vielleicht. Du sollst ja nicht gleich seine beste Freundin werden. Kümmere dich einfach ein wenig um ihn. Mehr verlange ich doch nicht. Vielleicht öffnet er sich dir von selbst, irgendwann.“ Chris klang leicht verärgert, was Shana ihr noch nicht mal übel nehmen konnte. Doch es war ihr egal. Chris war anscheinend nicht klar, was sie da verlangte. „Er hasst mich und ich hasse ihn. Das funktioniert einfach nicht.“ „Versuch es doch wenigstens. Was kann denn schon groß passieren?“ Shana viel da so einiges ein, aber das verschwieg sie Chris besser. Sie sah sie mit großen Augen an. Shana seufzte. Wie konnte sie diesen Rehaugen auch widerstehen? „Na gut.“, beteuerte sie zähneknirschend. „Aber das gefällt mir nicht, nur damit du es weißt. Und ich weiß, dass es ein sehr böses Ende nehmen wird.“, grummelte Shana. Chris ignorierte diese Voraussage und umarmte sie. „Danke. Das bedeutet mir viel. Du hast was gut bei mir.“ „Das will ich auch hoffen.“ Chris drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Ihre kalten Lippen hinterließen ein Kribbeln auf ihrer Haut. „Ruh dich aus und schlaf eine Nacht drüber. Dann kannst du dich vielleicht an den Gedanken gewöhnen.“ Chris lächelte sie noch einmal freundlich an und war im nächsten Moment verschwunden. Shana konnte sich ein aufseufzen nicht verkneifen, bevor sie wieder nach drinnen ging. Es dauerte auch nicht lange, bis sie umgezogen im Bett lag. Geistesabwesend starrte sie an die Decke und ließ den Tag noch einmal Revue passieren, beziehungsweise die Nacht. Sie dachte über Chris und ihr Leben nach. Chris hatte es mit ihrer Familie wirklich schlimm getroffen. Shana wusste nicht ob sie das ausgehalten hätte. Hätte sie das so einfach hinnehmen können? Wahrscheinlich nicht. Doch Ethan hatte sie gerettet und Jay hatte ihr ihre Lebensqualität wiedergegeben. Bei den Gedanken an Ethan, wallte Zorn in ihr auf. Was dachte Chris sich überhaupt dabei, so was von Shana zu verlangen? Wahrscheinlich nichts. Eine Freundschaft mit Ethan. Wie sollte das funktionieren? Ihr kam schon die Galle hoch, wenn sie nur an ihn dachte. Und dann gleich eine Freundschaft? Er hasste sie. Das hatte er ihr deutlich genug gesagt. Und Shana glaubte nicht, dass er seine Meinung ändern würde, nur weil Chris sich in den Kopf gesetzt hatte, dass er eine Freundin brauchte. Shana seufzte. Das war ein Versprechen, dass sie unmöglich halten konnte. Der Vormittag am nächsten Tag verlief recht ereignislos. Shana schlief lange und machte sich dann am Nachmittag auf den Weg nach Hause. Familie Kusuragi wollte sie natürlich noch länger bei sich behalten, aber Shana war wieder gesund und konnte diese Gastfreundschaft nicht länger in Anspruch nehmen. Außerdem war ihre Mutter sicher schon wütend genug und sie wollte dieses Gespräch nicht noch länger hinauszögern. Doch um nicht gänzlich undankbar zu erscheinen, ließ sie sich von Mika in der Limousine nach Hause fahren. Als sie dort ankam, runzelte sie verwundert die Stirn. Das Familienauto stand auf der Auffahrt und die Kofferraumtür war geöffnet. Sie konnte einige Gepäckstücke im Kofferraum ausmachen. Etwas irritiert öffnete sie die Haustür. Zu ihrer Überraschung stand ihr Vater im Flur. Und das nicht im Anzug, sondern in Freizeitkleidung. Aber was machte er zu Hause? Sonntags war er doch sonst immer zu irgendwelchen Geschäftsessen unterwegs oder spielte Golf. „Hallo Vater.“ Shana verneigte sich leicht. Ihr Vater, Taro Minabe, sah sie leicht verärgert an. „Shana. Hast du also doch den Weg nach Hause gefunden? Was denkst du dir überhaupt, Kusuragi-sama so lange zu belästigen?“ Shana wollte zu einer Antwort ansetzten, aber ihr Vater hob die Hand, um sie zum Schweigen zu bringen. „Sag nichts. Ich will deine Ausreden nicht hören. Wie konnte ich nur an so einen Nichtsnutz wie dich geraten? Du bist eine Schande.“ „Verzeih mir, Vater. Es wird nicht wieder vorkommen.“ „Das will ich auch hoffen. Du beschmutzt das Ansehen der Familie.“, sagte er missgelaunt. Dann wandte er sich ab und ging ins Wohnzimmer. Jetzt war Shana zwar gedemütigt, aber immer noch nicht schlauer. Sie schlüpfte aus ihren Straßenschuhen und zog ihre Hauspantoffel an. Kaum, dass sie den Flur betreten hatte, tauchte ihre Mutter auf. Sie trug ihren Reisekimono und einige Frischhalteboxen mit Essen. Was zum Teufel war hier eigentlich los? „Was machst du denn hier?“, fragte sie. Shana zuckte etwas zurück. Die Verachtung in der Stimme ihrer Mutter gefiel ihr nicht. „Ich dachte, wir wären dich endlich los.“ Shana konnte die Enttäuschung ihrer Mutter spüren. „Verzeih mir, Mutter.“ „Du kommst zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt.“, wischte sie ihre Entschuldigung weg. „Warum? Ist etwas passiert?“ Ihre Mutter blickte zornig. So als ob Shana etwas für ihre Unwissenheit konnte. „Deine Großmutter ist krank und wir fahren für eine Woche zu ihr um sie zu pflegen. Und du bleibst hier, verstanden?“ Shana war erstaunt. Eine Woche ohne ihre Familie? Jippie. Doch sie musste ihre Freude zügeln und Anteilnahme heucheln. Obwohl das eigentlich nicht notwendig war, da ihre Großmutter sie noch mehr hasste, als ihre Familie. Sie nannte Shana immer liebevoll Dämon oder Saatgut des Bösen. Wenn Shana ihre Großmutter besuchte, bespritzte diese sie immer mit Weihwasser und versuchte sie mit Bannzetteln aus dem Haus zu vertreiben. „Dann wünsche ihr eine gute Besserung von mir.“, sagte Shana hastig. „Wir wollen, dass sie gesund wird. Deine Genesungswünsche treiben sie wahrscheinlich direkt ins Grab.“ Wenn es doch nur so wäre. Bevor Shana etwas erwidern konnte, kam ihr Vater mit Ken aus dem Wohnzimmer. „Dann lasst uns fahren.“, sagte ihr Vater. „Benimm dich!“, brummte er an Shana gewandt und ihre Familie verließ dann geschlossen das Haus. Shana war alleine. Eine ganze Woche war sie alleine. Ihre Beine zitterten etwas, als sie in ihr Zimmer ging. Sie legte ihre Tasche ab und starrte sich im Spiegel an. Alleine. Ohne ihre Familie. Wenn sie in der Lage gewesen wäre zu weinen, dass hätte sie bestimmt literweise Tränen vergossen. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals so glücklich gewesen zu sein. Sie war gerade dabei zu überlegen, was sie mit ihrer Einsamkeit anstellen sollte, als ihr Handy klingelte. Der blecherne Klingelton ließ sie zusammenfahren. Dieses dämliche alte Schrottteil. Shana kramte es aus ihrer Tasche und ging ran. „Hallo?“ „Hey. Ich bin es, Mika.“ „Ist etwas passiert?“ Warum rief sie an? Sie hatten sich doch gerade erst gesehen. „Hast du Zeit?“ „Hast du so eine Sehnsucht nach mir?“ „Das auch. Aber ich will mich mit Sho treffen.“ Shana setzte sich aufs Bett. Den Zusammenhang verstand sie nicht so ganz. „Und was habe ich damit zu tun?“ „Nun ja… wie soll ich sagen…“ Shana wunderte sich. Sonst war Mika doch nie um Worte verlegen, sehr zu ihrem Leidwesen. Sie ahnte Böses, als Mika am anderen Ende der Leitung tief Luft holte. „Also. Ich habe Vater gesagt, dass ich mich mit dir in der Stadt treffe, obwohl ich mich eigentlich mit Sho treffen wollte. Vater meinte dass er in der Stadt zu tun hat. Er hat mir dann vorgeschlagen, mich mitzunehmen und wir Drei uns dann treffen und was essen gehen könnten, nach seinem Termin. Ich konnte ihm nicht die Wahrheit sagen. Du weißt ja wie er über Männer in meinem Leben denkt. Aus diesem Grund rufe ich an. Würde es dir etwas ausmachen dich mit mir und Vater treffen? Wenn er dann geht, will ich mich mit Sho treffen.“ Shana schwieg. Mika war wirklich abgebrüht, aber sie konnte es ihr nicht verübeln. Hiroshi war zwar lieb, nett und sehr tolerant, aber den zukünftigen Mann von Mika wollte er aussuchen. In dieser Sache war er sehr streng gewesen. „Okay.“, stimmte Shana dann zu. Sie schuldete Mika für die vergangenen Tage etwas. Und ein Treffen mit Hiroshi war ihr nicht unangenehm. Und im Prinzip hatte sie eh nichts zu tun, also warum nicht? „Holst du mich ab?“ „Du machst es?“ „Habe ich doch gerade gesagt.“ „Ich liebe dich.“ „Jaja. Holst du mich nun ab oder nicht?“ „Natürlich. In einer Stunde sind wir da.“ „Gut. Bis dann.“ Shana legte auf. Die Stunde Wartezeit vertrieb sie sich mit umziehen und fernsehen. Und ehe sie sich versah, saß sie auch schon in der Limousine zusammen mit Mika und ihrem Vater. Nach dem Termin von Hiroshi fuhren sie dann in die Stadt und er lud „seine Mädchen“ zum Essen ein. Es war wunderbar. Er ließ die beiden erst alleine, als es bereits dunkel war. Gemeinsam gingen die Mädchen dann zum Treffpunkt, wo Mika und Sho sich verabredeten hatten. „Ach ja, Shana.“, begann Mika aus heiterem Himmel. „Weißt du eigentlich schon, dass für zwei Wochen die Schule ausfällt?“ Shana blieb ruckartig stehen. „Was?“ Auch Mika blieb stehen. „Es kam in den Nachrichten, die Schule hat ein Problem mit Ungeziefer. Das Ausräuchern dauert zwei Wochen haben die im Fernsehen gesagt.“ „Wirklich?“ „Ja.“ Shana fing an zu grinsen. Meinte das Schicksal doch gut mit ihr? Hatte sie doch endlich mal Glück? Während des ganzen Weges zum Treffpunkt strahlte sie wie ein Honigkuchenpferd. Als Shana Mika sicher bei Sho abgeliefert hatte, verabschiedete sie sich von den Beiden und machte sich auf den Weg nach Hause. Da es schon spät war, fuhr weder Zug noch Bahn, also musste Shana laufen. Und sie konnte sich darüber noch nicht einmal ärgern. Dafür hatte sie viel zu gute Laune. Sie war von diesem Gefühl so sehr beflügelt, dass sie nicht wirklich merkte, welche Wege sie einschlug. Erst ein Geräusch brachte sie wieder in die Realität. Shana zuckte zusammen und bemerkte auf einmal, wo sie sich befand. Geistesabwesend, wie sie war, war sie durch eine Häusergasse gelaufen. Links und rechts an den Häuserwänden befanden sich Müllcontainer und diverser anderer Unrat. Diese Gasse wurde von einer Laterne nur schwach beleuchtet. Das Geräusch, welches sie erschreckt hatte, war von einer Katze gekommen, die eine leere Dose umgeworfen hatte. Shana atmete auf. Doch plötzlich kam ihr dieses Schema sehr bekannt vor. Eine Gänsehaut überzog ihren Körper, als sie sich wieder erinnerte, woher sie diese Szene kannte. Ethan hatte sie zu so einer Gasse geführt, als er ihr einen Beweis für die Existenz von Werwölfen liefern wollte. Sollte sie umkehren? Aber sie konnte das Ende der Gasse schon sehen. Es waren vielleicht nur noch dreißig Meter und dann wäre sie wieder auf einer belebten Straße. Stell dich nicht so an, schalt sie sich in Gedanken. Shana atmete tief durch und machte einen Schritt. Wieder ertönte ein Geräusch und sie drehte sich um, konnte jedoch nichts sehen. Als sie sich umwandte, um aus der Gasse zu rennen, standen plötzlich zwei Gestalten vor ihr. Ihr Herzschlag setzte für zwei Momente aus. Entweder waren das Typen, die sie vergewaltigen oder ausrauben wollten, oder es waren Werwölfe. Was anderes konnte sie sich nicht vorstellen, denn die Beiden grinsten auf unangenehme Weise. Shana machte einen Schritt nach rechts, doch einer der Beiden stellte sich ihr in den Weg. Er hatte schwarzes schulterlanges Haar. Seine Augen waren so dunkel, dass sie seine Augenfarbe nicht bestimmen konnte. „Wo willst du denn hin, Süße?“ Seine Stimme hatte einen tiefen Bass und Shana lief es eiskalt den Rücken runter. Er trat noch einen Schritt auf sie zu und Shana rümpfte die Nase. Ein unangenehmer Gestank wehte zu ihr herüber. Es war nicht übermäßiges Parfüm gewesen, sondern er stank nach totem Fleisch. Der Geruch kam ihr bekannt vor und dann erinnerte sie sich wieder. Die Typen, die Ethan bei ihrer ersten Begegnung verfolgt hatten, stanken genauso. Also doch Werwölfe? „Lass mich bitte vorbei.“ Shana machte noch einen Schritt nach rechts, aber der Typ tat es ihr gleich. „Bleib doch noch ein bisschen hier. Wir werden dich auch bestimmt nicht langweilen.“ Nun lachte auch der andere Typ, der sich eher im Hintergrund hielt. Shana sah kurz zu ihm. Er hatte kurze blonde Haare und sah nicht wie ein Japaner aus. Ausländer? Langsam tastete sie in ihrer Tasche nach der halben Telefonzelle, die sich Handy nannte. Doch kaum hatte sie es in der Hand, da war es auch schon wieder weg. Der Typ vor ihr hatte es. Das ging so schnell, dass Shana noch nicht mal gesehen hatte, wie er es sich gegriffen hatte. „Das wirst du nicht brauchen.“ Dann zerquetschte er das Handy mit der bloßen Hand und ließ das, was davon noch übrig war, zu Boden fallen. Das reichte. Werwolf oder nicht. Niemand verging sich an ihren Sachen. Sie verdrängte das natürliche Gefühl von Angst und ersetzte es durch Wut. Sie war sich der Gefahr einfach nicht bewusst. „Spinnst du?“, fauchte sie ihn an. Der Typ schien etwas verdutzt, doch dann grinste er. „Was für eine Wildkatze. Oder was meinst du, Jean?“ Der Blonde lachte. „Da stimme ich dir zu, Kato.“ Shana wurde jetzt richtig wütend. „Geht mir endlich aus dem Weg!“, befahl sie. Doch anstatt, dass sie vor Ehrfurcht zurückwichen, lachten sie nur wieder. Wäre ja auch zu schön gewesen. Shana versuchte sich an Kato vorbeizudrängeln und schubste ihn ein wenig, doch er ergriff ihr Handgelenk und schleuderte sie an die Wand. Irgendwas knackte und Shana verspürte Schmerzen. Vielleicht hatte sie sich eine Rippe angeknackst, aber sie konnte sich nicht sicher sein. Aber im Grunde war ihr das egal, denn jetzt bekam sie es richtig mit der Angst zu tun. Dieser Kato hatte wirklich außergewöhnliche Kraft. Drohend stand er vor ihr. „Du gehst nirgendwohin.“, bellte Kato. Shana wurde übel und fing an zu zittern. Kato trat einen Schritt zurück. „Vielleicht sollte ich dir mal zeigen, mit wem du es hier zu tun hast, Süße.“ In einem Moment stand noch ein Mensch vor ihr und im nächsten ein über zwei Meter großer, beharrter, schwarzer Werwolf. Shana öffnete den Mund um zu schreien, doch kein Laut entwich ihrer Kehle. Der Wolf zeigte seine Zähne und fing an zu jaulen. Ihre Knie gaben nach und sie sackte an der Hauswand zu Boden. Wie war das noch mal? Das Schicksal meinte es gut mit ihr? Von wegen. Jean lachte. „Mensch Kato. Erschreck die Kleine doch nicht so.“ Und dann verwandelte Jean sich ebenfalls. Er hatte gelb- orange Fell, doch das interessierte Shana nicht. Sie würde sterben. Ihr Atem ging stoßweise und ihre Arme fielen schlaff herunter. Plötzlich fühlte sie etwas Kaltes an ihrer rechten Hand. Sie schielte hinunter. Ihre Hand hatte eine Rohrstange ertastet. Sollte sie es wirklich wagen sich zu wehren oder sich kampflos ihrem Schicksal ergeben? Kämpf, du dusselige Kuh! Shana holte tief Luft und umfasste die Rohrstange. Zitternd stand sie auf. Die Werwölfe lachten. „Wie niedlich.“, spottete Kato. Ein wenig wunderte Shana sich, dass sie in dieser Form sprechen konnten, aber was wusste sie schon? Sie schob den Gedanken beiseite, weil sie sich auf andere Sachen konzentrieren musste. Mit festem Blick sah sie die Werwölfe an. „Ich mach euch fertig!“ Ihre Stimme klang nicht so entschlossen, wie sie eigentlich sollte, aber was machte das schon. Man konnte schließlich nicht alles haben. Sie ergriff mit beiden Händen die Rohrstange. „Na los! Wenn ihr mich fressen wollt, dann müsst ihr wohl mit mir kämpfen.“ „Nur zu gerne, Süße.“ Kato kam wieder auf sie zu. Dann beugte er seine Knie und sprang Shana an. Sie schrie, kniff die Augen zusammen und holte aus. Es erklang ein dumpfes Geräusch und sie spürte, wie ihre Hände und Arme anfingen zu schmerzen. Sie biss sich auf die Lippe, damit sie die Rohrstange nicht fallen ließ. Shana öffnete sie Augen und sah, dass Kato etwas entfernt von ihr auf dem Boden lag. Jean lachte. „Na jetzt hat sie es dir aber gegeben.“ Kato stand auf und schüttelte den Kopf. Ein tiefes Knurren drang aus seiner Kehle. „Na warte. Das büßt du mir!“, drohte er mit seiner tiefen Stimme. Shana wusste, dass ihr Trick nicht ein zweites Mal funktionieren würde. Das war es dann wohl. Zumindest hatte sie ihn einmal getroffen. Ein befriedigendes Gefühl und wohl auch ihr letztes. Als Kato wieder auf sie zugehen wollte, ertönte plötzlich ein lauter Knall und die Werwölfe sprangen beide zurück. Knurrend wandten sie ihre Köpfe nach oben. Anstatt wegzurennen und dankbar für diese Ablenkung zu sein, tat sie es ihnen gleich. Eine dunkle Gestalt stand auf einem der Dächer. Dann machte sie einen Schritt nach vorn und segelte zu Boden. Shana schluckte, als diese Gestalt sanft wie eine Katze vor ihr landete. Diesen Ledermantel kannte sie doch. „Ich hoffe, dass ist keine Privatparty und ich darf auch ein bisschen mit feiern.“, sagte die Gestalt. Shana zitterte. „Ethan?“, flüsterte sie. „Wer sonst, blöde Kuh?!“ And that´s all? Oh man. Schlimmes Kapitel. Da war nix mehr zu retten. Sorry wegen der Verspätung, aber im Moment kriegen alle meine Freunde ihre Kinder und des is etwas stressig. Nun gut. Erstmal wie immer vielen lieben Dank für die Kommentare. Mein einziger Lichtblick im Moment. Nächstes Update ist dann Ende März. Freue mich schon auf Kritik. Und sorry, dass es so kurz ist. Bis denn dann BabyG Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)